Streifband 15

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AUSGABE 15 | 2010 | KOSTENFREI FSC Digitalisierung Google-Settlement Veredlung von Printprodukten Säurefraß E-Reader-Produktion Streifband 15 Zeitschrift für Auszubildende in Verlag und Buchhandel Projekt des Studiengangs Buch- und Medienproduktion der HTWK Leipzig

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Ausgabe 15 des Projektes Streifband des Studiengangs Buch- und Medienproduktion (vormals Verlagsherstellung) der Fakultät Medien der HTWK Leipzig

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AUSGABE 15 | 2010 | KOSTENFREI

FSC

Digitalisierung

Google-Settlement

Veredlung von Printprodukten

Säurefraß

E-Reader-Produktion

Streifband 15Zeitschrift für Auszubildende in Verlag und Buchhandel

Projekt des Studiengangs Buch- und Medienproduktion der HTWK Leipzig

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Der Inhalt dieses Heftes wurde auf Galaxi Keramik > 100 g/qm gedruckt.

Sie haben die Wahl.

Wir haben die Auswahl.

Entdecken Sie die einzigartige Papier-Vielfalt der Papier Union. Denn neben

unserem umfangreichen Sortiment bieten wir auch jede Menge Service rund

ums Papier. Alles vom Musterservice über Beratung, Logistik, Packaging und

Druckzubehör bis hin zum Factoring. Mit der Papier Union hat Papier eben

besonders viele Seiten.

133344Papier U_Streif210x297 1 27.01.2009 18:52:13 Uhr

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Editorial  1

Viele Themen bewegen derzeit die Medienbranche – fast alles steht auf dem Prüfstand und unterliegt dem ständigen Wechsel. So war für uns die Festlegung auf ein interessantes und abwechslungsreiches Leit-thema schwer.4Doch auch wenn sich Verlage, Medienunternehmen

und Berufe derzeit neu definieren, bleibt die Kernkompetenz doch die gleiche, nämlich die Vermittlung von Inhalten an den Konsumenten. Dabei ist Papier, als immer noch meist verwendetes Trägermedium der Informationen, eines der verbindenden Elemente. Mit dieser 15. Ausgabe wollen wir euch deshalb einen Einblick rund um die aktuellen Entwicklungen zum Thema Papier bieten.4Neue Wege und Herausforderungen müssen durch Hersteller von Papier und Büchern gemeistert werden. Wie sich das auf die Rohstoffe auswirkt, zeigen die Beiträge zu den Themen FSC und Ressourcenorientierung in der Papier- und Buchpro-duktion. Natürlich werden dabei auch das elektronische Papier und das elek-tronische Buch in der Reihe unserer Beiträge berücksichtigt.4Wie kann Papier sinnvoll veredelt werden, um neue, schöne und preiswerte Produkte zu schaffen? Wie können dagegen alte Bestände in ihrem Zerfall aufgehalten werden? Mit diesen zwei Fragen beschäftigen wir uns ebenfalls in dieser Ausgabe. Span-nende Berichte über die Digitalisierung von Büchern, das Google Settlement und das Urheberrecht vermitteln euch neue Einblicke und Erkenntnisse.4Wie gewohnt gewähren wir auch in diesem Jahr Einblicke in das Berufsleben. Mit einem Interview der Gründer genehmigt sich Streifband einen Blick in die eigene Vergangenheit.4Wir freuen uns, euch die neue Ausgabe der Streifband prä-sentieren zu dürfen und wünschen euch viel Spaß beim Lesen. Euer Streifband-Team 15.;

»PaPier verbindet«

Kümmert sich um die inneren Werte:

Denise Sterr | Seinem Charme kann keine

Anzeigenkundin widerstehen: Konrad

Eberlein | Dealt mit frankierter Ware:

Stefanie Kuhn | Bringt den Text zum

Fließen: Petra Jummel | Schafft den Roh-

stoff heran: Katahrina Kunz (v.l.n.r.)

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Page 5: Streifband 15

Inhalt  3

bildung

einblicke

unterhaltung

in eigener Sache

Was War das Nochmal? das lexikoN

das rätsel

Frisch auF deN tisch

Wer, WaNN, WohiN?

Was du schoN immer über PaPier WisseN Wolltest

Fsc im drucksektor: eiNe grüNe strategie mit ZukuNFt Erika Müller

ressourceNschoNeNde ProduktioN – eiN thema Für Verlage? christina Wollesky

siNN uNd siNNlichkeit coNtra lack uNd leder Frauke hille

das urheberrecht im digitaleN Zeitalter Frank van Look

digitalisieruNg: eiN lagebericht ralf stockmann

e-reader-ProduktioN im silicoN saxoNy rachel lichten

google, doN't be eVil christian sprang

eiN blick iN die Praxis Nicole richter | Nadine engel | Fabian burghard | antje von stemm

die WirkuNg VoN säure im PaPier–Was kaNN maN tuN? Peter Zitzmann

Wie alles begaNN Tatjana Kühnel | Frank Schormüller

imPressum / daNksaguNg

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4 Bildung

FSc im druckSektor: eine grüne Strategie mit ZukunFt

Papier ist ein zunehmend begehrter Rohstoff. Über ein Drittel aller Wirtschaftswälder weltweit werden für die Produktion von Zellstoff und Pa-pier genutzt. In Zeiten des Klimawandels und der

Ressourcenverknappung wird es somit umso wichtiger, sich über eine soziale, ökonomisch und ökologisch verträgliche Rohstoffproduktion Gedanken zu machen. Eine verantwor-tungsvolle Nutzung ist entscheidend für den langfristigen Erhalt der Wälder und ihrer Funktion als Lebensraum, Ressourcenquelle und globales Puffersystem.4Der Forest Stewardship Council (FSC) gewährleistet diesen Dreiklang der Nachhaltigkeit durch festgelegte Bewirtschaftungs-kriterien im Wald sowie durch eine geschlossene Produkt-

kette im weiterverarbeitenden Sektor. FSC – Dem Wald zuliebe Besonders der Wald liegt dem FSC, welcher als inter national gemeinnützige Organisation agiert, am Her-zen. Deswegen setzt er sich weltweit für dessen nachhal-tige Bewirtschaftung ein. FSC verhindert Raubbau, schützt seltene Arten und beugt Menschenrechtsverletzungen vor – das gilt, egal ob das Holz aus tropischen oder hei-mischen Wäldern stammt.4Grundlage des FSC ist die Zertifi zierung von Wäldern nach weltweit einheitlichen Kri-terien, die die Basis für die Arbeit der Förster bilden. Dabei dient die Natur als Leitbild zur Bewirtschaftung. Kriterien sind unter anderem ökologisch angepasste Waldbauver-fahren, der Erhalt naturnaher Wälder, keine Umwandlung

1

unsere Welt wird digitaler. informationen und Nachrichten werden zunehmend auf

elektronischen medien transportiert und gespeichert. so sind e-mails, online-Zei-

tungen und e-books zu festen bestandteilen des alltags geworden. trotzdem steigt der

weltweite Papierverbrauch nach wie vor an. Jeder bundesbürger verbraucht pro Jahr

250 kg Papier.

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Bildung  5

von Wald in Plantagen, ein Verbot gentechnisch veränderter Pflanzen, die Ver-meidung von chemischen Bekämpfungsmitteln und Verbot gefährlicher Pesti-zide, der Schutz seltener und bedrohter Tiere und Pflanzen, die Ausweisung von Schutzgebieten, eine standortgerechte Baumartenwahl sowie die Achtung der Rechte indigener Völker.4Jährliche Kontrollen aller zertifizierten Betriebe so-wohl im Wald als auch in den nachgelagerten Industrien, sorgen für ein höchstes Maß an Glaubwürdigkeit und Transparenz. Deswegen wird der FSC als einziges Waldzertifizierungssystem sowohl von Umwelt- und Sozialverbänden als auch von der Forst- und Holzindustrie unterstützt.4Mittlerweile ist der FSC welt-weit führend. Über 117 Millionen Hektar Wald (Stand: Dezember 2009) in 82 ver-schiedenen Ländern sind nach den Prinzipien und Regeln des FSC zertifiziert. Zertifizierte Produkte sind im Handel am bekannten Logo zu erkennen. Die FSC Arbeitsgruppe Deutschland e.V. setzt die Arbeit der international tätigen Orga-nisation auf nationaler Ebene um. In den hiesigen Wäldern steht der FSC unter anderem für eine Waldwirtschaft ohne Kahlschläge, für die Mehrung natür-licher Mischwälder, für den Schutz seltener Arten und Ökosysteme und für faire Entlohnung.4Dass Nachhaltigkeit verknüpft mit der Nutzung von Papier im Un-ternehmensbereich keine Eintagsfliege ist, zeigt die zunehmende Verwendung von Recycling- oder FSC-zertifizierten Papieren bei der Unter-nehmenskommunikation und im Printsektor. Der Anteil von FSC Zellstoff auf dem Weltmarkt beträgt in etwa 4,7 Millionen Tonnen, was einem Anteil von 9% am globalen Gesamtangebot an Zellstoff entspricht.4Einer der Vor reiter im Bereich grüner Printmedien ist die Otto Group. Das Unternehmen setzt konsequent auf den Einsatz von FSC-Papieren. So werden Spezial-kataloge, Rechnungspapiere, Briefum schläge, Mitarbeiterzeitungen und Geschäftsberichte nur noch auf Papier gedruckt, welches nach den Kriterien des FSC hergestellt wurde. OTTO ist seit 2007 zertifiziert, Schwab und Baur folgten 2008. Insgesamt hat die Otto Group seit August 2007 das FSC-Logo rund 180 Millionen Mal auf seinen Druckerzeugnissen abgedruckt.4Auch andere große Unternehmen wie VW, die Deutsche Bahn und die Deutsche Post setzen auf FSC-Papier in Form von Produkten, Geschäftsbriefen, Nachhaltigkeitsberichten. Auf dem Buchmarkt ist das FSC-Logo mittlerweile nicht mehr wegzudenken. Die Verlagsgruppe Random House hat beinahe ihre gesamte Produktion auf FSC-Papier umge-stellt. Jährlich erscheinen etwa 50 Millionen Bücher dieser Gruppe auf FSC-Pa-pier. Auch der Fachverband der Medienproduktioner (f:mp) unterstützt den FSC. Unternehmensnutzen durch FSC-Zertifizierung Der Nutzen für Druckereien und andere papierverarbeitende Betriebe ist sehr vielfältig. Am Markt kann eine Zertifi zierung zur Bindung bestehender Kunden und zum Gewinn neuer Kun-den führen. Es lassen sich neue Märkte erschließen, was wiederum zur Stei-gerung des Marktanteils führt. Zudem lassen sich durchaus auch Mehrpreise für einzelne Produkte erzielen.4Ein Unternehmen kann mit gutem Gewissen konfliktfreie Produkte vermarkten und somit nicht nur sich selbst gegen Risiken absichern, sondern auch seine Kunden. Immer mehr Unternehmen entdecken FSC zudem als ein Mittel für Ihre CSR-Strategie (Corporate Social Responsibi-lity), denn der FSC steht für ein positives Image und Wirtschaftsethik.4Eine Zertifizierung verlangt genaue Dokumentation und beinhaltet jährlich wieder-kehrende Kontrollen durch unabhängige Dritte. Für viele Unternehmen ist dies ein Ansporn, ihre Betriebsabläufe zu überprüfen und zu verbessern.;

»dem FSc geht es in erster linie um die ver-

besserung der Waldbewirtschaftung weltweit,

um einen dialog mit allen interessierten

Partnern, um die entwicklung von weltweiten

bewirtschaftungsstandards für gute Wald-

wirtschaft, die bereitstellung eines weltweit

einheitlichen Zertifizierungssystems und des

FSc-Warenzeichens sowie um die Förderung von

vermarktungsmechanismen für entsprechend

erzeugte Waldprodukte.«

1 FSC-zertifizierte Bücher erobern zu-

nehmend den Buchmarkt

AUTOR Erika Müller studierte Forstwirt-

schaft in Göttingen und Eberswalde. Seit

2007 arbeitet sie für die FSC Arbeitsgruppe

Deutschland e.V. und ist dort verantwortlich

für Öffentlichkeitsarbeit und Projektbearbei-

tung BILD Elmar Seizinger

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6 Bildung

Insgesamt rund 960 Millionen Bücher und ähnliche Druckerzeugnisse werden jährlich allein von deut-schen Buchverlagen veröffentlicht.1 Die Papierin-dustrie produziert jährlich rund 3.000 verschiedene

Papiersorten, d.h. 22,8 Mio. Tonnen.24Pro Jahr werden rund 200.000 Tonnen Druckfarbe für den Offset- und Tief-druck eingesetzt.34Die traditionellen Produktionen der Verlagsbranche und grafischen Industrie verbrauchen dazu enorme Mengen an Energie, Wasser und Luft sowie diverse Rohstoffe, z.B. zur Papier- und Farbherstellung. Dabei entstehen umweltbelastende Abfälle, Abwasser und Emissionen. Das gedruckte Medium belastet die Ökobi-lanz außerdem durch das resultierende Abfallvolumen und die Aufwendungen für den Recyclingprozess.4Globa-lisierung und Wirtschaftswachstum erhöhen zusätzlich die Nachfrage und damit auch den Einsatz von Ressour-cen und Rohstoffen sowie das Entstehen umweltschäd-licher Nebenprodukte. Der Rohstoff Holz wird knapp Für die Papierherstellung ist Holz der wichtigste Grundstoff, aber das Nachwachsen des Rohstoffs ist bedroht. Jährlich verschwinden 15 Mio. Hektar Wald, d.h. alle zwei Sekunden ein Fußballfeld.4 Bereits 20% des weltweit geschlagenen Holzes werden zu Zellstoff für die Papierherstellung ver-arbeitet, allein in Deutschland sind das jährlich 50 Mio. Kubikmeter.54Die Verlagsbranche sieht sich bisher weit-gehend auf das »Basismaterial« Papier als physische Grundlage ihrer Publikationen angewiesen und gerät somit aufgrund der am Klimawandel beteiligten Waldvernichtung unter Druck. Die Papierherkunft rückt auch immer mehr in das Zentrum des Leserinteresses.4Setzt der Verleger FSC-Papiere ein, ist das Engagement dann ausreichend, um etwas gegen die Umweltbedrohung durch das Verlagspro-dukt zu tun? Könnte nicht noch mehr Recyclingpapier ein-gesetzt werden? Oder verliert Recyclingpapier das Rennen gegen seinen Konkurrenten FSC-Papier wegen der optisch »reineren Weste«?4Einflussmöglichkeiten des Verlegers

umweltschonender zu produzieren, bestehen im traditio-nellen Prozess hauptsächlich in der Wahl der Materialien (Produktgestaltung) und der Vertragspartner (Prozessge-staltung).4Theoretisch betrachtet ist die Verlagsbranche aber nicht ausschließlich von der Nutzung von Papier, also dem Rohstoff Holz abhängig. Im zentralen Interesse des Verlegers steht der Rohstoff geistiges Gut, welcher nicht von Knappheit bedroht ist und kein ökologisches Risiko darstellt. Dieser könnte auch in anderen Formen publiziert werden. Also entsteht die Gefahr verlegerischen Arbeitens erst im Produktionsprozess, wenn das Werk seine Produkt-form erhält.4Der Umstieg auf elektronische Medien wie E-Book und E-Paper kann eine Alternative zum Printpro-

reSSourcenSchonende Produktion — ein thema Für verlage?geht vom gedruckten Verlagsprodukt beziehungsweise dessen entstehung eine um-

weltbedrohung aus? kann ressourcenorientierter publiziert werden – oder muss es das

sogar? Welche alternativen gibt es?

20 200

40

6080

100 120140

160

1803 9 M i o,

Denkanstoß am Beispiel Kanada6

29.640 Bäume Waldfläche so groß wie 95 Fußballfelder

47.007.044 Liter Wasser Volumen von 31 olympischen Schwimmbecken

633.557 kg feste Abfallstoffe Masse155 durchschnittlicher weiblicher Elefanten

20.248 Kilowattstunden Elektrizität 195 Jahre Strom für einen nordamerikanischen Haushalt

1.215.443 kg Treibhausgase 3,9 Mio. gefahrene Auto-Kilometer

Einsparungen durch den Druck des 5. Harry Potter-Bandes auf 100% Recyclingpapier

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Bildung  7

dukt bieten.4Diese können die Minimierung der Umweltbelastungen durch unterschiedliche Aspekte vorantreiben: Die Lesegeräte können jahrelang wie-derbenutzt werden, d.h. das Abfallvolumen und der Energieverbrauch bei der Herstellung und Entsorgung können deutlich reduziert werden. Ebenso können Produktions- und Logistikprozesse stark reduziert werden.4Der Energiever-brauch beim Datentransfer schlägt mit weitaus weniger Mengen zu Buche als beim Produktionsprozess zum Beispiel einer Zeitung – vorausgesetzt, er erfolgt über das digitale Radio- und Fernsehnetz DAB bzw. DVB-T (beim Einsatz von UMTS ist der Energieverbrauch sehr hoch). Zu guter Letzt ist auch die Umwelt-belastung durch Emissionen und Abfälle im Vergleich wesentlich geringer zu bewerten.4Grundsätzlich ist aber festzuhalten, dass Online-Medien nur dann ökologisch positiv gegenüber Printmedien zu bewerten sind, wenn sie gezielt und selektiv genutzt werden, d. h. kein zielloses Herumsurfen stattfindet und Online-Informationen nicht ausgedruckt werden.7 Ein insgesamt bedeutsamer Punkt ist, dass die Konzeption des Endgerätes und des Datenversandes die bestmögliche Umweltverträglichkeit erreichen muss.4Die Verantwortung des Verlegers, den Ressourcen- und Rohstoffschwund einzudämmen, umfasst mehr Ressorts als in anderen Branchen. Zusätzlich zum herkömmlichen Ressourcenverbrauch im Verlagsgeschäft und den Prozessen des grafischen Gewerbes werden Papiere eingesetzt, Druckfarben und Lacke verdruckt, genauso wie Packmaterialien und besondere Veredelungen, wie Stanzen oder Prägen Anwendung finden.4Der Verleger als Auftraggeber der grafischen Industrie ist gefragt, in Eigenregie und -initiative seinen Materialeinsatz und die Verarbeitungsformen zu überdenken und an die Bedürfnisse von Umwelt und Gesellschaft anzupassen.;

Prozessabschnitt Teilprozess Umweltbelastung Einsparungspotential

Gewinnung der Füllstoffe (Kaolin und Kalkstein)

Vegetationsstörung durch Abbau, hoher Wasser- und Energieverbrauch

keine

Einsatz OptischerAufheller

Umweltgifte keine

Primärfaser-her stellung

Holzstoff Hoher Wasser- und Energiever-brauch, Geruchsbelästigung durch Emissionen, Abfälle, Lärm

keine Alternative durch Herstellung aus Sekundär-fasern

Zellstoff Abwasserbelastung durch Bleichen, hoher Wasser- und Energiever-brauch, Geruchsbelästigung durch Emissionen, Abfälle (z. T. recycelbar, z. T. auf Deponien zu lagern), Lärm

keine Alternative durch Herstellung aus Sekundär-fasern

Sekundärfaser-herstellung

Recyclingfaser Wasser- und Energieverbrauch, Ge-ruchsbelästigung durch Emissionen, Abfälle, Lärm

keine

1 Ressourcenschonung – ein Potential

des Verlegers? Die Tabelle listet allein die

von der Papierherstellung ausgehenden

Umweltbelastungen und mögliche Ein-

sparungspotentiale auf.

AUTOR Christina Wollesky, Dipl.-Ing. für

Verlagsherstellung schrieb ihre Diplomar-

beit zum Thema »Demarketing im Verlag«

2006 an der HTWK Leipzig GRAFIK Stefanie

Kuhn LITERATUR 1www.boersenverein.de | 2www.vdp-online.de | 3Ullmann, Bundesver-

band Druck und Medien, Abteilung Statistik | 4http://gruppen.greenpeace.de/aachen/recy-

clingpapier.html | 5www.Ich-habs-papiert.de | 6http://www.greenpeace.de/themen/waelder/

autoren_verlage_fuer_urwaelder/artikel/

autoreninitiative | 7Studie »Vergleich der

Umweltbelastungen bei Benutzung elektroni-

scher und gedruckter Medien« – 2001 durch-

geführt durch die Eidgenössische Material-

prüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA)

1

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8 In eigener Sache

Wie alleS begann

Zum Anlass des 15-jährigen Bestehens von Streifband, warfen wir einen Blick zurück in die Vergangenheit und plauderten mit den beiden Grün-dern. Frank und Tatjana, ihr habt 1995 Streifband gegründet, wie kam die Idee zustande und wie genau gestaltete sich die Durchführung?

Wir haben von 1993 bis 1997 Verlagsherstellung an der HTWK Leipzig studiert. Dort gab es im fünften Semester die Möglichkeit, eigene Ideen für Verlagspro-dukte in die Tat umzusetzen. Wir haben in mehreren Teams Konzeptionen er-arbeitet, die erfolgversprechendsten wurden anschließend auch realisiert.4Da wir beide vor dem Studium eine kaufmännische Ausbildung in einem Verlag ab-solviert haben und mit der dazugehörenden Literatur vertraut waren, war es für uns naheliegend, eine Ausbildungszeitschrift für Verlagskaufleute zu konzipie-ren – eine Marktlücke nach unseren umfangreichen Recherchen, da es für diesen Ausbildungsberuf nur ein einziges Standardfachbuch gab.4Die Durchführung, sprich Autorenakquise, Anzeigenverkauf, Vertrieb, Layout / Satz, Öffentlichkeits-arbeit und die gesamte Terminkoordination, erforderte viel Zeit und bescherte uns jede Menge neuer Einsichten, Erfahrungen und Kontakte. Am schwierigsten gestaltete sich der Vertrieb, da wir erst relativ spät eine zündende Idee für eine kostengünstige, einfache und effektive Lösung hatten.4Die Autorenakquise, die wir zunächst als größtes Problem ansahen, erwies sich überraschend als weni-ger anstrengend. Die Fachleute aus der Praxis, die wir ansprachen, um für uns als Autoren tätig zu werden, konnten wir schnell von unserem Konzept überzeu-gen. Viele Abende und Wochenenden mussten wir dennoch opfern, um das Heft zu zweit auf die Beine zu stellen.4Die durchweg positive Resonanz auf die erste Ausgabe, die wir auf der Leipziger Buchmesse im Frühjahr 1996 präsentierten, hat uns dann aber doch überrascht und dazu veranlasst, parallel zu unserem Praxis semester, an der zweiten Ausgabe zu arbeiten, die zur Frankfurter Buch-messe im Herbst 1996 erschienen ist. Wie steht ihr zu Projektarbeiten während des Studiums? Für die meisten Studenten stellen solche Projekte eine will-kommene Abwechslung zu ihrem – an Fachhochschulen eh schon sehr praxis-orientierten – Studienalltag dar. Dabei geht es in erster Linie darum, Theorie und Praxis zu verbinden, praktische Erfahrungen zu sammeln, in Teams zusammen zu arbeiten und die eigenen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.4Darüber hi-naus haben die Studierenden wie auch bei Praktika und Ferienjobs Gelegenheit, mit potentiellen Arbeitgebern ins Gespräch zu kommen und auf sich aufmerksam zu machen. Man spart sich also im Idealfall die gefürchtete Bewerbungsorgie – was bei uns glücklicherweise auch geklappt hat.4Projektarbeiten können – ein Beispiel findet sich auch in unserem Studienjahrgang wieder – den Sprung in die Selbstständigkeit bedeuten. Wie hat sich euer Weg vom Studium bis zum heu-tigen Beruf gestaltet? Frank: Nach dem Studium habe ich in Bonn und Köln zu-erst in einem Fachverlag als Produktmanager und Werbemittelproduktioner und später in einer Agentur für Corporate Publishing gearbeitet. Heute bin ich Leiter der Abteilung Medienmanagement / Medienproduktion bei Vogel Business Media in Würzburg.4Tatjana: Ich habe meinen ersten Arbeitgeber durch Streifband gefunden und mehrere Jahre als Profitcenterverantwortliche in einem Fach-

1

1 Frank Schormüller | 2 Tatjana Kühnel

es wird ein streifband! Von der idee bis zur ersten ausgabe – eine neue Zeitschrift für

auszubildende in Verlag und buchhandel wird ins leben gerufen.

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In eigener Sache  9

verlag für Existenzgründung gearbeitet. Danach war ich in einem juristischen Fachverlag im Marketing tätig. Nach der Geburt meiner beiden Söhne und einem Wohnort wechsel bin ich nun gerade dabei, mich beruflich neu zu orien tieren. Was möchtet ihr den zukünftigen Berufseinsteigern in die Verlagsbranche mit auf den Weg geben? Frank: Die Ver-lagsbranche befindet sich in einem Veränderungsprozess großen Ausmaßes, das Mediennutzungsverhalten hat sich drastisch verändert. Etablierte Printgeschäfte fliegen den Verlagen um die Ohren, Einstiege in die digitalen Geschäfts-modelle sind mit hohen Investitionen verbunden, die Erlöse entwickeln sich nicht wie erhofft.4Das Publizieren steht unter dem Einfluss der Entwicklung neuer Technologien, damit müssen sich die heutigen Berufseinsteiger einem hohen Anforderungsprofil stellen und immer wieder neues Wissen aneignen.4Tatjana: Und es ist wichtig, herauszu-finden, welche Talente und Fähigkeiten man tatsächlich hat und wie und wo man sie am besten einsetzen kann. Das stellt für einen selber manchmal eine enorme Schwierig-keit dar. Deshalb ist es gut, gerade im Studium viel auszu-probieren, seien es nun Praktika, Ferienjobs, Exkursionen oder Projektarbeiten.;

aNZeige

2

INTERVIEW mit Tatjana Kühnel und Frank Schormüller, beide Absol-

venten des Studiengangs Verlagsherstellung, gründeten Streifband

im Jahr 1995

Page 12: Streifband 15

10 Einblicke

digitaliSierung: ein lageberichtein gutteil moderner For-

schung findet – je nach

Wissenschaftsdisziplinen

unterschiedlich stark

ausgeprägt – nicht mehr

auf basis der »analogen«

angebote von bibliotheken

statt. bibliotheken müssen

schlüssige strategien und

konzepte entwickeln, wie

sie sich als zentrale infra-

strukturdienstleister für

den bereich der digitalen

Forschung und lehre posi-

tionieren können.

Die qualitativ hochwertige Digitalisierung von Bib-liotheksbeständen ist ein Baustein einer solchen Strategie: den wertvollen Bestand der Biblio-theken unabhängig von Raum (lokale Lese säle

der jeweiligen Bibliothek) und Zeit (Öffnungszeiten) im In-ternet abrufbar zu machen, und zwar in einer Qualität, die dem realen Leseerlebnis mindestens ebenbürtig, oft sogar überlegen ist. Digitalisierung wird normaler Bestandteil der Bibliotheksdienste Der Prozess der eigentlichen Di-gitalisierung ist zu einem Standardverfahren geworden. In den Richtlinien der DFG (Deutsche Forschungsgemein-schaft) wird in verständlicher Sprache festgelegt, welchen Kriterien ein Digitalisat entsprechen muss, um im Wissen-schaftsalltag nützlich zu sein. Diese Kriterien fordern jedoch eine hohe Sorgfalt der Digitalisierungsverfahren ein. Im Er-gebnis führt dies dazu, dass wir zwar gerne von »Massendi-gitalisierung« reden, diese Masse jedoch nur mühsam und mit hohem Personaleinsatz produzieren können. Einfaches Material ab 1960 lässt sich an einem mit Buchwippe und Glasplatte ausgestatteten Buchscanner zwar mit einem

Tempo von bis zu 450 Seiten in der Stunde digitalisieren, stellt derzeit aber eher die Ausnahme dar – Grund ist das Urheberrecht. Wir könnten die aktuellen Bände zwar digi-talisieren, sie aber nicht frei im Internet verfügbar machen. Daher sind vor allem die vor 1900 erschienenen Bestände interessant: diese gelten – 70 Jahre nach Tod des Autors – als gemeinfrei. Dieser Altbestand umfasst allein an der Göttinger Staats- und Universitätsbibliothek rund 800.000 Bände. Beschwerden, diese »alten Schinken« würden heut-zutage niemanden mehr interessieren, ist differenziert zu entgegnen: das Wissen einiger Fachgebiete wie Mathema-tik oder Zoologie veraltert nie, wohingegen schon die vor-letzte Auflage eines Medizin werkes im Extremfall Leben gefährden kann.4Abgesehen vom eigentlichen Verfah-ren der Digitalisierung selbst, stellen sich der deutschen Digitalisierungsszene derzeit drei Herausforderungen: Vereinheitlichung von Metadaten und Formaten, Volltexter-kennung sowie Langzeitarchivierung. Die Metadatenfrage ist gelöst Im Bereich der Metadaten kann weitestgehend Entwarnung gegeben werden: die strategisch ungemein

1

Page 13: Streifband 15

Einblicke  11

hilfreiche Einführung des DFV-Viewers1 hat dazu geführt, dass alle Hersteller der relevanten Workflow-Werkzeuge wie Goobi, Visual Library oder ZEND pro das einheitliche METS / MODS Format2 unterstützen. Innerhalb weniger Monate wurde hier erreicht, worum die Bibliotheken jahrelang nur mit mäßigem Erfolg gerungen haben. Volltexte: Zeigen statt Verstecken Der Bereich der Volltexter-kennung zerfällt in zwei Lager: Antiquaschriften kann man als unproblematisch bezeichnen, zumindest wenn sie ab ca. 1850 mit Hilfe von Industrielettern gesetzt wurden. Angebote wie die Renderfarm des GBV zu Seitenpreisen um einen Euro-cent3 pro Seite zeigen, dass dieser Posten im Vergleich zum Rest-Seitenpreis (etwa 22 Eurocent) zu vernachlässigen ist. Die Einbindung der OCR erfolgt zu-nehmend automatisiert innerhalb der Workflowsysteme. Bei der Gestaltung der Repositorien kann nicht oft genug auf die Mahnung der DFG hingewiesen wer-den, auch schlechte OCR-Volltexte nicht nur in einem abstrakten Suchindex zu »verstecken«, sondern diese passend zur Seite auch sichtbar zu machen. Die Wissenschaftler können so selbst einschätzen, wie gut die OCR-Erkennungsrate ist, und wie zuverlässig entsprechend die Volltextsuche als retrieval-Instrument funktioniert. Ferner ist eine direkte Downloadmöglichkeit im TEI Format4 der Volltexte anzuraten, damit Wissenschaftler direkt mit ihnen in Forschungsum-gebungen wie TextGRID arbeiten können. Fraktur bleibt pro blematisch Im Be-reich der Fraktur-OCR gilt weiterhin das Kredo: Abwarten. Zwar entwickeln die Hersteller verbesserte Verfahren zur Erkennung, jedoch bewegen diese sich noch immer nicht unter einem Seitenpreis von 40 Eurocent. Mag es für einzelne Be-standsgruppen durchaus angemessen sein, dieses Geld dennoch zu investieren, so fällt doch für die Masse der Frakturbestände das Kosten / Nutzen Verhältnis nachteilig aus. Auch in Anbetracht der Qualität wäre eher zu überlegen das Geld zu einem Seitenpreis von ca. einen Euro für eine händische double-keying Erfas-sung zu investieren. Langzeitarchivierung: schon Bitstream Preservation ist ein Problem Noch weitestgehend ungeklärt ist die Lage im Bereich der Langzeit-archivierung. Zwar gibt es genügend Initiativen und Projekte, die sich Teilaspek-ten annehmen, von einer flächendeckenden, funktionierenden und bezahlbaren Lösung sind wir jedoch noch ein gutes Stück entfernt. Selbst wenn man sich rein auf die Konservierung des eigentlichen Datenstromes – Bitstream Preservation – beschränkt, stößt man auf immense Probleme. Die Preise für einen Tera byte re dundanten Archivspeicher belaufen sich auf etwa 850 Euro bis 2.000 Euro

1 und 2 Teil der Forschungsbibliothek der

SUB Göttingen | 3 Ralf Stockmann2

3

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12 Einblicke

Initialkosten, hinzu kommen oftmals jährliche Hostingge-bühren. Solche Volumina werden bei voller Produktionslast von einer mittelgroßen Einrichtung in ein bis zwei Wochen produziert. Hier ist zu hinterfragen ob die offi zielle Position der DFG als Hauptgeldgeber der Digitali sierung »Speicher-platz ist von den Bibliotheken zu finanzieren wie früher die Re gale« noch zeitgemäß ist – schließlich sind die Regale nicht verschwunden, sondern die immensen neuen Kosten kommen zusätzlich hinzu. Visually Lossless Komprimie-rung: der umstrittene Ausweg Ein Ausweg könnte die Kom-primierung der Daten sein: bisher gilt TIFF uncompressed als nicht zu unterschreitender Standard, was bei einer DIN A4 Seite in Farbe in einem Speicherbedarf von ca. 26 MB pro Seite resultiert. Seit einiger Zeit wird hier ein neues Para-digma diskutiert: »Visually Lossless Compression«.4Das Konzept geht davon aus, das eine verlustbehaftete Daten-kompression dann hinzunehmen ist, wenn auch unter fort-schrittlichen Nutzungsbedingungen (kalibrierter Monitor, hohe Zoomstufe) Unterschiede zum nicht komprimierten Original vielleicht zu messen, aber nicht visuell wahrzu-nehmen sind. Als Dateiformat bietet sich JPEG 2000 an. In einer Messreihe konnte ich zeigen5, dass die Unterschie-de, die durch eine maßvolle Komprimierung entstehen, erheblich weniger sicht- und sogar messbar sind als die Unterschiede, die entstehen, wenn die selbe Seite vom sel-ben Scanoperateur auf demselben Gerät noch einmal ge-scannt wird. Der mögliche Platzgewinn liegt hier in etwa um den Faktor drei, was ein spürbarer Gewinn wäre, aber andererseits noch kein Quantensprung.4Hier ist zu Recht zu hinterfragen, ob dieser moderate Vorteil bei der Datei-größe mit dem prinzipiellen Makel des Weglassens beste-hender Daten wirklich erkauft werden sollte. Als Argument

dagegen wird angebracht, dass die Speicherpreise sehr schnell sinken. Dies mag für Consumer Storage aus den Elektronikmärkten zutreffend sein, für redundanten Ar-chivspeicher hingegen liegen die Preise seit ca. drei Jahren konstant, ohne dass sich eine Änderung abzeichnen würde. Ausblick: die Chance der Bibliotheken In der Summe lässt sich feststellen, dass die Digitalisierung an Bibliotheken auf einem guten Weg ist. Entscheidend für die Akzeptanz der Wissenschaftler – und damit das Ansehen der Bibliotheken in den nächsten Jahren – wird hier nicht nur sein, weiterhin möglichst viele Bestände digital anzubieten, sondern da rauf aufsetzend, auch neue Nutzungs- und Forschungskonzepte zu bieten. Eine Schlüsselrolle fällt hier den Volltexten zu: in absehbarer Zeit werden Wissenschaftler erstmals in der Menschheitsgeschichte die Möglichkeit haben, semantisch und systematisch über immense Volltextbestände suchen und forschen zu können - die jetzige Digitalisierung ist hierfür nur eine notwendige Vorstufe. Diese neuen Zugänge werden die klassische bibliothekarische Erschließung nicht überflüssig machen, wir tun aber als Bibliotheken gut da-ran, auch diese neuen Forschungsszenarien mit zu gestal-ten. Auf diesem Bereich hat Google – bisher – nichts zu bieten.;

AUTOR Dipl. Sozwiss. Ralf Stockmann ist seit 2005 Leiter des Göttin-

ger Digitalisierungszentrums GDZ an der Niedersächsischen Staats-

und Universitätsbibliothek Göttingen BILDER Ralf Stockmann LINKS 1http://dfg-viewer.de/ueber-das-projekt | 2http://dfg-viewer.de/profil-

der-metadaten | 3www.slideshare.net/rstockm/kooperative-angebote-

von-gbv-und-gdz-im-bereich-digitalisierung | 4www.tei-c.org/index.

xml | 5http://slidesha.re/4IVEoF

1 Die Differenzbilder visualisieren die messbaren Unterschiede zwischen TIFF Original und JPEG 2000 mit verlustbehafteter Kompression.

Der erste Wert gibt den Kompressionsgrad an, der zweite den messbaren Differenzwert auf einer Skala von 0 (kein Unterschied, schwarz) zu

100 (großer Unterschied, weiß) 1

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Bildung  13

Sinn und Sinnlichkeit contra lack und leder

Vier Fragen zum einsatz

von Veredelungsmöglich-

keiten in der buchproduktionTechnische Neu- und Weiterentwicklungen, die den zeitlichen und finan-ziellen Aufwand für Veredelungen reduzieren, haben in den letzten Jah-ren zu einem verstärkten – fast inflationären – Einsatz von Veredelung in der Buchproduktion geführt. 4Wenn Veredelungen heute zum Tages-

geschäft gehören, sollte man darüber nachdenken, wann und wie man sie ein-setzen kann, damit sie noch etwas Besonderes sind. Was bedeutet Veredelung? Allgemein wird Veredelung als »Wertsteigerung eines Gegenstandes« definiert, die auf unterschiedliche Weise erfolgen kann, zum Beispiel durch Verbesserung der Oberfläche durch Färben oder Beschichten. Überträgt man diese Definition auf Bücher, lässt sich sagen: Den »Wert« eines Buches bestimmt sein Inhalt, der Wert des Gegenstandes Buch, also seine dingliche Erscheinung, kann für den Käufer aber durch den Einsatz bestimmter Materialien oder Produktionsverfah-ren gesteigert werden. Wozu wird Veredelung eingesetzt? In der Buchproduk-tion wird meist aus zwei Gründen veredelt.41. Veredelung durch Beschichtung der Oberfläche (z. B. Lackieren oder Kaschieren) macht die verwendeten Ma-terialien unempfindlicher gegenüber Verschmutzung oder Abnutzung und erhält

1

1 Buch gestaltet von Christian Ide und Lisa

Neuhalfen

Page 16: Streifband 15

14 Bildung

damit den Gebrauchswert für längere Zeit.42. Veredelung soll helfen, Bücher zu verkaufen. Ein Buch soll besondere optische und haptische Reize besitzen, die es von anderen Titeln in der Buchhandlung abheben, ihm eine besondere Stellung verleihen, so dass das Buch auffällt, ein Kunde es in die Hand nimmt und letztlich zur Kasse trägt und dafür bezahlt.4Dies ist der für Hersteller und Gestalter ungleich reizvollere Grund für Veredelung. Naheliegend ist daher der Versuch, den Umschlag durch Veredelungsmöglich keiten so laut wie möglich »Kauf mich!« kreischen zu lassen. Leuchtende Farben, Hochglanz, Gold und Silber, Lack und Leder; es gibt Titel, die so mit Veredelungen überfrachtet im Buchhandel liegen, dass man sich beim Betrachten ver-schämt wegdrehen möchte. Was wird veredelt? Wie bereits erwähnt, liegt eine Veredelung des Umschlags oder des Einbandes am nächsten, da es genau diese Konstruktions-teile des Buches sind, die mit dem Käufer als erstes kom-munizieren und ihn zum Kauf verführen sollen. Praktisch dabei ist, dass Umschlag und / oder Einband prozessbe-dingt getrennt vom Buchblock produziert werden. Während der Produktion des Blocks können Umschlag / Einband die verschiedensten Arbeitsschritte durchlaufen oder sogar bei unterschiedlichen Dienstleistern bearbeitet werden. Für Umschläge / Einbände kommen fast alle Veredelungs-möglichkeiten in Frage: Materialien mit ungewöhnlicher Haptik oder Optik, Veredelungs varianten, die im regulären

Produktions prozess eingegliedert sind, wie vollflächiges und partielles Lackieren oder Kaltfolientransfer, als auch die vielen Varianten für die zusätzliche Produktionsschritte benötigt werden, zum Beispiel Prägen, Stanzen, Beflocken oder besondere Arten der Lackierung.4Auch andere Be-standteile können veredelt werden: ein besonders hochwer-tiges Papier für Vorsatz und Block, ein individuell gewebtes oder bedrucktes Leseband oder der Einsatz von Schmuck-farben können ein Buch optisch aufwerten.4Buchblöcke werden meist in Inline-Verfahren veredelt für die keine zusätzlichen Produktionsschritte benötigt werden, da Off-line-Veredelungsverfahren in der Regel mit einem erhöhten Zeit- und Kostenaufwand verbunden sind. Was ist zu be-achten? Veredelungen sind Gestaltungsmittel deren Einsatz dosiert und überlegt sein muss. Sie sollten eine Funktion erfüllen, nämlich eine Botschaft übermitteln oder verstär-ken und dürfen nicht zum reinen Selbstzweck verkommen. Veredelungsverfahren sollten auch nicht eingesetzt wer-den, nur weil sie vermeintlich im Trend liegen.4Wenn der Einsatz von Veredelungen als gestalterisch sinnvoll bewer-tet wird, gilt es zu klären ob er auch finanziell vertretbar ist. Wenn eine Veredelung den Ladenpreis so hoch treibt, dass der Kunde das Buch zwar im ersten Moment verzückt zur Hand nimmt, es aber wieder bei Seite legt sobald er den Preis erblickt, macht der beste Botschaftsverstärker keinen Sinn.4Wenn Verfahren und Kosten geklärt sind, bleibt noch

1 Heft mit aufwendiger Loch-Stanzung | 2 Bezugsmaterialien für den Bucheinband

1

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Bildung  15

die letzte, nicht immer auf Anhieb zu beantwortende Frage: Ist die gewünschte Veredelung realisierbar? Nicht jede Material- und Verfahrenskombination funk-tioniert reibungslos, weswegen es unerlässlich ist, sich schon vor Beginn der Gestaltung mit der technischen Umsetzung zu beschäftigen. Welche Rasterweite lässt sich auf diesem Material oder mit jenem Verfahren reali sieren? Eignet sich dieses Material tatsächlich als Bezugsmaterial oder wird es den Anforderungen an einen Umschlag doch nicht gerecht und sieht nach der Verarbeitung nicht halb so schön aus wie jetzt? Wie wirkt sich die Veredelung auf nachgelagerte Produktionsschritte und Prozesse aus?4In einem Vielparameter-System wie der Buchproduktion gilt es, alle Gefahren und Probleme die aus Wechselwirkun-gen zwischen Materialien und verschiedenen Produktionsschritten mit teilweise unterschiedlichsten Anforderungen an das Material vorherzusehen, sie gründlich abzuklären und ihre Kosten und Nutzen gegeneinander abzuwägen.4Verlässt man das Terrain der alltäglich bewährten Material- / Verfahrenskombination, wird man schnell feststellen, dass Verlagshersteller nicht umsonst über um-fangreiche Werkstoff- / Verfahrens- und Produktionskenntnisse verfügen. Diese gilt es vor allem bei »außer-der-Reihe«-Produktionen abzurufen und mit allen am Produktionsprozess beteiligten Dienstleistern (Gestalter, Drucker, Buchbin-der, Veredelungsspezialist) frühzeitig und nachhaltig zu kommunizieren.;

AUTOR Frauke Hille schrieb ihre Diplomarbeit zum Thema »Veredelungsmöglichkeiten und

Spezialeffekte für Bücher und Broschuren« und arbeitet seit September 2008 bei WoltersKlu-

wer Deutschland in Köln BILDER Stefan Giessner

2

aNZeige

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16 Einblicke

alle Welt redet von amazons kindle, dem sony reader und dem neuen apple iPad, doch

vielleicht schon bald wird Plastic logic mit seinem neuen reader all jene abhängen.

streifband war zu besuch am standort dresden und ließ sich von rachel lichten –

business communications managerin und gebürtige britin – in die allerneusten ent-

wicklungen der e-reader- displays einweihen.

e-reader–Produktion im Silicon Saxony

Das Display des neuen Readers soll bruchsicher, leicht, biegsam, dünn und blendfrei sein – und weder aus Glas noch Silizium bestehen. Welt-weit einzigartig wird es in Serienfertigung direkt in Dresden hergestellt und kommt im April 2010 erst in Amerika, später in Deutschland auf

den Markt.4Das Geheimnis des im Jahr 2000 in Cambridge, England gegründe-ten Start-Up-Unternehmens Plastic Logic ist eine neue Halbleiter technik – eine aus Kunststoff. Es wurde eine neue Generation von Displays entwickelt, welche durch organische Halbleiter auf der Basis von Kunststoff gesteuert werden. Somit können auch die neuen Eigenschaften realisiert werden.4Das E-Paper-Display besteht aus zwei Schichten, einer Frontplane (Vorderseite) und einer Backplane (Rückseite). Die Frontplane, welche von der Firma E-Ink bereitgestellt wird, ent-hält Bildpunkte und wird von der Backplane gesteuert. Die E-Ink-Technologie be-ruht auf einem elektropho retischen Ver fahren: Mikrokapseln, welche im Inneren mit einer Flüssigkeit, sowie schwarzen negativ und weißen positiv geladenen Teilchen gefüllt sind, werden zwischen zwei mit Elektroden beschichteten Folien eingeschlossen. Je nach anliegender Spannung werden entweder die weißen Teilchen an die Oberseite gebracht und die schwarzen an die Unterseite, oder umgekehrt. Mit der Möglichkeit, nur einen Anteil der Teilchen in einer Kapsel anzusteuern, kann somit eine hohe Auflösung erreicht werden.4Die Backplane enthält die Steuerelektronik und genau diese Technologie der Rückseite ist die eigentliche Neuentwicklung von Plastic Logic. Diese unterliegt im Detail natür-lich der Geheimhaltung, wird im Folgenden aber grob erläutert.4Grundlage für die Backplane ist PET-Kunststoff (Polyethylen terephthalat). Darauf wird mittels verschiedener Sprüh- und Druckverfahren eine OTFT-Matrix (die eng-lische Abkürzung OTFT bedeutet Organic Thin Film Transistor), bestehend aus

positiv geladene weiße Pigmente

klares Mediumnegativ geladeneschwarze Pigmente

rückseitige Elektrode

dunkler Zustandheller Zustand

vordere transparenteElektrode

1 Rachel Lichten mit flexiblem Kunststoff-

Display | 2 Querschnitt durch die E-Ink-

Mikrokapseln

2

1

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Einblicke  17

organischen Dünnschichttransistoren, aufgebracht. Diese Transistoren steuern das elektro phoretische Medium und über die Matrix kann jeder Bildpunkt einer Grafik einzeln angesprochen werden.4Beim Herstellungsprozess wird der Kunststoff im 4000 m² großen Reinraum zur Wahrung der Dimensionsstabilität auf eine Glasplatte laminiert, teil-weise unter Vakuum bearbeitet und am Ende wieder vom Glas entfernt. Einzigartig bei der Produktion ist die nied-rige Temperatur von ca. 90 °C, mit der gearbeitet wird. Ist die Rückseite fertig, wird das eingekaufte E-Ink darauf la-miniert und das Display ist fertig zum Transport zu einem Subunternehmen. Hier wird das Display dann in das Lese-gerät eingebaut. Dafür ist der Standort Dresden, direkt im Silicon Saxony – einer der fünf größten Standorte für Halbleitertechnologie der Welt – optimal. Dresden setzte sich gegen Singapur und New York State als Standort des Tochter unternehmens durch. Grund dafür war nicht nur das bereits vorhandene, sehr gute Netzwerk an Zulieferern, sondern auch das hoch ausgebildete Fach personal mit fun-dierten Kenntnissen, der ausgeprägte Teamgeist sowie die sehr gute Unterstützung und Kooperation von Stadt und Staat.4Seit September 2008 läuft nun die Produktion am Standort, momentan sogar im Dreischicht betrieb, und was als Green-Field-Project startete, wächst heran zu einem etablierten Unter nehmen. »Je näher der Verkauf der ersten Lesegeräte rückt, umso eifriger und enthusiastischer wird ge arbeitet«, so Lichten.4Hauptklientel des neuen Lese-gerätes sollen Geschäftsleute sein. »QUE ermöglicht einem den Zugang zu seinen Inhalten jederzeit und überall, denn das Gerät unter stützt die tagtäglichen Geschäftsdokumente, wie PDF-Dateien, Word-Dokumente, Excel-Tabellen und Power Point-Präsentationen, aber auch Zeitungen, Zeit-schriften und Bücher. Somit können Geschäftsleute die schwere Aktentasche zu Hause stehen lassen.«4Genau dafür ist er nämlich konzipiert: Mit seinem ca. A4 großem Display lassen sich Dokumente einfach bearbeiten; der User kann markieren, Notizen machen, Lesezeichen setzen, usw. Auch für Verlage ist der Reader mit seinem großen Bildschirm attraktiv, da viele verschiedene Formate mög-lich sind und somit beispielsweise auch Werbung besser präsentiert werden kann. Das neue Lesegerät verspricht einen einfachen Zugang zu Inhalten via 3G-Technologie, viele Dokumentformate, sowie eine große Speicherkapazi-tät. Hochwertig also, aber auch teuer: Für das Modell mit 8 GB zahlt man 799 Dollar (556 Euro).4Seinen Name »QUE« [engl. queue] hat der proReader (professional Reader) von »Schlange stehen« – für wartende Dokumente. Das Q soll symbolisch eine Papierrolle darstellen und auch das schwarz-weiße Logo soll die Assoziation zur gedruckten Schrift herstellen.4Derzeit sind auf dem elektronischen Papier 8 Graustufen darstellbar, aber die Ingenieure im Innovationszentrum in Cambridge arbeiten bereits an Pro-jekten zur Entwicklung von Farbdisplays.4Vergleicht man

den ökologischen Rucksack eines Buches oder gedruckter Geschäftsdokumente mit dem eines E-Readers, wiegt der des Buches wesentlich schwerer – auch aus ökologischen Gründen sollte die Entwicklung des E-Reader Marktes also stetig vorangetrieben werden. Speziell der Geschäftsmarkt wurde von den bisherigen E-Readern noch kaum ange-sprochen und dient nun dem proReader als Nischenmarkt. Der proReader soll als Ergänzung zum gedruckten Papier gesehen werden, nicht als Verdrängungsmedium. Der QUE, eines der größten und flachsten Geräte auf dem Markt, mit seiner bisher einzigartigen Technologie ist für das Arbeits-leben und die Geschäftswelt unterwegs konzipiert. Trotz neuer Kunststoffelektronik soll er also keineswegs das Erlebnis ersetzen, ein gedrucktes Buch in den Händen zu halten.;

AUTOR Denise Sterr und Stefanie Kuhn waren zu Besuch bei Plastic

Logic BILDER Denise Sterr | www.plasticlogic.com

3 Der proReader QUE: Einer der momentan größten und flachsten

Reader auf dem Markt

3

Page 20: Streifband 15

18 Einblicke

Auf dieser Grundlage ist ein Rechtsstreit in Form eines Class Action Verfahrens (vgl. dt.: Sammelklage) von Vertretungen der amerika-nischen Autoren und Verleger gegen Google entstanden, der jedoch durch einen Vergleich (engl.: settlement) beigelegt werden soll. Die

dabei ausgehandelten Konditionen haben auch Auswirkungen auf deutsche Ur-heber, da dieses Verfahren alle Betroffenen einschließt, egal ob sie am Rechts-streit teilnehmen. Um einer solchen Entscheidung nicht ausgeliefert zu sein, schaltete sich der Börsenverein des deutschen Buchhandels ein. Streifband traf Dr. Christian Sprang und sprach mit ihm über Google und die Angst vor einer digitalen Weltmacht. Sollte das Wissen nicht durch die öffentliche Hand an-stelle von kommerziellen Partnern wie Google verwaltet werden? Ich meine das ganz entschieden, auch wenn außer in Frankreich den Bibliotheken die fi-nanziellen Mittel dafür bislang noch nicht zur Verfügung stehen. Es sind von Google inzwischen Bücher im zweistelligen Millionenbereich in Partnerbiblio-theken gescannt worden. Das hat insgesamt 250 Mio. Dollar gekostet. Deswegen war die Versuchung für die amerikanischen Kollegen groß, solch ein Projekt mit Google als Partner zu machen. Was genau beinhaltet das Projekt Google Book Search? Die Google Buchsuche hat zwei voneinander unabhängige Elemente, die in Summe darauf abzielen, alle jemals in der Welt veröffentlichten Bücher im Internet durchsuchbar zu machen und zumindest teilweise anzuzeigen. Einer-seits werden, was wir gut finden, dazu Partnerverträge mit den Verlagen ge-schlossen, die Rechte an diesen Büchern halten. Andererseits gibt es führende Bibliotheken von Weltgeltung, deren komplette Bestände im Rahmen des Google Bibliotheksprogramms digitalisiert werden. Zumindest in den amerikanischen Bibliotheken werden dabei urheberrechtlich geschützte Bücher ohne Genehmi-gung von Autoren und Verlagen digitalisiert und später im Internet kommerziell genutzt. Wie kommt hier das Settlement ins Spiel? Über das Settlement soll eine Nutzung der ohne Genehmigung der Werkberechtigten gescannten Millio-nen von Büchern für das Gebiet der USA erreicht werden. Die erste Fassung des Settlement wurde jedoch durch das US-Justizministerium im Oktober 2009 ab-gelehnt, nachdem zuvor auch und gerade in Europa daran heftige Kritik geübt wurde. Warum haben Verleger und Autoren in den USA diese Einigung mit Google trotzdem offensichtlich gewollt? Es gibt tatsächlich einige gute Gründe, die für den Vergleich sprachen. Aus amerikanischer Perspektive stellt sich das Problem zudem ganz anders dar als aus der europäischen. Die amerikanischen Verleger wollten durch das Settlement Werke, die nicht mehr von ihnen bewirt-schaftet wurden, zu neuem Leben erwecken und gleichzeitig kommerziell ausbeuten.4Ein zweiter Aspekt besteht darin, dass sich Google durch das Settle ment verpflichtet hat, zusätzlich die Rolle als Buchhändler von elektro-nischen Buchinhalten im Internet zu übernehmen. Die Rolle des Händlers war für die amerikanischen Verleger strategisch deswegen interessant, weil der E-Book-Markt in den USA zu der Zeit, als das Settlement ausgehandelt wurde, von Amazon monopolisiert zu werden drohte. Aus amerikanischer Sicht war es

google, don’t be evil

2009 war das google book

settlement in aller munde.

ausschlaggebend für die-

sen sogenannten Vergleich

war das Projekt google

buchsuche. google scannte

dabei sämtliche bücher in

verschiedenen bibliothe-

ken, um sie danach digital

zugänglich zu machen.

1

Page 21: Streifband 15

Einblicke  19

demnach sinnvoller, dem Settlement zuzustimmen, um so-mit wenigstens ein Duopol zu schaffen. Inzwischen liegt eine neue Version des Settlements vor. Welche Ände-rungen wurden vorgenommen? Eine wesentliche Ände-rung ist die Neudefinition der Vergleichsklasse, d.h. derje-nigen Rechteinhaber, die unter das Settlement fallen. Unter das ursprüngliche Settlement sollten die Rechteinhaber aller Bücher fallen, die vor dem 5. Januar 2009 publiziert wurden. Im neuen Entwurf sind nun nur noch die Berech-tigten von Büchern betroffen, die als »United States Copy-right Works« gelten oder in Australien, Großbritannien oder Kanada veröffentlicht wurden. Was bedeutet die Einschrän-kung des Anwendungsbereichs für deutsche Rechteinha-ber? Damit ist für die meisten Werke der Rechtszustand eingetreten, der bereits vor dem Settlement herrschte. Google darf die Bücher, die nun nicht mehr unter das Sett-lement fallen, zwar nicht ohne Genehmigung in größeren Auszügen im Internet nutzen. Die Rechteinhaber müssten Google aber einen Prozess in den USA machen, wenn sie darüber hi naus verhindern wollen, dass Google trotzdem ihre Bücher digitalisiert. Google beruft sich nämlich auf eine sehr weitgehende Auslegung des so genannten Fair-Use-Prinzips des US-Urheberrechts. Auf dieser umstrit-tenen rechtlichen Grundlage scannt die Suchmaschinenfirma Bücher ohne Genehmigung und macht kleine Auszüge dar-aus (engl: snippets, übersetzt also Schnipsel) Internetnut-zern ohne Genehmigung zugänglich. Die ungenehmigte Nutzung von snippets erfolgt dabei teilweise auch weltweit – in Frankreich hat ein Gericht gerade entschieden, dass dies nach dortigem Recht ein strafbarer Urheberrechtsver-stoß ist. Wenn bestimmte Bücher aus rechtlichen Gründen nicht genutzt werden dürfen, warum digitalisiert Google sie dennoch? Das eben angesprochene Verbot gilt so mo-mentan gesichert nur in Frankreich. Anderswo, z.B. in den USA, können die Bücher womöglich in bestimmten Grenzen genutzt werden. Zudem versucht Google aber auch, seine Marktposition zu verbessern, indem es seine Such-maschinentechnologie ausbaut. Durch die digitalisierten Bücher erhält man eine enorme Sprachtiefe, die für lingu-

istische Suchmaschinen genutzt werden kann. Sehen Sie Google auch als Verleger? Ja, zumindest teilweise. Nach dem Konzept des Settlements hat Google eine Verpflich-tung, Inhalte sichtbar zu machen und kommerziell anzu-bieten. Bei so genannten verwaisten Werken, die urheber-rechtlich geschützt sind, ohne dass der aktuelle Rechteinhaber bekannt bzw. auffindbar wäre, existiert nie-mand, der für eine Veröffentlichung dieser Werke die Rechte erteilen könnte. Google darf aber durch das Settlement auch diese Werke nutzen. Das heißt, Google hat bezüglich dieser Werke quasi die Rechtsposition eines Verlegers, da es die einzige Firma ist, die die Rechte zur Zugänglich-machung dieser Werke hat. Wie könnte das Problem der verwaisten Werke gelöst werden? Beim ersten Google Book Settlement gab es das Problem, dass 80 Prozent der deutschen Bücher, die in Wirklichkeit lieferbar waren, so behandelt wurden, als seien sie nicht mehr verfügbar. Das Entscheidende wird sein, herauszufinden, wie viele Bücher wirklich betroffen sind. Wenn man sorgfältig sucht, wird man in den deutschen Bibliotheken von allen Büchern, die noch urheberrechtlich geschützt sind, schätzungsweise 3 bis 5 Prozent finden, die verwaist sind. Für diese Werke kann dadurch eine gesetzliche Lösung geschaffen werden, dass eine Verwertungsgesellschaft mit gesetzlicher Flan-kierung Lizenzen vergibt. Solange man das auf diese ver-waisten Werke beschränkt ist das kein Problem. Google rechtfertigt die Digitalisierung der Bücher mit dem Motiv, Bestände bewahren zu wollen. Es ergibt sich daraus aber auch ein politisches und gesellschaftliches Problem. Wie sehen Sie die Rolle des Staates? Google hat ein ganzes Bündel an Motiven. Ein wesentliches Motiv ist es, Geld zu verdienen, was einem Unternehmen, das Geld verdienen muss, natürlich nicht vorzuwerfen ist. Sicherlich gibt es dann auch das Motiv, Dinge zugänglich zu machen und die Möglichkeiten der Digitaltechnologie auszunutzen, was prinzipiell eine gute Sache ist. Es gibt daneben aber auch dominante Argumente, die nicht aus der kulturellen Heils-ecke kommen. Ich glaube, man muss sich an dieser Stelle die Frage stellen, warum die digitale Bibliothek privatisiert

1 Dr. Christian Sprang | 2 Bibliotheksbe-

stände zu digitalisieren kostet viel Geld2

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20 Einblicke

sein soll und nur die physische Bibliothek staatlich finan-ziert ist. Dass die Bibliotheken vom Steuerzahler unterhalten werden, hat ja gute Gründe. Sie sollen nämlich unabhängig von Einfluss und Interessen gewinnorientiert ausgerichte-ter Unternehmen ihren Zweck der Informationsversorgung für die Bevölkerung optimal erfüllen. Das gilt meiner Mei-nung nach im digitalen Bereich genauso. In Deutschland wurde das Settlement vor allem aufgrund der unter-schiedlichen rechtlichen Betrachtungsweise anders als in den USA aufgenommen. Worin besteht der Unterschied zwischen Copyright und Urheberrecht? Bildhaft gespro-chen: Wenn ein Autor ein Werk schreibt, ist es wie ein Baumsamen, den er in seinem Garten fallen lässt. Daraus wächst dann ein Baum mit Wurzeln, einem Stamm, Ästen, Blättern und Früchten. Das kontinentaleuropäische Urhe-berrechtskonzept läuft darauf hinaus, dass dieser Baum immer im Garten des Urhebers verbleibt. Wenn der Urhe-ber stirbt, werden seine Nachkommen für eine gewisse Zeit diesen Garten haben. Der Baum aber ist nicht übertragbar. Das einzige was der hiesige Urheber machen kann, ist bei-spielsweise einem Verleger das Recht zu geben, die Früchte

des Baumes zu nutzen. Das Konzept des Copyrights be-inhaltet, diesen Baum auch verpflanzen zu können, z.B. in den Garten eines Verlegers. Das Band zwischen Urheber und Werk, das wir als unauflöslich verstehen, ist im Copy-rightsystem nicht sehr stark ausgeprägt. Das Copyright ist viel stärker an kommerziellen Interessen ausgerichtet. Wie ist ihre persönliche Sicht auf Google und die Buchsuche? Als Nutzer verwendet man Google. Und als Nutzer wird man es sicherlich erst einmal auch gut finden, wenn man bei Google Buchsuche Werke findet, die sonst nirgendwo zu finden sind. Damit verbunden ist aber gleichzeitig auch die Angst davor, dass hier kleinteilige, autorenzentrierte Struk-turen unwiderruflich zerstört werden könnten. Deshalb schwanke ich zwischen einer Bewunderung für die unter-nehmerische Leistung, wie man in 11 Jahren so etwas aus dem Boden stampfen kann, und der Angst davor, dass sich hier sozusagen eine Hybris erheben könnte. ;

INTERVIEW mit Dr. Christian Sprang, Justiziar und stellvertretender

Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins führte Petra Jummel

BILDER Börsenverein / Anne Hoffmann | Petra Jummel

aNZeige

Page 23: Streifband 15

Bildung  21

Häufig waren es technische Neuerungen, die als Schrittmacher den urheberrechtlichen Entwicklungen vorangingen: Die Erfindung des Buchdrucks im 15. Jahrhundert führte nicht nur zur weiten Ver-breitung der Luther’schen Bibelübersetzung ins Deutsche, son-

dern veranlasste den Reformator auch zu seiner »Vorrede und Vermahnung an die Drucker« (1525), in der er sich gegen den Nachdruck und die Verfälschung seiner Predigten wandte. Zu dieser Zeit erließen die jeweiligen Landesherren sogenannte Privilegien zugunsten des Erstdruckers oder des Autors, wobei am Ende dieser Entwicklung z.B. Goethe als Inhaber von 39 Einzelprivilegien stand. Die Entstehung des Buchhandels und des Verlagswesens im 18. Jahrhundert führten in Großbritannien zur Anerkennung einer Art verlegerischen Eigentums (»owner of copy«), in Sachsen zum Kursächsischen Mandat von 1688, das den unerlaubten Büchernachdruck verbot und bei Verstößen den Ausschluss von der Leipziger Buchmesse zur Folge hatte.4Die Anerkennung der Rechte des Urhe-bers ist ein Gedanke der Aufklärung, der in Gesetzen der französischen Revolu-tion zum Schutz »literarischen und künstlerischen Eigentums« (1791 / 93) und im preußischen »Gesetz zum Schutze des Eigentums an Werken der Wissenschaft und der Kunst« (1837) fixiert wurde. Die Vervielfältigungsmöglichkeiten durch Fotografie und Tonaufzeichnung im 19. Jahrhundert führten u.a. zum ersten in-ternationalen völkerrechtlichen Vertrag auf diesem Gebiet, der »Berner Über-einkunft zum Schutz von Werken der Literatur und Kunst« (1886), die heute für 164 Vertragsstaaten in der revidierten Pariser Fassung von 1971 gilt.4Das deutsche Urheberrechtsgesetz (UrhG) wurde seit 1966 vierunddreißigmal ge-ändert, wobei ein Teil dieser Änderungen auf technischen Weiterentwicklungen beruhte. Weitere Änderungen ergeben sich aus Bestrebungen der Europäischen Union, den Schutz des Urhebers in den EU-Vertragsstaaten zu verbessern und zu vereinheitlichen.4Ur heberrechtlich geschützt sind »Werke« der Literatur, Wissenschaft und Kunst, die als persönliche geistige Schöpfung des Urhebers anzusehen sind. Voraussetzung ist immer eine gewisse Gestaltungshöhe, durch die ein vorhandener Gestaltungsspielraum durch eine persönliche Leistung – bzgl. Inhalt und / oder Form – ausgefüllt wird. Informationen und Fakten – auch wissenschaftliche Erkenntnisse – sind dabei immer »gemeinfrei«, d.h. nicht geschützt.4Der Urheber ist zum einen durch das Urheberpersönlichkeitsrecht in seinen geistigen und persönlichen Beziehungen zum Werk geschützt, was z.B. die Anerkennung seiner Urheberschaft (z.B. Namensnennung) einschließt und Beeinträchtigungen durch Veränderung verbietet. Andererseits steht ihm ein umfassendes und ausschließliches Recht zu jeder Form körperlicher (z.B. auch digitaler Vervielfältigung und Verbreitung) sowie unkörperlicher Verwertung zu. Um hierdurch auch das Internet explizit zu erfassen, hat der Gesetzgeber im

daS urheberrecht im digitalen Zeitalterdas internet wird von manchen als rechtsfreier raum verstanden. doch auch hier

bestehen urheberrechtliche grenzen.

1 Gewappnet für das digitale Zeitalter?

1

Page 24: Streifband 15

22 Bildung

Jahr 2003 den Begriff der »öffentlichen Zugänglichma-chung« eingefügt.4Da das Urheberrecht – außer durch Erbfolge – unübertragbar ist, ist der Urheber darauf an-gewiesen, den Vermittlern zum Endkunden (z.B. Verlagen) entsprechende Nutzungsrechte an den Verwertungsrech-ten durch Vertrag einzuräumen, sog. Lizenzverträge. Häufig erfolgt die Einräumung von Nutzungsrechten auch durch Verwertungsgesellschaften (z.B. GEMA, VG WORT), die die Verwertungsrechte im Interesse der Urheber wahrnehmen und die erzielten Erlöse auf sie verteilen.4Daneben sieht das UrhG als »Schranken des Urheberrechts« gesetzliche Lizenzen vor, nach denen eine Verwertung im Informa-tionsinteresse der Allgemeinheit oder einzelner Nutzer ohne Zustimmung des Urhebers gestattet ist. Eine – auch für Eingeweihte unübersichtlche – Regelung für Vervielfäl-tigungen zum privaten und sonstigen eigenen Gebrauch enthält § 53 UrhG, der teilweise zwischen analogen und di-gitalen Vervielfältigungs- und Nutzungsverfahren differen-ziert. In Grenzen ist auch die öffentliche Wiedergabe durch ein Intranet für Unterrichts- und Forschungszwecke zu-lässig sowie an elektronischen Leseplätzen in öffentlichen Bibliotheken, Museen und Archiven und der Kopienversand auf Bestellung durch öffentliche Bibliotheken. Eine zeit liche Schranke bildet die Schutzfrist, nach der das Urheberrecht 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers erlischt.4Den ver-einfachten digitalen Kopiermöglichkeiten hat der Gesetz-geber in Sonder regelungen bereits in den Jahren 1993 für Computerprogramme und 1997 für Datenbanken Rechnung getragen, dem Schutz technischer Maßnahmen (z.B. Ko-pierschutz) und der zur Rechtewahrnehmung erforder-

lichen Informationen (z.B. Copyright-Vermerke) im Jahr 2003 sowie der Rechtsdurchsetzung – gerade bei Urheber-rechtsverletzungen durch das Internet – durch die Novelle 2008, die z.B. einen Auskunftsanspruch gegen den Provider über die IP-Adresse des Rechtsverletzers vorsieht.4Dies zeigt, dass die deutsche und EU-Gesetzgebung sich nach Kräften bemühen, mit der fortschreitenden technischen Entwicklung Schritt zu halten. Die Achillesferse liegt aber im internationalen Bereich, da die weltweite Verfügbarkeit des Internet dem Rechtsverletzer die Möglichkeit eröffnet, anonym zu bleiben und auf Regionen auszuweichen, in denen eine effektive Rechtsverfolgung nicht gewährleistet ist. Auch hier bemüht sich die internationale Staatenge-meinschaft durch völkerrechtliche Abkommen, z.B. WIPO oder TRIPS, einen weltweiten Schutz geistigen Eigentums zu gewährleisten, jedoch mit deutlich geringerem Erfolg. Erforderlich ist letztlich ein weltweiter Konsens der Nut-zer digitaler Kopiermöglichkeiten und des Internet dahin-gehend, dass die kostenlose Nutzung fremder geistiger Leistungen nur bis zu einer bestimmten Grenze zulässig ist (in der Sprache des anglo-amerikanischen Rechtskreises: fair use). Abzuwägen ist dabei – wie schon zu Luthers Zei-ten – das Interesse des Einzelnen am Schutz seiner geis-tigen Lei stungen gegen Verfälschung und (kommerzielle) Verwertung gegen das Interesse der Mitglieder der Allge-meinheit auf (kostenlose?) Nutzung dieser Leistung. Diese Grenze zu bestimmen: Eine schöne Utopie?! ;

AUTOR Professor Dr. iur. Frank van Look ist Professor für Bürger-

liches Recht an der HTWK Leipzig BILD Konrad Eberlein

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Page 25: Streifband 15

Einblicke  23

Am Anfang stand die Idee mal einen richtig aus-gefallenen Beruf vorzustellen, groß sollte der Artikel werden. In jedem Falle klein wirkt Nicole Richter vor der riesigen Maschine, die fast die

Länge eines Fußballfeldes erreicht. Doch umso mehr weiß sie über die Funktionsweise der Papiermaschine (Gapfor-mer) Bescheid, kennt die eingesetzten Rohstoffe, Einfluß-größen und die unter schiedlichen Papiereigenschaften. Nicole ist ausgebildete Papiertechnologin. Was früher noch Papiermacher hieß, kann in Deutschland nur an zwei Schulen gelernt werden – im thüringischen Altenburg und im baden-württembergischen Gernsbach.4Nicole hat ihre dreijährige Ausbildung nahe ihrer Heimat Eilenburg ge-macht. Der praktische Teil der Ausbildung erfolgte im Be-trieb, die theo retischen Grundlagen vermittelte das Beruf-liche Schul zentrum. Der Unterricht findet im Block statt, drei Wochen Berufsschule wechseln mit sieben Wochen Praxis. »Bei meiner Ausbildung war ich das einzige Mäd-chen unter 44 Jungen, Nachteile hatte ich dadurch keine. Während meine männlichen Mitschüler Fußball gespielt haben, habe ich mit meiner Sportlehrerin ein Schwätz-chen gehalten«, lacht Nicole. Nach einem Praktikum bei Stora Enso, war bei Nicole die Motivation da, Papiertech-nologin zu werden. »Man erledigt eine physische Tätigkeit und es ist spannend mit so großen Maschinen zu arbei-ten – man darf viel Verantwortung übernehmen. Macht man einen Fehler können schon mal Kosten entstehen. Werden zum Beispiel versehentlich zu große Hülsen be-stellt, auf die die Papierbahn aufgerollt wird, ist dies kein finanzielles Pro blem. Es bedeutet aber, dass die fertige, im Durchmesser 1,25 m große Papierrolle, per Handsäge auf die erforderliche Breite geschnitten werden muss – das kann im schlimm sten Fall heißen eine ganze Schicht lang zu sägen.4»Klar gibt es manchmal komische Fra-gen, wie: ›Was macht man eigentlich als Papiertechnolo-gin?‹ Wenn ich dann aber von meiner Arbeit berichte, wird es meinem Gegenüber meist zu technisch.«4Dabei hat Nicole als Papiertechnologin vielfältige Aufgaben. Neben dem Einstellen, Beschicken, Bedienen und Überwachen von Maschinen, kontrolliert sie die laufende Fertigung auf

Qualität und Verkaufs fähigkeit, steuert die Arbeitsabläufe von der Schaltwarte aus, liest Mess- und Kontrollanzeigen ab und wertet diese aus.4Momentan arbeitet Nicole als Kranführerin und Gehilfin am Rollenschneider. Dieser dient dazu, die Papierbahn in Längsrichtung ein- oder mehrmals zu teilen. Zu diesem Zweck läuft die Bahn mit hoher Ge-schwindigkeit über scharfe Messerrollen (Tellermesser), die genau auf die gewünschten Bahnbreiten eingestellt sind. 4Vieles ist computergesteuert, nur beim Rollen-wechsel muss Nicole raus aus der Warte, in die laute und schwül warme Produktions halle und per Fernsteuerung den Rollen wechsel koordinieren. Zukunftspläne hat Nicole viele. Erst einmal möchte sie ihre Praxiserfahrungen vertie-fen und würde dann gerne an der Deinkinganlage arbeiten. Hier werden papierfremde Bestandteile wie zum Beispiel Heftklammern und Klebstoffe ausgeschleust und teilweise Füllstoffe, aber vor allem Druckfarbe mittels Chemikalien entfernt.4Hat Nicole beispielsweise ihre Meisterprüfung erlangt, kann sie es bis zum Werkführer bringen. Außer-dem gelten deutsche Papiertechnologen als die am besten ausgebildeten der Welt – sie sind bei Papierfabriken rund um den Globus begehrt.4Die Frage, ob sie die Ausbildung wieder machen würde, haben wir uns letztlich gespart, wir kannten die Antwort.8

ein blick in die PraxiS

1

1 Nicole Richter

Papier als beruf: drei berichte aus dem arbeitsalltag. eine Papiertechnologin, die

gründer einer Verlagsagentur und eine Papieringenieurin stellen sich vor.

Page 26: Streifband 15

24 Einblicke

Das gedruckte Wort wird selbstverständlich auch im neuen Jahrzehnt, die Waffen vor der digitalen Konkurrenz nicht strecken und somit wei-terhin ein probates Mittel unserer Kommunikation bleiben.4Durch das Studium der Verlagsherstellung in den Bann der Druckerzeugnis-

se gezogen, ließen diese uns, Nadine Engel und Fabian Burghard, bis heute nicht wieder los, und legten zugleich den Grundstein für unsere berufliche Zukunft. Schon während des Studiums arbeiteten wir in diversen Herstellungsagenturen und Verlagen. Es dauerte nicht lange, bis die Idee der Selbständigkeit in die-sem Bereich entstand. Diese entwickelte sich nun Tag für Tag und mit dem Ende des Studiums war die Zeit gekommen, unsere Vision in die Tat umzusetzen. Wir gründeten unsere eigene Verlagsagentur – texturama wurde aus der Taufe gehoben.4Die Gründung an sich – der Gang zum Gewerbeamt – war schnell vollzogen. Der nächste Punkt: Fördermittel. Mit deren Hilfe planten wir unsere junge Unternehmung durch die ersten rauen Wochen und Monate zu manövrieren.4Leider ist es für Studenten, welche sich direkt nach dem Studium in die Selbständigkeit wagen, nicht immer leicht. Es gibt kaum Förderprogramme oder andere Möglichkeiten, die einem dabei helfen, die oft schwierige Anfangszeit zu überbrücken. Es begann der Weg zu Gründungs-coachings, Behörden, Ämtern, sachkundigen Stellen, Steuerberatern und vielem mehr. Allen voran die Ver-handlungen mit der Arbeitsagentur waren sehr zäh und dauern bis heute an. Über die Vorgehensweise dort, dem Verhalten den Antragstellern gegenüber und über eine Vielzahl von Kuriositäten könnten wir mittlerweile unser eigenes Buch schreiben.4Es wäre jedoch falsch an dieser Stelle die Hoffnung und den Glauben an das ei-gene Vorhaben zu verlieren, denn das Durchhalten wird nämlich dann belohnt, wenn alle Formalitäten, Anträge und Ämterwege abgeschlossen sind und man damit die ersten großen Hürden genommen hat.4Und weitere werden folgen, denn am Anfang geht zunächst mal eine Menge Zeit für Angelegenheiten verloren, welche neben dem eigentlichen Geschäft zu bewältigen sind. Dafür verbringt man den einen oder anderen »Feierabend« in der Firma. Doch man tauscht seine Freizeit und ein geregeltes Berufsleben nicht umsonst, denn im Gegenzug erhält man die unglaubliche Motivation etwas Eigenes auf die Beine zu stellen, jeden Tag sein eigenes Projekt voranzutreiben. Die Sonntagabende an denen einem vor dem Wochenstart graut gibt es nicht mehr. Beim Blick auf die Uhr denkt man anstatt »Wie lange noch?«; »Was, schon so spät?«.4Ein anderer Bonus der Selbst-ständigkeit ist, dass man an fast allen Abläufen und Produktionsschritten direkt beteiligt ist. So läuft man nicht Gefahr, eine immer wiederkehrende, monotone Tätigkeit zu verrichten.4In unserem Beispiel, der Herstellungsagentur, beginnt die Arbeit bei der Projektplanung zusammen mit dem Auftraggeber. Am Anfang spricht man über die grobe terminliche Koordinierung, man entwickelt erste Ge-staltungsentwürfe, trifft eine Auswahl an Materialien und Produktionsverfahren. Dabei spielen im Hintergrund immer wirtschaftliche Aspekte eine tragende Rolle. Es folgen Gespräche mit Autoren und Fotografen. Danach gilt es Texte und Bilder in die entsprechende Form zu bringen. Nicht selten müssen dabei Bilder oder Texte digitalisiert werden, oder aufwendige Montagen oder Retuschen durch-geführt werden. Gegen Ende rückt die Korrespondenz mit der Druckerei und anderen Dienstleistern sowie logistische Fragen in den Vordergrund.4Während

»Wir haben, für zwei Weltsekunden,

mühselig Schrift und druck erfunden:

5000 Jahre sahn wir verstreichen

Seit jenen ersten bilderzeichen;

500 seit die Schrift, der Zwerg,

Zum riesen ward durch gutenberg;

und 50, seit die ersten Wellen

allmacht des drucks in Frage stellen.

kein mensch weiß, wie es künftig werden wird;

und doch glaub’ ich, daß der nicht irrt,

der, was auch an gefahren lauer’,

den Sieg des buchs hofft, auf dauer.

der eignen bildung hohen hort:

das ist und bleibt gedrucktes Wort!

das buch hat raum, das buch hat Zeit

Für eine irdische ewigkeit.

das herz sagt uns wie der verstand:

›gesegnet wer die Schrift erfand!‹«

[eugen roth]

1

Page 27: Streifband 15

Einblicke  25

des ganzen Projektablaufs bilden wir so die Schnittstelle zwischen allen mitwirkenden Personen und Institutionen.Dabei wollen wir auch Leuten, welche nicht direkt mit der Branche zu tun haben, immer beratend zur Seite stehen und so einen kompetenten Ansprechpartner in allen orga-nisatorischen, wirtschaftlichen oder gestalterischen Fra-gen für unsere Kunden darstellen.4Unsere junge Firma steht zwar noch ganz am Anfang, aber wir denken, die richtige Wahl getroffen zu haben. Uns macht es Tag für Tag Spaß ins Büro zu gehen, den Rechner anzuschalten und mit der Arbeit zu beginnen. Sicher gibt es auch schwieri-ge Kunden, kritische Situationen oder schwere Entschei-dungen, die zu treffen sind und auch der Druck, für alles al-lein verantwortlich zu sein, ist nicht zu unterschätzen. Aber auch das gehört dazu.4Vor einigen Wochen haben wir die Gesamtherstellung unseres ersten Buches realisiert. Das heißt, Bücher haben wir schon viele gemacht, aber das erste Mal vollständig und in Eigenverantwortung ist schon ein anderes Gefühl. Ein tolles Gefühl.8

Antje von Stemm arbeitet im Atelier Freuden-hammer in Hamburg. Streifband sprach mit ihr über Papier, Pop-up-Bücher und die Sendung mit der Maus. Sie sind Deutschlands einzige

Papieringenieurin. Was genau bedeutet das? Papieringe-nieure entwickeln Papiermechanismen für Pop-up-Bücher, die sich ausfalten und beim Zuklappen des Buches wieder zusammenfalten. Wie ist der Wunsch entstanden, Pop-up-Bücher selbst zu machen? Ich mochte Basteln als Kind schon und war davon begeistert, mit allem zu basteln, was nicht sicher vor mir war. Irgendwann habe ich dann ent-deckt, dass es dazu auch einen Beruf gibt. Während meines Illustrationsstudiums habe ich mir die Pop-up-Mechanis-men erst selbst beigebracht. Auf Flohmärkten habe ich nach Büchern gestöbert und sie dann einfach auseinander geschnitten. Sie haben bei White Heat gearbeitet, die auf Pop-up-Bücher spezialisiert sind. Wie kam es dazu? Ich habe auf der Kinderbuchmesse in Bologna einem Produ-zenten von Pop-up-Büchern, einem sogenannten Packager, meine Werke gezeigt und daraufhin wurde mir ein Praktikum bei White Heat in Santa Fe in den USA angeboten, woraus letztlich auch eine Festanstellung wurde. Wie kommt es zu den Projekten und wie geht man beim Entwickeln vor? Die Projekte können unterschiedlich zustande kommen. Zum einen kann die Idee von einem Packager kommen, mit dem ich dann zusammenarbeite oder aber ich trete selbst an die Verlage heran und stelle meine Entwürfe vor.4Zuerst mache ich kleine Skizzen und Zeichnungen, schneide die sehr grob aus und bastle erste Papierskulpturen – quasi Bildhauen mit Papier in 3D. Dann markiert man sich die

Schnittstellen und nimmt die Figuren wieder aus einander und verfeinert sie Stufe für Stufe. Ist eine kindliche Sicht-weise dabei nützlich? Für mich ist das sehr wichtig. Ich überlege immer, woran ich als Kind Spaß gehabt hätte und auch heute noch habe. Marktwirtschaftlich müsste man da sicherlich eine andere Sichtweise haben. Gibt es viele verschiedene Mechanismen oder steckt ein Prinzip dahinter, das immer wiederkehrt? Es gibt verschiedene Grundmechanismen, die auf mechanischen Prinzipien be-ruhen, wie beispielsweise Hebel, Wippen oder Drehräder. Daraus entwickelt man dann Abwandlungen und Kombi-nationen. Wie werden Ihre Pop-up-Bücher produziert? Da steckt sicherlich viel Handarbeit drin. Die Buchseiten und die Einzelteile werden extra gedruckt. Die Figuren werden dann ausgestanzt und per Hand eingeklebt, was die Bücher natürlich teurer macht. Die Produktion findet meist in Taiwan und China statt, wo die Arbeitsbe dingungen von Packagern kontrolliert werden. Um die Produktion im Ausland zu umgehen, ist mir deshalb der Gedanke des »Pop-Up-Buch zum Selberbasteln« gekommen. Für wen sind Ihre Pop-up-Bücher gemacht? Erst einmal ganz klar für Kinder, aber es gibt inzwischen eine feste Gemeinde von Sammlern, die sich auch international organisieren und Buchtreffen veranstalten, wie beispielsweise »the movable book society«. Was zeichnet einen Pop-up-Künstler aus? Man muss letztlich verschiedene Fähigkeiten und Vorlie-ben in sich vereinen. Zum einen ist ein dreidimensionales Vorstellungsvermögen wichtig. Andererseits muss man ge-nügend Fantasie haben, um die dreidimensionalen Gebilde in zweidimensionale Schnittmuster zerlegen zu können.

2

1 Fabian Burghard | 2 Nadine Engel

Page 28: Streifband 15

26 Einblicke

Notwendig ist auch die nötige Disziplin, ganz nah am Original zu arbeiten. Da ich selber auch zeichne, gestaltet sich bei mir die Entwurfsphase viel leichter. Sie schreiben auch die Geschichten und illustrieren die Bücher. Woher kommt Ihre Inspiration für so viel Kreativität? Ich kann gar nicht sagen, dass es et-was Bestimmtes gibt, das mich inspiriert. Ich entwickle aus dem Alltag heraus Ideen. Da ist es auch schwierig, Arbeitszeiten zu definieren, das sind fließen-de Übergänge. Meine eigenen Kinder dürfen dann auch vorab meine Entwürfe testen und basteln. Was ist Papier und was fasziniert Sie daran? Papier ist ein so fantastisches Material, erschwinglich, biegsam, wandelbar, leicht. Man kann es mitnehmen und immer dabeihaben. Und notfalls ist es auch noch kompos-tierbar, sodass man die Menschheit damit nicht behelligt. Welche Wirkung hat Basteln mit Papier für Sie? Etwas mit den eigenen Händen Selbermachen an sich ist interessant. Etwas, das man selber gemacht hat, wird hinterher greifbar, man kann es anfassen und begreifen wie es funktioniert. Basteln ist ein Prozess, bei dem Theoretisches in die Hände umgeleitet wird. Sie haben schon für die Sendung mit der Maus illustriert. Ist da für Sie ein Kindheitstraum wahr ge-worden? Ja, die Sendung mit der Maus ist eine totale Instanz. Das war quasi ein Ritterschlag für mich. Dabei ist mir aber so richtig bewusst geworden, dass der Film gesendet wird und dann erst einmal materiell weg ist. Ein Buch ist nach der Produktion immer noch sichtbar, in Regalen, im Schaufenster. Für den Film ar-beitet man solange und hat eine unglaubliche Fülle an Bildmaterial für letztlich nur drei Minuten. Wie sehen Sie die zunehmende Digitalisierung? Dem E-Book bin ich nicht abgeneigt. Ich finde es für bestimmte Bereiche sogar sehr nützlich, beispielsweise für Schulbücher oder für die Arbeit. Ich denke, die Panik wird sich legen und sowohl das herkömmliche Papier als auch neue Medien werden gleichzeitig nebeneinander bestehen.;

AUTOREN Denise Sterr und Konrad Eberlein

trafen Nicole Richter (20), Papiertechnolo-

gin bei Stora Enso | Nadine Engel (26) und

Fabian Burghard (26) gründeten ihre eigene

Verlagsagentur INTERVIEW mit Antje von

Stemm (39), Deutschlands einzige Papier-

ingenieurin BILDER Denise Sterr | privat |

Miriam Breig LINKS www.beroobi.de/berufe/

papiertechnologe/#/start | www.textu rama.de |

www.antjevonstemm.de

1 Antje von Stemm | 2 Anleitung für einen Pop-up-Bücherschutzengel

1

2

bücherschutzengel

1. Bücherschutzengel auf 120g Papier kopieren.

2. Die Faltlinien mit einer Stricknadel an einem

Lineal entlang vorrillen.

3. Faltlinien vorfalten. (An den beiden Füßen

Talfalten, d. h. die Faltlinie verschwindet im Knick und

in der Mitte des Engels eine Bergfalte d. h. die Linie

ist auf dem Knick sichtbar).

4. Nun den Schutzengel wie auf der Zeichnung flach über den

Buchfalz in das zu schützende Buch kleben.

5. Jetzt das Buch ohne Bedenken sofort ausleihen.

www.leipziger-buchmesse.de

2010/2011

Willkommen zur Leipziger Buchmesse und zum größten Lesefest Europas: Leipzig liest.

18.-21. März 201017.-20. März 2011

Gute Aussichten.

»Leipzig liest«, das Programm zur Leipziger Buchmesse, ist eine Gemeinschaftsaktion der Leipziger Messe GmbH mit ihren Partnern: Stadt Leipzig, Börsenverein des Deutschen Buchhandels e. V., Mitteldeutscher Rundfunk, DER CLUB Bertelsmann, Kuratorium Haus des Buches e. V. Leipzig und der an der Messe beteiligten Verlage.

AZ 058 Publikum 210x297 1c.indd 1 27.01.10 09:31

Page 29: Streifband 15

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Page 30: Streifband 15

28 Unterhaltung

SAMTPAPIER Trickreiche Technik für ein »Anfassen-Wollen«: Fein geschnit-tene Fasern aus Wollabfall oder Kunststaub werden auf eine Papierbahn ge-

streut, die mit Klebstoff versehen ist. Die Fasern richten sich durch elektrosta-tische Behandlung auf – und das Ganze fühlt sich wie Samt an.8

TEEBEUTELPAPIER ist Hightech, obwohl es so unscheinbar aussieht und klein ist (der klassische Teebeutel misst gerade mal 4 x 6 cm): Hochporös,

nassfest und geschmacksneutral, bei einem Flächengewicht von 12-16 g / m². Meist wird es aus Blattfasern, einer speziellen Bananenart gewonnen und be-sonders werthaltige Zellstoffe werden zugegeben.8

RADIERFESTIGKEIT Wichtige Eigenschaft von Schreib- und Zeichenpapieren. Damit euer Papier auch das härteste Radieren aushält, gibt man zusätz-

lichen Harz und Leim in die Papier-Stoff-Masse oder imprägniert.8

ELEFANTENHAUT Nicht wirklich vom Elefanten, sondern ein imprägniertes Papier, welches zäh und scheuerfest ist und eine typische Aderung aufweist.

Anwendung bei Urkunden und Speisekarten, Buchumschlägen und Vorsatz-papieren.8

INDIGO Ein, aus der Textilfärberei und Buchmalerei bekannter pflanzlicher und tiefblauer Farbstoff, der hauptsächlich aus der Indigopflanze gewonnen wird.

Synthetische Herstellung ist seit Ende des 19. Jahrhunderts möglich.8

FRONTISPIZ Darunter versteht man eine ganzseitige Illustration, die sich auf der, dem Titel gegenüberliegenden Seite befindet. In der Regel ist das die

Rückseite des Schmutztitels. Entweder ist die Seite vollkommen schmucklos und es werden nur Titel, Herausgeber und Autor genannt, bei Biografien und Kunstbänden wird diese Seite häufig mit einer Abbildung versehen.8

BÜTTENPAPIE Frühere Bezeichnung für original handgeschöpftes Papier. Bleiben die Papiere unbeschnitten, haben sie einen ungleichmäßigen Rand

(Büttenrand). Heute kann das stofflich hochwertige Papier auch industriell her-gestellt werden, der charakteristische Rand wird mittels Stanzung imitiert. Häu-fige Verwendung bei Briefbögen und Urkunden.8

ALTPAPIER-EINSATZQUOTE Anteil des wiederverwerteten Altpapiers bei der Produktion von Papier und Pappe. Europameister Deutschland erreichte

2007 eine Altpapier-Einsatzquote von 68,2 %.8

NAGELPROBE Prüfverfahren bei der die Laufrichtung des Papiers durch knei-fendes Durchziehen zwischen Daumen und Zeigefinger festgestellt wird. Die

Laufrichtung bleibt dabei glatt, während sich die Querrichtung wellt.8

DURCHSCHUSS Ursprünglich stammt der Begriff aus dem Bleisatz und be-zeichnete die Bleiplättchen, die zwischen die einzelnen Zeilen gelegt wurden.

Heute ist damit der Leerraum zwischen den Zeilen eines Textes, also der Zeilen-abstand, gemeint. Die Regel besagt, dass der Zeilenabstand immer größer sein muss als der Wortabstand innerhalb einer Zeile. ;

WaS War daS nochmal? daS lexikon

Nicht geläufige begriffe,

die man aber vielleicht

dennoch kennen sollte ...

Page 31: Streifband 15

Unterhaltung  29

daS rätSelJetzt wird's knifflig! Welche ausdrücke rund um’s Papier werden hier dargestellt?

Wir verlosen wieder tolle Fachbücher, also viel erfolg!

Schickt die Lösung mit eurer Adresse bis zum 31.12.2010 an STREIFBAND, HTWK Leipzig, Fakultät Medien, Gutenberg-platz 2 – 4, 04103 Leipzig.Lösungswort: ___________ 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

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30 Unterhaltung

Als Designer, Gestalter oder Hersteller sein eigener Chef sein und selbstständig arbeiten: Ein Traum für viele Absolventen und Azubis. Aber was ist bei der Überwindung bürokratischer Hin-

dernisse alles zu beachten? 4Ausgehend vom Start des Unternehmens informiert Parcours in jeweils einem großen Kapitel über Aufträge, Steuern, Recht und Ver sicherungen. Dabei werden Informationen, wie beispielsweise über die geeig nete Rechtsform des Unternehmens, stets verknüpft mit dem nötigen Know-How für die Zielgruppe der jungen Einsteiger in die Branche: Wie können zum Beispiel Selbst-ständigkeit und Studium sinnvoll vereinbart werden? Ein-gestreut sind nicht nur Checklisten mit einem Überblick der Informa tionen, sondern auch nütz liche Hinweise, wie man einigen Fallstricken begegnen kann. Der ausführliche Anhang enthält einen Glossar, Links und Adressen.4Die Autorin Sophia Muckle arbeitet als selbstständige Designerin. Da aber nur eine Sicht einseitig wäre, gibt es zu Beginn eines jeden Kapitels ausführliche Erfahrungs-berichte von Selbstständigen aus der Kreativbranche, ab-gesetzt auf andersfarbigem Papier in anderem Format. So ist aus dem Parcours kein trockener Rechts- und Steuer-berater geworden, sondern ein angenehm lesbares und gut verständliches Buch.8

sophia muckle

Parcours – existeNZgrüNduNg

Für desigNer

FriSch auF den tiSch

Welcher Auszubildende oder Student im Medi-enbereich kennt es nicht: das meist trockene Thema des Urheberrechts. Warum und wie es angewendet wird, gehört zum Lehrstoff. Aber

wie sieht die tatsächliche Arbeit in den Rechte- und Lizenz-abteilungen der Verlage aus?4Buying, Protecting and Sel-ling Rights gibt in den vier Kapiteln Rechte-Einkauf, Rech-te-Sicherung, Rechte-Verkauf und Ausblick Antworten auf diese Frage. Es beschreibt die Inhalte eines Verlagsvertra-ges und Honorarhöhen genauso wie Rücktrittsmöglichkei-ten von Autor und Verleger. Das Kapitel Rechte-Sicherung nimmt sich der Themen Autoren- und Werkpflege an sowie der Arbeit mit der gesamten Backlist des Verlages. Erklärt wird auch die strategische Herangehensweise beim Ver-kauf von Nebenrechten. Getreu dem Motto »Leben und le-ben lassen« spricht sich die Autorin für eine enge und ver-trauensvolle Zusammenarbeit zwischen Autor und Verleger sowie zwischen einzelnen Abteilungen innerhalb eines Ver-lages aus.4Als Leiterin der Abteilung Rechte und Lizen-zen des Suhrkamp Verlages schreibt Petra Christine Hardt auch über eigene Erfahrungen. Um dem Anspruch der Pra-xisnähe gerecht zu werden, greift sie neuere Entwicklun-gen wie die Verhandlungen mit Agenten oder Möglichkeiten durch Print-on-Demand auf. Alles in allem ist dieses Buch ein kleines aber feines Produkt für alle geworden, die mehr über Rechte und Lizenzen wissen wollen.;

Petra christine hardt

buyiNg, ProtectiNg aNd

selliNg rights

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978-3-934054-33-2

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Verlag, 18,- EUR

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Page 33: Streifband 15

In eigener Sache  31

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Page 34: Streifband 15

32 Einblicke

die Wirkung von Säure im PaPier – WaS kann man tun?

Die Firma SoBu verwendet ein Verfahren zum zerstörungsfreien Ent-säuern von holzhaltigem Papier. Geschäftsführer Peter Zitzmann erklärt, wie es funktioniert. Was ist Papier? Papier, ein einlagiges Produkt aus aufgeschlossenen Pflanzenfasern, wurde bis Mitte des

19. Jahrhunderts aus Textilabfällen (Lumpen, Hadern) rein mechanisch mit Stampfwerken und Lumpenschneidern nur unter Verwendung von Wasser ge-wonnen. In handwerklichen Betrieben wurden in relativ kleinen Mengen Papier von hoher Qualität erzeugt, das aufgrund seiner chemisch neutralen Beschaf-fenheit sehr alterungsbeständig war und viele Jahrhunderte fast unverändert überstand.4Mitte des 19. Jahrhunderts stieg der Papierbedarf aufgrund der industriellen Revolution sprunghaft an. Der Bedarf an Faserstoffen zur Papier-herstellung konnte durch Textilabfälle nicht mehr gedeckt werden. Als neuer Faserrohstoff wurde Holz genutzt, das je nach Holzart neben ätherischen Ölen, Harzen, Stärke, Fett und Fettsäuren im Wesentlichen aus drei Bestandteilen besteht: Zellulose (mit ca. 50% Hauptbestandteil des Holzes), Hemizellulose (25%) und Lignin (25%), ein hochpolymerer Naturstoff, welcher die Fasern ver-bindet und zur Vergilbung des Papiers führt. Was ist Papierentsäuerung? Bei der Papierherstellung unter Verwendung von Holzfasern gelangen Stoffe in das Papier, die im Lauf der Zeit durch Wasseraufnahme (Luftfeuchtigkeit) und Energiezufuhr (Sonnenlicht) Säuren im Papier freisetzen. Hierdurch wird die Pa-pierstruktur mehr oder weniger schnell zerstört. Das Papier altert, vergilbt und zerfällt letztendlich. Dieser Zerfallsprozess kann durch Entsäuerung aufgehal-ten werden. Dabei werden die im Papier vorhandenen Säuren neutralisiert und ein sogenannter alkalischer Puffer eingebracht, der eventuell später erneut auf-tretende Säurebildung neutralisieren soll. Grundsätzlich gibt es zwei Verfahren zur Papier entsäuerung:41. Nassverfahren: Das zu entsäuernde Papier wird in ein flüssiges Entsäuerungsbad eingebracht und vollständig durchtränkt – das Papier wird »nass«.42. Trockenverfahren: Das zu entsäuernde Papier wird bei normaler Atmosphäre mit pulverförmigen und / oder gasförmigen Entsäu-erungsmitteln behandelt – das Papier bleibt »trocken«. Das Entsäuerungsver-fahren Die Firma SoBu verwendet zur Papierentsäuerung ein Trockenverfahren, bei dem ausschließlich gereinigte Luft, gereinigtes Wasser als Aerosol, pulver-förmiges Magnesiumoxid (MgO) und pulverförmiges Calciumcarbonat (CaCO3) eingesetzt werden. Das MgO-Pulver dient zur Neutralisation der im Papier vor-handenen Säuren. Das CaCO3-Pulver reagiert langsamer als MgO und dient zur Anlage eines alkalischen Puffers. Horizontal gelagert und in einem Winkel von 30° leicht geöffnet, werden die Bücher auf sogenannten Buchblechen fixiert. Durch die horizontale Lagerung der Bücher werden Buchrücken und Bindung geschont. Im Behandlungsraum werden die Bücher auf den Buchblechen ei-nem Blätterluftstrom ausgesetzt, so dass sie gleichmäßig und schonend auf-geblättert werden.4Jedes Blatt Papier besteht generell aus drei Bereichen:

mit der Zeit zerstört säure

in holzhaltigem Papier

seine struktur und führt zu

alterung, Vergilbung und

Zerfall. durch entsäuerung

kann dieser Prozess aufge-

halten werden.

1

Page 35: Streifband 15

Einblicke  33

Zwei verdichtete Deckschichten umschließen eine locker strukturierte Kernschicht. Beim Prozessbeginn wird das Papier einer Unterdruckatmosphäre ausgesetzt. Durch die aus dem Papier entweichende Luft werden die verdichteten Deckschichten aufgelockert und die im Papierkern stets enthaltene Feuchtigkeit wird zusammen mit den gelösten Säure-Ionen an die Papieroberfläche transportiert. Die Papierkernschicht trocknet aus und nimmt im Volumen zu. Durch als Aerosol eingeblasenes Wasser wird die Luft-feuchtigkeit im Behandlungsraum erhöht und lagert sich auf den Papieroberflächen an. Sie dringt sehr leicht in den vorher ausgetrockneten, vergrößerten Papierkern ein, wo-bei das Papier jedoch nicht nass wird. Wird das stark hygro-skopische Pulver MgO zusammen mit der Blätterluft zwi-schen die aufgeblätterten Papierseiten eingeblasen, bleibt es überall an den befeuchteten Stellen haften und wandelt sich zusammen mit Wasser in Magnesiumhydroxid Mg(OH)2 um. Da sich das Feuchtigkeitsgefälle ins Papier hinein ab-bauen möchte, kommt es zu einem alkalischen Massen-transport in den geöffneten Papierkern, wobei die vorhan-denen Säuren neutralisiert werden. Aufgrund der in den Behandlungsraum einströmenden Luft ist das Papier am Prozessende einer Überdruckatmosphäre ausgesetzt Die Papieroberfläche ist jetzt von einer feuchten Pulverschicht auf einer feuchten Papieroberfläche bedeckt. Jede einzelne Papierseite ist allseitig einem Druck ausgesetzt, der bewirkt, dass das anhaftende Pulver sozusagen mechanisch in die Papierporen hineingepresst wird. Der Papierkern wird nun wieder feuchter, da sich das Feuchtigkeitsge fälle zwischen

Papierkern und Papieroberfläche weiterhin abbaut.4Nach einer Einwirkzeit wird der Druck stark reduziert und da-mit gewollt der sogenannten Taupunkt unter schritten. Es kommt im Behandlungsraum zu einer Nebelbildung, die eine weitere Befeuchtung der Papier seiten bewirkt. Nach dem relativ kurzen Behandlungsprozess wird das Papier in einem Klimaraum, der sogenannten Reifekammer, für un-gefähr eine Woche eingelagert. In dieser kommt es durch eine hohe Luftfeuchtigkeit und eine höhere Temperatur zu einer gleichmäßigen Durchfeuchtung des Papiers. Diese hohe Feuchtigkeit bewirkt ein Auflösen der Säurekristalle im Papier, bzw. ein in Lösung gehen der Säuren. In einem räumlich geringen Abstand befinden sich nun die hygro-skopischen MgO-Partikel und bereits umgewandeltes Mag-nesiumhydroxid Mg(OH)2. Säuren und Laugen diffundieren durch das Papier, treffen aufeinander und es entstehen neue pH-neutrale Stoffe.4Das Verfahren hat besondere Vorteile gegenüber einem Nassverfahren: kein Anlösen von Farben und Tinten, kein Ausgasen sowie keine Geruchsbe-lästigung. Außerdem gibt es ökologisch betrachtet zurzeit keine Alternativen: Alle chemischen Stoffe und deren Reak-tionsprodukte sind nicht toxisch. Der Preis ist dadurch auch deutlich niedriger als beim Nassverfahren.;

AUTOR Peter Zitzmann [49] ist Geschäftsführer der Firma SoBu in

Fürth, die spezialisiert ist auf die Entsäuerung von Archivgut (Bücher

und lose Blattsammlungen) im Trockenverfahren BILDER Peter

Zitzmann LINKS www.sobu.de

2 3

1 Die komplette Entsäuerungsmaschine | 2 Die Entsäuerungsma-

schine von innen | 3 Bestückung der Maschine

Page 36: Streifband 15

34 Unterhaltung

VeranstaltungenCeBIT ...................................................................................02.03.2010 – 06.03.2010Leipziger Buchmesse ........................................................18.03.2010 – 21.03.2010Bologna Children‘s Book Fair ............................................23.03.2010 – 26.03.2010Salon du Livre Paris ...........................................................26.03.2010 – 31.03.2010London Book Fair ...............................................................19.04.2010 – 21.04.2010Welttag des Buches .................................................................................23.04.2010Postprint Berlin ..................................................................05.05.2010 – 07.05.2010Leipziger Typotage ...................................................................................08.05.2010Fiera Internazionale del Libro ...........................................13.05.2010 – 17.05.2010Typo Berlin ..........................................................................20.05.2010 – 22.05.2010BookExpo America .............................................................25.05.2010 – 27.05.2010Buchtage Berlin .................................................................10.06.2010 – 11.06.2010Die Hörspiel ........................................................................19.06.2010 – 20.06.2010Hong Kong Book Fair .........................................................21.07.2010 – 27.07.2010Beijing International Book Fair ..........................................30.08.2010 – 03.09.2010Internationale Funkausstellung Berlin .............................03.09.2010 – 08.09.2010FachPack ............................................................................28.09.2010 – 30.09.2010Frankfurter Buchmesse ....................................................06.10.2010 – 10.10.2010Medientage München .........................................................13.10.2010 – 15.10.2010

JubiläenMark Twain (100. Todestag des US-amerikanischen Schriftstellers) ..... 21.04.2010Konrad Zuse (100. Geburtstag des Erfinders des Computers) ...............22.06.201020. Jahrestag der Wiedervereinigung Deutschlands ........ ..................... 03.10.2010Lew Tolstoi (100. Todestag des russischen Schriftstellers) ..................... 20.11.2010

Wer, Wann, Wohin?

gratiS StreiFband-aboJa, ich möchte zukünftig ein kostenloses Abonnement der Zeitschrift STREIFBAND beziehen. Bitte schicken Sie mir ...... Exemplar(e) der nächsten Ausgabe zu.

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Ausgefüllten Coupon an: Redaktion STREIFBAND, HTWK Leipzig, Fakultät Medien, Gutenbergplatz 2 – 4, 04103 Leipzig oder [email protected]

auch dieses Jahr ist der kalender wieder mit branchenbezogenen höhepunkten ge-

spickt. hier steht, was ihr nicht verpassen solltet.

Page 37: Streifband 15

Unterhaltung  35

WaS du Schon immer über PaPier WiSSen WollteSt

Ein deutsches Kind verbraucht in seinem ersten Lebensjahr genauso viel Papier wie ein Inder in 50 Jahren.4Das Leporello, ein Zickzack-Faltblatt, hat seinen Namen von einer Figur aus der Oper

Don Giovanni: Leporello ist der Diener von Don Giovanni und führt eine Liste mit den Eroberungen seines Herren. Als die Zahl einige hundert überstieg, ließ sich Leporello das Falt-system einfallen und testete es auf einer Treppe.4Egal wie groß und wie dünn ein Blatt Papier ist – es kann höchstens acht Mal über die Mitte gefaltet werden. Denn mit jeder Faltung wird die Seitenlänge halbiert, die Anzahl der Pa-pierlagen jedoch verdoppelt. Der Hebel schrumpft also in dem Maß, in dem die Steifigkeit innerhalb der Papierlagen zunimmt. Um ein Blatt neun Mal zu falten, müssten also 256 Lagen Papier über die bereits vorhandenen Fälze ge-knickt werden, und das ist definitiv unmöglich.42 Tonnen Papier werden jährlich für die Herstellung der Tickets des Eifelturms verbraucht.4Für Deutschland werden jähr-lich 500.000 Bäume für unnötige Papieraus drucke gefällt. Jeder Dritte druckt grundsätzlich jede E-Mail zum Lesen aus.4Die Firma Nokia hat zu Anfang Papier hergestellt. 4Aus China ist seit 875 der Gebrauch von Toilettenpapier belegt.4In der Olympiastadt Salt Lake City in Utah ist es verboten, mit einer in einer Papiertüte verstauten Violine auf die Straße zu gehen.4Wenn man ein Blatt Papier 42 Mal falten könnte, entspräche seine Dicke der Entfernung von der Erde zum Mond.4Das einzige Buch von dem mehr Exemplare als von der Bibel gedruckt wurden, ist der Ikea Katalog.4Das erste Produkt auf dem sich ein Barcode befand, war Wrigley’s Kaugummi.4In Indien sind Spiel-karten rund.4Wissenschaftler haben berechnet, dass unser Gehirn unter normalen Umständen mindestens eine Informationsmenge von drei Petabyte speichern kann. Das entspricht 30 Mio. Gigabyte und ist etwa so viel, wie auf die Festplatte von 200.000 PC's passt.4Kaiser Menelik II. von Äthiopien aß, immer wenn er krank war, ein paar Seiten aus der Bibel. 1913 starb er beim Versuch das ganze Buch zu verspeisen.4Eugène Sues Geliebte vermachte ihm in ihrem Testament ihre Haut, damit er sich damit sein Lieb-

lingsbuch binden lasse. Er tat es wirklich!4Das deutsche Wort »Buch« leitet sich davon ab, dass die ersten Bücher einen Einbanddeckel aus Buchenholz hatten.4Die De-ckel von Büchern waren früher meist aus Holz und wurden mit einem breiten Metallhaken zusammengehalten. Man legte das Buch auf den Tisch, drückte auf den Deckel und klappte den Haken beiseite. Schlug man aber einfach auf den Deckel, sprang der Bügel meist von allein auf. Deshalb »schlägt« man noch heute Bücher auf.4Papierverbrauch: USA 309 kg, Deutschland 225 kg, Frankreich 184 kg, China 29 kg, Äthiopien 0,5 kg (Verbrauch pro Einwohner im Jahr)4Es verschwinden jährlich 12-15 Mio. Hektar Wald. Das ist die 3-fache Fläche der Schweiz – oder alle 2 Se-kunden ein Fußballfeld.4Eine Papierfaser kann 5 bis 7 mal wieder verwendet werden. Derzeit wird eine Faser im Schnitt aber nur 1,2 mal eingesetzt.;

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36 In eigener Sache

imPreSSum / dankSagungSTREIFBAND ist ein Projekt des Studiengangs Buch- und Medienproduktion der Fakultät Medien an der HTWK Leipzig. Weitere Informationen hierzu sind unter www.streifband.de und www.verlagsherstellung.de zu finden.8Herausgeber Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig | Studien gang Buch- und Medienproduktion | Gutenbergplatz 2 - 4, 04103 Leipzig | Telefon und Fax 0341 - 21 70 450 | E-Mail [email protected] | www.streifband.de Projektleiterin Stefanie Kuhn Redaktion Denise Sterr Layout / Satz / Bild Petra Jummel An-zeigen Konrad Eberlein Herstellung / Sponsoring Katharina Kunz Vertrieb Stefanie Kuhn Druck Roger Troks, Hausdruckerei HTWK Leipzig Weiterverar-beitung Messedruck Leipzig GmbH Papier Inhalt: 115 g / m2 Galaxi Keramik von Papier Union GmbH, Mühlau | Umschlag: 200 g / m2 Hello Silk von Deutsche Pa-pier Vertriebs GmbH, Krostitz Schriften FF DIN, Traveling Typewriter Auf age 3500 Exemplare Erscheinungsweise jährlich zur Leipziger Buch messe8Anmerkung Für Beiträge ist ausschließlich der Autor verantwortlich. Geäußerte Meinungen spiegeln nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wider.8

DANK Wir bedanken uns bei allen Autorinnen und Autoren, dem Sponsor für das Inhaltspapier – Papier Union GmbH Mühlau, dem Sponsor der Druckplatten – Kodak, dem Sponsor der Weiterverarbeitung – Messedruck Leipzig GmbH, unse-ren Fotografen Stefan Giessner und Nick Putzmann (Coverfoto) sowie allen, die uns technisch und inhaltlich unterstützt haben, insbesondere Prof. Dr. Thomas Heß, Prof. Christian Ide, Dipl.-Ing. Winnie Zagrodnik, Dipl.-Ing. André Göhlich, Dipl.-Ing. Dietmar Kropf, Dipl.-Ing. Thomas Schulze, Roger Troks;

»der Weg ist das Ziel«

heißt es bei konfuzius.

doch für uns war die 15.

ausgabe von streifband

das Ziel einer einjährigen

reise. auf dieser hatten wir

tatkräftig unterstützung.

bei allen beteiligten möch-

ten wir uns auf diesem Weg

nochmals bedanken.

Buch- und Medienproduktioner auf der Buchmesse

Es ist so weit, der Bachelor-Studiengang Buch- und Medienproduktion stellt sich auf den beiden wichtigsten Messen der Buchbranche vor:

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