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Der Arbeitsmarkt in Zahlen 2005 bis 2015 Statistik/Arbeitsmarktberichterstattung

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Der Arbeitsmarkt in Zahlen

2005 bis 2015

Statistik/Arbeitsmarktberichterstattung

Der Arbeitsmarkt in Zahlen

Ausgabe 2016

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort 6

1. Erwerbstätigkeit und Beschäftigung 7

2. Arbeitskräftenachfrage und Fachkräftebedarf 14

3. Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung 20

4. Der Arbeitsmarkt für verschiedene Personengruppen 27

5. Ausbildungsmarkt und berufliche Weiterbildung 34

6. Soziale Sicherung 40

7. Auswirkungen der Migration auf den Arbeitsmarkt 47

8. Europäischer Arbeitsmarkt 53

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Vorwort

Der Arbeitsmarkt in Deutschland hat sich in den vergangenen zehn Jahren stark verändert und ist inzwischen ein Stabilitätsanker der deutschen Konjunktur. Die vergleichsweise niedrige Arbeitslosigkeit und die hohe Beschäftigung garantieren Unternehmen solide Absatzmärkte im Inland und das sichert bzw. schafft wiederum neue Beschäftigungsmöglichkeiten. Die gute Konjunktur und der robuste Arbeitsmarkt wurden aber auch durch externe Faktoren wie den schwachen Euro und den niedrigen Ölpreis gestützt, die den Export stärken.

Die umfassendsten Arbeitsmarkt- und Sozialreformen der Bundesrepublik zwischen 2003 und 2005 führten zu einer Flexibilisierung am Arbeitsmarkt. So ist es nach jahrzehntelangem Aufbau der Sockelarbeitslosigkeit wieder gelungen, die strukturell bedingte Arbeitslosigkeit zu senken. Damit einher ging eine stetig steigende Erwerbstätigkeit, die in den vergangenen zehn Jahren um fast vier Millionen gewachsen ist.

Die mit den Reformen gewonnene Stabilität hat der Arbeitsmarkt in der großen Krise 2008/2009 unter Beweis gestellt. Während die Folgen in Teilen Europas nach wie vor sichtbar sind, ist Deutschland mit einem „blauen Auge“ davon gekommen. Ausschlaggebend waren neben den Reformeffekten solche Faktoren wie günstige Rahmenbedingungen durch die Politik, die gute Zusammenarbeit der Sozialpartner sowie das Bestreben von Arbeitgebern, Fachkräfte zu halten.

In dieser Veröffentlichung zeigen wir auf, wie sich der Arbeitsmarkt in den vergangenen zehn Jahren verändert hat und wie er heute verfasst ist. Bereits heute zeigen sich die großen Herausforderungen für die kommenden Jahre: einerseits sind die Folgen des demografischen Wandels und die damit einhergehenden Fragen der Fachkräftesicherung zu meistern. Andererseits müssen Flüchtlinge größtenteils fit für den deutschen Arbeitsmarkt gemacht werden, damit sie nicht die Langzeitarbeitslosen von morgen werden.

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1. Erwerbstätigkeit und Beschäftigung

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1. Erwerbstätigkeit und Beschäftigung

Die Erwerbstätigkeit hat in den letzten zehn Jahren stetig zugenommen und erreichte 2015 mit über 43 Millionen den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung ist seit der Wirtschaftskrise 2008/2009 stärker gewachsen als die Erwerbstätigkeit.

Die Hartz-Reformen haben zur Verbesserung am Arbeitsmarkt beigetragen. Seit 2006 zeigt sich eine Trendumkehr bei Arbeitslosigkeit und Beschäftigung. Die Chancen, aus Arbeitslosigkeit in Beschäftigung zu wechseln, stiegen an. Dieser Effekt ist strukturell. Gestützt wurde die Reformwirkung durch konjunkturelle Effekte und die jahrelangen moderaten Lohnabschlüsse.

In der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009 gab es keinen nennenswerten Beschäftigungsabbau. Das war anders als in früheren Krisen, vor allem weil großzügige (gesetzliche) Regelungen zur Kurzarbeit Unternehmen geholfen haben, insbesondere Fachkräfte „zu horten“, um für die Zeit nach der Krise gewappnet zu sein. Unternehmen haben dabei auch finanzielle Belastungen in Kauf genommen.

Seit der Großen Krise 2008/2009 zeigt sich eine Entkoppelung von Arbeitsmarkt und Konjunktur: trotz relativ geringer Wachstumsraten des BIP nimmt die Beschäftigung kräftig zu. Andere Faktoren wie der sektorale Wandel, eine hohe

Arbeitsmarktanspannung und Zuwanderung gewannen an Bedeutung für die Beschäftigung und führen zu einem stabilen Aufwärtstrend.

Ende 2015 gab es in fast allen Branchen und allen Bundesländern ein Plus an sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung.

Vom Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung profitieren vor allem deutsche Frauen und Ausländer aus den aktuellen Zuwanderungsländern (insbesondere osteuropäische EU-Staaten).

Die Zunahme der Erwerbstätigkeit wurde vor allem von der sozialversicherungspflichtigen und ausschließlich geringfügigen Beschäftigung getragen. Zuletzt hat die Zahl der ausschließlich geringfügig entlohnten Beschäftigten, der Selbständigen sowie der geförderten Beschäftigten am zweiten Arbeitsmarkt allerdings abgenommen.

Der Mindestlohn hat nicht zu einem Beschäftigungseinbruch geführt. Spürbare Auswirkungen sind bei den ausschließlich geringfügig entlohnten Beschäftigten zu sehen. Nach Untersuchungen des IAB wurden in vom Mindestlohn betroffenen Bereichen in signifikantem Ausmaß geringfügige Beschäftigungsverhältnisse in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung umgewandelt.

9

39,3341,02

43,03

65,4%

71,0%73,6%

2005 2010 2015

26,3027,97

30,77

47,2%51,4%

56,9%

2005 2010 2015

1.1 Entwicklung der Erwerbstätigkeit und sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung

Die Erwerbstätigen- und die Beschäftigungsquote (Anteil der Erwerbstätigen bzw. sozialversicherungspflichtig Beschäftigten an der Bevölkerung) sind seit 2005 um 8,2 bzw. 9,7 Prozentpunkte gestiegen. Die hohe Erwerbsbeteiligung breiter Bevölkerungsschichten erfordert Flexibilität der Akteure und eine aktive Gestaltung der Rahmenbedingungen, um den Bedürfnissen der verschiedenen Personengruppen im Arbeitsleben gerecht zu werden.

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (Juni, in Millionen)

Erwerbstätige (Jahresdurchschnitt, in Millionen)

Beschäftigungsquote (15 bis unter 65 Jahre)

Erwerbstätigenquote (15 bis unter 65 Jahre)

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Daten: Statistik der BA; Statistisches Bundesamt

10

1.2 Entwicklung der Kurzarbeit

Die Inanspruchnahme von Kurzarbeitergeld liegt auf einem niedrigen Niveau. Zuletzt arbeiteten weniger als ein halbes Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten kurz, im Vergleich zu etwa fünf Prozent in der Wirtschaftskrise 2009. Dabei wurde die Kurzarbeit zuletzt am intensivsten in der Metallerzeugung und -bearbeitung sowie im Maschinenbau genutzt.

720.000

22.000117.000

1.443.000

40.000

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

Leistungsempfänger

Personen in Anzeigen

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Daten: Statistik der BA

vorläufige, hochgerechnete Werte

0,1%

1,2%

0,8%

0,6%

0,6%

0,5%

Gesamt

Metallerzeugung und -bearbeitung

Maschinenbau

Herstellung von Metallerzeugnissen

Herstellung von Möbeln

Herstellung von Kraftwagen undKraftwagenteilen

Kurzarbeiterquote Dezember 2015

11

6,67

4,25

2,30

2,25

2,08

1,72

1,71

1,61

1,35

1,17

1,12

1,00

0,99

0,94

0,82

0,54

0,25

Verarbeitendes Gewerbe

Handel

Gesundheitswesen

Qualifizierte Unternehmensdienstleistungen

Pflege und Soziales

Öffentliche Verwaltung,Sozialversicherung, Verteidigung

Baugewerbe

Verkehr und Lagerei

Sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen(ohne ANÜ)

Erziehung und Unterricht

Sonstige Dienstleistungen, private Haushalte

Banken, Finanzen, Versicherungen

Gastgewerbe

Information und Kommunikation

Zeitarbeit

Bergbau, Energie, Wasser

Land-, Forstwirtschaft u. Fischerei

1.3 Strukturwandel auf dem Arbeitsmarkt

Das Verarbeitende Gewerbe ist mit knapp 6,7 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Juni 2015 die größte Branche in Deutschland. Die Bedeutung des Produzierenden Gewerbes insgesamt nimmt jedoch ab: Sieben von zehn Beschäftigten arbeiten mittlerweile im Dienstleistungsbereich.

1%

33%

66%

1%

29%

70%

Land-, Forstwirtschaft und Fischerei

Produzierendes Gewerbe

Dienstleistungs- bereich

Sektor- wandel*

* Der direkte Vergleich der Wirtschaftszweige für die Jahre 2005 und 2015 ist durch eine Revision der Klassifikation der Wirtschaftszweige verzerrt. Die Tendenz ist trotzdem erkennbar.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Daten: Statistik der BA

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (Juni 2015, in Millionen)

12

1.4 Beschäftigungsformen

Mindestlohn:

Der Mindestlohn hatte bisher keine negativen Auswirkungen auf die Gesamtzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Untersuchungen deuten darauf hin, dass es teilweise eine Umwandlung von Minijobs in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung gab.

82% 74% 73%

18%26% 27%26,30

30,17 30,77

5,15

5,35 5,19

Juni 2005 Juni 2014 Juni 2015

Vo

llz

eit

Te

ilz

eit

ausschließlich geringfügig Beschäftigte (in Millionen)

sozialversicherungs-

pflichtig Beschäftigte

(in Millionen)

Die sozialversicherungspflichtige und die ausschließlich geringfügige Beschäftigung sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Zu Beginn des Jahres 2015 gab es, bedingt durch die Einführung des Mindestlohns, einen spürbaren Rückgang der Minijobs. Die Zahl der Personen, die als Leiharbeitnehmer tätig sind, hat sich in den vergangen zehn Jahren mehr als verdoppelt. Der Anteil der Zeitarbeit an der gesamten Beschäftigung ist nur leicht gestiegen und liegt unter drei Prozent. Sozialversicherungspflichtige Teilzeitbeschäftigung ist seit 2005 zwar deutlich angestiegen, es überwiegt aber weiterhin die Vollzeitbeschäftigung.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Daten: Statistik der BA

Anzahl der Leiharbeitnehmer:

961.000

Anzahl der Leiharbeitnehmer:

913.000

Anzahl der Leiharbeitnehmer:

453.000

13

1.5 Wandel der Beschäftigungsformen

Sogenannte „Atypische Beschäftigungsverhältnisse“ (Teilzeit unter 20 Stunden, Minijobs, Befristete Beschäftigung, Zeitarbeitsverhältnisse) haben bis 2010 deutlich zugenommen. Seitdem geht ihre Zahl mit Ausnahme der sozialversicherungspflichtigen Teilzeitbeschäftigung zurück. Der Anteil befristeter Beschäftigung an allen abhängig Beschäftigten lag 2014 bei acht Prozent. Demgegenüber hat sich die unbefristete abhängige Beschäftigung in Vollzeit als vorherrschende Form der Erwerbstätigkeit gefestigt. Gut zwei Drittel der Erwerbstätigen standen zuletzt in einem Normalarbeitsverhältnis.

22,14 22,17 22,55 22,98 23,06 23,13 23,19 23,68 24,06 24,52

6,85 7,57 7,79 7,85 7,70 7,95 7,86 7,71 7,64 7,51

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

sogenannte atypische Beschäftigungs-verhältnisse (in Millionen)

sogenannte Normalarbeits- verhältnisse (in Millionen)

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Daten: Statistisches Bundesamt

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2. Arbeitskräftenachfrage und Fachkräftebedarf

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2. Arbeitskräftenachfrage und Fachkräftebedarf

Die Arbeitskräftenachfrage in Deutschland befindet sich derzeit auf einem sehr hohen Niveau. Im Jahresdurchschnitt 2015 waren knapp 570.000 Stellen bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet. Damit hat sich die Nachfrage nach Arbeitskräften in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt.

Im Zuge der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/09 hatte die Nachfrage deutlich nachgegeben, zog mit dem einsetzenden Aufschwung aber wieder spürbar an. Danach gab es im Jahresverlauf 2012 erneut eine rückläufige Entwicklung. Seither weist die Arbeitskräftenachfrage eine steigende Tendenz mit teilweise sehr dynamischem Wachstum auf.

Grund für das derzeit sehr hohe Niveau der Arbeitskräftenachfrage ist neben der aktuell guten wirtschaftlichen Lage die zuletzt auf immer neue Höchstwerte gestiegene Zahl der Beschäftigten. Insbesondere das starke Wachstum der Branchen im Dienstleistungssektor, wie dem Handel und dem Gesundheits- und Sozialwesen, machte sich dabei bei den gemeldeten Stellen bemerkbar. Regelmäßig entfiel etwa jede fünfte der bei der BA gemeldeten Vakanzen auf eine dieser beiden Branchen. Daneben ist auch der Arbeitskräftebedarf in der Zeitarbeit anhaltend hoch. Rund jede dritte Stelle wird der BA von einem Zeitarbeits-unternehmen gemeldet.

Mit dem Beschäftigungswachstum nimmt zudem der fluktuationsbedingte Ersatzbedarf zu, da mehr Personen ihren Arbeitsplatz wechseln. Die gestiegene Nachfrage nach Teilzeitbeschäftigung dürfte sich ebenfalls auf das hohe Niveau der Arbeitskräftenachfrage auswirken. Zudem gelingt es Betrieben nicht immer, geeignete Fachkräfte zu finden und offene Stellen zeitnah zu besetzen – als Folge wächst der Bestand an gemeldeten Stellen.

Allgemeine gesellschaftliche Entwicklungen, wie der demografische Wandel und der Trend zur Akademisierung lassen auch für die kommenden Jahre einen hohen Bedarf an Arbeitskräften, und insbesondere an gut qualifiziertem Personal, erwarten. Erste Engpässe sind bereits in einigen Gesundheits- und Pflegeberufen sowie in einzelnen technischen Berufsfeldern festzustellen. Ein flächendeckender Fachkräftemangel zeigt sich bislang aber nicht.

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2.1 Entwicklung der Arbeitskräftenachfrage: Stellenindex BA-X

Der Stellenindex der Bundesagentur für Arbeit (BA-X), ein Indikator für die Nachfrage nach Arbeitskräften in Deutschland, hat sich innerhalb der letzten zehn Jahre nahezu verdoppelt. Zum Jahresende 2015 befand er sich mit 206 Punkten auf einem neuen Höchststand. Im Zuge der Krise 2008/2009 hatte er stark nachgegeben. Seit 2013 weist er aber eine steigende Tendenz mit zuletzt sehr dynamischen Zuwächsen auf.

103Feb 05

165Feb 07

108Jul 09

176Dez 11

206Dez 15

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

100

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Daten: Statistik der BA

17

445 448

618 607648

803

918870

898

9791.038

29%39%

47%

43% 42%38%

42% 41% 42% 40%44%

-100

100

300

500

700

900

1.100

2005* 2006* 2007* 2008* 2009* 2010 2011 2012 2013 2014 2015

2.2 Gesamtwirtschaftliches Stellenangebot

Die IAB-Stellenerhebung ist eine repräsentative Befragung von Betrieben und Verwaltungen, in der auch jene Stellen erfasst werden, die nicht bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) gemeldet sind. Im vierten Quartal 2015 waren in Deutschland 1,04 Millionen offene Stellen zu besetzen. Das war der höchste Stand in den letzten zehn Jahren. 44 Prozent aller offenen Stellen waren 2015 bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet.

* Die Hochrechnung vor 2010 ist für den ersten und zweiten Arbeitsmarkt gemeinsam und ohne die Arbeitsgelegenheiten der Mehraufwandsvariante.

Meldequote

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Daten: IAB-Stellenerhebung 2016

IAB-Stellenerhebung:

Offene Stellen in 1.000

2005 – 2015 (jeweils IV. Quartal)

18

2.3 Aktuelle Fachkräfteengpässe in Deutschland (1/2)

Berufsbezeichnung* Stellenbestand Vakanzzeit

(Veränd. in Tagen)

Arbeitslosen-

Stellen-Relation**

Insgesamt (ohne Helfer) 442.000 86 (+6) 450

dar. Fachkräfte 352.000 86 (+6) 471

Spezialisten 48.000 89 (+6) 361

Experten 43.000 84 (+2) 408

Ausgewählte Berufe

Ingenieure Mechatronik, Automatisierung und

Elektrotechnik 2.500 120 (+6) 146

Experten der Informatik und Softwareentwicklung 4.400 130 (+7) 112

Gesundheits- und Krankenpflege 9.800 110 (-2) 80

Altenpflege 11.000 130 (+8) 40

Ärzte (ohne Zahnärzte) 1.700 139 (-12) 212

* Vereinfachte Berufsbezeichnungen

** ohne Stellen aus der Zeitarbeit (Lesehilfe: Auf 100 Stellen kommen rechnerisch x Arbeitslose.)

Hauptkriterien für die Ermittlung von Engpassberufen:

• abgeschlossene Vakanzzeit liegt mindestens 40 Prozent über dem Durchschnitt aller Berufe.

• Auf 100 gemeldete Stellen kommen weniger als 300 Arbeitslose.

Aktuell zeigt sich kein flächendeckender Fachkräftemangel in Deutschland. Aufgrund der guten Beschäfti-gungsentwicklung hat sich aber zuletzt die Engpasssituation vor allem bei Fachkräften und Spezialisten deutlicher angespannt. Bei Experten fiel die Anspannung weniger stark aus – Grund hierfür könnten die seit Jahren steigenden Hochschulabsolventenzahlen sein.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Daten: Statistik der BA, Engpassanalyse Dezember 2015

19

2.3 Aktuelle Fachkräfteengpässe in Deutschland (2/2)

Während sich der Fachkräftemangel in den technischen Berufen regional zum Teil sehr unterschiedlich zeigt, ist der Mangel an Fachkräften mit Gesundheitsberufen in nahezu allen Ländern sichtbar.

Ingenieure Maschinen- und Fahrzeugtechnik

= Fachkräftemangel = Anzeichen für Fachkräfteengpässe

= keine Anzeichen für Engpässe

= Keine Daten aufgrund kleiner Größenordnungen

Humanmediziner

Altenpflege

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Daten: Statistik der BA

20

3. Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung

21

3. Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung

Der deutsche Arbeitsmarkt war seit den 50er-Jahren jahrzehntelang vom Phänomen einer steigenden Sockelarbeitslosigkeit gekennzeichnet. Nach jedem Konjunkturzyklus blieb ein wachsender „Sockel“ von verfestigter, struktureller Arbeitslosigkeit zurück. Die Sockelarbeitslosigkeit wurde erstmals im Zuge der Arbeitsmarktreformen und der positiven Arbeitsmarktentwicklung der Jahre 2006 bis 2008 abgebaut.

Der Rückgang der Arbeitslosigkeit stagnierte teilweise zuletzt, jedoch muss die Entwicklung auch stets vor dem Hintergrund sinkender Teilnehmerzahlen an Maßnahmen aktiver Arbeitsmarktpolitik gesehen werden. Das Konzept der Unterbeschäftigung bildet die Unterauslastung regulärer Beschäftigung am Arbeitsmarkt ab. Sie berücksichtigt auch Menschen, die allein deswegen nicht als arbeitslos gelten, weil sie an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen teilnehmen, arbeitsunfähig erkrankt sind oder für sie Sonderregelungen für Ältere gelten. Seit 2005 ist die Unterbeschäftigung in absoluten Zahlen stärker

gesunken als die Arbeitslosigkeit. Das hängt damit zusammen, dass Arbeitsmarktpolitik aufgrund der günstigen Arbeitsmarktentwicklung (vor allem Marktersatzmaßnahmen) deutlich reduziert wurde.

Inwieweit die Arbeitslosigkeit weiter reduziert werden kann, hängt von mehreren Faktoren ab. Auf der einen Seite werden geflüchtete Menschen ihren Weg in den deutschen Arbeitsmarkt suchen und damit das Arbeitsangebot erhöhen. Das wird in der kurzen Frist mit steigender Arbeitslosigkeit verbunden sein. Auf der anderen Seite wird die zunehmende Technologisierung und Digitalisierung es für Arbeitslose mit geringen Bildungsstand schwer machen, einen Arbeitsplatz zu finden. Gerade für die Arbeitsmarktintegration von Langzeitarbeitslosen bedarf es zukünftig großer Anstrengung, um Arbeitsmarktteilhabe zu ermöglichen und präventiver Ansätze, um Langzeitarbeitslosigkeit zu vermeiden.

22

11,0

2,1

0,7

4,7

3,8

9,3

7,2

12,7

10,3

13,0

8,7

9,1

7,67,1

1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015

"Wirtschaftswunder"

Vollbeschäftigung

Rezession

1. Ölpreiskrise

2. Ölpreiskrise

Wiedervereinigung

Strukturwandel Ostdeutschland

Zusammenlegung Arbeitslosen- und

Sozialhilfe

Wirtschaftskrise 2009

Arbeitslosenquote in Prozent bezogen auf

abhängig zivile Erwerbspersonen

alle zivilen Erwerbspersonen

3.1 Sockelarbeitslosigkeit

Der deutsche Arbeitsmarkt war jahrzehntelang vom Phänomen einer steigenden Sockelarbeitslosigkeit gekennzeichnet. Nach jedem Konjunkturzyklus blieb ein wachsender „Sockel“ struktureller Arbeitslosigkeit zurück. Die Sockelarbeitslosigkeit wurde erstmals im Zuge der positiven Arbeitsmarktentwicklung der Jahre 2006 bis 2008 abgebaut.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Daten: Statistik der BA

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3.2 Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung

Die Arbeitslosigkeit hat seit 2005 um über zwei Millionen abgenommen. Die Unterbeschäftigung, die beispielsweise Menschen in Förderprogrammen oder Sonderregelungen berücksichtigt, ist binnen zehn Jahren sogar noch stärker zurückgegangen. Das lag auch an dem deutlichen Rückgang der aktiven Arbeitsmarktpolitik.

4,864,49

3,763,26 3,41 3,24

2,98 2,90 2,95 2,90 2,79

6,065,78

4,954,82 4,95

4,75

4,213,93 3,90 3,80

3,63

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

82.000

34.000

166.000

557.000 Fördermaßnahmen

Sonderregelungen für Ältere

Altersteilzeit kurzfristige Arbeitsunfähigkeit

Arb

eit

slo

sig

ke

it

Unterbeschäftigung (in Millionen, ohne Kurzarbeit)

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Daten: Statistik der BA

24

3.3 Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach Rechtskreisen

Die Arbeitslosigkeit im Versicherungsbereich hat seit 2005 um knapp drei Fünftel abgenommen. In der Grundsicherung für Arbeitsuchende betrug der Rückgang dagegen nur knapp ein Drittel. Die zunehmende Digitalisierung und die häufig sehr ungünstigen Arbeitsmarktprofile der Arbeitslosen lassen einen weiteren Abbau der strukturellen Arbeitslosigkeit zunehmend schwerer werden.

2,09

1,66

1,25

1,01

1,191,08

0,89 0,900,97 0,93

0,86

2,77 2,82

2,52

2,25 2,22 2,162,08

1,99 1,98 1,97 1,94

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Daten: Statistik der BA

Arbeitslose in der Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II)

(in Millionen)

Arbeitslose in der Arbeitslosenversicherung (SGB III) (in Millionen)

25

3.4 Strukturen der Arbeitslosigkeit

Ein hoher Anteil der Arbeitslosen weist Merkmale auf, die eine Integration in den Arbeitsmarkt erschweren. Mehr als ein Drittel der Arbeitslosen ist langzeitarbeitslos, etwa jeder Fünfte hat bereits das 55. Lebensjahr erreicht oder überschritten und fast die Hälfte hat keine formale bzw. abgeschlossene Berufsausbildung.

Männer Frauen Deutsche Ausländer weniger als 12

Monate

12 bis unter 24 Monate

24 Monate und länger

15 bis unter 25 Jahre

25 bis unter 55 Jahre

55 Jahre und älter

ohne Berufs-ausbildung

außer/betriebliche Ausbildung

akademische Ausbildung

Helfer

Fachkraft

Experte Spezialist

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Daten: Statistik der BA

2015

54%46%

Geschlecht

80%

20%

Nationalität

63%

16%

21%

Dauer

9%

71%

21%

Alter47%

45%

7%

Quali-fikation

48%

41%

5%6%

NiveauZielberuf

26

3.5 Langzeitarbeitslosigkeit und Strukturen

Trotz des Rückgangs der Langzeitarbeitslosigkeit wird beim Blick auf die Strukturen deutlich, dass ein weiterer Abbau eine große Herausforderung darstellt. Rund zwei Drittel aller Langzeitarbeitslosen sind entweder älter als 55 Jahre oder suchen eine Tätigkeit auf Helferniveau.

Bestand Arbeitslose und Langzeitarbeitslose* in Millionen

Strukturmerkmale Langzeitarbeitsloser 2015

27% 281.000 über 55 Jahre

53% 551.000 Helfer

69% 713.000über 55 Jahre

ODER Helfer

11% 118.000über 55 Jahre

UND Helfer*Eine Untererfassung der Anzahl der Langzeitarbeitslosen zwischen 2005 und 2006 wurde mit einer einfachen Schätzung ausgeglichen.

4,86

3,41

2,79

1,76

1,14 1,04

2005 2007 2009 2011 2013 2015

Arbeitslose

Langzeitarbeitslose

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Daten: Statistik der BA

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4. Die Arbeitsmarktsituation verschiedener Personengruppen

28

4. Die Arbeitsmarktsituation verschiedener Personengruppen

Die Erwerbsneigung und die Erwerbsbeteiligung von Frauen und Männern sind in den letzten zehn Jahren deutlich gestiegen. Die Unterschiede zwischen beiden Geschlechtern haben sich verringert; weiter sind aber deutlich mehr Männer als Frauen erwerbstätig. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung von Frauen ist in den letzten zehn Jahren stärker gewachsen als die der Männer. Es bleiben aber strukturelle Unterschiede bezüglich Arbeitszeit und Beschäftigungsbranchen.

Die Bevölkerungsstärke der 55- bis unter 65-Jährigen hat in den vergangenen Jahren zugenommen und wird weiter wachsen. Die schrittweise Anhebung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre erhöht seit 2012 die Bedeutung von Personen über 65 Jahre am Arbeitsmarkt. Andererseits wirkt sich „Rente mit 63“ auf das Arbeitsangebot dieser Altersgruppe insbesondere bei männlichen Fachkräften dämpfend aus.

Ältere sind stärker als Jüngere von Arbeitslosigkeit betroffen. Sie haben es schwerer als Jüngere, Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer Beschäftigung zu beenden.

Schwerbehinderte Menschen sind meist älter; ihre Zahl wird weiter zunehmen. Sowohl Beschäftigung als auch Arbeitslosigkeit sind bis 2014 gestiegen; 2015 hat die Arbeitslosigkeit leicht abgenommen. Obwohl arbeitslose Menschen mit Schwerbehinderungen besser qualifiziert sind als nicht schwerbehinderte Arbeitslose, gelingt es ihnen seltener, Arbeitslosigkeit durch die Aufnahme einer Beschäftigung zu beenden.

Die Jugendarbeitslosigkeit hat im Verlauf der letzten zehn Jahre deutlich abgenommen und bewegt sich aktuell auf einem sehr niedrigen Niveau. Dies ist neben demografischen Gründen nicht zuletzt auf die duale Berufsausbildung und ein breit gefächertes Übergangssystem an der ersten Schwelle zurückzuführen. Ein hoher Anteil junger Arbeitsloser ohne abgeschlossene Berufsausbildung bildet eine große Herausforderung. Es ist erforderlich, diese jungen Menschen weiterzubilden, damit sie eine dauerhafte Perspektive am Arbeitsmarkt haben.

29

11,7

10,5

8,5

7,4

8,37,9

7,1 6,9 7,0 6,8 6,6

11,8

11,0

9,6

8,2

7,97,5

7,0 6,8 6,7 6,66,2

2005 2010 2015

7,79 7,70

13,4214,88

3,97

6,57

0,80

1,62

3,26

3,121,58

1,79

16,50

14,4014,27

11,90

4.1 Frauen und Männer

Bezüglich der Arbeitszeit gibt es weiterhin beträchtliche Unterschiede bei beschäftigten Frauen und Männern: fast jede zweite Frau, aber nur jeder zehnte Mann arbeitet in Teilzeit. Auch sind Frauen weiterhin häufiger als ausschließliche Minijobber tätig. Beide Phänomene haben ihre Ursachen vermutlich in der (ungenügenden) Vereinbarkeit von Beruf und Familie, aber auch den finanziellen (steuerlichen) Rahmenbedingungen.

Arbeitslosenquoten in Bezug auf alle zivilen Erwerbspersonen

(in Prozent)

Männer

Frauen

2005* 2015* 2015* 2005*

Teilzeit

Vollzeit

ausschließl. geringfügig entlohnt beschäftigt

(in Millionen)

sozialversicherungspflichtig beschäftigt (in Millionen)

Männer Frauen

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Daten: Statistik der BA

* jeweils 30. Juni ** Für Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigte sind Vergleiche mit dem Vorjahr derzeit nicht sinnvoll. Ursache dafür sind die Beschäftigten, für die keine Angabe zur Arbeitszeit vorliegt. Aufgrund von Änderungen im Meldeverfahren ist deren Anzahl am aktuellen Rand deutlich gesunken.

30

4.2 Ältere (55 Jahre und älter) - Erwerbstätigkeit

Die Bevölkerungsstärke der Älteren (55 bis unter 65-Jährige) hat in den vergangenen Jahren zugenommen und wird auch in den nächsten zehn Jahren weiter wachsen. Ältere nehmen außerdem immer häufiger am Erwerbsleben teil. Erwerbstätigen- und Beschäftigungsquoten von Personen im Alter von 55 bis unter 65 Jahren sind stärker gestiegen als die der 15- bis unter 65-Jährigen.

15

20

25

30

35

40

45

50

55

60

65

70

75

0,5 Mio 1,0 Mio 1,5 Mio

Alter Jahrgänge, die in den letzten

5 Jahren in die Gruppe der 55- bis unter 65-Jährigen

hinein- bzw. herausgewachsen

sind

Bevölkerung am 31.12.2014

28,7

47,2

39,4

51,4

47,5

56,9

55 bis u. 65 Jahre 15 bis u. 65 Jahre

20

05

20

10

20

15

Beschäftigungsquoten (Juni, in Prozent)

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Daten: Statistisches Bundesamt, Statistik der BA

31

7,8 8,1 7,77,1 6,8 6,9 6,7 6,4

7,98,7 8,8 8,6 8,2 8,1 7,9

7,3

4.3 Ältere (55 Jahre und älter) - Arbeitslosigkeit

Ältere sind stärker von Arbeitslosigkeit betroffen als alle Arbeitslosen; aber auch die Arbeitslosenquote der 55- bis unter 65-Jährigen ist rückläufig. Der Anstieg der Zahl der arbeitslosen Älteren ist vor allem Auswirkung der geänderten Rahmenbedingungen: mit dem Auslaufen von Sonderregelungen können sich Ältere einerseits nicht mehr „vom Arbeitsmarkt zurückziehen“. Andererseits wird der Effekt durch die „Rente mit 63“ abgemildert.

641.000

162.000

429.000

560.000

Jan 08 Jan 09 Jan 10 Jan 11 Jan 12 Jan 13 Jan 14 Jan 15

Personen in Sonderregelungen

Personen in § 53a SGB II Personen in § 428 SGB III, § 65 SGB II, § 525 SGB IV

58 Jahre und älter

55 bis unter 58 Jahre

arbeitslose Ältere

Arbeitslosenquote (55 bis unter 65 Jahre) (Jahresdurchschnitt, in Prozent)

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Daten: Statistik der BA

Arbeitslosenquote (Insgesamt) (Jahresdurchschnitt, in Prozent)

32

17

9.0

00

16

6.0

00

16

8.0

00

17

5.0

00

18

0.0

00

17

6.0

00

17

9.0

00

18

1.0

00

17

9.0

00

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

80

7.0

00

84

6.0

00

87

6.0

00

90

2.0

00

93

2.0

00

96

5.0

00

98

7.0

00

1.0

14

.00

0

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

0 500.000

4.4 Schwerbehinderte

Zum Jahresende 2013 lebten rund 7,5 Millionen schwerbehinderte Menschen in Deutschland. Behinderungen treten vor allem bei älteren Menschen auf; und zumeist ist eine im Lebensverlauf erworbene Krankheit die Ursache. Die Beschäftigung schwerbehinderter Menschen ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Schwerbehinderte Menschen profitieren von der aktuell guten Arbeitsmarktlage. Zusätzlich beeinflussen rechtliche Rahmenbedingungen und demografische Entwicklungen den Arbeitsmarkt stark.

arbeitslose schwerbehinderte Menschen

beschäftigte schwerbehinderte Menschen

46

53

1

55 Jahre und älter

25 bis unter 55 Jahre

unter 25 Jahre

Anteil Altersgruppen in

Prozent

15

25

35

45

55

65

Männer davon:

schwerbehindert

Frauen davon: schwerbehindert

Alterspyramide der

Bevölkerung

40

57

3

55 Jahre und älter

25 bis unter 55 Jahre

unter 25 Jahre

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Daten: Statistik der BA, Statistisches Bundesamt

0500.000

33

4.5 Jüngere (unter 25 Jahre)

Die Arbeitslosigkeit junger Menschen hat sich seit 2005 mehr als halbiert, auf 239.000 im Jahr 2015. Trotzdem haben knapp zwei Drittel der Arbeitslosen unter 25 Jahre keine abgeschlossene Berufsausbildung im Vergleich zu weniger als die Hälfte der über-25-Jährigen. Die Herausforderung besteht darin, diese jungen Menschen zu einer Ausbildung zu motivieren, damit sie langfristig auf dem Arbeitsmarkt Chancen haben.

65

34

1

unter 25 Jahre

46

46

8

25 Jahreund älter

620.000

339.000

279.000

239.000

12,5

7,2

6,0 5,4

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

ohne abgeschlossene Berufsausbildung

betriebliche/schulische Ausbildung

akademische Ausbildung

Arbeitslose Jüngere (unter 25 Jahre)

Arbeitslosenquote* (unter 25 Jahre, in Prozent)

Arbeitslose nach Art der Berufsausbildung (Anteile in Prozent**)

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Daten: Statistik der BA

*bezogen auf abhängige zivile Erwerbspersonen ** ohne keine Angabe

34

5. Ausbildungsmarkt und berufliche Weiterbildung

35

5. Ausbildungsmarkt und berufliche Weiterbildung

Am Ausbildungsmarkt hat sich in den letzten zehn Jahren ein deutlicher Wandel vollzogen, vor allem aus demografischen Gründen. Während 2005 die Zahl der gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber erheblich höher war als die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen, zeigten sich 2015 Angebot und Nachfrage rechnerisch nahezu ausgeglichen.

Allerdings gab es verstärkt regionale, berufsfachliche und qualifikatorische Ungleichgewichte:

• Regional betrachtet fehlten 2015 betriebliche Ausbildungsstellen vor allem in den Ländern Berlin, Nordrhein-Westfalen und Hessen. In Bayern, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg und Baden-Württemberg gab es dagegen deutlich mehr gemeldete Ausbildungsstellen als Bewerberinnen und Bewerber gemeldet waren.

• Berufsfachlich gesehen fiel vor allem in Hotel- und Gaststättenberufen, in Bauberufen, in vielen Handwerksberufen oder auch bei Berufs-kraftfahrern die Stellenbesetzung schwer.

• In qualifikatorischer Hinsicht blieben Bewerberinnen und Bewerber mit Hauptschulabschluss anteilig immer noch häufiger unversorgt als Bewerber mit anderen Schulabschlüssen.

Diese Disparitäten sind der Grund, dass trotz der verbesserten Situation immer noch viele gemeldete Bewerberinnen und Bewerber unversorgt bleiben. Gleichzeitig hat auch die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen in den letzten Jahren zugenommen und die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist tendenziell rückläufig.

Neben der beruflichen Erstausbildung leistet die berufliche Fort- und Weiterbildung einen wichtigen Beitrag bei der Sicherung des Fachkräftebedarfs in Deutschland. Die Förderung der beruflichen Weiterbildung als arbeitsmarktpolitisches Instrument richtet sich insbesondere an geringqualifizierte Arbeitslose oder von Arbeitslosigkeit bedrohte Personen. Mit einem beruflichen (Teil-)Abschluss soll die Beschäftigungsfähigkeit der Geförderten erhöht werden und das Risiko von Arbeitslosigkeit gesenkt werden.

36

5.1 Nachfrage und Angebot am Ausbildungsmarkt

Aufgrund des demografischen Wandels und des gewachsenen Anteils Studierender ist die Zahl der gemeldeten Bewerber gesunken, während das Angebot an Ausbildungsstellen leicht gestiegen ist. In den letzten Jahren zeigten sich Nachfrage und Angebot rechnerisch nahezu ausgeglichen. Allerdings führen regionale, berufsfachliche und qualifikatorische Ungleichgewichte dazu, dass nach wie vor viele Bewerber am Ende eines Vermittlungsjahres unversorgt bleiben und gleichzeitig die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen zunimmt.

41

.00

0

49

.00

0

33

.00

0

14

.00

0

15

.00

0

12

.00

0

11

.00

0

16

.00

0

21

.00

0

21

.00

0

21

.00

0

13

.00

0

15

.00

0

18

.00

0

20

.00

0

17

.00

0

20

.00

0

30

.00

0

33

.00

0

34

.00

0

37

.00

0

41

.00

0

741.000763.000

737.000

627.000

562.000 558.000 546.000 562.000 561.000 559.000 549.000

472.000 459.000

510.000 512.000475.000 484.000

520.000 517.000 507.000 512.000 520.000

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

Gemeldete Bewerber für Berufsausbildungsstellen

GemeldeteBerufsausbildungsstellen

Unbesetzte Stellen

Unversorgte Bewerber

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Daten: Statistik der BA

37

5.2 Bewerber-Stellen-Relation

Gute Chancen auf einen Ausbildungsplatz haben Bewerber allgemein im Süden und Südwesten Deutschlands. So kamen in Passau, Balingen, Deggendorf und München jeweils rund 70 gemeldete Bewerber auf 100 ge-meldete Ausbildungsstellen. Schlechter stehen die Chancen dagegen zum Beispiel für Bewerber in Teilen Nordrhein-Westfalens, Hessens oder Niedersachsens. Bundesweit kamen auf 100 betriebliche Ausbildungsstellen 112 gemeldete Bewerber.

≤ 80 ≤ 100 ≤ 120 ≤ 140 > 140

2015

Gemeldete Bewerber je 100 gemeldete betrieb- liche Ausbildungsstellen

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Daten: Statistik der BA, gemeldete Stellen ohne zkT

38

5.3 Verträge und Vertragslösungen

Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist seit einigen Jahren tendenziell rückläufig. Gleichzeitig wird jeder vierte Ausbildungsvertrag vorzeitig gelöst. Eine gute Berufsorientierung im Vorfeld der Berufswahlentscheidung, eine hohe Qualität der Ausbildung sowie ggf. individuelle Förderung und Unterstützung der Auszubildenden können zur Verringerung von Ausbildungsabbrüchen beitragen und gewinnen daher zunehmend an Bedeutung.

20% 20% 22% 22% 23% 24% 24% 25% 25%

550.000

576.000

626.000 616.000

564.000 560.000 569.000551.000

530.000 522.000 522.000

118.000 119.000139.000 141.000 142.000 150.000 149.000 143.000

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

Neu abgeschlossene Ausbildungsverträge

Vertragslösungen

Lösungsquote(Anteil der Vertragslösungen an allen begonnenenAusbildungsverträgen, ab 2009 geänderte Berechnung)

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Daten: Bundesinstitut für Berufsbildung, 2016

39

38.000

45.000

50.000

46.000

43.000

48.000

2010 2011 2012 2013 2014 2015

5.4 Berufliche Weiterbildung

Die Förderung der beruflichen Weiterbildung leistet einen wichtigen Beitrag zur Deckung des Fachkräftebedarfs und zu Prävention von Arbeitslosigkeit. Im Jahr 2015 haben 48.000 Personen eine von der Bundesagentur für Arbeit finanzierte Umschulung beendet, darunter 33.000 erfolgreich. Besonders gefragte Berufe waren hierbei Büro- und Altenpflegeberufe.

Austritte aus Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung mit Abschluss

Erfolgreich abgeschlossene berufliche Weiterbildung nach Aus- und Weiterbildungsziel

14%

13%

11%

7%6%

49%

Berufe Unternehmensführung,-organisation

Nichtmed.Gesundheit,Körperpfl.,Medizint., dar.

Verkehr, Logistik (außer Fahrzeugführ.)

Maschinen- und FahrzeugtechnikberufeMetallerzeugung,-

bearbeitung, Metallbau

Übrige 2015

33.000

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Daten: Statistik der BA

40

6. Soziale Sicherung

41

6. Soziale Sicherung

Auszug aus Dr. Ulrich Walwei - 10 Jahre

Grundsicherung: Mehr Licht als Schatten (Wirtschaftsdienst 1-2015)

„Mit der Einführung der Grundsicherung im Sozialgesetzbuch II hat ein Paradigmenwechsel in der hiesigen Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik stattgefunden. Durch den vierten und letzten Baustein der sog. "Hartz-Reformen" wurde das Nebeneinander von Arbeitslosen- und Sozialhilfe beendet. Ein Verschieben von Arbeitslosen zwischen den beiden Hilfeleistungen war damit nicht länger möglich. Zudem verankerte das SGB II zwei neue, miteinander verbundene Leitlinien: Erstens zielen die Maßnahmen des Gesetzes darauf, dass Leistungsempfänger ihren Lebensunterhalt möglichst durch Erwerbsarbeit sichern können. Zweitens fordert es Eigenverantwortung der Betroffenen ein, um deren Integrationschancen zu erhöhen. […]

Der Blick auf wichtige Indikatoren des SGB II offenbart in der Entwicklung der Leistungsempfänger gewisse Fortschritte, in der Struktur jedoch Verfestigungstendenzen. […] Trotz der rückläufigen Entwicklung der Zahl der Hartz-IV-Empfänger hat sich der Anteil mit langzeitigem Leistungsbezug kaum verringert. […] Die massiven Verfestigungstendenzen haben viele Gründe. Empirische Analysen belegen, dass auf individueller Ebene das Fehlen von Bildungs- und Ausbildungsabschlüssen, ein höheres Lebensalter, gesundheitliche Beeinträchtigungen, fehlende Sprachkenntnisse, die Pflege von Angehörigen, Mutter- bzw. Elternschaft und auch eine lange Verweildauer im Leistungsbezug das Risiko erhöhen, keine existenzsichernde Beschäftigung aufnehmen zu können. Besonders große Integrationsprobleme treten dann auf, wenn sich die genannten Risiken kumulieren. […]“

42

6.1 Arbeitslosengeldbezieher

Seit 2005 hat sich die Zahl der Arbeitslosengeldbezieher nahezu halbiert. In der Wirtschaftskrise 2009 war sie stark gestiegen – 2011 wurde jedoch schon das Vorkrisenniveau erreicht. Die gute Arbeitsmarktentwicklung der vergangenen Jahre hat zuletzt die Zahl noch einmal deutlich sinken lassen. Erfreulich ist auch die Entwicklung der Leistungsdauer – sie ist in den vergangenen Jahren von durchschnittlich 24 Wochen auf gut 18 Wochen gesunken.

1,73

1,45

1,08

0,92

1,141,02

0,83 0,850,92 0,89 0,83

24,0

20,8 21,0

18,319,3

18,2 18,018,9 18,9 18,4

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

Arbeitslosengeld- empfänger in Millionen

durchschnittliche abgeschlossene Dauer des Alg-Bezugs in Wochen

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Daten: Statistik der BA

0,72

0,11

Arbeitslose

Nicht-Arbeitslose

43

6.2 Regelleistungsberechtigte in der Grundsicherung für Arbeitsuchende

Seit der Zusammenlegung der Arbeitslosen- und Sozialhilfe im Jahr 2005 ist die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten merklich gesunken. 2015 haben rund acht Prozent der Personen im erwerbsfähigen Alter Arbeitslosengeld II bezogen. Weitere Rückgänge stellen jedoch eine große Herausforderung dar. Multiple Vermittlungshemmnisse und die vergleichsweise starke Entfremdung vom Arbeitsmarkt erschweren es vielen Personen, den Leistungsbezug zu beenden.

5,24 4,97 4,87 4,84 4,56 4,40 4,39 4,35 4,33

1,851,78 1,67 1,58

1,51 1,51 1,55 1,58 1,60

7,096,76 6,54 6,42

6,08 5,92 5,94 5,93 5,93

9,6%9,2% 9,0% 9,0%

8,5% 8,3% 8,2% 8,1% 8,1%

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

nicht erwerbsfähige Hilfebedürftige (NEF) in Millionen

erwerbsfähige Leistungsberechtigte (ELB) in Millionen

ELB-Hilfequote

Regelleistungs- berechtigte in Millionen

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Daten: Statistik der BA

Werte für 2005 und 2006 können aktuell nicht ausgewiesen werden.

44

6.3 Leistungsbezug und Arbeitslosigkeit in der Grundsicherung für Arbeitsuchende

Arbeitslosigkeit ist nicht Voraussetzung für den Bezug von Arbeitslosengeld II. Vielmehr sind fast drei Fünftel der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten nicht arbeitslos, weil sie entweder einer nicht bedarfsdeckenden Erwerbstätigkeit nachgehen, an einer arbeitsmarktpolitischen Fördermaßnahme teilnehmen oder beispielsweise familiären Pflichten wie Kindererziehung oder der Pflege von Angehörigen nachgehen. Insbesondere Frauen stehen aus diesen Gründen dem Arbeitsmarkt häufig nicht zur Verfügung.

4.327.000

1.602.000

2.483.000

1.844.000

346.000

289.000

528.000

165.000

436.000

720.000

5.930.000

4.327.000

2.483.000

43%

arbeitslos

nicht arbeitslos

arbeitsmarktpolitische Maßnahmen

ungeförderte Erwerbstätigkeit

Schule/Studium

sonstiges (u.a. arbeitsunfähig erkrankt)

Sonderregelungen für Ältere

nicht-erwerbsfähig

(NEF)

erwerbsfähig(ELB)

Kindererziehung/Pflege Angehöriger

Regelleistungsberechtigte

62%

38%

Frauen

53%47%

Männer

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Daten: Statistik der BA

2015

45

71%

29%

3%

5%

9%

13%

6.4 Erwerbstätige Arbeitslosengeld II-Bezieher

Fast ein Drittel der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten ist erwerbstätig. Jedoch geht nur knapp die Hälfte dieser Personen einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach – und davon wiederum nur rund ein Drittel in Vollzeit. Mehr als 440.000 der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten haben einen Minijob.

ausschließlich geringfügig beschäftigt

Teilzeit

Vollzeit nicht

erwerbstätig

erwerbsfähige Leistungsberechtigte Durchschnittsbestand Okt 14 – Sep 15:

4,33 Millionen

erwerbstätig

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Daten: Statistik der BA

selbständig Tätige

46

6.5 Hilfequoten

Der Anteil von Personen, die in Deutschland auf Arbeitslosengeld II angewiesen sind, ist in den vergangenen Jahren merklich gesunken. Dennoch gibt es nach wie vor Personen bzw. Haushalte, für die es besonders schwer ist, ein bedarfsdeckendes Einkommen zu erzielen. Unterdurchschnittlich sind ältere erwerbsfähige Menschen auf Leistungen nach dem SGBII angewiesen, während Menschen mit ausländischem Pass deutlich häufiger hilfebedürftig sind.

9,6% 10,5% 10,1% 6,9% 9,9% 9,4% 8,7% 16,9%8,1% 8,2% 8,5% 6,5% 8,4% 7,8% 6,8% 17,8%

Insgesamt unter25 Jahre

55 Jahre 55 Jahreund älter

Frauen Männer Deutsche Ausländer

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Daten: Statistik der BA

20

07

20

15

47

7. Auswirkungen der Migration auf den deutschen Arbeitsmarkt

48

7. Auswirkungen der Migration auf den deutschen Arbeitsmarkt

Seit dem Ende des zweiten Weltkriegs haben

mehrere Einwanderungsgruppen die Zuwanderung

nach Deutschland bestimmt.

Unmittelbar nach Kriegsende kamen als erste

Einwanderungsgruppe rund 12 Millionen

Vertriebene und ehemalige Kriegsflüchtlinge. Mitte

der 1950er Jahre, als der boomenden deutschen

Wirtschaft die Arbeitskräfte ausgingen, wurden

Abkommen mit südeuropäischen Ländern

geschlossen, um zusätzliche Arbeitskräfte für die

deutsche Industrie anzuwerben. Die Anwerbung der

sogenannten „Gastarbeiter“ wurde im Zuge der

Ölkrise und steigender Arbeitslosigkeit 1973

beendet.

Vom Ende der 1950er Jahre bis zum Anwerbestopp

kamen rund 14 Millionen ausländische Arbeitskräfte

nach Deutschland, von denen etwa 11 Millionen nur

temporär im Land verblieben und später wieder in

ihre Herkunftsländer zurückkehrten. Die anderen

blieben und zogen ihre Familien nach. Mit dem

Zusammenbruch des Ostblocks 1989/1990 stieg die

Zahl der Asylbewerber vor allem aus Ost-, Ostmittel-

und Südeuropa deutlich an. Neben der Zuwanderung

von Asylbewerbern stieg Ende der 1980er und

Anfang der 1990er Jahre die Zahl der Aussiedler

an. Von 1987 bis 2013 kamen mehr als drei Millionen

Aussiedler in die Bundesrepublik Deutschland.

Das Jahr 1992 war mit 1,5 Millionen Zuzügen und

einem Wanderungssaldo von 780.000 das Jahr mit

der höchsten Zuzugszahl seit 1950. In den

darauffolgenden Jahren sank die Zuwanderung

deutlich. 2008 und 2009 war Deutschland statistisch

sogar Auswanderungsland: Es verließen mehr

Menschen das Land, als aus dem Ausland zuzogen.

Seit 2010 verzeichnet Deutschland wieder steigende

Wanderungsgewinne. Insbesondere die Öffnung des

Arbeitsmarktes für EU-Bürger aus Osteuropa hat zu

einer deutlichen Zunahme der

Wanderungsbewegung nach Deutschland geführt.

Nach vorläufigen Ergebnissen war das Jahr 2015

durch eine außergewöhnlich hohe Zuwanderung von

Ausländern nach Deutschland geprägt. So wurden

bis Jahresende rund zwei Millionen zugezogene

Personen in Deutschland registriert, während

gleichzeitig 860.000 Personen das Land wieder

verlassen haben. Daraus ergibt sich der höchste

jemals gemessene Wanderungsüberschuss von

Ausländern in der Geschichte der Bundesrepublik.

49

7.1 Aktuelle Entwicklungen bei der Zuwanderung nach Deutschland

Die Zuwanderung lag 1992 bei 1,5 Millionen und damit so hoch wie noch nie seit 1950. Der Wanderungssaldo, also die Differenz aus Zu- und Fortzügen, belief sich auf rund 822.000. In den darauffolgenden Jahren sank die Zuwanderung nach Deutschland deutlich. 2008 und 2009 war Deutschland statistisch sogar Auswanderungsland: Es verließen mehr Menschen das Land, als aus dem Ausland zuzogen. Seit 2010 verzeichnet Deutschland wieder steigende Wanderungsgewinne. Im Jahr 2015 erreichte die Zuwanderung den höchsten jemals in Deutschland gemessenen Wanderungsüberschuss der Bundesrepublik Deutschland.

1.996.000

859.000

+822.000

-56.000

+1.137.000

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Quelle: Statistisches Bundesamt; * für 2015 vorläufige Ergebnisse ausschließlich für die ausländische Bevölkerung

Zuzüge

Fortzüge

Wanderungs- saldo

• 1990: Zusammenbruch des Ostblocks • 1991: Krieg in Jugoslawien

• 2009: Wirtschaftskrise in Südeuropa

• 2011: Arbeitnehmerfreizügigkeit für Staaten der

EU-Osterweiterung

• 2014: Arbeitnehmerfreizügigkeit für Bulgarien

und Rumänien

• 2015: Flüchtlingskrise

50

7.2 Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise in Südeuropa sowie der Arbeitnehmerfreizügigkeit (EU)

Die schwerwiegenden Finanzprobleme in Südeuropa sowie die vollständige Freizügigkeit für die osteuropäischen EU-Staaten haben seit 2010 dazu geführt, dass Deutschland wieder zunehmend mehr Zuwanderungsgewinne verzeichnen konnte. Die guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben vielen zugezogenen Menschen die Integration in den Arbeitsmarkt möglich gemacht – die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten aus diesen Ländern stieg im Zeitraum von 2010 bis 2015 um 124 Prozent. Arbeitsmarktintegration von Ausländern braucht aber vor allem Zeit. Die Zahl der hilfebedürftigen Personen aus diesen Ländern lag 2015 um 71 Prozent höher als noch 2010.

512.000 523.000 545.000621.000

750.000874.000

1.038.000

1.219.000

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

154.000 157.000 164.000 165.000 174.000 199.000239.000 281.000

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

Sozialversicherungs-pflichtig Beschäftigte (jeweils Juni)

Erwerbsfähige Leistungsberechtigte (Jahresdurchschnitte)

EU 2*** EU 8** GIPS*

* Griechenland, Italien, Portugal, Spanien ** Estland, Lettland, Litauen, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechische Republik, Ungarn *** Bulgarien, Rumänien

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Daten: Statistik der BA

EU 2*** EU 8** GIPS*

51

16%

15%

+597.000 (+2%)

-104.000 (-4%)

-24.000 (-1%)

+167.000 (+24%)

+15.000 (+19%)

+35.000 (+24%)

+10.000 (+15%)

+21.000 (+38%)

+46.000 (+34%)

* Estland, Lettland, Litauen, Polen, Slow akei, Slow enien,

Tschechische Republik, Ungarn, Bulgarien, Rumänien, Kroatien

** Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia, Syrien

Insgesamt

EU-Osterweiterung*

NichteuropäischeAsylzugangs-länder**

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte

Arbeitslose

Erwerbsfähige Leistungs-berechtigte

7.3 Auswirkungen der Migration am deutschen Arbeitsmarkt

Aufgrund fehlender Sprachkenntnisse und formaler Qualifikationen gelingt die Arbeitsmarktintegration von geflüchteten Menschen häufig nur schrittweise. Nach den Erfahrungen aus der Vergangenheit benötigt sie mehrere Jahre und hängt wesentlich von Sprachförderung, den Investitionen in Bildung sowie der Aufnahmebereitschaft der Wirtschaft ab. Daher ist die Arbeitslosmeldung von Flüchtlingen oft ein erster Schritt zur Integration in den Arbeitsmarkt.

Veränderung zum Vorjahr (2015 zu 2014)

Strukturen von Personen aus den nichteuropäischen

Asylzugangsländern und von Ausländern insgesamt

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte*** (Juni 2015)

Arbeitslose (2015)

Helfer

Fachkräfte

Spezialisten, Experten

Ohne Angabe

unter 30 Jahre

30 Jahre und älter

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Daten: Statistik der BA

22%

28%

19%

27%

6%

4%

*** ohne Auszubildende

52

17.700

16.000

10.000

5.900

5.900

5.400

4.600

4.200

3.900

3.700

3.500

2.800

2.500

2.500

1.400

1.100

1.000

Ungarn

Schweden

Österreich

Norwegen

Finnland

Deutschland

Schweiz

Luxemburg

Malta

Dänemark

Belgien

Bulgarien

Niederlande

Zypern

Italien

Frankreich

Griechenland

7.4 Asylerstbewerberinnen und -bewerber in Europa

Weniger als 1.000 Asylbewerber auf eine Million Einwohner:

Irland, Vereinigtes Königreich, Spanien, Polen, Estland, Lettland, Slowenien, Tschechische Republik, Litauen, Portugal, Rumänien, Slowakei, Kroatien

Im Jahr 2015 haben knapp 1,3 Millionen Menschen erstmals Schutz in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union beantragt. Die Zahl der Asylsuchenden war damit mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahr. Rund ein Drittel der Asylanträge wurde in Deutschland (442.000) gestellt. Darauf folgten Ungarn mit 174.000 und Schweden mit 156.000 erstmaligen Asylbewerbern. Bezogen auf die Wohnbevölkerung wurden die meisten Anträge in Ungarn gestellt.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Daten: Eurostat, 08.03.2016

Erstmalige Asylbewerber auf eine Million Einwohner

53

8. Entwicklung des Europäischen Arbeitsmarkts

54

8. Entwicklung des Europäischen Arbeitsmarkts

Auf dem deutschen Arbeitsmarkt hat sich innerhalb der letzten zehn Jahre ein bemerkenswerter Wandel vollzogen: „Vom kranken Mann Europas zum Musterschüler“. Der Grundstein für diesen Wandel wurde durch die Arbeitsmarktreformen der Jahre 2002 bis 2005, die sogenannten „Hartz-Reformen“, gelegt. Mit dem Ziel, einen besseren Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage am Arbeitsmarkt zu erlangen, wurden wichtige Maßnahmen wie die Flexibilisierung der Beschäftigung und die Aktivierung von Erwerbspersonen umgesetzt. Der Ausgleichsprozess am Arbeitsmarkt wurde zudem gestärkt durch umfassende Strukturreformen bei der Bundesagentur für Arbeit und dem Angebot an arbeitsmarktpolitischen Programmen.

Dass die Reformen ein solides Fundament für den deutschen Arbeitsmarkt darstellen, zeigte sich spätestens während der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009, von der sich Deutschland im Vergleich zu anderen (europäischen) Ländern relativ schnell wieder erholte.

Die Folgen der Krise, die in einigen Ländern tiefe Narben hinterlassen hat, werden unter anderem an der nach wie vor ungleich verteilten Erwerbslosigkeit innerhalb der Europäischen Union deutlich. So weisen einige südeuropäische Staaten wie Spanien, Griechenland und Portugal weiterhin sehr hohe Erwerbslosenquoten auf, während sie sich in vielen mittel- und nordeuropäischen Staaten auf einem niedrigen Niveau befindet.

Trotz der derzeit heterogenen Entwicklung des außenwirtschaftlichen Umfelds z.B. durch die Konjunkturabkühlung in China, die Flüchtlingskrise und eine mögliche weitere Einschränkung des Schengenraumes, setzt sich die moderate Konjunkturerholung in der EU fort. Die Erwerbstätigkeit nimmt zu, bei der Erwerbslosigkeit hält der Rückgang an und die Wirtschaftsleistung ist erneut gestiegen. Und auch die Aussichten für die Entwicklung in der näheren Zukunft sind weiterhin positiv. Der niedrige Ölpreis, günstige Finanzierungsbedingungen und der niedrige Euro unterstützen dabei das Wachstum.

Mit der Institutionalisierung des Netzwerks der europäischen Arbeitsmarktservices in 2014 wurden zudem die Weichen für eine engere und verbindlichere Zusammenarbeit gestellt. Ziel ist, die Qualität und Leistungsfähigkeit der Arbeitsmarkt-services zu steigern und so zu einer stabilen und guten Arbeitsmarktsituation in Europa beizutragen und für zukünftige Krisen gerüstet zu sein.

55

8.1 Erwerbslosigkeit im europäischen Vergleich

Im Jahr 2015 waren in der Europäischen Union durchschnittlich 22,9 Millionen Personen erwerbslos. Das entspricht einer Erwerbslosenquote von 9,4 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Erwerbslosigkeit um 10 Prozent zurückgegangen. Deutschland verzeichnet im europäischen Vergleich seit einiger Zeit die niedrigste Erwerbslosigkeit. Im längerfristigen Vergleich zeigt sich, dass die Spannweite der Erwerbslosigkeit im Zuge der Krise deutlich zugenommen hat.

Erwerbslosenquoten 2015 (2005) in Prozent

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Daten: Eurostat, 04.05.2016

8,9%

9,4%

11,2%

4,6%

10,0%

24,9%

9,2%

22,1%

10,1%

9,2%

4,4%

9,4%

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

Griechenland

Spanien

Bulgarien

Europ. Union

Irland

Deutschland

4,65,15,35,45,76,26,26,76,86,86,97,47,58,59,09,19,29,49,49,49,910,411,511,912,615,116,322,124,9

(11,2)(7,9)(4,8)(6,9)(5,6)(4,8)(8,0)(4,5)(7,2)(7,2)(4,7)(7,8)(17,8)(8,5)(6,5)(8,3)(10,1)(8,4)(8,9)(4,4)(10,0)(8,5)(16,3)(7,7)(7,7)

(5,3)(12,7)

(9,2)(10,0)

DeutschlandTschech. RepublikVerein. Königreich

MaltaÖsterreichDänemark

EstlandLuxemburg

RumänienUngarn

NiederlandeSchweden

PolenBelgien

SlowenienLitauen

BulgarienFinnland

Europ. UnionIrland

LettlandFrankreich

SlowakeiItalien

PortugalZypern

KroatienSpanien

Griechenland

56

8.2 Erwerbsbeteiligung im europäischen Vergleich

Die Steigerung der Erwerbsbeteiligung ist eines der Kernziele der Wachstums- und Beschäftigungsstrategie der Europäischen Union (EU 2020). Als übergeordnetes Ziel wurde dabei eine Erwerbstätigenquote von 75 Prozent für die Bevölkerung im Alter von 20 bis 64 Jahren festgelegt. Daneben stehen aber insbesondere die Erwerbsbeteiligung von Frauen, Älteren und Jüngeren im Fokus – die in den Ländern sehr unterschiedlich ausfällt. In Deutschland lag die Erwerbstätigenquote in 2015 bei 74 Prozent und damit deutlich über dem aktuellen EU-Durchschnitt von 66 Prozent.

Insgesamt

Frauen

unter 25 Jahre

55 bis unter 65Jahre

EU-28

Griechenland

63

66

56

60

36

33

42

53

53 76

51

33 72

43 74

65 21

61 13

27 69

75 34

2005

2015 Schweden

Dänemark

Schweden

Niederlande

Niederlande

Schweden

Schweden

Polen

Griechenland

Malta

Griechenland

Litauen

Polen

Griechenland

Deutschland

Dänemark 66

70

60

45

42

66

46

76 74

Erwerbstätigenquoten in Prozent

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Daten: Eurostat, 04.05.2016

57

24,7

48,3

7,2

20,4

22,4

20,8

40,3

21,7

14,6

21,6

17,3

49,8

10,6

12,6

20,9

16,3

16,3

13,1

32,0

43,0

26,5

11,3

22,1

10,8

16,3

32,8

17,3

11,8

8.3 Erwerbslosigkeit von Jüngeren im europäischen Vergleich

Die Jugenderwerbslosigkeit in Deutschland liegt seit mehr als zehn Jahren unter dem EU-Durchschnitt. Seit Oktober 2011 weist Deutschland die niedrigste Jugenderwerbslosenquote in der EU auf. Hohe Erwerbslosigkeit Jugendlicher findet sich vor allem in südlichen Ländern. Im Vergleich der letzten zehn Jahre ist die Jugenderwerbslosigkeit in Polen und Deutschland am deutlichsten gesunken und in südeuropäischen Ländern sowie in Irland am stärksten gestiegen.

Veränderungen 2015 zu 2005 in Prozentpunkten

Jugenderwerbslosenquote 2015, in Prozent

Malta +28,7

+24,0

+18,9

+16,2

+15,8

+12,3

+10,7

+4,4

+3,6

+3,1

+2,3

+2,2

+1,9

+1,7

+1,5

+1,2

+0,6

+0,5

+0,4

-0,4

-0,7

-2,0

-2,1

-2,4

-3,6

-4,3

-6,6

-8,3

-16,1

Spanien

Griechenland

Zypern

Italien

Portugal

Irland

Kroatien

Frankreich

Luxemburg

Niederlande

Finnland

Dänemark

Vereinigtes Königreich

Europäische Union

Rumänien

Lettland

Belgien

Litauen

Slowenien

Österreich

Bulgarien

Estland

Ungarn

Schweden

Slowakei

Malta

Tschechische Republik

Deutschland

Polen

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Daten: Eurostat, 04.05.2016

58

8.4 Jugendliche nicht in Ausbildung, Arbeit oder Training – NEET-Quote

Zum besseren Vergleich der Arbeitsmarktsituation Jugendlicher eignet sich die NEET-Quote – der Anteil der Jugendlichen unter 25 Jahre, die weder erwerbstätig waren, noch an (Aus-)Bildung teilnahmen, an der gleichaltrigen Bevölkerung. Nach dieser Betrachtung weisen die Niederlande derzeit den niedrigsten Anteil an erwerbslosen Jugendlichen auf. In Deutschland hat sich die NEET-Quote innerhalb der letzten zehn Jahre nahezu halbiert – auf europäischer Ebene blieb sie nahezu unverändert.

2015 NEET-Quote 2015

4,7

6,2

6,2

6,2

6,7

7,5

7,5

9,2

9,5

10,4

10,5

10,6

10,8

11,0

11,1

11,3

11,6

11,9

12,0

12,2

13,7

14,3

15,2

15,6

17,2

18,1

18,5

19,3

21,4

NiederlandeDänemark

DeutschlandLuxemburgSchweden

Tschechische RepublikÖsterreich

LitauenSlowenien

MaltaLettlandFinnlandEstland

PolenVereinigtes Königreich

PortugalUngarn

FrankreichEuropäische Union

BelgienSlowakei

IrlandZypern

SpanienGriechenland

RumänienKroatien

BulgarienItalien

5,3

4,3

10,9

5,5

10,5

13,3

8,6

8,8

8,9

11,9

10,6

7,8

10,6

13,9

8,4

11,1

12,9

11,2

12,7

13,0

15,8

10,9

19,5

13,0

15,9

16,8

16,7

25,1

17,1

2005 (in Prozent)

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Daten: Eurostat, 04.05.2016

Impressum

Herausgeber: Bundesagentur für Arbeit Zentrale Statistik/Arbeitsmarktberichterstattung (CF3 ) Regensburger Straße 104 90478 Nürnberg Kontakt für Rückfragen: E-Mail: [email protected] Stand: April 2016