Stilepochen des 20. Jahrhunderts: Die Klassische · PDF fileJahrhundert, bei Malern wie...

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    Arbeitsheft Expressionismus

    Erarbeitet vom Arbeitskreis Kunsterziehung 2010

    Leitung des ArbeitskreisesElisabeth Mehrl, ISB

    Mitglieder des Arbeitskreises:Jens Knaudt, Renate Stieber, Otmar Wagner

    verantwortlich fr den Inhalt: Renate Stieber

    Stilepochen des 20. Jahrhunderts: Die Klassische Moderne

    Expressionismus

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    Arbeitsheft Expressionismus

    Der Expressionismus entsteht in Deutschland in einer schwierigen Umbruchphase.Die Jahrtausendwende war von enormen Fortschritten in Technik, Wissenschaft undWirtschaft geprgt. Das Kaiserreich war auch durch weitreichende und ergiebigeKolonien eine bedeutende Wirtschaftsmacht und Zentrum der Wissenschaften. Nachdem gewonnenen Krieg 1870/71 war Deutschland auch politisch selbstbewusst,national und militaristisch eingestellt. Die Situation verschlechterte sich, viele sahenin einem Krieg die einzige Lsung. Die bedrckende Lage vor, whrend und nachdem Ersten Weltkrieg lste bei vielen Menschen in Deutschland eine innere Kriseaus. Die Begeisterung am technischen Fortschritt verflog. Stattdessen litten viele ander Verlogenheit, dem Chaos und der Sinnlosigkeit des modernen Lebens. Maler wieSchriftsteller hatten zunchst noch den Ersten Weltkrieg als eine erneuernde Kraftherbeigesehnt, welche die berkommene brgerliche Gesellschaft hinwegfegenknnte. Dieses Bild vom Krieg nderte sich bald durch die Schreckenseindrckevieler Knstler, die selbst das Ausma der Vernichtung und des Elends als Soldatenan der Front erleben. Bei der Rckkehr wurden die zahlreichen verstrten und oftverwundeten Kriegsheimkehrer zu Auenseitern in der Gesellschaft, whrend dieneuen Reichen, die am Krieg gut verdient haben, aufstiegen.Die Goldenen Zwanziger brachen an und vertieften die Kluft innerhalb der Gesell-schaft. Eine traditionell und national eingestimmte brgerliche Schicht beherrschtejedoch weiterhin mit alten Wertvorstellungen die Politik im deutschen Kaiserreich.

    Das Programm des Expressionismus ist eigentlich vor allem negativ definiert: nichtbrgerlich, nicht konventionell, nicht an den alten Werten orientiert. Einerbrgerlichen sthetik - die naturalistisch, dabei von den traditionellenSchnheitsidealen bestimmt ist und zum Schnen, Wahren, Guten erziehen will -wird vor allem durch die norddeutsche expressionistische Kunst und die Literatureine sthetik des Hsslichen entgegengesetzt. Das Hssliche, Kranke undWahnsinnige wird zum Gegenstand ihrer Darstellungen.Der Expressionismus befasst sich in der Bildenden Kunst wie in der Literatur jetztsehr stark mit den negativ besetzten Themen Krieg, Angst und Weltuntergang(Apokalypse). Die Grostadt mit ihren vielen interessanten Figuren wird zumBildmotiv, dabei sind es bei den Knstlern der Brcke vor allem die Auenseiter derGesellschaft, die in den Werken dargestellt werden. Die Maler des Blauen Reiterfinden ihre Bildmotive dagegen vor allem in der - vom Menschen unberhrten - Natur.Von allen Knstlern wird diese Natrlichkeit, Unschuld und Unverflschtheit alsneues Ideal empfunden: die Kunst der Urvlker wird zum Vorbild und lst darin dieKunst der Antike ab.Einige Knstler greifen nach dem 1. Weltkrieg ihre Kriegserlebnisse in ihren Bildernauf. Nachdem mit dem Krieg eigentlich die Erwartung auf einen revolutionrenNeubeginn verknpft war, fhrte die Enttuschung ber gleichbleibende Herrschafts-verhltnisse und soziale Ungerechtigkeit nach Kriegsende und die Grausamkeit desKriegsgeschehens selbst zu uerst gesellschaftskritischen Darstellung. Wegendieser Einstellung, aber auch wegen der zunehmenden Verfremdung und Abstraktionwerden die expressionistischen Maler mit Beginn der nationalsozialistischen Herr-schaft als entartet abgelehnt.Die neuen Strmungen werden aber bis zur Machtergreifung der Nationalsozialistenvon Teilen der Gesellschaft durchaus auch wertgeschtzt. Dies zeigt sich u. a. inder Grndung des Bauhauses in Dessau und in der Berufung von modernenKnstlern als Professoren - wie Max Beckmann in Frankfurt oder WassilyKandinsky am Bauhaus in Dessau. In Deutschland entwickeln sich u. a. in Berlinund Mnchen Zentren der Moderne. Dies endet jedoch durch die rigide Kunstpolitikder Nationalsozialisten. Viele Knstler gehen ins Exil, v. a. nach Amerika, so dassnach dem Zweiten Weltkrieg alle modernen Strmungen von dort her kommen.

    Aufgabe:Informiere dich ber die gesellschaftliche Situation der Zeit von 1905 bis1920 und erstelle eine bersicht mit wichtigen Daten und Informationen.

    ZeitgeschichtlicherHintergrund

    Eine neue Einstel-lung ber Kunstund Gesellschaftentsteht.

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    Arbeitsheft Expressionismus

    Expression ist gleichbedeutend mit starkem Ausdruck, Expressionismus kann somitdefiniert werden als Ausdruckskunst mit dem Ziel der Ausdruckssteigerung. Den BegriffExpressionismus gibt es auch in der Literatur, im Theater und in der Musik.

    Eine dem deutschen Expressionismus entsprechende Bewegung sind die Fauves (DieWilden) in Frankreich.

    Die Expressionisten streben nicht nach einer naturgetreuen Wiedergabe der Dinge. Siewollen die Welt nicht in ihrer flchtigen, oberflchlichen Erscheinung einfangen, wie es dieImpressionisten taten. Der Expressionismus wird deshalb auch als Gegenbewegungzum Impressionismus verstanden. Stattdessen versuchen sie beim Betrachter eine emo-tionale Wirkungen hervorzurufen. Es geht den Knstlern darum, das innere Wesen derDinge und Figuren sowie ihr eigenes seelisches Erleben zum Ausdruck zu bringen.

    Die Wurzeln des Expressionismus liegen im spten 19. Jahrhundert, bei Malern wieVincent van Gogh und Paul Gauguin, die in der Malerei bereits nach einer Ausdrucks-steigerung von Form und Farbe gesucht hatten. In der Weiterentwicklung der impressio-nistischen Malerei fanden sie zu intensiven, kontrastreichen Farbtnen und geschlos-sener Form. Dabei wurde die realistische Darstellung zunehmend aufgegeben zugunsteneiner auf das Wesentliche reduzierten Form.

    Ein weiteres Vorbild bildete die Kunst der Naturvlker, deren Werke zu Beginn des20. Jh. durch den wachsenden Kolonialhandel in groer Zahl nach Europa gelangen.Die Expressionisten erkannten in deren Kunstwerken - zum Beispiel in den Maskenund Skulpturen Afrikas und Ozeaniens -, dass nicht die Wiedergabe der Wirklichkeitwichtig ist, sondern die freie und unverflschte Ausdrucksfhigkeit.

    Auch die mittelalterliche Kunst sah man als unabhngig von der Vorgabe durch diesichtbare Welt, v. a. in den plastischen wie malerischen Darstellungen von Dmonen,von Figuren und Tieren. Das Vorbild der ausdrucksstarken Altarbilder von Grnewald(Isenheimer Altar) oder der Kathedralplastik lsst sich in expressionistischen Werkenwiederfinden.

    Schlielich wurden die Bilder von Kindern zum Vorbild, da diese ihre Gefhle spontanzum Ausdruck bringen.

    Grundgedanken

    Vorbilder

    Definition des Stilbegriffs: expression (lat. expressio = Ausdruck), Expressionismus meint eineSteigerung des Ausdrucks durch Kontraste, durch Farbe und Form. Die uere Welt wird nicht sowiedergegeben, wie sie objektiv zu sehen ist, stattdessen spielen die subjektive Empfindung desKnstlers und der gewollte Ausdruck dieser Empfindung eine wichtige Rolle.

    Karl Schmidt-Rottluff,Pommersche Moorlandschaft, 1938

    Max Pechstein,Palau-Triptychon, 1917

    Franz Marc,Der Tiger, 1912

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    Arbeitsheft Expressionismus

    Die Steigerung des Ausdrucks wird durch die Reduzierung der Linien und Flchen aufdas Wesentliche erreicht. Die Formen erscheinen teilweise grob und verzerrt, zum Teilvereinfacht - je nach beabsichtigtem Ausdruck.Eine realistische Wiedergabe von Oberflche bzw. Stofflichkeit, Proportionen und De-tails steht nicht im Vordergrund und wird aufgegeben zu Gunsten des Ausdrucks.

    Die in der Regel spontane, ungestme Malweise lsst keine Details zu. Eine plastischeWirkung der Gegenstnde fehlt, wenn die Farben ohne Modellierung aufgetragen werden.Andere Knstler betonen in vereinfachten Formen gerade die Plastizitt unter Verzichtauf Details. Eine stoffliche Wiedergabe wird dagegen in der Regel aufgegeben, dage-gen ist der Pinselduktus sichtbar und unterstreicht die Form bzw. den Ausdruck.

    Die Farbe ist das wichtigste Ausdrucksmittel der Expressionisten. Farben werden oft gro-flchig in ungebrochenen Farbtnen aufgetragen. Dabei wird auf die Lokal- oder Erscheinungs-farbe fast vollstndig verzichtet, im Mittelpunkt steht die Ausdrucksfarbe, wobei auch dieFarbsymbolik eine Rolle spielen kann bzw. eine eigene Symbolsprache entwickelt wird(s. Franz Marc). Die Intensitt der Farben wird durch starke Kontraste (Hell-Dunkel,Komplementrkontrast, Warm-Kalt, Leuchtend-Matt) gesteigert.

    Die Knstler verwenden die traditionellen Mittel zum Ausdruck von Ruhe und Dynamik.

    Perspektivische Mittel werden zum Beispiel genutzt, um besonders enge, ineinander-geschobene Rume mit entsprechend beengter Wirkung darzustellen. Zum groen Teilwird auf eine wirklichkeitsgetreue Raumdarstellung vllig verzichtet.

    Die typischen Gestaltungsmittel

    Form

    Malweise

    Farbe

    Komposition

    Raum

    Aufgabe:Das vorliegendde Bildbeispiel zeigt Das blaue Pferd von Franz Marc.Wende die allgemeinen Gestaltungsmerkmale auf dieses Gemlde an.

    Franz Marc,Blaues Pferd,

    1911

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    Arbeitsheft Expressionismus

    1905 grnden in Dresden einige junge Architektur-studenten - Ernst Ludwig Kirchner, Karl Schmidt-Rottluff, Erich Heckel und Fritz Bleyl - die Knstler-vereinigung Die Brcke. Spter schliet sich OttoPechstein an, fr kurze Zeit gehrt auch Emil Noldezur Gruppe. Die Knstler arbeiten zunchst engzusammen und entwickeln einen unverwechselbarenBrcke-Stil; sie diskutieren ausfhrlich ihre Grundge-danken und Ziele, teilen sich Atelier und Modelle. AlsFinanzierung ihrer Arbeit grnden sie eine Frder-gruppe von passiven Mitgliedern, die als Jahresgabeeine Mappe mit Grafiken der Brcke-Knstler erhiel-ten. 1911 siedelt die Gruppe nach Berlin um, lst sichdo