Streptokokken B – Reduktion der intrapartalen ... · Das Ziel der Arbeit ist die Möglichkeit...

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Bachelorarbeit Streptokokken B – Reduktion der intrapartalen Antibiotikaprophy- laxe bei Streptokokken B positiven Frauen in der Schweiz Kagerer Svenja, Tösstalstrasse 165, 8400 Winterthur, S08 258-535 Stehrenberger Manuela, Ziergärtlistrasse 9, 8953 Dietikon, S08 257-529 Departement: Gesundheit Institut: Institut für Hebammen Studienjahr: 2010 / 2011 Eingereicht am: 20.05.2011 Betreuende Lehrperson: Eggenschwiler Ruth

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Bachelorarbeit

Streptokokken B –

Reduktion der intrapartalen Antibiotikaprophy-laxe bei Streptokokken B positiven Frauen in

der Schweiz

Kagerer Svenja, Tösstalstrasse 165, 8400 Winterthur, S08 258-535

Stehrenberger Manuela, Ziergärtlistrasse 9, 8953 Dietikon, S08 257-529

Departement: Gesundheit

Institut: Institut für Hebammen Studienjahr: 2010 / 2011

Eingereicht am: 20.05.2011 Betreuende Lehrperson: Eggenschwiler Ruth

Bachelorarbeit 2010/2011

Svenja Kagerer und Manuela Stehrenberger

Inhaltsverzeichnis Abstract ...................................................................................................................... 1

1 Streptokokken B – Reduktion der intrapartalen Antibiotikaprophylaxe bei

Streptokokken B positiven Frauen in der Schweiz .............................................. 2

1.1 Begründung der gewählten Thematik........................................................... 2

1.2 Streptokokken B – ihre Relevanz und Problematik während der

Schwangerschaft, unter der Geburt und im Wochenbett .............................. 3

1.3 Fragestellung und Zielsetzung ..................................................................... 5

1.4 Limitationen .................................................................................................. 6

2 Methodik.............................................................................................................. 7

2.1 Vorgehen bei der Literaturrecherche............................................................ 7

2.2 Begründete Auswahl der verwendeten Studien............................................ 7

2.3 Beurteilung der Studien ................................................................................ 8

3 Theoretischer Hintergrund................................................................................... 9

3.1 Aktuelle Leitlinien........................................................................................ 11

3.1.1 Aktuelle Leitlinien der Schweiz – SGGG................................................. 11

3.1.2 Aktuelle Leitlinien in den USA – CDC ..................................................... 13

3.1.3 Aktuelle Leitlinien in England – RCOG ................................................... 14

3.1.4 Aktuelle Leitlinien in Kanada – Canadian Task Force............................. 14

4 Ergebnisse ........................................................................................................ 16

4.1 Kurzer Überblick über die verwendeten Studien ........................................ 16

4.2 Resultate der Studien................................................................................. 22

4.2.1 Studie von Stan et al. (2001) .................................................................. 22

4.2.2 Studie von Rausch et al. (2009).............................................................. 23

4.2.3 Studie von Renner et al. (2009) .............................................................. 25

4.2.4 Studie von Schrag et al. (2002) .............................................................. 26

4.2.5 Review von Shah et al. (2001)................................................................ 28

4.2.6 Review von Ohlsson et al. (2009) ........................................................... 29

5 Diskussion ......................................................................................................... 30

5.1 Analysen der Studien ................................................................................. 30

5.1.1 „Choosing a strategy to prevent neonatal early-onset group B

streptococcal sepsis: economic evaluation” (Stan et al., 2001) .............. 30

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5.1.2 „Group B Streptococcus colonization in pregnancy: prevalence and

prevention strategies of neonatal sepsis” (Rausch et al., 2009) ............. 31

5.1.3 „Efficacy of a strategy to prevent neonatal early-onset group B

streptococcal (GBS) sepsis” (Renner et al., 2006).................................. 31

5.1.4 „A population-based comparison of strategies to prevent early-onset

Group B Streptococcal disease in neonates” (Schrag et al., 2002) ........ 32

5.1.5 „Prevention of Early-onset Group B Streptococcal (GBS) Infection in

the Newborn. Systematic Review and Recommendations. Canadian

Task Force on Preventive Health Care” (Shah et al., 2001) ................... 33

5.1.6 „Intrapartum antibiotics for known maternal Group B streptococcal

colonization (Review)” (Ohlsson et al., 2009) ......................................... 34

5.2 Diskussion der Ergebnisse ......................................................................... 35

5.3 Beantwortung der Fragestellung anhand der Diskussion ........................... 40

6 Schlussfolgerungen........................................................................................... 41

6.1 Zusammenfassung..................................................................................... 41

6.2 Bedeutung der Erkenntnisse für aktuelle Praxis......................................... 41

6.3 Offene Fragen und Zukunftsaussichten...................................................... 42

6.4 Anmerkungen der Autorinnen..................................................................... 43

Literaturverzeichnis .................................................................................................. 44

A. Tabellenverzeichnis........................................................................................... 47

B. Glossar .............................................................................................................. 49

C. Wortzahl ............................................................................................................ 50

D. Eigenständigkeitserklärung ............................................................................... 51

E. Danksagung ...................................................................................................... 52

Anhang ..................................................................................................................... 53

Zusammenfassung der Studien ............................................................................ 53

Analysen der Studien............................................................................................ 61

Evidenzlevel nach der Canadian Task Force........................................................ 75

Empfehlungsgrad nach der Canadian Task Force................................................ 75

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Svenja Kagerer und Manuela Stehrenberger

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Abstract

Hintergrund

Die aktuellste Empfehlung zur Prävention von Streptokokken B early-onset Sepsis in

der Schweiz ist die Screeningstrategie. Alle Streptokokken B positiv gescreenten

Frauen erhalten eine intrapartale Antibiotikaprophylaxe (IAP), um das Risiko der

Übertragung auf das Neugeborene zu reduzieren.

Ziel

Das Ziel der Arbeit ist die Möglichkeit einer IAP Reduktion bei Group B Streptococ-

cus (GBS) positiven Frauen in der Schweiz zu untersuchen. Das Outcome wird am

Verhältnis der Kosten der einzelnen Präventionsstrategien (Screening-, Risiko- und

kombinierte Strategie) und dem Ausbruch einer early-onset Sepsis beim Neugebore-

nen gemessen.

Methode

Es werden Studien analysiert, welche die Präventionsstrategien auf ihre Effektivität

bezüglich der Verhinderung eines Ausbruchs einer early-onset Sepsis beim Neuge-

borenen sowie die Kosten untersuchten.

Resultate

Die Screeningstrategie verhütet am meisten GBS Sepsen, ist am kostenintensivsten

und die IAP Rate ist am höchsten. Die Risikostrategie verhindert am wenigsten GBS

Sepsen, die IAP Rate ist niedriger als mit der Screeningstrategie und sie ist am güns-

tigsten. Verglichen mit der Screeningstrategie verhindert die kombinierte Strategie

weniger GBS Sepsen, sie ist aber kostengünstiger und die IAP Rate ist niedriger.

Schlussfolgerung

Die kombinierte Strategie stellt für die Schweiz eine Alternative zur aktuell empfohle-

nen Screeningstrategie dar. Sie reduziert die IAP, ist kosteneffizient und beugt effek-

tiv der early-onset GBS Sepsis vor.

Keywords

streptococcus b / intrapartum / antibiotic prophylaxis / early-onset GBS disease /

neonatal sepsis / infection / prevention / reduction / screening-based strategy / risk-

based strategy / combined strategy

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1 Streptokokken B – Reduktion der intrapartalen Antibiotikaprophylaxe bei

Streptokokken B positiven Frauen in der Schweiz In der Einleitung wird die Relevanz und Problematik der B Streptokokken in

der Zeit um die Schwangerschaft und Geburt beschrieben. Des Weiteren stellen die

Autorinnen ihre Fragestellung und ihre Zielsetzung vor und beschreiben die Limitati-

onen dieser Arbeit.

1.1 Begründung der gewählten Thematik Während ihrer Praxisaufenthalte sind die Autorinnen häufig mit der Strepto-

kokken B Problematik konfrontiert worden. Sie hinterfragten zusammen mit ihren

Ausbildnerinnen die Antibiotikagabe bei Streptokokken B positiv gescreenten Frauen

und bemerkten, dass unterschiedliche Meinungen darüber vertreten werden. Dies

regte die Autorinnen zum Nachdenken und zur Hinterfragung des üblichen Scree-

nings aller Schwangeren im dritten Trimenon und der damit verbundenen antibioti-

schen Prophylaxe bei den mit GBS kolonisierten Frauen unter der Geburt an.

Die Guideline Nr. 36 des englischen Royal College of Obstetricians and Gy-

naecologists [RCOG] (2003) beschreibt, dass die Inzidenz der early-onset GBS Er-

krankung im Vereinigten Königreich ohne ein systematisches Screening oder verbrei-

tete Antibiotikaprophylaxe 0.5 pro 1000 Geburten beträgt. Dies entspricht, trotz ver-

gleichbarem vaginalem Trägerstatus, einer gleich hohen Inzidenz wie derjenigen in

den USA nach der Einführung des universellen Screenings (RCOG, 2003; zit. nach

Easmon, 1986, S. 59-65). Das RCOG (2003) schreibt weiter, dass die Anwendung

der Screeningstrategie dazu führt, dass in den USA schätzungsweise 26.7% der

Frauen IAP empfohlen und somit die early-onset GBS Sepsis um 86% reduziert wird.

Bei der kombinierten Strategie hingegen, wie von der Canadian Task Force empfoh-

len, erhalten schätzungsweise nur 3.4% der Frauen Antibiotika und die Inzidenz der

GBS Sepsis wird um 51% reduziert (RCOG, 2003; zit. nach Boyer & Gotoff, 1986, S.

1665-1669).

Das Lesen dieser Aussagen lässt vermuten, dass eine Strategie, bei welcher

weniger Frauen der IAP ausgesetzt sind als durch die Screeningstrategie, ebenfalls

effektiv sein kann.

Auch Schneider, Husslein und Schneider (2006) beschreiben, dass unterschiedliche

Empfehlungen existieren. Die Prävention und die damit verbundenen Probleme der

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neonatalen B Streptokokkeninfektionen sei noch keineswegs ausdiskutiert (Schnei-

der et al., 2006).

Aufgrund der in der Schweiz empfohlenen Antibiotikaprophylaxe intrapartum

bei GSB positiv gescreenten Frauen (3.1.1 aktuelle Leitlinien der Schweiz – SGGG)

und der Nachteile, welche Antibiotika mit sich bringen können, möchten die Autorin-

nen die IAP hinterfragen. Es wird von heftigen allergischen Reaktionen bei Gebären-

den berichtet (Ohlsson & Shah, 2009; zit. nach Berthier et al., 2007, S. 464-472; Jao,

Cheng, Shaw & Soong, 2006, S. 655-658). Das Vorkommen von postnatalen mütter-

lichen und neonatalen Pilzinfektionen kann steigen (Ohlsson et al., 2009; zit. nach

Dinsmoor, Viloria, Leif & Elder, 2005, S. 19-22). Es existieren zunehmend Bedenken

gegenüber antibiotischen Resistenzen auf Erythromycin und Clindamycin (Ohlsson

et al., 2009; zit. nach Barcaite et al., 2008, S. 260-271). Zudem erhöht die IAP das

Risiko, dass Neugeborene eher den Ampicillin resistenten Enterobakterien ausge-

setzt werden (Ohlsson et al., 2009; zit. nach Edward, Clark, Sistrom & Duff, 2002, S.

534-539).

Mit der IAP sind zusätzlich Kosten verbunden. Laut Stan et al. (2002; zit. nach Stan

et al., 2001, S. 840-847) sind „in Regionen mit niedriger Prävalenz mütterlicher Kolo-

nisation [O] die Kosten am höchsten. Die Screeningstrategie ist am wirksamsten,

aber auch am teuersten.“

Aus diesen Gründen möchten die Autorinnen anhand eines Literaturreviews

überprüfen, ob die Screeningstrategie tatsächlich die effektivste bezüglich der Re-

duktion der early-onset Sepsis ist. Sie möchten die Effektivität am Verhältnis der

Kosten der einzelnen Präventionsstrategien zum Ausbruch einer early-onset Sepsis

beim Neugeborenen messen.

1.2 Streptokokken B – ihre Relevanz und Problematik während der Schwan-gerschaft, unter der Geburt und im Wochenbett

Laut Geist, Harder und Stiefel (2007) sind 5 - 30% aller Schwangeren sym-

ptomlose Trägerinnen von B Streptokokken. Um die Kolonisation einer Schwangeren

festzustellen, wird in der Schweiz in der 35. - 37. Schwangerschaftswoche ein

Screening durchgeführt (Surbek et al., 2006). Hierzu wird ein vaginal-rektaler Ab-

strich entnommen. Binnen 36-48 Stunden ist das Resultat dieser Standardkultur vor-

handen (Stan, Meisser & Boulvain, 2002). In der Schwangerschaft kann bei GBS Ko-

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lonisation der Mutter der Fetus dem aufsteigendem Bakterium bereits im Uterus aus-

gesetzt sein (Abd El Malek et al., 2005). Abd El Malek et al. (2005) beschreiben,

GBS könne ausserdem während der Geburt, wenn der Fetus durch den Geburtska-

nal bzw. Genitaltrakt tritt, übertragen werden. Das Risiko, dass eine solche Übertra-

gung auf das Neugeborene stattfindet, liegt laut Stan et al. (2002; zit. nach Baker &

Edwards, 1995, S. 980-1054; Griscke et al., 1992, S. 335-339) bei 40 - 70%. 1 - 2%

dieser Neugeborenen entwickeln eine GBS Sepsis (Stan et al., 2002; zit. nach Baker

& Edwards, 1995, S. 980-1054; Boyer & Gotoff, 1986, S. 1665-1669).

Streptokokken B sind mit zwei bis drei auf 1000 Geburten die häufigste Ursa-

che für eine Sepsis beim Neugeborenen (Geist et al., 2007). Diese wird mit einer

Mortalität von 60 - 70% und mit einer Letalität von 20 - 70% beschrieben (Geist et al.,

2007). Surbek et al. (2006) hingegen beschreiben eine Inzidenz von eins pro 1000

Lebendgeborenen und Letalität von 10 - 30%. 10 - 20% der betroffenen Neugebore-

nen, die eine early-onset Sepsis überleben, leiden nach einer Infektion an neurologi-

schen Langzeitschäden wie zum Beispiel Taubheit, Sehstörungen und reduzierten

intellektuellen Fähigkeiten (Stan et al., 2002; zit. nach Baker & Edwards, 1995, S.

980-1054).

Die early-onset Sepsis tritt laut Definition in den ersten sieben Lebenstagen

auf (Ohlsson et al., 2009). Es sind verschiedene Risikofaktoren unter der Geburt be-

kannt, die eine solche Sepsis begünstigen. Die Risikofaktoren werden in der Literatur

unterschiedlich definiert. Die Autorinnen werden unter 3. im Kapitel Theoretischer

Hintergrund konkret auf die unterschiedlichen Risikofaktoren in der Literatur und in

den verwendeten Studien eingehen.

Zur Kolonisationsrate der Streptokokken positiven Frauen existieren unter-

schiedliche Angaben. Laut Abd El Malek, Embleton und Loughney (2005) variieren

die Raten GBS kolonisierter Frauen in verschiedenen Ländern und ethnischen Grup-

pen. Während die afroamerikanische Bevölkerung eine Kolonisationsrate von 41%

aufweist, beschreiben Renner et al. (2006; zit. nach Schrag, Gorwitz, Fultz-Brutts &

Schuchat, 2002, S. 1; Yancey, Schuchat, Brown, Ventura & Markenson, 1996, S.

811), die Kolonisationsrate in den USA liege bei 10 - 30%. In der Schweiz sowie in

anderen europäischen Ländern beträgt die Anzahl kolonisierter Frauen 5 - 15%

(Renner et al., 2006; zit. nach Stan et al., 2001, S. 840; Surbek, Pavic & Almendral,

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1995, S. 148; Trijbels-Smeulders, Kollee, Adriaanse, Kimpen & Gerards, 2004, S.

172). In der Schweiz selbst gibt es laut Rausch, Gross, Droz, Bodmer und Surbek

(2009) regionale Unterschiede. In Genf beträgt die GBS Kolonisation 7.8% (Rausch

et al., 2009; zit. nach Stan et al., 2001, S. 840-847) und in Basel 10% (Rausch et al.,

2009; zit. nach Surbek, Pavic & Almendral, 1995, S. 148). Für Bern berechnen

Rausch et al. (2009) eine GBS Kolonisation von 21%. Laut Stan et al. (2002; zit.

nach Stan et al., 2001, S. 840-847) sind „in Regionen mit niedriger Prävalenz mütter-

licher Kolonisation [O] die Kosten am höchsten. Die Screeningstrategie ist am wirk-

samsten, aber auch am teuersten.“ Zudem äussern Surbek et al. (2006) im Exper-

tenbrief, dass das englische RCOG (2003) Bedenken bezüglich der Screeningstrate-

gie aus Kosten-Nutzen-Überlegungen äussert.

Die meistverbreitete und gewöhnlichste Prävention für eine GBS Sepsis bei

Neugeborenen ist die intrapartale Antibiotikaprophylaxe (IAP) (Ohlsson et al., 2009).

Um eine Übertragung von Streptokokken B unter der Geburt von besiedelten Müttern

auf das Neugeborene zu verhindern, sind drei verschiedene Strategien mit der IAP

möglich. Je nach Leitlinien werden unterschiedliche Strategien empfohlen: Eine risi-

kobasierte Strategie, eine screeningbasierte Strategie oder eine kombinierte scree-

ning- und risikobasierte Strategie. Die Autorinnen werden im Kapitel 3 näher auf die

jeweiligen Definitionen eingehen.

1.3 Fragestellung und Zielsetzung

Aufgrund der bereits beschriebenen Aktualität der GBS Problematik, der intra-

partal verabreichten Antibiotika, welche laut der Schweizerischen Gesellschaft für

Gynäkologie und Geburtshilfe [SGGG] GBS positiven Frauen empfohlen werden und

der daraus resultierenden Kosten, erstellten die Autorinnen folgende Fragestellung:

„Welche unterschiedlichen Präventionsstrategien gibt es, um die intrapartale

Antibiotikagabe bei Streptokokken B positiven Frauen in der Schweiz zu reduzieren,

gemessen am Verhältnis zwischen den Kosten der einzelnen Präventionsstrategien

und dem Ausbruch einer early-onset Sepsis beim Neugeborenen?"

Ziel der Arbeit ist es, eine wirksame und gezielte Behandlungsmöglichkeit für

Streptokokken B besiedelte Frauen zu definieren und zu begründen. Die Autorinnen

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möchten die in der Schweiz aktuell empfohlene Screeningstrategie und die damit

verbundene Antibiotikaprophylaxe bei positiv gescreenten Frauen hinterfragen und

adäquate evidenzbasierte Behandlungsmöglichkeiten herauskristallisieren.

1.4 Limitationen Um das Themengebiet der Bachelorarbeit einzugrenzen, beschränken sich die

Autorinnen in ihrer Arbeit auf die Präventionsstrategie der intrapartalen Antibioti-

kaprophylaxe mittels Screening-, Risiko- oder kombinierter Screening- und Risiko-

strategie.

Die intrapartale Antibiotikaprophylaxe bei allen GBS positiven Müttern ist laut

Ohlsson et al. (2009) zurzeit die üblichste Strategie zur early-onset GBS Sepsis Prä-

vention.

Die vaginale Behandlung mit Chlorhexidin und die intramuskuläre Antibioti-

kaprophylaxe bei Neugeborenen stellen Alternativen zur IAP dar. Nach Ohlsson et al.

(2009; zit. nach Stade, Shah & Ohlsson, 2004, Issue 3) reduziert die vaginale Be-

handlung mit Chlorhexidin, mit oder ohne neonataler Waschung, die Bakterienmen-

ge, was aber keinen Einfluss auf die early-onset Sepsis hat. Stan et al. (2001) be-

schreiben die vaginale Desinfektion mit Chlorhexidin unter der Geburt als ineffektiv in

der Bekämpfung der GBS Sepsis (Stan et al., 2001; zit. nach Rouse, Hauth, And-

rews, Mills & Maher, 1997, S. 617-622; Burman, Christensen, Christensen et al.,

1992, S. 65-69). Woodgate, Flenady & Steer (2009) untersuchten in einem Review

die intramuskuläre Antibiotikaprophylaxe beim Neugeborenen, welche unmittelbar

nach der Geburt als Alternative zur IAP verabreicht wird. Die intramuskuläre Antibio-

tikaprophylaxe zeigte keine signifikanten Unterschiede bezüglich des Outcomes ei-

ner early-onset GBS (EOGBS) Sepsis und wird daher nicht empfohlen (Woodgate et

al., 2009).

Die vaginale Desinfektion und intramuskuläre Antibiotikaprophylaxe beim

Neugeborenen werden im Rahmen dieser Bachelorarbeit nicht behandelt.

Nach Enkin et al. (2006) ist ein zu Geburtsbeginn durchzuführender GBS Schnelltest

ein wünschenswertes Verfahren. Die Tests werden zurzeit entwickelt, bisher hat kei-

ner von ihnen eine ausreichende Sensitivität (Enkin et al., 2006).

Daher wird in dieser Arbeit weder auf die Polymerase chain reaction (PCR) Methode

als Schnelltest, noch die GBS Impfung genauer eingegangen.

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2 Methodik

Die Autorinnen erläutern in diesem Teil der Arbeit ihr methodisches Vorgehen

beim Recherchieren geeigneter Literatur und begründen die Wahl der Literatur. Des

Weiteren stellen sie den inhaltlichen Aufbau der Arbeit vor.

Bei der vorliegenden Bachelorarbeit handelt es sich um eine Literaturarbeit.

Sie ist gegliedert in Einleitung, Methodik, theoretischer Hintergrund, Ergebnisse, Dis-

kussion, Beantwortung der Fragestellung und Schlussfolgerung. Anfangs wird die

Problematik und das Basiswissen zum Thema der Streptokokken B aufgezeigt. Im

anschliessenden Hauptteil gehen die Autorinnen auf sechs ausgewählte Studien,

sowie deren Beurteilungen ein. Am Schluss soll die Fragestellung mittels einer kriti-

schen Literaturübersicht verschiedener Studien beantwortet werden.

2.1 Vorgehen bei der Literaturrecherche

Zwischen August 2010 und Januar 2011 wurden folgende Datenbanken

durchsucht: Medline via Ovid SP, Chochrane Library, CINAHL und Pubmed. Es han-

delt sich hierbei um medizinische Datenbanken, die wissenschaftliche Literatur unter

anderem zum Thema Streptokokken B enthalten.

Folgende Stich- und Schlagwörter wurden verwendet: streptococcus b / strep-

tococcus agalactiae / subpartum / intrapartum / antibiotic prophylaxis / chemoprophy-

laxis / chemoprevention / early-onset GBS disease / neonatal sepsis / infection und

prevention. Sie wurden durch die Booleschen Operatoren „AND“, „OR“ und „NOT“

verknüpft, um die Studien möglichst genau einzugrenzen. Die Literatur wurde durch

das Schneeballverfahren und durch E-Mailkontakt zu Studienautoren ergänzt. Eine

Suche mit zusätzlich folgenden Stich- und Schlagwörtern reduction / reduction of an-

tibiotic prophylaxis / cost / treatment brachte keine neuen Resultate.

2.2 Begründete Auswahl der verwendeten Studien Durch Lesen der Abstracts entschieden sich die Autorinnen für potentielle

Studien. Die so gefundenen Studien wurden unter den beiden Autorinnen aufgeteilt,

gelesen und anschliessend gegenseitig präsentiert. Sieben themenrelevante Studien

und zwei Reviews wurden ausgewählt. Diese sollten nicht älter als zehn Jahre und in

englischer oder deutscher Sprache verfasst sein. Die neun Studien wurden von den

Autorinnen in Matrizen zusammengefasst. So konnten die Studien bezüglich Ziel,

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Ein- und Ausschlusskriterien der Teilnehmer, Methode und Resultate genauer vergli-

chen werden. Die Matrizen vereinfachten den Autorinnen den Vergleich der Studien.

Ausgeschlossen wurden die Studien von Akker et al. (2005), Jefferson (2006) und

Berardi et al. (2010) aus folgenden Gründen:

Die Studie von van den Akker et al. (2005) stammt aus den Niederlanden. Die

Rate der Hausgeburten beträgt in den Niederlanden zum Zeitpunkt der Studie 31%.

Eine Übertragung der Ergebnisse auf die Schweiz kann aus diesem Grund nicht un-

kritisch erfolgen. Die Studie von Jefferson (2006) untersuchte die Unterschiede zwi-

schen einer und zwei Dosen Antibiotika zur Prophylaxe unter der Geburt. 94% der

eingeschlossenen Frauen waren dunkelhäutig. Laut Jefferson (2006) ist eine Verall-

gemeinerung der Ergebnisse aufgrund ethnischer Ungleichheit schwierig. Die Studie

von Berardi et al. (2010) untersuchte die Effektivität der IAP mit einer Applikation von

weniger als vier Stunden vor der Geburt. Dieser Aspekt ist nicht Teil der Fragestel-

lung.

Die verbleibenden vier Studien und zwei Reviews wurden von den Autorinnen

analysiert und zur Beantwortung der Fragestellung verwendet. Da die Inzidenz der

Streptokokken B je nach Land unterschiedlich ist, entschieden sich die Autorinnen für

unter anderem drei Studien aus der Schweiz. Diese treffen den epidemiologischen

Kontext am besten.

Ein Überblick über die sechs verwendeten Studien wird im Kapitel 4 gegeben.

2.3 Beurteilung der Studien Mit Hilfe des Hebammenforums nach Stahl (2008) beurteilten die Autorinnen

die vier Studien. Die zwei verwendeten Reviews wurden mit Hilfe des Prismas (Mo-

her, Liberati, Tetzlaff & Altman, 2009) analysiert.

Das in deutscher Sprache verfasste Hebammenforum nach Stahl (2008) hat

einen verständlichen Aufbau. Es ist strukturiert, sodass eine Analyse übersichtlich

und logisch dargestellt werden kann.

Das Prisma ist ein anerkanntes Verfahren zur Analyse von Übersichtsarbeiten.

Es wird von der Cochrane Collaboration unterstützt und ist unter anderem in engli-

scher Sprache verfasst. Mit Hilfe der Checkliste können Reviews strukturiert und

ausführlich analysiert werden.

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3 Theoretischer Hintergrund

Im folgenden Kapitel werden die verschiedenen Strategien zur Prävention der

early-onset Streptokokken B Sepsis beim Neugeborenen vorgestellt. Um den neus-

ten Wissensstand aufzuzeigen, gehen die Autorinnen auf aktuelle Leitlinien in ver-

schiedenen Ländern ein.

Die drei möglichen Behandlungsstrategien mit IAP zur Prävention der early-

onset Sepsis bei Neugeborenen sind (Shah & Ohlsson., 2001):

a) Die Screeningstrategie: Die IAP wird aufgrund eines Screenings verabreicht,

wobei alle Streptokokken B positiven Frauen intrapartal Antibiotika erhalten.

b) Die Risikostrategie: Die IAP wird denjenigen Frauen verabreicht, bei denen

Risikofaktoren auftreten. Es wird kein Screening durchgeführt.

c) Die kombinierte Screening- und Risikostrategie: Ein Screening wird bei allen

Frauen gemacht, die IAP wird nur bei positivem GBS Abstrich und vorhande-

nen Risikofaktoren verabreicht.

Diese Definitionen der Screening-, Risiko- und kombinierten Strategie gelten für die

ganze Arbeit.

Das Screening sollte in der 35. - 37. Schwangerschaftswoche erfolgen (Cen-

ters for Disease Control and Prevention [CDC], 2002).

Die Risikofaktoren sind nicht einheitlich definiert. Geist et al. (2007) nennen

folgende Risikofaktoren: drohende Frühgeburt, Blasensprung >18 Stunden, mütterli-

che Temperatur >38°C und Schwangere, deren früheres Kind eine GBS Sepsis hat-

te. Schneider et al. (2006) nennen keine einheitliche Definition der Risikofaktoren,

sondern zitieren unterschiedliche Definitionen von Institutionen, wie zum Beispiel der

Gesellschaft für perinatale Medizin, der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und

Geburtshilfe oder der American Academy of Pediatrics.

Aufgrund der unterschiedlichen Definitionen haben die Autorinnen die Risiko-

faktoren der verwendeten Studien in Tabelle 1 aufgelistet.

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Tabelle 1 Zusammenfassung der Risikofaktoren der in der Arbeit verwendeten Studien Studie Definition der Risikofaktoren Choosing a strategy to prevent neonatal early-onset group B streptococcal sepsis: economic evaluation (2001) Stan, C. M.; Boulvain, M.; Bovier, P. A. ; Auckenthaler, R. ; Berner, M.; Irion, O.

Aktuelle Strategie in Genf: Ein GBS Screening wird bei vorzeitigen Wehen, Blasen-sprung < 37. Schwangerschaftswoche oder vaginalem Ausfluss gemacht. Antibiotika erhalten Frauen mit: ‒ Fieber ≥ 38°C unter der Geburt ‒ Blasensprung vor der 34. Schwangerschaftswoche ‒ positiver GBS Abstrich in der aktuellen Schwanger-

schaft Risikofaktoren bei Anwendung der Risikostrategie: ‒ Geburt vor der 37. Schwangerschaftswoche ‒ intrapartales Fieber ≥ 38°C ‒ Blasensprung ≥ 18 Stunden ‒ GBS Bakteriurie in der aktuellen Schwangerschaft ‒ Geburt eines vorherigen Kindes mit einer GBS Sepsis

Group B Streptococcus colonization in pregnancy: prevalence and prevention strategies of neonatal sepsis (2009) Rausch, A.V.; Gross, A.; Droz, S.; Bod-mer, T.; Surbek, D.V.

‒ Blasensprung > 18 Stunden und > 12 Stunden ‒ Geburtszeitpunkt < 37. Schwangerschaftswoche ‒ intrapartales maternales Fieber ≥ 38°C ‒ GBS Bakteriurie in der Schwangerschaft ‒ Geburt eines vorherigen Kindes mit einer GBS Sepsis

Efficacy of a strategy to prevent neonatal early-onset group B streptococcal (GBS) sepsis (2006) Renner, R. M.; Renner, A.; Schmid, S.; Hoesli, I.; Nars, P.; Hol-zgreve, W.; Surbek, D. V.

‒ Frühgeburtlichkeit (< 37. Schwangerschaftswoche), ‒ Blasensprung seit > 18 Stunden nach Wehenbeginn ‒ intrapartales Fieber > 38°C ‒ GBS Bakteriurie in der akutellen Schwangerschaft ‒ ein vorheriges Kind, welches an einer early-onset GBS

Sepsis erkrankt war ‒ IAP wird ausserdem bei unbekanntem GBS Trägersta-

tus verabreicht, wenn andere Risikofaktoren vorliegen

A Population-Based Comparison of Strategies to prevent early-onset Group B Streptococcal Disease in Neonates (2002) Schrag, S. J. et al.

‒ Geburt < 37. Schwangerschaftswoche ‒ Blasensprung seit ≥ 18 Stunden vor der Geburt ‒ intrapartales Fieber ≥ 38°C ‒ GBS Bakteriurie ‒ ein vorheriges Kind mit GBS Sepsis

Canadian Task Force: Prevention of Early-onset Group B Streptococcal (GBS) Infection in the Newborn Systematic Re-view and Recommendations (2001) Shah, V.; Ohlsson, A.

‒ vorzeitige Wehen < 37. Schwangerschaftswoche ‒ Blasensprung seit ≥ 18 Stunden ‒ intrapartales Fieber der Mutter ≥ 38.0°C ‒ GBS Bakteriurie während der Schwangerschaft ‒ vorheriges Kind mit GBS Sepsis unabhängig von einer

aktuellen GBS Kolonisation

Bachelorarbeit 2010/2011

Svenja Kagerer und Manuela Stehrenberger

11

3.1 Aktuelle Leitlinien

Die Autorinnen entschieden sich die Leitlinien der SGGG vorzustellen, da sie

die aktuellen Empfehlungen der Schweiz beschreiben. Anschliessend stellen die Au-

torinnen die Leitlinien des CDC vor, weil sich unter anderem die SGGG und ein Teil

der für die Bachelorarbeit verwendeten Studien auf diese beziehen. Weiter werden

die Leitlinien des RCOG und der Canadian Task Force dargestellt, da diese alterna-

tive Präventionsstrategien empfehlen.

3.1.1 Aktuelle Leitlinien der Schweiz – SGGG

Die Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe beschreibt

in dem Expertenbrief Nr. 19 nach Surbek et al. (2006) die aktuellen Empfeh-

lungen der Schweiz. Dieser nennt die Leitlinien des CDC von 2002, welche die

Screeningstrategie empfehlen und erwähnt das RCOG (2003), welches Be-

denken bezüglich der Screeningstrategie aus Kosten-Nutzen-Überlegungen

äussert. Surbek et al. (2006) möchten ein Konzept zum Screening empfehlen,

aber auch mögliche Alternativen darstellen. Surbek et al. (2006) empfehlen ein

routinemässiges Screening in der 35. - 37. Schwangerschaftswoche (SSW).

Bei einer GBS induzierten Bakteriurie in der aktuellen Schwangerschaft und

bei Frauen, welche bereits ein vorheriges Kind mit GBS Sepsis Erkrankung

geboren haben, kann auf ein Screening verzichtet werden.

Eine IAP soll durchgeführt werden bei:

- „positivem GBS-Abstrich in der aktuellen Schwangerschaft

- einem an GBS-Sepsis erkrankten Kind aus früherer Schwangerschaft;

- GBS- Bakteriurie in der aktuellen Schwangerschaft [O]

- unbekanntem Träger-Status zum Zeitpunkt der Geburt mit mindestens ei-

nem der folgenden Risikofaktoren: Frühgeburt < 37 SSW, Blasensprung =

18 h, Fieber = 38,0° C sub partu [O]“ (Surbek et al., 2006, S. 1)

Keine IAP wird empfohlen bei:

- „negativem GBS-Abstrich in der aktuellen Spätschwangerschaft;

- positivem GBS-Träger-Status in früherer Schwangerschaft, bei aktuell ne-

gativem Abstrichresultat;

Bachelorarbeit 2010/2011

Svenja Kagerer und Manuela Stehrenberger

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- elektiver Sectio caesarea (keine Wehen, kein Blasensprung), unabhängig

vom Screening-Resultat. [O]

- Ebenso ist eine Antibiotikagabe an eine asymptomatische Schwangere mit

GBS-Besiedelung während der Schwangerschaft nicht indiziert [O]“ (Sur-

bek et al., 2006, S. 1-2)

Antibiotikawahl und Antibiotikadosierung:

- „1. Wahl: Penicillin G, 5 Mio E i.v. bei Geburtsbeginn, dann 4-stündlich 2,5

Mio E i.v. oder Amoxicillin, 2 g i.v. bei Geburtsbeginn, dann 4-6-stündlich 1

g i.v.

- bei Penicillinallergie: Clindamycin, 0,9 g i.v. bei Geburtsbeginn, 8-stündlich

oder [O] Erythromycin 500 mg i.v. 6-stündlich [O]“(Surbek et al., 2006, S.

2)

Zwischen der ersten Antibiotikumgabe und der Abnabelung sollten laut Surbek

et al. (2006) mindestens vier Stunden liegen, damit eine ausreichende Effekti-

vität der Prophylaxe gegeben ist.

Als alternatives Konzept spricht der Expertenbrief eine Strategie an, welche

kein generelles Screening, sondern die Prophylaxe aufgrund von Risikofakto-

ren beinhaltet. Zu den Risikofaktoren zählen Surbek et al. (2006): „Frühgeburt

< 37 SSW, Blasensprung = 18 h, Fieber = 38,0° C oder andere Infektzeichen

zum Zeitpunkt der Geburt, ein an GBS-Sepsis erkranktes Kind aus früherer

Schwangerschaft, GBS-Bakteriurie in der Schwangerschaft [O]“ (Surbek et

al., 2006, S. 2)

Laut Surbek et al. (2006) haben Studien aus den USA gezeigt, dass diese

Strategie weniger effektiv ist als die Screeningstrategie. Surbek et al. (2006) :

„Es ist unklar, ob diese Befunde auch auf mitteleuropäische Populatio-

nen und Gesundheitssysteme übertragen werden können.

Untersuchungen aus der Schweiz haben gezeigt, dass auch eine noch

restriktivere Strategie wirksam sein kann: Diese Strategie beruht auf ei-

nem Screening aller Schwangeren in der 35.-37. SSW, wobei diejeni-

Bachelorarbeit 2010/2011

Svenja Kagerer und Manuela Stehrenberger

13

gen mit positivem Abstrichresultat nur dann einer Antibiotikaprophylaxe

erhalten, wenn gleichzeitig Risikofaktoren (Frühgeburt < 37 SSW, Bla-

sensprung = 18 h, Fieber = 38,0° C oder andere Infektzeichen zum

Zeitpunkt der Geburt) vorhanden sind.“ (S. 2)

Die Autorinnen versuchten durch Mailkontakt mit den Autoren des Experten-

briefes Informationen über die verwendete Literatur zur restriktiven Strategie

zu erhalten. Die E-Mails blieben unbeantwortet.

3.1.2 Aktuelle Leitlinien in den USA – CDC

Das CDC veröffentlichte 1996 Leitlinien, welche sowohl die Risikostrategie als

auch die Screeningstrategie als annehmbar betrachteten. Sie wurden vom

„American College of Obstetricians and Gynaecologists“ und der „American

Academy of Paediatrics“ unterstützt (Stan et al., 2001; zit. nach Centres for

Disease Control and Prevention, 1996, S. 1-24). Diese Leitlinien wurden 2002

vom CDC aktualisiert.

Das CDC empfiehlt seit 2002 folgende Strategie:

Schwangere sollten in der 35. - 37. Schwangerschaftswoche gescreent wer-

den. Bei Wehenbeginn oder sobald es zum Blasensprung kommt, sollte allen

GBS positiv gescreenten Frauen eine IAP verabreicht werden. Ist das GBS

Screeningresultat nicht bekannt, sollte bei folgenden Risikofaktoren Antibiotika

verabreicht werden: < 37. Schwangerschaftswoche, Blasensprung ≥ 18 Stun-

den und / oder Temperatur ≥ 38.0°C. Frauen mit negativem Trägerstatus in-

nerhalb der letzten fünf Wochen vor der Geburt bekommen unter der Geburt

keine Prophylaxe, selbst wenn Risikofaktoren auftreten.

GBS positive Frauen mit primärer Sectio erhalten keine Antibiotikaprophylaxe.

Ein positiver GBS Trägerstatus in einer vorherigen Schwangerschaft ist kein

Grund für eine IAP. Frauen mit GBS Bakteriurie sollten intrapartal ebenfalls

mit Antibiotika behandelt werden. Frauen, welche bereits ein Kind mit GBS

Sepsis geboren haben, sollten mit Antibiotika behandelt werden, ohne dass

ein Screening durchgeführt wurde. Frauen mit einer drohenden Frühgeburt <

37. Schwangerschaftswochen sollten mit IAP behandelt werden.

Bachelorarbeit 2010/2011

Svenja Kagerer und Manuela Stehrenberger

14

Die Prophylaxe besteht aus 5 Mio Einheiten Penicillin G i.v. als initiale Dosis,

gefolgt von einer vierstündlichen Folgedosis von 2.5 Mio Einheiten bis zur

Entbindung. Alternativ kann Ampicillin eingesetzt werden, 2 g als Initialdosis

und 1 g alle vier Stunden bis zur Geburt. Bei Penicillinallergie sollte Cefazolin

2 g als Initialdosis und 1 g alle acht Stunden, Erythromycin 500 mg i.v. alle

sechs Stunden, Clindamycin 900 mg i.v. alle acht Stunden oder Vancomycin 1

g i.v. alle 12 Stunden bis zur Geburt verabreicht werden.

3.1.3 Aktuelle Leitlinien in England – RCOG

Das RCOG (2003) veröffentlichte im November 2003 seine „Guideline No. 36

– Prevention of Early Onset Neonatal Group B Streptococcal Disease“. Es

empfiehlt kein routinemässiges Screening in der Schwangerschaft. Intrapartal

soll bei bekannten Risikofaktoren über eine Antibiotikaprophylaxe diskutiert

werden. Je mehr Risikofaktoren vorliegen, desto eher wird empfohlen, dass

Frauen eine IAP erhalten sollen (RCOG, 2003).

Risikofaktoren sind laut der RCOG (2003) Frühgeburtlichkeit < 37. Schwan-

gerschaftswoche, Blasensprung > 18 Stunden und Fieber unter der Geburt >

38.0°C.

Die IAP soll empfohlen werden, falls eine vaginale GBS Besiedlung oder eine

GBS Bakteriurie in der aktuellen Schwangerschaft zufällig entdeckt wird.

IAP wird bei einer Mutter, die ein vorheriges Kind mit GBS Sepsis geboren

hat, empfohlen. Das RCOG unterstützt die IAP nicht bei Frauen, welche in ei-

ner früheren Schwangerschaft GBS positiv waren oder eine primäre Sectio

haben. Die intrapartale Antibiotikaprophylaxe ist laut RCOG (2003) ebenfalls

unnötig bei vorzeitigem Blasensprung.

Mit der Antibiotikatherapie soll so bald wie möglich nach Wehenbeginn und bei

vorhandenen Risikofaktoren begonnen werden und mindestens zwei Stunden

vor der Geburt erfolgen. Als Initialdosis wird 3 g Penicillin G i.v. verabreicht,

gefolgt von 1.5 g alle vier Stunden. Bei Frauen mit Penicillinallergie wird Clin-

damycin 900 mg alle acht Stunden empfohlen.

3.1.4 Aktuelle Leitlinien in Kanada – Canadian Task Force

Die Canadian Task Force beschreibt in ihrem „Systematic Review and Re-

commendations“ (2001), dass aufgrund von ausreichenden Beweisen die An-

Bachelorarbeit 2010/2011

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wendung der kombinierten Screening- und Risikostrategie am effizientesten

erscheint.

Zudem gibt es ausreichend Belege, dass die Durchführung der Screeningstra-

tegie die Kolonisationsinzidenz der Neugeborenen reduziert und die early-

onset Infektion der Neugeborenen vorbeugt. Diese Strategie geht mit einer viel

höheren Anzahl mit Antibiotika behandelter Frauen einher.

Die Canadian Task Force (2001) geht bei beiden Strategien von einem Scree-

ning in der 35. - 37. Schwangerschaftswoche aus.

Die Effektivität der Risikostrategie ist laut Canadian Task Force (2001) nicht

bewiesen.

Die Canadian Task Force definiert als Risikofaktoren: Vorzeitige Wehentätig-

keit < 37. Schwangerschaftswoche, Blasensprung ≥ 18 Stunden, mütterliches

Fieber ≥ 38.0°C, GBS Bakteriurie während der Schwangerschaft und die vor-

herige Geburt eines Kindes mit GBS early-onset Sepsis, wobei der derzeitige

GBS Trägerstatus keine Rolle spielt.

Die adäquate IAP beinhaltet laut Canadian Task Force (2001) eine Initialdosis

Penicillin von 5 Mio IE i.v., mindestens vier Stunden vor der Geburt verab-

reicht. Bis zur Geburt werden alle vier Stunden 2.5 Mio IE i.v. verabreicht.

Frauen, die allergisch auf Penicillin reagieren, wird Clindamycin 900 mg i.v. al-

le acht Stunden oder Erythromycin 500 mg i.v. alle sechs Stunden bis zur Ge-

burt gegeben.

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16

4 Ergebnisse

In diesem Kapitel der Arbeit wird ein Überblick über die verwendeten Studien

gegeben. Anschliessend werden die Hauptaussagen der Studienautoren zusam-

mengefasst und deren Empfehlungen und Erkenntnisse dargestellt.

Die Matrizen der Studienzusammenfassungen befinden sich im Anhang.

4.1 Kurzer Überblick über die verwendeten Studien In Tabelle 2 wird ein Überblick der Studie von Stan et al. (2001) dargestellt.

Sie ist unterteilt in Land der Studiendurchführung, Teilnehmerinnen, Design, Outco-

me und Evidenzlevel der Studie.

Tabelle 2 Überblick über Studie von Stan et al. (2001) Studie Land

Teilnehmerinnen

Design Outcome Evidenzlevel nach Stahl (2008)

Stan, C. M.; Boulvain, M.; Bovier, P. A. ; Au-ckenthaler, R. ; Berner, M. & Irion, O. (2001). Choosing a strategy to prevent neo-natal early-onset group B strepto-coccal sep-sis: eco-nomic evaluation. British Jour-nal of Ob-stetric and Gynaecol-ogy, Vol. 108, Seite 840-847.

CH, Genf

n = 264 (Frauen 35.-37.SSW) n = 335 (Frauen unter der Geburt)

Deskriptive Kohor-tenstudie mit Hilfe einer Entschei-dungsanalyse und ökonomischen Eva-luation

‒ Anzahl erwartete Sepsen mit der jeweiligen Stra-tegie

‒ Kosten um eine Sepsis zu ver-hindern und

‒ number needed to treat (NNT) um eine Sepsis zu verhindern

III

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In Tabelle 3 wird ein Überblick der Studie von Rausch et al. (2009) dargestellt.

Sie ist unterteilt in Land der Studiendurchführung, Teilnehmerinnen, Design, Outco-

me und Evidenzlevel der Studie.

Tabelle 3 Überblick über Studie von Rausch et al. (2009) Studie Land

Teilnehmerinnen Design Outcome Evidenzlevel

nach Stahl (2008)

Rausch, A.V., Gross, A., Droz, S., Bodmer, T., Surbek, D.V. (2009). Group B Streptococcus colonization in pregnancy: prevalence and preven-tion strategies of neonatal sepsis. J. Perinat. Med., 37, 124-129.

CH, Bern

n = 1316 Frauen Deskriptive Kohor-tenstudie

‒ Prävalenz der GBS Kolonisation zwi-schen März 2005 und September 2006

‒ Kostenabschät-zungen der unter-schiedlichen Stra-tegien

III

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In Tabelle 4 wird ein Überblick der Studie von Renner et al. (2006) dargestellt.

Sie ist unterteilt in Land der Studiendurchführung, Teilnehmerinnen, Design, Outco-

me und Evidenzlevel der Studie.

Tabelle 4 Überblick über Studie von Renner et al. (2006) Studie Land

Teilnehmerinnen

Design Outcome Evidenzlevel nach Stahl (2008)

Renner, R. M.; Renner, A.; Schmid, S.; Hoesli, I.; Nars, P.; Holzgreve, W.; Surbek, D. V. (2006). Efficacy of a strategy to prevent neo-natal early-onset group B strepto-coccal (GBS) sep-sis. J. Peri-nat. Med., 34, 2006, 32-38.

CH, Basel

n (Gruppe 1) = 16'126 Frauen zwischen 1984 - 1993 n (Gruppe 2) = 9'385 Frauen zwischen 1997 - 2002

Retrospektive Korrelationsstudie

Prävalenz der GBS Sepsis vor und nach der Einfüh-rung der kombinier-ten Strategie

III

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19

In Tabelle 5 wird ein Überblick der Studie von Schrag et al. (2002) dargestellt.

Sie ist unterteilt in Land der Studiendurchführung, Teilnehmerinnen, Design, Outco-

me und Evidenzlevel der Studie.

Tabelle 5 Überblick über Studie von Schrag et al. (2002) Studie Land

Teilnehmerinnen

Design Outcome Evidenzlevel nach Stahl (2008)

Schrag, S. J. et al. (2002). A Population-Based Com-parison of Strategies to prevent early-onset Group B Streptococ-cal Disease in Neonates. N Engl J Med, Vol. 347, No. 4. July 25, 2002.

USA

Mit Hilfe einer geschichteten Zufallsstichprobe wurden aus n = 629’912 Le-bendgeburten n = 5'144 Le-bendgeburten ausgewählt.

Retrospektive Ko-hortenstudie

Effektivität der Screening- bzw. der Risikostrategie bezüglich der Prä-vention der early-onset GBS Sepsis

III

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20

In Tabelle 6 wird ein Überblick des Reviews von Shah et al. (2001) dargestellt.

Sie ist unterteilt in Land der Studiendurchführung, Teilnehmerinnen, Design, Outco-

me und Evidenzlevel des Reviews.

Tabelle 6 Überblick über Studie von Shah et al. (2001) Studie Land

Teilnehmerinnen

Design Outcome Evidenzle-vel nach Stahl (2008)

Shah, V. & Ohlsson, A. (2001). Pre-vention of Early-onset Group B Strep-tococcal (GBS) Infection in the Newborn. Sys-tematic Review and Recom-mendations. Canadian Task Force on Pre-ventive Health Care.

Der Review behandelt Studien aus unterschiedli-chen Län-dern.

Randomisierte kontrollierte Stu-dien und Kohor-tenstudien

Systematischer Review

Die Effektivität der IAP bei schwangeren Frauen zur Ver-hinderung der early-onset GBS Infektion bei Neugebore-nen zu untersu-chen und laut Shah et al. (2001) die beste Präventionsstra-tegie zu finden.

I b

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In Tabelle 7 wird ein Überblick des Reviews von Ohlsson et al. (2009) darge-

stellt. Sie ist unterteilt in Land der Studiendurchführung, Teilnehmerinnen, Design,

Outcome und Evidenzlevel des Reviews.

Tabelle 7 Überblick über Studie von Ohlsson et al. (2009) Studie Land

Teilnehmerinnen

Design Outcome Evidenzle-vel nach Stahl (2008)

Ohlsson, A.; Shah, V.S. (2009). In-trapartum anti-biotics for known mater-nal Group B streptococcal colonization (Review). The Cochrane Li-brary, 2009, Issue 23.

Der Review behandelt Studien aus unterschiedli-chen Län-dern.

Randomisierte oder quasi-randomisierte Stichproben

Systematischer Review

Effekt von IAP für GBS koloni-sierte Frauen auf die Sterb-lichkeit der Neugeborenen durch GBS Infektionen (primäres Out-come)

I a

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4.2 Resultate der Studien

4.2.1 Studie von Stan et al. (2001)

Von den 264 Frauen, welche zwischen der 35. - 37. Schwangerschaftswoche

gescreent wurden, waren 28, also 10.6%, GBS positiv. Von den 335 Frauen,

welche unter der Geburt gescreent wurden, waren 26, also 7.8%, GBS positiv.

In der Tabelle 8 werden die Ergebnisse der Studie von Stan et al. (2001) dar-

gestellt. Die aktuelle Strategie in Genf wird mit der Risiko- und der Scree-

ningstrategie bezüglich mit Antibiotika behandelten Frauen, erwarteten Sep-

sen pro 1'000'000 Geburten, Kosten pro verhinderte Sepsis, Effektivität der

Strategie und der Anzahl mit IAP behandelter Frauen um eine Sepsis vorzu-

beugen, verglichen.

Tabelle 8 Resultate der Studie von Stan et al. (2001) aktuelle Strategie im Uni-

versitätsspital in Genf Risikostrategie Screeningstrategie

mit Antibiotika behan-delte Frauen

6% 13.5% 16.5%

erwartete Sepsen pro 1'000'000 Geburten

378 309 276

Kosten pro einer ver-hinderten Sepsis

keine Angaben 60'700£ (≈ 93’400 CHF)

473'600 £ (≈729'000 CHF)

Effektivität der Strate-gie

Weniger effektiv als die Risiko oder Screeningstra-tegie

Effektiver als aktuel-le Strategie in Genf

Effektivste Strategie

Anzahl mit IAP be-handelter Frauen um einer Sepsis vorzu-beugen

keine Angaben 1087 1029

Anmerkung: Die aktuelle Strategie des Genfer Universitätsspitals ist kein rou-tinemässiges GBS Screening. Ein GBS Screening wird nur bei vorzeitigen Wehen, Blasensprung < 37. Schwangerschaftswoche oder vaginalem Ausfluss gemacht. An-tibiotika erhalten Frauen mit Fieber (≥ 38.0°C) unter der Geburt, Blasensprung vor der 34. Schwangerschaftswoche auch ohne vorheriges Screening oder bei positivem GBS Abstrich in der aktuellen Schwangerschaft.

Stan et al. (2001) untersuchten die kombinierte Strategie nicht.

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Stan et al. (2001) gehen bei ihren Hochrechnungen von den Zahlen der World

Health Organization [WHO] aus, die besagen, dass 1 von 10'000 Frauen eine

allergische Reaktion auf das Antibiotikum entwickelt (zit. nach Idsoe, Guthe,

Willcox & De Weck, 1968, S. 159-188). Mit der Risikostrategie würden folglich

13.5 pro 1'000'000 Frauen und mit der Screeningstrategie 16.5 pro 1'000'000

Frauen eine anaphylaktische Reaktion entwickeln. Das Risiko der Resistenz-

bildung der Bakterien würde laut Stan et al. (2001) demzufolge steigen. Somit

könnten andere Bakterien, beispielsweise Escherichia coli, häufiger eine Sep-

sis verursachen.

Stan et al. (2001) listen die Kosten der Risiko- beziehungsweise Scree-

ningstrategie je nach Prävalenz der mütterlichen Kolonisation (5 - 30%) und

der Sensitivität des Screeningtests auf. Es wird deutlich, dass auch mit einer

hohen Sensitivität der Tests die Kosten der Screeningstrategie höher sind. Am

höchsten sind die Kosten beider Strategien bei einer tiefen Prävalenz der müt-

terlichen Kolonisation.

Das Genfer Universitätsspital hat jährlich 3200 Geburten. Die Einführung der

Screening- oder Risikostrategie würde alle drei oder vier Jahre eine Sepsis

verhindern.

Stan et al. (2001) schliessen daraus, dass in Genf weder das Einführen der

Screeningstrategie, noch das Einführern der Risikostrategie aufgrund der da-

mit verbundenen Kosten und der tiefen Inzidenz der GBS Sepsis gerechtfertigt

sind.

4.2.2 Studie von Rausch et al. (2009)

Rausch et al. (2009) untersuchten 1316 Frauen. Davon waren 1040 GBS ne-

gativ gescreent. GBS positiv waren 276, also 21% der Frauen. Von den 276

Schwangeren mit positivem Status, gebaren 201 Frauen tatsächlich in Bern.

Die übrigen 75 Frauen suchten das Spital ausschliesslich für eine Schwanger-

schaftskontrolle auf.

Von den 201 GBS positiven Frauen entbanden 163 (81%) durch eine vagina-

le, vaginal-operative Geburt oder sekundäre Sectio. Von den 201 GBS positi-

ven Frauen zeigten 102 (62%) keine Risikofaktoren, 61 (37%) zeigten einen

oder mehrere Risikofaktoren. Frauen mit primärer Sectio wurden von der Stu-

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die ausgeschlossen. Für die Hochrechnungen und Schlussfolgerungen ver-

wendeten Rausch et al. (2009) die Daten der positiv gescreenten Frauen.

In Tabelle 9 werden die Risiko-, die kombinierte und die Screeningstrategie

bezüglich der Anzahl mit Antibiotika behandelter Frauen, der Kosten der Stra-

tegie pro 1000 Lebendgeburten und der Effektivität, verglichen.

Tabelle 9 Resultate der Studie von Rausch et al. (2009) Risikostrategie Kombinierte Strategie Screeningstrategie

Anzahl mit Antibiotika be-handelter Frauen

37% der GBS positi-ven Frauen

keine Angaben 21%

Kosten bei Anwendung der Strategie pro 1000 Le-bendgeburten

40'700 CHF 48’080 CHF 62'710 CHF

Effektivität der Strategie weniger zuverlässig keine Angaben zuverlässiger

In der Population von Rausch et al. (2009) waren 21% der Frauen mit GBS

besiedelt.

Nur 37% der positiv gescreenten Frauen hatten Risikofaktoren unter der Ge-

burt. Durch die Anwendung der Risikostrategie werden demzufolge laut

Rausch et al. (2009) mehr Fälle von early-onset Sepsis auftreten, weil 40 -

70% der Neugeborenen von GBS positiven Frauen mit GBS kolonisiert wer-

den und 1% davon eine Sepsis entwickeln. Aus diesem Grund beschreiben

Rausch et al. (2009) die Screeningstrategie als zuverlässiger.

Rausch et al. (2009) berücksichtigten in ihren Resultaten sowohl den Risiko-

faktor Blasensprung seit mehr als zwölf Stunden, als auch den Risikofaktor

Blasensprung seit mehr als 18 Stunden. Wenn in der Risikoanalyse bei GBS

positiven Frauen der Blasensprung von mehr als 18 Stunden als Risikofaktor

gezählt wurde, wiesen 37% der Frauen Risikofaktoren auf. Wenn der Blasen-

sprung mehr als zwölf Stunden als Risikofaktor gezählt wurde, wiesen 38%

der Frauen Risikofaktoren auf. Dieser Unterschied ist laut Rausch et al. (2009)

statistisch nicht signifikant.

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25

4.2.3 Studie von Renner et al. (2009)

Renner et al. (2009) untersuchten mit Hilfe einer retrospektiven Studie die Ef-

fektivität der 1997 eingeführten kombinierten Screening- und Risikostrategie

bezüglich der Reduktion der early-onset GBS Sepsis bei Neugeborenen im

Universitätsspital Basel. Die wichtigsten Resultate der Studie sind in Tabelle

10 zusammengefasst. Die kombinierte Strategie wird mit keiner Präventions-

strategie und mit der hypothetischen Anwendung der Screeningstrategie ver-

glichen. Die Ergebnisse werden bezüglich der Anzahl der Lebendgeburten,

Anzahl der Sepsen, GBS Trägerstatus der Frau, Vorhandensein von intrapar-

talen Risikofaktoren, Vorkommen der early-onset Sepsis pro 1000 Lebendge-

burten und Effektivität der Strategie verglichen.

Tabelle 10 Resultate der Studie von Renner et al. (2009) Kein Management

(1984 - 1993) kombinierte Screening- und Risikostrategie (1997 - 2002)

Hypothetisch, falls Screeningstrategie eingeführt würde

Anzahl Lebendgebur-ten

16’126 9’385 keine Angaben

Anzahl Sepsen 16 5 3

GBS Trägerstatus der Frau

16 x unbekannt 2 x positiv 2 x negativ 1x unbekannt

keine Angaben

Vorhandensein von intrapartalen Risikofaktoren

in 15 von 16 Sepsisfäl-len

in keinem von 5 Sepsisfäl-len

keine Angaben

Vorkommen der early-onset Sepsis pro 1000 Lebendgeburten

1 0.53 0.32

Effektivität der Strate-gie

weniger effektiv effektiver als kein Mana-gement

wäre am effektivs-ten

Renner et al. (2006) zeigen, dass nach Einführung der kombinierten Scree-

ning- und Risikostrategie das Vorkommen der early-onset GBS Sepsis von 1

pro 1000 auf 0.53 pro 1000 Fälle reduziert wurde.

Das relative Risiko, eine GBS Sepsis zu entwickeln, wurde mit Hilfe der kom-

binierten Strategie gesenkt. Von 1984 - 1993 wurde im Basler Universitätsspi-

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26

tal kein GBS Screening durchgeführt und keine routinemässige IAP verab-

reicht. Nach Einführung der kombinierten Screening- und Risikostrategie 1997

kam es bis 2002 zu fünf GBS Sepsis Fällen. Keine der fünf Frauen hatte Risi-

kofaktoren unter der Geburt aufgezeigt. Zwei der fünf Mütter waren GBS ne-

gativ gescreent worden, zwei GBS positiv und eine hatte einen unbekannten

GBS Trägerstatus. Durch Anwendung der Screeningstrategie wie vom CDC

empfohlen, hätten nach Hochrechnungen von Renner et al. (2006) möglicher-

weise zwei zusätzliche Fälle von GBS Sepsis in 9385 Lebendgeburten verhin-

dert werden, und so das Vorkommen von 0.53 auf 0.32 pro 1000 Lebendge-

burten reduziert werden können. Renner et al. (2006) gehen davon aus, dass

sie mit der kombinierten Screening- und Risikostrategie weniger IAP verabrei-

chen, als wenn sie die CDC Leitlinien oder die Risikostrategie anwenden wür-

den. Es werden keine negativ gescreenten Frauen mit IAP behandelt, selbst

wenn sie Risikofaktoren aufweisen. Es werden ebenfalls keine positiv gesc-

reenten Frauen mit IAP behandelt, die keine Risikofaktoren aufweisen.

Renner et al. (2006) schliessen aus ihrer Studie, dass die kombinierte Strate-

gie effektiv bezüglich der Reduktion der early-onset GBS Sepsis bei Neugebo-

renen ist. Die Screeningstrategie würde möglicherweise zwei zusätzliche GBS

Sepsis Fälle in 9385 Lebendgeburten verhindern. Dies hätte zur Folge, dass

mehr Frauen mit IAP behandelt werden würden. Die Kosten, Nebenwirkungen

und Komplikationen würden steigen.

4.2.4 Studie von Schrag et al. (2002)

Schrag et al. (2002) verglichen die Effektivität der Risiko- und die der Scree-

ningstrategie bezüglich der Prävention der early-onset GBS Sepsis miteinan-

der. Die kombinierte Strategie wurde von Schrag et al. (2002) nicht untersucht.

Die wichtigsten Resultate der Studie sind in Tabelle 11 zusammengefasst. Es

werden die Risiko- und die Screeningstrategie bezüglich der mit Antibiotika

behandelten Frauen, der Anzahl GBS positiv gescreenter Frauen, der Anzahl

Frauen mit intrapartalen Risikofaktoren und der Effektivität der Strategie mit-

einander verglichen.

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Tabelle 11 Resultate der Studie von Schrag et al. (2002) Screeningstrategie Risikostrategie

mit Antibiotika behandelte Frauen 31% 29%

Anzahl GBS positiv gescreenter Frauen

24% keine Angaben

Anzahl Frauen mit intrapartalen Risikofaktoren

18% 24%

Effektivität der Strategie signifikant effektiv nicht signifikant

Aufgrund der durchgeführten Analysen von Schrag et al. (2002) konnte ge-

zeigt werden, dass pränatales Screening für GBS Sepsis mit einem geringe-

ren Risiko für early-onset Sepsis einhergeht als die Risikostrategie. Die Effek-

tivität der Screeningstrategie war signifikant im Vergleich zur Risikostrategie.

In der Screeninggruppe waren 24% der Frauen GBS positiv. In der Risiko-

gruppe zeigten ebenfalls 24% der Frauen Risikofaktoren auf. In der gescreen-

ten Gruppe waren 416 Frauen (18%) GBS positiv, die weder Fieber unter der

Geburt, noch ≥ 18 Stunden Blasensprung oder eine Frühgeburt hatten.

Frauen in der Screeninggruppe, die Indikationen für eine IAP hatten, erhielten

im Vergleich zur Risikogruppe signifikant mehr IAP. In der Screeninggruppe

erhielten 2% der GBS negativen Frauen mit Fieber unter der Geburt Antibioti-

ka. Bei zusätzlich 5% der Frauen in der Screening- und der Risikogruppe, gab

es keine dokumentierten Indikationen für eine GBS Prophylaxe. Sie erhielten

intrapartal Antibiotika aus anderen Gründen. Folglich beträgt die erwartete

intrapartale Antibiotikarate durch die korrekte Anwendung der Screeningstra-

tegie 31% und 29% durch die Risikostrategie.

In der Screeninggruppe waren 18% der Geburten von GBS positiven Frauen

ohne Risikofaktoren. Schrag et al. (2002) halten die Screeningstrategie auf-

grund ihrer Berechnungen für effektiver, da sie mehr risikogefährdete Frauen

abdeckt als die Risikostrategie. Die Risikostrategie behandelt auch Frauen,

die Risikofaktoren aufweisen aber GBS negativ sind. Schrag et al. (2002) wei-

sen zudem nach, dass von allen Frauen, deren Neugeborene an early-onset

Bachelorarbeit 2010/2011

Svenja Kagerer und Manuela Stehrenberger

28

GBS Sepsis erkrankten, 62% (195 von 312) keinerlei Risikofaktoren aufzeig-

ten. Schrag et al. (2002) halten die Risikostrategie daher aufgrund ihrer Be-

rechnungen für weniger effektiv als die Screeningstrategie.

Nach Schrag et al. (2002) beträgt die Effektivität der IAP zur Prävention von

early-onset GBS Sepsis bei den Neugeborenen der positiv gescreenten Frau-

en ohne Risikofaktoren 88.6%.

4.2.5 Review von Shah et al. (2001)

Shah et al. (2001) listen in ihrem Review die Resultate aus den verwendeten

analysierten Studien auf. Sie beschreiben die statistische Signifikanz der je-

weiligen Studien mittels Signifikanzwert und schliessen aufgrund ihrer Analy-

sen, dass die Neugeborenenkolonisation durch die IAP signifikant reduziert

wird. Sie beschreiben weiter, dass es keine signifikante Reduktion EOGBS

Sepsis durch die Anwendung der Screening- oder kombinierten Strategie gibt.

Die Studien zeigen einen Trend einer Reduktion. Zwischen der Behandlungs-

gruppe, welche mit IAP behandelt wurde und der Kontrollgruppe, welche kein

IAP erhielt, besteht kein signifikanter Unterschied.

Laut Shah et al. (2001) gibt es keine ausreichenden Beweise für die Effektivi-

tät der Risikostrategie. Dieses Ergebnis wird von ihnen mit dem Empfehlungs-

level C (siehe Tabelle 25 im Anhang: Empfehlungsgrad nach der Canadian

Task Force) nach der Canadian Task Force bewertet. Das heisst, es gibt eine

unzureichende Beweislage, welche für oder gegen eine Massnahme bei einer

periodischen Untersuchung spricht. Dennoch können Empfehlungen aufgrund

anderer Gründe ausgesprochen werden.

Laut Shah et al. (2001) gibt es ausreichend Beweise (Evidenzlevel II-2, siehe

Tabelle 24 im Anhang: Evidenzlevel nach der Canadian Task Force), dass die

Screeningstrategie die Inzidenz kolonisierter Neugeborener reduziert und eine

early-onset Infektionen der Neugeborenen verhindert. Diese Strategie geht je-

doch mit einer hohen Anzahl mit Antibiotika behandelter Frauen einher. Die-

ses Ergebnis wird von Shah et al. (2001) mit dem Empfehlungslevel B nach

Bachelorarbeit 2010/2011

Svenja Kagerer und Manuela Stehrenberger

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der Canadian Task Force bewertet. Das spricht für eine ausreichende Beweis-

lage.

Laut Shah et al. (2001) gibt es ausreichend Beweise (Evidenzlevel II-1, II-2),

dass die kombinierte Screening- und Risikostrategie, die Inzidenz von early-

onset Kolonisation und Infektionen der Neugeborenen reduziert. Diese Strate-

gie geht mit einer niedrigen Anzahl mit IAP behandelter Frauen einher. Dies

scheint für Shah et al. (2001) die effizienteste Strategie zu sein. Dieses Er-

gebnis wird von ihnen mit dem Empfehlungslevel B nach der Canadian Task

Force bewertet.

Die vollständige Definition der Evidenzlevel und der Empfehlungsgrade nach

der Canadian Task Force sind im Anhang aufgeführt.

4.2.6 Review von Ohlsson et al. (2009)

Ohlsson et al. (2009) untersuchten in ihrem Review die Effektivität der IAP.

Die Anwendung von IAP hat das Vorkommen von Sterblichkeit im Allgemei-

nen, Sterblichkeit durch GBS Infektionen und Infektionen durch andere Bakte-

rien als GBS, nicht signifikant reduziert. Das Vorkommen von tatsächlichen

und vermuteten GBS Infektionen wird durch die IAP, im Vergleich zu keiner

Behandlung, signifikant reduziert. Ohlsson et al. (2009) weisen nach, dass die

untersuchten Studien für den Review ein hohes Risiko für Bias enthalten. Die

erhaltenen Outcomes können laut Ohlsson et al. (2009) ein Resultat sein, das

aufgrund des hohen Bias der verwendeten Studien entstanden ist. Sie

schliessen daraus, dass keine gültigen Informationen für die Praxis ableitbar

sind.

In einer Gruppe wurde die intrapartale Gabe von Ampicillin und Penicillin ver-

glichen und kein signifikanter Unterschied im neonatalen und mütterlichen

Outcome festgestellt. Es gibt keinen signifikanten Unterschied in den erwarte-

ten neonatalen Infektionen, wenn man intrapartale Ampicillin- mit Penicillinga-

be vergleicht. Ohlsson et al. (2009) legen dar, dass die Informationen der un-

tersuchten Studien im Review ein hohes Risiko für Bias enthalten.

Bachelorarbeit 2010/2011

Svenja Kagerer und Manuela Stehrenberger

30

5 Diskussion

In diesem Abschnitt der Arbeit setzen sich die Autorinnen mit der verwendeten

Literatur kritisch auseinander. Sie greifen die Fragestellung wieder auf und beantwor-

ten sie. Ausserdem werden Grenzen der Erkenntnisse beschrieben.

5.1 Analysen der Studien

Die Studien wurden nach Stahl, K. (2008) und die Reviews nach PRISMA

Checklist (2009) analysiert. Die ausführlichen Studienanalysen sind im Anhang als

Matrizen zu finden.

5.1.1 „Choosing a strategy to prevent neonatal early-onset group B strepto-

coccal sepsis: economic evaluation” (Stan et al., 2001)

Stan et al. (2001) verglichen ihre aktuelle Strategie in Genf mit der Risiko- und

Screeningstrategie bezüglich Wirksamkeit und Kosten. Sie schliessen aus ih-

rer Studie, dass sowohl die Risiko- als auch die Screeningstrategie effektiver

wären als die aktuelle Genfer Strategie. Im epidemiologischen Kontext des

Universitätsspitals in Genf ist für Stan et al. (2001) die Einführung der Risiko-

bzw. Screeningstrategie aufgrund der Kosten und der mit IAP behandelter

Frauen nicht gerechtfertigt.

Titel, Abstract und Hintergrund erfüllen die Kriterien des Hebammenforums

nach Katja Stahl. Das Studiendesign ist eine Entscheidungsanalyse mittels ei-

ner ökonomischen Evaluation. Die Wahl des Studiendesigns wird nicht be-

gründet. Die Datenerhebung der prospektiven Daten erfolgte von Oktober bis

Dezember 1998 und wurde am Institut der Forscher erhoben. Die Rolle der

Forscher ist nicht klar ersichtlich. Die Studie wurde vom Universitätsspital

Genf selbst unterstützt. Interessenskonflikte sind denkbar, da die Ausführung

der Studie am Arbeitsplatz der Forscher stattfand. Diese Punkte könnten zu

Informationsbias führen. Die Allgemeingültigkeit dieser Daten kann nicht unkri-

tisch angenommen werden, da sie aus einem einzigen Spital stammen. Das

ist ein eingeschränktes Setting und kann zu Bias führen.

Bachelorarbeit 2010/2011

Svenja Kagerer und Manuela Stehrenberger

31

5.1.2 „Group B Streptococcus colonization in pregnancy: prevalence and pre-

vention strategies of neonatal sepsis” (Rausch et al., 2009)

Rausch et al. (2009) untersuchten das Vorkommen der B Streptokokken und

die daraus resultierenden Konsequenzen für die unterschiedlichen Präventi-

onsstrategien. Die Kosten des Screenings und der IAP wurden für die unter-

schiedlichen Präventionsstrategien (Screening-, Risiko- und kombinierte Stra-

tegie) berechnet. Rausch et al. (2009) schliessen daraus, dass bei einer GBS

Besiedlung von 21% die Screeningstrategie, trotz höherer Kosten, die bevor-

zugte Strategie ist.

Der Titel der Studie nennt nicht, dass Kostenschätzungen und Kostenberech-

nungen der jeweiligen Strategien gemacht werden. Die Studie untersucht

mehr, als im Titel genannt wird. Der aktuelle Forschungsstand wird begründet

und der quantitative Forschungsansatz wird deutlich. Es werden 1316 Frauen

zwischen März 2005 und September 2006 eingeschlossen. Die Daten wurden

am Institut der Studienautoren erhoben, was zu Informationsbias führen kann.

Eine Kostenanalyse der IAP unter der Geburt wird anhand geschätzter Kosten

durchgeführt. Es ist nicht klar ersichtlich, wie die Studienautoren zu diesen

Schätzungen kommen. Die kombinierte Strategie wird in den Resultaten als

günstiger beschrieben verglichen zur Screeningstrategie. In der Schlussfolge-

rung wird die kombinierte Strategie jedoch nicht mehr angesprochen. Dies

wird nicht begründet. Die Allgemeingültigkeit dieser Daten kann nicht unkri-

tisch angenommen werden, da sie aus einem einzigen Spital stammen. Das

ist ein eingeschränktes Setting und kann zu Bias führen.

5.1.3 „Efficacy of a strategy to prevent neonatal early-onset group B strepto-

coccal (GBS) sepsis” (Renner et al., 2006)

Renner et al. (2006) überprüften in ihrer Studie die aktuell praktizierte kombi-

nierte Screening- und Risikostrategie im Universitätsspital in Basel in ihrer Ef-

fektivität bezüglich der Reduktion der early-onset Sepsis. Sie kommen zu dem

Ergebnis, dass die Inzidenz der early-onset Sepsis mit Hilfe der kombinierten

Strategie, verglichen zu keinem Management, reduziert werden konnte.

Bachelorarbeit 2010/2011

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32

Es sind geeignete Hintergrundinformationen zur Studie gegeben. Der For-

schungsansatz ist für das Studienziel angemessen und das Setting ist für die

Fragestellung gerechtfertigt. Die Daten stammen aus Datenbanken und deren

Auswahlverfahren ist für die Studie geeignet. Die Aufteilung der Frauen in die

beiden verschiedenen Gruppen ist klar beschrieben. Verwendete Programme

zur Datenanalyse sowie statistische Analyseverfahren sind genannt. Die Er-

gebnisse und Tabellen sind klar und verständlich dargestellt und die Empfeh-

lungen für die Praxis sind umsetzbar und angemessen.

Die Stichprobengrösse der beiden untersuchten Gruppen ist nicht einheitlich

(Gruppe 1:16`126; Gruppe 2: 9`385). Es wurde nicht getestet, ob die Gruppen

in allen Merkmalen vergleichbar sind. Die beiden untersuchten Gruppen

stammen aus verschiedenen Jahrzehnten: Gruppe 1 stammt aus den Jahren

1984-1993 und Gruppe 2 aus den Jahren 1997-2002. Verschiedene Einfluss-

faktoren der Umwelt wie zum Beispiel die Lebensweise, können sich von

Gruppe 1 zu Gruppe 2 verändert haben. Die unterschiedlichen Merkmale der

Gruppen können zu Selektionsbias führen. Die Daten sind für die Erreichung

des Studienziels angebracht. Die Allgemeingültigkeit dieser Daten kann nicht

unkritisch angenommen werden, da sie aus einem einzigen Spital stammen.

Das ist ein eingeschränktes Setting und kann zu Bias führen. Eine Verblin-

dung der involvierten Fachkräfte ist nicht beschrieben. Dies kann zu Informati-

onsbias führen. Renner et al. (2006) bemerken, dass der p-Wert in ihrer Stu-

die statistisch nicht signifikant war. Sie fügen an, dass das Fehlen einer statis-

tischen Signifikanz des Resultats im Falle einer seltenen Krankheit oft anzu-

treffen ist. Die Ergebnisse aus dieser Studie sollten dennoch nicht unkritisch

angenommen werden.

5.1.4 „A population-based comparison of strategies to prevent early-onset

Group B Streptococcal disease in neonates” (Schrag et al., 2002)

Schrag et al. (2002) verglichen erstmalig die Risiko- und die Screeningstrate-

gie direkt miteinander, da es keine ausreichenden Beweise für die relative Ef-

fektivität der beiden Strategien gegeben hatte. Beide Strategien waren 1996

unter anderem von dem CDC als gleichwertig akzeptabel empfohlen worden

(Schrag et al., 2002). Schrag et al. (2002) kommen zu dem Ergebnis, dass ein

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33

routinemässiges Screening für GBS während der Schwangerschaft mehr Fälle

von early-onset Sepsis verhindert als die Risikostrategie.

Es werden geeignete Hintergrundinformationen zur Studie gegeben, und der

vorhandene Forschungsstand wird umfassend, logisch und verständlich dar-

gestellt. Die Daten stammen aus einer geschichteten Zufallsstichprobe. Die

Methode der Datenerhebung, die Stichprobengrösse, das Setting und das

Studiendesign sind zum Erreichen des Studienziels geeignet. Unterschiede,

die das Ergebnis beeinflusst haben könnten, sind aufgelistet. Die statistischen

Analyseverfahren und Computerprogramme sind genannt. Die Darstellung der

Ergebnisse, Grafiken und Tabellen ist klar und verständlich. Sie werden im

Zusammenhang mit der ursprünglichen Fragestellung und mit bereits vorhan-

denen Studien diskutiert und ihre klinische Relevanz wird angesprochen.

Schlussfolgerungen und Empfehlungen lassen sich ableiten, sind angemes-

sen und umsetzbar. Die Grenzen der Studie sind knapp erwähnt. Es wurden

keine Fehler oder Inkonsistenzen in den Ergebnissen benannt. Es wurden Mit-

tel aufgezeigt, durch welche die Studienautoren versuchten diese zu vermei-

den. Es wurde nicht getestet, ob die Gruppen in allen Merkmalen vergleichbar

sind. Die unterschiedlichen Merkmale der Gruppen können zu Selektionsbias

führen. Die Studie stammt aus den USA und ist aufgrund der unterschiedli-

chen Streptokokken B Prävalenz nicht uneingeschränkt auf andere Länder

übertragbar. Es ist anzumerken, dass die Daten aus acht verschiedenen geo-

graphischen Regionen der USA stammen. Ein Selektionsbias kann so gerin-

ger gehalten werden.

5.1.5 „Prevention of Early-onset Group B Streptococcal (GBS) Infection in the

Newborn. Systematic Review and Recommendations. Canadian Task

Force on Preventive Health Care” (Shah et al., 2001)

In diesem Review wurde die Effektivität der IAP zur Verhinderung der early-

onset GBS Infektion bei Neugeborenen untersucht, mit dem Ziel laut Shah et

al. (2001) die beste Präventionsstrategie zu finden. In Datenbanken wurden

Studien, welche die kombinierte Strategie, die Screeningstrategie und die Ri-

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34

sikostrategie behandelten, gesucht und eingeschlossen. Nach Shah et al.

(2001) gib es Beweise dafür, dass die kombinierte Strategie und die Scree-

ningstrategie die Inzidenz der Streptokokken B Kolonisation und die early-

onset Sepsis reduzieren. Es gibt ungenügend Beweise für die Effektivität der

Risikostrategie. Die Screeningstrategie geht mit einem hohen Anteil mit Anti-

biotika behandelter Frauen einher. Die kombinierte Strategie scheint die effi-

zienteste Strategie zu sein.

Shah et al. (2001) beschreiben die Gründe für die Durchführung des Reviews.

Das Ziel des Reviews wird klar beschrieben. Die verwendeten Datenbanken

und Keywords werden benannt. Die Dauer der Datenrecherche wird nicht ge-

nannt. Der Bias der verwendeten Studien wird teilweise beschrieben. Verein-

zelt werden Limitationen der einzelnen Studien genannt.

Zum Zeitpunkt der Reviewdurchführung existierten keine prospektiven Stu-

dien, welche die Risikostrategie auf ihre Effektivität hin überprüft hatten. Eine

Empfehlung bezüglich der Risikostrategie abzugeben ist aus diesem Grund

schwierig. Limitationen des Reviews werden keine genannt. Auf der ersten

Seite des Reviews wird beschrieben, dass die Sichtweisen in diesem Bericht

diejenigen der Autoren und der Task Force seien, und dass diese nicht zwin-

gend die Sichtweisen von externen Expertengutachten oder Finanzierungs-

agenturen widerspiegeln. Die Empfehlungen des Reviews können aus diesem

Grund nicht unkritisch angenommen werden. Eine Grenze des Reviews wird

dadurch benannt.

5.1.6 „Intrapartum antibiotics for known maternal Group B streptococcal

colonization (Review)” (Ohlsson et al., 2009)

Ohlsson et al. (2009) untersuchten im Cochrane Review unter anderem den

Effekt von IAP auf die mütterliche GBS Kolonisation. Sie stellten fest, dass das

Vorkommen von GBS Infektionen durch die IAP im Vergleich zu keiner Be-

handlung signifikant reduziert wurde. Es wurde ein sehr hohes Risiko für Bias

in der Studienmethode und der Ausführung einiger untersuchter Studien ent-

deckt (Ohlsson et al., 2009). Ohlsson et al. (2009) merken an, dass das Out-

come des Reviews ein falsches Resultat aufgrund von Bias sein kann.

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35

Die Gründe und Ziele des Reviews sind explizit genannt. Die Teilnehmer, die

Interventionen, das Outcome und das Studiendesign werden genau beschrie-

ben. Ohlsson et al. (2009) haben die Studien jeweils nach ihrer Eignung und

Einbeziehbarkeit unabhängig voneinander beurteilt. Die Anforderungen, die an

die Datenbanken, die Studienart, die Teilnehmer und die Interventionen ge-

stellt wurden, sind beschrieben. Es wird auf ein Register verwiesen, in wel-

chem die Studiensuche genau beschrieben wird. Um die Gültigkeit der Studie

zu überprüfen, und zur Bestimmung des Risikos für Bias in den Studien, wur-

de das „Chochrane Handbook for Systematic Reviews of Interventions“ ver-

wendet. Die statistischen Analyseverfahren wie das relative Risiko mit 95%

Konfidenzintervall oder die Risikodifferenz mit 95% Konfidenzintervall werden

genannt. Es wird beschrieben, dass I² verwendet wurde, um die Heterogenität

der Proben in jeder Analyse zu messen. Die Adjektive „low“ (25%), „moderate“

(50%) und „high“ (75%) wurden dem I²-Wert zugeordnet. Es wird beschrieben,

welche Software und Analysemethode verwendet wurden, um die Daten zu

kombinieren. Die verwendeten Computerprogramme sind ebenfalls genannt

und die Ergebnisse der Datenanalysen sind im Anhang einsehbar. Ein- und

Ausschlusskriterien der Teilnehmer sind ebenfalls genannt. Die detaillierten In-

formationen zu den ein- und ausgeschlossenen Studien befinden sich im An-

hang. Die Ergebnisse des Reviews werden übersichtlich dargestellt und Limi-

tationen des Reviews sind keine beschrieben. Die im Review analysierten

Studien stammen aus den Jahren 1986 - 2002. Ohlsson et al. (2009) erwäh-

nen, dass selbst durch erneutes Suchen keine aktuelleren passenden Stich-

proben gefunden werden konnten.

5.2 Diskussion der Ergebnisse Stan et al. (2001) beschreiben die Screeningstrategie als effektivste Methode

zur Prävention der early-onset Sepsis. Nach Hochrechnungen von Stan et al. (2001)

kommt es nach Einführung der Screeningstrategie zu einem Anstieg der Kosten im

Genfer Universitätsspital. Auch Berechnungen von Rausch et al. (2009) zeigen, dass

die Kosten der Screeningstrategie am höchsten sind. Hochrechnungen von Stan et

al. (2001) zeigen ausserdem, dass die Anzahl der Frauen, welche unter der Geburt

Antibiotika erhalten, durch die Screeningstrategie von aktuell 6 auf 16.5% ansteigen.

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36

Schrag et al. (2002) hingegen berechnen, dass die erwartete Rate der IAP Verabrei-

chung, durch die konsequente Anwendung der Screeningstrategie, 31% beträgt. Laut

Stan et al. (2001) steigen das Risiko von möglichen allergischen Reaktionen und die

Resistenzbildung der Bakterien durch eine vermehrte Gabe der IAP aufgrund der

Screeningstrategie. Hinsichtlich dieser Risiken und der zusätzlich verursachten Kos-

ten, beschreiben Stan et. (2001), dass im epidemiologischen Kontext des Universi-

tätsspitals in Genf mit einer tiefen Inzidenz der GBS Sepsis, die Einführung der

Screeningstrategie nicht gerechtfertigt ist. Die Ergebnisse von Stan et al. (2001)

stammen aus einer Datenerhebung, die drei Monate andauerte. Das Setting, in wel-

chem die Studie durchgeführt wurde, ist beschränkt, da die Daten ausschliesslich

aus dem Genfer Universitätsspital stammen. Eine uneingeschränkte Übertragung

dieser Resultate auf ein anderes Setting kann deshalb nicht unkritisch erfolgen.

Rausch et al. (2009) vertreten ebenfalls die Ansicht, dass die Screeningstrategie zu-

verlässiger ist als die Risikostrategie, da mit der Risikostrategie auch Frauen, welche

nicht GBS positiv sind, IAP erhalten und somit den Risiken von Antibiotika ausge-

setzt sind. Daher empfehlen Rausch et al. (2009) im Gegensatz zu Stan et al. (2001)

die Screeningstrategie trotz höherer Kosten. Wie bei Stan et al. (2001) ist auch bei

Rausch et al. (2009) das Setting eingeschränkt, wodurch eine Allgemeingültigkeit der

Daten nicht unkritisch angenommen werden kann. Renner et al. (2006) zeigen auf,

dass mit Einführung der CDC Leitlinien von 2002 im Vergleich zur kombinierten Stra-

tegie zwei zusätzliche Fälle von GBS Sepsis in 9385 Lebendgeburten verhindert

werden könnten. So würde das Vorkommen von GBS Sepsis durch die von der CDC

empfohlenen Screeningstrategie von 0.53 pro 1000 Lebendgeburten auf 0.32 pro

1000 Lebendgeburten reduziert werden (Renner et al., 2006). Schrag et al. (2002)

kommen ebenfalls zu dem Ergebnis, dass die Screeningstrategie effektiver ist als die

Risikostrategie, um der perinatalen GBS Sepsis vorzubeugen. Die Studie von Schrag

et al. (2002) wurde in den USA durchgeführt. Wie bereits im Kapitel 1.2 beschrieben,

variieren die Kolonisationsraten in verschiedenen Ländern. Shah et al. (2001) beto-

nen, dass die Entscheidung für eine Präventionsstrategie von der Inzidenz der EOD,

von den Charakteristiken der Schwangeren, den verfügbaren Ressourcen und der

möglichen mütterlichen Kolonisationsrate abhänge. Eine uneingeschränkte Allge-

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meingültigkeit der Studienergebnisse kann daher nicht unkritisch angenommen wer-

den.

Aus der Sicht von Shah et al. (2001) gibt es ausreichend Beweise für die Re-

duktion der Kolonisation von Neugeborenen mit GBS durch die Screeningstrategie.

Gemäss Shah et al. (2001) geht diese Strategie mit einer hohen Anzahl mit Antibioti-

ka behandelter Frauen einher. Sie weisen jedoch nach, dass die von ihnen verwen-

deten Randomized controlled trials [RCTs], welche die Screeningstrategie untersuch-

ten, keine statistisch signifikante Reduktion der early-onset Sepsis zeigen, sondern

nur einen Trend zur Reduktion. Zudem gibt es keinen direkten Beweis für die Effekti-

vität des Screenings, da bis zur Erstellung des Canadian Task Force Reviews keine

Studie die Outcomes von gescreenten und nicht-gescreenten Frauen verglichen hat-

te (Shah et al., 2001).

Stan et al. (2001) beschreiben die Risikostrategie als effektiver zur Prävention

der early-onset Sepsis im Vergleich zur aktuellen Strategie in Genf. Nach Hochrech-

nungen von Stan et al. (2001) kommt es nach Einführung der Risikostrategie zu ei-

nem Anstieg der Kosten im Genfer Universitätsspital. Laut Berechnungen von

Rausch et al. (2009) sind die Kosten der Risikostrategie am niedrigsten im Vergleich

zur Screening- und kombinierten Strategie. Weitere Hochrechnungen von Stan et al.

(2001) zeigen, dass die Anzahl der Frauen, welche unter der Geburt Antibiotika er-

halten, durch die Risikostrategie von aktuell 6 auf 13.5% ansteigen. Schrag et al.

(2002) hingegen berechnen, dass die erwartete Rate der IAP Verabreichung durch

die konsequente Anwendung der Risikostrategie 29% beträgt, das heisst 2% weniger

als bei der Screeningstrategie. Laut Stan et al. (2001) steigen das Risiko von mögli-

chen allergischen Reaktionen und die Resistenzbildung der Bakterien durch eine

vermehrte Gabe der IAP aufgrund der Risikostrategie. Hinsichtlich der oben genann-

ten Risiken und der zusätzlich verursachten Kosten beschreiben Stan et. (2001),

dass im epidemiologischen Kontext des Universitätsspitals in Genf mit einer tiefen

Inzidenz der GBS Sepsis die Einführung der Risikostrategie nicht gerechtfertigt ist.

Rausch et al. (2009) weisen nach, dass die Einführung der Risikostrategie nicht alle

kolonisierten Frauen mit IAP abdeckt und mehr Fälle von GBS Sepsen auftreten,

wenn 40 - 70% der Neugeborenen von GBS positiven Frauen mit GBS kolonisiert

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werden und 1% davon eine Sepsis entwickeln. Für Rausch et al. (2009) ist somit die

Risikostrategie keine Option. Schrag et al. (2002) kommen ebenfalls zu dem Ergeb-

nis, dass die Screeningstrategie effektiver ist als die Risikostrategie, um der perinata-

len GBS Sepsis vorzubeugen und empfehlen daher die Risikostrategie nicht. Auch

Shah et al. (2001) beschreiben, dass es keine ausreichenden Beweise für die Effek-

tivität der Risikostrategie gibt. Zum Zeitpunkt der Reviewdurchführung von Shah et

al. (2001) existierten keine prospektiven Studien, welche die Effektivität der Risiko-

strategie zur Reduktion der Neugeborenen GBS Kolonisation oder der EOD unter-

sucht hatten. Eine Empfehlung bezüglich der Risikostrategie abzugeben ist aus die-

sem Grund schwierig.

Rausch et al. (2009) beschreiben die kombinierte Strategie als kostengünsti-

ger als die Screeningstrategie und als teurer als die Risikostrategie. Rausch et al.

(2009) gehen in der Schlussfolgerung der Studie nicht auf die kombinierte Strategie

ein. „Der Grund ist dass Studien in USA gezeigt haben dass die Screeningstrategie

am wirksamsten ist.“ (Surbek, persönliches Gespräch, 02. März 2011).

Shah et al. (2001) weisen nach, dass die von ihnen verwendeten RCTs, wel-

che die kombinierte Strategie untersuchten, keine statistisch signifikante Reduktion

der early-onset Sepsis zeigen, sondern nur einen Trend zur Reduktion. Sie zeigen

auf, dass die kombinierte Strategie verglichen zur Screening- und Risikostrategie die

effizienteste ist. Für Shah et al. (2001) gibt es ausreichend Beweise, dass sie die In-

zidenz der GBS Kolonisation und der early-onset Infektionen der Neugeborenen re-

duziert. Zudem werden weniger Frauen mit IAP behandelt als mit der Screeningstra-

tegie (Shah et al., 2001). Zu Beginn des Reviews wird beschrieben, dass die Sicht-

weisen nicht zwingend die von externen Expertengutachten oder Finanzierungsagen-

turen widerspiegeln, sondern diejenigen der Autoren und der Task Force. Die Emp-

fehlungen des Reviews können aus diesem Grund nicht unkritisch angenommen

werden.

Renner et al. (2006) untersuchten in ihrer Studie die kombinierte Strategie.

Seit Einführung dieser Strategie in Basel, ist die Anzahl der GBS Sepsen von 1 auf

0.53 pro 1000 Lebendgeburten gesunken. Renner et al. (2006) gehen davon aus,

dass sie mit der kombinierten Strategie weniger IAP verabreichen als mit der von

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39

dem CDC empfohlenen Screeningstrategie. Die genaue Rate der IAP Gabe konnte

von Renner et al. (2006) für die kombinierte Strategie nicht ermittelt werden. Mit der

Screeningstrategie würden mehr Frauen mit Antibiotika behandelt werden (Renner et

al., 2006). Konsequenzen wären steigende Kosten, Nebenwirkungen und Komplika-

tionen (Renner et al., 2006). Die Stichprobengrösse der beiden von Renner et al.

(2006) untersuchten Gruppen ist nicht einheitlich. Zudem stammen die beiden Grup-

pen aus verschiedenen Jahrzehnten. Diese beiden Merkmale können zu Selektions-

bias führen und somit die Ergebnisse beeinflussen.

In den Studien von Stan et al. (2001) und Schrag et al. (2002) bleibt eine

Thematisierung der kombinierten Screening- und Risikostrategie aus.

Den bisher unter 5.2 dargelegten Ergebnissen, sind diejenigen von Ohlsson et

al. (2009) gegenüber zu stellen. Ohlsson et al. (2009) beschreiben, dass das Vor-

kommen von GBS Infektionen durch die IAP im Vergleich zu keiner Behandlung sig-

nifikant reduziert wurde, weisen aber ein sehr hohes Risiko für Bias in der Studien-

methode und der Ausführung einiger untersuchter Studien nach. Daher heben Ohls-

son et al. (2009) hervor, dass das Resultat, die IAP reduziere die EOGBS Sepsis,

durch Bias entstanden sein könnte.

Die Anwendung von IAP hat die Sterblichkeit allgemein und die Sterblichkeit

durch GBS Infektionen nicht signifikant reduziert. Ohlsson et al. (2009) fassen zu-

sammen, dass IAP die EOGBS Sepsis zu reduzieren scheint, dies aber ein Resultat

aufgrund von Bias sein könnte. Laut Ohlsson et al. (2009) gibt es einen Mangel an

Beweisen von gut durchgeführten und geleiteten Gruppen, die IAP empfehlen, um

neonatale EOGBS Sepsis zu reduzieren. Ohlsson et al. (2009) fassen die Ergebnis-

se ihres Reviews folgendermassen zusammen: IAP zur Reduktion von perinatalen

GBS Infektionen wird nicht von beweiskräftiger Evidenz durch gut gestaltete und

ausgeführte, randomisierte kontrollierte Proben unterstützt. Laut Ohlsson et al.

(2009) soll beachtet werden, dass Leitlinien bezüglich der Prävention perinataler

Streptokokken B Infektion oft geändert wurden. Dies zeige, dass sie nicht auf klarer

Evidenz basieren und nicht über die klinische best practice informieren (Ohlsson et

al., 2009). Die von Ohlsson et al. (2009) verwendeten Studien stammen aus den

Jahren 1986 - 2002. Die Aktualität der Daten kann somit hinterfragt werden.

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40

5.3 Beantwortung der Fragestellung anhand der Diskussion

Aus der Diskussion geht hervor, dass die Screeningstrategie als die effizien-

teste bezüglich der Reduktion der GBS Sepsis beschrieben wird. Die Screeningstra-

tegie ist die Präventionsstrategie, die mit der höchsten Anzahl mit IAP behandelter

Frauen einhergeht, wodurch die Nebenwirkungen, Komplikationen und Kosten erhöht

werden. Die Kosten der Screeningstrategie sind am höchsten.

Die Risikostrategie ist die günstigste verglichen zur Screening- und kombinier-

ten Strategie. Es werden weniger, beziehungsweise die gleiche Anzahl Frauen mit

IAP behandelt, wie durch die Anwendung der Screeningstrategie. Sie wird jedoch als

weniger effizient beschrieben. Daher ist sie aus Kosten-Nutzen Überlegungen keine

alternative Präventionsstrategie zur aktuell empfohlenen Screeningstrategie.

Die kombinierte Screening- und Risikostrategie wird als kostengünstiger ver-

glichen zur Screeningstrategie und als kostenintensiver verglichen zur Risikostrate-

gie beschrieben. Mit der kombinierten Strategie werden weniger Frauen mit IAP be-

handelt als mit der Screeningstrategie. Sie wird als effizient beschrieben.

Daher wird die Fragestellung „Welche unterschiedlichen Präventionsstrategien

gibt es, um die intrapartale Antibiotikagabe bei Streptokokken B positiven Frauen in

der Schweiz zu reduzieren, gemessen am Verhältnis zwischen den Kosten der ein-

zelnen Präventionsstrategien und dem Ausbruch einer early-onset Sepsis beim Neu-

geborenen?" durch die Autorinnen anhand ihrer Bachelorarbeit folgendermassen

beantwortet:

Die kombinierte Screening- und Risikostrategie ist eine Alternative zur aktuell

in der Schweiz empfohlenen Screeningstrategie. Die Anwendung der kombinierten

Strategie reduziert die IAP bei Streptokokken B positiven Frauen in der Schweiz. Es

ist eine effektive Strategie in der Prävention der early-onset Sepsis. Zudem ist sie

kostengünstiger im Vergleich zur Screeningstrategie.

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41

6 Schlussfolgerungen

Die Autorinnen stellen elementare Schlussfolgerungen und die Bedeutung für

die Praxis dar. Abschliessend stellen sie offene Fragen und Zukunftsaussichten vor.

6.1 Zusammenfassung Aufgrund der aktuellsten wissenschaftlichen Erkenntnisse kann zusammen-

fassend gesagt werden, dass die kombinierte Strategie einen Kompromiss aus Risi-

ko- und Screeningstrategie darstellt. Sie ist effektiv in der Reduktion der early-onset

Sepsis, durch sie kann die IAP reduziert werden und im Vergleich zur Screeningstra-

tegie ist sie kostengünstiger.

Der Review von Ohlsson et al. (2009) hat jedoch gezeigt, dass die Wirksam-

keit der IAP zur Reduktion von perinatalen GBS Infektionen nicht von beweiskräftiger

Evidenz durch gut gestaltete und ausgeführte, randomisierte kontrollierte Proben un-

terstützt wird.

6.2 Bedeutung der Erkenntnisse für aktuelle Praxis

Die Ergebnisse der Arbeit zeigen, dass die kombinierte Screening- und Risi-

kostrategie eine Alternative zur aktuell von der SGGG empfohlenen Screeningstrate-

gie in der Schweiz darstellt. Die Umsetzung der kombinierten Strategie in die Praxis

würde bedeuten, dass weniger Frauen intrapartal mit Antibiotika behandelt werden.

So würde das Risiko für eine mögliche Resistenzbildung der Bakterien und für mögli-

che anaphylaktische Reaktionen gesenkt werden. Zudem würden die Kosten gegen-

über der aktuell angewandten Screeningstrategie gesenkt werden. Durch die Einfüh-

rung der kombinierten Strategie in der Praxis wird keine GBS positive Frau ohne

intrapartale Risikofaktoren mit IAP behandelt. Die Kinder dieser Frauen bilden eine

Risikogruppe, da sie den Streptokokken B ausgesetzt sind. Um das Risiko für diese

Kinder an einer early-onset Sepsis zu erkranken so gering wie möglich zu halten,

würde die Möglichkeit bestehen, diese Neugeborenen zusätzlich zur Routinekontrolle

auf Auffälligkeiten zu überwachen. Es würde im Kompetenzbereich der Hebamme

liegen, die Überwachung des Kindes durchzuführen beziehungsweise zu delegieren.

Um eine Erstellung und Umsetzung von neuen Leitlinien in der Schweiz errei-

chen zu können, muss zu Beginn die genaue Prävalenz von Streptokokken B in der

Schweiz untersucht werden. In der für den Literaturreview verwendeten Literatur sind

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Svenja Kagerer und Manuela Stehrenberger

42

unterschiedliche GBS Kolonisationsraten der Frauen beschriebenen. Das konse-

quente Durchführen einer Strategie hat je nach Kolonisationsrate eine andere Effek-

tivität. Die in der Literaturarbeit verwendeten Studien haben für den jeweiligen epi-

demiologischen Kontext die effektivste Strategie evaluiert. Bei der Übernahme von

Leitlinien aus anderen Regionen und Ländern muss beachtet werden, dass die

Streptokokken B Kolonisation bei Frauen in verschiedenen Gebieten unterschiedlich

hoch ist (siehe 1.2 Streptokokken B – ihre Relevanz und Problematik während der

Schwangerschaft, unter der Geburt und im Wochenbett).

6.3 Offene Fragen und Zukunftsaussichten In der vorliegenden Literaturarbeit wird keine Studie behandelt, die die Scree-

ningstrategie direkt mit der kombinierten Strategie vergleicht. Eine randomisierte

Vergleichsstudie wäre eine Möglichkeit, um die Screening- und die kombinierte Stra-

tegie bezüglich ihrer Effektivität in der Reduktion der early-onset Sepsis miteinander

zu vergleichen. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis sollte einen weiteren Aspekt der Stu-

die darstellen, beziehungsweise in einer zusätzlichen Studie untersucht werden. Zu-

dem müssten weitere Studien durchgeführt werden, die die zusätzliche engmaschige

Überwachung der Neugeborenen von GBS positiven Müttern ohne Risikofaktoren,

wie unter 6.2 beschrieben, in ihrer Wirksamkeit überprüfen.

Da es in der Praxis Frauen mit unbekanntem Streptokokken B Trägerstatus

gibt, müssen Strategien entwickelt werden, um eine Optimierung der Screening-

durchführung zu erreichen, damit der GBS Sepsis effektiv vorgebeugt werden kann.

Rausch et al. (2009), Shah et al. (2001), Stan et al. (2001) und Renner et al.

(2006) erwähnen, dass die PCR Methode als Schnelltest in Zukunft von Bedeutung

sein kann. So besteht die Möglichkeit den GBS Trägerstatus zum Geburtsbeginn zu

ermitteln. Für Rausch et al. (2009), Shah et al. (2001), Stan et al. (2001) und Renner

et al. (2006) kann die GBS Impfung in Zukunft ebenfalls von Bedeutung sein. Es

muss weitere Forschung durchgeführt werden, um eine Optimierung dieser Techni-

ken erreichen zu können.

Es existieren keine aktuellen RCTs bezüglich der Wirksamkeit von IAP und

der effektivsten Präventionsstrategie. Da nach Ohlsson et al. (2009) die Effektivität

der IAP bezüglich der Sterblichkeit durch GBS Infektionen nicht signifikant reduziert

wurde, muss die Wirksamkeit der IAP in weiteren Studien überprüft werden. Erst

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Svenja Kagerer und Manuela Stehrenberger

43

wenn die Wirksamkeit signifikant ist, ist es sinnvoll weitere Studien durchzuführen,

um die Effektivität der Präventionsstrategien zu überprüfen und zu vergleichen.

6.4 Anmerkungen der Autorinnen

Leitlinien oder Empfehlungen, die aufgrund verschiedener evidenzbasierter Li-

teratur entstehen, müssen klar, verständlich und eindeutig sein. Die aktuellen Emp-

fehlungen der Schweiz durch die Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie und

Geburtshilfe sind nicht eindeutig. Die SGGG beschreibt in ihrem Expertenbrief Nr. 19

nach Surbek et al. (2006), dass die IAP zum Geburtszeitpunkt und den Risikofakto-

ren „Blasensprung = 18 Stunden, Fieber = 38.0°C“ (S. 1) empfohlen wird. Es ist nicht

eindeutig erkennbar, ob der Blasensprung mindestens 18 Stunden, genau 18 Stun-

den oder mehr als 18 Stunden zurückliegen muss, wenn IAP verabreicht werden soll-

te. Ebenso ist es bei Fieber = 38°C unklar, ob die Schwangere genau 38°C, mindes-

tens 38°C oder höchstens 38°C Körpertemperatur haben soll, wenn eine IAP emp-

fohlen ist. Eine Umsetzung dieser Leitlinien in der Praxis ist daher schwierig.

Anzumerken ist ausserdem, dass die Definitionen bezüglich der Risikofaktoren

in den verwendeten Studien nicht einheitlich und teilweise ungenau beschrieben

werden. Dies macht es schwierig, die unterschiedlichen Studienergebnisse miteinan-

der zu vergleichen.

Zudem ist anzumerken, dass die Autorinnen in ihrer Arbeit nicht näher auf die

teilweise lebenslangen Kosten einer ausgebrochenen GBS Sepsis eingegangen

sind. Dieser Aspekt kann ebenfalls betrachtet werden, wenn man das Kosten-

Nutzen-Verhältnis einer Strategie abwägen möchte.

Bachelorarbeit 2010/2011

Svenja Kagerer und Manuela Stehrenberger

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Bachelorarbeit 2010/2011

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A. Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Zusammenfassung der Risikofaktoren der in der Arbeit verwendeten

Studien ..................................................................................................................... 10

Tabelle 2: Überblick über Studie von Stan et al. (2001) ........................................... 16

Tabelle 3: Überblick über Studie von Rausch et al. (2009)....................................... 17

Tabelle 4: Überblick über Studie von Renner et al. (2006) ....................................... 18

Tabelle 5: Überblick über Studie von Schrag et al. (2002) ....................................... 19

Tabelle 6: Überblick über Studie von Shah et al. (2001) .......................................... 20

Tabelle 7: Überblick über Studie von Ohlsson et al. (2009)...................................... 21

Tabelle 8: Resultate der Studie von Stan et al. (2001) ............................................. 22

Tabelle 9: Resultate der Studie von Rausch et al. (2009) ........................................ 24

Tabelle 10: Resultate der Studie von Renner et al. (2009)....................................... 25

Tabelle 11: Resultate der Studie von Schrag et al. (2002) ....................................... 27

Tabelle 12: Zusammenfassung der Studie “Choosing a strategy to prevent

neonatal early-onset group B streptococcal sepsis: economic evaluation”............... 53

Tabelle 13: Zusammenfassung der Studie “Group B Streptococcus colonization

in pregnancy: prevalence and prevention strategies of neonatal sepsis” ................. 55

Tabelle 14: Zusammenfassung der Studie “Efficacy of a strategy to prevent

neonatal early-onset group B streptococcal (GBS) sepsis” ...................................... 56

Tabelle 15: Zusammenfassung der Studie “A Population-Based Comparison of

Strategies to prevent early-onset Group B Streptococcal Disease in Neonates”...... 57

Tabelle 16: Zusammenfassung der Studie “Prevention of Early-onset Group B

Streptococcal (GBS) Infection in the Newborn. Systematic Review and

Recommendations. Canadian Task Force on Preventive Health Care” ................... 58

Tabelle 17: Zusammenfassung der Studie “Intrapartum antibiotics for known

maternal Group B streptococcal colonization (Review)” ........................................... 59

Tabelle 18: Analyse der Studie nach Stahl, K. (2008): “Choosing a strategy to

prevent neonatal early-onset group B streptococcal sepsis: economic

evaluation” (Stan et al., 2001)................................................................................... 61

Tabelle 19: Analyse der Studie nach Stahl, K. (2008): “Group B Streptococcus

colonization in pregnancy: prevalence and prevention strategies of neonatal

sepsis” (Rausch et al., 2009) .................................................................................... 63

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Tabelle 20: Analyse der Studie nach Stahl, K. (2008): “Efficacy of a strategy to

prevent neonatal early-onset group B streptococcal (GBS) sepsis” (Renner et

al., 2006)................................................................................................................... 66

Tabelle 21: Analyse der Studie nach Stahl, K. (2008): “A population-based

comparison of strategies to prevent early-onset Group B Streptococcal disease

in neonates” (Schrag et al., 2002) ............................................................................ 68

Tabelle 22: Analyse des Reviews nach PRISMA Checklist (2009): “Prevention

of Early-onset Group B Streptococcal (GBS) Infection in the Newborn” (Shah et

al., 2001)................................................................................................................... 70

Tabelle 23: Analyse des Reviews nach PRISMA Checklist (2009): “Intrapartum

antibiotics for known maternal Group B streptococcal colonization (Review)”

(Ohlsson et al., 2009) ............................................................................................... 72

Tabelle 24: Evidenzlevel nach der Canadian Task Force......................................... 75

Tabelle 25: Empfehlungsgrad nach der Canadian Task Force................................. 75

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B. Glossar

Streptokokken B, GBS (Group B Streptococcus): Dörner et al. (2004, S.1746) „(Streptococcus agalactiae) Gattung grampositiver, i. d.

R. unbeweglicher Kugelbakterien der Fam. Streptococcaceae. [O] pathogene Be-

deutung für den Menschen: Inf. des Urogenitaltraktes, der Mund- u. Rachenhöhle,

Meningitis, Wundinfektionen, Sepsis (v. a. bei abwehrgeschwächten Pat.) sowie pe-

rinatal erworbene Neugeboreneninfektionen [O].“

Sepsis: Dörner et al. (2004, S.1671) „[O] sog. Blutvergiftung; Allgemeininfektion mit Krank-

heitserscheinungen, die inf. konstanter od. periodischer Aussaat von Mikroorganis-

men (meist Bakterien [O]) von einem Herd aus in die Blutbahn [O] auftreten [O].“

Early-onset Sepsis: (EOGBS/ EOD)

Dörner et al. (2004, S.1746) „Sepsis innerh. der ersten Lebenswoche mit [O] häufig

letalem Verlauf [O].“

PCR:

Dörner et al. (2004, S. 1378) „Abk. für (engl.) polymerase chain reaction; Polymera-

se-Kettenreaktion; molekularbiol. Verf., bei dem selektiv DNA-Abschnitte amplifiziert

werden. [O] ausgehend von geringen Mengen DNA [O] können nach mehrmaliger

Wiederholung des Vorgangs (20 - 40 Zyklen) die DNA-Abschnitte nachgewiesen [O]

od. für andere gentechn. Zwecke benutzt werden. [O]“

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C. Wortzahl

Abstract ohne Keywords: 200

Abstract mit Keywords: 230

Arbeit exklusive Tabellen, Abbildungen und Anhängen: 9`947

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D. Eigenständigkeitserklärung

Hiermit erklären wir, die vorliegende Bachelorarbeit selbstständig, ohne Mithilfe Drit-

ter und unter Benutzung der angegebenen Quellen verfasst zu haben.

Datum

Unterschrift

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E. Danksagung

Die Autorinnen möchten sich an dieser Stelle herzlich bei allen Personen be-

danken, die an der Ausführung der Bachelorarbeit beteiligt waren.

Ein besonderes Dankeschön geht an die betreuende Lehrperson Frau Ruth

Eggenschwiler. Sie stand den Autorinnen mit Tipps und Anregungen in Beratungs-

gesprächen und jederzeit per Emailkontakt tatkräftig zur Seite und trug so zum Ge-

lingen dieser Arbeit bei.

Weiter möchten sich die Autorinnen herzlich bei ihren Familien, Partnern und

Freunden bedanken, welche die Arbeit Korrektur lasen, sie bei der Formatierung der

Arbeit unterstützten und vor allem auch emotionale Unterstützung leisteten. Ein spe-

zielles Dankeschön geht an Paul und Silvana Stehrenberger, Monika und Josef Ka-

gerer, Alexandra Birrer, Montgomery Meyer, Silvan Haug, Seraina Concenti und La-

dina Zimmermann. Ausserdem möchten sie Anita Kistler für den Druck der Arbeit

herzlich danken.

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Anhang

Zusammenfassung der Studien Tabelle 12 Zusammenfassung der Studie “Choosing a strategy to prevent neonatal early-onset group B streptococcal sepsis: economic evaluation” Kriterium Studie Stan, C. M.; Boulvain, M.; Bovier, P. A. ; Auckenthaler, R. ; Berner, M. & Irion, O.

(2001). Choosing a strategy to prevent neonatal early-onset group B streptococcal sepsis: economic evaluation. British Journal of Obstetric and Gynaecology, Vol. 108, Seite 840-847.

Land CH; Genf

Ziel der Studie Die Wirksamkeit und die Kosten der Risiko- und Sreeningstrategie mit der aktuellen Strategie in Genf zu vergleichen und die adäquateste Strategie für die Reduktion der early-onset Sepsis im epidemiologischen Kontext des Genfer Universitätsspi-tals zu finden.

Ein- und Aus-schlusskrite-rien der Teil-nehmer

Schwangere Frauen in der 35.-37. Schwangerschaftswoche und unter der Geburt. Ausschlusskriterien werden keine genannt.

Vorge-hen/Methode

Die aktuelle Strategie des Genfer Universitätsspitals ist kein routinemässiges GBS Screening. Ein GBS Screening wird nur bei vorzeitigen Wehen, Blasensprung < 37. Schwangerschaftswoche oder vaginalem Ausfluss gemacht. Antibiotika erhalten Frauen mit Fieber (≥ 38.0°C) unter der Geburt, Blasensprung vor der 34. Schwan-gerschaftswoche auch ohne vorheriges Screening oder bei positivem GBS Abstrich in der aktuellen Schwangerschaft. Die Datenerhebung der Variabeln erfolgte durch eine prospektive Kohortenstudie am Genfer Universitätsspital (Oktober - Dezeber 1998) und aus Metaanalysen. Es wurden Schätzungen zu den Kosten einer positiven (85 CHF ≈ 33 £) und negativen (35 CHF ≈ 14 £) Streptokokken B Kultur, sowie zur IAP, verabreicht durch die He-bamme (141 CHF ≈ 55 £) getroffen. Die Kosten der IAP enthalten zwei Dosen An-tibiotika, Infusionsmaterial und Trägerflüssigkeit sowie 30 Minuten Hebammenar-beit.

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Kriterium Resultat/e Die Resultate der Studie aufgrund von Hochrechnungen zeigen, dass mit der aktu-

ellen Strategie 378 Fälle GBS Sepsen pro 1 Million Geburten erwartet werden. Die Risikostrategie würde, verglichen mit der aktuellen Strategie in Genf, 69 und die Screeningstrategie 102 Fälle pro 1 Million Geburten verhindern. Die Kosten pro verhütete Sepsis wären 60'700 £ (≈ 93’400 CHF) mit der Risiko-, respektive 473'600 £ (≈729'000 CHF) mit der Screeningstrategie. Die Anzahl der Frauen, die mit Antibiotika behandelt werden müssten, um eine Sepsis vorzubeugen, wäre mit der Risikostrategie 1087 und 1029 mit der Screeningstrategie. Die Anzahl Frauen, welche Antibiotika unter der Geburt erhalten, würde mit den Präventionsstrategien von aktuell 6% auf 13.5% mit der Risikostrategie, respektive auf 16.5% mit der Screeningstrategie ansteigen. Die Schlussfolgerungen von Stan et al. (2001) sind, dass sowohl die Risiko- als auch die Screeningstrategie effektiver wären als die aktuelle Genfer Strategie. Je-doch wären sowohl die Kosten, als auch die Anzahl Frauen, welche unter der Ge-burt Antibiotika erhalten, sehr hoch. Das Risiko von möglichen allergischen Reakti-onen und die Resistenzbildung der Bakterien würden ebenfalls steigen. Somit ist im epidemiologischen Kontext des Universitätsspitals in Genf mit einer tiefen Inzidenz der GBS Sepsis die Einführung einer solchen Strategie nicht gerechtfertigt.

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Tabelle 13 Zusammenfassung der Studie “Group B Streptococcus colonization in pregnancy: prevalence and prevention strategies of neonatal sepsis” Kriterium Studie Rausch, A.V., Gross, A., Droz, S., Bodmer, T., Surbek, D.V. (2009).

Group B Streptococcus colonization in pregnancy: prevalence and prevention strategies of neonatal sepsis. J. Perinat. Med., 37, 124-129.

Land

CH; Bern

Ziel der Studie Das Vorkommen der B Streptokokken und die daraus resultierenden Konsequen-zen auf die unterschiedlichen Präventionsstrategien herauszufinden.

Ein- und Aus-schlusskrite-rien der Teil-nehmer

Alle Frauen, welche von März 2005 bis September 2006 in Bern gebaren wurden auf GBS gescreent. Die Frauen, welche positiv gescreent wurden und spontan, vaginal-operativ oder durch sekundäre Sectio entbanden, wurden eingeschlossen.

Vorge-hen/Methode

Abstriche zur Bestimmung der GBS Prävalenz wurden bei allen Frauen abgenom-men. Die Daten der Frauen mit positivem GBS Abstrich wurden bezüglich Schwan-gerschaftswoche beim Screening, Geburtsmodus, intrapartale Risikofaktoren, IAP und allergische Reaktionen analysiert. Daraus wurden die epidemiologischen Da-ten der Population erstellt. Die Kosten des Screenings und der IAP wurden für die unterschiedlichen Präventionsstrategien berechnet. Eine negative Kultur wurde auf 31 CHF, eine positive Kultur auf 72 CHF und die IAP auf 110 CHF geschätzt. Die IAP enthält zwei Dosen Antibiotika, Infusionsmate-rial, Trägerflüssigkeit und 30 Minuten Hebammenarbeit.

Resultat/e Das Vorkommen von positivem GBS Abstrichen betrug 21%. Insgesamt wurden 1316 Frauen analysiert. 201 Frauen mit positivem Status gebaren in Bern. Davon hatten 163 (81%) eine vaginale Geburt oder sekundäre Sectio. 102 (62%) Frauen davon hatten keine Risikofaktoren, 61 (37%) zeigten einen oder mehrere Risikofak-toren intrapartal. Das heisst nicht alle, sondern nur 37% der positiv gescreenten Frauen, hätten im Fall der Risikostrategie eine IAP erhalten. Daraus schliessen Rausch et al. (2009), dass durch die Risikostrategie mehr Fälle der early-onset Sepsis auftreten, da 40 - 70% der Neugeborenen von GBS positiven Frauen mit Streptokokken B kolonisiert werden und 1% davon eine Sepsis entwickelt. Die Kosten pro 1000 Frauen betragen für die Risikostrategie 40'700 CHF, für die Screeningstrategie 62'710 CHF und für die kombinierte Screening- und Risikostra-tegie 48’080 CHF. Rausch et al. (2009) ziehen den Schluss daraus, dass bei einer GBS Besiedlung von 21% die Screeningstrategie, trotz höherer Kosten, die bevorzugte Strategie ist.

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Tabelle 14 Zusammenfassung der Studie “Efficacy of a strategy to prevent neonatal early-onset group B streptococcal (GBS) sepsis” Kriterium Studie Renner, R. M.; Renner, A.; Schmid, S.; Hoesli, I.; Nars, P.; Holzgreve, W.; Surbek,

D. V. (2006). Efficacy of a strategy to prevent neonatal early-onset group B strep-tococcal (GBS) sepsis. J. Perinat. Med., 34, 2006, 32-38.

Land CH; Basel

Ziel der Studie Die seit 1997 neu eingeführte kombinierte Screening- und Risikostrategie zur Streptokokken B Prophylaxe im Berner Universitätsspital in ihrer Effektivität zu überprüfen. Die Studienautoren wollten herausfinden, ob das Vorkommen einer GBS Sepsis mit dieser Methode gesenkt werden konnte.

Ein- und Aus-schlusskriterien der Teilnehmer

Es wurden alle Lebendgeburten zwischen 1984 - 1993 (Gruppe 1; 16'126) und 1997 - 2002 (Gruppe 2; 9’385) eingeschlossen.

Vorge-hen/Methode

Renner et al. (2006) verwendeten rückblickend ihre eigenen Daten aus Datenban-ken. Es wurde eine retrospektive Studie durchgeführt, um das Vorkommen einer early-onset GBS Sepsis unter allen Lebendgeburten im Universitätsspital Basel von Gruppe 1 und Gruppe 2 zu vergleichen. Von 1984 - 1993 wurde kein Scree-ning durchgeführt und keine routinemassige IAP verabreicht. 1997 - 2002 wurde die kombinierte Strategie angewandt. Das heisst Screening in der 35. - 37. Schwangerschaftswoche und IAP bei GBS positiven Frauen mit mindestens einem zusätzlichen Risikofaktor. Alle Frauen mit unbekanntem GBS Status erhielten bei zusätzlichen Risikofaktoren ebenfalls eine IAP. Frauen mit einem vorherigen Kind mit GBS Sepsis erhielten ebenfalls eine IAP.

Resultat/e Das Vorkommen der early-onset GBS Sepsis wurde von 1 pro 1000 Fälle auf 0.53 pro 1000 Fälle reduziert. Zudem stellten Renner et al. (2006) fest, dass von 1984 - 1993 16 Kinder an GBS Sepsis erkrankten. 15 der 16 betroffenen Mütter zeigten intrapartal mindestens einen Risikofaktor. Von 1997 - 2002 entwickelten fünf Kin-der eine GBS Sepsis. Keine der fünf Mütter zeigte einen Risikofaktor unter der Geburt. Bei zwei von ihnen war das GBS Screening negativ und eine Frau war GBS unbekannt. Es konnte bestätigt werden, dass die neu eingeführte Strategie effektiv ist. Renner et al. (2006) gehen davon aus, dass durch Anwendung der CDC Leitlinien, mögli-cherweise zwei zusätzliche GBS Fälle hätten verhindert werden können. Das hätte jedoch zu einer vermehrten Gabe von IAP geführt, was das Risiko für Nebenwir-kungen und Komplikationen und ebenfalls die Kosten erhöht hätte.

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Tabelle 15 Zusammenfassung der Studie “A Population-Based Comparison of Strategies to pre-vent early-onset Group B Streptococcal Disease in Neonates” Kriterium Studie Schrag, S. J. et al. (2002). A Population-Based Comparison of Strategies to pre-

vent early-onset Group B Streptococcal Disease in Neonates. N Engl J Med, Vol. 347, No. 4. July 25, 2002.

Land USA

Ziel der Studie Die 1996 in den USA veröffentlichten Richtlinien, zu überprüfen. Diese Richtlinien empfehlen, entweder die Screeningstrategie oder die Risikostrategie anzuwenden, um Frauen zu identifizieren, die eine IAP erhalten sollten.

Ein- und Aus-schlusskriterien der Teilnehmer

Mit Hilfe einer geschichteten Zufallsstichprobe wurden aus einer Datenbank 5´144 Lebendgeburten aus 629´912 ausgewählt. Diese stammen aus den Jahren 1998 - 1999 aus acht verschiedenen geographischen Regionen der USA. Es wurden alle 312 an early-onset GBS Sepsis erkrankten Kinder aus dieser Zeit in die Stichprobe aufgenommen. Ausschlusskriterien werden nicht genau beschrieben, gehen aber aus den oben genannten Kriterien hervor.

Vorge-hen/Methode

Es wurde eine retrospektive Kohortenstudie durchgeführt. Die Effektivität der Screening- und der Risikostrategie einer early-onset GBS Sepsis bei Neugebore-nen vorzubeugen wurde überprüft. Die Stichproben wurden entweder der Risiko- oder der Screeningstrategie zugeordnet. Frauen, bei welchen bis zwei Tage vor der Geburt eine dokumentierte Kultur vorhanden war, wurden in die Scree-ninggruppe eingeteilt. Frauen, die bis zu diesem Zeitpunkt keinen dokumentierten Trägerstatus hatten, wurden der Risikogruppe zugeordnet. Die Daten wurden von geschultem und bezüglich des Krankheitsstatus des Kindes verblindetem Perso-nal, mit Hilfe von standardisierten Formularen eingeteilt.

Resultat/e Das Risiko für die Neugeborenen in der Screeningruppe an einer early-onset GBS Sepsis zu erkranken war signifikant tiefer, als in der Risikogruppe. Daraus schlies-sen Schrag et al. (2002), dass routinemässiges Screening für GBS während der Schwangerschaft mehr Fälle von early-onset Sepsis verhindert, als die Risikostra-tegie. Sie empfehlen daher, dass dem universellen Screening weitere Beachtung geschenkt werden sollte.

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Tabelle 16 Zusammenfassung der Studie “Prevention of Early-onset Group B Streptococcal (GBS) Infection in the Newborn. Systematic Review and Recommendations. Cana-dian Task Force on Preventive Health Care” Kriterium Studie Shah, V. & Ohlsson, A. (2001). Prevention of Early-onset Group B Streptococcal

(GBS) Infection in the Newborn. Systematic Review and Recommendations. Canadian Task Force on Preventive Health Care.

Land Der Review behandelt Studien aus unterschiedlichen Ländern.

Ziel der Studie 1. die Effektivität der IAP bei schwangeren Frauen zur Verhinderung der early-onset GBS Infektion bei Neugeborenen zu untersuchen und 2. die beste Präventionsstrategie herauszufinden.

Ein- und Aus-schlusskrite-rien der Teil-nehmer

Studien welche die drei Optionen des Managements untersuchen: a) universelles Screening aller schwangeren Frauen und selektive IAP bei koloni-sierten Frauen mit Risikofaktoren b) universelles Screening aller schwangeren Frauen und IAP bei allen kolonisierten Frauen c) kein universelles Screening bei Schwangeren, IAP ausschliesslich bei vorhan-denen Risikofaktoren

Vorge-hen/Methode

In Datenbanken wurde nach randomisierten, kontrollierten Tests und Kohortenstu-dien, welche die Effektivität der drei Optionen des IAP Managements, Screening-, Risiko- und kombinierte Strategie, für die Prävention der early-onset GBS Infektion der Neugeborenen beurteilen. Es wurde eine kritische Abschätzung der Evidenz der verwendeten Studien mit Hilfe des relativen Risikos, der Risikodifferenz und der number needed to treat durchgeführt. Daraus resultierten die Empfehlungen bezüglich der Strategien. Es wird auf das Dokument von Woolf, Battista et al. (1990) verwiesen, in dem ge-nauere Informationen zur Methode beschrieben sind.

Resultat/e Es gibt ausreichend Beweise dafür, dass Management a) die Inzidenz von Strepto-kokken B Kolonisation und die early-onset Infektionen der Neugeborenen reduziert. Dies ist nach Shah et al. (2001) die effizienteste Strategie. Es gibt ausreichend Beweise dafür, dass das Management b), die Kolonisation der Neugeborenen reduziert und early-onset Infektionen der Neugeborenen verhindert. Nachteil dieser Strategie ist, dass eine viel höhere Anzahl Frauen mit Antibiotika behandelt werden. Es gibt ungenügende Beweise für die Effektivität des Managements c). Zudem zeigte keine RCT, die die Effektivität von Management a) und Management b) bewertete, eine statistisch signifikante Reduktion der EOD. Zwischen der Behandlungs- und Kontrollgruppe bestand kein signifikanter Unter-schied. Die Entscheidung für eine Präventionsstrategie hängt von der Inzidenz der EOD, von den Charakteristiken der Schwangeren, den verfügbaren Ressourcen und der möglichen mütterlichen Kolonisationsrate ab.

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Tabelle 17 Zusammenfassung der Studie “Intrapartum antibiotics for known maternal Group B streptococcal colonization (Review)” Kriterium Studie Ohlsson, A.; Shah, V.S. (2009). Intrapartum antibiotics for known maternal Group B

streptococcal colonization (Review). The Cochrane Library, 2009, Issue 23.

Land Der Review behandelt Studien aus unterschiedlichen Ländern.

Ziel der Studie Das primäre Ziel war herauszufinden, ob die IAP für GBS kolonisierte Frauen einen Effekt auf die Sterblichkeit der Neugeborenen hat. Weitere Ziele waren, den Effekt von IAP für GBS positive Mütter auf folgende Punk-te hin zu untersuchen: ‒ neonatale Morbidität einer bewiesenen EOGBS Infektion ‒ eine wahrscheinliche, vermutete EOGBS Infektion ‒ die late-onset GBS Sepsis ‒ die langfristige Kindsentwicklung (motorisch, kognitiv) ‒ das mütterliche Outcome: Chorionamnionitis, Sepsis, Harnwegsinfektion, Spital-

aufenthalt und allergische Reaktionen auf Antibiotika

Ein- und Aus-schlusskrite-rien der Teil-nehmer

Es wurden randomisierte beziehungsweise quasi-randomisierte Stichproben mit-einbezogen. Teilnehmende Mütter der verwendbaren Studien mussten während der Schwangerschaft GBS positiv sein. Es wurden sowohl Frauen, die vaginal ge-baren als auch Frauen, die eine Sectio hatten miteinbezogen. Der Trägerstatus wurde mit Hilfe einer Bakterienkultur oder einem Schnelltest ermittelt. In den Inter-ventionsgruppen erhielten positiv gescreente Frauen IAP. In den Kontrollgruppen erhielten die GBS positiven Frauen Placebo oder keine Behandlung. Ausserdem wurden Studien verwendet, die die Effektivität von Ampicillin im Ver-gleich zu Penicillin untersuchten.

Vorge-hen/Methode

Die verwendeten Daten stammen aus verschiedenen Datenbanken. Mit Hilfe des Cochrane Handbuchs wurde über die Gültigkeit der Studien entschieden. Die Stu-dien wurden von beiden Reviewautoren unabhängig voneinander auf ihre Eignung und Einbeziehung hin untersucht. Extrahierte Daten aus verwendeten Studien wur-den mit Hilfe einer Software auf ihre Richtigkeit überprüft. Bei Unklarheiten wurden die Autoren der Originalstudien kontaktiert. Das Risiko für Bias in den Originalstu-dien wurde mit Kriterien aus dem Cochrane Handbuch ermittelt. Zur Berechnung der dichotomen Daten verwendeten die Reviewautoren das relative Risiko mit 95% Konfidenzintervall. Falls geeignet verwendeten sie die Risikodifferenz mit 95% Kon-fidenzintervall. Wenn diese signifikant war, wurde die number needed to treat to benefit berechnet. Wenn schädliche Effekte vorlagen und identifiziert werden konn-ten, wurde die nuber needed to treat to harm berechnet. Zur Berechnung der conti-nuous Daten wurde die Standardabweichung verwendet. Es gab insgesamt vier Proben. Drei davon verglichen Ampicillin oder Penicillin mit keiner Behandlung. Die vierte Gruppe verglich Ampicillin und Penicillin.

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Kriterium Resultat/e Die Resultate des Reviews zeigten, dass die Qualität der Studien schlecht war.

Laut dem Cochrane Handbuch läge ein sehr hohes Risiko für Bias in der Studien-methode und der Ausführung der meisten verwendeten Studien vor. Die Anwen-dung von IAP hat die Sterblichkeit allgemein, die Sterblichkeit durch GBS Infektio-nen und die Sterblichkeit aufgrund von Infektionen durch andere Bakterien, nicht signifikant reduziert. Das Vorkommen von GBS Infektionen und vermuteten GBS Infektionen, wurde durch die IAP, im Vergleich zu keiner Behandlung, signifikant reduziert. Bezüglich des Vorkommens der late-onset Sepsis oder der Sepsis durch andere Organismen als GBS und der Wochenbettinfektion, war zwischen den Gruppen kein signifikanter Unterschied erkennbar. Es wurde kein signifikanter Un-terschied im neonatalen und mütterlichen Outcome zwischen der intrapartalen Am-picillin- und Penicillingabe festgestellt. Ohlsson et al. (2009) fassten zusammen, die IAP scheine die EOGBS Sepsis zu reduzieren. Das könne aber ein falsches Resul-tat aufgrund von Bias sein. Laut Ohlsson et al. (2009) gäbe es einen Mangel an Beweisen von gut durchgeführten und geleiteten Gruppen, die IAP empfehlen, um neonatale EOGBS Sepsis zu reduzieren. Ohlsson et al. (2009) halten es für un-wahrscheinlich, alle Fälle von GBS Infektionen vorzubeugen, auch wenn eine effek-tive Impfung entwickelt werden würde.

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Analysen der Studien Tabelle 18 Analyse der Studie nach Stahl, K. (2008): “Choosing a strategy to prevent neonatal early-onset group B streptococcal sepsis: economic evaluation” (Stan et al., 2001) Kriterium Erfüllt Teilsweise erfüllt Nicht Erfüllt Titel Der Titel gibt den Inhalt der Studie

wieder.

Abstract Die Studie hat einen gut strukturier-ten Abstract.

Hindergrund Die Problematik wird beschrieben. In der Einleitung werden aktuelle Studien zitiert. Es wird deutlich, dass die Untersuchung der ver-schiedenen Präventionsmethoden der early-onset Sepsis ein wichti-ges Ziel des Gesundheitswesens ist. Der aktuelle Forschungsstand wird beschrieben (empfohlene Risiko- und Screeningstrategie des CDC (1996)). Die dargestellten Studien/Richtlinien stehen im Zu-sammenhang mit der Forschungs-frage. Die Forschungsfrage wird begründet. Am Schluss der Einlei-tung wird das Ziel der Studie genau beschrieben. Der zu untersuchen-de Gegenstand wird klar definiert.

Methode Es wird deutlich, dass ein quantita-tiver Forschungsansatz gewählt wird. Für den ersten Teil der Da-tenerhebung wird eine prospektive Kohortenstudie durchgeführt. Im zweiten Teil werden die Daten mittels geeigneten Computerpro-grammen berechnet. Für die Be-antwortung der Forschungsfrage ist das Design nachvollziehbar.

Das Studiendesign ist eine Entschei-dungsanalyse mittels einer ökonomischen Evaluation. Die Wahl wird nicht begründet.

Setting Zur Beantwortung der Forschungs-frage ist das Setting des Genfer Universitätsspitals angebracht. Eine Übertragung auf ein anderes Setting ist aber schwierig und könnte zu Bias führen.

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Kriterium Erfüllt Teilsweise erfüllt Nicht Erfüllt Teilnehme-rinnen/ Stichprobe

Die Stichprobe der schwangeren Frauen in der 35. - 37. Schwan-gerschaftswoche enthält n=264 Teilnehmerinnen und unter der Geburt n=335. Eingeschlossen wurden Gebärende zwischen Ok-tober und Dezember 1998. Dieses Auswahlverfahren ist für das Stu-dienziel geeignet.

Eine Begründung zur Stichprobengrösse ist nicht ersichtlich. Es wurde keine Powerkal-kulation durchgeführt. Ausschlusskriterien werden nicht genannt.

Datenerhe-bung

Die Datenerhebung erfolgte pro-spektiv am Genfer Universitätsspi-tal (Oktober - Dezember 1998). Zusätzlich wurden Daten aus ran-domisierten Metaanalysen ent-nommen und mittels Computerpro-grammen berechnet. Die Datener-hebung ist passend gewählt.

Die Datenerhebung dauerte über nur drei Monate an. Zudem wur-den die Daten am Insti-tut selbst erhoben. Die Rolle der Forscher bei der Datenerhebung nicht genau beschrie-ben. Ob sie verblindet waren geht aus der Stu-die nicht hervor. Diese Punkte könnten zu einem Bias führen.

Ethische Aspekte

Es gab eine Prüfung und Geneh-migung durch das „institutional review board“. Die Teilnehmerin-nen gaben ein schriftliches Einver-ständnis ab.

Datenanaly-se

Das verwendete Programm zur Datenanalyse wird genannt. Die Quelle wird angegeben. Die „Monte Carlo Simulation“ wird verwendet um das 95% Konfidenzintervall zu berechnen.

Es wird kein Signifi-kanzniveau genannt.

Ergebnisse Die Darstellung der Ergebnisse ist klar und verständlich. Alle erhobe-nen Daten werden in die Auswer-tung miteinbezogen. Es sind keine Fehler oder Inkonsistenz erkenn-bar. Die Tabellen sind verständlich und die Aussagen im Text und in den Tabellen stimmen überein.

Diskussion Die Ergebnisse werden mit der ursprünglichen Fragestellung dis-kutiert und es werden Resultate aus vorhandenen Studien einge-bracht. Die klinische Relevanz wird beschrieben. Schlussfolgerungen für die Universitätsklinik Genf wer-den gezogen.

Grenzen der Studien werden nicht genannt.

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Kriterium Erfüllt Teilsweise erfüllt Nicht Erfüllt Schlussfol-gerungen und Empfeh-lungen / Implikationen für die Praxis

Die Schlussfolgerung lassen sich klar aus der Fragestellung und den Resultaten ableiten und es wird eine Empfehlung abgegeben. Die Empfehlungen sind in der Praxis umsetzbar. Es werden Empfehlun-gen für weitere Forschung be-schrieben.

Literatur und andere An-gaben

Die Literaturangaben sind eindeu-tig.

Sonstiges Die Studie wurde vom Universitätsspi-tal Genf selbst un-terstützt. Interesse-konflikte sind denk-bar, da Ausführung der Studie am Ar-beitsplatz der For-scher stattfindet. Dies könnte durch einen Informations-bias zu Verzerrun-gen führen.

Die Studie ist nicht ak-tuell, da sie im Jahr 2001 publiziert wurde.

Tabelle 19 Analyse der Studie nach Stahl, K. (2008): “Group B Streptococcus colonization in pregnancy: prevalence and prevention strategies of neonatal sepsis” (Rausch et al., 2009) Kriterium Erfüllt Teilsweise erfüllt Nicht Erfüllt Titel Laut Titel wird die Prävalenz der

GBS Kolonisation und die unter-schiedlichen Präventionsstrate-gien untersucht. Diese Aussage gibt den Inhalt der Studie nur teilweise wieder.

Der Titel nennt nicht, dass zusätzlich die Kos-tenschätzungen und -berechnungen der jewei-ligen Strategie, gemacht werden. Das heisst, die Studie untersucht mehr als im Titel genannt.

Abstract Der Abstract ist strukturiert und gibt die wichtigsten Aspekte der Studie wieder.

Hinder-grund

Der aktuelle Forschungsstand wird beschrieben und eine Auflis-tung der unterschiedlichen Richt-linien wird gemacht. Das Ziel der Studie wird klar formuliert. Die Forschungsfrage ist durch das unterschiedliche GBS Vorkom-men und die unterschiedlich prak-tizierten Richtlinien begründet.

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Kriterium Erfüllt Teilsweise erfüllt Nicht Erfüllt Methode Der Studienansatz ist für das Ziel

der Studie angemessen. Ein quantitativer Forschungsansatz wird deutlich.

Das Studiendesign wird nicht genannt. Der Forschungsansatz wird nicht begründet.

Setting Das Setting (Berner Universitäts-spital) wird benannt und ist für das Erreichen des Studienziels geeignet.

Teilneh-merinnen/ Stichpro-be

Alle schwangeren Frauen (n=1316) zwischen März 2005 und September 2006, die zu Schwangerschaftskontrolle und zur Geburt ins Spital kamen, wur-den eingeschlossen. Ein- und Ausschlusskriterien werden ge-nannt.

Es wurde keine Po-werkalkulation durch-geführt.

Datener-hebung

Alle schwangeren Frauen zwi-schen März 2005 und September 2006 wurden eingeschlossen. Zur Beantwortung der Fragestellung ist die Methode der Datenerhe-bung geeignet. Bei den GBS positiven Frauen wurden Daten aus der Patientenakte übernom-men.

Es wird nicht genauer definiert wer die Daten erhoben hat. Sie wurden jedoch im Institut der Autoren erhoben. Es könnte durch einen Informationsbias zu Ver-zerrungen kommen.

Es wird eine Kosten-analyse der IAP unter der Geburt mit ge-schätzten Kosten ge-macht. Es wird nicht genannt wie die Stu-dienautoren zu diesen Schätzungen kommen.

Ethische Aspekte

Es werden keine ethi-schen Aspekten genannt. Die Teilnahme wird nicht als freiwillig beschrieben. Nach Meinung der Auto-rinnen ist dies für diese Studie aber nicht rele-vant, da alle positiven Frauen Antibiotika be-kommen. Es entsteht kein ethischer Konflikt.

Datenana-lyse

Die Auswertung der Daten ist nachvollziehbar.

Es werden keine Computerprogramme zur Auswertung der Daten verwendet.

Ergebnis-se

Die Darstellung der Ergebnisse ist verständlich. Alle erhobenen Daten werden miteinbezogen. Die Ausscheidungsgründe werden genannt. Die Tabellen sind gut verständlich.

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Kriterium Erfüllt Teilsweise erfüllt Nicht Erfüllt Diskussi-on

Die Ergebnisse werden im Zu-sammenhang mit unterschiedli-chen Richtlinien (RCOG, 2003; CDC, 2002) und Studien disku-tiert. Die klinische Relevanz der Ergebnisse wird diskutiert und ein Handlungsvorschlag wird ge-macht.

Die Ergebnisse werden mit der Fragestellung diskutiert. Die kombinier-te Strategie wird jedoch am Schluss nicht mehr erwähnt und nicht als Alternative dargestellt. Dies wird nicht begrün-det.

Es werden keine Grenzen und Fehler der Studien genannt.

Schluss-folgerun-gen und Empfeh-lungen / Implikati-onen für die Praxis

Die Empfehlungen sind in der Praxis umsetzbar. Der PCR Schnelltest und eine mögliche Impfung werden als zukünftige mögliche Alternativen angespro-chen.

Die kombinierte Stra-tegie wird in den Re-sultaten und der Tabel-le als günstiger be-schrieben als die Screeningstrategie. In der Schlussfolgerung wird die kombinierte Strategie jedoch nicht mehr angesprochen. Das Ausschliessen der kombinierten Strategie als Alternative wird nicht begründet.

Literatur und ande-re Anga-ben

Literaturangaben sind eindeutig.

Sonstiges Die Studie wurde vom Berner Inselspital selbst unterstützt. Interessekon-flikte sind denkbar, da Ausführung der Studie am Arbeitsplatz der For-scher stattfindet. Diese Punkte könnten zu Infor-mationsbias führen.

Es wird nicht eindeutig genannt wie die Studie finanziert wurde. Es wird nicht beschrieben in welchem Zusam-menhang die Studie durchgeführt wurde.

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Tabelle 20 Analyse der Studie nach Stahl, K. (2008): “Efficacy of a strategy to prevent neonatal early-onset group B streptococcal (GBS) sepsis” (Renner et al., 2006) Kriterium Erfüllt Teilweise erfüllt Nicht Erfüllt Titel Der Titel der Studie gibt den

Inhalt der Studie eindeutig wie-der.

Abstract Es ist ein Abstract vorhanden, der eine strukturierte und ver-ständliche Darstellung der we-sentlichen Aspekte der Studie wiedergibt.

Hinder-grund

Es werden geeignete Hinter-grundinformationen gegeben. Die Problematik der Strepto-kokken B und deren Vorkom-men sind genau beschrieben und ausführlich erklärt. Der aktuelle Forschungsstand wird genannt. Die verwendeten Studien sind aktuell. Die Hin-tergrundinformationen stehen im Zusammenhang mit der Studienfrage. Die verwendete Literatur wird beschrieben und teilweise kritisch dargestellt. Das Ziel der aktuellen Studie wird beschrieben. Das CDC (2002) empfiehlt die Scree-ningstrategie. Die Forscher möchten daher die Effektivität der kombinierten Strategie im Basler Universitätsspital über-prüfen.

Methode Der quantitative Forschungs-ansatz wird deutlich. Der For-schungsansatz ist für das Ziel der Studie angemessen. Es wird begründet, dass eine ret-rospektive Analyse durchge-führt wurde.

Es wird deutlich, dass eine komparative Stu-die durchgeführt wur-de. Das Studiende-sign wird nicht explizit genannt.

Setting Die beiden Gruppen, die einge-teilt wurden, stammen jeweils aus dem Universitätsspital Basel. Das Setting ist gerecht-fertigt, da die Studie retrospek-tiv überprüfen möchte, ob die angewendete Strategie effektiv ist.

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Kriterium Erfüllt Teilweise erfüllt Nicht Erfüllt Teilneh-merinnen/ Stichpro-be

Die Gruppe 1 enthält alle n=16`126 Lebendgeburten von 1984 - 1993 und die Gruppe 2 enthält alle n=9`385 Lebend-geburten von 1997 - 2002. Ausschlusskriterien gehen daraus hervor, werden aber nicht speziell genannt. Die Daten stammen aus Daten-banken. Das Auswahlverfahren ist für die Studie geeignet. Die Aufteilung der Frauen in die verschiedenen Gruppen ist klar beschrieben und erfolgte ent-sprechend des Geburtsjahres.

Es wurde keine Powerkalku-lation durchgeführt. Die Stichproben haben keine einheitliche Grösse. Es wurde nicht getestet, ob die Gruppen in allen Merk-malen vergleichbar sind oder ob es Unterschiede gab. Die unterschiedlichen Merkmale der Gruppen können zu Selektionsbias führen. Eine Verblindung der invol-vierten Fachkräfte ist nicht beschrieben. Da es sich um eine retrospektive Studie handelt, ist es fraglich, ob-das zu einem Informations-bias führen kann.

Datener-hebung

Die Daten wurden aus Daten-banken erhoben. Diese Metho-de ist für die Studie geeignet.

Die Rolle der Forscher wird nicht beschrieben. Das In-strument der Datenerhe-bung wird ebenfalls nicht genau beschrieben.

Ethische Aspekte

Die retrospektiven Daten, die verwendet wurden sind vollstän-dig anonymisiert, da keine Einwilligung der Teilnehmer vorliegt.

Es ist nicht ersichtlich, ob die Studie durch ein Ethik-komitee genehmigt wurde. Es wurde keine Einwilligung der Teilnehmer eingeholt.

Datenana-lyse

Verwendete Programme zur Datenanalyse, zur Berechnung des relativen Risikos und deren Konfidenzintervall, sowie statis-tische Analyseverfahren wie der Chi-Quadrat-Test und der zweiseitige Exakte Fisher-Test sind genannt. Das Konfidenzin-tervall ist benannt.

Es wird kein Signifikanzni-veau genannt.

Ergebnis-se

Die Darstellung der Ergebnisse ist klar und verständlich. Alle erhobenen Daten sind in die Auswertung miteinbezogen. Es sind keine Fehler oder Inkon-sistenzen in den Ergebnissen ersichtlich. Die Tabellen und Grafiken sind verständlich dar-gestellt und die Aussagen im Text stimmen mit denen der Grafiken und Tabellen überein.

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Kriterium Erfüllt Teilweise erfüllt Nicht Erfüllt Diskussi-on

Die Limitationen der Studie sind benannt. Renner et al. (2006) bemerken, dass der p-Wert in ihrer Studie statistisch nicht signifikant war. Sie fügen an, dass das Fehlen einer sta-tistischen Signifikanz des Re-sultats, im Falle einer seltenen Krankheit oft anzutreffen ist. Die Ergebnisse werden in Zu-sammenhang mit der ursprüng-lichen Fragestellung interpre-tiert und in Zusammenhang mit bereits vorhandenen Studien. Die klinische Relevanz der Ergebnisse wird diskutiert.

Schluss-folgerun-gen und Empfeh-lungen / Implikati-onen für die Praxis

Aus den Ergebnissen lassen sich Schlussfolgerungen be-ziehungsweise Empfehlungen für die Praxis ableiten. Diese sind umsetzbar und angemes-sen. Es wird Bezug auf mo-mentane Forschung gemacht und es werden Empfehlungen dazu abgegeben.

Literatur und ande-re Anga-ben

Die Literaturangaben sind ein-deutig und die zitierten Quellen befinden sich in den Literatur-angaben.

Es werden keine Angaben zur Finanzierung der Studie gemacht.

Sonstiges Die Studie wurde zur Überprü-fung der aktuellen Richtlinien des Universitätsspitals in Bern durchgeführt.

Tabelle 21 Analyse der Studie nach Stahl, K. (2008): “A population-based comparison of strate-gies to prevent early-onset Group B Streptococcal disease in neonates” (Schrag et al., 2002) Kriterium Erfüllt Teilweise erfüllt Nicht Erfüllt Titel Der Titel der Studie gibt den Inhalt eindeutig

wieder.

Abstract Es ist ein Abstract vorhanden, der eine verständ-liche Darstellung der wesentlichen Aspekte der Studie liefert.

Hinder-grund

Es werden geeignete Hintergrundinformationen zur Studie gegeben und der vorhandene For-schungsstand umfassend, logisch und verständ-lich dargestellt. Die dargestellten Studien stehen im Zusammenhang mit der Forschungsfrage.

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Kriterium Erfüllt Teilweise erfüllt Nicht Erfüllt Die enthaltenen Studien sind aktuell. Die verfüg-bare Literatur wird kritisch beleuchtet. Das Ziel der Studie ist klar formuliert und es wird be-schrieben warum es wichtig ist, die Studie durchzuführen. Die zu untersuchende Population wird definiert.

Methode Es wird deutlich, dass ein quantitativer For-schungsansatz vorliegt. Der Forschungsansatz ist für das Ziel der Studie angemessen. Es wird eine retrospektive Kohortenstudie durchgeführt. Die Daten zur Geburt wurden durch eine ge-schichtete Zufallsstichprobe ausgewählt. Das Studiendesign ist für die Forschungsfrage ge-eignet.

Setting Die Studie wurde in den USA durchgeführt. Es wurden Daten von Geburten aus acht verschie-denen geographischen Regionen verwendet. Ein Selektionsbias kann so gering gehalten werden. Das Setting ist zum erreichen des Studienziels geeignet.

Teilneh-merinnen/ Stichpro-be

Die Stichprobe enthält n=5144 Lebendgeburten, die aus 629`912 Geburten randomisiert ausge-wählt wurden. Unter den 629`912 Geburten traten n=312 Fälle von early-onset GBS Sepsis auf. Sie wurden alle in die Stichprobe (n=5144) aufgenommen. Das Auswahlverfahren war geeignet. Es werden Einschlusskriterien der Teilnehmer genannt. Die Ausschlusskriterien gehen daraus hervor, wer-den aber nicht speziell genannt. Das Vorgehen bei der Zuordnung der Gruppen wird beschrie-ben. Es wurde eine Tabelle erstellt, in der die Unterschiede aufgelistet sind, die das Ergebnis beeinflusst haben könnten.

Es wurde keine Powerkalkulati-on durchge-führt. Es wurde nicht getestet, ob die Gruppen in allen Merk-malen ver-gleichbar sind. Die unter-schiedlichen Merkmale der Gruppen kön-nen zu Selekti-onsbias führen.

Datener-hebung

Die Daten stammen aus einer Datenbank. Die Methode der Datenerhebung ist für die Studie geeignet. Das Instrument zur Datenerhebung wird beschrieben. Diejenigen, die die Daten erhoben haben wurden geschult und waren be-züglich des Krankheitsstatus des Kindes verblin-det. Die Forscher spielten eine wichtige Rolle bei der Datenerhebung. Sie haben die vorhandenen Daten aus den Datenbanken ausgelesen. Die Datenerhebung erfolgte anhand eines standardi-sierten Formulars.

Ethische Aspekte

Das Studienprotokoll wurde von der „institutional review board of the CDC“ anerkannt. Die Daten wurden vollständig anonymisiert. Die Teilnehmer waren keinen speziellen Verfahren ausgesetzt.

Es wurde keine Einwilligung der Teilnehmer eingeholt.

Daten-analyse

Die statistische Analyseverfahren und Compu-terprogramme sind genannt. Die statistischen

Es wird kein Signifikanzni-

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Kriterium Erfüllt Teilweise erfüllt Nicht Erfüllt Tests sind geeignet. Ein Median Intervall und das Konfidenzintervall werden genannt.

veau genannt.

Ergebnis-se

Die Darstellung der Ergebnisse ist klar und ver-ständlich. Es werden alle erhobenen Daten in die Auswertung miteinbezogen. Tabellen und Grafiken sind gut verständlich und die Aussagen im Text stimmen mit denen der Grafiken und Tabellen überein.

Es wurden kei-ne Fehler oder Inkonsistenzen in den Ergeb-nissen benannt. Es wurden Mit-tel aufgezeigt, durch welche die Studienau-toren versuch-ten diese zu vermeiden.

Diskussi-on

Die Ergebnisse werden sowohl im Zusammen-hang mit der ursprünglichen Fragestellung, als auch im Zusammenhang mit bereits vorhande-nen Studien diskutiert. Die klinische Relevanz der Ergebnisse wird diskutiert.

Die Grenzen der Studie sind knapp erwähnt.

Schluss-folgerun-gen und Empfeh-lungen / Implikati-onen für die Praxis

Schlussfolgerungen und Empfehlungen lassen sich ableiten und sind angemessen und umsetz-bar.

Es werden kei-ne Empfehlun-gen für weitere Forschung be-schrieben.

Literatur und an-dere An-gaben

Die Literaturangaben sind eindeutig und alle zitierten Quellen finden sich in den Literaturan-gaben.

Sonstiges Es wird beschrieben, wer die Studiendurchfüh-rung unterstützt hat. Es sind keine Interessen-konflikte erkennbar.

Tabelle 22 Analyse des Reviews nach PRISMA Checklist (2009): “Prevention of Early-onset Group B Streptococcal (GBS) Infection in the Newborn” (Shah et al., 2001) Kriterium Erfüllt Teilweise

erfüllt Nicht Erfüllt

Titel Aus dem Titel geht hervor, dass es sich um einen Systematic Review handelt.

Abstract Der Review hat einen Abstract, der einen Überblick über den Review liefert.

Im Abstract fehlen der Background, die Limitatio-nen und die Registrie-rungsnummer.

Introducti-on

Es werden Gründe für die Durchführung dieses Reviews genannt. Das Ziel des Reviews wird beschrieben.

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Kriterium Erfüllt Teilweise erfüllt

Nicht Erfüllt

Methods Die Datenbanken MEDLINE, EMBASE und Cochrane wurden mit genannten Keywords durchsucht. Alle komparati-ven und deskriptiven Studien, welche die Effektivität der IAP, basierend auf den drei Strategien beschreiben, wur-den gewählt. Durch das Schneeballver-fahren wurden Studien ergänzt. Auf-grund von statistisch signifikanter Hete-rogenität wurden gewisse Studien nicht miteinander verglichen. Die Evidenz wurde systematisch mithil-fe des „Canadian Task Force on Health Care“, einer standardisierten evidenz-basierte Methode für die Evaluation der Effektivität der Intervention, bewertet. Eine kritische Abschätzung und Einstu-fung der Studien in verschiedene Evi-denzlevel wurde gemacht. Sie sind im Anhang beschrieben. Die zwei Haupt-autoren verfassten ein Manuskript, in welchem sie die kritische Abschätzung der Evidenz darstellten. Es wird auf das Dokument verwiesen, in dem genauere Informationen zur Methode beschrieben sind (Woolf, Battista et al., 1990). Die Software zur Datensynthese wird genannt (Manager 4.1). Mit dieser Software wurde die Effektivität der IAP für unterschiedliche Strategien, bezo-gen auf die Neugeborenenkolonisation und die EOD berechnet. Von denen im Review verwendeten Studien, werden, wenn vorhanden, der P-Wert und das Konfidenzintervall angegeben. Die ver-wendeten statistischen Methoden, wa-ren das relative Risiko, die Risikodiffe-renz und die number needed to treat, welche von der berechneten Risikodif-ferenz abgeleitet wurden. In Tabellen im Anhang wird jede ver-wendete Studie aufgeführt und das Chi-square berechnet. Im Anhang sind die Hauptresultate der Datenanalysen der Studien dargestellt.

Es wird nicht beschrieben, wie lange die Datenre-cherche dauerte.

Es wird nicht auf ein Re-view Protokoll verwiesen.

Results Die Ausscheidungsgründe der Studien werden genannt. Die verwendeten Stu-dien werden kurz zusammengefasst und deren Setting, Ein- und Aus-schlusskriterien und Hauptaussage werden beschrieben.

Zum Zeitpunkt der Review-durchführung existierten keine Studien, welche die Risikostrategie auf ihre Effek-tivität hin überprüften.

Der Bias des Reviews wird nicht genannt.

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Kriterium Erfüllt Teilweise erfüllt

Nicht Erfüllt

Eine Empfeh-lung bezüglich Risikostrategie zu machen ist deshalb schwierig.

Discussion Die Hauptresultate werden zusammen-gefasst und Empfehlungen abgegeben und deren Evidenzlevel angegeben. Zukunftsaussichten werden beschrie-ben.

Limitationen des Reviews werden keine genannt.

Funding

Die finanzielle Unterstüt-zung wird beschrieben. Zu Beginn des Reviews wird beschrieben, dass die Sichtweisen des Reviews diejenigen der Autoren und der Task force sind und dass diese nicht zwingend die Sichtweisen von exter-nen Expertengutachten oder Finanzierungsagentu-ren widerspiegeln.

Tabelle 23 Analyse des Reviews nach PRISMA Checklist (2009): “Intrapartum antibiotics for known maternal Group B streptococcal colonization (Review)” (Ohlsson et al., 2009) Kriterium Erfüllt Teilweise erfüllt Nicht Erfüllt Titel Der Review ist durch den Titel identifizierbar.

Es ist bestätigt, dass es sich hier um einen Systematic Review handelt.

Abstract Der Review hat einen gegliederten Abstract, der einen Überblick liefert. Zusätzlich ist eine „plain language summary“ vorhanden. Die Registrierungsnummer ist genannt.

Introduction Gründe für die Durchführung des Reviews werden genau beschrieben. Die Ziele des Reviews sind explizit genannt. Es wird unter-teilt in primäre und sekundäre Ziele. Die Teil-nehmer werden beschrieben. Ebenso werden die Interventionen, die Gegenüberstellungen, das Outcome und Studiendesign beschrieben.

Methods In der Chochrane Datenbank existiert ein Pro-tokoll zum Review. Es wird beschrieben, dass Ohlsson et al. (2009) die Studien jeweils nach ihrer Eignung und Einbeziehbarkeit unabhän-gig voneinander beurteilt haben. Es wird be-schrieben, welche Anforderungen an die Stu-dienart, die Teilnehmer und die Interventionen

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Kriterium Erfüllt Teilweise erfüllt Nicht Erfüllt gestellt wurden. Die Datenbanken, von denen die Studien stammen werden genannt. Jour-nals, die durchsucht wurden, sind nicht genau benannt, es wird jedoch auf ein Register ver-wiesen, in welchem diese zu finden sind. Die Dauer und Häufigkeit der Studiensuche ist ebenfalls beschrieben. Genaue Keywords oder Suchstrategien werden im Review selbst nicht genannt. Es wird auf ein Register ver-wiesen, in dem genaue Angaben zur Suche aufgelistet sind. Um die Gültigkeit der Studien zu überprüfen wurde das „Chochrane Hand-book for Systematic Reviews of Interventions“ verwendet. Die verwendeten Studien stam-men aus den Jahren 1986-2002. Alle Abs-tracts und Volltexte, wurden von den Revie-wautoren auf ihre Verwendbarkeit beurteilt. Durch ein zuvor entworfenes Formular, extra-hierten sie die Daten unabhängig voneinan-der. Ohlsson et al. (2009) verglichen daraufhin ihre Resultate und behoben Unstimmigkeiten. Falls Informationen von verwendeten Studien unklar waren, kontaktierten sie die Autoren der jeweiligen Texte. Das Cochrane Handbuch diente zur Bestimmung des Risikos für Bias in den Studien. Das Vorgehen hierzu wird im Review genau beschrieben. Der jeweilige Bias wird in den Resultaten beschrieben. Zur Be-rechnung der dichotomen Daten wurde das relative Risiko mit 95% Konfidenzintervall ver-wendet. Falls geeignet verwendeten sie die Risikodifferenz mit 95% Konfidenzintervall. Weitere Angaben zur Analyse der Daten sind im Anhang des Reviews vorhanden. I² wurde verwendet, um die Heterogenität der Proben in jeder Analyse zu messen. Die Adjektive „low“ (25%), „moderate“ (50%) und „high“ (75%) wurden dem I²-Wert zugeordnet. Es wird beschrieben welche Software und Analy-semethode verwendet wurden, um die Daten zu kombinieren.

Results Im Review sind sowohl die Einschlusskriterien, als auch die Ausschlusskriterien der einzelnen Studien beschrieben. Im Anhang ist eine Zu-sammenfassung der eingeschlossenen Stu-dien vorhanden. Die ausgeschlossenen Stu-dien werden im Anhang in einer Tabelle auf-gelistet. Das Biasrisiko jeder einzelnen Studie wird beschrieben. Die Auswirkungen des Bias auf die Resultate des Reviews werden ge-nannt. Ergebnisse der Datenanalysen sind im Anhang einsehbar. Primäre und sekundäre Ergebnisse des Reviews werden übersichtlich dargestellt.

Discussion Es wird eine Zusammenfassung der Ergebnis- Limitationen

Bachelorarbeit 2010/2011

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Kriterium Erfüllt Teilweise erfüllt Nicht Erfüllt se beschrieben und das wichtigste genannt. Limitationen der einzelnen Studien werden genannt.

des Reviews sind keine genannt.

Funding Beide Studienautoren waren am Review und am Protokoll beteiligt. Unterstützt wurden sie durch das Pädiatrische Departement in Kana-da.

Bachelorarbeit 2010/2011

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Evidenzlevel nach der Canadian Task Force Tabelle 24 Evidenzlevel nach der Canadian Task Force Evidenzlevel Bedeutung

I Evidence from at least one well-designed randomized controlled trial

II-1 Evidence from well-designed controlled trials without randomization

II-2 Evidence from well-designed cohort or case-control analytic studies, preferably from more than one centre or research group

II-3 Evidence from comparisons between times or places with or without the intervention; dramatic results from uncontrolled studies could be included here

III Opinions of respected authorities, based on clinical experience; descriptive studies or reports of expert Committees

Empfehlungsgrad nach der Canadian Task Force Tabelle 25 Empfehlungsgrad nach der Canadian Task Force Grad Bedeutung

A Good evidence to support the recommendation that the condition or manoeuvre be specifi-cally considered in a periodic health examination (PHE)

B Fair evidence to support the recommendation that the condition or manoeuvre be specifically considered in a PHE

C Insufficient evidence regarding inclusion or exclusion of the condition or manoeuvre in a PHE, but recommendations may be made on other grounds

D Fair evidence to support the recommendation that the condition or manoeuvre be specifically excluded from a PHE

E Good evidence to support the recommendation that the condition or manoeuvre be specifi-cally excluded from a PHE