Stellungnahme Betreuungsgeld (Kita Ler)

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Stellungnahme zur Einführung des „Betreuungsgeldes“ In den letzten Monaten haben sich die Ereignisse im Bildungsbereich buchstäblich überschlagen. Denn nach dem Bildungsgipfel im vergangenen Jahr 08 waren nicht nur die Erwartungen rund um das Thema gestiegen. Auch das Interesse am Elementarbereich wurde dadurch endlich in den Focus der Öffentlichkeit gerückt. Nicht nur Fachkräfte, Bildungsexperten, sondern auch Eltern vieler Kindertagesstätten und Schulen hatten große Hoffnungen mit der stetig steigenden Präsenz des Themas in Politik und Presse verbunden und gehofft, dass endlich die verantwortlichen Politiker das Ausmaß der seit langem vorherrschenden schlechten Rahmenbedingungen in den Einrichtungen erkannt haben. Schon einmal Jahre zuvor mit der Erarbeitung und Implementierung von Bildungs- und Orientierungsplänen in den Bundesländern, der beginnenden Debatte um die Finanzierbarkeit, und der Bildungsreise unserer Kanzlerin wurden die Hoffnungen in eine bessere Bildungszukunft untermauert. Mit Bestürzung haben wir dann wie viele Bürger dieses Landes das Ausmaß um die Finanzkrise wahrgenommen und erkannten recht schnell dass diese auch uns nicht verschonen würde. Bessere Rahmenbedingungen, Aufstockung des Personals, kleinere Gruppen und der Ausbau der Plätze unter 3jähriger können unter den derzeitigen Bedingungen von den Kommunen allein nicht mehr gegenfinanziert werden – bei dieser Zukunftsaufgabe müssen Bund und Länder ihren Teil dazu beitragen. Mit der aktuellen Debatte um die Einführung des Betreuungsgeldes werden die Chancen, die Bedingungen vor Ort in den nächsten Jahren schrittweise zu verbessern allerdings noch geringer. 1

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Stellungnahme zur Einführung des „Betreuungsgeldes“

In den letzten Monaten haben sich die Ereignisse im Bildungsbereich buchstäblich

überschlagen.

Denn nach dem Bildungsgipfel im vergangenen Jahr 08 waren nicht nur die Erwartungen

rund um das Thema gestiegen. Auch das Interesse am Elementarbereich wurde dadurch

endlich in den Focus der Öffentlichkeit gerückt.

Nicht nur Fachkräfte, Bildungsexperten, sondern auch Eltern vieler Kindertagesstätten und

Schulen hatten große Hoffnungen mit der stetig steigenden Präsenz des Themas in Politik

und Presse verbunden und gehofft, dass endlich die verantwortlichen Politiker das Ausmaß

der seit langem vorherrschenden schlechten Rahmenbedingungen in den Einrichtungen

erkannt haben.

Schon einmal Jahre zuvor mit der Erarbeitung und Implementierung von Bildungs- und

Orientierungsplänen in den Bundesländern, der beginnenden Debatte um die

Finanzierbarkeit,

und der Bildungsreise unserer Kanzlerin wurden die Hoffnungen in eine bessere

Bildungszukunft untermauert.

Mit Bestürzung haben wir dann wie viele Bürger dieses Landes das Ausmaß um die

Finanzkrise wahrgenommen und erkannten recht schnell dass diese auch uns nicht

verschonen würde.

Bessere Rahmenbedingungen, Aufstockung des Personals, kleinere Gruppen und der

Ausbau der Plätze unter 3jähriger können unter den derzeitigen Bedingungen von den

Kommunen allein nicht mehr gegenfinanziert werden – bei dieser Zukunftsaufgabe müssen

Bund und Länder ihren Teil dazu beitragen.

Mit der aktuellen Debatte um die Einführung des Betreuungsgeldes werden die Chancen, die

Bedingungen vor Ort in den nächsten Jahren schrittweise zu verbessern allerdings noch

geringer.

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Bildung von Anfang an und damit eine Bildungsgerechtigkeit für alle Kinder in unserem Land

zu erreichen ist kein leichtes Unterfangen, aber sie gehört zu unseren ureigensten sozialen

Aufgaben.

Wir können uns nicht beklagen über fehlende Fachkräfte, steigende Gewaltbereitschaft an

Schulen,

Kostenexplosion im Therapiebereich oder immer häufigere Vorkommnisse wie Amokläufe

und massives Mobbing an Schulen wenn wir nicht bereit sind, mehr Geld für Bildung

auszugeben und somit in die Zukunft unserer Kinder investieren.

Das Betreuungsgeld, so schön es auch gute Wahlpropaganda darstellt, könnte allerdings in

diesem Rahmen eine bessere Verwendung finden.

Nicht indem einige Familien davon profitieren und versucht wird ein längst überholtes

Familienbild aufrecht zu erhalten. Sondern indem das Geld den Kommunen zweckgebunden

zur Verfügung gestellt wird, um die seit langem angemahnten schlechten

Rahmenbedingungen vor Ort in Schulen und Kindertagesstätten qualitativ zu verbessern.

Es gibt viele Gründe die es heutigen Eltern nicht immer einfach machen ihren Kindern

verlässliche Partner zu sein – die Notwendigkeit für immer mehr Eltern zwei Einkommen zu

haben, um über die Runden zu kommen ist nur einer davon. Durch günstige

Gebührenordnungen und unterstützende Bildungs- und Betreuungsmaßnahmen in den

Kindertageseinrichtungen und Schulen würden Eltern entlastet und hätten am Ende eines

stressigen Arbeitstages mehr Zeit für ihre Kinder.

Die Kommunen und Einrichtungen werden dies alleine nicht bewältigen können, dafür stehen

Sie bereits seit Jahren finanziell mit dem Rücken an der Wand und auch die einzelnen

Bundesländer werden aus vielerlei Gründen das Ganze nicht schultern wollen, wenn nicht

eine klares Signal von Seiten der neuen Bundesregierung dazu beiträgt.

Die verantwortlichen Politiker und Fachleute sollten sich den aktuellen Veränderungen

heutiger Familie annehmen und ihr ein verlässliches, qualitativ gutes und den heutigen

Anforderungen entsprechendes Bildungssystem zur Verfügung stellen, damit diese entlastet

und nicht weiter belastet werden.

Gerade in solchen Zeiten zeigt sich, dass nur gute Bildung dem Sachverhalt, welcher die

weltweite Finanzkrise zum Ausbruch verholfen hat, entgegengetreten werden kann.

In diesem Sinne begrüßen KITA- Bündnis und LER Baden-Württemberg die Einigung des

Berliner Senats mit LER (LEAK) und KITA- Bündnis Berlin, die sich andere Bundesländer,

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auch Baden-Württemberg, zum Vorbild nehmen sollten.

Geld, das heute in frühkindliche Bildung und Erziehung investiert wird, spart in der Zukunft

die deutlich höheren Ausgaben.

Verfasst von Christel Ulmer für das KITA Bündnis und für den LER Baden Württemberg

Für das Kita-Bündnis Baden-Württemberg

Petra Fritsch Wolfgang G. Wettach

(1. Vorsitzender) (stellv. Vorsitzender)

Güglingerstr.17, 74336 Brackenheim Postfach 2747, 72017 Tübingen

Tel. 07135-963045 Tel. 07071-600629

[email protected] [email protected]

Für den Landeselternrat Kindertagesstätten Baden-Württemberg (LER) e.V.

Peer Giemsch Jürgen Zimmermann

(1. Vorsitzender) (stellv. Vorsitzender)

Durlacher Allee 35, 76131 Karlsruhe Pfauengasse 16, 89073 Ulm

Tel. 0172-7425174 Tel. 0170-2359999

[email protected] l [email protected]

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