Österreichischer Forschungs- und Technologieberichtstrukturprogramme und die Kompetenzzen-tren. Zur...

187
Österreichischer Forschungs- und Technologiebericht 2005 Lagebericht gem. § 8 (1) FOG über die aus Bundesmitteln geförderte Forschung, Technologie und Innovation in Österreich

Transcript of Österreichischer Forschungs- und Technologieberichtstrukturprogramme und die Kompetenzzen-tren. Zur...

  • Österreichischer Forschungs- und Technologiebericht 2005 Lagebericht gem. § 8 (1) FOG über die aus Bundesmitteln geförderte Forschung, Technologie und Innovation in Österreich

  • ÖsterreichischerForschungs- und

    Technologiebericht2005

  • Impressum

    Medieninhaber (Verleger):Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur gemeinsam mitBundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie sowieBundesministerium für Wirtschaft und Arbeit1010 Wien

    Alle Rechte vorbehalten. Auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet.

    Gestaltung und Produktion:Peter Sachartschenko & Mag. Susanne Spreitzer OEG, Wien

    Wien, 2005

  • Forschungs- und Technologiebericht

    2005

    3

    Vorwort

    Der Forschungs- und Technologiebericht

    2005 ist ein Lagebericht über die aus Bundes-

    mitteln geförderte Forschung, Technologie

    und Innovation und analysiert das öster-

    reichische Innovationssystem im nationalen

    wie internationalen Kontext. Im diesjährigen

    Bericht findet sich zusätzlich umfangreiches

    Datenmaterial zu der von Statistik Austria

    über das Jahr 2002 durchgeführten F&E-

    Vollerhebung bei F&E-durchführenden Insti-

    tutionen. Der Bericht wird dem Nationalrat

    jährlich bis 1. Juni vorgelegt.

    Besonders hervorzuheben ist die erfreuli-

    che Entwicklung der österreichischen F&E-

    Quote. 2005 wird sie, den Schätzungen von

    Statistik Austria zufolge, voraussichtlich

    2,35% des Bruttoinlandsproduktes (BIP) be-

    tragen. Das entspricht einer Erhöhung der

    Forschungsausgaben um 8% gegenüber dem

    Vorjahr. Für in Österreich durchgeführte F&E

    werden insgesamt 5,77 Mrd.

    ausgegeben,

    hievon ein Anteil von 2,12 Mrd

    aus öffentli-

    chen Mitteln (Bundesmittel 1,74 Mrd.

    ).

    Noch nicht eingerechnet ist die am Reform-

    gipfel für Beschäftigung vom 1. Mai 2005 von

    der Bundesregierung verkündete „Forschungs-

    milliarde“, die schon 2005 50 Mio

    zusätz-

    lich für direkte Förderungen bringen wird.

    Auch wird die Auftragsforschung von Unter-

    nehmen steuerlich begünstigt. Damit werden

    der Forschungsfreibetrag und die Forschungs-

    prämie auch für die Auftragsforschung von

    Unternehmen wirksam, was besonders die

    Universitäten und außeruniversitären For-

    schungseinrichtungen bei der Einwerbung

    von Drittmitteln unterstützen wird.

    Österreich befindet sich somit als eines der

    wenigen europäischen Länder auf dem Weg

    zum „Barcelona-Ziel“, welches eine For-

    schungsquote von 3% des BIP bis 2010 an-

    strebt.

    Wesentlicher Beitrag zur Steigerung der

    F&E-Quote sind die von der Bundesregierung

    bereitgestellten Sondermittel der Offensiv-

    programme I und II sowie die Mittel aus der

    Nationalstiftung für Forschung, Technologie

    und Entwicklung. Eine erste Analyse der er-

    folgswirksam ausbezahlten Sondermittel gibt

    einen Überblick über die von den Ministerien

    gesetzten Maßnahmen. Besonders profitier-

    ten von den Sondermitteln der FWF, die FFG,

    die Universitäten über die Forschungsinfra-

    strukturprogramme und die Kompetenzzen-

    tren.

    Zur Förderung von Chancengleichheit für

    Frauen in Forschung und Technologie wurde

    2001 eine interministerielle Initiative ent-

    wickelt (FFORTE), deren neueste Maßnah-

    men dargestellt werden. Die Ergebnisse der

    F&E-Vollerhebung von Statistik Austria bil-

  • 4

    Forschungs- und Technologiebericht

    2005

    den die Grundlage zur Untersuchung der In-

    novationen im Unternehmenssektor. Äußerst

    positiv sind die bedeutenden Steigerungen so-

    wohl der F&E-Ausgaben, als auch die Erhö-

    hung der Anzahl der F&E-betreibenden Un-

    ternehmen.

    Erfreulich ist auch die steigende Anzahl an

    Forscherinnen und Forschern. Österreich hat

    in den letzten Jahren deutlich aufgeholt und

    zum europäischen Durchschnitt aufgeschlos-

    sen. Die errechnete jährliche Wachstumsrate

    zwischen 1998 und 2002 liegt bei 6,3 %.

    Weitere Schwerpunkte des Forschungs-

    und Technologieberichts 2005 betreffen die

    Internationalisierung des österreichischen In-

    novationssystems mit Fokus auf die heimi-

    sche Unternehmensforschung, die erfolgrei-

    che Beteiligung Österreichs am 6. EU-For-

    schungsrahmenprogramm sowie einen Aus-

    blick auf das 7. Rahmenprogramm.

    Elisabeth GEHRERBundesministerin für Bildung,

    Wissenschaft und Kultur

    Hubert GORBACHVizekanzler und

    Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie

  • Inhalt

    Forschungs- und Technologiebericht

    2005

    5

    Inhalt

    Executive Summary

    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

    1 Aktuelle Entwicklungen im österreichischen Innovationssystem

    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

    1.1 Finanzierung und Durchführung von F&E im österreichischen Innovationsystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121.2 Aktuelle Kompetenzverteilung und organisatorische Veränderungen in der österreichischen FTI-Politik . . . . . . 161.3 Österreich und der Lissabon-Prozess . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

    1.3.1 Zur enttäuschenden wirtschaftlichen Performance Europas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181.3.2 Zur Zwischenbewertung des Lissabon-Prozesses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 201.3.3 Trends und Perspektiven in den Mitgliedsstaaten – Was wurde bisher erreicht? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211.3.4 Österreich im Barcelona-Prozess . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .23

    1.4 Sondermittel für F&E: erfolgte Zahlungen und erste Wirkungsanalysen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .251.4.1 Verteilung der Sondermittel auf die Ressorts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .251.4.2 F&E-Regelbudgets versus Sonderbudgets in den Ressorts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 261.4.3 Verwendung der Sondermittel in den Ressorts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .271.4.4 Wirkungsanalysen der Sondermittel – erste Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30

    1.5 Förderung von Frauen in Forschung und Technologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 311.5.1 fFORTE Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 311.5.2 Interministerielle Aktivitäten zu Gender Mainstreaming in der FTI-Förderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .321.5.3 Neue Aktiviäten in fFORTE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 331.5.4 Frauen in Forschung und Entwicklung im Unternehmenssektor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .36

    1.6 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37

    2 Innovation im Unternehmenssektor

    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .39

    2.1 Entwicklung der F&E-Ausgaben des Unternehmenssektors zwischen 1998-2002 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .392.1.1 Allgemeines Wachstum in allen Branchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .392.1.2 Trends nach Wirtschaftszweigen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 402.1.3 Erfreuliche Entwicklung im Dienstleistungssektor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 412.1.4 Old structures, high performance? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41

    2.2 Einflussfaktoren für Patentanmeldungen in Österreich und in den OECD-Ländern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 442.3 Innovationen in der Produktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51

    2.3.1 Stellenwert von Prozessinnovationen in der österreichischen Wirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .522.3.2 Produktionsverlagerungen ins Ausland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55

    2.4 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57

  • Inhalt

    6

    Forschungs- und Technologiebericht

    2005

    3 Die Internationalisierung des österreichischen Innovationssystems

    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .58

    3.1 Die Attraktivität Österreichs als Standort für Forschungseinrichtungen multinationaler Unternehmen . . . . . . .583.1.1 Patentdaten als Indikator für die Internationalisierung der heimischen Wirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .583.1.2 Bestimmungsfaktoren der Standortattraktivität Österreichs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60

    3.2 Das 5. Rahmenprogramm – eine Einschätzung der Wirkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .633.2.1 Teilnehmer, Muster und Motive der Teilnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 643.2.2 Art der Projekte und Effekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 663.2.3 Einschätzung der Wirksamkeit der Rahmenprogramme und

    Schlussfolgerungen für ihre Ausgestaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .673.3 Österreich im 6. Rahmenprogramm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68

    3.3..1 Das Rahmenprogramm für Forschung und technologische Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 683.3.2 Ergebnisse im Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 683.3.4 Beteiligung der Industrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 703.3.5 Stellung der Universitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 713.3.6 Spezialisierung der österreichischen Beteiligung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 713.3.7 Internationale Vernetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .723.3.8 Fördermittel und Rückflüsse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .723.3.9 Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .72

    3.4 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73

    4 Ausbildung und Universitäten

    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .74

    4.1 Österreichs Humanressourcen für Forschung und Technologie im internationalen Vergleich . . . . . . . . . . . . . . . . .744.1.1 Beschäftigung in Forschung und Entwicklung in Österreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .74

    4.2 Promoviertes Personal für Forschung und Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .824.3 Wissens- und Technologietransfer aus dem Hochschulsektor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84

    4.3.1 Academia plus Business – AplusB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .854.3.2 Uni:invent . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .87

    4.4 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90

    Literatur

    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92

    Statistischer Anhang

    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .95

  • Executive Summary

    Forschungs- und Technologiebericht

    2005

    7

    Executive Summary

    Der jährlich erscheinende österreichische For-schungs- und Technologiebericht ist eine Zu-sammenstellung von aktuellen Daten, Befun-den und Einschätzungen zur österreichischenForschungs-, Technologie- und Innovationspo-litik und bietet einen Überblick über die Posi-tion Österreichs in diesem Politikfeld. Derdiesjährige Bericht wurde im Auftrag der Bun-desministerien für Bildung, Wissenschaft undKultur und Verkehr, Innovation und Technolo-gie sowie Wirtschaft und Arbeit unter Mitar-beit von Statistik Austria von tip (Technologie– Information – Politikberatung)

    1

    erstellt.

    Aktuelle Entwicklungen im Österreichischen Innovationssystem

    Erfreuliche Entwicklung der F&E-Quote

    Die gesamtwirtschaftlichen Ausgaben für For-schung und Entwicklung werden in Öster-reich im Jahr 2005 nach Schätzungen von Sta-tistik Austria 5.773,86 Mio.

    betragen. DieF&E-Quote wird sich von 2,27% (2004) auf2,35% (2005) erhöhen. Diese erfreuliche Ent-wicklung geht auf die Ausgabensteigerungenin allen drei wichtigen Finanzierungssektoren(Unternehmenssektor, öffentlicher Sektorund Ausland) zurück. Die Mittel des öffentli-chen Sektors finanzieren dabei vor allem For-

    schung an Universitäten und im öffentlichemSektor selbst, während F&E im Unterneh-menssektor fast ausschließlich von Unterneh-men durch Eigenmittel und vom Ausland fi-nanziert wird.

    Lissabon- und Barcelona-Ziele

    Die Entwicklung in Österreich ist im interna-tionalen Kontext des Lissabon- und Barcelona-Ziels umso erfreulicher. Das Lissabon-Zielsieht vor, dass Europa sich bis zum Jahr 2010zum „wettbewerbsfähigsten und dynamischs-ten wissensbasierten Wirtschaftsraum derWelt“ entwickelt. Diese Herausforderung solldurch Zielsetzungen auf der europäischen Ebe-ne und durch die Schaffung eines Rahmens fürgemeinschaftliche und gemeinsame Politikan-strengungen verwirklicht werden. Die bisheri-ge Entwicklung ist jedoch eher enttäuschend:sowohl Wachstum als auch Produktivitätszu-wächse blieben in Europa hinter den Möglich-keiten zurück. Allerdings liegt für die in derZwischenbewertung des Lissabon-Prozessesangeführten Politikbereiche die Gestaltungs-kompetenz weitgehend oder sogar ausschließ-lich auf der nationalen Ebene. Die Mitglieds-staaten waren in den letzten Jahren in der Um-setzung der beschlossenen Maßnahmen säu-mig.

    1 Autoren: Claudia Bauer, Günter Dinhobl, Michael Dinges, Bernhard Dachs, Martin Falk, Rahel Falk, Helmut Gassler, Brigitte Nones,Wolfgang Polt, Michaela Topolnik, Andreas Schibany, Helene Schiffbänker, Katy Whitelegg; Koordination: Claudia Bauer, BernhardDachs

  • Executive Summary

    8

    Forschungs- und Technologiebericht

    2005

    Als einen wesentlichen Beitrag zur Errei-chung der Lissabon-Ziele wird die Erhöhungder F&E-Quote gesehen. Österreich hat sich –wie viele andere EU-Mitgliedsländer auch –das Ziel einer 3 %-Forschungsquote für dasJahr 2010 gesetzt. Sieht man von den europäi-schen Sonderfällen Finnland und Schweden ab,befindet sich Österreich als eines der wenigeneuropäischen Länder auf dem 3 %-Pfad. Trotzder sehr erfreulichen Entwicklungen der letz-ten Jahre bedarf es jedoch noch zusätzlicherAnstrengungen um eine weitere Erhöhung derF&E-Quote zu bewirken.

    Sondermittel für Forschung und Entwicklung

    Das Offensivprogramm F&E I (2001-2003)stellte Sondermittel in Höhe von 508,7 Mio.

    zur Verfügung, in der ersten Tranche des un-mittelbar folgenden Offensivprogramms F&EII (2004-2006) wurden von insgesamt 600 Mio.

    für das Jahr 2004 180 Mio.

    an F&E Sonder-mitteln bereitgestellt. Mit 31.12.2004 wurden531,5 Mio.

    dieser Mittel erfolgswirksam aus-gezahlt. Zusätzlich zahlt die Nationalstiftungfür Forschung, Technologie und Entwicklungseit 2004 jährlich 125 Mio.

    aus. Dank derSondermittel (und der Nationalstiftungsmit-tel) konnten die aggregierten forschungswirk-samen Mittel, die die drei involvierten Minis-terien (BMVIT, BMBWK und BMWA) an inlän-dische Empfänger(organisationen) ausbezahlthaben, in den Jahren 2002-2004 auf mehr als1,3 Mrd.

    angehoben werden. Mit den Offen-sivmitteln wurden eine Reihe neuer Program-me und Initiativen realisiert, als auch im Sinneeiner raschen Umsetzung laufende Programmeunterstützt.

    Die vom Bundeskanzler am 1. Mai 2005 im„Reformdialog für Wachstum und Beschäfti-gung“ angekündigte zusätzliche Forschungs-milliarde bis 2010 und die steuerliche Begüns-tigung der Auftragsforschung von Unterneh-men (Forschungsbeitrag bzw. Forschungsprä-

    mie) konnten im vorliegenden Bericht nichtmehr berücksichtigt werden.

    Neue Aktivitäten für Frauen in Forschung und Technologie

    2004 sind auch viele neue Aktivitäten im Be-reich Frauen in Forschung und Technologieentwikkelt worden. Der Rat für Forschung undTechnologieentwicklung (RFT) hat Mittel fürneue Maßnahmen innerhalb fFORTE-acade-mic und FEMtech-fFORTE sowie für sechsMaßnahmen für den neuen Bereich w-fFORTEempfohlen. Das Ziel von Professorinnen x2, ei-ner neuen Maßnahme in fFORTE-academic,ist die Zahl der Professorinnen an österreichi-schen Universitäten zu verdoppeln. Die neuenMaßnahmen in FEMtech-fFORTE beschäfti-gen sich mit Netzwerkaufbau, einer Expertin-nendatenbank und der Erhöhung des Anteilsder Frauen in Fachhochschulen, außeruniver-sitären Forschungseinrichtungen sowie Unter-nehmen. 2004 konzentrierte sich w-fFORTEauf den Aufbau dieser neuen Maßnahmen. Zu-sätzlich fand 2004 die Implementierung einerinterministeriellen Arbeitsgruppe zum GenderMainstreaming (GM) statt, die sich aus dendrei Ministerien und der Geschäftsstelle desRFT zusammensetzt.

    Innovation im Unternehmenssektor

    Forschung, Entwicklung und Innovation sindheute wesentliche Bestimmungsfaktoren fürdie Produktivität von Unternehmen und damitfür den gesamtwirtschaftlichen Wohlstand.Unternehmen nutzen für Innovationen einer-seits eigene Forschungsergebnisse, anderer-seits auch Forschung aus dem Universitätssek-tor. Wohlstand wird jedoch nicht nur durchF&E, sondern auch durch die Anwendung be-stehender Technologien in neuen Kombinatio-nen (Technologiediffusion) gesteigert.

  • Executive Summary

    Forschungs- und Technologiebericht

    2005

    9

    Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten im Unternehmenssektor haben wesentlich zugenommen

    Der österreichische Unternehmenssektor hatzwischen 1998 und 2002 seine Forschungs-und Entwicklungstätigkeiten wesentlich ge-steigert. Dabei wuchsen sowohl die Ausgabenfür Forschung und Entwicklung als auch dieZahl der Unternehmen, die F&E betreiben, inbeinahe allen Wirtschaftszweigen der heimi-schen Volkswirtschaft. Dieses deutliche Aus-gabenwachstum hat seinen Ursprung nichtnur in einigen wenigen Hochtechnologiebran-chen, wo etwa die F&E-Ausgaben im BereichRundfunk- Fernseh- und Nachrichtentechnikstagnierten; es gingen auch wesentlicheWachstumsimpulse vom Mittel- und Niedrig-technologiesegment aus. Besonders erfreulichentwickelten sich auch die F&E-Ausgaben desDienstleistungssektors.

    Position Österreichs bei Patentanmeldungen

    Ein weiterer Indikator für F&E im Unterneh-menssektor sind Patente. Die Zahl der Paten-tanmeldungen hat sich in den letzten zwanzigJahren rapid erhöht, insbesondere im Bereichder Informations- und Kommunikationstech-nologien (IKT) und Biotechnologien. Öster-reich zeigt in den Patentstatistiken in Bezugauf die Zahl der Patentanmeldungen einenRückstand zur europäischen Spitzengruppe.Dieser kann nicht auf einen einzelnen, son-dern auf ein Bündel von Faktoren zurückge-führt werden: Das Ausmaß der österreichi-schen Patentaktivitäten lässt sich durch diegeringe Spezialisierung auf Bio- und IKT-Tech-nologien, die durchschnittlich eingeschätzteQualität der Forschung und Wissenschaft, dieIndustriestruktur und die Intensität der F&E-Kooperation erklären. Eine deutliche Erhö-

    hung der Anmeldungen ist demnach nichtüber eine einzige, sondern über ein Bündel vonMaßnahmen erreichbar.

    Modernisierungen in der Produktion

    Neben Forschung und Entwicklung als Mittelzur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit hatauch die Modernisierung der Produktion (Ein-führung neuer Maschinen und Technologien,neuer Organisationskonzepte etc.) eine hohePriorität für die österreichische Industrie.Technologien, die hier bereits eine weite Ver-breitung gefunden haben, sind einerseitsCNC

    2

    -Bearbeitungszentren und Werkzeugma-schinen mit Linearantrieb, andererseits Infor-mationstechnik wie die Produktionsplanungmit betriebswirtschaftlicher Standardsoftwareoder e-Procurement-Lösungen. Einer der wich-tigsten Trends in der Organisation der Produk-tion ist die Verlagerung von Teilen der Produk-tion an ausländische Standorte. Die Zielländerdieser Auslagerungen sind mehrheitlich dieneuen Mitgliedsstaaten der EU, gefolgt vonWesteuropa, Nord- und Mittelamerika undAsien. Gründe für Auslagerungen sind vor al-lem Kostenvorteile. Diese werden allerdingsoft mit Qualitätsnachteilen erkauft, was in ei-nigen Fällen wieder zu Rückverlagerungen ge-führt hat.

    Die Internationalisierung des österreichischen Innovationssystems

    Das österreichische Innovationssystem istheute wesentlich stärker internationalisiertals noch zu Beginn der 1990er Jahre. Die trei-benden Kräfte hinter dieser Entwicklung wa-ren einerseits ausländische Direktinvestitio-nen im österreichischen Unternehmenssektor,andererseits die Mitgliedschaft in der Europäi-schen Union sowie die europäischen Rahmen-

    2 Computerized Numerical Control

  • Executive Summary

    10

    Forschungs- und Technologiebericht

    2005

    programme für Forschung und technologischeEntwicklung.

    Österreich als Standort für F&E-Einrichtungen ausländischer Unternehmen

    Ausländische Einrichtungen (meist Unterneh-men) haben, gemessen an der Zahl der Patentein ihrem Besitz, einen Anteil von etwa 38% ander gesamten Forschungs- und Entwicklungs-leistung des heimischen Unternehmenssek-tors. Österreich gehört hier zu den am stärks-ten internationalisierten Ländern in Westeuro-pa. In Österreich ansässige Unternehmen imausländischen Besitz tragen mit ihren Ausga-ben wesentlich zur F&E-Quote bei. Die wich-tigsten Gründe für die Beliebtheit Österreichsals Standort für F&E-Einrichtungen sind dieVerfügbarkeit von hoch qualifizierten Wissen-schafterinnen und Wissenschaftern, Technike-rinnen und Technikern und die Nähe zu Uni-versitäten und wichtigen Kunden. Beispielewie die erfolgreichen Biotechnologie- oder ITCluster verweisen auf die Attraktivität Öster-reichs, die nicht zuletzt auch durch die steuer-lichen Rahmenbedingungen und verschiedeneweiche Standortfaktoren unterstützt wird.

    5. und 6. Forschungsrahmenprogramm der europäischen Union

    Die Evaluierung des 5. Rahmenprogramms(RP) zeigt folgende Charakteristika und Wir-kungen: Netzwerkeffekte und Additionalitätder im 5. RP durchgeführten Forschungsvorha-ben waren – wie schon in den früheren Rah-menprogrammen – hoch. Der Nutzen aus derBeteiligung überstieg die Kosten und die Teil-nehmer erreichten im Wesentlichen ihreselbst gesetzten Ziele. Die Projekte warendurchwegs für die Teilnehmer von hoher stra-tegischer Bedeutung und Teil eines größerenProjektportfolios. Allerdings waren die Projek-te in einem relativ hohen Ausmaß von bloß ge-

    ringem technologischem und kommerziellemRisiko und oft auch relativ gering dimensio-niert. Dieser Tendenz versucht zwar das 6. RPmit seiner Konzentration auf größere Projekteund Netzwerke entgegen zu wirken, allerdingswird das 6. RP in fast allen Bewertungskriteri-en schlechter als das 5. RP eingestuft. Generelllässt sich eine über die Zeit sinkende Zufrie-denheit der Teilnehmer mit den RPen feststel-len, was Anlass für eine grundlegende Neuaus-richtung sein sollte.

    Österreich positioniert sich im 6. RP für For-schung und technologische Entwicklung aus-gezeichnet. Hinsichtlich der relativen Ergeb-nisse der österreichischen Beteiligung zeichnetsich ein weitaus erfolgreicheres Bild ab als im5. RP. Der Anteil der österreichischen Einrich-tungen liegt derzeit bei den Beteiligungen bei2,5 % und bei den Koordinator/innen bei3,1 %. Hinsichtlich der Förderungen liegt derösterreichische Anteil über dem Anteil Öster-reichs an den Beitragszahlungen der Mitglieds-staaten zum EU-Haushalt. Positiv zu bemer-ken ist auch, dass zahlreiche österreichischeNeueinreicher, die im 5. RP kein Projekt (mit)eingereicht haben, im 6. RP nunmehr teilneh-men.

    Ausbildung und Universitäten

    Universitäten haben im Innovationssystemzwei hauptsächliche Aufgaben. Erstens sindsie, vor allem im Grundlagenbereich, die wich-tigsten Quellen für neue wissenschaftliche Er-kenntnisse und technologisches Wissen. Diezweite wichtige Aufgabe von Universitäten be-steht in der wissenschaftlichen Ausbildung(Lehre).

    Humanressourcen in Österreich im internationalen Vergleich

    Österreich hat, was die Humanressourcen fürForschung und Entwicklung betrifft, in den

  • Executive Summary

    Forschungs- und Technologiebericht

    2005

    11

    letzten Jahren zum europäischen Durchschnittaufgeschlossen. Während Österreich 1998 mitrund 4,8 Forscher/innen je 1.000 Beschäftigtenoch unter dem Schnitt der EU-25 lag, konntebis 2002 ein beträchtlicher Anstieg auf 6,1 For-scher/innen je 1.000 Beschäftigte verzeichnetwerden. Im Unternehmenssektor ist die Zahlder Beschäftigten in Forschung und Entwick-lung in Vollzeitäquivalenten von rund 20.400auf rund 26.700 gestiegen. Dies entspricht ei-nem Anstieg von 31% über den gesamten Beo-bachtungszeitraum bzw. einer durchschnittli-chen jährlichen Wachstumsrate von 7%. Be-merkenswert ist, dass das Wachstum vor allemvom hoch qualifizierten wissenschaftlichenPersonal, sowie vom höher qualifiziertennichtwissenschaftlichen Personal getragenwird.

    Zieht man den Bildungsstand der Bevölke-rung als Indikator für die Qualität der Human-ressourcen eines Landes heran, so ist in Öster-reich die Akademiker/innenquote (16,4%) imVergleich zu anderen Staaten niedrig. Im Jahr2003 liegt Österreich hier um gut sechs Pro-zentpunkte hinter dem Durchschnitt der EU-15 und rund fünf Prozentpunkte hinter demDurchschnitt der EU-25. Allerdings sind beisolchen Vergleichen zwei Faktoren zu berück-sichtigen: erstens hat sich der Anteil der Bevöl-kerung im erwerbsfähigen Alter mit tertiäremBildungsabschluss seit 1998 beinahe verdop-

    pelt. Ein zweiter Einwand betrifft die Ver-gleichbarkeit der Zahlen; die scheinbarschlechte Position Österreichs kann durch die(noch) relativ geringe Zahl von Absolventin-nen und Absolventen von Kurzstudien mit er-klärt werden. Bei Vergleichen der Absolven-ten- und Absolventinnenquote von Langstudi-en oder der Zahl der Promovierten in einemAltersjahrgang rangiert Österreich im oberenFeld des Ländervergleichs.

    Wissens- und Technologietransfer an österreichischen Universitäten

    An österreichischen Universitäten kann imBereich Wissens- und Technologietransfer eindeutlicher Kulturwandel beobachtet werden.Die Kooperationsneigung zwischen Wissen-schaft und Wirtschaft hat sich in den letztenJahren deutlich erhöht. Die Ursachen dafür lie-gen in einem veränderten Strategieverhaltender Unternehmen, der Rolle von wissen-schaftsbasierten Technologien sowie einer ge-wissen Öffnung der Wissenschaftseinrichtun-gen selbst. Zusätzlich trugen Förderprogram-me wie AplusB oder das Programm uni:invent,das auf eine Erhöhung der Patentaktivitäten anden österreichischen Universitäten abzielt, zueiner vermehrten Nutzung von Ergebnissender Universitätsforschung im Unternehmens-sektor bei.

  • 1 Aktuelle Entwicklungen im österreichischen Innovationssystem

    12

    Forschungs- und Technologiebericht

    2005

    1 Aktuelle Entwicklungen im österreichischen Innovationssystem

    1.1 Finanzierung und Durchführung von F&E im österreichischen Innovationsystem

    Forschung und Entwicklung (F&E) wird heutevielfach als zentraler Einflussfaktor für den zu-künftigen Wohlstand von Ländern und dieWettbewerbsfähigkeit von Unternehmen gese-hen. Die Ausgaben für F&E stehen in einemengen Zusammenhang mit Wachstum, Pro-duktivitätsentwicklung und dem Niveau desPro-Kopf-Einkommens eines Landes. Obwohlauch noch andere wichtige Faktoren (Qualitätdes Humankapitals, Verbreitung neuer Tech-nologien, Dynamik der Unternehmensgrün-dungen, institutioneller Rahmen wie geistigeEigentumsrechte, …) oben genannte Größenwesentlich beeinflussen, so haben sich dochdie F&E-Ausgaben als wichtigster Indikator inder forschungs- und technologiepolitischenDiskussion etabliert.

    Die gesamtwirtschaftlichen Ausgaben fürForschung und Entwicklung werden in Öster-reich im Jahr 2005 nach Schätzungen von Sta-tistik Austria 5.773,86 Mio.

    betragen. Diesentspricht einer Erhöhung gegenüber dem Vor-jahr um 8%. Damit werden die F&E-Aufwen-dungen auch 2005 stärker als das Bruttoin-landsprodukt wachsen, wodurch sich die F&E-Quote von 2,27% (2004) auf 2,35% (2005) er-höht. Dieser Trend steigender F&E-Quoten ist

    eine Fortsetzung der Entwicklung der letztenJahre. Abbildung 1 zeigt diese Entwicklung derAusgaben für F&E in Österreich in absolutenZahlen (linke Skala) und in F&E-Quoten alsAnteil dieser Ausgaben am Bruttoinlandspro-dukt (rechte Skala). Wie in Kapitel 1.3 anhandeiner Modellrechnung ausführlich demonst-riert wird, erscheint das Barcelona-Ziel, eineF&E-Quote von 3% im Jahr 2010, im Bereichdes Möglichen, wenn sich die erfreuliche Ent-wicklung der letzten Jahre in der Zukunft wei-ter fortsetzt.

    Drei wesentliche Quellen bestimmten dasWachstum der österreichischen F&E-Ausga-ben in den letzten Jahren. Erstens wurde dieEntwicklung maßgeblich von den Mehrausga-ben des Unternehmenssektors getragen, der2005 voraussichtlich 2,48 Mrd.

    aufbringenwird. Zweite wichtige Finanzierungsquelle istder öffentliche Sektor. Dieser finanziert F&E-Ausgaben im Ausmaß von 2,16 Mrd.

    .

    3

    Drit-ter wichtiger Finanzierungssektor ist das Aus-land. Hier erwartet Statistik Austria für 2005einen Beitrag von 1,16 Mrd.

    für die heimischeForschung.

    Das Größenverhältnis der drei wichtigen Fi-nanzierungssektoren zueinander hat sich imlangfristigen Vergleich aufgrund höhererWachstumsraten in Richtung Unternehmens-sektor verschoben. Inländische Unternehmen

    3 Die Finanzierung seitens des Bundes beträgt hierbei 1,74 Mrd.

    .

  • 1 Aktuelle Entwicklungen im österreichischen Innovationssystem

    Forschungs- und Technologiebericht

    2005

    13

    finanzieren nunmehr 43% der heimischenF&E-Aufwendungen. Der prozentuelle Anteildes öffentlichen Sektors sank in den letztenzehn Jahren und beträgt nunmehr 36,6%. DerFinanzierungsanteil des Auslands liegt seitJahren relativ konstant bei 20-21%. Dieses

    Geld stammt zum überwiegenden Teil vonausländischen Konzernzentralen. Im langfris-tigen Vergleich ist ein deutlicher Anstieg derFinanzierungsanteile des Unternehmenssek-tors und des Auslands festzustellen.

    Abbildung 1: Entwicklung der Bruttoinlandsausgaben für F&E in Österreich und F&E-Quote, 1990–2005

    Quelle: Statistik Austria

    Neben der Frage, wer Forschung und Entwick-lung in Österreich finanziert, interessiertauch die Frage wem diese Mittel zukommen,wer also Forschung durchführt. Diese Finan-zierungsströme sind wichtig, um zu verste-hen, wie die einzelnen Sektoren des öster-reichischen Innovationssystems miteinanderverflochten sind.

    In Österreich unterscheidet man zwischenvier Durchführungssektoren (Hochschule,Sektor Staat, Privater gemeinnütziger Sektorund Unternehmenssektor) und vier Finanzie-rungssektoren (Öffentlicher Sektor, Unterneh-menssektor, Privater gemeinnütziger Sektorund Ausland). Wobei zu bemerken ist, dass derHochschulsektor kein Finanzierungssektor ist,

    wogegen das „Ausland“ dem Inlandskonzeptentsprechend kein Durchführungssektor seinkann.

    Selbstständige Forschungseinrichtungen deskooperativen Bereichs wie etwa Austrian Re-search Centers (inkl. ARC Seibersdorf re-search), Joanneum Research oder die Kompe-tenzzentren sind im Unternehmenssektor ent-halten.

    Abbildung 2 zeigt die Finanzierung undDurchführung von F&E im Vergleich 1998-2002. Die Kästchen bezeichnen die verschiede-nen Sektoren. Der Umfang der im Jahr 2002durchgeführten F&E (Mittelverwendung) istabsolut für 2002 und als Veränderung zu 1998(in %) angegeben. Die Pfeile verdeutlichen die

    F&E-

    Quo

    te

    0

    1.000

    2.000

    3.000

    4.000

    5.000

    6.000

    7.000

    1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005

    Jähr

    liche

    Aus

    gabe

    n fü

    r For

    schu

    ng u

    nd E

    ntw

    ickl

    ung

    in M

    io. €

    0,00%

    0,25%

    0,50%

    0,75%

    1,00%

    1,25%

    1,50%

    1,75%

    2,00%

    2,25%

    2,50%

    Bund und LänderUnternehmenssektor

    AuslandSonstige

    F&E-Quote

  • 1 Aktuelle Entwicklungen im österreichischen Innovationssystem

    14

    Forschungs- und Technologiebericht

    2005

    Finanzierungsströme (also Mittelaufwendungfür F&E) in Absolutbeträgen und als Verände-rung zu 1998. Hochschulen scheinen nur alsDurchführungssektor auf, während der öffent-liche Sektor und der UnternehmenssektorF&E sowohl finanzieren als auch selbst durch-führen.

    4

    Im österreichischen Innovationssystem gibtes, wie Abbildung 2 zeigt, drei große Finanzie-rungsströme: der erste dieser Ströme ist die Ei-genfinanzierung des Unternehmenssektors,der seine F&E-Aktivitäten zum überwiegen-den Teil selbst finanziert. Zweiter wichtigerFinancier von Forschung und Entwicklung inÖsterreich ist der öffentliche Sektor – Gebiets-

    körperschaften (also Bund, Länder, Gemein-den), Kammern und Sozialversicherungsträger.Die Mittel des öffentlichen Sektors kommenvor allem den Hochschulen und eigener For-schung im öffentlichen Sektor zugute. In denUnternehmenssektor gehen öffentliche Mittelnur zu einem relativ geringen Ausmaß. Dritterwichtiger Finanzierungssektor ist das Ausland.Dieser Sektor umfasst sowohl die Mittel aus-ländischer Unternehmen und internationalerOrganisationen für F&E in Österreich als auchdie Rückflüsse aus den Rahmenprogrammender Europäischen Union. Die Mittel des Aus-lands kommen in Österreich vor allem demUnternehmenssektor zugute.

    Abbildung 2: Finanzierung und Durchführung von Forschung und Entwicklung, 2002 und Veränderung von 1998 auf 2002, in Mio.

    Quelle: Statistik Austria, tip Darstellung; Für eine klarere Darstellung wurden einige kleinere Finanzierungsströme und der private gemeinnüt-zige Sektor nicht dargestellt, sodass sich die Summe von Finanzierung und Durchführung in manchen Sektoren nicht deckt.

    Aus den finanziellen Verflechtungen zwischenFinanzierungs- und Durchführungssektorenwird ersichtlich, dass das österreichischen In-novationssystem in finanzieller Hinsicht aus

    zwei voneinander relativ unabhängigen Berei-chen besteht: Unternehmenssektor auf der ei-nen, öffentlicher Sektor und Hochschulen aufder anderen Seite. Der Unternehmenssektor fi-

    4 Vgl. Statistik Austria, 2005. Diese „Eigenforschung“ des öffentlichen Sektors umfasst Bundes-, Landes-, Gemeinde- und Kammerin-stitutionen, Einrichtungen der Sozialversicherungsträger, Landeskrankenanstalten und von der öffentlichen Hand finanzierte und/oder kontrollierte private gemeinnützige Institutionen sowie Einrichtungen der Ludwig-Bolzmann-Gesellschaft.

    93

    6 M

    io. €

    (+4

    4%

    )

    Unternehmen3.131 Mio. €

    (+45%)

    Hochschulen1.266 Mio. €

    (+25%)

    Öffentlicher Sektor266 Mio. €

    (+21%)

    Ausland

    50 Mio. € (+85%)

    51

    Mio

    . € (+

    20

    0%

    )

    2.018 Mio. € (+45%)

    176 Mio. € (+48%)

    237 Mio. € (+17%)

    1.157 Mio. € (+20%)

  • 1 Aktuelle Entwicklungen im österreichischen Innovationssystem

    Forschungs- und Technologiebericht

    2005

    15

    nanziert seine Forschung im Wesentlichenselbst. Eigenmittel der Unternehmen und dieMittelzuflüsse aus dem Ausland decken zu-sammen 94% der F&E-Leistungen des Unter-nehmenssektors. Der zweite Bereich, die For-schung an den Hochschulen und im öffentli-chen Sektor, wird fast ausschließlich vom öf-fentlichen Sektor finanziert. In finanziellerHinsicht sind dadurch die Gestaltungsmög-lichkeiten der öffentlichen Hand im Hoch-schulsektor klar größer als im Unternehmens-sektor, wo Forschungs- und Innovationspolitikvor allem durch die Setzung günstiger Rah-menbedingungen wirken kann.

    Diese Zweiteilung des österreichischen In-novationssystems löst sich nur langsam durchstärkere Verbindungen zwischen den Sektorenauf. Eine wichtige Rolle haben hier finanzielleVerbindungen zwischen Universitäten und derWirtschaft. Unternehmen finanzieren inzwi-schen F&E in der Höhe von 51 Mio.

    an hei-mischen Hochschulen. Dies macht zwar erst4% der gesamten F&E-Leistung des Hoch-schulsektors aus; die finanziellen Zuwendun-gen der Wirtschaft an die Universitäten sind je-doch der am schnellsten wachsende Finanz-fluss (+200% zwischen 1998 und 2002) im ös-terreichischen Innovationssystem. Ein höhe-res Maß an Vernetztheit zwischen Wissen-schaft und Wirtschaft als es noch zu Beginn der1990er Jahre der Fall war, wird auch durch an-dere Quellen, etwa Community InnovationSurvey, berichtet. Auch zeigt die Grafik diewachsende Bedeutung von Auslandsfinanzie-

    rung (+85% zwischen 1998 und 2002) für dieösterreichischen Hochschulen.

    In früheren Forschungs- und Technologiebe-richten wurde immer wieder darauf hingewie-sen, dass die F&E-Quote Österreichs im inter-nationalen Vergleich niedrig ist. Besonders imVergleich zwischen Österreich und Ländernmit ähnlichem Wohlstandsniveau (gemessenam Bruttoinlandsprodukt) fiel auf, dass Öster-reich für Forschung und Entwicklung relativweniger als diese Länder ausgibt. Wie liegt Ös-terreich in diesem Vergleich nach dem starkenWachstum der F&E-Quote der letzten Jahre?

    Abbildung 3 vergleicht F&E-Quoten und dasBIP pro Kopf 2002 für verschiedene Länder.Das Jahr 2002 wurde gewählt, da für viele Län-der neuere Vergleichszahlen noch nicht zurVerfügung stehen. Österreich liegt inzwischenklar über der F&E-Quote der EuropäischenUnion und konnte den Rückstand zu jenenLändern, die im Verhältnis zu ihrem Einkom-mensniveau wesentlich mehr für Forschungund Entwicklung als Österreich ausgeben(Finnland, Deutschland, Japan, USA) weiterverringern. Es zeigt sich also eine Verbesse-rung gegenüber den Vorperioden. Dank der ho-hen Zuwächse der F&E-Ausgaben des öster-reichischen Unternehmenssektors liegt diedurchschnittliche Wachstumsrate der öster-reichischen F&E-Quote schon seit einigen Jah-ren über der vieler anderer Länder. Österreichnähert sich Staaten mit ähnlichem Einkom-mensniveau (wie Frankreich, Belgien und Dä-nemark) immer mehr an.

  • 1 Aktuelle Entwicklungen im österreichischen Innovationssystem

    16

    Forschungs- und Technologiebericht

    2005

    Abbildung 3: F&E-Quote und BIP pro Kopf zu Kaufkraftparitäten für verschiedene Länder, 2002

    Quelle: OECD, Main Science and Technology Indicators 2/2004 und tip Berechnungen

    1.2 Aktuelle Kompetenzverteilung und organisatorische Veränderungen in der österreichischen FTI-Politik

    Das Jahr 2003 und vor allem die erste Hälftedes Jahres 2004 zeichneten sich durch intensi-ve Diskussionen und Vorbereitungen groß an-gelegter Reformen im Bereich Forschung,Technologie und Innovation (sowohl auf derstrategischen als auch der operativen Ebene)aus.

    Dieses Kapitel soll einen kurzen Überblicküber die aktuelle Kompetenzverteilung und or-ganisatorische Veränderungen in der FTE-Poli-tik geben. Das Augenmerk richtet sich dabeiauf Organisationen, die jeweils direkt in denZuständigkeitsbereich eines oder mehrererMinisterien fallen (vgl. Abbildung 4: Organisa-tionen der Technologie- und Innovationspoli-

    tik in Österreich (vereinfachte Darstellung).Das wichtigste Ziel der Reformansätze der

    jüngsten Zeit war, einige in der öffentlichenDiskussion bemängelten und auch durch Eva-luierungen aufgezeigten Defizite der Förde-rungslandschaft in Österreich zu beheben. Ins-besondere auf die vielfach kritisierte Unüber-sichtlichkeit und Zersplitterung der Förder-landschaft wurde bei der Errichtung der Öster-reichischen Forschungsförderungsgesellschaft(FFG) Bedacht genommen. Die FFG ist ein Zu-sammenschluss von FFF, ASA, TIG und BITund hat mit 1. September 2004 ihre Arbeit auf-genommen. Sie übernimmt nunmehr die Ver-antwortung über den Großteil der forschungs-und technologiepolitischen Programme desBMVIT sowie des BMWA, die beide zur HälfteEigentümer der Gesellschaft sind (BGBl. Nr. I73/2004).

    0,0%

    0,5%

    1,0%

    1,5%

    2,0%

    2,5%

    3,0%

    3,5%

    0 5.000 10.000 15.000 20.000 25.000 30.000 35.000 40.000

    BIP pro Kopf in $ Kaufkraftparitäten

    F&E-Q

    uote

    Norwegen

    Japan

    Finnland

    Spanien

    PortugalUngarn

    Polen

    Slowakei

    Türkei

    Tschechische Republik

    EU 25

    Dänemark

    Vereinigtes Königreich

    USADeutschland

    Belgien

    EU 15

    Österreich

    Frankreich

  • 1 Aktuelle Entwicklungen im österreichischen Innovationssystem

    Forschungs- und Technologiebericht

    2005

    17

    Abbildung 4: Organisationen der Technologie- und Innovationspolitik in Österreich (vereinfachte Darstellung)

    1.3 Österreich und der Lissabon-Prozess

    5

    Im März 2000 wurde auf der Tagung in Lissa-bon vom Europäischen Rat ein ambitioniertes

    strategisches Ziel für die Europäische Unionanvisiert: Bis zum Jahr 2010 soll sich „die Uni-on zum wettbewerbsfähigsten und dyna-mischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum

    ARC: Austrian Research CentersASA: Austrian Space AgencyAWS: Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft mbHBIT: Büro für internationale Forschungs- und TechnologiekooperationBMBWK: Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und KulturBMF: Bundesministerium für FinanzenBMVIT: Bundeministerium für Verkehr, Innovation und TechnologieBMWA: Bundesministerium für Wirtschaft und ArbeitCDG: Christian Doppler ForschungsgesellschaftFFF: Forschungsförderungsfonds für die gewerbliche WirtschaftFFG: Österreichische ForschungsfˆrderungsgesellschaftFGG: FinanzierungsganrantiegesellschaftLBG: Ludwig Boltzmann-GesellschaftÖAW: Österreichische Akadamie der WissenschaftenRFT: Rat für Forschung und Technologieentwicklung - nunmehr eine juristische Person öffentlichen Rechts

    (FTFG, BGBl. I 73/2004)TIG: Technologie Impulse Gesellschaft

    Parlament

    Wissenschafts-,Industrie- u. Wirtschaftsausschuss

    Österreichische Bundesregierung

    BMF BMWA BMVIT BMBWK

    Christian DopplerForschungs-gesellschaft

    Forschungs-organisationen:ARC, ArsenalResearch

    Universitäten,Fachhochschulen,wissenschaftl.Anstalten

    Fonds undsonstigeIntermediäre:AWS (ERP,Bürges,FGG,Innovations-agentur FWF

    Andere Forschungs-(und Bildungs-)anstalten:ÖAW, wiss. Vereine,Museen,Bibliotheken, LBGetc.

    ÖsterreichischeForschungsförderungsgesellschaft(FFG - ehemals FFF, ASA, TIGund BIT)

    RFT

    Nationalstiftungfür Forschung,Technologieund Entwicklung

    5 Dieses Kapitel basiert auf Schibany, A. und Gassler, H. (2005) „Zentrale Herausforderungen der Förderung von Forschung und tech-nologischer Entwicklung“, Wien.

  • 1 Aktuelle Entwicklungen im österreichischen Innovationssystem

    18

    Forschungs- und Technologiebericht

    2005

    der Welt“ entwikkelt haben. Einer der Eckpfei-ler zur Umsetzung dieses Zieles wird in derEntwicklung eines Europäischen Forschungs-raumes gesehen. Um den Rückstand in Bezugauf die Höhe der Ausgaben für Forschung undtechnologische Entwicklung (relativ zum BIP)im Vergleich zu anderen OECD-Ländern(hauptsächlich USA und Japan) aufzuholen,wurden schließlich vom Europäischen Rat inBarcelona (März 2002) folgende F&E-relevanteZiele konkretisiert:

    Erhöhung der Ausgaben für F&E (in % desBIP) in der EU auf 3% bis 2010

    Erhöhung des Finanzierungsanteils des pri-vaten Sektors auf 66% der gesamten For-schungs- und Entwicklungsausgaben.

    Ein wichtiger Auslöser dieses Prozesses lag inder (im Vergleich zu den USA) unterdurch-schnittlichen Performance der EuropäischenUnion in Bezug auf wichtige wirtschaftlicheKenngrößen (wie v. a. Wachstum und Beschäf-tigung). Im Folgenden soll daher als Hinter-grund auf diese unterdurchschnittliche Perfor-mance Europas eingegangen werden, die in denvergangenen Jahren nachgerade zu einem Wie-deraufleben der Debatte um eine „Eurosklero-se“ aus den frühen 1980er Jahren geführt hat.

    6

    1.3.1 Zur enttäuschenden wirtschaftlichen Performance Europas

    Wie erwähnt spielten tatsächliche wie auchbloß wahrgenommene Diskrepanzen hinsicht-lich der wirtschaftlichen Dynamik und Perfor-manz der Europäischen Union im Vergleich zuden USA eine wichtige auslösende Rolle imProzess der Definition der Barcelona-Ziele undder davon abgeleiteten Maßnahmen (für eineumfassende Darstellung vgl. Breuss 2005;Schibany und Streicher 2005a). In der Tat zei-gen einige Indikatoren, dass sich diesbezüglichin jüngster Zeit eine Schere zwischen Europaund der USA auftut, nachdem in den vergange-nen Jahrzehnten Europa einen annähernd kon-tinuierlichen (und durchaus beeindruckenden)Aufholprozess gegenüber dem wirtschaftli-chen und technologischen Vorreiter USA vor-weisen konnte. Abbildung 5 verdeutlicht die-sen Aufholprozess, der sich in den 1990er Jah-ren allerdings ins Gegenteil verkehrte. Insbe-sondere an die enorme Wachstumsdynamikder USA in den 1990er Jahren im Zuge des„New Economy-Booms“ (siehe dazu etwaGassler und Rammer 2000) konnte die EU-15nicht auch nur annähernd anschließen (vgl.auch Abbildung 6).

    6 Im Unterschied zur Eurosklerose-Debatte der 1980er Jahre wird nunmehr diese Diskussion v. a. auch auf der Ebene einzelner (großer)Mitgliedsstaaten geführt, insbesondere vor dem Hintergrund der unterdurchschnittlichen Dynamik in Deutschland. Vgl. die Buchti-tel wie z.B. „Der kranke Mann Europas“ (Sinn 2003), „Ist Deutschland noch zu retten?“ im Fall von Deutschland, oder „La France quitombe“ (Baverez 2003) bzw. „Le desarroi Francais“ (Duhamel 2003) im Fall von Frankreich.

  • 1 Aktuelle Entwicklungen im österreichischen Innovationssystem

    Forschungs- und Technologiebericht

    2005

    19

    Abbildung 5: BIP/Kopf-Entwicklung der EU-15 gegenüber USA (USA = 100)

    Quelle: AMECO Datenbank, Schibany und Streicher 2005, tip Berechnungen

    Abbildung 6: Jährliche Wachstumsrate der Produktivität, 1979-2002 (gleitender 5-Jahresdurchschnitt)

    Quelle: AMECO Datenbank, Schibany und Streicher 2005, tip Berechnungen

    Die Differenz im Produktivitätswachstumnimmt kontinuierlich ab, in der zweiten Hälf-te der 1990er Jahre ist bereits ein höheres Pro-duktivitätswachstum in den USA relativ zu

    Europa feststellbar. Dies ist allerdings vor demHintergrund zu sehen, dass seit den 1970er Jah-ren die Arbeitsproduktivität (gemessen am BIPpro geleistete Gesamtarbeitszeit) kontinuier-

    EU 15US

    A =

    10

    0

    60

    62

    64

    66

    68

    70

    72

    74

    76

    78

    80

    19

    60

    19

    65

    19

    70

    19

    75

    19

    80

    19

    85

    19

    90

    19

    95

    20

    00

    %

    reales BIP / gesamte Arbeitsstunden

    0,0

    0,5

    1,0

    1,5

    2,0

    2,5

    3,0

    EU 15USA

    19

    84

    19

    86

    19

    88

    19

    90

    19

    92

    19

    94

    19

    96

    19

    98

    20

    00

    20

    02

  • 1 Aktuelle Entwicklungen im österreichischen Innovationssystem

    20

    Forschungs- und Technologiebericht

    2005

    lich gestiegen ist, womit sich der Rückstandvon 35% im Jahre 1970 auf knapp unter 10%verringert hat. Gleichzeitig ist jedoch das Vo-lumen der gesamten geleisteten Arbeitszeit inEuropa gesunken.

    Seit etlichen Jahren ist eine Diskussion überdie Gründe für das kontinuierliche Sinken desProduktivitätswachstums und das Zurückfal-len hinter die Entwicklung in den USA imGange. Dabei wird vor allem auf das Zusam-menwirken mehrerer Faktoren hingewiesen(siehe dazu Schibany und Streicher 2005a):

    Besonders ausgeprägt ist der Rückstand Eu-ropas beim Produktivitätswachstum imDienstleistungssektor (besonders im Groß-und Einzelhandel);

    Die Rolle der Informations- und Kommuni-kationstechnologien ist differenziert zu be-urteilen: Weniger der IKT produzierendeSektor (welcher einen relativ geringen An-teil am BIP aufweist: 6% in der EU und 7,3%in den USA), als vielmehr in der IKT-An-wendung wird eine wesentliche Ursache fürdie Differenz in der Produktivitätsentwick-lung gesehen;

    Die Potenziale des europäischen Binnen-marktes werden nicht ausreichend genutzt.Vor allem der Wettbewerb steigert die Pro-duktivität auf mehrfache Weise: durch Se-lektion und Ausscheiden von ineffizientenUnternehmen, durch das erfolgreiche Stre-ben der Unternehmen zur Verwendung derbestmöglichen Produktionstechnologienund schließlich durch eine höhere Innovati-onsneigung der Unternehmen;

    Besonders die Reduktion von Barrieren, dieden Markteintritt behindern, sowie die Ver-meidung umfangreicher regulierender Ein-griffe können zu einer Zunahme des Wettbe-werbs und zu einem deutlichen Produktivi-tätsgewinn beitragen. In diesem Zusam-menhang wird vor allem die zögerlicheUmsetzung der Binnenmarktrichtlinien ineinigen Ländern beklagt;

    Vor allem der Dienstleistungssektor hatsich als zentraler Bereich – mit einem Anteilvon ca. 70% am BIP – mit positiver Aus-strahlungswirkung auf andere Sektoren er-wiesen. Hier lassen sich auch deutliche Un-terschiede im Bereich F&E zwischen derUSA und der EU feststellen: während dieF&E-Aufwendungen des Dienstleistungs-sektors in den USA an den gesamten F&E-Aufwendungen der Industrie bereits 34%beträgt (2000), liegt dieser Anteil in der EUnoch bei bescheidenen 13%;

    Im Sachgüterbereich ist hingegen die Diffe-renz der F&E-Intensität zwischen den USAund der EU weniger markant: der gewichte-te Durchschnitt der F&E-Intensität beträgt7,5% in der EU und 8,7% in den USA (fürdas Jahr 1999/2000). Dabei liefern Struktur-effekte sowie eine höhere F&E-Intensitätgleichermaßen eine Erklärung für diese Dif-ferenz.

    1.3.2 Zur Zwischenbewertung des Lissabon-Prozesses

    Vier Jahre nach Initiierung des Lissabon-Pro-zesses hat der Europäische Rat gemeinsam mitder Europäischen Kommission die Durchfüh-rung einer

    Mid-Term-Review

    durch eine

    High-Level-Expert Group

    unter Leitung von WimKok beschlossen. Diese Arbeitsgruppe hat am3. November 2004 ihren Bericht der Europäi-schen Kommission übergegeben. Nur nochfünf Jahre sind es bis 2010, und die Ergebnissedieses Berichts sind nicht gerade ermutigend,wenn z.B. festgehalten wird, dass „... muchneeds to be done in order to prevent Lisbonfrom becoming a synomym for missed objec-tions and failed promises“ (Kok 2004, S. 10).Die enttäuschenden Ergebnisse hinsichtlichder bisherigen Zielerreichung führten letztlichin weiterer Folge zu einer Neuausrichtung undNeudefinition des Lissabon-Prozesses, wobeisich die Europäische Kommission im Wesent-

  • 1 Aktuelle Entwicklungen im österreichischen Innovationssystem

    Forschungs- und Technologiebericht

    2005

    21

    lichen auf einige wenige zentrale Ziele (näm-lich Wachstum und Beschäftigung) konzent-riert und das – ohnehin eher diffuse Ziel inpunkto Wettbewerbsfähigkeit – in den Hinter-grund rückt.

    Der Kok-Report definiert fünf Prioritäten, indenen die EU bzw. die einzelnen Mitglieds-staaten schwerpunktmäßig ansetzen sollten,um dem Ziel der Schaffung eines dynamischenWirtschaftsraumes in Europa näher zu kom-men (Kok 2004, S. 6):

    Wissensgesellschaft: Erhöhung der Attrakti-vität Europas für Wissenschafter/innen.Weitere Forcierung der Nutzung neuer In-formations- und Kommunikationstechnolo-gien.

    Binnenmarkt: Zügige Umsetzung der Bin-nenmarktrichtlinien, insbesondere auch imBereich der Dienstleistungen.

    Wirtschaftsklima: Reduzierung der adminis-trativen Kosten, Verbesserung der Qualitätder Gesetzgebung, Forcierung von Unter-nehmensgründungen, Schaffung eines gene-rell “wirtschaftsfreundlichen” Klimas.

    Arbeitsmarkt: Rasche Umsetzung der Emp-fehlungen der Europäischen Beschäftigungs-Task Force. Entwicklung von Strategienzum Lebenslangen Lernen, Entwicklungvon Partnerschaften für Wachstum und Be-schäftigung.

    Nachhaltigkeit und Umwelt: Forcierungvon Öko-Innovationen, Anstreben einerführenden Rolle der europäischen Industrieim Bereich “clean technologies”, Forcierungvon öko-effizienten Produktionsweisen.

    1.3.3 Trends und Perspektiven in den Mitglieds-staaten – Was wurde bisher erreicht?

    Wie der Kok-Bericht konstatieren musste, gibtdas bislang Erreichte wenig Anlass zu Optimis-mus. Tabelle 1 zeigt mit Hilfe von 15 Indikato-ren eine Zwischenbilanz nach vier Jahren. Diewesentlichen Ergebnisse zu den zentralen Indi-

    katoren bzw. Zielen lassen sich wie folgt zu-sammenfassen:

    Bei den F&E-Ausgaben ist EU-weit gesehennicht einmal eine Bewegung in Richtung desangestrebten Zieles von 3% zu sehen. In fastallen Ländern liegen die F&E-Quoten weitunter diesem (hoch) gesteckten Ziel, und al-ler Voraussicht nach ist ein auch nur annä-herndes Erreichen für die EU als Ganzes imangestrebten Zeitraum unrealistisch. DieZahlen für die einzelnen Länder zeigen dabeiauch die große Heterogenität innerhalb derEU. Schweden und Finnland liegen mit F&E-Quoten von 4,3%, respektive 3,4% bereitsdeutlich über dem Ziel, während manchesüdlichen Länder mit Quoten von unter 1%(wie Griechenland mit 0,7% oder Portugalmit 0,9%) sogar noch weit unter dem – ohne-hin niedrigen – EU-Durchschnitt von 2% desBIP liegen. Tatsächlich befinden sich derzeitnur drei (jeweils kleine) Länder (nämlich Bel-gien, Österreich und Dänemark) auf einemWachstumspfad bezüglich ihrer F&E-Quo-ten, der sie – bei weiterem Halten diesesWachstumspfades – in Richtung Zielerrei-chung im Jahr 2010 bringen kann. Die gro-ßen (und für den EU-Durchschnitt entschei-denden) Länder, v. a. Deutschland, Frank-reich und Großbritannien, liegen nicht nurdeutlich unterhalb des Zieles, sondern zei-gen auch (insbesondere was Deutschland be-trifft) keine Tendenz in Richtung einer nach-haltigen Steigerung ihrer F&E-Quoten. Dieneuen EU-Mitgliedsstaaten sind aufgrundder Transformation ihrer nationalen Innova-tionssysteme ohnehin auf einem gänzlichanderen Entwicklungspfad ihrer F&E-Quo-ten. In diesen Ländern nahmen die relativen(und teilweise auch die absoluten) F&E-Auf-wendungen im Zuge der Transformation zu-nächst einmal dramatisch ab und beginnensich erst allmählich wieder zu erholen.

    Bei den Beschäftigungsquoten liegen die bis-lang erreichten Werte ebenfalls noch unter

  • 1 Aktuelle Entwicklungen im österreichischen Innovationssystem

    22

    Forschungs- und Technologiebericht

    2005

    den angestrebten Zielwerten von 70%. Al-lerdings ist auch hier eine starke Heteroge-nität gegeben. Einige Länder (Dänemark mit75,1%, Niederlande mit 73,5% Schwedenmit 72,9%, Großbritannien mit 71,8%) lie-gen bereits über den Zielwerten (Österreichist mit 69,2% bereits knapp an der Zielmar-ke), während der EU-Durchschnitt sowie ei-ne Reihe von einzelnen Ländern (und hierwiederum auch einige der großen, für denEU-Durchschnitt besonders wichtigen Län-der wie z.B. Deutschland, Frankreich undSpanien) den Zielwert noch recht deutlichverfehlen.

    ● Besonders enttäuschend ist die Situationhinsichtlich des BIP-Wachstums. Durch diegeringe Wachstumsdynamik ist das BIP/

    Kopf der EU-15 auch weiterhin etwa 30%niedriger als das der USA. Die EU-Erweite-rung hat diesen Abstand natürlich noch ein-mal vergrößert (auf 40%). Wiederum gilt,dass große Unterschiede zwischen den EU-Staaten zu beobachten sind. Zehn Länder(Indizes: Luxemburg 194,6; Irland 121,7; Dä-nemark 112,9; Österreich 111,4; die Nieder-lande 109,9; Großbritannien 108,9; Belgien106,6; Schweden 105,6; Frankreich 103,8und Finnland 100,6; EU15 = 100) liegen überdem Durchschnitt der EU-15. Mit Ausnah-me von Luxemburg (das als „Stadtstaat“ ei-nen Sonderfall darstellt) kommt jedoch kei-nes dieser Länder an den BIP/Kopf-Wert derUSA heran.

    Tabelle 1: Strukturindikatoren im Überblick (2003)

    Quelle: European Commission, Kok-Report (2004), Eurostat ; * in %, ** 2002

    AT DE DK FI FR NL SE UK EU-15 USA Ziel 2010

    BIP pro Kopf zu Kaufkraftparitäten 111,4 98,8 112,9 100,6 103,8 109,9 105,6 108,9 100 140,3 -Arbeitsproduktivität pro

    Beschäftigtem zu Kaufkraftparitäten 96,4 94,3 97,8 98,6 113,7 95,2 96,5 101,9 100 121,6 -

    Erwerbstätigenquote* 69,2 65 75,1 67,7 63,2 73,5 72,9 71,8 64,4 71,2 70Erwerbstätigenquote von Frauen* 62,8 59 70,5 65,7 57,2 65,8 71,5 65,3 56 65,7 60Erwerbstätigenquote älterer

    Arbeitnehmer/innen* 30,4 39,5 60,2 49,6 36,8 44,8 68,6 55,5 41,7 59,9 50Bildungsniveau (20-24) * 83,8 72,5 74,4 85,2 80,9 73,3 85,6 78,2 73,8 - -F&E-Ausgaben (in % des BIP) 2,2 2,5 2,5 3,4 2,2 1,9 4,3 1,9 2 2,8 3Unternehmensinvestitionen (% des

    BIP) 20,3 16,3 18,2 15,3 15,9 16,5 12,6 14,6 16,7 - -Preisniveau im Vergleich** 102 104 131 123 100 102 117 108 100 113 -Quote der von Armut Bedrohten* 12 11 10 11 15 11 9 17 15 - -Langzeitarbeitslosenquote** 1,1 4,6 1,1 2,3 3,5 1,0 1,0 1,1 3,3 - -Regionale Verteilung der

    Arbeitslosenquoten 3,1 6 - 6,1 5 2,4 4,3 6 12 - -Treibhausgasemissionen** 108,5 81,1 99,2 106,8 98,1 100,6 96,3 85,1 97,1 113,1 92Energieintensität der

    Volkswirtschaft ** 146 165 123 272 187 202 224 212 191 330 -Verkehrsaufkommen ** 120 102 85 95 96 97 90 86 102 91 -

  • 1 Aktuelle Entwicklungen im österreichischen Innovationssystem

    Forschungs- und Technologiebericht 2005 23

    1.3.4 Österreich im Barcelona-Prozess

    Als einen wesentlichen Beitrag zur Erreichungder Ziele von Lissabon einigte sich der Europä-ische Rat in Barcelona 2002 auf die Erhöhungder F&E-Quote auf 3% des BIP. Die F&E-Aus-gaben sollen dabei zu 2/3 von der Wirtschaftaufgebracht werden. Auch Österreich hat sichzu dieser Erhöhung der F&E-Quote ausdrück-lich bekannt: bis 2010 soll die F&E-Quote auf3% des BIP steigen. Die Bundesregierung hatsich das Zwischenziel gesetzt, 2006 eine F&E-Quote von 2,5% zu erreichen. Anzumerkenist, dass die Erhöhung der F&E-Quote in Öster-reich bereits vor der europaweiten Deklarie-rung dieser Zielmarke ein erklärtes for-schungs- und technologiepolitisches Ziel war.

    Um nun die F&E-Mittel abschätzen zu kön-nen, die notwendig sind, um das 3%-Ziel errei-chen zu können, sind entsprechende Progno-sen des Bruttoinlandproduktes für das Jahr2010 erforderlich. Im gegenständlichen Fallwird ein nominelles Wachstum des BIP biszum Jahr 2010 von jährlich 4% angenommen.Dies ist in etwa der Wert, mit dem die öster-reichische Wirtschaft in den letzten zwei Jahr-zehnten im Jahresdurchschnitt gewachsen ist.Die Heranziehung von nominellen Wachs-tumsraten wurde der besseren Anschaulich-keit halber gewählt. Durch die Hochrechnungdes BIP im Jahr 2010 (BIP*) ergeben sich dieentsprechenden Zielwerte hinsichtlich dernotwendigen F&E-Mittelaufwendungen.

    Eine F&E-Quote von 3% im Jahr 2010 setzt be-trächtliche (und nachhaltige) Wachstumsratender F&E-Aufwendungen voraus. Konkretmüssten die F&E-Ausgaben in den nächstensechs Jahren um durchschnittlich jährlich8,9% wachsen. Somit müsste der in den ver-gangenen Jahren zu beobachtende Wachstum-

    strend der F&E-Ausgaben (zwischen 1998 und2004 lag deren Zunahme in Österreich beidurchschnittlich 7,6% pro Jahr) nochmals ver-stärkt werden.

    Abbildung 7 veranschaulicht die für die Er-reichung des 3%-Ziels notwendige Entwick-lung der F&E-Aufwendungen in Österreich,wobei die tatsächliche Entwicklung in Öster-reich zwischen den Jahren 1998 und 2004ebenfalls dargestellt ist. Deutlich erkennbarist der durchaus beeindruckende Wachstums-pfad der F&E-Aufwendungen Österreichs inden vergangenen Jahren - eine Entwicklung,die in diesem Ausmaß noch Ende der 1990erJahre vielfach für wenig realistisch gehaltenwurde.

    Ein wichtiger Grund für den damaligen Pes-simismus war in den Strukturdefiziten der ös-terreichischen Industrie begründet. In Öster-reich finden sich nämlich vielfach Industrie-sektoren mit allgemein niedriger F&E-Intensi-tät (z.B. Holzverarbeitung, Metallverarbeitungetc.), während einige besonders F&E-intensiveIndustrien (z.B. Hersteller von Luft- undRaumfahrzeugen, Computerindustrie) in Ös-terreich unterrepräsentiert sind. Eine drasti-sche Anhebung der F&E-Quote würde – sowurde damals argumentiert – einen verstärk-ten industriellen Strukturwandel in Richtungdeutlich höherer Anteile von F&E-intensivenWirtschaftszweigen voraussetzen, der in die-ser Kürze und in diesem Ausmaß für wenigwahrscheinlich eingeschätzt wurde. Dass den-noch zum Teil erhebliche Wachstumsratender F&E-Aufwendungen erzielt werden konn-ten (zwischen 1998 und 2004 lagen die jährli-chen Wachstumsraten zwischen einem Mini-mum von 2,4% und einem Maximum von10,6%) zeigt, dass die prinzipielle Bereitschaftund Fähigkeit der österreichischen Wirtschaft,in Forschung und Entwicklung zu investieren,deutlich höher ist als ursprünglich angenom-men.

    F & E 2010 = BIP*2010 . Quote2010 100

  • 1 Aktuelle Entwicklungen im österreichischen Innovationssystem

    24 Forschungs- und Technologiebericht 2005

    Abbildung 7: F&E-Aufwendungen im 3%-Szenario, 1998-2010

    Quelle: Statistik Austria, tip Berechnungen

    Geht man davon aus, dass der nunmehr einge-schlagene Wachstumspfad der F&E-Aufwen-dungen Österreichs beibehalten werden kann,erscheint das Erreichen des 3%-Zieles im Be-reich des Möglichen. Voraussetzung dafür istallerdings eine Verstetigung bzw. weitere Ver-stärkung des zu beobachtenden Wachstums-pfades in den nächsten Jahren. Anzumerkenist, dass eine derartige Verstetigung (bzw. zu-sätzliche Ankurbelung) nur dann möglich seinwird, wenn alle relevanten Finanzierungssek-toren (also insbesondere Bund, Unternehmenund das Ausland) mit den entsprechendenWachstumsraten dazu beitragen. Ein „Ausfall“nur eines dieser Finanzierungssektoren könnteauch unter sonst günstigen Bedingungen nichtdurch ein besonders überdurchschnittliches

    Wachstum eines anderen Finanzierungssek-tors kompensiert werden (Abbildung 8).

    Die absoluten Zahlen, die hinter einerF&E-Quote von 3% stehen, sind beeindru-ckend. Insgesamt beliefe sich das Volumender F&E-Ausgaben Österreichs im Jahr 2010dann auf 8,8 Mrd. €. Unterstellt man Struk-turkonstanz hinsichtlich der Finanzierungs-sektoren, entfielen davon 2,7 Mrd. € auf denBund, 3,9 Mrd. € auf die Unternehmen und 1,8Mrd. € auf das Ausland (worunter v. a. Finan-zierungen von Seiten multinationaler Unter-nehmen zu subsumieren sind). Der Rest ent-fiele mit 511 Mio. € auf die Bundesländer bzw.auf Sonstige Einrichtungen (z.B. Kammern,Sozialversicherungsträger) mit 100 Mio. €(vgl. Abbildung 8).

    0

    0,5

    1

    1,5

    2

    2,5

    3

    1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

    0

    1000

    2000

    3000

    4000

    5000

    6000

    7000

    8000

    9000

    F&E-

    Quo

    te

    F&E

    Ausg

    aben

    in M

    io. E

    uro

    F&E-Ausgaben gesamt F&E-Quote

  • 1 Aktuelle Entwicklungen im österreichischen Innovationssystem

    Forschungs- und Technologiebericht 2005 25

    Abbildung 8: F&E-Aufwendungen nach Finanzierungssektoren bei konstantem Finanzierungsanteil der Sektoren: Vergleich zwischen Ist- und Sollzustand im 3%-Szenario (in Mio. Euro)

    Anm.: Aufgrund seines geringen Finanzierungsbeitrags (2004: 70,5 Mio. €, 2010 hochgerechnet 117,6 Mio. €) wurde der Finanzierungs-sektor „Sonstige“ (umfasst z.B. Sozialversicherungsträger, Kammern, Gemeinden) in der Abbildung nicht ausgewiesen.

    Quelle: Statistik Austria, tip Berechungen

    1.4 Sondermittel für F&E: erfolgte Zahlungen und erste Wirkungsanalysen

    In Hinblick auf den Lissabon-Prozess und dieBarcelona-Ziele wurde im Bundesfinanzgesetz2001 insgesamt 508,7 Mio. € an zusätzlichenMitteln („Sondermittel“) für Forschung undEntwicklung veranschlagt. Dem sog. „Offen-sivprogramm F&E I“ (2001-2003) folgte einzweites, das „Offensivprogramm F&E II“ miteinem Gesamtvolumen von 600 Mio. €. Als Be-ratungsorgan der Bundesregierung hat der Ratfür Forschung und Technologieentwicklung(RFT) die Aufgabe, über die Verwendung dieserSondermittel Empfehlungen auszusprechen.Im Folgenden werden die erfolgten Auszahlun-

    gen des Offensivprogramms I sowie der erstenTranche des Offensivprogramms II auf die da-mit befassten Ministerien dargestellt und eineerste Analyse ihrer Wirkung vorgenommen.

    1.4.1 Verteilung der Sondermittel auf die Ressorts

    Bis 31.12.04 kamen insgesamt über 531,5 Mio.€ der budgetierten Sondermittel aus den Offen-sivprogrammen F&E I und II zur Auszahlung,wovon 241,5 Mio. € auf das BMVIT, 209,3 Mio.€ auf das BMBWK und 80,7 Mio. € auf das BM-WA entfielen. Die jährlichen Auszahlungen,sowie ihre Verteilung auf die einzelnen Res-sorts sind in Abbildung 9 dargestellt.

    2701,6

    510,9

    1797,9

    2701,6

    510,9

    1797,9

    2005 20100

    1000

    2000

    3000

    4000

    5000

    6000

    7000

    8000

    9000

    Bund Bundesländer Unternehmen Ausland

    1741,1

    329,3

    1158,7

    2480,2

    3848,4

  • 1 Aktuelle Entwicklungen im österreichischen Innovationssystem

    26 Forschungs- und Technologiebericht 2005

    Abbildung 9: Ausgezahlte Sondermittel – Stand 31.12.2004

    Quelle: BMVIT, BMBWK, BMWA; tip Berechnung

    Bis einschließlich 2004 sind fast 80% der bisdahin veranschlagten Sondermittel bereitsausbezahlt worden. Die übrigen 20% sinddurch mehrjährige Förderprogramme gebun-den und werden daher erst in den kommen-den Jahren sukzessive ausbezahlt. Für dasBMWA trifft dies insbesondere auf die Kom-petenzzentren Knet und Kind zu, die mehrjäh-rige industrielle Forschungsprogramme för-dern und bei den Ratsempfehlungen mit 58Mio. € bedacht wurden,7 was fast 50% desempfohlenen Sondermittelbudgets für dasBMWA im Zeitraum 2001-2004 ausmacht.Aus dem Zuständigkeitsbereich des BMVITsei beispielhaft die Initiative „IntelligenteVerkehrssysteme und Services“ genannt, mitder die technologische Kompetenz in den zen-tralen Zukunftsfeldern der Verkehrstechnolo-gie erhöht werden soll (empfohlene Sonder-mittel bis einschließlich 2004 von rd. 35 Mio.€) und aus dem des BMBWK das Forschungs-zentrum für molekulare Medizin (CeMM).Das CeMM konnte erst dank der Sondermit-

    tel eingerichtet werden und hat seine For-schungsaktivität mit Ende 2002 aufgenom-men.

    1.4.2 F&E-Regelbudgets versus Sonderbudgets in den Ressorts

    Die relative Bedeutung der Sondermittel ver-hält sich auf Ebene der einzelnen Ministerienumgekehrt proportional zum gesamten F&E-Budget des jeweiligen Ressorts (siehe 1.4.3). InAbbildung 10 wurden die ausgezahlten for-schungswirksamen Ausgaben exklusive Bei-träge an internationale Programme/Institutio-nen (z.B. ESA-Programme) für den Zeitraum1997-2003 in die Komponenten Sondermittelund Regelbudget zerlegt, wobei sich letzteresals Residualgröße ergibt (gesamtes F&E-Budgetabzüglich Sondermittel). Vor 2001 stammendie Sondermittel aus den Technologieoffensi-ven 1997-2001 („Technologiemilliarden“), fürdie eine Summe von 218,02 Mio. € voran-schlagswirksam verrechnet wurde.8

    180,00

    160,00

    140,00

    120,00

    100,00

    80,00

    60,00

    40,00

    20,00

    0,00

    in M

    io €

    (lau

    fend

    e Pr

    eise

    )

    10,98

    37,56

    77,40

    16,20

    63,02

    70,38

    21,19

    37,35

    35,74

    32,37

    71,33

    58,02

    2001 2002 2003 2004

    7 Summe aus Offensivprogramm I und 1. Tranche des Offensivprogramms II

  • 1 Aktuelle Entwicklungen im österreichischen Innovationssystem

    Forschungs- und Technologiebericht 2005 27

    Abbildung 10: Forschungswirksame Ausgaben (ohne Beiträge an internationale Organisationen): BMVIT, BMBWK und BMWA

    Quelle: Bundesfinanzgesetz, Beilage T/Teil b der Jahre 1999-2004, sowie BMVIT, BMBWK, BMWA; tip Berechnung

    In der Gesamtbetrachtung (Abbildung 10)kann festgestellt werden, dass Dank der Son-dermittel die aggregierten forschungswirksa-men Mittel der drei Ressorts in den Jahren2002-2003 auf über 1,3 Mrd. € angehoben wer-den konnten. Im BMBWK tragen die Sonder-mittel maximal sieben Prozent zum gesamtenF&E-Budget bei, während sich die forschungs-wirksamen Mittel des BMWA seit der Übertra-gung der Verantwortlichkeit für die For-schungsförderungsfonds der GewerblichenWirtschaft (FFF) an das BMVIT weitgehend ausSondermitteln zusammensetzt. Zwischen2001 und 2003 beträgt der Anteil der Sonder-mittel an den vom BMVIT für F&E-Program-me in Österreich zur Verfügung gestellten Mit-teln in etwa 35 Prozent (2001, 2002) bzw. 17Prozent (2003).

    1.4.3 Verwendung der Sondermittel in den Ressorts

    BMVIT9

    Die Förderungsprogramme des BMVIT folgendem Ausschreibungsprinzip und legen denSchwerpunkt auf mehrjährige Projekte, sodassCalls und effektive Auszahlung mehreren Jah-ren zuzurechnen sind. Die im Folgenden darge-stellten Auszahlungen bis 2004 beziehen sichdeshalb zum größten Teil auf die Mittel der Of-fensive I. Zudem ist zu beachten, dass die ausder Offensive I mit einem hohen Anteil finan-zierten Basisförderungen der Fonds FFF undFWF im Jahr 2004 aus Mitteln der Nationalstif-tung finanziert wurden.

    Mit der Offensive I hat das BMVIT eine Rei-he neuer Programme (Intelligente Verkehrs-

    8 In geringem Umfang kamen die Technologiemilliarden auch noch nach 2001 zur Auszahlung, hauptsächlich im BMVIT mit 3,1 Mio.€ in 2002 und 2,7 Mio. € in 2003.

    Ausz

    ahlu

    ngen

    in M

    io €

    (lau

    fend

    e Pr

    eise

    )

    1400

    1200

    1000

    800

    600

    400

    200

    0

    RegelbudgetSondermittel

    1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003

    9 Detaillierte Übersicht im Tabellenanhang

  • 1 Aktuelle Entwicklungen im österreichischen Innovationssystem

    28 Forschungs- und Technologiebericht 2005

    systeme, FIT-IT, ASAP etc.) begonnen und imSinne einer raschen Umsetzung in der Techno-logieoffensive I gestartete oder laufende Pro-gramme (Kplus, Basisprogramme der Fonds)unterstützt. Im Jahr 2004 wurden aus Mittelnder Offensive II die in der Offensive I gestarte-ten Programme finanziert sowie neue Schwer-punkte (Förderung von Konzernforschungszen-

    tralen) und neue Modelle der Kooperation zwi-schen Grundlagenforschung und angewandterForschung (Programm „BRIDGE“ in Koopera-tion des FWF mit der FFG/ ehemals FFF) finan-ziert. Abbildung 11 zeigt wie sich die bis Ende2004 erfolgten Zahlungen auf die einzelnenProgramme des BMVIT verteilen.

    Abbildung 11: Erfolgte Sondermittelauszahlungen im BMVIT, Stand 31.12.2004 (insgesamt 236,9 Mio. €)a)

    Quelle: BMVIT; tip Berechnung

    a) Nicht berücksichtigt sind Mittel für Projekte des RFT in Höhe von 4,6 Mio. €, die finanztechnisch über das BMVIT abgewickelt werden.

    BMBWKDie Verwendung der Sondermittel des BMB-WK ist im Tabellenanhang aufgelistet. Diewichtigsten Vorhaben sind (vgl. Abbildung 12):● Ein Drittel (fast 70 Mio. €) der bis 21.12.

    2004 ausgeschütteten Sondermittel werdenfür neue Investitionen in die universitäreInfrastruktur verwendet. Eine aktuelleRFT-Studie weist nach, dass von der (hoch-schul-) wissenschaftlichen Forschungstä-tigkeit ein deutlich stimulierender Effektauf die Forschungstätigkeit des österreichi-schen Unternehmenssektors ausgeht (vgl.

    Falk, Leo et al., 2004). In Hinblick auf denLissabon-Prozess und die Barcelona-Zieleist die Stärkung des universitären Bereichesklar zu begrüßen.

    ● Mit 12,2% folgt das Genomforschungspro-gramm GEN-AU, das mit Mitteln aus demersten Offensivprogramm F&E I initiiertwurde. Der Rat für Forschung und Techno-logieentwicklung hat in seiner Sitzung vom16. November 2004 die Finanzierung derzweiten Phase von GEN-AU empfohlen.Von den bis einschließlich 2004 empfohle-nen Mittelzuweisung in Höhe von 33 Mio. €

    24%

    17%

    16%

    8%

    5%

    5%

    4%

    4%

    4%

    4%

    3%2%

    4%

    FFF

    FWF

    Kplus

    Intelligente Verkehrssysteme u.ServicesNachhaltig Wirtschaften

    FHplus

    Seedfinancing

    FIT-IT

    AplusB

    TAKE OFF

    NANO-Initiative

    Headquarter Strategy

    Andere*

    * Nationales Weltraumprogr. ASAP, REGplus,Bewußtsein für F&E/PUST, FFORTE/femtech,PostDoc (Wissensch.-Innen i.d. Wirtsch.),brain power austria

  • 1 Aktuelle Entwicklungen im österreichischen Innovationssystem

    Forschungs- und Technologiebericht 2005 29

    sind gut drei Viertel bereits erfolgswirksamausgezahlt.

    ● Die Programme der Österreichischen Aka-demie der Wissenschaften (ÖAW) belaufensich auf 11% der bis Ende 2004 seitens desBMBWK vergebenen Sondermittel.

    ● 7% der erfolgswirksamen Ausgaben bis2004 entfielen auf die Forschung im BereichTeilchenphysik (Mitgliedsbeitrag CERN).Die vom Rat empfohlene Summe in Höhevon 13,8 Mio. € war bereits mit Ende des ers-ten Jahres (2001) ausgeschöpft.

    ● Das ebenfalls von der ÖAW geführte Institutfür molekulare Biotechnologie (IMBA) wirdmit 8,7 Mio. € bzw. einem Anteil von 4%unterstützt.

    ● Der Anteil, den weitere wichtige Bereicheder Fördertätigkeit des BMBWK wie die ver-schiedenen Stipendienprogramme an denGesamtausgaben haben, können Abbildung12 entnommen werden.

    Abbildung 12: Erfolgte Sondermittelauszahlungen im BMBWK, Stand 31.12.2004 (insgesamt 209,3 Mio. €)a)

    Quelle: BMBWK; tip Berechnung

    a) Inklusive ressortübergreifende Projekte

    BMWA10

    Die Sondermittel im BMWA kamen zu mehrals der Hälfte den beiden Kompetenzzentren-programmen Knet und Kind zugute. Jeweils 9%der erfolgten Auszahlungen wurden für dieProgrammlinie „Digitale Wirtschaft“ bzw. derChristian Doppler Forschungsgesellschaft

    (CDG) verwendet. Addiert man die ausbezahl-ten 4,8 Mio. € für die Kooperativen Förderiniti-ative KFI und Prokis hinzu, wurden knapp15% der aus dem BMWA vergebenen Sonder-mittel für Kooperationsprogramme zwischenWissenschaft und Wirtschaft verwendet.

    35%

    12%

    11%

    7%

    6%

    4%

    3%

    3%

    2%

    3%

    2%

    12%

    UniversitäteninfrasturkturprogrammGEN-AUProgramme der ÖAWCERN MitgliedsbeitragStipendienprogrammeIMBA (ÖAW)Start/WittgensteinBeitrittskandidatenländer-Koop.Universitäten VorziehprofessurenEU-ZusatzfinanzierungAustrian Academy Corpus (ÖAW)Andere

    10 Detaillierte Übersicht im Tabellenanhang

  • 1 Aktuelle Entwicklungen im österreichischen Innovationssystem

    30 Forschungs- und Technologiebericht 2005

    Abbildung 13: Erfolgte Sondermittelauszahlungen im BMWA, Stand 31.12.2004 (insgesamt 80,7 Mio. €)

    Quelle: BMWA; tip Berechnung

    1.4.4 Wirkungsanalysen der Sondermittel – erste Ergebnisse

    Wie oben bereits erwähnt wurden nennens-werte Teile des ersten Offensivprogramms zurFortführung bestehender Programme verwen-det. Deshalb lassen sich auch die Evaluierungs-ergebnisse dieser Programme für eine erstevorsichtige Schätzung der Wirkung der Sonder-mittel heranziehen, etwa die Ergebnisse der imletzten Jahr durchgeführten Evaluierung derbeiden Fonds FFF und FWF.11 Für den FFF er-rechnen Streicher et al. (2004a), dass jeder Euroan öffentlichen Mitteln zusätzliche privateF&E-Aufwendungen in der Höhe von 40 Centauslöst. Hochgerechnet auf die Sondermittelbedeutet dies, dass durch die besagten 58,14Mio. € die über den FFF an die Wirtschaft aus-geschüttet wurden, deren Ausgaben für For-schung, Entwicklung und Innovation um zu-sätzlich 23,26 Mio. € anstiegen (ansteigen wer-den). Inklusive der Fördermittel wurden (wer-

    den) damit die F&E-Aufwendungen des Unter-nehmenssektors um knapp 81,4 Mio. € ange-hoben. Diese Werte dürften allerdings die Un-tergrenzen für die Effekte von FFF-Förderungen angeben, da für bestimmte Seg-mente (insbesondere für Kleinbetriebe mit we-niger als 10 Mitarbeiterinnen und Mitarbei-tern, für Großbetriebe mit mehr als 250 Mitar-beiterinnen und Mitarbeitern und für erstmali-ge Antragsteller) die Hebelwirkung deutlichstärker ist. Weiters weist M. Falk (2004b) nen-nenswerte Outputadditionalitäten der FFF-Förderung nach: die sog. Förderelastizität derArbeitsproduktivität12 ist statistisch hoch sig-nifikant und liegt in der Größenordung von0,05, wobei neu gegründete Unternehmen mitden höchsten Produktivitätszuwächsen rech-nen können.

    Bei weitem am stärksten wiegen jedoch diesogenannten “Behavioural Additionality Ef-fects” (Falk, Rahel 2004). Bei dieser Additiona-lität geht es um die Frage, ob öffentliche Förde-

    53%

    9%

    9%

    7%

    6%

    5%

    5%

    2% 2%

    1% 1% 0%

    Kompetenzzentren (Kind/Knet)e-business/Digitale WirtschaftCDGInnovationsagentur/AWS (i2, TecNet, Tecma)Impulsprogramm KFI/prokisBiotechnologie, LISATechnologietransfer (protec)Nano- und Mikrotechnologie InitiativeBIT-Ost, MOELResearch StudiosAwarenessIndustrielle Forschungscluster

    11 für den FFF vgl. Falk, M. (2004) zur Output-Additionalität, Streicher et al. (2004a) zur Input-Additionalität und Falk, R. (2004) zurBehavioural Additionality; für den FWF vgl. Streicher et al. (2004b)

    12 Prozentuale Änderung der Arbeitsproduktivität aufgrund einer 1%-igen Erhöhung der Fördersumme

  • 1 Aktuelle Entwicklungen im österreichischen Innovationssystem

    Forschungs- und Technologiebericht 2005 31

    rung innerhalb des Unternehmens dauerhafteÄnderungen ihres Forschungsverhaltens (orga-nisatorische Änderungen, bessere Integrationvon F&E in den Geschäftsablauf …) hervorru-fen. Wesentliche Bedeutung kommt hier derErhöhung der sog. „absorptiven Kapazität“ vonUnternehmen zu, der Fähigkeit, neues Wissenaufzunehmen. Eine höhere absorptive Kapazi-tät schlägt sich etwa in der beschleunigtenDurchführung von geförderten Projekten unddamit einhergehend in schnellerer Verwertbar-keit der Ergebnisse in kommerzieller Hinsicht,in einem größeren Projektumfang, in wissen-schaftlich ambitionierteren Projekten oder ineiner höheren Reichweite des Projektes (durchKooperationen, Aufbau neuer Forschungsnetz-werke oder Ausdehnung der F&E-Tätigkeit aufneue Gebiete) nieder. Der oben zitierten Studiezufolge geben zwischen 60-75 Prozent der FFF-geförderten Unternehmen an, dass Verhal-tensadditionalitäten in der einen oder anderenForm eingetreten sind, wobei abermals derNutzen der Förderung für neue Antragstelleram stärksten ausfällt.

    Dieses Ergebnis ist bedeutend für die Ab-schätzung der Effekte aus den Sondermitteln, daerstens die Bedeutung der Langfrist- gegenüberden Kurzfristeffekten betont wird. Zweitenssind diese Effekte nicht notwendiger Weise ma-terieller Natur und entziehen sich somit dentraditionellen quantifizierbaren Konzepten derInput- und Outputadditionalität. Drittens stim-men sämtliche mikroökonometrischen Evalu-ierungsstudien darin überein, dass der Effekt öf-fentlicher Förderung (ob materiell oder immate-riell) für nicht routinemäßig F&E betreibendeFirmen am höchsten ist. Da sporadische odererstmalig F&E tätigende – inklusive neu ge-gründeter – Firmen besonders stark auf öffentli-che Fördermaßnahmen ansprechen, sind dieSondermittel umso wirksamer, je stärker sieden Kreis potenzieller Nutznießer erweitern. Indiesem Zusammenhang ist es bedeutsam, dassmit Hilfe der Sondermittelprogramme eine sub-

    stantielle Ausweitung auf neu geförderte Pro-grammlinien ermöglicht wurde (beispielsweiseFIT-IT, GEN-AU, ASAP, ARTIST, TAKE OFFund PROKIS).

    1.5 Förderung von Frauen in Forschung und Technologie

    1.5.1 fFORTE Überblick

    fFORTE ist eine interministerielle Initiativezur Förderung von Frauen in Forschung undTechnologie, die vom Rat für Forschung undTechnologieentwicklung (RFT) empfohlenwurde. fFORTE wurde von den MinisterienBMBWK und BMVIT seit 2001 entwickelt, seit2004 nimmt auch das BMWA teil. fFORTE hatdas Ziel, die Chancengleichheit von Frauen inForschung und Technologie zu fördern, wobeivon jedem Ministerium spezifische Aktivitä-ten durchgeführt werden, die entsprechenddem jeweiligen Aufgaben-Portfolio unter-schiedliche Zielgruppen adressieren.

    Während die bereits laufenden Maßnahmendes BMBWK vorrangig das Schul- und Univer-sitätssystem sowie die wissenschaftliche For-schung betreffen (Berufs- und Studienwahl,wissenschaftliche Karrieren von Frauen, fä-cherübergreifende Forschung), adressiertFEMtech-fFORTE die industrielle und auße-runiversitäre Forschung sowie Fachhochschu-len und technologiepolitische Programme desBMVIT. w-fFORTE wendet sich an neue Ziel-gruppen wie (potenzielle) Gründerinnen, Erfin-derinnen und Wiedereinsteigerinnen, also anhoch qualifizierte Frauen, die unabhängig vonAlter und aktueller Beschäftigungssituationunterstützt werden sollen, einen ihrer Qualifi-kation entsprechenden Platz in der Wirtschafteinzunehmen. Die strategische Ausrichtungvon fFORTE wird durch eine interministeriel-le Koordinationsgruppe koordiniert.

  • 1 Aktuelle Entwicklungen im österreichischen Innovationssystem

    32 Forschungs- und Technologiebericht 2005

    Abbildung 14: fFORTE Überblick

    Quelle: tip Darstellung

    1.5.2 Interministerielle Aktivitäten zu Gender Mainstreaming in der FTI-Förderung

    Ende 2003 wurde vom Rat für Forschung undTechnologieentwicklung (RFT) die Einrich-tung einer interministeriellen Arbeitsgruppezum Gender Mainstreaming (GM) in der FTI-Förderung empfohlen. Diese setzt sich aus den

    drei Ministerien und der Geschäftsstelle desRFT zusammen. Sie hat die Funktion, Maß-nahmen für das gendergerechte Gestalten vonFTI-Förderungen zu entwickeln, die bestehen-den Maßnahmen zu optimieren und gemeinsa-me Qualitätsstandards zu sichern, indem Er-fahrungsaustausch und gegenseitige Unter-stützung in der Umsetzung gewährleistet wer-

    fFORTE

    Steuerung: interministerielle Koordinationsgruppe fFORTEBMBWK BMVIT BMWA

    fFORTE-ac FEMtech-fFORTE w-fFORTE2004: 1,87 Mio. €.a

    a. Für 2005 wurden Mittel in der Höhe von 1,8 Mio. €. empfohlen.

    2004: 1,03 Mio. €.b

    b. Für 2005 wurden Mittel in der Höhe von 1,5 Mio. €. empfohlen.

    2004: 150.000 €.c

    c. Die w-fFORTE Mittel des Jahres 2004 sind aus dem Ordinarium. Für 2005 sind für w-fFORTE Mittel in der Höhe von insgesamt 1,2Mio. €. empfohlen worden (800.000 € aus den Offensivmitteln und 400.000 aus dem Ordinarium).

    ● MUT – Mädchen und Technik● FIT – Frauen in die Technik● WIT-Wissenschafterinnen-

    KollegInternettechnologien

    ● ditact_women's IT summerstudies

    ● fFORTE – Coachings● DOC-fFORTE● IMST–Gender im Unterricht● GenderIT-Forschungspro-

    gramm● Internationale Fellowships● Professorinnen x2● Wirkungsforschung

    ● FEMtech-Karriere● FEMtech- Forschungsunter-

    nehmen● FEMtech- Fachhochschulen● FEMtech- Technologie-

    Programme● FEMtech- Netzwerk● FEMtech- Expertinnendaten-

    bank● FEMtech- Grundlagen

    ● Contact Point● Technologieprogramme und –

    initiativen● Laura Bassi Labors● Wiedereinsteigerinnen-Lab● w-fFORTE Experimente ● w-fFORTE Grundlagen und

    Daten

    interministerielle Arbeitsgruppe zum Gender Mainstreaming in der FTE-Förderung

  • 1 Aktuelle Entwicklungen im österreichischen Innovationssystem

    Forschungs- und Technologiebericht 2005 33

    den. Zur konkreten Unterstützung der Program-

    me wird nach einer Empfehlung des Rates(2005) von der Arbeitsgruppe eine „GenderMainstreaming Mappe“ erstellt, die praxisori-entierte Materialien der drei Ministerien füreinen breiten Anwender/innenkreis enthaltenwird. Durch die Verwendung dieser GM-Map-pe für die Umsetzung des GM in den FTI-För-dermaßnahmen soll die Kohärenz der Pro-gramme sichergestellt werden.

    1.5.3 Neue Aktiviäten in fFORTE