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1 Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf Teil 1: Literaturstudie zum Wasserverbrauch – Einflussfaktoren, Entwicklung und Prognosen

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Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf

Teil 1: Literaturstudie zum Wasserverbrauch –

Einflussfaktoren, Entwicklung und Prognosen

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I M P R E S S U M Medieninhaber und Herausgeber:

Lebensministerium

Stubenring, A-1012 Wien

Projektleitung:

DI Dr. Roman Neunteufel

Universität für Bodenkultur Wien

Institut für Siedlungswasserbau, Industriewasserwirtschaft

und Gewässerschutz

Muthgasse 18, 1190 Wien

Projektpartner: ÖVGW

Österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach

A-1010 Wien, Schubertring 14

Autoren: DI Dr. Roman Neunteufel, Laurent Richard MSc, DI Dr. Reinhard Perfler,

unter der Mitarbeit von Stefan Tuschel, Karin Mader und Edda Haas

Universität für Bodenkultur Wien

Department Wasser-Atmosphäre-Umwelt

Institut für Siedlungswasserbau, Industriewasserwirtschaft und Gewässerschutz

Weiter relevante Angaben: Gefördert nach dem Umweltförderungsgesetz, BGBl Nr. 185/1993, aus Mitteln des

Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft als

Förderungsgeber, vertreten durch die Kommunalkredit Public Consulting GmbH.

Mitfinanziert durch die Österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach

Wien, November 2010

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Inhaltsverzeichnis

 Inhaltsverzeichnis .................................................................................................................................... 3 

Vorwort .................................................................................................................................................... 7 

Zusammenfassung .................................................................................................................................. 8 

1  Einleitung ........................................................................................................................................ 11 

2  Zielsetzung ..................................................................................................................................... 14 

2.1  Focus der Literaturstudie (Teil 1. der Studie) ........................................................................ 15 

3  Methodik der Literaturstudie ........................................................................................................... 16 

4  Allgemeines zu den Ergebnisse der Literaturstudie ....................................................................... 21 

4.1  Übersicht der berücksichtigten Studien, Publikationen, Normen, Regelwerke und

Fachliteratur ....................................................................................................................................... 21 

4.2  Begriffsbestimmungen ........................................................................................................... 25 

4.2.1  Systemeinspeisung ........................................................................................................... 25 

4.2.2  Wasserverbrauch............................................................................................................... 26 

4.2.3  Wasserbedarf .................................................................................................................... 26 

4.2.4  Spitzenverbräuche ............................................................................................................. 26 

4.3  Wasserdargebot und Verwendung ........................................................................................ 28 

4.3.1  Wasserdargebot und Verwendung – International ............................................................ 28 

4.3.2  Wasserdargebot und Verwendung in Österreich .............................................................. 29 

5  Einflussfaktoren auf den Wasserverbrauch ................................................................................... 33 

5.1  Zusammenfassung ................................................................................................................ 33 

5.2  Sozioökonomische Faktoren ................................................................................................. 35 

5.2.1  Einfluss der sozioökonomischen Faktoren im Überblick ................................................... 35 

5.2.2  Veränderung der sozioökonomischen Faktoren ................................................................ 36 

5.3  Wetter und Klima ................................................................................................................... 40 

5.3.1  Einfluss von Wetter und Klima im Überblick ...................................................................... 40 

5.3.2  Klimawandel ...................................................................................................................... 40 

5.3.3  Auswirkungen des Klimawandels für Europa .................................................................... 43 

5.3.4  Auswirkungen des Klimawandels für Österreich ............................................................... 44 

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5.4  Zeitabhängige Veränderungen - Beispiele ............................................................................ 46 

6  Prognosen ...................................................................................................................................... 51 

6.1  Prognose-Tools ..................................................................................................................... 52 

6.2  Beispiele für Wasserbedarfsprognosen ................................................................................ 54 

6.2.1  Hamburg ............................................................................................................................ 54 

6.2.2  Dresden ............................................................................................................................. 56 

7  Wasserverbrauch in der Landwirtschaft ......................................................................................... 58 

7.1  Einflussfaktoren auf den Wasserverbrauch in der Landwirtschaft ........................................ 58 

7.1.1  Demografische Entwicklung .............................................................................................. 58 

7.1.2  Politische Entscheidungen ................................................................................................ 59 

7.1.3  Wirtschaftliche Entwicklung ............................................................................................... 59 

7.1.4  Technische Entwicklung .................................................................................................... 59 

7.1.5  Anschlussgrad / Eigenversorgung ..................................................................................... 60 

7.1.6  Landwirtschaft / Art / Intensität .......................................................................................... 60 

7.1.7  Verbraucherverhalten ........................................................................................................ 61 

7.1.8  Temperatur und Sonneneinstrahlung (Sonnenscheindauer) ............................................ 61 

7.1.9  Niederschläge und Trockenperioden ................................................................................ 63 

7.1.10  Wettervorhersage .......................................................................................................... 63 

7.2  Daten zum Wasserbedarf in der Landwirtschaft ................................................................... 64 

7.2.1  Datenquellen zum Wasserverbrauch in der Landwirtschaft .............................................. 64 

7.2.2  Datenzusammenfassung - Landwirtschaft ........................................................................ 66 

7.3  Prognosen für den künftigen Wasserbedarf in der Landwirtschaft ....................................... 70 

7.3.1  Prognosen für den künftigen Wasserbedarf der Landwirtschaft in Österreich .................. 71 

8  Wasserverbrauch in Industrie, Gewerbe und Tourismus ............................................................... 72 

8.1  Einflussfaktoren auf den Wasserverbrauch von Industrie, Gewerbe und Tourismus ........... 73 

8.1.1  Demografische Entwicklung .............................................................................................. 73 

8.1.2  Politische Entscheidungen ................................................................................................ 73 

8.1.3  Wirtschaftliche Entwicklung ............................................................................................... 74 

8.1.4  Technische Entwicklung .................................................................................................... 74 

8.1.5  Anschlussgrad / Eigenversorgung ..................................................................................... 74 

8.1.6  Industriedichte / Art ............................................................................................................ 75 

8.1.7  Verbraucherverhalten ........................................................................................................ 75 

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8.1.8  Wasserpreis ....................................................................................................................... 75 

8.1.9  Temperatur und Sonneneinstrahlung ................................................................................ 76 

8.1.10  Niederschläge / Trockenperioden .................................................................................. 76 

8.1.11  Wettervorhersage .......................................................................................................... 77 

8.2  Daten zum Wasserverbrauch in Industrie, Gewerbe und Tourismus .................................... 77 

8.2.1  Datenquellen zum Wasserverbrauch in Industrie, Gewerbe und Tourismus .................... 77 

8.2.2  Datenzusammenfassung - Industrie, Gewerbe und Tourismus ........................................ 79 

8.3  Prognosen für den künftigen Wasserbedarf in Industrie, Gewerbe und Tourismus ............. 86 

8.3.1  Prognosen für den künftigen Wasserbedarf in Industrie, Gewerbe und Tourismus in

Österreich ....................................................................................................................................... 88 

9  Wasserverbrauch in den Haushalten ............................................................................................. 90 

9.1  Einflussfaktoren auf den Haushaltswasserverbrauch ........................................................... 90 

9.1.1  Demografische Entwicklung .............................................................................................. 90 

9.1.2  Politische Entscheidungen ................................................................................................ 91 

9.1.3  Wirtschaftliche Entwicklung ............................................................................................... 92 

9.1.4  Technische Entwicklung .................................................................................................... 92 

9.1.5  Anschlussgrad und Eigenversorgung ................................................................................ 93 

9.1.6  Wohnform, Bevölkerungsdichte und Urbanität .................................................................. 94 

9.1.7  Größe des Versorgungsgebietes / Spitzenfaktoren .......................................................... 95 

9.1.8  Verbraucherverhalten ........................................................................................................ 96 

9.1.9  Bildung ............................................................................................................................... 96 

9.1.10  Wasserpreis und Einkommen ........................................................................................ 96 

9.1.11  Haushaltsgröße und Altersstruktur ................................................................................ 98 

9.1.12  Ausstattung und Lebensstandard ................................................................................ 100 

9.1.13  Berufstätigkeit und Freizeitverhalten ........................................................................... 100 

9.1.14  Temperatur und Sonneneinstrahlung .......................................................................... 102 

9.1.15  Niederschläge und Trockenperioden........................................................................... 102 

9.1.16  Wettervorhersage ........................................................................................................ 102 

9.2  Daten zum Wasserverbrauch in den Haushalten ................................................................ 103 

9.2.1  Datenquellen zum Wasserverbrauch in den Haushalten ................................................ 103 

9.2.2  Datenzusammenfassung: Spitzenfaktoren im Haushaltswasserverbrauch .................... 107 

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9.2.3  Datenzusammenfassung: Pro-Kopf-Verbrauch in Haushalten – Gesamt / Innenbereich /

Außenbereich ............................................................................................................................... 112 

9.2.4  Datenzusammenfassung: Charakteristischer Verbrauch, zeitliche Entwicklung und

Charakterisierung des Konsumentenverhaltens einzelner Wassernutzungen in Haushalten ..... 119 

9.3  Prognosen für den künftigen Wasserbedarf in den Haushalten .......................................... 142 

9.3.1  Szenario Preissteigerung ................................................................................................ 147 

9.3.2  Szenario Veränderung der Tarifstruktur .......................................................................... 147 

9.3.3  Szenario Klimawandel ..................................................................................................... 148 

10  Defizitanalyse .......................................................................................................................... 149 

11  Ausblick ................................................................................................................................... 151 

12  Literatur .................................................................................................................................... 153 

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Vorwort Die Feststellung des nutzungsbezogenen Haushaltswasserverbrauches wurde und wird derzeit in

mehreren Ländern nach unterschiedlichen Methoden und mit dem Ziel der Vorhersage zukünftiger

Bedarfssituationen durchgeführt.

Zahlreiche Daten gibt es bereits aus den USA, Australien und teilweise aus den Niederlanden sowie

auch aus der Schweiz und aus Deutschland.

Wie sich die Verbräuche und Spitzenfaktoren (Tages- und Stundenfaktoren) im Bereich der

Haushaltswassernutzung und anderer Nutzungen aus den öffentlichen Wasserversorgungsnetzen

zusammensetzen und sich unter den zu erwartenden sozioökonomischen und klimatischen

Veränderungen entwickeln könnten, ist die wesentliche Fragestellung des Forschungsprojekts.

In die Bearbeitung dieses sehr umfangreichen Themenkomplexes wurden drei Diplomarbeiten

eingebunden.

• Die erste Diplomarbeit befasst sich mit Summenmessungen ganzer Versorgungsgebiete und

dem Zusammenhang der Verbrauchscharakteristik mit Wetterdaten, Siedlungsstruktur und

Verbrauchergruppen.

• Die zweite Diplomarbeit hat den Wasserverbrauch einzelner Objekte (Gewerbe, Industrie,

Tourismus sowie ganzer Wohnhäuser) und die Charakterisierung der jeweiligen

Einflussparameter zum Inhalt.

• In der dritten Diplomarbeit wird in einer Messreihe der Wasserverbrauch einzelner

Privathaushalte gemessen und nach Nutzungsarten differenziert ausgewertet.

Der vorliegende erste Teil der Studie befasst sich mit den in der Literatur verfügbaren Daten,

Einflussfaktoren und Prognosen zum Wasserverbrauch.

Der zweite Teil der Studie hat die empirischen Untersuchungen zum Gegenstand.

Die in der Studie verwendeten maskulinen oder femininen Diktionen dienen der leichteren Lesbarkeit

und sind sinngemäß immer auch für das jeweils andere Geschlecht gültig.

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Zusammenfassung

Um die Wasserversorgung in Österreich auch in Zukunft auf dem derzeitigen, hohen Niveau erfüllen

zu können, ist es wichtig vorausschauend zu planen und auch die Planungsgrundlagen von Zeit zu

Zeit zu überprüfen.

Die Haupteinflussfaktoren auf den Wasserverbrauch sind vor allem die Bevölkerungszahl,

wirtschaftliche Entwicklung, Siedlungsstruktur, technische Entwicklungen, Wohlstand und

Konsumentenverhalten. Zwischen 2000 und 2050 soll die Weltbevölkerung von 6,8 auf 9 Milliarden

Menschen ansteigen. Dementsprechend wird der weltweite Bedarf an Nahrung und sonstigen Gütern

ansteigen. Einer der größten Unsicherheitsfaktoren bezüglich der Wasserversorgung wird sein, wie

sich das Klima auf die Wasserressourcen, den Wasserbedarf und auf das Verbraucherverhalten

auswirken wird (UNESCO, 2009).

Bezüglich der Klimaänderung hat das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC, 2007)

festgestellt, dass sich nicht nur die Temperatur der Erde erhöht, sondern dass sich dieser Effekt in den

letzten Jahrzehnten beschleunigt und verstärkt hat. Um den möglichen unterschiedlichen

Entwicklungen in Zukunft gerecht zu werden und die möglichen Veränderungen abbilden zu können,

wurden vom IPCC verschiedene Szenarien entwickelt, die als Grundlagen für verschiedene

Vorhersagemodelle dienen.

In der Alpenregion könnte bis zum Ende des 21. Jahrhunderts die Temperatur um 3°C bis 5°C im

Sommer und 4°C und 6°C im Winter ansteigen. Für die Niederschlagsentwicklung ergaben sich teils

widersprüchliche Werte, jedoch wird oft ein Trend zur Zunahme von Starkniederschlägen vermutet.

Durch Simulationen von Klimamodellen wurde der Alpenraum als eine der am stärksten vom

Klimawandel betroffenen Regionen in Europa klassifiziert. Zudem kommt die Herausforderung, dass

die Modellergebnisse besonders in kleinräumigen Gebirgsregionen große Unsicherheiten aufweisen,

und genaue Vorhersagen von Klimaänderungen erschwert sind (ClimChalp, 2008).

Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch in der Landwirtschaft wird der Anstieg der

Weltbevölkerung und die damit verbundene steigende Nachfrage nach Lebensmitteln sein. Der

Wasserbedarf ist stark von den jeweilig angebauten Produkten abhängig, da die verschiedenen

Pflanzen einen unterschiedlichen Wasserbedarf aufweisen.

Ein anderer wichtiger Faktor für den Wasserverbrauch in der Landwirtschaft wird der Klimawandel

sein. Es kann durch die zunehmende Temperatur in Regionen mit einer ausgeprägten kalten,

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vegetationslosen Jahreszeit, zu einer Verlängerung der Vegetationsperiode kommen, was als Vorteil

gewertet werden kann. Aber durch die Klimaänderung kann es auch zu einer Zunahme von

Witterungsextremereignissen wie Starkregen oder Trockenheit, beziehungsweise zu einer zeitlichen

Verschiebung der Jahresniederschläge kommen. Ein erhöhtes Schadenspotential durch Ernteausfälle

oder -schäden wäre die Folge.

Durch eine mögliche Verlängerung der Trockenzeiten oder durch geringere Niederschläge in den

Wachstumsphasen der Pflanzen, wird in einigen Regionen eine zunehmende Intensität der

Bewässerung unumgänglich sein, beziehungsweise wird es notwendig sein, die Anbaumaßnahmen

an die geänderten Bedingungen anzupassen.

Der Wasserverbrauch der Landwirtschaft im Bezug auf die gesamte Wassernutzung stellt sich sehr

unterschiedlich dar. Während weltweit 70 % des vom Menschen genutzten Wassers in der

Landwirtschaft benötigt werden, sind es in Europa nur 24 % und in Österreich überhaupt nur rund

5 %. Von dem für Bewässerungszwecke entnommenen Wasser wird nur rund ein Drittel dem

Wasserkörper wieder rückgeführt.

Künstliche Bewässerung gibt es in Österreich nur in wenigen Regionen beziehungsweise für spezielle

Kulturen. 1999 betrug die Fläche mit künstlicher Bewässerung nur 6,5 % der gesamten

landwirtschaftlich genutzten Fläche. Bewässert wird fast Großteils mit Grundwasser.

Wasser aus der öffentlichen Wasserleitung wird nur teilweise und im Allgemeinen nur für die

Tierhaltung und für die in der Landwirtschaft arbeitende Bevölkerung herangezogen.

Im Bereich von Industrie und Gewerbe ließ sich in den letzten Jahrzehnten ein deutlicher Rückgang

im Wasserverbrauch feststellen. Dies ist auf Einsparungsmaßnahmen der Großverbraucher, durch die

Umstellung der Produktionsverfahren beziehungsweise durch die Kreislaufführung des Wassers

zurückzuführen.

Weltweit entfallen rund 20 % der gesamten Wassernutzung auf die Industrie, wobei oftmals nicht

angegeben wird, ob Kühlwasser zur Energieerzeugung in dieser Zahl beinhaltet ist oder nicht.

In Europa werden 44 % der gesamten Wassernutzung für die Energieerzeugung eingesetzt. Dabei

handelt es sich hauptsächlich um Kühlwasser. Rund 11 % der gesamten europäischen

Wassernutzung entfallen auf die Industrie. Der größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem

Wasserkreislauf rückgeführt.

Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch von Industrie und Gewerbe ist in jedem Fall

die wirtschaftliche Entwicklung, da eine veränderte Nachfrage auch zu einer geänderten Produktion

bzw. zu einem geänderten Angebot führt und somit direkten Einfluss auf den Wasserverbrauch hat.

In der öffentlichen Wasserversorgung sind jedenfalls die Haushalte der größte Abnehmer von

Wasser, wobei die in Haushalten verwendeten Wassermengen in Europa teilweise deutlich von denen

in den USA oder Australien abweichen.

Neben der demografischen Entwicklung sind auch die Einflussfaktoren auf den spezifischen

Wasserverbrauch in Haushalten zu beachten. Es sind dies im Wesentlichen die Wohnform,

Haushaltsgröße, Ausstattung, Lebensstandard, Wasserpreis und Verbraucherverhalten.

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Gemeinsam ist allen Studien, dass Duschen und Baden den allergrößten Anteil der

Wasserverwendung im Haushalt ergeben und dass mehrheitlich geduscht und weniger gebadet wird.

Der Wasserverbrauch für die Toilettenspülung stellt im Allgemeinen den zweitgrößten Anteil der

Wasserverwendung im Haushalt dar. Durch die Entwicklung und den sukzessiven Einbau von

Wasserstoppsystemen und Zwei-Mengen-Spülkästen hat sich der Verbrauch für die Toilettenspülung

bereits deutlich reduziert.

Den drittgrößten Anteil an der Wasserverwendung im Haushalt teilen sich Waschmaschinen mit der

Nutzung an verschiedenen Wasserhähnen.

Alle weiteren Nutzungen im Haushalt, darunter fallen auch Geschirrspüler, Raumreinigung und

Gartenbewässerung, spielen zumindest im Durchschnitt eine untergeordnete Rolle.

Generell wird Wasser als Gut mit geringer Preiselastizität angesehen. Für einige Grundbedürfnisse,

die in Haushalten mit Trinkwasser befriedigt werden, gibt es keinen Ersatz. Hinsichtlich der

Substitution von Trinkwasser durch Regenwasser für einzelne Haushaltsanwendungen kann

zumindest für Mitteleuropa die Wirtschaftlichkeit solcher Anlagen kaum nachgewiesen werden.

Die Mehrzahl der derzeit verfügbaren Prognosen kommt zu dem Schluss, dass durch den vermehrten

Einsatz bereits vorhandener oder noch zu entwickelnder Technologien weitere Einsparungen realisiert

werden können. Dem momentanen Trend folgend, könnte somit erwartet werden, dass sich der

Wasserverbrauch zwar weiterhin reduzieren wird, aber in Zukunft mit immer kleiner werdenden

Einsparungen zu rechnen ist. Zusammengefasst liegen die aktuelleren Prognosen für den

deutschsprachigen Raum bei einem spezifischen Haushaltswasserverbrauch von 90 l/Ed (Liter pro

Einwohner und Tag) bis 140 l/Ed für die kommenden 20 bis 40 Jahre.

Diese Vermutung hat aber nur Gültigkeit, solange sich alle Einflussparameter auf den Verbrauch stetig

entwickeln. Eine plötzliche Veränderung, zum Beispiel des Wasserpreises oder der Tarifstruktur,

könnten eine mehr oder weniger sprunghafte Veränderung des Verbrauchs zur Folge haben.

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1 Einleitung

Die Wasserversorgung ist in Österreich, zweifelsohne in einer sehr zufriedenstellenden Weise, von

einer Vielzahl größerer und kleinerer Wasserversorger sichergestellt. Damit das auch in Zukunft so

bleibt, ist es wichtig vorausschauend zu planen und auch die Planungsgrundlagen von Zeit zu Zeit zu

überprüfen. Für die Wasserversorgung bedeutet dies zu wissen, welche Wassermengen, heute und in

absehbarer Zukunft, zur Verfügung gestellt werden muss.

Laut Statistik Austria beträgt die gesamte jährliche Wassernutzung in Österreich 2,6 Milliarden

Kubikmeter, was in etwa 3 % der jährlich verfügbaren Wassermenge von rund 84 Milliarden

Kubikmeter entspricht. Die Betrachtung dieser gesamten Wassernutzung in Österreich zeigt, dass

rund 60 % in der Industrie (inkl. Kühlwasser), 35 % für die Trinkwasserversorgung und 5 % in der

Landwirtschaft verwendet werden (STATISTIK AUSTRIA, 2007).

Diese Zahlen beziehen sich auf direkte Entnahmen aus Grund- und Oberflächenwasserkörpern.

Wassermengen, die zur Energiegewinnung verwendet werden, sind darin nicht berücksichtigt.

Die in der Statistik Austria genannten 60 % der Wassernutzung, die auf die Industrie entfallen,

bestehen zu einem großen Teil aus Kühlwasser, das aus Oberflächengewässern entnommen wird,

sowie den eigenen Wasserversorgungen von Industriebetrieben. Zusätzlich beziehen Gewerbe und

Industrie noch einen Anteil ihres Wasserbedarfs aus der öffentlichen Wasserversorgung. Insgesamt

gesehen ist die Industrie der größte Wasserverbraucher in Österreich.

Bezüglich der Aufteilung der Wassermengen aus der öffentlichen Trinkwasserversorgung ergibt sich

eine Abgabe von rund zwei Drittel an Haushalte und ein Drittel an mitversorgtes Gewerbe und

Industrie. Eine Abgabe aus öffentlichen Trinkwassernetzen an die Landwirtschaft zu

Bewässerungszwecken erfolgt, zumindest in Österreich, praktisch nicht, beziehungsweise wird eine

solche Abgabe an die Landwirtschaft von den Wasserversorgungsunternehmen nicht gesondert von

Gewerbe und Industrie ausgewiesen (DW1, 2007). Innerhalb der öffentlichen Trinkwassernetze stellen

somit die Haushalte die Gruppe der größten Verbraucher dar.

Um eine Wasserbedarfsprognose für die öffentlichen Trinkwassernetze zu erstellen, ist es daher in

erster Linie wichtig, die Entwicklung des Verbrauchs in den Haushalten zu betrachten. In Deutschland

zum Beispiel stieg der Anteil der von Haushalten verbraucht wird von rund 70 % im Jahr 1990 auf

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80 % im Jahr 2007 und das trotz einem sinkenden spezifischen Wasserverbrauch in den Haushalten

(BDEW, 2010).

An zahlreichen Beispielen kann belegt werden, dass die Prognosen der Vergangenheit meist stark

von der tatsächlichen Entwicklung abgewichen sind. Sie wiesen vielfach einen zu hohen Wert auf.

Betrachtet man beispielsweise drei Prognosen für Deutschland aus den Jahren 1972 bis 1980, zeigen

diese Vorhersagen für das Jahr 2000 einen Verbrauch von 193 l/Ed (Liter pro Einwohner und Tag) bis

219 l/Ed. Die offizielle Wasserstatistik des BDEW (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft)

ergibt derzeit allerdings lediglich eine Verbrauchszahl von durchschnittlich 136 l/Ed. Dieses Beispiel

zeigt, dass Prognosen über Zeiträume von über 20 Jahren äußerst schwierig zu erstellen sind und oft

starke Abweichungen aufweisen können (BDEW, 2010).

Die Wasserabgabe aus den öffentlichen Trinkwassernetzen und die Aufteilung zu den verschiedenen

Nutzungsarten wurden über viele Jahre als weitgehend konstant angenommen. Tatsächliche

Messungen der Wassermengen je Nutzungsart sind aufwendig und daher selten. In einer Publikation

zum Wasserverbrauch in der Schweiz greift GAILLE (1999) auf eine Zusammenstellung aus dem Jahr

1993 zurück, in der sechs europäische Studien genannt werden. Nur in zwei der sechs Studien

wurden echte Zapfstellenmessungen durchgeführt. Alle anderen haben sich auf Erfassungsbögen und

Tagebücher aus den Haushalten verlassen. Die beiden Studien stammen aus Schweden (1980) und

Deutschland – Berlin (1991), wobei jeweils nur WC, Bad und Waschmaschine erfasst wurden.

Der Einsatz neuer Produktionsverfahren und die vermehrte Kreislaufführung von Wasser in der

Industrie sowie der Einsatz verbesserter Technologien in den Haushalten lassen eine kontinuierliche

Verringerung des Wasserverbrauchs vermuten.

Da wegen der langen Lebensdauer einzelner Versorgungssysteme und der dementsprechend

schwierigen Veränderung bereits bestehender Infrastruktur, eine geringe Flexibilität solcher Anlagen

vorliegt, ist eine zielsichere und frühzeitige Prognose für den zukünftigen Wasserbedarf zwingend

notwendig (HILLENBRAND und HIESSL, 2006). Für die Ermittlung des Wasserbedarfs müssen die

Änderung der Bevölkerungszahlen, soziökonomische Entwicklungen, Klimaänderungen, sowie

Entwicklungen von Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft betrachtet werden (GROMBACH, et al.

2000).

In einer Vorstudie (NEUNTEUFEL et al., 2009) konnten in Österreich deutlich sinkende

Wasserverbrauchszahlen bei den öffentlichen Wasserversorgungsanlagen in den vergangenen

Jahren festgestellt werden. Vom Jahr 2000 bis zum Jahr 2007 zeigte sich ein Rückgang des täglichen

Pro-Kopf-Verbrauchs von rund 250 l auf 190 l. Diese Zahlen beinhalten mitversorgtes Gewerbe und

Industrie. Der reine Haushaltswasserverbrauch ist entsprechend geringer. Ein Vergleich mit den von

der Statistik Austria angegebenen Verbrauchszahlen für die Trinkwasserversorgung (2,6 Milliarden m³

x 35 % = 910 Mio. m³ pro Jahr) zeigt eine erhebliche Diskrepanz zu den aktuellen Verbrauchszahlen

(190 l/Ed x 8,3 Mio. Einwohner = 575 Mio. m³ pro Jahr).

Die genauen Ursachen des Verbrauchsrückganges in den vergangenen Jahren, sowie die

Zusammensetzung des Wasserverbrauchs in Haushalten konnten anhand der vorhandenen Daten

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nicht festgestellt werden, ebenso wenig die Zusammensetzungen der auftretenden

Spitzenverbräuche, die für die Dimensionierung der Wasserleitungsnetze von großer Bedeutung sind.

Der Anlass der gegenständlichen Studie war daher, neue Grundlagendaten zum derzeitigen

Wasserverbrauch, zu den Einflussfaktoren und zu Spitzenverbräuchen sowie zu der voraussichtlichen

zukünftigen Entwicklung des Wasserbedarfes zu schaffen.

Der vorliegende erste Teil der Studie befasst sich mit den in der Literatur verfügbaren Daten,

Einflussfaktoren und Prognosen zum Wasserverbrauch.

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2 Zielsetzung

Speziell vor dem Hintergrund der Langfristigkeit von Infrastrukturprojekten und des möglichen

Einflusses des Klimawandels gilt es für die Wasserversorgungsunternehmen, rechtzeitig Anpassung

an sich verändernde Rahmenbedingungen einleiten zu können.

Für jede Art der Anpassungsplanung sind Grundlagendaten des aktuellen Zustands und möglicher

Veränderungen unerlässlich.

Durch Kenntnis der beeinflussenden Faktoren und deren zukünftiger Entwicklung ist es möglich,

langfristig gültige Prognosen für den zukünftigen Wasserbedarf zu erstellen.

Das Ziel der gesamten Studie ist es daher, neue Grundlagendaten zum Wasserverbrauch und zu den

beeinflussenden Faktoren sowie den zu erwartenden Veränderungen zur Verfügung zu stellen.

Folgende konkrete Fragestellungen wurden in diesem Zusammenhang definiert:

• Welche aktuellen Wasserverbrauchsdaten existieren für Industrie, Landwirtschaft und Haushalte?

• Welche Faktoren haben Einfluss auf den Wasserverbrauch und wie wirken diese?

• Wie werden sich die einzelnen Einflussfaktoren möglicherweise entwickeln?

• Was sind die Auslöser von Spitzenverbräuchen, woraus setzen sich Spitzenverbräuche im

Haushalt zusammen und ist eine Veränderung sichtbar beziehungsweise zu erwarten?

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2.1 Focus der Literaturstudie (Teil 1 der Studie) Die vorliegende Literaturstudie ist als Grundlage und Referenz für die in Österreich durchgeführten

Messungen zum Wasserverbrauch zu verstehen.

Es sollen die Entwicklung, aktuelle Daten und mögliche Prognosen des Wasserverbrauches in

verschiedenen Sektoren aufgezeigt werden. Da mit der Studie im Wesentlichen neue

Datengrundlagen für Wasserversorgungsunternehmen geschaffen werden sollen, liegt der Focus auf

dem Wasserverbrauch und den Spitzenverbräuchen aus den öffentlichen Wasserversorgungsanlagen.

Die untersuchten Konsumentengruppen sind Industrie und Gewerbe, einschließlich

Tourismusbetriebe, sowie Haushalte und das Kleingewerbe, welches nicht vom Haushaltsverbrauch

gesondert erfasst werden kann (z.B. Geschäftslokale).

Das Hauptaugenmerk liegt auf der Gruppe der größten Verbraucher: Es sind dies die privaten

Haushalte, die in Mitteleuropa den weitaus größten Anteil von meist über zwei Drittel aufweisen, erst

danach folgen Industrie und Gewerbe.

Eine Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen aus den Wasserversorgungsnetzen erfolgt in

Österreich praktisch nicht. Der sonstige Verbrauch landwirtschaftlicher Betriebe ist entweder in der

Gruppe Gewerbe und Industrie enthalten bzw. nicht gesondert ausgewiesen.

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3 Methodik der Literaturstudie

Zu Beginn (siehe Kapitel 4.1) sind alle Studien, Publikationen, Normen und Regelwerke etc., die in der

Literaturstudie berücksichtigt wurden, im Überblick dargestellt.

Folgende Informationsquellen standen zur Sammlung der Daten zur Verfügung:

• Kenntnisse und Erfahrungen aus der Durchführung zahlreicher Projekte mit österreichischen

Wasserversorgungsunternehmen sowie die Vorstudie betreffend statistische Daten der

österreichischen Wasserversorgung (NEUNTEUFEL et al., 2009).

• Studien anderer Länder, die im Zuge von internationalen Kontakten, Kooperationstreffen mit

Kollegen anderer Universitäten oder E-Mailkontakte mit Projektträgern dieser Studien

ausgetauscht wurden.

• Teilnahme an nationalen bzw. internationalen Konferenzen, die Wasserverbrauchsstatistik oder

einzelne Beiträge dazu zum Thema hatten.

• Bibliotheksrecherche und Internetrecherche.

Alle gefundenen Studien, Publikationen, Normen und Regelwerke etc. wurden auf relevante

Informationen hin untersucht. Dabei wurden einerseits konkrete Zahlen zu Wasserverbräuchen sowie

deren Abhängigkeit von beeinflussenden Faktoren gesucht, andererseits aber auch qualitative

Aussagen zu den beeinflussenden Faktoren festgehalten.

Des Weiteren wurde Literatur betreffend die möglichen Veränderungen der relevanten

beeinflussenden Faktoren gesucht. Nebst den sozioökonomischen Veränderungen und technischem

Fortschritt sind hier vor allem Klimamodelle zu nennen.

Abschließend wurde nach existierenden Prognosemodellen und aktuellen Prognosen für den

Wasserbedarf gesucht.

Aus den Literaturstellen stehen Wasserverbrauchsdaten zu den in Tabelle 1 bis Tabelle 8 genannten

Kategorien zur Verfügung. Des Weiteren konnten qualitative Aussagen zu vielfältigen Einflussfaktoren

(siehe Tabelle 9) zusammengefasst werden.

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Tabelle 1: Aufteilung der Wassermengen aus der öffentlichen Versorgung

Haushalte (im Allgemeinen inkl. Kleingewerbe) Gewerbe (produzierend) + Industrie (aus öffentlicher Versorgung) Landwirtschaft (aus öffentlicher Versorgung) NRW = Unentgeltlicher Verbrauch, Scheinbare Verluste, Reale Verluste sonstige Wassernutzungen

Tabelle 2: Kennzahlen zum Wasserverbrauch

Pro-Kopf-Verbrauch gesamt (Haushalt, Gewerbe, Industrie etc.) Spezifische Verbräuche in Gewerbe, Industrie, öffentlichen Einrichtungen Pro-Kopf-Verbrauch Haushalte gesamt im Innen- und Außenbereich Charakteristischer Verbrauch einzelner Nutzungen in Haushalten Charakterisierung des Konsumentenverhaltens (Häufigkeiten und Dauer)

Tabelle 3: Kennzahlen zum Wasserverbrauch im produzierenden Gewerbe

Steinkohle (pro Kilogramm) Stahl (pro Kilogramm) Mineralöl (pro Kilogramm) Papier (pro Kilogramm) Kunstfasern (pro Kilogramm) Lebensmittelindustrie (pro Kilogramm) Molkerei (pro Liter) Brauerei (pro Liter) Brennerei (pro Liter) Zuckerfabrik (pro Tonne) Schlachthof (pro Großvieheinheit)

Tabelle 4: Kennzahlen zum Wasserverbrauch im Dienstleistungsgewerbe

Kleingewerbe Lebensmittelbetriebe (pro Angestellten) Gastwirtschaft (pro Gast) Handel (pro Quadratmeter) Autowaschen – Waschanlagen (pro Waschgang) Wäscherei (pro Kilogramm) Kaufhaus (pro Angestellten) Hotels (pro Angestellten und Gast) Verwaltung / Büro (pro Angestellten)

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Tabelle 5: Kennzahlen zum Wasserverbrauch in öffentlichen Einrichtungen

Kindergarten (pro Kind) Schulen (pro Schüler) Universitäten (pro Schüler) Arztpraxen (pro Arbeitsplatz) Krankenhäuser / Altenheime (pro Bett) Bäder / Thermalbäder / Hallenbäder (pro Gast) Friedhof (pro Quadratmeter) Gemeindliche Reinigungseinrichtungen (pro Einwohner) Kasernen (pro Person) Justizvollzugsanstalt (pro Häftling und Angestellten) Flughafen (pro Gast)

Tabelle 6: Kennzahlen zum Pro-Kopf-Verbrauch Haushalten

Kaltwasser Warmwasser Pro-Kopf-Verbrauch in Hausgärten (Außenbereich) Anteil Swimmingpools - nur Sommer Pro-Kopf-Verbrauch in Haushalten (Innenbereich) 1-Personenhaushalt 2-Personenhaushalt 3-Personenhaushalt 4-Personenhaushalt größere Haushalte (bis 8-Personenhaushalt) Altersgruppe 14-19 Jahre Altersgruppe 20-29 Jahre Altersgruppe 30-49 Jahre Altersgruppe 50-64 Jahre Altersgruppe über 65 Jahre Wohnfläche pro Kopf bis 40 m² Wohnfläche pro Kopf 41 bis 60 m² Wohnfläche pro Kopf über 61 m² WC Pro-Kopf-Verbrauch Duschen Pro-Kopf-Verbrauch Badewanne Pro-Kopf-Verbrauch Waschmaschine (Kleidung) Pro-Kopf-Verbrauch Wasserhahn Küche (Kochen, Trinken, Geschirrspülen von Hand etc.) Pro-Kopf-Verbr. Wasserhahn Bad / WC (Körperpflege, Wäsche waschen von Hand etc.) Pro-Kopf-Verbr. Geschirrspüler Pro-Kopf-Verbrauch sonstiger, nicht zuordenbarer Pro-Kopf-Verbrauch Wasserverluste im Haushalt (tropfender Wasserhahn etc.) Pro-Kopf-Verbrauch

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Tabelle 7: Kennzahlen zum charakteristischen Verbrauch einzelner Nutzungen in Haushalten

WC - Nutzungsvolumen mit reduzierter Spülmenge WC - Nutzungsvolumen mit teilweise reduzierter Spülmenge WC - Nutzungsvolumen mit normaler Spülmenge WC - Nutzungsvolumen - durchschnittliche Spülmenge Dusche - Volumensstrom - wassersparende Duschen Dusche - Volumensstrom - normale Duschen Dusche - Volumensstrom - Komfortduschen Dusche - Volumensstrom - durchschnittlich Dusche - spezifisches Nutzungsvolumen - durchschnittliche Wassermenge Baden (Badewanne) - spezifisches Nutzungsvolumen - Wassermenge pro Bad Wasserhahn (Bad, Küche, etc.) - Nutzungsvolumen - durchschnittlicher Verbrauch pro Nutzung Wasserhahn (Bad, Küche, etc.) - Volumensstrom - durchschnittlicher Durchfluss Waschmaschine (Kleidung) - Nutzungsvolumen - durchschnittlicher Verbrauch je Waschgang Waschmaschinen - Nutzungsvolumen - Horizontalachse (Frontloader) Waschmaschinen - Nutzungsvolumen - Vertikalachse (Toploader) Geschirrspüler - Nutzungsvolumen - durchschnittlicher Verbrauch pro Waschgang Gartenbewässerung - Nutzungsvolumen - durchschnittliche Wassermenge pro Bewässerung Gartenbewässerung - spezifisches Nutzungsvolumen - durchschnittlicher Verbrauch pro m² und Bewässerung Gartenbewässerung - Volumensstrom - durchschnittlicher Durchfluss Wasserverluste pro Haushalt - Volumen

Tabelle 8: Kennzahlen zum Konsumentenverhalten in Haushalten

WC - Verwendungshäufigkeit - Spülungen pro Person und Tag Dusche - Verwendungshäufigkeit pro Person und Tag Dusche - Verwendungshäufigkeit pro Haushalt und Tag Dusche - Dauer bei reduzierter Wassermenge Dusche - Dauer bei normaler Wassermenge Dusche - Dauer - durchschnittliche Dauer je Duschvorgang Badewanne - Verwendungshäufigkeit pro Person und Tag Waschmaschine - Verwendungshäufigkeit pro Person und Tag Waschmaschine - Verwendungshäufigkeit pro Haushalt und Woche Geschirrspüler - Verwendungshäufigkeit pro Person und Tag Geschirrspüler - Verwendungshäufigkeit pro Haushalt und Woche Wasserhahn - Verwendungshäufigkeit pro Person und Tag Wasserhahn - Verwendungshäufigkeit pro Haushalt und Tag Wasserhahn - Verwendungshäufigkeit pro Person und Tag Gartenbewässerung - Verwendungshäufigkeit - Häufigkeit pro Woche Gartenbewässerung - Verwendungshäufigkeit - Häufigkeit pro Woche - nur Haushalte die regelmäßig Garten gießen Gartenbewässerung - Dauer - durchschnittliche Bewässerungsdauer Spitzenbedarf – Spitzentag, Spitzenfaktoren (Qdmax / Qdm) Spitzenbedarf - Spitzenstunde (Anteil am Tagesverbrauch) Innen - Spitzenstunde (Anteil am Tagesverbrauch) Außen - Spitzenstunde (Anteil am Tagesverbrauch)

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Tabelle 9: Themenbereiche der qualitativen Aussagen zu den beeinflussenden Faktoren und Entwicklungen

Wetter und Klima / Temperatur / Niederschlag / Dauer von Trockenperioden Substitution / Regenwassernutzung in Haushalten Konsumentenverhalten und sozioökonomischen Faktoren Haushaltsgröße (Personen) Wohnfläche / Lebensstandard gemessen an Wohnfläche Anteil der Einfamilienhäuser im Versorgungsgebiet Bildung Ausstattung mit Swimmingpool / Bewässerungssystem im Garten Ausstattung mit alternativer Wasserressource Preiselastizität / Einkommenselastizität Verbrauchsstellencharakteristik: Wasserhahn, Dusche / Duschkopf, Badewanne, WC, Waschmaschine, Geschirrspüler Alter Berufstätigkeit Baujahr der Wohneinheit Modernisierungen Wasserverluste im Haushalt Spitzenbedarf (Stunde) in Haushalten (innen); Anteil am Tagesverbrauch Spitzenbedarf (Stunden) in Hausgärten (außen); Anteil am Tagesverbrauch Wochentag Demografischer Wandel Prognosen

Die in den Tabellen angegebenen Daten sind den jeweiligen Kapiteln als Abbildungen und

Übersichtsgrafiken exemplarisch zugeordnet.

Da die Darstellung und Beschreibung aller genannten Einflussfaktoren den Umfang des vorliegenden

Berichtes vervielfachen würde, ist die Datensammlung dem Bericht in digitaler Form als MS Excel®

beigelegt. Die Betrachtungen im Bericht sind auf eine Auswahl der wesentlichen Aussagen

beschränkt.

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4 Allgemeines zu den Ergebnisse der Literaturstudie

4.1 Übersicht der berücksichtigten

Studien, Publikationen, Normen, Regelwerke und

Fachliteratur

In den nachfolgenden Tabellen sind die wesentlichen Studien, Publikationen, Normen, Regelwerke

und Fachliteraturstellen genannt, die als Grundlage für die vorliegende Literaturstudie herangezogen

wurden. Die Literaturstellen sind thematisch geordnet:

• Studien basierend auf Messdaten

• Studien basierend auf Umfragen

• Normen, Regelwerke, Publikationen und Fachliteratur

• Publikationen betreffend Wasserbedarfsprognosen

• Publikationen betreffend Einflussfaktoren.

Da speziell die Publikationen betreffend Wasserbedarfsprognosen und Einflussfaktoren sehr zahlreich

sind, wurden exemplarisch nur einige der Literaturstellen stellvertretend für das jeweilige

Themengebiet angeführt.

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Tabelle 10: Literaturübersicht - Studien basierend auf Messdaten

Land Jahr Name der Publikation Hrsg. / Autoren Umfang

USA 1998 Residential End Uses of Water P. Mayer et al. 1.188 Haushalte in 12 Städten

Australien 2005 Residential End Use Measurement Study 2004 Roberts P. 100 Haushalte

Yarra Valley Water

Australien 2009

Influence of Household Socioeconomic Region and Resident Type on End Use Water Consumption Levels

R. Willis et al. 50 Haushalte Gold Coast Region

Australien 2003 Domestic Water Use Study Loh zitiert in R. Willis et al.

120 Haushalte in Perth

Neuseeland 2007 WEEP Heinrich zitiert in R. Willis et al.

12 Haushalte in Aukland

England 2008 Water Use in New Dwellings WRc plc 2008 - CP 337 Studie

74 Haushalte bei 3 WVU

Schweiz 1999 Der Wasserverbrauch im Schweizer Haus BUWAL - Gaille 11 Haushalte

Deutschland 2008 Branchenbild der deutschen Wasserwirtschaft und im Überblick (Stand: Januar)

bdew, 2010 Summendaten der Branche

Österreich 2009 ÖVGW Statistikprojekt ÖVGW – Neunteufel et al.

Summendaten von 30 WVU

Österreich 2007 Wasser – kostbares Gut – vielseitig verwendbar

Statistik Austria (8.809-58/07) Landeshauptstädte

Tabelle 11: Literaturübersicht - Studien basierend auf Umfragen

Land Jahr Name der Publikation Hrsg. / Autoren Umfang

Niederlande 2008 Watergebruik thuis 2007 Vewin Rückmeldung von über 2000 Haushalten

Deutschland - Hamburg 2007 Integrierte Wasserbedarfsprognosen

in Metropolregionen ISOE – Kluge et al.

Gis-Analyse, Zählerablesungen, Onlinebefragungen

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Tabelle 12: Literaturübersicht - Normen, Regelwerke, Publikationen und Fachliteratur betreffend Wasserverbrauchsdaten

Land Jahr Name der Publikation Hrsg. / Autoren

Deutschland

1983, 1991, 1995, 2007

Taschenbuch der Wasserwirtschaft 8., 10., 11. und 14. Auflage Mutschmann / Stimmelmayr

Deutschland 2005 Wasserstatistik Bundesverband, der Deutschen. Gas- und Wasserwirtschaft

Deutschland 2008 W 410 – Wasserbedarf – Kennwerte und Einflussgrößen DVGW

Schweiz 2006 Siedlungswasserwirtschaft GUJER

Schweiz 2007 Statistische Erhebung der Wasserversorgungen in der Schweiz

SVGW

Österreich 2002 B2538, (Restnorm zu EN 805) ÖNORM Österreich 2010 alles-ueber-wasser ÖVGW - Internetinformation

Tabelle 13: Literaturübersicht - Publikationen betreffend Wasserbedarfsprognosen (keine vollständige Liste, nur exemplarisch)

Land Jahr Name der Publikation Hrsg. / Autoren Umfang Deutschland - Hamburg 2007 Integrierte Wasserbedarfsprognosen

in Metropolregionen ISOE – Kluge et al.

Stadtteilspezifische Prognosen

Deutschland - Hessen 2008 Wasserbedarfsprognose

Hessenwasser GmbH & Co.KG

GWF 149 (2008) Nr. 5 – Herber et al.

Wasserbilanz, Prognosen

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Tabelle 14: Literaturübersicht – Publikationen betreffend Einflussfaktoren und Veränderung der Einflussfaktoren (keine vollständige Liste, nur exemplarisch)

Land Jahr Name der Publikation Hrsg. / Autoren

International 2007 Klimaänderung 2007 – Zusammenfassungen für politische Entscheidungsträger

Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC)

Deutschland 2009 Determinanten der Wassernachfrage in Deutschland

energie wasser-praxis, 6/2009 - HILLENBRAND und SCHLEICH

Deutschland 2006

Sich ändernde Planungsgrundlagen für Wasserinfrastruktursysteme, Teil 1: Klimawandel, demografischer Wandel, neue ökologischen Anforderungen, Kommunale Abwasserbehandlung,

Abwasser Abfall, Nr. 12 (53), 2006- HILLENBRAND, T., HIESSL, H.

Österreich 2007 Auswirkungen des Klimawandels auf Hochwasserereignisse in Oberösterreich

Land Oberösterreich - Forschungsreihe: Auswirkungen des Klimawandels auf Oberösterreich - FORMAYER H., KROMP – KOLB, H.

Österreich 2009

Identifikation von Handlungsempfehlungen zur Anpassung an den Klimawandel in Österreich, Bericht im Auftrag des Lebensministeriums, AustroClim

HAAS, W., WEISZ, U., BALAS, M., McCALLUM, S., LEXER, W., PAZDERNIK, K., PRUTSCH, A., RADUNSKY, K., FORMAYER, H., KROMP-KOLB, H., SCHWARZL, I.

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4.2 Begriffsbestimmungen

4.2.1 Systemeinspeisung

Systemeinspeisung ist die Bezeichnung für die gesamte Wassermenge, die von einem

Wasserversorgungsunternehmen in ein definiertes Versorgungssystem eingespeist wird. Um eine

möglichst gute Vergleichbarkeit zwischen Wasserversorgungsunternehmen zu erhalten, besteht das

definierte Versorgungssystem am besten nur aus den Teilen, die in jedem Versorgungssystem

vorhanden sind: dem Leitungsnetz inklusive den Behältern.

Beabsichtigte Überläufe (z.B. Übermengen von Quellschüttungen, die absichtlich ausgeleitet werden)

sowie gegebenenfalls vorhandene Aufbereitungsanlagen, die Spülwasser benötigen, sind gemäß dem

ÖVGW Benchmarking ausgenommen (Quelle: ÖVGW Benchmarking und ÖVGW W63). Der

unentgeltliche Wasserverbrauch, die scheinbaren Verluste und die realen Wasserverluste ergeben

gemeinsam die sogenannte „Nicht in Rechnung gestellte Wassermenge“ (engl.: non revenue water),

abgekürzt als NRW.

Abbildung 1 zeigt die Zusammensetzung der Systemeinspeisung anhand der durchschnittlichen

Anteile der Wassermengen.

Abbildung 1: Durchschnittliche Anteile an der Systemeinspeisung (Quelle: ÖVGW Benchmarking 2007)

Page 26: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

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4.2.2 Wasserverbrauch

Vorausschickend ist anzumerken, dass es sich bei dem Wasserverbrauch eigentlich um den

Wassergebrauch handelt, da Wasser im globalen Wasserkreislauf nicht verbraucht werden kann. Dem

allgemeinen Sprachgebrauch folgend wird aber in der vorliegenden Studie weitestgehend die Diktion

Wasserverbrauch verwendet.

Der gesamte Wasserverbrauch beinhaltet den entgeltlichen Wasserverbrauch (Wasserabgabe an

Letztverbraucher und an Weiterverteiler) sowie den unentgeltlichen Wasserverbrauch

(Eigenverbrauch für Behälterreinigung. Rohrnetzspülungen, etc. sowie die Abgabe an Feuerwehr,

Straßenreinigung etc.).

Beim Wasserverbrauch im Sinne dieser Studie handelt es sich nur um den Anteil, der an

Letztverbraucher abgegeben wird. Als Letztverbraucher gelten in erster Linie die Haushalte inklusive

mitversorgtem Kleingewerbe. Weitere Letztverbraucher können gewerbliche Unternehmen

(produzierendes Gewerbe, landwirtschaftliche Betriebe, Handel, Verkehr, Dienstleistungsbetriebe),

Industrie (sofern nicht durch Eigenversorgung abgedeckt) und öffentliche Einrichtungen

(Krankenhäuser, Schulen etc.) sein.

In der Regel wird die Abgabe an die Verbraucher durch Messung ermittelt.

4.2.3 Wasserbedarf

Beim Wasserbedarf handelt es sich um einen Planungswert für die voraussichtlich benötigte

Wassermenge, die von einem Wasserversorgungsunternehmen zu liefern ist, um die (künftige)

Versorgung sicherzustellen (MUTSCHMANN, STIMMELMAYR, 2007).

Entsprechend der ÖNORM B 2538 (2002) ist zur Ermittlung des derzeitigen Wasserbedarfs, Art und

Anzahl der zum Zeitpunkt der Planung festgestellten Wasserverbraucher zu Grunde zu legen. In der

ÖNORM sind diesbezüglich Mindestwerte festgelegt. Der zukünftige Wasserbedarf ist anhand des

geplanten Ausbauzieles der Anlage zu ermitteln. Dazu sind vorhersehbare Veränderungen des

Versorgungsgebietes zu berücksichtigen. Dies beinhaltet mögliche Strukturänderungen hinsichtlich

Bevölkerungsdichte, Industrie, Gewerbe, Fremdenverkehr und Landwirtschaft sowie

Entwicklungspläne (z. B. Flächenwidmung) aber auch Verbrauchsänderungen infolge eines

veränderten Lebensstandards.

4.2.4 Spitzenverbräuche

4.2.4.1 Planungswerte

Der mittlere tägliche Wasserbedarf wird gemäß ÖNORM B 2538 (2002) anhand der Mindestwerte für

den derzeitigen Wasserbedarf errechnet. Der zukünftige Wasserbedarf ermittelt sich aus dem

derzeitigen Wasserbedarf anhand der erwarteten Verbrauchsänderungen.

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Gegenüber dem mittleren täglichen Wasserbedarf werden sogenannte verbrauchsreiche Tage durch

Multiplikation mit einem bestimmten Faktor ermittelt. Der Faktor ist dabei umso größer, je kleiner das

Versorgungsgebiet ist und reicht von 1,4 bis 1,8.

Der für die Dimensionierung von Rohrnetzen maßgebliche, größte stündliche Wasserbedarf (Qhmax)

errechnet sich wiederum als ein %-Anteil eines sogenannten verbrauchsreichen Tages. Der Anteil ist

dabei wiederum umso größer, je kleiner das Versorgungsgebiet ist und reicht von 6 % bis 17 % des

Tagesbedarfes an verbrauchsreichen Tag.

Bei sehr kleinen Versorgungsgebieten sind die Spitzenwerte sogar noch deutlich höher. Ausgehend

von einer immer geringeren Anzahl von versorgten Personen steigt die Wahrscheinlichkeit des

gleichzeitigen Verbrauchs, eines zunehmend größer werdenden Anteils der Nutzer. Für die

Spitzendurchflussermittlung von einzelnen Versorgungsleitungen und Versorgungsanlagen, die

weniger als 200 Einwohner versorgen, sollte nicht von einer Bezugszeit von einer Stunde, sondern

von einer entsprechend kürzeren Bezugszeit (zwischen 1 h und 10 s) ausgegangen werden. Die

Grenzen sind hierbei fließend und im Einzelfall zu prüfen (DVGW W410, 2008). Solche Fälle

entsprechen eher dem Versorgungscharakter von Anschlussleitungen. Bei der Bemessung von

Anschlussleitungen ist eine Bezugszeit von 10 s relevant (DVGW W404, 1994).

4.2.4.2 Maßzahlen für Spitzenwerte

In Österreich ist ein Spitzenverbrauchsfaktor als das Verhältnis zwischen Spitzenverbrauch und

mittlerem Verbrauch in gleicher Zeitspanne allgemein definiert (ÖNORM B 2530-1, 2006).

Entsprechend der Definition in der DVGW W410 (2008) lassen sich folgende Maßzahlen für die

relevanten Spitzenverbräuche unterscheiden:

• Tagesspitzenfaktor (fd) ist das Verhältnis von Spitzentag zu durchschnittlichem Tag (üblicherweise

für den Betrachtungszeitraum von einem Jahr):

fd = Qdmax / Qdm

• Stundenspitzenfaktor (fh) ist das Verhältnis der maximalen Stundenabgabe zur mittleren

Stundenabgabe (üblicherweise für den Betrachtungszeitraum von einem Jahr):

fh = Qhmax / Qhm

• Spitzendurchfluss (QS) ist der Durchfluss, der über einen bestimmten Zeitraum pro Tag

überschritten wird (zum Beispiel der 10-Sekunden-Wert aus einer Tagesdauerlinie).

Page 28: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

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4.3 Wasserdargebot und Verwendung

4.3.1 Wasserdargebot und Verwendung – International

(Wenn nicht anders zitiert, stammen die Angaben dieses Kapitels aus dem Bericht der EUROPEAN

ENVIRONMENT AGENCY: Water resources across Europe - confronting water scarcity and drought,

EEA Report No. 2/2009, Kopenhagen (EAA, 2009))

Die weltweit theoretisch für Wasserversorgungszwecke verfügbaren Wassermengen stammen

hauptsächlich aus Oberflächengewässern, sind aber regional und zeitlich äußerst unterschiedlich

verteilt, sodass die Versorgung nur hypothetisch sichergestellt ist.

Große Unterschiede in der Verfügbarkeit von Trinkwasser bestehen zwischen aber auch innerhalb

einzelner Länder. Oft ist ein starkes Stadt-Land-Gefälle zu beobachten. So leben etwa 84 % der

Menschen ohne Zugang zu sauberem Wasser in ländlichen Regionen.

Diese Unzulänglichkeiten in der Trinkwasserversorgung erscheinen als ein regionales Problem. Die

Auswirkungen können aber globale Ausmaße annehmen. So kann es durch Wassermangel zu großen

Migrationsströmen, Konflikten oder Umweltbeeinträchtigungen kommen.

Es ist zu erwarten, dass sich die Probleme in der Wasserverfügbarkeit in Zukunft weiter zuspitzen

werden. Bereits heute verbrauchen mehrere Länder, vorwiegend im arabischen Raum, weit mehr

Wasser als durch natürliche Prozesse erneuerbar ist.

In Zukunft können weitere Herausforderungen durch eine anhaltend steigende Bevölkerungszahl

erwachsen. Damit steigt nicht nur der Bedarf für Trinkwasser und Körperhygiene, ein Mehrbedarf

entsteht auch mit zunehmender Lebensmittelnachfrage. Weltweit gesehen ist der größte

Wasserverbraucher die Landwirtschaft, deren Verbrauch durch die Bevölkerungszunahme noch weiter

ansteigen wird.

Neben Verbrauchssteigerungen führen auch Verunreinigungen von Wasserreserven zu

Versorgungsproblemen. Besonders schwerwiegend, weil langanhaltend, wirkt hierbei unsachgemäßer

Umgang mit Dünger oder Pflanzenschutzmitteln. Auch eine unvollständige Abwasserbehandlung mit

anschließender Einleitung in Vorfluter bringt große Probleme mit sich, die nur sehr langsam bereinigt

werden können. Außerdem haben ungeeignete Bewässerungspraktiken in weiten Teilen der Welt zu

Versalzung des Kulturbodens geführt, die die Nahrungsmittelsicherheit zusätzlich gefährden.

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Lage der Wasserversorgung in Europa geändert. Zwar stehen

den Europäern ausreichend geeignete Wasserressourcen zur Verfügung, jedoch sind die regionalen

Unterschiede zu groß, um ein positives Bild zu zeichnen. Insbesondere in den südlichen Teilen des

Kontinents und auf der iberischen Halbinsel droht das Gleichgewicht zwischen Angebot und

Nachfrage an sauberem Wasser zu kippen. Stark abgesenkte Grundwasserspiegel durch

Bewässerung, reduzierte Flusswasserstände und lange Dürreperioden haben in letzter Zeit die

Situation noch verschlimmert. Durch die Klimaänderung ist mit keiner Entspannung zu rechnen,

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weshalb Forscher eher von einer Zuspitzung der Verhältnisse ausgehen. Neben der verminderten

Verfügbarkeit von Wasser zur Bewässrung, entstehen weitere Probleme, die in Zukunft zu lösen sein

werden. So kommt es immer häufiger zur Versalzung der Ackerböden in Küstenregionen, da

Meerwasser auf Grund der stark abgesenkten Grundwasserstände in das Landesinnere vordringt.

Dadurch sind in weiterer Folge viele wichtige Süßwasserökosysteme gefährdet.

In Europa werden im Mittel 13 % des Dargebots genutzt, in Deutschland 28 % und in Italien 32 %

(MOOG, 2009).

In der gesamten EU teilt sich das genutzte Wasserdargebot folgendermaßen auf: 44 % zur

Energieversorgung (ohne Wasserkraftnutzung), 24 % für die Bewässerung in der Landwirtschaft, 21 %

in den Haushalten und die restlichen 11 % in der Industrie.

Allgemein sind sehr starke regionale Unterschiede in der Aufteilung zu erkennen. So werden in der

Anbaugebieten im Süden Europas meist mehr als die Hälfte des Wassers von der Landwirtschaft in

Anspruch genommen, in manchen Regionen bis zu 80 %. In den westlichen Teilen des Kontinents

werden mehr als die Hälfte des Wasserdargebotes von Kraftwerken als Kühlwasser verbraucht. Dabei

muss allerdings angemerkt werden, dass das Kühlwasser meist zur Gänze in den Wasserkreislauf

rückgeführt wird. In der Landwirtschaft versickert jedoch typischerweise nur rund ein Drittel des

eingesetzten Wassers.

Nach den Voraussagen in den 1970er Jahren, sollte der Wasserverbrauch stetig zunehmen. Im

Gegensatz dazu reduzierte sich in Ländern wie z.B. Deutschland das verbrauchte Wasservolumen

von 1991 bis 2004 um 13 %. Hierbei lässt sich jedoch ein signifikanter Unterschied zwischen der

Entwicklung in den alten Bundesländern und den Ländern der ehemaligen DDR feststellen. So

verringerte sich nach fast gleichem Ausgangsniveau im Jahr 1991 der Verbrauch in den neuen

Bundesländern bis ins Erhebungsjahr auf 93 l/Ed, während in den alten Bundesländern der

Wasserverbrauch bei 132 l/Ed liegt (SCHLEICH und HILLENBRAND, 2007).

Der Wandel vollzog sich in allen Branchen, es zeigte sich aber eine Verschiebung in der Gewichtung

hin zum häuslichen Sektor. Diese Verbrauchergruppe steht mittlerweile für annähernd 80 % des

Gesamtverbrauchs.

Trotz rückläufiger Verbrauchswerte müssen die Wasserversorgungsunternehmen weiterhin recht

große Reserven zur Deckung des Spitzenbedarfs vorhalten. Dies betrifft besonders Versorger von

ländlichen Gebieten in Trockenzeiten. Daher ist nach BDEW (2008) „eine politisch geförderte weitere

Reduzierung des Wassergebrauchs […] nicht sinnvoll“. Durch eine anhaltende Abwanderung aus

bestimmten Gebieten und damit einer Verringerung der versorgten Bevölkerung sehen sich die

Wasserversorgungsunternehmen gezwungen Maßnahmen zu ergreifen, die bis zum Rückbau von

Infrastruktur reichen können.

4.3.2 Wasserdargebot und Verwendung in Österreich

Das durch Niederschläge und Zuflüsse jährlich in Österreich verfügbare Wasserdargebot beträgt rund

84 Milliarden Kubikmeter. Davon werden 2,6 Milliarden Kubikmeter Wasser entnommen und einer

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Nutzung zugeführt (die Wassernutzung in Wasserkraftwerken nicht eingerechnet). Diese Zahl

entspricht nur rund 3 % des jährlich verfügbaren Wassers in Österreich. Im internationalen Vergleich

ist dies ein extrem niedriger Wert. Auf Niederschlagsmengen umgerechnet ergibt sich eine

Wasserentnahme von 30 Millimeter pro Jahr (MOOG, 2009).

Laut Statistik Austria ist die Industrie mit einem Anteil von 60 %, der Sektor mit dem höchsten

Wasserbedarf in Österreich (STATISTIK AUSTRIA, 2007). Der selbst geförderte Anteil der Industrie

(Eingenversorgung) betrug im Jahr 1994 rund 92 % des Gesamtwasserverbrauchs. Den Rest ihres

Wasserbedarfs beziehen Gewerbe und Industrie aus der öffentlichen Wasserversorgung

(UMWELTBUNDESAMT, 2004).

Innerhalb des Industrie-Sektors war 1994 die eisen- und stahlverarbeitende Industrie mit 41,5 % der

größte Abnehmer, die chemische Industrie benötigte 28,5 %, gefolgt von der Papierindustrie mit

15,6 % und schließlich der Nahrungsmittelindustrie mit 3,6 % Anteil am industriellen Wasserverbrauch

(ÖSTAT, 1994 zitiert in UMWELTBUNDESAMT, 2004). Damals wurde auch der Anteil von rund zwei

Drittel am gesamten österreichischen Wasserbedarf für den Sektor der Industrie errechnet.

(Anm.: In der zitierten Industriestatistik des Jahres 1994 wurde der Wasserverbrauch für die

kalorische Energieerzeugung, der eigentlich den größten Anteil am gesamten

Industrieverbrauch darstellt, offensichtlich nicht berücksichtigt. Unter Berücksichtigung der

kalorischen Energieerzeugung ergeben sich für die eisen- und stahlverarbeitende Industrie, die

chemische Industrie und alle anderen industriellen Wasserverbräuche entsprechend geringere

Anteile (vgl. ETLINGER, 2005 in Kap. 5.2.2). Eine genaue Entsprechung der in den beiden

Literaturstellen genannten Anteile konnte dennoch nicht gefunden werden. Mögliche Gründe

sind unterschiedliche Erhebungs- oder Hochrechnungsverfahren sowie tatsächliche

Veränderungen zwischen den beiden Erhebungszeitpunkten.)

Neben der Nutzung als Trink- und Brauchwasser wird das Wasser in Österreich aber noch für andere

wesentliche Zwecke genutzt. Insbesondere für die Energiegewinnung spielt Wasser eine

entscheidende Rolle. 65 % des verbrauchten elektrischen Stroms werden durch Wasserkraft erzeugt.

Zur Erzeugung dieser Menge Stroms durch Wasserkraft ist ein Durchsatz von 840 Milliarden

Kubikmetern Wasser von Nöten, das bedeutet, dass der gesamte Oberflächenabfluss Österreichs

rund 15 mal durch Kraftwerksturbinen laufen muss, bevor das Wasser das Land verlässt (MOOG,

2009).

Betrachtet man nun ausschließlich den Wasserverbrauch, der aus den öffentlichen

Wasserversorgungsnetzen gedeckt wird, lässt sich ein einheitlicher Rückgang erkennen.

In einer Vorstudie im Auftrag der ÖVGW (NEUNTEUFEL et al., 2009) wurde der Zeitraum 2000 –

2007 untersucht. Dabei wurde trotz Anstieg der versorgten Bevölkerung ein leichter Rückgang der

abgegebenen Wassermenge sichtbar. Ein Problem im Zusammenhang mit der sinkenden

Wasserabgabe ist, dass die Spitzenverbräuche nicht abnehmen. Über längere Zeit betrachtet wurde

bei einigen Wasserversorgern zumindest ein Gleichbleiben oder sogar ein leichter Anstieg der

Spitzenverbräuche festgestellt.

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Abbildung 2 zeigt den gesamten Pro-Kopf-Verbrauch pro Tag für verschiedene Strukturgruppen. Der

Pro-Kopf-Verbrauch errechnet sich hier aus der gesamten Wasserabgabe inkl. gewerblichem und

industriellem Verbrauch und der Zahl der gesamt versorgten Einwohner. Darin sind direkt und indirekt

versorgte Einwohner inkludiert.

Die Abbildung zeigt des Weiteren, dass es generell Unterschiede in den Verbräuchen bzw. in der

Entwicklung der Verbräuche im Laufe der Zeit, entsprechend der Struktur des Versorgungsgebietes,

gibt.

Abbildung 2: Gesamter Pro-Kopf-Verbrauch unterteilt nach Strukturgruppen (gesamte Wasserabgabe / Zahl der versorgten Einwohner gesamt (= jeweils direkt und indirekt Versorgte)), (NEUNTEUFEL et al., 2009)

Betrachtet man die Entwicklung der Wassereinspeisung am Beispiel des Wiener

Wasserleitungsnetzes seit Mitte des 19. Jahrhunderts (Abbildung 3), erkennt man einen starken

Anstieg bis ins Jahr 1971. Ab diesem Zeitpunkt fällt das jährlich eingespeiste Wasservolumen.

Werden die Summen auf die Einwohnerzahl der Stadt bezogen, bildet sich im Jahr 1971 der

Spitzenwert mit einer Pro- Kopf-Abgabe von rund 316 Litern; bis 1981 sank der Wert wieder auf

280 l/Ed.

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Abbildung 3: Tägliche Pro-Kopf Wassermengen in Wien in den Jahren 1900 bis 1980 (Quelle: MAYER, 1982)

Im Zeitraum von 1900 bis ins Jahr 1976 zeigt sich ein kontinuierlicher Anstieg des gesamten

Verbrauchs bzw. der Einspeisung. Danach sinken die Einspeisemengen bzw. der Verbrauch.

Diese Verminderung konnte einerseits durch eine weitgehende Erneuerung des Rohrnetzes und

Verbesserungen der Detektion von Leckagen erreicht werden. Andererseits bewirkte ein verminderter

Verbrauch von Industrie und Gewerbe eine deutliche Reduktion der benötigten Einspeisemengen.

Die Entwicklung der Mengen, die in den Haushalten verbraucht wurden (auf Einwohner und Tag

bezogen), weicht leicht vom Trend der Gesamteinspeisung bzw. dem Gesamtverbrauch ab. Nach

einer Steigerung zwischen 1950 und 1976 von rund 100 l/Ed auf 140 l/Ed scheint der Verbrauch

danach einigermaßen konstant zu bleiben.

0

50

100

150

200

250

300

350

1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980

Wasserm

enge

 [l/Ed]

Jahr

Systemeinspeisung bzw. Wasserverbrauch in Wien 1900 ‐ 1980

Einspeisung ins Rohrnetz [l/Ed]

Gesamtverbrauch

Haushalte + Gewerbe + Industrie

nur Haushalte

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5 Einflussfaktoren auf den Wasserverbrauch

5.1 Zusammenfassung

Die Haupteinflussfaktoren für den Wasserverbrauch sind vor allem Veränderungen in der

Bevölkerungszahl, Wirtschaft, Besiedelung, technische Entwicklung und verändertes

Konsumverhalten. Zwischen 2000 und 2050 soll die Weltbevölkerung von 6,8 auf 9 Milliarden

ansteigen. Somit wird der Bedarf an Nahrung und sonstigen Gütern stark ansteigen. Einer der größten

Unsicherheitsfaktoren wird sein, wie sich das Klima auf die Wasserressourcen, den Wasserbedarf und

auf das Verbraucherverhalten auswirken wird (UNESCO, 2009).

Die Einflussfaktoren auf den Wasserverbrauch wurden, wie in Tabelle 15 dargestellt, gegliedert. Die

Unterscheidung erfolgte in Einflussfaktoren auf den gesamten Wasserverbrauch (jegliche Entnahmen

aus Grund- und Oberflächenwasser, die einer Nutzung zugeführt werden) und in Einflussfaktoren auf

den Verbrauch aus der öffentlichen Wasserversorgung.

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Tabelle 15: Gliederung der Einflussfaktoren auf den gesamten Wasserverbrauch (G) bzw. den Wasserverbrauch aus der öffentlichen Wasserversorgung (WV) nach Sektoren

Übersicht Einflussfaktoren Einfluss auf den Wasserverbrauch in:

Gruppe Faktor Landwirt-schaft

Industrie / Gewerbe / Tourismus

Haushalte

Allgemeine und sektor-spezifische sozio-ökonomische Faktoren

Demografische Entwicklung G G / WV WV

Politische Entscheidungen G G / WV WV

Wirtschaftliche Entwicklung G G / WV WV

Technische Entwicklung G G / WV WV

Anschlussgrad / Eigenversorgung G / WV G / WV G / WV

Landwirtschaft / Art / Intensität G / WV

Industriedichte / Art G / WV Wohnform / Bevölkerungsdichte / Urbanität WV

Größe des Versorgungsgebietes WV

Verbraucherverhalten G / WV G / WV WV

Bildung WV

Einkommen / Wasserpreis G / WV WV

Haushaltsgröße / Altersstruktur WV

Lebensstandard WV

Berufstätigkeit / Freizeitverhalten WV

Wetter / Klima

Temperatur / Sonneneinstrahlung G G / WV WV

Niederschläge / Trockenperioden G G / WV G / WV

Wettervorhersage G G / WV WV

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5.2 Sozioökonomische Faktoren

5.2.1 Einfluss der sozioökonomischen Faktoren im Überblick

Bei der demografischen Entwicklung gilt es, die Entwicklung der Geburten- und Sterblichkeitsraten

sowie Veränderungen der Bevölkerungszahl durch Wanderung möglichst genau zu prognostizieren.

Sowohl die demografische als auch die künftige wirtschaftliche Entwicklung haben auf den

Wasserbedarf aller Sektoren mehr oder minder großen Einfluss.

Die technische Entwicklung spiegelt den Einsatz neuer Produktionsverfahren und die vermehrte

Kreislaufführung von Wasser in der Industrie sowie den Einsatz verbesserter Technologien in den

Haushalten wider, kann aber zum Beispiel auch durch geänderte Tierhaltung oder

Bewässerungsverfahren sowie die Züchtung neuer Sorten, den Wasserverbrauch in der

Landwirtschaft beeinflussen.

Der Anschlussgrad beziehungsweise der Grad der Eigenversorgung spielt zwar in allen Sektoren

eine Rolle, aber nur insofern, als sich die Anteile aus der Eigenversorgung gegenüber der Versorgung

aus der öffentlichen Wasserversorgung verschieben.

Des Weiteren beeinflussen natürlich die Art und Intensität der Landwirtschaft den

Bewässerungsbedarf und den Wasserbedarf in den landwirtschaftlichen Betrieben, genauso wie Art und Intensität der industriellen Produktion und des Gewerbes (produzierend aber auch

Dienstleistungsgewerbe sowie Fremdenverkehr) den gesamten Wasserverbrauch und den Verbrauch

aus der öffentlichen Wasserversorgung bedingen.

Bezüglich des Haushaltswasserverbrauchs sind zahlreiche weitere Faktoren zu nennen:

Die Größe des Versorgungsgebietes nimmt zwar nicht unbedingt einen Einfluss auf den

Wasserverbrauch selbst, sehr wohl aber auf die Ausprägung der Verbrauchsspitzen. Je kleiner das

Versorgungsgebiet ist, desto stärker wirken sich Gleichzeitigkeiten aus und desto höher sind die

Spitzenfaktoren.

Die Raumordnung aber auch die wirtschaftliche Attraktivität einer Region nimmt Einfluss auf die

Bevölkerungsdichte (Urbanität), welche wesentlichen Einfluss auf die Wohnform (verdichteter

Wohnbau oder Häuser mit Gärten) hat, wodurch der Wasserverbrauch für Gartenbewässerung

bestimmt wird.

Das Verbraucherverhalten selbst ist wiederum durch weitere Einflussfaktoren bestimmt. Neben

allgemeinen Verhaltenscharakteristika, die durch Erziehung und familiären Hintergrund geprägt sein

können, spielt die Bildung sowie das Einkommen und der Wasserpreis, beziehungsweise das

Bewusstsein darüber, eine Rolle. Zu nennen ist in diesem Zusammenhang auch der Lebensstandard

und die technische Ausstattung der Haushalte mit wassersparenden Armaturen und Geräten

beziehungsweise die Art der Wasserabrechnung – pauschaliert und somit vom tatsächlichen

Verbrauch entkoppelt oder über Einzelwasserzähler.

Letztlich haben auch die Haushaltsgröße und Altersstruktur der Konsumenten sowie die

Anwesenheitsdauer im Haushalt in Verbindung mit Berufstätigkeit und Freizeitverhalten einen

Einfluss auf den Wasserverbrauch.

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5.2.2 Veränderung der sozioökonomischen Faktoren

Die Veränderungen in der demografischen und wirtschaftlichen Entwicklung sind regional

unterschiedlich. Die technischen Entwicklungen stehen zwar gleichermaßen für alle Endverbraucher

zur Verfügung, der Einsatzgrad moderner Technik ist aber, genauso wie das Konsumentenverhalten,

individuell sehr unterschiedlich.

Nachfolgend sind daher die möglichen Veränderung der sozioökonomischen Faktoren und

deren Einfluss auf den Wasserverbrauch generell beschrieben. Beispiele für die jeweiligen

Mechanismen sind in den Kapiteln zu den Wasserverbräuchen in den jeweiligen Sektoren

angegeben.

Die mit der demografischen Entwicklung erfasste alters- und zahlenmäßige Gliederung sowie die

geografische Verteilung der Bevölkerung beeinflusst den Wasserbedarf grundlegend.

Der einer Bevölkerungsgruppe zugeordnete Pro-Kopf-Verbrauch (mit oder ohne Gewerbe und

Industrieanteil) dient in Zusammenhang mit der erwarteten Bevölkerungsentwicklung in jeder

Prognose als Ausgangswert. Ausgehend von dieser grundlegenden Berechnung, wirken die

Veränderungen aller anderen Rahmenbedingungen als abmildernde oder steigernde Faktoren.

Für die Entwicklung der Weltbevölkerung wird von einer Steigerung von derzeit 6,8 auf rund 9 Mio.

Menschen im Jahr 2050 ausgegangen (Abbildung 4).

Die aktuelle demografische Entwicklung in Österreich, dargestellt in Abbildung 5, zeigt, dass die

Bevölkerungszahl in Österreich seit langen Jahren im Steigen begriffen ist. Für 2050 werden ca.

9 Mio. Einwohner prognostiziert.

Zahl und Anteil der Kinder und Jugendlichen (Personen unter 15 Jahren) ist in vielen Regionen

gesunken, während die Bevölkerung im nicht-mehr-erwerbsfähigen Alter (65 Jahre und älter) zahlen-

und anteilsmäßig stark an Gewicht gewonnen hat. Die erwerbsfähige Bevölkerung im Alter von 15 bis

64 Jahren hatte in den letzten Jahren vor allem durch Zuwanderung aus dem Ausland starke

Zuwächse verzeichnet, insbesondere in den Stadtagglomerationen. In ländlichen Gebieten war

dagegen ein Rückgang der erwerbsfähigen Bevölkerung in unterschiedlichem Ausmaß zu beobachten

(STATISTIK AUSTRIA, 2007a).

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Abbildung 4: Entwicklung der Weltbevölkerung (nach STATISTIK AUSTRIA, 2007a)

Abbildung 5: Die langfristige Bevölkerungsentwicklung auf dem heutigen Gebiet der Republik

Österreich vom Jahr 900 bis 2050 (nach STATISTIK AUSTRIA, 2007a)

Die Menschen ziehen dem Wohlstand in jene Regionen nach, die wirtschaftlich begünstigt erscheinen

und damit beeinflussen sie selbst wieder die Wohlstandsentwicklung. Die Anzahl von 1- bis 2-

Personenhaushalten nehmen zu. Im Großstadtkern wird hauptsächlich gearbeitet. In

Stadtrandgebieten vorrangig gewohnt. Die Ballungsräume und vor allem der Nahbereich der

Ballungsräume wachsen somit weiter und die Bevölkerung wird auf Ballungsräume konzentriert

(STATISTIK AUSTRIA, 2007a). Die dadurch steigende Größe jener Versorgungsgebiete verringert

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die Gleichzeitigkeit des Wasserverbrauches und sollte die Spitzenverbrauchssituation eigentlich

entschärfen.

Der Einfluss der sich verändernden Altersstruktur, hin zu einem höheren Durchschnittsalter, wird in

verschiedenen Studien unterschiedlich gesehen, ein klarer Trend ist daher nicht ableitbar. Die

abnehmende Haushaltsgröße ist aber jedenfalls ein Faktor, der den Pro-Kopf-Verbrauch ansteigen

lässt.

Bei Haushalten mit zwei bis drei Bewohnern beeinflusst der Lebensstandard den Wasserkonsum

kaum. Erst bei größeren Familien mit zwei oder drei Kindern konnte festgestellt werden, dass Familien

mit höherem Wohnkomfort pro Person und Tag etwas mehr Wasser verbrauchen als Familien mit

mittlerem oder geringem Lebensstandard (GAILLE 1999).

Mit einer besseren wirtschaftlichen Entwicklung kann erwartet werden, dass Industrie, Gewerbe

und Tourismus zunehmend mehr Wasser durch gesteigerte Produktion beziehungsweise höhere

Gästezahlen verbrauchen werden.

Nach der Rezension der Jahre 2008 bis 2010 ist zu erwarten, dass nach dem Konjunkturzyklus wieder

ein wirtschaftlicher Aufschwung folgt. Die Arbeitslosenzahlen sinken und mit steigendem Einkommen

und Bildung ändern sich auch der Lebensstandard und das Verbrauchsverhalten (STATISTIK

AUSTRIA, 2010). Die Jahre 2010 und 2011 werden von verhaltenem Wachstum geprägt sein. Das

WIFO (Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung) schätzt das Wirtschaftswachstum in

Österreich auf 1,2 % für 2010, die Prognose für 2011 lautet 1,6 %. Das IHS (Institut für Höhere

Studien) ist mit 1,5 bzw. 1,9 % etwas optimistischer (WIRTSCHAFTSBERICHT ÖSTERREICH, 2010).

Die technischen Entwicklungen wirken vorwiegend positiv auf das Sparen von Wasser durch neue

umweltbewusste Innovationen, wassersparende Geräte und Armaturen beziehungsweise den

vermehrten Einsatz dieser Technik.

Der Anschlussgrad beziehungsweise der Grad der Eigenversorgung bestimmen, ob und für welche

Zwecke Wasser aus der öffentlichen Wasserleitung entnommen wird. Die Eigenversorgung reicht

dabei von der Nutzung der Niederschläge aus Regentonnen oder der Verwendung bestehender

Hausbrunnen zu Bewässerungszwecken, bis hin zur gänzlichen oder fast gänzlichen

Eigenversorgung. Zum Beispiel gibt es Haushalte, wo das Leitungswasser aus der öffentlichen

Versorgung nur am Küchenwasserhahn zur Verfügung steht, überall sonst im Haus wird das Wasser

aus dem Hausbrunnen verwendet.

Der Anschlussgrad ist in urbanen Gebieten in Österreich üblicherweise sehr hoch (bis 100 %),

beziehungsweise gibt es wenig zusätzliche Eigenversorgungen in den Haushalten dieser Gebiete.

Aus qualitativen Gründen ist auch der Anschlussgrad in ländlichen Gebieten immer noch im Steigen

begriffen. Aus Gründen der Kostenreduktion oder Umweltbewusstsein sowohl in Haushalten als auch

in Gewerbe und Industrie ist aber in Zukunft weiterhin mit zunehmender Nutzung alternativer

Eigenversorgung zu rechnen.

Betreffend Art und Intensität der landwirtschaftlichen Betriebsführung, gibt es national und

regional sehr große Unterschiede. Nach einer stetigen Intensivierung und Vergrößerung der

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landwirtschaftlichen Betriebe, geht ein Trend nun auch verstärkt hin zur ökologischen (bio-)

Landwirtschaft. Durch steigendes Gesundheitsbewusstsein und sinkende Preise am Bio-

Lebensmittelmarkt könnte die Nachfrage nach ökologisch erzeugten Lebensmitteln in Zukunft

ansteigen.

Im ökologischen Landbau werden weitgehend geschlossene betriebliche Kreisläufe angestrebt. Futter

und Nährstoffe für Tier und Pflanze sollen möglichst vollständig auf eigener Betriebsfläche erzeugt

werden, der Zukauf externer Betriebsmittel ist stark eingeschränkt und muss bis auf wenige

Ausnahmen ebenfalls aus ökologischer Erzeugung stammen. Der ökologische Landbau verfolgt das

Ziel, besonders umweltfreundlich, bodenschonend und tiergerecht zu wirtschaften.

Der ökologische Landbau in Deutschland hat in den vergangenen Jahren eine stetige

Aufwärtsentwicklung genommen. Ende 2008 bewirtschafteten 19.813 Betriebe 907.800 Hektar

landwirtschaftliche Fläche nach den Kriterien der EU-Ökoverordnung. Das sind 5,4 % der gesamten

landwirtschaftlich genutzten Fläche in Deutschland (DBV, 2010).

Die größten Wasserverbraucher in der Industrie in Österreich sind die kalorische

Elektrizitätserzeugung (knapp 40 %), die Metallerzeugung und -bearbeitung (31 %) und die

Chemieproduktion (20 %) (ETLINGER, 2005).

Im Bereich der kalorischen Elektrizitätserzeugung lässt sich annehmen, dass der Bedarf an

Kraftwerkskapazitäten steigen wird, jedoch der Wasserbedarf durch den nachhaltig orientierten

Umgang mit Wasser sinken wird (WIEN ENERGIE, 2002; EVN, 2002).

Die Produktivität in der Metallerzeugung und –verarbeitung stieg in den Jahren vor 2009 stetig an,

wobei sich die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise in dieser Sparte bemerkbar gemacht hat (FMMI,

2010).

Das Verbraucherverhalten ändert sich immer weiter in Richtung Wassersparen durch zunehmendes

Umweltbewusstsein. Es wird in vielen Haushalten vorrangig geduscht und nicht gebadet. Im

Hausgarten wird vermehrt Wasser gespart. Dem gegenüber steigt die Anzahl der Pools und damit

auch der Wasserverbrauch dafür.

Es wird vermutet, dass durch ein höheres Bildungsniveau im Allgemeinen bewusster und auch

sparsamer mit Wasser umgegangen wird. Dieser Effekt wird aber teilweise durch ein höheres

Einkommen und einen höheren Lebensstandard ausgeglichen.

Die Entwicklung des Bildungsstandes zwischen 1971 und 2009 zeigt einen allgemeinen Anstieg des

Bildungsniveaus der österreichischen Bevölkerung. 1971 hatten rund 62 % der österreichischen

Wohnbevölkerung im Alter von 15 Jahren und älter die Pflichtschule als höchsten Bildungsabschluss.

2009 beträgt dieser Anteil nur noch 26,2 % (STATISTIK AUSTRIA, 2007a).

Der Anteil der Berufstätigen an der Gesamtbevölkerung hat sich im Laufe der Jahre 1995 bis 2010

von 68,7 % auf 71,4 % entwickelt. Für die Zukunft ist zu erwarten, dass die Erwerbstätigenquote

weiter mit der wirtschaftlichen Entwicklung steigt (STATISTIK AUSTRIA, 2007a).

Berufstätige verbringen weniger Zeit zu Hause und verbrauchen somit während der Arbeitszeit

weniger Wasser am Wohnort, dafür mehr an der Arbeitsstätte. Im Vergleich zu früheren Generationen

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sind heute zunehmend mehr Familienmitglieder berufstätig. Es ist wahrscheinlich, dass sich dieser

steigende Trend noch weiterhin fortsetzen wird.

Im Allgemeinen ist die Preiselastizität beim Wasser in Mitteleuropa zwar eher gering ausgeprägt,

kann aber dennoch zu Verhaltensänderungen führen, sobald gewisse Grenzen überschritten werden.

Eine unumgängliche, verstärkte Rehabilitation der Infrastruktur in den kommenden Jahren könnte den

Wasser- und Abwasserpreis merklich ansteigen lassen. Ein dadurch gewecktes Kostenbewusstsein

könnte zu Verbrauchsreduktionen führen.

5.3 Wetter und Klima

5.3.1 Einfluss von Wetter und Klima im Überblick

Temperatur und Niederschläge beziehungsweise die Dauer von Trockenperioden beeinflussen

naturgemäß den Wasserverbrauch in der Landwirtschaft, sofern die Möglichkeit zur Bewässerung

gegeben ist. Auch betreffend den Wasserverbrauch in den Haushalten spielen Temperatur und

Niederschlagsverteilung eine wesentliche Rolle, da bei höheren Temperaturen und geringen

Niederschlägen verstärkt Wasser im Garten verbraucht wird und auch der Wasserbedarf für

Körperhygiene mit der Außentemperatur zu steigen beginnt.

Industrie und Gewerbe sind von der Wetterlage noch am wenigsten beeinflusst, wenngleich alle

Betriebe, die mit Fremdenverkehr und Freizeitaktivitäten zu tun haben, zweifellos und sogar verstärkt

betroffen sein können.

Nicht alleine die aktuelle Wettersituation, sondern auch die Wettervorhersage kann den Verbrauch in

Haushalten und Fremdenverkehrsbetrieben beeinflussen. Verschiedene Tätigkeiten im Haushalt und

auch das Freizeitverhalten werden oft anhand der Vorhersage geplant und dann jedenfalls

durchgeführt und nicht nur nach der aktuellen Wetterlage entschieden.

5.3.2 Klimawandel

Betreffend Klimawandel ist vorweg anzumerken, dass speziell Klimamodelle mit kleinräumiger

Auflösung mit großen Unsicherheiten behaftet sind. Zudem wird generell von einer kontinuierlichen

Entwicklung der Einflussfaktoren ausgegangen, wobei sprunghafte Änderungen der Einflussfaktoren

nicht ausgeschlossen werden können (HAAS et al. 2008).

Die für den Wasserverbrauch relevanten Faktoren werden in den kommenden Jahrzehnten jedenfalls

auch vom Klimawandel betroffen sein. Dies betrifft einerseits die steigende (mittlere) Temperatur,

wenn auch anfänglich und je nach Modell nur in sehr geringem Ausmaß. Andererseits steigt die

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Wahrscheinlichkeit für längere Trocken- und Hitzeperioden in den Sommern (SCHWARZ, 2007).

Letztere Vorhersage könnte das Ansteigen von Verbrauchsspitzen zu solchen Zeiten bedeuten.

Durch das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC, 2007) wurde festgestellt, dass sich

nicht nur die Temperatur der Erde erhöht, sondern dass sich dieser Effekt in den letzten Jahrzehnten

beschleunigt und verstärkt hat. Die Rate der Temperatursteigerung der letzten 50 Jahre entwickelt

sich demnach etwa doppelt so schnell wie in den letzten 100 Jahren. Durch Wärmemessungen in

großer Höhe konnte nachgewiesen werden, dass sich die Temperaturänderungen nicht nur auf

bodennahe Regionen beschränken, sondern auch in der Troposphäre messbar sind.

Neben den Treibhausgasen ist auch die Zunahme von Wasserdampf in der Atmosphäre maßgeblich

für den Temperaturanstieg verantwortlich.

Nach allen bisher getätigten Beobachtungen und Analysen gilt es laut IPCC (2007) als „sehr

wahrscheinlich“, dass die Klimaerwärmung nicht allein durch natürliche Phänomene erklärt werden

kann, sondern dass diese durch den Menschen induziert und verstärkt wurde. Gleiches gilt für die

Annahme, dass dafür die übermäßige Emission von Treibhausgasen und die Schädigung der

stratosphärischen Ozonschicht verantwortlich sind.

Für die Zukunft wird ein globaler Anstieg der durchschnittlichen bodennahen Temperatur von 0,2°C

pro Jahrzehnt erwartet. Durch Simulationen mittels Klimamodellen wurde erwiesen, dass selbst die

Reduktion aller klimarelevanten Faktoren auf ein Niveau wie zur zweiten Jahrtausendwende noch

immer zu einem Anstieg von 0,1°C pro Dekade führen würde. Als Grund wird die relativ träge

Reaktion der Meere angegeben. Die ermittelten Bandbreiten für verschiedene

Temperaturentwicklungen unterscheiden sich allerdings erheblich, je nach zu Grunde gelegtem

Entwicklungsszenario. Diese bis ins Jahr 2100 modellierten Werte reichen von einem

durchschnittlichen Anstieg um 0,6°C bis hin zu einer mittleren Erderwärmung von 3,5°C im

schlechtesten Fall.

Um den unterschiedlichen Entwicklungen in Zukunft gerecht zu werden und die möglichen

Veränderungen abbilden zu können, wurden vom IPCC verschiedene Szenarien entwickelt, die dann

als Grundlage für die verschiedenen Modelle dienen. Nachfolgend sind jene Hauptszenarien, die

meistens zur Anwendung kommen, kurz dargestellt:

Szenario A1:

Bei diesem Szenario wird von einem starken Wachstum der Wirtschaft ausgegangen. Die

Weltbevölkerung steigt bis zur Mitte dieses Jahrhunderts und nimmt später wieder ab. Die Emissionen

nehmen bis ungefähr 2050 zu und werden dann durch technische Entwicklungen wieder vermindert.

Innerhalb dieses Szenarios wird noch in drei Gruppen je nach Verwendung verschiedener

Energiequellen unterschieden (fossil: A1F1, nichtfossil: A1T und ausgewogen: A1B).

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Szenario A2:

Für das Szenario A2 rechnet man mit einer stetig wachsenden Weltbevölkerung. Das

Wirtschaftswachstum fällt nicht so stark aus wie bei A1, sondern verläuft langsamer und regional

unterschiedlich.

Szenario B1:

In diesem Szenario wird, ähnlich wie bei A1, eine steigende Bevölkerungszahl bis zur Mitte des

Jahrhunderts erwartet, die danach wieder abnimmt. Wirtschaftlich wird ein umfassender Wandel, hin

zu einer Dienstleistungsgesellschaft, erwartet. Dadurch kommt es zu Einsparungen von Materialien

und ressourcenschonende Technologien setzen sich schlussendlich durch. Daneben kommt es zu

weiteren globalen Vernetzungen, die zu einer weltweiten Verbesserung von sozialen Verhältnissen

führen. Mit weiteren klimarelevanten Initiativen wird allerdings nicht gerechnet.

Szenario B2:

Im Szenario B2 wird erwartet, dass der Schwerpunkt auf regionaler Entwicklung liegt. Das Wachstum

der Weltbevölkerung verlangsamt sich, verbleibt aber in konstanter Aufwärtsbewegung. Es werden

Konzepte für eine soziale, wirtschaftliche und umweltgerechte Nachhaltigkeit entwickelt und

umgesetzt.

Die tatsächliche Entwicklung lässt sich praktisch nicht voraussehen. Neben der Frage, ob Trends

stetig linear verlaufen werden, ist in solch langen Planungszeiträumen auch mit plötzlichen aber

weitgreifenden Änderungen zu rechnen. Allein der Einfluss der Wirtschafts- und Finanzkrise der Jahre

2008 bis 2010 ist äußerst schwer abzuschätzen. Mit ähnlichen wirtschaftlichen Ereignissen ist

allerdings durchaus in den nächsten 100 Jahren zu rechnen. Weitere Umweltveränderungen können

zusätzliche Rückkoppelungseffekte auf die Klimaänderung bewirken und somit möglicherweise alle

oben genannten Szenarien unwahrscheinlich erscheinen lassen (IPCC, 2007).

Bezüglich der vom IPCC erstellten computergestützten Klimamodelle muss erwähnt werden, dass

diese auf globale Änderungen kalibriert sind und kleinräumige Eigenheiten, wie sie im Alpenraum von

großer Bedeutung sind, kaum abgebildet werden können. Dennoch können mittels dieser Prognosen

grundsätzliche Trends erkannt werden. Bessere Ergebnisse für den räumlich differenzierten

Alpenraum können regionale Klimamodelle liefern. Die dabei verwendete Auflösung von 10 km kann

immerhin über größere Täler Aufschluss geben und bedeutende Gebirgsmassive abbilden (HAAS et

al, 2008).

Um den Einfluss des Klimawandels auf die Wasserressourcen zu untersuchen, und eine Prognose

für den künftigen Bewässerungsbedarf zu erstellen, wurde von DÖLL et al. (2003) ein globales

Wassermengenmodell (WaterGAP 2) entwickelt. Mit diesem Modell, das auf 724 weltweiten

Messstellen kalibriert ist, wurden auf Basis der Emissionsszenarien des IPCC Prognosen mit

unterschiedlichen Klimamodellen bis in die Jahre 2020 bzw. 2070 durchgeführt. Dabei zeigten sich

stark variierende Ergebnisse, je nach verwendetem Klimamodell. Die Wahl des Modells hatte einen

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weitaus größeren Einfluss auf das Endergebnis als die verschiedenen Emissionsszenarien. Auf

globalem Maßstab zeigte sich zwar eine grundsätzliche Korrelation von Treibhausgaskonzentration,

Temperatur und Niederschlag, jedoch konnte dies für Niederschlagsereignisse auf lokaler Ebene nicht

mehr beobachtet werden. Das deutet auf lokal stark unterschiedliche und damit schwer

prognostizierbare Entwicklungen hin.

Bei der Auswertung der Versuche ließ sich erkennen, dass in Gebieten, in denen die

Wasserressourcen aufgrund zunehmender Niederschlagsmengen zunahmen, nicht automatisch der

Bewässerungsbedarf reduziert wurde. Dies wird mit der saisonalen Variabilität der vermehrten

Niederschläge und der Bewässerungsperiode erklärt (DÖLL et al., 2003).

5.3.3 Auswirkungen des Klimawandels für Europa

Da bei einem Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur von über 2°C gegenüber dem

Ausgangsniveau vor der industriellen Revolution mit einer starken Änderung der weltweiten

Umweltbedingungen zu rechnen ist, lautet das Ziel der EU, diese Temperatursteigerung unter 2°C zu

halten. Um dies zu erreichen wurde bei einer Tagung im Jahr 2007 beschlossen die Emission

klimarelevanter Gase bis ins Jahr 2020 um mindestens 20 % einzuschränken. Bis ins Jahr 2050 sollen

die Emissionen um 50 % gegenüber dem Stand vom 1990 zurückgehen (KOM, 2007).

In Europa gelten besonders Gebiete als gefährdet, die bereits in den letzten Jahren mit Trockenheit zu

kämpfen hatten. Dies gilt insbesondere für den Mittelmeerraum und die iberische Halbinsel. Für

Skandinavien werden höhere Niederschlagssummen erwartet. Der Alpenraum gilt durch das

Abschmelzen der Gletscher und großer Schneevolumina als besonders verwundbar. Diese

Auswirkungen bringen in erster Linie Konsequenzen für die Ökologie mit sich, betreffen aber auch die

Wirtschaft und werfen gesellschaftspolitisch relevante Fragen auf.

Das IPCC (2007a, zit. bei HAAS et al., 2008) unterscheidet, wie bereits beschrieben, zwischen

mehreren Emissionsszenarien von denen drei von HAAS et al. (2008) genauer untersucht wurden.

Dabei handelt es sich um ein „optimistisches“ Szenario B1, wobei angenommen wird, dass sich die

Konzentration des Treibhausgases CO2 bis ins Jahr 2100 bei 500 ppm einpendelt. Das Szenario A1B

gilt als „realistisches“ Szenario, wobei die Emissionen bis zur Hälfte dieses Jahrhunderts weiter stark

ansteigen, aber der Ausstoß dann durch technische Entwicklungen stark abnimmt. Das dritte

untersuchte Szenario A2 sieht keine Verhaltensänderung der Menschheit vor, wobei auch das

Bevölkerungswachstum gleich bleibt, dieses könnte auch als „pessimistisches“ Szenario interpretiert

werden.

Diese Szenarien bilden jeweils die Grundlage für computergestützte Klimamodelle. Bei den

Berechnungen zeigen sich bis ins Jahr 2020 kaum Unterschiede bei den verschiedenen Szenarien,

was darauf schließen lässt, dass der prognostizierte Anstieg um 1°C bis in dieses Jahr nicht mehr

abzuwenden ist. Lässt man die Simulation weiterlaufen, ergeben sich starke Diskrepanzen je nach

dem, welches Szenario den Berechnungen zu Grunde gelegt wird. Für Mitteleuropa betragen die

Differenzen bis zu 1°C bis zum Ende des 21. Jahrhunderts (HAAS et al, 2008).

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Häufigkeiten und Intensitäten von Niederschlagsereignissen sind bedeutend schwerer vorherzusagen

als Temperaturänderungen. Für den Alpenraum wird angenommen, dass in den Sommermonaten mit

weniger Regen zu rechnen ist, im Winter diese aber zunehmen könnten. Sollten Wetterlagen mit

Einflüssen aus dem Adriaraum oder Spanien vorliegen, kann aufgrund oben genannter Entwicklungen

mit Trockenperioden gerechnet werden, sind Einflüsse aus Skandinavien vorherrschend, können

warme aber feuchte Sommer entstehen. Das lässt darauf schließen, dass eine starke Variabilität

möglich ist, also sehr trockene Sommer auf sehr feuchte Sommer folgen können und umgekehrt

(HAAS et al., 2008).

JONAS et al. (2005) haben eine Studie über die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von

Extremereignissen durch Klimaänderungen in Deutschland durchgeführt. Diese basiert auf einer

Analyse von vorliegenden Niederschlagsdaten aus ganz Deutschland für den Zeitraum 1901-2000.

Die Studie bestätigt steigende Monatssummen im Winter und Tendenzen zu starken

Ungleichmäßigkeiten der jährlichen und räumlichen Verteilung. Im Sommer zeigt die Studie eine

Zunahme von Trockenzeiten, die zu einer Abnahme der Grundwasserneubildung von 42 % führen

könnte. Derzeit sind in den Alpen zahlreichen Gletscher vom Abschmelzen bedroht.

Die Reaktion auf den Klimawandel muss laut Weißbuch der europäischen Kommission (KOM, 2009)

in zwei Schritten erfolgen. Als erstes muss das Augenmerk der Verringerung der Emission von

Treibhausgasen gelten und als zweites müssen gut durchdachte Anpassungsstrategien umgesetzt

werden. Zur Umsetzung des ersten Schrittes wurden für alle Mitgliedsstaaten bindende Grundlagen

auf legislativer Ebene geschaffen um Rechtsvorschriften zu erlassen, die den Ausstoß von

klimarelevanten Gasen der EU bis 2020 um 20 % gegenüber dem Wert von 1990 verringern sollen.

Trotz aller Maßnahmen wird damit gerechnet, dass die Auswirkungen des Klimawandels zumindest für

die nächsten 50 Jahre spürbar sein werden. Daher wird es unvermeidbar sein,

Anpassungsmaßnahmen zu entwickeln und diese Schritt für Schritt zu implementieren.

5.3.4 Auswirkungen des Klimawandels für Österreich

In der Alpenregion könnte bis zum Ende des 21. Jahrhunderts die Temperatur um 3°C bis 5°C im

Sommer und 4°C und 6°C im Winter ansteigen. Für die Niederschlagsentwicklung ergaben sich teils

widersprüchliche Werte, jedoch wird ein Trend zur Zunahme von Starkniederschlägen vorhergesagt.

Hält die bisher vorherrschende Tendenz an, ist mit einer zunehmenden Minderung der Schneedecke

zu rechnen, Gletscher in mittleren Höhen könnten in den nächsten 100 Jahren vollständig

verschwinden. Auf die Abflussregime von Oberflächengewässern würde dies mittelfristig einen starken

Einfluss haben. So wird demnach in den nächsten Jahren durch das Abschmelzen der Eises ein

Anstieg der Abflussspende erwartet, während bei längerem Prognosehorizont die Abflüsse von

gletschergespeisten Flüssen deutlich rückläufig sein werden (CLIMCHALP, 2008).

Historisch gesehen wurde in Österreich bislang folgende Veränderung erfasst. Während der letzten

eineinhalb Jahrhunderte ist die Durchschnittstemperatur um 1,8°C angestiegen (FORMAYER et al.,

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2008). Dieser Wert ist bedeutend höher als die weltweite durchschnittliche Änderung der Temperatur

von 0,76°C im selben Zeitraum (IPCC, 2007). Die weitere Entwicklung ist maßgeblich von

verschiedenen Faktoren abhängig, die in den IPCC Szenarien zusammengefasst sind.

Für Österreich wird laut BMLFUW (2009) das Szenario A1B als realistisch angesehen. Diesem

Szenario entspricht eine gewogene Benutzung von fossilen und nichtfossilen Energieträger (IPCC,

2000). Demnach wird die Emission von klimarelevanten Gasen bis 2050 steigen und dann aufgrund

technischer Entwicklungen markant reduziert. Betrachtet man die Durchschnittstemperaturen für jenes

Szenario ergibt sich ein Anstieg von mehr als 4°C bis ins Jahr 2100. Besonders stark betroffen sind

davon der Alpenraum und die westlichen Bundesländer. Hinsichtlich der Niederschlagssumme wird

kaum eine Änderung erwartet, jedoch werden sich die Niederschlagsereignisse eher in die

Wintermonate verlagern, was zu längeren Trockenperioden im Sommer führen wird. Insgesamt wird

von mehr Regen im Westen ausgegangen, während die Niederschläge im Osten eher abnehmen. Für

die Hochwasserprognose bedeutet dies möglicherweise eine Verschiebung der Hochwasserzeitpunkte

in Winter und Frühling.

Im Tourismus, der für große Teile Österreichs wirtschaftlich von wesentlicher Bedeutung ist, sind die

Auswirkungen des Klimawandels nur schwer vorauszusehen. Dies liegt vor allem in der regional sehr

unterschiedlichen Ausprägung der Veränderungen. Allgemein werden allerdings in den

Sommermonaten für den alpinen Raum eher positive Effekte durch die Klimaveränderung erwartet.

Ähnliches gilt für den Städtetourismus. Um Aussagen über die Zukunft des Wintertourismus und

dessen Gefährdung durch steigende Temperaturen zu treffen, sind einerseits die Unsicherheiten in

langfristigen Prognosen zu groß und andererseits müsste für einzelne Gebiete jeweils eine regional

differenzierte Betrachtung erfolgen.

Da sich in den Gebirgsregionen der wärmegemäßigten Zonen die Schneedecke ständig nahe dem

Schmelzpunkt befindet, können hier bereits kleine Temperaturänderungen zu starken

Abschmelzprozessen führen. Dieser Effekt ist besonders in den Alpen zu beachten. Die

prognostizierte, saisonale Variabilität in der Hydrologie Mitteleuropas, die zu früheren Abflussspitzen

führen wird, ist in erster Linie auf die Klimaerwärmung zurückzuführen, da vermehrt Regen statt

Schnee fallen wird, der wiederum nicht lange gespeichert werden kann und schneller zum Abfluss

gelangt. Wie groß etwaige Kompensationseffekte durch vermehrte Kunstschneeerzeugung sein

werden, kann zum jetzigen Zeitpunkt allerdings nicht bestimmt werden (VANHAM und RAUCH, 2010).

Für die Wasserwirtschaft werden die elementaren Fragen nach Versorgungssicherheit und

annehmbarer Qualität von Trinkwasser wieder in den Vordergrund rücken. Aber auch die Preispolitik

und umfassende Planung der Verteilung in den Versorgungsgebieten wird mehr Beachtung finden da

laut Grünbuch der europäischen Kommission (KOM, 2007) „unangemessene Wasserpreise,

inkonsequente Planung der Flächennutzung und unsachgemäße Wasserzuteilung […] automatisch zu

Nutzungsexzessen […] führen“.

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Für die Versorgungssicherheit mit Trinkwasser in Österreich ist die Verfügbarkeit von qualitativ

hochwertigem Grundwasser unerlässlich, schließlich werden 99% des Trinkwassers in Österreich aus

Grundwasser inklusive Quellen gewonnen. Generell reicht die Grundwasserneubildungsrate bei

Weitem aus, um die Nachfrage zu decken. Aussagen über künftigen Entwicklungen bezüglich

regionaler Verfügbarkeit aufgrund des Klimawandels sind allerdings nur schwer zu treffen. Für eine

langfristige Abnahme der Grundwasserneubildungsrate sprechen trockene Sommer, geringere

Speicherung im Winter in Form von Schnee, geringere Infiltration bei Starkregenereignissen sowie

längere Vegetationsperioden mit verstärkter Evapotranspiration. Gegenläufige Effekte könnten durch

erhöhte Niederschlagssummen im Winter entstehen. Laut HAAS et al. (2008) ist jedoch auch bei

steigenden Temperaturen und geringerem Niederschlag kaum mit Trinkwasserversorgungsproblemen

in Österreich zu rechnen, was nicht ausschließt, dass es trotzdem regional zu Engpässen in

Trockenperioden kommen kann. Für Österreich spielen Probleme in der

Trinkwasserversorgungssicherheit bisweilen kaum eine Rolle. Dennoch zeigten Extremereignisse wie

der „Jahrhundertsommer“ im Jahr 2003, dass auch in ansonsten als sicher geltenden Regionen wie

Bayern oder der Schweiz Versorgungsknappheiten entstehen können. Durch den Klimawandel wird

die Wiederholung solcher Hitzeperioden, verbunden mit langer Trockenheit, wahrscheinlicher

(SCHWARZ, 2007).

Selbst wenn quantitativ kaum größere Veränderungen in der Wasserressourcensituation erwartet

werden, bleibt abzuwarten, ob durch den Klimawandel qualitative Schwankungen auftreten werden.

Schadstoffeinträge, insbesondere durch die Landwirtschaft, könnten durch sinkende Mengen an

Grundwasser schlechter verdünnt werden und so zu Problemen führen. Offensichtlicher sind hingegen

die Auswirkungen von Hochwässern oder Starkregenereignissen auf die Grundwasser- und

Quellwasserqualität. Bei Extremereignissen kann es durch überflutete Anlagen oder ausgetretene

Schadstoffe zu Beeinträchtigungen der Trinkwasserversorgung kommen (HAAS et al, 2008).

Aus wissenschaftlicher Sicht besteht laut IPCC (2007) kaum ein Zweifel an einer durch den Menschen

verursachten Klimaveränderung.

Um weitere Handlungsempfehlungen, insbesondere für die Wasserwirtschaft abgeben zu können,

besteht weiterer Forschungsbedarf. Dabei spielt eine Verbesserung der vorhandenen Datengrundlage

eine wichtige Rolle.

5.4 Zeitabhängige Veränderungen - Beispiele Wie und inwiefern sogenannte Schwankungen im Wasserverbrauch stattfinden, ist von den

berücksichtigen Verbrauchsgrößen und betrachteten Zeiträumen abhängig. Üblicherweise sind die

jährlichen, monatlichen aber vor allem täglichen und stündlichen Wasserverbräuche die bedeutendste

Größe für Planer und Betreiber von Trinkwasserversorgungsanlagen. Dieses Kapitel enthält einige

Beispiele aus der Fachliteratur und aus Regelwerken, die zeigen, wie sich die Wassereinspeisungen

(siehe Definition im Kapitel 4.2.1) von einzelnen Versorgungsgebieten verändern können.

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47

Der Einfluss der Urbanität des Siedlungsraumes ist in Abbildung 6 anhand des charakteristischen

Verbrauchs für eine große Stadt dargestellt. In diesem Fall sind die täglichen Wasserabgaben der

Stadt Frankfurt a. M. für das Jahr 1968 dargestellt. Die Spitzen- und Minimalwerte treten jeweils im

Sommer und Winter auf. Die Abbildung zeigt auch, dass die Wasserabgaben am Wochenende

wesentlich geringer als während des Rests der Woche sind (MUTSCHMANN, 2007).

Abbildung 6: Ganglinie des Wasserabgabe Qd 1968 des WVU Frankfurt a. M. (WIRTH, zitiert in MUTSCHMANN, 2007)

Abbildung 7 zeigt die Entwicklung von Wochenganglinien für das Wasserversorgungsgebiet der

Dortmunder Stadtwerke AG zwischen 1958 und 1983. Die Werte sind als Anteil der Wochenspitze

angegeben. Im dargestellten Fall treten die Spitzen üblicherweise am Montag auf. Auch hier ist ein

starker Rückgang am Wochenende festzustellen, der seit der Einführung der Fünfttagewoche deutlich

sichtbar ist (GROMBACH, 2002).

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Abbildung 7: Wochenganglinien am Beispiel der Dortmunder Stadtwerke AG (GROMBACH, 2000)

In bis Abbildung 10 sind Tagesganglinien für drei unterschiedliche Versorgungsgebiete angegeben.

Diese Beispiele stammen aus der DVGW W410 (2008). Abbildung 8 zeigt deutlich die zwei typischen

Verbrauchsspitzen in den Morgen- und Abendstunden. In Abbildung 9 sind diese Spitzen nicht mehr

zu erkennen. Grund dafür sind die höheren Anteile an Industrie und Gewerbe und somit der

gewerbliche Wasserverbrauch während der Arbeitszeit. Mit zunehmender Einwohneranzahl sinkt

generell die Schwankungsbreite des Wasserverbrauchs (DVGW, 2008).

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Abbildung 8: Tagesganglinie eines städtischen Versorgungsgebiets (DVGW, 2008)

Abbildung 9: Tagesganglinie eines großstädtischen Versorgungsgebiets mit hohem Gewerbeanteil (DVGW, 2008)

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Abbildung 10: Tagesganglinie eines ländlichen Versorgungsgebiets (DVGW, 2008)

Die Verbrauchsspitzen an Spitzentagen finden meistens in den Abendstunden statt. Diese

Verbrauchsspitzen sind generell durch hohe Tagestemperatur bedingt und sehr ausgeprägt, wenn in

dem Versorgungsgebiet die Bewässerung der Grünflächen von Bedeutung ist. Abbildung 9 zeigt aber,

dass Verbrauchsspitzen auch am Vormittag stattfinden können (Jahr 2002). Daher ist z.B. für die

Ermittlung von typischen Tagesganglinien die Beobachtung des Wasserverbrauchs über mehrere

Jahre nötig (DVGW, 2008).

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6 Prognosen

Die Lebensdauer von Anlagen in der Wasserversorgung reicht im Allgemeinen von 40 bis teilweise

über 100 Jahren. Möglichst gute Prognosen über den zukünftigen Wasserbedarf sind daher

unerlässlich. Für langfristige Planungen sind sowohl Analysen des künftigen Wasserdargebots als

auch des Wasserbedarfs notwendig.

Solche Vorhersagen für 20 Jahre oder mehr sind allerdings mit großen Unsicherheiten behaftet. Wie

zahlreiche Beispiele aus der Vergangenheit zeigen, lagen viele Prognosen erheblich falsch. So wurde

beispielsweise vor mehr als 20 Jahren für Deutschland ein starker Anstieg des Pro-Kopf-Verbrauchs

auf 219 Liter pro Tag bis ins Jahr 2000 vorhergesagt (UBA 1982, zit. bei LUX, 2009). Im Jahr 2004 lag

der Verbrauch real bei 127 l/Ed (MUTSCHMANN und STIMMELMAYR, 2007).

Abbildung 11 zeigt anhand von Daten aus Deutschland (DESTATIS, 2010), wie sich die

Wasserabgabe im Laufe der vergangenen 35 Jahre entwickelt hat. Eine einfache Prognose für den

Haushaltsbereich, auf der Datengrundlage von 1975 bis 1983, würde, dem gestrichelten roten Pfeil

folgend, für das Jahr 2000 einen Pro-Kopf-Verbrauch von rund 200 Litern, für 2010 sogar noch

deutlich mehr, ergeben. Anhand der Datengrundlage 1987 bis 2007 lässt sich, dem grünen Pfeil

folgend, eine gänzlich andere Prognose im Bereich von 120 Litern für 2010 erahnen.

Die älteren Prognosen waren jedoch keineswegs schlecht recherchiert oder in der Berechnung

fehlerhaft. Es ist nur beinahe unmöglich, jeden einzelnen Einflussfaktor auf den zukünftigen

Wasserbedarf genau vorherzusehen, sodass eine präzise Prognose über mehrere Jahrzehnte möglich

wäre. Besondere Schwierigkeiten ergeben sich bei der Analyse von Wanderungsbewegungen die

sowohl national als auch international stattfinden. Relevant ist auch die Entwicklung der

Haushaltsstruktur; der Wasserbedarf ändert sich beispielsweise durch den zunehmenden Trend zu

Einpersonenhaushalten maßgeblich. Ebenso stellen Verhaltensänderungen der Konsumenten oder

wirtschaftliche und technische Entwicklungen große Unsicherheitsfaktoren in den Prognosen dar

(LUX, 2009).

Dem momentanen Trend folgend, könnte erwartet werden, dass sich der Wasserverbrauch zwar

weiterhin reduzieren wird, aber in Zukunft mit immer kleiner werdenden Einsparungen zu rechnen ist.

Dieses Szenario kann aber nur gelten, solange sich alle Einflussparameter auf den Verbrauch stetig

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entwickeln. Eine plötzliche Veränderung, zum Beispiel des Wasserpreises oder auch der Tarifstruktur,

könnten eine mehr oder weniger sprunghafte Veränderung des Verbrauchs nach sich ziehen.

Abbildung 11: Entwicklung und Zusammensetzung der Wasserabgabe in Deutschland (Quelle der Verbrauchsdaten: DESTATIS, 2010)

6.1 Prognose-Tools

Eine reine Extrapolation der Entwicklung des Wasserverbrauchs der vergangenen Jahre in die Zukunft

ist sicher keine ausreichende Methode der Bedarfsvorhersage. Es geht vielmehr darum, die Anteile

am gesamten Pro-Kopf-Verbrauch zu kennen und für jede Nutzungsart die beeinflussenden Faktoren

und deren mögliche Veränderung zu untersuchen:

1. Veränderung der sozioökonomischen Verhältnisse (vgl. 5.2)

2. Auswirkungen des Klimawandels (vlg. 5.3)

Im Allgemeinen wird der Wasserbedarf ermittelt, indem der Pro-Kopf-Verbrauch mit der

Einwohnerzahl multipliziert wird. Dies setzt allerdings voraus, dass alle Sektoren in der Pro-Kopf-Zahl

inbegriffen sind und eine möglichst präzise Bevölkerungsprognose als Grundlage vorliegt. Für eine

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53

genaue Beurteilung der Einflussfaktoren ist es wiederum wichtig, eine möglichst differenzierte

Aufteilung der einzelnen Verbraucher zu kennen. ROTH (1998) empfiehlt für Großverbraucher eigene,

gesonderte Voraussagen über den künftigen Wasserbedarf zu erstellen. Dies gilt insbesondere für

städtische Bereiche, da hier der Einfluss von Großverbrauchern außerordentlich groß sein kann. Eine

Prognose sollte letztendlich für die nächsten zwei Dekaden gelten (ROTH, 1998).

Um eine Prognose erstellen zu können, muss zuallererst das passende Verfahren ausgewählt

werden. Nach WEIßKIRCHER (1982) können zur Prognose von künftigen Wasserverbräuchen eine

intuitive Schätzung, eine Trendextrapolation oder eine Systemanalyse angewendet werden.

Nach BILLING und JONES (1996, zit. bei KOEGST et al. 2008) stehen vier Methoden zur

Bestimmung des zukünftigen Wasserbedarfs zur Verfügung: Extrapolation (Trendextrapolation),

Einheitskoeffizientenmethode, Endbenutzermodelle und Kausalmodelle. Nachfolgend sind die

jeweiligen Methoden kurz dargestellt.

Intuitive Schätzung

Diese Variante kann nur von Fachleuten durchgeführt werden. Sie versuchen künftige Entwicklungen

auf Grund ihrer Erfahrung vorherzusehen. Die Genauigkeit ist demnach von der Präzision der

Aussagen der Fachleute abhängig, kann allerdings befriedigende Resultate liefern.

Extrapolation / Trendextrapolation

Es werden bereits beobachtete Tendenzen analysiert und angenommen, dass diese in Zukunft

anhalten werden. Besonders bei Vorhersagen über kurze Zeitspannen und starken Trends liefert

diese Methode gute Ergebnisse. Mit zunehmendem Prognosehorizont nehmen allerdings die

Unsicherheitsfaktoren zu und die Vorhersage wird ungenau.

Systemanalyse

Diese wird bei der Darstellung des Verbrauchs in Bezug auf Randbedingungen angewandt. Die

verschiedenen Einflussfaktoren werden mit Modellen auf ihre Entwicklung in der Zukunft getestet.

Wichtig dabei ist, eine holistische Betrachtungsweise des Systems einzuhalten.

Die Genauigkeit aller Prognosen ist von der Entwicklung der Randbedingungen abhängig. Verlaufen

diese stetig und ohne sprunghafte Veränderungen, sind die meisten Modelle gut anwendbar und

liefern recht präzise Ergebnisse. Viele Einflussfaktoren sind allerdings nur schwer vorauszusehen und

können sich durch verschiedene Einflüsse wie technische Entwicklungen, Naturkatastrophen,

Konflikte oder politische Entscheidungen drastisch verändern.

Einheitskoeffizientenmethode

Die Einheitkoeffizientenmethode verwendet Kennzahlen für alle Sektoren. Diese Koeffizienten können

je nach Landnutzung kalibriert werden. Danach werden, ähnlich der Extrapolation, auf Grund

historischer Messwerte die Pro–Kopf–Verbrauchswerte errechnet.

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Endbenutzermodelle

Endbenutzermodelle beobachten typische Verbrauchsmuster direkt am Konsumenten. Dabei werden

verschiedene Daten zu Verbrauchsarten wie Waschmaschinen oder Geschirrspülmaschinen erhoben

und ausgewertet. Hierbei ist besonders darauf zu achten, dass alle Einflussfaktoren auf den

Verbrauch berücksichtigt werden.

Kausalmodelle

Kausalmodelle verknüpfen historische Daten mit sozioökonomischen Faktoren und

Endnutzerverhalten. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Nachfrageelastizität bei

Preisänderungen gelegt.

Für die sophistischeren Vorhersagemethoden sind jedenfalls Kenntnisse der Rahmenbedingungen

und der beeinflussenden Faktoren sowie deren voraussichtlichen Veränderungen nötig.

6.2 Beispiele für Wasserbedarfsprognosen

6.2.1 Hamburg

Ein Beispiel für eine ausgereifte Prognose ist die für das Versorgungsgebiet der Hamburger

Wasserwerke. In der Wasserbedarfsprognose 2030 für das Versorgungsgebiet der Hamburger

Wasserwerke GmbH (KLUGE et al., 2007) wird festgehalten, dass Wasserbedarfsprognosen die

Grundlage für die technischen und wirtschaftlichen Dispositionen von Versorgungsunternehmen sowie

für wasserrechtliche Entscheidungen über Ressourcennutzung bilden und die Konzeption und

Vorgehensweise aus folgenden Punkten besteht:

1) Zu Beginn steht die Beschreibung des Versorgungsgebietes. Zielsetzung ist, Aussagen über die

relevanten Strukturmerkmale des Versorgungsgebietes zu erhalten.

2) Mit einer GIS-gestützten, teilräumlichen Analyse und Prognose für alle Verbrauchergruppen wird

eine Beurteilung erreicht, die siedlungs- und sozialstruktrurelle Unterschiede und deren zukünftige

Veränderungen differenzierter aufzunehmen vermag, als dies im Falle einer Gesamtbetrachtung für

das Stadtgebiet bisher möglich war.

3) Die teilräumliche Analyse kann je nach verfügbaren Grundlagen und beabsichtigter Verwendung

der Ergebnisse bis zu einzelnen Verbrauchergruppen bzw. Verbrauchsstellen differenziert werden.

Für die Verbrauchergruppen der Haushalte werden technische, siedlungs- und sozialstrukturelle

Faktoren berücksichtigt. Dies erlaubt den Einbezug der wechselseitigen Abhängigkeiten von Technik,

Sozialstruktur und Nutzungsverhalten in die Prognose. Für die Verbrauchergruppen Industrie und

Gewerbe/Dienstleistungen werden Beschäftige als Bezugsgrößen gewählt und die Fortschreibung der

zukünftigen Entwicklung an wirtschaftliche Kenndaten und Prognosen angepasst.

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4) Die mittel- und langfristige Prognose erfolgt mittels eines Prognosemodells in Form einer

Tabellenkalkulation. Damit wird eine konsistente und transparente Zusammenführung aller relevanten,

verfügbaren Daten und Analyseergebnisse erreicht. Darüber hinaus können grundlegende Annahmen

und Hypothesen über zukünftige Entwicklungen durch geeignete Parametrisierungen einbezogen

werden. Dies erlaubt langfristig eine expertengestützte Anpassung der Wasserbedarfsprognose an

neue Erkenntnisse und aktualisierte Datengrundlagen.

5) Zur Analyse der vorliegenden Tages-Daten zu Wasserabgabemengen sowie kalendarischen und

meteorologischen Einflussfaktoren wurde ein multi-faktorielles Tages-Prognosenmodell entwickelt.

Das Modell dient zur Analyse und kurzfristigen Prognose des voraussichtlichen Wasserbedarfs.

Außerdem kann es zur Abschätzung der Wirkungen äußerer Einflüsse, wie des Klimawandels auf

zukünftige Bedarfsentwicklungen, verwendet werden. Das Tages-Prognosenmodell bietet

Unterstützung in Prozessen der betrieblichen Planung und Steuerung durch Prognosen kurzfristiger

Bedarfsentwicklungen. In der Umsetzung des Tages-Prognosemodells wurden auf Basis der täglichen

Daten zu maximaler Temperatur, Niederschlag, Datum, Ferien-/Feiertag bis zu acht Einflussfaktoren

ausgewählt und berechnet. (KLUGE et al., 2007)

Die Konzeption der Wasserbedarfsprognose ist eingebettet in ein methodisches Konzept, das sich aus

folgenden Komponenten zusammensetzt:

• Erhebung aller relevanten Daten und Informationen des Versorgungsunternehmens über das

Wasseraufkommen und die Wasserabgabe;

• Expertengespräche zu langfristigen Entwicklungstendenzen in der Stadtplanung, in der

ökonomischen und demografischen Entwicklung sowie zum Trend bezüglich zukünftiger

Wassertechniken in Haushalten;

• GIS-gestützte, teilräumliche Analysen der siedlungsstrukturellen Aspekte

(Bruttogeschossflächen, überbaute Flächen, Einwohner, Haushalte, Branchen) nach

Verbrauchergruppen (Haushalte, Industrie, Dienstleistungsgewerbe, öffentliche Einrichtungen,

sonstige Verbraucher);

• Sozial-empirische Erhebung bei den Haushaltskunden zur Analyse sozialstruktureller und

haushaltstechnischer Faktoren, die das Nutzungsverhalten und den Wasserbedarf

beeinflussen;

• Online-Erhebung bei den Nicht-Haushaltskunden zur Analyse spezifischer Bezugsgrößen des

Wasserbedarfs von Industrie, Gewerbe/Dienstleistungen und öffentlichen Einrichtungen;

• Auswertung aller Daten und Informationen in Verbindung mit wesentlichen Annahmen und

schlussfolgernden Hypothesen (KLUGE et al., 2007).

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Abbildung 12 zeigt die Ebenen dieser Konzeption der Wasserbedarfsprognose.

Abbildung 12: Konzeption der teilräumlichen Analyse (KLUGE et al., 2007)

6.2.2 Dresden

Ein weiteres Beispiel ist die Prognose des zukünftigen Wasserbedarfs bis ins Jahr 2020, für die Stadt

Dresden Die Studie von KOEGST et al. (2008) setzt sich mit dem demografischen Wandel in

Deutschland auseinander und versucht mittel- bis langfristige Prognosen für den Wasserbedarf zu

erstellen. Die Änderung in der Bevölkerungsstruktur betrifft nicht nur eine Wandlung der

Alterspyramide, sondern auch Abwanderungen junger Menschen in wirtschaftlich interessantere

Gebiete. Neben diesen Entwicklungen kann eine verstärkte Polarisierung innerhalb der

Siedlungsräume nach sozioökonomischen Gesichtspunkten erfolgen.

Die Einwohnerzahl Dresdens, der Landeshauptstadt Sachsens, wird im Gegensatz zu seinem

Bundesland nicht schrumpfen, allerdings ist mit einer zunehmenden Überalterung der Bevölkerung zu

rechnen.

Die Erhebung für die Prognose erfolgte in drei Schritten. Als Erstes wurde der Verbrauch mit

sozioökonomischen Verhältnissen und der Struktur der Bevölkerung in Verbindung gestellt, um die

signifikanten Parameter zu identifizieren. Dann wurden der räumliche Einfluss auf den Verbrauch

untersucht und schließlich das Vorhersagemodell gewählt.

Zur Untersuchung selbst wurde vorerst der Pro–Kopf-Verbrauch errechnet, dazu wurden die

Abrechnungsdaten der Wasserversorgungsunternehmen verwendet. Da die genaue Differenzierung

zwischen verschiedenen Verbrauchergruppen nicht möglich war, exkludierte man Industriebetriebe mit

einem Volumen 10.000 m³ pro Jahr. Diese gewonnenen Daten wurden anschließend mit

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demografischen und sozioökonomischen Verhältnissen auf räumlicher Ebene überlagert. Da keine

bedeutsamen Zusammenhänge zwischen sozioökonomischen Verhältnissen und Wasserverbauch

ausgemacht werden konnten, fokussiert sich die Studie auf die Beziehung von Alter und

Wasserbedarf. Dazu wurde die Bevölkerung Dresdens in vier Altersklassen eingeteilt (Kinder,

Studenten, Arbeiter und Rentner) und diesen Gruppen per Regressionsanalyse ein spezifischer

Wasserverbrauch zugeordnet.

Nach Betrachtung der räumlichen Aufteilung und der sozioökonomischen Verhältnisse, zeigte sich,

dass die Stadt Dresden kaum Unterschiede im Verbrauch nach Distrikten aufweist. Ansonsten zeigen

die sozioökonomischen Faktoren kaum Auswirkungen auf die Ergebnisse der Studie. Daher wird

empfohlen bei folgenden Untersuchungen im Raum Dresden auf eine Aufteilung nach Bezirken zu

verzichten. Beim Pro-Kopf-Verbrauch ergab sich eine Verringerung bei Haushalten mit drei oder mehr

Personen im Vergleich zu Ein – Personen Haushalten.

Die aus den Untersuchungen der Einflussfaktoren hervorgegangene Prognose für das Jahr 2020, sagt

einen Anstieg der Bevölkerung in Dresden auf 520.900 Einwohner (2006: 487.109) vorher. Der

Wasserverbrauch soll sich bis 2020 leicht erhöhen, wobei sich die Rate des Anstiegs immer mehr

verkleinert (KOEGST et al 2008).

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7 Wasserverbrauch in der Landwirtschaft

Wasser ist ein ganz wesentlicher Produktionsfaktor in der Landwirtschaft. Das Vorhandensein

ausreichender Wassermengen für das Pflanzenwachstum, für das Tränken der Tiere und für die

Sauberkeit und Hygiene im landwirtschaftlichen Betrieb ist von entscheidender Bedeutung. Des

Weiteren ist natürlich auch die Versorgung der in der Landwirtschaft arbeitenden Bevölkerung zu

bedenken.

Künstlich bewässert wird in Österreich nur ein kleiner Flächenanteil und fast ausschließlich mit

Grundwasser. Wasser aus der öffentlichen Wasserleitung wird in Österreich nur teilweise und nur für

die Tierhaltung und für die in der Landwirtschaft arbeitende Bevölkerung herangezogen.

7.1 Einflussfaktoren auf den Wasserverbrauch in der

Landwirtschaft

7.1.1 Demografische Entwicklung

Die Weltbevölkerung liegt heute bei etwa 6,8 Milliarden Menschen und wird nach aktueller

Einschätzung der Vereinten Nationen bis 2050 auf 9,1 Milliarden anwachsen. Dieses

Bevölkerungswachstum findet fast ausschließlich in den Entwicklungs- und Schwellenländern statt,

vor allem in den am wenigsten entwickelten Ländern, während in den Industrieländern die

Bevölkerungszahl nahezu konstant bleiben wird.

Neben dem Bevölkerungswachstum steigt auch die Nachfrage nach Lebensmitteln, insbesondere

nach hochwertigen Lebensmitteln wie Fleisch, Obst und Gemüse. Um diesen wachsenden Bedarf

befriedigen zu können, müsste die Nahrungsmittelproduktion nach Einschätzung der FAO (Food and

Agriculture Organization of the United Nations) bis 2050 um 70 % gesteigert werden. Die notwendigen

Steigerungen können durch höhere Erträge, intensivere landwirtschaftliche Nutzung (90 %) und durch

Ausweitung der landwirtschaftlichen Nutzflächen (10 %) erzielt werden (DBV, 2010).

Eine Steigerung der Agrarproduktion ist in der Vergangenheit immer auch mit einem steigenden

Verbrauch von Wasser in der Landwirtschaft einhergegangen. Geeignetes Wasser wird indes weltweit

immer knapper, was das Produktivitätswachstum verlangsamen wird (WITZKE, 2008).

Laut dem Institut für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften (ISW, 2005) wird in Österreich die

Einwohnerzahl trotz sinkender Geburtenrate durch Zuwanderung aus dem Ausland steigen. Durch

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59

diesen Effekt erhöht sich auch die Geburtenzahl wieder. Dennoch wird dadurch die Alterung der

Gesellschaft nicht verhindert werden können.

7.1.2 Politische Entscheidungen

In der EU haben Reformen (Agenda 2000) der CAP (Common Agricultural Policity) zu einer

Entkoppelung der Fördermittel für die Landwirtschaft von den Produktionsebenen geführt. Die

Reformen schließen ein, dass die landwirtschaftlichen Betriebe eine Reihe von Vorgaben in den

Bereichen Umwelt, Tierschutz und Gesundheitswesen zu erfüllen haben. Des Weiteren hängen die

Zahlungen auch davon ab, inwieweit die Betriebe ihr Land in einem guten landwirtschaftlichen und

umweltgerechten Zustand erhalten. Damit ist auch ein guter Umgang mit der Ressource Wasser

verbunden (EEA, 2009).

Im Zusammenwirken mit dem hoheitsrechtlichen Instrumentarium zum Schutz des Grundwassers

kommt den Förderungsmaßnahmen eine besondere Bedeutung zu. Bewirtschaftungsbeschränkungen

bzw. –auflagen im Interesse des vorbeugenden Gewässerschutzes werden durch ÖPUL

(Österreichisches Programm für eine umweltorientierte Landwirtschaft) gefördert.

Laut KNIEPERT et al. (2008) entwickelte sich die österreichische Landwirtschaft unter dem Einfluss

der Politik sehr dynamisch. Wichtig sind in diesem Zusammenhang der Einsatz von Förderungen um

die Produktion bestimmter Erzeugnisse zu steigern, um Überschussprobleme zu mildern (zum

Beispiel im Getreidebereich) und dem steigenden Importbedarf durch heimische Produkte

entgegenzuwirken.

7.1.3 Wirtschaftliche Entwicklung

Von entscheidender Bedeutung für die landwirtschaftlichen Betriebe wird die Entwicklung der

Nachfrage sein, da die so gesteuerte Produktion unmittelbar auf den Wasserbedarf wirkt. Dabei

spielen auch Substitutionspotenziale durch im Ausland billiger erzeugte landwirtschaftliche Produkte

für die österreichischen Konsumenten eine Rolle, da in schlechten wirtschaftlichen Zeiten tendenziell

günstigere Güter erworben werden.

Laut STATISTIK AUSTRIA (2010) wird in Österreich seit dem Jahr 2000 die landwirtschaftliche

Gesamtrechnung (LGR) zur Analyse des landwirtschaftlichen Produktionsprozesses und des darin

erzielten Einkommens herangezogen. Laut dieser landwirtschaftlichen Gesamtrechnung soll sich das

sogenannte Faktoreinkommen des landwirtschaftlichen Wirtschaftsbereiches im Jahre 2010 im

Vergleich zu 2009 um 20,9 % verringern.

7.1.4 Technische Entwicklung

Die Überschwemmungsbewässerung (Zufluss durch Gravitation), die noch in vielen Teilen der Welt

verwendet wird, wurde in Mitteleuropa bereits weitestgehend durch Druckrohrleitungen in Kombination

mit Wasserwerfern oder mit einer Tröpfchenbewässerung ersetzt (EEA, 2009).

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Die neueren Systeme wie Tröpfchenbewässerung oder Unterflurbewässerung bringen das Wasser

effizienter an den Wurzelraum der Pflanzen heran und haben deutlich geringere Verdunstungs- und

Versickerungsverluste. Durch die Weiterentwicklung und den Einsatz neuer Bewässerungssysteme ist

langfristig mit einem sinkenden spezifischen Wasserbedarf im künstlich bewässerten Ackerbau zu

rechnen, da die Verluste minimiert werden.

7.1.5 Anschlussgrad / Eigenversorgung

Das Bereitstellen von Wasser in der Tierhaltung durch Eigenversorgungen setzt eine entsprechende

Ressource (Qualität und Quantität) voraus. Die Verordnung (EG) Nr. 183/2005 des Europäischen

Parlaments und des Rates vom 12.01.2005 mit Vorschriften für die Futtermittelhygiene legt fest, "dass

sauberes Wasser verwendet werden muss, wenn dies zur Vermeidung einer Kontamination notwendig

ist, die sich als gefährlich erweisen kann und, dass zur Futtermittelherstellung verwendetes Wasser

von angemessener Qualität sein muss." Gemäß diesen Vorschriften muss Tränkewasser so

beschaffen sein, dass es für die betreffenden Tiere "geeignet" ist.

Zur Bewässerung von Ackerbauflächen wird in Österreich im Allgemeinen eine Eigenversorgung in

Form von Feldbrunnen zur Grundwasserentnahme verwendet. Seltener findet in Österreich die

Entnahme von Oberflächenwasser zur Bewässerung statt.

7.1.6 Landwirtschaft / Art / Intensität

Der Wasserverbrauch in der landwirtschaftlichen Produktion hängt vor allem davon ab was produziert

wird. Die verschiedenen Pflanzen haben während ihrer Vegetationsperiode einen unterschiedlichen

Wasserbedarf. Die Produktion von Fleisch verursacht einen besonders hohen Wasserbedarf, da

zuerst Futtermittel produziert werden müssen.

Das zur Produktion einer Mengeneinheit eines beliebigen Produktes eingesetzte Wasser wird als

virtueller Wassergehalt des jeweiligen Produktes betrachtet.

Das Konzept des virtuellen Wassers wurde von Tony Allan bereits zu Beginn der 90er Jahre

vorgestellt. Er entwickelte die Idee, durch Import von virtuellem Wasser, den Druck auf Regionen mit

Wassermangel zu vermindern (HOEKSTRA, 2008).

Das Konzept des Wasserfußabrucks (in Anlehnung an den CO2 Fußabdruck) wurde von Arjen

Hoekstra vorgestellt. Der Wasserfußabdruck ist eine Kennziffer des Wasserverbrauchs, welche

sowohl den direkten als auch den indirekten Wasserverbrauch zur Erzeugung eines Produktes

aufzeigt. Der totale Wasserfußabdruck setzt sich nach HOEKSTRA (2008) aus drei Teilen zusammen:

• Blaues Wasser (künstlich entnommenes Wasser aus Grundwasser oder Oberflächenwasser)

• Grünes Wasser (natürliche Niederschläge - pflanzenverfügbar)

• Graues Wasser (verschmutztes Wasser)

Das Konzept des Virtuellen Wassers berücksichtigt nur die für Wachstum und Produktion eines Gutes

verbrauchten Wassermengen, ohne das Graue Wasser mit einzubeziehen.

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Tabelle 16 gibt einen Überblick, welchen Wasserfußabdruck verschiedene Lebensmittel je kg

aufweisen und lässt erahnen, wie viel Wasser in der Produktion eingespart werden könnte, wenn es

einen Trend hin zu weniger wasserintensiven Produkten geben würde (HOEKSTRA, 2008).

Tabelle 16: Wasserfußabdruck in Lebensmittel (HOEKSTRA, 2008)

Lebensmittel l/kg

Rindfleisch 15.455

Schweinefleisch 4.500

Reis 1.500

Weizen 1.300

Mais 900

Milch 200

Tomaten 40

Kartoffeln 30

7.1.7 Verbraucherverhalten

Ein Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch in der Landwirtschaft könnte in der Verhaltensänderung

der Konsumenten vermutet werden, wenn ein Trend hin zu einem bewussten Einkauf heimischer

Produkte mit Fokus auf biologischen Anbau vorausgesetzt wird.

Tatsache ist aber, dass der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln ist den letzten Jahren in Österreich zwar

wertmäßig gestiegen ist, der Anteil am gesamten Lebensmittelsektor sich aber bei rund 6 %

eingependelt hat. Des Weiteren haben Biolebensmittel zwar einen höheren Trockensubstanzanteil

und somit einen geringeren Wassergehalt bei gleichzeitigem, höheren Nährwert je Gewichtseinheit,

das hängt aber primär damit zusammen, dass biologisch erzeugte Lebensmittel langsamer wachsen

(SCHMIDBAUER, 2010).

Ob Lebensmittel biologisch oder konventionell erzeugt werden, wird sich daher auf den

Wasserverbrauch eher nicht auswirken. Anders sieht es aus, wenn sich durch Verhaltensänderungen

der Konsumenten, die Art der nachgefragten landwirtschaftlichen Produkte verändert, also die

Nachfrage an wasserintensiven Produkten steigt oder sinkt. Kurzfristig gesehen würde das eine

Veränderung des Wasserverbrauchs bei den bewässerbaren Ackerflächen bedeuten. Mittel- oder

langfristig ist auch eine Veränderung des Anteils der bewässerbaren Ackerflächen wahrscheinlich.

7.1.8 Temperatur und Sonneneinstrahlung (Sonnenscheindauer)

In Zukunft ist im Allgemeinen mit einer Zunahme der durchschnittlichen Temperaturen zu rechnen. Für

Deutschland wird zum Beispiel ein Anstieg der Jahresdurchschnittstemperaturen um 2°C bis 4°C in

den nächsten 100 Jahren gerechnet. Mit den erhöhten Temperaturen nimmt auch die Verdunstung zu.

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Auch wenn der Bodenwasserhaushalt in den Sommermonaten zukünftig geringer sein wird, sollte in

den niederschlagsreichern Gebieten noch kein Einfluss auf das Pflanzenwachstum zu erwarten sein.

Vorteile durch die erhöhten Temperaturen werden in der längeren Vegetationszeit (7-10 Tage pro

Dekade) und deren früheren Beginn liegen. Des Weiteren werden die Entwicklungsraten der Pflanzen

beschleunigt. Durch die frühere Vegetationsperiode besteht jedoch die erhöhte Gefahr von

Spätfrösten, vor allem bei Obstkulturen. Es wird notwendig sein, die Anbaumaßnahmen an die

verlängerte Vegetationsperiode anzupassen (BDEW, 2010).

Für den Bereich der Tierhaltung kann durch die Zunahme von Hitzetagen direkt mit zunehmendem

Stress durch Hitze gerechnet werden (d. h. schlechtere Zuwachsrate oder Milchleistung, Ausfälle)

(BDEW, 2010).

Bei Tieren besteht ein direkter Zusammenhang zwischen Wasserbedarf, Umgebungstemperatur und

der Milchleistung. Abbildung 13 zeigt den Zusammenhang zwischen Lufttemperatur und Wasserbedarf

einer Milchkuh mit einer Milchleistung von 40 kg. Wenn diese Mengen an geeignetem Tränkwasser

nicht ausreichend zur Verfügung stehen, kann es zu negativen Auswirkungen bezüglich Hitzestress

kommen (RAUMBERG, 2007).

Abbildung 13: Zusammenhang Lufttemperatur und Wasserbedarf von Milchkühen (nach RAUMBERG, 2007)

Durch die höhere Temperatur (STATCLIM, 2008) wird auch mit einer erhöhten potentiellen

Verdunstung zu rechnen sein. Im Osten von Österreich ist bereits heute das Wasser der limitierende

Faktor in der Landwirtschaft. In Zukunft wird sich dieser Sachverhalt tendenziell verstärken.

Page 63: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

63

7.1.9 Niederschläge und Trockenperioden

Die Landwirtschaft steht vielleicht mehr als die anderen Wirtschaftssektoren vor großen

Herausforderungen, induziert durch den Klimawandel. Es wird unvermeidbar sein, die

althergebrachten Methoden der Kultivierung an die neuen Voraussetzungen anzupassen. Besonders

für ohnedies trockene Gebiete ergibt sich teils erheblicher Adaptionsbedarf, der von geeigneten

Pflanzensorten bis hin zu einer Umrüstung der Bewässerungssysteme reichen kann

(CLIMCHALP, 2008).

Eine Zunahme von Witterungsextremereignissen birgt generell ein sehr hohes Schadenspotenzial für

die Landwirtschaft und könnte positive Auswirkungen auf die Ertragssituation durch z. B. eine längere

Vegetationsperiode wieder zunichtemachen. Dabei sind vor allem Trockenheit und Hitze (Trocken-

und Hitzeschäden), Starkniederschläge (Bodenerosionsschäden, Auswinterungsschäden), Zunahme

der Gewitterhäufigkeit (Hagelschäden) und Stürme (Schäden im Forstbereich) zu nennen. In welchem

Ausmaß sich die Häufigkeit dieser Extreme unter den Klimaszenarien verändert, ist nach wie vor mit

großer Unsicherheit verbunden. Aus Messreihen zeichnen sich regional sehr unterschiedliche

Veränderungen ab (BDEW, 2010).

Die berechneten Veränderungen im Niederschlag in Europa sind, wie auch die Veränderung der

Extremereignisse, mit großen Unsicherheiten behaftet. Man kann von einem Anstieg des

Jahresniederschlags mit zunehmender geografischer Breite ausgehen. Der Alpenraum liegt gerade in

einer Übergangszone, wo nach Norden hin der Niederschlag steigt, während im Süden Europas eine

Abnahme ausgewiesen wird. Bis zum Ende des Jahrhunderts könnte demnach über Skandinavien

und Sibirien der Jahresniederschlag um mehr als 25 % steigen und in Südeuropa um das Mittelmeer

um etwa 20 % abnehmen (CLIMCHALP, 2008).

Durch eine Verlängerung von Trockenphasen und geringere Niederschläge kommt es regional zu

einer niedrigeren Bodenfeuchte. Die Auswirkungen müssen gegebenenfalls durch vermehrte

Bewässerung kompensiert werden, was die Grundwasservorkommen unter erhöhten Nutzungsdruck

stellt.

7.1.10 Wettervorhersage

Aktuelle Wetterbeobachtungen, präzise Wettervorhersagen, individuelle Wetterprognosen und

spezielle Wetterkarten mit den wichtigsten Wetterwerten dienen der Planung in der Landwirtschaft.

Wichtig sind Informationen über Niederschläge, Schneefall, Wind- und Böen, Gewitter-Risiko,

Bodenfeuchte und Bodentemperatur (MR-WETTER, 2010).

Von verschiedenen Anbietern wie zum Beispiel SITUMET (2010) werden Zusatzdienste entwickelt,

welche die Bauern vor Ort bei ihren Entscheidungen unterstützen. Beispiele hierfür sind Informationen

über den Temperaturverlauf und die zu erwartende Luftfeuchte in den nächsten Tagen, um Aussagen

über die Entwicklung der Pflanzen und die Notwendigkeit von Bewässerung treffen zu können oder

Winddrift-Informationen zur Optimierung des Pestizideinsatzes. Ergänzt wird das Angebot durch

agrarrelevante Warninformationen, z.B. über Brandgefahr oder das wetterbedingte Risiko für den

Befall von Kulturpflanzen mit Schädlingen. Darüber hinaus soll auch eine über Telematik gesteuert

Page 64: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

64

Bewässerung auf Grundlage räumlich und zeitlich hoch aufgelöster Prognosen der Niederschläge,

Temperaturen und Bodenfeuchte ermöglicht werden.

Die Entwicklung und der Einsatz derartiger Systeme lassen für die Zukunft eine effizientere

Bewässerung vermuten.

7.2 Daten zum Wasserbedarf in der Landwirtschaft

7.2.1 Datenquellen zum Wasserverbrauch in der Landwirtschaft

7.2.1.1 Regelwerke und Fachliteratur zum Wasserbedarf in der Landwirtschaft

Für Österreich gibt die ÖNORM B 2538 (2002 - über Transport-, Versorgungs- und

Anschlussleitungen von Wasserversorgungsanlagen (als ergänzende Bestimmungen zu ÖNORM EN

805, Österreichisches Normungsinstitut, Wien 2002)) den täglichen Wasserbedarf von Großvieh

(60 l/Tag) und Kleinvieheinheiten (20 l/Tag) an.

In Deutschland enthält die W 410 des DVGW einen Wert für den täglichen Wasserbedarf von

Großvieh bzw. Großviehgleichwerten von 52 l/Tag.

Das Taschenbuch der Wasserversorgung (MUTSCHMANN und STIMMELMAYR, 2007) gibt einen

Wert für Großviehgleichwerte von 50 l/GV und Tag und zusätzlich Umrechnungsfaktoren für

verschiedene Tierarten an. So wird für Kleinvieh ein Faktor von 1/5 Großvieh angegeben, was zu

einem Bedarf von 10 l/KV und Tag führt. Für Milchsammelstellen werden 1,5 l/l Wasserbedarf

angegeben. Ebenso sind Angaben für die Bewässerung unterschiedlicher landwirtschaftlicher Flächen

enthalten. So wird ein Verbrauch für Erwerbsgärten von 0,8 l/m² und für intensiv landwirtschaftliche

Beregnung von 1 l/m² angegeben.

Im Handbuch der Wasserversorgungstechnik (GROMBACH et al., 2000) wird für Großvieh ein

Verbrauch von 52 l/GV und für Milchsammelstellen ein Bedarf von 10 l/GV angegeben. Weiters sind

Angaben bezüglich der Bewässerung von Kulturflächen enthalten (0,3 l/m²). Für die Verwertung von

landwirtschaftlichen Produkten wird ein Bedarf von 41 m³/ha und Stunde veranschlagt.

In dem Buch Wasserversorgung (KARGER et al., 2008) wird für Großvieh ein Bedarf von 50 l/GV

angegeben.

7.2.1.2 Internationale Studien und Datenquellen zum Wasserverbrauch in der Landwirtschaft

Weltweit gesehen ist die Landwirtschaft der größte Wasserverbraucher mit bis zu 70 % der genutzten

Mengen (UN, 2009). Der Anteil der bewässerten Flächen in der Landwirtschaft beträgt rund ein Fünftel

der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche, wobei ebendort 2/5 der Weltnahrung erzeugt

werden (DOLL und SIEBERT, 2002; zit. bei EEA, 2009). Die landwirtschaftlichen Flächen teilen sich in

70 % Weideland und 30 % Ackerland und Dauerkulturen (FAO, 2001).

In Europa liegt der Anteil der landwirtschaftlichen Wasserentnahmen an der gesamten

Wassernutzung bei 24 %. Verglichen mit den 44 %, die als Kühlwasser bei der Energiegewinnung

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65

entnommen werden, scheint dies nicht viel zu sein, doch sind die Auswirkungen der

landwirtschaftlichen Entnahmen für den Wasservorrat schwerwiegender. Kühlwasser wird fast

vollständig in den Wasserkörper zurückgeleitet. In der Landwirtschaft gilt dies nur für rund ein Drittel

des entnommenen Wassers.

Zudem fällt der Wasserverbrauch für landwirtschaftliche Zwecke in den verschiedenen europäischen

Regionen unterschiedlich hoch aus. In nordeuropäischen Staaten wird deutlich weniger Wasser für die

Landwirtschaft entnommen, weil weniger bewässert werden muss.

Der Anteil der bewässerten Anbauflächen in Europa beträgt 9,8 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche,

wobei der Großteil dieser Flächen in der Region des Mittelmeers liegt (EUROSTAT, 2009).

Die benötigten Wassermengen auf den Ackerflächen stammen zu einem großen Teil aus natürlichen

Niederschlägen. Dieser Anteil wird als „Grünes Wasser“ bezeichnet und ist nicht in die

Wasserentnahmen eingerechnet. Das für die künstliche Bewässerung genutzte Grundwasser oder

Oberflächenwasser wird, gemäß dem Konzept des virtuellen Wassers bzw. des Wasserfußabdrucks,

als „blaues Wasser“ bezeichnet.

Einige nördliche EU-Staaten verwenden beinahe den gesamten Anteil der landwirtschaftlichen

Wassernutzung (blaues Wasser) für Viehzucht, während zum Beispiel England (UK) rund 50 % für

Bewässerung und 50 % für Viehzucht verwendet. Je trockener das Klima in den südlichen EU Staaten

ist, desto höher wird der Anteil, der für Bewässerung verwendet wird. Speziell in trockenen

Anbaugebieten haben künstlich bewässerte Flächen einen rund 2,5- bis 3,5-fach höheren Ertrag als

die nicht bewässerten Flächen. In einigen Regionen Südeuropas gehen über 80 % der

Wasserentnahmen auf die Landwirtschaft zurück. Im Sommer, wenn Wasser am wenigsten verfügbar

ist, wird es in der Regel am meisten benötigt.

Der Bedarf an Wasser in der Landwirtschaft der EU ist in den letzten zwei Jahrzehnten stetig

gestiegen. Die Politik der Union hat diesen Effekt in den letzten Jahren oft noch intensiviert, da im

Rahmen der gemeinsamen Agrarpolitik der Anbau von stark wasserintensiven Pflanzen subventioniert

wurde. Mittlerweile wurden diese Unterstützungen eingestellt und der Wasserverbrauch hat sich,

wenngleich auf hohem Niveau, stabilisiert (EEA, 2009).

In einer Studie aus der Schweiz (EAWAG, 2009) soll ein Ausblick auf die Wasserversorgung in den

nächsten Jahrzehnten ermöglicht werden. Ziel war es, die Voraussetzung dafür zu schaffen, gezielt

Projekte zum Thema „Wasserversorgung 2025“ zu initiieren und so strategische Entscheidungen auf

der Basis abgesicherter Grundlagen zu ermöglichen. So wird zum Beispiel eine mögliche Zunahme

der Bewässerung, z. B. während Trockenperioden, ausschlaggebend für Veränderungen auf Seite der

Wassernutzung sein und könnte insbesondere auch die Wasserqualität beeinflussen. WEBER und

SCHILD (2007, zitiert in EAWAG, 2009) schätzen die in der Schweiz regelmäßig bewässerte

Landwirtschaftsfläche auf ca. 43.000 ha. In Trockenjahren wird die bewässerte Fläche auf 55.000 ha

und der gesamte Wasserbedarf für Bewässerung auf 144 Mio. m³ geschätzt. Die Bauern können sehr

günstig aus Bächen und Seen Bewässerungswasser entnehmen. In gewissen Regionen stammt ein

größerer Anteil des Bewässerungswassers auch aus dem Grundwasser oder aus Speicherteichen.

Durch die voraussichtliche Abnahme der Sommerniederschläge in Kombination mit einer erhöhten

Temperatur werden sich die potenzielle Evapotranspiration und das mittlere Wasserdefizit erhöhen.

Page 66: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

66

Ob und wie stark dadurch der Bewässerungsbedarf der Landwirtschaft steigt, hängt davon ab, welche

Kulturen angebaut werden und wie günstig die Landwirte weiterhin Bewässerungswasser beziehen

können.

Für Deutschland hat der Deutsche Bauernverband einen Situationsbericht 2010 herausgebracht, in

welchem Trends und Fakten zur Landwirtschaft beschrieben werden. Es wird festgehalten, dass es

durch Wasserknappheit und Trockenheit zu erheblichen Ertrags- und Ernteeinbußen kommen wird. In

Gebieten, in denen schon heute Wasser der limitierende Faktor in der Produktion ist, werden die

Auswirkungen eines Temperaturanstiegs und der Rückgang der Niederschläge in den

Sommermonaten gravierend sein. Ist Wasser jedoch nicht der limitierende Faktor, können die Erträge

auf Grund höherer Temperaturen und höherer CO2-Konzentrationen auch ansteigen (DBV, 2010).

7.2.1.3 Österreichische Studien und Datenquellen zum Wasserverbrauch in der Landwirtschaft

In dem Bericht von ETLINGER (2005) – Istbestandsaufnahme: Ökologische Analyse, Kostendeckung

– Ergebnisse und Handlungserfordernisse erfolgt eine ökonomische Analyse der Wassernutzung in

Österreich. Es wird für die Zukunft mit einem weiteren Rückgang der Anzahl der Betriebe,

Beschäftigten und Kulturflächen bei gleichzeitiger Zunahme der Betriebsgrößen gerechnet. Des

Weiteren wird es zu Konzentration auf Gunstlagen kommen.

Laut einem Bericht der Landwirtschaftskammer Österreichs bezüglich Wasser als Futtermittel

(AGRARNET, 2010) wird festgehalten, dass das Bereitstellen von Tränkwasser in bedarfsgerechten

Mengen ein ausreichendes Angebot (z.B. Quellvolumen) voraussetzt und weiters auch maßgeblich

von technischen Gegebenheiten (Tränkensystemen) abhängt. In diesem Zusammenhang wird mit

Deutlichkeit darauf hingewiesen, dass eine mangelhafte Wasserversorgung die Gesundheit, den

Futterverzehr und somit auch die Leistung der Nutztiere vermindert. Als Richtwert wird für Weidetiere

ein Wasserbedarf von 180 l/Tier für Milchkühe und von 100 l/Tier für Mütterkühe angegeben.

Bezüglich der Landwirtschaft (LKOE, 2010) wird angeführt, dass die Land- und Forstwirtschaft wohl

der vom Klimawandel am stärksten betroffene Sektor ist, weshalb es dringend notwendig sein wird,

Anpassungsmaßnahmen zu setzen, um den negativen Auswirkungen entgegenzuwirken. Die

Konsequenzen werden sich in Form von Ertrags- und Qualitätseinbußen, abnehmender

Ertragssicherheit, neu oder verstärkt auftretenden Schadorganismen, dem vermehrten Auftritt von

Extremereignissen, aber auch in möglichen Konflikten um die Wassernutzung zeigen.

7.2.2 Datenzusammenfassung - Landwirtschaft

In Tabelle 17 wurden die wichtigsten Verbraucher in der Landwirtschaft (Primärsektor) aufgelistet und

der Wasserbedarf entsprechend den zuvor angegebenen Literaturstellen dargestellt.

Page 67: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

67

Wenn für eine Verbrauchsart nur ein Wert einer Literaturstelle verfügbar ist, ist dieser Wert als

Median (Med) eingetragen. Bei zwei verfügbaren Werten werden diese als Minimum (Min) und

Maximum (Max) ausgewiesen. Ab drei verfügbaren Werten werden Min, Med und Max

angegeben und es wird zusätzlich der Mittelwert (Mittel) berechnet. Bei über drei verfügbaren

Werten, sind auch die Quartilen (25 % und 50 %) berechnet und angegeben.

Tabelle 17: Zusammenfassung des Wasserverbrauchs in der Landwirtschaft

Wasserverbrauchsdaten Zusammenfassung aller Angaben (Studien, Fachliteratur etc.)

Einheit Landwirtschaft Min 0,25 Med 0,75 Max Mittel

Großvieh 50 51 52 65 180 73 Liter pro Großvieheinheit und Tag

Großvieh, Schwemmentmistung, einstreulos

60

Liter pro Großvieheinheit und Tag

Großvieh, Schwemmentmistung, mit Einstreu

75

Liter pro Großvieheinheit und Tag

Kleinvieh (1/5 Großvieh) 10 Liter pro Einheit und Tag Milchsammelstelle (je l Milch) 1,5 Liter pro Liter

Milchsammelstelle (je GV) 10,4

Liter pro Großvieheinheit und Tag

Bewässerung von Kulturflächen

0,3

Liter pro Quatratmeter und Tag

Erwerbsgärten 0,8

Liter pro Quatratmeter und Tag

intensive landwirtschaftliche Beregnung, Gemüseland

1

Liter pro Quatratmeter und Tag

Verwertung landwirtschaftlicher Produkte

41

Kubikmeter pro Hektar und Stunde

In Österreich werden rund 40 % der Landesfläche landwirtschaftlich genutzt. Im Jahr 2009 betrug

diese Fläche 3,2 Mio. ha (STATISTIK AUSTRIA, 2010).

Abbildung 14 zeigt die Aufteilung der landwirtschaftlichen Nutzflächen. 54 % der landwirtschaftlichen

Nutzfläche Österreichs (inkl. Almen) entfallen im Jahr 2009 auf Dauergrünland zur Rinderhaltung und

Milchproduktion, 44 % auf Ackerland und 2 % auf Dauerkulturen. Der Schwerpunkt der heimischen

Pflanzenproduktion liegt mit einem Anteil von 42 % im Getreideanbau (1,4 Mio. ha) (STATISTIK

AUSTRIA, 2010).

Page 68: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

68

Abbildung 14: Aufteilung der landwirtschaftlichen Nutzfläche Österreichs (nach STATISTIK AUSTRIA, 2010)

In Hinblick auf die Flächennutzung ist die Land- und Forstwirtschaft der größte Sektor der

österreichischen Wirtschaft. In Bezug auf die volkswirtschaftlichen Kennzahlen spielt Land- und

Forstwirtschaft jedoch eine untergeordnete Rolle (2 % Anteil am BIP, 13 % Anteil an der

Beschäftigung, jedoch nur 5 % Anteil an der Beschäftigung, wenn das Ausmaß in Vollzeitäquivalente

umgerechnet wird) (ETLINGER, 2005).

Die Agrarstruktur Österreichs ist von vergleichsweise kleinen Betrieben (Durchschnittlich 15,6 Hektar

landwirtschaftliche Nutzfläche) geprägt, die überwiegend im Nebenerwerb bewirtschaftet werden und

in rund 70 % der Fälle in sogenannten benachteiligten Gebieten liegen. Nur 35 % aller Betriebe sind

Vollerwerbsbetriebe.

Aufgrund günstiger klimatischer und hydrologischer Bedingungen ist Wasser in Österreich generell in

ausreichendem Maß vorhanden. Nur in wenigen Regionen wird Bewässerung durchgeführt. Im Jahr

1999 wurden 95.000 Hektar bewässerbare Fläche erhoben, das sind 6,5 % der Fläche, die zur

Produktion von Ackerkulturen, Obst und Wein zur Verfügung steht. Bewässerung wird fast

ausschließlich im Flusseinzugsgebiet der Donau durchgeführt. Als Wasserressource dient in der

Regel Grundwasser.

Für die Tierhaltung und die in der Landwirtschaft arbeitende Bevölkerung wird in Österreich entweder

Wasser aus der öffentlichen Wasserleitung verwendet oder es bestehen Einzelversorgungen in Form

von Hausbrunnen, sofern Wasserqualität und Quantität so eine Versorgung zulassen

(ETLINGER, 2005).

Page 69: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

69

In Deutschland werden 83 % der Gesamtfläche für Acker, Wiesen und Wald genutzt (29,5 Mio. ha)

(DBV, 2010).

In der gesamten EU (siehe Abbildung 15) ergibt sich bezüglich der Landnutzung eine Aufteilung, die

wesentlich höhere Anteile an Ackerland und Dauerkulturen und sehr geringe Anteile an

Dauergrünland aufweist (POLAK, 2010).

Abbildung 15: Aufteilung der landwirtschaftlichen Nutzfläche in der EU (nach POLAK, 2010)

Page 70: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

70

7.3 Prognosen für den künftigen Wasserbedarf in der

Landwirtschaft Laut einer internationalen Argarstudie (IAASTD, 2008) wird sich die derzeitige Wassermangelsituation

in einigen Regionen der Erde in den kommenden Jahren erheblich verschärfen, wenn die lokal und

regional verfügbaren Ressourcen weiter übernutzt, verschwendet und kontaminiert werden.

Die Studie stellt fest, dass zwar weltweit genügend Wasser vorhanden ist, um Lebensmittel für eine

wachsende und anspruchsvollere Weltbevölkerung zu produzieren, werden aber die heutigen Formen

der Wasserbewirtschaftung fortgesetzt, wird es in vielen Regionen der Erde zu akuten Wasserkrisen

kommen. Notwendig sei es daher, die Nutzung von Wasser in den natürlichen Wasserkreislauf zu

integrieren. Erforderlich ist ein Wassermanagement, das alle Nutzer eines Wassereinzugsgebietes

berücksichtigt. Es werden weltweit 20 % des gesamten Wasserbedarfs mit Grundwasser gedeckt,

wobei dieser Anteil vor allem in trockenen Gebieten stark ansteigen wird (UNESCO, 2009).

Die Balance zwischen Wasserbedarf und Wasserdargebot erreicht in manchen Regionen Europas

durch Zeiten mit geringem Niederschlag und niedrigen Grundwasserständen einen kritischen Punkt.

Auch wenn ein Teil des Wassers, welches in der Landwirtschaft Verwendung findet, dem

Grundwasser durch Versickerung wieder zugeführt wird, entsteht ein Verlust von 70 % durch

Evapotranspiration und den Verbrauch durch die Pflanzen (UNESCO, 2009).

Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in Europa hat seit 1950 beständig abgenommen, wobei es

aber zu einer Konzentration der landwirtschaftlichen Erzeugung kam und die Flächen pro Betrieb

angestiegen sind. Die durchschnittliche Größe der europäischen Betriebe ist zwischen 1970 und 1995

von 15 auf 20 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche gestiegen (+33 %). (EUROPAISCHE

KOMMISSION, 2010).

Für Mitteleuropa wird, wie bereits beschrieben, ein Anstieg der Jahresdurchschnittstemperatur um 2°C

bis 4°C in den nächsten 100 Jahren erwartet. Damit verbunden sind extreme Wetterlagen wie Stürme,

Trockenperioden, Starkregenereignisse und Hochwasser (BDEW). Die zunehmenden Temperaturen

erhöhen das Verdunstungspotenzial, was eine Zunahme der Beanspruchung der

Bodenwasserressourcen durch die Vegetation bedeutet.

Jedenfalls kann es vor allem in den wärmeren und trockeneren Lagen eine Zunahme der

Stresssituationen durch Trockenheit und Hitze für die bisher angebauten Kulturen geben.

Auch andere ertragsbeeinflussende Stressfaktoren, die in Kombination mit Hitze auftreten, wie z. B.

ertragsreduzierende Ozonschäden, könnten zunehmen.

Die in einigen Regionen im langjährigen Mittel zunehmende Niederschläge und Gesamtabflüsse

können die Dargebotssituation in diesen Gebieten durchaus verbessern, aber auch dort wird sich die

Wasserwirtschaft auf saisonal oder episodisch verringerte Wasserverfügbarkeit einstellen müssen. Ob

durch die dauerhaft oder zeitlich begrenzte Verringerung des Wasserdargebotes eine kritische

Page 71: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

71

Situation für die Wasserversorgung entsteht, hängt von einer Vielzahl lokaler Faktoren ab. Die

wichtigsten Überlegungen dabei sind (DVGW, 2010):

• „Ist die eigene Gewinnung bzw. der eigene Bezug flexibel genug, um auf den (zeitweisen) Wegfall

einzelner Gewinnungsarten/-gebiete reagieren zu können?

• In welchem Umfang sind konkurrierende Wassernutzungen vorhanden und nehmen

gegebenenfalls an Bedeutung zu (vor allem landwirtschaftliche Bewässerung)?

• Welche Entwicklung der Wassernutzung ist zu erwarten?“

Verschiedene Pflanzen haben unterschiedliche Widerstandskraft gegen Trockenheit und somit einen

unterschiedlichen Wasserbedarf sowohl bezüglich der Menge als auch dem Zeitpunkt, wann Wasser

benötigt wird. Ein gutes Bewässerungsmanagement kann jedenfalls den spezifischen

Wasserverbrauch reduzieren (EEA, 2009).

Durch die wachsende Weltbevölkerung (UNESCO, 2009), die zwischen 2000 und 2050 von rund 6,8

auf rund 9 Milliarden ansteigen soll, wird der globale Wasserbedarf in der Landwirtschaft aber

jedenfalls steigen.

7.3.1 Prognosen für den künftigen Wasserbedarf der Landwirtschaft in Österreich

In Österreich kam es zwischen den Jahren 2006 bis 2009 nur zu einer leichten Abnahme der

landwirtschaftlich genutzten Flächen um insgesamt ca. 4.000 ha (STATISTIK AUSTRIA, 2010). Es

handelt sich also um eine fast gleichbleibende Situation, woraus sich keine Veränderung des

Wasserbedarfes ableiten lässt.

Laut ETLINGER (2005) wird sich der Strukturwandel der letzten Jahre in der Landwirtschaft weiterhin

fortsetzen. So ist etwa anzunehmen, dass die Betriebsgrößen weiter zunehmen, gleichzeitig allerdings

die Anzahl der Betriebe und Beschäftigen in der Landwirtschaft rückläufig sein werden. Die Rate der

Produktivität sollte nur mäßig ansteigen, in erster Linie hervorgerufen durch Fortschritte in der

Viehzucht.

Eine Veränderung des Wasserbedarfes kann dadurch individuell, von Betrieb zu Betrieb

unterschiedlich, erfolgen.

In den niederschlagsarmen Anbauregionen Österreichs würden insbesondere Sommerkulturen

zunehmendem Hitze- und Trockenstress ausgesetzt sein. Wassersparende Kulturen, Anbautechniken

und Fruchtfolgen werden dadurch an Bedeutung gewinnen (ÖWAV, 2010).

Obwohl heute der künstlichen Bewässerung eine eher untergeordnete Bedeutung zukommt, wird sie

in Zukunft zur Aufrechterhaltung der Produktion in einigen Regionen zunehmend wichtig sein. Neben

Konzepten für wassersparende Systeme und Effizienzsteigerungen von Anlagen soll auch der Ausbau

von Bewässerungsanlagen in die Planungsgrundsätze mit aufgenommen werden. Gegebenenfalls

müssen Förderungsprogramme angepasst werden (LKOE, 2010).

Page 72: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

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8 Wasserverbrauch in Industrie, Gewerbe und Tourismus

Wasser ist für Industrie und Gewerbe oftmals ein wichtiger Standort- und Produktionsfaktor. Weltweit

gesehen entfallen 20 % der gesamten Wassernutzung auf Industrie (inklusive Energieproduktion). Der

Wasserverbrauch für die Energieerzeugung ist im zunehmen, jedoch wird ein großer Anteil (rund

95 %) dem Wassersystem wieder rückgeführt (UNESCO, 2009).

In Europa entfallen 44 % der gesamten Wassernutzung auf die Energieerzeugung, wo Wasser

hauptsächlich zur Kühlung verwendet wird. 11 % entfallen auf die Industrie (EEA, 2009).

Bezüglich der öffentlichen Wasserversorgung kann der Tourismus den Wasserverbrauch deutlich

erhöhen. Vor allem während der Sommerferien kann das zum Beispiel in Südeuropa zu Problemen

mit der Wasserversorgung führen (EEA, 2009).

In den letzten Jahrzehnten hat sich gezeigt, dass auch bei Großverbrauchern in zunehmendem

Ausmaß die Einsparung von Wasser notwendig wurde. Ursache dafür war – neben ökologischen

Aspekten – vor allem der wirtschaftliche Druck der Ver- und Entsorgungskosten.

Diese Sparmaßnahmen erfolgten durch Umstellung der Produktionsverfahren und durch vermehrte

Kreislaufführung des Wassers. Auch die Belastungen der Wasserqualität aus Industrie und Gewerbe

konnten durch Maßnahmen in den letzten Jahrzehnten deutlich reduziert werden.

Generell ist dadurch der Wasserverbrauch in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gesunken. Aus

der Sicht der Wasserversorgungsunternehmen sollte der Verbrauch nicht noch weiter reduziert

werden, da für den Spitzenbedarf nach wie vor entsprechend große Rohrdurchmesser im

Leitungsnetz vorgehalten werden müssen. Ein abnehmender durchschnittlicher Verbrauch kann

einerseits zu Stagnationsproblemen in den Netzen führen und andererseits die Kostendeckung bei

den gegenwärtigen m³-Preisen in Frage stellen (BDEW, 2008).

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8.1 Einflussfaktoren auf den Wasserverbrauch von

Industrie, Gewerbe und Tourismus

8.1.1 Demografische Entwicklung

Anzahl und Struktur der Bevölkerung eines Landes ist von großer Bedeutung für Industrie und

Gewerbe. Die in Europa vielerorts feststellbare rückläufige Bevölkerungsentwicklung im Zuge des

demografischen Wandels stellt eine Herausforderung nicht nur für die Wasserwirtschaft dar (BDEW,

2008).

Der Konsum verschiedener Güter ist von unterschiedlichen Voraussetzungen, wie zum Beispiel den

finanziellen Verhältnissen und dem Zusammenleben im Haushalt, abhängig. Diese Voraussetzungen

ändern sich auch mit der Altersstruktur, die somit eine direkte Auswirkung darauf hat, welche Güter

konsumiert werden (BMFSFJ, 2008).

Die demografische Entwicklung führt zu einer Zunahme der älteren Bevölkerung (STATISTIK

AUSTRIA, 2010). Die Gesellschaft wird sich in allen Lebensbereichen anpassen müssen, so auch in

der Tourismusbranche. Studien belegen, dass es eine Zunahme der 60+ Touristen geben wird und die

Zahl der 40-50-Jährigen deutlich abnehmen wird. In diesem Zusammenhang wird die Reiseindustrie

dieser neuen Zielgruppe nachkommen und entsprechende Angebote und infrastrukturelle

Voraussetzungen schaffen. Die Nachfrage für Reisen im Inland wird abnehmen, dagegen wird das

Interesse an Auslandsreisen zunehmen (SCHMOLL, 2010). Dementsprechend kann sich der

Wasserverbrauch heimischer Betriebe verschieben.

8.1.2 Politische Entscheidungen

Die EG-Richtlinie über die integrierte Vermeidung und Verminderung von Umweltverschmutzung (IVU-

Richtlinie) bildet EU-weit die Grundlage für die Genehmigung besonders umweltrelevanter

Industrieanlagen. Sie orientiert sich am Leitbild der nachhaltigen Produktion. Ziel ist es, ein hohes

Schutzniveau für die Umwelt insgesamt zu erreichen. Dazu müssen neben den Schadstoffemissionen

in die verschiedenen Medien auch alle Produktionsprozesse berücksichtigt werden, um den Verbrauch

an Ressourcen und Energie und sonstige Umweltbelastungen während des Betriebs und nach der

Stilllegung einer Industrieanlage zu minimieren. Die IVU-Richtlinie setzt dabei auf das Konzept der

besten verfügbaren Techniken (BVT). Dieses Konzept entspricht dem in Österreich und Deutschland

traditionell verwendeten Konzept des Standes der Technik. Die besten verfügbaren Techniken werden

für jede betroffene Branche in einem Informationsaustausch zwischen Mitgliedstaaten, Industrie und

Umweltverbänden erarbeitet und in BVT-Merkblättern festgelegt (BVT, 2010). Eine konsequente

Umsetzung dieses Konzepts lässt weitere Einsparungen im Wasserverbrauch vermuten.

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8.1.3 Wirtschaftliche Entwicklung

Die künftige wirtschaftliche Entwicklung hat auf den Wasserbedarf von Industrie, Gewerbe und

Tourismus individuell unterschiedlich großen Einfluss. Für Gewerbe und Industrie liegt dieser auf der

Hand. Weniger Nachfrage bedeutet gleichzeitig weniger Absatzchancen, wonach die Produktion

gedrosselt werden muss. Verringert sich also das wirtschaftliche Wachstum, oder setzt gar eine

Rezession ein, ist mit weniger Verbrauch zu rechnen. Ähnliches gilt freilich für Dienstleistungsbetriebe.

Produktion und Dienstleistungen sind mit 73 % Anteil am BIP und 62 % Anteil an der Beschäftigung

die bedeutendsten Bereiche der österreichischen Wirtschaft in Hinblick auf die ökonomischen

Indikatoren (ETLINGER, 2005).

Für Tourismusunternehmen ist neben dem Wirtschaftswachstum in Österreich auch die internationale

Lage ausschlaggebend. Zusätzlich gilt es hierbei die Verteilung des Wohlstands zu beachten. Sollte

sich der Wohlstand auf eine kleine Schicht konzentrieren, ist mit Zuwächsen im Spitzensegment zu

rechnen, jedoch sind im mittleren Niveau Umsatzeinbußen zu erwarten. Der Einfluss auf den

Wasserverbrauch wird dadurch regional unterschiedlich sein und muss individuell beurteilt werden.

8.1.4 Technische Entwicklung

Der Wasserverbrauch in der Industrie kann durch vielfältige Technologien reduziert werden, zum

Beispiel durch Kreislaufführungen, Veränderung des Produktionsablaufes oder dem Einsatz von

effizienterer Technologie, was auch die Reduktion der Verluste mit einschließt (DWORAK et al., 2007;

zit. bei EEA, 2009). Durch die zunehmende Einführung wassersparender Produktionsprozesse aber

auch durch vermehrte Eigenförderung von Wasser kann es zu einem deutlichen Verbrauchsrückgang

kommen.

8.1.5 Anschlussgrad / Eigenversorgung

Die Nahrungsmittel-, Getränke- und Milchindustrie sind typische Großverbraucher. Wasser wird dabei

vielfältig als Zusatzstoff, Reinigungsmittel, Transportmittel und Betriebsstoff für Hilfssysteme

eingesetzt.

Etwa 66 % des gesamten in Industrie und Gewerbe eingesetzten Süßwassers erfordern

Trinkwasserqualität. In einigen Bereichen, z.B. Molkereien und Getränkeindustrie, werden bis zu 98 %

des verwendeten Wassers in Trinkwasserqualität benötigt (BVT, 2010).

Inwieweit das Wasser aus der öffentlichen Wasserversorgung bezogen wird, ist sehr unterschiedlich.

In Deutschland sind es nur 4 % des gesamten Wasserbedarfs von Industrieunternehmen, der aus der

öffentlichen Wasserversorgung gedeckt wird. Dieser Wert ist im europäischen Vergleich äußert

niedrig. In Frankreich liegt dieser Anteil beispielsweise bei 19 %, in England bei etwa einem Drittel

(VEWA 2006, bei BDEW, 2008).

Genaue Zahlen, welchen Anteil österreichische Industriebetriebe aus der öffentlichen

Wasserversorgung decken und welchen Anteil die Eigenversorgung ausmacht, gibt es nicht.

In der Regel gilt: Je wasserintensiver die Branchen sind, umso eher erfolgt eine Selbstversorgung

(EEA, 2009).

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8.1.6 Industriedichte / Art

Wasser wird in der Industrie vor allem zur Reinigung, Heizung und Kühlung benutzt. Berücksichtigt

man hinsichtlich der Gesamtmenge auch die Energieerzeugung, so entfallen lediglich 11 % der

gesamten Wassernutzung in Europa auf die Industrie. Von diesem Anteil wird rund die Hälfte für

Produktionsprozesse und die andere Hälfte für Kühlung verwendet (EEA, 2009).

Auch in Österreich entfallen die größten Anteile der industriellen Wassernutzung auf die kalorische

Elektrizitätserzeugung (knapp 40 %). Auf die Metallerzeugung und -bearbeitung entfallen 31 % und

auf die Chemieproduktion rund 20 % (jeweils ohne Berücksichtigung der Wasserkraftnutzung)

(ETLINGER, 2005). Veränderungen in diesen Industriesegmenten haben daher den größten Einfluss

auf den Wasserverbrauch.

8.1.7 Verbraucherverhalten

Ein Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch in Industrie, Gewerbe und Tourismus ist sicher im

Verhalten der Konsumenten zu sehen.

Äquivalent zum CO2-Fußabdruck gibt es auch das Konzept des Wasser-Fußabdrucks. Eine

Kennzeichnung von Produkten mit der dafür aufgewendeten, beziehungsweise verschmutzten

Wassermenge könnte umweltbewusste Konsumenten zu regionalen Produkten greifen lassen, die mit

modernen, wassersparenden Technologien hergestellt wurden. Wesentlicher erscheint für manche

Industriebetriebe jedoch mittels Wasser-Fußabdruck interne Handlungsoptionen und Einsparungen

sichtbar zu machen. Für die Papierindustrie wurde in Österreich bereits ein Wasser-Fußabdruck

errechnet (KELLNER, 2010).

Hinsichtlich Tourismus ist ein wesentliches Kriterium für den Wasserverbrauch pro Nächtigung das

Angebot des Beherbergungsbetriebs, insbesondere im Bereich von Wellness-Einrichtungen.

Wesentliche Einflussfaktoren auf das Freizeitverhalten und die touristische Nachfrageentwicklung sind

natürlich auch die allgemeine Wirtschaftsentwicklung und das verfügbare Einkommen.

8.1.8 Wasserpreis

Von KNOPF (1987) wurde eine Berechnung der Preiselastizität des Industriewasserverbrauches für

die Stadt Wien vorgenommen. Sie errechnet sich zu -0,18 im industriellen Wasserverbrauch. In den

Zahlen für die Berechnung sind keine Abwassergebühren enthalten. Die Preiselastizität wurde als

sehr gering bewertet. Die Preiselastizität von privaten Haushalten ist aber noch deutlich geringer,

sodass im Durchschnitt für ganz Wien eine Preiselastizität von -0,09 errechnet wurde.

Speziell wenn größere Mengen Wasser von Industrie oder Gewerbebetrieben von WVU gekauft

werden müssen, aber auch im Fall von Eigenversorgungen, wird selbstverständlich zunehmend

versucht, die Kosten dafür zu minimieren.

Vor allem in wasserintensiven Industriezweigen wie zum Beispiel der Stahlerzeugung bestehen

Ansätze den Wasserverbrauch zu senken. Dies wird im Allgemeinen durch die Wiederverwendung

Page 76: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

76

von Schmutzwasser oder den Einsatz von wassersparenden Technologien umgesetzt (DWORAK et

al., 2007; zit. bei EEA, 2009).

8.1.9 Temperatur und Sonneneinstrahlung

Die erwarteten Auswirkungen des Klimawandels schließen auch eine Erwärmung der

Oberflächengewässer ein. Dies kann besonders für Industriebetriebe und die Elektrizitätswirtschaft

Probleme hervorrufen, wenn Flüsse zur Kühlwassernutzung herangezogen werden. Eine merkliche

Erwärmung dieser Gewässer kann besonders bei Betrieben mit großem Kühlwasserbedarf zu

Versorgungsengpässen führen, die bis zu einer temporären Außerbetriebnahme reichen könnten

(KIPFER, LIVINGSTONE, 2008).

Saisonbedingter Tourismus kann den Wasserbedarf einer Region deutlich steigern, vor allem während

der Haupturlaubszeit in den Sommermonaten, was vor allem in den Küstenregionen der südlichen

Länder Europas zu einem erheblichen „Wasserstress“ führen kann. In touristischen Bereichen wird

das Wasser nicht nur für Essen, Trinken und Hygiene verwendet, sondern auch für Schwimmbecken,

Wasserparks und Golfanlagen. Bei steigenden Temperaturen wird für diese touristischen Zwecke

mehr Wasser verwendet, wodurch es zu Problemen mit dem verfügbaren Ressourcen kommen kann

(EEA, 2009).

Es stellt sich die Frage, inwieweit die steigenden Temperaturen das Tourismusverhalten ändern

werden. Während im Sommer die Saisondauer ansteigen kann, wird vor allem der Wintertourismus

vor erhebliche Probleme gestellt (kürzere Saison, Schneemangel, Ausweichen auf höhere Regionen).

8.1.10 Niederschläge / Trockenperioden

Der Rückgang von Niederschlägen und die damit verbundene verminderte Abflussspende in Flüssen,

besonders in südlichen Regionen, bringen Probleme für Wasserkraftwerke mit sich. Es wird erwartet,

dass die Stromproduktion in diesen Gebieten um 25 % zurückgehen wird (EUA-GFS-WHO, 2007, bei

KOM, 2009).

In einer österreichischen Studie (NACHTNEBEL und FUCHS, 1999; zitiert in ETLINGER, 2005) wurde

für die Wasserkraftnutzung ein möglicher Rückgang von 3 bis 8 % ermittelt. Dieser Wert ist jedoch mit

einer großen Unsicherheit behaftet. Wahrscheinlich wird es eher zu einer Sommer-

/Winterverlagerung, bei annähernd gleichbleibender Jahresstromerzeugung und gleichzeitiger

Vergleichmäßigung kommen, was als positiver Effekt angesehen werden kann.

Der Rückgang von Schneeniederschlägen im Winter wird zunehmend zu mangelnder

Schneesicherheit führen. Als Gegenmaßnahme kann künstliche Beschneiung bei entsprechender

Wetterlage sinnvoll sein. Für eine Schneedecke von 30 cm werden 600-1500 m³ Wasser pro ha

benötigt, wobei das Wasser im seltensten Fall aus dem Versorgungsnetz bezogen wird, sondern in

Speicherbecken gesammelt wird (EAWAG, 2009).

Page 77: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

77

Es ist anzunehmen, dass im Tourismus unerwartete Ereignisse eine wesentliche Rolle spielen

werden. Beispielsweise sind das Unwetter und deren Folgen, die allgemeine Wetterlage in einer

bestimmten Saison oder Ereignisse, welche die Sicherheit bei der Anreise oder am Aufenthaltsort

betreffen. Die Auswirkungen solcher Einflüsse sind vor allem kurz- bis mittelfristig spürbar, können

aber auch langfristig zu einer Verschiebung von Angebots- und Nachfragestrukturen führen.

8.1.11 Wettervorhersage

Es ist nicht anzunehmen, dass Wettervorhersagen für Industrie und Gewerbe relevante Auswirkungen

ergeben.

Für den Tourismus werden kurzfristige Wettervorhersagen nur in jenen Gebieten von Bedeutung sein,

die verschiede Alternativen der Freizeitgestaltung anbieten. So zum Beispiel im Winter die

Verschiebung des Skitourismus auf z.B. Thermen und Bäder.

Es ist eher anzunehmen, dass es durch Klimaverschiebungen längerfristig zu Verschiebungen

bezüglich der Saison oder der Wahl des Skigebiets (höhere Regionen) kommen wird.

8.2 Daten zum Wasserverbrauch in Industrie, Gewerbe und

Tourismus

8.2.1 Datenquellen zum Wasserverbrauch in Industrie, Gewerbe und Tourismus

8.2.1.1 Regelwerke und Fachliteratur zum Wasserbedarf in Industrie, Gewerbe und Tourismus

Im gewerblichen Sektor sind üblicherweise Werte festgelegt, die je nach Gewerbebetrieb mit der

Angestelltenzahl oder der hergestellten Menge multipliziert werden, um den unterschiedlichen

Verbrauchern gerecht zu werden.

Die vollständigste Zusammenstellung findet sich in den laufend erneuerten Ausgaben des

Taschenbuch der Wasserversorgung (MUTSCHMANN und STIMMELMAYR, aktuell: 14. Auflage,

2007).

Weitere einzelne Daten stammen aus der ÖNORM B2538, 2002 (Restnorm zu EN 805) und der

DVGW W 410, 2008 sowie dem Handbuch der Wasserversorgungstechnik (GROMBACH et al., 2000).

In diesem Handbuch der Wasserversorgungstechnik ist auch der flächenbezogene Wasserbedarf (qlm)

von Industrie und Gewerbe beschrieben. Als Grundlage wird folgende Formel angegeben:

[m³/ha.h]

Q = Jahreswasserbedarf [m³/a]

310 = Zahl der Arbeitstage

14 = mittlere Betriebszeit [h]

F = Arealgröße [ha]

Page 78: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

78

8.2.1.2 Internationale Studien und Datenquellen zum Wasserverbrauch in Industrie, Gewerbe und

Tourismus

Der Wasserverbrauch für die Energiegewinnung (Wasserkraft und Kühlung) ist weltweit gesehen

zwar im Zunehmen, trotzdem ist der Energiesektor der ökonomischste mit dem geringsten

Wasserbedarf. Der größte Teil des Wassers wird zudem dem Wasserkreislauf rückgeführt (rund

95 %).

Aus Sicht des Wasserbedarfs kann die Welt in zwei große Gruppen unterteilt werden. In der einen

Gruppe (Afrika, der größte Teil Asiens, Ozeanien, Lateinamerika, Karibik) ist der größte

Wasserverbraucher die Landwirtschaft, während in der zweiten Gruppe (Europa, Nordamerika) die

Industrie und Energiegewinnung einen größeren Wasserbedarf haben (UNESCO, 2009).

Für Europa entstammen viele Eckdaten einer Studie der EUROPEAN ENVIRONMENT AGENCY. Ein

deutlicher Unterschied wurde zwischen den unterschiedlichen Regionen festgesellt. So ist im Süden

Europas die Landwirtschaft der größte Wasserverbraucher mit mehr als der Hälfte des nationalen

Wasserbedarfs, während im Westeuropa die Energiegewinnung der Hauptträger mit über 50 % ist

(EEA, 2009).

Die EG-Richtlinie über die integrierte Vermeidung und Verminderung von Umweltverschmutzungen

(IVU-Richtlinie) bildet EU-weit die Grundlage für die Genehmigung besonders umweltrelevanter

Industrieanlagen.

Die IVU-Richtlinie setzt das Konzept der besten verfügbaren Technik (BVT) um. Die besten

verfügbaren Techniken werden für jede betroffene Branche in einem Informationsaustausch zwischen

Mitgliedstaaten der EU, Industrie und Umweltverbänden erarbeitet und in diesen BVT-Merkblättern

festgelegt.

Der Aufbau der BVT-Merkblätter beinhaltet eine allgemeine Information über die Branche (statistische

Daten, geografische Verteilungen, wirtschaftliche Aspekte, Angaben über Beschäftigungssituation,

Einschätzung der Bedeutung der Branche für die Umwelt) und Angaben über die Produktionsschritte.

Zur Vervollständigung sind Informationen über neue oder alternative Methoden der Produktion

angegeben. Abschließend folgen die Schlussfolgerungen und Empfehlungen (BVT, 2010).

Speziell für Deutschland entstammen, neben der bereits genannten Veröffentlichung der DVGW W

410 (2008), Daten der Wasserbedarfsprognose 2030 für das Versorgungsgebiet der Hamburger

Wasserwerke GmbH (KLUGE et al., 2007).

8.2.1.3 Österreichische Studien und Datenquellen zum Wasserverbrauch in Industrie, Gewerbe und

Tourismus

Hinsichtlich des industriellen Wasserbezugs und -verbrauchs liegen für Österreich keine hinreichend

aktuellen Daten vor. Die letzten statistisch erfassten Gesamtdaten stammen aus dem Jahr 1994. Seit

dem Beitritt zur EU wird nur der Fremdbezug, nicht jedoch der Eigenbezug von Wasser statistisch

erhoben. Selbst gefördertes Oberflächen-, Grund- und Quellwasser ist in den Verbrauchserhebungen

nach 1995 nicht mehr berücksichtigt. Der Anteil von selbst gefördertem Wasser betrug im Jahr 1994

Page 79: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

79

etwa 92,2 % des Gesamtwasserverbrauchs. Neue Daten zum Wasserverbrauch der Industrie werden

im Zuge der Umsetzung der Wasser-Rahmenrichtlinie (WRRL) benötigt, die diesbezüglichen Register

sind aber noch im Aufbau begriffen (UMWELTBUNDESAMT, 2007).

Die Daten der ÖVGW (Österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach) liegen in Form der

Datensammlung DW1 vor. Es handelt sich dabei aber nicht um eine Zusammenstellung von

Verbrauchsdaten unterschiedlicher Industrie- und Gewerbebetriebe, sondern um eine von den WVU

geschätzte Menge des Industrie- und Gewerbeanteils an der gesamten Wasserabgabe (DW1, 2007).

8.2.2 Datenzusammenfassung - Industrie, Gewerbe und Tourismus

Die Zusammenstellung der Wasserverbrauchsdaten erfolgt, zur besseren Übersichtlichkeit, getrennt

für den Sekundärsektor (industrieller bzw. produzierender Sektor) und den Tertiärsektor

(Dienstleistungssektor).

Wenn für eine Verbrauchsart nur ein Wert einer Literaturstelle verfügbar ist, ist dieser Wert

als Median (Med) eingetragen. Bei zwei verfügbaren Werten werden diese als Minimum

(Min) und Maximum (Max) angegeben. Ab drei verfügbaren Werten werden Min, Med und

Max ausgewiesen und es wird zusätzlich der Mittelwert (Mittel) angegeben. Bei über drei

verfügbaren Werten, sind zusätzlich die Quartilen (25 % und 50 %) berechnet und

angegeben.

In Tabelle 18 sind Verbraucher des Sekundärsektor (industrieller Sektor) aufgelistet und ihr

Wasserbedarf dargestellt. Der Sekundärsektor umfasst auch das produzierende Gewerbe, d.h.

Betriebe, die für die Verarbeitung von Rohstoffen zuständig ist.

Page 80: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

80

Tabelle 18: Zusammenfassung der Wasserverbrauchsdaten im Sekundärsektor

Wasserverbrauchsdaten Zusammenfassung aller Angaben (Studien, Normen, Fachliteratur etc.) Einheit Industrie und

produzierendes Gewerbe Min 25% Med 75% Max Mittel

Steinkohle 12 Liter pro Kilogramm Steinkohle-Koks 1 Liter pro Kilogramm Pkw 10 Liter pro Kilogramm Stahl 44 47 50 75 100 64,7 Liter pro Kilogramm Mineralöl 0,3 Liter pro Kilogramm Zellstoff 200 Liter pro Kilogramm Zeitungspapier 15 Liter pro Kilogramm

Papier 27 Kubikmeter pro Hektar Betriebsareal und Stunde

Kunstfasern 200 Liter pro Kilogramm Fleisch- und Wurstwaren 2 Liter pro Kilogramm Früchte- und Gemüsenkonserven 5 Liter pro Kilogramm

Fischkonserven 40 Liter pro Kilogramm

Seifenfabriken 15 Kubikmeter pro Hektar Betriebsareal und Stunde

Färberein und Ausrüstereien 36 Kubikmeter pro Hektar Betriebsareal und Stunde

Molkerei 0,6 1 1,5 1,8 4 1,8 Liter pro Liter Milch

Molkerei 36 Kubikmeter pro Hektar Betriebsareal und Stunde

Brauerei 3 3,4 4,25 6,25 10 5,4 Liter pro Liter Bier Brennerei (je Liter Maische) 2 Liter pro Liter Maische Zuckerfabrik 30 180 865 1500 1500 815 Liter pro Tonne Rüben

Zuckerfabrik 0,24 Kubikmeter pro Hektar Betriebsareal und Stunde

Schlachthof 60 240 1150 2750 5000 1.840 Liter pro Großvieheinheit Schlachthof 1600 5300 9000 5.300 Liter pro Tonne

produzierendes Gewerbe 134 134 Liter pro Angestellten und Tag

Typische Großverbraucher sind die Nahrungsmittel-, Getränke- und Milchindustrie. Wasser wird in

den Produktionsprozessen dieser Betriebe als Zusatzstoff, Reinigungsmittel, Transportmittel oder

Betriebsstoff für Hilfssysteme eingesetzt. Etwa zwei Drittel des gesamten eingesetzten Wasser muss

dabei Trinkwasserqualität aufweisen. In einigen Bereichen, zum Beispiel in Molkereien und in der

Getränkeindustrie, werden bis zu 98 % des verwendeten Wassers in Trinkwasserqualität benötigt. Für

Schlachtanlagen gilt zum Beispiel, dass ausschließlich Trinkwasser verwendet werden muss und

daher gibt es in dieser Branche praktisch keine Möglichkeit, Wasser wiederzuverwenden (BVT, 2010).

Die Rohstoffe für die Papierproduktion auf Grundlage von Recyclingfasern sind hauptsächlich

Altpapier, Wasser, chemische Zusatzstoffe und Energie in Form von Dampf und elektrischer Energie.

Dabei kommen große Mengen Wasser als Prozess- bzw. Kühlwasser zum Einsatz (BVT, 2010).

In einigen Bereichen, wie zum Beispiel in der Stahlindustrie aber auch in der Zuckerproduktion, ist

die Spanne zwischen Minimalwert und Maximalwert der angegebenen Wassermengen sehr groß.

Page 81: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

81

Dies ist möglicherweise darauf zurückzuführen, dass in manchen Regelwerken oder Normen noch die

typischen Verbräuche älterer Produktionstechnologien angegeben sind, während neue Ausgaben der

Fachliteratur oder aktuelle Studien, bereits den Wasserverbrauch bei Einsatz moderner

Produktionstechniken berücksichtigen. Es kann daher davon ausgegangen werden, dass für die

Zukunft eher mit den Minimalwerten gerechnet werden muss.

Zur Beurteilung der historischen Entwicklung des Wasserverbrauchs im Sektor Industrie und produzierendes Gewerbe wurden verschiedene Ausgaben des Taschenbuch der Wasserversorgung

(MUTSCHMANN und STIMMELMAYR, 8. Auflage, 1983, 10. Auflage, 1991, 11. Auflage, 1995 und 14.

Auflage, 2007) herangezogen. Der Vergleich in Abbildung 16 zeigt deutlich den Trend zu

wassersparenden Produktionsverfahren.

Abbildung 16: Historischen Entwicklung des Wasserverbrauchs einiger Industriezweige und produzierender Gewerbebetriebe

In Tabelle 19 sind Verbraucher des Tertiärsektor (Dienstleistungssektor) aufgelistet und ihr

Wasserbedarf dargestellt. Dieser Sektor umfasst alle Dienstleistungen, die in eigenständigen

Unternehmungen oder durch den Staat sowie in anderen öffentlichen Einrichtungen erbracht werden.

0,1  l/l

1,0  l/l

10,0  l/l

100,0  l/l

1000,0  l/l

0,1  l/kg

1,0  l/kg

10,0  l/kg

100,0  l/kg

1000,0  l/kg

1980 1990 2000 2010

Wasserverbrau

ch in

 Liter pro kg bzw. Liter pro Liter

Entwicklung des Wasserverbrauchsin Industrie und produzierendem Gewerbe

Industrie, Steinkohle

Industrie, Steinkohle‐Koks 

Industrie, Zeitungspapier

Industrie, Kunstfasern

Industrie, Früchte‐ und Gemüsenkonserven 

Großgewerbe, Brauerei

Großgewerbe, Molkerei

Page 82: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

82

Tabelle 19: Zusammenfassung der Wasserverbrauchsdaten im Tertiärsektor

Wasserverbrauchsdaten Zusammenfassung aller Angaben (Studien, Normen, Fachliteratur etc.) Einheit Dienstleistungsgewerbe Min 25% Med 75% Max Mittel

Lebensmittelbetriebe 36 Kubikmeter pro Hektar Betriebsareal und Stunde

Kleingewerbe, Bäcker 130 140 150 150 150 143 Liter pro Angestellten und Tag

Kleingewerbe, Konditor 150 Liter pro Angestellten und Tag

Kleingewerbe, Fleischer 100 150 200 225 250 183 Liter pro Angestellten und Tag

Kleingewerbe, Friseur 30 47,5 65 82,5 100 65 Liter pro Angestellten und Tag

Kleingewerbe, gewerbliche Betriebe, stark schmutzend 250

Liter pro Angestellten und Tag

Gastwirtschaft / Restaurants (pro Gast) 15 17,5 20 110 200 78 Liter pro Gast und Tag

Kleingewerbe, Restaurants, Kantinen 50

Liter pro Angestellten plus Gästen und Tag

Handel (pro m² Nutzfläche) 0,8 Liter pro Quadratmeter und Tag

gemischte Gewerbegebiete (pro ha) 2

Kubikmeter pro Hektar Gewerbeareal und Tag

gemischte Gewerbegebiete (pro Arbeitsplatz bzw. Beschäftigtem) 50

Liter pro Arbeitsplatz und Tag

Autowaschen - Waschanlage (pro Autowäsche) 40 50 60 80 450 136 Liter pro Waschgang

Großgewerbe, Wäscherei (je kg Trockenwäsche) 40 Liter pro Kilogramm

Großgewerbe, Kaufhaus, ohne Restaurant 50 50 50 65 80 60 Liter pro Angestellten

und Tag Großgewerbe, Kaufhaus, mit Restaurant 100

Liter pro Angestellten plus Gästen und Tag

Hotels 50 200 290 450 1400 488 Liter pro Gast und Tag Großgewerbe, Hotel, Luxus, A: G >=1 600

Liter pro Angestellten plus Gästen und Tag

Großgewerbe, Hotel, Mittel, A: G ≈ 0,5 375

Liter pro Angestellten plus Gästen und Tag

Großgewerbe, Hotel, Einfach, A: G = 0,25 150

Liter pro Angestellten plus Gästen und Tag

Verwaltung / Büro (pro Arbeitsplatz bzw. Beschäftigtem)

12,4 35 140 58 Liter pro Angestellten und Tag

Kindergarten (pro Kind) 16 80 180 92 Liter pro Kind und Tag

Page 83: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

83

Tabelle 19: Zusammenfassung der Wasserverbrauchsdaten im Tertiärsektor - Fortsetzung

Wasserverbrauchsdaten Zusammenfassung aller Angaben (Studien, Normen, Fachliteratur etc.) Einheit Dienstleistungsgewerbe Min 25% Med 75% Max Mittel

Schule - halbtags (pro Schüler) 1,8 Liter pro Schüler und TagSchule - ganztags (pro Schüler) 2,5 Liter pro Schüler und TagKindergrippe 40 50 60 50 Liter pro Kind und Tag

Schule - gesamt (pro Schüler bzw. Schüler + Lehrer) 2 6,6 10 30 60 20 Liter pro Schüler und Tag

Schulen, ohne Duschen, ohne Schwimmbad 10

Liter pro Schüler+Lehrer und Tag

Schulen, mit Duschen 40 Liter pro Schüler+Lehrer und Tag

Schulen, mit Schwimmbad 50 Liter pro Schüler+Lehrer und Tag

Universitäten 60 120 180 240 300 180 Liter pro Student und Tag

Universität und Fachschulen, Geisteswissenschaft 150

Liter pro Student+Lehrer und Tag

Universität und Fachschulen, Chemie 1000

Liter pro Student+Lehrer und Tag

Universität und Fachschulen, Physik 500

Liter pro Student+Lehrer und Tag

Universität und Fachschulen, vorklinisches Studium 350

Liter pro Student+Lehrer und Tag

Universität und Fachschulen, Biologie und wasserwirtschaftliche Institute 400

Liter pro Student+Lehrer und Tag

Universität und Fachschulen, Studenthaus und Verwaltung 150

Liter pro Student+Lehrer und Tag

Arztpraxen (pro Arbeitsplatz bzw. Beschäftigtem) 52

Liter pro Arbeitzplatz und Tag

Krankenhäuser (pro Bett) 120 425 830 430 Liter pro Bett und Tag

Krankenhäuser, je Patient und Personal 350

Liter pro Patient+Personal und Tag

Spezial Krankenhäuser 500

Liter pro Patient+Personal und Tag

Altenheime (pro Bett) 150 150 219 173 Liter pro Patient und Tag

Altenheime, Pflegeheime 180

Liter pro Patient+Personal und Tag

Bäder / Thermalbäder / Spa (pro Gast) 150 180 250 193 Liter pro Gast und Tag

Hallenbäder 140 200 210 188 Liter pro Gast und Tag

Page 84: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

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Tabelle 19: Zusammenfassung der Wasserverbrauchsdaten im Tertiärsektor - Fortsetzung

Wasserverbrauchsdaten Zusammenfassung aller Angaben (Studien, Normen, Fachliteratur etc.) Einheit Dienstleistungsgewerbe Min 25% Med 75% Max Mittel

Markthalle 30 Liter pro Quadratmeter und Tag

Friedhof 0,1 Liter pro Quadratmeter und Tag

Grünflächen, bewässert 0,1 0,6 3,0 1,1 Liter pro Quadratmeter und Tag

Gemeindliche Reinigungseinrichtungen 3

Liter pro Einwohner und Tag

Justizvollzugsanstalten 160 Liter pro Häftling + Angestellte und Tag

Kasernen (Pro Person) 70 100 570 184 Liter pro Person und Tag Flughafen 50 Liter pro Gast und Tag

Feuerwehr, für Übungen u. einf. Brandfälle i.a. 0,2-0,5% von Qa 0,5

Liter pro Einwohner und Tag

Eigenverbrauch WVU 2 Liter pro Einwohner und Tag

Campingplatz 17 Liter pro Person und Tag

Für Hotels wird der Wasserverbrauch zum Beispiel auf die Gästeanzahl oder auf Gäste- und

Angestelltenzahl bezogen. Es lässt sich hier eine große Spanne im Wasserverbrauch erkennen, was

vor allem auf die Hotelart (von Luxushotels bis zu einfachen Hotels) zurückzuführen ist. Generell gilt,

je höher der Ausstattungsgrad, desto höher der Wasserbedarf.

Am Beispiel der Autowaschanlagen ist zu erkennen, wie sehr sich unterschiedliche Betriebsweisen

bemerkbar machen. Mit Kreislaufführung des Wassers beträgt der Wasserverbrauch mit 40 l je Auto

und Waschgang nur rund ein Zehntel des Verbrauches ohne Kreislaufführung (450 l je Auto und

Waschgang).

Zur Beurteilung der historischen Entwicklung des Wasserverbrauchs im Dienstleistungssektor wurden wiederum Daten aus den verschiedenen Ausgaben des Taschenbuch der Wasserversorgung

(MUTSCHMANN und STIMMELMAYR, 8. Auflage, 1983, 10. Auflage, 1991, 11. Auflage, 1995 und 14.

Auflage, 2007) herangezogen. Der Vergleich in Abbildung 17 zeigt unterschiedliche Trends. In der

gehobenen und der Mittelklasse-Hotellerie sowie für Hallenbäder wurden die Werte teilweise

beträchtlich nach oben revidiert, für einfache Hotels hingegen leicht nach unten. Die Planungswerte

für Büros aller Art und für Alten- und Pflegeheime wurden leicht zurückgenommen, die für

Krankenhäuser leicht erhöht.

Page 85: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

85

Abbildung 17: Historischen Entwicklung des Wasserverbrauchs einiger Dienstleistungsbetriebe

Abschließend sind in Tabelle 20 noch typische Spitzenfaktoren einiger öffentlicher und gewerblicher

Nutzungen zusammengestellt.

Tabelle 20: Spitzenfaktoren des öffentlichen und gewerblichen Bedarfs nach DVGW W 410

Verbrauchergruppe/Gebäudeart Tagesspitzenfaktor Stundenspitzenfaktor Krankenhäuser 1,3 3,2 Schulen 1,7 7,5 Verwaltungs- und Bürogebäude 1,8 5,6 Hotels 1,4 4,4 landwirtschaftliche Anwesen 1,5 7,6 gemischte Gewerbegebiete 1,8 5,6

0  l/(A+G).Tag

100  l/(A+G).Tag

200  l/(A+G).Tag

300  l/(A+G).Tag

400  l/(A+G).Tag

500  l/(A+G).Tag

600  l/(A+G).Tag

700  l/(A+G).Tag

1980 1990 2000 2010

Wasserverbrau

ch in

 Liter pro Angestellten

 bzw

. / und

 Gast

Entwicklung des Wasserverbrauchs im Dienstleistungsgewerbe

Großgewerbe, Hotel, Luxus, A: G>=1

Großgewerbe, Hotel, Mittel, A: G ~0,5

Großgewerbe, Hotel, Einfach,  A: G~0,25

Büro‐ und Verwaltungsgebäude, mittlere, ohne Kantine

Büro‐ und Verwaltungsgebäude, mit Kantine, mit allen techn. Einrichtungen, vollklimatisiertKrankenhäuser, je Patient und Personal

Altenheime, Pflegeheime 

Hallenbäder

Page 86: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

86

8.3 Prognosen für den künftigen Wasserbedarf in Industrie,

Gewerbe und Tourismus

Der Wasserverbrauch in der Industrie ist EU-weit in den letzen eineinhalb Dekaden rückläufig.

Maßgebend dafür sind einerseits technische Weiterentwicklungen, andererseits der geringere Bedarf

an wasserintensiver Schwerindustrie. Ein weiterer Trend auf dem Gebiet der Industrie ist der Einsatz

von besseren Kühlungstechniken, die weniger Kühlwasser benötigen (EEA, 2009).

Anhand der verschiedenen Auflagen des „Taschenbuch der Wasserversorgung“ (MUTSCHMANN und

STIMMELMAYR, Auflage 8, 1983 bis Auflage 14, 2007) lässt sich der sinkende Wasserverbrauch

(siehe Abbildung 16 auf Seite 81) in einigen Branchen erkennen. Erklärt wird der rückgängige

Verbrauch mit der fortschreitenden technischen Entwicklung und den damit mögliche Einsparungen.

Von HILLENBRAND und BÖHM (2008) wurde eine Prognose des industriellen Wasserbedarfs in

Deutschland bis ins Jahr 2020 vorgenommen. Diese Vorhersage entstand im Rahmen einer Studie

zur nachhaltigen Gewässerbewirtschaftung für das Einzugsgebiet der Elbe im Jahr 2008. Zur

Erstellung wurden Daten aus den Jahren 1991 bis 2004 verglichen und Industrieunternehmen mittels

standardisierter Fragebögen untersucht.

Als Industriezweig mit dem größten Wasserverbrauch stellten sich zwar Wärmekraftwerke heraus, die

allerdings in der Studie nicht beachtet wurden, da diese Wasser vorwiegend als Kühlwasser

einsetzen.

Die Ergebnisse der Untersuchung wurden nach Branchen gegliedert dargestellt, die Trends durch

folgende Formel bestimmt

Wi = ci . Ai

Wi …..Wassereinsatz

ci …. ..spezifischer Wasserintensitätsfaktor

Ai …. wirtschaftliche Aktivität des jeweiligen Unternehmens

Für die Vergangenheit kann mit vorliegenden Daten zum Wassereinsatz und zur Wirtschaftsaktivität

der relevanten Branchen, die Entwicklung des spezifischen Wasserintensitätsfaktors bestimmt und mit

dessen Hilfe die künftige Entwicklung abgeschätzt werden.

Für die chemische Industrie zeigt sich ein deutlicher Rückgang des Wasserverbrauchs seit 1991

durch eine Reduktion des Wasserintensitätsfaktors. Diese Einsparungen ergaben sich in erster Linie

durch vermehrte Kreislaufführung, dem Recycling von Gebrauchswasser, dem Einsatz

wassersparender Techniken und der Substitution von Trinkwasser durch alternative Ressourcen. Es

wird ein Rückgang von 30 bis 40 % für das Jahr 2020 erwartet.

Page 87: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

87

In der Metallerzeugung und Metallverarbeitung lassen sich starke Einsparungseffekte bis ins Jahr

2001 erkennen, dann jedoch bleibt der Verbrauch der Unternehmen nahezu konstant. Durch

betriebliche Änderungen wie Kreislaufführung, Einsatz effizienterer Spülsysteme oder Kühlungen

sowie Substitution können in Zukunft noch weitere Reduktionen im Verbrauch realisiert werden. Bis

ins Jahr 2020 sollte der Wasserbedarf um 20 bis 30 % zurückgehen.

Bei der Papierindustrie zeigt sich ein ähnlicher Trend wie bei der Metallindustrie. Der Verbrauch sank

seit 1991 kontinuierlich, seit 2001 gab es allerdings kaum noch Veränderungen. Nur durch

umfassende Optimierung der Kreislaufführung von Wässern können in der Papierindustrie weitere

Einsparungen erzielt werden. Die Reduktion des Wassereinsatzes bis ins Jahr 2020 wird dennoch auf

40 bis 50 % geschätzt.

Bis 1998 nahm der Verbrauch der Nahrungsmittelindustrie stetig ab, seit diesem Zeitpunkt war er

praktisch konstant. Auch der Wasserintensitätsfaktor nimmt im Vergleich zu den anderen betrachteten

Industriezweigen nur gering ab. Dies lässt sich unter anderem damit erklären, dass in dieser Branche

Wasser oft direkt zur Erzeugung von Lebensmitteln eingesetzt wird und daher sehr oft

Trinkwasserqualität haben muss. Durch effizientere Reinigungssysteme oder Waschprozesse könnten

in Zukunft weitere Einsparungspotenziale freigesetzt werden. Diese sollten sich im Bereich von 20 bis

30 % bis ins Jahr 2020 bewegen.

Für die mineralölverarbeitende Industrie ergibt sich in der Prognose für 2020 eine Reduktion des

Wasserbedarfs von 20 bis 30 %.

Starke Veränderungen gab es für die Textilindustrie. Seit 1991 hat sich hier ein drastischer

Rückgang des Wasserbedarfs ergeben, allerdings auch ein teilweise noch deutlicherer Rückgang der

Wertschöpfung. Die Zahl der Betriebe ist seit 1995 um 43 % zurückgegangen, d. h. es gab sehr große

Veränderungen in der Branche. Diese führten auch zu einer deutlichen Veränderung der

Produktionsstruktur. Bis zum Jahr 2020 wird ein gesamter Rückgang des Wasserbedarfs um 30-40 %

erwartet.

Die Befragung der Unternehmen ergab, dass rund 50 bis 70 % der Betriebe bereits wassersparende

Technologien verwenden, 10 bis 20 % können es sich zumindest vorstellen, solche im nächsten

Jahrzehnt zu installieren. Nur rund 20 % der Unternehmen setzen Regenwasser im laufenden Betrieb

ein, und 40 % halten diese Option in Zukunft für möglich. Da für den Einsatz wassereffizienter

Technogien in der Industrie besonders die Wirtschaftlichkeit ausschlaggebend ist, sind künftige

Preisentwicklungen für öffentliche Wasserversorgung und -entsorgung im Speziellen für

wasserintensive Industriezweige wie Nahrungsmittelindustrie und Textilindustrie, etc. maßgebend.

Insgesamt ging der Wassereinsatz der Industrie im betrachteten Gebiet seit 1991 um rund 28 %

zurück. Ebenso reduzierte sich der Wasserintensitätsfaktor, je nach Industriezweig, von 2,1 bis 4,1 %

pro Jahr.

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Für das Jahr 2020 lässt die Untersuchung darauf schließen, dass allein durch den vermehrten Einsatz

bereits vorhandener Technologien weitere Einsparungen realisiert werden sollten. Weitere Gründe,

die für zukünftige Reduktionen sprechen, sind zu erwartende Preissteigerungen in der öffentlichen

Wasserversorgung und Abwasserentsorgung sowie die Zuhilfenahme von betriebsfremden

Dienstleistungsunternehmen, die vermehrt mit den Belangen der Wassereffizienz betraut werden und

so ihre Erfahrungen aus anderen Branchen nützen können (HILLENRBAND und BÖHM, 2008).

8.3.1 Prognosen für den künftigen Wasserbedarf in Industrie, Gewerbe und Tourismus in

Österreich

1987 wurde von KNOPF auf der Grundlage von rückgesendeten Fragebögen von Wiener

Industriebetrieben festgestellt, dass ein klarer Trend zur Reduktion des Verbrauchs ersichtlich ist.

Die Gesamtabgabe an die befragten Industrieunternehmen ging von 55,7 Mio. m³ im Jahr 1976 auf

31,4 Mio. m³ im Jahr 1984 um 44 % zurück. Dieser Rückgang wurde besonders seit 1979, bedingt

durch die Einführung einer Abwassergebühr, verstärkt.

Der Wasserverbrauch der Industrie ist naturgemäß stark von der wirtschaftlichen Entwicklung einer

Region abhängig. In den Jahren 1964 bis 1982 ist der Anteil der Ostregion Österreichs am gesamten

staatlichen Bruttoinlandsprodukt von 51,1% auf 44,2% zurückgegangen. Trotz dieser Reduktion ist

diese Region immer noch die ökonomisch stärkste in Österreich. Deutlich erkennbar ist die

Umstrukturierung der Wirtschaft. Der tertiäre Sektor hatte 1982 bereits einen Anteil von 68 % an der

Bruttowertschöpfung. Die Wandlung des Wirtschaftsraumes ging im Osten Österreichs besonders

rasch von Statten (KNOPF, 1987).

Die Betrachtung der verschiedenen Branchen zeigte ein stark differenziertes Bild. So ging der

Verbrauch der chemischen Industrie stetig zurück, während die Nahrungs- und Genussmittelindustrie

ihren Verbrauch kaum veränderte. Starke Schwankungen zeigten sich bei der Elektroindustrie. Nach

anfänglich recht deutlichem Anstieg reduzierte sich der Absatz dieser Branche in den Jahren 1981 bis

1984 drastisch. Fasst man alle Branchen zusammen, erkennt man einen leichten Rückgang beim

Bezug aus öffentlichen Netzen. Viel stärkere Reduktionen wurden aber beim Anteil der

Eigenversorgung festgestellt.

Die weitere Entwicklung des industriellen Wassereinsatzes ist nicht nur von der Produktionsleistung,

sondern auch von technischen Entwicklungen, der zukünftigen Nachfrage und gesellschaftlichen

Entwicklungen abhängig. Diese Faktoren sind allerdings überaus schwer vorherzusehen, die

Verknüpfung von industriellen Wasserverbrauchsdaten und Kenziffern der Wirtschaftsleistung im

Rahmen der Studie schlug fehl. Die Schlussfolgerung lautete in weiterer Folge, dass der industrielle

Wassereinsatz weniger von der wirtschaftlichen Entwicklung als von den gesellschaftlichen

Rahmenbedingungen abhängig ist. Dazu zählen zum Beispiel gesetzliche Vorgaben und Tarife für

Wasserversorgung und Abwasserentsorgung (KNOPF, 1987).

In welcher Form sich der Wasserverbrauch durch Freizeitverhalten und Fremdenverkehr beziehungsweise in Tourismusbetrieben entwickeln wird, kann anhand der vorliegenden

Publikationen und Studien nicht einheitlich festgestellt werden.

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Wenn es einen Trend zu luxuriöseren Urlaubsaufenthalten im Inland gibt, wird sich dies in einem

höheren Wasserverbrauch niederschlagen. Auch die stetige Zunahme moderner Thermen- und

Badeanlagen in Österreich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten, weist auf einen höheren

Wasserverbrauch je Badegast gegenüber herkömmlichen Hallenbädern hin.

Erfahrungen von Wasserversorgungsunternehmen und bereits vorliegende Daten unterschiedlicher

österreichischer Versorgungsgebiete weisen klar darauf hin, dass das Freizeitverhalten zwei

unterschiedliche Arten von Versorgungsgebieten definiert. Zum Einen sind das Versorgungsgebiete,

die durch einen höheren Verbrauch von Montag bis Freitag durch die Anwesenheit der arbeitenden

Bevölkerung und einen Rückgang an Samstagen und Sonntagen charakterisiert sind. Zum Anderen

sind dies Versorgungsgebiete speziell im Umland größerer Ballungszentren, die durch die Benutzung

von Wochenendhäusern und den Verbrauch von Tourismusbetrieben am Wochenende, einen

höheren Verbrauch als unter der Woche aufweisen.

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90

9 Wasserverbrauch in den Haushalten

Der Wasserverbrauch durch private Haushalte variiert in den verschiedenen Ländern und Regionen

der Welt sehr stark. Insgesamt nimmt der Wasserverbrauch weltweit stetig zu. Dies ist bedingt durch

die Bevölkerungsentwicklung und die Urbanisierungsprozesse, vor allem in den Entwicklungs- und

Schwellenländern. In den meisten Industrieländern stagniert der Verbrauch durch private Haushalte

bzw. ist sogar absolut rückläufig.

Der Großteil des Wassers aus den öffentlichen Versorgungssystemen wird im Haushalt für die

persönliche Hygiene sowie im Garten verbraucht. Für die Flüssigkeitszufuhr und die

Essenszubereitung wird nur ein geringer Teil des gesamten Pro-Kopf-Verbrauchs verwendet

(SCHEELE, 2009).

9.1 Einflussfaktoren auf den Haushaltswasserverbrauch

9.1.1 Demografische Entwicklung

Bei der Planung von Wasserversorgungsanlagen und zur langfristigen Abschätzung des

Wasserbedarfs ist das Wissen um die zeitliche und örtliche Bevölkerungsentwicklung naturgemäß von

hoher Bedeutung.

Deutschland sieht sich, wie der Rest Europas, mit einem starken demografischen Wandel konfrontiert.

Dabei gilt es, die Entwicklung der Geburten- und Sterblichkeitsraten sowie Veränderungen der

Bevölkerungszahl durch Wanderung möglichst genau zu prognostizieren. Dieses Unterfangen

gestaltet sich jedoch als äußerst schwierig, insbesondere wenn Prognosen über mehrere Dekaden

erstellt werden sollen. Im Speziellen sind Wanderungsgewinne oder -verluste stark von schwer

vorherzusehenden sozialen und ökonomischen Entwicklungen im In- und Ausland abhängig

(KOEGST et al. 2008). Die Bandbreite der möglichen Bevölkerungsentwicklung liegt laut GROMBACH

et al. (2000) bei einem Zuwachs bzw. einer Abnahme um je 40 %. Von den Autoren wird

angenommen, dass sich zwar das rasante Wachstum der 1950er bis 1960er Jahre nicht wiederholen

wird, allerdings sollte das Wachstum von Ballungsräumen zu Lasten ländlicher Gebiete anhalten.

Für Österreich wird vorhergesagt, dass im Jahr 2030 ein Viertel der Einwohner über 65 Jahr alt sein

wird. STATISTIK AUSTRIA (2009) geht des Weiteren von einem kontinuierlichem

Bevölkerungszuwachs auf 9,6 Millionen Einwohner im Jahr 2075 aus. In diesem Jahr würde der Anteil

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der über 60-Jährigen bereits rund 34 % der Gesamtbevölkerung betragen. All dies geht mit dem Trend

zu kleineren Haushaltsgrößen einher.

Im Jahr 2008 ergab eine Zählung der STATISTIK AUSTRIA (2008a) einen Stand von 8.331.930

Österreicherinnen und Österreicher, davon waren 4.037.171 Männer und 4.277.716 Frauen.

Geschichtlich gesehen ist die Bevölkerungszahl in Österreich stetig gestiegen, so gab es zur

Jahrhundertwende um 1900 etwa 6 Millionen Staatsbürger, in den 1950er Jahren wurde schließlich

die 7-Millionen-Marke erreicht und ab dem Jahr 2000 gab es mehr als 8 Millionen Bürger. Die

Zuwanderung nach Österreich ist weitaus größer als die Abwanderung, so war die Bilanz 2004 und

2005 um rund 50.000 Personen positiv, danach verringerte sie sich auf plus 30.000 in den Jahren

2006 und 2007. Allein durch den geringen Geburtenüberschuss der vergangenen Jahre (rund 2000 im

Durchschnitt seit 2006) würde sich das Bevölkerungswachstum stark in Grenzen halten.

Die Lebenserwartung in Österreich liegt bei Menschen, die 2007 geboren wurden, derzeit bei 77

Jahren bei Männern, respektive 82 Jahren bei Frauen. Diese Zahlen sind seit 1970 um jeweils etwa

10 Jahre gestiegen und dieser Trend sollte weiterhin anhalten. Die Gesamtbevölkerung teilt sich

derzeit in rund 15,3 % unter 15-Jährige, 67,5 % unter 65-Jährige und 17,1 % über 65-Jährige. Damit

befinden sich über zwei Drittel der Österreicherinnen und Österreicher im erwerbsfähigen Alter.

9.1.2 Politische Entscheidungen

Eine Beschränkung der Wasserverwendung im Außenbereich wird gegebenenfalls bei

Wasserknappheit, zum Beispiel während Trockenperioden, verordnet, um Wasser für wesentliche

hygienische Anwendungen sowie zum Trinken und Kochen und für die Feuerbekämpfung zur

Verfügung zu haben.

In England gibt es des öfteren Beschränkungen für die Bewässerung von Gärten. Solche

Beschränkungen gelten üblicherweise nur für private Abnehmer. Für Verstöße gegen die

Beschränkungen werden Geldstrafen bis zu £ 1.000 verhängt (BBC, 2010).

Häufige Nutzungsbeschränkungen gibt es auch in vielen Regionen und Städten von Australien.

Beschränkungen werden ausgesprochen, wenn es durch Trockenheit oder Schäden an

Wasserleitungen oder Vorratsbehältern, zu Wassermangel kommt. Dabei gibt es verschiedene

Stadien der Einschränkung mit entsprechenden Bereichen, die eingeschränkt werden. Dies sind zum

Beispiel das Bewässern von Rasen, die Verwendung einer automatischen Bewässerung, das Füllen

von Swimmingpools oder die Reinigung von Außenbereichen mit dem Gartenschlauch. Stadium 1

steht dabei für wenige Einschränkungen, Stadium 8 für maximale Einschränkungen

(SYDNEYWATER, 2010).

Im österreichischen Wasserversorgungsgesetz betreffend die Zuleitung und Abgabe von Wasser, § 5

Einschränkungen im Wasserverbrauch, ist festgehalten, dass bei Mangel an gesundheitlich

einwandfreiem Wasser, zur Sicherung des Bedarfes an Wasser zu Trink- und Haushaltszwecken,

durch Kundmachung des Magistrates, Einschränkungen im Wasserverbrauch angeordnet werden

können (WVG, 2009). Solche Einschränkungen sind in Österreich im Allgemeinen aber eher selten

und regional begrenzt, beziehungsweise gehen auf Naturkatastrophen zurück.

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9.1.3 Wirtschaftliche Entwicklung

Im Haushaltssektor kann eine schlechte ökonomische Lage, aber auch schon die Berichterstattung

darüber, zu einem erhöhtem Sparverhalten führen. Auch wenn die Wasserrechnung meist nur einen

minimalen Teil des verfügbaren Haushaltseinkommens beansprucht, kann die subjektive

Wahrnehmung von Krisen dazu führen, dass Sparmaßnahmen ergriffen werden.

In weiterer Folge wird der Einfluss der Wirtschafts- und Finanzkrise der Jahre 2008 bis 2010

(anhaltend) zu evaluieren sein. Gerade unter den derzeit eher labilen Umständen wird eine Prognose

künftiger Wirtschaftsdaten erschwert.

9.1.4 Technische Entwicklung

Der Einsatz verbesserter Technologien in den Haushalten führt zu einer Veränderung des

charakteristischen Verbrauchs einzelner Nutzungsarten.

Der jährliche Haushaltswasserverbrauch ist in Österreich wie auch in Deutschland in den letzten

Jahren merklich gesunken. Von der ÖNORM B 2538 (2002), wird hingegen noch ein Ansteigen des

Wasserverbrauches infolge eines höheren Lebensstandards vorhergesagt.

Laut GUJER (2002) zeigen sich deutliche Rückgänge im Verbrauch bei technischen Geräten. Ein

Waschmaschinengang benötigte im Jahr 1980 im Durchschnitt 125 bis 175 Liter, 2001 verbrauchte

derselbe Vorgang lediglich 40 Liter oder weniger. Ähnliches wird für Geschirrspülmaschinen

konstatiert. Messungen im Jahr 1980 ergaben einen Wert von 45 – 55 Litern je Spülvorgang, während

2001 der Verbrauch 12 – 15 Liter betrug. Damit sind moderne Geschirrspüler bereits effizienter als

Geschirrspülen von Hand, wo ein durchschnittlicher Verbrauch von 30 – 40 Litern angegeben wird.

In den Haushalten ist neben Preiserhöhungen (vgl. HILLEBRAND, SCHLEICH, 2009) der Einsatz von

wassersparenden Technologien der Hauptgrund für den stetigen Rückgang des Wasserbedarfs.

Weiterentwicklungen von Haushaltsgeräten, wie zum Beispiel kleiner werdende Spülkastenvolumina

bei WCs, haben den Verbrauch trotz verbesserten Lebensstandards sinken lassen.

Für die Stadt Dresden wurden diese Einsparungen konkret errechnet (HERBER et al. 2008 zit. bei

KOEGST, 2009) und liefern beeindruckende Ergebnisse. So konnte ein Rückgang von 45 auf 30 Liter

Wasser für die WC-Spülung pro Person und Tag allein durch die Einführung von Toiletten mit 6

anstatt 9 Litern je Spülvorgang gemessen werden. Die Umstellung auf diese Toiletten ist bei Weitem

noch nicht abgeschlossen und sollte etwa bis 2015 oder 2035 andauern, sodass noch weitere

signifikante Einsparungen realisiert werden müssten. Durch die Verbesserung der

Wassernutzungseffizienz bei Waschmaschinen und Geschirrspülmaschinen wurde ein Rückgang

von insgesamt 14 l/Ed erreicht. Der Trend zum Duschen statt Baden sollte hingegen keine stärkeren

Auswirkungen auf den Wasserbedarf zeigen, da wöchentliches Baden und tägliches Duschen mit

wassersparenden Armaturen in etwa die gleiche Menge an Wasser verbrauchen. Die vermehrte

Nutzung durch Regenwasser in Haushalten ist zwar ökologisch sinnvoll, jedoch in den meisten Fällen

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93

unrentabel und daher ist nicht mit einer Vergrößerung des derzeitigen Substitutionsvolumens von circa

2,5 Millionen m³ zu rechnen (KOEGST, 2009).

9.1.5 Anschlussgrad und Eigenversorgung

Potenzielle Einsparungspotenziale ergeben sich durch die Substitution von Trinkwasser durch Regen-

und Brauchwasser. Es wird angenommen, dass rund die Hälfte des in einem Haushalt benötigten

Trinkwassers durch Brauchwasser ersetzt werden könnte. Dazu sind jedoch Umrüstungen notwendig,

die einen beträchtlichen Aufwand darstellen (GUJER, 2002).

Im Angesicht verheerender Dürren und Wasserknappheit in weiten Teilen der Erde ist der

verantwortungsvolle Umgang mit der Ressource Trinkwasser immer mehr in den Fokus der

Öffentlichkeit gerückt. Rechtliche Grundlage auf europäischer Ebene bietet hierbei die Europäische

Wassercharta aus dem Jahr 1969, die einen sparsamen Umgang mit Wasser vorsieht. Insbesondere

Wasserversorgungsunternehmen sind angehalten mit gutem Beispiel in der Wassernutzung

voranzugehen. Für den Verbraucher schlägt sich ein geringerer Verbrauch jedoch nicht zwangsläufig

in niedrigeren Preisen nieder. Wie durch HILLEBRAND und SCHLEICH (2009) aufgezeigt wurde,

bestimmt in der Wasserversorgung ein hoher Fixkostenanteil den Preis. So kann ein sinkender

Verbrauch zu höheren spezifischen Wasserpreisen führen, wenn der Umsatzrückgang für

Wasserversorgungsunternehmen auf Grund der hohen Fixkosten nicht kompensiert werden kann. Des

Weiteren stoßen wassersparende Maßnahmen an ihre Grenzen, wenn die Einsparungsmöglichkeiten

zwar gegeben wären, ihre Durchsetzung wirtschaftlich aber nicht sinnvoll ist. Dies lässt sich

besonders bei der Substitution von Trinkwasser durch Regen- oder Brauchwasser feststellen. Hier

bestehen noch sehr große Potenziale, die allerdings kaum auszuschöpfen sind, da die Umrüstung in

bestehenden Gebäuden einen enormen Aufwand darstellt.

Berechnungen von HERBER et al. (2008) zeigen, dass mittels Substitution von Trinkwasser durch

Regenwasser in einem Einfamilienhaus rund 50 m³ Wasser in einem Jahr eingespart werden

könnten. Die Investitionen für die Einbauten belaufen sich auf etwa 5.000 Euro, somit errechnen sich

enorme Kosten von 5 bis 7 Euro pro Kubikmeter Regenwasser. Trotzdem werden nach Auskunft der

Hersteller etwa 50.000 solcher Anlagen pro Jahr in Deutschland gebaut. Auf das Versorgungsgebiet

Südhessen bezogen bedeutet dies aber leidglich eine Einsparung von 0,05 % des Jahresbedarfs.

Vorausgesetzt der Trend würde ähnlich anhalten, ergäbe sich damit bis ins Jahr 2020 ein

Einsparungspotenzial von 1 l/Ed, bis 2050 3l/Ed. Dies mutet in Relation zu den notwendigen

Investitionen doch als eher klein an.

Hinsichtlich der Substitution von Trinkwasser durch Regenwasser für einzelne

Haushaltsanwendungen kann zumindest für Mitteleuropa keinesfalls von einer Wirtschaftlichkeit

solcher Anlagen gesprochen werden.

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9.1.6 Wohnform, Bevölkerungsdichte und Urbanität

Ein erhöhter Wasserverbrauch wird durch ein verändertes Wohnverhalten der Gesellschaft in Zukunft

erwartet. Bereits seit 1980 zeigt sich ein starker Trend zu weniger Bewohnern je Haushalt.

Entsprechend einer Studie für Hessenwasser schätzte HERBER (2008) von 1980 bis ins Jahr 1990,

durch eine Verkleinerung der durchschnittlichen Haushaltsgröße von 2,48 auf 2,25 Personen, einen

Anstieg des Pro-Kopf-Verbrauchs im Versorgungsgebiet um 3 l/Ed. Bis ins Jahr 2020 wird geschätzt,

dass ein mittlerer Haushalt in Hessen nur mehr 2,02 Personen aufweisen wird. Für den Wasserbedarf

würde das einen Anstieg um weitere 1,5 bis 2 l/Ed bezogen auf den Wert von 2002 bedeuten

(HERBER et al. 2008).

Während in Österreich die Zahl der Haushalte deutlich stieg (+11 % von 1991 bis 2001), gab es nur

einen Bevölkerungszuwachs von +3,7 %. Daraus ergibt sich, dass die durchschnittliche Größe der

Haushalte sinkt. Abbildung 18 zeigt die Entwicklung der Haushaltsgröße seit 1951.

Abbildung 18: Privathaushalte 1951 bis 2001 nach Haushaltsgröße (Quelle: STATISTIK AUSTRIA, 2007a)

Der Trend zu kleineren Haushalten setzte sich auch in der letzten Dekade fort. Die durchschnittliche

Haushaltsgröße betrug 1991 2,54 Personen. Durch eine Änderung der Haushaltsdefinition sind die

Ergebnisse des Jahres 2001 nicht direkt mit den vorangegangenen Jahren vergleichbar. Eine

Rückrechnung der gestiegenen Zahl der Haushalte zum Bevölkerungszuwachs ergibt, dass 2001 die

durchschnittliche Haushaltsgröße nach alter Definition 2,37 Personen betragen müsste. Die

durchschnittliche Haushaltsgröße nach neuer Definition (Wegfall von gesondert gezählten Haushalten,

weil es immer weniger Wohnungen mit mehr als einem Haushalt gibt) beträgt nun 2,57 Personen

(STATISTIK AUSTRIA, 2007a).

Page 95: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

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Gegenüber dem ländlichen Raum zeigen sich in urbanen Gebieten deutlich kleinere Haushaltsgrößen.

Der Trend zu kleiner werdenden Haushaltsgrößen ist dafür in den Ballungszentren schon fast zum

Erliegen gekommen, während er in ländlicheren Gebieten weiterhin fortschreitet. Die durchschnittliche

Haushaltsgröße in Wien sank, zum Beispiel zwischen den letzten Erhebungen, nur mehr geringfügig

von 2,03 auf 1,98 Personen (STATISTIK AUSTRIA, 2007a).

Die Wanderungsbilanz in Österreich zeigt eine Zuwanderung speziell ins Umland der großen

Ballungszentren. Die meisten Ballungszentren selbst (mit Ausnahme von Wien) zeigen aber eine

leichte Abnahme der Bevölkerungsdichte (STATISTIK AUSTRIA, 2007a). Das Wanderungsverhalten

ins Umland der Ballungszentren weist darauf hin, dass zunehmend Wohnformen mit Garten

angestrebt werden. Das führt jedenfalls zu einer Steigerung des Wasserverbrauchs für den

Außenbereich.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Wohnform ein durchaus zu beachtender

Einflussfaktor auf den Verbrauch ist, wenngleich widersprüchliche Aussagen existieren. SCHLEICH

und HILLENBRAND (2007) fanden zum Beispiel keine Beeinflussung durch den Anteil von

Einfamilienhäusern in einem Versorgungsgebiet. Nach RUSSAC et al. (1991 zit. in MEMON, BUTLER,

2006) hingegen, weisen Bewohner von Einfamilienhäusern den größten Verbrauch auf, Haushalte in

Wohnungen den geringsten.

9.1.7 Größe des Versorgungsgebietes / Spitzenfaktoren

Die Größe des Versorgungsgebietes hat zwar keinen direkten Einfluss auf den spezifischen

Haushaltsverbrauch an sich, sehr wohl aber stellt sie einen Einflussfaktor auf die Gleichzeitigkeit des

Verbrauches innerhalb des Versorgungsgebietes dar. Diesem Umstand wird in den Regelwerken

Rechnung getragen.

In der deutschen DVGW W410 werden Formeln für den Stundenspitzenfaktor und den

Tagesspitzenfaktor angegeben. Die Abhängigkeit von der Größe des Versorgungsgebietes ist in Kap.

9.2.2 ab Seite 107 dargestellt.

Für Österreich gibt die ÖNORM B2538 Richtwerte für den stündlichen Wasserbedarf als %-Wert des

Tageswasserbedarfs an. Die Details zum Einfluss der Größe des Versorgungsgebietes finden sich in

Kap. 9.2.2 ab Seite 107.

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9.1.8 Verbraucherverhalten

Das Verbrauchsverhalten ändert sich dahingehend, dass zunehmend versucht wird, Wasser zu

sparen bzw. zumindest bewusst mit Wasser umzugehen.

Beispiele für den sparsamen Umgang mit Wasser im Sinne des Verbraucherverhaltens sind:

• Spartasten und Wasserstopptasten bei der WC-Spülung benutzen.

• Nur volle Geschirrspülmaschinen und Waschmaschinen in Betrieb nehmen.

• Duschen statt Baden bzw. beim Duschen während der Verwendung der Seife das Wasser

abdrehen.

• Gartenbewässerung mit Regenwasser bzw. nur punktuelle Bewässerung einzelner Pflanzen statt

flächenmäßiger Beregnung.

• Schnelles Ersetzen der Dichtungen tropfender Armaturen.

Verbrauchsrückgänge durch Veränderung des Verbraucherverhaltens wurden in Deutschland

beispielsweise bei größeren Wohnhäusern durch die Installation von Wohnungswasserzählern

beobachtet. Hier wurden Reduktionen des Verbrauchs um 10 % oder mehr registriert (ROTH 1998).

Im Rahmen einer Studie des BDEW (2008) wurden umfassende Kundenbefragungen durchgeführt.

Dabei gaben etwa 79 % der Konsumenten an, sparsam mit Trinkwasser umzugehen. Als Hauptgrund

für dieses Verhalten wurde Geldsparen genannt (71 %), der zweitwichtigste Grund war die Umwelt zu

schonen.

9.1.9 Bildung

Der bewusstere Umgang mit Wasser durch eine höheres Bildungsniveau wird zwar oft vermutet, kann

aber nach SCHLEICH und HILLENBRAND (2009) nicht eindeutig nachgewiesen werden. Auch in

anderen Studien (WILLIS et al. 2009 und MAYER, P und DeOREO, W. B. 1998) wurde der

Bildungsgrad erhoben, es wurden aber in weiterer Folge keine Aussagen zu dessen Einfluss gemacht.

9.1.10 Wasserpreis und Einkommen

Die Frage nach der Preiselastizität der Wassernachfrage ist nicht eindeutig zu beantworten.

MUTSCHMANN und STIMMELMAYR (2007) geben an, dass eine unkontrollierte Wasserabgabe, die

für die Konsumenten nicht durch Wasserzähler und eine genau Abrechnung nachvollziehbar ist, zu

einem erhöhten Verbrauch führt. Dies treffe insbesondere auf die Spitzenzeiten in Trockenperioden

zu. Es gilt also die Frage zu beantworten, ob Wasser mit anderen herkömmlichen Konsumgütern

vergleichbar ist und daher die gleichen Ansätze der Preiselastizität gelten. In einem Vergleich von

mehr als 300 internationalen Untersuchungen erkannte ARBUÉS et al. (2003), dass die

Trinkwassernachfrage eher preisunelastisch ist. HANEMANN (1998, zit. bei LUX 2009) und

DALHUISEN et al. (2001, zit. bei LUX) weisen allerdings darauf hin, dass die Elastizität davon

abhängig ist, wo und wie das Wasser verwendet wird. So ist die Nutzung im Außenbereich (Garten)

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eher vom Preis abhängig als im Innenbereich. Auch das Haushaltseinkommen spielt eine Rolle, je

größer dieses ist, desto weniger richtet sich die Nachfrage nach dem Wasserpreis.

Nicht außer Acht gelassen werden darf die Substitutionsmöglichkeit von öffentlicher Versorgung durch

Hausbrunnen oder Regenwasser, wenn der Wasserpreis als zu hoch wahrgenommenen wird.

HAFFNER (2003, zit. bei LUX, 2009) rät allerdings dazu, die bereits erstellten Studien zur

Preiselastizität von Trinkwasser für die Zukunft zu überdenken da, sich die Rahmenbedingungen

bereits geändert hätten bzw. sich ändern würden. Durch die Preissteigerungen in den letzten Jahren

sei der Anteil der Ausgaben im Haushaltseinkommen für Wasser erheblich gestiegen und daher habe

sich auch die Elastizität der Nachfrage geändert. Die zunehmende Verfügbarkeit von Wasserzählern

und die bessere Nachvollziehbarkeit der Abrechnungen der öffentlichen Wasserversorgung lassen

darauf schließen, dass Haushalte künftig sensibler auf Preiserhöhungen reagieren könnten (LUX,

2009).

Die Realität zeigt aber, dass die Gebühren für Trinkwasser verhältnismäßig niedrig sind. Im

Durchschnitt liegen die Ausgaben jedes Bürgers in Deutschland bei 84 Euro pro Jahr oder 23 Cent

pro Tag. Bezieht man diese Werte auf das Durchschnittseinkommen, beträgt dieser Anteil am

verfügbaren Vermögen lediglich 0,5 % (BDEW, 2010). Für Österreich gelten ganz ähnliche

Relationen.

Es wird jedoch von ARBUÉS et al. (2003) auch darauf hingewiesen, dass verschiedene

Abrechnungsmodelle Auswirkungen auf die Preiselastizität haben können. Bei der Einführung eines

nach Verbrauch abnehmenden Tarifs ist darauf zu achten, dass der Wasserverbrauch steigen könnte.

Eine progressive Gestaltung der Abrechnung kann wiederum im schlechtesten Fall sozial schwache

Bevölkerungsteile treffen, wenn diese beispielsweise krankheitsbedingt einen Mehrverbrauch an

Wasser aufweisen. Als gerechtfertigt wird im Allgemeinen eine Erhöhung des Preises in

Spitzenverbrauchszeiten angesehen.

Das Problem in der Abänderung des Preisschemas liegt in der unvermeidbaren Verkomplizierung der

Abrechnung.

Eine weitere Rolle könnte die Häufigkeit der Abrechnung spielen. Es wird angenommen, dass

Personen, die ihre Rechnung öfters bekommen, die Preisstruktur besser verstehen und daher

bewusster mit Trinkwasser umgehen. Denn ein weiterer Grund für die geringe Elastizität liegt in der

geringen Wahrnehmung der Preisgestaltung und Abrechnung durch die Kunden.

Bezüglich des Preises für Trinkwasser gaben lediglich 32 % der Befragten einer Studie des BDEW

(2008) an, diesen zu kennen. Bei Schätzungen des Preises für einen Kubikmeter Trinkwasser ergab

sich ein Durchschnittswert von 4,61 €. Der zu diesem Zeitpunkt reale Preis von 1,85 € wurde damit

mehr als doppelt so hoch angenommen.

Aus Berechnungen von SCHLEICH und HILLENBRAND (2007) mit ökonometrischem Ansatz

resultierte nur eine geringe Preiselastizität bei Trinkwasser von -0,24. Das würde bei einer

Preiserhöhung von 10 % einer 2,4 % Abnahme des Verbrauchs entsprechen.

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9.1.11 Haushaltsgröße und Altersstruktur

Welchen Einfluss eine Veränderung der Altersstruktur auf den Wasserbedarf haben wird, darüber

herrscht in der wissenschaftlichen Debatte noch keine Einigkeit. Als „überraschend“ werten

HILLENBRAND und SCHLEICH (2007) das Ergebnis ihrer Studie, wonach der Wasserbedarf bei

zunehmendem Durchschnittsalter größer ist.

Manche Studien (zum Beispiel RUSSAC et al. 1991, zit. in MEMON und BUTLER, 2006) weisen

darauf hin, dass veränderte Waschgewohnheiten und die erhöhte Zeit, die ältere Personen zu Hause

verbringen, zu einem erhöhten Verbrauch führen. Auch die vermehrte Benutzung der Toilette, oft

krankheitsbedingt, könnte den Wasserbedarf steigern.

Die Reduzierung der durchschnittlichen Personenzahl je Haushalt hatte, gemäß einer Studie aus

Deutschland in den 1980er Jahren, jedenfalls zu einem Anstieg des Pro-Kopf-Verbrauchs geführt

(BJÖRNSEN, ROTH, 1993, bei ROTH 1998).

SCHLEICH und HILLENBRAND (2007) errechneten, dass bei einer Erhöhung der durchschnittlichen

Lebenserwartung in Deutschland um 1 Jahr, der Verbrauch je Person um 1,5 Liter ansteigt. Eine

andere Studie, die die Niederlande betrachtet (OECD, 2002, zit. bei LUX 2009), kommt wiederum zu

dem Schluss, dass Personen mit einem Alter von über 65 Jahren einen weitaus geringeren Pro-Kopf-

Verbrauch aufweisen als Erwerbstätige.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Verschiebung der Altersstruktur einen Einfluss auf den

Wasserbedarf haben kann, allerdings lässt sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht eindeutig bestimmen,

ob sich dieser Effekt in einer Bedarfssteigerung oder Bedarfsabnahme manifestieren wird (LUX,

2009). Die Mehrheit der Studien weist auf eine Verbrauchssteigerung hin.

Bezüglich der Haushaltsgrößen zeigen alle Studien, die diesen Parameter mit einbezogen haben,

grundsätzlich den gleichen Trend. Mit zunehmender Haushaltsgröße sinkt der Pro-Kopf-Verbrauch

(siehe Abbildung 19). Dementsprechend liegt der niedrigste Verbrauch bei Großfamilien mit über vier

Personen.

Ein interessantes Detail, das in der australischen Studie (WILLIS et al., 2009) deutlich hervortritt, ist,

dass eine gerade Personenanzahl wesentlich sparsamer mit Wasser umzugehen scheint als eine

ungerade Personenanzahl.

Die niederländische Studie (VEWIN, 2007) zeigt als einzige keine Einsparung bei zunehmender

Haushaltsgröße. Das könnte daran liegen, dass die Daten für diese Studie nicht gemessen, sondern

mittels Umfragen erhoben wurden.

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Abbildung 19: Einfluss der Haushaltsgröße auf den Pro-Kopf-Verbrauch in Haushalten

In Österreich gibt es rund 3,5 Millionen Privathaushalte, dies entspricht einer durchschnittlichen

Haushaltsgröße von 2,3 Personen. Hierbei ist eine stetige Entwicklung zu kleineren Haushalten zu

erkennen, insbesondere die Zahl der sogenannten „Single Haushalte“ stieg auf mittlerweile rund 35 %

der gesamten Haushalte. Dies entspricht einer Zahl von 1,25 Millionen Personen. Diese

Einpersonenhaushalte bestehen teilweise aus jüngeren oder geschiedenen, aber zum größten Teil

aus verwitweten Personen. Von 2,3 Millionen Familienhaushalten leben 61,6 % mit mindestens einem

Kind. Das entspricht 1,4 Millionen Familien.

Durchschnittlich leben in einem Familienhaushalt 1,68 Kinder. In 49,9 % dieser Familienhaushalte

lebt ein Kind, in 36,5 % zwei Kinder und in den restlichen 13,6 % drei oder mehr Kinder. Auch hier

lässt sich eine fallende Tendenz erkennen. Die Haushaltsgröße differiert allerdings auch nach

Bundesländern. In Wien ist sie mit durchschnittlich 1,99 Personen pro Haushalt am kleinsten, im

Burgenland mit 2,52 Personen am größten (STATISTIK AUSTRIA, 2009a).

Der Einfluss der Haushaltsgröße auf den Wasserbedarf ist eindeutig. Nach dem britischen

Parliamentary Office of Science and Technology (POST 2000, in MEMON und BUTLER, 2006)

benötigt ein Einpersonenhaushalte um 40 % mehr Trinkwasser pro Kopf, als ein Haushalt, der von

zwei Personen bewohnt wird. Gegenüber einem 4-Personen-Haushalt ergibt sich für den 1- Personen-

Haushalt ein spezifischer Mehrverbrauch von 73 %.

0 l/Tag

50 l/Tag

100 l/Tag

150 l/Tag

200 l/Tag

250 l/Tag

300 l/Tag

350 l/Tag

400 l/Tag

1 2 3 4 5

Haushaltsgröße  (Personen)

USA, 1998

Australien, 2005

Deutschland ‐Hessen, 2008

Niederlande, 2007

Schweiz, 1999

Page 100: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

100

9.1.12 Ausstattung und Lebensstandard

In der ÖNORM B 2538 (2002) wird ein Ansteigen des Wasserverbrauches infolge eines höheren

Lebensstandards vorhergesagt. Die meisten Studien zeigen aber, dass der jährliche Wasserverbrauch

in den letzten Jahren merklich gesunken ist, obwohl nicht von einem sinkenden Lebensstandard

ausgegangen werden kann.

Die Verwendung von wassersparenden Armaturen und die Erneuerung von technischen Geräten wie

Waschmaschinen oder Geschirrspülmaschinen haben spätestens seit den achtziger Jahren des

letzten Jahrhunderts zu einer deutlichen Reduktion des Pro-Kopf-Verbrauchs an Trinkwaser geführt

(LUX, 2009). In der jüngeren Vergangenheit bewirkten allerdings Änderungen der

Bevölkerungsstruktur, dass viele dieser Einsparungseffekte wieder durch gegenteilige Entwicklungen

kompensiert wurden.

Entgegen den durch frühere Studien (KIM et al., 2007; KENNEY et al., 2008 zit. bei WILLIS, 2009)

gestützten Annahmen, dass ein höherer Wasserbedarf in Haushalten mit höherem Alter, Wohlstand

und größeren Wohnflächen positiv korreliert, ergab die Studie an der Gold Coast (WILLIS et al., 2009)

durchaus abweichende Daten. So lag der Verbrauch in den wohlhabendsten Gegenden mit 141,3 l/Ed

doch deutlich unter dem der sozial benachteiligten Region mit 166,1 l/Ed. Wenngleich eine Tendenz

sichtbar ist, so ist die Differenz bei drei der vier definierten Regionen der Studie zu gering, um als

signifikant zu gelten.

Die größte diesbezügliche Diskrepanz im Wasserverbrauch entstand beim Verbrauch durch

Waschmaschinen. Die schwächste sozioökonomische Region verbrauchte mit 41,6 l/Ed mehr als das

Doppelte der stärksten sozioökonomischen Region (18,7 l/Ed). Diese Erkenntnisse sind in erster Linie

auf die bessere Ausstattung mit neueren, in der Regel auch wassersparenden, Geräten in

wohlhabenderen Gegenden zurückzuführen.

Beim Verbrauch für Geschirrspüler zeigte sich ein ähnlicher Effekt. Während in den ärmeren Distrikten

der Verbrauch am Küchenwasserhahn sehr hoch war (26,9 l/Ed) und der Spülmaschinenverbrauch

sehr gering (1,3 l/Ed), zeigte sich im wohlhabenderen Teil ein umgekehrtes Bild. Hier war der

Verbrauch durch Geschirrspülmaschinen mit 4 l/Ed am höchsten, wohingegen sich der Bedarf von

Wasser aus dem Wasserhahn mit 20,9 l/Ed in Grenzen hielt. Die fehlenden Geschirrspülmaschinen

werden in ärmeren Regionen durch Wasser aus der Leitung und Handabwasch substituiert. Selbst bei

Duschen bewirken die fehlenden wassersparenden Armaturen einen erhöhten Verbrauch bei

sozioökonomisch schlechter gestellten Haushalten.

Ein weiterer signifikanter Unterschied in den Verbrauchswerten ergab sich nach der Analyse des

Verbrauchs für die Bewässerung. Hier wiesen die Haushalte der mittleren und wohlhabenderen

Distrikte einen Verbrauch von 25,7 bis 34,5 l/Ed auf, die ärmste Region allerdings lediglich 14,1 l/Ed.

Dies ist wohl auf die kleineren Gärten und geringere Verfügbarkeit von privaten Pools zurückzuführen

(WILLIS et al., 2009).

9.1.13 Berufstätigkeit und Freizeitverhalten

Die verfügbare Freizeit unterteilt in Tages-, Wochen-, Jahres-, und Lebensfreizeit hat in Österreich

deutlich zugenommen. So erhöht sich die derzeitige Lebensfreizeit von rund 340.000 Stunden auf

Page 101: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

101

360.000 Stunden bis ins Jahr 2020. Gründe dafür sind zum Beispiel eine höhere Lebenserwartung

und ein besserer Gesundheitszustand auch im fortgeschrittenen Alter. Für die Bevölkerung in

Österreich im arbeitspflichtigen Alter zeigt sich eine Teilung in zwei Gruppen: Bei einer Gruppe nimmt

die Freizeit zu, bei der anderen wird sie demgegenüber weniger. Manche Studien sprechen daher,

statistisch nachvollziehbar, von aktuell konstanten Freizeitbudgets (STATISTIK AUSTRIA, 2010b).

Abbildung 20 zeigt den Stand der Erwerbstätigen für das Jahr 2009.

Abbildung 20: Erwerbsstatus der Bevölkerung von 15 bis 64 Jahren 2009 (STATISTIK AUSTRIA, 2010b)

Das Freizeitverhalten der Wiener änderte sich aufgrund einer Abnahme der Arbeitszeit von 45

Stunden in den 1960er Jahren auf 40 Stunden nach 1975. Dazu kommen die verstärkte Nutzung von

Zweitwohnsitzen und die Zunahme von Tagesausflügen. Es wird zwar noch immer der größte Teil der

Freizeit im Haushalt verbracht, jedoch wirken die oben genannten Trends dämpfend auf den

Wasserverbrauch. Besonders in den Sommermonaten, anderen klassischen Urlaubszeiten und auch

an Wochenenden ging der Wasserverbrauch in der Stadt merklich zurück. Da bei der Untersuchung

allerdings die Wasserabgabe an Haushalte nicht gesondert betrachtet werden konnte, sind hier auch

Einflüsse aus Industrie und Gewerbe inbegriffen. Als Gesamtergebnis für den Wochengang lässt sich

eine Verringerung des Verbrauchs für Freitage um 4 %, für Samstage um 15 bis 16 % und für

Sonntage 17 bis 18 % feststellen. Dabei handelt es sich um Durchschnittswerte, die je nach

Wetterlage oder anderen Faktoren zum Teil stark abweichen können (MAYER, 1982).

Page 102: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

102

9.1.14 Temperatur und Sonneneinstrahlung

MAYER (1982) stellte in seiner Untersuchung für Wien fest, dass der Einfluss des Wetters auf den

Wasserverbrauch in den Haushalten viel stärker in den warmen Monaten zu tragen kommt. Dabei war

vor allem die Temperatur für Veränderungen im Verbrauch ausschlaggebend. Im Winter gibt es keine

feststellbare Korrelation von Wetter und Wasserabsatz.

Regionen mit geringem Niederschlag und heißen Sommermonaten mit viel Sonneneinstrahlung,

haben generell einen höheren Wasserverbrauch (vgl. MUTSCHMANN und STIMMELMAYR, 2007).

Die Nachfragesteigerung zeigt sich insbesondere bei den Spitzenwerten. Gründe sind vermehrte

Bewässerung, Einsatz von Kühlungssystemen, mehr Körperhygiene und auch private Schwimmbäder,

die in manchen Gebieten einen großen Anteil am Verbrauch haben können.

Für die Bewässerung ergeben sich außerdem, in länger anhaltenden Zeitabschnitten ohne

Niederschlag, Schwierigkeiten in der Substitution von Trinkwasser durch Regenwasser. Umgekehrt

verringert sich die Nachfrage nach Wasser in Perioden starken Niederschlags (LUX, 2009).

9.1.15 Niederschläge und Trockenperioden

In einer Studie von GROSSMANN und HOFMANN (2008) wurde der Einfluss des Wetters auf den

Wasserverbrauch in Deutschland untersucht. Durch extreme Wetterereignisse ergaben sich für

Hamburg Schwankungen des Verbrauchs um 4,6 % in beide Richtungen, zumeist bedingt durch

Bewässerung im Garten. Der Klimawandel sollte auf die durchschnittlichen Jahreswerte kaum

signifikante Effekte haben. Es werden allerdings Änderungen im Spitzenwasserbedarf durch

Trockenperioden erwartet. Außerdem werden psychologische Effekte durch zunehmende

Berichterstattung über Klimaänderungen vermutet, die möglicherweise eine Verhaltensänderung der

Verbraucher hervorrufen könnten.

Der Einfluss des Wetters wurde auch von MAIDMENT und MIAOU (1986 bei ARBUÉS et al. 2003)

beschrieben. Sie beobachteten bei Niederschlagsereignissen in den USA eine dynamische Reaktion:

Bei Regenbeginn zeigte sich innerhalb kürzester Zeitspannen eine Reduktion des Verbrauchs. Je

länger die vorangegangene Trockenperiode dauerte, desto eindeutiger ist dies zu erkennen.

Die Untersuchungen in den USA zeigten auch, dass nicht die Menge des Regens ausschlaggebend

ist, sondern allgemein das Auftreten von Niederschlag (ARBUÉS, et al. 2003).

9.1.16 Wettervorhersage

Die Wettervorhersagen spielen einerseits eine Rolle, wenn es um einen erhöhten Verbrauch im

Haushaltsbereich geht. Zum Beispiel werden Gartenarbeiten oder die Füllung eines Swimmingpools

eher bei guten Wetteraussichten geplant und dann auch umgesetzt. Andererseits kann die

Wettervorhersage auch das Freizeitverhalten dahingehend beeinflussen, dass Ausflüge geplant

werden und dadurch der Wasserverbrauch in den Haushalten durch Abwesenheit deutlich sinkt. Je

nach Region und Wohnform (Einfamilienhäuser mit Garten oder Wohnungen ohne Außenbereich)

kann sich in Abhängigkeit von der Jahreszeit der erste (Erhöhung) oder der zweite Effekt

(Verminderung) durchsetzen.

Page 103: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

103

9.2 Daten zum Wasserverbrauch in den Haushalten

9.2.1 Datenquellen zum Wasserverbrauch in den Haushalten

9.2.1.1 Regelwerke und Fachliteratur zum Wasserbedarf in den Haushalten

Im Regelwerk der DVGW (Deutscher Verein des Gas- und Wasserfachs e.V.) sind im Arbeitsblatt

W 410 Kennwerte und Einflussgrößen zusammengefasst. Seit der letzten Veröffentlichung ist der

Verbrauch in den Haushalten und im Kleingewerbe merklich gesunken. Die Verbrauchsrückgänge

resultieren laut DVGW aus gestiegenem Kostenbewusstsein, wassersparenden technischen

Entwicklungen und Änderungen in der Bevölkerungsstruktur.

In der ÖNORM B 2538 Transport-, Versorgungs- und Anschlussleitungen von

Wasserversorgungsanlagen – Ergänzende Bestimmungen zu ÖNORM EN 805 ist festgelegt, dass

das Ausbauziel einer Wasserversorgungsanlage unter Berücksichtigung der voraussehbaren

Veränderungen der Struktur des Versorgungsgebietes auf Grund der Entwicklungspläne und des

allenfalls infolge eines höheren Lebensstandards zu erwartende Ansteigen des Verbrauchs

festzulegen ist. Der Mindestwert für den derzeitigen Wasserbedarf in Liter wird mit 120 l/Ed

angegeben.

In Statistische Erhebungen der Wasserversorgungen in der Schweiz 2007 des SVGW ist protokolliert,

dass der Wasserverbrauch leicht aber stetig zurück geht. Der mittlere Wasserverbrauch beträgt im

Jahr 2007 337 l/Ed.

Das Taschenbuch der Wasserversorgung (MUTSCHMANN und STIMMELMAYR, 2007) gibt einen

Pro-Kopf-Verbrauch von 130 l/Ed sowie weitere Einzelwerte für den Pro-Kopf-Verbrauch in

Haushalten für den Innen- und Außenbereich an. Es gibt auch Angaben zur Charakterisierung

einzelner Nutzungen wie z.B. für das WC mit normaler Spülmenge.

In der BGW (Bundesverband der deutschen Gas- und Wasserwirtschaft) Wasserstatistik 2002 wird ein

Pro-Kopf-Verbrauch in Haushalten für den Innen- und Außenbereich von 113,8 Liter pro Tag

angegeben. Die Nutzungsarten für den Innenbereich werden ebenso in Liter pro Tag angegeben.

Im Buch Siedlungswasserwirtschaft (GUJER, 2008) gibt der Autor einen gesamten Pro-Kopf-

Verbrauch von 180 Liter pro Tag an. Die Nutzungsarten für den Innenbereich sind differenziert

aufgegliedert.

9.2.1.2 Internationale Studien und Datenquellen zum Wasserverbrauch in den Haushalten

In Deutschland wurden in den Jahren 1976 und 1977 in einer Studie die Schreibstreifen von

Wasserzählern, die in neun Haushalten angebracht waren, ausgewertet. Dabei ergab sich ein Wert

von 152 l/Ed, welcher im Vergleich zu anderen Messdaten aus selbigem Zeitraum realistisch

erscheint.

Des Weiteren wurden in Berlin 1991 in zwei Wohnungen an allen Wasserzapfstellen Messgeräte

angeschlossen. Eine Wohnung wurde dabei von zwei berufstätigen, jungen Personen, die andere von

Page 104: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

104

einer sechsköpfigen Familie (davon zwei Kinder) bewohnt. Das Ergebnis zeigte einen äußerst

niedrigen Wert von 99 Litern je Einwohner und Tag.

Eine aktuelle Prognose für den Raum Hamburg für das Jahr 2030 lautet derzeit auf 102 l/Ed

(GROSSMANN und HOFMANN, 2008).

In den Jahren 1976 bis 1983 erfolgte in der Schweiz im Auftrag des SVGW (Schweizerischer Verein

des Gas- und Wasserfaches) eine Studie zur Ermittlung des Pro–Kopf-Verbrauchs in Haushalten.

Dabei wurde allerdings nur zentral in den Häusern gemessen. Der damals errechnete Wert lag bei

180 l/Ed.

Weitere statistische Erhebungen in der Schweiz von KAMM und FREIBURGHAUS (2008) bezogen

sich auf das Jahr 2007. Im Rahmen der Untersuchung wurden Mitgliedsbetriebe des Schweizerischen

Vereins des Gas und Wasserfaches (SVGW) gebeten, einen Fragebogen mit über 100 Datenfeldern

auszufüllen. Diese Erhebung wird in der Schweiz seit 1900 durchgeführt, dadurch steht dem SVGW

eine große Datenbank zur Prognose und Planung zur Verfügung. An der Untersuchung für das

Betriebsjahr 2007 nahmen 279 Wasserversorgungsbetriebe teil. Die Erhebung ergab einen

Gesamtverbrauch von 345 pro Tag und Einwohner. 47 % davon, das entspricht 160 Litern, entfallen

auf den Haushaltsverbrauch. 118 Liter (34 %) werden von Industrie und Gewerbe in Anspruch

genommen. Der Rest entfällt auf Verluste, Eigenverbrauch und öffentliche Zwecke. Ebenso finden

sich in der bereits in Kapitel 7.2.1.2 beschriebenen Studie der EAWAG (2009) Daten zum Pro-Kopf-

Verbrauch in Haushalten.

In den Niederlanden ergab sich 1975 bis 1979 ein bemerkenswert niedriger Wert von 108 l/Ed.

Dieser Wert wurde anhand von 15.000 Fragebögen ermittelt. Es bestehen allerdings Zweifel an der

Richtigkeit der von den Bewohnern der Haushalte gemachten Angaben. Sozioökonomische Faktoren

wurden nicht beachtet und der soziale Status der einzelnen Haushalte nicht erfasst.

1992 wurde in den Niederlanden in 1.000 Haushalten mittels Tagebuchführung der Wasserverbrauch

aufgezeichnet. Die Haushalte wurden nach verschiedenen Kriterien ausgewählt, um einen

repräsentativen Querschnitt zu erhalten. Auch die Ausstattung der jeweiligen Haushalte wurde genau

erfasst. Das Ergebnis für den einwohnerspezifischen Tagesverbrauch lag bei 135 Litern, dieser Wert

ist deutlich höher als jener, der in der Studie 1975 bis 1979 ermittelt wurde, scheint aber der Realität

näher zu kommen.

In England wurden 1976 bis 1978 rund 5.500 Testobjekte erfasst, jedoch ohne weitere

Klassifizierung. Auf die differenzierten Ergebnisse wurde mittels Zählanlagen und Fragebögen

geschlossen. Als weiterer Unsicherheitsfaktor gelten die stark unterschiedlichen Ausstattungen der

untersuchten Haushalte. Das Endergebnis für den Pro-Kopf-Verbrauch von 145 l/Ed scheint jedenfalls

realistisch.

In einer anderen Studie aus England (WRc, 2008) wurde bei drei unterschiedlichen

Wasserversorgungsunternehmen in 74 Haushalten der Haushaltswasserverbrauch aufgezeichnet.

Differenziert wurde in Haushalte in Häusern mit einem Verbrauch von 391 l/Tag und in Haushalte in

Wohnungen mit einem Verbrauch von 285 l/Tag. Von einer früheren WRc Studie (aus den Jahren

Page 105: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

105

2001 bis 2004) zur neuen Studie des Jahres 2008 hat sich eine deutliche Verschiebung in den

Wassermengen aller Einzelnutzungen ergeben. Große Volumina von über 10 l je Anwendung sind

stark zurückgegangen. In etwa im gleichen Ausmaß ist der Anteil der kleinen Volumina (von unter 6 l

je Anwendung) von unter 10 % auf über 45 % aller Anwendungen angestiegen.

Im Falle der WCs könnte das auf geringere Spülmengen (2 Tastensystem oder Spülstopptasten)

zurückzuführen sein. Bei den Duschen zeigt sich jedoch ein gegenläufiger Trend. Gegenüber der

früheren Studie, die so gut wie keine Duschnutzungen mit über 80 Litern aufwies, stieg der Anteil

dieser Nutzungen im Jahr 2008 auf rund 10 % an. Die mittleren Werte der Wassermengen bei

Waschmaschinen sind im Vergleichszeitraum von rund 60 Liter auf 45 bis 50 Liter je Waschgang, die

mittleren Werte der Wassermengen bei Geschirrspülern von 15 bis 20 Liter auf 10 bis 15 Liter je

Spülgang zurückgegangen. Die Bandbreite sowohl für Waschmaschinen als auch für Geschirrspüler

ist aber, mitunter wegen der verschiedenen Waschprogramme, noch immer sehr groß. Durch die

Einsparungen bei fast allen Nutzungen hat der Verbrauch für das Duschen, prozentuell gesehen, stark

zugenommen.

Der in Schweden 1980 errechnete Wert von 206 l/Ed ist der weitaus höchste aller Studien dieser Zeit.

Die Resultate ergaben sich allerdings aus einem kleinen Stichprobenumfang von 20 Wohnungen,

wobei lediglich an fünf Zapfstellen tatsächlich Messungen durchgeführt wurden. Bei diesen

Wohneinheiten handelte es sich ausschließlich um Ein- bzw. Zweizimmerwohnungen, was an der

Repräsentativität für ganz Schweden starke Zweifel aufkommen lässt.

In Australien (WILLIS et al., 2009) wurden bereits mehrere sogenannte Endverbrauchstudien

durchgeführt. Eine davon in der Region Perth (LOH und COGHLAN, 2003 zit. bei WILLIS, 2009) und

eine im Yarra Valley / Melbourne (ROBERTS, 2005 zit. bei WILLIS, 2009). Die Studie von WILLIS

wurde anhand einer kleineren Stichprobenanzahl von 50 Haushalten unter Berücksichtigung der

sozioökonomischen Faktoren durchgeführt. Zur genaueren Analyse der sozioökonomischen

Einflussfaktoren wurden die 50 untersuchten Haushalte in vier Regionen mit unterschiedlichen

Einkommensniveaus eingeteilt. Haushaltsgröße, Geschlecht, Alter, Beschäftigungsverhältnisse,

Einkommen, Bildungsstand sowie die Besitzverhältnisse wurden protokolliert.

In den USA (MAYER et al., 1998) wurde 1998 in 12 Städten eine Endverbraucherstudie an 1.188

Haushalten durchgeführt. Es ergab sich ein Pro-Kopf-Verbrauch für den Innenbereich von 262 l/Ed

und für den Außenbereich 382 /Ed bzw. gesamt einen Pro-Kopf-Verbrauch von 644 l/Ed. Das Ziel des

Projekts war vorrangig Ansätze für die zukünftigen Wasserbedarfszahlen zu finden.

Eine Studie an 145 Häusern in der Republik Korea führte KIM et al. (2007) in der Zeit von Ende 2002

bis Anfang 2006 durch. Dabei wurde auf die gleichmäßige sozioökonomische Verteilung der

Haushalte in der Gesellschaft geachtet. Die Messungen des Wasserverbrauchs erfolgten stündlich

sowie tageweise mittels automatischer Zähler. Insgesamt wurden 780 Messinstrumente angebracht,

die meisten davon an Waschmaschinen und Toiletten. Die Untersuchungshaushalte wiesen eine

Page 106: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

106

durchschnittliche Größe von 3,5 Personen auf. Neben den Messungen wurden auch Fragebögen

ausgewertet.

Die Analyse der gesammelten Daten lässt Schlüsse auf die verschiedenen Einflussfaktoren des

Wasserverbrauchs eines Haushaltes zu. So zeigte sich bei Familien mit Kindern ein erhöhter

Verbrauch. Dies erklärt sich durch die vermehrte Nutzung von Waschmaschinen und Duschen.

Ebenfalls gesteigerte Verbräuche wiesen Familien mit hohem Einkommen auf. Die Autoren vermuten,

dass sozialökonomisch starke Haushalte oft Kindermädchen anstellen, die wiederum in fremden

Haushalten eher großzügig mit Trinkwasser umgehen (KIM et al., 2007).

9.2.1.3 Österreichische Studien und Datenquellen zum Wasserverbrauch in den Haushalten

In Wien führte MAYER (1982) in mehreren Zählbezirken eine Untersuchung durch. Dabei wurden

einzelne Objekte gemessen. Die Zählstandorte wurden sowohl räumlich differenziert als auch nach

deren Sozialstruktur ausgewählt. Als durchschnittlicher Verbrauch von größeren Wohnhausanlagen

ergab sich ein Wert von 111 l/Ed. Die Einzelergebnisse variierten allerdings sehr stark. So wiesen

Einwohner des 21. Wiener Gemeindebezirks, der im Jahr 1982 noch eher dünn besiedelt war, einen

Verbrauch von rund 75 Litern je Tag auf, während im Wohnpark Alt–Erlaa ein Verbrauch von 198,2

Litern je Einwohner und Tag festgestellt wurde. In einer Wohnhausanlage im 19. Bezirk lag der Pro-

Kopf-Verbrauch bei über 200 l/Ed. Da es sich bei Alt–Erlaa im Jahr 1982 um eine sehr neue

Wohnhausanlage handelte, nahm der Autor in seiner Arbeit an, dass sich ein ähnlicher Verbrauch bei

anhaltend guten wirtschaftlichen Entwicklungen in den nächsten Jahrzehnten in ganz Wien einstellen

sollte, andere Prognosen zu dieser Zeit bestätigten diese Annahmen bis ins Jahr 2000.

Der gemessene Durchschnitt aller Bezirke in Wien lag 1982 bei 124,5 l/Ed, er variierte von

durchschnittlich 111,3 l/Ed im 15. Gemeindebezirk bis 165 l/Ed im 13. Bezirk. Auf die Wiener

Haushalte entfielen zu dieser Zeit etwa 50 % der gesamten Wasserabgabe im Versorgungsgebiet.

Eine neuere österreichische Studie (NEUNTEUFEL et al., 2009), die Anhand der ÖVGW

Branchendaten des Zeitraums 2000 bis 2007 und im Auftrag der ÖVGW durchgeführt wurde, ergab

Folgendes:

Trotz eines Anstiegs der versorgten Bevölkerung zeigte sich ein leichter Rückgang der gesamt

abgegebenen Wassermenge. Gleichzeitig ergab sich bei einigen Wasserversorgern zumindest ein

Gleichbleiben oder sogar ein leichter Anstieg der Spitzenverbräuche.

Als Datengrundlage stand nur der gesamte Pro-Kopf-Verbrauch pro Tag zur Verfügung. Dieser Wert

errechnete sich aus der gesamten Wasserabgabe inkl. gewerblichem und industriellem Verbrauch und

der Zahl der gesamt versorgten Einwohner. Darin sind direkt und indirekt versorgte Einwohner

inkludiert. Der reine Haushaltswasserverbrauch ist in der Datengrundlage nur teilweise ausgewiesen

und in den meisten Fällen eher ein Schätzwert als ein separat gemessener Wert, da in vielen Häusern

auch Gewerbebetriebe eingemietet sind, die über die gleiche Anschlussleitung und daher in vielen

Fällen auch über den gleichen amtlichen Wasserzähler versorgt werden wie die Haushalte. Die

Aufteilung des Wasserverbrauches, zum Beispiel über Flächenanteile des Hauses oder über

Page 107: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

107

Subzähler, erfolgt durch die jeweiligen Hausverwaltungen. Diese Daten stehen dementsprechend den

Wasserversorgungsunternehmen nicht zur Verfügung.

9.2.2 Datenzusammenfassung: Spitzenfaktoren im Haushaltswasserverbrauch

Betrachtet man einzelne Haushalte, sind die Spitzenfaktoren bezüglich des Durchschnittsverbrauchs

sehr extrem. Abbildung 21 zeigt die Durchflussdauerlinie für ein Einfamilienhaus mit fünf Bewohnern.

Der Spitzendurchfluss (Qs) ist sehr stark von der berücksichtigten Bezugszeit abhängig. Für die

Bemessung der Anschlussleitungen ist eine Bezugszeit von 10 Sekunden relevant (DVGW, 2008). Es

ist in der Folge möglich, einen Spitzenverbrauchsfaktor für diese Bezugszeit zu ermitteln.

Angenommen, dass der Pro-Kopf-Verbrauch 120 Liter pro Tag beträgt, wäre der durchschnittliche

Stundenwasserverbrauch für ein Haus mit 5 Einwohnern 0,025 m3/h. Bei einem maximalen 10-

Sekunden-Durchfluss von 2,2 m³/h (= 36 l/min, entspricht zum Beispiel drei gleichzeitigen Nutzungen)

würde der entsprechende Spitzenfaktor 88 betragen.

Abbildung 21: Durchfluss-Dauerlinie eines Einfamilienhauses mit 5 Einwohnern (DVGW, 2008)

Für Wasserversorger oder Planer von Wasserversorgungsanlagen, sind insbesondere der tägliche

Wasserbedarf an verbrauchsreichen Tagen und der größte stündliche Wasserbedarf an

verbrauchsreichen Tagen von großer Bedeutung (vgl. Kapitel 4.2.4). Der tägliche Wasserbedarf an

verbrauchsreichen Tagen wird verwendet, um Anlageteile wie z.B. Wassergewinnung, Aufbereitung,

Zuleitung zum Speicher und Speicherung zu bemessen. Der größte stündliche Wasserbedarf an

Page 108: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

108

verbrauchsreichen Tagen ermöglicht die Planung von Anlageteilen im Versorgungsnetz wie z.B.

Zubringer, Haupt- und Versorgungsleitungen.

In der Praxis werden diese Spitzenverbräuche anhand des mittleren täglichen und stündlichen

Wasserbedarfs sowie sogenannter Tages- und Stundenspitzenfaktoren ermittelt. Der stündliche

Wasserbedarf wird als %-Anteil des Bedarfes an verbrauchsreichen Tagen ermittelt. Insofern für ein

Gebiet keine speziellen Grundlagendaten zur Verfügung stehen, werden die Werte für Spitzenfaktoren

aus Normen oder Fachliteratur herangezogen.

Prinzipiell sind die Spitzenfaktoren von der Einwohneranzahl (Größe des Versorgungsgebietes)

abhängig. Es gilt generell: Je mehr Einwohner, desto niedriger die Spitzenfaktoren.

9.2.2.1 Normen betreffend Spitzenfaktoren

Für kleine Versorgungsgebiete bis 1.500 Einwohner wird in der ÖNORM B2538 ein Wert von 1,8 als

Tagesspitzenfaktor angegeben. Bei der Betrachtung des maximalen stündlichen Wasserbedarfs an

verbrauchsreichen Tagen werden 17 % (bis 500 Einwohner) und 13 % (bis 1500 Einwohner) des

Tageswasserbedarfs als Richtwerte für die Berechnung angegeben.

In der DVGW W410 findet man ebenso Informationen zum Spitzenstundenbedarf für kleine

Versorgungseinheiten bis 1000 Einwohner (Tabelle 21 und Abbildung 22). Die Höhe dieser Spitzen

hängt sehr stark von der Wahrscheinlichkeit ab, dass kurzzeitige Einzelentnahmen der Einwohner

gleichzeitig stattfinden (DVGW, 2008). Es ist hier auch zu bemerken, dass die berücksichtigten

Bezugszeiten kleiner als eine Stunde sind.

Tabelle 21: Spitzenstundenbedarf und Spitzenfaktoren bis 1.000 Einwohner (nach DVGW W 410)

Einwohneranzahl Qhmax [m³/h] Spitzenfaktor

1 2,48 496

2 2,58 258

4 2,82 141

10 3,4 68

20 4,12 41

100 7,12 14

200 10,92 11

400 16,16 8,1

1 000 29,13 5,8

Page 109: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

109

Abbildung 22: Einwohnerbezogener Spitzenbedarf in Abhängigkeit von der Einwohneranzahl (DVGW, 2008)

Für größere Versorgungsgebiete werden in der ÖNORM B2538 und der DVGW W410

Stundenspitzenfaktoren und %-Anteile in Abhängigkeit von der Einwohneranzahl angegeben. In der

ÖNORM B2538 sind Werte für Kategorien von Versorgungsgebieten angegeben (siehe Tabelle 22).

Mit der DVGW W410 ist es anhand von Formeln oder Grafiken möglich, diese Faktoren und %-Anteile

zu ermitteln.

In Österreich reichen die Tagesspitzenfaktoren von 1,4 bis 1,8. Nach Berechnungen entsprechend der

Formeln der DVGW W410 zeigt sich, dass die Tagesspitzenfaktoren in Deutschland höher sind. Diese

reichen von 1,3 bis 2,3.

Tabelle 22: Tagesspitzenfaktor (nach ÖNORM B 2538 bzw. berechnet nach DVGW W 410)

Einwohner im Versorgungsgebiet…

Österreich (ÖNORM B 2538)

Deutschland (DVGW W 410) berechnet

bis 1500 1,8 bis 2,3

über 1500 bis 5 000 1,7 von 2,3 bis 2,1

über 5000 bis 20 000 1,6 von 2,1 bis 1,9

über 20 000 bis 50 000 1,5 von 1,9 bis 1,7

über 50 000 1,4 von 1,7* bis 1,3* * für Berlin

Page 110: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

110

Ein ähnlicher Vergleich ist auch für den Spitzenstundenbedarf (%-Anteile) möglich. Allerdings zeigt

sich hier, dass die %-Anteile für Österreich höher als in Deutschland sind (Tabelle 23 und Abbildung

23).

Tabelle 23: Spitzenstundenbedarf in % des Bedarfs an verbrauchsreichen Tagen (nach ÖNORM B 2538 bzw. berechnet nach DVGW W 410)

Einwohner im Versorgungsgebiet Österreich (ÖNORM B2538)

Deutschland (DVGW W410) berechnet

bis 500 17 -

über 500 bis 1500 13 von 10,2 bis 9,8

über 1 500 bis 5 000 11 von 8,7 bis 9,8

über 5 000 bis 20 000 8 von 7,7 bis 8,7

über 20 000 6 von 7,7 bis 4,8*

Abbildung 23: Spitzenfaktoren in Abhängigkeit von der Einwohneranzahl (DVGW, 2008)

Da der Wasserverbrauch Schwankungen unterliegt, verändern sich auch die entsprechenden

Spitzenfaktoren. Abbildung 24 zeigt die mittelfristige Entwicklung der Spitzenfaktoren fh

(Stundenspitzenfaktor) und fd (Tagesspitzenfaktor) in Abhängigkeit von der Einwohneranzahl für ein

ländliches Versorgungsgebiet.

Page 111: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

111

Abbildung 24: Spitzenfaktorenentwicklung eines ländlichen Versorgungsgebiets (DVGW, 2008)

9.2.2.2 Fachliteratur betreffend Spitzenfaktoren

Überlegungen zu den Spitzenfaktoren in der Wasserversorgung sind auch in der Fachliteratur zu

finden. In Tabelle 24 und Tabelle 25 sind Werte zu den Spitzenfaktoren verschiedener Länder

angegeben (RATNAYAKA et al., 2009). In diesem Fachbuch ist allerdings nicht der

Tagesspitzenfaktor berücksichtigt (vgl. Kapitel 4.2.4), sondern das Verhältnis zwischen dem

jahresdurchschnittlichen täglichen Wasserverbrauch und dem durchschnittlichen täglichen

Wasserverbrauch während der Woche mit dem höchsten Wasserverbrauch (RATNAYAKA et al.,

2009).

Page 112: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

112

Tabelle 24: Verhältnis zwischen dem jahresdurchschnittlichen täglichen Wasserverbrauch und dem durchschnittlichen täglichen Wasserverbrauch während der Woche (nach RATNAYAKA et al., 2009)

Min Max Großbritannien Küstenstadt 1,3 1,5 Großbritannien Stadt mit hohen Anteil an Wohngebiet, ländliches Gebiet 1,2 1,3 Großbritannien Städte mit einer hohen Anteil an Industriegewerbe 1,15 1,25

USA Haushalte, Innenbereich (Ost Küste) 1,3 1,4 USA Haushalte, Innenbereich (West Küste) 1,8 1,9

USA Haushalte, Innen-und Aussenbereiche (mit Bewässerung) (Ost Küste) 2,0 3,0

USA Haushalte, Innen-und Aussenbereiche (mit Bewässerung) (West Küste) 1,8 1,9

Weltweit Städte mir warmen Sommer 1,35 1,45 Weltweit Städte mir gemäßigten Sommer 1,25 1,35 Weltweit Städte mit hohen Anteil an Industriegewerbe 1,10 1,25

Tabelle 25: Stundenspitzenfaktoren (nach RATNAYAKA et al., 2009)

Min Max Großbritannien Haushalte, Wohngebiet 1,75 2,25 Großbritannien Haushalte, Ländliches Gebiet 2,5 3 Großbritannien Wohn- und Industriegebiet (gemischt) 1,5 1,75

USA Bundesländer der Ost Küste, Warmer Sommer 3 USA Bundesländer der West Küste, Warmer Sommer 6

Es zeigt sich, dass der Industrieanteil die Spitzenverbräuche vermindert, während die höchsten

Spitzenfaktoren in den reinen Wohngebieten zu finden sind.

9.2.3 Datenzusammenfassung: Pro-Kopf-Verbrauch in Haushalten –

Gesamt / Innenbereich / Außenbereich

Die typischerweise verbrauchten Wassermengen in Europa weichen deutlich von denen in den USA,

aber auch von Australien ab. Abbildung 25 zeigt den Pro-Kopf-Verbrauch in Haushalten gesamt bzw.

dort, wo bereits eine Differenzierung vorgenommen wurde, unterteilt in den Innen- und den

Außenbereich.

Aufgrund der erheblichen Unterschiede sind die Übersichtstabellen, sofern nicht anders angegeben,

fortan in EU und USA + Australien unterteilt.

Page 113: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

113

Abbildung 25: Pro-Kopf-Verbrauch in Haushalten – Gesamt / Innenbereich / Außenbereich

Bei der Aufteilung und Darstellung des Wasserverbrauchs nach Nutzungsarten im Haushalt ist es

wichtig, nicht nur die prozentuelle Aufteilung zu betrachten. Der Grund dafür sei anhand des Beispiels

zweier australischer Studien verdeutlicht werden:

In einer Studie in Perth wurden 21 % des Wasserverbrauchs dem Duschen zugeschrieben,

während an der Gold Coast bis zu 31 % für das Duschen verbraucht wurden. Die Betrachtung

der volumetrischen Werte von 51 l/Ed in Perth und 49 l/Ed an der Gold Coast zeigt hingegen,

dass die Werte annähernd gleich sind (WILLIS et al., 2009).

Das Beispiel von Perth und Gold Coast legt nahe, dass ein Vergleich der Nutzungsarten besser

anhand von Absolutwerten und nicht anhand von prozentuellen Aufteilungen vorgenommen werden

sollte. In weiterer Folge sind daher nebst den prozentuellen Aufteilungen auch immer die Absolutwerte

in Tabellenform angegeben.

Page 114: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

114

Tabelle 26 und Tabelle 27 geben einen Überblick über den Wasserverbrauch im Innen- und

Außenbereich von Haushalten.

Wenn für eine Verbrauchsart nur ein Wert einer Literaturstelle verfügbar ist, ist dieser Wert als

Median (Med) eingetragen. Bei zwei verfügbaren Werten werden diese als Minimum (Min) und

Maximum (Max) angegeben. Ab drei verfügbaren Werten werden Min, Med und Max

ausgewiesen und es wird zusätzlich der Mittelwert (Mittel) angegeben. Bei über drei

verfügbaren Werten, sind zusätzlich die Quartilen (25 % und 50 %) berechnet und angegeben.

Tabelle 26: Zusammenfassung der Wasserverbrauchsdaten der EU im Haushalt – Gesamt und Außenbereich

Wasserverbrauchsdaten Zusammenfassung EU (Studien, Normen, Fachliteratur etc.) Einheit Nutzungsarten gesamt

(Pro-Kopf) Min 25% Med 75% Max MittelGesamter Pro-Kopf-Verbrauch (ohne Kleingewerbe)

108 113 118 130 162 124 Liter pro Person + Tag

Gesamter Pro-Kopf-Verbrauch (inkl. Kleingewerbe)

120 124 130 138 150 132 Liter pro Person + Tag

Außen Pro-Kopf-Verbrauch gesamt Mittelwert (Gartenbewässerung, Swimmingpool etc.)

4,0 7,0 7,5 8,0 13,0 7,9 Liter pro Person + Tag

Tabelle 27: Zusammenfassung der Wasserverbrauchsdaten USA und Australien im Haushalt – Gesamt und Außenbereich

Wasserverbrauchsdaten Zusammenfassung USA+Aus. (Studien, Normen, Fachliteratur etc.) Einheit Nutzungsarten gesamt

(Pro-Kopf) Min 25% Med 75% Max MittelGesamter Pro-Kopf-Verbrauch (ohne Kleingewerbe)

160 177 203 230 644 269 Liter pro Person + Tag

Gesamter Pro-Kopf-Verbrauch (inkl. Kleingewerbe) - - - - - - Liter pro Person + Tag

Außen Pro-Kopf-Verbrauch gesamt Mittelwert (Gartenbewässerung, Swimmingpool etc.)

14 29 43 75 382 99 Liter pro Person + Tag

Tabelle 26 und Tabelle 27 zeigen, dass ein großer Teil des Verbrauchsunterschiedes zwischen den

Werten aus der EU und jenen aus den USA und Australien, aus dem Verbrauch für den Außenbereich

herrührt. Es existieren Differenzen von rund 35 l/Ed bis 90 l/Ed, je nachdem, ob die Mediane oder

Mittelwerte der Angaben aus den jeweiligen Studien herangezogen werden.

Page 115: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

115

In Tabelle 28 und Tabelle 29 ist die Zusammensetzung des Wasserverbrauchs im Innenbereich von

Haushalten detailliert dargestellt.

Es wird ersichtlich, dass:

• WC, Dusche und Badewanne in der EU, den USA und Australien in etwa den gleichen

Wasserverbrauch haben,

• Waschmaschinen in der EU mit viel weniger Wasser auskommen als in den USA und

Australien, dafür aber

• für Geschirrspüler in der EU mehr Wasser verwendet wird als in den USA und Australien.

Tabelle 28: Zusammenfassung der Wasserverbrauchsdaten der EU im Haushalt – Innenbereich

Wasserverbrauchsdaten Zusammenfassung EU (Studien, Normen, Fachliteratur etc.) Einheit Nutzungsarten innen

(Pro-Kopf) Min 25% Med 75% Max Mittel

WC 32  34  39  45  59  32  Liter pro Person + Tag

Duschen 32 41 45 50 80 47 Liter pro Person + Tag

Badewanne 3 Liter pro Person + Tag

Waschmaschine (Kleidung) 8 15 15 18 31 18 Liter pro Person + Tag

Wasserhahn Küche (Kochen, Trinken, Geschirrspülen von Hand etc.) 3 5 5 18 27 12 Liter pro Person + Tag

Wasserhahn Bad / WC (Körperpflege, Wäsche waschen von Hand etc.) 7 8 10 18 21 13

Liter pro Person + Tag

Geschirrspüler 3 5 7 8 11 7 Liter pro Person + Tag sonstiger, nicht zuordenbarer Verbrauch 4 5 6 7 8 6 Liter pro Person + Tag

Wasserverluste im Haushalt (tropfender Wasserhahn etc.) - - - - - - Liter pro Person + Tag

Page 116: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

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Tabelle 29: Zusammenfassung der Wasserverbrauchsdaten USA und Australien im Haushalt – Innenbereich

Wasserverbrauchsdaten Zusammenfassung USA+Aus (Studien, Normen, Fachliteratur etc.) Einheit Nutzungsarten innen

(Pro-Kopf) Min 25% Med 75% Max Mittel

WC 22 28 31 33 70 36 Liter pro Person + Tag

Duschen 44 47 51 47 Liter pro Person + Tag

Badewanne 3 4 6 4 Liter pro Person + Tag

Waschmaschine (Kleidung) 29 38 40 42 57 41 Liter pro Person + Tag

Wasserhahn Küche (Kochen, Trinken, Geschirrspülen von Hand etc.) 23 24 25 27 41 27 Liter pro Person + Tag

Wasserhahn Bad / WC (Körperpflege, Wäsche waschen von Hand etc.)

Bei Wasserhahn Küche inkludiert Liter pro Person + Tag

Geschirrspüler 2 3 4 3 Liter pro Person + Tag sonstiger, nicht zuordenbarer Verbrauch 0,0 0,2 0,5 2,1 6,0 1,8 Liter pro Person + Tag

Wasserverluste im Haushalt (tropfender Wasserhahn etc.) 1 6 9 15 36 13 Liter pro Person + Tag

Page 117: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

117

Die in Abbildung 26 dargestellten Wasserverbrauchsdaten stellen die mittleren Anteile aller Angaben

(USA, Australien und EU) des Pro-Kopf-Verbrauchs im Innenbereich der Haushalte dar.

Abbildung 26: Anteile einzelner Nutzungen am gesamten Haushalts Pro-Kopf Verbrauch (Medianwerte aller berücksichtigten Datenquellen)

Page 118: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

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Abbildung 27 zeigt die mittleren Absolutwerte und Bandbreiten des Pro-Kopf-Verbrauchs

verschiedener Nutzungsarten in Haushalten (alle Angaben gemeinsam: USA, Australien und EU)

Abbildung 27: Mittlere Werte (Median) und die Bandbreiten des Pro-Kopf-Verbrauchs verschiedener Nutzungsarten in Haushalten aller berücksichtigten Datenquellen

Page 119: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

119

Abbildung 28 zeigt den täglichen Pro-Kopf-Verbrauch unterschiedlicher Haushaltsnutzungsarten für

verschiedene Länder sowie, in der Säule ganz rechts, die Aufteilung entsprechend deutschsprachiger

Fachliteratur (MUTSCHMANN und STIMELMAYR, 2007).

Abbildung 28: Pro-Kopf-Verbrauch verschiedener Länder aufgeteilt nach Nutzungsarten

Aus Abbildung 26 und Abbildung 28 geht klar hervor, dass die zwei größten Nutzungsarten (WC und

Dusche) gemeinsam rund 50 % des Haushaltswasserverbrauches ausmachen. Der Wasserverbrauch

der Waschmaschine folgt auf Platz drei in ähnlicher Größenordnung wie die Nutzungen des

Wasserhahnes in der Küche. Die weiteren Nutzungen zu denen auch Geschirrspüler, Wasserhahn im

Bad und Badewanne gehören, fallen im Tagesdurchschnitt vergleichsweise gering aus.

9.2.4 Datenzusammenfassung: Charakteristischer Verbrauch, zeitliche Entwicklung und Charakterisierung des Konsumentenverhaltens einzelner Wassernutzungen in

Haushalten

Da die Verbrauchscharakteristika in Europa teilweise deutlich von denen in den USA und

Australien abweichen, sind die Übersichtstabellen, sofern nicht anders angegeben, weiterhin

in EU und USA + Australien unterteilt.

Wenn verfügbar, ist der Median (Med) sowie Minimum (Min) und Maximum (Max) angegeben.

Page 120: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

120

9.2.4.1 Duschen und Baden

Duschen und Baden ergeben gemeinsam den allergrößten Anteil der Wasserverwendung im

Haushalt. Anhand aller betrachteten Studien konnte einheitlich festgestellt werden, dass mehrheitlich

geduscht und weniger gebadet wird, wodurch der Anteil, der für Badewannenfüllungen aufgewendet

wird, im täglichen Durchschnitt verschwindend gering ist.

Tabelle 30 und Tabelle 31 geben Aufschluss darüber, wie der charakteristische Verbrauch in Dusche

und Badewanne aussieht und wie sich die Konsumenten verhalten.

Tabelle 30: Zusammenfassung des charakteristischen Verbrauchs in Dusche und Bad

Wasserverbrauchsdaten Zusammenfassung aller Angaben

Einheit Charakteristischer Verbrauch der Nutzung EU USA und Australien (Mittelwert) Min Med Max Min Med Max

Dusche - Volumenstrom - wassersparende Duschen 6 7 7 - 8 - Liter pro Minute

Dusche - Volumenstrom - normale Duschen 8 12 12 - 11 - Liter pro Minute

Dusche - Volumenstrom - Komfortduschen - 14 - - - - Liter pro Minute

Dusche - Volumenstrom - durchschnittlich - 8 - 8 9 10 Liter pro Minute

Dusche - spezifisches Nutzungsvolumen - durchschnittliche Wassermenge

40 52 80 65 66 67 Liter pro Duschvorgang

Baden (Badewanne) - Nutzungsvolumen - Wassermenge pro Bad

69 150 300 - 123 - Liter pro Bad

Tabelle 31: Zusammenfassung des charakteristischen Nutzerverhaltens für Dusche und Bad

Wasserverbrauchsdaten Zusammenfassung aller Angaben

Einheit Charakterisierung des

Konsumentenverhaltens EU USA und Australien Häufigkeit und Dauer

(Mittelwert) Min Med Max Min Med Max Dusche - Verwendungshäufigkeit pro Person und Tag

- 0,80 - - 0,76 - Anzahl

Dusche - Verwendungshäufigkeit pro Haushalt und Tag

- 1,9 - - 2,5 - Anzahl

Dusche - Dauer bei reduzierter Wassermenge - - - - 8,5 - Minuten pro

Duschvorgang Dusche - Dauer bei normaler Wassermenge - - - - 6,8 - Minuten pro

Duschvorgang Dusche - Dauer - durchschnittliche Dauer je Duschvorgang

- 7,9 - 7,1 7,7 8,2 Minuten pro Duschvorgang

Badewanne - Verwendungshäufigkeit pro Person und Tag

- 0,1 - - - - Anzahl

Page 121: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

121

Die zeitliche Entwicklung des Wasserverbrauchs für das Duschen und Baden ist in der Studie aus

den Niederlanden näher beschrieben (VEWIN, 2008).

Der deutliche Rückgang der Wassermengen, die für das Baden verwendet werden, ist auf eine klare

Verringerung der Häufigkeit des Badens (Tabelle 32) zurückzuführen.

Tabelle 32: Häufigkeit des Badens von 1995 bis 2007 (nach VEWIN, 2008)

Jahr Häufigkeit des Badens

1995 0,18 mal pro Person und Tag

1998 0,13 mal pro Person und Tag

2001 0,07 mal pro Person und Tag

2004 0,05 mal pro Person und Tag

2007 0,05 mal pro Person und Tag

Die benötigte Wassermenge für das Duschen ist in den Niederlanden von 1992 bis 2007 um rund

10 l/Ed gestiegen. Für das Duschen wurden im Jahr 1992 noch 39,5 l/Ed verwendet, im Jahr 2007

waren es bereits rund 50 l/Ed. Abbildung 29 zeigt diesen Sachverhalt.

Ein Grund dafür könnte sein, dass in den letzten Jahren (2004-2007) wassersparende Duschköpfe

wieder abgenommen (von 52 % auf 46 %), Komfortduschköpfe hingegen zugenommen (von 1 % auf

3 %) haben. Die Duschdauer hat von 8,2 Minuten im Jahr 1992 auf 7,4 Minuten im Jahr 1998

abgenommen und bis 2007 wieder auf 7,9 Minuten zugenommen.

Abbildung 29: Täglicher Pro-Kopf Wasserverbrauch für das Duschen in den Niederlanden (nach VEWIN, 2008)

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122

Des Weiteren konnten den jeweiligen Studien folgende Sachverhalte entnommen werden:

Familien mit Kindern verwenden mehr Wasser zum Duschen und im Bad als Familien ohne Kinder.

Mit steigender Berufstätigkeit sinkt zwar der Verbrauch für das WC (wird außer Haus benutzt), dafür

steigt der Verbrauch für das Duschen durch vermehrte Körperhygiene (MAYER et al., 1998). Mit

steigendem Einkommen, erhöht sich der Wasserverbrauch für das Duschen, aber auch für die

Gartenbewässerung (WILLIS R., 2009).

Wie sich das Alter der Personen auf den Wasserverbrauch beim Duschen auswirkt, wurde ebenfalls

in der Studie aus den Niederlanden beschrieben:

Der Wasserverbrauch nimmt bis zu der Altersgruppe der 35 - 44 Jährigen stetig zu und dann wieder

um mehr als ein Drittel ab (Abbildung 30).

Abbildung 30: Täglicher Pro-Kopf Wasserverbrauch für das Duschen nach Altersgruppen in den Niederlanden (nach VEWIN 2008)

Bezüglich der Haushaltsgröße lässt die niederländische Studie vermuten, dass ein

Zweipersonenhaushalt am sparsamsten duscht. Ein- und Mehrpersonenhaushalte haben hingegen

einen etwas höheren Pro-Kopf-Verbrauch beim Duschen (Abbildung 31).

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Abbildung 31: Täglicher Pro-Kopf Wasserverbrauch für das Duschen nach der Haushaltsgröße in den Niederlanden (nach VEWIN, 2008)

Abbildung 32 gibt einen Anhaltspunkt über den Wasserverbrauch beim Baden und Duschen mit

verschiedenen Duschköpfen und unterschiedlicher Duschdauer.

Abbildung 32: Wasserverbrauch beim Duschen im Vergleich zur Badewanne

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124

Laut einem Ratgeber der Schweizer Energie AG (Wasser kalt-warm-heiß) benötigt man beim Duschen

nur ¼ der Wassermenge eines Vollbades. Diese Aussagt gilt laut Abbildung 32 aber nur, wenn nicht

länger als 4 Minuten geduscht wird. Duschen ist aber im Allgemeinen sparsamer als ein Vollbad.

Die USA Studie zeigt, dass eine reduzierte Duschwassermenge zu längerer Duschdauer führt,

insgesamt aber dennoch zu einer Wassereinsparung beiträgt (MAYER et al., 1998).

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass sich Duschen gegenüber dem Vollbad immer mehr

durchgesetzt hat. Die Ursachen dafür liegen im modernen Lebensverständnis begründet: Duschen gilt

als hygienischer, schneller und sparsamer. Das Vollbad scheint immer mehr der gelegentlichen

Erholung von Körper und Seele zu dienen und weniger der täglichen Hygiene.

Ohne Komfortverluste sind in diesem Bereich die Wassersparpotentiale wohl ausgeschöpft (GAILLE,

1999).

9.2.4.2 Toiletten

Der Wasserverbrauch für die Toilettenspülung stellt im Allgemeinen den zweitgrößten Anteil der

Wasserverwendung im Haushalt dar.

Beim Pro-Kopf-Verbrauch für die Toilettenspülung gibt es sehr große Unterschiede zwischen den

verschiedenen Studien. Der Wasserverbrauch reicht bei den europäischen Studien von 32 l/Ed bis

59 l/Ed, in den Studien aus den USA und Australien von 22 l/Ed bis 70 l//Ed (vgl. Tabelle 28 und

Tabelle 29 auf Seite 116).

Tabelle 33 und Tabelle 34 geben Aufschluss darüber, wie der charakteristische Verbrauch für die

Toilettenspülung und das Nutzerverhalten aussehen.

Tabelle 33: Zusammenfassung des charakteristischen Verbrauchs in Toiletten

Wasserverbrauchsdaten Zusammenfassung aller Angaben

Einheit Charakteristischer Verbrauch der Nutzung EU USA und Australien

(Mittelwert) Min Med Max Min Med Max WC - Nutzungsvolumen mit reduzierter Spülmenge 1,0 3,0 6,0 5,8 6,5 7,1 Liter pro Spülung

WC - Nutzungsvolumen mit teilweise reduzierter Spülmenge

3,0 6,0 9,0 - 12,4 - Liter pro Spülung

WC - Nutzungsvolumen mit normaler Spülmenge 6,0 7,1 12,0 - 15,5 - Liter pro Spülung

WC - Nutzungsvolumen - durchschnittliche Spülmenge - 5,9 - - 7,6 - Liter pro Spülung

Bidet - Nutzungsvolumen je Einzelbenützung 10,0 - 20,0 - - - Liter pro Nutzung

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Tabelle 34: Zusammenfassung des charakteristischen Nutzerverhaltens für Toiletten

Wasserverbrauchsdaten Zusammenfassung aller Angaben

Einheit Charakterisierung des

Konsumentenverhaltens EU USA und Australien Häufigkeit und Dauer

(Mittelwert) Min Med Max Min Med Max WC - Verwendungshäufigkeit - Spülungen pro Person und Tag

- 6,3 - 4,2 4,6 5,1 Spülung pro Tag

Die Verwendungshäufigkeit der WC-Spülung wurde bei den europäischen Studien nur in der

niederländischen Studie ausgewiesen. Die angegebenen 6,3 mal pro Tag wurden dabei mittels

Fragebogen erhoben und dürften auch die WC-Benutzungen außerhalb des eigenen Haushaltes

beinhalten.

Durch die Entwicklung und den sukzessiven Einbau von Wasserstoppsystemen und Zwei-Mengen-Spülkästen hat sich der Verbrauch für die Toilettenspülung deutlich reduziert.

Die niederländische Studie zeigt diesen Trend zur Verringerung. Von 42,7 l/Ed im Jahr 1992 ging der

Verbrauch auf 37,1 l/Ed im Jahr 2007 zurück (siehe Abbildung 33). Spülunterbrecher haben in den

Niederlanden von 1995 mit 39 % auf 67 % im Jahr 2007 zugenommen. Vorhandene Spülunterbrecher

werden in rund 70 % der Fälle auch tatsächlich verwendet (VEWIN 2008).

Aus Sicht der Abwasserentsorgung werden die immer kleineren Spülmengen aber mit Skepsis

gesehen, da eine gewisse Menge Spülwasser für den einwandfreien Betrieb der Kanalisation

notwendig ist.

Abbildung 33: Entwicklung des täglichen Pro-Kopf-Wasserverbrauchs für das WC in den Niederlanden (nach VEWIN, 2008)

In den USA wurden die größten Spülmengen verzeichnet. Das spezifische Nutzungsvolumen beträgt

mit reduzierter Spülmenge 7,1 l/Spülung, mit teilweise reduzierter Spülmenge 12,4 l/Spülung und mit

Page 126: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

126

normaler Spülmenge 15,5 l/Spülung. Häuser aus den 50er- und 60er-Jahren wurden bereits renoviert

und neu ausgestattet, ab den 90ern wurden bereits wassersparende WCs eingebaut; Zielgruppe für

Erneuerung sind jetzt 70er- und 80er-Jahre Bauten (MAYER et al., 1998).

In den Studien aus der Schweiz und aus England werden Nutzungsvolumina von 3 l/Spülung bei

reduzierter Spülmenge und 6 l/Spülung bei normaler Spülmenge angegeben. Laut den jeweiligen

Studien sind diese beiden Länder die sparsamsten, was den Wasserverbrauch für die Toiletten betrifft.

In einer deutschen Studie aus Hessen im Jahr 2008 wurde ein Nutzungsvolumen von 6 l/Spülung bei

reduzierter Spülmenge und 9 l/Spülung bei normaler Spülmenge festgestellt.

Bezüglich der Altersstruktur zeigte die Gruppe der Pensionisten in den USA 10 % mehr

Wasserverbrauch für die WC-Spülung. Mit steigender Berufstätigkeit sinkt der Verbrauch für das WC

in den Haushalten, da das WC am Arbeitsplatz verwendet wird. Dafür steigt der Verbrauch für das

Duschen durch vermehrte Körperhygiene im Berufsleben (MAYER et al., 1998).

Man erkennt diesen Trend ebenso in der niederländischen Studie: Die Altersgruppe 65+ verwendet

am meisten Wasser für die WC-Spülung (Abbildung 34). Einzig die Gruppe der 18- bis 24-Jährigen

verwendet ähnlich viel Wasser für das WC. Der Grund dafür ist nicht näher erläutert.

Abbildung 34: Täglicher Pro-Kopf Wasserverbrauch für das WC nach Altersgruppen in den Niederlanden (nach VEWIN, 2008)

Die Haushaltsgröße hat keinen einheitlichen Einfluss auf die Wassermengen, die für die Toilette

benötigt werden (Abbildung 35).

Page 127: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

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Abbildung 35: Täglicher Pro-Kopf Wasserverbrauch in Abhängigkeit von der Haushaltsgröße in den Niederlanden (nach VEWIN, 2008)

Bezüglich aller Nutzungsarten in Haushalten stellten sich die Wassermengen für die

Toilettenspülungen mit durchschnittlich 30 l/Ed bis 40 l/Ed noch am einheitlichsten dar.

9.2.4.3 Waschmaschinen

Der Wasserverbrauch für die Waschmaschinen ist ein weiterer wesentlicher Anteil der

Wasserverwendung im Haushalt.

Im täglichen Pro-Kopf-Verbrauch zeigen sich speziell zwischen europäischen Studien und den USA

und Australien sehr große Unterschiede. Der Tagesbedarf reicht in Europa von rund 10 l/Ed bis

30 l/Ed, in den USA und Australien von 30 l/Ed bis knapp 60 l/Ed (vgl. Tabelle 28 und Tabelle 29 auf

Seite 116).

Tabelle 35 und Tabelle 36 geben Aufschluss darüber, wie der charakteristische Verbrauch für die

Waschmaschinen und das jeweilige Nutzerverhalten aussehen.

Page 128: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

128

Tabelle 35: Zusammenfassung des charakteristischen Verbrauchs von Waschmaschinen

Wasserverbrauchsdaten Zusammenfassung aller Angaben

Einheit Charakteristischer Verbrauch der Nutzung EU USA und Australien

(Mittelwert) Min Med Max Min Med Max Waschmaschine (Kleidung) - Nutzungsvolumen - durchschnittlicher Verbrauch je Waschgang

40 54 130 143 149 155 Liter pro Waschgang

Waschmaschinen - Nutzungsvolumen - Horizontalachse (Frontloader)

- - - 75 75 75 Liter pro Waschgang

Waschmaschinen - Nutzungsvolumen - Vertikalachse (Toploader)

- - - 152 152 152 Liter pro Waschgang

Tabelle 36: Zusammenfassung des charakteristischen Nutzerverhaltens für Waschmaschinen

Wasserverbrauchsdaten Zusammenfassung aller Angaben

Einheit Charakterisierung des

Konsumentenverhaltens EU USA und Australien Häufigkeit und Dauer

(Mittelwert) Min Med Max Min Med Max Waschmaschine - Verwendungshäufigkeit pro Person und Tag

0,3 0,3 0,3 0,2 0,3 0,4 Verwendungshäufigkeit pro Person und

Tag Waschmaschine - Verwendungshäufigkeit pro Haushalt und Woche

6,0 6,0 6,0 5,5 5,5 5,5 Verwendungshäufig

keit pro Haushalt und Woche

Der Wasserverbrauch für das Wäschewaschen ist in den vergangenen Jahrzehnten deutlich

zurückgegangen (vgl. Abbildung 36). Der größte Teil des Wassers wird dabei in der Waschmaschine

verwendet (über 90 %) und nur ein kleiner Anteil für Handwäsche. Mit zunehmender Haushaltsgröße

nimmt der Wasserverbrauch für Handwäsche weiter ab.

In den berücksichtigten Studien haben knapp 99 % aller Haushalte eine Waschmaschine.

Page 129: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

129

Abbildung 36: Entwicklung des durchschnittlichen Wasserverbrauchs von Waschmaschinen je

Waschgang von 1980 bis 2010 (Quellen: Testberichte aus Deutschland und Umfrage aus den Niederlanden)

Die Verbrauchsreduktion bei den Waschmaschinen wird natürlich nicht in dieser beinahe linearen Art

weitergehen wie Abbildung 36 vermuten lässt, denn dann würden die Waschmaschinen etwa ab dem

Jahr 2030 gar kein Wasser mehr benötigen.

Die genauere Betrachtung des spezifischen Wasserverbrauchs anhand von rund 350

Waschmaschinentests in den Jahren 2001 bis 2010 (Abbildung 37) zeigt zwischen 2001 und 2003

noch eine Abnahme von rund 10 l auf durchschnittlich 8 l je kg Fassungsvermögen. Von 2003 bis

2010 blieben die mittleren Verbräuche der Waschmaschinen in etwa konstant. Für diese Betrachtung

wird davon ausgegangen, dass das Testjahr in etwa der Markteinführung eines neuen Modells

entspricht und somit das Baujahr der Maschine repräsentiert (WASCHMASCHINENTEST, 2010).

Page 130: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

130

Abbildung 37: Spezifischer Wasserverbrauch von Waschmaschinen verschiedener Testjahre

201020092008200720062005200420032001

Jahr des Waschmaschinentests

14

12

10

8

6

4

2

0

Spez

ifisc

her W

asse

rver

brau

ch (l

/kg

Wäs

che)

13 326

16

16

2020

21813

Page 131: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

131

Eine noch differenziertere Betrachtung

der Waschmaschinen nach ihrem

Baujahr und dem jeweiligen

Fassungsvermögen (Abbildung 38)

zeigt, dass Modelle der letzten Jahre

(2009 und 2010) jedenfalls einen

gleich hohen Verbrauch wie ältere

Modelle aufweisen, beziehungsweise

sogar wieder zu einem höheren

spezifischen Wasserverbrauch je kg

Fassungsvermögen tendieren. Dies

spricht jedenfalls entgegen der

Vermutung, dass Waschmaschinen

noch immer effizienter werden.

Unbestreitbar klar ersichtlich ist

hingegen die Abhängigkeit des

spezifischen Wasserverbrauchs vom

Fassungsvermögen (Größe) der

Waschmaschinen.

Abbildung 39 zeigt, dass kleine

Waschmaschinen verhältnismäßig

mehr Wasser je kg Wäsche benötigen

als größere. Ab einer Größenordnung

von 6 kg Fassungsvermögen verliert

sich dieser Trend und noch größere

Waschmaschinen sind ähnlich effizient

im Umgang mit Wasser, wie bereits

die 6 kg Maschinen.

Abbildung 38: Spezifischer Wasserverbrauch der Waschmaschinen nach ihrem Baujahr und dem jeweiligen Fassungsvermögen

20102009200820062005200420032001

Jahr

12

11

10

9

8

7

Spez

ifisch

er W

asse

rver

brau

ch (l/

kg)

von

5 kg

Was

chm

asch

inen

449

3

13

7

9

2

5

20102009200820072006200520042003

Jahr

10

9

8

7

6

Spez

ifisc

her W

asse

rver

brau

ch (l/

kg)

von

6 kg

Was

chm

asch

inen

12

69

7

2

1

9

6

8

20102009200820072006

Jahr

9

8

7

6

Spez

ifisch

er W

asse

rver

brau

ch (l/

kg)

von 7

kg W

asch

mas

chine

n

44

1

4

35

Page 132: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

132

Abbildung 39: Spezifischer Wasserverbrauch der Waschmaschinen in Abhängigkeit vom Fassungsvermögen

9.2.4.4 Wasserhähne in Küche und Bad

Die Nutzungen der Wasserhähne in Küche und Bad sind in den Studien aus den USA und Australien

aufgrund der eingesetzten Messtechnik nicht separat betrachtet.

Europäische Studien in denen der Verbrauch gesondert gemessen wurde, zeigen für Küche und Bad

einen sehr ähnlichen Wasserverbrauch, wobei der Verbrauch in der Küche tendenziell überwiegt. Die

Fachliteratur wiederum ist der Meinung, dass der Verbrauch am Wasserhahn im Bad deutlich höher ist

als in der Küche.

Die Wassernutzung in der Küche inkludiert Kochen, Trinken und Geschirrspülen von Hand. Die

Wassernutzung im Bad inkludiert Körperpflege und Wäschewaschen von Hand. Der Pro-Kopf-

Verbrauch am Wasserhahn in der Küche und Bad schwankt zwischen Höchstwerten von 41 l/Tag

(Küche und Bad gemeinsam) bzw. 27 l/Tag (nur Küche) und 21 l/Tag (nur Bad) und Minimalwerten

von 23 l/Tag (Küche und Bad gemeinsam), 3 l/Tag (nur Küche) und 7 l/Tag (nur Bad). Der Einsatz von

Geschirrspülern senkt den Verbrauch am Wasserhahn (WILLIS R., 2009) (vgl. Tabelle 28 und Tabelle

29 auf Seite 116).

Tabelle 37 und Tabelle 38 geben Aufschluss darüber, wie der charakteristische Verbrauch an

Wasserhähnen und das jeweilige Konsumentenverhalten aussehen.

12,011,010,09,08,58,07,57,06,56,05,55,04,54,03,53,0

Fassungsvermögen (kg Wäsche pro Waschgang)

14

12

10

8

6

4

2

0

Spez

ifisc

her W

asse

rver

brau

ch (l

/kg

Wäs

che)

441

16

11424

3

4

1

3

48

92

2

4

2

14

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133

Tabelle 37: Zusammenfassung des charakteristischen Verbrauchs für Wasserhähne in Küche und Bad

Wasserverbrauchsdaten Zusammenfassung aller Angaben

Einheit Charakteristischer Verbrauch der Nutzung EU USA und Australien

(Mittelwert) Min Med Max Min Med Max Wasserhahn (Bad, Küche, etc.) - Nutzungsvolumen - durchschnittlicher Verbrauch pro Nutzung

1,5 - 4 - 1,3 - Liter pro Nutzung

Wasserhahn (Bad, Küche, etc.) - Volumenstrom - durchschnittlicher Durchfluß

- 8 - 3,3 - 5,1 Liter pro Minute

Tabelle 38: Zusammenfassung des charakteristischen Nutzerverhaltens für Wasserhähne in Küche und Bad

Wasserverbrauchsdaten Zusammenfassung aller Angaben

Einheit Charakterisierung des

Konsumentenverhaltens EU USA und Australien Häufigkeit und Dauer

(Mittelwert) Min Med Max Min Med Max Wasserhahn - Verwendungshäufigkeit pro Person und Tag

- - - - 20 - Anzahl pro Person und Tag

Wasserhahn - Verwendungshäufigkeit pro Haushalt und Tag

- 50 - - 65 - Anzahl pro Haushalt und Tag

Wasserhahn – Verwendungsdauer gesamt pro Person und Tag

- - - - 8,1 - Minuten

Page 134: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

134

Wie Abbildung 40 zu entnehmen ist, zeigte sich in der niederländischen Studie kein einheitlicher

Trend zu Verbrauchssteigerungen oder -verminderungen an den Wasserhähnen.

Abbildung 40: Entwicklung des täglichen Pro-Kopf-Wasserverbrauchs für den Wasserhahn in Küche und Bad (nach VEWIN, 2008)

Abbildung 41 und Abbildung 42 zeigen die unterschiedlichen Nutzungsarten an Wasserhähnen in

Küche und Bad in Abhängigkeit einerseits von der Haushaltsgröße und andererseits von den

Altersgruppen, wie sie in der niederländischen Studie erhoben wurden.

Es sind folgende Punkte ersichtlich:

• Der Pro-Kopf-Wasserverbrauch für Handabwasch von Geschirr nimmt mit steigender

Personenzahl im Haushalt ab.

• Genauso nimmt der Pro-Kopf-Wasserverbrauch für Handwäsche von Kleidung mit steigender

Personenzahl im Haushalt ab. Die Verringerung ist am deutlichsten zwischen 1- und 2-

Personenhaushalten zu sehen.

• Der Pro-Kopf-Wasserverbrauch am Wasserhahn im Bad nimmt mit steigender Personenzahl im

Haushalt zu.

• Der Pro-Kopf-Wasserverbrauch für Speisen und Getränke zeigt keine Abhängigkeit von der

Haushaltsgröße.

• Von der Altersstruktur sind die Pro-Kopf-Wasserverbräuche am Wasserhahn in Bad und Küche

im Allgemeinen unbeeinflusst. Eine Ausnahme ist hier nur die Gruppe der bis 18-Jährigen, die

deutlich weniger Wasser für Speisen und Getränkezubereitung verwenden als Erwachsene.

Page 135: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

135

Abbildung 41: Täglicher Pro-Kopf-Wasserverbrauch an Wasserhähnen in Küche und Bad nach der Haushaltsgröße in den Niederlanden (nach VEWIN 2008)

Abbildung 42: Täglicher Pro-Kopf-Wasserverbrauch an Wasserhähnen in Küche und Bad nach Altersgruppen in den Niederlanden (nach VEWIN 2008)

Page 136: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

136

Entsprechend einer Studie aus der Schweiz (GAILLE, 1999) dienen sowohl der Wasserhahn im Bad

als auch der in der Küche allen möglichen Bedürfnissen des menschlichen Alltags wie Trinken,

Kochen, Körperpflege, Wäschewaschen von Hand, Putzen, Blumengiessen etc.

Rund 50 % der untersuchten schweizer Haushalte waren in Küche und Bad mit Einhandmischern

ausgerüstet, die andere Hälfte mit 2-Griffarmaturen. Der Einhandmischer hat den Vorteil, dass die

gewünschte Temperatur schneller eingestellt werden kann. Ob sich Einhandmischer als

wassersparender erweisen, konnte in der Studie nicht nachgewiesen werden, weil hier den

persönlichen Konsumgewohnheiten der Einwohner größere Bedeutung zukommt und insgesamt zu

wenige Objekte untersucht wurden. Die Vermutung liegt aber nahe, dass Einhandmischer und

thermostatische Ventile durchaus Beiträge zum Wassersparen leisten können. Strahlregler, die dem

Wasser Luft beimischen, helfen ebenso Wasser zu sparen. Dieser Effekt konnte von GAILLE (1999)

eindeutig nachgewiesen werden.

9.2.4.5 Geschirrspüler

Dem Wasserverbrauch von Geschirrspülern kommt, entgegen verbreiteter Annahmen, eher eine

untergeordnete Rolle im Haushalt zu.

Im täglichen Pro-Kopf-Verbrauch beträgt der Anteil für den Geschirrspüler nur rund 3 % bzw. 2 l/Ed bis

11 l/Ed (vgl. Tabelle 28 und Tabelle 29 auf Seite 116).

Werte für den durchschnittlichen Verbrauch pro Waschgang von Geschirrspülern unterteilt für Europa

und Australien sind in Tabelle 39 dargestellt. Das Konsumverhalten in Form von

Verwendungshäufigkeit pro Person und Tag sowie pro Haushalt und Woche zeigt Tabelle 40.

Tabelle 39: Zusammenfassung des charakteristischen Verbrauchs von Geschirrspülern

Wasserverbrauchsdaten Zusammenfassung aller Angaben

Einheit Charakteristischer Verbrauch der Nutzung EU Australien (Mittelwert) Min Med Max Min Med Max

Geschirrspüler - durchschnittlicher Verbrauch pro Waschgang

13 16 50 - 24 - Liter pro Waschgang

Page 137: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

137

Tabelle 40: Zusammenfassung des charakteristischen Nutzerverhaltens für Geschirrspüler

Wasserverbrauchsdaten Zusammenfassung aller Angaben

Einheit Charakterisierung des

Konsumentenverhaltens EU USA und Australien Häufigkeit und Dauer

(Mittelwert) Min Med Max Min Med Max Geschirrspüler - Verwendungshäufigkeit pro Person und Tag

- 0,25 - 0,10 0,12 0,13 Verwendungs-häufigkeit pro

Person und Tag

Geschirrspüler - Verwendungshäufigkeit pro Haushalt und Woche

- 5,0 - - 3,0 -

Verwendungs-häufigkeit pro Haushalt und

Woche

Abbildung 43 zeigt wie sich der Wasserverbrauch für den Geschirrspüler in der niederländischen

Studie entwickelt hat. Mit der zunehmenden Verwendung von Geschirrspülern nimmt gleichzeitig der

Wasserverbrauch für den Handabwasch von Geschirr ab (ohne Abbildung).

Abbildung 43: Entwicklung des täglichen Pro-Kopf-Wasserverbrauchs für den Geschirrspüler in den Niederlanden (nach VEWIN, 2008)

Ähnlich wie bei den Waschmaschinen ist auch der Wasserverbrauch bei den Geschirrspüler in den

letzten Jahrzehnten deutlich gesunken. In den letzten 10 Jahren zeigt sich zwar noch immer eine

weitere Reduktion von durchschnittlich 1,3 l/Maßgedeck auf 1,0 l/Maßgedeck, die Schwankungsbreite

zwischen den verschiedenen Modellen ist aber weitaus größer als der leicht sinkende Trend zur

Verbrauchsreduktion. Die in Abbildung 44 dargestellte Korrelation der Verbrauchswerte mit dem

Baujahr (Testjahr) von rund 1.700 Geschirrspülermodellen ist daher dementsprechend schlecht

(GESCHIRRSPÜLERTEST, 2010).

Page 138: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

138

Abbildung 44: Entwicklung des Wasserverbrauchs von Geschirrspülern (GESCHIRRSPÜLERTEST, 2010)

Eine Unterteilung der Geschirrspüler nach dem Fassungsvermögen zeigt dafür klar, dass größere

Maschinen einen niedrigeren spezifischen Wasserverbrauch (Liter je Maßgedeck) haben (siehe

Abbildung 45).

Eine Betrachtung der Richtpreise für verschiedene Modelle ergab, dass billigere Geräte in der

Preisklasse um 250 €, öfter eine höheren spezifischen Wasserverbrauch aufweisen als die etwas

teureren Geräte ab 500 € (siehe Abbildung 46). Die Bandbreiten sind allerdings in allen Klassen

enorm groß, wie anhand der Punktwolke in Abbildung 47 ersichtlich ist. Eine Korrelation führt zu

keinem sinnvollen Ergebnis. Es gibt andererseits auch viele Geräte, die zwar teuer, aber nicht

unbedingt sparsam sind.

Page 139: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

139

Abbildung 45: Spezifischer Wasserverbrauch von Geschirrspülern in Abhängigkeit vom Fassungsvolumen der Geräte (GESCHIRRSPÜLERTEST, 2010)

Page 140: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

140

Abbildung 46: Spezifischer Wasserverbrauch von rund 1.700 Geschirrspülern in Abhängigkeit vom Kaufpreis (GESCHIRRSPÜLERTEST, 2010)

9.2.4.6 Sonstige Wassernutzungen im Innenbereich

Für sonstige Wassernutzungen im Innenbereich von Haushalten sind nur in der Fachliteratur Werte

von 20 l bis 100 l pro Reinigung zu finden. In den verschiedenen Studien zum Wasserverbrauch in

Haushalten sind keine sonstigen Nutzungen angegeben bzw. wird oftmals ein unterschiedlich hoher,

„nicht zuordenbarer“ Verbrauch ausgewiesen.

9.2.4.7 Wasserverluste im Haushalt

In einigen Studien werden auch Wasserverluste in den Haushalten ausgewiesen, die teilweise nicht

ganz unerhebliche Mengen von bis zu 36 l/Ed und im Durchschnitt immerhin noch rund 10 l/Ed

betragen. Die Wasserverluste liegen in manchen Haushalten somit jedenfalls im Bereich, der für den

Geschirrspüler verwendeten Wassermengen.

Page 141: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

141

9.2.4.8 Gartenbewässerung

Die Bandbreite der verfügbaren Daten ist sehr groß. Höchstwerte beim Pro-Kopf-Verbrauch von

382 l/Tag werden in den USA (MAYER et at., 1998), Tiefstwerten von 4 l/Tag in der Schweiz (SVGW,

2006) ausgewiesen.

Tabelle 41 und Tabelle 42 geben einen Überblick, wie der charakteristische Verbrauch für

Gartenbewässerung und das jeweilige Konsumverhalten aussehen.

Tabelle 41: Zusammenfassung des charakteristischen Verbrauchs für die Gartenbewässerung

Wasserverbrauchsdaten Zusammenfassung aller Angaben

Einheit Charakteristischer Verbrauch der Nutzung EU USA und Australien

(Mittelwert) Min Med Max Min Med Max Gartenbewässerung - Nutzungsvolumen - durchschnittliche Wassermenge pro Bewässerung

- 172 - - - - Liter pro Tag

Gartenbewässerung - spezifisches Nutzungsvolumen - durchschnittlicher Verbrauch pro m² und Bewässerung

5 8 10 - - - Liter pro Tag

Gartenbewässerung - Volumenstrom - durchschnittlicher Durchfluß

- - - - 16 - Liter Minute

Tabelle 42: Zusammenfassung des charakteristischen Nutzerverhaltens für die Gartenbewässerung

Wasserverbrauchsdaten Angaben

Einheit Charakterisierung des Konsumentenverhaltens nur aus Australien

Häufigkeit und Dauer (Mittelwert) Min Med Max Gartenbewässerung - Verwendungshäufigkeit - Häufigkeit pro Woche

- 2,8 - Anzahl pro Woche

Gartenbewässerung - Verwendungshäufigkeit - Häufigkeit pro Woche - nur Haushalte die regelmäßig Garten gießen

- 3,1 - Anzahl pro Woche

Gartenbewässerung - Dauer - durchschnittliche Bewässerungsdauer

- 46 - Minuten

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142

In der Studie aus den USA (MAYER et al., 1998) wurde festgestellt, wie sich der Verbrauch für die

Gartenbewässerung verändert, wenn gegenüber der händischen Bewässerung mit dem

Gartenschlauch, andere Bewässerungssysteme verwendet werden:

• Mit manuell einschaltbarem Bewässerungssystem + 35 %

• mit automatischem Bewässerungssystem +47 %

• mit einer alternativen Wasserressource +25 %.

9.2.4.9 Sonstige Wassernutzungen im Außenbereich

Nebst der Bewässerung von Grünflächen gibt es zahlreiche weitere Wassernutzungen im

Außenbereich. Die Wesentlichsten sind das Befüllen oder Nachfüllen von Swimmingpools oder die

Nutzung zu Reinigungszwecken von Außenflächen oder Fahrzeugen. In keiner der vorliegenden

Studien wird jedoch explizit ausgewiesen, wieviel Wasser dabei verwendet wird. Einziger Anhaltspunkt

ist die Sudie aus den USA. Der Wasserverbrauch im Außenbereich verdoppelt sich demnach in etwa

durch das Vorhandensein von Swimmingpools gegenüber der sonstigen Gartenbewässerung.

9.3 Prognosen für den künftigen Wasserbedarf in den

Haushalten

Die Bevölkerungsentwicklung wird sich regional unterschiedlich darstellen.

Für Deutschland existiert die koordinierte Bevölkerungsprognose des Bundes und der Länder. Diese

ermöglicht eine Abschätzung bis ins Jahr 2020. Darauf basierend wurde zum Beispiel für Hamburg ein

Prognosewert für das Jahr 2030 errechnet. Es ergab sich für die Stadt ein Bevölkerungszuwachs bis

2020 von derzeit 1,74 auf 1,8 Mio. Einwohner und danach eine leichte Abnahme auf 1,79 Mio. im Jahr

2030 (KLUGE et al., 2007). Andere Regionen Deutschlands, vor allem in den ehemaligen

ostdeutschen Bundesländern, sind von massiver Abwanderung betroffen.

Die Prognose für Dresden für das Jahr 2020 sagt einen Anstieg der Bevölkerung auf 520.900

Einwohner voraus (2006: 487.109). Der Wasserverbrauch soll sich bis 2020 leicht erhöhen, wobei sich

die Rate des Anstiegs immer mehr verkleinert (KOEGST et al 2008).

Weitere Details zu den Prognosen für Hamburg und Dresden finden sich in Kapitel 6.2 auf Seite 54.

Nach den Ergebnissen der neuesten Prognose der STATISTIK AUSTRIA (2009c) wird die

Bevölkerung Österreichs auch in Zukunft weiterhin wachsen und zwar bis 2030 auf 9 Mio. und

danach auf 9,5 Mio. im Jahr 2050. Die Altersstruktur verschiebt sich deutlich hin zu den älteren

Menschen. Befinden sich derzeit 23 % der Bevölkerung im Alter von 60 und mehr Jahren, so werden

es mittelfristig (2020) rund 26 % sein, langfristig (ab 2030) sogar mehr als 30 %. Die Absolutzahl der

über 75-jährigen Menschen steigt bis 2030 von derzeit 662.000 auf über 1 Million.

Page 143: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

143

Die stärkste Bevölkerungszunahme haben, bedingt durch die Zuwanderung, die Bundesländer Wien

und Niederösterreich zu erwarten. In den beiden westlichen Bundesländern Vorarlberg und Tirol sowie

im Burgenland wächst die Bevölkerungszahl ähnlich stark wie im Bundesdurchschnitt. In

Oberösterreich, Salzburg und in der Steiermark fällt das Bevölkerungswachstum unterdurchschnittlich

stark aus. Nur in Kärnten stagniert die Bevölkerungszahl und dürfte künftig sogar geringfügig unter

dem derzeitigen Niveau liegen. Der Alterungsprozess wird im Wesentlichen alle Bundesländer

betreffen, allerdings mit unterschiedlicher Intensität. Wien wird sich in Zukunft zum demographisch

jüngsten Bundesland Österreichs entwickeln.

Da sich sowohl die internationalen Wanderungen als auch die Binnenwanderungen innerhalb

Österreichs sehr ungleich verteilen, ergeben sich regional sehr unterschiedliche Auswirkungen der

Migration. Wanderungsgewinnen in den größeren Städten und ihrem Umland stehen dabei

Wanderungsverluste in entlegeneren Gebieten gegenüber.

Im Jahr 2009 (siehe Abbildung 47) wechselte etwa jeder zehnte Einwohner (875.000 Personen)

Österreichs seinen Wohnsitz. Aus der Zahl von 107.785 Zuzügen aus dem Ausland und 87.189

Wegzügen in das Ausland ergab sich ein internationaler Wanderungssaldo von 20.596 Personen.

Bezogen auf die Wohnbevölkerung Österreichs im Jahr 2009 lag die Netto-Zuwanderung bei 2,5 je

1.000 Personen der bestehenden Bevölkerung (STATISTIK AUSTRIA, 2009c).

Abbildung 47: Wanderungsstatistik 2009 (STATISTIK AUSTRIA, 2009c)

Die Zahl der Privathaushalte in Österreich wird in Zukunft weiter steigen. Ausgehend von den

3,35 Mio. Haushalten im Jahresdurchschnitt 2001, ist die Zahl der Haushalte gemäß der vorliegenden

Extrapolation bis 2007, dem Basisjahr der zugrunde liegenden Bevölkerungsprognose, auf 3,54 Mio.

Page 144: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

144

gestiegen (+5,9 %). Für 2010 wurde berechnet, dass es 3,62 Mio. Haushalte gibt. Bis 2030 soll die

Zahl der Haushalte auf 4,06 Mio. (+21,3 %) und bis 2050 schließlich auf 4,36 Mio. (+30,2 %) steigen.

Die Zahl der Einpersonenhaushalte, 2001 mit 1,12 Mio. Einheiten ein Drittel (33,6 %) aller Wohn- und

Wirtschaftsgemeinschaften, wird langfristig rund vier Mal so stark ansteigen wie die Zahl der

Mehrpersonenhaushalte und somit im Jahr 2050 mit 1,80 Mio. einen Anteil von 41,3 % stellen. Unter

den Mehrpersonenhaushalten sind es die Zwei- und Dreipersonenhaushalte, die künftig noch

zunehmen werden. Die Zahl der Vierpersonenhaushalte stagniert, während die noch größeren

Haushalte zahlenmäßig schrumpfen werden. Demzufolge sinkt die durchschnittliche Haushaltsgröße

langfristig.

Für den Wasserverbrauch bedeutet die sinkende Haushaltsgröße jedenfalls einen Anstieg des Pro-

Kopf-Verbrauchs.

Dennoch ist der Haushaltswasserverbrauch in Österreich wie auch in Deutschland im Sinken

begriffen.

Belegt wird dieser Trend für Österreich durch aktuelle Zahlen (NEUNTEUFEL et al. 2009). In

Deutschland wird der Rückgang im Regelwerk der DVGW W 410, auf den vermehrten Einsatz

wassersparender Geräte und Armaturen (z.B. Waschmaschinen und Geschirr-Spülmaschinen) sowie

auf das steigende Kostenbewusstsein in den häuslichen und kleingewerblichen Bereichen

zurückgeführt.

Abbildung 48 zeigt die Entwicklung des Tageswasserverbrauches anhand von Durchschnittswerten

von Haushalten in Deutschland. Abbildung 2 auf Seite 31 zeigt die aktuellen Zahlen aus Österreich,

die allerdings die mitversorgte Industrie und das Gewerbe beinhalten und daher deutlich höher liegen.

Der Trend ist jedoch der gleiche.

Abbildung 48: Entwicklung des durchschnittlichen Tagesverbrauchs (Quelle: DVGW W410)

Werden von den österreichischen Durchschnittswerten, die zwischen 150 l/Ed und 200 l/Ed liegen, die

mitversorgte Industrie und das Gewerbe, deren Anteil von den Wasserversorgungsunternehmen auf

durchschnittlich ein Drittel geschätzt wird, abgezogen, so ergibt das für Österreich einen derzeitigen

Haushaltswasserverbrauch zwischen 100 l/Ed und 130 l/Ed.

Page 145: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

145

Einen möglichen Anhaltspunkt für den zukünftigen durchschnittlichen Wasserbedarf in Österreich

liefert die Vorstudie anhand der Branchendaten österreichischer Wasserwerke (NEUNTEUFEL et al.

2009). Die Betrachtung der aktuell verzeichneten Minimalwerte zeigte, dass diese im betrachteten

Zeitraum 2000 bis 2007 relativ konstant blieben. Der Minimalwert von etwa 140 l/Ed ist inklusive

einem gewissen Anteil für Gewerbe und Industrie zu verstehen. Zu beachten ist dabei, dass der Anteil

für Gewerbe und Industrie gerade bei diesen geringen Verbrauchswerten nicht unbedingt dem

Durchschnittswert von rund einem Drittel entsprechen muss, sondern deutlich geringer sein kann. Für

den reinen Haushaltswasserverbrauch würde sich somit eine Bandbreite von rund 95 l/Ed bis 120 l/Ed

ergeben.

Durch die Realisierung möglicher Einsparungspotenziale könnte sich der durchschnittliche Pro-Kopf-

Verbrauch in Zukunft diesem Wert annähern.

Die künftige Entwicklung ist aufgrund mehrerer Unsicherheitsfaktoren nur schwer vorauszusehen.

Entsprechend einer Schweizer Studie (GAILLE 1999) ist an herkömmlichen Waschbecken kaum

noch mit weiteren Reduktionen im Verbrauch zu rechnen. Auch beim Baden wird keine maßgebliche

Änderung erwartet, da ohnehin nur noch wenige Vollbäder genommen werden. Im Bereich der

Toiletten könnten allerdings, laut der schweizer Studie, durch eine Umstellung auf Spülkästen mit

kleinerem Volumen und einer „disziplinierten Anwendung“ mit Einsparungen von rund 30 % erwartet

werden. Die Erneuerung von technischen Geräten wie Waschmaschine oder Geschirrspüler wurde in

der Studie 1999 als weitestgehend abgeschlossen angesehen und die weiteren

Einsparungspotenziale als gering erachtet.

Für Deutschland sind in der DVGW W410 die einwohnerbezogenen Tagesmittelwerte im

Jahresdurchschnitt im Extremfall von 60 l/Ed bis rd. 500 l/Ed angegeben. Im Normalfall sind den

Planungen 90 l/Ed bis 140 l/Ed zu Grunde zu legen. Mittelfristig rechnet man in Deutschland damit,

dass sich der durchschnittliche Bedarf bei ca. 120 l/Ed stabilisieren könnte.

Für veränderliche Einflussfaktoren wurden für Deutschland Prognosen von SCHLEICH und

HILLENBRAND (2007) für das Jahr 2020 mit Ausgangspunkt 2003 angegeben. Für den Wasserpreis

ergibt sich ein Anstieg von 1 % bis 3 % pro Jahr (entspricht bis 2020 gesamt 18 % bis 65 %), im

Verbrauch sollte dies nach den Berechnungen eine Reduktion des Wasserbedarfes von 5,7 % bis

20,2 l/Ed ergeben. Die Variable Einkommen wird mit 1 % bis 2 % Steigung (18 % bis 40 %)

errechnet, daraus ergibt sich mit der vorher errechneten Preiselastizität für Gesamtdeutschland ein

Anstieg des Verbrauchs von 8,4 bis 18,2 l/Ed. Die Haushaltsgröße sollte um 4 % bis 6 % sinken und

daraus resultiert ein Anstieg von 2,2 bis 3,3 l/Ed. Die durchschnittliche Lebenserwartung nimmt nach

derzeitigen Prognosen um 2,2 bis 2,6 Jahre zu. Dies ergibt einen zusätzlichen Wasserbedarf von 4,0

bis 6,7 l/Ed.

Nach der Zusammenfassung aller Variablen entsteht eine sehr hohe Schwankungsbreite für die

Prognose des zukünftigen Verbrauches. So variiert die Vorhersage von einer Zunahme um 22,5 bis zu

einer Abnahme um 5,6 l/Ed.

Page 146: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

146

Es wird von SCHLEICH und HILLENBRAND (2007) also eher mit einer Zunahme als mit einer

Abnahme des Verbrauchs gerechnet. Jedoch sind in allen diesen Zahlen einige Faktoren nicht mit

einbezogen worden. So wurden zum Beispiel weiterer technischer Fortschritt, Verhaltensänderungen

oder der Klimawandel in der Studie nicht berücksichtigt. Zusätzliche Unsicherheiten in der Prognose

ergeben sich in der unbestätigten Annahme, dass die errechnete Preiselastizität auch bei einer

Reduktion der Preise anwendbar ist.

Die Untersuchung für die Hamburger Wasserwerke (KLUGE et al., 2007) ergab beispielsweise eine

Einsparung von 8,1 m³ Trinkwasser im Jahr bei Verwendung von modernen Toilettenspülungen. Bei

neuen Waschmaschinen ergab die Analyse ein Einsparungspotenzial von 41 % des Verbrauchs

(entspricht 2,2 m³ Wasser pro Jahr). Dabei wurde angenommen, dass diese Einsparungen bis 2030

zu 80 % umgesetzt werden.

Kein merklicher Einfluss wurde von KLUGE et al. (2007) bei der Substitution von Baden durch

Duschen, der verschiedenen Häufigkeit der Körperreinigung, dem Einsatz von

Geschirrspülmaschinen, dem Einkommen und dem Alter festgestellt. Diese Faktoren wurden daher in

dem Prognosemodell der Hamburger Wasserwerke nicht berücksichtigt und haben so auch keinen

Einfluss auf die Prognose.

Die Prognose erfolgte in Modulen, die in Teilprognosen gegliedert war, aus denen schließlich die

Gesamtprognose erstellt wurde. Beginnend mit dem Jahr 2005 wurde mit dem Modell in Schritten von

fünf Jahren bis 2030 der Verbrauch für das gesamte Stadtgebiet, die Haushalte, das Gewerbe, die

Industrie, öffentliche Einrichtungen und sonstige Verbraucher vorhergesagt. Dabei lässt sich

erkennen, dass der Bedarf im Stadtgebiet und in den Haushalten abnimmt, hingegen im Gewerbe

leicht zunimmt, während bei Industrie, öffentlichen Einrichtungen und bei sonstigen Verbrauchern der

Konsum stagniert.

Im ebenfalls erstellten Modell für die Prognose der Tageswerte wurden sowohl jahreszeitliche

Faktoren sowie Wetteränderungen einbezogen. Die Analyse ergab einen tendenziellen Rückgang

des Tagesbedarfs, der von Montag bis Donnerstag am deutlichsten hervortritt. Der Einfluss des

Wetters wird erst ab einer Temperatur von 25°C schlagend, bei anhaltenden Trocken- und

Hitzeperioden steigt der Wasserbedarf allerdings deutlich. Jahreszeitlich gesehen erkennt man einen

gesteigerten Verbrauch in den Monaten Mai und Juni, bedarfsverringernd wirken hingegen Ferientage

und Feiertage, wobei letztere eine geringere Auswirkung zeigen (KLUGE et al., 2007).

Zusammengefasst liegen die aktuelleren Prognosen für den deutschsprachigen Raum bei einem

spezifischen Haushaltswasserverbrauch von 90 l/Ed bis 140 l/Ed für die kommenden 20 bis 40 Jahre

(GROSSMANN und HOFMANN, 2008, DVGW W410, NEUNTEUFEL et al. 2009).

Da die jeweiligen Prognosen teilweise widersprüchliche Ergebnisse liefern und auch innerhalb

einzelner Prognosen die Auswirkungen verschiedener Einflussfaktoren gegenläufig sind sowie die

Stärke der Einflussparameter nicht mit Sicherheit abgeschätzt werden kann, sind abschließend noch

drei Szenarien und deren wahrscheinliche Auswirkungen beschrieben.

Page 147: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

147

9.3.1 Szenario Preissteigerung

Eine Berechnung der Preiselastizität wurde von KNOPF im Jahr 1987 im Zuge einer Diplomarbeit zur

Untersuchung der Entwicklung des Industriewasserverbrauches für die Stadt Wien vorgenommen.

Sie errechnet sich zu -0,09 in der gesamten Wasserabgabe beziehungsweise zu -0,18 im industriellen

Wasserverbrauch. In diesen Zahlen ist jeweils die Abwassergebühr enthalten (KNOPF, 1987). Die

Preiselastizität ist damit eher gering.

Dennoch zeigt das Beispiel der ehemaligen ostdeutschen Bundesländer, dass eine erhebliche

Preissteigerung zu deutlichen Verbrauchsreduktionen führen kann. Durch Abwanderung in die

westlichen Bundesländer Deutschlands konnten die Kosten der Wasserversorgungsunternehmen in

einigen ehemals ostdeutschen Regionen nicht mehr durch den Wasserverkauf an Endkunden gedeckt

werden und die Preise mussten, speziell im Vergleich zu den DDR-Zeiten, merklich angehoben

werden. Dadurch wurde die in diesen Regionen verbliebene Bevölkerung zur Kostenreduktion durch

Wassersparen angeregt, so dass der Verbrauch derzeit nur noch bei rund 80 l/Ed oder weniger liegt.

In weiterer Folge verschlechterte sich wiederum die Kostendeckung der Wasserversorger und es

entstand eine abwärts führende Spirale aus Preissteigerungen und verstärktem Sparverhalten.

Dies führte letztlich dazu, dass einige deutsche Wasserversorgungsunternehmen die bestehenden

Tarifmodelle nun neu überdenken möchten und möglicherweise einen deutlich erhöhten

Fixkostenanteil in den Wasserpreis integrieren wollen.

Es ist nicht auszuschließen, dass es auch in Österreich in absehbarer Zeit zu Preissteigerungen

kommen wird. Die bei ihrer Errichtung zu einem hohen Prozentsatz geförderten Anlagen der

Wasserversorgung kommen schön langsam in ein Alter, in dem eine umfangreiche Erneuerung nicht

länger aufgeschoben werden kann. Die Forderung nach einem kostendeckenden Wasserpreis und die

Tatsache, dass Erneuerungen nicht mehr förderfähig sind, führen unweigerlich zu zukünftigen

Preissteigerungen im Versorgungssektor.

9.3.2 Szenario Veränderung der Tarifstruktur

Eine Veränderung der Tarifstruktur könnte eine mehr oder weniger sprunghafte Veränderung des

Verbrauchs nach sich ziehen.

Wenn in Zukunft die Wassertarife die vorhandene Kostenstruktur der

Wasserversorgungsunternehmen besser abbilden sollen, ist eine Veränderung der Tarifstruktur nicht

gänzlich unwahrscheinlich. Ein hoher Fixanteil und ein geringer mengenbezogener Anteil im

Wasserpreis könnten dazu führen, dass sich der Trend des sinkenden Wasserverbrauchs

möglicherweise schnell umkehrt. Wenn der Großteil des Wasserpreises bereits in einem

Fixkostenanteil enthalten ist, würde der Anreiz sparsam mit Wasser umzugehen geringer.

In extremer Ausformung (nur Grundpreis und kein mengenbezogener Anteil im Wasserpreis) würde

dieser Ansatz aber den Zielen der EU-Wasserrahmenrichtlinie, den sparsamen Umgang mit Wasser

betreffend, widersprechen.

Page 148: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

148

9.3.3 Szenario Klimawandel

Aus der erwarteten Temperaturerhöhung und den veränderten Niederschlagsverhältnissen lässt sich

kaum eine Veränderung der Jahreswasserabgabe erwarten, wie am Beispiel von Hamburg festgestellt

werden konnte. Die regionalen Klimamodelle WETTREG und REMO sehen für die Region Hamburg

im Klimaszenario bis 2030 eine Erhöhung der Durchschnittstemperatur um 0,65°C bis 0,85°C sowie

eine Verringerung des Niederschlags um 4,6 % bis 6 % im Sommer bzw. eine Erhöhung um 3,75 %

bis 5 % im Winter vor. Diese Änderung ergibt in dem für Hamburg erstellten Modell nur eine äußerst

geringe Steigerung der Jahreswasserabgabe. Gleichzeitig wurde aber auch festgestellt, dass die

steigende Temperatur, die Dauer von Hitze und Trockenperioden und öfter auftretende

Extremwetterlagen die Häufigkeit und möglicherweise auch die Intensität von Spitzenverbräuchen

verändern können.

Lokal auftretende mengenmäßige Engpässen sind anhand dieser Überlegungen auch in Österreich

nicht auszuschließen. Durch die Schaffung entsprechender Grundlagendaten und dem Ausbau

geeigneter wasserwirtschaftlicher Infrastruktur sowie der Vernetzung der Versorgungsstrukturen kann

das Ausfallrisiko jedenfalls reduziert werden.

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10 Defizitanalyse

Wetterdaten werden weltweit in guter räumlicher und zeitlicher Auflösung zur Verfügung gestellt, was

eine Auswertung der zurückliegenden Wetterereignisse erleichtert. Die Auswirkungen des

Klimawandels sind vielfach erforscht und die prognostizierten Veränderungen reichlich mit Daten

belegt. Dennoch sind Prognosen für kleinräumige Gebiete schwer zu treffen und mit großen

Unsicherheiten behaftet. Es wurde oftmals festgehalten, dass insbesondere der Alpenraum und damit

maßgebliche Teile Österreichs einige der am stärksten vom Klimawandel betroffenen Gebiete sein

werden (CLIMCHALP, 2008). Für Vorhersagen in kleinräumigen Regionen des Alpenraumes ergeben

sich regional und zeitlich stark unterschiedliche Ergebnisse (siehe Kapitel 4.2). Um die Auswirkungen

des Klimawandels auf die Alpengebiete mit ausreichender Genauigkeit beschreiben zu können, fehlen

daher noch exaktere Prognosen für Änderungen der Temperatur und des Niederschlags. Aktuelle

Studien halten fest, dass speziell die Prognosen für Niederschlagsveränderungen problematisch und

unzuverlässig sind.

Ein entscheidender Faktor in der Landwirtschaft ist die Entwicklung der Nachfrage nach den

Produkten. Da diesen Bereich viele Faktoren beeinflussen können (Nachfrage nach unterschiedlichen

Produkten, Preis, Kauf inländischer Produkte), ist die genaue Voraussage, wie sich die Nachfrage

entwickeln wird, sicherlich problematisch.

Bezüglich des Klimawandels wird die Frage entscheidend sein, inwieweit die Produzenten auf die

veränderten Bedingungen eingehen werden und die verlängerte Vegetationszeit nützen und ob es zu

einer Verlagerung der Anbauflächen kommen wird.

Hinsichtlich des Wasserbedarfs von Industrie und Gewerbe liegen für Österreich keine hinreichend

aktuellen Daten vor. Die letzten statistisch erfassten Gesamtdaten stammen laut

UMWELTBUNDESAMT (2007) aus dem Jahr 1994. In statistischen Erhebungen wird zudem nur der

sogenannte Fremdverbrauch, also das von Wasserversorgungsunternehmen zugekaufte Wasser,

nicht jedoch der Eigenverbrauch (selbst gefördertes Wasser), erhoben.

Für den zukünftigen Wasserbedarf der Haushalte spielen vielfältige sozioökonomische Faktoren eine

entscheidende Rolle. Die Ergebnisse zahlreicher dazu durchgeführter Studien unterscheiden sich in

ihren Aussagen teilweise maßgeblich. So ist zum Beispiel die Frage nach der Entwicklung des

Verbrauchs für die zunehmende ältere Bevölkerung umstritten. Während einige Studien behaupten,

dass ältere Personen sparsamer mit Trinkwasser umgehen (LYMAN 1992, zit. bei KOEGST et al.

2008), belegen wiederum NAUGES und THOMAS (2000, zit. bei KOEGST et al. 2008) einen erhöhten

Verbrauch bei Menschen im Ruhestand.

Page 150: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

150

Das Problem bei differenzierteren Analysen zum Wasserverbrauch in Abhängigkeit von

sozioökonomischen Faktoren besteht nach KOEGST (2009) in der fehlenden Aufteilung der

verfügbaren Verbrauchsdaten zwischen Haushalten und gewerblichen Betrieben.

SCHLEICH und HILLENBRAND (2007) kommen in ihren Prognosen für Deutschland für das Jahr

2020 mit Ausgangspunkt 2003 zu dem Schluss, dass weitere Untersuchungen, insbesondere unter

Berücksichtigung aller Einflussfaktoren, auf regionaler Ebene notwendig sind, um treffsichere

Prognosen zu stellen.

Differenzierte Verbrauchsdaten zu verschiedenen Nutzungsarten in Haushalten existieren für

Österreich noch nicht. Daten anderer Studien können nicht ohne weiteres auf Österreich umgelegt

werden, da aus der Vielzahl derartiger Studien ersichtlich wird, dass es länderspezifisch große

Unterschiede gibt.

Um abschätzen zu können wie sich der Wasserbedarf aus den öffentlichen Wasserleitungsnetzen

entwickeln wird, müssen aktuelle Grundlagendaten geschaffen werden.

Einerseits ist der Anteil von mitversorgtem Gewerbe, das in Wohnhäusern über die gleiche

Anschlussleitung versorgt wird, nur geschätzt, andererseits ist auch die Zusammensetzung der

Einzelnutzungen in den Haushalten eine über die Jahre hinweg fortgeschriebene Aufteilung, die lange

nicht mehr tatsächlich gemessen wurde.

Page 151: Studie Wasserverbrauch und Wasserbedarf größte Teil der industriellen Wassernutzung wird dem Wasserkreislauf rückgeführt. Ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Wasserverbrauch

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11 Ausblick

In weiterer Folge soll die Auswertung von Wassermengendaten ganzer

Wasserversorgungsunternehmen erfolgen. Diese werden vorerst auf Plausibilität überprüft und,

wenn möglich, etwaige Fehlwerte in Rücksprache mit den einzelnen Unternehmen korrigiert. Da es

sich dabei um äußerst unterschiedliche Gebiete handelt, erfolgt die Bearbeitung regional und erst in

weiterer Folge werden die Ergebnisse verglichen. Zum besseren Verständnis wird zudem jede Region

kurz charakterisiert und deren Wasserverbrauch allgemein dargestellt. Es sollen der

Gesamtverbrauch, der Verbrauch nach Wochentagen und Monaten sowie die Jahresganglinien des

Verbrauchs grafisch aufbereitet werden. Zusätzlich werden die Werte für den Gesamtverbrauch auf

die unterschiedlichen Sektoren aufgeschlüsselt, sofern diese Daten verfügbar sind.

Dazu ist eine umfassende Datenaufbereitung nötig, da es sich bei den gelieferten Daten im

Allgemeinen um Einspeisewerte (Systemeinspeisung) handelt. Diese müssen zur weiteren

Datenverarbeitung jedoch vorerst in Pro-Kopf-Werte umgewandelt werden. Dabei werden vom

ursprünglichen Wert die Verluste, die Abgabe an Fremdgebiete und die unentgeltliche Abgabe

abgezogen und das Ergebnis auf die tatsächlich versorgten Einwohner bezogen. Die dafür benötigten

Angaben werden nach Möglichkeit von den Wasserversorgungsunternehmen direkt bezogen, falls

diese Daten nicht geliefert werden können, stehen möglicherweise noch Branchendaten (DW1, 2007)

zur Verfügung. Selbiges gilt für die Aufteilung des Verbrauchs nach Sektoren.

Danach erfolgt die Verknüpfung der Wasserverbrauchszahlen mit den Wetterdaten. Diese werden

über das Institut für Meteorologie der Universität für Bodenkultur bezogen und umfassen Werte in

täglicher Auflösung zu Temperatur und Niederschlag. Zur Analyse des Einflusses auf den

Wasserverbrauch werden Maximaltemperatur, Minimaltemperatur, mittlere Temperatur sowie

Niederschlagsereignisse herangezogen. Diese Daten sollen mit den Verbrauchszahlen verknüpft

werden. Art und Stärke der Einflüsse auf den Verbrauch verschiedener Gebiete sollen vergleichen

und charakterisiert werden.

Nach der Gegenüberstellung der Ergebnisse soll anhand der erwarteten Klimaänderungen eine

Prognose für den künftigen Wasserverbrauch erstellt werden.

Ein Bindeglied zwischen den Untersuchungen des Wasserverbrauchs ganzer Versorgungsgebiete

und jenen in einzelnen Haushalten ist die Analyse des Wasserverbrauchs ausgewählter Objekte im

Bereich Gewerbe, Industrie oder Tourismus sowie ganzer Wohnhäuser. Dazu soll ein möglichst enger

Zusammenhang zwischen dem Wasserverbrauch und den jeweiligen Randbedingungen hergestellt

werden.

Im Bereich der Wohnhäuser ist geplant, den täglichen Wasserbedarf zu messen und anhand der

Anzahl der Bewohner den täglichen Pro-Kopf-Verbrauch zu errechnen, der in weiterer Folge unter

dem Einfluss der Temperatur betrachtet werden kann. Um sozioökonomische Unterschiede

abschätzen zu können, sollen Häuser in unterschiedlichen Wohngegenden für die Untersuchung

ausgewählt werden.

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Im Bereich der Industrie erfolgt neben der Erhebung des täglichen Wasserverbrauches auch die

Ermittlung von Hintergrundinformationen, um den Verbrauch mit den Mengen der produzierten Ware

oder dem Personalstand in Verbindung bringen zu können.

Im Bereich Tourismus soll der tägliche Wasserverbrauch mit den Gäste- und Angestelltenzahlen

verknüpft werden. Vor allem im Sommertourismus wird erwartet, dass der Zusammenhang mit der

Durchschnittstemperatur von großer Bedeutung ist. Des Weiteren wird hier auch der Einfluss von

Feiertagen und Ferienzeiten zu berücksichtigen sein. Als mögliche Objekte bieten sich

Schwimmbäder, Thermalbäder oder Hotels an, sofern diese Betriebe bereit sind, ihre Daten zur

Verfügung zu stellen.

Ergänzend wird der Wasserverbrauch ausgewählter Haushalte hinsichtlich der Zusammensetzung

der einzelnen Wassernutzungen untersucht.

Dazu werden sehr genaue Wasserzähler in die Zuleitungen der Haushalte eingebaut und der

Wasserverbrauch so hochauflösend gemessen, dass ein Rückschluss auf den jeweiligen Verbrauch

möglich wird.

Alle so gesammelten Messergebnisse und Aufzeichnungen sollen mit Daten zu Wetter und Klima

sowie Angaben zu sozioökonomischen Verhältnissen verknüpft und auf signifikante Zusammenhänge

hin untersucht werden.

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