Stieg Larsson - Vor der Millennium-Trilogie
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Januar 1962Schweden, der Wald von Bjursele, 170 Kilometer von Umeå und 800 Kilometer nördlich von Stockholm.
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Stig, die List des Fuchses
ist nichts gegen die Stärke und
Hartnäckigkeit des Löwenjungen.
Vielleicht entkommt er? Füchse sind schlau.
Dieser Fuchs hat schon so viel Unheil angerichtet. Wenn ihn niemand tötet,
wird er noch Schlimmeres tun.
Der Fuchs lernt aus unseren Schwächen.
Wirst du ihn töten, Opa Severin?
Jede Jagd endet
mit dem Tod.
Wie traurig.
Ja.Ist er verletzt?
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Der Fuchs ist ein Symbol, nicht wahr, Opa Severin?
Der, den wir jagen,
ist kein Symbol, Stig.
Er ist real.
dir entgeht nichts. Du wirst mal Journalist!
Ja, aber wenn du mit Oma Tekla über Politik sprichst, sagst du
immer, dass man den Füchsen misstrauen muss … Das ist
dann doch aber ein Symbol?
… und dass man sie nicht in den Hühnerstall der Demokratie
lassen darf … Ja, mein Junge, das ist ein Symbol …
Ich denke, der Faschismus ähnelt diesem Fuchs … ein niederträchtiges Tier, das mit Tricks
versucht, an sein Ziel zu kommen.Stig … Ein Faschist lebt auf Kosten
desjenigen, der ihm zuhört. Man darf ihn nie reden lassen!Aber … du sagst immer,
dass die Faschisten Rassisten sind.
Ein Fuchs ist kein Rassist.
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Ist er tot?
Wir müssen alles tun, damit das nie wieder
geschieht.
Ja, die Nacht, in der die Nazis Juden ermordet haben …
… ermordet, genau.
Hab ich dir von der Kristallnacht erzählt?
Pssst!
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Geh ihn holen.
Du darfst kein Mitleid mit dem Schicksal deines Feindes haben.
Los, geh!
Einer weniger!
Feinde … wir werden sieniemals alle töten können.
Was bringt das dann?
Ein Freund hat mal gesagt, dass sich die Pest
niemals ausrotten lässt, dass wir sie aber dennoch bekämpfen müssen.
Hattest du etwas Böses getan?
Man hielt uns für eine Bedrohung für unser
Heimatland.
Nein, Stig.
Ein russischer Mithäftling ...
in einem Lager in Storsien.
Das war 1939.
Wer hat das gesagt?
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Schau, was wir gejagt haben!
Ist das der Fuchs, der Gunnars
Hühner geholt hat?
Oma Tekla! Schau mal!
Dann … will ich das auch werden.
Deiner gefällt mir.
Du musst deinen eigenen Weg gehen,
Stig.
Das bin ich immer noch und bleibe es bis zu
meinem Tod. Damals sah es die Regierung nicht gern, wenn man Anti-
faschist, Gewerkschaftler, Pazifist und Kommunist war.
Bedrohung?
Warst du das alles?
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Ach, Tekla…
Severin, was erzählst du dem Kind nur immer! Ein gemeiner Faschist, der
keinen Schrecken mehr verbreiten wird.
… ich beantworte nur seine Fragen.
Und er ist jetzt
alt genug …
Mit Politik kann man die Dinge
verändern, Oma.
Politik ist was für
Erwachsene.
Ich könnte ihn ausstopfen …
Schafft das dreckige Vieh vom
Tisch!
Kinder gehen sich die Hände waschen
und setzen sich an den Tisch!
Das Essen ist fertig.
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Mein Junge, es ist Zeit, dass du was von der Welt siehst.
Meine Familie ist hier!!Ich will hier bleiben!!
Wir möchten dich auch hier behalten… Aber du musst bei deiner Familie aufwachsen. Mit Joakim, deinem
Bruder …
Den kenn ich nicht mal!
Ja, Stig.
Papa kommt? Er kommt nächste Woche
Deine Eltern suchen eine größere Wohnung in Umeå. Du wirst bald zu ihnen
ziehen können.
Ich will aber hier bleiben!
Iss, mein Junge,
iss nur.
Erland hat geschrieben.
Deine Rentierbuletten sind lecker, Oma.
Danke.
Severin, hast du den Ford Anglia endlich repariert?
Wir müssen nach Norsjö einkaufen fahren …
Ja, Tekla, und Vangers Moped
auch.
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Oma und du, ihr wollt mich nicht mehr.
… wie Papa und Mama.
Ich versteh, dass du wütend bist.
Stig … schläfst du?
Ja.
Du warst ein Jahr alt, und sie hatten nicht genug Geld, um in
Stockholm zu leben …
Sie dachten, dass es dir bei uns besser gehen würde.
Aber wir haben mehr Platz. Deine Eltern haben in einer Einzimmer-
wohnung gewohnt.
Deine Eltern haben dich nicht verlassen, Stig.
Du und Oma, ihr seid auch nicht reich. Das stimmt.
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Ich will nicht in die Stadt.
Hör zu, kleiner Mann, du kannst uns besuchen kommen, wann immer
du willst. Umeå liegt keine zwei Autostunden von hier.
Ich will den Fuchs mit dir jagen, Opa.
Stig, Füchse gibt es überall. Nicht nur im Wald.
Heute laufen sie sogar ohne Scheu
durch die Straßen der Großstädte.
Und ich werd dir ein Geheimnis verraten …
… jemand muss sie aufhalten.