Stationsäquivalente Behandlung 15.10.2018 Chr.Kieser

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1 Stationsäquivalente Behandlung Nationales Forum für Entgelt in der Psychiatrie und Psychosomatik 15. Oktober 2018 Christian Kieser Übersicht Aufsuchende Behandlung Evidenz und Leitlinien Warum StäB Hindernisse in der Umsetzung 2 Aufsuchende Behandlung 3 Leonard I. Stein Aufsuchende Behandlung 4 Ambulante gemeindepsychiatrische Ansätze 7 S3-LL Psychosoziale Therapien 2018 Evidenz und Leitlinien 9

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1

Stationsäquivalente Behandlung

Nationales Forum für Entgelt in der Psychiatrie und Psychosomatik

15. Oktober 2018

Christian Kieser

Übersicht

• Aufsuchende Behandlung

• Evidenz und Leitlinien

• Warum StäB

• Hindernisse in der Umsetzung

2

Aufsuchende Behandlung

3

Leonard I. Stein

Aufsuchende Behandlung

4

Ambulante gemeindepsychiatrische Ansätze

7S3-LL Psychosoziale Therapien 2018

Evidenz und Leitlinien

9

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S3-LL Psychosoziale Therapien bei schweren psychischen Erkrankungen 2018

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Empfehlung 10 (NEU):

In allen Versorgungsregionen soll eine gemeindepsychiatrische, teambasierte und multiprofessionelle

Behandlung zur Versorgung von Menschen mit schwerer psychischer Erkrankung zur Verfügung stehen.

Empfehlungsgrad: A, Evidenzebene: Ia-Ib

Empfehlung 12 (NEU):

Menschen mit chronischen und schweren psychischen Störungen sollen die Möglichkeit haben, auch über

einen längeren Zeitraum und über akute Krankheitsphasen hinaus gehend, nachgehend aufsuchend in ihrem

gewohnten Lebensumfeld behandelt zu werden.

Empfehlungsgrad: A, Evidenzebene: Ia

S3-LL Psychosoziale Therapien 2018

NICE-Empfehlungen (2014)

Crisis resolution and home treatment teams

• first-line Service in akuten Krankheitsphasen

• Einstiegsmöglichkeit für alle anderen (akuten) Behandlungsmöglichkeiten in der Gemeinde und im Krankenhaus

• vor jeder stationären Behandlung und als Möglichkeit für die früheBeendigung stationärer Behandlung

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Effekte Akutbehandlung im häuslichen Umfeld

12S3-LL Psychosoziale Therapien 2018

Home Treatment in Deutschland

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Warum StäB

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Prävalenz psychischer Erkrankungen

In Deutschland sind jedes Jahr 27,8 % der erwachsenen Bevölkerung von einer psychischen Erkrankung betroffen.

Das entspricht rund 17,8 Millionen betroffenen Personen.

Von ihnen nehmen pro Jahr nur 18,9 %Kontakt zu spezialisierten Leistungsanbietern auf.(Jacobi et al., 2014, 2016; Mack et al. 2014)

DGPPN 2018

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Unterbringung

Bundesministerium für Justiz 2017

823.182

131.977

75.929

56.048

0

50.000

100.000

150.000

200.000

250.000

300.000

350.000

400.000

450.000

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016

Unterbringungen und Fallzahlen psychiatrischer Krankenhäuser 2004-2016

Fallzahlen Psychiatrische Fachabteilungen

Summe der Unterbringungsverfahren nach

PsychKGs und der Unterbringungen nach

BGB

Unterbringungsverfahren nach PsychKG

Unterbringungen nach § 1906 BGB Absatz 1

900.000

800.000

700.000

600.000

200.000

150.000

100.000

50.000

Zuwachs an Unterbringungen seit 1998:+ 32 % nach PsychKG+ 79 % nach BGB Der Anteil der Unterbringungen an allen Fällen ist fast gleich geblieben: 1998: 10 % - 2016: 9 %

DGPPN 2018

Frage: “Wenn Sie Ihre Medizin anwenden, wird diese den jeweiligen Umständen des Patienten angepasst, oder wird sie einheitlich angewendet?”

Antwort: “Wir wenden einheitlich Aderlass, Reinigung und Erbrechen an...”

Thomas Monro, 1759-1833House of Commons’ Committee on Madhouses

Patientenzentrierte Ansätze

Nutzerperspektive

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Zugang Akzeptanz

Sicherheit Flexibilität

Wertebasierte psychiatrische Behandlung

• Wahl der Versorgung mit den wenigsten Einschränkungen

• Normalität im Unterschied zu artifiziellen Sonderwelten

• Exklusion verhindern, Inklusion fördern

• Vermeidung von Stigmatisierung und Diskriminierung

• Menschenrechte und UN-Behindertenrechtskonvention

• Bei gleichermaßen wirksamen Behandlungsmethoden sollte die kostengünstigere gewählt werden

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§115d SGB V

• Psychiatrische Krankenhäuser ... psychiatrische Abteilungen mit regionaler Versorgungsverpflichtung ..., wenn Indikation für eine stationäre Behandlung vorliegt, anstelle einer vollstationären .. eine stationsäquivalente Behandlung ... erbringen

• ... Behandlungskontinuität oder Wohnortnähe... kann das Krankenhaus an der ambulanten psychiatrischen Versorgung teilnehmende Leistungserbringer ... mit der Durchführung von Teilen der Behandlung beauftragen.

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Bewertung

Vorteile

• Nutzerperspektive

• Besseres Verständnis der Symptome, Hilfebedarfe, ...

• Unterstützung der Angehörigen

• Patienten, die wir spät oder gar nicht erreichen

• Vermeidung Wiederaufnahmen

• Verkürzung stationärer Behandlungen

• Reduktion Behandlungsabbrüche

• Minimierung Zwangsmaßnahmen

• Minimierung von Stigmatisierung

• Stärkung der Krisenbewältigungsfähigkeiten

• Sektorübergreifende Ansätze

• Regelversorgung

...

Nachteile

• Rigide Leistungsbeschreibung

• Wenig flexibel

• Nicht am Bedarf orientiert

• Jeden Tag direkter Patientenkontakt

• ...

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30-14-

Gemeinsames Eckpunktepapier zur Stations äquivalenten Behandlung (St äB)

Hindernisse in der Umsetzung

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LeistungsbeschreibungOPS Version 2018

32

Hinw .:

9-70

9 - 7 0

9 -7 01

Kap i t e l 9ERGÄNZENDE MASSNAHMEN( 9 - 2 0 .. .9 - 9 9 )

Andere Behandlung bei psych ischen undpsychosom at ischen Störungen undVerha ltensstörungen be i Erw achsenen( 9 - 7 0 .. .9 - 7 0 )

Ein Kode aus diesem Bereich ist nur für Leistungen anzugeben, die

in Einrichtungen im Geltungsbereich des § 17d KHG erbracht

wurden

Die gleichzeitige somatische Diagnostik und Behandlung sind

gesondert zu kodieren

Diese Gruppe gliede rt sich in folgende Kategor ien:

Spezifische Behandlung bei psychischen und

psychosomatischen Störungen und Verhaltensstörungen bei

Erwachsenen

Spezifische Behandlung bei psychischen undpsychosom at ischen Störungen und Verhaltensstörungenbei Erw achsenen

Stat ionsäquivalente psychiat r ische Behandlung beiErw achsenen

OPS 9-701

• Voraussetzung Vorliegen einer psychischen Erkrankung und einer Indikation für eine stationäre Behandlung

• psychiatrische Behandlung im häuslichen Umfeld des Patienten • stellt bei Bedarf neben der aufsuchenden Behandlung auch Nutzung

weiterer Ressourcen der psychiatrischen Klinik sicher • Therapiezielorientierte Behandlung durch ein mobiles multiprofessionelles

Team unter Leitung eines Facharztes • Team ÄRD, PFD + mindestens einem Vertreter einer weiteren

Berufsgruppe oder Spezialtherapeuten • mindestens ein direkter Patientenkontakt durch mind estens ein

Mitglied des multiprofessionellen Teams pro Tag im Umfeld des Patienten

• wöchentliche fachärztliche Visite (> 6 Tagen in Folge) im direkten Patientenkontakt

• wöchentliche multiprofessionelle Fallbesprechung• Erreichbarkeit Behandlungsteams werktags im Rahmen des üblichen

Tagesdienstes • ärztliche Eingriffsmöglichkeit durch das Krankenhaus jederzeit

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Schwierigkeiten in der Umsetzung

• Versorgungsystem historisch, strukturell, kulturell und vergütungstechnisch bettenzentriert

• Kostenträger zurückhaltend

• Finanzierung unsicher

• Geschäftsführungen unterschiedlich mutig

• Implementierung von Leitlinien

• Können / wollen wir von den Erfahrungen anderer Länder lernen

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Zersplittertes Versorgungssystem

Hausarzt – SGB V

Psychologischer Psychotherapeut – SGB V

Ärztlicher Psychotherapeut –SGB V

Tagesklinik – SGB V

Psychiatrische Klinik – SGB V

Ambulante Pflege – SGB V

Soziotherapie –SGB VKontakt- u.

Beratungsstellen

Betreutes Wohnen, Einzelfallhilfe -SGB XII

Beschäftigung, Tagesstätten, Zuverdienst –SGB XII

Sozialpsychiatrischer Dienst

Rehaklinik SGB VI

Ambulante Rehabilitation –SGB V & VI

Niedergelassener Psychiater – SGB V

Berufliche Reha -SGB IX

Bild: Shutterstock (Anatoly Maslennikov)

Niedergelassene Fachärzte – SGB V

Institutsambulanz SGB V

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„Stationsambivalente“ Behandlung

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KOMMENTARPetra Bühring, Deutsches Ärzteblatt

Seit Januar haben psychiatrische Kli-niken und Fachabteilungen die Mög-lichkeit, schwer psychisch kranke Menschen mit multiprofessionellen Klinikteams zu Hause zu behandeln: Die sogenannte Stationsäquivalente psychiatrische Behandlung (StäB) soll flexibler auf die individuellen Bedürf-

müssen. Diese Menschen profitieren deutlich von den täglichen Besuchen des StäB-Teams über sechs bis acht Wochen. Eine derart intensive Ver-sorgung aus dem ambulanten Be-reich heraus wäre in der Brandenbur-ger Region, wie in vielen anderen, nicht verfügbar gewesen. Umso wich-

häuser gegenüber den niedergelassen Ärzten und Psychotherapeuten. Der Spitzenverband ZNS gab vor Kurzem eine Studie bei dem Gesundheitsöko-nomen Prof. Dr. Justus Haucamp, Düsseldorf, in Auftrag, die die Wettbe-werbsvorteile der Krankenhäuser im Hinblick auf die Versorgung psychisch

Stationsäquivalente psychiatrische Behandlung

Nicht Fisch, nicht Fleisch

Schwer psychisch Kranke können von der intensiven Betreuung durch multiprofessionelle Klinikteams zu Hause profitieren. Eine verbindliche Vernetzung mit niedergelassenen Psychiatern und Psychotherapeuten fehlt jedoch. Verstärkt wird auch der Vormachtsanspruch der Kliniken.

Bühring; Deutsches Ärzteblatt, 12. Oktober 2012

Implementierung von StäB

• Ausreichende, sichere Finanzierung

• Kooperation, Koordination, Steuerung der Leistungserbringer in der Versorgungsregionen

• Regionale Verantwortung

• Implementierung von LL

• Qualitätsindikatoren

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