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UNIJOURNAL Zeitschrift der Universität Trier Jahrgang 32/2006 Heft Nr. 3 Im Blickpunkt: Die Universitätsbibliothek nach der Sanierung Zwei neue Graduiertenkollegs der DFG Forschungsdossier: „Glaube ist cool“ Wiedergewählt: Vizepräsident Michael Jäckel Sofja Kovalevskaja-Preis für Trierer Nachwuchswissenschaftlerin aus Moskau

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UNIJOURNAL Z e i t s c h r i f t d e r Un i v e r s i t ä t Tr i e r

Jahrgang 32/2006 Heft Nr. 3

Im Blickpunkt: Die Universitätsbibliothek nach der Sanierung

Zwei neue Graduiertenkollegs der DFG

Forschungsdossier: „Glaube ist cool“

Wiedergewählt: Vizepräsident Michael Jäckel

Sofja Kovalevskaja-Preis für TriererNachwuchswissenschaftlerin aus Moskau

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Editorial

Keine Studiengebühren in Rheinland-Pfalz, die Lan-deskinder-Regelung wird ausgesetzt, das sind die TopNachrichten des rheinland-pfälzischen Ministerprä-

sidenten Kurt Beck zum Jahresende 2006. Mehr noch: Wis-senschaftsminister Prof. Dr. E. Jürgen Zöllner verlässt unserBundesland und ist mit Wirkung vom 23. November 2006Senator für Bildung, Wissenschaft und Forschung in Berlin.Seine Nachfolge tritt Doris Ahnen an und last but not least:Das Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung, For-schung und Kultur (MWWFK) heißt seit Anfang DezemberMinisterium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur(MBWJK). Mit diesen Neuigkeiten gehts ins Neue Jahr 2007in Erwartung der Dinge, die sich daraus ergeben werden.

Doch blicken wir erst zurück: Für die deutschen Hoch-schulen war das Jahr 2006 ein bedeutendes, aufregendes undteilweise kritisches Jahr, vor allem ein Jahr des Umbruchs: InDeutschland gibt es Elite-Universitäten, erstmals wurden Stu-diengebühren eingeführt, und das alles während der Umset-zung und Einführung der neuen BA/MA-Studiengänge.

Auch wenn wir nicht zu den erkorenen Elite-Universi-täten zählen, so hat die Universität Trier einige beachtlicheErfolge in diesem vergangenen Jahr 2006 aufzuzeigen: Eswurden zwei neue Graduiertenkollegs der Deutschen For-schungsgemeinschaft in Rechtswissenschaft, Naturwissen-schaft und Psychobiologie eingerichtet (14/15).

Das Graduiertenzentrum der Exzellenz im Institut fürArbeitsrecht und Arbeitsbedingungen in der EuropäischenGemeinschaft (IAAEG) wurde offiziell im Sommerseme-ster 2006 in Anwesenheit der neuen Staatssekretärin im Wis-senschaftsministerium, Dorothee Dzwonnek, eröffnet (17).

Und schließlich erhielt die junge Trierer Nachwuchswis-senschaftlerin Dr. Natalia Filatkina den mit 1 000 000 Eurodotierten Sofja-Kovalevskaja-Preis (16) der Alexander vonHumboldt Stiftung (AHS). Mit einem weiteren Preis bedachtwurden Trierer Informatiker, das steht jedoch im nächstenUnijournal. Insgesamt sind das beachtliche Erfolge für unse-re Universität.

Weltbewegend war der 20. katholische Weltjugendtag imAugust 2005 in Köln: Unser Forschungsdossier stellt dazudie Forschungsergebnisse einer Jugendsoziologischen Reli-gionsforschung von Sozial- und Kommunikationswissen-schaftlern/innen der Universitäten Bremen, Dortmund,Koblenz und Trier vor (28).

Die internationalen Kontakte auf Universitätsebene sindvielfältig: Hervorgehoben werden muss ein Projekt von Trie-rer Geowissenschaftlern, die in der Millionenmetropole Nai-robi gemeinsam mit Einheimischen meterhohe Müllbergein Straßen und Gassen von Slums im Rahmen einer Projekt-studie abbauen (49).

Der Studienaufenthalt einer Trierer Studentin an derOsaka Gakuin Universität in Japan führte dazu, dass eineIkebanameisterin mit ihren Schülerinnen und Schülern anunserer Uni „Ikebana – die japanische Kunst des Blumen-steckens“ unterrichtete und ausstellte. Wie es dazu kam, istab Seite 58 zu lesen.

Zu guter Letzt möchten wir Sie, liebe Leserinnen undLeser, noch hinweisen auf ein Projekt der Medienwissen-schaft mit der Pressestelle: Im Rahmen eines Blockseminarswurde das Layout des Unijournals überarbeitet. EberhardWolf, Cheflayouter der Süddeutschen Zeitung, leitete dasSeminar (Foto unten). Es wurde diskutiert, konstruktiv kri-tisiert, Musterseiten entworfen. Unter Anleitung entstan-den die ersten neu strukturierten Seiten. Ein erstes Ergebnismacht sich in dem vorliegenden Unijournal bereits bemerk-bar, wie etwa beim Inhaltsverzeichnis. Doch die Umsetzungbedarf noch einiger weiterer Anstrengungen, die in dennächsten Unijournalen diskret fortgeführt werden.

Für den Jahreswechsel und die bevorstehenden Festtagewünsche ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, alles Gutesowie eine besinnliche und stressfreie Zeit, verbunden mitallen guten Wünschen für das Neue Jahr.

Heidi NeysesLeiterin der Pressestelle

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

3Unijournal 3/2006

Universität Trier

Eberhard Wolf mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Seminars. Foto: ney

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Inhalt

4 Unijournal 3/2006

Universität Trier

Zum Titelblatt:Hell erleuchtet: Die Universitätsbibliotheknach der Sanierung in neuem Glanz.

Foto: Heidi Neyses

Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3

Inhaltsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .4

Das aktuelle Thema

Die Universitätsbibliothek –

Zentrum moderner Informationsangebote . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .6

Wiedereröffnung der Bibliothek . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .8

Aus der Universität

Studierendenzahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

Dr. Klaus Hembach zum Kanzler der Universität Trier ernannt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

Unipräsident ist neuer Vorsitzender der Charta . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .11

Wiedergewählt: Der Soziologie Michael Jäckel zum Vizepräsidenten für Finanzen, Bibliothek, Information und Kommunikation .12

Neunter Ausonius Preisträger ausgezeichnet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .13

Zwei neue Graduiertenkollegs der DFG in Rechtswissenschaft, Naturwissenschaft und Psychobiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .14

Neugründung an der Universität Trier: Trierer Zentrum für Mediävistik (TZM) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .15

Trierer Nachwuchswissenschaftlerin aus Moskau erhält hochdotierten SofjaKovalevskaja-Preis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .16

Offizielle Eröffnung des Graduiertenzentrums der Exzellenz im IAAEG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .17

Deutscher Galicien-Schwerpunkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .18

Zehn Jahre Antikensymposium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .19

Mitgliederversammlung des Freundeskreises der Universität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .20

Über 120 DAAD-Stipendiaten/innen treffen sich in Trier . . . . . . . . . . . . . . . . .21

Kalender „Universitätsstadt Trier 2007“ neu erschienen . . . . . . . . . . . . . . . . .21

Studierende der Georgetown University lernen deutschan der Universität Trier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .22

Die beste Studentenzeitung kommt aus Trier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .23

Hochschulmeisterschaften der Ruderer: Trierer Studenten vier Mal auf dem Treppchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .24

DAAD-Fan Pokal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .25

Trierer Forschung

AMIRA – ein Softwaresystem für Notfalleinsätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .26

Forschungsdossier „Glaube ist cool!“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .28

Neuerscheinungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .32

Habilitationen an der Universität Trier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .33

Dissertationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .34

Drittmittelprojekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .37

Während der Eröffnung des Graduiertenzen-trums der Exzellenz im IAAEG: Prof. Dr. Dr.h.c. Dieter Sadowski im Gespräch mit Dr.Dorothee Dzwonnek. Fotos: ney

Universitätspräsident Schwenkmezger und Bau-dezernent Dietze während der Begrüßung derStudierenden in Universität und Stadt Trier zuBeginn der Orientierungswochen im Winter-semester 2006/2007.

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InhaltTagungen

30 Jahre Kanada-Studien an der Universität Trier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .38

Internationale Konferenz der Juristen in Istanbul . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .40

Karl Marx und Amerika: Ein kultureller und literarischer Austausch . . . . . . . . . . . . . .41

Ambivalenzen des Konsums und der werblichen Kommunikation . . . . . . . . . . . . . . . .42

Workshop: Neuere Befunde der Mediensozialisationsforschung . . . . . . . . . . . . . . . . . .43

Bibliotheken und Handschriften Digitalisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .44

Workshop mit der Lyrikerin Dorothea Grünzweig: Wie Gedichte sich formen . . . . . . .45

Japanisches Nô-Theater . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .46

Sklaverei und Freilassung im römischen Recht – Symposium zu Ehren

von Prof. Wieling . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .47

Der Holocaust in der polnischen und deutschsprachigen Literatur . . . . . . . . . . . . . . .48

Exkursionen

Exkursion nach Kenia: Trash ist Cash . .49

Stützen der Globalisierung . . . . . . . . . . .52

Aus dem SWT: Die größten Kochtöpfe

der Region . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .53

Aus der Theologischen Fakultät . . . . . . .54

Aus dem ZPID . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .55

Aus dem INMIT: Bruttoinlandsprodukt

durch Bürgschaftsbanken um 3,2 Mrd.

höher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .56

Aus Fächern und

Fachbereichen

Der Wissenschaftsminister zu Gast

in der Biogeographie . . . . . . . . . . . . . . .57

Ikebana – eine blumige

Lebensphilosophie . . . . . . . . . . . . . . . . .58

Absolventenfeier im Fachbereich VI

Geographie/Geowissenschaften . . . . . . .60

Preise und Auszeichnungen . . . . . . . . . .61

Kunstwerk Mensch . . . . . . . . . . . . . . . . .62

Tatort Eifel? Ein Besuch des

Kriminalautors Jacques Berndorf . . . . . .63

Postcolonial- und Genderforschung . . .64

Abschiedsvorlesung von Rolf Birk . . . . .65

Neu an der Universität . . . . . . . . . . . . . .66

5Unijournal 3/2006

Universität Trier

Während der Tagung „Ambivalenzen des Kon-sums und der werblichen Kommunikation“.

Foto: ney

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Aktuelles Thema

6

Die UB ist die einzige Bibliothek der Uni-versität. Dieser einfache, aber keines-wegs selbstverständliche Satz besagt:

Vom ersten Planungsstrich bei Universitäts-gründung stand fest, dass es in Trier keine ver-wirrende Gemengelage von Universitätsbiblio-thek und Dutzenden, womöglich über das ganzeStadtgebiet verteilten Institutsbibliothekengeben würde, wie man sie von traditionellenUniversitäten her kennt. Statt dessen ist auf demCampus ein klar und effizient strukturiertesSystem entstanden, dessen Kern sich sobeschreiben lässt: die Bibliothek ist der zentra-le Ort der Informationsversorgung für die Uni-versität, alle Informationsmittel werden von ihrzur Verfügung gestellt, alle Fachbestände zen-tral in der UB aufgestellt und von ihr erworbenund verwaltet.

(Fast) alles unter einem DachDiese sogenannte „Einschichtigkeit“ spiegeltsich sinnfällig in der Architektur der Bibliothek:die Bibliothekszentrale und die Fachlesesäle(idealerweise nahe den jeweiligen Fächern gele-gen) bilden ein Kontinuum, Lesesäle in sepa-

raten Gebäuden sind über Brücken erreichbar,ohne dass der Bibliotheksbereich verlassen wer-den muss. Das gewährleistet nicht nur denschnellen Zugang zu den Beständen des jeweilseigenen Faches, sondern auch die Möglichkeit,rasch auf Literatur aus benachbarten, aber auchaus entlegeneren Gebieten zuzugreifen – dieBibliothek als baugewordene Interdisziplina-rität.

„Alles unter einem Dach“ – diese alte Maxi-me der Bibliothek musste zwar in diesem Jahrzum ersten Mal durchbrochen werden, als dieBibliothek mit ihrem neuen Lesesaal F –Geographie/Geowissenschaften und Informa-tik/Wirtschaftsinformatik einen Ableger aufdem Campus II eröffnete. Doch die räumlicheTrennung ging einher mit einer wichtigen Ver-besserung für die auf dem Campus II ansässi-gen Fächer und mit den gewohnten Dienstlei-stungen der Bibliothek: Gerade hier musste derGrundsatz einer serviceorientierten BibliothekVorrang vor starren Raumstrukturen haben.

Ein weiterer, keineswegs selbstverständli-cher Vorzug: Fast alle Buchbestände sind imFreihandbestand zugänglich. Das heißt: Jedes

Buch kann direkt am Regal eingesehen und,falls gewünscht, am nächsten Schalter zur Aus-leihe verbucht werden. Also keine umständli-chen Bestellungen, womöglich handschriftlich,kein langes Warten auf das ersehnte Buch;lediglich Materialien, die nur in den Sonderle-seräumen benutzt werden dürfen (Rara, Mikro-formen) sowie CDs und CD-ROMs müssen amBildschirm geordert werden.

Dieser freie Zugriff samt Ausleihe ist aucham Wochenende möglich, denn die Bibliothekist an sieben Tagen in der Woche geöffnet:Bereits 1999 wurde die Samstagsöffnungbedeutend erweitert und zusätzlich die Öffnungan den Sonntagen eingeführt. Mit 15 StundenWochenendöffnungszeiten liegt die Bibliothekweit vorn unter den deutschen Hochschulbiblio-theken. Dieser besondere Service, der von denBenutzerinnen und Benutzern gerne angenom-men wird, ist der Bibliothek viel wert, und nichtzuletzt der Unterstützung durch die Universi-tätsleitung ist es zu verdanken, dass er nunschon mehr als sieben Jahre in Folge aufrecht-erhalten werden konnte.

Absolut alles in einem Katalog: Bestandsrecherche und vieles mehrIst das gesuchte Buch aber überhaupt in der UBvorhanden? Wenn ja, wo steht es? Ist es etwamomentan ausgeliehen? Diese und andere Fra-gen lassen sich in kürzester Zeit am Bildschirmbeantworten, gleichgültig ob in der Bibliothekoder vom heimischen PC aus. Vorbei die Zeit,als für ältere Publikationen noch der Zettelka-talog befragt werden musste: Die rund 1,6 Mil-lionen Bücher und anderen Medien in derBibliothek sind mittlerweile vollständig im„BIB-KAT“, dem Online-Katalog der Univer-sitätsbibliothek Trier, unter einer Oberflächerecherchierbar. Das Nebeneinander verschiede-ner Kataloge, mit dem viele andere Bibliothe-ken noch lange leben müssen, gehört seit demAbschluss der EDV-Erfassung auch der älterenBestände der Vergangenheit an.

Und dieser Katalog bietet neben der unkom-plizierten Schnellsuche und zahlreichen Mög-lichkeiten der ausgefeilten Recherchestrategieauch eine Reihe weiterer wichtiger Funktiona-litäten: Vormerkungs- und Bestellmöglichkeit,Export der gewonnenen Daten, Online-Fernlei-he zur Beschaffung nicht am Ort vorhandenerMedien, Überwachung des persönlichen Aus-leihkontos und anderes mehr. Dabei ist derKatalog nur ein Baustein eines viel umfassen-deren Informationsangebots auf den Seiten derBibliothek: Ziel ist es, Benutzerinnen undBenutzern die Organisation des persönlichenInformationsmanagements zu großen Teilendirekt am Bildschirm zu ermöglichen.

Zentrum modernerInformationsangeboteDie Sanierung der Universitätsbibliothek (UB) ist abgeschlossen,

das runderneuerte Gebäude feierlich eingeweiht. Dies ist ein Anlass,

einen Schritt zurückzutreten und sich zu fragen, was das Trierer

Bibliothekskonzept eigentlich ausmacht.

Computer-Arbeitsplätze in der Bibliothek im Bereich der Jura. Foto: ney

Unijournal 3/2006

Universität Trier

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schungsgemeinschaft ist es auch zu verdan-ken, dass das Datenbank- und Volltext – Ange-bot der Bibliothek in den Jahren 2005 und 2006durch eine Vielzahl in Nationallizenz erwor-bener Bibliographien und Volltextsammlun-gen seine Attraktivität ganz erheblich steigernkonnte. Zur Verlinkung dieser Quellen mit demBuch- und Zeitschriftenbestand der Bibliothekwird die UB ab dem kommenden Semester einLinking-Tool der Firma ExLibris einsetzen,das den Sprung vom bibliographischen Nach-weis in den Volltext per einfachen Mausklickerlaubt und herkömmliches „Kopieren + Ein-fügen“ in vielen Fällen überflüssig machenwird. Selbst der Katalog wird demnächstattraktiver: Neben den „trockenen“ bibliogra-phischen Nachweisen der vorhandenen Lite-ratur werden dort zukünftig auch die Inhalts-verzeichnisse sämtlicher neu erworbenerWerke nachgewiesen und im Volltext durch-suchbar sein. Bereits seit dem vorigen Seme-ster bietet die Bibliothek mit ihren Elektroni-schen Semesterapparaten einen weiteren digi-talen Service an, der sich zunehmenderBeliebtheit bei einer Vielzahl von Lehrendenund Studierenden erfreut.

Die offene Bibliothek –und weitere Dienstleistungen Und doch lassen sich nicht immer alle Fragenam Bildschirm lösen. Deshalb stehen für ein-fache wie knifflige Fälle aller Art konkreteAnsprechpartner in der Bibliothek zur Verfü-gung. Erste und wichtigste Anlaufstelle ist

natürlich die Auskunft. Um Unklarheiten undProbleme bezüglich Ausleihen und Gebührenkümmert sich die Reklamationsstelle, und vonräumlich entfernten Arbeitsplätzen aus kanndie Auskunft per Online-Chat genutzt werden.Offen für Fragen und Probleme der Benutze-rinnen und Benutzer sind aber auch die einzel-nen Abteilungen und die Medienbearbeitungs-gruppen der Bibliothek. Die Fachreferentin-nen und Fachreferenten helfen bei fachspezi-fischen Fragen aller Art. Von den ersten Schrit-ten der Bibliotheksbenutzung bis zu hochspe-ziellen Datenbanknutzungen führt die Biblio-thek mit ihrem breiten Schulungsangebot inalle Stufen der Informationskompetenz ein.

Schließlich wird das Angebot der Dienst-leistungen komplettiert durch Einrichtungenwie den PC-Pool mit etwa 80 internet- undmultimediafähigen Rechnern, einen Schu-lungsraum, Gruppenarbeitsräume, Kopierräu-me, Scanstationen, Sonderleseräume mit derentsprechenden technischen Ausstattung, einenBlindenarbeitsplatz, eine attraktive Zeitungs-leseecke und eine Ausstellungsfläche. Einekomfortable und effektiv zu nutzende Archi-tektur, technische Einrichtungen und elektro-nische Angebote auf dem neuesten Stand undengagierte, benutzerorientierte Mitarbeiterin-nen und Mitarbeiter. Vielleicht – so die Hoff-nung der Bibliothek – ist das ja die Mischung,die das Trierer Bibliothekskonzept mit Lebenerfüllt und es ihm ermöglicht, auch künftigeHerausforderungen zu meistern.

rt / kg

Weitblick auf die hervorragende Architektur der Bibliothekszentrale mit Ausstellung im Erdgeschoss. Foto: ney

Aktuelles Thema

Nicht alles, aber immer mehr –elektronische Medien im AufwindSo trägt die Bibliothek gerade auch der Verla-gerung von gedruckten zu digitalen Medien,die sowohl im Bereich der Medienproduktionals auch auf dem Feld der universitärenMediennutzung zu beobachten ist, in vielfäl-tiger Weise Rechnung. Über die ElektronischeZeitschriftenbibliothek weist sie an die 28 000elektronische Zeitschriften nach, von denenknapp die Hälfte frei im Netz im Volltext zurVerfügung stehen. Die andere Hälfte kostetGeld. Rund 3500 elektronische Zeitschriftenaus diesem Pool hat die Bibliothek für ihreBenutzer abonniert und bietet dafür campus-weit (und über den VPN-Client auch von zuHause) Zugriff auf Hunderttausende Texte.Noch liegt die Zahl der Abonnements gedruck-ter Zeitschriften höher (etwa 5000), aber esist nur eine Frage der Zeit, bis in diesemBereich die digitale Variante das Übergewichtgewonnen haben wird. Bei konventionellenBüchern wird das, trotz Google Print und ver-wandter Projekte, ein wenig länger dauern,zumindest, solange die Wissenschaftsverlageihre E-Books nur in Paketen mit beschränkterZugriffsdauer anbieten, die um ein Vielfachesteurer sind als die tatsächlich benötigtenBücher in Druckausgaben.

Mit ihren DFG-geförderten Digitalisie-rungsprojekten (Unijournal 4/2001, 4/2003und 1/2006) ist die Bibliothek selbst Lieferantdigitaler Daten, auf die jeden Monat millio-nenfach zugegriffen wird. Der Deutschen For-

Unijournal 3/2006

Universität Trier

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Aus der Universität

matik/Wirtschaftsinformatik. Die Einweihung die-ses zweiten Standbeins der Bibliothek am 18. Juliwar bereits die zweite Feier dieser Art innerhalbvon zwei Monaten, und sie bezeichnete einen nichtminder großen Einschnitt in der Geschichte derBibliothek. „Zum ersten Mal in drei Jahrzehnten“,sagte Bibliotheksleiterin Dr. Hildegard Müller inihrer Festrede, „musste von dem Grundsatz derBibliothek ‚alles unter einem Dach‘ abgewichenwerden“ – ein kleiner Wermutstropfen, der in dieFreude über die neuen Räume falle.

Dem stehen natürlich, unterstrich Dr. Müller,die immensen Vorteile gegenüber, die sich ausder unmittelbaren Nähe zu den Fächern auf demCampus II und den hellen, schönen und funktio-nalen Räumlichkeiten ergeben. Von verständli-cher Euphorie getragen waren auch die anderenRedner: Nach Grußworten des Präsidentenschlug der Dekan des FB VI, Prof. Dr. ReinhardHoffman, eine Brücke hin zu den Anfängen derGeographie/Geowissenschaften auf dem Cam-pus II, und Prof. Dr. Heiner Monheim freute sichüber die Anbindung der von ihm aufgebautenSondersammlung Stadt- und Verkehrsplanungan den Lesesaal F einschließlich der damit ver-bundenen Serviceverbesserungen hinsichtlichEinsichtnahme, Lektüre und Ausleihe. Der Lese-saal F ist mit allen vom Campus I her gewohn-ten Dienstleistungen wie Ausleihe, Auskunft,PC-Pool, Schulungsraum, Gruppenarbeitsraum,Kopierer ausgestattet und montags bis freitagsvon 9.00 bis 21.00 Uhr geöffnet.

Eine Kehrseite der Medaille soll hier nichtverschwiegen werden: Im direkten Gegenzugzum Zugewinn auf Campus II musste dieBibliothek in den Lesesälen A und C Raum füranderweitige Nutzung durch die Universitätabtreten. Hierauf gehen die Umzüge derFächer Wirtschaftswissenschaften und Sozio-logie/Ethnologie aus dem Lesesaal C in dieBibliothekszentrale zurück – mit dem Ergeb-nis jedoch, dass den in C verbliebenen Jura-Beständen soviel Raum zur Verfügung steht,dass die unterschiedlichsten, über fast die

gesamte Bibliothek verteilten Jurabeständeendlich übersichtlich an einem Ort zusammen-geführt werden können.

8 Unijournal 3/2006

Universität Trier

Die Universitätsbibliothek feierte im Sommersemester 2006 das

Ende der Sanierung auf Campus I und eröffnete einen neuen Lese-

saal auf Campus II. Die Feier zum Abschluss der Umbauarbeiten in

der Bibliothek am 17. Mai 2006 markiert zugleich den Beginn eines

neuen Abschnitts ihrer Geschichte in einem von Grund auf erneuer-

ten Bibliotheksgebäude.

Runderneuert und mit zweitem Standbein

Böden, Fenster und Fassadenteile ausgetauscht.Das Erdgeschoss der Bibliothekszentrale wurdevöllig neu gestaltet, mit neuen Ausleihtheken,neu angesiedelter Informationszentrale samtAuskunftsplatz, Rara- und Mikroformenlese-und -scanraum, einer neuen und elegantmöblierten Zeitungslounge und, Blickfanggleich beim Eintritt, einer weitläufigen neuenAusstellungsfläche. Aber nicht nur Technik undFunktionalität des Hauses haben sich grundle-gend verbessert. „Dass die Bibliothek nunmehrein neues, klares und erfrischend zeitgemäßesErscheinungsbild bietet, verdanken wir vor-nehmlich den ideenreichen Vorstellungen undden mutigen Entscheidungen zweier Herren desLBB, Dr. Christoph Thein und Klaus Wiesen,mit denen zusammenzuarbeiten sehr viel Spaßgemacht hat“, betont Dr. Dieter Reich, einer derbeiden Baureferenten, die den Sanierungsvor-gang von Bibliotheksseite aus begleitet haben.

Kaum waren die letzten Staubwände gefal-len – lediglich kleinere Arbeiten samt Mängel-beseitigung und die Sanierung der Mitarbeiter-büros sind noch im Gange –, beeilte sich dieBibliothek, einen lange Zeit völlig ungewohn-ten Zustand einzunehmen: Normalität. Neueoder wiedereingerichtete Dienstleistungsplätzefunktionierten, als wären sie immer schon dage-wesen, Buchbestände, lange vom Packeis derSanierungsarbeiten an ihren Auslagerungsortenfestgehalten, drifteten plötzlich frei, kehrten zuihren angestammten Ankerplätzen zurück oderfanden sich an neuen, geräumigeren wieder.Und wieder andere dockten plötzlich an bishervöllig unbekannten Ufern an.

Die Rede ist vom Lesesaal F der Bibliothek aufdem Campus II, der neuen Heimstatt der Fachbe-stände Geographie/Geowissenschaften und Infor-

An diesem Tag wurden in der wieder-eröffneten Bibliothekszentrale unge-wohnte Töne angeschlagen: Das Don-

nern japanischer Riesentrommeln, die sonst zuTempelritualen oder Samuraischlachten rie-fen, wechselte ab mit orientalischen Klängen,zu denen sich zwei Bauchtänzerinnen über denfrisch ausgelegten meerblauen Teppichbodenbewegten wie über das Parkett von Kairo. Eineneue Exotik der Bibliothek? Nicht nur. Sowohldie bekannte Trommelgruppe Akatora-DaikoTrier als auch das grandiose Bauchtanz-Duoverbanden vielmehr (das sei hier verraten)ganz persönliche Konnexionen mit dem Anlassund Gegenstand des Festakts, den sie umrahm-ten.

Die Grußworte des Präsidenten der Univer-sität, Prof. Dr. Peter Schwenkmezger, und vonIngo Penkwitt, Niederlassungsleiter des LBB(Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreu-ung), ebenso wie die Festansprache der Lei-tenden Bibliotheksdirektorin Dr. HildegardMüller boten zunächst die Gelegenheit, nocheinmal die mühevollen Schritte der insgesamtsiebenjährigen Sanierungsphasen zu rekapitu-lieren. Vor allem aber waren sie ein Anlass, alljenen zu danken, die zum Gelingen der Auf-gabe beigetragen haben: der Universitätslei-tung, dem LBB und der Bauleitung, die inZusammenarbeit mit der Bibliothek das Pro-jekt über Jahre hinweg erfolgreich durchge-führt haben, und nicht zuletzt den Benutze-rinnen und Benutzern, die täglich mit bewun-dernswerter Geduld die Auswirkungen einergigantischen Bautätigkeit bei laufendemBetrieb ertragen haben in Gestalt von Tunneln,Abtrennungen ganzer Bibliotheksbereiche,Lärm und logistisch bedingten Verschiebungenvon Buchbeständen.

Ja, die Geschichte der Sanierungsarbeitenbesitzt epische Proportionen, aber was jetztzählt, ist das Ergebnis: Die Lesesäle A und Bund die Bibliothekszentrale sind von Grund aufsaniert, Decken, Beleuchtung und Belüftung aufden neuesten Stand der Technik gebracht,

Lesesaal F der Bibliothek auf Campus II: Eine neue Heimstatt der Fachbestände Geographie/ Geowissenschaften und Informatik/Wirtschaftsinformatik

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Aus der Universität

Aber auch die Neuankömmlinge in derZentrale, die Fächer Wirtschaftswissenschaf-ten und Soziologie/Ethnologie, gewinnen:können doch die Zeitschriftenbestände derWirtschaftwissenschaften aus Lesesaal undMagazin wieder vereinigt werden. Zudem bie-ten über 150 Arbeitsplätze rund um derenBestände in der großen Halle allen Lese-willigen dieser Fächer reichlich Platz – eine„win-win-Situation“ für alle Beteiligten also.Und das lässt sich auch für das gesamte Pro-jekt sagen: Als auf der Feier in der Bibliotheks-zentrale die letzten Trommelklänge verhalltwaren und sich die zahlreichen Gäste aus Uni-versität, Stadt und Region zwischen den Vitri-nen der Ausstellungsfläche zum geselligen Teildes Abends einfanden, waren die Täler undNiederungen der Vergangenheit vergessen undder Lohn der Mühen vor aller Augen. Hoffent-lich noch mindestens die nächsten dreißigJahre lang! kg

Ausführliche Chronik der Sanierungsarbeiten

mit umfangreicher Fotodokumentation unter

http://ub-dok.uni-trier.de/sanierung/

Blick in die Bibliothekszentrale während derWiedereröffnung (Foto oben).

Bibliotheksdirektorin Dr. Hildegard Müller mitihren Vorgängern Dr. Laurenz Bösing (l.) undDr. Ulrich Ott.Blick in die Regalreihen der Bibliothek (u. links).

Bauchtanz zur Eröffnung (unten rechts).

Fotos: H. Neyses

9Unijournal 3/2006

Universität Trier

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Aus der Universität

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Für die Universität Trier liegen jetzt dieendgültigen Zahlen vor. Mit 13 932immatrikulierten Studierenden in diesem

Wintersemester 2006/2007 ist ein erneuterHöchststand zu verzeichnen. Im Vergleichdazu waren es im WS 2005/2006 mit 13 755rund 180 Einschreibungen weniger. DieSchallgrenze von über 14 000 Studierendenwurde allerdings unterschritten. Und das warIntention, erklärte Präsident Prof. Dr. PeterSchwenkmezger bei der Begrüßung der neuenStudierenden zu Beginn des Wintersemesters.Die Hochschulleitung ist bemüht, Studienan-gebot und Studienqualität zu erhalten, denn dieUniversität Trier ist nur für 7000 Studierendeausgelegt.

Als sich im August 2006 über 6000 für einStudium in Numerus clausus-Fächern an der

Universität Trier beworben hatten, sah man die-sen Ansturm zunächst als eine Auswirkung derAnkündigung von Studiengebühren in denumliegenden Bundesländern. Damit die Univer-sität personell, räumlich und insbesondere qua-litativ in der Lage ist, diesem Ansturm standzu-halten, wurden 28 Fächer mit einem internenNumerus clausus belegt. Wie sehr sich dieserinterne Numerus clausus psychologisch auf dieStudienbewerber ausgewirkt hat, zeigte sichanschließend: Am Ende gab es in etlichenFächern noch freie Studienplätze. Offensichtlichhaben viele sich gar nicht erst beworben, weilsie der Meinung waren, dass sie den Numerusclausus nicht schaffen könnten.

Nun bleibt noch die Frage: Wie hat sich derNumerus clausus im Saarland und in Nordrhein-Westfalen auf die Studierendenzahlen aus diesen

Bundesländern ausgewirkt? Diese Frage kanneindeutig mit „Nein“ beantwortet werden. ImGegenteil: Im Wintersemester 2005/2006 kamen1700 Studierende aus Nordrhein-Westfalen, indiesem Wintersemester 2006/2007 sind es sogarmit 1605 fast 100 Studierende weniger. Aus demSaarland dagegen ist mit 1602 ein Zuwachs von115 zu verzeichnen. Im vergangenen Winterse-mester waren es 1487 Studierende.

Blick auf die ausländischen StudierendenInsgesamt sind im WS 2006/2007 1932 auslän-dische Studierende immatrikuliert, das sind nur37 mehr als im Vorjahr mit 1895 Einschreibun-gen. Die Mehrzahl der ausländischen Studieren-den wird in diesem Jahr mit 483 erneut angeführtvon den Luxemburgern. Das sind nur drei weni-ger als im Wintersemester 2005/2006. Es folgtdie Volksrepublik China mit 240 Studierendenim Vergleich zu 273 im vorigen Wintersemester.An dritter Stelle steht Bulgarien mit 114 Ein-schreibungen im Vergleich zu 132 im vorigenJahr. Also insgesamt sind hier nur geringeSchwankungen zu verzeichnen.

Fazit: Alle Prognosen über das drastischeAnsteigen von Studierenden haben sich in die-sem Wintersemester nicht bewahrheitet. Wie esjedoch im kommenden Jahr aussehen wird, wenntatsächlich in den benachbarten Bundesländerndie Studiengebühren eingeführt sind, diese Fragelässt sich jetzt noch nicht beantworten. Die Uni-versität Mainz hat mit dem totalen Numerus clau-sus bereits in diesem Jahr reagiert. H. Neyses

Endgültige Studierendenzahlen liegen vor:Fast 14000 Einschreibungen

Die Studierendenzahlen waren das Schlagwort im Herbst diesen Jahres. Die

Ankündigung, dass Saarland, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg

Studiengebühren im kommenden Jahr einführen wollen, hat eine Welle von

Diskussionen, aber auch von Spekulationen ausgelöst. Ob sich die ange-

kündigten Studiengebühren bereits jetzt auf die benachbarten Bundeslän-

der auswirken und die Studierenden das Bundesland Rheinland-Pfalz zu

ihrem bevorzugten Studienort auswählen? Zunächst sah es so aus.

Das Audimax ist voll: Alle Sitzplätze sind belegt inklusive der Stehplätze. 500 Personen haben Platz, doch zum Start der Orientierungswochenan der Universität Trier am Montag, 16. Oktober 2006, finden nicht einmal der Präsident und die Vertreter aus Stadt und Universität einenPlatz. Gespannt sitzen die Erstsemester und Neueingeschriebenen im Plenum. Foto:ney

Unijournal 3/2006

Universität Trier

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Interiew mit Dr. Klaus Hembach, Kanzler der Universität Trier

Unipräsident istneuer Vorsitzenderder ChartaDem Hochschulverbund von 13

Hochschulen in der Großregion

Die Charta Saar-Lor-Lux-Trier/ Westpfalz/Wallonien ist ein Hochschulverbund, dem 13Hochschulen aus vier Ländern in der Großre-gion angehören. Gegründet wurde sie im Okto-ber 1984 und besteht inzwischen seit 22 Jah-ren. Jetzt wurde der Präsident der UniversitätTrier, Prof. Dr. Peter Schwenkmezger, einstim-mig für drei Jahre zum Vorsitzenden dieserHochschulvereinigung gewählt.

Damit wurde Schwenkmezger Nachfolgervon Prof. Dr. Louis Schuffenecker, Präsidentdes Institut National Polytechnique de Lorrai-ne (INPL), Nancy. red.

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Kanzler Klaus Hembach in seinem Büro. Foto: ney

Aus der Universität

Dr. Klaus Hembachzum Kanzler der Uni-versität Trier ernanntAm 2. August 2006 hat der Ministerpräsident

des Landes Rheinland-Pfalz, Kurt Beck, Dr.

Klaus Hembach zum Kanzler der Universität

Trier ernannt. Damit sind die jahrelange Vakanz

dieser Stelle und die damit verbundene Un-

sicherheit für die Universität nun beendet.

Der Präsident der Universität Trier, Prof. Dr. PeterSchwenkmezger, zeigte sich über die Ernennunghoch erfreut. Dr. Hembach war schon seit meh-reren Jahren mit der Wahrnehmung der Geschäf-te des Kanzlers beauftragt und hat die damit ver-bundenen Aufgaben in hervorragender Weiseerfüllt. In seinem Amt verfolgt er nach wie vordrei Schwerpunkte: Bei akademischen Angele-genheiten und Entscheidungen will er Argumen-te aus einer mehr unternehmerischen Sicht in dieHochschulleitung einbringen, innerhalb der Uni-versität will er die Personal- und Organisations-entwicklung weiter vorantreiben und in der Ver-waltung den Themen Service und Kundenorien-tierung zu noch mehr Geltung verhelfen.

Als Fazit stellte Dr. Hembach fest, dass dieVerwaltung ihren Beitrag zu guten Rahmenbe-dingungen für eine erfolgreiche Arbeit in For-schung, Lehre und Studium, Nachwuchsförde-rung und Weiterbildung zu leisten habe. Dafürwill er sich auch in Zukunft einsetzen.

Der Präsident kommentierte: „Ich freue michauf die weitere erfolgreiche und harmonischeZusammenarbeit mit Dr. Hembach.“ red.

Freuen Sie sich über die Ernennung zum

Kanzler? Sind Sie zufrieden und wie fühlen

Sie sich?

Gefreut habe ich mich vor fünf Jahren über diepositiven Entscheidungen des Senats, des Prä-sidenten und des Ministers, mich zum Kanzlerzu bestellen. Heute bin ich erleichtert, eineAkte schließen zu können bzw. eine Fragenicht mehr beantworten zu müssen. An meinerArbeit ändert sich nichts durch die jetzigeErnennung. Sie ist mir in vollem Umfang vorfünf Jahren kommissarisch übertragen worden.

Die Position des Kanzlers an bundes-

deutschen und speziell an rheinland-pfäl-

zischen Universitäten hat sich mit Einfüh-

rung des Beamten auf Zeit und der Bestel-

lung durch den Präsidenten erheblich ver-

ändert. Hat das Auswirkungen auf Ihre

Tätigkeit als Kanzler und welche?

Nein, in dieser Funktion ist man weitgehendzeitlich befristeter Teamplayer, der ein hohesMaß an Verantwortung trägt. Der Lebenszeit-beamte machte Sinn in der Rolle des Kurators,das Berufsbild hat sich einfach verändert. DieFührungspositionen in anderen Bereichen vonWirtschaft und Gesellschaft sind fast alle aufZeit. Vertrauensvolle Zusammenarbeit auchmit den anderen Präsidiumsmitgliedern ist dasEntscheidende.

Sie sind vom Controller zum stellvertreten-

den Kanzler und dann zum Kanzler ernannt

worden. Wirken sich die Controllingaktivitä-

ten und -kenntnisse auf das neue Amt aus

und wie?

Aus jeder dieser Funktionen, aber auch ausfrüheren Tätigkeiten als Mitarbeiter in Dritt-mittelprojekten, im Planungsdezernat einerHochschule in NRW sowie als Fachbereichsre-ferent habe ich Erfahrungen mitnehmen kön-nen, die mir helfen, Verwaltung als Dienstlei-ster für Wissenschaft zu begreifen und dies –so hoffe ich – adäquat umzusetzen.

Was sind Ihre nächsten Ziele?

Die aktuellen Aufgaben bestehen in der Vorbe-reitung des Globalhaushalts, in der Einführungdes Flächenmanagements, der Umstellung desPrüfungs- und Lehrveranstaltungsplanungs-programms, dem Umgang mit Studiengebüh-ren – alles Fragen, die in 2007 in die Umset-zung gehen müssen. Ich könnte noch einigePunkte nennen, die zeigen, in welcherUmbruchsituation die Universität sich befin-det.

Was planen Sie langfristig?

Langfristige Planung setzt ein Minimum anPlanungssicherheit voraus. Derzeit fehlt mirder Glaube, um über drei Jahre hinaus zu pla-nen. Eher ist an Prinzipien zu denken, wiebereits oben erwähnt, den Themen Service undKundenorientierung und dem Konzept Perso-nal- und Organisationsentwicklung zu mehrGeltung zu verhelfen.

Das Interview führte Heidi Neyses, Leiterin der Pressestelle der Universität Trier

Unijournal 3/2006

Universität Trier

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Aus der Universität

Seit 1996 ist Michael Jäckel Professor für Soziolo-gie an der Universität Trier. Im Juli 2001 erhielt ereinen Ruf auf eine C4-Professur für Kommunikati-

onswissenschaft an der Universität Erfurt, den er jedochnicht annahm. Im Oktober 2005 war er Gastprofessor ander Hamline University (Minnesota/USA).

Zur Vita des neuen Vizepräsidenten

Michael Jäckel wurde 1959 geboren, ist verheiratet undhat zwei Töchter. Er studierte von 1979 bis 1984 die FächerSoziologie, Geschichte und Politikwissenschaft an derJohannes Gutenberg-Universität Mainz. Nach seinemAbschluss mit dem Magister Artium war er von 1984 bis

1987 Mitarbeiter einer wissenschaftlichen Kommission,die die Konsequenzen der Einführung neuer Fernsehan-gebote in Deutschland untersuchte. Von 1987 bis 1991arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institutfür Soziologie der Universität Mainz.1990 erfolgte diePromotion zum Dr. phil. mit einer Arbeit zur Akzeptanzneuer Medienangebote. Als wissenschaftlicher Assistentam Institut für Soziologie der Universität Mainz in derZeit von 1991 bis 1996 erfolgte im Jahre 1995 die Habi-litation im Fach Soziologie mit einer Arbeit zur Zukunftder Massenkommunikation.

In der Zeit in Trier hat er sich in verschiedenen Berei-chen der Hochschule über seine fachliche Tätigkeit hin-

aus engagiert. So war er von 1997 bis1999 Sprecher der Abteilung Soziolo-gie im Fachbereich IV der UniversitätTrier und Mitglied des Fachbereichs-rats. Seit August 2000 ist er Mitglieddes Direktoriums des „Kompetenzzen-trums Electronic Business“ an der Uni-versität Trier. Diese vom Land Rhein-land-Pfalz geförderte wissenschaftli-che Einrichtung (Drittmittelprojekt) istfachübergreifend von den FächernBetriebswirtschaftslehre, Soziologie,Psychologie, Medienwissenschaft,Rechtswissenschaft und Informatikorganisiert. Das Institut erforscht diegesellschaftliche und ökonomischeBedeutung neuer Informations- undKommunikationstechnologien fürUnternehmen und Beschäftigte. Hierliegt gegenwärtig auch sein For-schungsschwerpunkt.

Professor Dr.Michael Jäckel

12 Unijournal 3/2006

Universität Trier

Wiedergewählt:Der Soziologe Michael Jäckel zumVizepräsidenten für Finanzen, Bibliothek,Information und Kommunikation

Der Senat der Universität Trier hat Michael Jäckel, Professor für Soziologie an

der Universität Trier mit dem Schwerpunkt Konsum- und Kommunikationsfor-

schung, in seiner Sitzung am Donnerstag, 16. November 2006, auf Vorschlag

des Präsidenten mit Mehrheit erneut zum Vizepräsidenten für die Aufgabenbe-

reiche Finanzen, Bibliothek sowie Information und Kommunikation gewählt.

Prof. Jäckel war der einzige Bewerber für dieses Amt. Seine zweite Amtszeit

beginnt am 10. Januar 2007 und dauert vier Jahre.

Präsident Schwenkmezger gratuliert Vizepräsident Jäckel nach der Wahl. Fotos: ney

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Aus der Universität

13Unijournal 3/2006

Universität Trier

Der Preisträger und Gattin (m.) mit Präsident Prof.Schwenkmezger, Dekanin Prof. Schößler, Prof. Wöhrle undVizepräsident Klooß (v. r.). Foto: red.

Vor seiner Vizepräsidentschaft war Jäckel seit Mai2001 Vorsitzender des Haushaltsausschusses des Fach-bereichs IV und Mitglied der Haushaltskommission desSenats der Universität Trier.

Arbeitsschwerpunkte

Die Arbeitsschwerpunkte von Prof. Jäckel liegen in denBereichen: Mediensoziologie, Konsumsoziologie, Allge-meine Soziologie, neue Kommunikationstechnologienund Arbeitsorganisation. Er hat zahlreiche Publikatio-nen zur Medienentwicklung, zum Stellenwert neuer Infor-mations- und Kommunikationstechnologien in Arbeit undFreizeit und zur Bedeutung des Konsums in modernenGesellschaften verfasst, wie etwa das mittlerweile in drit-ter Auflage erschienene Buch „Medienwirkungen. EinStudienbuch zur Einführung.“ (Wiesbaden 2005, West-deutscher Verlag), oder „Alternierende Telearbeit. Akzep-tanz und Perspektiven einer neuen Form der Arbeitsor-ganisation.“ (mit Christoph Rövekamp, Wiesbaden 2001,Westdeutscher Verlag). Seine „Einführung in die Kon-sumsoziologie“ ist im Jahr 2006 in zweiter Auflageerschienen.

Weitere Funktionen und Aufgaben

Jäckel war von 1990 bis 1996 freier Mitarbeiter derBrockhaus Enzyklopädie. Er ist Mitglied der DeutschenGesellschaft für Soziologie (seit 1991) und Mitglied derDeutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommuni-kationswissenschaft (seit 1994). Als Sachverständiger warer 1998 für die Enquete-Kommission des Bundestags„Zukunft der Medien in Wirtschaft und Gesellschaft –Deutschlands Weg in die Informationsgesellschaft“ tätig.

Weiterhin war der Trierer Soziologe Mitglied desExpertengremiums „Privatheit im öffentlichen Raum“,ein Gemeinschaftsprojekt des Europäischen Medienin-stituts (Düsseldorf/Paris) und des Hans-Bredow-Institutsfür Medienforschung an der Universität Hamburg (vonMärz 2001 bis Juni 2002). Von 2001 bis 2004 war er Mit-glied des Auswertungsbeirats im Rahmen der Zeitbud-geterhebung 2001/2002 des Statistischen Bundesamts(Auswertungsschwerpunkt: Freizeitverhalten, neue Me-dien). Derzeit leitet er ein E-Learning-Projekt der Uni-versität Trier und eine Arbeitsgruppe, die sich mit derNeugestaltung des Internet-Auftritts der Universität Trierbefasst. ney

Feierliche Übergabe: Neunter Ausonius-Preis Der Ausonius-Preis der Universität Trier wurde am Freitag,7. Juli 2006, in einer Feierstunde zum neunten Male verlie-hen. Der Preis ging diesmal an Prof. Dr. Philip van der Eijkvon der Universität Newcastle upon Tyne. Er erhielt den mit1500 Euro dotierten Preis für seine herausragenden For-schungen auf dem Gebiet der Medizin der Antike.

Prof. van der Eijk wurde 1962 im niederländischen Delftgeboren. Er studierte Klassische Philologie an der Univer-sität Leiden, wo er auch 1991 mit einer Arbeit zur aristo-telischen Traumtheorie promoviert wurde. Seit 2005 ist erResearch Professor of Greek an der Universität Newcast-le und leitet dort ein renommiertes Institut zur Erforschungder antiken Medizin. Für den Herbst 2006 ist er als Fel-low am Institute for Advanced Study in Princeton berufen.Zu den Forschungsschwerpunkten von Philip van der Eijkgehören die insbesondere aristotelische Philosophie unddie griechisch-römische Medizin. Auf beiden Gebieten hater zahlreiche wichtige Publikationen in verschiedenen euro-päischen Sprachen vorgelegt. Besonders hervorzuheben istdie fast tausendseitige kommentierte und übersetzte Aus-gabe der Fragmente des Diokles von Karystos, eines bedeu-tenden Arztes der griechischen Antike, der ihr als ein zwei-ter Hippokrates galt.

In seinem Vortrag zeigte der Preisträger die Leitliniender antiken philosophisch-medizinischen Diskussion zurErklärung psychosomatischer Wechselwirkungen, geistig-seelischer Aktivitäten und ihrer materiellen Gegebenhei-ten auf. Diese erhalten vor dem Hintergrund der Diskus-sion der modernen Neurowissenschaften um den Autono-mieanspruch der Vernunft erstaunliche Aktualität und besit-zen nicht nur historische Relevanz. Van der Eijks Vortragerscheint in der Reihe „Reden an der Universität“.

. Georg Wöhrle

Frühere Preisträger auf der Homepage des Zentrums für

Altertumswissenschaften der Universität Trier:

http://www.uni-trier.de/uni/fb2/philologie/tr_alter.htm

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Aus der Universität

Zwei neue Graduiertenkollegs der DFGin Rechtswissenschaft, Naturwissenschaftund Psychobiologie

Graduiertenkolleg:„Verbesserung von Normsetzung und Norm-anwendung im integrierten Umweltschutz durchrechts- und naturwissenschaftliche Kooperation“

Zusammenhänge in der Stressforschungvom Gen bis zum Verhalten untersucht dasInternationale Graduiertenkolleg „Psychoneu-roendokrinologie des Stresses: vom Molekülund Gen zu Affekt und Kognition“ in der Psy-chobiologie, das mit einer Forschergruppe derUniversität Leiden (Niederlande) kooperiert.Hier wird erforscht, wie Kognition und Emoti-on von Kortikosteroiden und anderen Stress-hormonen beeinflusst werden.

Der Präsident, Prof. Dr. Peter Schwenk-mezger, gratulierte den beteiligten Wis-senschaftlerinnen und Wissenschaftlern

zu diesem großartigen Erfolg. „Diese Bewilli-gung der DFG, die bei der Bewertung streng-ste Kriterien anwendet, zeigt, dass die Univer-sität Trier auch bei höchsten Exzellenzanforde-rungen in vielen Forschungsgebieten mit ande-ren Universitäten mithalten kann“, stelltSchwenkmezger fest.

Das Forschungsprogramm des Kollegssoll zur Bewältigung der Schwierig-keiten und Unsicherheiten beitragen,

die in der juristischen Praxis beim Erlass undder Anwendung von Rechtsnormen auf demGebiet des integrierten Umweltschutzes beste-hen. Der integrierte Umweltschutz ist dadurchgekennzeichnet, dass die einzelnen Umwelt-güter (Boden, Wasser, Luft, Klima, Landschaftetc.) nicht jeweils getrennt, sondern als Ein-heit unter besonderer Berücksichtigung ihrerWechselwirkungen betrachtet werden. In wel-chem Maße die verschiedenen Umweltgütersowie deren Wechselwirkungen wie etwadurch ein Verkehrsprojekt beeinträchtigt wer-den, stellt eine komplexe Frage dar, die der

Jurist nicht aus eigener Fachkompetenz zubeurteilen vermag. Vielmehr ist er hierbei aufnaturwissenschaftliche Unterstützung ange-wiesen. Deshalb arbeiten Juristen und Natur-wissenschaftler im Kolleg eng zusammen. DasStudienprogramm des Kollegs ist daraufgerichtet, die Fähigkeiten der Kollegiaten zurinterdisziplinären Kooperation und zu fach-übergreifenden Problemlösungen zu verbes-sern. Wer über derartige Fähigkeiten verfügt,dürfte besonders günstige Berufschancenbesitzen.

An dem Kolleg sind folgende Wissen-schaftler beteiligt: Prof. Brunhilde Blömeke(Ökotoxikologie/Toxikologie), Prof. ChristophEmmerling (Bodenkunde), Hochschuldozent

Christian Heitsch (Rechtswissenschaft), Prof.Reinhard Hendler (Rechtswissenschaft), Prof.Roland Klein (Biogeographie), Prof. PeterMarburger (Rechtswissenschaft), Prof. PaulMüller (Biogeographie), Prof. Martin Paulus(Biogeographie), Prof. Michael Reinhardt(Rechtswissenschaft), JunProf. ThomasSchmitt (Molekulare Biogeographie), Prof.Meinhard Schröder (Rechtswissenschaft).

red.

Das zweite Graduiertenkolleg mit dem Titel„Verbesserung von Normsetzung und Norman-wendung im integrierten Umweltschutz durchrechts- und naturwissenschaftliche Kooperati-on“ geht an den Fachbereich V – Rechtswissen-schaft. Das Graduiertenkolleg beschäftigt sichmit dem integrierten Umweltschutz, dessenGrundgedanke darin besteht, bei den Belastun-gen der Umwelt die einzelnen Medien wie Was-ser, Boden und Luft, aber auch die biologischeVielfalt, Klima, medizinische und kulturelleAspekte nicht mehr isoliert sondern als Einheitzu betrachten. Das Graduiertenkolleg derJuristen und Naturwissenschaftler hat eineLaufzeit von 4,5 Jahren. 24 Stipendiaten wer-den mit einem Volumen von 1 .122 .678 Eurogefördert. ney

Sprecher: Prof. Dr. Reinhard Hendler,

Institut für Umwelt- und Technikrecht

14 Unijournal 3/2006

Universität Trier

Die Universität Trier erhält als einzige Universität in

Rheinland-Pfalz zwei neue Graduiertenkollegs der

Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) von 34 neu

eingerichteten Graduiertenkollegs bundesweit.

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Aus der Universität

Graduiertenkolleg:

„Einrichtung des Internationalen Graduierten-kollegs „Psychoneuroendokrinologie desStresses: vom Molekül und Gen zu Affekt undKognition“

Stress bestimmt unser Verhalten, Denkenund Fühlen. Zur Erforschung der Wir-kungsweise von Stress fördert die Deut-

sche Forschungsgemeinschaft (DFG) die Ein-richtung eines Internationalen Graduiertenkol-legs am Fachbereich I der Universität Trier zumThema „Psychoneuroendokrinologie des Stres-ses: vom Molekül und Gen zu Affekt undKognition“. Kooperationspartner ist die renom-mierte Universität Leiden (Niederlande). Mitdem Programm werden alleine an der Univer-sität Trier über den Zeitraum von 2006 bis 2010hinweg parallel dreizehn neue Doktorandensti-pendien finanziert. Zudem werden Sachmittel,spezielle Lehrangebote und der internationaleAustausch von Doktoranden gefördert.

Das wissenschaftliche Programm des Kol-legs ist äußerst ambitioniert: Untersucht wer-den regulatorische und molekulare Aspekteder Stresshormone sowie deren Einfluss aufAufmerksamkeit, Gedächtnis, Emotionen undSozialverhalten. Dies geschieht an Tieren undMenschen. Möglich wird dies in einer multi-disziplinären Arbeitsgruppe von Psychologen,Psychobiologen, Biologen und Medizinern.Das erklärte Ziel der Arbeitsgruppe ist es,noch unentdeckte Kausalbeziehungen zwi-schen biologischen Stressfaktoren und psycho-logischen Funktionen zu identifizieren. Damitkönnte ein Beitrag zur Prävention oder Be-handlung stressbedingter Störungen geleistetwerden.

Kooperationspartner ist die Universität Lei-den. Die Wissenschaftler des Programms sind:Prof. Fernand Anton (Trier), Prof. Dirk Hell-hammer (Trier), Prof. Ron de Kloet (Leiden),Prof. Menno Kruk (Leiden), PrivatdozentinDr. Brigitte Kudielka (Trier), Prof. Onno Mei-jer (Leiden), Prof. Jobst Meyer (Trier), Prof.Claude Muller (Trier), Dr. Ewald Naumann(Trier), Prof. Melly Oitzl (Sprecherin der Lei-den-Gruppe), Prof. Roel de Rijk (Leiden),Prof. Hartmut Schächinger (Sprecher der Trier-Gruppe), Prof. Erno Vreugdenhil (Leiden),Prof. Karl-Friedrich Wender (Trier), Prof. Wer-ner Wippich (Trier), Privatdozent Dr. StefanWüst (Trier).

red.

Das Trierer TZM ist eine wissenschaft-liche Initiative, der derzeit die Fachbe-reiche I, II und III der Universität und

der Theologischen Fakultät Trier angehören.Folgende Fächer sind am TZM beteiligt: Phi-losophie (FB I); Anglistik, Jiddistik, Germa-nistik, Klassische Philologie (Latein), Roma-nistik (FB II); Geschichte, Kunstgeschichte(FB III) und die Theologische Fakultät mit denFächern Kirchengeschichte, Philosophie und

Dogmatik/Theologiegeschichte. Auch Mitglie-der des Historisch-KulturwissenschaftlichenForschungszentrums Mainz-Trier (HKFZ)sind an dieser Neugründung beteiligt.

Das TZM dient der fächerübergreifendenEntwicklung, Koordination, Organisation undDurchführung mittelalterbezogener Aktivitä-ten in Forschung und Lehre, Fort- und Weiter-bildung. Dies geschieht insbesondere durchinterdisziplinäre Lehrveranstaltungen, For-

schungsprojekte, Tagungen und Publikationen.Interdisziplinär entstanden bereits zwei

Vorlesungsreihen zum Mittelalter mit Themenwie „Fragen an die Mediävistik“ im Sommer-semester 2005 und die in diesem Semester lau-fende Vortragsreihe „Annäherungen an dasMittelalter“.

Das Zentrum ist beteiligt am 12. Symposi-um des Mediävistenverbandes, das im Früh-jahr 2007 in Trier stattfinden wird.

red.

Neugründung an der Universität Trier

„Trierer Zentrum für Mediävistik (TZM)"Das „Trierer Zentrum für Mediävistik (TZM)" wurde am 21. Juni 2006

(Hörsaal 10) an der Universität Trier und der Theologischen Fakultät

Trier gegründet und ist damit eine weitere Akzentsetzung im gemein-

samen Fächerprofil. Das Zentrum befasst sich mit Forschung, Studium

und Lehre des Mittelalters. Die beteiligten Fächer haben sich zum Ziel

gesetzt, im Rahmen der neuen BA/MA-Studiengänge einen fächerüber-

greifenden, interdisziplinären Masterstudiengang anzubieten.

Sprecher: Prof. Dr. HartmutSchächinger, Psychobiologie

15Unijournal 3/2006

Universität Trier

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Dr. Natalia Filatkina, ausgezeichnet mit SofjaKovalevskaja-Preis. Foto: Pressestelle

Aus der Universität

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Der Sofja Kovalevskaja-Preis der AHSwird aus Mitteln des Bundesministe-riums für Forschung und Bildung

finanziert und stellt einen der zur Zeit höchstdotierten Wissenschaftspreise in Deutschlanddar. Natalia Filatkina ist die einzige Geistes-wissenschaftlerin unter den 13 ausgezeichne-ten Nachwuchsforscherinnen und Nachwuchs-forschern. Seit dem 1. Oktober 2003 arbeitetNatalia Filatkina als wissenschaftliche Assi-stentin im Fachteil Ältere deutsche Philologiean der Universität Trier und arbeitet mit an denProjekten von Prof. Dr. Claudine Moulin (Pro-fessur für Historische Sprachwissenschaft).Von hier hat sie sich mit dem Projekt „Formel-hafte Sprache und Traditionen des Formulie-rens“ um den Sofja Kovalevskaja-Preis 2006der Alexander von Humboldt Stiftung bewor-ben.

Zum ForschungsprojektIm Zeitalter der Informations- und Wissens-gesellschaft wird mit diesem Forschungspro-jekt ein Stück Kulturgeschichte vom 8. bis zum17. Jahrhundert erarbeitet. Es befasst sich mitder epochenübergreifenden Untersuchung derhistorischen Phraseologie ,Wortverbindungen‘des Deutschen in ihrer soziokulturellen Viel-falt und Dynamik. Innerhalb der HistorischenSprachwissenschaft werden mit diesem Pro-jekt, das in Kooperation mit nationalen undinternationalen Partnern durchgeführt wird,neue Forschungsrichtungen mitgestaltet underöffnet. Die Erforschung der Geschichte derdeutschen Phraseologie wird damit auf völligneue Grundlagen gestellt. Vergleichbare breitangelegte Untersuchungen zur Formelhaftig-keit anderer Sprachen liegen bisher nicht vor.

Moderne Informationstechnologien wer-den mit empirisch linguistischer Interpretation

kombiniert. Dazu werden die im Trierer Kom-petenzzentrum für elektronische Erschlie-ßungs- und Publikationsverfahren in den Gei-steswissenschaften entwickelten Digitalisie-rungsmethoden sowie die am Institut für Deut-sche Sprache in Mannheim entworfene mathe-matisch-statistische Kookurrenzanalyse ein-gesetzt.

Das Projekt von Natalia Filatkina verstehtsich als ein Beitrag zur Historischen Kultur-wissenschaft und ist auf die Zusammenar-beit mit anderen historischen Disziplinenangewiesen, wie etwa dem Historisch-Kul-turwissenschaftlichen ForschungszentrumMainz-Trier (HKFZ) unter Leitung von Prof.Dr. Claudine Moulin (Trier) und Dr. Mecht-hild Dreyer (Mainz). Das HKFZ wurde imRahmen der rheinland-pfälzischen Initiative„Wissen schafft Zukunft“ im Herbst 2005eingerichtet. In Kooperation mit nationalenund internationalen Partnern der Histori-schen Sprachwissenschaft wird die Erfor-schung der Geschichte der deutschen Phra-seologie damit auf völlig neue Grundlagengestellt.

Zur Vita der PreisträgerinGeboren wurde Natalia Filatkina am 18.August 1975 in Moskau, sie ist verheiratet undMutter eines einjährigen Sohns. Die Wissen-schaftlerin hat Germanistik, Anglistik, Päd-agogik und Interkulturelle Kommunikationin Moskau, Berlin (Humboldt Universität) undBamberg studiert und kam mit einem Stipen-dium des Deutschen Akademischen Aus-tauschdienstes (1994/96) nach Deutschland.Sie hatte Lehraufträge im Fach Deutsch alsFremdsprache an der Moskauer StaatlichenLinguistischen Universität (1996/99) und warzwischen 1999 und 2002 Promotionsstipen-

diatin des luxemburgischen Kultur- und For-schungsministeriums.

Die Preisträgerin promovierte 2003 an derOtto-Friedrich-Universität in Bamberg beiProf. Dr. Claudine Moulin über das Thema„Phraseologie des Lëtzebuergeschen. Empiri-sche Untersuchungen zu strukturellen, seman-tisch-pragmatischen und bildlichen Aspekten“.Diese Dissertation wurde von der Universitédu Luxembourg mit dem Prix d’encourage-ment für junge Forscher/innen 2002 ausge-zeichnet.

Dr. Filatkina hat verschiedene Publikatio-nen zur Phraseologie im Luxemburgischensowie zu kulturhistorischen und methodologi-schen Problemen der Phraseologieforschungveröffentlicht. Sie spricht außer Deutsch, Rus-sisch und Luxemburgisch auch fließend Eng-lisch und Französisch.

Zur HumboldtstiftungJährlich ermöglicht die Humboldt-Stiftung über1.800 Forschern aus aller Welt einen wissen-schaftlichen Aufenthalt in Deutschland. DieStiftung pflegt ein Netzwerk von weltweit rund22.000 Humboldtianer/innen aller Fachgebie-te in 130 Ländern – unter ihnen 40 Nobelpreis-träger.

Heidi Neyses

Trierer Nachwuchswissenschaftlerinaus Moskau erhält hochdotiertenSofja Kovalevskaja-Preis

Dr. Natalia Filatkina von der Universität Trier gehört zu den 13 exzellenten,

internationalen Nachwuchsforscherinnen und -forschern, die von der Alexan-

der von Humboldt Stiftung (AHS) mit dem Sofja Kovalevskaja-Preis ausge-

zeichnet werden. Das Preisgeld ermöglicht Dr. Filatkina vier Jahre lang unter

einzigartigen Bedingungen zu forschen und eine eigene Forschergruppe mit

jungen Kolleginnen und Kollegen in Trier aufzubauen.

Unijournal 3/2006

Universität Trier

1 Million Euro für vier Jahre zum unabhängigen selbständigen Forschen

Ansprechpartnerinnen: Dr. Natalia Filatkina, Universität TrierFachbereich II/Germanistik, Ältere deutschePhilologie, [email protected]: +49 651 201 2322

Prof. Dr. Claudine Moulin, Universität TrierFachbereich II/Germanistik, Ältere deutschePhilologie, [email protected]: +49 651 201 2305

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Aus der Universität

Strahlend: die ersten sieben Stipendiaten/innen.Fotos: ney

Am 29. Mai 2006 wurde das Exzellenz-zentrum offiziell im Max-Weber-Raum des IAAEG eröffnet. Besonders

stolz ist das IAAEG, dass der Antrittsbesuchder neuen Staatssekretärin des Ministeriumsfür Wissenschaft, Weiterbildung, Forschungund Kultur in Rheinland-Pfalz DorotheeDzwonnek, anlässlich der Eröffnungsveran-staltung des Graduiertenzentrums im IAAEGstatt fand. Elf Tage nach Amtsantritt ergriff siein ihrer Begrüßungsrede Partei für eine struk-turierte Doktorandenausbildung, wie sie dasGraduiertenzentrum der Exzellenz vorsieht.Doktoranden in Deutschland werde oft derVorwurf gemacht, überspezialisiert für denEinsatz am Arbeitsmarkt außerhalb der For-schung zu sein. Zudem beklagten die Dokto-randen in Deutschland vor allem die mangel-hafte Betreuungssituation. Die Folge ist: vielehoffnungsvolle und erfolgreiche Wissenschaft-ler gehen zur Doktorandenausbildung ins Aus-land, was negative Effekte für das deutscheHochschulsystem nach sich zieht. Der Quali-tät der Doktorandenausbildung muss also, soDzwonnek, eine größere Aufmerksamkeitgeschenkt werden. Genau dies soll nun imRahmen des neu eröffneten Graduiertenzen-trums geschehen: Auswahlverfahren anhandvon Qualitätsrichtlinien kombiniert mit einemausbalancierten Begleitstudium, das ein brei-tes Spektrum an Möglichkeiten für alle Betei-ligten eröffnet.

Am Ende ihres Vortrages dankte Dzwon-nek allen Trägern, die den Schritt zum Gradu-iertenzentrum wagten und ermutigte die sie-ben Stipendiaten: „Nutzen Sie Ihre Gelegen-heit! Seien Sie nicht nur Objekt! Steuern Sieden Prozess mit! Seien Sie eigeninitiativ!“

Den Hauptvortrag der Eröffnungsveranstal-tung hielt Jo Leinen, Mitglied des Europäi-schen Parlaments. Der ehemalige Minister fürUmwelt des Saarlandes sprach zu dem visio-

nären Thema „Die Reflexionsphase zur EU-Verfassung wie geht es weiter mit der Euro-päischen Demokratie?". Dabei stellte er beson-ders drei Pfeiler des „Projekt Europa“ heraus:Frieden, Demokratie und Wohlstand.

Trotz der hoffnungsvollen Prognosen – soLeinen – trifft das Projekt Europa immer wie-der auf Frust und Ablehnung. In Anbetrachtder hervorgebrachten Kritik stellt sich darumeinmal mehr die Frage „Was ist Europa undwo soll es hin?“

Eine umfassende Beantwortung dieserFrage ist wohl kaum möglich – erst recht nichtim Rahmen eines Eröffnungsvortrags. Aus die-sem Grund beschränkte sich Jo Leinen aufwenige wichtige Aspekte wie die EU-Erwei-terung, das Wirtschafts- und Sozialmodells unddie Energiepolitik der Europäischen Union.

Noch seien bei weitem nicht alle Details der„Großbaustelle Europa“ geklärt, was keinGrund dafür sei, dem „Projekt Europa“ nichthoffnungsvoll und gestärkt aus den positivenErfahrungen der Vergangenheit entgegen zusehen, so der Referent. In diesem Zusammen-hang ging Leinen konkret auf die Rolle derEuropäischen Verfassung ein, an der er alsInitiator der Intergroup „Europäische Verfas-sung“ intensiv mitarbeitete.

Kommentiert wurde Leinens Vortrag kurzund dennoch anschaulich von Professor Dr.Michael Reinhardt, Dekan des juristischenFachbereichs der Universität Trier.

Anke Hammen

„Steuern Sie den Prozess mit!“Seit der Auswahl der ersten Stipendiaten im Dezember 2005 ist das

IAAEG Dreh- und Angelpunkt des neu gegründeten „Graduiertenzen-

trum der Exzellenz“ mit dem Thema „The Design of Efficient Labour

Market Institutions in Europe“. Die sieben überdurchschnittlich hono-

rierten Stipendiaten des Förderprogramms erhalten eine interdiszipli-

näre strukturierte Promotionsausbildung in Anlehnung an erfolgreiche

Doktorandenprogramme in den USA.

Während der Eröffnungsveranstaltung Dekan Reinhardt, Staatssekretärin DorotheeDzwonnek, Prof. Dieter Sadowski und Universitätspräsident Prof. Schwenkmezger (v.l.).

Offizielle Eröffnung des Graduiertenzentrums der Exzellenz im IAAEG

17Unijournal 3/2006

Universität Trier

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Aus der Universität

18 Unijournal 3/2006

Universität Trier

Das Centro de Documentación de Gali-cia ist eine Einrichtung des FachbereichII, es wird mit erheblichen Zuschüssen

von der Galicischen Landesregierung (Xuntade Galicia) unterstützt. Einerseits ist die Fächer-gruppe Romanistik Nutznießer eines Stiftungs-lektorats für Galicische Sprache, Literatur undKultur, das seit 1993 besteht und dessen Fort-bestand zumindest bis 2012 garantiert ist. Dasentsprechende Lehrangebot wird in das FachSpanische Philologie/Spanisch integriert:

Das Galicische ist eine der vier offiziellenspanischen Sprachen und damit Teil diesesFaches; es ist vorgesehen, diesen besonderenSchwerpunkt als eigenes Modul in den zukünf-tigen Master-Studiengang der Romanistik zuintegrieren. Gleichzeitig besteht zwischen demGalicischen Kulturministerium und der Univer-sität Trier seit 1999 ein Vertrag, der die regel-mäßige Bibliotheksausstattung garantiert; dieseSpezialbibliothek zählt inzwischen rund 10.000Bände und wird derzeit in die Universitätsbi-bliothek integriert. Diese Zusammenarbeit sollin Zukunft ausgebaut werden. Andererseitsermöglicht die Ausstattung regelmäßige wis-senschaftliche und kulturelle Aktivitäten, dieTrier zum deutschen Galicien-Schwerpunktmachen (vgl. zur Geschichte des Galicien-Zen-

trums das in Trier herausgebene Galicien-Magazin 12, Dezember 2001).

Dieses „Alleinstellungsmerkmal“ – nebenTrier gibt es jüngere Stiftungslektorate in Ber-lin, Heidelberg und Tübingen, allerdings ohnedie Einrichtung eines Dokumentationszentrums– wurde in der Eröffnungsveranstaltung des „4.Deutschen Galicien-Tages“ vom Vorsitzendender Deutsch-Galicischen Gesellschaft, Prof. Dr.Alf Monjour (Duisburg) besonders betont.Diese alle 3 Jahre stattfindende zentrale Veran-staltung wurde bereits zum dritten Mal vomGalicien-Zentrum organisiert. Vom 18. bis 21.Mai 2006 wurde ein dreiteiliges, buntes Pro-gramm angeboten. Bei schlechtem Wetter muss-te die Eröffnung vom Innenhof des Auguste-Viktoria-Gymnasiums in das alte Refektoriumverlegt werden.

Den Begrüßungsworten des Universitätsprä-sidenten Prof. Dr. P. Schwenkmezger und derDekanin des Fachbereich II, Prof. Dr. Franzis-ka Schößler, den Interventionen von Prof. Mon-jour und des Leiters des Galicien-ZentrumsProf. Dr. D. Kremer und der Verlesung vonGrußworten der galicischen Kulturministerinund der Tochter des galicischen Deutschland-freundes und Übersetzers Lois Tobío schloss inForm einer Lesung eine „Homenaxe“ an diese

große Persönlichkeit an, bevor die zahlreichenGäste sich dem üppigen Buffet widmen konn-ten. Eine Weinprobe im „Römischen Weinkel-ler“ der Vereinigten Hospitien war ein weiterersozialer Höhepunkt.

Im Mittelpunkt des eigentlichen Galicien-Tages gab es zahlreiche wissenschaftliche Bei-träge, darunter insbesondere der Vortrag vonProf. Dr. R. Lorenzo (Santiago de Composte-la) zu der herausragenden Rolle, die der Trie-rer Honorarprofessor Joseph M. Piel für die Uni-versität und ihre besonderen Kontakte nachGalicien (und Portugal) innehatte. Als Sonder-thema wurde in einer mesa redonda die Proble-matik „Literatur und Übersetzung“ mit denwichtigsten Übersetzern diskutiert. Die meistenBeiträge werden in der nächsten Ausgabe desGalicien-Magazins abgedruckt.

Als zweiter Schwerpunkt fand parallel zumeigentlichen Galicien-Tag ein hochkarätigbesetztes internationales wissenschaftlichesKolloquium zur galicischen Namenforschungstatt. Der Schwerpunkt lag auf der vorrömischenEpoche, die Akten können vielleicht noch indiesem Jahr erscheinen; eine Folgeveranstal-tung ist im Herbst 2007 ebenfalls in Trier vor-gesehen.

Große Resonanz fand die öffentliche kultu-relle Rahmenveranstaltung. Das Galicische Kul-turministerium hatte ein einmaliges deutschesKonzert der bekannten Gruppe „RESONET“aus Santiago de Compostela in der Welschnon-nenkirche ermöglicht. Unter dem Titel „A IllaPerdida“ (Die verlorene Insel) gelangten Instru-mental- und Vokalmusik und vor allem tradi-tionelle Lieder und Romanzen vom ausgehen-den Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert zumGehör. Alle Besucher werden gerne an diesesKonzert, das insbesondere durch die Soprani-stin Mercedes Hernández und die Arrangementsvon Fernando Reyes geprägt wurde, zurück-denken.

Der Galicien-Tag wurde abgeschlossen mitder Mitgliederversammlung der Deutsch-Gali-cischen Gesellschaft. Dem neuen Vorstandgehören fast ausschließlich Trierer an: NebenDieter Kremer (Präsident), Ute Hafner (Sekre-tärin), Gerhild Scholzen-Wiedmann (Schatz-meisterin) wurde die langjährige Trierer Lek-torin Marga Romero (Tui) als Vizepräsiden-tin wiedergewählt. Der 5. Deutsche Galicien-Tag wird im Mai 2009 in Galicien, voraussicht-lich in Santiago de Compostela durchgeführtwerden.Vielleicht ist das ausreichender Anreiz,sich für die Gesellschaft zu interessieren, diesich als Organ für alle an Galicien und deutsch-galicischen Kontakten Interessierte versteht.

D.K.

Deutscher Galicien-SchwerpunktIn diesem Jahr kann das Galicien-Zentrum der Universität Trier auf sein

15-jähriges Bestehen zurückblicken. Es entstand im Rahmen eines Fest-

aktes am 28. November 1991 zusammen mit dem Portugalzentrum

(Centro de Documentação sobre Portugal), von dem allerdings 1997 die

Trennung in zwei eigenständige Einrichtungen erfolgte.

Prof. Kremer, Präsident Schwenkmezger mit Prof. Alf Monjour, Marga Romero und Heidi Kühn-Bode während der Feier. Foto: ney

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Aus der Universität

19Unijournal 3/2006

Universität Trier

Während im Jahre 1996, im erstenJahr des Antikensymposiums, dasThema noch hieß „Antikes Drama

– Neugelesen, Neugesehen“, so hat sich imVerlauf der zehn Jahre das Antikensymposi-um etabliert: Es startete damals mit 40 bis 50Personen im Auditorium maximum und wirdheute von der vier- bis fünffachen Zahl derGäste besucht. Damals war das Symposiumnoch auf mehrere Tage ausgedehnt, währendder heutige Organisator, Prof. Dr. HartmutKöhler, das Symposium auf einen Abend redu-zierte. Damit gewann die Veranstaltung anResonanz: Denn mit den Aufführungen derSängerinnen und Sänger, den Pausen, in denensie mit dem Publikum und den Gästen spre-chen und diskutieren wird das Motto „DieBerührung von Universität und Theater“ gelebt

10 Jahre AntikensymposiumAriadne, Medea, Antigone, Elektra, Norma, Eurydike,

Athene und Lysistrate – alles mythologische Frauengestal-

ten der Antike, die als Dramen- oder Opernfiguren am

Antikensymposium an der Universität Trier in den zehn

Jahren seines Bestehens „mitgewirkt“ und das Repertoire

geprägt haben. „Frauen im antiken Mythos“ hieß jetzt das

Thema des 10. Symposiums zu den Antikenfestspielen,

das im Auditorium maximum der Universität Trier am 14.

Juni 2006 im Vorfeld der ersten Aufführung statt fand.

und erlebt. Beachtliche Publikumsresonanzhatte das 10. Antikensymposium in diesemJahr, so dass die Weiterführung geradezu „einMuss“ ist.

Mit diesem zehnten Jubiläum verabschie-dete sich gleichzeitig Prof. Köhler und über-gibt die Organisation an Prof. Henrieke Stahlund Prof. Georg Wöhrle. Auch in diesem Jahrwar es ihm gelungen, erneut eine Urauffüh-rung nach Trier und in die Universität zubekommen.

Mit einem Ariadne-Monolog, komponiertvon Christopher Brandt, Dozent für Musiktheo-rie und Gitarre an der Frankfurter Musikhoch-schule, und einem dazu gestalteten szenischen

Universitätspräsident Schwenkmezger dankte Prof. Köhler für diehervorragende Organisation des Antikensymposiums und über-reichte ihm zum Abschluss ein paar Flaschen Moselwein.

Gesang nach Texten von Bernd Schmitt, star-tete das Symposium mit dieser Uraufführung.Wie im Vorjahr trat die Trierer Mezzosopranis-tin Angelika Schmitt in diesem szenischen Ein-akter auf. Mit expressiven Gesten visualisier-te sie den Schmerz der antiken Frauengestaltüber die Verbannung auf eine einsame Insel.Christoph Jung am Klavier untermalte mitakzentuierten Anschlägen virtuos die Auffüh-rung zur Einstimmung des Publikums. In dennachfolgenden wissenschaftlichen Vorträgenüber den „Ariadne-Mythos“ sprach Dr. BerndZimmermann, Klassischer Philologe von derUniversität Freiburg und Experte für die Anti-ke. Ebenso von der Universität Freiburg istProf. Dr. Ludger Lütkehaus, einer der vielsei-tigsten Publizisten Deutschlands und Hoch-schullehrer in den USA und Freiburg. Mit sei-nem Vortag leitete er über zu Euripides’„Medea“, das in diesem Jahr die Antikenfest-spiele eröffnete.

Generalmusikdirektor István Dénes führtedurch den dritten Teil des Symposiums mitSängerinnen und Sängern der Festspielauffüh-rung. Chariklia Mavropoulou füllte das Audi-max mit ihrem stimmgewaltigen Mezzoso-pran. Tenor Gor Arsenian, und die Sängerin-nen Annette Johansen, Evelyn Czesla und Eva-Maria Günschmann waren kurzfristig einge-sprungen und überzeugten mit Arien aus derFestspieloper „Ariadne auf Naxos“.

Zum Abschluss bedankte sich ProfessorKöhler bei allen, die ihn bei der Durchführungdes Antikensymposiums unterstützt haben, ins-besondere bei der Nikolaus Koch Stiftung unddem Freundeskreis der Universität.

Heidi Neyses

Prof. Köhler mit Angelika Schmitt, dem Pianisten Christoph Jung und Christopher Brandt(v. r.). Fotos: ney

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Aus der Universität

Er berichtete weiterhin über die verbes-serte Haushaltssituation, die steigendenEnergiekosten der Universität, den

Generationswechsel und die damit verbunde-nen neuen Einstellungen, die selbst in denGeisteswissenschaften erhöhte Kosten her-vorrufen und nicht mehr als reine Buchwis-senschaft zu betrachten sind. E-Learning,zunächst als kostensparender Bereich ange-sehen, ist teurer geworden als erwartet, ein-mal wegen des Technologiebedarfs und zumzweiten, weil die Inhalte gepflegt werdenmüssen.

Einiges hat sich verbessert seit dem vergan-genen Jahr, berichtete Schwenkmezger. DieFinanzierung des Personaletats von 88 Prozentist jetzt wieder bei 93 Prozent. Doch die bes-sere Ausstattung im Personalbereich wirddurch steigende Studierendenzahlen aufgeso-gen. Die Folge war ein hausinterner Numerusclausus, um die Qualität der Lehre zu erhal-ten. Dennoch wird derzeit die Betreuungsre-lation immer schlechter, so waren im WS2005/06 nahezu 14.000 Studierende einge-schrieben.

Die Umsetzung der Bachelor- undMasterstudiengänge bezeichnete PräsidentSchwenkmezger als Projekt: „Und das kostetGeld!“ Doch bis zum Zeitpunkt dieser Sit-zung seien noch keine Mittel angekommenund es seien auch künftig keine zu erwarten.Im Gegensatz dazu habe man in Basel 6 Mil-lionen Schweizer Franken für die Umstellunginvestiert.

„Wissen schafft Zukunft“

Erfreut berichtet der Präsident dem Freundes-kreis über das Programm „Wissen schafftZukunft“ des Landes Rheinland-Pfalz. DieUniversität Trier konnte von acht Projektenzwei nach Trier bekommen. Mit Blick auf dieDrittmittel umriss Schwenkmezger diebeschäftigungspolitischen Aspekte diesesBereichs sowie die Schwierigkeiten der Infra-

struktur, die von der Universität in der Grund-ausstattung gewährleistet werden muss. Ins-gesamt sind im Rahmen des Drittmittelbe-reichs 160 wissenschaftliche, 30 nichtwissen-schaftliche Mitarbeiter/innen, 248 wissen-schaftliche Hilfskräfte und 150 Kollegiatenin Graduiertenkollegs eingestellt. Den regio-nalen Effekt hinsichtlich des Arbeitsmarktesbezeichnete er daher als beträchtlich.

Neue Graduiertenkollegs

Der Präsident berichtete über weitere positi-ve Entwicklungen in der Forschung. Zweineue Graduiertenkollegs wurden kürzlich inder Psychoendokrinologie neu eingerichtet,und zwar im Bereich von Prof. Dr. Dirk Hell-hammer, dem Leiter des Forschungszentrumsfür Psychobiologie und Psychosomatik, inZusammenarbeit mit der Universität Leiden.

Zur allgemeinen Situation der Wissen-schaftler erläutert Schwenkmezger, wie sehrdie Konkurrenzsituation bei Mittelanträgenden Wissenschaftsbereich belastet: Die Wis-senschaftler/innen müssen einen erheblichenZeitaufwand erbringen, um Anträge zu for-mulieren und im Konkurrenzverfahren mitanderen Erfolg zu haben.

Zur Entwicklung der Studierendenzahlen

Die Schiene zwischen Personal und Studie-rendenzahlen gehe immer mehr auseinander,informierte der Präsident. Für die ausländi-schen Studierenden sei die Universität Trieraußerordentlich attraktiv. Der Ausländeran-teil beträgt rund 16%. Die Gruppe der Aus-länder wird angeführt von Luxemburg, esfolgen China und die osteuropäischen Län-der. Die ersten Bachelor-/Master-Studien-gänge werden im Fachbereich IV mit BWL,Mathematik und Informatik im Winter-semester 2007/08 eingeführt. Die alten Stu-

diengänge werden komplett eingestellt. Nurdie laufenden Semester noch zum Abschlussgeführt.

Tätigkeitsbericht und Kassenbericht

Wie alljährlich stand auf der Tagesordnungder Tätigkeitsbericht des Geschäftsführers,der Kassenbericht des Schatzmeisters, inklu-sive Prüfungsbericht. Der Freundeskreis för-derte verschiedene Projekte im vergangenenJahr: Dazu gehörten unter anderem Tagungenund Kongresse, Exkursionen von Studieren-den, Semesterabschlusskonzerte des Collegi-um musicum, das 9. Antikensymposium2005, Austauschstipendien für die Universi-täten Jerusalem und Nablus sowie die Eröff-nung des Kultursommers Rheinland Pfalz mitder „Straße der Wissenschaft“.

Weiterhin vergab der Freundeskreis elf För-derpreise am Dies academicus an den wissen-schaftlichen Nachwuchs der Universität. Sieerhielten jeweils 1500 Euro und eine Urkun-de für ihre herausragenden Dissertationen.

Zu Mitgliederzahlen und Einnahmen

Ein Problem für den Freundeskreis stellenderzeit die sinkenden Mitgliederzahlen dar.Obwohl es fünf Neuzugänge gegeben hat, gabes auch fünf Austritte sowie einige Sterbefäl-le, so dass derzeit der Mitgliederstand beiknapp über 400 Personen liegt.

Was die Einnahmen des Jahres 2005 be-trifft, so beläuft sich der Etat über 67 890,72Euro. Dazu gehören Einnahmen aus demMitsuko Ayano-Fond (3963,44 Euro), 16 500Euro Förderpreisspenden, 3725 Euro zweck-gebundene Spenden, 2349,86 Euro Spendenohne Zweckbindung sowie 11 124,67 EuroZinserträge. Die Mitgliedsbeiträge ergabenden größten Beitrag mit 16 844,48 Euro. Dazukamen weitere Erträge über 13 383,27 Euro.Der eingenommene Betrag wurde nicht gänz-lich ausgegeben, so dass ein Gewinn von8223,40 Euro übrig bleibt. Herr Weyand, vonder Sparkasse Trier, legte in Vertretung vonSchatzmeister Mühlenhoff den Haushaltsplanfür das Jahr 2006 vor. Dieser besagte, dassvon 30 000 Euro feststehenden Einnahmennoch 21 250 Euro frei verfügbar sind.

Nach einer Diskussion über die zuneh-menden Energiekosten, die arbeitsinten-sive Umsetzung der BA/MA-Studiengän-ge endete die Versammlung mit einemUmtrunk.

H. Neyses

Universität im Umbruch„Die Einführung von BA und MA Studiengängen in Europa führen zu

einem weitaus größeren Umbruch im Hochschulbereich als je jemand das

erwartet hätte!“ so der Präsident der Universität Trier, Prof. Dr. Peter

Schwenkmezger, in seinem Bericht an die Mitglieder des Freundeskreises

Trierer Universität e.v. anlässlich der Jahresversammlung am 3. Juli 2006.

Mitgliederversammlung des Freundeskreises der Universität Trier

20 Unijournal 3/2006

Universität Trier

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Aus der Universität

21Unijournal 3/2006

Universität Trier

Der Unikalender.

Die DAAD-Stipendiaten/innen in der Universität während der Begrüßung durch den Univer-sitätspräsidenten. Foto: ney

Der Kalender enthält Aufnahmen, dieJahresrhythmus und Leben auf Cam-pus I und Campus II wiedergeben.

Einige Fotos zeigen das Interieur der Univer-sität, wie die Begrüßung der Erstsemester,Fotos von der Seenanlage, dem Forum mit derBibliothek oder jahreszeitliche Impressionen.Das Titelblatt schmückt eine Aufnahme desFachbereichsgebäudes der Psychologie(Gebäude D) mit der Plastik „Torso vor Raster“von dem Worpsweder Künstler Waldemar Ottosowie zwei davor sitzende ins Studium vertief-te Studentinnen.

Der Erlös des Kalenders wird eingesetzt fürweitere CI- und Werbezwecke der Uni-versität.

Der Kalender ist in der Universität über diePressestelle, in der Cafeteria A/B, sowie zeit-weise an einem Verkaufsstand im Foyer desAudimax für 5,95 Euro zu beziehen. Weiter-hin verkauft die Buchhandlung Stephanus denKalender in ihrer Filiale Im Treff auf der Tar-forster Höhe.

ney

Neu erschienen:Kalender 2007

Über 120 DAAD-Stipendiaten/innen treffen sich in Trier

„Universitätsstadt Trier: Impressionen

– Kalender – Highlights 2007“ so

heißt der Titel des soeben erschiene-

nen Kalenders mit Aufnahmen der

Universität Trier und mit jeweiligen

monatlichen Events in der Stadt Trier

für das kommende Jahr.

Jedes Jahr organisiert der DAAD gemein-sam mit dem Open Society Institute (OSI)ein Treffen für ihre Stipendiaten, die in

Deutschland studieren. In diesem Jahr hatteTrier die Ehre, die etwa 120 DAAD/OSI-Sti-pendiaten mit den Mitarbeitern von OSI undDAAD vom 15. Juni bis 18. Juni 2006 in Trierbegrüßen zu können.

Es gab ein abwechslungsreiches Programmmit Vorträgen, und Diskussionen in Arbeits-gruppen, Stadtführungen sowie Begrüßungendurch den Oberbürgermeister der Stadt Trierund den Präsidenten der Stadt Trier.

Jedes Jahr steigt die Anzahl von DAAD-Stipendiaten, die an der Universität Trier die-

sen Studiengang studieren möchten. Im Jahr2005 waren neun DAAD-Stipentiaten/innennach Trier gekommen, in diesem Jahr wurdenbereits 14 aufgenommen. Dies belegt das stei-gende Interesse an dem Studiengang und seinegroße Akzeptanz von akademischen Einrich-tungen, wie DAAD oder Open Society Insti-tute (USA). Viele der Absolventen habenanschließend führende Positionen in ihren Hei-matländern, und sind in Deutschland bei derBundesbank, Audi, Daimler Chrysler undanderen renommierten Unternehmen und Insti-tutionen berufstätig. Zwei Absolventen pro-movieren derzeit an der Universität Trier undeiner an der Uni Passau. ney

Seit 1998 existiert im Fachbereich IV der Universität Trier der postgraduale

Studiengang „Magister der Wirtschaft“. Der Studiengang richtet sich an

ausländische Hochschulabsolventen aus den sogenannten Transformations–

ländern, die ihr Wissen über die Marktwirtschaft und die EU vertiefen

möchten. Im Studiengang sind in Trier derzeit über 50 Studierende aus mehr

als 10 Ländern Osteuropas und Zentralasiens eingeschrieben, darunter 16

DAAD-Stipendiaten.

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Aus der Universität

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Studierende der Georgetown University lernendeutsch an der Universität Trier

Die Studierenden verbringen einen Stu-dienaufenthalt hier, lernen Stadt, Regi-on und das Land kennen und vertiefen

ihre deutschen Sprachkenntnisse. Prof. Dr.Peter C. Pfeiffer, der Leiter des europäischenZertifikatstudienprogramms am „GermanDepartement“ der Georgetown University, hatdazu ein spezielles Programm entwickelt unterdem Kursthema „Germany from the SecondEmpire to the 21st Century: Modernity andImage“.

Die 13 Studierenden aus Georgetownsind zwischen 18 und 21 Jahren alt. Vielehaben ihr Studium erst begonnen, kommenjedoch mit guten bis sehr guten Sprachkennt-nissen an die Universität, berichtet Pfeiffer,so dass sich das Programm schwerpunktmä-

Das Foto zeigt die Gruppe mit der Leiterin des Auslandsamtes, Gretlies Haungs und Prof. Pfeiffer (4. und 3. von links). Foto: ney

ßig über den Sprachunterricht hinaus mitkulturellen, historischen, politischen The-men und Sachthemen befasst. So lernen dieStudierenden Literatur von Thomas Mannbis Stefan Heim, Filme wie „Metropolis“oder die „Ehe der Maria Braun“ kennen.Über den theoretischen Unterricht hinauswird der Kontakt mit Land und Leuten her-gestellt. Die Schüler sind alle in Gastfami-lien untergebracht. An Wochenenden startensie Ausflüge nach München, Berlin, Luxem-burg oder gar Paris.

„Trier“, so Prof. Pfeiffer, „eignet sich ganzbesonders für diese Sprachkurse der George-town University, weil die Region überschau-bar ist und die Gastfreundschaft, die Interatio-nalität und die Weltoffenheit der Universität

Trier in das Ausbildungsprogramm seiner Uni-versität passen“.

Das Sprachprogramm der GeorgetownUniversity existiert seit 33 Jahren. Die Uni-versität Trier hatte eine der ersten Koopera-tionen mit Georgetown und gehört zu ihrenältesten Partnern. In Trier existiert ein speziel-ler Graduiertenaustausch mit dem Fach Ger-manistik. Wechselseitig sind Studierende einbis zwei Semester an der jeweiligen Univer-sität eingeschrieben.

Prof. Pfeiffer bezeichnete die UniversitätTrier als einen idealen Ort für diese Kurse. Mitdem Ausländeranteil von 16% sei sie interna-tionaler als die meisten amerikanischen Uni-versitäten. Dies sei ein Zeichen von Weltof-fenheit und Großzügigkeit. H. Neyses

Der Präsident der Universität Trier, Prof. Dr. Peter Schwenkmezger, ließ es sich

nicht nehmen: Wie in den Jahren zuvor, begrüßte er erneut eine Gruppe von

13 Georgetown Studierenden mit ihren Betreuerinnen und Betreuern an der

Universität Trier.

Unijournal 3/2006

Universität Trier

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Der investigative Journalismus ist tot“,sagt Christoph Fasel, ehemaliger Lei-ter der Henri-Nannen-Schule. Den

klassischen Enthüllungsjournalismus, also dasAufdecken von Skandalen mit Hilfe von Quel-len, die öffentlich nicht zugänglich sind, gebees heute nicht mehr. Das liege daran, dass vieleJournalisten nicht mehr gründlich recherchier-ten und Verlage sparen müssten. Auf demKommunikationsforum für Hochschuljourna-listen in Berlin erzählt der ehemalige STERN-Reporter von seinen Erfahrungen und wie mandie Qualität im Journalismus verbessern kann.Auch die Redaktion der Neuen Universal istangereist. Im Juni wurde die Neue Universalvon der Initiative Pro Campus-Presse zurbesten Hochschulzeitung gewählt. An demWettbewerb nahmen Redaktionen von 82Hochschulzeitungen aus Deutschland, Öster-reich und der Schweiz teil. Die Jury – beste-

hend aus Journalisten von SPIEGEL, Financi-al Times Deutschland, Welt am Sonntag oderBrand eins – lobte die Themenvielfalt und dasLayout der Neuen Universal.Das Team der Neuen Universal besteht ausRedakteuren und freien Mitarbeitern, die ausallen Fachbereichen kommen. Einmal proWoche treffen sich die jungen Journalisten zurRedaktionskonferenz. Dann sprechen sie überdie neuesten Ereignisse in Trier und beraten,über welche Themen man schreiben könnte.Jeder Redakteur ist für ein Ressort verantwort-lich. Er wählt die Artikel aus und gestaltet seineSeiten eigenständig. Dabei sind die Redakteu-re auch auf die freien Mitarbeiter angewie-sen. Jeder kann Artikel für die Neue Univer-sal schreiben oder an den Redaktionssitzun-gen teilnehmen. Wer sich für Journalismusinteressiert und etwas Erfahrung gesammelthat, kann zum Redakteur gewählt werden.

Bevor eine Ausgabe in den Druck geht, mussdie Redaktion eine wichtige Frage klären: Wie-viel Geld liegt in der Kasse? Die Campuszei-tung ist unabhängig und finanziert sich aus-schließlich durch Werbung. Deshalb kümmertsich „Werbetante“ Sabine Spindler um dieAkquise der Werbekunden und erhält dafüreine kleine Provision. Im Unterschied zu anderen Zeitungen gibt esbei der Neuen Universal keinen Chefredak-teur, sondern „nur“ einen Chef vom Dienst,auch CvD genannt. Diesen Posten übernimmtjedes mal ein anderer Redakteur. Der CvDkoordiniert die Planung der jeweiligen Ausga-be und gestaltet die Titelseite. „Als CvD musstDu den Kopf hinhalten, wenn irgendetwasschief geht. Du bist Journalist und Managergleichzeitig“, sagt Christiane Wendler, Studen-tin der Medienwissenschaft.Die Neue Universal ist 1994 aus der vom AStAherausgegebenen Publikation „Universal“ her-vorgegangen. „Wir wollten eine kritische undunparteiische Zeitung zu Hochschulthemenmachen“, sagt Johannes Kiehl, einer der Grün-dungsväter. Deshalb sollte das Projekt wirt-schaftlich von Anfang an auf eigenen Beinenstehen. Damit die Studentenzeitung erschei-nen konnte, mussten die Redakteure jedocheinige Hürden überwinden: Die Druckereibefand sich nämlich zweihundert km von Trierentfernt. „Um eine Ausgabe zu drucken, sindwir jedes mal mit einem Stapel Disketten nachFrankfurt gefahren“, erinnert sich JohannesKiehl. Heute braucht der CvD nur eine E-Mailan die Druckerei in der Nähe von Trier zuschicken - das war´s. Die Redakteure der Neuen Universal wissen,dass die Beziehungen zwischen Journalistenund denjenigen, über die sie schreiben, nichtimmer harmonisch sind. „Wir dürfen nichtdavor zurückschrecken, auch unangenehmeThemen aufzugreifen“, sagt Redakteur MarcoKlein. Gerade bei kritischen Artikeln lernendie Redakteure, was ihnen kein Dozent imSeminar beibringen könnte: Wie eine guteRecherche funktioniert und welche Grund-sätze des Pressekodex sie beachten müssen.So berichtete die Zeitung über die Streichungvon Lehrveranstaltungen an der Uni oder demÄrger ausländischer Studenten mit Behörden.Katharina Skibowski, Chefredakteurin derFachzeitschrift „Insight“ bringt es auf denPunkt: „Wichtig für den ersten Platz war auchdie kritische Berichterstattung der Neuen Uni-versal“, sagt sie bei der Preisverleihung in Ber-lin. André Eichhofer

Die beste Studentenzeitungkommt aus Trier

Redaktion der „Neue Universal“ erhält in Berlin den ersten Preis

für Hochschuljournalisten

In der Redaktion der Neuen Universal. Foto: red.

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Aus der Universität

Unijournal 3/2006

Universität Trier

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Aus der Universität

24 Unijournal 3/2006

Universität Trier

Oben angekommen!

Hochschulmeisterschaften der Ruderer: Trierer Studenten vier Mal auf dem Treppchen

loslegen konnten. Trotz einer großartigen Auf-holjagd blieb der Mannschaft und ihrer Steuer-frau Christine Boos nur der sechste Rang. Beiden Damen lief es in der gleichen Klasse bes-ser: Christiane Herf, Ramona Köster, DanaHuppertz und Diana Pütz erreichten mit Steu-erfrau Vera Hagemann einen dritten Platz undgewannen damit die erste Medaille für die UniTrier.

Nachdem Nadine Lux und Rebecca Mäkeihr Rennen im Doppelzweier der Damen miteinem sechsten Platz beendet hatten, kam eszum wohl spannendsten Rennen des Tages. ImDoppelvierer der Damen lagen Vera Hage-mann, Hannah Neumann, Nadine Lux undSchlagfrau Christine Boos bis zur 600-Meter-Marke auf dem zweiten Rang, konnten denEndspurt der starken Konkurrenz aber nichtschnell genug kontern und mussten sich amEnde mit einem knappen fünften Platz begnü-

Den Anfang machten bei strahlendemSonnenschein auf der Regattastreckin Hamburg-Allermöhe zunächst die

Rennboote. Hier konnten in großen Feldernsowohl Mario Platten und Thorbjörn Dorowim Doppelzweier als auch Johannes Mohr,Philipp Münchmeyer, Manuel Anghel undSchlagmann Volker Fusenig im Doppelvierersehr gute vierte und fünfte Plätze im Finaleherausfahren. Es ging über die 1000-Meter-Strecke jeweils in drei Läufen um die Quali-fikation der Erst-und Zweitplatzierten für dieEuropameisterschaft der Studenten im fran-zösischen Brieve-la-Gaillarde.

Dann ging bereits einer der Favoriten anden Start: der Gig-Doppelvierer der Männer.Hier hatte man allerdings am Start mit einemabgetauchten und verkanteten Ruder zu kämp-fen, so dass Philipp Schlöder, Uli Morrissey,Sebastian Jüngst und Nils Kritzler erst etwazehn Sekunden nach der Konkurrenz richtig

gen, lediglich zwei Sekunden vom Silberranggetrennt. Die Enttäuschung wurde gesteigert,dass der Frauen-Doppelvierer der UniversitätOxford, der an diesem Wochenende zu Gastwar, die ersten vier Boote zu einem Rennenherausforderte.

Am Abend kam es nicht nur zur Siegereh-rung, sondern auch zu einer ausgelassenenFeier der Ruderer. Die Studenten von RV Tre-viris und RG Trier, mit 28 Sportlern angereist,konnten, ebenso eindrucksvoll wie auf demWasser, auch zu Land den Aufschwung desRudersports in Trier (durch starke Präsenz aufder Ruderparty) unter Beweis stellten.

Am Sonntag ging es um neun Uhr weiterim Mixed-Doppelvierer. Hier scheiterten Han-nah Neumann, Rebecca Mäke, Johannes Mohrund Philipp Münchmeyer knapp im Hoff-nungslauf und konnten das Finale nur mitgekühlten Getränken bei bestem Sonnenscheinvom Ufer aus betrachten.

Es folgten die Mixed-Rennen der Anfängerim Gig-Doppelvierer. Aufgrund der hohenTeilnehmerzahl wurde das Rennen in zweiAbteilungen ausgerichtet. Trier ging mit zweiMannschaften in diesem Rennen an den Start,beide in einer verschiedenen Abteilung.

Im Boot in der ersten Abteilung wurdeSchlagmann Frank Brülin tatkräftig vonTobias Sommerfeld, Marie Kees und DianaPütz unterstützt, angefeuert von SteuerfrauChristine Boos. Hier musste man sich nach

Das Trierer Ruderer-Team. Foto: Pressestelle

Es war das bisher erfolgreichste Wochenende für die rudernden Studenten:

Am Wochenende vom 9. bis 11. Juni 2006 konnten sie sich bei den Hoch-

schulmeisterschaften in Hamburg gleich vier Medaillen sichern. Vor allem

die Anfänger, die noch an keinem „professionellen“ Rennen des Deutschen

Ruderverbands (DRV) teilgenommen haben, erzielten große Fortschritte mit

zwei Silber- und zwei Bronzemedaillen. Bei den Rennbesatzungen war

ebenfalls eine hart erkämpfte Bronzemedaille zu verzeichnen.

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Das Foto zeigt die Trierer Fangruppe mit dem Pokal. Foto: ney

einem großartigen Rennen nur der UniversitätKonstanz geschlagen geben. Das Trierer Bootin der zweiten Abteilung mit Philipp Schlö-der, Sebastian Jüngst, Amelie Mattheis, Mari-on Ballerstedt und Steuerfrau Vera Hagemannwar zwar im Zeitergebnis drei Zehntelsekun-den schneller als das andere Trierer Boot, inseiner Abteilung reichte es aber leider nur zuRang vier.

Nachdem Neli Petrova und Christine Boosbereits morgens auf die Waage mussten, umdas Einhalten der Gewichtsgrenze für Leicht-gewichte nachzuweisen, erruderten sie imLeichtgewichts-Doppelzweier der Fraueneinen guten vierten Rang.

Im Vierer-ohne-Steuermann der schwerenMänner trafen Matthias Prochaska mit seinemPartner Ben Thompson (beide zur Zeit an derUniversity of East Anglia im englischen Nor-wich), Mario Platten und Thorbjörn Dorowauf starke Konkurrenz. Obwohl nach einhel-liger Meinung das Boot nicht gut gelaufenwar, trennte die Besatzung nur zwei Sekun-den von Rang drei.

Der Mixed-Achter der Anfänger war aufder heimischen Mosel ausgiebig trainiert wor-den: nach 1000 Metern schob sich das Bootmit Uli Morrissey, Nils Kritzler, RamonaKöster, Tobias Sommerfeld, Frank Brülin,Christiane Herf, Dana Huppertz, Marie Keesund Steuerfrau Vera Hagemann knapp alsZweites über die Ziellinie, hart bedrängt vonder Konkurrenz aus Hannover. SteuerfrauVera Hagemann kam so zu einer weiterenMedaille.

Aber auch Neli Petrova sollte nicht leerausgehen. In der Königsklasse, dem schwe-ren Achter der Männer, bekam sie als Steuer-frau die Chance, ihre Jungs um das Schlag-team aus Konstanz, das kurz zuvor das Ren-nen im Zweier-ohne-Steuermann gewann,zusammen mit Volker Fusenig, Manuel Ang-hel, Matthias Prochaska, Ben Thompson,Thorbjörn Dorow und Mario Platten richtiganzufeuern. Und es sollte reichen: In ein-drucksvoller Weise stampften die Großboote– mit Mannschaft etwa 800 bis 1.000 Kilo-gramm Gewicht – über die Strecke. Die sie-gesgewohnte Konkurrenz aus Karlsruhe setz-te den Endspurt bereits bei 600 Metern an, ummit wuchtigen Schlägen doch noch an denTrierern vorbei zu ziehen. Diese kontertenjedoch mit mehr Druck, und am Ende scho-ben sich beide Boote bei Schlagzahl 39 knappgetrennt über die Ziellinie. Die im Vergleichrecht große Trierer Gruppe der mitgereistenSportler und Fans stellte sich bei allen Ren-nen von 600 Metern bis zum Ziel neben der

DAAD-Fan Pokal

Der Hintergrund: Der DAAD hat imUmfeld der WM einen akademischen Fuß-ball-Cup mit Ländermannschaften aus ver-schiedenen Universitäten veranstaltet. Fürdie Teilnahme mussten sich die Hochschul-(länder)Teams qualifizieren. Aus rund 120Bewerbern wurden 16 Mannschaften ein-geladen, darunter auch die Trierer Gruppeaus Georgien („Erster Falke“) mit einwenig Verstärkung von georgischen Stu-dierenden aus anderen Unis.

Das Internationale Zentrum e.V. und dasAkademische Auslandsamt der UniversitätTrier (AAA) haben zum 1. Spieltag (inKöln) eine Fan-Truppe organisiert und

gesponsert. Die Trierer Spieler, die „erstenFalken“ haben zwar alle Spiele verloren,waren aber voller Begeisterung über dasdreitägige Event, das der DAAD finanzierthat. Ebenso begeistert war die Trierer Fan-Gruppe, die ihre Mannschaft sichtbar undlautstark in Köln unterstützt hat. Fürdieses Engagement hat die Trierer Fan-Gruppe dann vom DAAD den Fan-Pokalerhalten. ney

Informationen zum DAAD-Cup:

www.daad.de/fussball

Rennstrecke auf, um ihre Mannschaften laut-stark durch „Trier“-Rufe anzufeuern unddamit nach vorne zu treiben. Unter diesemAnfeuern war dann der dritte Platz des Her-renachters dadurch zu erkennen, dass dieMänner, völlig ausgepumpt, doch noch dieArme zum Jubeln nach oben reißen konnten.

So kam es sonntags, nach dem traditionel-len Bad der Steuerfrauen und der Sportler inder Dove Elbe, erneut zur Siegerehrung. DieMannschaften des Mixed-Gig-Doppelvierers

der ersten Abteilung, des Anfänger Mixed-Achters und des schweren Herrenachtersdurften sich noch einmal zeigen. Durch diePräsenz der Trierer an Zahl und auf dem Sie-gertreppchen sowie dem eigens für die Hoch-schulmeisterschaften kreierten Uni-Trier-Ein-teiler, der unter anderem vom Asta auchfür künftige Meisterschaften angeschafftwurde, dürfte Trier als Ruderuniversität nunendgültig in ganz Deutschland bekanntsein. Nils Kritzler

Das hat es wohl noch nicht gegeben: Der DAAD – der Deutsche Akademische Austauschdienst – verlieh einen FAN-Pokal für eine Fan-Gruppe!

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Aus der Universität

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Unerfahrene Einsatzleiter sind beiunvorhergesehenen Ereignissenschnell überfordert und treffen dann

nicht immer die optimalen Entscheidungen,da sie die Situation aufgrund ihres unzurei-chenden Wissens falsch einschätzen undeventuelle Gefahren nicht erkennen.

So ist es zum Beispiel bei einem Brand ineinem Industriebtrieb, in dem Plastikkistenaus Polypropylen Feuer gefangen habenwichtig, die charakteristischen Eigenschaf-ten des brennenden Materials zu kennen unddie geeignete Brandbekämpfungsmethode

auszuwählen. Wird in einer solchen Situati-on ein unerfahrener Einsatzleiter mit seinerMannschaft zu einem Einsatz gerufen, sobesteht die Gefahr, dass er versucht den Brandmit Hilfe eines herkömmlichen Wasserstrahlszu bekämpfen. Diese Fehlentscheidungwürde aber dazu führen, dass sich das Feuersehr schnell ausbreiten würde, was katastro-phale Auswirkungen hat. Die Information,dass ein solcher Brand allenfalls mit Hoch-druckstrahlen oder mit Löschschaum zubekämpfen ist, ist für diesen Einsatzleiterenorm wichtig.

Genau solche nicht alltäglichen, aber sehrkritischen Situationen sind typisch für Feu-erwehreinsätze.

Solchen und ähnlichen Problemen hat sichdas von der Europäischen Union mit insge-samt 1.65 Millionen Euro geförderte ProjektAMIRA (Advanced Multimodal Intelligencefor Remote Assistance) angenommen, an demder von Prof. Bergmann geleitete Lehrstuhlfür Wirtschaftsinformatik II der UniversitätTrier beteiligt war. Das europäische Konsor-tium, an dem neben der Universität Trier dieFirmen DaimlerChrysler (Ulm), FAST(Oslo), Kaidara (Paris) sowie das Fire Ser-vice College von Großbritannien teilnahmen,hat innerhalb der Projektlaufzeit von zweiJahren den Prototypen eines Softwaresystemszur mobilen Informationsunterstützung vonEinsatzkräften entwickelt. Dieses Systemwurde dem Gutachtergremium der Europäi-schen Union Ende Juli unter realen Einsatz-bedingungen erfolgreich demonstriert.

Headset in Schutzausrüstungen

Das AMIRA System bietet den einheitlichenmobilen Vorort-Zugriff auf eine Vielzahl vonfachspezifischen Informationsquellen, Erfah-rungsdatenbanken und verfügbaren mensch-lichen Experten. Der Zugang zu diesen

Entscheidungsunterstützungbei NotfalleinsätzenNotfallsituationen erfordern adäquate zeitkritische Entscheidungen, so

etwa bei Feuerwehreinsätzen. Einsatzkräfte sind vor Ort vielfach mit

Umständen konfrontiert, die ad hoc eine Entscheidung erfordern. Fehlent-

scheidungen können gravierende Folgen haben. Wirtschaftsinformatiker

der Universität Trier entwickelten AMIRA – ein Softwaresystem für Notfall-

einsätze bei schweren Bränden.

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Das AMIRA Projektteam. Die Mitglieder der Universität Trier:Andrea Freßmann (3. v.l.); Prof. Ralph Bergmann (4. v.l.), Dr. RainerMaximini (4. v.r.).

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Hintergrundinformation unter:

http://www.wi2.uni-trier.de/de/cms/projects/Amira/

Brandsituation beim Einsatz des AMIRA Systems. Fotos: AMIRA-Projekt

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grammierbare Schnittstellen zu Suchmaschi-nen, wie zu denen der Projektpartner FASTund Kaidara. Eine wichtige Neuerung vonCAKE ist die integrierte Datenbank von spe-zifischen Suchstrategien. Diese Suchstrategienbeschreiben den Zugriff auf die verfügbarenInformationsquellen und bilden somit dasExpertenwissen eines versierten Informations-suchenden ab. Spezifisch für eine Anfrage wirddie am besten passende Suchstrategie ausge-wählt und automatisch ausgeführt. Hierbeikann die Anfrage in Teilanfragen zerlegt wer-

den, die durch die hierfür jeweils besten Infor-mationsquellen beantwortet werden. Dies kannunter Umständen auch die Weiterleitung einerAnfrage an einen verfügbaren menschlichenExperten, etwa einen erfahrenen Mitarbeiterim Feuerwehrhauptquartier, beinhalten. Such-strategien berücksichtigen zudem geeigneteAbbruchkriterien, wenn die Informationssu-

Trierer Forschung

Informationen erfolgt einheitlich über ver-schiedenste Endgeräte wie Tablet PCs, PDAs,Smartphones oder alternativ über eine Sprach-dialogkomponente. Über diese kann der Ein-satzleiter in einem natürlichsprachigen Dialog,der über das in der Schutzausrüstung integrier-te Headset geführt wird, entscheidungsrele-vante Information abfragen, die ihm viaSprachsynthese akustisch dargeboten wird.

An der Professur für Wirtschaftsinforma-tik II wurde im Rahmen des Projektes diezentrale Softwarekomponente des AMIRA

Systems entwickelt, die die Anfragen von denverschiedenen Endgeräten entgegen nimmt,analysiert und den Zugriff auf die angeschlos-senen Informationsquellen steuert. DieseKomponente, die auf den Namen „CAKE“(Collaborative Agent-based Knowledge Engi-ne) getauft wurde, ist für verschiedene Ein-satzgebiete frei konfigurierbar und besitzt pro-

che erfolgreich ist. Durch den so automatisier-ten Suchprozess wird der unter Zeitdruck ste-hende Einsatzleiter von der schwierigen Auf-gabe der Informationssuche in verschiedenenheterogenen Informationsquellen entlastet.

Im Zusammenhang mit dem AMIRA Pro-jekt sind an der Universität Trier zwei Disser-tationen, fünf Diplomarbeiten und bislangzehn wissenschaftliche Publikationen aufFachtagungen entstanden. Zurzeit werden dieArbeiten an CAKE in einem weiteren Projekt,welches vom BMBF gefördert wird, fortge-setzt. In diesem Projekt, mit einer Laufzeitbis Mai 2008, wird die Prozessintegration vonCAKE verbessert und für die Entwurfsunter-stützung von Nanoelektronischen Chips erwei-tert. Darüber hinaus wurden eine Reihe wei-terer Anwendungsvisionen entwickelt, die inder Zukunft verfolgt werden.

Ralph Bergmann, Andrea Freßmann, Rainer Maximini

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Im AMIRA Projekt sind an der Universität Trier zwei Dissertationen, fünf Diplomarbeiten und zehn wissenschaftlichePublikationen entstanden

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„Glaube ist cool!“

dere Herausforderung dar. Denn die Bezie-hung Jugendlicher zu Religion und zur Insti-tution Kirche fügt sich keiner einfachen Denk-schablone, sondern erweist sich als ungemeinvielfältig und bunt. Der Tenor ist dabei gleichlautend: Religion ist zu etwas geworden, wasman sich aussuchen kann. Für die heutige Zeitcharakteristische Individualisierungsprozesseund damit verbundene Freisetzungen werdenin diesem Zusammenhang als zentrale Ursa-chen für die zunehmende religiöse Autonomi-sierung angesehen. Die Pluralisierung dergesamtgesellschaftlichen Lebensverhältnissefindet sich spiegelbildlich auch in der religiö-sen Sphäre wieder und zwar als Vielfalt undKonkurrenz von unterschiedlichen sakralenFormen, Weltanschauungen und Glaubens-systemen.

Auf diese Herausforderung reagiert dieKatholische Kirche mit spezifischen, zuneh-mend mediatisierten Veranstaltungsformen,die zum Ziel haben, die ‚Einheit der Kirche‘im öffentlichen Bewusstsein wie im subjekti-ven Erleben der Teilnehmer zu verankern. Sonimmt nicht nur die Zahl kirchenreligiöserEvents laufend zu, sondern auch die Zahl der

Ziel der disziplinenübergreifend angeleg-ten Studie ist es, den Weltjugendtag alsreligiöses Event sowohl in seiner loka-

len Organisation und globalen Medienpräsenzals auch im konkreten Erleben der Teilnehme-rinnen und Teilnehmer zu erfassen. Im Fokussteht dabei die Frage, wie sich Religion unterIndividualisierungs- und Globalisierungsbe-dingungen in der Gegenwart gewandelt hat,was Religiös-Sein und religiöse Gemeinschaftfür junge Menschen heutzutage bedeuten. DerForschungsverbund setzt sich aus drei Teilpro-jekten zusammen, die der Multidimensiona-lität des Events Rechnung tragen sollen. Sogeht es den Forscherinnen und Forschern derUniversität Dortmund vorwiegend darum zuerfassen, wie die katholische Kirche das Gro-ßevent geplant und realisiert hat. Danebenbefasst sich das Bremer Forschungsteam mitder Medienberichterstattung über das Großer-eignis. Die Forscherinnen und Forscher derUniversitäten Trier und Koblenz gehen derFrage nach, was die Teilnehmerinnen und Teil-nehmer aus den verschiedenen Ländern mitdem Ereignis verbinden, wie sie die Sinnan-gebote auf dem Weltjugendtag erlebt habenund welche Formen von religiöser Gemein-schaft auf dem Event entstanden sind.

Die Schlagzeile einer deutschen Boule-vardzeitung ist zum Slogan des XX. Weltju-gendtags geworden: „Wir sind Papst!“ Was alsAufmacher gedacht war und seine publizisti-sche Breitenwirkung nicht verfehlt hat, ent-puppt sich bei näherem Hinsehen als einepunktgenaue Diagnose gegenwärtiger Jugend-religiosität: Autonomie und Selbstbestimmungsind angesagt – auch in Glaubensfragen. WasPapst und Kirche für sich in Anspruch neh-men, einen institutionellen Alleinvertretungs-anspruch christlicher Lehrmeinungen undWahrheiten, ist auch für das religiöse Selbst-verständnis der überwiegenden Mehrheit jun-ger Menschen bezeichnend.

Was sich hier andeutet, stellt für die jugend-soziologische Religionsforschung eine beson-

– insbesondere jugendlichen – Teilnehmer.Charakteristisch für diesen neuen Typus von‚religiösen Hybridevents‘, deren Bogen sichvon Feuergottesdiensten bis zu Rafting-Wall-fahrten spannen lässt, ist die Kombination vontraditionellen Elementen kirchlicher Liturgieund Seelsorge mit erlebniszentrierten Bestand-teilen populärer Eventkultur. Die Weltjugend-tage können angesichts dieser Entwicklung alsherausragende Fallbeispiele angesehen wer-den – und zwar sowohl quantitativ durch dieTeilnehmerzahl als auch qualitativ durch dieForm der Veranstaltung. Im Jahr 1985 vonPapst Johannes Paul II. initiiert, finden sie seit-her im zweijährigen Turnus in Metropolenrund um den Globus statt. Dabei ziehen sieJugendliche geradezu ‚magnetisch‘ an: NachRom kamen im Milleniumsjahr zwei Millio-nen, und auch beim letzten Weltjugendtag2005 in Köln konnte über eine Million Teil-nehmer aus aller Welt verzeichnet werden.

Wie bewerten und kontextualisieren dieTeilnehmerinnen und Teilnehmer die Gemein-schaftsangebote des Weltjugendtags? Wie wirdreligiöse Gemeinschaft von den Jugendlichenselbst praktiziert und erlebt? Welche Erwar-tungen verbinden sie damit? Mit diesen Fra-gen machte sich unser Forschungsteam imAugust 2005 auf zum Weltjugendtag nachKöln.

Unsere Annäherung an den religiösen Inter-aktions-, Erfahrungs- und Gruppenzusammen-hang der Teilnehmer am Weltjugendtag erfolg-te auf der Grundlage eines lebensweltnahenund methodenintegrativen Forschungsdesigns.Konkret gingen wir explorativ und fallbezo-gen vor, indem wir sechs unterschiedliche Teil-nehmergruppen begleiteten, die wir bereits imVorfeld des Mega-Events kontaktierten, umauf der Basis eines sich entwickelnden Ver-trauensverhältnisse ein ‚partizipatorisches For-schungshandeln‘ zu gewährleisten. Nebenkatholischen Gemeindegruppen und neuenreligiösen Gemeinschaften aus den RegionenTrier und Koblenz, wurden auch Jugendgrup-

Stylische Frisur mit dem WJT-Logo. Foto: red.

Im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Forschungs-

verbundes untersuchen Sozial- und Kommunikationswissenschaftler/innen der

Universitäten Bremen, Dortmund, Koblenz und Trier den XX. katholischen Weltjugendtag,

der vom 15. bis 21. August 2005 in Köln stattfand.

Forschungsdossier:

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Kollektives Spaßerlebnis im religiösen Kon-text – Was für die meisten ihrer Großeltern undwohl auch noch für viele Eltern unversöhnlichnebeneinander stehen dürfte, fügen die WJT-Teilnehmer in souveräner Manier zusammen:Weltliches und Heiliges, Spaß und Spirituali-tät. So waren auf dem „katholischen Wood-stock“ in Köln allgegenwärtig: Holzkreuze mitLuftschlangen, Papststicker, Pieta-Tattoos undT-Shirts mit Aufdrucken wie „Bitte nicht stö-ren, bin mein Papst!“ oder „Mach et, Ratze!“.

Fotos: red.

pen aus Frankreich und Mexiko begleitet, undzwar jeweils von zwei studentischen Mitglie-dern des Forschungsteams in der Rolle einesteilnehmenden Beobachters. Ihre Aufgabe wares, möglichst unvoreingenommen die Erfah-rungen und Deutungsmuster der Gruppenmit-glieder in ihrer interaktiven und kollektivenHandlungspraxis zu dokumentieren.

Verwendet wurden Strategien prozessori-entierter Feldforschung, weil der Untersu-chungsgegenstand (Gemeinschaft) kein raum-zeitlich fixiertes Phänomen ist, sondern sichan unterschiedlichen Orten und zu unter-schiedlichen Zeiten ‚ereignet‘ sowie vonunterschiedlichen Personen unterschiedlichpraktiziert wird. Gleichzeitig wollten wirdurch die divergierenden ‚native points ofview‘ der sechs Teilnehmergruppen die situa-tive Gemeinschaftsbildung auch in biographie-, milieu- und kulturspezifischer Perspektiveinterpretieren. Im Zentrum stand die konkre-te Alltagspraxis der Akteure, der wir uns unterZuhilfenahme von nicht-reaktiven dokumen-tarischen Erhebungsmethoden (Tagebuch,Foto, Film) und reaktiven ‚hands-on-Strate-gien‘ (Ad-hoc-Interview, Leitfadeninterview,Gruppendiskussion) näherten.

Forschungsfragen und -methoden

Neben zahlreichen persönlichen Einzelgesprä-chen, in denen wir den subjektiven Motiven,Deutungen und Bewertungen der Jugendli-chen nachspürten, kamen so noch Beobach-tungen aus erster Hand hinzu, in denen diesituative Gestaltung von Gemeinschaft vor Ortim Vordergrund stand. Komplettiert wurdendie qualitativen und themenfokussiertenBefragungen und Beobachtungen durch Grup-pendiskussionen vor und nach dem Weltju-gendtag sowie durch einen standardisiertenFragebogen zur Teilnehmerstruktur undEventbeurteilung, den insgesamt knapp 600Jugendliche ausfüllten.

Zusammengekommen sind auf diese Weiseüber 100 Stunden Interviewmaterial, 562 aus-gefüllte Fragebögen, mehrere Feldtagebücherund seitenlange Beobachtungsprotokolle,knapp 1000 Fotos, aber vor allem unvergess-liche Erlebnisse in Köln, die das Forschungs-projekt Weltjugendtag im Erleben des Projekt-teams zu einem „Forschungsevent“ machten.Auch wenn die Auswertung der Daten im Rah-men des Forschungsprojekts noch nicht abge-schlossen ist, lässt sich eine erste Zwischen-bilanz ziehen.

Schnell stellte sich heraus, dass unserFokus auf Gemeinschaft richtig gewählt war.Denn fast ausnahmslos wurde das Erleben von

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mit viel rhythmischer Musik, mit der Möglich-keit, sich zu bewegen und zu tanzen, auchwährend der Gottesdienste, mit der Chance,sich auch einmal ungezwungen, locker undleger in kirchlichen Räumen benehmen zu dür-fen. Nicht umsonst wurde in den meistenGesprächen, die wir führten, immer wiederbetont, Köln sei als Erlebnis deshalb so „geil“und so „cool“, weil man endlich einmal erle-ben durfte, dass „Kirche und Religion auchSpaß machen können.“ Diesen Spaß wollteman sich aber nicht dadurch verderben lassen,dass man über den Glauben und seine unter-schiedlichen Auslegungen diskutiert und sei-nen eigenen Standpunkt verteidigt und legiti-miert. Die wenigen Veranstaltungen, die als dis-kursiv zu bezeichnen waren, in denen entwe-der über das Selbstverständnis der Kirche im

dritten Jahrtausendoder über die sozial-und umweltpolitischeVerantwortung derChristen gesprochenwurde, waren fastimmer schlechtbesucht. In den kir-chenkritischen Veran-

staltungen der Bewegung ‚Kirche von unten‘versammelten sich lediglich einige ältere Akti-visten – die Jugendlichen ließen diese und ähn-liche Veranstaltungen zielsicher links liegen.Trotz der Pluralität des Katholischen überwogauf dem Weltjugendtag das Erlebnis, Teil einergroßen, fröhlichen und selbstbewusstenGemeinschaft zu sein und die identitätssichern-

Gemeinschaft als die zentrale Weltjugendtags-erfahrung bei allen TeilnehmerInnen genannt.„Miteinander sein“, „Gemeinschaft erleben“,„Teil einer Menge sein“ oder „mit anderenzusammen kommen“ stellen im Empfindender Jugendlichen die echten Highlights desWeltjugendtags dar. Dies gewinnt vor allemdeshalb an Bedeutung, weil die Jugendlichenals ‚Gläubige‘ bzw. als ‚bekennende Katholi-ken‘ im Alltag massiven Marginalisierungs-und Diskriminierungserfahrungen ausgesetztsind. So bekamen wir immer wieder zu hören,dass die Gemeinschaftserfahrung auf demWeltjugendtag deshalb so zentral sei, weil siesich gegen das Gefühl stelle, im Glauben‚allein‘ zu stehen. So offen ihre Glaubenszu-gehörigkeit zu zeigen und zu bezeugen, bedeu-tete für viele Jugendliche eine Erfahrung, die

sie in dieser Form nicht kannten. Im Gegen-teil, in ihrer normalen Umgebung sind sie sehrviel eher mit einer Art von ‚katholischer Dia-sporasituation‘ konfrontiert, die ihre religiö-se Haltung auf die ‚Hinterbühne‘ verbannt.Ein junger Mann beschreibt dieses Gefühl sehreindrucksvoll: „Für mich hat der Weltjugend-tag den Sinn, dass wir einfach nicht alleinesind, gerade hier in Deutschland. In vielenLändern ist es vielleicht schon noch so, dasssie wissen, okay, da ist die Pfarrei einfach sehrstark, und man ist kein Außenseiter. Aber hierin Deutschland ist man ja schon fast einAußenseiter. Aber hier in Köln, da ist man keinAußenseiter, sondern man ist ein Glied in die-ser riesigen Kette, die einfach alle zusammenhält. Auf dem Weltjugendtag jetzt, da treffeneine Million Menschen aufeinander und sagen,‚wir sind gekommen, um IHN anzubeten‘(Motto des Weltjugendtags; die Verf.), aberauch um gemeinsam Gottesdienst zu feiernund Spaß zu haben; das ist für mich bomba-stisch.“

Für die versammelten Jugendlichen aus derganzen Welt war der Weltjugendtag eine „Rie-senparty“ mit Ihresgleichen und ‚ihrem‘ Papst– eine Party zudem, die „richtig Spaß“ berei-tete. Gleichzeitig war die religiöse Dimensi-on der Veranstaltung den Jugendlichen nichtnur bewusst, sie war ihnen auch wichtig. Esging ihnen in der Tat darum, ihren Glauben zufeiern, und zwar in jugendadäquaten Formen,

de Erfahrung zu machen, dass auch Religionund Glauben „cool“ sein können. Und deswe-gen nahm man die von den Veranstaltern vor-gegebene und meisterhaft inszenierte ‚Kon-sensfiktion‘ des großen katholischen Glaubens-festes gerne an und setzte sie um.

Der Papst wurde von den jugendlichen Teil-nehmern nicht als religiöser Superstar ange-sehen, aber er wurde von ihnen als ein sol-cher gefeiert. In kaum einer der Begegnun-gen mit dem Papst – weder am Tage seinerAnkunft bei der Fahrt mit dem Schiff, derzentralen Begrüßungsveranstaltung auf demDomplatz und der anschließenden Fahrt mitdem Papamobil durch die Kölner Innenstadt,noch auf der Vigilfeier und dem Abschluss-gottesdienst auf dem Marienfeld – waren jeneherkömmlichen Verhaltensformen zu entdek-ken, mit der katholische Laien über Jahrhun-derte ihren ‚Hirten‘ Verehrung und Gehorsambezeugten. Kein Kniefall, kein Kopfsenken,keine Gebetsgeste waren außerhalb der Got-tesdienste zu sehen und wenn, dann warenes ausschließlich ältere ‚Zaungäste‘, die diestaten. Nicht Demut und Devotion waren ange-sagt, sondern Begeisterung und Ekstase.Nicht Stille, Kontemplation und Nachdenk-lichkeit prägten die Begegnungen, sondernlautstarker Jubel und Akklamation. Alleindeshalb unterschieden sich viele Szenen beiden Auftritten des Papstes kaum von den Auf-tritten eines Robbie Williams.

Auch Papst Benedikt XVI. konnte sich sei-ner Verehrung mit Hilfe von inzwischen zuRitualen verfestigten Stereotypen einer medi-

Für die versammelten Jugendlichen aus derganzen Welt war der Weltjugendtag eine„Riesenparty“ mit Ihresgleichen und ‚ihrem‘Papst – eine Party zudem, die „richtig Spaß“bereitete.

Erinnerungsfoto mit „Maria“. Foto: red.

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Dr. habil. Waldemar Vogelge-sang, FB IV – Soziologie;Arbeitsschwerpunkte: Medien-soziologie, Jugendsoziologie,Migrationsforschung; Mitbe-gründer der interdisziplinärenForschungsgruppe „Jugend-und Medienkultur“.

Jun.-Prof. Dr. Julia Reuter,FB IV – Soziologie; Arbeits-schwerpunkte: Kultursoziolo-gie, Soziologische Theoriensowie Körper- und Geschlech-tersoziologie; Mitglied derSenatskommission für Frauen-fragen und stellvertretendeFrauenbeauftragte des FB IV.

al geprägten, weltweiten Popkultur nicht ent-ziehen, zumal sein Vorgänger die Macht dermedialen Inszenierung erkannte und siebewusst zur Präsentation und Verbreitungseiner ‚Botschaft‘ benutzte – gerade auch aufden von ihm initiierten Weltjugendtagen. Soungehemmt sich die Begeisterung bei denAuftritten des Papstes insgesamt auch Bannbrach, so gab es unter den Teilnehmern amWeltjugendtag doch auch einige, die der„Papstbejubelei“ eher skeptisch gegenüberstanden und versuchten, sich ihr zumindestteilweise zu entziehen, indem sie beispiels-weise die Ankunft des Papstes fern vom Ortdes realen Geschehens über Videoleinwän-de verfolgten. Gerade die älteren Teilnehmerentzogen sich dem „Hype“ und kommentier-ten ihn (medien-) kritisch.

Die Tatsache, dass der Weltjugendtagweitgehend friedlich und gewaltfrei ablief,darf nicht darüber hinwegtäuschen, dassunter der harmonischen Oberfläche Konflik-te schwelten. Diejenigen, die zum einen umdie ‚richtige‘ Definition des Katholischen,zum anderen um Macht und Einfluss in derhierarchischen Organisation der Kirchekämpften, waren die unterschiedlichen, inder Regel fest organisierten katholischenInteressengruppen. BDKJ-Gruppen, Jugend2000, Kirche von unten, Taizé-Gruppen, vorallem aber die verschiedenen Neuen Geist-lichen Gemeinschaften wetteiferten um Auf-merksamkeit und (mediale) Präsenz, auchdurchaus mit dem Ziel, neue Mitglieder zurekrutieren. Insofern kann man – etwas pro-vozierend – durchaus von ‚innerkatholischenMissionierungsstrategien und Missionsbe-mühungen‘ auf dem Weltjugendtag spre-chen.

„Wir müssen sichtbar sein“

Eine besondere Rolle nahmen dabei diesogenannten Neuen Geistlichen Gemein-schaften ein, die trotz aller Unterschiede inProgrammatik, Lebensstil und Lebensformdie Überzeugung eint, ‚Elitetruppen’der Kir-che und des Papsttums zu sein. Während dieeher ‚linkskatholischen‘ Gruppierungen, wiebeispielsweise die Katholische Landjugend-bewegung Deutschlands (KLJB), größten-teils Offenheit demonstrierten und versuch-ten, ihr ‚kritisches‘ Image diskursiv zu ver-markten, wenn auch weitgehend erfolglos,so verfolgten die ‚traditionalistischen‘ Grup-pierungen eher die Strategie, durchGeschlossenheit und Masse Macht zudemonstrieren – gegenüber der Öffentlich-keit, noch mehr aber gegenüber der katholi-

schen Hierarchie. Ihre Devise lautete: „Wirmüssen sichtbar sein!“, „wir müssen uns zei-gen!“. Dies wurde strategisch – und teilwei-se auch erfolgreich – umgesetzt und zwarzum einen durch Uniformierungen und demTragen erkennbarer Symbole (Standarten,Fahnen, Halstücher, T-Shirts), zum anderendurch die Attraktivität des eigenen Pro-gramms und der eigenen Begegnungszen-tren und schließlich durch die Organisationaufmerksamkeitsheischender Sonderveran-staltungen (Konzerte mit eigenen Musik-gruppen, Lichterketten, von Bischöfen ange-führte Prozessionen etc.).

Botschaften des Weltjugendtags

Die exemplarische Analyse des XX. Weltju-gendtags in Köln soll, so jedenfalls unsereHoffnung, mehr als nur ein genaueres Ver-ständnis dieser Veranstaltung gewährleisten.Der Weltjugendtag bietet als prototypischesEreignis auch die Grundlage für eine zu ent-wickelnde Theorie der Transformation desReligiösen in individualisierten Kontexten.In gegenwärtigen Gesellschaften verlierenKirchen mit fortschreitender Säkularisierungund Pluralisierung zunehmend das Deu-tungsmonopol der von ihnen verwalteten undvermittelten symbolischen Sinnsysteme.Religion erscheint weniger als kirchlich kon-trollierte kollektive Form der Sinngebungvon Leben, sondern zunehmend als in demSinne individualisiert, dass religiöse Orien-tierungen zumeist nur für denjenigen ver-bindlich sind, der sie eben hat oder teilt.Infolgedessen dürften religiöse Events wieder Weltjugendtag immer mehr an Bedeu-tung gewinnen, wenn es darum geht, tradi-tionelle Religion an zunehmend individua-lisierte und kulturell pluralisierte Religions-verständnisse anzuschließen.

Des Weiteren gibt es Anzeichen dafür,dass der ‚Wanderer‘ mit seiner Leitidee ‚derWeg sei das Ziel‘, der Prototyp spätmoder-ner Religiosität sein könnte. Ob die unter denJugendlichen zu beobachtende wachsendeSympathie für religiöse Events – wie etwadie Europäischen Jugendtreffen der Gemein-schaft von Taizé, die Diözesanjugendfesti-vals wie ‚Kirche+Jugend+X‘, die Missions-events von Pro Christ und Weltjugendtageals besonderes Highlight – sich in diesemSinne interpretieren lässt, bleibt abzu-warten. Der Trend zu einer Art von ‚religiö-sem Event-Hopping‘ ist dagegen unüberseh-bar.

Julia Reuter, Waldemar Vogelgesang

„Jugendkulturelle Papstsympathie“: Benedikt16. Foto: red.

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NeuerscheinungenJapanologie

Im Rahmen der Oide-Publikationen wurdenzwei Bücher zum Grundstudium des Japani-schen von Noriko Katsuki-Pestemer publiziert:Auf der Grundlage der Angewandten Lingui-stik wurde das Werk verfasst, um in ersterLinie die sechs verschiedenen Sprachvarietä-ten des modernen Japanischen den Lernen-den zu vermitteln: die Höflichkeitssprache unddie Standardsprache, die sich als geschriebe-ne und gesprochene Sprache unterscheiden,sowie die gesprochene Alltagssprache in derDu- und der Sie-Form. Der Schwerpunkt liegtauf der kommunikativen Kompetenz, die aufder Grundlage einer soliden Grammatik-Ver-mittlung aufgebaut wird. Vor allem wird der„Code-Switching“ gefördert, um die pragma-linguistische Kompetenz zu steigern.

Katsuki-Pestemer, Noriko, GrundstudiumJapanisch, Kanji-Arbeitsheft 3, Troisdorf, Bil-

Germanistik/ Neuere deutsche Literaturwissenschaft

Iulia-Karin Patrut, Schwarze Schwester – Teu-felsjunge. Ethnizität und Geschlecht bei PaulCelan und Herta Müller, in: Literatur –Kultur– Geschlecht, Große Reihe, Band 40, Böhlau,Köln, 2006, ISBN 3-412-33805-2.

Herbert Uerlings, Ich bin von niedriger Rasse.(Post-) Kolonialismus und Geschlechterdiffe-renz in der deutschen Literatur, Böhlau, Köln,2006, ISBN 3-412-01106-1.

Deutsch als Fremdsprache

Interkulturelle Semantik

Interkulturelle Kommunikation gilt für vieleFachgebiete als neues Hyperparadigma. Auchim Bereich der Germanistik gibt es Ansätze,interkulturelle Kommunikation terminologischzu erfassen und wissenschaftlich zu modellie-ren. Häufig greift man dabei auf Konzepte be-nachbarter Fachwissenschaften zurück. Dasvorliegende Büchlein versucht einen anderenWeg.

Für die Analyse interkulturell bestimmteKommunikationssituationen gelten prinzipielldie gleichen sprachpragmatischen Analyseka-tegorien wie diejenigen, die zur Beschreibungeigenkultureller Interaktionssituationen heran-gezogen werden. Grundlegend für solche Kom-munikationen ist die Verständigung über(Wort)Bedeutungen. Die Semantik birgt dabeiinsofern ein Missverständnispotential, weil dieKommunikationspartner in einer interkulturel-len Kommunikationssituation die Wörter sogebrauche, wie sie diese im Laufe ihrer Sozia-lisation in spezifischen kulturellen Kontextenerlernt haben und wie sie in Wörterbüchern fest-geschrieben sind. Dabei kann es zu semantischbedingten Störungen, Missverständnissen oderKonflikten kommen. In einer interkulturellenSemantik geht es darum, interkulturell beding-te Störungen, Missverständnisse und Konflik-te, die durch einen kulturspezifischen Wortge-brauch verursacht sind, genauer zu beschreiben.

Peter Kühn, Interkulturelle Semantik, Interkul-turelle Bibliothek, Band 38, Traugott Bautz,Nordhausen, 2006, ISBN 3-88309-209-6.

Theologie

Walter Andreas Euler (Hrsg.), 40 Jahredanach: Das Zweite Vatikanische Konzil undseine Folgen, Trier, Paulinus-Verlag, 2006.

dungsverlag EINS, 2006. 48 Seiten, ISBN978-3-427-00926-9.

Katsuki-Pestemer, Noriko, GrundstudiumJapanisch 2, die neubearbeitete zweite Auf-lage des Werks mit demselbigen Namen von1990, Troisdorf, Bildungsverlag EINS, 2006,360 Seiten, ISBN 978-3-427-00921-4.

Philosophie

Meier, Georg Friedrich, Beyträge zu der Lehrevon den Vorurtheilen des menschlichenGeschlechts / Contributi alla dottrina dei pre-giudizi del genere umano, Kritische Edition –Edizione critica, Deutsch/Italienisch, heraus-gegeben, eingeleitet und übersetzt von Hein-rich Delfosse, Norbert Hinske und PaolaRumore, Edizioni ETS, Vertrieb durch from-mann-holzboog, Pisa, 2006. XL, 190 Seiten,ISBN 978-3-7728-2377-0

„Kritisch – was heißt das eigentlich?“

Unter dem Titel „Kritisch – was heißt das eigentlich?“ fand anlässlich des 75. Geburtstagsvon em. o. Prof. Dr. Dr. h.c. Norbert Hinske ein Kolloquium statt. Der Freundeskreis seinerSchüler hatte eine festliche Veranstaltung für ihren ehemaligen Lehrer in der Bibliothek desPriesterseminars organisiert. Der Autor des großen Kant-Handbuches, Prof. Dr. Gerd Irrlitz,hielt die Laudatio und überreichte diese anschließend dem Jubilar für eine anschließende Publi-kation. Dr. Christoph Böhr hielt als Vertreter der Schülerschaft die Eröffnungsrede und mode-rierte den Festakt. Norbert Hinske selbst hat es sich nicht nehmen lassen zum Thema. „DieRolle des Methodenproblems im Denken Kants. Zum Zusammenhang von dogmatischer,polemischer, skeptischer und kritischer Methode“ zu sprechen. Das Foto zeigt von links: Prof.Gerd Irrlitz, Prof. Norbert Hinske und Prof. Nelly Motroschilowa, die Vorsitzende der russi-schen Kantgesellschaft. Foto: ney

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Trierer Forschung

Habilitation: Dr. Robert Esser

Dr. iur. Robert Esser, geboren 1970 in Tönisvorst/Nieder-rhein, erhielt am 26. Juli 2006 die Venia legendi für Deut-sches, Europäisches und Internationales Strafrecht undStrafprozessrecht. Dr. Esser studierte von 1991–1996Rechtswissenschaft an den Universitäten Trier und Upp-sala und legte im Januar 1997 die Erste Juristische Staats-prüfung ab. Nach dem Rechtsreferendariat (1997–1999),unter anderem mit einer Wahlstation am American Prose-cutors Research Institute in Virginia/USA, und der Zwei-ten Juristischen Staatsprüfung, erhielt Dr. Esser im Novem-ber 1999 ein Promotionsstipendium der Landesgraduier-tenförderung Rheinland-Pfalz. Im November 2001 promo-vierte er mit einer Arbeit zur Entwicklung eines europäi-schen Strafverfahrensrechts auf der Grundlage der Recht-sprechung des Europäischen Gerichtshofs für Menschen-rechte (EGMR). Die Arbeit wurde mit dem Förderpreis derUniversität Trier für Nachwuchswissenschaftler ausge-zeichnet. Im Dezember 2001 nahm Dr. Esser eine Tätig-keit als Wissenschaftlicher Assistent am FachbereichRechtswissenschaft der Universität Trier (Professur Prof.

Dr. Kühne) auf und bot in der Folgezeit Lehrveranstaltun-gen zum Straf- und Strafprozessrecht, Jugendstrafrecht undStrafvollzug an. Im August 2006 erhielt Dr. Esser den Rufauf den Lehrstuhl für Strafrecht und Strafprozessrecht ander Universität Passau. Er vertritt diesen Lehrstuhl im Win-tersemester 2006/2007.

Habilitationsschrift: Über die Grenzen des Strafrechtsals Instrument zur Korrektur gesellschaftlicher Fehlent-wicklungen – eine Untersuchung am Beispiel der Untreue(§ 266 StGB)

Habilitationsvortrag: Sicherheit vor gefährlichen Straf-tätern durch das Strafrecht – Rechtsstaatliche Schrankender nachträglichen Sicherungsverwahrung (§ 66b StGB)

Venia legendi für Deutsches, Europäisches und Internatio-nales Strafrecht und Strafprozessrecht

Forschungsschwerpunkte: EG-/EU-Strafrecht, Europäi-sche Menschenrechtskonvention (EMRK), EuropäischerGerichtshof für Menschenrechte (EGMR), Völkerstraf-recht, Strafverfahrensrecht, Wirtschaftsstrafrecht

Habilitation: Dr. Oliver Hellmann

Dr. Oliver Hellmann, geboren 1965 in Stuttgart, wurdeam 21. Juni 2006 vom Fachbereich II die Venia legendifür das Fach Klassische Philologie verliehen. Dr. Hellmannstudierte von 1988 bis 1996 Klassische Philologie undGeschichte an der Universität Freiburg, im Herbst 1995legte er dort das 1. Staatsexamen in Griechisch, im Früh-jahr und Herbst 1996 die Staatsexamina in Latein undGeschichte ab. Die Promotion an der Universität Freiburgerfolgte im Februar 2000 mit einer Dissertation zu denSchlachtszenen der Ilias, die von Prof. Dr. drs. h.c., Wolf-gang Kullmann betreut wurde. Seit April 1999 arbeitetDr. Hellmann an der Universität Trier in einem von Prof.Dr. Georg Wöhrle geleiteten Projekt zur Übersetzung undKommentierung der naturwissenschaftlichen Fragmentedes Aristoteles, seit Juni 2006 ist er zudem als Lehrkraftfür besondere Aufgaben im Fach Klassische Philologietätig.

Habilitationsschrift: Aristotelische Biologie in Alexan-dria? Aristophanes’von Byzanz Epitome der zoologischenSchriften des Aristoteles

Habilitationsvortrag: Wenn Helden alt werden – Das Alterals Herausforderung für die Heroen der Ilias und der Aeneis

Venia legendi für Klassische Philologie

Dr. Robert Esser

Dr. Oliver Hellmann

Habilitationen an der Universität Trier

33Unijournal 3/2006

Universität Trier

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Trierer Forschung

Rechtswissenschaft

Jan Duikers

Die Umwelthaftungsrichtlinieder EG – Analyse der Richtlinieund ihrer Auswirkungen auf dasdeutsche RechtTrier 2005/2006

Die Umwelthaftungsrichtlinie2004/35/EG ermöglicht erstmalsmedienübergreifend die Vermei-dung und Sanierung reinerUmweltschäden. Die Dissertationanalysiert dieses Regelungswerk.Insbesondere wird die Verzah-nung mit geltenden Rechtsaktender EG beleuchtet. Erfahrungenmit ähnlichen Haftungsregelun-gen in den USA werden darge-stellt und in die Untersuchung ein-bezogen. Auf dieser Grundlagewerden Probleme der Umsetzungin deutsches Recht erörtert. Hier-bei findet das Spannungsverhält-nis zwischen der integrativenRegelungsstruktur der Umwelt-haftungsrichtlinie und der Eigen-art des deutschen Umweltverwal-tungsrechts, das vornehmlich aufdas Einzelmedium abstellt, beson-dere Berücksichtigung. Die Über-legungen zur Umsetzung bauenauf der Analyse eines Gesetzent-wurfes des Bundesumweltminis-teriums auf, der als zentrales Ele-ment ein Umweltschadensgesetz(USchadG) vorsieht. ErichSchmidt Verlag, Berlin 2006,

Neuere Geschichte

Daniel Heimes

Sozialstruktur und soziale Mobi-lität der Koblenzer Bürgerschaftim 17. JahrhundertTrier 2006

Die Arbeit erfasst die Sozialstruk-tur und soziale Mobilität der Stadt.Daneben wird die soziale Mobi-lität der gesamten Bürgerschaftumfassend dargestellt. Untersu-chungsrichtungen sind sowohlKarriere- als auch Generationen-mobilität.

Neuere Geschichte

Klaudia Kamrad

Powered by Emotion! EineAnwendung und Erweiterungdes Job Characteristics Modellsvon Hackman und Oldham beipersonenbezogenen Tätigkeitenim Dienstleistungsbereich“Trier 2006

Auf der Grundlage des Job Cha-racteristics Modells von Hackmanund Oldham wird in der Disserta-tion ein integratives Rahmenmo-dell entwickelt, dass sowohl moti-vierende als auch demotivieren-de Merkmale der Arbeitstätigkeitbeinhaltet. Dabei wird im erstenSchritt aufgrund von handlungs-regulationstheoretischen Überle-gungen davon ausgegangen, dassneben den bereits erforschtennegativen Konsequenzen auch

motivierende Aspekte der Emoti-onsarbeit existieren und dasModell um dieses Tätigkeitsmerk-mal erweitert. Im nächsten Schrittwird das Modell um demotivie-rende Aufgabenmerkmale er-gänzt, nämlich um die StressorenEmotionale Dissonanz und Mul-titasking. Die dritte und letzteErweiterung bezieht sich auf dieIntegration von Stressreaktionenals Moderatorvariablen in dasModell. Die Hypothesen, die sich aus dempostulierten Modell ergeben, wer-den in drei querschnittlichen Fra-gebogenstudien anhand von unter-schiedlichen Stichproben aus demDiensleistungsbereich überprüftund lassen sich größtenteils bestä-tigen. Das gilt vor allem für dieErweiterungen auf der Seite derTätigkeitsmerkmale. Nicht ganzso eindeutig fällt die Befundlage

zu den angenommenen Modera-toreffekten aus.

Psychologie

Ina Roth Förderung prosozialer Verhal-tensweisen und konstruktiverKonfliktlösestrategien bei Kin-dern im Grundschulalter: „Ichbleibe cool“ – Konzeption,Implementation und Evaluationeines Trainingsprogramms zurPrävention aggressiven Verhal-tens

Trier 2005

Dargestellt werden die Konzepti-on, Durchführung und Evaluationdes „Ich bleibe cool“ – Kindertrai-nings (IBC) für Erstklässler, wel-ches prosoziale Verhaltensweisen,sozial-emotionale Kompetenzen

Geographie/Geowissenschaften

Promotionen aus dem Fachbereich VI im Sommersemester 2006Jan Christian Habel zum Dr. rer.nat., The influence of natural factorsand landuse changes on the gene-tic structure of xerothermic animalsin the region of Trier, Biogeogra-phie, noch nicht veröffentlicht.

Markus Monzel zum Dr. rer. nat.,Genetische und morphologischeDifferenzierung von Vertebratenpo-pulationen in der südöstlichen Neo-tropis am Beispiel der GattungBothrops (Serpentes, Viperidae),Biogeographie, noch nicht veröf-fentlicht.

Nicole Schrader zur Dr. rer. nat., Die deutschen Bio-sphärenreservate auf dem Prüfstand! Evaluierung derbestehenden Biosphärenreservate unter Berücksich-tigung der Vorgaben der UNESCO, der Anforderun-gen der nationalen Biosphärenreservatskriterien unddes neu entwickelten Bewertungsverfahrens, Biogeo-graphie, noch nicht veröffentlicht.

Ellen Sell zur Dr. rer. nat., Der Einsatz höchstauflö-sender Satellitendaten zur Ableitung räumlicher

Umweltdaten und -indikatoren für das Monitoringvon Naturschutzflächen in Brandenburg, Fernerkun-dung, noch nicht veröffentlicht.

Torsten Widmann zum Dr. phil., Wohnmobiltou-rismus in Deutschland – Segmentierung von Ange-bots- und Nachfragestrukturen und Analyse derregionalökonomischen Effekte am Beispiel derDestination Mosel, Geographie, noch nicht veröf-fentlicht.

Blick auf Campus II. Foto: ney

34 Unijournal 3/2006

Universität Trier

Dissertationen

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Trierer Forschung

und konstruktive Konfliktlösestra-tegien vermitteln und damitaggressivem Verhalten vorbeugensoll. Es wurde mit 92 Kindern an5 Trierer Grundschulen durchge-

geprüft, wobei kindliche Kompe-tenzen und Problemverhalten ausder Sicht der Eltern, der Klassen-lehrerinnen und der Kinder mitFragebögen bzw. Kinderinter-

views erfasst wurden. Es konntenpositive Einflüsse des Trainingsauf das Sozialverhalten der Erst-klässler nachgewiesen werden(Trainingseffekte im mittlerenBereich von .23 ≤ d ≤ .94); insbe-sondere ließ sich eine signifikan-te Reduktion des oppositionell-aggressiven Verhaltens und deremotionalen Auffälligkeiten auf-zeigen.

Neuere Geschichte

Horst Bernhard Schmitt Armee und staatliche Integra-tion. Rekrutierungspolitik nachHerrschaftswechseln in Preußenund der Habsburgermonarchie,1815–1866

Trier 2004

Welche Rolle spielt das Militär beider Eingliederung neuer Provin-zen in Preußen und Österreichnach 1815 als Integrationsinstru-ment? Die Diessertation ist dieserFrage gewidmet, indem sie dieEin- und Durchführung der Wehr-pflicht in der Rheinprovinz unddem Veneto analysiert und dabeisowohl staatliches Handeln wieauch die Reaktion der Bevölke-rung betrachtet.Preußen und Österreich zieltenseit 1815 darauf ab, die Bewohnerder neuen Provinzen am Rheinund in Oberitalien durch denDienst im Militär zu guten Unter-tanen zu erziehen. Allerdings ver-harrte man in politischen Konzep-ten der Vorrevolutionszeit undtrug mehr zu einer Regionalisie-rung des Staates als zu einer natio-nalen bzw. supranationalen Ver-schmelzung bei.Die Bevölkerung begegnete demMilitärdienst mit Gelassenheit.Obwohl sich die Konflikte mit denneuen Herrschern häuften, wider-setzten sich die Menschen denRekrutierungen nur in geringemMaße. Zwar wurde der Militär-dienst nicht zu dem Katalysatornationaler Integration wie imFrankreich der Revolutions- unddem Preußen der Befreiungskrie-ge, doch war er entgegen weitver-

führt. Die Wirksamkeit wurde imVergleich mit einer unbehandel-ten Kontrollgruppe von 51 Kin-dern inklusive Prä-, Post- und 4-Monats-Follow-up-Messungen

Rechtswissenschaft

Promotionen aus dem Fachbereich V im Wintersemsterster 2005/2006Bauckhage, Florian, „Die Sanktio-nen des Europäischen Betriebsräte-Gesetzes“, eine Untersuchung derSanktionen für die Missachtung derBeteiligungsrechte aus §§ 32 und 33EBRG unter Einbeziehung der RL94/45/EG und der Rechtsprechungdes EuGH zugleich ein Beitrag zurrichtlinienkonformen Rechtsfortbil-dungProf. Dr. Dres. h.c. BirkProf. Dr. Raab

Bischofs, Volker, Die Nutzungs-priorität im privaten Immissions-schutzrechtProf. Dr. MarburgerProf Dr. Dorn

Buchmann, Claudia, Die Behördenkoordination desArt. 7 IVU-Richlinie im immissionsschutzrechtlichenGenehmigungsverfahrenProf. Dr. Reinhardt, LL.M. Prof. Dr. Hendler

Charaktiniotis, Stefanos, Die lauterkeitsrechtlichenZulässigkeitsschranken der Kopplungsangebote nachder Aufhebung der ZugabeverordnungProf. Dr. Lindacher Prof. Dr. Dr. h.c. Bülow

Duikers, Jan, Die Umwelthaftungsrichtlinie der EGAnalyse der Richtlinie und ihrer Auswirkungen aufdas deutsche RechtProf. Dr. Hendler Prof. Dr. Marburger

Hammer, Andreas, Staatenfolge und Staatennach-folge Theorie und Praxis der Nachfolge in öffentli-che SchuldenProf. Dr. Schröder Prof. Dr. Robbers

Hayden, Daniel, Die Entwicklung der Grenzen derindividuellen Religionsfreiheit in der Rechtsprechungdes Supreme Court in den USAProf. Dr. Robbers Prof. Dr. Axer

Hohenhaus, Jörn, Die strafprozessuale ObservationProf. Dr. Krey Prof. Dr. Kühne

Köller, Fabienne, Die Reform des europäischen Che-mikalienrechts im Lichte des gemeinschaftsrechtlichenVorsorgeprinzips – zugleich eine Abhandlung der

wesentlichen rechtlichen Probleme des Kommissions-vorschlags zur REACH-Strategie vom 29. Oktober 2003Prof. Dr. Hendler Prof. Dr. Schröder

Lentz, Alexander, Vermeidung einer Minderbesteue-rung von Unternehmenseinkünften nach dem Dop-pelbesteuerungsabkommen Deutschland-USAProf. Dr. Burmester Prof. Dr. Dr. h.c. Bülow

Lindenthal, Steffen, Mitwirkungspflichten des Steu-erpflichtigen und Folgen ihrer Verletzung unter beson-derer Berücksichtigung der Dokumentationspflichtenbei Verrechnungspreisenrof. Dr. Burmester Prof. Dr. Dr. h.c. Bülow

Schell, Florian, Anspruch auf polizeiliches Einschrei-ten oder Angriff gegen eine polizeiliche Erlaubnis –Die prozessuale und materielle Rechtsstellung desDrittenProf. Dr. Krause Prof. Dr. Schröder

Semmler, Nadja, Die Rechtsmacht des Testaments-vollstreckersProf. Dr. Dorn Prof. Dr. Marburger

Synhke, Dagmar, Die Unzuständigkeitserklärungdes Schiedsgerichts – Auftreten, Rechtsnatur, Folgen Prof. Dr. Lindacher Prof. Dr. von Hoffmann

Die Pflichtexemplare werden an die Univesitätsbi-bliothek (54286 Trier) weitergeleitet. Dem Dekanatstehen keine Überstücke zur Abgabe zur Verfügung.

Übergang C-Gebäude. Foto: ney

35Unijournal 3/2006

Universität Trier

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breiteter Ansichten keineswegsAnlaß zum Widerstand gegen diepreußischen bzw. österreichischenHerrscher am Rhein und in Ober-italien.

Kunstgeschichte

Jan Werquet Historismus als gesellschaftli-che Repräsentation – Die Bau-politik und Herrschaftsinszenie-rung Friedrich Wilhelms IV. inder preußischen Rheinprovinz

Trier 2005

Die unter der Ägide des Königserrichteten Bauten werden als Kri-stallisationspunkte einer öffentli-chen Kommunikation zwischendem Monarchen und den rheini-schen Gesellschaftseliten ver-ständlich. Sie sollten königlicheSelbstdarstellung und gesell-schaftliche Identitätsstiftung mit-einander verbinden und so diepreußische Herrschaft in der 1815erworbenen Rheinprovinz legiti-mieren und absichern. Entschei-dend hierfür waren bautypologi-sche Bezüge, ikonographischeProgramme und öffentlichkeits-wirksame Inszenierungen, die his-torisch bedeutsame Traditionsli-nien der Rheinprovinz mit derSelbstdefinition des Königs undjener der lokalen Führungsschich-ten verknüpften.

Psychobiologie

René Westerhausen Interindividuelle Variabilität vonMakro- und Mikrostruktur desCorpus callosum: Determinan-ten und funktionelle Relevanz

Trier 2006

Als die größte interhemisphäri-sche Verbindung spielt das Cor-pus callosum eine entscheidendeRolle bei der Integration undKoordination von Verarbeitungs-prozessen beider Großhirnhälften.Über die funktionelle Bedeutsam-

Dank werkgenetischer Analysenkann der Verfasser nachweisen,dass der Ästhetik auch im Spät-werk Kierkegaards eine größereBedeutung zukommt, als von Bal-thasar angenommen.Neben der Erörterung des Verhält-nisses von Balthasar zu Kierke-gaard wird die Fragestellung inden Horizont der aktuellen Dis-kussion um Ästhetik in Theologieund Gesellschaft eingeordnet.Die Dissertation ist als Band 68der Reihe THEOS des KovacVerlages im Buchhandel erhält-lich.

Katholische Theologie/Kirchenrecht

Mmaju J. Eke

Informationsrecht in der Kirche.Eine theologisch-rechtliche Un-tersuchung der innerkirchlichenKommunikation im Licht desII. Vatikanums und des CIC/1983

Trier 2006

Die Arbeit untersucht, ob dasRecht auf Information, das vomZweiten Vatikanischen Konzil für

die gesellschaftliche Ordnunganerkannt wurde, auch Rückwir-kungen auf den innerkirchlichenBereich hat. Es werden hierzu dieEntwicklungslinien aufgezeigt,die zur kirchlichen Anerkennungdes Informationsrechts führten.Dabei wird deutlich, dass die Kir-che ihre anfängliche Skepsis über-wunden hat und das Recht aufInformation als positiven Wertwürdigt. Die Arbeit zeigt ausge-hend vom früheren kirchlichenGesetzbuch von 1917, das nochganz auf eine Abwehr kirchen-feindlicher Presse und vorbeugen-de Maßnahmen zum Schutz desGlaubens und der Sitte ausgerich-tet war, den Weg über verschiede-ne kirchenamtliche Verlautbarun-gen zum neuen kirchlichenGesetzbuch. Der Codex IurisCanonici von 1983 anerkennt ein-schlussweise das Recht auf Infor-mation, jedoch wird es nicht expli-zit in dessen Grundrechtskatalogverankert. Im abschließendenKapitel wird konkret die Proble-matik der praktischen Durchsetz-barkeit des Informationsrechts inder Kirche, besonders in Nigeria,der Heimat des Verfassers, darge-legt.

keit von interindividuellen Unter-schieden in Aufbau, Größe oderGestalt dieser Struktur, ist aller-dings erst wenig bekannt. In dervorliegenden Arbeit wurde daherdas Corpus callosum mittels mor-phologischer und Diffusions-Ten-sor Magnet-Resonanz-Tomogra-fie sowohl makro- als auch mikro-strukturell vermessen und zu ver-schiedenen Indikatoren der inter-hemisphärischen Kooperation inBeziehung gesetzt. Dabei zeigtensich substantielle Zusammenhän-ge zu den Variablen Geschlecht,Händigkeit und Sprachlateralitätsowie zu Qualität und Geschwin-digkeit des interhemisphärischenTransfers. Zusammenfassend ver-weisen die Ergebnisse deutlich aufdie funktionelle Relevanz interin-dividueller Differenzen, die sichin Makro- und Mikroanatomie desCorpus callosum finden lassen.

Katholische Theologie/Dogmatik

Stefan Endriß Hans Urs von Balthasar versusSören Kierkegaard. Ein Beitragzur Diskussion über das Verhält-nis von Theologie und Ästhetik

Trier 2005

Seit einigen Jahren wird das Ver-hältnis von Theologie und Ästhe-tik eingehend erörtert. Hierzugehört die Debatte über die Bedeu-tung des Schönen für die Gottes-erkenntnis und das Verhältnis vonKunst und Theologie ebenso wiedie Frage, ob Sinnlichkeit den„Weg“ zu Gott versperren kann.Aber es fehlte bisher eine Analy-se der Kritik Hans Urs von Baltha-sars an Sören Kierkegaard. Baltha-sar meint, Kierkegaard räume inseinem Spätwerk der Ästhetik zuwenig Raum innerhalb der Theo-logie ein. Der Autor untersucht inseiner Arbeit, ob dieser Vorwurfgerechtfertigt ist und legt dazu dieÄsthetiken Kierkegaards und Bal-thasars anhand verschiedener The-men (Zeit, Sprache, Eros/Erotik,Innerlichkeit/Äußerlichkeit) dar.

36 Unijournal 3/2006

Universität Trier

Trierer Forschung

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Drittmittelprojekte

Hense, Soziologie – Förderer: Rat für Sozial-und Wirtschaftsdaten

„Erkennen, Visualisieren und Anwenden vonEvolutionsmustern in Software-Historie“ –Prof. Dr. Stephan Diehl, Informatik – Förde-rer: DFG

„,Männlich‘ und ,Weiblich‘ im Spiegel derWerbung. Eine Analyse der Wahrnehmungdurch Kinder und Jugendliche“ – Prof. Dr.Michael Jäckel, Soziologie – Förderer: Niko-laus Koch Stiftung

„Ökonomische Evaluierung der Prävention“ –Prof. Dr. Eckhard Knappe, VWL – Förderer:Bertelsmann Stiftung

„Knowledge Economy Indicators: Develop-ment of Innovative and Reliable IndicatorSystems (KEI)“ – Prof. Dr. Ralf Münnich, Sta-tistik – Förderer: EU

„Geometrisches Runden und Vereinfachen undGrundlagen exakten geometrischen Rechnensmit algebraischen Zahlen“ – Prof. Dr. StefanNäher, Informatik – Förderer: DFG

„Qualitätssicherung in der Wirtschaftsprü-fung“ – Prof. Dr. Dieter Rückle, BWL – För-derer: Deloitte und Touche GmbH

„Die Förderung wissenschaftlichen Nach-wuchses: ein (lokales) Kollektivgut?“ Teilprojekt in der überregionalen Forscher-gruppe „Internationale Wettbewerbsfähigkeitund Innovationsfähigkeit von Universitätenund Forschungsorganisationen – Neue Gover-nanceformen“ (Fortsetzung) – Prof. Dr. Die-ter Sadowski, BWL – Förderer: DFG

„MEGADESIGN – Schnelle Algorithmen fürOptimierungsprobleme bei Strömungsvorgän-gen“ (Fortsetzung) – Prof. Dr. Volker Schulz,Mathematik – Förderer: Bundesministeriumfür Wirtschaft und Technologie

„Multilevel parameterizations and fast multi-grid methods for aerodynamic shape optimi-zation“ – Prof. Dr. Volker Schulz, Mathema-tik – Förderer: DFG

„Ada Lovelace-Mentorinnen-Netzwerk zurGewinnung von Schülerinnen für technischeBerufe (insbesondere IT-Berufe) und für natur-wissenschaftlich-technische Studiengänge“

Fachbereich I

„Stressbelastung und Burnout – Integrationarbeitspsychologischer und psychobiologi-scher Forschungsmethoden zur Erfassung dif-ferentieller Stressmuster bei chronischemArbeitsstress“ (Fortsetzung) – Dr. BrigitteKudielka, Psychobiologie – Förderer: DFG(Nachwuchsgruppe im Emmy Noether-Pro-gramm)

„Effektivität eines ambulanten Sportpro-gramms zur Optimierung multimodaler Grup-pentherapie bei übergewichtigen Kindern“(Fortsetzung) – Prof. Dr. Reinhold Läßle, Psy-chologie – Förderer: DFG

„Stressinduziertes Essverhalten bei Überge-wicht mit Binge eating Störung“ – Prof. Dr.Reinhold Läßle, Psychologie – Förderer: DFG

„Die Rolle assoziativer Prozesse bei der eva-luativen Konditionierung von Einstellungen“– Prof. Dr. Eva Walther, Psychologie – För-derer: DFG

„Kognitive Balance: Die Rolle assoziativerund propositionaler Prozesse“ – Prof. Dr. EvaWalther, Psychologie – Förderer: DFG

Fachbereich III

„Archäozoologische Untersuchungen zumfrühmittelalterlichen Nonnenkloster St. Irmi-nen in Trier (8. – 10. Jahrhundert)“ – Prof. Dr.Lukas Clemens, Mittelalterliche Geschichte /Historische Hilfswissenschaften – Förderer:DFG

„Atlas of the Institutions of European Histo-riography 1800 – 2005. Ein Grundlagenwerkzur Historiographiegeschichte Europas“ –Prof. Dr. Lutz Raphael, Neuere und NeuesteGeschichte – Förderer: DFG

„Ästhetik der Differenz. Koloniale Gegendis-kurse in der europäischen Kunstgeschichte vonder Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart“ – Prof.Dr. Viktoria Schmidt-Linsenhoff , Kunstge-schichte – Förderer: DFG

Fachbereich IV

„Weiterbildung als Fahrschein aus der Zoneder Prekarität?“ – Katrin Baltes / Andrea

(Fortsetzung) – Prof. Dr. Wolfgang Sendler,Mathematik – Förderer: Rheinland-pfälzischesLandesamt für Soziales, Jugend und Versor-gung / Europäischer Sozialfonds

Fachbereich VI

„Beobachtung des Beginns und der Länge dersommerlichen Schmelzperiode auf antarkti-schem Meereis mit Hilfe passiver und aktiverFernerkundungsverfahren“ (Abschlussfinan-zierung) – Dr. Jörg Bareiss / Dr. ChristianHaas, Klimatologie – Förderer: DFG

„Simulation of topography-induced convecti-on in the COPS area (STICCA)“ – Prof. Dr.Günther Heinemann, Klimatologie – Förde-rer: DFG

„Stalagmite und Seesedimente in den Südan-den (47–53°S) als hochauflösende Archive fürWestwindvariabilität und interhemisphärischvernetzte Klimavariationen“ – PD Dr. RolfKilian, Geologie – Förderer: DFG

„Betrieb, Fortschreibung und Ausbau derUmweltprobenbank des Bundes“ (Fortset-zung) – Prof. Dr. Paul Müller, Biogeographie– Förderer: Umweltbundesamt

„Effects of Veterinary Medicines on the Struc-tural Diversity of the Microbial Biomass inSoils“ – Prof. Dr. Sören Thiele-Bruhn, Boden-kunde – Förderer: DFG

Forschungszentrum für Psychobiologie und

Psychosomatik (FPP)

„Religiöse Bewältigung kritischer Lebenser-eignisse am Beispiel der Krankheitsverarbei-tung von Patientinnen und Patienten mit colo-rektalen Karzinomen“ – Dr. Sebastian Murken– Förderer: Deutsche Krebshilfe

Arbeitsgemeinschaft sozialwissenschaftli-

che Forschung und Weiterbildung (asw)

„Inszenierte Gewalt. Happy Slapping als neuesPhänomen jugendlicher Gruppengewalt. Eineexplorative Studie im Raum Trier“ – Dr. Patri-cia Erbeldinger – Förderer: Nikolaus KochStiftung

Competence Center E-Business (ceb)

„Mediadeluxe“ – Förderer: Multimedia-Initia-tive rlp-inform

Universitätsbibliothek

„Digitalisierung der Werke Friedrichs des Gro-ßen“ – Förderer: DFG

Institut für Cusanusforschung

„Edition eines Manuskriptes von bislang unbe-kannten Schelling-Vorlesungen“, – Prof. Dr.Klaus Reinhardt / HD Dr. Harald Schwaetzer– Förderer: Fritz Thyssen Stiftung

Förderungen an der Universität Trier ab Dezember 2005: AAnnggeeggeebbeenn ssiinndd

PPrroojjeekkttee mmiitt eeiinneemm FFöörrddeerrvvoolluummeenn vvoonn mmiinnddeesstteennss 1100..000000 EEuurroo uunndd eeiinneerr

LLaauuffzzeeiitt vvoonn mmiinnddeesstteennss eeiinneemm JJaahhrr..

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Trierer Forschung

Unijournal 3/2006

Universität Trier

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Tagungen

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Im Mittelpunkt der zweitägigen Konferenzstand die Thematik der kanadischenUmwelt(en), die aus geographischer, kul-

tur- und literaturwissenschaftlicher Sicht erör-tert wurde.

Das Zentrum für Kanada-Studien (ZKS) hatsich die interdisziplinäre wissenschaftlicheErschließung Kanadas zum Ziel gesetzt. Fernerwerden die Zusammenarbeit und der Austauschmit nationalen und internationalen, insbeson-dere kanadischen, Wissenschaftlern/innen undInstitutionen gepflegt sowie aktuelle For-schungsergebnisse auf dem Gebiet der Kanadi-stik in die Lehre umgesetzt.

ForschungsinhalteDie primären Forschungsdisziplinen des ZKSbeinhalten die anglokanadische Literatur- unddie frankokanadische Sprachwissenschaft.Hinzu kommt ein weit gefasster Fächer- undDisziplinenkanon, der unter anderem dieGeschichtswissenschaft, die Soziologie, Eth-nologie, Wirtschaftswissenschaft, rechtswis-senschaftliche Komparatistik, allgemeine Kul-turwissenschaft sowie die Geographie umfasst.

Am ZKS wird insbesondere zu den Berei-chen Multikulturalismus, Postmoderne, indi-gene kanadische Bevölkerung, Urbanität undEthnizität gearbeitet. Dies schlägt sich bei-

spielsweise in einer Reihe von Promotionensowie in der Schriftenreihe des ZKS nieder,die mittlerweile zehn Bände umfasst. DieSchriftenreihe widmet sich mit oftmals inter-disziplinärem Ansatz unterschiedlichen The-men wie etwa der Literatur marginalisierterGruppen, kanadischer und deutscher Hoch-schulpolitik, der Verknüpfung von Narration,Geographie und Ethnie oder den deutsch-kana-dischen Beziehungen der Nachkriegsperiode.

NetzwerkeDie vielfältigen Kontakte des Zentrums fürKanada-Studien in das In- und Ausland gehö-ren zu den großen Stärken dieser Forschungs-einrichtung. So wird eine Netzwerkstrukturnicht nur mit den offiziellen kanadischenRepräsentanten und Institutionen – wie etwader kanadischen Botschaft in Berlin – gebo-ten, sondern darüber hinaus auch beste Kon-takte mit in- und ausländischen kanadistischenForschungseinrichtungen, Verbänden undInitiativen unterhalten. Ein zentraler Teil die-ses Netzwerkes ist die enge Verbindung mitder University of Manitoba in Winnipeg. DasPartnerschaftsabkommen zwischen der Uni-versität Trier und der University of Manitobadient in erster Linie den Studierenden und Leh-renden beider Universitäten zum einfachenund effizienten Austausch untereinander. Seit1997 besteht ebenfalls ein Partnerschaftsab-kommen mit dem Institute of Canadian Stu-dies at the University of Ottawa in der kana-dischen Hauptstadt. Dieses Abkommen ermög-lichte es beispielsweise einer Reihe TriererWissenschaftlern/innen, die kanadistischenRessourcen des Instituts für Forschungsvorha-ben zu nutzen.

GastdozentenIn den vergangenen Jahren konnten darüberhinaus hochkarätige kanadische Gastdozen-ten/innen für Lehrveranstaltungen und Vorträ-ge in Trier gewonnen werden. Diese Liste istbreit gefächert und umfasst profilierte Auto-ren/innen und Literaturwissenschaftler/innen(etwa Robert Kroetsch, Dennis Cooley undAritha van Herk), Wirtschaftswissenschaftler/innen, Geographen/innen, Historiker/innen,Rechtswissenschaftlern/innen und Romani-sten/innen. Mit Edward Schreyer findet sichauch ein ehemaliger Governor General, höchs-er Stellvertreter der englischen Königin inKanada, unter den Gastprofessoren des ZKSan der Universität Trier.

Vorträge und KonferenzenDas ZKS unterstützt seit Jahren die Umset-zung kanadistischer Forschungsergebnisse in

30 Jahre Kanada-Studien an derUniversität TrierDas Zentrum für Kanada-Studien (ZKS) an der Universität Trier ist eine der

zentralen Forschungseinrichtungen der Universität Trier. Es wird von dem

Anglisten Prof. Dr. Wolfgang Klooß geleitet. Zum 30-jährigen Bestehen der

Kanada-Studien an der Universität hatte das ZKS am 22. und 23. Juni 2006

deutsche und kanadische Wissenschaftler/innen zu einer Konferenz unter dem

Thema „Reading the Canadian Environments – Les environnements cana-

diens“ nach Trier eingeladen. Gleichzeitig wurde das seit 1977 bestehende

Partnerschaftsabkommen mit der University of Manitoba (Winnipeg) gefeiert.

Während der Eröffnungsfeier. Foto: red

Zentrum für Kanada-Studien veranstaltet Jubiläumskonferenz: erfolgreiche

interdisziplinäre Forschung, ergiebige Netzwerke und wissenschaftlicher

Austausch

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Prof. Dr. Konrad Groß mit Prärieautor Dennis Cooley (r.) während seiner Lesung. Foto: red. Prof. Dr. Hans Braun. Fotos: ney

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ronments – Les environnements canadiens“beschäftigte sich mit der Frage nach den Aus-wirkungen der kanadischen Umwelt auf Lite-ratur, Kultur und Gesellschaft, aber auch mitden Auswirkungen des Menschen auf dieUmwelt. Insbesondere geographische, litera-tur- und kulturwissenschaftliche Beiträgekanadischer und deutscher Wissenschaftler/innen standen auf dem Programm, das imPalais Walderdorff am Domfreihof stattfandund mit einer Dichterlesung des PrärieautorsDennis Cooley abgeschlossen wurde.

Auf der Konferenz wurde nicht nur einRückblick gehalten auf 30 Jahre erfolgreichekanadistische Forschung und Austausch an derUniversität Trier. Ebenso wurde die Zukunft derKanadistik ins Auge gefasst, insbesondere unterdem Eindruck des Bologna-Prozesses. Ange-sichts der bislang geleisteten Arbeit am ZKSwaren sich die Konferenzteilnehmer/inneneinig, dass die Trierer Kanadistik die Heraus-forderungen und Chancen des Bologna-Prozes-ses positiv nutzen wird. Christian J. Krampe

Blick auf die Teilnehmer während der Tagung.

Tagungen

den Lehrbetrieb der Universität, organisiertweiterhin Gastvorträge renommierter Wissen-schaftler/innen, Ausstellungen, Autorenlesun-gen sowie Schreibwerkstätten. Zu den weite-ren Aktivitäten des ZKS gehört die regelmä-ßige Ausrichtung von interdisziplinären Part-nerschaftskonferenzen und Symposien. In denletzten fünf Jahren fanden so in Trier etwaKonferenzen zu den Themen „Canada and theAmericas“, „Quality of Life“, „Looking East:Exploring the ‚Orient’ in North America“,„Francophonies Canadiennes – Identités etInterculturalités“, zum „Cosmopolitan Que-bec“ und zur Frage der „Post-Postmoderne“statt. Sowohl die Konferenzen als auch dieArbeit des ZKS insgesamt werden ermöglichtdurch nicht unerhebliche Mittel der Regierungvon Kanada und des ZKS-Fördervereins.

Eine dieser international besetzten Kon-ferenzen richtete das ZKS aus Anlass seines30-jährigen Bestehens am 22. und 23. Juni2006 aus. Die interdisziplinäre Konferenzunter dem Titel „Reading the Canadian Envi-

Prof. Dr. Wolfgang Klooß, Leiter des Zentrumsfür Kanada-Studien während der Konferenz.

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Tagungen

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Gastgeber war die juristische Fakultätder Kültür Universität in Istanbul, dieseit zwei Jahren dem Netzwerk ange-

hört. Die seit mehreren Jahren bestehendenengen Kontakte von Prof. Dr. Hans-HeinerKühne mit der Kültür Universität Istanbul undseine Zugehörigkeit zum Lehrkörper der dor-tigen juristischen Fakultät haben die Durch-führung dieser Konferenz ermöglicht.

Das Academia-Netzwerk, ein Zusammen-schluss von 24 europäischen Universitäten aus15 Ländern, ist aus einem ehemaligen Eras-musnetzwerk (ICP) hervorgegangen und wirdseit 1998 von Prof. Dr. Hans-Heiner Kühne,Fachbereich Rechtswissenschaft, koordiniert.Die Partner dieses Netzwerkes stellen 58 derinsgesamt 132 Auslandsstudienplätze desFachbereichs V zur Verfügung.

Die Kooperation der teilnehmenden Uni-versitäten erstreckt sich nicht nur auf den Stu-dierendenaustausch sondern auch auf denregelmäßigen Austausch von Dozenten undauf weitere wissenschaftliche Projekte. So leh-

ren Dozenten der Partneruniversitäten seit vie-len Jahren innerhalb der fachspezifischenFremdsprachenausbildung des FachbereichesRechtswissenschaft und ergänzen mit weite-ren Veranstaltungen das Lehrangebot des Fach-bereiches insbes. im Europäischen und Inter-nationalen Recht.

Das jährlich stattfindende Treffen der aka-demischen und administrativen Koordinato-ren des Sokrates/Erasmusprogramms dientdem Erfahrungsaustausch, sowie der Weiter-entwicklung und Evaluierung der Programme.Die Repräsentanten berichteten über die Pro-grammdurchführung des vergangenen akade-mischen Jahres, stellten neue Studiengängeund wissenschaftliche Projekte Ihrer Fakultä-ten vor und diskutierten insbes. den Fortschrittdes Bologna-Prozesses in den einzelnen Län-dern. Zahlreiche Einzelprobleme beim Studie-rendenaustausch und beim Dozentenaustauschwurden in bilateralen Gesprächen erörtert undgelöst. Hier zeigte sich erneut, dass auch imZeitalter der elektronischen Kommunikation

der persönliche Kontakt und die hieraus resul-tierenden Möglichkeiten nicht hoch genug ein-geschätzt werden können.

Die Kültür Universität, die erst seit 2004am Sokrates/Erasmusprogramm teilnimmt,nutzte die Tagung zum Erfahrungsaustauschmit internationalen Kollegen, zur Präsentati-on ihrer juristischen Studiengänge sowie deruniversitären Einrichtungen. Ein juristischesGaststudium in der Türkei findet unter den Stu-dierenden anderer europäischer Länder durch-aus Interesse und so konnten einige vielver-sprechende Partnerschaften initiiert werden.

Das Thema der diesjährigen Konferenz lau-tete: „Consumer Protection in Europe“.

Neben Professoren der Kültür UniversitätIstanbul referierten weitere Dozenten der Uni-versitäten Lancaster, Sheffield und Trento, diemittels Videoübertragung an der Konferenzteilnahmen und so auch Gelegenheit hatten,sich an der Diskussion zu beteiligen.

Im Verlauf der Tagung und Konferenzkonnten sich alle Teilnehmer davon überzeu-gen, dass die wissenschaftlichen, personellenund technischen Gegebenheiten an der KültürUniversität Istanbul durchaus europäischenMaßstäben entsprechen.

Auch das von den Mitarbeitern der KültürUniversität vorbereitete kulturelle Rahmen-programm ermöglichte interessante Einblik-ke in die Geschichte der Stadt Istanbul und derTürkei. Ein gemeinsames Essen mit türkischenSpezialitäten bildete den Abschluss diesererfolgreichen Konferenz.

Nina Hamsen

Internationale Konferenzder Juristen in Istanbul„Consumer protection in Europe“ – „Verbraucherschutz in Europa“ war

das Thema einer Internationalen Konferenz vom 21. bis 23. April 2006

zum Jahres- treffen des Academia-Netzwerkes, das zusammen mit einer

internationalen Konferenz in Istanbul stattfand.

Die Trierer Gruppe mit Prof. Dr. Kühne und Gastgebern in Istanbul. Foto: red.

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Beatrix Bouvier, Leiterin des Karl-Marx-Haus in Trier, entwarf in ihrer Einführungden historischen und politischen Rahmen

für die Veranstaltung, indem sie die unterschied-lichen europäischen und amerikanischen Rezep-tionslinien der Marxschen Ideen skizzierte. GerdHurm, Leiter des TCAS an der Universität Trier,thematisierte in einem zweiten einführendenBeitrag exemplarisch die Bedeutung von Marxfür amerikanische Intellektuelle und Schriftstel-ler. Am Beispiel des Beat-Schriftstellers AllenGinsberg und dessen ironischer Bestandsauf-nahme sozialistischen Gedankenguts im Gedicht„America“ (1956) zeigte er die Komplexität desZusammenhangs von politischen und literari-schen Diskursen auf. So ist beispielsweise dieZeile „You should have seen me reading Marx“im Kontext des Gedichts als Indiz für den viel-fältigen Einfluss seines Gedankenguts in denUSAdeutbar; es verweist zugleich aber auch alsabsichtlich inhaltsoffene Provokation derMcCarthy-Ära auf die problematische Ikonizi-

tät der Figur Karl Marx innerhalb der amerika-nischen Gesellschaft.

Die folgenden Vorträge fächerten das Themaweiter auf. Ann Marie Fallon von der PortlandState University, beschäftigte sich mit dem ausPortland, Oregon stammenden Journalisten undSchriftsteller John Reed. Sie zeigte auf, wie derals einziger Amerikaner im Kreml beerdigteReed in seinen Revolutionsreportagen MarxscheIdeen verarbeitete. Steven Alford von der NovaSoutheastern University in Fort Lauderdale, Flo-rida, befasste sich mit der Frage nach demZusammenhang von literarischem Stil und poli-tischer Überzeugung. Alford erläuterte wieEdward Dahlberg, einer wichtigen Autoren der30er Jahre, in seinen Werken die proletarischeLebenswelt kritisch erfasste, sich aber indirektvon marxistischen Ideen distanzierte. Die Har-lem Renaissance stand im Mittelpunkt derBetrachtungen von Maude Hines von der Port-land State University. Sie ging der Frage nach,wie sich die Bedeutung der Kategorien race und

class in der Rezeption durch afroamerikanischeIntellektuelle und Künstler veränderten. AlanLessoff von der Illinois State University in Nor-mal, Illinois untersuchte den möglichen Einflussvon Marx auf die architektonische Gestaltungder amerikanischen Hauptstadt Washington,D.C.: Adolf Cluss, einer der führenden deutsch-amerikanischen Stadtplaner und Architekten inder zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war inden frühen Jahren ein enger Vertrauter von KarlMarx. Lessoff referierte den neuesten Stand derForschung und problematisierte vereinfachen-de Rückschlüsse von architektonischer Konzep-tionen auf politische Aussagen. John Dean vonder Universität Versailles in Saint-Quentin-en-Yveline zeigte schließlich anhand vieler ein-drucksvoller Belege die komplex-widersprüch-lichen Funktionen auf, die Karl Marx in der ame-rikanischen Popkultur des 20. Jahrhundertsübernommen hat.

Die Spannweite des Themas wurde abschlie-ßend mit einer Präsentation gewürdigt, die dievielen von Marx inspirierten amerikanischenKünstler und Intellektuellen kursorisch besprach– von Jack London, Paul Strand über RichardWright und Carson McCullers bis hin zu NoamChomsky und Amiri Baraka. Mit einer Podi-umsdiskussion, die die verschiedenen Aspekteund Perspektiven des Symposiums bündelte,fand die Veranstaltung, die viele Zuhörer ange-lockt hatte, einen gelungenen Abschluss.

Sina Hohns, Christine Kaluza

Karl Marx und Amerika Ein kultureller und literarischer AustauschDas Zentrum für Amerikastudien der Universität Trier (TCAS) veranstaltete am

7. Juli 2006 mit Unterstützung der Friedrich-Ebert Stiftung im Karl-Marx-Haus

Trier ein Symposium zum Thema „Appropriations of Karl Marx in American

Culture and Literature“. Kulturwissenschaftler, Literaturwissenschaftler und

Historiker aus den Vereinigten Staaten von Amerika, Frankreich und Deutsch-

land erörterten in ihren Vorträgen die vielschichtigen Wechselwirkungen

zwischen Karl Marx und US-amerikanischer Kultur und Literatur.

Die Vortragenden des Symposiums (v. l. n. r.): Ann Marie Fallon, Gerd Hurm, Beatrix Bouvier, Steven Alford, MaudeHines, John Dean, Alan Lessoff. Foto:red.

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Tagungen

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Tagungen

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Die Tagung setzte sich sowohl mit aktu-ellen wie auch mit historischen Phä-nomenen auseinander und gewährte

einen Einblick in die Bandbreite der aktuel-len konsumsoziologischen Forschung.

Als Begleitmerkmal der aufkommendenKonsumgesellschaft wird immer wieder eine„tiefe Ambivalenz, manchmal sogar offeneFeindschaft gegenüber dem Phänomen desKonsums“ genannt. Diese Beobachtung hattein den unterschiedlichen Entwicklungspha-sen der Industriegesellschaft stets ihreBerechtigung: Der Kleinhändler schimpfteauf das Warenhaus, der Adlige auf den Bür-ger, der Agrarier auf den Industriellen, derArbeiter auf den Stehkragenproletarier, derKonservative auf den Sozialisten, der Spar-same auf den Verschwender, die Eltern aufdie Werbung, der Verkäufer auf die Arroganzdes Verbrauchers usw. Der amerikanischeSoziologe Robert King Merton meinte mitAmbivalenz unter anderem ein Resultat vonsozialen Strukturen bezeichnen zu können,die einen Konflikt unterschiedlicher Rollen-erwartungen auslösen. Solche Konfliktebegleiten die Entwicklung der modernenGesellschaft bis heute, insbesondere aber, seitdiese Gesellschaft Vielfalt wie eine Hasslie-be behandelt.

Die Ambivalenz wachsender Options-spielräume diente auch Dieter Bögenhold(Bremen) als Orientierung für seine Betrach-tung der sozial- und wirtschaftshistorischenEntwicklung. In seinem Beitrag „Konsum imKontext“ verdeutlichte er, dass Konsum einegesellschaftliche Institution darstellt, die

räumlich und zeitlich unterschiedlicheGesichter und verschiedene gesellschaftlicheFunktionen einnimmt. Diese Ambivalenzzeigte auch Thomas Lenz (Trier) am Beispielverschiedener Konsumdiskurse auf, die sichinsbesondere an der Wende vom 19. zum 20.Jahrhundert beobachten ließen. Sein Beitrag„Konsum und Großstadt. Anmerkungen zuden antimodernen Wurzeln der Konsumkri-tik“ stützte sich insbesondere auf die Arbei-ten von Georg Simmel und dessen Differen-zierung von subjektiver und objektiver Kul-tur. So erfährt im Zuge des Aufkommenseiner Konsumgesellschaft und des gleichzei-tigen Aufkommens eines Warenhaussystemsinsbesondere die Rolle von Mann und Fraueine Neubewertung.

Kai-Uwe Hellmann (Leipzig) schlossdaran seine Ausführungen zur Historie undSoziologie der Marke an. Nach seiner Auf-fassung ist der Kenntnisstand über die Bedeu-tung von Marken nach wie vor konfus, gleich-zeitig wird durch eine Inflationierung desMarkenbegriffs die Funktion der Marke stra-paziert. Marken unterliegen daher in beson-derer Weise nicht nur dem Produkt-, sonderneben in zunehmendem Maße dem Kommu-nikationswettbewerb. Die dazu entwickel-ten Geschichten und „Narrationen“ habensich in diesem Zusammenhang stets auch ausder „Zeugkammer des Religiösen“ bedient.

Hubert Knoblauch (Berlin) zeigte in sei-nen Ausführungen über „Die populäre Reli-gion“, dass sich nicht nur eine neue Form derReligiosität herauszubilden beginnt, in derreligiöse Surrogate in populärkulturelle For-

men eingebunden werden. Er zeigte darüberhinaus auch, dass die Grenzen zwischen derpopulären und der religiösen Kommunikati-on immer unschärfer werden.

Dass Provokation in diesem Kontext einprobates Mittel des Stilbruchs darstellenkann, beweist ein Blick in die Entwicklungder Konsumgesellschaft in der zweiten Hälf-te des 19. Jahrhunderts. Provokation ist aberinsbesondere in der zweiten Hälfte der 1990erJahre vermehrt zum Einsatz gekommen. JanReinhardt (Nottwil, Schweiz) hat diese Dis-kussion aufgearbeitet und gezeigt, dass Pro-vokation in vielfacher Hinsicht Ambivalenz-potential enthält. Nach seinen Beobachtun-gen stellen behinderte Menschen eine wich-tige Konsumentengruppe, jedoch bis auf Spe-zialprodukte kaum eine Zielgruppe der Wer-bung dar. Diese Unterrepräsentanz bedeutetfür viele Behindertenverbände eine Provoka-tion, zumal die durch die Werbung generellvermittelten Attraktivitäts- und Bewegungs-ideale die Erfahrung des Behindertseinsgleichsam subkutan verstärken. So zeigt sichauch hier, dass Kommunikation ein reflexi-ver Prozess ist.

Diesen Gedanken nahm auch GabrieleSiegert (Zürich) auf, die sich mit der Bedeu-tung von Markenkommunikation auseinan-dersetzte. Ihr Beitrag „Werbung und Konsum:Marken als zweiseitiger Kommunikations-prozess“ zeigte auf, dass die kommunikativeRückkopplung der Konsumenten ein wichti-ger Bestandteil der Kommunikation überMarken selbst darstellt.

Herbert Willems und York Kautt (Gießen)zeigten an zahlreichen Ergebnissen ihrerInhaltsanalysen von Werbeanzeigen, dass dieInszenierungen von Geschlecht und Alter dieDifferenzierung von Vorstellungssystemen indiesen Bereichen integriert und nach eigenenRegeln in spezifische Inszenierungen einbaut.

Elmar Lange (Bielefeld) zeigte in seinemBeitrag „Zur Verschuldung von Kindern undJugendlichen zwischen 10 und 24 Jahren –Ambivalenzen in der Sozialisation zummarktkonformen Verbraucher“, dass sich inder kritischen Phase des Erwachsenwerdensauch die Verschuldungsraten erhöhen. Alsbesonders kritische Lebensphase hat sich indiesem Zusammenhang der Übergang vonden Minderjährigen zu den Erwachsenen imAlter von 18 bis 21 Jahren erwiesen. Wäh-rend der heranwachsende Konsument sichnoch in einer Situation des Begehrens zahl-reicher Güter befindet, wird für den moder-nen Konsumenten die Produktvielfalt offen-sichtlich zunehmend zu einem besonderen

„Ambivalenzen des Konsums und der werblichenKommunikation“Der Begriff der Ambivalenz stand im Mittelpunkt einer von der Deutschen

Forschungsgemeinschaft geförderten Tagung, die vom 7. bis 9. Juni 2006

Konsumforscher aus Deutschland und der Schweiz in Trier zusammen-

brachte. Den „Ambivalenzen des Konsums und der werblichen

Kommunikation“ – so der Titel des von Professor Jäckel und Thomas

Lenz (FB IV – Soziologie) organisierten Rundgesprächs – waren die

Soziologen und Kommunikationswissenschaftler auf der Spur, entdeckt

wurde aber auch ein gemeinsames Forschungsprogramm, dessen

institutionelle Etablierung in Deutschland noch aussteht.

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Veranstalter waren Prof. Dr. MichaelJäckel und Sabine Wollscheid (FB IV– Soziologie). Finanziell unterstützt

wurde der Workshop von der Nikolaus KochStiftung sowie dem Forschungsfonds der Uni-versität Trier. Die Mediensozialisationsfor-schung beschäftigt sich gegenwärtig insbeson-dere mit der Frage, ob und wie neue Medien inden eigenen „Medienhaushalt“ integriert wer-den. Jüngere Zielgruppen stehen im Zentrumdes Forschungsinteresses; gleichzeitig interes-siert jedoch auch, wie sich dies im Generatio-nenvergleich darstellt. Diese Fragestellungwurde im Rahmen des Workshops unter demTitel „Neuere Befunde der Mediensozialisati-onsforschung“ mit der aktuellen und kontroversgeführten Diskussion um den Rückgang desLesens (insbesondere der jüngeren Generation)verbunden. Ziel dieser Veranstaltung war es,zentrale Befunde des Forschungsprojektes„Mediennutzung von Kindern und Jugendlichenim familialen Kontext“ (Leitung: Prof. Dr.Michael Jäckel) vorzustellen, mit Fachkollegenund Interessenten zu diskutieren und innerhalbder gegenwärtigen Forschung zu verorten.

Unter dem Titel „Fernseh- und Lese-Zeit imfamilialen Kontext“ präsentierte Sabine Woll-scheid (Universität Trier) einige Ergebnisse desvon der Nikolaus Koch Stiftung gefördertenForschungsprojektes, das die Mediennutzungvon Kindern und Jugendlichen insbesondere imUmfeld der Familie untersucht. Daran anschlie-ßend referierte Stefanie Best (ZDF Medienfor-schung) über die Mediennutzung im Generatio-nen- oder Kohortenvergleich. Dem Lesen wid-meten sich Bodo Franzmann (Stiftung Lesen),der in seinem Beitrag Ergebnisse neuerer Pra-xisprojekte aus dem Bereich der Leseförderungsowie Studien der Leseforschung präsentierte,sowie Dr. Christoph Kochhan (Börsenverein

des deutschen Buchhandels), der über das„Leseerlebnis“ auf der Basis neuerer Befundeaus der Buchmarktforschung referierte.

Dass die Zeit, die für die Nutzung einesimmer breiteren Medienangebotes aufgebrachtwerden soll, „natürlichen“ Grenzen unterliegt,ist nicht von der Hand zu weisen. Angesichtsder immer wieder Erstaunen auslösenden Fest-stellung, dass das tägliche Medienzeitbudgetmittlerweile einen Durchschnittswert von 600Minuten erreicht haben soll (so die Massenkom-munikations-Studie 2005), kommt der Frageder Medienkonkurrenz (etwa Fernsehen vs.Lesen vs. Computernutzung) neue Bedeutungzu. Vor diesem Hintergrund stellte Sabine Fei-erabend (SWR Medienforschung/Programm-strategie) die Frage nach Verdrängungs- undErgänzungseffekten im Rahmen der Medien-nutzung von Kindern und Jugendlichen. Joa-chim Wiedemann (NRD Medienforschung) prä-sentierte Längsschnittdaten zur Mediennutzungim Tagesverlauf. Abschließend referierte Dr.Christoph Kuhlmann (TU Ilmenau) über einequasi populär gewordene „anthropologischeNeuschöpfung“ – das „Nebenbei-Tun“ – insbe-sondere im Zusammenhang mit der Fernseh-nutzung.

Die Tagung zeigte, dass nicht nur die Medienund ihre Angebote die Gesellschaft in Atemhalten, sondern auch die Wissenschaft immerwieder aufgefordert ist, sich den neuen Her-ausforderungen in methodischer und inhaltli-cher Sicht zu stellen.

Michael Jäckel/Sabine Wollscheid

Problem. Michael Jäckel (Trier) zeigt in sei-nem Beitrag „The Paradox of Choice. Kauf-entscheidungen auf ambivalenten Märkten“,dass die Idee der Konsumentensouveränitätnoch nie so ernst genommen wurde wie heute,der moderne Konsument gleichzeitig aberunter dieser Delegation von Verantwortungleidet. Er sucht nach Lösungen, die einer„rationality of avoiding choice“ entsprechen.

Stefan Dahlem (Frankfurt) zeigte in sei-nem Beitrag „Emotionale Polarisierung derKonsumenten: eine neue Sicht auf Konsum-stimmungen und Kommunikationsstrate-gien“, dass Längsschnittbeobachtungen deröffentlichen Gefühlslage, die auch als „publicmood“ bezeichnet wird, mit Konjunkturkli-maindikatoren und darauf bezogenen Kon-sumklimadaten der Bevölkerung in einemengen Verhältnis stehen. Er entwickelte dazuein Modell der „emotionalen Polarisierung“.

Ingo Schoenheit (Hannover) diskutierte inseinem Beitrag „Politischer Konsum – Ambi-valenzen egoistischer und altruistischerMotivlagen“, ob in der jüngeren Vergangen-heit der Konsum oder Konsumentscheidun-gen von neuen Motivlagen überlagert wer-den. Er stellt Konsumformen vor, in denenzumindest als Nebenmotiv bestimmte gesell-schaftliche, soziale oder ökologische Ände-rungen erreicht werden sollen. Dies zeigt sichim Übrigen auch in Phänomenen wie „Ethicfood“ oder „Slow food“. Die zuletzt genann-ten Entwicklungen verweisen auf die wach-sende Bedeutung der Soziologie der Ernäh-rung, zu der Georgios Papastefanou (Mann-heim) Ergebnisse aus der empirischen For-schung präsentierte. Sein Beitrag „Variatiodelectat? Lebensmittelkonsum zwischenGewohnheit und Abwechslung“ stellte einAnalysemodell zur Diskussion, in dem aufder Basis von Longitudinaldaten das Aus-maß von Gewohnheit und Abwechslung imRahmen alltäglicher Handlungen, wie zumBeispiel der Lebensmittelkäufe, dargestelltwurde.

Insgesamt konnte die Tagung zeigen, dassdie Konsumsoziologie mit einer Fokussie-rung der hier skizzierten Problemfelder aneiner zentralen Stelle der aktuellen gesell-schaftlichen Entwicklung operiert. Die Vor-träge der Tagung werden in einer Publikati-on ausführlich dargestellt, die im Verlag fürSozialwissenschaften im Frühjahr 2007erscheinen wird. Ein abschließender Dankgeht an die Zukunftsinitiative Rheinland-Pfalz (ZIRP), die die Tagung ebenfalls finan-ziell und ideell unterstützt hat.

Michael Jäckel/Thomas Lenz

Neuere Befunde der Mediensozialisationsforschung

Workshop an der Universität Trier

Wie und unter welchen Rahmenbe-

dingungen werden Kinder und

Jugendliche zu Mediennutzern? Eine

Frage, die im Zentrum des Workshops

„Neuere Befunde der Mediensoziali-

sationsforschung“ stand, der am 8.

und 9. März 2006 im Gästeraum der

Universität stattgefunden hat.

Prof. Jäckel.

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Tagungen

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Universität Trier

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Tagungen

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Universität Trier

Für zwei Tage kamen Vertreter/innen der Wissenschaft und der

Bibliotheken in der Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars Trier

zusammen, um einen Workshop zum Thema „Rekonstruktion und

Erschließung mittelalterlicher Bibliotheken. Neue Formen der Hand-

schriftenerschließung und der Handschriftenpräsentation“ zu besuchen.

Bibliotheken und Handschriften-Digitalisierung

erhaltenen Handschriften veranlasst, deren Publi-kation kurz bevorsteht.

Dr. Eva Kistemann, DFG, diskutierte die Leit-linien der DFG-Förderpolitik und berichteteaußerdem von neuen Wegen bei der Erschließungvon High Speed Synchronisation (HSS). DieHSS-Erschließung gehört dem Bereich „Kultu-relle Überlieferung“ an und umfasst drei Förder-schwerpunkte: 1. die Erschließung von HSS,Archivgut und Spezialbeständen, 2. die Siche-rung historischer Bestände, insbesondere durchDigitalisierung und 3. den Aufbau überregiona-ler Nachweis- und Zugriffssysteme und derenIntegration. Ziele der HSS-Erschließung sind dieNutzung des World Wide Web als zentralesRepräsentationsmedium, die Bereitstellung allerverfügbaren Informationsquellen und derGesamtnachweis aller HSS-Bestände im Netzsowie die interaktive Erschließung und Aktuali-sierung von Handschriftenbeständen und -kata-logen. Eine abschließende Bewertung der Inven-tarisierung als Verfahren abgestufter Erschlie-ßungstiefe steht noch aus.

HSS Technologie In seinem öffentlichen Abendvortrag widmetesich Prof. Dr. Albert Derolez (Gent), ein Ken-ner auf dem Gebiet des mittelalterlichen Hand-schriftenwesens, dem Thema „Handschriftenbe-schreibung im Dienst der Bibliotheksgeschich-te“. Die traditionelle HSS-Beschreibung, so seineThese, müsse die Buchgeschichte, insbesonde-re die Entstehung der Handschriften als einzel-ne und als Gruppe, integrieren. Ziel eines sol-chen Katalogs sei es, HSS bekannt zu machen.

Wie die HSS-Digitalisierung prinzipiell funk-tioniert, erklärte Martin Liebetruth, Mitarbeiterim Digitalisierungszentrum (GDZ) der SUMGöttingen. Am Anfang steht die konservatori-sche Prüfung der Objekte. Es folgt der Aufnah-mevorgang. Die Bildauflösung sollte mindestens300 ppi betragen. Als Speicherformat sind einunkomprimiertes TIFF oder ein verlustfrei kom-primiertes JPEG im Einsatz. Der Qualitätssiche-rung dient die produktionsbegleitende Kontrol-le auf Vollständigkeit durch eine zweite Person.

Die von Priv.-Doz. Dr. Michael Embachund Dr. Andrea Rapp organisierte Veran-staltung bildete eine Initiative des Histo-

risch-Kulturwissenschaftlichen Forschungszen-trums Mainz-Trier (HKFZ) (www.hkfz.info).Ziel der Veranstaltung war es, aktuelle Projekteder Handschriftendigitalisierung sowie derRekonstruktion und Erschließung von Biblio-theksbeständen vorzustellen. Daneben bot dasForum Nachwuchswissenschaftlern die Gele-genheit, ihre jeweiligen Projekte zu präsentierenund vor einem Fachpublikum zu diskutieren.

Das ForschungszentrumDie Einrichtung des HKFZ wurde im Sommer2005 durch das Ministerium für Wissenschaftund Forschung des Landes Rheinland-Pfalz imRahmen des Hochschulförderprogrammes „Wis-sen schafft Zukunft“ bewilligt.

Die TagungProf. Dr. Eef Overgaauw von der Staatsbiblio-thek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz (SBPKBerlin) beschäftigte sich in seinem Vortrag mitHandschriften des Landeshauptarchivs Koblenz.Im Rahmen seiner Mitarbeit bei der Katalogisie-rung Koblenzer Handschriften ist der Referentauf verschiedene Autographen aufmerksamgeworden, die trotz ihrer großen Bedeutung nochweitgehend unerforscht sind. Als Beispiele nann-te er Predigten des Karmeliters Johannes Mon-tebaur und Reden des Dominikaners HeinrichKalteisen. Letztere gewähren wichtige Einblik-ke in die Theologie- und Konziliengeschichte des15. Jahrhunderts.

Der Direktor des Stadtarchivs Trier Dr. Rei-ner Nolden gab einen Überblick über die Bestän-de der alten Klosterbibliothek Klausen, eines1446 gegründeten Augustinerchorherrenstifts derWindesheimer Kongregation 36 km nördlich vonTrier. Das Abschreiben und Kaufen von Hand-schriften und Büchern gehörte zur Spiritualitätdieser Klosterbrüder. Eine besondere Bedeutunginnerhalb des überkommenen Bestandes erlang-ten die zahlreichen hebräischen Fragmente inEberhardsklausener Inkunabeln. Die Stadtbiblio-thek Trier hat eine Neukatalogisierung der 200

Am Schluss stehen Bildoptimierung/-bearbei-tung und Erschließung. Gesichert wird die Digi-talisierung momentan durch eine 4-fach CD-Rom. In Zukunft werden die Daten in das SystemKOPAL eingebracht.Neue Wege für HSS-Erschließung zeigte Thor-sten Schaßan von der HAB Wolfenbüttel auf: Erführte in den TEI/MASTER-Standard für HSS-Erschließung ein. Die XML-Technologie mit denSchnittstellenformaten der TEI (Text EncodingInitiative) und des MASTER (Manuscript Accessthrough Standards for Electronic Records) sei füreine HSS-Erschließung besser geeignet als Word.

DigitalisierungsprojekteProf. Dr. Bärbel Kramer, Universität Trier, berich-tete von der Digitalisierung der Trierer Papyri-Sammlung, die vor einem Jahr abgeschlossenwurde. Ziele dieses Projekts waren die wissen-schaftliche Erschließung der Papyri, die Lang-zeitsicherung, die Erstellung eines Datenbank-Katalogs, die Bereitstellung im Internet und dieVernetzung mit anderen Papyri-Sammlungen.Die Vorteile der Digitalisierung zeigen sich indem bequemen Zugriff am Bildschirm, der Mög-lichkeit der Bildbearbeitung, der Schonung derOriginale und der Langzeitsicherung.

Dr. Alessandra Sorbello-Staub machte mit denvirtuellen Bibliotheken der BSB Münchenbekannt. Die digitale Bibliothek dient der Akqui-sition und Eigenproduktion durch Kauf undLizenz-Digitalisierung, Harvesting von Internet-Ressourcen und durch Pflichtabgabe, durchErschließung, Bereitstellung zur Benutzung undder Langzeitarchivierung. Integrierte Dienstesind die Entwicklung von Fachportalen mit ver-schiedenen Funktionalitäten und das paralleleSuchen in Datenbanken und Katalogen.

Die letzten Beiträge des Symposiums wid-meten sich drei speziellen Bibliotheken aus Trierund Umgebung. Dr. Thomas Falmagne ausLuxemburg führte in den Echternacher Hand-schriftenbestand und den kurz vor dem Abschlussstehenden HSS-Katalog ein. Embach und Rappberichteten über ein europaweites Projekt zurVolltextdigitalisierung der mittelalterlichenBibliothek von Trier – St. Matthias.

Insgesamt wird die Tagung, zu der auch eineWeinprobe in den Kellern des Trierer Priester-seminars und eine Exkursion in die Bibliothekenvon Klausen und Kues gehörten, als eine wissen-schaftlich anregende und zu einer Fortsetzungeinladenden Veranstaltung erinnert werden.

red./Reers

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Eingeführt wurde sie von Prof. GeorgGuntermann (Germanistik) im Rahmenseines Seminars zur Analyse literarischer

Gattungen. Das, was sie für die studentischenTeilnehmer im Gepäck hatte, war eine reich-haltige und attraktive Mischung aus unter-schiedlichen Vortrags- und Arbeitsformen,Theorie und Praxis: poetologischem Essay undÜbersetzungsübung (ein in zwei Überset-zungs-Fassungen vorliegendes Gedicht war inden unbekannt gehaltenen „Ur-Zustand“ rück-zuübertragen); Stilkritik an fremden Textenund Anleitung zum gelenkten eigenen Schrei-ben Einblick in die eigene Werkstatt durch denVergleich verschiedener Entstehungsstufeneines Gedichts und Fragerunde zur Theorieund Praxis einer schriftstellerischen Existenzzwischen verschiedenen Ländern und Spra-chen.

Dorothea Grünzweig, Christian Wagner-Preisträgerin 2004, warb emphatisch für eineeigene Sprache, als sinnlich gewisse Form derSelbsterfahrung („Jeder hat eine Stimme“, PaulBowles), und führte zugleich vor, wie Spracheals Ort der Begegnung zwischen verschiede-nen Sprachen, Zeitaltern und Kulturen funk-tionieren könne. Als Übersetzerin aus demEnglischen und dem Finnischen gab sie erhel-lende Beispiele für jene Funken, die bei derBegegnung zwischen Sprachmustern unter-schiedlicher Herkunft entstehen: beim Lesen,beim Schreibversuch, bei der Arbeit des Über-setzens.

Sie lädierte für Freiheit der Form, alsGrenzüberschreitung, und beharrte gleichwohlauf der Strenge der Form, als einer Möglich-keit der „Bergung“ von etwas, das an den Wur-zeln poetischen Sprechens wieder aufzusuchensei. Was in archaischen Mustern mythischerVerwendung – so die Paläoanthropologie –beglaubigt sei, so ihre poetologische Theorie,und was in frühen Prägungen, entwicklungs-

psychologisch gesichert, wiederkehre – wie imbaby talk der Mutter, als singendes Sprechen–, werde mit Hilfe des Gedichts immer aufsneue beglaubigt.

Lyrik wurde vorgestellt als Form des Wie-derfindens, als Möglichkeit, „das Aueinander-treibende zusammenzuhalten“, eine verloren-gegangene Einheit sicherzustellen – in demSinne vorgängiger historischer Reflexion überSprache und Poesie („Muttersprache desmenschlichen Geschlechts“, J.G. Hamann) wiein der Selbstwahrnehmung zeitgenössischerLyriker („Poetisches Sprechen ist eine singen-des Sprechen über die Welt in allen möglichenTonlagen“, Thomas Kling).

Wenn denn auch Schreiben von Gedichtenals Übersetzen erfahr- und darstellbar sei – soschloß sich der Kreis zwischen Reflexion undAktion, Tun und Besinnung –, dann machediese Wortfindung als unendlicher, unaussetz-

barer Prozess es möglich, der Randständigkeitund Exklusivität der Gattung zum Trotz, sehrfassliche und konkrete Handreichungen zu for-mulieren: „morning pages“ (als Sammlungnoch ungefilterten Materials) zu verfertigenwar eine der praxisbezogenen Produktions-anregungen von Dorothea Grünzweig; Auf-merksamkeit für Metaphern zu kultivieren, alsSprachbilder, die als Überraschungsmittel wir-ken, eine andere; oder die Verfremdung vonAusdrücken zu erproben, als Augenöffner:Indem durch Spielformen wie die AlliterationWort-Neuschöpfungen entstünden, könneAbweichung, qua Widerspruch, sich gestalt-bildend auswirken und Neues entstehen lassenso die Autorin. Phraseologismen seien hierebenso anspruchsvolle wie produktive Heraus-forderungen für den Übersetzer; und nichtzuletzt die Werbung biete ein überreichlichesAnschauungs- wie Spielfeld für solche Tech-niken. Ihnen nicht sich ausgeliefert zu wissen,sondern standzuhalten in einem bewussten undfortlaufend sich selbst erneuernden Umgangmit der Sprache – darauf lief das Plädoyer derLyrikerin in eigener und fremder Sache hin-aus. Oder, anders gesagt, wie sie in einer poe-tologischen Programmschrift formulierte, ausder sie zwischendurch vortrug: „Die poetischeSprache schließt die Kluft zwischen unseremSprechen und Denken.“ red.

Wie Gedichte sich formenEs ist das Nordlicht, dessen zuckende Lichtbündel als Abbild für den

dichterischen Prozeß vorgestellt wurden – an einem strahlenden Früh-

lingstag auf dem Campusgelände der Universität. Die seit 2005 beste-

hende Kooperation der Universität Trier mit dem Künstlerhaus Edenk-

oben machte es möglich, dass die in Helsinki lebende und arbeitende

Lyrikerin Dorothea Grünzweig am 5. Mai 2006 zu einem ganztägigen

Werkstattseminar zu Gast in Trier war.

„Die poetische Sprache

schließt die Kluft

zwischen unserem

Sprechen und Denken.“

Workshop an der Trierer Universität mit der Lyrikerin Dorothea Grünzweig

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Tagungen

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Tagungen

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Schauspielerin Uzawa Hisa mit dem Nô-Gewand für die Rolle einer jungen Frau.

Vom 2. bis zum 4. März 2006 fanden inTrier Wissenschaftler, Regisseure, Dra-maturgen und Schauspieler aus acht

Ländern im Gästeraum der Universität Trierzusammen, um Entwicklungen der traditions-gebundenen Bühnenkunst und ihre vielfachenInterferenzen mit der postmodernen Theater-landschaft zu diskutieren. Höhepunkt des Tref-fens war ein Nô-Abend im Bürgersaal amKornmarkt, bei dem zwei berühmte Schauspie-ler aus Tokyo in die Techniken der Kunst ein-führten.

Das Symposium fand im Rahmen eines vonder VolkswagenStiftung geförderten interdis-ziplinären Projektes statt, das seit 2003 an derJapanologie Trier und dem Institut für Thea-terwissenschaft der Universität Mainz ange-siedelt ist (Leiter des Projektes: Prof. StancaScholz-Cionca und Christopher Balme). Unterden geladenen Gästen befanden sich dahernicht nur Japanologen, sondern auch Theater-wissenschaftler, Dramaturgen, Literaturwis-senschaftler und Schauspieler, die das Nô ausverschiedenen Perspektiven betrachteten.Zudem beleuchteten die aus Amerika, Austra-lien, Deutschland, Großbritannien, Japan, Ita-

lien angereisten Referenten/innen die japani-sche Theatergattung vor dem Hintergrund ihrerverschiedenen Disziplinen und Forschungstra-ditionen.

Im Mittelpunkt des ersten Tages stand derKörper des Schauspielers. Gegenstand der Dis-kussion war hierbei die Wandlungsfähigkeitdes Nô zu einer modernen Theatergattung.Usawa Hisa, die erste Frau, die in der exklu-siven Männerdomäne des Nô voll anerkanntwird, sprach über die Schwierigkeiten undStolpersteine ihrer Karriere und beeindruckteim Anschluss das Publikum mit einer kurzenDarbietung ihres Könnens. Beeindruckend warebenfalls der Vortrag von Umewaka Rokurô,einem herausragenden Schauspieler des heu-tigen Nô, der sich nicht zuletzt durch gewag-te, vielfach beachtete Experimente in Japanund im Ausland auszeichnet: Er berichtete voninnovativen Inszenierungen neuer Stücke undvon Auftritten auf Bühnen der Avantgarde. Auch am folgenden Tag dominierten neue Ent-wicklungen in der Welt des Nô die Themen derVorträge. In Japan versuchen Künstler eineVerschmelzung der klassischen Gattung mitdem Butô, einer Variante des Modern Dance,

in Amerika (San Fran-cisco) wird es mitgestischen Codes vonIndio-Kulturen kon-frontiert, in Australienexperimentiert eineGruppe mit einer Fusi-on von Nô und lokalemTheater, in Münchenbringt das Meta-Thea-ter seit JahrzehntenNô-Spieler mit euro-päischen Kollegen aufdie Bühne, so zum Bei-spiel in einem neuerenProjekt mit dem klassi-schem russischen Bal-lett. Die Vorträgebelegten die Wand-lungsfähigkeit und

Lebendigkeit der japanischen Bühnenkunst,die dem westlichen Theater seit den frühenAvantgarden Anfang des 20. Jahrhundertswesentliche Impulse bot. Auf solche Einflüs-se und ihre Rückwirkung auf die klassischeGattung selbst gingen Vorträge am Nachmit-tag ein, in einem Panel zum Nô als Musikthea-ter, bei dem nicht nur Benjamin Britten, son-dern auch zeitgenössische skandinavischeKomponisten diskutiert wurden.

Zum Abschluss des Symposiums behandel-te eine Gruppe von Vorträgen das Nô derModerne im Kontext politischer Ideologien.Hierbei bildete ein bisher von der Forschungvernachlässigtes Thema den Schwerpunkt: DieFrage nach der Gestalt und Rolle der Gattungim Spannungsfeld national-imperialistischerDiskurse.

Doch was wäre eine Zusammenkunft zumNô Theater ohne eine öffentliche Darbietung?Diese erfolgte am 3. März in Form eines Thea-terabends im Kasino am Kornmarkt. Unterdem Titel Stimmen und Gesten des Nô gabender berühmte Darsteller Umewaka Rokurô unddie Schauspielerin Usawa Hisa vor einem vol-len Saal (trotz Jahrhundertschneefalls, der ganzTrier in ein Verkehrschaos stürzte), Einblickin die ferne Welt der japanischen Bühnenkunst.Nach einer Einführung durch Prof. Scholz-Cionca präsentierten die Schauspieler Szenenaus klassischen und modernen Dramen, Bar-bara Geilhorn übernahm die Moderation. Die drei Tage reger Diskussionen während derKonferenz und bei gemeinsamen Abendpro-grammen meist bis spät in die Nacht hinein,brachten den Teilnehmern vielfach Anregun-gen und neue Anstöße. Nicht zuletzt den japa-nischen Nô-Forschern, die sich manchmal vonder strengen Spezialisierung eingeengt fühlen.Ein Artikel zum Trierer Treffen in der Tages-zeitung Asahi Shinbun (Auflage 4 MillionenExemplare) resümiert: „Der traditionellenKunst (...) hat das Symposium die Bedeutungder Konfluenz von Experimenten und For-schung schmerzlich bewusst gemacht.“

Eike Grossmann, Pia Schmitt

Japanisches Nô-Theater

„Nô“ das ist die älteste klassische Form des japanischen Theaters. Dass

diese Gattung lebt, sich erneuert und neueste Theaterströmungen im

In- und Ausland inspiriert, wurde beim internationalen Symposium

Nô Theatre Transversal – Crossing Borders between Genres, Cultures and

Identities deutlich.

Der Nô-Schauspieler Umewaka Rokurô erklärt die Benutzung einesTanzfächers.

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Sklaverei und Freilassung im römischen Recht

Symposium des Graduiertenkollegs zu Ehren von Professor Dr. Hans Wieling

gen. Nicht weniger bedeutend sind WielingsWerke zum geltenden Recht: Sein Lehrbuchdes Sachenrechts, mittlerweile in vierter Auf-lage, ist ebenso ein Begriff wie das in dritterAuflage vorliegende Bereicherungsrecht. Seinsoeben in zweiter Auflage erschienener ersterBand Handbuch des Sachenrechts hat in derdeutschen Zivilrechtsdogmatik Maßstäbegesetzt.

Das KolloquiumDas vom Trierer Graduiertenkolleg unter sei-ner Sprecherin Elisabeth Herrmann-Otto sowievon Thomas Finkenauer, einem Schüler Wie-lings von der Universität Tübingen, organisier-te Symposium fühlte sich dem Credo des Jubi-lars verpflichtet: Das facettenreiche Vortrags-programm zu Sklaverei und Freilassung – zudem nicht nur renommierte deutsche Romani-sten, sondern Fachvertreter aus Holland, Öster-reich, der Schweiz, Italien, Ungarn und Japanbeigetragen haben – stellte die unvoreinge-nommene Exegese der römischen Quellen inden Mittelpunkt. So eröffnete Hans Ankum ausAmsterdam die Reihe mit einer Untersuchungüber den Ausdruck favor libertatis in den römi-schen Kaiserkonstitutionen. Rechtsfragen zuden Freilassungsfideikommissen erörterte RolfKnütel aus Bonn: Wie ist beispielsweise zuverfahren, wenn der Erblasser seinen minder-jährigen Erben die Freilassung eines Sklaventestamentarisch aufgibt und gleichzeitig denSklaven zum Vormund seiner Erben bestellt,so dass diese die Freilassung ohne des Skla-ven Zustimmung gar nicht bewirken können?Fabian Klinck, Passau wies in seinem Vortragnach, dass der subjektive Tatbestand der betrü-gerischen, die Gläubiger des Freilassers

Wielings WerdegangDer am 31. Dezember 1935 in Essen gebore-ne Hans Wieling wurde nach seinem Studiumder Rechte in Münster wissenschaftlicher Assi-stent von Dieter Nörr, Professor für RömischesRecht, Antike Rechtsgeschichte und Bürgerli-ches Recht an der Universität München. Dortpromovierte er im Jahre 1967 mit der preis-gekrönten Dissertation über die Entwicklungvon Interesse und Privatstrafe vom Mittelalterbis zum Bürgerlichen Gesetzbuch und habili-tierte sich 1971 mit der bis heute als Standard-werk anerkannten Schrift über die Testaments-auslegung im Römischen Recht. Von 1977 aban war Hans Wieling dann der Trierer Fakul-tät treu und zwar als Inhaber des Lehrstuhlsfür Bürgerliches Recht, Römisches Recht undPrivatrechtsgeschichte der Neuzeit, den er biszu seiner Emeritierung im Jahre 2004 ausfüll-te. Bereicherung aus der Praxis erfuhr er ausseiner Tätigkeit als Richter am OLG Koblenzvon 1988 bis 2000. Die ungarische Universi-tät Miskolc verlieh dem Jubilar im Jahr 1994die Ehrendoktorwürde. Von den römisch-recht-lichen Untersuchungen Wielings ist neben sei-ner Habilitationsschrift noch besonders eineMonographie über die Begründung des Skla-venstatus nach ius gentium und ius civile zunennen, die 1999 im Rahmen des von derMainzer Akademie der Wissenschaften her-ausgegebenen Corpus der römischen Rechts-quellen zur antiken Sklaverei (CRRS)erschien. Insbesondere wegen dieses offen-sichtlichen Interesses von Hans Wieling amrömischen Sklavenrecht gehört er mit zu denBegründern des Graduiertenkollegs, in demmehrere Kollegiaten unter seiner Leitung Dis-sertationen zu einschlägigen Themen anferti-

benachteiligenden Freiheitserteilung in denQuellen keineswegs einheitlich verstandenwird. Über das Schicksal testamentarischerFreilassungen bei Ausschlagung des insolven-ten Nachlasses und über die von Marc Aureleröffnete Möglichkeit, den Nachlaß einem derSklaven zur Aufrechterhaltung seiner Freilas-sung zuzusprechen, referierte Finkenauer.Anhand von Erwerb und Rechtsstellung desservus publicus erläuterte János Zlinszky,Budapest, Wesenszüge des öffentlichen Eigen-tums in Rom. Georg Klingenberg, Linz, gingder Frage nach, was Rechtens ist, wenn ein ent-laufener Sklave sich als freier Mensch ausgibtund für seinen Herrn rechtsgeschäftlich tätigwird. Das peculium, das Sondergut des Skla-ven, stand im Mittelpunkt der Ausführungenvon Andreas Wacke aus Köln. Die Zahlung ausdem Vermögen des Sklaveneigentümers oderaus dem Vermögen des Nießbrauchers kannsogar rückwirkend darüber entscheiden, wemder Sklave Eigentum erworben hat, wie FritzSturm, Lausanne, anschaulich darstellte. Shi-geo Nishimura aus Fukuoka untersuchte Berei-cherungsansprüche wegen geleisteter Dienstefür den Fall, dass ein Sklave rechtsgrundlosübereignet wurde, und Carlo Venturini, Pisa,beschäftigte sich mit einem korrupten Skla-ven, der Vermögen seines Herrn bei einem„leichten Frauenzimmer“ (muliercula) durch-gebracht hatte. Abgerundet wurde die Vortrags-reihe durch einen Überblick von Thomas Rüf-ner, Trier, über die Rezeption des Sklaven-rechts als Teil des römischen Rechts bis in dieNeuzeit und Ausführungen von Hans Hatten-hauer aus Kiel über die conservi, Sklaven inRom, die der christlichen Gemeinde angehör-ten.

Die angeregte Diskussion, die sich jedemVortrag anschloß, stellte unter Beweis, wie gutsich das römische Sklavenrecht als Gegenstandeines gelungenen interdisziplinären Austau-sches eignet. Bewegt und bewegend waren dieDankesworte, die der Jubilar zum Schluß desSymposiums an sein Publikum richtete.

David Rüger, Tübingen

Zu Ehren von Professor (em.) Dr. Dr. h. c. Hans Wieling fand am 4. und

5. Mai 2006 ein Symposium über das Thema „Sklaverei und Freilassung

im römischen Recht und seiner Rezeption“ in der Promotionsaula des

Priesterseminars Trier statt. Mit diesem international besetzten Kollo-

quium richtete das von der DFG geförderte Graduiertenkolleg „Sklaverei

– Knechtschaft und Frondienst – Zwangsarbeit“ zugleich auch die erste

Veranstaltung in seiner zweiten Förderphase (1. April 2006 bis 31. März

2009) aus.

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Tagungen

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Exkursionen

48 Unijournal 3/2006

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Der Holocaust in der polnischenund deutschsprachigen Literatur

Robigus, der beinah unbekannte / dämondes rostes, – aus der zweiten reihe dergötter –, / frißt die schienengleise / der

dampfloks an“, doch jener „zug fährt nicht ausmeinem gedächtnis“, wenn „ich die brückeschlage / welche Vergangenheit / und Zukunftverbindet“, heißt es in einem der jüngstenPoeme des polnischen Dichters TadeuszRózewicz. In diesem Gedicht versucht derAutor die Erinnerung an den Holocaust Gegen-wart werden zu lassen und die Aufgabe zuerfüllen, die er sich als junger Mann unmittel-bar nach Kriegsende gestellt hatte: „zu Hausewartet auf mich / die Aufgabe: Dichtung zuschaffen nach Auschwitz“.

Der Frage, wie die deutsch- und polnisch-sprachigen Literaturen die Shoah erinnern –zumal gegenwärtig, da die Zahl der Zeitzeu-gen zunehmend kleiner wird –, ist die interdis-ziplinäre Blockveranstaltung unter Leitungvon Prof. Dr. Schößler (Germanistik) und Prof.Dr. Stahl (Slavistik) nachgegangen. Das Semi-nar fand im Rahmen einer Exkursion nachPolen im Sommersemester 2006 im Zentrumfür Jüdische Kultur in Kazimierz/Krakau stattund setzte sich mit den verschiedenen Formen,Medien und Orten der Erinnerung auseinan-der. Die Studierenden diskutierten ausgiebig,hörten Vorträge polnischer Wissenschaftlerin-nen und Wissenschaftler, unternahmen eineStadtführung sowie eine Tagesfahrt nachAuschwitz/Birkenau.

Gegenstand der literaturwissenschaftlichenDiskussionen waren unter anderem TheodorW. Adornos Diktum, nach Auschwitz Gedich-te zu schreiben sei barbarisch, sowie polnisch-und deutschsprachige Texte über die Shoahvon der ersten, zweiten und dritten AutorIn-nengeneration. Die gemeinsam erstellten Text-lektüren beschäftigten sich vor allem mit demProblem der Repräsentierbarkeit in ihren ethi-schen, politischen, poetologischen und ästhe-tischen Dimensionen: Welche literarischenGestaltungsmittel rufen den Eindruck desAuthentischen hervor? Welche Bedeutung undReichweite kommen dem so genannten „auto-biographischen Pakt“ (Philippe Lejeune) zu?

Welche Spezifik zeichnen literarisches undästhetisches Erinnern im Vergleich zur ‚gro-ßen’Geschichtsschreibung aus?

Eine Vertiefung der im Seminar diskutier-ten Fragen leistete das Rahmenprogramm: Joa-chim Russek, der Leiter des Zentrums für Jüdi-sche Kultur, informierte die Teilnehmer undTeilnehmerinnen über die Entstehungsge-schichte, Arbeit und Zielsetzungen der Ein-richtung und gab einen Einblick in Das Lebender Juden in Krakau, und zwar in Vergangen-heit und Gegenwart – die gegenwärtige jüdi-sche Gemeinde besteht nur noch aus etwa 200Mitgliedern, während Krakau vor der Juden-vernichtung eines der größten Zentren jüdi-scher Kultur war. Kazimierz ist in gewissemSinne eine von Touristen überlaufene Geister-stadt, ein begehbares Museum. WeitereBestandteile des Rahmenprogramms warender Vortrag der Warschauer Literaturwissen-schaftlerin Dr. Alina Molisak (Shoah undGedächtnis in der polnischen Literatur) und

eine mehrstündige Stadtführung, die Einblickin die Geschichte der Krakauer jüdischenBevölkerung und die nationalsozialistischeVernichtungspolitik gab. Besucht wurden diezu Museen gewordenen Synagogen, der jüdi-sche Friedhof der Synagoge Remuh und dieFabrik Oskar Schindlers, die derzeit in engerAnlehnung an den Hollywood-Film Spielbergszum Gedenkort und Museum umgestaltet wird– mithin ein ergiebiges Objekt für die Fragenach inszenierter Authentizität. Eine Tagesex-

kursion nach Auschwitz/Birkenau, die voneiner mehrstündigen Führung begleitet wurde,konfrontierte auf intensive Weise mit der Rea-lität der Judenvernichtung und berücksichtig-te auch die Geschichte des Museums Ausch-witz selbst. Ergänzt wurden die historischenInformationen durch Ausschnitte aus derAuschwitz-Literatur, welche Studierende ausWarschau an den entsprechenden Orten prä-sentierten.

Das Seminar fand in Polen statt, um dieStudierenden in gewissem Sinne zu „Augen-zeugen“ werden zu lassen, um den interkultu-rellen Dialog mit unseren Nachbarn zu för-dern und um die unterschiedlichen kulturel-len (Erinnerungs-)Strategien im Umgang mitder Judenvernichtung zu verdeutlichen. DieExkursion wurde durch die großzügige Finan-zierung der Nikolaus Koch-Stiftung, desFreundeskreises der Universität Trier und desDAAD ermöglicht, denen an dieser Stelleherzlich für ihre Unterstützung gedankt sei.

Bähr / Schößler / Stahl

Ein Interdisziplinäres Blockseminar „Der Holocaust in der polnischen und

deutschsprachigen Literatur“ in Krakau/Polen im Juni 2006 unter der Leitung

von Prof. Dr. Franziska Schößler (Germanistik) und Prof. Dr. Henrieke Stahl

(Slavistik).

Die Trierer Gruppe während der Exkursion in Polen. Foto: red.

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Exkursion Kenia

Denn die Realität zeigt, dass in diesem Be-reich der N.C.C. die Augen vor dem wachsen-den Problem verschließt. Dies macht die infor-melle Müllabfuhr durch die Jugendgruppen prak-tisch unausweichlich, da ohne sie die Abfallber-ge wortwörtlich über die Köpfe aller wachsenwürden.

Im Gegensatz zu einer professionellen Müll-abfuhr fehlt es den meisten Jugendgruppen aller-dings an geeignetem Equipment. Dabei handeltes sich bereits um eine ganz grundlegende Aus-stattung, wie Gummihandschuhe und Schutz-overalls. Ganz zu schweigen von geeignetenTransportmitteln zum Abtransport der riesigenMüllmassen. Tagein, tagaus setzten sich dieJugendlichen somit, neben der äußerst hartenkörperlichen Arbeit, den verschiedensten Krank-heiten und Infektionen aus, die versteckt imAbfall friedlich schlummern. Nichtsdestotrotzhält das die Jugend nicht auf. Fast monatlich wer-den neue Jugendgruppen ins Leben gerufen, die

Es ist 4.30 Uhr. – Noch liegt die Nacht wieein schützender Schleier über Kibera, Mat-hare und den vielen anderen Slums Nai-

robis. Das geschäftige Treiben in den kleinenLäden ruht und die unzähligen Kinder, die tags-über rastlos die Straßen füllen, schlafen noch.Eine Stille erfüllt die Luft. Doch nicht allesschläft. Einige Wenige ziehen bereits zu diesenfrühen Morgenstunden von Haus zu Haus. Siesammeln prallgefüllte Mülltüten ein, bedienenHaushalte mit gesäuberten oder neuen Tüten undsortieren anschließend oftmals das Gesammel-te.

Was sind das bloß für Menschen? Und wel-ches Ziel verfolgen sie mit ihrer Arbeit? Fra-gen, die sich auch eine Gruppe von 19 Geogra-phiestudenten der Universität Trier bereits vorüber einem Jahr stellte und diesen schließlich imMärz/April 2006 im Rahmen einer Projektstu-die mit dem Thema „Urban Waste Management– Current Efforts and the Way Forward in theSlums of Nairobi“ auf den Grund ging.

Es ist lange schon kein Geheimnis mehr, dassMüll und die Entsorgung dessen eins der größ-ten Probleme der informellen Siedlungen dar-stellt. Doch dass aus diesem Übel seit einigenJahren ein wachsender Wirtschaftszweig ent-sprungen ist, ist neu. Zahlreiche Jugendgruppen,wie „Extreme Impact“, „One Love“ oder „Waza-liwa“ sehen die Müllproblematik heute mit ganzanderen Augen. Zum einen haben sie in der Ent-sorgung des Mülls eine Chance zur eigenen Ein-kommensverbesserung gefunden und zum ande-ren betrachten sie es als ihre Pflicht und ihre Ver-antwortung gegenüber der eigenen Gesellschaftund Umwelt, diesem Problem Herr zu werden.Eine äußerst schwierige Aufgabe, die in Anbe-tracht der verheerenden Müllsituation schierunlösbar erscheint. Unterstützung seitens derStadtverwaltung Nairobis, des Nairobi CityCouncils (N.C.C.), welche die Aufgabe der Müll-entsorgung übernehmen müsste, darf nichterwartet werden.

Trash is Cash

In den unzähligen informellen Siedlungen der Millionenmetropole Nairobi wachsen die

meterhohen Müllberge in den Straßen und Gassen tagtäglich unaufhörlich weiter. Der

Nairobi City Council, dessen Aufgabe die städtische Müllentsorgung faktisch wäre,

begegnet dieser Tatsache jedoch lediglich mit Ignoranz. Für Außenstehende ein Graus.

Nicht aber für viele engagierte junge Menschen, die in diesen Slums leben. Sie haben es

geschafft, aus diesem immensen Problem für sich und auch für andere einen Nutzen zu

ziehen.

Gemeinsam gegen den Müll: Michael Öhmann, Lydia Munyala (Mana-gerin der Future Kids) zusammen mit Extreme Impact – MichaelÖhmann.

DDiiee AAuuttoorreenn:: Andrea

Hefczyk und Michael

Öhmann waren im April

2006 Teil der 19-köpfigen

Projektstudiengruppe der

Angewandten Geogra-

phie unter Leitung von

Dr. Johannes Michael

Nebe. Während der zwei-

wöchigen Projektstudie

zum Thema „Urban

Waste Management –

Current Efforts and the

Way Forward in the

Slums of Nairobi“ inter-

viewten die Teilnehmer

in vier verschiedenen

Slums von Nairobi mehr

als 60 Jugendgruppen,

engagierte Schulen und

Experten zum Thema

Müllproblematik in den

Slums. Beide Autoren

studieren Angewandte

Geographie im 10. Se-

mester und haben im

Anschluss an die Projekt-

studie noch ein Prakti-

kum bei UNEP und

UN-HABITAT in Nairobi

absolviert.

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sich mit den Problemen der Menschen in denSlums von Nairobi auseinandersetzen. In diesemZusammenhang werden neben „Garbage Col-lection“ eine Vielzahl weiterer Themen (z. B.HIV/Aids; Gender) ausgiebig diskutiert, proble-matisiert und in Form von Projekten bekämpfendangegangen.

Zusammenarbeit mit SchulenWährend der zweiwöchigen Untersuchung derUniversität Trier, der eine sehr detaillierte undumfassende Vorbereitung vorausging, stellte sichheraus, dass der Aktionsradius der Jugendgrup-pen weit über die Sammlung, den Verkauf und dieVerwertung des Mülls hinausgeht.

So spielt zum Beispiel die Zusammenarbeitmit Schulen in den Slumgebieten für die Arbeitder Jugendgruppen eine entscheidende Rolle.

Die freiwillige Einführung von Umwelterzie-hung in die Lehrpläne und die Organisation vongroßen Aufräumaktionen, sogenannten „clean-

up-days“, in Kooperation mit interessierten Schu-len sind nur zwei Wege von vielen, Kinder so frühwie möglich in Bezug auf die dramatische Müll-problematik und auf Methoden des Recyclingsund des Kompostierens zu sensibilisieren. Damitauch sie später als Erwachsene verantwortungs-bewusster und umweltfreundlicher denken, lebenund die Botschaft einer saubereren Umwelt wei-tertragen.

Um gemeinsam aktiv zu werden und ihrerStimme mehr Gehör zu verschaffen, bildeten sicherst in jüngster Vergangenheit Netzwerke der ein-zelnen Jugendgruppen heraus, die vereint agie-ren und sich gegenseitig unterstützen. In denSlums Mathare und Korogocho wurde daher bei-spielsweise im März 2003 in Zusammenarbeitmit der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung(DSW) das Netzwerk „KOMA Y2Y“ initiiert,dessen Zahl an Mitgliedern zunehmend wächst.Während regelmäßiger Treffen werden vorhan-dene Probleme diskutiert, neue Ideen ent-

wickelt und gemeinsame Projekte ins Lebengerufen, die darauf abzielen die Lebensumstän-de in den informellen Siedlungen, aber vor allenDingen die der jungen Menschen, langfristig zuverbessern.

Um den Netzwerkgedanken noch weiterauszubauen, Ideen auszutauschen und umBrücken zwischen den Jugendgruppen und ver-schiedenen Organisationen zu bauen, wurdezum Abschluss der Projektstudie der Univer-sität Trier ein zweitägiger Workshop in derMathare Social Hall veranstaltet. Auf diesemwurde den interessierten Jugendgruppen derSlums Kibera, Mathare, Korogocho und Kario-bangi die Möglichkeit gegeben, bedeutendeProbleme im Bereich „Urban Waste Manage-ment“ gemeinsam mit geladenen Experten zuwichtigen Themenfeldern (etwa small scalerecycling, composting) zu besprechen undLösungs- oder Verbesserungsvorschläge aus-zuarbeiten. Andrea Hefczyk; Michael Öhmann

Spärliche Abwasserkanalisation von Müll verstopft. Fotos: red.

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Exkursionen

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Exkursionen

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Von dem dafür erforderlichen Know-How bei einzusetzenden Transportbe-hältern für Flüssigkeiten unterschied-

licher Art konnte sich eine Gruppe von Studie-renden aus dem Fachbereich IV unter der Lei-tung von Professor Dr. Dietrich Dickertmannbei einer Exkursion am 21. Juni 2006 nach Sel-ters / Westerwald bei einer mehrstündigen Fir-menpräsentation und Werksbesichtigung aufriesigem Gelände überzeugen.

Ziel der aus 28 Studierenden und Mitarbei-tern der Universität Trier bestehenden Reise-gruppe war das mittelständisch geprägte Unter-nehmen Schütz GmbH & Co. KGaA in Sel-ters, einer weltweit tätigen Firma für Industrie-verpackungen mit hohen technologischenAnsprüchen. Die Präsentation von Dr. JohannChristian Meier, Mitglied der Geschäftsfüh-rung im Bereich Finanzen und Controlling,beinhaltete mehrere Aspekte zur Charakteri-sierung des Hauses: Zuerst verwies er auf die

mehr als 50 Jahre währende Firmengeschich-te, die mit der Herstellung von Heizöltanksbegann. Dann beschrieb er das gegenwärtigeUnternehmenskonzept und die hergestelltenProdukte. Besonders informativ waren dabeidie Ausführungen zu den weltweiten Einfluss-faktoren auf die Geschäftsentwicklung derFirma, wie etwa die Preisentwicklung wichti-ger Ausgangsmaterialien (vor allem Polyethy-len und Stahl). Zudem beeindruckten zentra-le Kennzahlen zur Unternehmensentwicklung,wie beispielsweise Mitarbeiter- und Umsatz-entwicklung oder der Weltmarktanteil.Schließlich erläuterte Dr. Meier, warum dasUnternehmen in der gegenwärtig zu besichti-genden Form an dem Standort im Westerwaldtätig ist und auf welchen unternehmerischenFaktoren der Erfolg der Firma Schütz gründet.

Das Produktprogramm ist auf die Sparten„Industrial Packaging“, „Energy Systems“ und„Industry Services“ fokussiert, wobei der erst-

genannte Bereich den größten Anteil (88 v. H.des Umsatzes) ausmacht und der Trierer Besu-chergruppe vorgestellt wurde. Die beidenanderen Bereiche befassen sich zum einen mitProdukten für Gebäudetechnik, Lagerbehäl-ter-Systeme und Komponenten für die Heiz-technik (8 v. H. des Umsatzes) sowie zumanderen mit Leistungen im Werkzeug- undMaschinenbau, Know-How-Transfer undZulieferprodukte für die Automobil- und Luft-fahrtindustrie – darunter für den Airbus A-380(4 v. H. des Umsatzes).

Das „Industrial Packaging“ umschließt dieProduktion des International Bulk Containers(IBC). Doch nicht nur die Herstellung (und derVerkauf) dieses in ein Stahlgitter eingefasstenKunstoffkubus’ zum Transport aller denkba-ren Flüssigkeiten von der Lebensmittel- bis zurChemieindustrie gehören zu den Leistungendes Unternehmens. Darüber hinaus wird auchdessen Rücknahme durch einen gesondertenRückholdienst garantiert. Die Entsorgung derKunststoffbehälter sowie die Wiederverwen-dung der Stahlgitter runden einen ökonomischund ökologisch geschlossenen IBC-Kreislauf

Stützen der GlobalisierungVor dem Hintergrund globalisierter Märkte ist die Ausweitung

des internationalen Handels ohne eine leistungsfähige und

effiziente Logistik nur schwerlich in die Tat umzusetzen. Wenn

die deutsche Wirtschaft als Exportweltmeister tituliert wird,

gründet das nicht zuletzt auf dem Umstand, dass funktionie-

rende Transportsysteme installiert werden und dauerhaft zur

Verfügung stehen.

Ordnung muss sein: Nach Besichti-gung der Produktionshalle für dieProduktion von Containern zumTransport flüssiger Lebensmittelbehielten die Teilnehmer der Exkur-sion in den Westerwald liebendgerne ihre tollen Mützen auf.

Foto: Sinan Narin

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über fünf Stationen in überzeugender Weiseab:

1. Im Schütz-Werk wird in einer Just-in-Time Produktion der Kunststoffbehälter – aufKundenwunsch mit unterschiedlichen Ausge-staltungen – aus selbst erstellten Teilengeformt, zusammengesetzt und mit einemStahlgitter auf der Grundlage zahlreicher eige-ner Patente ummantelt.

2. Danach wird der IBC zur Befüllunggeliefert. Das Füllvolumen beträgt 1000 Liter,das sind 200 Liter oder ein Fass mehr als beiFassbefüllung und gleichem Platzbedarf. DieBefüllung (und das spätere Leeren) des IBCist in weniger Arbeitsschritten möglich als beieiner Fassbefüllung.

3. Der Transport der befüllten IBCs ist dannebenfalls ökonomischer: In einen 20’Standard-frachtcontainer passen 20 IBCs mit 20 000Litern, dagegen aber nur 80 Fässer mit 16 000Litern Inhalt.

4. Die Lagerung beim Kunden und die Ent-leerung der Container: Statt 2400 Liter Lager-volumen bei Fassbefüllung befinden sich 4000Liter im IBC bei gleicher Lagerfläche. Statt 5-facher Öffnung, Entleerung und Prüfung beiFassbefüllung wird dies nur einmal bei glei-chem IBC-Volumen notwendig.

5. Die Firma Schütz garantiert den kosten-freien Rücktransport von IBCs zur Wiederauf-bereitung im Schütz-Werk. Damit leistet sieeinen umfassenden Kundenservice und einenBeitrag zum Umweltschutz. Diese Kombina-tion aus Wirtschaftlichkeit, Praktikabilität,Kundenservice, Know-How und ökologi-schem Bewusstsein wird von der Unterneh-mensseite als Kernkompetenz des Erfolgeserachtet.

Das belegen auch maßgebliche Kennzah-len des Unternehmens: Rund fünf Mill. IBCswerden pro Jahr hergestellt und verkauft.Innerhalb einer jeden Woche ist das große, mitIBCs prall gefüllte Gelände um die Produkti-onshallen vollständig geleert und damit ver-kauft – bei einer 24-Stunden-Produktion imDrei-Schichten-Betrieb. Das Unternehmen mitverschiedenen Standorten unter anderem inAsien, Australien, Europa und Nordamerikaist der führende Hersteller von neuen IBCs miteinem Weltmarktanteil von 57 v. H.. Durch dasEinbeziehen der recycelten IBCs sinkt derAnteil auf 37 v. H., gefolgt von dem größtenKonkurrenten Mauser / Mamor mit 15 v. H.und verschiedenen kleineren Anbietern miteinem Anteil von insgesamt 48 v. H. an derWeltmarktproduktion. Der Umsatz des Unter-nehmens belief sich im Jahre 2005 auf knapp600 Mill. Euro, was eine Vervierfachung seitdem Jahr 1990 darstellt. In diesem Zeitraum

konnte zugleich die Zahl der Beschäftigten aufgut 2400 Mitarbeiter verdoppelt werden. Rund75 v. H. des Umsatzes wird in Europa erzielt,der Rest wird überwiegend in Nordamerikaerwirtschaftet. Das Eigenkapital beläuft sichauf knapp 185 Millionen Euro, was bei einem(nicht börsennotierten) Familienunternehmenfür die wirtschaftliche Stabilität des Unterneh-mens spricht.

Diese Informationen wurden durch diezahlreichen und vielfältigen Eindrücke beimzweieinhalbstündigen Gang durch die weitläu-figen Werkshallen ergänzt. Aufgeteilt in zweiGruppen wurden den Trierer Besuchern dieeinzelnen, weitgehend automatisierten Ferti-gungsschritte vor Ort bei laufender Produkti-on seitens der beiden Werksführer Holger Gel-hard (Leiter der Produktion) und Ludger Koch(Leiter der Werksentwicklung) von der Mate-rialanlieferung bis zur Produktauslieferungund bei der Besichtigung der Recyclinganla-gen im Detail vorgestellt und fachkundig erläu-tert. Aufgrund des großen Interesses der Teil-nehmer und der Begeisterung der Gastgeberfür ihr Unternehmen wurde der ursprünglichgesetzte Zeitrahmen um rund zwei Stundenüberschritten, zumal sich an die Besichtigung

noch eine umfangreiche Diskussionsrunde mitzahlreichen Einzelfragen wie Standortbedin-gungen, Besteuerungsaspekte, Konjunkturab-hängigkeiten, Patentsschutz und Produktpira-terie, Produkthaftung und Recyc-lingsysteme,Produktionstechnik und laufende Energiever-sorgung, Outsourcing und Fertigungstiefeanschloss.

Resümierend ist zu betonen, dass derBesuch der Firma Schütz, die konzeptionellenbetriebswirtschaftlichen und volkswirtschaft-lichen Erläuterungen in unterschiedlichen Aus-prägungen sowie die Besichtigung der Produk-tionsabläufe von allen Teilnehmern der Exkur-sion als eine zweckdienliche Bereicherungempfunden wurde: Erkennbar wurde zumeinen, dass sich theoretische Konzepte aus deruniversitären Wissensvermittlung in der Pra-xis wiederfinden. Sichtbar wurde hautnahallerdings auch, dass zahlreiche Fragen in derPraxis eine andere inhaltliche Ausdeutung undeine andere Gewichtung erfahren als das dieTheorie vorgibt. Vor diesem Hintergrund istdem Fach Betriebswirtschafslehre dafür zudanken, dass es sich an der Finanzierung derFahrtkosten durch einen namhaften Zuschussbeteiligte. Y. Lebowski

... ja wo bleiben sie denn? Am Ende der Frittierstraße in der Mensa Tarforst warten einigeKinder gespannt auf leckere Pommes – die natürlich sofort verzehrt werden. Das Studieren-denwerk Trier hatte die Kinder im Rahmen des Projektes „Zukunfts-Diplom“ eingeladen, einenBlick in die größten Kochtöpfe der Region zu werfen. Durch solche projektbezogenen Veran-staltungen will die Lokale Agenda 21 Kinder spielerisch und kindgerecht an das Thema„Zukunftsfähige Entwicklung“ heranführen. Foto: SWT

Aus dem swt

Die größten Kochtöpfe der Region

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Exkursionen

Unijournal 3/2006

Universität Trier

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Aus der Theologischen Fakultät

54 Unijournal 3/2006

Universität Trier

Bestellung über: www.fundgrube.bistum-trier.de

Kosten: 7,50 Euro.

Am 1. Mai 2006 wurde der der-zeitige Rektor der TheologischenFakultät Trier, Professor Dr. Rein-hold Bohlen, von Bischof Dr.Reinhard Marx zum residierendenDomkapitular ernannt. ProfessorBohlen ist seit dem 1. Mai 1991Inhaber des Lehrstuhls für Bibli-sche Einleitung und BiblischeHilfswissenschaften und seit dem1. April 2003 Rektor der Theolo-gischen Fakultät Trier. Er enga-giert sich seit vielen Jahren imchristlich-jüdischen Dialog und istDirektor des Emil-Frank-Institutsin Wittlich, welches insbesonde-re der Begegnung von Juden undNichtjuden dient. Der neue Dom-kapitular wird am 24. Juni 2006im Rahmen eines Kapitelamtes im Trierer Dom feierlich in sein Amt einge-führt.

Prof. Dr. Reinhold Bohlen

Rektor der Theologischen Fakultät Trier zum residierendenDomkapitular ernannnt

Neuscheinungen:

40 Jahre Konzil im Bistum TrierIn einem Gemeinschaftsprojekt, an dem die TheologischeFakultät, die Wochenzeitung „Paulinus“, die KatholischeErwachsenenbildung und die Katholische Akademiebeteiligt waren, wurde die Resonanz des Zweiten Vati-kanischen Konzils (1962 bis 1965) im Bistum Trier unter-sucht.

Vom Konzil wurden die Menschen im Bistum bewegt.Über 3.000 Berichte erschienen allein im „Paulinus“,70.000 Menschen nahmen an den zwölf Konzilstagen1966 teil, eine überwältigende Resonanz fanden die„Theologischen Seminare“ zu den Konzilstexten zwi-schen 1966 und 1969. Eine Aufbruchstimmung, die beider Bistumsleitung begann und bis in die kleinsten Pfar-reien wirkte, war spürbar. Unruhe, Irritation und Über-forderung sowie Gleichgültigkeit gehörten allerdings auchzu diesem „neuen Pfingsten“.

All das ist Gegenstand des Bandes „Angekommen oderunterwegs? 40 Jahre Konzil im Bistum Trier“. Prof. Dr.Bernhard Schneider (Lehrstuhl für Kirchengeschichte desMittelalters und der Neuzeit) liefert dazu in einem erstenTeil zusammen mit 19 Studierenden der TheologischenFakultät umfangreiche neue Forschungen, die Ergebniseines Projektseminars sind. 21 Erinnerungsberichte bie-tet der zweite Teil. Im dritten Teil schließlich kommen-tieren fünf Persönlichkeiten des Bistums die Bedeutungdes Konzils für den eigenen Weg und die Entwicklungder Kirche.

Hans Joachim Maurer, Bernhard Schneider, MichaelThomas, Hans-Gerd Wirtz (Hrsg.), Angekommen oderunterwegs? 40 Jahre Konzil im Bistum Trier. 224 Seiten,Paulinus-Verlag Trier ISBN 3-7902-1317-9, 14,90 Euro.

Neue Arbeitshilfe zur Gestaltung lebens-oder sozialräumlich orientierter SeelsorgeDie pastorale Landschaft in Deutschland befindet sich imUmbruch. Priestermangel und schrumpfende Finanzmit-tel werden zum Anlass für umfassende Umstrukturie-rungen in den deutschen Bistümern und Zusammenlegun-gen von Pfarreien. Das macht die aktuelle Frage nur nochdringlicher, wie kirchliche Seelsorge angesichts der fort-schreitenden Ausdifferenzierung von Lebenswelten undSozialräumen den Kontakt zu den Menschen gestaltenkann.

Eine Fortbildung für Seelsorger/innen im Jahr 2003/04– gemeinsam vom Bischöflichen Generalvikariat Trier(Hauptabteilung Pastoral), dem Theologisch-PastoralenInstitut Mainz und dem Lehrstuhl für Pastoraltheologiean der Theologischen Fakultät Trier verantwortet – griffdiese Frage auf. Der Ertrag dieser Fortbildung ist jetztunter dem Titel „Pastoral sozialräumlich“ als Arbeits-hilfe in Form einer CD-Rom (Autoren: Gundo Lames,Stefan Nober, Rainer Stuhlträger) erschienen.

Theologische Fakultät beim Katholikentag

Offenheit zeigen, Interesse wecken, einladend werben und Kontakte knüpfenoder pflegen: Im offenen Zelt auf der Kirchenmeile gleich vor dem Bahnhofsollte all das möglich sein. Vom AStA organisiert, waren stets drei Studieren-de in wechselnder Besetzung beim Katholikentag in Saarbrücken vom 24. bis28. Mai 2006 präsent. Ein reges Kommen und Gehen herrschte am Stand: der-zeitige und ehemalige Studierende der Theologischen Fakultät schauten vor-bei, aber es tauchten auch viele neue Gesichter auf. Am dritten Tag besuchteauch Bischof und Magnus Cancellarius Dr. Reinhard Marx den Stand.

Foto: red.

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Mehr als 200 psychologierelevante,kostenfreie Online-Zeitschriften im PsychLinker

Das Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation, ein

Institut der Leibniz-Gemeinschaft an der Universität Trier(ZPID), bietet

jetzt Zugang zu etwa 220 kostenfrei verfügbaren, psychologierelevanten,

internationalen Online-Zeitschriften (etwa 75 davon peer-reviewed) unter

http://www.zpid.de/redact/category.php?cat=292 an.

Primärdatenarchiv PsychData sichert kulturelles Erbe

Alle Links des PsychLinker sind mit Meta-daten nach dem Dublin Core-Standard verse-hen (einsehbar jeweils unter »Details«);dies eröffnet die Möglichkeit, über die Such-funktion (»Suche« am Ende jeder Seite)gezielt zum Beispiel Zeitschriften zu deninteressierenden Themengebieten zu fin-den.

Die Annotationen zu den alphabetischgeordneten Zeitschriften-Links informie-ren jeweils über Themenspektrum, Ver-

öffentlichungszeitraum, Sprache (falls nichtdeutsch oder englisch), Herausgeber, Verlag,Erscheinungsweise sowie spezifische Zugangs-voraussetzungen oder darüber, ob eingereichteBeiträge einem Peer-Review unterzogen werden.

Das psychologische Datenarchiv Psych-Data des Zentrums für PsychologischeInformation und Dokumentation

(ZPID), ein Institut der Leibniz-Gemeinschaftan der Universität Trier, widmet sich mitUnterstützung der Deutschen Forschungsge-meinschaft (DFG) schon seit längerem die-ser Aufgabe. Wissenschaftliche Rohdaten ausder psychologischen Forschung werden mit-tels eines umfassenden Metadaten-Standardsvollständig dokumentiert, in einem digitalen

Archiv mit bewährten Backup-Routinen undregelmäßigen Sicherungen langfristig ver-wahrt und können – vertraglich abgesichert– von interessierten Forschenden zur Re- oderSekundäranalyse bezogen werden. Im Zugedes weiteren Ausbaus des Archivs werdenManuale und Werkzeuge entwickelt, die For-schende in die Lage versetzen sollen, eigeneDatenbestände ökonomisch und effizient for-schungsbegleitend zu dokumentieren und ihrelangfristige Verfügbarkeit nach den Regeln

guter wissenschaftlicher Praxis sicherzustel-len.

Kontakt:Dipl.-Psych. Ute WahnerZPID – Universität Trier54286 TrierFon +49 (0) 651 201-2860Fax +49 (0) 651 201-2071E-Mail: [email protected]

Kontakt:PD Dr. Erich WeichselgartnerZPID – Universität Trier54286 TrierFon +49 (0) 651 201-2056Fax +49 (0) 651 201-2604E-Mail: [email protected]

ZPID startet RSS-Feed mit neu erfassten PSYNDEX-Dokumenten

RSS (Really Simple Syndication) ist eineTechnologie, die es einem Nutzerermöglicht, Teile eines Webangebotes

zu abonnieren. Somit kann man – ohne direktdie Website besuchen zu müssen – sich überdie Änderungen/Neuigkeiten auf einer Web-site informieren. Mit dem PSYNDEX RSS-Feed des Zentrums für Psychologische Infor-mation und Dokumentation (ZPID), ein Insti-tut der Leibniz-Gemeinschaft an der Univer-sität Trier, hat ein Nutzer nun die Möglichkeit,die Titelinformationen der neu erfassten Nach-weise in der Psychologie-Datenbank PSYN-DEX bequem in einem so genannten Feed-

Reader zu abonnieren, um sich über neue psy-chologische Fachliteratur auf dem Laufendenzu halten. Die Titelinformation ist jeweils ver-linkt mit der PSYNDEX-Rechercheoberflächedes ZPID, so dass PSYNDEX-Kunden direktauf die vollständigen Metadaten der Datensät-ze zugreifen können.Der RSS-Feed ist verfügbar unter:http://www.zpid.de/products/com/pylastupdate.php?type=rss.Zusätzlich kann unter:http://www.zpid.de/products/com/pylastupdate.php?type=html eine Webbrow-ser geeignete Darstellung abgerufen werden.

Hinweise zur Nutzung von RSS finden sichin den FAQs des ZPID unter:http://www.zpid.de/index.php?wahl=faqs#RSS-Feeds.

Kontakt:Peter Weiland, MAZPID – Universität Trier54286 TrierFon +49 (0) 651 201-2601Fax +49 (0) 651 201-2604E-Mail: [email protected]

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Aus dem ZPID

Unijournal 3/2006

Universität Trier

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Aus dem INMIT

56 Unijournal 3/2006

Universität Trier

Außerdem führen die Aktivitäten derBürgschaftsbanken erstens zu einemAnstieg der Beschäftigtenzahlen, so

dass durchschnittlich 12 900 Menschen mehrpro Jahr in Lohn und Brot gebracht werden.Zweitens reduzieren die Gewährung von Bürg-schaften und Beteiligungen auch nachweislichdie Anzahl der Erwerbslosen um jährlich unge-fähr 9100. Darüber hinaus ist auch einZuwachs bei der Güter-, Einkommens- undVermögenssteuer durch die Bürgschaftsban-ken bedingt: Die Abgaben auf Güter fallen lautder neuen INMIT-Studie um rund 330, die aufEinkommen und Vermögen um 390 MillionenEuro höher aus. Letztendlich steigt der Finan-zierungssaldo des Staates, also die Differenzvon gesamtstaatlichen Einnahmen und Ausga-ben, durch die Förderungsmaßnahmen derBürgschaftsbanken durchschnittlich um rund670 Millionen Euro im Jahr. Der wissenschaft-liche Studienleiter und INMIT-Institutsvor-stand Prof. Dr. Axel G. Schmidt bilanziert:„Die Erkenntnis, dass der Staat seine finan-zielle Position durch die Aktivitäten der Bürg-schaftsbanken erheblich verbessert, unter-streicht die große Bedeutung und Effektivitätdes Bürgschaftsbankensystems für die deut-sche Mittelstandspolitik.“

Konkret quantifizierte die neue INMIT-Studie die Effekte der Bürgschaftsbanken fürden Zeitraum von 1996 bis 2002, mit Blick aufzentrale gesamtwirtschaftliche Größen wieBeschäftigung und Bruttoinlandsprodukt. Fürdie Untersuchung wurden 2000 Unternehmenund Geldinstitute befragt. Hans-HerbertStrombeck, Vorsitzender des Verbandes derBürgschaftsbanken (VDB), zeigt sich hoch

erfreut über die Erkenntnisse der Studie: „Dasssich unsere Mittelstandsförderung für den Staatbezahlt macht, wissen wir seit langem. Jetztliegen erstmals wissenschaftlich fundierte Zah-len vor, welchen Netto-Nutzen unsere Bürg-schaftsbanken für die Staatskasse erbringen.Das zeigt, dass die Bürgschaftsbanken in derMittelstandsfinanzierung unverzichtbar sind.“

Ausfallbürgschaften und Beteiligungsga-rantien sind die Instrumente der Bürgschafts-banken. Damit verhelfen sie vor allem mittel-ständischen Unternehmern zur Finanzierungsinnvoller Vorhaben, weil sie ihnen auch ohneSicherheiten Kredite und Beteiligungen in Mil-liardenhöhe ermöglichen. Was bisher unbeant-wortet blieb, war die Frage nach dem numeri-schen Ausmaß der in diesem Zusammenhangentstehenden gesamtwirtschaftlichen Nutzef-fekte. Vor allem für Bund und Länder habendiese, nun erstmals konkretisierten Zahlenerhebliche Relevanz: Als Rückbürgen derBürgschaftsbanken tragen Bund und Ländernämlich jährlich Ausfallzahlungen. Das sichdiese Investitionen auf der staatlichen Einnah-meseite bezahlt machen, ist nun anhand dervorgestellten Studie belegt worden: Steuernund Abgaben steigen als Resultat jener Inves-titionen des Mittelstands, die durch die Bürg-schaftsbanken ausgelöst wurden.

red./Reers

Bruttoinlandsprodukt durch Bürgschaftsbankenum 3,2 Mrd. höherJährlich verhelfen die deutschen Bürgschaftsbanken rund 7000 mittelstän-

dischen Unternehmern und Existenzgründern zu Krediten und Beteiligun-

gen, wodurch diese überhaupt erst ihre Investitionsvorhaben finanzieren

können. Innerhalb der letzten 50 Jahre wurden auf diese Weise 320 000

Mittelständler gefördert. Doch welchen gesamtwirtschaftlichen Nutzeffekt

hat diese Praxis? Das wurde nun erstmals durch eine gesamtwirtschaftli-

che Simulationsrechnung bestimmt, die das Institut für Mittelstandsöko-

nomie an der Universität Trier aufgestellt hat. Laut dieser neuen Studie

erhöht allein die Mittelstandsförderung durch Bürgschaftsbanken das

Bruttoinlandsprodukt jährlich um satte 3,2 Milliarden Euro.

Univ.-Prof. Dr. Axel G. Schmidt (Vorstand des INMIT und Inhaber der Professur für Mittel-standsökonomie an der Universität Trier) während der Pressekonferenz in Berlin zur Vorstel-lung der Bürgerschaftsbanken-Studie des INMIT.

Foto: Jörg Scholler

INMIT-Studie erfasst erstmals den quantitativen Nutzen dieser Mittelstandsförderung

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Aus Fächern und Fachbereichen

Seit dem Jahr 2000 forschen die Bio-geographen an der Universität Trier.Damals wurde das Fach von Saarbrücken

nach Trier verlegt. Was ist Biogeogeografie undwas untersucht die Angewandte Umweltfor-schung?

Fragen, die auch Wissenschaftsminister Prof.Dr. E. Jürgen Zöllner bei seinem Besuch im Juli2006 interessierten, als er das Institut für Bio-Geo-Analytik und die Umweltprobenbanken ander Universität Trier auf Campus II im Wissen-schaftspark auf dem Petrisberg besichtigte.Anlässlich dieses Besuches öffnete das Institutseine Türen und gab Einblicke in die Umwelt-probenbank (Kryotechnik), die vom Bund finan-ziert wird. In der Angewandten Umweltfor-schung wird das Artenvorkommen von Pflan-zen und Tieren auf der Erde untersucht.

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Paul Müller präsen-tierte innovative Forschungsvorhaben sowie dasvon der Deutschen Forschungsgemeinschaft(DFG) finanzierte Graduiertenkolleg, dasgemeinsam mit dem Institut für Umwelt- undTechnikrecht an der Universität Trier geleitetwird. Müller erläuterte auch den neuen BA- undMA-Studiengang, der aus Biogeographie, Toxi-kologie und Geobotanik zum Fach „Biogeoana-lyse“ entstehen wird.

Minister Zöllner, selbst von Haus aus Mole-kularbiologe, war sichtlich interessiert an denVersuchen. Zum Abschluss gab es großes Lobfür die Forschungen und für das Institut für Bio-geographie. ney

Der Wissenschaftsminister zu Gastin der BiogeographieJunge Wissenschaftler/innen und Studierende sitzen an Mikroskopen und sind

emsig dabei in den Laboren Umweltproben zu analysieren. Ein leichter

Gestank auf dem Flur macht neugierig: Er stammt von einem fetten Lachs, der

unter einer Lichtbank mit Pinzetten seziert wird und dessen innere Organe auf

Giftstoffe untersucht werden.

Der Wissenschaftsminister läßt sich Analyseergebnisse erklären. Fotos: ney

Studierende sezieren einen Lachs. Umweltprobenbank: Untersuchung von Bodenproben.

Informationen zur BioGeographie unter:http://www.uni-trier.de/~biogeo/

57Unijournal 3/2006

Universität Trier

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Aus Fächern und Fachbereichen

58 Unijournal 3/2006

Universität Trier

Ikebana – eine blumige Lebensphilosophie

den. Darum herum drapieren sich Zweige,Äste und einige Blumen. Sie hat noch einenSchirm vor das Gefäß gestellt und erklärt:„Hier gestalten Sie Ihre Welt mit den Blumennach Ihrem eigenen Gefühl. Die Welt wird eineMetapher, ein Symbol für das eigene Empfin-den für die Welt, die man von innen auf dieseBlumenwelt überträgt sowie sie in dem klei-nen Text von Kurisaki Noboru geschriebensteht.

Bei der Eröffnung der Ausstellung gab dieJapanologie-Professorin Stanca Scholz-Cion-ca, eine Einführung in die Kunst des Ikebanaund die verschiedenen Schulen. Ikebana ver-leiht den Blumen neues Leben und schafft neueRäume.

Parallel zu der Blumenkunst zelebrierteeine Japanerin Okamoto eine japanische Tee-Zeremonie mit grünem Tee. Wer ihr bei derVorbereitung zuschaute musste unwillkür-lich die meditativ langsamen Bewegungenwahrnehmen: Mit Achtsamkeit wurde jedeBewegung, jede Geste langsam und intensiv

ausgeführt. JedesDetails hatte seinenPlatz auf dem Tisch:Das Gefäß für dasWasser, der Bam-busschneebesen, dieSchalen. Jedes De-tail wurde vorhergereinigt mit einemTuch, obwohl keinStäubchen darauf zusehen war. Und wie-der wurde das Was-ser in eine Schalegegossen in demsich das Teepulverbefand und dann mit

Zustande gekommen war diese Ausstel-lung und der Ikebana-Kurs durch dieTrierer Japanologiestudentin Pia

Schmitt, die im letzten Jahr an der OsakaGakuin Universität in Japan ein Stipendiumhatte. Ihre Gastmutter hatte sie zu einem Ike-bana-Kurs bei der Meisterin Nukaga Miki ein-geladen. Jetzt wiederum, nach diesem Aus-tausch, hat Pia Schmitt ihre Ikebana-Meisterinnach Trier eingeladen, um diese traditionelle,japanische Kunst des Blumensteckens an ihrerUniversität vorzustellen.

Die Kunst des Ikebana gibt es bereits seit1457. Sie wird tradiert von Generation zuGeneration und ist inzwischen zu einer ganzeigenen Spezialität für Japan geworden. In die-ser Kunst die Blumen zu stecken, liegt eine tie-fere, eigene Welt. Nukaga Miki erklärt siejedem, der an ihrem Kurs teilnimmt, mit vielGeduld: Da liegt ein Blatt japanisches Reispa-pier aus zwei Farben auf dem Tisch und dar-auf steht eine kleine Schale mit einemSchwamm, in den die Blumen gesteckt wer-

dem Bambusschneebesen locker und leichtverrührt.

Austausch mit der Osaka GakuinUniversität

Der Präsident der Universität Trier begrüßtezu der Ausstellung und führte noch einmal vorAugen, dass die Jahresstipendien für die Trie-rer und japanischen Studierenden zustandegekommen sind aufgrund eines sehr furcht-baren und schrecklichen Ereignisses: DerMord an der japanischen Studentin MutsukoAyano vor über 10 Jahren veranlasste ihreEltern eine großzügige Stiftung für diese Sti-pendien zu machen. Die Liebe zu Deutschlanddie ihre Tochter Mutsuko Ayano in zahlreichenBriefen beschrieben hat war der Ausgangs-punkt. Damit wollten sie dazu beitragen, denWunsch ihrer Tochter einen intensiven wissen-schaftlichen und kulturellen Austausch zwi-schen Deutschland und Japan zu schaffen. Sofinden heute regelmäßige Sommerkurse fürStudierende aus Osaka an der Universität Trierstatt. Auch Studierende aller Fachrichtungender Universität Trier können ein Austausch-jahr an der Osaka Gakuin Universität absol-vieren und werden dort kostenlos in Gastfami-lien untergebracht. Und so kam dieser Kurshier in Trier zustande. Denn die Gastmutterfinanzierte ein Jahr lang einen Ikebanakurs fürihre Studentin aus Deutschland.

Bei der Eröffnung waren zahlreiche Stu-dierende und Gäste gekommen. Doch amzweiten Tag war der Gästeraum nahezugefüllt, auch von interessierten Gästen aus derStadt, die an diesem Tag einen Bericht im Trie-rischen Volksfreund über diese faszinierendeAusstellung und die Studentin Pia Schmittgelesen hatten. H. Neyses

„Blumen sind ein Spiegel

Ich betrachte die Blume.

Die Blume betrachtet mich.

Ich – zur Blume geworden

schaue mich an"

Ikebana – das ist eine Kunst die aus dem Gefühl des Menschen heraus eine

kleine Welt kreiert, die Symbol oder Metapher für das eigene Empfinden

widerspiegelt. Wer diese Kunst kennen lernen wollte, konnte dies an der Uni-

versität Trier am 5. und 6. Juli 2006 selbst erfahren und erleben. Die japani-

sche Ikebana-Meisterin Nukaga Miki hatte eine Ikebana-Ausstellung im Gäste-

raum der Universität Trier mit japanischen Schülerinnen und Meisterinnen des

Ikebana arrangiert. An beiden Tagen gab sie einen Ikebana-Kurs für die Stu-

dierenden der Universität Trier und für einige Gäste.

Die japanischen Gäste in Trier mit Pia Schmitt (2 v. r.), Nukaga Miki(5 v. l.) und Prof. Hilaria Gössmann (6. v. l.). Fotos: ney

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Aus Fächern und Fachbereichen

60 Unijournal 3/2006

Universität Trier

Während der Absolventenfeier Foto: red.

Die inzwischen traditionelle Absolven-tenfeier des Fachbereichs VI Geogra-phie/Geowissenschaften fand am 21.

Juli 2006 statt. Im Beisein der Familie, Freun-de, Fachvertreterinnen und Fachvertretersowie des Präsidenten, Prof. Dr. PeterSchwenkmezger, bekamen 84 der 175 Absol-ventinnen und Absolventen des Jahres2005/2006 vom Dekan, Prof. Dr. ReinhardHoffmann, ihre Diplom-, Magister-, oderStaatsexamensurkunden feierlich überreicht.Neu war, dass in diesem Jahr den Promovier-ten erstmalig ihre Urkunde ausgehändigtwurde.

Vor einem bis zum letzten Platz gefüll-ten Auditorium begrüßte der Dekan, Prof.Dr. Hoffmann, die Anwesenden und erklär-te den Stellenwert, den diese Würdigung desStudienabschlusses für Studierende undLehrende einnimmt. Prodekan, Prof. Dr.Klaus Fischer, stellte daraufhin den Fach-bereich mit seinen Studiengängen und sei-nen Forschungsaktivitäten vor. Die erfolg-reiche Einwerbung von Drittmittelprojek-ten trägt u.a. dazu bei, dem wissenschaftli-chen Nachwuchs qualifizierte Promotions-möglichkeiten zu eröffnen. Als besonderen

Absolventenfeier im Fachbereich VIGeographie/Geowissenschaften

Erfolg in jüngster Zeit konnte die Bewilli-gung eines mit dem Institut für Umwelt- undTechnikrecht (IUTR) des Fachbereichs Vgemeinsam beantragten interdisziplinärenGraduiertenkollegs durch die DFG gewür-digt werden. Nunmehr ist der FB VI,gemeinsam mit dem FB IV, Vorreiter in derUmsetzung der neuen, im europäischen„Bologna-Prozess“ initiierten Veränderun-gen in der universitären Ausbildung durchEinführung von verschiedenen Bachelor-und Masterstudiengängen zum Winterseme-ster 2007/08.

Auch in der diesjährigen Feier wurdeeinigen Ehemaligen der unterschiedlichenStudienrichtungen die Möglichkeit gegeben,ihren Erfahrungsschatz zum Berufseinstiegan die neuen Absolventinnen und Absolven-ten weiterzugeben. Grundtenor bei allensechs Vortragenden war, dass im Allgemei-nen der Start ins vielfältige Berufslebennicht geradlinig verläuft, die Hürden jedochzu nehmen sind, wenn Leidenschaft undBegeisterung für das Thema, für das Fach,treibend Kräfte sind. Mehrfach wurde dabeiauch betont, wie sehr Eigeninitiative schonwährend des Studiums und die gute fachli-

che Ausbildung an der Universität Trierdazu beitragen.

Nach einer kurzen musikalischen Einlagedurch das Posaunenquartett „Quadriga Tre-verorum“ wurden ab 16.00 Uhr den Absol-ventinnen und Absolventen in alphabetischerReihenfolge ihre Urkunden überreicht.Besonders zu bemerken sei, dass an diesemTage auch die erste Absolventin des Studi-engangs Angewandte Biogeographie ihreUrkunde entgegennehmen konnte. ImAnschluss wurden den Promovierten ihreUrkunden überreicht. Die Jahrgangsbestender verschiedenen Studiengänge erhielten aufGrund ihrer hervorragenden Leistungengestiftete Preise.

Im Anschluss an das „offizielle“ Pro-gramm traf man sich im Hörsaalzentrum, umbei selbstgebackenem Kuchen und herzhaf-tem Gebäck (ein besonderer Dank an dieSekretärinnen und wiss. Mitarbeiterinnen undMitarbeiter des FB VI!) das zurückliegendeStudienjahr Revue passieren zu lassen undsich auf das kommende einzustellen. An die-ser Stelle sei allen Sponsoren, die die Feiermit Geld- und Sachspenden unterstützt haben,herzlich gedankt. Manuel Seeger

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Ausgezeichnet: Diplom-Volkswirt Stephan Reichert (Mitte)erhält für seine Diplomarbeit über „Das Rating öffentli-cher Emittenten“ den Ökonomiepreis der Handwerkskam-mer Trier. Die Arbeit betreute Prof. Dr. Dietrich Dickert-mann (r.) von der Universität Trier. Kammerpräsident RudiMüller (l.) überreichte die Auszeichnung. Foto: red.

ADie Hwk zeichnet regelmäßig gelun-gene Abschlussarbeiten von Absol-venten der Universität Trier aus, in

denen für das Handwerk und den Mittelstandwichtige Themen behandelt werden. In der vonProf. Dr. Dietrich Dickertmann betreuten Ar-beit greift Stephan Reichert ein Problem auf,das auch das Handwerk betrifft: Der Umgangder Bundesländer mit dem Finanzierungsin-strument der öffentlichen Verschuldung. Bis-her ist es nicht gelungen, die Staatsverschul-dung wirksam zu bremsen. Ein Grund liegtdarin, dass es der öffentlichen Verwaltung bei

ihrer Ausgaben- und Verschuldungspolitik angeeigneten Indikatoren fehlt, in welcher Höheeine Schuldenaufnahme von zukünftigenGenerationen getragen werden kann, alsonachhaltig ist.

Stephan Reichert untersucht in seinerDiplomarbeit, ob das Banken-Rating, das zurBewertung der Kreditwürdigkeit eines Kun-den eingesetzt wird, auch zur Festlegung einernachhaltigen Staatsverschuldung genutzt wer-den kann. Reichert hält dies für möglich, zumalsich mit einem Rating Rückschlüsse auf dieSchuldnerqualitäten der Länder ziehen lassen.

Um zu ermitteln, welche Verschuldung vonkünftigen Generationen nachhaltig getragenwerden kann, stellt Reichert dar, wie die be-stehenden Rating-Instrumentarien weiter ent-wickelt werden müssten.

Die Arbeit von Stephan Reichert wurdeauch aufgrund der besonderen Qualität derAusarbeitung sowie der gründlichen und inten-siven Recherchen zum Thema ausgezeichnet.

Analyseinstrumente für eineverbesserte Schuldenpolitikder Länder

Diplom-Volkswirt Stephan Reichert ist für seine Diplomarbeit über

„Das Rating öffentlicher Emittenten – ein Analyseinstrument für eine

nachhaltige Schuldenpolitik der Bundesländer?“ mit dem Ökonomie-

preis der Handwerkskammer Trier (Hwk) ausgezeichnet worden.

Ökonomiepreis der Handwerkskammer Trier

Dr. Susanne Warning Foto: red.

Der Dornier-Forschungspreis ist für dieEADS (European Aeronautic DefenceAnd Space Company) das Bindeglied

zwischen Industrie und Wissenschaft; für dieUniversität Konstanz ist er zu einem wichtigenBestandteil der Nachwuchsförderung gewor-den. In diesem Jahr war bei der 17. Preisver-leihung mit Dipl.-Kffr. Susanne Warning amEADS-Standort Immenstaad erstmals eine Frauunter den Preisträgern. Den mit 6000 Eurodotierten Preis teilt sie sich mit Dr. Mike Sips.

Warning beschäftigte sich in ihrer Promo-tion mit der Heterogenität von deutschen Uni-versitäten und ihren Determinanten. „DeutscheUniversitäten waren in den vergangenen Jah-ren nicht so auf dem gleichen Level, wie dies

mit der Idee des Grundsatzes gleicher Bil-dungschancen beabsichtigt war und wie es dasneue Konzept der Elite-Universitäten sugge-riert. Alle bislang veröffentlichten Rankingszeigen deutliche Unterschiede zwischen dendeutschen Universitäten auf. Ich gehe in mei-ner Arbeit der Frage nach, woher sich dieseHeterogenität in einem Wirtschaftsbereichergibt, der politisch gewollt auf identische Lei-stungen und Homogenität in der Qualität ange-legt ist“, so die junge Wissenschaftlerin zuihrem Promotionsthema. Warning untersuch-te außerdem , welche Strategien Universitätenverfolgen, um sich von anderen Institutionenzu unterscheiden. Für Universitäten, so War-ning, seien die zentralen strategischen Varia-

blen die Lehrqualität und die Forschungsqua-lität, da diese direkt von der Universitätslei-tung beeinflussbar seien und für potentielleStudenten entscheidungsrelevante Dimensio-nen darstellten. Diese Variablen seien mitMobilitätsbarrieren verbunden und unterschie-den sich in ihrer Höhe.

Warning wurde 1975 in Osnabrück gebo-ren. Nach dem Studium der Betriebswirtschaft-lehre an der Universität Osnabrück von 1994bis 2000 promovierte sie an der UniversitätKonstanz bei Prof. Oliver Fabel. Seit April2004 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin beiProf. Dieter Sadowski am IAAEG.

A. Hammen

Forschungspreis für Trierer ÖkonominPreisgekrönte Promotion: Dr. Susanne Warning, wissenschaftliche Mitarbeiterin

am Institut für Arbeitsrecht und Arbeitsbeziehungen in der Europäischen

Gemeinschaft (IAAEG), wurde am 13. Juli 2006 als erste Frau für ihre Disserta-

tion mit dem Dornier-Forschungspreis ausgezeichnet.

Hwk-Ansprechpartner: Dr. Matthias Schwalbach, Tel. 0651/207-352,E-Mail: [email protected]

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Aus Fächern und Fachbereichen

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Universität Trier

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Kunst als Anlass: Organon Mensch lau-tete der Titel dieses Gesprächssemi-nars, in dem Prof. Werner auf dem

Boden seiner psychiatrischen Erfahrung zumNachdenken und zum Gespräch überGemeinsamkeiten und Unterschiede zwi-schen Musikinstrument und menschlicherSeele anregte. Zu dem Seminar hat WolfgangWerner seine Vorstellungen nachfolgend zu-sammengefasst:

„In der Literatur wird der Mensch immerwieder mit einem Musikinstrument vergli-chen und diese Metapher macht die Basisunseres seelischen Befindens gut erkennbar:Es ist für jeden einzelnen von uns abhängigvom ganz individuellen Grundaufbau – undvon den Einflussfaktoren. Und noch etwas,das uns allen gemein ist, wird deutlich: Wirsind alle zu den unterschiedlichsten Stimmun-gen fähig – Verstimmungen und seelischeStörungen gehören zum Repertoire desMenschseins.

Jeder sieht sie anders, vor allem, wenn ersie näher und wiederholt kennengelernt hat.Das Ergebnis hängt von beiden Seiten ab: Anmanchen Tagen hört man nicht richtig zu, istman für bestimmte Aspekte blind, steht einanderes Erleben im Hintergrund, das die

Wahrnehmung einfärbt. Ganz zu schweigenvon der eigenen Lebensgeschichte, die füreinzelne Themen und Gesichtspunkte mehroder weniger empfänglich macht. Das Kunst-werk kann in unterschiedlicher Beleuchtungoder besonders schlechten akustischen Bedin-gungen dargeboten werden, es kann kaumzu lesen sein. Es kann sich in Gesellschaftanderer kultureller Reize befinden. DerMensch, dem wir begegnen, kann eine ande-re Sprache sprechen, vielleicht nur den Slangdes Ruhrgebietes, den wir nicht ertragen kön-nen. Er kann in zerschlissenen oder provozie-renden Kleidern stecken, sich in einerschlechten, für uns inakzeptablen Gesell-schaft befinden. Der Mensch und das Kunst-werk, das lebendig ist, lässt immer wiederneue Einblicke zu, stellt immer wieder neueFragen. Man kommt mit ihm nie zu einemEnde.

Das ist der Sinn des Gesprächsseminars,das ich an der Trierer Universität vier Seme-ster lang gehalten habe: die Bereitschaft zuwecken, den Mitmenschen zu verstehen, derin seelischer Not ist und Hilfe braucht. DenTeilnehmern der Veranstaltung wurden Bil-der exponiert, Skulpturen, Fotografien, Texte,Musik – mit der Aufforderung, sich darüber

klar zu werden, was das Erleben für siebedeutet oder wachgerufen hat (auch, wennman wollte, unter Nutzung eines Bogens mitvorgegebenen Assoziationshilfen) und dannmit den anderen zu sprechen. So gab es in denletzten vier Semestern einen intensiven Aus-tausch zwischen den Seminarteilnehmern, diedabei vieles über sich selber, ihre studenti-schen oder nicht-studentischen Mitmenschenund das Kunstwerk, aber auch über seelischeStörungen – wie man einen Zugang findetoder helfen kann – erfuhren. Ein wesentlichesMotiv für diese Lehrmethode war für michdie persönliche Erfahrung, dass man ambesten im Gedächtnis behält, was man inKombination mit einem tiefergehenden per-sönlichen Erlebnis erfährt.“

ney

Kunstwerk (und) Mensch

Was ist den Kunstwerken und den Menschen gemeinsam? Welche Gemein-

samkeiten und Unterschiede gibt es zwischen Musikinstrument und

menschlicher Seele? Fragen, die der Psychologe und Honorarprofessor

Wolfgang Werner im Fach Psychologie in einer Veranstaltung in der Trierer

Konstantinbasilika am 13. Juli 2006 mit seinen Studierenden diskutierte.

Der Saarbrücker Organist und Hochschullehrer Jörg Abbing war mit dabei

und stellte das Instrument Orgel vor.

Der Unipräsident im Gespräch mit Jörg Abbing (r.). Fotos: neyWährend des Seminars in der Basilika.

Fassade Konstantin Basilika.

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Sein Kriminalroman Eifel-Schnee, 1996im Dortmunder grafit-Verlag erschienen,als fünfter in einer Reihe von mittlerwei-

le 13 Bänden mit Millionenauflage, handeltvon der Drogenszene in der Provinz. Er ver-körpert exemplarisch alle Zutaten eines litera-rischen Erfolgsmodells: Authentizität derTopographie, identitätsstiftende Konstanz inder Konfiguration, Überschaubarkeit desHandlungsmusters, Eingängigkeit der Dialog-führung.

Vielfältige Gesichtspunkte kamen in derSeminardiskussion zur Sprache: die Randstän-digkeit und zugleich Omnipräsenz des Ermitt-lers, dem die zu erzählende Geschichte sichförmlich selbst anbietet – womöglich in Kor-

rektur des journalistischen Alltags; sein Enga-gement für in der Wirklichkeit sprachlos blei-bende Figuren; Stereotypien in Rollenvertei-lung –Männer/Frauen – und Raumausstattung;die Kontrasttechnik in der Verwendung von„Eifel“ als Hochwert- und zugleich Distanzie-rungswort; die poetische Aufgabenteilung vonLand und Stadt, Langeweile und Spannung,Idylle und Katastrophe, Gut und Böse; schließ-lich das Genre „Kriminalroman“ selbst alsModell einer Korrektur der Realität – in derMöglichkeit, mit der Aufdeckung einer Straf-tat für einen begrenzten Raum „Ordnung“ und„Gerechtigkeit“ literarisch wiederherzustellen.

Wiederholt wies der Autor auf die Bedeu-tung seiner Recherche-Arbeit für jeden einzel-

nen Roman hin und beharrte auf den realen Fun-dus, aus dem seine fiktionalen Gestalten undSchauplätze, Stoffe und Motive erwachsen. Erlieferte damit einen anregenden und reizvollenKontrast zu jenem Muster, das die Rezeptionseines Werkes bestimmt: ein „Sittenbild“ ausder Eifel angeboten zu bekommen, das zwi-schen dem Reiz der Nähe und der Entfernung,welche die literarische Stilisierung schafft(„Wenn wir Glück haben, passiert der Mordgleich nebenan“), zwischen Abbildcharakterund utopisch-idyllischen Zügen seinen eigenen,besonderen Unterhaltungswert entstehen lässt.

Georg Guntermannmit den Teilnehmerinnen und

Teilnehmern des Seminars

Tatort Eifel?Jacques Berndorf, im wirklichen Leben Michael Preute, als Journalist

arbeitend, daneben Verfasser der erfolgreichen Reihe „Eifelkrimis“,

war am 13. Juli 2006 zu Gast im Hauptseminar „Heimatdichtung und

Regionalliteratur“ von Prof. Georg Guntermann (Germanistik). Er gab

den Studierenden lebendig und anschaulich Auskunft über Vorlagen

und Bedingungen seiner Arbeit.

Ein Besuch des Kriminalautors Jacques Berndorf „Heimat – ein schwieriger Begriff. Vielen ideolo-

gisch verdächtig, aber eigentlich nicht adäquat

ersetzbar, um das kurz und bündig auszudrük-

ken, was Heimat eben ausmacht: die Stadt oder

die Landschaft, aus der man kommt oder in der

man längere Zeit lebt, und zu der jeder ein ganz

spezifisches Gefühl entwickelt. In Zeiten zuneh-

mender Mobilität und Migration, ob freiwillig oder

unfreiwillig, bietet sich die Chance, den Begriff ,Hei-

mat‘ von neuer Warte aus zu betrachten.“ (Hei-

matkunde". Ein literarisches Wochenende.

10./11.7.2004, Literatur-Archiv Sulzbach-Rosenberg)

Jacques Berndorf und Prof. Guntermann während des Seminars. Foto: red.

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Aus Fächern und Fachbereichen

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Das Centrum bietet eine Plattform fürwissenschaftliche Ansätze, die sich kri-tisch mit den Kategorien von Ethnizi-

tät und Geschlecht auseinandersetzen, undunterstützt die Zusammenarbeit von Wissen-schaftlerinnen und Wissenschaftlern unter-schiedlicher Fachrichtungen. Die doppelte the-matische Ausrichtung des Centrums ist in denAnalogien von kolonialkulturellen und sexu-ellen Machtverhältnissen begründet. Eine Ein-richtung, die die Themenkomplexe der Post-colonial und der Gender Studies miteinanderverbindet, ist in Deutschland bislang einzigar-tig und stellt vor dem Hintergrund der aktuel-len Globalisierungsprozesse eine besondereHerausforderung dar.

Gender Studies untersuchen die Entstehungund Reproduktion sowohl von Männlichkeits-als auch Weiblichkeitsbildern und führen überdie Auseinandersetzung mit der KategorieGeschlecht zu einer Reflexion gesellschaftli-cher und kultureller Prozesse. Sie gehen davonaus, dass die heutigen Vorstellungen von„Männlichkeit“ und „Weiblichkeit“ historischentstanden und daher Veränderungen unterlie-gen. Zentral für die Gender Studies ist deswe-gen ihr anhaltendes Interesse an gesellschaft-lichem Wandel. Dabei rückt auch die Wissen-schaft selbst in den Blick, die vermeintlichobjektive Wahrheiten über „Geschlechtlich-keit“ produziert. Für einen solchen Ansatz istdie interdisziplinäre Zusammenarbeit unab-

dingbar, um zu analysieren, wie Stereotypisie-rungen und Diskriminierungen qua Ethnizität,Klasse, Stand, Nation, Religion, Geschlecht,sexueller Orientierung entstehen. Auf dieseWeise verbinden sich die Gender Studies mitden etwas jüngeren Postcolonial Studies. Diesehaben sich seit einigen Jahren als neues Para-digma der Literatur-, Kultur- und Sozialwis-senschaften durchgesetzt. Postkolonialismusbezeichnet dabei nicht nur die Zeit nach demKolonialismus (das heißt die Zeit nach derErkämpfung der Unabhängigkeit der ehema-ligen Kolonien nach dem Ende des ZweitenWeltkrieges). Postkolonialismus ist vielmehreine wissenschaftliche Strömung, die Macht-strukturen untersucht, die bei der Herstellungvon kultureller Identität wirksam werden.

Das Centrum initiiert und unterstützt nichtnur Forschungsprojekte und Veranstaltungen,sondern fördert auch den wissenschaftlichenNachwuchs auf dem Gebiet der Postcolonialund Gender Studies. So koordiniert es dasLehrangebot für das Zusatzzertifikat „Interdis-ziplinäre und Interkulturelle Geschlechterstu-dien/Gender Studies“, das Studierende seitdem Wintersemester 2001/02 erwerben kön-nen. Darüber hinaus strebt das CePoG durchseine internationalen Kooperationen eine brei-te Vernetzung mit ähnlichen Einrichtungenan und will so den eurozentrischen Kanon derFächer öffnen und innovative Ansätze fördern.Beteiligt sind Wissenschaftlerinnen und Wis-senschaftler weltweit, mit denen ein intensi-ver Austausch stattfindet. Geplant ist auch, Stu-dierenden die Möglichkeit eines Auslandsauf-enthaltes an den beteiligten Universitäten zubieten.

Seit seiner Gründung kann das CePoGbereits auf zahlreiche Veranstaltungen zurück-blicken.

So gab es die Veranstaltungsreihe Kunst-perspektiven. Eine Kooperaion mit der Euro-päischen Kunstakademie, Trier, bietet jedesSemester aufs Neue die Möglichkeit, dieseFragestellungen mit Künstlerinnen und Künst-lern sowie Kuratorinnen und Kuratoren zu dis-kutieren.

A. Karentzos

Postcolonial- und Genderforschung

Seit nunmehr einem Jahr bündelt das Centrum für Postcolonial und

Gender Studies (CePoG) die vielfältigen Aktivitäten, die sich mit dem

Zusammenhang von geschlechtlicher und ethnischer Identität

befassen. Damit erhielt ein seit langem an der Universität Trier

verankerter Forschungsschwerpunkt ein Dach, wie der Präsident Prof.

Dr. Schwenkmezger bei der Eröffnung erklärt hat. Initiiert wurde das

Centrum von den beiden Gender-Professorinnen Alexandra Karentzos

und Viktoria Schmidt-Linsenhoff, sowie der Mitarbeiterin Katja Wolf.

Es steht allen Fächern für eine interdisziplinäre Zusammenarbeit

offen.

Weitere Informationen:www.uni-trier.de/cepog

[email protected] der CePoG-Mitglieder. Foto: Andrea Fischbach

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Seit den 80er Jahren gehört Birk zu denführenden Experten auf dem Gebiet desinternationalen und europäischen

Arbeitsrechts. 1994 wurde er vom Minister-komitee des Europarats zum Mitglied derCommittee of Independent Experts ernannt,dem heutigen European Committee of SocialRights (ECSR), dem er von 1996 bis 1998 alsPräsident vorstand. Daneben hatte Birk zahl-reiche Gastprofessuren auf fast allen Konti-nenten der Welt, so unter anderem in den USA,Japan, Taiwan, Italien und den Niederlanden.Insbesondere mit Ungarn verbindet ihn einlangjähriges wissenschaftliches Interesse, das1996 mit der Ehrendoktorwürde der Universi-tät Miskolc und 2001 mit der Verleihung derEhrendoktorwürde der Universität Pécs gewür-

digt wurde. Aufgrund seiner vielfältigen Kon-takte zum Ausland ist das IAAEG heute einegefragte Anlaufstelle für ausländische Wissen-schaftler, die insbesondere die umfangreicheSpezialbibliothek des Instituts zum europäi-schen Arbeitsrecht für ihre Forschung nutzen.Dass das IAAEG eine solch hohe internatio-nale Bedeutung erlangt hat, ist dabei überwie-gend Birk zu verdanken, der die Bibliothekvon Anfang an intensiv förderte. Zudem hat erim Rahmen seiner Lehrtätigkeit zahlreiche aus-ländische Doktoranden betreut. Er ist Mither-ausgeber der „Zeitschrift für vergleichendeRechtswissenschaft“, der „Zeitschrift für inter-nationales Arbeits- und Sozialrecht“ sowie derSchriftenreihe „Studien zum ausländischen,vergleichenden und internationalen Arbeits-

recht“ und „International vergleichendenSchriften zur Personalökonomie und Arbeits-politik“ des IAAEG. Lange Jahre gehörte Birkdem Vorstand der Deutschen Sektion derGesellschaft für Rechtsvergleichung an. Nachwie vor ist er Mitglied im Vorstand der Inter-nationalen Gesellschaft für das Recht derArbeit und der Sozialen Sicherheit. Das inter-nationale Arbeitsrecht, das Arbeitsvölkerrechtund das europäische Arbeitsrecht kommentier-te er im Münchener Handbuch zum Arbeits-recht. Hinzu kommt eine Kommentierungunter anderem zum internationalen Erbrechtim Münchener Kommentar zum BGB. Derzeitkann Birk auf über 200 Veröffentlichungen inangesehenen deutschen und ausländischenFachblättern zurückblicken. Und auch diebevorstehende Emeritierung tut seinem Schaf-fensdrang keinen Abbruch: In Vorbereitung istdie Veröffentlichung eines Kommentars zurEuropäischen Sozialcharta in englischer Spra-che. A. Hammen

Abschiedsvorlesungvon Rolf Birk

Prof. Birk mit Dekan Raab. Foto: red

Seine Abschiedsvorlesung zum Thema „Perspektiven des

Internationalen Arbeitsrechts“ hielt Prof. Dr. Rolf Birk am

14. Juli 2006 in der ehemaligen Kapelle des Campus II.

Vom Dekan der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Univer-

sität Trier, Prof. Reinhardt, wurde er als unersetzlicher Kollege

gewürdigt, der die rechtswissenschaftliche Fakultät maß-

gebend geprägt und die Präsenz der Universität Trier in die

Welt getragen habe.

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Aus Fächern und Fachbereichen

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Prof. Dr. Franzis Preckel,W 2-Professur für Hoch-begabtenforschung und-förderung

Franzis Preckel, Jahrgang 1971, hat seitdem 1. April 2006 die Professur fürHochbegabtenforschung und -förderungim Fachbereich I - Psychologie inne.Diese Professur für Hochbegabtenfor-schung und -förderung ist die deutsch-landweit erste und bislang einzige Pro-fessur zum Forschungsbereich Hoch-begabung. Damit hat das Land Rhein-land-Pfalz ein deutliches Signal gesetzt,das auf die gesellschaftliche Relevanzdieses Themas hinweist.

Nach dem Studium der Psychologiein Münster und Wisconsin/USA promo-vierte Franzis Preckel in Münster miteinem von der Studienstiftung des deut-schen Volkes geförderten Projekt zur

Testentwicklung für die Erfassung desabstrakt-logischen Denkens im Bereichhoher Begabung. Anschließend leitetesie - ebenfalls in Münster - ein weiteresProjekt zur Testentwicklung für dieErfassung der Intelligenz hochbegabterJugendlicher. Neben dem Bereich derpsychologischen Diagnostik beschäftig-te sich Franzis Preckel intensiv mit Mög-lichkeiten der pädagogisch-psychologi-schen Beratung Hochbegabter. VonNovember 2003 bis März 2006 war sieals akademische Rätin Leiterin derBegabungspsychologischen Beratungs-stelle an der LMU München, eine Bera-tungsstelle in der jährlich bis zu 400Familien mit hochbegabten Kindernberaten werden.

Seit dem 1. Juni 2006 ist FranzisPreckel Leiterin des ZDiag (Zentrum fürpsychologische Diagnostik und Evalua-tion), eines Modellversuchs des Faches

Psychologie an der Universität Trier. Einderzeitiger Arbeitsschwerpunkt Preckelliegt in der Erforschung der Folgen derFähigkeitsgruppierung hochbegabterSchülerinnen und Schüler in speziellenBegabtenklassen in Kooperation mitSchulen in Rheinland-Pfalz, Bayern undWien.

Die Begabungsforschung gehört mitzu den ältesten Forschungstraditionender akademischen Psychologie. Den-noch liegt für den Bereich der Hochbe-gabung eine in vielerlei Hinsicht lücken-hafte Wissensbasis vor, etwa zu Fragendes Erkennens, der Entwicklung oderder Qualitätssicherung von Fördermaß-nahmen. Die Herausforderung für Prof.Preckel besteht darin, Hochbegabtenfor-schung mit Hochbegabtenförderung zuverbinden und dadurch dazu beizutra-gen, das Konstrukt der Hochbegabungweiter zu normalisieren.

Neu an der Universität

Prof. Dr. Frank Thomas,W3-Professur für Geobotanik

Dr. Frank Thomas, Jahrgang 1958, hatim Juni 2006 als Nachfolger von Univ.-Prof. Dr. Barbara Ruthsatz die Profes-sur für Geobotanik am Fachbereich VIder Universität Trier angetreten.

Im Mittelpunkt seiner Arbeiten ste-hen der Wasser- und Nährstoffhaushaltvon Pflanzen sowie pflanzliche Reak-tionen auf Stressfaktoren. Ein weitererSchwerpunkt ist die Ökologie derPflanzen und der Vegetation ariderRegionen. Die Untersuchungsansätzeerstrecken sich von Experimenten mitPflanzen unter kontrollierten Bedingun-gen über Freilandstudien auf Ökosy-stemebene bis zu überregionalen Erhe-bungen. Damit möchte Frank Thomasin der Abteilung Geobotanik die Akti-vitäten in der botanisch-ökologischenForschung und Lehre fortsetzen und die

Arbeitsschwerpunkte der Abteilung –Ökophysiologie und Ökosystemfor-schung, Analyse von Vegetation undPflanzengesellschaften, Bioindikationund Biomonitoring sowie AngewandteNaturschutzbiologie – stärken underweitern.

Nach dem Studium der Biologie ander Freien Universität Berlin und derGeorg-August-Universität Göttingenwurde Frank Thomas mit einer Arbeitüber ökophysiologische Stressreaktio-nen von Eichen promoviert. In einemanschließenden Forschungsprojekt ander Niedersächsischen Forstlichen Ver-suchsanstalt zur Ursachenanalyse desEichensterbens konnte er seine experi-mentell ausgerichteten Studien durchUntersuchungen im Freiland ergänzenund ausweiten, die er danach als wis-senschaftlicher Mitarbeiter am Institutfür Pflanzenwissenschaften der Univer-sität Göttingen fortsetzte. Parallel hier-zu war er an einem von der Europäi-schen Union geförderten Projekt über

ökologische Grundlagen für ein nach-haltiges Management der Vegetationin einer Wüstenregion Nordwestchi-nas beteiligt. Nach seiner Habilitationan der Fakultät für Forstwissenschaf-ten und Waldökologie der UniversitätGöttingen übernahm er die wissen-schaftliche Koordination des Göttin-ger Zentrums für Biodiversitätsfor-schung und Ökologie sowie – nachUmhabilitation an die BiologischeFakultät – die Koordination einesDFG-Graduiertenkollegs über dieBedeutung der Biodiversität für Stoff-kreisläufe in Laubwäldern der gemä-ßigten Zonen. Neben seinen universi-tären Aktivitäten war er auch als Lehr-beauftragter am Fachbereich Ressour-cenmanagement der FachhochschuleHildesheim/Holzminden/Göttingensowie als wissenschaftlicher Autor beider Erstellung von Unterrichtsmateri-al und Schulbuchbeiträgen sowie alsMitübersetzer eines englischen Öko-logie-Lehrbuchs tätig.

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UNIJOURNAL

ist die Zeitschrift der Universität Trier. Sie erscheint dreimal jährlich.

ISSN 1611-9487

Herausgeber: Der Präsident

Redaktion/Konzeption: H. Neyses (verantwortlich)

Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht un-

bedingt die Meinung des Herausgebers wieder.

Auskunft Anzeigenpreise in der Pressestelle oder unter: http://www1.uni-trier.de/upload/dokumente/100245.pdf

Anschrift der Redaktion:

Stabsstelle Präsident:Pressestelle der Universität TrierLeitung: Heidi Neyses

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Telefon (06 51) 2 01 - 42 38/39

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