Sturmwurf-Erlebnispfad auf dem...

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Sturmwurf-Erlebnispfad auf dem Lotharpfad

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Sturmwurf-Erlebnispfad

auf dem Lotharpfad

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Liebe Besucherinnen und Besucher des Lotharpfads!

Nach dem Wüten des Orkans Lothar am 26.12.1999 begannen überall in den Wälderndie Aufräumarbeiten. Gleichzeitig entstand die Idee, eine Sturmwurffläche im Nord-schwarzwald sich selbst zu überlassen. Sie haben mit der Besichtigung des Lotharpfadesdie Möglichkeit, die Erneuerung einer vermeintlich zerstörten Landschaft über die Jahrehinweg näher beobachten zu können.

Machen Sie sich selbst ein Bild von den Kräften der Natur bei einem spannenden Spa-ziergang über den Lotharpfad. Allerdings ist der Lotharpfad kein einfacher Spazierweg.Es gibt Treppen, Brücken und Baumstämme, die man übersteigen muss. Der Lothar-pfad ist deshalb nicht für Kinderwagen und Rollstuhl geeignet.

Der Lotharpfad ist ein gemeinsames Projekt der Naturschutzverwaltung, der Forstver-waltung und des Naturschutzzentrums Ruhestein.

Liebe Kinder!

Auf eurem Weg über den Lotharpfad gibt es nicht nur viele Treppen und Brücken zuüberwinden. Entlang des Weges findet ihr 9 Stationen (vergleicht die Zeichnungenlinks oben), dort könnt ihr spannende Aufgaben lösen. In den bunten Textfeldern aufden folgenden Seiten findet ihr die Anleitungen dazu.

Viel Spaß beim Erforschen!

Beim Besuch des Lotharpfads gelten folgende einfache Regeln, wir bitten Sie,diese zu beherzigen:

• Bitte bleiben Sie auf dem Pfad. Besteigen Sie keine Baumstämme,Wurzelteller oder Geländer der Anlage.

• Brechen Sie keine Äste, Zweige oder andere Pflanzenteile ab.Bitte schonen Sie die Natur!

• Helfen Sie uns, den Pfad sauber zu halten. • Vermeiden Sie Lärm. Lärm entzaubert die Wirkung des Pfades.• Verhalten Sie sich umsichtig, benutzen Sie Stege und Treppen nur

bestimmungsgemäß.• Begehen Sie den Lotharpfad keinesfalls bei einem Gewitter,

Glätte oder starkem Wind, das ist sehr gefährlich!• Fordern Sie Ihre Kinder auf, in Sichtweite bei Ihnen zu bleiben.• Bitte missbrauchen Sie Ihren Lotharpfad nicht als Toilette.

Liebe Eltern, bitte erklären Sie diese Regeln auch Ihren Kindern, sie dienenzu ihrer aller Sicherheit.

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... und nun das Wetter:

„Im Süden heiter bis wolkig, weiter nördlich noch einzelne Schauer. In der Nacht überallklar und Abkühlung auf 8 Grad. Morgen weiterhin heiter bis wolkig, mit 12 bis 17 Gradetwas wärmer als heute …“

Pausenlos beobachten Satelliten unseren Globus, Computer errechnen die neuesten Wetterprognosen, unterstützt von einem weltumspannenden Netz aus Beobachtungs-stationen. Aber allem Wissen um die Elemente zum Trotz – wir beherrschen dasWetter nicht!

Der Orkan „Lothar“ führte uns das am zweiten Weihnachtsfeiertag 1999drastisch vor Augen. Windböen mit Geschwindigkeiten um 200 Stundenkilometer fegten über die Höhenzüge des Schwarz-waldes. Binnen zwei Stunden wurden in Baden-Württembergca. 30 Millionen Kubikmeter Holz zu Boden geworfen. DerSturm veränderte das Aussehen der Landschaft für vie-le Jahre.

Entwurzelte, gesplitterte und zerbrochene Bäume auf Tausenden von Hektar – eine Naturkatastrophe?

Blick über die Alexanderschanze nach dem Sturm

„ Ich war mit Mama und Pa-pa auf dem Weg zu Oma. Daist genau vor unserem Autoein ganz großer Baum aufdie Straße gestürzt.“

„Der Sturm war unheimlich laut, und plötzlich istsogar das Licht ausgegangen. Das war gruselig.“

„Meine Katze hatte ganz argAngst und hat sich unter demSofa versteckt. Es hat lange ge-dauert, bis sie wieder hervor-kam.“

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Mit den Wurzeln im Sandstein

Die obersten Gesteinsschichten des Nordschwarzwaldes bestehen aus Sandstein. Die-ser ist weich und bildet keine schroffen Felsen. Chemische Vorgänge ließen im Sand-stein für Wasser undurchlässige Bereiche entstehen. Deshalb kann Regenwasser eini-ge Gesteinsschichten nicht durchsickern und staut sich über ihnen. Ein Abfluss istnur seitlich dieser Flächen möglich. Wo diese Schichten am Hang die Erdoberflächeerreichen, entstehen Quellen. Kann dort das Wasser nicht weiter abfließen, bildensich moorige Gebiete, die man hier „Missen“ nennt. Sie bieten Lebensräume für be-sondere Pflanzen- und Tiergesellschaften. Die meisten dort lebenden Arten sind Ra-ritäten und verdienen unseren besonderen Schutz.

Aufgrund der Bodenvernässung können nur wenige angepasste Baumarten auf sol-chen Missen leben. Für Fichten-, Tannen- oder Buchenwurzeln, die viel Sauerstoffbrauchen, endet der durchwurzelbare Lebensraum schon dicht unter der Bodenober-fläche. Die Bäume sind also nur spärlich verankert.

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Die Hochflächen im Nordschwarzwald waren ursprünglich bewaldet. Im 14. Jahrhun-dert wurden die von Natur aus lückigen Wälder der Hochflächen brandgerodet. Esentstanden mit Rindern und Ziegen beweidete Bergheiden, die heute nur noch inResten vorhanden sind. Die Einführung der Stallhaltung und Aufgabe der Heunut-zung führte dazu, dass die Hochflächen brach fielen. Wald eroberte die Flächen oderes wurde aufgeforstet. Dabei war die Fichte die „Pionier“-Baumart der Stunde, siewächst schneller als die von Natur aus vorkommenden Tannen und Buchen. Als eherflachwurzelnder Baum findet sie allerdings auf den Buntsandsteinböden schlechteVerankerung, da sich ihr Wurzelsystem nicht optimal ausbilden kann. Fichtenwäldersind anfällig gegenüber Umweltbelastungen, Borkenkäfern und Stürmen.

Auf euremWeg über den

Lotharpfad werdetihr an vielen großenWurzeltellern vorbei

kommen. Bestimmt fällteuch auf, dass oft Steine von

den Wurzeln umwachsen sind undauch jetzt noch in ihnen fest hängen.

Wisst ihr eigentlich, wem dieses Steinherz vor einiger Zeit einmal gehörte? Das war das Herz des Köhlerjungen Peter Munk, der vor langer Zeit hier im Nordschwarz-

wald lebte. Seine Geschichte erzählt das Märchen „Das kalte Herz“ von Wilhelm Hauff.

Findet ihr einen Stein, der wie ein Herz aussieht?

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Versorgung durch die Wurzel

Damit ein Baum ausreichend Wasser und Nährstoffe aus dem Boden aufnehmenkann, braucht er ein Wurzelsystem, das oft ebenso groß ist wie seine Krone. Die da-für notwendigen Leitungsbahnen verlaufen unter der Rinde in den oberflächenna-hen Holzschichten. Eine bestimmte Region der Wurzel versorgt einen ihr zugeordne-ten Teil der Baumkrone. Ist dieser Teil der Wurzel zerstört oder herausgerissen,stirbt sehr wahrscheinlich auch der dazugehörige Kronenbereich ab. Diese Buchewurde zu zwei Dritteln vom Sturm entwurzelt, so dass nur das Drittel des Baumes,dessen Wurzeln im Boden blieben, überleben konnte.

Früchte

Die liegende Buche kann selbst nicht mehr wie ein stehender Baum in die Höhe wachsen.Aber sie bildet noch möglichst viele Früchte aus, die Bucheckern. Aus diesen wachsen neuekleine Buchen hervor. Die „Buchenkinder“ sorgen dafür, dass es auch in der Zukunft Bu-chen geben wird, selbst wenn der „Mutterbaum“ schon lange gestorben ist.

Bucheckern

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Wachstum

Obwohl die Buche am Boden liegt, wachsen ihre neuen Äste nachoben. Dies liegt aber nicht nur daran, dass sie sich nach dem Sonnen-licht strecken. Vielmehr können Bäume die Erdanziehung „messen“.Die oberirdischen Baumteile wachsen entgegen der Schwerkraft, dieunterirdischen hingegen folgen ihr.

Von der Buchecker zur BucheSucht euch bei eurem

nächsten Waldspaziergang eine Buchecker und nehmt sie mit nach Hause. Füllt einen

Blumentopf mit Erde und pflanzt den Samen ein.Gießt ihn regelmäßig. Aber Vorsicht: nicht zu viel! Schon

bald werdet ihr die ersten Blättchen sehen können.Pflegt das Buchenkind ein Jahr und bringt es dann zurück in

die Natur. So könnt auch ihr bei der Ausbreitung der Buche mithelfen.

„Buchen-Augen“

Neue kleine Äste sprießen aus den sogenannten „schlafenden Augen“am Stamm der Buche. Das sind Zellstrukturen im Holz, die bei Bedarfzu einem Ast oder einer Wurzel werden können. Hierdurch reagierenBäume auf Veränderungen ihrer Umwelt und passen sich an.

Gartenschläfer frisst Buchensamen

ausgetriebenes Buchenauge

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Die Sturmwurffläche – ein Ort der Extreme

Innerhalb des Waldes herrscht ein besonderes Klima. Sonneneinstrahlung, Nieder-schlag und Wind erreichen die Pflanzen und den Boden nur in gemäßigter Form.Selten wird es durch direkte Besonnung übermäßig heiß. Die Aufschlagskraft desRegens wird durch das Kronendach gemildert, so dass die fruchtbare Erde nicht soleicht ausgeschwemmt wird. Im Waldesinneren ist das Klima ausgeglichen, einechtes „Wohlfühlklima“.Anders ist das auf Sturmwurfflächen, besonders wenn sie von Bäumen frei ge-räumt wurden. Je weniger umgefallene Bäume hier liegen bleiben, desto schutzlo-ser ist der Waldboden. Hier setzen Sonne, Regen und Wind dem Boden und denkleinen Bäumen hart zu. Direkt über der Erdoberfläche sind Temperaturen bisüber 60 °C bei staubtrockener Luft keine Seltenheit, schnell trocknen die oberstenZentimeter der Leben spendenden Erde aus. Andererseits kühlen solche Gebiete inFrühlings- und Herbstnächten sehr stark aus. Sogenannte Strahlungsfröste tretenauf, wo keine schützenden Äste und Zweige milde Luft am Boden festhalten. Hin-zu kommt noch die Abtragung des fruchtbaren Bodens durch Wind und Wasser.

Harte Zeiten für die Sämlinge der nächsten Waldgeneration.

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gelb rotSind die Bäume kleiner als ihr?

so groß wie ihr?doppelt so groß?noch größer?

Den Unterschied zwischen„aufgeräumter“ und„unaufgeräumter“

Sturmwurffläche könnt ihr sogar messen!Auf welcher Fläche haben die Pflanzenmehr Schutz und sind somit größer?

Geht zu den Vogelbeerbäumen, die mit einem gelben(unaufgeräumte Fläche) bzw. einem roten (aufgeräumteFläche) Holzpfahl markiert sind und vergleicht sie!

geräumte Sturmwurffläche Naturverjüngung im Schutz abgestorberner Bäume

gelb rotSind ihre Äste so dick wie eure Arme?

so dick wie eure Handgelenke?so dick wie euer Daumen?

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Alpen

Kaiserstuhl

BelchenFeldberg

Branden-kopf

Überskopf

Braunberg

Freiersberg

Oppenau

Moos

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Wenn ihr auf der Aussichtsplattform steht,dann legt diese Broschüre in den hier vorgese-henen Rahmen. Könnt ihr jetzt alle angegebe-nen Ziele erkennen?Falls wir heute Nebel haben, müsst ihr noch-mals kommen!

Brandeckkopf

Vogesen

Rheintal

SchloßStaufenberg

Lierbach/Allerheiligen

Straßburg

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Viel Leben im Totholz

Von A wie Ameise bis Z wie Zangenbock – Totholz ist ein Kosmos mit bizarren Lebe-wesen und pulsierendem Leben.

Wo umgestürzte Bäume, Baumkronen oder auch nur grobes Reisig auf dem Waldbo-den liegen bleiben, halten sie den Regen zurück. Ein Mosaik aus Schatten und Lichtbietet ein abwechslungsreiches Kleinklima und fördert so die Vielfalt an Pflanzen-und Tierarten.

Auch stehendes Totholz ist von großer Bedeutung für den Naturhaushalt. Fledermäu-se oder der Specht nutzen die abgestorbenen Bäume für ihre Nisthöhlen, deshalbsollte jeder Wald einen kleinen Totholzanteil haben.

In den feuchten, schattigen Zonen eines Totholzgebiets finden Amphibien beste Le-bensbedingungen. In trockenen und warmen Bereichen fühlen sich Schmetterlingebesonders wohl.

Auch das Holz selbst ist nicht so tot, wie es den Anschein hat: während der schritt-weisen Zersetzung finden Pilze, Insekten und Bakterien hier Lebensraum, Nahrungoder einfach nur Schutz. Ungefähr 600 verschiedene Käferarten verdanken im süd-westdeutschen Raum ihre Existenz der Anwesenheit von Totholz. Bei den Pilzensind es europaweit 1.200 bis 1.300 Arten. Kleinsäuger finden Unterschlupf in Ritzenund Höhlen, Vögel brüten im Reisig und in aufgeklappten Wurzeltellern.

WaldameiseBaumpilz

Schlupfwespe

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Was gehört nicht in den Lebensraum „Totholz“?

Schwarzspecht

Dreizehenspecht

Zangenbockkäfer

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Die Sache mit dem Borkenkäfer

Weltweit gibt es ca. 5.000 Borkenkäferarten, die meist unter der Rinde oder im Holzvon toten oder absterbenden Bäumen leben. Der Name beschreibt also nicht eineeinzige Käferart, sondern ein ganze Gruppe von Insekten mit ähnlichem Aussehenund Verhalten. Die Natur hat ihnen eine wichtige Aufgabe zugeteilt: die Wiederver-wertung von Holz. Meist leiten die Borkenkäfer die Baumzersetzung ein. Sie nagenGänge, Löcher und Nischen in die Äste, Stämme und Wurzeln kränkelnder und ge-schwächter Bäume und schaffen so Eintrittspforten für eine Vielzahl weiterer Lebe-wesen.

Einige der Borkenkäferarten begnügen sich aber nicht mit kränkelnden Bäumen. Beimassenhaftem Auftreten sind sie in der Lage, gesunde Bäume und sogar ganzeBaumbestände zu zerstören. Dies geschieht häufig nach einem Sturm. Dann stehtden Insekten ein große Menge an absterbenden Bäumen und somit Nahrung und Le-bensraum zur Verfügung. Die Tiere vermehren sich schnell. Bald nimmt die Konkur-renz um Nahrung und Brutraum deutlich zu und die Käfer müssen sich neue Bäumesuchen. Wenn kein absterbendes Holz mehr da ist, greifen sie auch lebende Bäumean. Eine echte Chance haben sie jedoch nur, wenn sie massenhaft auftreten oder dieBäume bereits geschwächt sind. Gesunde Bäume wehren sich erfolgreich gegen dieEindringlinge durch Harzfluss.

Viele unserer Wälder sind durch Schadstoffe aus derLuft chronisch geschwächt – die Borkenkäfer habenleichteres Spiel.

Borkenkäferfalle

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Über Duftstoffe werden Borkenkäfer in die Fallengelockt. Um Massenvermehrungen der Käfer zuverhindern, sind die Fallen nicht ausreichend. Siesind aber gut geeignet, um die Entwicklung derKäferpopulation zu beobachten.

Buchdrucker

Was glaubt ihr, wie groß ist eigentlich ein Borkenkäfer?

0 1 2 3 4 5 6 7 cm

Hirschkäfer

Maikäfer

Zangenbockkäfer

Marienkäfer

Der Buchdrucker – sein Name ist Programm

Der Buchdrucker, ebenfalls eine Borkenkäferart, lebt an grünen Fichten. Dabei be-fällt er meist geschwächte Bäume. Zwischen Rinde und Holz legt er seine unverkenn-baren Fraßgänge an. So entsteht ein Bild, das stark an eine alte Druckerplatte er-innert – so kam er zu seinem Namen.

Äste sind für ihn unbrauchbar, ebenso dünne Stämmchen oder Baumkronen. Für eine erfolgreiche Besiedlung darf der Baumstamm weder zu nass noch zu trockensein. Mit ihrem sehr feinen Geruchsinn erkennen die männlichen Buchdrucker ge-schwächte Fichten. Das können vom Sturm umgeworfene oder stehende, krankeBäume sein.

Haben die Männchen einen solchen Baum erreicht, nagen sie sich in seine Borkehinein. Mit Duftstoffen locken sie die Weibchen an, die nach der Begattung mit derEiablage beginnen. Dazu nagen sie fortwährend zwischen Rinde und Holz ein Gang-system. Hier beginnt das eigentliche Problem für die Fichten: Die Gänge der Käferdurchtrennen die Kanäle, durch die Wasser und darin gelöste Stoffe in RichtungWurzel oder Baumkrone befördert werden. Dadurch töten die Käfer selbst die größteFichte in kürzester Zeit.

Vom Einbohren in den Baum bis zum Ausflug der Käferbrut vergehen 6 Wochen.Schon bald sind die jungen Käfer bereits selbst wieder fortpflanzungsfähig. In trocke-nen Sommern können sich so bis zu 3 Generationen entwickeln, wobei ein einzigesWeibchen im Extremfall dann 80.000 Nachkommen produziert.

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Der junge Wald

Jeder Wald entsteht aus kleinen Samen. Damit von den Bäumen auch neue Standorteerobert werden können, müssen die Samen verbreitet werden. Leichte, mit einemSegel oder Flügelchen ausgestattete Samen fliegen bei geeigneter Wetterlage Entfer-nungen von mehreren Kilometern ohne fremde Hilfe. Andere sind auf die Mithilfevon Tieren angewiesen wie beispielsweise die schweren Eicheln oder die Buch-eckern. Häufig verschleppen Vögel oder Nagetiere diese Waldfrüchte in ihre Nah-rungsdepots oder ihre Behausungen. Dabei geht mancher Happen verloren oderwird vergessen und erreicht so seine eigentliche Bestimmung – das Keimen und Gedeihen zu einem Baum.

Auch wenn die Sturmflächen riesig erscheinen, die Bäume der umliegenden Wald-ränder haben ihre Samen längst überall verteilt. Das natürliche Samenangebot ist sogroß, dass Fichten, Buchen, Tannen und andere Baumarten ohne menschliche Hilfeschnell einen neuen Wald hervorbringen.

Tannenzapfen Fichtenzapfen Vogelbeeren

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Baumarten

Die Baumarten, deren Samen leicht oder mit einem Flugapparat ausgestattet sind,haben die besten Ausbreitungschancen. Entscheidend für die Ausbreitung einerBaumart ist auch die Anzahl der noch vorhandenen Altbäume, die in der Lage sind,Samen zu produzieren. Trotz erfolgreicher Samenproduktion und der Überwindungräumlicher Barrieren schaffen es manche Baumarten nicht, in der ersten Waldgene-ration nach dem Sturm vertreten zu sein. Zu sehr leiden die jungen Pflänzchen unterden rauen Bedingungen der kahlen Flächen.

Anders die „Pioniere“ wie Vogelbeere, Birke oder Kiefer. Sie nutzen jede neu entstan-dene Lücke im Wald. Haben sie erst einmal Fuß gefasst, folgen unter ihrem Schutzempfindlichere Baumarten wie Weißtanne oder Rotbuche nach. Sie sind langlebigerund prägen dauerhaft das Waldbild. Die Pionierarten sind dann kaum mehr vertreten– sie warten auf ihre nächste Chance: neue Lücken!

Fichtenkeimling Tannenkeimling Eichenkeimling

Welche Samen werden von wem verbreitet? Ordne zu!

EichhörnchenFlugsamen

AuerhahnKlette

FuchsHeidelbeere

Eichel Wind

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Wie sieht ’s denn hier aus?

In den bewirtschafteten Wäldern wird der wertvolle Rohstoff Holz geerntet. Trotz-dem sind sie als Lebensraum bedeutsam für Pflanzen und Tiere. Uns Menschen die-nen sie als Orte der Ruhe und Erholung.

Solche Wälder prägen unsere Kulturlandschaft und stellen für uns einen gewohntenAnblick dar.

Hier im Bereich des Lotharpfades ist es anders. Auf 10 ha ist bewusst ein Sturmwurfunberührt geblieben. Natürliches „Chaos“ bleibt sich selbst überlassen und darf sichfrei entwickeln, es findet keine Bewirtschaftung statt!

Ein spannendes Geschehen! Jeder ist dazu eingeladen, von der Natur zu lernen.

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Bannwald – Urwald von morgen

In Deutschland gibt es keine unberührten Urwälder mehr! Die meisten Wälder werdenbewirtschaftet und nur wenige bleiben sich selbst überlassen. In Baden-Württemberggibt es 108 Bannwälder mit einer Gesamtfläche von 6.700 ha. Hier ruht jeglichemenschliche Bewirtschaftung. Der Mensch zieht sich zurück in die Rolle des Beobach-ters. Und auch am Lotharpfad entsteht ein Stück unbeeinflusste Wildnis!

Malt ein Bild oder schreibt eure Ideen auf und bringt sie im Naturschutzzentrum Ruhestein vorbei oder schickt sie uns zu!Übrigens, falls ihr nicht alle Aufgaben lösen konntet, dann fragtdoch einfach bei uns nach:

Naturschutzzentrum RuhesteinSchwarzwaldhochstrasse 2, 77889 SeebachE-Mail: [email protected]

Ihr seid nun am Ende des Lotharpfads angekommenund habt bestimmt viele

interessante Dinge entdeckt.

Vielleicht haben sie euch manch-mal an einen Urwald erinnert ...

Wie stellt ihr euch euren eigenenUrwald von morgen vor?

Wir hoffen, Sie haben viele neue undinteressante Eindrücke gewonnenund würden uns sehr darüber freuen,wenn Sie uns diese mitteilen würden!

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Impressum

Lotharpfad:Idee, Konzept und Realisation:

Naturschutzzentrum Ruhestein undehemaliges Staatliches Forstamt Baiersbronn

Finanzierung: LIFE-Projekt „Grindenschwarzwald“- Europäische Union- Landesforstverwaltung Baden-Württemberg- Naturschutzschutzverwaltung Baden-Württemberg- Naturschutzzentrum Ruhestein

Broschüre:Herausgeber: Regierungspräsidium KarlsruheText: Kreisforstamt Freudenstadt, Naturschutzzentrum RuhesteinBildnachweis: K. Echle, W. Hessner, P. Klüber, F. Scharfe, S. WagnerZeichnungen: Achim Laber, Helen WeinaldGestaltung: Peter Klüber pk-Verlag, 79348 Freiamt, www.klueber-repro-verlag.deReproduktion: Repro-Service, 79348 Freiamt, www.klueber-repro-verlag.deDruck: Riesz & Müller, 76189 Karlsruhe

Kontakt: - Regierungspräsidium Karlsruhe, Referat Naturschutz und LandschaftspflegeTelefon 0721/926-4351, E-Mail: [email protected]

- Regierungspräsidium Freiburg, Abteilung ForstdirektionTelefon 0761/208-1401, E-Mail: [email protected]

- Kreisforstamt FreudenstadtTelefon 07441/920-860, E-Mail: [email protected]

- Naturschutzzentrum RuhesteinTelefon 07449/91020, E-Mail: [email protected]

August 2007, 4. Auflage 10.000 Exemplare

Baden-Baden

Karlsruhe

Freiburg/Basel

Singen

StuttgartAchern

Seebach Baiersbronn

Oberkirch

Oppenau

Freudenstadt

Straß

burg

Offenburg

Horb

NAZRuhestein

A5

A81

B500

B28

Ausfahrt 54Appenweier

Ausfahrt 53Achern

Ausfahrt 51Baden-Baden

Ausfahrt 30Horb

Schliffkopfhotel

Lotharpfad