Stahlzeit l sst die Sonne - Steinbachwiesen Open Air · 2017. 8. 22. · 8 STEINBACHWIESEN OPEN AIR...

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STEINBACHWIESEN OPEN AIR 8 Montag 21. AUGUST 2017 OZ Jede Menge Pyrotechnik, eine spektakuläre Show und Musiker, die sich hinter dem Original kaum verstecken müssen: Stahlzeit haben in den Fürther Steinbachwie- sen einen großartigen Rammstein-Tribute abgeliefert. Im Vorprogramm überzeugen die Deutsch-Punker White Sparrows. BILD: THOMAS GIERTH In der ersten Reihe: Fans jeden Alters haben sich am Samstag quer durch die musikalischen Schaffensphasen von Rammstein führen lassen. Stahlzeit reihte zwei Stunden lang Klassiker an Klassiker. BILDER (2): PHILIPP REIMER Die beeindruckende Bühne in dem Fürther Naherholungsgebiet erlebte über drei Tage großartige Konzerte. So richtig „ins Brennen“ geriet sie bei der aufwendigen Licht- und Pyroshow von Stahlzeit. Stahlzeit lässt die Sonne Rammsteins glühen Von unserer Mitarbeiterin Sarah Stephan FÜRTH. Das nunmehr vierte Stein- bachwiesen Open Air – benannt nach dem Veranstaltungsort auf dem Gelände des schönen Genera- tionenparks in Fürth – bestätigte am Wochenende einmal mehr mit hochkarätigen Bands und toller Stimmung seine gewachsene und große Beliebtheit – nicht nur bei re- gionalen Bürgern. So kamen auch in diesem Jahr wieder viele Besucher aus ganz Deutschland. „Zwar war der gestrige Freitag- abend aufgrund des Wetters nicht wirklich optimal besucht, aber das tat und tut der Stimmung keinen Abbruch“, verrät Hauptorganisator Kurt Schmitt vom veranstaltenden Verein FC Fürth, der gemeinsam nicht nur mit den Vereinsmitglie- dern, sondern auch vielen ehren- amtlichen Helfern und mittlerweile über 30 Gewerbetreibenden der Umgebung dafür sorgte, dass die Festivalbesucher wieder einmal eine atemberaubende Kulisse auf der Steinbachwiese empfing. Hierin steckt viel Vorbereitung und Arbeit, denn neben der riesigen Bühne und den vielen Ständen mit Getränken und Essen, sorgten auch die bunt beleuchteten Bäume bereits ohne die Auftritte der Bands für eine be- sondere Stimmung bei den Besu- chern. Bunt gemischtes Publikum Und so kamen auch am Samstag- abend bereits lange vor Beginn der Konzerte viele Musikfreunde, die sich schließlich auch an den vielen Stehtischen zusammenfanden und für eine bunte Mischung aus Jung und Alt sorgten, während sie schon ungeduldig auf die regionale Band White Sparrows und die berühmte Rammstein-Tribute-Band Stahlzeit warteten. So ließen sich Szenen beobach- ten, in denen gestandene Rocker und Metaller in ihrer „typisch har- ten und schwarzen“ Kluft mit Band- tribals, gemeinsam mit jungen Menschen in unschuldigem Blüm- chenkleid oder coolen Baggy Pants schließlich mit dem Lied, das auch der Titel ihrer aktuellen CD ist, „Sound der Generation“, einem Le- bensgefühl eine laute musikalische Stimme zu verleihen, „denn die Mu- sik ist ein Sprachrohr, um auf die Missstände in dieser Welt aufmerk- sam zu ma- chen.“ Ein ge- lungener Start des Abends, unterhielten sich nun in der kurzen Pause generationen- übergreifend viele über die rockig verpackten Gedanken, disku- tierten miteinander und fanden schließlich beim nächsten Bier ei- nen gemeinsamen Nenner. Hier sollte nun Stahlzeit, als beste Tribute-Band von Rammstein be- kannt, noch das gewisse Extra mehr liefern, füllt diese Band normaler- weise riesige Hallen und Stadien und kommt dennoch bereits das zweite Mal „zu ihrem kleinen, aber feinen Veranstaltungsort“, dem Steinbachwiesenfestival. Und so starteten sie gleich fulminant und standen nicht nur in ihrer Erschei- nung – Frontmann Heli Reissenwe- ber könnte Rammstein-Sänger Till Lindemann glatt als Double dienen –, der gesanglichen und musikali- schen Qualität, sondern auch mit ihrer atemberaubenden und im wahrsten Sinne des Wortes einhei- zenden Pyroshow dem Original in nichts nach. Ein feuriger Ritt Und so nahm Stahlzeit die Besucher mit auf einen feurigen Ritt durch die verschiedensten Rammstein-Alben, die jedem Fan genüge taten und der Menge vor der Bühne bei taktgenau passenden Feuer- und Nebelsalven unvergessliche Eindrücke bescher- ten. So sprühten bei „Asche zu Asche“, „Sehnsucht“, „Sonne“ oder „Mein Herz brennt“ nur so die Feu- erfunken aus der Bühnenanlage, den Gitarren und sogar den aufwen- digen Westen, die die Bandmitglie- der trugen. Angesichts der Wärmeentwick- fröhlich auf den anstehenden Abend anstießen – ein Bild, das sich in dieser Form immerzu auf Festi- vals entdecken lässt und zeigt, wel- chen Namen sich das Steinbachwie- sen Open Air bereits gemacht hat. Und so ließen die White Spar- rows auch nicht lange auf sich warten, ließen mit „Es ist nicht so“ gleich fetzigen Akkorden durch die Bo- xen hämmern und überzeug- ten einmal mehr mit ihrem Motto „Punkrock aus Südhessen mit sozi- alkritischen Texten“. Ihre antifaschistische Haltung – verpackt in mitreißende Akkorde – brachte die Menge sofort zum Tan- zen. Neben nachdenklichen Titeln, wie „Greif nach den Sternen“ und „Narben der Vergangenheit“, kriti- sierte die Band auch in „Lieber Staat“ die momentane politische Lage, um nach vielen Zugabe-Rufen lung, die allein noch am hinteren Rand des Geländes zu spüren war, lässt darauf schließen, was diese Band hier unter vollem Körperein- satz ablieferte und was das regionale Technikteam an diesem Abend leis- tete – kämpften sich so manche tan- zende Besucher schwitzend und entkräftet zum nächsten Getränke- stand, um nach einem kühlenden Schluck gleich wieder in die tanzen- de Menge abzutauchen. Nach 20 Songs aus der langen Bandge- schichte von Rammstein wollte da- her niemand den Abend enden las- sen und so holte Stahlzeit bei der Zugabe mit „Bück Dich“, „Ich will“ und schließlich dem finalen High- light „Engel“ nicht nur alles aus sich, sondern auch aus der feiernden Menge heraus. Einmal mehr zeigte sich, dass Musik kritisch, laut, nachdenklich, hart und auch feurig heiß sein kann, aber dabei immerzu generationen- übergreifend Menschen miteinan- der verbindet und das Steinbach- wiesen Open Air hierfür eine opti- male Bühne ist. Matinee: Die Revivalband von Simon and Garfunkel überwältigt das Publikum mit guten alten Gefühlen Mit Boxer, Boy und Cecilia im Park FÜRTH. Es war nicht im September 1981 im Central Park in New York beim „Wiederfindungskonzert“ von Simon and Garfunkel. Es war auch nicht im Mai 1982 auf dem Bieberer Berg in Offenbach, wo die beiden eine Station bei ihrer Abschieds- tournee in Deutschland einlegten. Es war im Hier und Jetzt und es war in Fürth in den Steinbachwiesen, beim großen Konzertwochenende des Veranstalters FC Fürth. Zur Ma- tinee am Sonntag kam die „Si- mon & Garfunkel-Revival-Band“ aus Erfurt und feierte mit zahlrei- chen Fans aus Fürth und dem We- schnitztal „Wiederauferstehung“. Die Musiker und gut 400 Zuschauer schwelgten in Erinnerungen, hin- gen den guten alten Zeiten, schein- bar vergessenen Gefühlen und der eigenen Jugend nach. Mehrere Hundert Besucher ließen sich gestern von der Simon & Garfunkel-Revival-Band auf einen Nostalgie-Trip mitnehmen. BILDER: FRITZ KOPETZKY Flöte oder zur Geige greift, wenn der Bassist auch mal die Trommel be- dient oder am Keyboard sitzt. Das Publikum kam aus dem Schwelgen gar nicht mehr heraus, fühlte wie der arme Junge, der sich durchbo- xen musste („The Boxer“, das Lala- lei-Lied), oder wie der „Only livin’ Boy in New York“, hatte ordentlich Brass auf „Cecilia“, die ihm das Herz brach, hatte Sehnsucht nach zu Hause („Homeward Bound“) und, und, und. Beim Sound of Silence wird jedem wieder mal bewusst, dass die Leute reden, ohne etwas zu sagen, dass sie zuhören, ohne zuzu- hören, bei „I am a Rock“, dass ein Stein keinen Schmerz fühlt, und dass der Liebende bereit ist, sich für seine Angebetete hinzulegen wie eine Brücke über reißendes Wasser: „Like a Bridge over Troubled Wa- ter“. Es fühlte sich zurückversetzt in die „Reifeprüfung“, wo „Mrs. Robin- son“ den armen jungen Benjamin Braddock verführte. In der Poesie der Lieder von Si- mon & Garfunkel liegt so viel unum- stößliche Weisheit, ihre Melodien werden nie vergehen. Oder wie sag- te es anfangs Chef-Organisator Kurt Schmitt treffend: „Als junger Mann bin ich auf Konzerte nach Mann- heim, Heidelberg, Frankfurt gefah- ren. Heute kommen die Frankfurter, Mannheimer, Heidelberger zu uns.“ Es waren auch ein paar Weinheimer darunter. mk Dazu hat alles gepasst. Der weiß- blaue Himmel hielt seine Schleusen dicht. Die Sonne lugte bisweilen vor. Die Musiker Michael Frank (Paul Si- mon) und Guido Reuter (Art Gar- funkel) fühlten sich mit ihren Be- gleitern von der ersten Minute an in Fürth sichtlich wohl. Ihr Loblied auf Fürth, die Steinbachwiesen und die Atmosphäre, den freundlichen Empfang, den großen Applaus woll- te kein Ende nehmen. Sie gaben da- für einiges von der Bühne zurück: mit Einfühlsamkeit, gesanglichen und instrumentalen Fertigkeiten, mit Gefühl für Authentizität und ei- genen Interpretationen und Raffi- nessen. Im Publikum begann ein Mitwip- pen (auch ein Mitkatschen, wenn es sein musste), ein Mitsingen, mit Freude am Dabeisein am großen Er- eignis. Noch einmal wurde deutlich, welche Meilensteine der Kleine (Paul) und der Große (Art) in der Ge- schichte der Popmusik setzten, mit lyrischen, nachdenklichen und Ewigkeitswert besitzenden Texten sowie mit Melodien, die sofort über- springen und auf ewig haften blei- ben. So jagte natürlich auch in den Steinbachwiesen ein Hit den ande- ren des weltweit am besten bekann- ten Gesangs-Duos. Die Revival Band ist mit den Mul- tiinstrumentalisten Sebastian Fritz- lar, Sven Lieser und Mirko Sturm bestens besetzt. Zusammen mit ih- ren Frontleuten Frank und Reuter lassen sie mit ihren bis ins Detail ab- gestimmten Darbietungen die Grenzen zwischen Original und Ko- pie verschwimmen. Dafür sorgen die übereinstimmenden Stimmla- gen mit den Vorbildern ebenso wie die abwechselnde Besetzung, wenn Reuter bei den allergrößten Hits zur Lassen die Musik eines der berühmtesten Duos der Pop-Geschichte – Simon & Garfunkel – wieder aufleben: Aus Erfurt stammt die Band, die in Fürth großflächig Gefühle streute. „Musik ist ein Sprachrohr, um auf die Missstände in dieser Welt aufmerksam zu machen DIE WHITE SPARROWS REGEN AUCH ZUM NACHDENKEN AN

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  • STEINBACHWIESEN OPEN AIR8 Montag21. AUGUST 2017OZ

    Jede Menge Pyrotechnik, eine spektakuläre Show und Musiker, die sich hinter dem Original kaum verstecken müssen: Stahlzeit haben in den Fürther Steinbachwie-sen einen großartigen Rammstein-Tribute abgeliefert. Im Vorprogramm überzeugen die Deutsch-Punker White Sparrows. BILD: THOMAS GIERTH

    In der ersten Reihe: Fans jeden Alters haben sich am Samstag quer durch die musikalischen Schaffensphasen vonRammstein führen lassen. Stahlzeit reihte zwei Stunden lang Klassiker an Klassiker. BILDER (2): PHILIPP REIMER

    Die beeindruckende Bühne in dem Fürther Naherholungsgebiet erlebte über drei Tage großartige Konzerte. So richtig„ins Brennen“ geriet sie bei der aufwendigen Licht- und Pyroshow von Stahlzeit.

    Stahlzeitlässt die

    SonneRammsteins

    glühen

    Von unserer MitarbeiterinSarah Stephan

    FÜRTH. Das nunmehr vierte Stein-bachwiesen Open Air – benanntnach dem Veranstaltungsort aufdem Gelände des schönen Genera-tionenparks in Fürth – bestätigte amWochenende einmal mehr mithochkarätigen Bands und tollerStimmung seine gewachsene undgroße Beliebtheit – nicht nur bei re-gionalen Bürgern. So kamen auch indiesem Jahr wieder viele Besucheraus ganz Deutschland.

    „Zwar war der gestrige Freitag-abend aufgrund des Wetters nichtwirklich optimal besucht, aber dastat und tut der Stimmung keinenAbbruch“, verrät HauptorganisatorKurt Schmitt vom veranstaltendenVerein FC Fürth, der gemeinsamnicht nur mit den Vereinsmitglie-dern, sondern auch vielen ehren-amtlichen Helfern und mittlerweileüber 30 Gewerbetreibenden derUmgebung dafür sorgte, dass dieFestivalbesucher wieder einmaleine atemberaubende Kulisse auf

    der Steinbachwiese empfing. Hierinsteckt viel Vorbereitung und Arbeit,denn neben der riesigen Bühne undden vielen Ständen mit Getränkenund Essen, sorgten auch die buntbeleuchteten Bäume bereits ohnedie Auftritte der Bands für eine be-sondere Stimmung bei den Besu-chern.

    Bunt gemischtes PublikumUnd so kamen auch am Samstag-abend bereits lange vor Beginn derKonzerte viele Musikfreunde, diesich schließlich auch an den vielenStehtischen zusammenfanden undfür eine bunte Mischung aus Jungund Alt sorgten, während sie schonungeduldig auf die regionale BandWhite Sparrows und die berühmteRammstein-Tribute-Band Stahlzeitwarteten.

    So ließen sich Szenen beobach-ten, in denen gestandene Rockerund Metaller in ihrer „typisch har-ten und schwarzen“ Kluft mit Band-tribals, gemeinsam mit jungenMenschen in unschuldigem Blüm-chenkleid oder coolen Baggy Pants

    schließlich mit dem Lied, das auchder Titel ihrer aktuellen CD ist,„Sound der Generation“, einem Le-bensgefühl eine laute musikalischeStimme zu verleihen, „denn die Mu-sik ist ein Sprachrohr, um auf dieMissstände in dieser Welt aufmerk-

    sam zu ma-chen.“ Ein ge-lungener Startdes Abends,unterhieltensich nun in derkurzen Pausegenerationen-übergreifendviele über die

    rockig verpackten Gedanken, disku-tierten miteinander und fandenschließlich beim nächsten Bier ei-nen gemeinsamen Nenner.

    Hier sollte nun Stahlzeit, als besteTribute-Band von Rammstein be-kannt, noch das gewisse Extra mehrliefern, füllt diese Band normaler-weise riesige Hallen und Stadienund kommt dennoch bereits daszweite Mal „zu ihrem kleinen, aberfeinen Veranstaltungsort“, dem

    Steinbachwiesenfestival. Und sostarteten sie gleich fulminant undstanden nicht nur in ihrer Erschei-nung – Frontmann Heli Reissenwe-ber könnte Rammstein-Sänger TillLindemann glatt als Double dienen–, der gesanglichen und musikali-schen Qualität, sondern auch mitihrer atemberaubenden und imwahrsten Sinne des Wortes einhei-zenden Pyroshow dem Original innichts nach.

    Ein feuriger RittUnd so nahm Stahlzeit die Besuchermit auf einen feurigen Ritt durch dieverschiedensten Rammstein-Alben,die jedem Fan genüge taten und derMenge vor der Bühne bei taktgenaupassenden Feuer- und Nebelsalvenunvergessliche Eindrücke bescher-ten. So sprühten bei „Asche zuAsche“, „Sehnsucht“, „Sonne“ oder„Mein Herz brennt“ nur so die Feu-erfunken aus der Bühnenanlage,den Gitarren und sogar den aufwen-digen Westen, die die Bandmitglie-der trugen.

    Angesichts der Wärmeentwick-

    fröhlich auf den anstehendenAbend anstießen – ein Bild, das sichin dieser Form immerzu auf Festi-vals entdecken lässt und zeigt, wel-chen Namen sich das Steinbachwie-sen Open Air bereits gemacht hat.

    Und so ließen die White Spar-rows auchnicht lange aufsich warten,ließen mit „Esist nicht so“gleich fetzigenAkkordendurch die Bo-xen hämmernund überzeug-ten einmal mehr mit ihrem Motto„Punkrock aus Südhessen mit sozi-alkritischen Texten“.

    Ihre antifaschistische Haltung –verpackt in mitreißende Akkorde –brachte die Menge sofort zum Tan-zen. Neben nachdenklichen Titeln,wie „Greif nach den Sternen“ und„Narben der Vergangenheit“, kriti-sierte die Band auch in „LieberStaat“ die momentane politischeLage, um nach vielen Zugabe-Rufen

    lung, die allein noch am hinterenRand des Geländes zu spüren war,lässt darauf schließen, was dieseBand hier unter vollem Körperein-satz ablieferte und was das regionaleTechnikteam an diesem Abend leis-tete – kämpften sich so manche tan-zende Besucher schwitzend undentkräftet zum nächsten Getränke-stand, um nach einem kühlendenSchluck gleich wieder in die tanzen-de Menge abzutauchen. Nach 20Songs aus der langen Bandge-schichte von Rammstein wollte da-her niemand den Abend enden las-sen und so holte Stahlzeit bei derZugabe mit „Bück Dich“, „Ich will“und schließlich dem finalen High-light „Engel“ nicht nur alles aus sich,sondern auch aus der feierndenMenge heraus.

    Einmal mehr zeigte sich, dassMusik kritisch, laut, nachdenklich,hart und auch feurig heiß sein kann,aber dabei immerzu generationen-übergreifend Menschen miteinan-der verbindet und das Steinbach-wiesen Open Air hierfür eine opti-male Bühne ist.

    Matinee: Die Revivalband von Simon and Garfunkel überwältigt das Publikum mit guten alten Gefühlen

    Mit Boxer, Boy und Cecilia im ParkFÜRTH. Es war nicht im September1981 im Central Park in New Yorkbeim „Wiederfindungskonzert“ vonSimon and Garfunkel. Es war auchnicht im Mai 1982 auf dem BiebererBerg in Offenbach, wo die beideneine Station bei ihrer Abschieds-tournee in Deutschland einlegten.Es war im Hier und Jetzt und es warin Fürth in den Steinbachwiesen,beim großen Konzertwochenende

    des Veranstalters FC Fürth. Zur Ma-tinee am Sonntag kam die „Si-mon & Garfunkel-Revival-Band“aus Erfurt und feierte mit zahlrei-chen Fans aus Fürth und dem We-schnitztal „Wiederauferstehung“.Die Musiker und gut 400 Zuschauerschwelgten in Erinnerungen, hin-gen den guten alten Zeiten, schein-bar vergessenen Gefühlen und dereigenen Jugend nach.

    Mehrere Hundert Besucher ließen sich gestern von der Simon & Garfunkel-Revival-Band aufeinen Nostalgie-Trip mitnehmen. BILDER: FRITZ KOPETZKY

    Flöte oder zur Geige greift, wenn derBassist auch mal die Trommel be-dient oder am Keyboard sitzt. DasPublikum kam aus dem Schwelgengar nicht mehr heraus, fühlte wieder arme Junge, der sich durchbo-xen musste („The Boxer“, das Lala-lei-Lied), oder wie der „Only livin’Boy in New York“, hatte ordentlichBrass auf „Cecilia“, die ihm das Herzbrach, hatte Sehnsucht nach zuHause („Homeward Bound“) und,und, und. Beim Sound of Silencewird jedem wieder mal bewusst,dass die Leute reden, ohne etwas zusagen, dass sie zuhören, ohne zuzu-hören, bei „I am a Rock“, dass einStein keinen Schmerz fühlt, unddass der Liebende bereit ist, sich für

    seine Angebetete hinzulegen wieeine Brücke über reißendes Wasser:„Like a Bridge over Troubled Wa-ter“. Es fühlte sich zurückversetzt indie „Reifeprüfung“, wo „Mrs. Robin-son“ den armen jungen BenjaminBraddock verführte.

    In der Poesie der Lieder von Si-mon & Garfunkel liegt so viel unum-stößliche Weisheit, ihre Melodienwerden nie vergehen. Oder wie sag-te es anfangs Chef-Organisator KurtSchmitt treffend: „Als junger Mannbin ich auf Konzerte nach Mann-heim, Heidelberg, Frankfurt gefah-ren. Heute kommen die Frankfurter,Mannheimer, Heidelberger zu uns.“Es waren auch ein paar Weinheimerdarunter. mk

    Dazu hat alles gepasst. Der weiß-blaue Himmel hielt seine Schleusendicht. Die Sonne lugte bisweilen vor.Die Musiker Michael Frank (Paul Si-mon) und Guido Reuter (Art Gar-funkel) fühlten sich mit ihren Be-gleitern von der ersten Minute an inFürth sichtlich wohl. Ihr Loblied aufFürth, die Steinbachwiesen und dieAtmosphäre, den freundlichenEmpfang, den großen Applaus woll-

    te kein Ende nehmen. Sie gaben da-für einiges von der Bühne zurück:mit Einfühlsamkeit, gesanglichenund instrumentalen Fertigkeiten,mit Gefühl für Authentizität und ei-genen Interpretationen und Raffi-nessen.

    Im Publikum begann ein Mitwip-pen (auch ein Mitkatschen, wenn essein musste), ein Mitsingen, mitFreude am Dabeisein am großen Er-eignis. Noch einmal wurde deutlich,welche Meilensteine der Kleine(Paul) und der Große (Art) in der Ge-schichte der Popmusik setzten, mitlyrischen, nachdenklichen undEwigkeitswert besitzenden Textensowie mit Melodien, die sofort über-springen und auf ewig haften blei-ben. So jagte natürlich auch in denSteinbachwiesen ein Hit den ande-ren des weltweit am besten bekann-ten Gesangs-Duos.

    Die Revival Band ist mit den Mul-tiinstrumentalisten Sebastian Fritz-lar, Sven Lieser und Mirko Sturmbestens besetzt. Zusammen mit ih-ren Frontleuten Frank und Reuterlassen sie mit ihren bis ins Detail ab-gestimmten Darbietungen dieGrenzen zwischen Original und Ko-pie verschwimmen. Dafür sorgendie übereinstimmenden Stimmla-gen mit den Vorbildern ebenso wiedie abwechselnde Besetzung, wennReuter bei den allergrößten Hits zur

    Lassen die Musik eines der berühmtesten Duos der Pop-Geschichte – Simon & Garfunkel – wieder aufleben: Aus Erfurt stammt die Band, die inFürth großflächig Gefühle streute.

    „Musik ist ein Sprachrohr,um auf die Missstände indieser Welt aufmerksam

    zu machenDIE WHITE SPARROWS REGEN AUCH

    ZUM NACHDENKEN AN