Süddeutsche Zeitung: Wie wär's mit einer Insel?

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VON EVA-MARIA TRÄGER I n Eutin gibt es noch eine Chance. Dort, im Osten Schleswig-Holsteins, wartet eine Insel auf einen neuen Besitzer. Ei- gentlich sollte die Fasaneninsel im Großen Eutiner See am 11. März schon zwangsver- steigert sein, 21 220 Quadratmeter groß, mit mehreren Häusern und Häuschen be- baut, „überwiegend in einem rohbauähnli- chen Zustand“, wie es in der Beschreibung des Objekts heißt. Doch dann haben die Stadtverordneten beschlossen, bauliche Veränderungen in diesem Gebiet nicht mehr zuzulassen, also „neue Fakten“ zu schaffen, wie Rechtspflegerin Marianne Schnepel es ausdrückt. Der Termin wurde abgesagt, ein Gutachter bestimmt den Ver- kehrswert – bisher 335 000 Euro – neu. Wann versteigert wird, ist noch offen. Bei manchen ist es die Sehnsucht nach Ungestörtheit, nach Ruhe und Abgeschie- denheit, die sie nach einer Insel Ausschau halten lässt. Andere treibt der Wunsch nach einer lohnenden Geldanlage an. Aber wer glaubt, der Traum von der eigenen In- sel lasse sich leicht erfüllen, wenn nur ge- nug Geld vorhanden ist, irrt – vor allem auf deutschem Boden. Solche Objekte sind sel- ten, egal ob sie sich in Flüssen und Seen be- finden, in Nord- oder Ostsee. „Küsten- grundstücke gibt es immer mal“, sagt Alexander Blazek, Verbandsdirektor bei der Eigentümerschutz-Gemeinschaft Haus & Grund Schleswig-Holstein in Kiel. „Aber komplette Inseln, auch die kleineren Halligen, gehören meistens mehreren Ei- gentümern oder dem Staat.“ Auch Gerd Fleischmann, im Vorstand bei der Deutschen Grundstücksauktionen AG in Berlin, sagt, solche Verkäufe seien ei- ne Besonderheit. Das Unternehmen, das Grundstücke und Immobilien auch im Auf- trag des Bundes versteigert, hat „höchs- tens ein-, zweimal im Jahr“ eine Insel im Programm, und in manchen Jahren auch gar nicht. Thorsten Grützner, Sprecher der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben in Bonn, gibt 2005 als das Jahr an, in dem das Unternehmen, das für die Vermietung und Veräußerung bundeseigener Liegenschaf- ten zuständig ist, zuletzt Inseln angeboten hat: Langlütjen I und II, künstlich ange- legt, als Festungen in der Wesermündung vor Bremerhaven. Wer in heimischen Gefil- den sucht, muss außer Kapital also vor al- lem eines mitbringen: viel Geduld. Fernreisewillige haben bessere Chan- cen auf ein Inselglück, wenngleich die welt- weite Auswahl ebenfalls begrenzter gewor- den ist. „Der Markt ist kleiner geworden“, sagt Farhad Vladi. Der auf Inseln speziali- sierte Grundstücksmakler aus Hamburg, auf dessen Unternehmen wohl jeder im In- ternet recherchierende Interessent stößt, ist zu Beginn der Siebzigerjahre in das Ge- schäft eingestiegen. 20 000 Inseln habe es damals noch weltweit gegeben, die privat genutzt werden konnten und gewissen Qualitätsansprüchen genügten, sagt Vladi. „Jetzt sind wir vielleicht runter auf 9000.“ War vor 40 Jahren der Drang noch groß, die Inseln wegen ihrer „Infrastrukturnach- teile“ aus dem Familienbesitz zu veräu- ßern, gewann die Lage an den einst so wich- tigen Wasserstraßen später wieder an Be- deutung. Die fehlende Anbindung ans Fest- land wurde zum Standortvorteil – parallel zur steigenden Handtuchdichte an den öf- fentlichen Urlaubsstränden. Dass sich die Anzahl der Inseln, die sich für Privatnutzer eignen, so reduziert hat, liegt laut Vladi auch daran, dass viele Grundstücke durch staatliche Käufe für immer vom Markt ver- schwinden und dass Investoren dort Ho- tels bauen und so eine private Nutzung ver- hindern. 20 Jahre behalten seine Kunden ihre Inseln im Schnitt, schätzt Vladi, viele Grundstücke kommen nur durch Konkurs, Scheidungen, Krankheiten oder den Tod des Besitzers wieder auf den Markt. Das geringere Angebot hat aber auch sein Gutes – die Preise steigen: „Etwas Bes- seres als eine Qualitätsinsel als Geldanlage gibt es nicht“, will Vladi Investoren über- zeugen. Er empfiehlt aktuell die europäi- sche Atlantikküste und die Ostküste von Kanada. Teuer seien die Seychellen und die Virgin Islands. Viele Länder kämen nicht infrage, etwa Malaysia, Indonesien, Indien, China, Russland, Myanmar und die Philippinen, weil Ausländern dort der Bo- denerwerb untersagt ist oder schwer ge- macht wird durch die Vielzahl zu erfüllen- der Genehmigungen oder eine hohe Grund- erwerbsteuer. 100 000 Euro sollte man nach Ansicht des Inselmaklers mindestens investieren. Die Flächen sollten schön gele- gen sein, in politisch stabilem Terrain, un- bebaut, um laufende Kosten neben der Grundsteuer zu vermeiden. Nach drei bis fünf Jahren könne man das Land mit Ge- winn wiederverkaufen, meint Vladi. Seine Kunden gäben aber meist mehr aus – zwi- schen 200 000 Euro und fünf Millionen. Für Heinrich Stüven, Vorsitzender des Grundeigentümer-Verbands in Hamburg, zählt beim Inselkauf wie bei anderen Im- mobilienanlagen vor allem eines: „Lage, Lage, Lage“. Wie komme ich auf die Insel? Gibt es öffentliche Verkehrsmittel, brau- che ich ein eigenes Boot? Wo kann ich anle- gen? Wie versorge ich mich? Wie weit sind die Nachbarn entfernt? „Und natürlich muss ich mich mit den rechtlichen Gege- benheiten auseinandersetzen“, sagt Stü- ven. „In Deutschland läuft ein solcher Kauf über Notare. Das Risiko, da etwas falsch zu machen, ist relativ gering. Aber das ist nicht in allen Ländern so.“ Auskunft über das richtige Vorgehen beim Grundstücks- erwerb liefere zur Not auch die Botschaft des jeweiligen Landes. Gerd Fleischmann von der Deutschen Grundstücksauktionen AG rät, sich immer klarzumachen: „Auf eine Insel muss jeder Kasten Bier mit ei- nem Boot rübergeschippert werden.“ Wer bauen will, muss mögliche Auflagen beach- ten, etwa durch Natur- oder Denkmal- schutz. Stimmen die Bedingungen, sei eine solche Investition zumindest im deut- schen Raum aber „eine attraktive Ge- schichte“. Über einen Zeitraum von fünf Jahren könne man mit Gewinnen von 25 bis 30 Prozent rechnen, sagt Fleischmann. Doch nicht alle Inselbesitzer handeln ratio- nal. „Das Dumme ist, dass Sie sich verlie- ben werden in Ihre Insel“, sagt Makler Vla- di. „Und nach fünf Jahren sagen Sie dann: verkaufen? Lieber nicht.“ Wie wär’s mit einer Insel? Es gibt sie tatsächlich zum Kaufen. Aber gute Objekte kommen immer seltener auf den Markt Was tun, wenn man schon alles hat? Man kauft sich ein Stück Land, besser noch eine Insel. Etwa 9000 Eilande stehen derzeit weltweit zum Verkauf. FOTO: DPA Die Edlen Man muss sich eines klarmachen: „Jeder Kasten Bier muss rübergeschippert werden.“ Donnerstag, 21. März 2013, Nr. 68 EINE BEILAGE DER SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG PRIVATE BANKING 29

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VON EVA-MARIA TRÄGER

I n Eutin gibt es noch eine Chance. Dort,im Osten Schleswig-Holsteins, warteteine Insel auf einen neuen Besitzer. Ei-

gentlich sollte die Fasaneninsel im GroßenEutiner See am 11. März schon zwangsver-steigert sein, 21 220 Quadratmeter groß,mit mehreren Häusern und Häuschen be-baut, „überwiegend in einem rohbauähnli-chen Zustand“, wie es in der Beschreibungdes Objekts heißt. Doch dann haben dieStadtverordneten beschlossen, baulicheVeränderungen in diesem Gebiet nichtmehr zuzulassen, also „neue Fakten“ zuschaffen, wie Rechtspflegerin MarianneSchnepel es ausdrückt. Der Termin wurdeabgesagt, ein Gutachter bestimmt den Ver-kehrswert – bisher 335 000 Euro – neu.Wann versteigert wird, ist noch offen.

Bei manchen ist es die Sehnsucht nachUngestörtheit, nach Ruhe und Abgeschie-denheit, die sie nach einer Insel Ausschauhalten lässt. Andere treibt der Wunschnach einer lohnenden Geldanlage an. Aberwer glaubt, der Traum von der eigenen In-

sel lasse sich leicht erfüllen, wenn nur ge-nug Geld vorhanden ist, irrt – vor allem aufdeutschem Boden. Solche Objekte sind sel-ten, egal ob sie sich in Flüssen und Seen be-finden, in Nord- oder Ostsee. „Küsten-grundstücke gibt es immer mal“, sagtAlexander Blazek, Verbandsdirektor beider Eigentümerschutz-GemeinschaftHaus & Grund Schleswig-Holstein in Kiel.„Aber komplette Inseln, auch die kleinerenHalligen, gehören meistens mehreren Ei-gentümern oder dem Staat.“

Auch Gerd Fleischmann, im Vorstandbei der Deutschen GrundstücksauktionenAG in Berlin, sagt, solche Verkäufe seien ei-ne Besonderheit. Das Unternehmen, dasGrundstücke und Immobilien auch im Auf-trag des Bundes versteigert, hat „höchs-tens ein-, zweimal im Jahr“ eine Insel imProgramm, und in manchen Jahren auchgar nicht. Thorsten Grützner, Sprecher derBundesanstalt für Immobilienaufgaben inBonn, gibt 2005 als das Jahr an, in dem dasUnternehmen, das für die Vermietung undVeräußerung bundeseigener Liegenschaf-ten zuständig ist, zuletzt Inseln angeboten

hat: Langlütjen I und II, künstlich ange-legt, als Festungen in der Wesermündungvor Bremerhaven. Wer in heimischen Gefil-den sucht, muss außer Kapital also vor al-lem eines mitbringen: viel Geduld.

Fernreisewillige haben bessere Chan-cen auf ein Inselglück, wenngleich die welt-weite Auswahl ebenfalls begrenzter gewor-den ist. „Der Markt ist kleiner geworden“,sagt Farhad Vladi. Der auf Inseln speziali-sierte Grundstücksmakler aus Hamburg,auf dessen Unternehmen wohl jeder im In-ternet recherchierende Interessent stößt,ist zu Beginn der Siebzigerjahre in das Ge-schäft eingestiegen. 20 000 Inseln habe esdamals noch weltweit gegeben, die privatgenutzt werden konnten und gewissenQualitätsansprüchen genügten, sagt Vladi.„Jetzt sind wir vielleicht runter auf 9000.“

War vor 40 Jahren der Drang noch groß,die Inseln wegen ihrer „Infrastrukturnach-teile“ aus dem Familienbesitz zu veräu-ßern, gewann die Lage an den einst so wich-tigen Wasserstraßen später wieder an Be-deutung. Die fehlende Anbindung ans Fest-land wurde zum Standortvorteil – parallel

zur steigenden Handtuchdichte an den öf-fentlichen Urlaubsstränden. Dass sich dieAnzahl der Inseln, die sich für Privatnutzereignen, so reduziert hat, liegt laut Vladiauch daran, dass viele Grundstücke durchstaatliche Käufe für immer vom Markt ver-schwinden und dass Investoren dort Ho-tels bauen und so eine private Nutzung ver-hindern. 20 Jahre behalten seine Kunden

ihre Inseln im Schnitt, schätzt Vladi, vieleGrundstücke kommen nur durch Konkurs,Scheidungen, Krankheiten oder den Toddes Besitzers wieder auf den Markt.

Das geringere Angebot hat aber auchsein Gutes – die Preise steigen: „Etwas Bes-seres als eine Qualitätsinsel als Geldanlagegibt es nicht“, will Vladi Investoren über-zeugen. Er empfiehlt aktuell die europäi-sche Atlantikküste und die Ostküste vonKanada. Teuer seien die Seychellen und

die Virgin Islands. Viele Länder kämennicht infrage, etwa Malaysia, Indonesien,Indien, China, Russland, Myanmar und diePhilippinen, weil Ausländern dort der Bo-denerwerb untersagt ist oder schwer ge-macht wird durch die Vielzahl zu erfüllen-der Genehmigungen oder eine hohe Grund-erwerbsteuer. 100 000 Euro sollte mannach Ansicht des Inselmaklers mindestensinvestieren. Die Flächen sollten schön gele-gen sein, in politisch stabilem Terrain, un-bebaut, um laufende Kosten neben derGrundsteuer zu vermeiden. Nach drei bisfünf Jahren könne man das Land mit Ge-winn wiederverkaufen, meint Vladi. SeineKunden gäben aber meist mehr aus – zwi-schen 200 000 Euro und fünf Millionen.

Für Heinrich Stüven, Vorsitzender desGrundeigentümer-Verbands in Hamburg,zählt beim Inselkauf wie bei anderen Im-mobilienanlagen vor allem eines: „Lage,Lage, Lage“. Wie komme ich auf die Insel?Gibt es öffentliche Verkehrsmittel, brau-che ich ein eigenes Boot? Wo kann ich anle-gen? Wie versorge ich mich? Wie weit sinddie Nachbarn entfernt? „Und natürlich

muss ich mich mit den rechtlichen Gege-benheiten auseinandersetzen“, sagt Stü-ven. „In Deutschland läuft ein solcher Kaufüber Notare. Das Risiko, da etwas falsch zumachen, ist relativ gering. Aber das istnicht in allen Ländern so.“ Auskunft überdas richtige Vorgehen beim Grundstücks-erwerb liefere zur Not auch die Botschaftdes jeweiligen Landes. Gerd Fleischmannvon der Deutschen GrundstücksauktionenAG rät, sich immer klarzumachen: „Aufeine Insel muss jeder Kasten Bier mit ei-nem Boot rübergeschippert werden.“ Werbauen will, muss mögliche Auflagen beach-ten, etwa durch Natur- oder Denkmal-schutz. Stimmen die Bedingungen, sei einesolche Investition zumindest im deut-schen Raum aber „eine attraktive Ge-schichte“. Über einen Zeitraum von fünfJahren könne man mit Gewinnen von 25bis 30 Prozent rechnen, sagt Fleischmann.Doch nicht alle Inselbesitzer handeln ratio-nal. „Das Dumme ist, dass Sie sich verlie-ben werden in Ihre Insel“, sagt Makler Vla-di. „Und nach fünf Jahren sagen Sie dann:verkaufen? Lieber nicht.“

Das Bankhaus Metzler hat allen Grund zurFreude. Die Geschäftszahlen stimmen, dieEigenkapitalpolster sind gut gefüllt undüber weglaufende Kunden oder irgendwel-che Skandale muss sich das Haus auch kei-ne Sorgen machen. Während andere Insti-tute immer noch mit den Aufräumarbeitender Finanzkrise beschäftigt sind und zahl-reiche Mitarbeiter entlassen, kann sich dasaltehrwürdige Frankfurter Bankhaus eineHaltung und einen Anspruch leisten, vondem andere wohl nur träumen.

Wie kann das Bankhaus Metzler so er-folgreich sein? Eine Bank, die nur Vermö-gensverwaltungsmandate vergibt, wasmehr ist als reine Anlageberatung und imPrivate Banking als Königsdisziplin gilt. Ei-ne Bank, die nur in Aktien, Renten undCash investiert und die über ein kaum nen-nenswertes Einlagen- und Kreditgeschäftverfügt. Eine Bank, die einst aus einemTuchhandel entstand und seit 339 Jahrenununterbrochen in Familienhand ist.

Emmerich Müller, persönlich haftenderGesellschafter der Bank, freut sich offen-bar über die Frage, was den Erfolg des Hau-ses ausmache, obwohl er sie in jüngsterZeit bestimmt schon öfters gehört hat. Mül-ler führt inzwischen das Tagesgeschäft,

während Friedrich von Metzler, der dieBank in elfter Generation leitet, das Insti-tut mehr nach außen repräsentiert.

„Wir denken in 15- bis 25-Jahres-Zeit-räumen“, erklärt Müller. Wohl wissend,dass in der Finanzkrise Banken auch insStrudeln kamen, weil sie nur auf denschnellen Profit aus waren und sich dasGeld für mehrjährige Kredite vor allemkurzfristig besorgten. Das Bankhaus Metz-ler verfolgt ein anderes Konzept, das sichin der Krise als Erfolgsmodell entpuppthat – mit Vorbildcharakter.

Inzwischen gibt es strengere Regeln fürdie Branche. Banken sollen gezwungenwerden, langfristiger zu denken, mehr Si-

cherheiten vorzuhalten oder auf riskanteGeschäfte zu verzichten. Metzler tut dies je-doch alles schon seit langem. Die Vermö-gen der Kunden werden risikoavers ange-legt. Und Johannes Reich, ebenfalls persön-lich haftender Gesellschafter beim Bank-haus Metzler, ergänzt: „Wir achten darauf,dass wir keine Interessenskonflikte einge-hen. Wir haben uns daher bewusst gegenden Eigenhandel in Aktien entschieden.“

Wenn andere Banken nun dem folgenund ihr riskantes Geschäft zurückfahren,muss dies dem kleinen, aber feinen Bank-haus wie eine Bestätigung oder eine Aus-zeichnung vorkommen. Dass andere nunversuchen könnten, das eigene Geschäfts-modell zu kopieren, befürchtet man zwarnicht. Zu sehr im Fokus stehen will die klei-ne Privatbank mit einer Bilanzsumme von3,8 Milliarden Euro aber auch nicht.

Im Zuge des Libor-Skandals sah sichdas Haus gezwungen, gegen die DeutscheBank zu klagen – rein präventiv. Metzler

hat sich in den USA einer Sammelklage an-geschlossen, da die eigenen Kunden zuden Geschädigten zählen könnten. Journa-listen inspirierte das zu der Schlagzeile„David gegen Goliath“.

Dem Bankhaus Metzler ist das fastschon unangenehm. Man will in der Frank-furter Bankenszene auch nicht nur als dieEdlen von der Großen Gallusstraße gelten.In der unmittelbaren Nachbarschaft wür-de das wohl nicht so gut ankommen. DasBankhaus Metzler bezeichnet sich selbstdaher auch nicht als Krisengewinner –auch wenn das Institut von der frühen Fest-legung auf eine risikoaverse Anlagestrate-gie profitiert.

„Wir investieren für unsere Privatkundennicht in Zertifikate und auch in keine struk-turierte Produkte“, betont Müller. BeiMetzler verkauften die Berater den Kun-den also auch vor der Krise keine solchenkomplexen Produkte. Das weiß die eherkonservative Klientel zu schätzen. Zu denKunden zählen neben vermögenden Privat-anlegern auch institutionelle Investoren so-wie mittelständische Unternehmen. Diesewollen in erster Linie ihr Vermögen erhal-ten. Rendite spielt da keine so große Rolle.

Die Privatbank mit 750 Mitarbeitern, ei-nem Jahresüberschuss von 22,3 MillionenEuro und einem Gewinn von 2,3 MillionenEuro (Angaben von 2011) hat sich auf fünfGeschäftsbereiche festgelegt: Asset Ma-nagement (Anlagegüterverwaltung), Cor-porate Finance (Unternehmensfinanzie-rung), Equities (Aktienhandel), FinancialMarkets (Finanzmarktgeschäfte) und Pri-vate Banking (Vermögensverwaltung undBeratung vermögender Kunden). ZumÜberschuss trägt vor allem das Provisions-ergebnis bei. Welcher der Bereiche am bes-ten läuft, möchte die Bank nicht sagen. Nursoviel: „Wenn ein Bereich schlechter läuft,dann sorgen wir gemeinsam dafür, dass eswieder besser wird“, meint Müller.

Friedrich von Metzler ist in Finanzkrei-sen dafür bekannt, dass er bei der Auswahlvon Führungskräften eine gute Hand hat.Mitarbeiter und Partner bleiben dem Hausin der Regel viele Jahre verbunden. Auchdies ist eine bewusste Strategie – nicht un-üblich für ein Familienunternehmen. Einelangjährige Betriebszugehörigkeit fördertden Zusammenhalt. Wer gefördert wurde,soll sein erlangtes Wissen auch im Unter-nehmen einbringen. Viele Traditionshäu-ser denken so.

Mit dieser Erwartung kann in einem Un-ternehmen jedoch auch ein gehörigerDruck entstehen. Mitarbeiter müssen diePhilosophie des Hauses zu 100 Prozent mit-tragen können, sonst sind sie fehl am Platz.Ein Händler, der sich in den Mittelpunktdrängt und andere durch seine Ergebnisseaussticht, würde wohl nicht zum Stil vonMetzler passen. „Bei uns gibt es intern kei-nen Wettbewerb um Zahlen“, sagt Müller.

Wer das Vertrauen der Kunden gewin-nen wolle, müsse auch intern das Vertrau-en seiner Mitarbeiter haben. „Wir bestim-men auch nicht den Gewinner der Woche.Damit zerstören Sie eine Vertrauenskul-tur“, meint Müller.

Metzler gebe den Mitarbeitern keineüberhöhten Renditeziele vor. Wenn es aberum das Geld der Kunden geht, legt dieBank die Latte hoch. Drei Millionen Euromüssen Kunden mindestens mitbringen,wenn sie ein Vermögensverwaltungsman-dat erwerben wollen – und zwar flüssig. KATHARINA WETZEL

Friedrich Metzler (1749-1825) machte aus dem ursprünglichen Handels- und Spediti-onshaus eine bedeutende Privatbank. FOTO: OH

Wie wär’smit einer Insel?

Es gibt sie tatsächlich zum Kaufen.Aber gute Objekte kommen immer

seltener auf den Markt

Was tun, wenn man schon alles hat? Man kauft sich ein Stück Land, besser noch eine Insel. Etwa 9000 Eilande stehen derzeit weltweit zum Verkauf. FOTO: DPA

Die EdlenDas Bankhaus Metzler stellt hohe Ansprüche – auch an seine wohlhabenden Kunden

Man muss sich eines klarmachen:„Jeder Kasten Bier mussrübergeschippert werden.“

„Bei uns gibt esintern keinen Wettbewerbum Zahlen.“

Private BankingVerantwortlich: Werner SchmidtRedaktion: Marianne Körber, Katharina WetzelAnzeigen: Jürgen Maukner

Donnerstag, 21. März 2013, Nr. 68 EINE BEILAGE DER SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG PRIVATE BANKING 29