Südtirol. Wirtschaftsfakten.

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Südtirol. Wirtschaftsfakten.

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Südtirol ist Bindeglied zwischen Nord und Süd, Urlaubsland und aufstrebender Wirtschaftsstandort. Die Dienstleistungen der BLS reichen von der Suche nach einem geeigneten Standort über die Steuer- und Rechtsberatung bis hin zur kontinuierlichen Begleitung einer Ansiedlung.

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Südtirol.Wirtschaftsfakten.

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Brücke zwischen Nord und Süd1

Im italienischen Spitzenfeld4

Genuss- und Aktivland18

Im Zeichen der Qualität21

Verbindung von Alt und Neu23

Zwischen Tradition und Moderne

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Service für Unternehmen und Filmproduktionen

33

Auf dem Wegzur Energieautarkie

8

Heimat weltweiter Marktführer13

Facettenreich und mehrsprachig

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Ort

Wirtschaft

Tourismus

Landwirtschaft

Architektur und Raumplanung

Kultur

Business Location Südtirol – Alto Adige

Energie

Alpine Technologie

Gesellschaft

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Südtirol ist Bindeglied zwischen Nord und Süd, Urlaubsland und aufstrebender Wirtschaftsstandort mit einer wechselvollen Geschichte. Die heutige italienische Provinz südlich des wichtigen Brenner­passes hat sich auch dank ihrer umfassenden Sonderautonomie zu einer der wohlhabendsten Regionen Europas entwickelt.

Auf seiner Reise nach Italien erreichte Johann Wolfgang von Goethe 1786 die damals schon wich­tige Handelsstadt Bozen, „wo alles von der Messe lebte“ und wo „eine sanfte milde Luft die Gegend füllt“. Das südliche Tirol, das der Dichterfürst durch querte, war damals Teil des Habsburger­reiches, seit jeher Verbindungsweg zwischen Nord­ und Südeuropa und deshalb Objekt der Begierde großer Nationen. Römer und Franken haben hier wie die Tiroler Grafen Spuren hinterlassen. Südtirol fiel nach dem Ersten Weltkrieg 1919 an Italien und ist seither dessen nördlichste Provinz. Die Machtergreifung der Faschisten 1922 in Ita lien und deren rücksichtslose Assimilierungspolitik hat wie die sogenannte Option, entweder in Südtirol zu bleiben oder ins Deutsche Reich auszuwandern, Land und Menschen bis heute geprägt. Die von Italien nach dem Zweiten Weltkrieg zugesicherte

Ort

Die Südtirol-Autonomie ist in der italienischen Verfassung verankert und hat dem Land ein Bündel von Gesetzgebungsbe-fugnissen in primären Berei-chen wie etwa Kultur und Schule, Raumordnung oder Wirtschaft beschert. Als wich-tige Errungenschaft wird auch die Gleichstellung der deut-schen Sprache vor Gericht und in öffentlichen Ämtern betrach-tet. Der ethnische Proporz sichert dagegen die Gleichbe-rechtigung bei der Stellenver-gabe von öffentlichen Ämtern zwischen der deutsch-, ladi-nisch- und italienischsprachigen Bevölkerung.

12 Millionen Kraftfahrzeuge, zwei Millionen Schwerfahr-zeuge und bis zu 50.000 Tonnen Nettolasten: Das ist die Bilanz des Brennerpasses innerhalb eines Jahres. Durch den Bren-nerbasistunnel (BBT), ein milli-ardenschweres, umstrittenes Bauprojekt, soll der Schwerver-kehr über die Nord-Süd-Verbin-dung in Zukunft auf die Schiene verlagert werden. Finanziert

wird der BBT von der EU und von Österreich und Italien – nach dem Anschluss an den Umfahrungstunnel von Inns-bruck wird er mit 64 km der längste unterirdisch verlau-fende Eisenbahntunnel der Welt sein. Das Bauende ist mit dem Jahr 2025 datiert worden.

Umfassende Sonderrechte

Jahrhundertprojekt

Selbstverwaltung zum Schutze und zur Gleich­berechtigung der mehrheitlich deutschen Sprach­gruppe wurde nur sehr mangelhaft umgesetzt und in der Folge zur internationalen Streitfrage vor den Ver einten Nationen. Seit 1972 besitzt Südtirol ein neues Autonomiestatut, das der Minderheit weit­gehende Gesetzgebungskompetenzen sichert – und mittlerweile als Vorzeigemodell Minderheiten­Delegationen aus der ganzen Welt anlockt. In all den Jahren bis heute hat sich das Land zu einer florierenden Volkswirtschaft, sozusagen mit Vollbeschäftigung, entwickelt: Der Tourismus boomt, namhafte internationale Unternehmen haben sich zwischen Brenner und Salurner Klause niedergelassen, die Mehrsprachigkeit der Bevölke­rung wird als Glücksfall angesehen.1

Pulsierende Handelsstadt: Freiheitsstraße in Bozen (1)Blick in den Vinschgau (2)

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Fläche:Bevölkerung:

Besiedeltes Gebiet:Bevölkerungsdichte:

Hauptstadt:Städte mit über 20.000

Einwohner:Gemeinden:

Sprachgruppenzugehörigkeit:

Deutsche (69,4 %)Ladiner (4,3 %)

Italiener (26,3 %)

Ausländeranteil:

Lebenserwartung Männer:Lebenserwartung Frauen:

Politische Landschaft(Landtagswahl 2008,

die 3 stärksten Fraktionen):Landeshauptmann:

Konfessionen:Internationale Vorwahl:

Verkehrsadern:

7.400 km²510.000 Einwohner21.096 ha = 2,85 %68 Einwohner/km²Bozen (103.135 Einwohner)

Meran, Brixen, Bruneck116

8 %

79,7 Jahre (Italien: 78,9)85,3 Jahre (Italien: 84,1)

Südtiroler Volkspartei (48,1 %), Die Freiheitlichen (14,3 %), Popolo della Libertà (8,3 %)Luis Durnwalder (seit 1989)mehrheitlich römisch-katholisch0039

Brennerautobahn: A22Bahnlinie: München–Bozen– Verona Flughäfen: Bozen, Innsbruck, Verona

≥ www.provinz.bz.it≥ www.suedtirol.info≥ www.bls.info

Südtirol kompakt

Weltnaturerbe Südtirol, das Bergland mit einer Landschaft

zwischen den Extremen: einmal schroff und karg, dann

wieder von satter Lebendigkeit und mildem Klima geprägt.

Die Besiedelung in der flächenmäßig größten Provinz

Italiens konzentriert sich vor allem in den Haupttälern

an den Flüssen Etsch, Rienz und Eisack. Der Ortler ist mit

3.905 Metern der höchste Berg Südtirols. Im Osten des

Landes befinden sich die berühmten Bergmassive der

Dolomiten, auf denen sich schon Bergsteigerlegende

Reinhold Messner seine ersten Sporen verdient hat. Seit

dem Jahr 2009 gehören die Dolomiten zum UNESCO-

Weltnaturerbe, eine Auszeichnung für die „Serie einzig-

artiger Gebirgslandschaften von außergewöhnlicher

Schönheit“, so das UNESCO-Komitee.

Der Mann aus dem Eis (3)Der mittlerweile wohl bekannteste Südtiroler ist über 5.000 Jahre alt und stammt aus der Steinzeit, in der Kupfer gerade das Leben grund­sätzlich änderte, vor allem die Jagd das Überleben sicherte und es schon Wege über den Brenner gab. Die Gletschermumie wurde 1991 entdeckt und war sofort eine archäologische Weltsensation. Der Mann aus dem Eis gehört zu den ältesten Mumien weltweit, aber vor allem seine natür­liche Mumifizierung macht ihn für die Wissenschaft so wertvoll. Sein Körpergewebe ist elastisch, auch Kleidungsstücke und Ausrüstung sind im Eis erhalten geblieben. Die Medien tauften den Mann, der vermut­lich einem Mord zum Opfer gefallen war, nach seinem Fundort in den Ötztaler Alpen auf Südtiroler Seite auf den Namen Ötzi. Seither pilgern jährlich Tausende von Schaulustigen ins Archäologiemuseum nach Bo­zen, um die Mumie zu sehen. Der Fund war außerdem die Initialzün­dung zur Gründung des weltweit ersten Instituts für Mumienforschung in Südtirols Hauptstadt. 3

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Das Handwerk ist kleinstruktu-riert, traditionsverbunden und gleichzeitig innovativ (Holz-schnitzer und Federkielsticker, aber auch KlimaHaus-Experten und Mediengestalter). Rund 13.000 Handwerksbetriebe sind in 500 verschiedenen Berufen tätig. Mit knapp 44.000 Be-schäftigten ist das Handwerk einer der Grundpfeiler der Privat wirtschaft und erwirt-schaftet rund 2,4 Milliarden Euro (15,4 Prozent der Wert-schöpfung).

Landesweit gibt es rund 500 industriell organisierte Unter-nehmen mit insgesamt über 30.000 Beschäftigten: vom Hersteller von Nischenproduk-ten bis zum Zulieferer für die Autoindustrie, von der Stahlpro-duktion bis zur Herstellung von hochreinem Silizium. Der Anteil der Industrie am BIP liegt bei 15,4 Prozent. Die Wertschöp-fung je Beschäftigten liegt bei 59.600 Euro, 90 Prozent des Umsatzes werden außerhalb der Landesgrenzen generiert.

Tradition ist vielerorts noch gelebte Realität. Die hohe Zahl

an erfolgreichen Familien-betrieben ist ein Beleg dafür. Unter dem Motto „Der Tradi-tion verpflichtet, die Zukunft im Blick“ produzieren sie Quali-tätsprodukte für den heimischen und internationalen Markt. Der Name Loacker steht seit 1925 für Waffeln und Süßwaren, Daunenstep sorgt seit mehr als 100 Jahren für kuschelige Bett-wärme. Speck und Wurstwaren von Senfter haben eine über 150-jährige Tradition und be-geistern heute auch Amerikaner und Chinesen, und die berühm-ten Thun-Engel haben ihre Liebhaber ebenfalls in aller Welt.

Die duale Lehrlingsausbildung umfasst 120 Berufe aus allen Wirtschaftsbereichen. Bei den Berufsweltmeisterschaften erreichen Südtiroler Lehrlinge regelmäßig Medaillenplätze.

Wirtschaft

Dienstleistung, Handwerk, Industrie, Landwirt­schaft – Südtirols Wirtschaft gründet auf vielen ver ­schiedenen Säulen. Die überwiegend klein­ und mittel ständischen Unternehmen erwirtschaften das höchste Bruttoinlandsprodukt pro Kopf in Italien.

Südtirols Wirtschaft ist italienweit Spitze, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Nirgendwo in Italien gibt es eine höhere Erwerbsquote, nirgends weniger Arbeitslose und nirgendwo wird ein höhe­res Bruttoinlandsprodukt pro Kopf erzielt. Genau 34.421 Euro waren es im Jahr 2009. Erwirtschaftet wird dieses Bruttoinlandsprodukt von einer Vielzahl kleiner und mittelständischer Betriebe, die oft als Familienbetrieb geführt werden. Ein Grund für die herausragende Position in der Wirtschaft und auf dem Arbeitsmarkt ist die ausgewogene Wirtschafts­struktur: Landwirtschaft, Handwerk, Industrie, Handel, Gastgewerbe, Dienstleister und öffentliche Verwaltung halten sich in etwa die Waage. Ein guter Mix, der sich gerade in Krisenzeiten, die einzelne Branchen oft besonders hart treffen, bestens be­währt. Ein weiterer Erfolgsfaktor ist die solide Schul bildung und der kontinuierlich wachsende Qualifizierungsgrad der Bevölkerung. Dazu trägt ein duales Berufsausbildungssystem nach deut­schem und österreichischem Vorbild ebenso bei wie die Freie Universität Bozen oder das Europäisches Forschungsinstitut EUrac. Seit einiger Zeit richtet auch die Politik ihren Fokus verstärkt auf den Bereich Forschung und Entwicklung. Ein Techno­logiepark soll in diesem Bereich künftig zusätz­lichen Aufwind schaffen. All dies sorgt zusammen mit einer durchdachten Wirtschaftsförderung und den italienweit niedrigsten Steuern dafür, dass Südtirol laut einer Studie des italienischen Hand­werkerverbandes confartigianato die unternehmer­freundlichste Provinz Italiens ist.

TraditionsunternehmenFamilienbetriebe

Handwerk

Industrie

Bildung

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1

Südtiroler Glasbläser (1)Das traditionelle Handwerk gehört zu den Säulen der Südtiroler Wirtschaft.

Landesberufsschule für Industrie und Handwerk in Bozen (2)Architekten Höller und Klotzner; Gewinner des Architekturpreises „Dedalo Minosse“ im Jahr 2008.

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Südtirol liegt bei den PISA-Stu-dien in vielen Bereichen gleich-auf mit anderen europäischen Vorzeigeregionen. Südtiroler Studierende sind zu 30 Prozent an italienischen und zu 40 Pro-zent an österreichischen Univer-sitäten eingeschrieben, gut 20 Prozent besuchen die drei-sprachige Freie Universität Bozen. Sie alle bringen neben der Mehr-sprachigkeit auch interkulturelle Kompetenz ins Berufsleben ein. In der Erwachsenenbildung

werden jährlich mehr als 16.000 Weiterbildungskurse mit über 270.000 Teilnehmern abgehalten.

Die Freie Universität Bozen bietet an drei Standorten (Bozen, Brixen, Bruneck) mehr-sprachige (deutsch, italienisch, englisch) Studiengänge an fünf Fakultäten (Wirtschaftswissen-schaften, Informatik, Technik und Naturwissenschaften, Bildungswissenschaften, De-sign und Künste). Die knapp 3.500 Studierenden werden von rund 750 Professoren, Dozen-ten und wissenschaftlichen Mitarbeitern betreut.

Die Europäische Akademie Bozen (EUrAc) ist ein postuniversitä-res Forschungs- und Weiter-

bildungsinstitut. 130 Mitarbeiter aus zehn Ländern forschen an 11 Instituten im Bereich der interdisziplinären Grundlagen-forschung.Forschungsbereiche:• Minderheiten und Auto­nomien• Management und Unter­nehmenskultur• Nachhaltige Entwicklung• Angewandte Sprachwissen-schaft• Lebenswissenschaften

Es besteht eine enge Koopera-tion mit Industriepartnern und anderen internationalen For-schungseinrichtungen.

Die Fraunhofer-Gesellschaft unterhält seit 2009 eine italie-nische Tochtergesellschaft mit Sitz in Bozen. Das Fraunhofer Innovation Engineering center (IEc) in Bozen unterstützt vor allem kleine und mittelständi-sche Unternehmen im Bereich der angewandten Forschung.

Mehrsprachigkeit in der Ver-waltung, bei Geschäftspartnern und Wirtschaftsdienstleistern erleichtert Unternehmern aus dem deutschen Sprachraum die Ansiedlung. Deutsch ist neben Italienisch offizielle Amts sprache. ≥

Forschung

Headquarters

Aufschwung Einen Innovationsschub wird Südtirols

Wirtschaft durch den auf 12 Hektar erweiterbaren Tech-

nologiepark im Bozner Gewerbegebiet erhalten, auf dem

die Universität, öffentliche und private Forschungsein-

richtungen sowie Unternehmen das Know-how von

Schlüsselbereichen wie den erneuerbaren Energien, der

nachhaltigen Mobilität und Lebensmitteltechnologie

vorantreiben sollen. Betreiber dieses Innovationsareals

ist der TIS innovation park. Die Standortagentur des

Landes, Business Location Südtirol – Alto Adige (BLS), ist

unter anderem für die Entwicklung der Flächen, die

Vermarktung und die Ansiedlung von geeigneten Unter-

nehmen aus dem In- und Ausland zuständig. Das TIS in

Bozen ist zum einen Inkubator für Start-Up-Unternehmen

wie der 3D Pixel, die gemeinsam mit dem kriminaltechni-

schen Labor der Carabinieri in Parma ein neuartiges

360°-Kamerasystem zur Dokumentation von Tatorten

entwickelt hat. Zum anderen berät und vernetzt das TIS

Unternehmen bei bereichsübergreifenden Projekten und

schlägt dabei Brücken zwischen Wirtschaft und Wissen-

schaft und hilft bei Patentstrategie oder Materialanalyse.

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3

Deutsch-italienisches WirtschaftsforumSeine Premiere feierte das zweitägige Gipfeltreffen der deutsch­italienischen Wirtschaftselite in Bozen Ende Oktober 2011. Emma Marcegaglia, Präsiden­tin der größten italienischen Arbeitgeberorganisation confindustria, Italiens Außenminister Franco Frattini und Hans­Peter Keitel, Präsident des Bundes-verbandes der Deutschen Industrie (BDI), diskutierten über Lösungen der Wirt­schaftskrise und über den Ausbau der grenzüberschreitenden Zusammen­arbeit der beiden Staaten. Das Wirt schafts forum soll zur festen Einrichtung werden und in Zukunft jedes Jahr in Südtirols Hauptstadt tagen.

Freie Universität Bozen, Bibliothek (3)

Ex-alumix Gebäude Bozen (4)2008 wurde im Ex­Alumix die europäische Kunstbiennale Manifesta 7 veranstaltet, zukünftig soll dort der Technologiepark entstehen.

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Eine gesunde Volkswirtschaft ist die Voraussetzung für nachhalti-ges Wachstum und ökonomi-schen Erfolg. Südtirol erhält von allen wichtigen Ratingagenturen regelmäßig hohe Bonitätsnoten. Mit einem BIP von knapp 17,3 Milliarden Euro gehört es zu den Top-25-Regionen in Europa. Die Unternehmensbesteuerung (IRES) liegt bei 27,5 Prozent. Die italienweit niedrigste Wert-schöpfungssteuer (IRAP, 2,98 bzw. 2,5 Prozent) führt zur ge-ringsten Steuerlast innerhalb Italiens. Dies bedeutet jährliche Steuerentlastungen von rund 65 Millionen Euro. Mit über 90 Millionen Euro jährlich fördert Südtirol seine Unternehmen über direkte Zuschüsse. Auf-wendungen für F&E sind im Ausmaß von 10 bis 40 Prozent steuerlich absetzbar.

Südtirol hat eine Arbeitslosen-quote von 2,7 Prozent, die nied-rigste innerhalb der EU, und damit de facto Vollbeschäfti-gung. Gefragt sind vor allem Fachkräfte im Ingenieurwesen

und mit anderen techniknahen Ausbildungen. Die Erwerbs-tätigkeitsquote liegt bei gut 71 Prozent und damit weit über dem EU-Durchschnitt. 91 Pro-zent der Arbeitnehmer bezeich-nen sich als „ziemlich oder sehr zufrieden“ und das bei einer durchschnittlichen Wochenar-beitszeit von fast 42 Stunden. Die Zahl an Selbstständigen und Freiberuflern ist mit knapp 28 Prozent überdurchschnitt-lich.

Dokumente für Unternehmens-gründung und Bilanzen können in Deutsch hinterlegt werden und auch die Arbeitnehmer sind überwiegend zwei- oder mehr-sprachig. Diese Brückenfunk-tion zwischen dem deutschen und italienischen Sprachraum und die strategisch günstige

Lage entlang der Achse Berlin-München-Verona veranlasst große internationale Unterneh-men ihre Italienzentrale in Südtirol zu errichten. Dazu gehören unter anderem die Unternehmen: Würth, Doppelmayer, Hoppe, GKN, Bayernland, Miele, Monier, Memc, Pompadour, röchling, Schenk, röfix, Fendt Italiana, Exquisa, Julius Meinl, M-Preis, Wenatex, Achard, Pfanner, cea, Warsteiner, Nils, Develey, Makino, Velta, Loewe oder Vetter.

Steuern und Finanzen

ArbeitsmarktGewerbegebiet in BozenDie Erfolgsgeschichte der Südtiroler Wirtschaft beginnt nach dem Zweiten Weltkrieg. Ab Mitte der 50er­Jahre bringt das italienische Wirtschafts wunder einen massiven Aufschwung und bis 1971 steigt der Anteil der Industriebe­triebe an der Gesamtzahl der Unternehmen auf 46 Prozent, der der Industrie­Arbeitnehmer auf 35 Prozent. Danach verzeichnete der Industriesektor wieder einen allmählichen Rückgang. Aufgefangen wurde dies durch den sich entwi­ckelnden Dienstleistungssektor und vor allem durch den Tourismus­Boom. Heute trägt auch eine florierende Industrie mit vielen erfolgreichen Unter­nehmen zu Südtirols Wirtschaftsstärke bei.

Vorsicht Glatteis: Titulieren Sie einen deutsch-sprachigen Südtiroler lieber nicht als Italiener – die Identität der Südtiroler ist eine heikle Angelegenheit, die schnell politisch wird.

Sprachbarrieren: Witzeln Sie nicht über den Dialekt Ihres Gegenübers – im Gegenzug wird man Ihnen Ihr Schwäbisch, Sächsisch oder lupenreines Hochdeutsch verzeihen.

Zuerst darüber reden: Ihre Geschäftspartner haben meist Handschlagqualitäten – gepaart mit jahrhundertealter Bauernschläue.

Keine Abstinenzler: Ein vormittäglicher Geschäfts-abschluss wird schon mal mit einem Glas Wein begossen – wenigstens einmal daran nippen.

Business KniggeDie Do’s and Dont’s beim Geschäftsabschluss

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Investitionsförderung bis zu 23 %

Forschung und Entwicklung 50 bis 90 %

Betriebliche Innovation bis zu 30 %

Beratung und Weiterbildung bis zu 80 %

Export und Internationalisierung bis zu 50 %

Begünstigtes Darlehen für Unternehmensgründung

Fördermittel des Landes für erneuerbare Energie 2010

Gesamtmittel für direkte Unternehmensförderungen 2011

bis zu 30.000 Euro

33,51 Millionen Euro

93,31 Millionen Euro

Bruttoinlandsprodukt (BIP)nominal:

BIP pro Kopf, nominal:Unternehmensinvestitionen,

Anteil am BIP:

BIP nach Wirtschaftssektor:

Landwirtschaft: 4,1 % (2009)Produzierendes Gewerbe

(Handwerk und Industrie): 21,9 % (2009)

Dienstleistung (inkl. Tourismus): 74 % (2009)

Südtirols Wirtschaft in Zahlen

17,269 Milliarden Euro (2009)34.421 Euro (2009)

23,4 % (2007)

besetzt. Der Weltmarktführer investiert rund ein Viertel des Umsatzes in Forschung und Entwicklung.Das Brixner Unternehmen Microtec ist weltweiter Techno-logieführer für die Vermessung und Wertoptimierung von Holz und erhöht damit die Produkti-vität eines Sägewerks.Ein Innovationstreiber in Sa-chen Zirkonfrässysteme für die Herstellung von zirkongefertig-ten Zähnen ist das Unterneh-men Zirkonzahn aus Gais bei Bruneck mit mittlerweile 15 weltweiten Niederlassungen.

Erfolge auf dem internationalen Markt feiern unter anderem auch der Hersteller von Dusch-kabinen Duka, der Kunststoff-verarbeiter Intercable, der Fens-ter- und Türenhersteller Finstral, der Holzbauspezialist rubner, der Entwickler für hochwertige Einrichtungssysteme Schweitzer Project, die in der Dentalbranche tätige Ivoclar Vivadent oder das Passeirer Unternehmen Maico, das technische Komponenten für Fenster oder Türen liefert.International erfolgreiche Un-ternehmen sind außerdem die Unternehmen Autotest (Autozu-behör), Seppi M. (Mulchgeräte), Atzwanger (Umwelt- und Haus-technik) und Microgate, Welt-marktführer im Bereich der professionellen Zeitmessung.

Dr. Schär ist Weltmarktführer im Bereich der glutenfreien Ernäh-rung: Das Unternehmen produ-ziert 300 glutenfreie Produkte (vom Brot bis zu Fischstäbchen) der Marken DS, Schär, Glutafin, Glutano und TruFree. Der Um-satz belief sich 2010 auf rund 145 Millionen Euro. Hinter dem Unternehmen steht Ulrich Ladurner (im Bild) – ehemals Drogist in Meran. Mit seinem Fünf-Sterne-Hotel Vigilius Mountain resort setzt der Un-ternehmer außerdem Maßstäbe im Qualitätstourismus. Ladur-ner gehört zweifellos zu den Großen der Südtiroler Wirt-schaft und ist dennoch auf dem Teppich geblieben. Er arbeitet viel und steht selten in der Öffentlichkeit. Mit Dr. Schär ist er mittlerweile auf Siegeszug in Richtung Osten.

Die Brixner Durst Phototechnik (gegr. 1929) ist Marktleader im Bereich innovative Systemlö-sungen für die Reproduktion von Bildern und hat sich auf Industriedrucker auf Inkjet-Ba-sis zum Dekor-Druck auf unter-schiedlichsten Oberflächen und im Großformat spezialisiert.Health robotics baut Medizinro-boter, die vollautomatisch Medikamentencocktails für die Chemotherapie mixen. Das 2006 gegründete Unternehmen hat erfolgreich eine Marktlücke

Vom Kleinbetrieb zum Global Player

Marktführer made in Südtirol

Internationaler Erfolg

Europäische akademie Bozen (Eurac) (5)Die Denkfabrik forscht in stetem Kontakt mit Unternehmen für ein zukunftsfähiges Europa.

Hauptsitz des Türen- und Fensterherstellers Finstral in Unterinn/ritten (6)

Wirtschaftsförderungen in Südtirol

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Südtirol ist Italiens Green region – Vorzeigeprovinz im Bereich erneuerbare Energien und bald energie­autark.

Bereits heute deckt Südtirol mehr als die Hälfte des Energiever­brauchs durch erneuer­bare Energien ab. Bis 2020 will Südtirol drei Viertel seines Strom­ und Wärmebedarfs mit regenerativen Energie­quellen decken. Das Land ist engagierter Antreiber und finanzieller Förderer, schon jetzt arbeiten 465 Südtiroler Firmen und eine breite Palette an Forschungsinstitutionen und Projekten im „grünen Bereich“ – Tendenz steigend. Viele italienische Provinzen blicken nach Südtirol – auch deshalb, weil die dort tätige KlimaHaus­Agentur auch nationale Standards bei energieeffizienten Bauten setzt. Es wundert deshalb auch nicht, dass zunehmend auch ausländische Unternehmen das Grenzland als Sprungbrett in den italienischen Energiemarkt nutzen. Italien ist zwar in den Berei­chen Mechanik oder Elektronik international Spitze, in der Produktion er neuerbarer Energien ist es aber auf ausländisches Know­how angewie­sen. Das deutsche Unternehmen ralos mit einer Niederlassung auch in Meran versorgt seit Jahren den italienischen Markt mit Photovoltaikanlagen. Der deutsche Energieriese rWE kooperiert mit dem Südtiroler Unternehmen Fri-El Green Power, das eine Vielzahl von Windkraft­ und Windanlagen sowie Biogas­ und Biomassewerke betreibt.

Energie

Das Land Südtirol deckt bis zu 30 Prozent der entstandenen Kosten für energieeffiziente Sanierungsmaßnahmen ab. Gefördert werden• Wärmedämmung von Dach und Mauern• Erneuerung von Türen und Fenstern• Installation von Türen und Fenstern• Einbau einer thermischen Solaranlage• Installation einer solaren Heizung und Kühlung• Einbau einer automatisch bestückten Heizanlage für feste Biomasse• Montage eines Stückholz­vergaserkessels• Einbau einer geothermischen Wärmepumpe

Neben dem Windkraft- und Biogasspezialisten Fri-El Green Power mischen weitere füh-rende Südtiroler Unternehmen auf dem nationalen und inter-nationalen Energiemarkt mit. Leitwind, Tochter der Gruppe Leitner Technologies, hat bisher weltweit schon über 100 ge-triebelose Windkraftanlagen installiert. Das Unternehmen aus Sterzing mit einem Jahres-umsatz von 137 Millionen Euro (2010) punktet vor allem mit Innovation und Forschung. Die Firma Memc produziert dage-gen Silizium, den Rohstoff für Solarpaneele. Der Südtiroler Ableger des amerikanischen Riesen profitiert ebenfalls vom attraktiven Solarmarkt: 190 Millionen Euro investierte das Mutterunternehmen für die Werkserweiterung in Meran.

Grüne Unternehmen

Landesförderungen

WasserkraftwerkeBiomasse-FernheizwerkeTausende kleinere Pellets- und HackschnitzelheizanlagenBiogasanlagenprivate Geothermieanlagen WindkraftanlagenPhotovoltaikanlagenthermische Solaranlagen

Erneuerbare Energie in Südtirol

93066

30318

7 5.064 18.120

2

1

Obstgenossenschaft Juval in Kastelbell/Tschars im Vinschgau (1)Der Photovoltaikspezialist ralos Northern Italy installierte eine Fassaden­ und Dachanlage von 843 kWp.

Windkraftanlagen der Firma Leitwind in apulien (2)

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Alternativ zu dieser direkten Förderung kann der staatliche Steuervorteil von 55 Prozent für Altbausanierungen in Anspruch genommen werden. Die Förde-rungen können nicht kumuliert werden.

• Das EUrAc-Institut für erneu-erbare Energien unterstützt Unternehmen beim optimalen Einsatz von innovativen Techno-logien. Auf dem Gelände des Bozner Flughafens testet die Denkfabrik seit einem Jahr eine Photovoltaik-Testanlage mit 24 Modultypen. Ein ähnliches Projekt gibt es unweit von Venedig. Zusammen mit dem Südtiroler Unternehmen Elpo will das Institut auf einer Groß-dachanlage unterschiedliche Solarpaneele unter Berücksich-tigung von Position, Ausrich-tung und Klimabedingungen testen. ≥ www.eurac.edu

• Der Energie­ und Umweltbe-reich des Innovationsparks TIS unterstützt Unternehmen aus den Bereichen erneuerbare Energien und Energieeffizienz mit Machbarkeitsstudien und Technologietransfer und steht bei innovativen Projekten bera-tend zur Seite. Hier werden etwa auch Machbarkeitsstudien zur thermischen Verwertung von Kleien zur Verfügung ge-stellt. ≥ www.tis.bz.it

• Die Freie Universität Bozen bietet den ersten weiterbilden-den Masterstudiengang Klima-Haus an: Themenschwerpunkte sind energieeffizientes Bauen und erneuerbare Energieträger.≥ www.unibz.it

Unterstützende Forschung

Mit der KlimaHaus-Initiative setzte Südtirol über Italien hinaus Maßstäbe. Der Einfüh-rung von Mindeststandards zum Energieverbrauch von Gebäuden und deren Kontrolle folgten mehrere italienische Regionen. Die Klassifizierung in A-, B- und C-Gebäuden, ähnlich jenem Prinzip für Haushaltsge-räte, machte energieeffizientes Bauen auch für den Endkunden nachvollziehbar. Bisher wurden in Südtirol über 2.800 neue und rund 2.300 sanierte Gebäude zertifiziert, was der Baubranche pro Jahr eine zusätzliche Wert-schöpfung von 65 Millionen Euro einbrachte. Das weitere Potenzial ist enorm, vor allem in Italien, wo die Energiepreise zu den höchsten in Europa zählen und attraktive Steuer-vorteile der energetischen Altbausanierung auf die Sprünge helfen. Seit 2009 ist außerdem die energetische Gebäudezertifizierung ver-pflichtend.

• Die Klimahouse-Messe ist die Leitmesse für energieeffizientes und nachhaltiges Bauen in Ita lien, die in diesem Jahr 40.000 Besucher nach Bozen lockte – davon stammen über 80 Prozent aus anderen italieni-schen Provinzen. Kein Wunder: Laut einer Hochrechnung der unabhängigen Forschungsge-sellschaft crESME stehen in Italien in diesem Bereich mas-sive Investitionen an. Alleine 173 Millionen Quadratmeter Außenwände und 600 Millio-nen Quadratmeter an Dach- und Dachgeschossflächen müssen bis 2020 energetisch saniert werden.

Energieeffizientes Bauen• Die Klimaenergy ist die Fach-messe für erneuerbare Ener-gien zur gewerblichen und öffentlichen Nutzung. 175 Aus-steller und 5.000 Fachbesucher aus 71 italienischen Provinzen und sechs Nationen, hauptsäch-lich aus dem deutschsprachigen Raum, kamen 2010 zum „Netz-werken“ in die Landeshauptstadt. Seit 2011 erfreut sich die Messe dank der Plattform für nachhal-tige Mobilität Klimamobility noch größerer Beliebtheit.

Klimahouse- und Klimaenergy-Messe in Bozen

EnertourEnertour ist ein Projekt des TIS innovation park, das innovative Lösungen im Bereich der erneuerbaren Energien verbreitet. Planer und Betreiber begleiten Interessierte durch energieeffiziente Anlagen und Häuser in ganz Südtirol, die erneuerbare Energien nutzen, und erläutern wirtschaftliche und technische Vorteile der Technologien. Seit 2007 ist Enertour Teil der Kampagne „Sustain­able Energy Europe“, die auf nationaler Ebene durch das italienische Umwelt­ministerium koordiniert wird.

Kindergarten in Terenten (3)Architektonisch anspruchsvoller und energieeffizienter Bau (KlimaHaus a) des Architektenstudios feld72.

3

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Alois Lageder (im Bild) produ-ziert internationale Spitzen-weine und ist Präsident des Ökoinstituts in Bozen. Der Weinbauer lebt und arbeitet naturnah, er betreibt biodyna-mischen Anbau. Neben dem historischen Gebäude seines Ansitzes in Magreid (Südtiroler Unterland) steht heute ein Neubau, ein Niedrigenergie-haus, das nach baubiologischen Kriterien aus Holz und Stein errichtet wurde. Die Photovolta-ikanlage auf dem Dach deckt 60 Prozent des täglichen Strombe-darfs des Weingutes. Eine nackte Felswand im Keller sorgt das ganze Jahr für kühle Tempe-raturen im Gärkeller. Lageder will die Natur in die Räume hineinbringen und sucht den Dialog mit der Kunst. Internati-onale Künstler haben sich von seiner Philosophie vor Ort inspirieren lassen, die realisier-ten Projekte schmücken den Ansitz. Lageder selbst war einige Jahre Präsident des Museion, des Museums für moderne und zeitgenössische Kunst in Südtirols Hauptstadt.

Toblach im Pustertal (im Bild unten) ist vor allem als Winter-sporthochburg bekannt, außer-dem gehört das Dorf zu den wenigen energieautarken Ge-meinden Italiens. Der dortige Tourismusverein fördert nun ein besonderes Klimaschutzprojekt. Toblachurlauber können sich die Umweltbelastung ihrer An- und Rückreise sowie ihres Aufenthalts errechnen lassen. Die mit einem speziellen Rech-ner ermittelten Kosten für den CO2­Ausstoß übernimmt der Tourismusverein und lässt diese vor Ort ausgleichen. Das lokale Fernheizwerk stellt damit sau-bere Energie her.

CO2-freie Mobilität ist noch Zukunftsmusik, große Energie-versorger wittern aber bereits jetzt das Millionengeschäft. Die Südtiroler e-move hat Ende 2010 in Bozen und Bruneck eine solare Tankstelle installiert, die ausschließlich mit Sonnenener-gie betrieben wird. Fahrer von Elektrofahrzeugen können sich bei diesem Prototypen, der mit einer Gesamtleistung von 1,761 kWp rund die Hälfte eines Ein-familienhaushaltes verbraucht, über eine handelsübliche Steck-dose anschließen. In Bozen will das Unternehmen ein kleines Solar-Tankstellennetz errichten.

Solares Tanken

Visionär

CO2-neutraler Urlaub

Champions-League-Gewinner Bruneck (im Bild) ist nicht nur

eine von 20 Gemeinden Italiens, die ihren Energiebedarf

zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien decken, son-

dern hat 2011 auch die champions League für Erneuerbare Energien gewonnen. Der Hauptort des Südtiroler Puster-

tales hat sich bei diesem internationalen Wettbewerb in

der Kategorie der Kleinstädte zwischen 5.000 und 20.000

Einwohner gegen die europäische Konkurrenz durchge-

setzt. Den Ausschlag gab der umweltfreundliche Energie-

Mix: Drei kleine Wasserkraftwerke, eine Fernwärme-

anlage, Solar- und Photovoltaikanlagen und eine Biogas-

anlage versorgen die Einwohner mit grüner Ener gie. In

Zu kunft will die Gemeinde noch stärker in die Ressource

Geothermie investieren. 14 der 20 energieautarken

italie nischen Gemeinden stammen übrigens aus Südtirol.

Energiewende in ItalienItalien hat sich laut EU­Strategie 20­20­20 verpflichtet, 17 Prozent seines Energie­bedarfs bis 2020 aus erneuerbaren Quellen zu decken. 2009 lag der Anteil laut Angaben der nationalen Statistikbehörde Istat erst bei 10,7 Prozent. Die itali­enische Regierung hat mittlerweile reagiert und attraktive Förderungen verab­schiedet – auch die Rahmenbedingungen im Stiefelstaat sind ideal: Italien hat mehr als ausreichend Sonnentage für das Betreiben von Photovoltaikanlagen und mehr als genug Küstenkilometer für die Nutzung von Windkraft.

Potenzial unter der ErdeDie Energiegewinnung durch Geothermie (Erdwärme) wurde in Italien in der Vergangenheit vernachlässigt. Zu Unrecht, denn Italien verfügt neben Island über das größte geothermische Potenzial in Europa. Die größten Anlagen für Fernheizung und Stromproduktion befinden sich in den Regionen Toskana und Venetien.

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Photovoltaik

Jährlich neu installierte Gesamtleistung des italieni-schen Photovoltaik-Markts 2006 bis 2010:

2006: 9,6 MW2007: 79,6 MW2008: 418,1 MW2009: 1137,2 MW2010: 1850 MW

Staatliche Zielsetzungen bis 2020 gemäß Positionspapier der Regierung des Jahres 2007: 9.500 MW Effektiv installierte Gesamt-leistung bis 7.12.2011: bereits 11.700 MW!

4

Photovoltaikanlage am Flughafen Bozen (4)

Photovoltaik-BoomDer Ausbau der Wasserkraft ist in Italien quasi erschöpft, neuere Technologien wie Wind­ und Sonnenkraft sollen die europäischen Klimaziele sichern und die Abhängigkeit von Energieimporten verringern. Die Photovoltaik­Branche boomt, 2010 wurden Neuanlagen mit einer Gesamtleistung von 1,85 Giga­watt installiert, ein Plus von 160 Prozent im Vergleich zu 2009. 2011 wird gar mit 8 Gigawatt gerechnet. Für den Aufschwung mitverantwortlich ist das sogenannte conto Energia, die Einspeisevergütung von Sonnenstrom in das öffentliche Netz. Im Vergleich zu Deutschland und dem europäischen Ausland sind die Tarife ungleich höher. Diese werden zwar wie auch im restlichen Ausland in den nächsten Jahren moderat gesenkt, laut einer Studie des italie­nischen Industrieverbands confindustria bleibt die Photovoltaik­Technologie aber weiterhin rentabel: Der return on Investment wird sich je nach Größe der Anlagen zwischen 18 und 36 Prozent bewegen und damit weitaus höher sein als beim deutschen Nachbarn. Die Markt­ und Investitionsattraktivität Itali­ens in Sachen erneuerbare Energien bestätigt auch eine Studie der internati­onalen Beratungsgesellschaft Ernst & Young: Demnach belegt Italien 2011 weltweit den fünften und in Europa den zweiten Platz.

Alternative EnergieträgerÄhnliches Potenzial wie dem Sonnenstrom wird der Energieproduktion aus Windkraft, Biomasse und Biogasen vorhergesagt. Je nach Art und Größe der Anlagen werden diese alternativen Energieträger durch sogenannte Grüne Zertifikate oder den allumfassenden Tarif gefördert:• Grüne Zertifikate: Kommen vor allem bei Großanlagen zur Anwendung und werden auf einer speziellen Börse gehandelt. Die Anzahl der Zertifikate wird aus der effektiven Strommenge und einem speziellen Koeffizienten er­rechnet, der je nach Energieträger variiert. Aus dieser Basis ergibt sich die effektive Vergütung pro kWh.• Allumfassender Tarif: Kommt bei Kleinanlagen zur Anwendung und hat wie die grünen Zertifikate eine Laufzeit von 15 Jahren. Dieses System sieht eine fixe Vergütung für Biomasse und Biogas sowie für Windkraft und Geo­thermie vor.

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Anteil von Biomasse an der Gesamtstromproduktion in Europa, (kumulierte Daten für Biomasse, biologisch abbaubare Abfälle, Biogas und Flüssig- biokraftstoffe)

Finnland 11,6 %Dänemark 9,5 %Österreich 6,7 %Schweden 6,4 %Niederlande 4,7 %Deutschland 4,2 %Portugal 4 %Belgien 4 %EU-15 3 %Großbritannien 2,5 %Italien 1,9 %Luxemburg 1,8 %Spanien 1,2 %Frankreich 0,7 %Irland 0,4 %Griechenland 0,3 %(Quelle: GSE)

Biomasse im europäischen Vergleich

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Energie aus Biomasse (5)Aus land­ und forstwirtschaftlichen Reststoffen (Holz, Holzkohle oder Dung) oder Nutzpflanzen (Mais, Raps) werden Strom, Wärme und Treibstoff gewonnen. Wie auf der linken Hälfte der Illustration erkenn­bar landen Gülle oder Nutzpflanzen in sogenannten Biogasanlagen, die im Vergärungsprozess Biomasse zu Biogas umwandeln, das zur Strom­ und Wärmeerzeugung (hier Warmwasser) genutzt wird.

Aus landwirtschaftlichen Nutzpflanzen wie etwa Raps wird Pflanzenöl hergestellt, das in sogenannten Umesterungsanlagen, die beiden Behäl­ter in der Mitte der Illustration, mit Hilfe von Methanol zu Biodiesel umgewandelt wird. Feste Biomasse wie in diesem Beispiel Holz wird in Biomasseheizkraftwerken verbrannt und für den Strom­ und Wärmebe­darf herangezogen.

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Inmitten von Dreitausendern und modernsten Skikarussellen entstehen in Südtirol Technologien, die den modernen Wintersport, so wie wir ihn kennen, erst möglich machen.

Von Aufstiegsanlagen bis zur technischen Be­schneiung, von Funktionskleidung bis zu Zeitmess­geräten: Rund um internationale Marktführer wie Leitner, Prinoth, Technoalpin oder Salewa hat sich Südtirol zu einem der weltweit wichtigen Standorte für das Business rund um den Berg entwickelt. Mittlerweile umfasst die Schlüsselbranche alpine Technologie mehr als 80 lokale und in Südtirol

niedergelassene Unternehmen – von Global Play­ers bis hin zu in novativen Nischenanbietern. Ver­stärkt wird dieses geballte Know­how durch ein Kompetenzzentrum für Alpine Technologie unter dem Dach der Dienstleistungsagentur TIS innovation park und durch zwei wichtige Treffpunkte für die internationale Wintersport­Branche: die Bozner Fachmessen alpitec (Berg­ und Wintertechnologie) und Prowinter (Verleih und Service im Wintersport).

Alpine Technologie

Die Südtiroler Unternehmens-gruppe mit Sitz in Sterzing mit ihren Marken Leitner ropeways (Seilförderanlagen), Prinoth (Pisten- und Nutzfahrzeuge), MiniMetro (seilgezogene Stadt-bahnen) sowie DemacLenko (Beschneiungsanlagen) zählt zu den internationalen Größen im Bereich der alpinen Technolo-gie. Davon zeugen ein Umsatz von 700 Millionen Euro sowie weltweit 2.781 Mitarbeiter, 70 Tochtergesellschaften, 97 Ver-kaufs- und Servicestellen und acht Produktionsstätten. Allein im Jahr 2010 investierte das Unternehmen 19 Millionen Euro in Forschung und Entwicklung.

Am Beginn standen zwei tech-nische Leiter eines Südtiroler Skigebietes, die mit handelsüb-lichen Materialien wie etwa einem Heulüfter versuchten, eine Schneekanone zu basteln. 20 Jahre nach ihrer Gründung im Jahr 1990 ist die Firma TechnoAlpin Weltmarktführer im Bereich der technischen Beschneiung. Über 1.000 Kun-den in 42 Ländern, darunter zahlreiche Weltcup- und Euro-pacupdestinationen, greifen auf die Schneeerzeuger, Zulei-tungs- und Steuerungssysteme des Unternehmens mit Sitz in Bozen zurück. Dort arbeiten 160 der weltweit 260 Mitarbei-ter. Der Umsatz von mehr als 100 Millionen Euro wird zu rund zwei Drittel im Ausland erwirtschaftet.

Leitner Technologies TechnoAlpin

3

1

Technische Beschneiung (1)Technoalpin beliefert mit seinen Schneeerzeugern,Zuleitungs­ und Steuerungssystemen 42 Länder.

„Beast“ (2)Pistenfahrzeug von Prinoth (Leitner Technologies).

MiniMetro von Leitner Technologies (3)2008 wurde in Perugia die weltweit erste Minimetro von Leitner Technologies in Betrieb genommen.

2

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Ob Funktionskleidung, Zelte, Rucksäcke oder Steigeisen: Die Produkte des beliebten Bergsportausrüsters werden in enger Zusammenarbeit mit Forschungsinstituten entwi-ckelt und von bekannten Alpi-nisten getestet. Die in Mün-chen gegründete Marke ist seit mehr als 20 Jahren in der Hand der Bozner Oberalp-Gruppe; gemeinsam mit den Schwester-Marken Dynafit und Silvretta erzielte sie zuletzt einen Um-satz von 178 Millionen Euro. Hauptmarkt ist Europa, doch auch in Nordamerika oder Asien wächst die Zahl der Partnerstores rasant. Die Rolle Bozens als Europazentrale unterstrich das Unternehmen 2010 mit dem Bau eines 18.000 Quadratmeter großen, archi-

tektonisch anspruchsvollen Headquarters – samt größter Kletterhalle Italiens.

Der deutsche Produzent von hochwertigen Wintersport- und Torwarthandschuhen ist offizieller Ausrüster erfolg­reicher Skiverbände oder internationaler Spitzentor hüter. Dass die Produktion von Win-terhandschuhen auch eine technologische Herausforde-rung ist, beweisen nicht zuletzt reusch-Handschuhe mit intelli-genter Heiztechnik. 2009 ver legte das Unternehmen den internationalen Vertrieb seines Unternehmens vom spani-schen Valencia nach Bozen. Der Grund dafür? Eine bessere Einbettung in den Bereich Alpine Technologien, außerdem

Salewa

Reusch

Salewa Headquarter (4)Das neue Salewa­Headquarter in Bozen, das zugleich die Europazentrale der Gruppe ist, geht auf das Konto der renommierten italienischen Architektenbüros cino Zucchi und Park associati und steht für ausdrucks­starke und zeitgemäße Architektur mit einem besonderen Bezug zum Bergsport, dem Entfaltungsbereich des Unternehmens. Das neue Firmen­gebäude, das 2010 auch auf der 12. Architektur­Biennale in Venedig vorgestellt und im Oktober 2011 eröffnet wurde, ist nicht nur ein Ort, an dem gearbeitet wird: Die Kletterhalle Salewa-cube und das Bistro Bivac stehen allen Bürgern offen.

4

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ist das Unternehmen wichtigen Zielmärkten näher.

Die italienische Niederlassung des österreichischen Welt-marktführers Doppelmayr ging 2002 aus der Fusion von drei Seilbahnunternehmen hervor und ist in der Südtiroler Ge-meinde Lana mit Produktion, Vertrieb sowie Forschung und Entwicklung tätig. 2011 erhielt sie als Teil eines Konsortiums ihren bisher größten Auftrag: den Bau einer Seilbahn auf den Mont Blanc.

Südtirols führende Seilbahn-unternehmen erobern seit ge raumer Zeit auch den urba-nen Raum. In der kalifornischen Stadt Oakland baut Doppelmayr

eine neue Stadtbahn, die zwar auf Schienen fährt, aber von Seilen gezogen wird. Sie verbin-det den Flughafen der Stadt mit der Coliseum-Bahnstation und soll 2014 fertiggestellt sein. In Venedig transportiert bereits eine seilgezogene Doppelmayr-Kabinenbahn bis zu 3.000 Per-sonen pro Stunde zwischen der Insel Tronchetto und dem Piaz-zale Roma. Leitner Technologies hat dagegen im italienischen Perugia eine Stadtbahn reali-siert, die im Minutentakt sieben Stationen auf einer Strecke von rund 3,5 Kilometern ansteuert.

Ein Kompetenzzentrum für alpine Technologien findet sich auch unter dem Dach der Südti-roler Dienstleistungsagentur TIS innovation park. Das Ziel: das Angebot schlüsselfertiger Wintersportzentren und innova-tiver, hochwertiger Lösungen mit Südtiroler Know-how. Wei-tere Cluster des Bereichs alpine Technologien gibt es in den Bereichen Holz und Technik, Bau und Zivilschutz und Alpine Sicherheit.

Visionäre Cluster

Lösungen gegen den Verkehrsinfarkt

Doppelmayr Italia

Alpine Notfallmedizin Die Europäische Akademie EUrAc

beherbergt seit 2009 das weltweit erste Institut für

Alpine Notfallmedizin. Zu den Aufgaben der Einrichtung

gehören die Förderung, Koordination und Durchführung

von wissenschaftlichen Projekten, deren Publikation in

medizinischen Fachjournalen sowie die Organisation von

Kongressen oder Workshops. Das Institut hat sich dabei

zum Ziel gesetzt, die Rettung und Behandlung von Un fall-

opfern zu verbessern – gerade im Hochgebirge gelten in

der Notfallmedizin eigene Gesetze. Die Forschungs-

schwerpunkte umfassen Themen wie Kältetraumen oder

die epidemiologische Erfassung und Behandlung von

Verletzungen und Erkrankungen in unwegsamem Gelände.

5

6

Millionenauftrag für Doppelmayr (5)Mit 265 Millionen Euro Gesamtvolumen ist der Bau und Betrieb der neuen Stadtbahn in der US­Stadt Oakland der größte Auftrag in der Firmengeschichte der Doppelmayr­Gruppe. Das Nahverkehrssystem in Kalifornien verläuft auf einer Streckenlänge von 5,1 km und fasst knapp 1.500 Personen pro Stunde und Richtung. Mit einer Maximalgeschwin­digkeit von 50 km/h verbindet die Stadtbahn den internationalen Flug­hafen von Oakland mit der Coliseum­Bahnstation, einem Verkehrs­knotenpunkt der Stadt. Die Fertigstellung sowie Inbetriebnahme ist für 2014 geplant.

Seilbahnspezialist (6)Doppelmayr ist Weltmarktführer im Seilbahnbau.

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Die Südtiroler Gesellschaft ist facettenreich und vom Tirolerischen und Italienischen geprägt. Die Menschen sind mehrsprachig, das Bildungsan­gebot ist ambitioniert, der Wohlstand gediegen.

Bereits auf der Fahrt über die Grenze, ob nun vom Norden oder vom Süden her kommend, trifft man auf zwei sprachige Auf­schriften, wann immer der Blick auf Schilder fällt. Deutsch und Italie­nisch sind die Sprachen des Landes Südtirol, zu denen sich außerdem die Dritte im Bunde, das Ladinische, reiht. In der nördlichsten Provinz Italiens leben diese Sprach­gruppen zusammen, pflegen ihre Kultur und gönnen sich im alltäglichen Leben die Vorzüge der jeweils anderen Welt. Südtirols Küche etwa ist gleichermaßen vom italienischen und tirolerischen Geschmack geprägt. Musik, Film und Theater wer den gegenseitig konsumiert. Die lokalen Sprach varianten übernehmen Lehnwörter und Attitüden der jeweils anderen.Daraus sind ein südtirolerisches Italienisch und ein südtirolerisches Deutsch entstanden. Beide werden von einem jungen südtirolerischen Lebensgefühl getragen, das traditionsbewusst und ehrgeizig zwischen Nord und Süd flaniert, zwischen dem deutschen Sprachraum und Italien – und immer häufiger auch weit darüber hinaus.

GesellschaftJahr für Jahr reiht die größte italienische Wirtschaftszeitung Il Sole 24 Ore Südtirol unter die lebenswertesten Flecken Itali-ens. 2010 schaffte man es mit der höchsten Punktzahl im Bereich Arbeit und Wirtschaft – wie im vorangegangenen Jahr – auf Platz eins. Eine wei-tere Stärke Südtirols ist die geringe Kriminalität. Das staat-liche Statistikinstitut Istat kürt Südtirol auch aufgrund der „gefühlten Sicherheit“ zur sichersten Provinz Italiens. Die Mehrheit der Südtiroler fühlt sich auf der Straße „sehr si-cher“. Bei der Zufriedenheit mit der Qualität der öffentlichen Verwaltung liegt Südtirol eben-falls auf Platz eins, und das italienweit höchste Einkommen sorgt für eine hohe Kaufkraft der Südtiroler Haushalte.

Die Muttersprache ist in Süd-tirol auch Unterrichtssprache, wobei es auch vorkommt, dass Eltern ihre Kinder in die Schule der jeweils anderen Sprach-gruppe schicken. Dabei steht bereits in der Grundschule neben den beiden Landesspra-chen Deutsch und Italienisch auch Englisch auf dem Stunden-plan. Für die akademische

Während die deutschsprachige Bevölkerung verstreut über das ganze Land lebt, wohnt die italienische Bevölkerung vor allem in den Städten und in den Gemeinden im Süden Südtirols. Die ladinische Volksgruppe

siedelt im Gröden- und Gader-tal. Das Land selbst teilt sich in acht Verwaltungsbezirke, die sich geografisch unterscheiden. Das Pustertal im Osten etwa präsentiert sich landschaftlich in einem sattgrünen waldigen Gelände, durch das zu jeder Jahreszeit Alpintouristen strö-men. Im Süden – dem Unter-land und Überetsch – reihen sich Obst- an Weinplantagen. Im Westen erstreckt sich der trockene, sonnige Vinschgau, durch den man bis zum Re-schenpass gelangt. Die in den Talschaften gesprochenen Dialekte sind deutlich und klanglich voneinander zu un-terscheiden, fremden Ohren klingt das Südtirolerische als stark süddeutsch geprägte Umgangssprache.

Stadt, Land und Dialekte Lebensqualität

Bildung

1

2

café Museion, Bozen (1)Freie Universität Bozen, Sitz in Brixen (2)Vinschger Bahn (3)

Zugverbindung zwischen Meran und Mals.

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Bildung hat das Land eine ei-gene Universität gebaut. Südti-rol, das vor 100 Jahren nahezu ausschließlich von der Land-wirtschaft lebte, hat auch eine solide Handwerker-Branche hervorgebracht. Die Berufsbil-dung hat sich früh am Modell des deutschsprachigen Raums orientiert und dafür gesorgt, dass das Lehrlingswesen mit dem dualen Modell im interna-tionalen Vergleich gute Meister hervorbringt.

Im Zuge der Südtiroler Autono-mie wurden Staatsschulen zu Landesschulen und Staatsstra-ßen zu Landesstraßen. Der öffentliche Nahverkehr ist mit attraktiven Bahnen wie der Vinschger Bahn, der Pustertaler Bahn oder der Gondelbahn auf den Ritten ausgestattet. Für die öffentliche Energieversorgung sind öffentliche Kapitalgesell-schaften zuständig, etwa die Südtiroler Energiegesellschaft SEL, die dem Land und einigen Gemeinden gehört, oder die Etschwerke der Gemeinden Bozen und Meran. Die Brenner-autobahn, die bis Modena von der gleichnamigen Gesellschaft geführt wird und an der alle anliegenden Provinzen beteiligt sind, zählt zu den bestausgestat-teten Schnellstraßen Europas.

Manche Südtiroler Täler zählen 11,4 Geburten auf 1.000 Einwoh-ner, das sind mehr als der EU-Durchschnitt. Die Geburtenrate in der Landeshauptstadt dage-gen liegt mit 9,1 unter dem europäischen Durchschnitt. Südtirols Bevölkerung wächst aber trotzdem. Dafür verant-wortlich sind die steigende Lebenserwartung sowie die Zuwanderung. Bürger aus Nicht-EU-Ländern haben das Land zwischen Brenner und Salurner Klause besonders seit 2002 entdeckt. Unabhängig von ihrer Qualifikation nehmen sie auch gering qualifizierte Arbeit an, gründen Familien und sor-gen für die Verjüngung der Bevölkerung. Sie stellen heute rund acht Prozent der Wohnbe-völkerung.

Heimatverbundenheit verknüp-fen die Südtiroler mit einem weltoffenen Lebensstil, der sie über den Tellerrand hinausbli-cken lässt. Von Freunden und von Partnern werden die Men-schen inner­ und außerhalb des Landes ob ihrer Handschlagqua-lität und Leistungsbereitschaft geschätzt. Manche Manager der global agierenden Unterneh-men jetten schon mal zu Auk-tionen Moderner Kunst nach New York. Andere verbringen

den Sonntag mit der Musikka-pelle oder beim Schützenverein. Überhaupt sind die Südtiroler vielfach in Vereinen und ehren-amtlich tätig oder engagieren sich in politischen Parteien wie etwa der Südtiroler Volkspartei (SVP), die das Land seit Ende des Zweiten Weltkriegs unun-terbrochen führt und auch im italienischen und europäischen Parlament Südtirols Interessen vertritt. Die weiteren Parteien im Südtiroler Landtag: Freiheitliche, Popolo della libertà, Partito Democratico, Grüne, Süd-Tiroler Freiheit, Bürgerunion, Lega Nord, Unitalia.

Flora Kröss (im Bild) stammt aus dem Sarntal, einem bäuerlich geprägten Gebirgstal nördlich von Bozen, das von einer tradi-tionsreichen Kultur und von einem markanten Dialekt ge-prägt ist. Heute führt sie ge-meinsam mit ihrem Mann die Ewo mit Sitz in Kurtatsch. Das Unternehmen produziert seit

Typisch Südtirol

Nahverkehr und Energieversorgung

Bevölkerungszunahme

1996 hochwertige und individu-elle Lichtsysteme vor allem für den öffentlichen Außenbereich. Ewo setzt auf Forschung und Entwicklung und erarbeitet mit internationalen Architekten und Designern innovative Lichtlösungen. „Immer das Neue – in allen Dingen“, sagt Flora Kröss. Der Erfolg liegt auch im Export. Die Handschrift des Unternehmens findet sich in Kopenhagen, Prag, Graz, Wolfsburg oder Dubai.

Die Lichtgestalterin

Bozner WaltherplatzNirgendwo verdichtet sich Südtirol mehr als in Bozen am Waltherplatz. Hektik und Flanieren finden nebeneinander statt. Es ist schwer zu er ahnen, ob gleich Zitherspiel, Jazz­Klänge oder peruanische Folklore erklingen. Nur sonntags ist Alpenländisches wahrscheinlich. An Staats feiertagen fährt dafür schon mal der stolze Fuhrpark der italienischen Gebirgsjäger auf. Senioren stecken die Köpfe zusammen, Kinder plantschen am Brunnen, Jugendliche chillen auf Bänken. Die Bars, so heißen Kaffeehäuser hierzulande, laden zum Blick auf diese Bühne Südtiroler Lebensstils.

3

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Mit 5,6 Millionen Gästen im Jahr zählt Südtirol zu den führenden Tourismusregionen im Alpenraum. Landschaftliche Kontraste, kulturelle Vielfalt, Genuss und viel Sonne lautet der Mix, mit dem sich das Urlaubsland von der Konkurrenz abhebt.

Palmen und Zypressen vor schneebedeckten Gipfeln, Knödel oder Pasta zu Mittag und abends ein raffiniertes Fisch­ oder Fleischgericht: Südtirol profitiert auch als Tourismusdestination von seiner Grenzlage zwischen Nord und Süd sowie dem Klima an der Südseite der Alpen. Das Urlaubsland bietet seinen Gästen das Aktiv­Angebot einer alpinen Tourismusregion sowie ein genussbetontes Lebensgefühl. In Kombination mit Attraktionen wie dem Weltnaturerbe der Dolomiten macht diese Vielfalt das Land zu einer der wenigen Urlaubs­regionen im Alpenraum, die in den vergangenen 20 Jahren ein nahezu kontinuierliches Wachstum verzeichneten.

Teil dieses Erfolgsrezeptes ist die bewusste Verknüp­fung von Landschaft, Produkten und der jahrhun­dertealten bäuerlichen Tradition des Landes. Die Positionierung als Genuss­ und Aktivland hat vor allem im vergangenen Jahrzehnt zu einer zunehmen­den Marktdifferenzierung geführt. Zu den treuen Stammgästen aus Deutschland und dem restlichen Italien gesellen sich viele Urlauber aus Ost­ und Westeuropa. Neben den traditionellen Bergsteigern, Wanderern und Skifahrern tragen neue Gästeschich­ten wie Golfer, Wellness­Urlauber oder Feinschme­cker zu zuletzt 28,7 Millionen Nächtigungen bei.

Tourismus

Freie Universität Bozen Südtirol hat eine der jüngsten Uni-

versitäten Europas, die aus der lokalen Realität und dem

internationalen Bedarf 1997 hervorgegangen ist. Mit ihrem

Programm hält sich die Universität elitär: Wer nach weni-

gen Semestern nicht die Kenntnis von drei Sprachen

(Englisch, Deutsch, Italienisch) vorweisen kann, ist nicht

am rechten Ort. Fünf Fakultäten bieten Bachelor- und

Master-Abschlüsse an. Es gibt Kooperationen mit anderen

Universitäten und Bildungseinrichtungen, eng sind jene

mit Innsbruck, Trient und Mailand. Neben der Lehre setzt

die Universität immer stärker auch auf Forschung und hat

sich darin bereits mehrere international beachtete Kom-

petenzen aufgebaut.

Pro-Kopf-EinkommenSüdtirols Haushalte verfügen über ein jährliches Pro­Kopf­Einkommen von über 21.465 Euro und liegen damit 23 Prozent über dem nationalen Durch­schnitt. Das Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner liegt 37 Prozent über dem europäischen Schnitt.

GesundheitswesenMit dem Kauf eines sogenannten Tickets, einer Kostenbeteiligung an den Ausgaben des öffentlichen Gesundheitssystems, können sich die Bürger beste medizinische Versorgung im zentralen Bozner oder in einem der sechs peri­pheren Krankenhäuser sichern. Zusätzlich gibt es Gesundheitseinrichtungen, die dank eines Abkommens mit dem Land die qualitativ hochwertige medizi­nische Betreuung erweitern. Einkommensschwache, sozial bedürftige oder ältere Menschen erhalten auch ohne Ticket Zugang zu den gesundheitlichen Diensten.

Törggelen in Südtirol (1)

1

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Beherbergungsbetriebe und ihre Zulieferer. Auch jeder sechste Beschäftigte im Land arbeitet im Gastgewerbe.

Mit über 1.000 Kilometern an Skipisten, 400 Aufstiegsanlagen sowie 13.000 Kilometern an naturbelassenen Wanderwegen ist Südtirol vor allem als Mekka für Skifahrer, Bergsteiger und Wanderer bekannt. Das Angebot an Winter- und Sommeraktivitä-ten geht jedoch weit über diese Klassiker hinaus. Langläufer finden eine große Auswahl an beliebten Langlaufrevieren,

Skitourenliebhaber und Schnee-schuhwanderer jede Menge Touren abseits des Trubels. Noch vielfältiger wird es im Sommer: von Klettersteigen in den Dolomiten bis zu beliebten

„Feindschaft mit dem Wind und rege Freundschaft mit der Sonne“. Was Stefan Zweig zur Jahrhundertwende über das Klima von Meran schrieb, wird

heute mit dem Slogan „Das Land mit 300 Sonnentagen“ auf den Punkt gebracht. Fakt ist: Südtirol liegt auf der Sonnen-seite der Alpen. Gebirgskämme im Norden und Süden schützen viele Täler vor Kaltlufteinbrü-chen und mediterranen Feucht-luftmassen. Rekordhalter in Sachen Schönwetter war im Jahr 2010 die Gemeinde Deutschnofen mit 2.360 Son-nenstunden. In Deutschland zählte man im selben Jahr 1.300 bis 1.900 Stunden.

Im Schnitt bleiben Touristen fünf Tage und geben täglich 122 Euro aus: 5,6 Millionen Gäste im Jahr bescheren Südti-rol knapp 12 Prozent seiner Wertschöpfung. Hauptmärkte sind Deutschland (46,2 Prozent) und Italien (36,6 Prozent). Ne-ben Schweizern und Österrei-chern entdecken aber auch immer mehr Gäste aus Polen und Tschechien, den Niederlan-den, Belgien, Frankreich oder England das Urlaubsland Südti-rol. 61 Prozent der insgesamt 28,7 Millionen Nächtigungen sind im Sommer zu verzeich-nen; im Gegenzug bringt der Winter ein gutes Drittel mehr an Einnahmen. Von diesen leben nicht nur mehr als 10.000

Klima

Land für Aktivmenschen

innerhalb eines Jahrzehnts um 150 Prozent steigern: eine Er-folgsgeschichte, hinter der ein klares Marketingkonzept sowie strenge Qualitätskriterien für das gemeinsame Markenzei-chen stehen, unter dem auch bäuerliche Qualitätsprodukte sowie Schankbetriebe vermark-tet werden.

• DolomitiSuperSki ist mit insge-samt 1.200 Pistenkilometern das weltweit größte Skikarussell.• Die Seiser Alm ist die größte Hochalm Europas.• Die Personenschwebeseil-bahn von Bozen nach Kohlern wurde 1908 errichtet und ist eine der ältesten Seilbahnen der Welt.

• Der Kalterer See (im Bild) ist der wärmste Badesee in den Alpen.

Sein Hotel La Perla in Corvara gehört zu den nobelsten der Dolomiten. Er liebt gute Weine und Zigarren – wovon sein Weinkeller mit 27.000 Flaschen und ein Vorrat an 5.000 Zigarren zeugen – und er organisiert seit vielen Jahren den bekannten Dolomiten-Radmarathon.

Badeseen inmitten von Wein-bergen oder Wäldern, von Trek-kingtouren und Nordic Walking bis zur Rafting- oder Kajakfahrt im Eisack oder der Rienz. Golfer haben in Südtirol die Auswahl unter sieben Plätzen, Radfahrer zwischen Extremen wie den Dolomitenpässen oder 600 Kilometern an Talradwegen.

Südtirols bäuerliche Welt faszi-niert. Jährlich kommen 1.700 Menschen – der Großteil davon sind Deutsche – im Rahmen freiwilliger Arbeitseinsätze nach Südtirol, um das heutige Leben auf Südtirols Bergbau-ernhöfen hautnah zu erleben. Noch viel größer ist der An-sturm der Urlauber auf die Bauernhöfe. Unter dem 1999 eingeführten Qualitätssiegel roter Hahn konnte diese Ni-sche ihre Nächtigungszahlen

Urlaub auf dem Bauernhof

Tourismus

Südtirols Superlative

Michil Costa

Mildes Klima Symbol für den Südtiroler Mix aus mediterran und alpin: Dank ihres milden Klimas erreichte die Kurstadt Meran bereits im 19. Jahrhundert eine erste touristische Hochblüte. Als klimatischer Winterkurort zog sie Gäste aus ganz Europa an, darunter illustre Persönlichkeiten wie Kaiserin Elisabeth (Sisi) oder Franz Kafka. Noch heute kurt internationale Prominenz wie Caroline von Monaco, Thomas Gottschalk oder Zinedine Zidane im Espace Henri che-not des Grandhotels Palace in Meran.

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Hotel Laurin, Bozen: Traditionsreiches Grandhotel im Herzen von Bozen mit Jahrhun-dertwende-Flair. Erste Adresse der Stadt für Geschäfts reisende und berufliche Termine. An lauen Sommerabenden ist der prachtvolle Garten mit seinem alten Baumbestand besonders empfehlenswert.

Hotel Alte Post, Sexten:

Juwel der alpinen Hotelarchi-tektur im malerischen Fischlein-tal. Dank einer sorgfältigen Renovierung zeigt sich das denkmalgeschützte Gebäude mit 100-jähriger Geschichte im Wesentlichen in seinem ur-sprünglichen Erscheinungsbild.

Der Hotelier Michil Costa (im Bild vorherige Seite) ist jedoch noch viel mehr als ein honoriger Vertreter seines Gewerbes: Umweltaktivist, ehemaliger Landtagskandidat der Grünen und Prediger eines sanften Tourismus, begeisterter Frank-Zappa-Fan mit Punk-Vergangen-heit, Ladiner, der sich öffentlich für die – gerne vergessene – dritte Sprachgruppe des Landes stark macht oder Spenden-sammler zugunsten tibetani-scher Flüchtlinge. Kurzum: ein perfekter Vertreter der Südtiro-ler Vielfalt.

Imposante Landsitze, Burgen und Schlösser, stattliche Grand-hotels, gemütliche Stuben, in deren Gebälk hunderte Jahre an bäuerlicher Geschichte stec ken. In Südtirols Hotellerie und Gastronomie gibt es so manchen authentischen Kultur-schatz zu entdecken.

Hotel Elefant, Brixen: Seinen Namen verdankt das imposante Stadthotel der ge-schichtlich bezeugten Beher-bergung eines Elefanten im Jahr 1551. Gehobener Hotelbetrieb mit historischem Mobiliar und großzügiger Gartenanlage am nördlichen Eingang der alten Bischofsstadt.

Historische Gasthöfe

Land für Genussmenschen Gault Millau: Mit 96 Haubenaus-

zeichnungen gehört Südtirol zu den am höchsten prämier-

ten Regionen Italiens. 2012 wurden erstmals vier Hauben

an das St. Hubertus im Hotel Rosa Alpina (St. Kassian)

vergeben. Drei Hauben gingen gleich an vier Südtiroler

Restaurants, darunter die Gourmetstube Einhorn (Mauls)

als Neueinstieg.

Guide Michelin: 15 Sterne-Restaurants zählt das Land. Mit

zwei Sternen können sich Martin Obermarzoner vom

Jasmin (Klausen), Gerhard Wieser und seine Trenkerstube

(Dorf Tirol) und Norbert Niederkofler und das St. Hubertus

(St. Kassian) schmücken.

Luxus-Hotels: Die Zahl der Fünf-Sterne-Hotels ist in Süd-

tirol zuletzt rapide auf 15 angestiegen. Dazu kommen 66

Vier-Sterne-Superior-Betriebe und 343 Vier-Sterne-Hotels.

Mit dem Luxus der Einfachheit wirbt das vielbeachtete

Designhotel Vigilius Mountain resort. Tradition und Luxus

verbindet das Wellnesshotel rosa Alpina im Gadertaler

Bergdorf St. Kassian.

Vigilius Mountain resort (2) Das vom bekannten Architekten Matteo Thun konzipierte Fünf­Sterne­Hotel wurde zweimal vom deutschen Reisemagazin Geo Saison zum bes­ten europäischen Designhotel gekürt und für nachhaltigen Tourismus mit ökologischem Anspruch ausgezeichnet. Das Vigilius Mountain ressort liegt auf dem 1.500 Meter hohen und autofreien Vigiljoch oberhalb der Ortschaft Lana bei Meran. 2

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Milchwirtschaft, Obst­ und Weinbau sind die Pfeiler der Südtiroler Landwirtschaft. Produziert wird Qualität, die im Ausland professionell ver­marktet wird.

Wenn im Sommer die Kühe und Schafe auf die Alm getrieben werden, beginnt für die Bergbauern die wohl härteste Zeit im Jahr: Jung und Alt packt bei der Heuernte an, damit das Vieh im Winter versorgt ist. Der Bergbauer war früher Selbstver­sorger und Hüter des Kulturguts, heute geht er häufig auch einem anderen Beruf nach. Seine Kuhmilch verkauft er an eine der Genossenschaf­ten im Land. Das Überleben am Berg sichern auch die Förderungen des Landes.Im fruchtbaren Tal blühen im Frühjahr die Apfel­bäume, im Spätsommer beginnen die Obstbauern mit der ertragreichen Ernte. In Europas größtem Apfelanbaugebiet werden rund 10 Prozent der europäischen Apfelernte produziert. Außerdem zählt Südtirol als ältestes Weinbaugebiet im deut­schen Sprachraum zu den besten Weinbauregionen Italiens. Südtirols Weine heimsen regelmäßig internationale Preise ein.Die Produkte mit dem Siegel Qualität Südtirol stehen für kontrollierte Qualität und handwerk­liche Verarbeitung. Dazu gehören unter anderem Speck, Wein, Milch, Brot sowie Äpfel und Apfel­säfte. Südtiroler Speck und Äpfel sind zudem als geschützte geografische angabe (gga) registriert. Die Südtirol Marketing Gesellschaft (SMG) vermarktet das Land und gemeinsam mit der Export Organisa-tion Südtirol (EOS) auch seine Produkte erfolgreich im Ausland. Darüber hinaus öffnet die EOS Türen zu neuen Märkten.

LandwirtschaftDass Südtirols Milch von glück-lichen Kühen stammt, ist bei der artgerechten Haltung und dieser satten Wiesenlandschaft wohl anzunehmen. Jedenfalls sind es deren 75.000, die jähr-lich rund 370 Millionen Liter Milch produzieren. Das sind 3,3 Prozent der gesamten Milchproduktion Italiens. 2010 wurden daraus rund 100 Millio-nen Kilogramm Joghurt, 45 Millionen Frisch- und Haltbar-milch und 18 Millionen Kilo-gramm Käse hergestellt. Ver-kaufsrenner, zumindest in Italien, ist der Joghurt: Jeder vierte dort verkaufte Joghurt stammt aus Südtirol.

Von den Qualitätsprodukten pro-fitiert auch die Südtiroler Küche. Das Bäuerlich-Traditionelle trifft auf Mediterranes. Die Brot- und Mehlspeisenvielfalt zeugt vom Einfluss der nördlichen Küche, während Pizza und Pasta den Süden in die Küche bringen. Die gastronomische Vielfalt in Südti-rol umfasst einfache Gasthöfe, vielseitige Restaurants und Pizzerien und eine ganze Reihe mit Sternen und Hauben ausge-zeichnete Gourmettempel. Essen wird in Südtirol auch gefeiert: beim Speckfest in Villnöss, dem

Südtiroler Knödelfest in Sterzing oder dem kulinarischen Event Sterne, Schlösser, Almen, bei dem an historischen Plätzen und auf naturbelassenen Almen kulinari-sche Leckerbissen serviert werden.

• Auf 18.400 Hektar werden Äpfel angebaut, das sind 2,5 Prozent der Gesamtfläche Südtirols. • Die Anbauflächen für Äpfel liegen zwischen 250 und 1.100 Metern Meereshöhe. 96 Prozent der Obstbauern haben sich zum integrierten, 4 Prozent zum biologischen Anbau verpflichtet.

• An die 8.000 Obstbauern ernten jährlich rund eine Mil-lion Tonnen Äpfel.• 50 Prozent der Äpfel bleiben in Italien, der Rest wird expor-tiert, davon gut ein Drittel nach Deutschland.• Insgesamt elf Südtiroler Apfelsorten tragen das europäi-sche Qualitätssiegel geschützte geografische Angabe (ggA).• Meistproduzierte Sorten 2010: Golden Delicious (409.228 Tonnen), Gala (140.873 Tonnen), Red Delicious (106.106 Tonnen).

Glückliche Kühe

Essen wird gefeiert

Südtirols Apfel – der Exportschlager

1

Südtiroler Äpfel (1)Der Apfel zählt zu den Paradeprodukten Südtirols in Italien und im Ausland.

Page 24: Südtirol. Wirtschaftsfakten.

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Bei der großen Auswahl wird man zwar ein wenig suchen müssen, aber in der Weinabtei-lung des berühmten Londoner Kaufhauses Harrods lagert auch der Südtiroler Rotwein Lagrein Lindenburg aus dem Jahr 2006 von Alois Lageder. Südtirols Produkte sind längst im Aus-land angekommen – die bereits erfolgreichen Nischenprodukte Honig, Grappa oder Schüttel-brot suchen jetzt nach neuen Märkten. Südtirols Speck, der 39 Prozent der weltweiten Produktion ausmacht, ist der-weil schon in Japan gelandet.

Margherita Fuchs von Mann-stein (im Bild) ist eine der wenigen Frauen, die die Ge-schicke eines führenden Süd-tiroler Unternehmens in der Hand halten. Als erste Frau im Land erhielt sie 2009 die Aus-zeichnung Managerin des Jahres. Sie ist Chefin der größten Bier­brauerei Südtirols, der Forst, mit rund 450 Beschäftigten und

einem Gesamtumsatz von 120 Millionen Euro im Jahr. Die Mutter von zwei Töchtern führt die 1863 übernommene Braue-rei bereits in der vierten Gene-ration. Im Besitz der Familie ist außerdem Schloss Forst – in Südtirol, dem Land mit der höchsten Burgendichte Euro-pas, verpflichtet Adel eben.

• 6,6 Prozent der Erwerbs­ bevölkerung arbeitet in der Landwirtschaft.• 2009 waren 28.755 Traktoren registriert.• 1976 wurde die Schutzmarke Südtirol eingeführt und 2005 von der EU als Qualitätszeichen genehmigt.• Neben Wein, Äpfeln und Milch zählen auch Erd- und Himbeeren, Kirschen, verschie-dene Gemüsesorten, Honig oder Kräuter zu Südtirols Qualitätsprodukten.• Mehr als 21.000 Bauern sind Mitglieder des einflussreichen Südtiroler Bauernbunds.• Südtirols Bauern sind in über 100 Genossenschaften organi-siert, die unter anderem die Vermarktung der Produkte übernehmen.

Südtirols Landwirtschaft kompakt

Frauen und Bier

Südtiroler Speck in Japan

DOC-Land Die renommierte Weinbibel Gambero rosso

prämierte in ihrer aktuellen Ausgabe 27 Südtiroler Weine

mit ihrer höchsten Auszeichnung tre bicchieri. Kein Wun-

der: Knapp 99 Prozent der Südtiroler Weine tragen das

italienische Gütesiegel für Qualitätsweine DOC. Dabei

zählt Südtirol mit einer Anbaufläche von 5.300 Hektar zu

den kleinsten Weinbaugebieten Italiens. Vor allem auf

Hang- und Hügellagen werden jährlich rund 350.000

Hektoliter aus 20 unterschiedlichen Rebsorten produziert,

davon halten sich Rot­ und Weißweine annähernd die

Waage. Ein Drittel davon wird exportiert, der Rest wird in

Südtirol konsumiert. Typisch für Südtirol sind der Vernatsch

(rot), der Gewürztraminer (weiß) und der Lagrein (rot).

2

3

Kellerei Manincor in Kaltern (2)

Whiskey-Brennerei (3)In Glurns, der kleinsten Stadt im Alpenraum mit intakter Stadtmauer, entsteht die erste Whiskey­Brennerei Italiens. Das recht eigenwillige Projekt im oberen Vinschgau fördert den traditionellen Getreideanbau in dieser Gegend, der gegenüber dem Apfelanbau zusehends ins Hinter­treffen geraten ist. Bauherr und Whiskey­Liebhaber Albrecht Ebensperger (im Bild) geht von einem Jahresbedarf von 600 Tonnen Gersten­, Roggen­ und Weizenmalz und einer Produktion von 1.000 Fässern im Jahr aus. Der architektonisch anspruchsvolle Bau soll auch Touristen anlocken.

Page 25: Südtirol. Wirtschaftsfakten.

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Im gebirgigen Südtirol ist Ansiedlungs­ und Wirt­schaftsraum knapp bemessen. Mit der Südtiroler Autonomie begann allerdings eine Phase des intensiven Bauens. Entstanden ist auch qualitäts­volle Architektur.

Südtirols Architektur ist Spiegelbild seiner Ge­schichte und Gesellschaft. Seit dem Mittelalter prägen Klöster und Kirchen, Burgen und Schlösser oder die einfache von Landschaft und Funktion beeinflusste bäuerliche Baukultur das Dolomiten­land. Handel und Tourismus brachten die mondä­ne Architektur und Prominenz ins Land – die Grandhotels Karersee und Pragser Wildsee sind typische Beispiele dafür. In einigen Südtiroler Städten, vor allem in Bozen, trifft man auf die vom Faschismus geschaffenen Bauten des italienischen Rationalismus. In der Nach kriegszeit war die Wohnungsfrage ein drin­gend zu lösendes Problem. Dennoch griffen italie­nische Architekten bereits Elemente einer regional gefärbten zeitgenössischen Architektur auf, die vor allem ab den 1970er­Jahren weiterentwickelt wurde und sich gegen den romantisierenden Tiroler Bau­stil durchsetzte.Die Architekten arbeiten allerdings in einem Gebiet, in dem Bauland für Wohn­ und Gewerbe­zwecke beschränkt und teuer ist. Bis zur Südtiroler Autonomie wurde dabei quer durch die Landschaft gebaut. Landesgesetze zum Naturschutz und zur Raumordnung in den 1970er­Jahren schafften es, die Zersiedelung der Dörfer und die Zerstörung typischer Landschaftsbilder zu begrenzen. Mittler­weile hat ein weiteres Umdenken stattgefunden: Landschaftsschonendes Bauen, Verbindung von alter und neuer Bausubstanz, Wohnqualität und Energie­effizienz werden von einer neuen Architekten­generation umgesetzt. In diesem Umfeld sind auch einige Unternehmen gewachsen, die anspruchsvolle Technologien für zeitgenössische Architektur liefern.

Architektur und Raumplanung

in Südtirols Städten finden sich interessante zeitgenössische Beispiele.

Den Wiener Architekten feld 72 gelang mit dem winecenter eine Symbiose zwischen neuem und altem Baubestand. Der Neubau besteht aus einem großen mono-lithischen Körper, die angren-zenden Kellerbauten wurden mit einer Haut aus eingefärbten dunkelroten Betonplatten ein-heitlich eingekleidet. Im Inneren öffnen sich helle, luftige Räume.

Der Eingriff des Architekten-teams rund um Walter Ango-nese in das schützenswerte Ensemble des Weingutes Ma-nincor erfolgte auch sehr behut-sam. So behutsam, dass man die neue Architektur fast nicht mehr sieht, weil das dreige-schossige Gebäude in Tieflage unterhalb des Weinberges gebaut wurde und somit fast komplett in der Erde verschwin-det. Der Weinkeller sollte auch als solcher erkennbar sein, so das Architektenkonzept.

Öffentlich ausgeschriebene Planungswettbewerbe ermög-lichten in den letzten 15 Jahren eine Vielfalt an baulichen Lö-sungen und förderten die zeit-genössische Architektur. Der

Bau des Museion, des Museums für zeitgenössische Kunst, in Bozen sticht dabei besonders hervor. Gelungene Beispiele sind auch der Bau der Universi-tät Brixen und des Messner Mountain Museums auf Schloss Sigmundskron, die Sanierung von Schloss Tirol sowie die Errichtung der Landesberufs-schule für Industrie und Hand-werk in Bozen. Die vier Projekte haben nicht nur den renommier-ten Architekturpreis „Dedalo Minosse“ erhalten, sondern stehen auch für gute einheimi-sche Bauausführung.

Wie sieht sie nun aus, die heu-tige Südtiroler Architektur? Die größte Herausforderung für Bauherren und Planer ist zwar auch die Entwicklung neuer, aber mehr noch die Umnutzung und Umgestaltung bestehender Strukturen. In Südtirol ist das vermehrt an Gewerbegebäuden und Wohnhäusern im länd-lichen Raum passiert, aber auch

Öffentliche Bauten

Aktuelle Südtiroler Architektur

Kaltern

1

Schloss Sigmundskron bei Bozen (1)

Page 26: Südtirol. Wirtschaftsfakten.

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Laas

Ein Haus-im-Haus-Konzept haben die Architektin Ruth Pinzger und der Geometer Arnold Rieger im Vinschgau entwickelt. Das Innere eines über 100 Jahre alten Stadels im Dorfzentrum wurde entkernt und darin ein Wohnhaus integ-riert. Bei dieser energieeffizien-ten Altbausanierung, die vom Land prämiert wurde, blieben die wertvollen massiven Stein-mauern in ihrem ursprüngli-chen Zustand erhalten.

Ein gelungenes Beispiel, wie Neues in den Bestand integ-riert werden kann, gelang auch den beiden Südtiroler Architek-ten Lukas Mayr und Theodor Gallmetzer im Südtiroler Unter-land. Der dortige Weinhof Kobler hat nunmehr einen eigenen Weinraum für Verkos-tungen, der sich klar, gerad-linig, eckig und kantig, in die historischen Mauern einfügt. Eine Hebeglasscheibe erweitert

Margreid

Vater zeitgenössischer Architektur Den Ort bauen. Das war

ein Credo des Südtiroler Architekten Othmar Barth

(1927–2010), der wie kein zweiter Landschaft und Archi-

tektur zusammenbrachte. Damit prägte der gebürtige

Brixner seit Ende der 1970er-Jahre einen zeitgenössischen

Baustil regionaler Prägung und beeinflusste eine ganze

Architektengeneration: Sie gingen schonend mit histori-

scher Bausubstanz um, verwendeten lokale Materialien

und zogen die Umgebung und die Landschaft in den Bau

ein. Barth, der weit über Südtirol hinaus Anerkennung

fand, schuf die cusanus-Akademie in Brixen, das Seehotel Ambach am Kalterer See oder die Wohnsiedlung Haslach

bei Bozen. Die jüngere Architektengeneration verfolgt

dieses Credo des ganzheitlichen und kommentierenden

Bauens auf deutlich breiterer Spur.

Wohnanlage in Haslach/Bozen (2)Den Ort bauen. Ein Credo des Architekten Othmar Barth am Beispiel Haslach.

Wohngebäude in Laas (3)Das Innere eines alten Stadels wurde entkernt und darin ein Wohnhaus integriert.

Weinhof Kobler in Magreid (4)

2

3

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den Raum nach außen, der Außenbereich rückt näher ins Innere.

Ursprünglich war das Haus einer der Paradebauten der faschistischen Italianisierungs-politik und diente seit 1935 als „Ertüchtigungsanstalt für die weibliche Jugend“. Nach dem Krieg verfiel der Bau zusehends; 1995 beauftragte die Europäische Akademie den international renommierten Architekten Klaus Kada mit dem Umbau. Kada stellte der denkmalgeschützten Bausubstanz eine zeitgemäße Architektur mit Glas, Beton und Stahl an die Seite. Die EUrAc ist heute Sitz wissenschaftlicher Forschung, hier arbeiten Wissen-schaftler aus ganz Europa.

Der Erweiterungsbau der Pfarr-kirche in Leifers der Meraner Architekten Thomas Höller und Georg Klotzner ist heute ein Wahrzeichen der Stadt. Das mit bronzefarbenen Metallplatten bestückte neue Kirchenschiff wurde im 90-Grad-Winkel angebaut, ähnelt einer Pyra-mide und steht ein wenig ent-fernt von der alten Kirche, ist mit dieser aber durch einen gläsernen Übergang verbunden.

Trotz der Dimensionen ordnet sich der Zubau dem alten Sak-ralbau unter.

Der italienische Faschismus hat das Aussehen und den Charak-ter der Stadt Bozen wesentlich geprägt. 1928 wurde das Sieges-denkmal in Form eines römi-schen Triumphbogens als das Symbol der faschistischen Herrschaft eingeweiht. Entwor-fen wurde es vom faschisti-schen Architekten Marcello Piacentini, der 1934 auch den nationalen Wettbewerb zur neuen Stadtplanung für Bozen gewonnen hatte. Die geplante „città nuova“ musste sowohl den funktionalen als auch den symbolischen Bedürfnissen der neuen Machthaber gerecht wer-den. Der Siegesplatz mit dem Siegesdenkmal als neues Zent-rum, die Monumentalbauten, die axialen Straßen und großen Plätze im faschistischen Stil sollten die Altstadt mit ihren mittelalterlichen Laubengängen grandios überbieten. Die „città nuova“ gilt als eine der dichtes-ten Komplexe faschistischer Architektur in Italien.

In Bad Dreikirchen oberhalb von Barbian mit Blick auf das Eisacktal nimmt die moderne Architektur in Südtirol erste An-läufe. 1920 bauen der Architekt Lois Welzenbacher und der Südtiroler Maler Hubert Lanzin-ger eine Reihe von Häusern im alpinen Bauhaus-Stil. Die Häu-ser stehen zwischen Wiesen und Wald auf einer Meereshöhe von 1.100 bis 1.300 Metern. Die Pension Briol liegt wie ein mit Lärchenholz verkleideter Würfel am Hang, das leichte Pultdach und die zum Tal hin geöffnete Veranda lockern den strengen Eindruck. Die heutige Besitzerin Johanna von Klebelsberg hat den Schweizer Architekten Peter Zumthor, der zeitweilig Gast in der kleinen Bergpension ist, nun mit einer behutsamen Erweiterung beauftragt.

Neben dem Südtiroler Unter-nehmen Frener & reifer, mittler-weile ein erfolgreicher Global Player in Sachen Fassadenbau,

entwickelte sich auch die Stahlbau Pichler vom soliden Handwerksbetrieb zu einem inter nationalen Unternehmen im Stahlbausektor. Das 1978 gegründete Industrieunter-nehmen liefert intelligente Kombinationen aus Stahlstruk-turen und Fassadenbau. Der neue Hauptbahnhof in Wien

mit einer Fläche von 109 Hektar gehört zu den prestigereichen Aufträgen. Auch die anspruchs-volle Sonderkonstruktion der Bergiselschanze in Innsbruck, geplant von der Stararchitektin Zaha Hadid, gehen auf das Konto des Unternehmens aus Bozen.

Historische Bauten

Architektur und Technologie

Der faschistische Rationalismus

Bozen

Leifers

Blick auf den Siegesplatz in Bozen (5)Pension Briol (6)Bergiselschanze in Innsbruck (7)

Stahlbau Pichler lieferte die Sonderkonstruktion der Schanze, die von der irakischen Star­Architektin Zaha Hadid entworfen wurde.

5

7

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Page 28: Südtirol. Wirtschaftsfakten.

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Marktvolumen Neubau und Sanierungen nach Regionen Italiens

Südtirol 2,8Friaul-Julisch-Venetien 5,4Trentino 2,5Lombardei 37,76Aostatal 0,35Venetien 23,6Emilia-Romagna 18,8Piemont 12,65Ligurien 1,7Toskana 8,1Marken 5,9Umbrien 3,3Latium 12,7Abruzzen 5,3Molise 1,1Kampanien 9,4Apulien 10,2Basilikata 1,6Kalabrien 5,6Sizilien 9,6Sardinien 5,4

Baugenehmigungen in Italien 2007, nach Regionen in Mio. m³(Quelle: ISTAT – Nationales Statistikinstitut)

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KunstMeran – die Galerie zeigt regelmäßig Ausstellungen über zeitgenössische Architek-tur in Südtirol und internatio-nale Tendenzen.

Architekturpreis „Neues Bauen in den Alpen“; seit 1992 wird dieser internationale Architekturpreis in Sexten im Hochpustertal vergeben.

Projekt KlimaHaus: Damit wurde in Südtirol auf institutio-neller Ebene ein Qualitätssiegel in Sachen umweltbewusstes Bauen und Wohnen etabliert.

StadtLandFluss: Das Projekt stellt das Leben mit dem Wasser im Südtiroler Eisacktal in den Mittelpunkt.

Die Architektenkammer Bozen vertritt Architekten, Raumplaner, Landschaftsplaner und Denkmalpfleger der Pro-vinz Bozen.

Die Stiftung der Kammer der Architekten richtet sich gleichermaßen an Architekten und Bevölkerung; die Stiftung gibt das Magazin Turrisbabel heraus.

Architektur in Südtirol:

Welschnofen Auch in Gewerbegebieten entsteht gute

Architektur. Die Handwerkerzone in Welschnofen unweit

von Bozen wurde mit dem ersten Bauherrenpreis für

Gewerbegebiete ausgezeichnet, vor allem weil sich das

architektonische Gesamtkonzept harmonisch in die

Umgebung einbindet. Den zweiten Platz bei diesem von

der Stiftung der Südtiroler Architektenkammer und der

Standortagentur Business Location Südtirol – Alto Adige

geförderten Wettbewerb belegte das skulpturartige

Bürogebäude des Unternehmens für Innenausbau Barth

in Brixen, den dritten Platz belegt das neue Gebäude der

Firma Ewo in Kurtatsch.

11

Franzensfeste (8)Einst Habsburgerfestung, nach der Umgestaltung heute Veranstaltungs­ort von Kulturevents wie der Kunstbiennale Manifesta.

Sozialwohnbau (9, 10)Das Projekt für sozialen Wohnbau Kaiserau in Bozen des Architekten Christoph Mayr Fingerle wurde bei der Architekturbiennale 2011 in Venedig ausgestellt.

Neuer Bozner Bahnhof (11)Der Bahnhof Bozen soll den Startschuss für nachhaltige Raumgestal­tung in Bozen geben. Den Ideenwettbewerb zur Neugestaltung des Boz­ner Bahnhofareals hat der Wiener Architekt Boris Podrecca gewonnen. Das Projekt legt eine Fläche von rund 30 Hektar frei, die das städtische Zentrum mit den nordöstlichen Außenbezirken verbindet. Neben Land und Stadt müssen auch private Sponsoren die Finanzierung schultern.

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Die Kulturlandschaft Südtirols befindet sich in einer spannenden Phase: Strukturen und Häuser wurden geschaffen, um die moderne, zeitgenös­sische Kultur auf eine Ebene mit der altherge­brachten Tradition zu heben. Die Wirkung dieser Verschmelzung zeigt nun erste Früchte.

Südtirol hat in den letzten zehn Jahren enorm in Kultur und Bildung investiert: Das Stadttheater Bozen am Verdiplatz wurde 1999 eröffnet und be­herbergt heute das deutsche und italienische Sprech theater sowie Veranstalter von Opern und Tanztheater; das Museum für moderne und zeit­genössische Kunst Museion wurde 2008 eröffnet und zeigt international renommierte Künstler wie Valie Export, Isa Genzken oder Carl Andre. Im Jahr 2008 richtete Südtirol gemeinsam mit der Nachbarprovinz Trentino die europäische Kunst­biennale Manifesta aus, mit 188 teilnehmenden Künstlern an sechs Ausstellungsorten. Wollte man ein Merkmal der Kultur in Südtirol hervorheben, so ist es wohl die sprachliche und kulturelle Vielfalt in diesem kleinen Land; jeden Tag gibt es italienische, deutsch­ und ladinischsprachige Kulturereignisse im Veranstaltungskalender.

Kultur

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1

Spezialist für InnenausbauRund um das Geschäft mit dem Wohnen haben sich einige Südtiroler Unter­nehmen auch international einen Namen gemacht, so etwa Barth Innenausbau aus Brixen. Der Einrichtungsspezialist zählt mittlerweile zu den europaweit führenden Unternehmen im Innenausbau von Luxus stores und Museen. Barth arbeitet mit renommierten Architekten zu sammen und setzt seine Ideen welt­weit um: Das neue Microsoft­Head quarter im italienischen Peschiera Borromeo, das vierstöckige rolex­Flagship store in Mailand, das Deutsche Museum in Mün­chen oder das Teuco­Store in Paris tragen die Handschrift des Südtiroler Familien unter nehmens, das bereits 1877 gegründet wurde.

„Hundert Stühle in hundert Tagen“ (12)Das Ausstellungsprojekt machte den Meraner Designer Martino Gamper international bekannt.

auch architektonisch anspruchsvoll: der neue Firmensitz von Barth Innenausbau in Brixen (13)

Museum für moderne und zeitgenössische Kunst (Museion) (1, 2)

„Südsterne“Martino Gamper steht stellvertretend für viele Südtiroler, die im Ausland Karriere gemacht haben. Vom gelernten Tischler entwickelte sich der aus der Kurstadt Meran stammende Gamper zum aufstrebenden Stern der internatio­nalen Designszene. Mit seiner Ausstellung „Hundert Stühle in hundert Tagen“ schaffte er den Durchbruch. Heute lebt er in London, erzählt mit seinen Mö­beln Geschichten – und ist erfolgreich, weil er Alt und Neu, Handwerk und Kunst sowie internationale und regionale Einflüsse miteinander verbindet. Gamper ist auch Mitglied der Südsterne, einer Vernetzung von berufs tätigen Südtirolern im Ausland, die in Zukunft noch stärker als Schnittstelle zwischen Südtiroler Unternehmen, Institutionen und künftigen ausländischen Partnern aktiv sein soll.

13

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Südtirol ist ein altes Kulturland – der bayerisch-österreichische Einfluss im Norden prägte die

Gesellschaft genauso wie die Handelsbeziehungen mit dem italienisch-romanischen Süden. Die gewachsene Tradition aus bäuerlich-handwerklichem Alltag trat langsam in Bezie-hung mit den Lebensformen der urbanen Welt. Bozen als Landeshauptstadt ist der Brennpunkt dieses kulturell vielfältigen Konglomerats. Hier, in der knapp 100.000 Einwoh-ner zählenden Stadt, fand 2010 das Fest der europäischen Volkskultur statt, die Euro-peade, zu der Musik- und Volks-tanzgruppen aus ganz Europa kamen – drei Tage lang ein buntes Trachtengemisch.

„Filme sind wie Träume“, sagte einst Pier Paolo Pasolini, „beide sind poetischer Natur.“ Der berühmte italienische Regisseur drehte seinen „Il Decameron“ im Jahr 1970 an verschiedenen Schauplätzen in Südtirol. Für seinen grotesk-frivolen Streifen suchte Pasolini nach einem Palast, einem Kloster, einer Kirche, nach ländlicher und urbaner Umgebung. In Südtirol fand er all dies und mehr. Heute betreut eine eigene Abteilung der Business Location Südtirol – Alto Adige (BLS), der Standort-agentur des Landes, die Film-crews, die nach Südtirol kom-men, um hier Spiel- und Doku-mentarfilme zu drehen. Als Filmland steht Südtirol neu da; im Hintergrund jedoch gibt es seit Längerem Institutionen wie die Filmschule Zelig, erste

Europeade Filmland

Projekt, das junge Drehbuchau-toren mit Südtiroler Filmstoffen fördert. Gefragt sind keine fertigen Drehbücher, sondern Script-Ideen, die in einer dreitä-gigen Stoffentwicklungswerk-statt soweit weiterentwickelt werden, dass sie beim Südtiro-ler Filmförderungsfonds einge-reicht und beim Incontri-Treffen vorgestellt werden können. Interessierte Produzenten profitieren ihrerseits von der Filmförderung des Landes.

Südtirol hat sich gemeinsam mit den Regionen des Nordostens Italiens als Europäische Kultur-hauptstadt 2019 beworben. Den gemeinsamen Weg beschreiten die Stadt und Provinz Venedig, Friaul-Julisch Venetien, die Region Venetien sowie das Trentino mit Südtirol; auf die Waagschale legt man nicht weniger als sieben Millionen Einwohner, mit der Stadt Vene-dig und dem Weltnaturerbe Dolomiten attraktive Zugpferde und nicht zuletzt die Besonder-heit eines mehrsprachigen Gebiets wie Südtirol. Der Titel Kulturhauptstadt wird von der EU vergeben, im Jahr 2013 wird sich entscheiden, ob der Nord-osten Italiens erfolgreich war.

Das Dörfchen Stilfs liegt mitten im Nationalpark Stilfserjoch mit der höchsten Passstraße der Alpen. Im Bergdorf sind die Wege steil, die Gassen eng und die Häuser hoch. So haben sich 15 Vereine zusammengefunden, um das Kulturfest Stilfs.vertikal zu veranstalten. Es soll die Le-bensadern und die Eigeninitia-tive im Dorf in den Vordergrund rücken. Vier Tage lang gibt es in Stilfs musikalische und künstle-rische Besonderheiten.

Adresse in Italien für die Ausbil-dung zum Dokumentar filmer, weiters die Bozner Filmtage, ein Festival mit österreichischen, deutschen, Schweizer und italie-nischen Produktionen, das 2011 seine 25. Ausgabe feierte und bei dem regelmäßig internatio-nale Größen der Branche wie etwa Wim Wenders zu Gast sind.

Seit 2011 flankiert auf Initiative der BLS das Koproduktions-meeting Incontri die Bozner Filmtage. Italienische, deutsche und österreichische Produzen-ten treffen sich, um sich ken-nenzulernen und grenzüber-schreitende Projekte zu planen. racconti nennt sich dagegen ein wiederum von BLS initiiertes

Incontri und Racconti

Kulturhauptstadt 2019

Stilfs.vertikal

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Mit Vorliebe arbeitet die Süd-tiroler Autorin Sabine Gruber (im Bild) in ihren Romanen reale Zeitgeschichte mit ein. Mit großem Erfolg: Ihr jüngstes Werk „Stillbach oder Die Sehn-sucht“, in dem sie auch die deutsche, italienische und Südtiroler Geschichte von 1943–1945 verquickt, schaffte es in kurzer Zeit auf die deut-schen Bestsellerlisten. Der Roman „Über Nacht“ wurde 2007 für den Deutschen Buch-preis nominiert.

Sabine Gruber Joseph Zoderer Claus Gatterer Kurt Lanthaler Sepp Mall Gerhard Kofler Anita Pichler Konrad Rabensteiner Josef Feichtinger Bettina Galvagni Selma Mahlknecht Herbert Rosendorfer Maxi Obexer Josef Oberhollenzer Brunamaria Dal Lago Veneri

Die Südtiroler Medienland-schaft ist ein Spiegelbild der dreisprachigen Gesellschafts-struktur. Die größte Auflage hat die Tageszeitung Dolomiten, meistgelesenes deutschsprachi-ges Blatt, gegründet 1882. In italienischer Sprache erschei-nen der Alto Adige (gegründet 1945) sowie Il corriere dell’Alto Adige, Lokalteil des einfluss­reichen Blattes corriere della Sera. Seit 1996 erscheint die Neue Südtiroler Tageszeitung, die sich als Gegenpol zur mächti-gen Dolomiten versteht. Das Wochenmagazin FF befasst sich kritisch mit Themen aus Politik, Gesellschaft, Kultur und Wirt-schaft und ist die einzige Wochen zeitung in Südtirol.

Radio und Fernsehen: Der Sender Bozen ist der deutsch-sprachige lokale Fernseh- und Radiosender der staatlichen RAI. Den lokalen Sendekanal teilt er sich mit den italienischen und ladinischen Kollegen. Südtirol heute ist ein Nachrichtenmaga-zin des lokalen Landesstudios ORF Tirol, das jeden Tag halb-stündig berichtet. Südtirol Digital Fernsehen SDF ist der einzige deutschsprachige private Fern-sehsender in Südtirol. Er gehört zur Gruppe Rosengarten Media, die auch den italienischen Privatsender Video-bolzano33 betreibt.

Südtiroler MedienAufstrebender Stern

Südtiroler Schriftsteller

• Antiqua Barock Musik• Internationaler Klavierwett­bewerb Ferruccio Busoni• Meraner Musikwochen• Gustav Mahler Musikwochen in Toblach• Transart – Festival zeitgenössischer Kunst• Jazzfestival Südtirol• Bolzano danza – Bozen tanzt• Upload festival für den musikalischen Nachwuchs

Festivals in Südtirol

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Transart (3, 4)Außergewöhnliche Akteure und Schauplätze sind typisch für das Kultur­festival Transart, das seit 2001 im Herbst mittlerweile rund um die Landes­hauptstadt stattfindet.

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Francesca Melandri: Eva schläft. Roman

Raoul Schrott (Hrsg.): N. C. Kaser Elementar. Ein Leben in Texten und Briefen

Sabine Gruber: Stillbach oder Die Sehnsucht. Roman

Anita Pichler: Haga Zussa. Die Zaunreiterin. Erzählung

Claus Gatterer: Schöne Welt, böse Leut. Kindheit in Südtirol

Franz Thaler: Unvergessen. Option, KZ, Kriegsgefangen-schaft, Heimkehr

Joseph Zoderer: Wir gingen. Erzählung

Tim Parks: Stille. Roman

Bücher über Südtirol

Prämierte LeidenschaftNeben etablierten internationalen Kulturevents wie den Gustav-Mahler-Musik-wochen in Toblach findet in Südtirol ebenso die kreative, manchmal auch skurrile Nische Platz. La seconda luna (Der zweite Mond) nennt sich etwa ein mittlerweile europaweit ausgeschriebener Wettbewerb der Stadt Leifers, der außer­gewöhnliche Menschen und ihre Leidenschaften prämiert, wobei die Leiden­schaft selbst im Vordergrund und das Objekt zweitrangig ist: so etwa jene des mittlerweile verstorbenen Leiferer Alois Clementi, der über 40 Jahre hinweg Kriegsschiffmodelle im Maßstab zwischen 1:30 und 1:80 nachbaute, instand hielt und ausstellte. Oder jene von Andrea Caputo aus Salerno, der seit 20 Jahren Graffiti auf Mauern und Eisenbahnwaggons mit seiner Fotokamera dokumentiert.

Europäischer Wettbewerb (5)Der dritte Platz beim Wettbewerb der Leidenschaften ging an Vittorio Napoli, der die italienische Küste von Norden bis Süden zu Fuß oder schwimmend bewältigte. 5

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Mehr als eine Woche lang beleben die jungen Teilnehmer des internationalen Klavier-wettbewerbs Ferruccio Busoni das Musikleben von Bozen. Die Klaviervirtuosen kommen aus der ganzen Welt, ihr Repertoire reicht von klassisch-romantisch bis zeitgenössisch. Beurteilt werden sie von einer renom-mierten Jury, die 2011 von Mar-tha Argerich angeführt wurde. Die argentinische Pianistin gewann als 16-Jährige 1957 selbst den Ersten Preis des seit

1949 jährlich ausgetragenen Nachwuchswettbewerbes und startete dann eine Weltkarriere.

Südtirol hat eine reiche und vielfältige Theaterlandschaft. Neben den rund 230 Volksbüh-nen gibt es ein halbes Dutzend kleinere Stadttheater sowie die großen eigenproduzierenden Sprechtheater Vereinigte Bühnen Bozen und Teatro Stabile di Bolzano. Eine Besonderheit sind die Gastspiele im Waltherhaus

Bozen: Seit mehreren Jahren bringt das Südtiroler Kultur insti-tut Aufführungen nach Südtirol, die zu den heraus ragendsten im deutschsprachigen zeitge-nössischen Theater gehören. Ob das Maxim Gorki Theater Berlin, das Schauspiel Frankfurt, die Münchner Kam merspiele, das Thalia Theater Hamburg – jedes dieser berühmten Häuser hat bereits ein Stück nach Südtirol gesandt. Die Gastspiele werden nicht nur in Bozen, sondern auch in den kleineren Städten Meran, Brixen und Bruneck und in Schlanders gezeigt.

Der 1972 geborene Bildhauer ist ein gutes Beispiel für die Ver-knüpfung von Tradition und Moderne. Aron Demetz arbei-tet seit früher Jugend mit Holz: Die Schnitzkunst hat er in Gröden erlernt, später besuchte er die Akademie für Bildende Künste in Nürnberg. Seine mannshohen Figuren bearbei-tet er mit Feuer und Harzen, er arbeitet mit Silikon und Com-putertechnik, sie sind archaisch und eiskalt, zeigen die mensch-liche Figur in immer neuen Verwandlungen. Aron Demetz nahm an der Biennale in Vene-dig teil und ist Mitglied des Promotorenkomitees zur Kul-turhauptstadt 2019.

Galerie der Talente

Das Burgtheater zu Gast in Bozen

Grödner Schnitzereien – Aron Demetz

atelier aron Demetz (6)Busoni-Klavierwettbewerb in Bozen (7)Szenenbild aus dem Teatro cristallo Bozen (8)

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Zahlreiche Unternehmen nutzen Südtirol als Sprungbrett in den italienischen Markt. Unter­stützt werden sie dabei von Business Location Südtirol – alto adige (BLS), der Standortagentur des Landes.

„Südtirols Stärke ist die Position zwischen zwei großen Märkten“, sagt Ulrich Stofner, der im Jahr 2009 die Stelle als Direktor der neu gegründeten BLS antrat. Seither positioniert die Standort­agentur mit spitzem Marketing Südtirol als attrak­tiven Wirtschafts­ und Filmstandort und greift lokalen, nationalen und internationalen Unter­nehmen, die sich in Südtirol ansiedeln wollen oder eine Betriebserweiterung anstreben, tatkräftig unter die Arme: von der Standortsuche über die Erst­beratung zu Steuern, Förderungen und Recht bis hin zur Vernetzung mit allen wichtigen Service­strukturen oder Wirtschaftsverbänden. Der BLS­Service endet nicht mit der erfolgreichen An­siedlung, die Agentur steht den Unternehmen als Anlaufstelle und Partner weiterhin zur Verfügung. Dabei fährt BLS mit Erfolg die Strategie des Kompetenzstandortes. Vor allem Unternehmen aus Südtirols Schlüs selbranchen, so etwa aus dem Bereich der erneuerbaren Energien, haben sich im Grenzland niedergelassen. Damit werden nicht nur Südtirols Know­how in diesen Bereichen und die Produktivität im Land gesteigert, sondern außer­dem qualifizierte Arbeitsplätze geschaffen. Zu den zentralen Aufgaben der BLS gehört auch, den Wirtschaftsstandort nachhaltig weiterzuentwickeln und die Rahmenbedingungen für Unternehmen kontinuierlich zu verbessern.

BLS

Die deutsche juwi Holding ist ein weltweit tätiges Unter-nehmen im Bereich der erneu-erbaren Energien mit einem jährlichen Umsatz von knapp 800 Millionen Euro (2010). Für den Eintritt in den italienischen Markt wählte der Energieriese aus Rheinland-Pfalz auch einen Standort in Bozen. „Südtirol war dafür prädestiniert“, meint Arnold Lunger, Geschäftsführer der Südtirol-Niederlassung von juwi. „Ein einfacher Grund ist die Zweisprachigkeit. Außerdem geht es aber darum, den kultu-rellen Spagat zu schaffen, denn die Geschäftskulturen in Deutschland und Italien sind doch sehr verschieden.“ Vor allem das Südtiroler Know-how kommt dem deutschen

Spezialisten für Fertigkeller Bürkle zugute, der dank der BLS-Hilfe seit Kurzem ein Büro für seine Italien-Geschäfte in der Gemeinde Eppan besitzt. „Bis vor Kurzem war das Fertig-haus in Norditalien unbekannt“, sagt Adalbert Gaus, Italien-Ver-antwortlicher von Bürkle. „Doch nun entsteht hier ein neuer Markt.“ Für das Traditionsunter-nehmen aus Baden-Württem-berg war Südtirol ideal für den Markteinstieg: Die hier angesie-delte KlimaHaus-Agentur setzt Standards für energieeffiziente Häuser, die inzwischen in vielen italienischen Provinzen akzep-tiert und nachgefragt werden. Bürkle liefert nun die Keller dazu.

Idealer Standort

Kompaktes Team (1)Seit 2009 begleitet und unterstützt BLS Unternehmen, die sich in Südtirol ansiedeln wollen, und Produktionsteams, die TV­ oder Kinofilme in Südtirol drehen.

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Die Südtiroler Landesregierung hat Business Location Südtirol – Alto Adige mit weitreichenden Kompetenzen rund um Gewer-begebiete betraut. Die Standor-tagentur BLS siedelt Unterneh-men an und vermittelt auch Kontakte zu Privateigentümern und Gemeinden. Vor allem die Zusammenarbeit mit den Süd-tiroler Gemeinden hat System: Diese nutzen den Service des BLS-Liegenschaftsportals, auf dem sie online und kostenlos ihre Gewerbeflächen anbieten können, und sie arbeiten beim Standortentwicklungsprojekt STEP mit. Das vom Land Süd-tirol und dem Gemeindenver-band initiierte und von BLS betreute sowie koordinierte Projekt soll den Wirtschafts-standort Südtirol langfristig stärken. Südtirols Gemeinden werden dabei in 20 übergeord-nete Standorträume gruppiert mit dem Ziel, Entscheidungen zu Standortfragen künftig übergemeindlich zu treffen. Gemeinden sollen so beispiels-weise in Zukunft gemeinsam entscheiden, ob und wo ein Gewerbegebiet entsteht. Durch Projekte wie STEP oder die Erarbeitung von Gesetzesvor-schlägen für die Südtiroler Landesregierung verbessert BLS die Rahmenbedingungen für Unternehmen in Südtirol langfristig.

Eigene Stärken ausbauen und den Standort sichern: Das ist das Ziel des Technologieparks, der im Gewerbegebiet von Bozen entstehen wird. Hier sollen bald die Freie Universität Bozen und Forschungseinrich-tungen wie das Fraunhofer-Insti-tut oder die EUrAc sowie inno-vative Unternehmen unter anderem das Know-how in den Schlüsselbereichen der erneuer-baren Energien, Energieeffizi-enz, nachhaltigen Mobilität und Lebensmitteltechnologie voran-bringen. Betreiber dieses Inno-vationszentrums ist der TIS innovation park, der unter ande-rem für die Verwaltung und den Know-how- und Technologie-transfer zwischen den Akteuren verantwortlich ist. BLS kümmert sich um die Ansiedlung von geeigneten Unternehmen aus dem In- und Ausland, die hier auch ein lebenswertes Arbeits-umfeld vorfinden sollen. Dazu trägt auch das Baukonzept bei: Ein denkmalgeschütztes Industrie gebäude wird mit zeitgenössischer Architektur verschmelzen, Altes verbindet sich harmonisch mit Neuem. Dieser Haupt komplex des Technologieparks ist als Null-Energie-Gebäude geplant und versorgt sich in Sachen Energie selbst.

Filmförderung Südtirol war seit jeher Schauplatz inter-

nationaler Filmproduktionen, zuletzt wurden der deut-

sche Kinofilm „Schwestern“ von Anne Wild oder der

Dokumentarfilm „Die Fugger“ von André Schäfer sowie

die italienischen Kinoproduktionen „Diaz“ von Daniele

Vicari und „Il volto di un’altra“ des bekannten Regisseurs

Pappi Corsicato in der Dolomitenwelt gedreht. Alle diese

Produktionen profitierten dabei von der großzügigen

Filmförderung des Landes, die seit 2010 von BLS verwaltet

wird. 2011 standen ins gesamt 5 Millionen Euro an Förder-

mitteln zur Verfügung. Gefördert werden qualitativ

hochwertige Produktionen, häufig deutsch­italienische

Koproduktionen für Kino oder Fernsehen, die ganz oder

teilweise in Südtirol gedreht werden. Ziel der Filmförde-

rung ist es, Südtirol nachhaltig als Filmland zu positionie-

ren und die Filmwirtschaft im Land zu unterstützen. BLS

bewirbt nicht nur den Film standort, entwickelt diesen

weiter und verhilft zu Film förderungen und Finanzierun-

gen. Die Standortagentur liefert außerdem einen kom-

pletten Produktions- und Locationservice: Sie unterstützt

Produktionsfirmen bei Location­ und Personalsuche,

berät in rechtlichen und steuerlichen Fragen oder hilft

bei der Beschaffung von Drehgenehmigungen.

Neuer Technologiepark

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Zusammenarbeit

Dreharbeiten in Südtirol (2)Hochwertige TV­ und Kinoproduktionen profitieren von der großzügigen Filmförderung des Landes.

Gebäude der Südtiroler Handelskammer am Bozner Verdi-Platz und Sitz der BLS (3)

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Åbäke and Martino Gamper (28)Alexander Alber (22)allesfoto.com/ARGE Volkstanz (29)Archiv Bildraum (5, 22, 23)barth Innenausbau KG (28)Friedrich Böhringer (25)Brenner Basistunnel BBT SE (1)Clauss Markisen Projekt GmbH(16)Ivo Corrà (6, 16, 17, 19, 20, 24,29, 32, 33)Lucia Degonda (4)Egon Dejori (32)Doppelmayr GmbH (15)Dr. Schär GmbH (7)Jürgen Eheim (24)Finstral AG (7)Annette Fischer (20)Forst AG (22)foto-dpi.com (11)Hertha Hurnaus (9, 23)Gregor Khuen Belasi (30, 32)Harald Kienzl (29, 34) Leitner Technologies AG (13)Leitwind AG (8)Walter Mair (26)Andreas Marini (19)Boris Podrecca, Wien (27)Prinoth AG (13)Alexa Rainer (23)Ralos GmbH (8)Florian Reiche (18)René Riller (1, 5, 20, 24, 25, 26, 28)Oskar da Riz (14, 17, 27)Karl-Heinz Ströhle (30)Suedtirolfoto/Udo Bernhart(4, 15, 17)Suedtirolfoto/Franz Brugger (6)Suedtirolfoto/Helmuth Rier (17)Suedtirolfoto/OthmarSeehauser (1, 3, 6, 10, 19, 21, 25) Südtirol Marketing/Frieder Blickle (18) Georg Tappeiner (3)TechnoAlpin AG (13)Vigilius Mountain Resort (20)Weingut Alois Lageder (10)Gustav Willeit (19)

Bildnachweis

© Business Location Südtirol – Alto Adige, Bozen 2011

Idee:Business Location Südtirol– Alto Adige

Gesamtkonzept:Studio Lupo & Burtscher, CH Studio, Ex Libris Genossen-schaft

Gestaltung:Studio Lupo & Burtscher≥ www.lupoburtscher.itCH Studio≥ www.ch-studio.netMitarbeit und Ausführung:Nike Auer

Illustrationen (2, 12, 35):Paula Troxler

Redaktion, Lektorat, Korrektorat, Übersetzungen:Ex Libris Genossenschaft≥ www.exlibris.bz.itBusiness Location Südtirol– Alto Adige

Titelbild:Digitales Orthofoto 2006 TerraItaly ™ it2000NR • © Com­pagnia Generale RipreseaereeAutonome Provinz Bozen- Südtirol, Abteilung Informations-technik, Amt für raumbezogene und statistische Informatik

Druck:Longo, Print and CommunicationPrinted in Italy

Impressum

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