swissjazzorama jazzletter...se Band, aber Benny war, 23-jährig, ein richtiger Bandleader. Im...

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Liebe Leserinnen, liebe Leser In unserer Frühjahrsausgabe räumen wir zwei wichtigen Exponenten des Swing viel Platz ein. Wenn wir aber Benny Goodman, dem wir unsere neue Ausstellung widmen, gleich auf den Seiten 2 und 3 vorstellen, heisst das keineswegs, dass wir uns nicht auch der grossen Leistungen von Musikern, wie Teddy Hill einer war, bewusst sind. Ihm gelang es nie, sich durch besondere solisti- sche Leistungen einen Namen zu machen. Auch der kommerzielle Erfolg als Bandlea- der hielt sich in engen Grenzen. Er war je- doch für die Entwicklung des Jazz an der Nahtstelle zwischen Swing und Bebop von entscheidender Bedeutung. Dies würdigt Albert Stolz mit dem Beitrag auf Seite 5 in angemessener Weise, gewissermassen als Nachtrag zum «Wolke sieben-Artikel» unse- rer Ausgabe 19, mit dem wir den Jazzmusi- ker-Jahrgang 1909 ehrten. Mit dem Interview mit Werner «Wieni» Keller bleiben wir bei unserem dominieren- den Thema. Was er mit seinen «Tremble Kids» gespielt hat, ist zumindest in einem weiteren Sinn dem Swing zuzurechnen. Besondere Aufmerksamkeit verdient René Bondts Artikel über unseren Schulter- schluss mit dem JazzIndex. Orientieren Sie sich darüber, was Ihnen JazzIndex alles bie- ten kann. Es lohnt sich! 1 INHALT 1 100 Jahre Benny Goodman 2 Unforgettable: BG 4 Werner «Wieni» Keller 5 Teddy Hill 6 www.jazzindex.ch 7 Notre page en français: Lucas Niggli 8 Zwei Jazzfestivals feiern / SwissJazzOrama: Jahresversammlung / In memoriam 1 Nr. 20 1. Ausgabe 2009 swissjazzorama jazzletter Am 30. Mai 1909 kam er zur Welt, am 13. Juni 1986 ist er gestorben. Nun wäre er also in diesem Jahr 100 Jahre alt ge- worden: Benny Goodman, diese aus- sergewöhnliche Persönlichkeit der Jazz- geschichte. Für uns ein guter Grund, ihn mit einer Ausstellung zu würdigen. Er war als erfolgreicher Leader eines Or- chesters, in dem trotz Rassenschranken auch afroamerikanische Musiker und Sän- gerinnen sassen, ein absoluter Perfektio- nist. Er schuf einen Klarinettenstil, der über den Swing hinaus während Jahr- zehnten Modellcharakter hatte. Zudem beherrschte er sein Instrument in einem so hohen Masse, dass er befähigt war, auch die schwierigsten Werke der klassi- schen Klarinettenliteratur zu spielen. Unsere von Walter Abry konzipierte neue Ausstellung wird erstmals am Fes- tival JazzAscona vom 27. Juni bis 4. Juli gezeigt. Sie umfasst 23 Panels, die durch Musikbeispiele und Filmausschnitte er- gänzt werden. Nach der Sommerpause richten wir die Ausstellung für Sie bei uns im Musikcontainer ein. Wir hatten übrigens das seltene Glück, dass uns der in Bangkok lebende 1909–2009 100 Jahre Benny Goodman EDITORIAL St. Galler Kurt A. Müller mit fachkundi- ger Beratung zur Seite stand. Als per- sönlicher Freund des grossen Musikers besitzt er das wahrscheinlich grösste private Goodman-Archiv der Welt. Für seine wertvolle Unterstützung danken wir ihm auch an dieser Stelle herzlich.

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  • Liebe Leserinnen, liebe Leser

    In unserer Frühjahrsausgabe räumen wirzwei wichtigen Exponenten des Swing vielPlatz ein.Wenn wir aber Benny Goodman,dem wir unsere neue Ausstellung widmen,gleich auf den Seiten 2 und 3 vorstellen,heisst das keineswegs, dass wir uns nichtauch der grossen Leistungen von Musikern,wie Teddy Hill einer war, bewusst sind. Ihmgelang es nie, sich durch besondere solisti-sche Leistungen einen Namen zu machen.Auch der kommerzielle Erfolg als Bandlea-der hielt sich in engen Grenzen. Er war je-doch für die Entwicklung des Jazz an derNahtstelle zwischen Swing und Bebop vonentscheidender Bedeutung. Dies würdigt Albert Stolz mit dem Beitrag auf Seite 5 in angemessener Weise, gewissermassen alsNachtrag zum «Wolke sieben-Artikel» unse-rer Ausgabe 19, mit dem wir den Jazzmusi-ker-Jahrgang 1909 ehrten.

    Mit dem Interview mit Werner «Wieni»Keller bleiben wir bei unserem dominieren-den Thema. Was er mit seinen «TrembleKids» gespielt hat, ist zumindest in einemweiteren Sinn dem Swing zuzurechnen.

    Besondere Aufmerksamkeit verdientRené Bondts Artikel über unseren Schulter-schluss mit dem JazzIndex. Orientieren Siesich darüber, was Ihnen JazzIndex alles bie-ten kann. Es lohnt sich!

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    INHALT 1100 Jahre Benny Goodman 2 Unforgettable: BG 4 Werner «Wieni» Keller 5 Teddy Hill 6 www.jazzindex.ch 7 Notre page en français: Lucas Niggli 8 Zwei Jazzfestivals feiern / SwissJazzOrama: Jahresversammlung / In memoriam

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    Nr. 20 1. Ausgabe 2009

    swissjazzorama jazzletter

    Am 30. Mai 1909 kam er zur Welt, am13. Juni 1986 ist er gestorben. Nun wäreer also in diesem Jahr 100 Jahre alt ge-worden: Benny Goodman, diese aus-sergewöhnliche Persönlichkeit der Jazz-geschichte. Für uns ein guter Grund, ihnmit einer Ausstellung zu würdigen. Er war als erfolgreicher Leader eines Or-chesters, in dem trotz Rassenschrankenauch afroamerikanische Musiker und Sän-gerinnen sassen, ein absoluter Perfektio-nist. Er schuf einen Klarinettenstil, derüber den Swing hinaus während Jahr-zehnten Modellcharakter hatte. Zudem

    beherrschte er sein Instrument in einemso hohen Masse, dass er befähigt war,auch die schwierigsten Werke der klassi-schen Klarinettenliteratur zu spielen.

    Unsere von Walter Abry konzipierteneue Ausstellung wird erstmals am Fes-tival JazzAscona vom 27. Juni bis 4. Juligezeigt. Sie umfasst 23 Panels, die durchMusikbeispiele und Filmausschnitte er-gänzt werden. Nach der Sommerpauserichten wir die Ausstellung für Sie bei unsim Musikcontainer ein.

    Wir hatten übrigens das selteneGlück, dass uns der in Bangkok lebende

    1909–2009 100 Jahre BennyGoodman

    EDITORIAL

    St. Galler Kurt A. Müller mit fachkundi-ger Beratung zur Seite stand. Als per-sönlicher Freund des grossen Musikersbesitzt er das wahrscheinlich grösste private Goodman-Archiv der Welt. Fürseine wertvolle Unterstützung dankenwir ihm auch an dieser Stelle herzlich.

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    UNFORGETTABLE

    In den 1880er-Jahren emigrierten der Va-ter von Benny Goodman aus Warschau,die Mutter aus Litauen in die USA, dortheirateten sie, wohnten in Baltimore,nachher in Chicago. Sie hatten 12 Kinder.1909 Benjamin David (Benny) Goodmanwird am 30. Mai geboren. Er wuchs inziemlicher Armut auf.1919–1923 Der Vater ermöglichte drei-en seiner Söhne eine musikalische Aus-bildung. In der Jugendkapelle einer Syna-goge erhielten sie den ersten Musikun-terricht. Benny, 10-jährig: erste Klarinet-ten-Stunden. 12-jährig: erste Auftritte alsAmateurmusiker.14-jährig war Benny einprofessioneller Musiker.1926–1931 war Benny Goodman im Or-chester von Ben Pollack tätig. Dabei wa-ren auch aufstrebende Musiker wie GlennMiller, Jack Teagarden, Jimmy McPartlandu.a. 1926 machte er mit Pollack seineerste Schallplatten-Aufnahme. 1928 kamBenny mit Pollack nach New York.1929–1934 arbeitete Goodman auch alsFreelancer, er nahm in dieser Zeit unterDutzenden von Bandnamen für viele Plat-ten-Labels etwa 500 Titel auf.1932 kam es zu den ersten Kontaktenzwischen John Hammond und Goodman.Hammond war eine der tragenden Fi-guren in der Jazzgeschichte. Er förderte einige der wichtigsten Musiker des 20.Jahrhunderts wie Count Basie, LesterYoung, Teddy Wilson, Benny Carter,Fletcher Henderson, die Sängerin BillieHoliday und natürlich Benny Goodman.Hammond verteidigte sein Leben lang dieSache der Schwarzen und kämpfte gegenrassistische Barrieren. – Später wurdeBenny sein Schwager.1934 organisierte Benny zum ersten Maleine Band. Die Eröffnung in der Billy RoseMusic Hall in Manhattan fand am 21. Junistatt. An einigen Abenden in der Wochegab es Live-Schaltungen in den Rundfunk.Niemand berichtete viel Gutes über die-se Band, aber Benny war, 23-jährig, einrichtiger Bandleader.Im gleichen Jahr wurde das Benny Good-man Orchester für die Samstagabend-sendung der Radiokette N.B.C. engagiert.Die Sendung hiess Let’s Dance – ein Enga-gement mit weitreichenden Folgen.1935 nach Ende von Let’s Dance wurdeeine Tournee quer durchs Land organi-siert. Der Erfolg war eher deprimierend.Als letzte Station der Tournee eröffnetedie Band am 21. August den neuen Palo-mar Ballroom in Los Angeles. Am Anfang

    wurden eher seichte Popsongs gespielt.Dann platze Benny der Kragen: «Zur Hölledamit! Wenn wir schon untergehen, dannwenigstens swingend» und es folgte derKing Porter Stomp. Das Publikum brach inBegeisterungsstürme aus. Was genau ab-lief, wissen wir nicht. Jedenfalls gab es ander Westküste ein Publikum für die neueSwingmusik.Bis Mitte der 30er-Jahre gab es keineLive-Auftritte von schwarzen und weis-sen Musikern auf der gleichen Bühne,ausser ad-hoc-Bands in Aufnahmestudios.Jetzt schien die Zeit reif für den Abbauvon Rassenbarrieren.1935 gründete Ben-ny sein erstes Trio mit Teddy Wilson undGene Krupa, mit Lionel Hampton wurdees dann ein Quartett. Zwischen 1935 und1939 wurden etwa 50 Trio- und Quar-tettseiten aufgenommen, die zum Bestengehören, was jemals mit Smallbands desSwingjazz gespielt wurde.1935–1945 Nach dem sensationellenErfolg im Palomar Ballroom war das Torweit offen für den Siegeszug der weissenSwingbands. Benny und seine Musikereilten von Erfolg zu Erfolg. In den nächs-ten Jahren führten sie die Hitparaden anwie auch die Umfragen der MagazineDown Beat und Metronome. Bald gab esauch Konkurrenz: die Dorsey-Brothers,Artie Shaw, Glenn Miller u.a. Die Jugendliebte den Swing. Jazz und populäre Musikwaren in dieser Zeit (fast) das Gleiche.Das Carnegie Hall-Konzert vom 16.Januar1938 war ein Höhepunkt in BennysKarriere. Neben dem Benny Goodman-Orchester trugen auch schwarze Musi-ker aus den Orchestern von Count Basieund Duke Ellington zum Erfolg bei.1939–1941 In dieser Zeit gelang Bennymit dem Benny Goodman Sextet ein Ge-niestreich. Das Sextett hiess auch so alssieben Musiker im Studio waren. Ihmgelangen zwei Dutzend Meisterwerke.Die Musiker: Benny Goodman (Klarinet-te), Charlie Christian (elektrische Gitar-re), Cootie Williams (Trompete), GeorgieAuld (Tenorsax) und abwechslungsweisedie Pianisten Count Basie, Johnny Guar-nieri, Ken Kersey, die Schlagzeuger DaveTough, Nick Fatool, Jo Jones und ArtieBernstein (Bass).Mitte der 40er-Jahre neigte sich dieZeit der grossen Swingbands ihrem Endeentgegen. Dafür gab es viele Gründe:Disc Jockeys, Musikboxen und das Radiobeträngten die Live-Musik. – Der Kriegs-eintritt der USA, 1942, mit Benzinratio-

    nierung erschwerte Tourneen. Es wurdenauch viele Musiker in die Army eingezo-gen. – Die Musikergewerkschaft AFM ver-hängte einen Aufnahmebann (Streik), esdurften nur noch V-Discs für die Armeeeingespielt werden. – Sängerinnen undSänger waren auf einmal die Stars, nichtmehr die Orchester … und im Unter-grund arbeiteten junge schwarze Musiker(Parker, Gillespie u.a.) an der Erneuerungdes Jazz, die zum Bebop führte.Um1945 wurde eine Bigband nach deranderen aufgelöst. Einige machten weiter:Duke Ellington, Count Basie (nach Unter-brüchen), Lionel Hampton, Buddy Rich,Woody Herman und Stan Kenton. Nachdem Tod von Bandleadern gab es auchGhostbands, die deren Musik weiterspiel-ten. Es gab auch neue Bands, etwa ThadJones/Mel Lewis oder Quincy Jones.Ab 1945 nach dem Aufnahmebannleitete Benny Goodman nur noch gele-gentlich grosse Orchester. Die kleinerenBands waren jetzt seine Domäne. Seinpersönlicher Stil blieb aber fest im Swing-Idiom verwurzelt.In den folgenden Jahrzehnten standBenny Goodman immer wieder mit nam-

    «Ohne Fletcher Henderson hätte ichwahrscheinlich ein ziemlich gutesOrchester geleitet, aber ich hätte völliganders gespielt.»

    Diese Aussage von Benny Goodmanweist darauf hin, dass afroamerika-nische Bands und deren Musiker und Musikerinnen eine wichtigeRolle bei der Entstehung des Swinggespielt haben. Die damaligen Ras-senschranken in den USA und dieVerhältnisse in der Musikindustriewaren hauptverantwortlich dafür, dass die afroamerikanischenOrchester meistens mit weniger lukrativen Jobs und Auftrittsmög-lichkeiten Vorlieb nehmen mussten.

    Benny Goodman The Kingdom of Swing

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    haften Musikern auf den Bühnen und inAufnahmestudios. Es gab Tourneen durchdie ganze Welt. Er spielte vor Königen,Prinzessinnen, Staatsmännern und ande-ren Honoratioren, wie Bhumibol Adulya-dej (König von Thailand), Prinzessin Mar-garet, Harold McMillan, John F. Kennedy,Nikita Chruschtschow, Eleanor Roose-velt und vielen anderen.Filme. Benny und sein Orchester wirk-ten in ca. 20 Filmen mit. Zwei Beispiele:A Song is Born (1948). Dabei waren auchLouis Armstrong, Lionel Hampton, Char-lie Barnet,Tommy Dorsey u.a.The Benny Goodman Story (1955). BennysKommentar:«Well, the musik was good…».Ehrungen und Preise. Benny wurdeauch immer wieder geehrt. Er erhieltmehrere Ehrendoktortitel (Union Col-lege, University of Illinois, Bard College,Columbia University, Yale und Harvard)und postum auch viele Preise.Benny Goodman klassisch. SeineAuftritte in der E-Musik verdienen er-wähnt zu werden. Er war einer der weni-gen Jazzmusiker, die auch von Kennernder Klassik Anerkennung erhielten. IgorStrawinsky, Morton Gould, LeonardBernstein, Aaron Copland, Bela Bartok,Paul Hindemith, das Boston SymphonyOrchestra u.a. waren seine Partner.Bereits am 25. Mai 1938 nahm er, zusam-men mit dem Budapest String Quartett,das Klarinetten-Quintett in A-dur vonWolfgang Amadeus Mozart auf.Am 13. Juni 1986 trat Benny Good-man seine letzte Reise an. Er schliefin seiner Wohnung in New York einund erwachte nicht mehr. Ein Le-ben, das ein Kid aus einem Chica-goer Slum auf die Höhen des Jazz-Olymps führte, war zu Ende.

    Walter Abry

    Musiker, die Benny Goodmannachhaltig beeinflusst haben:

    Fletcher Henderson(1898–1952) Seine berühmtenBigband-Arrangements warenäusserst wichtig für den Erfolg desBenny Goodman Orchesters.Lionel Hampton (1908–2002)Das inspirierte ZusammenspielHampton-Goodman prägte das Quartett in der zweiten Hälfte der 30er-Jahre.Charlie Christian (1916–1942)Das viel zu früh verstorbene Gitarren-Genie drückte demSextett zwischen 1939 und 1941seinen Stempel auf.

    Nicht weniger als 1400 Eintragungenumfasst das Namensregister der grossen Goodman-Diskografie Listento His Legacy von D. Russel Connor.Nachfolgend einige wenige Namenvon Bennys Weggefährten, stellver-tretend für alle diese Künstler:

    Teddy Wilson p 1912–1986Gene Krupa dm 1909–1973Harry James tp 1916–1983Ziggy Elman tp 1914–1968Hymie Shertzer as 1909–1977Jess Stacy p 1904–1995Cootie Williams tp 1908–1985Georgie Auld ts 1919–1990Count Basie p 1904–1984Mel Powell p 1923–1998

    Dave Tough dm 1908–1948Mary Lou Williams p 1910–1981Helen Ward voc 1916–1998Helen Forrest voc 1917–1999Red Norvo vib 1908–1999Slam Stewart b 1914–1987Wardell Grey ts 1921–1955Roy Eldridge tp 1911–1989Zoot Sims ts 1925–1985Stan Getz ts 1927–1991Buck Clayton tp 1911–1991Joe Newman tp 1922–1992Hank Jones p 1918John Bunch p 1921Terry Gibbs vib 1924Bucky Pizzarelli g 1926Phil Woods as 1931Herbie Hancock p 1940

    50 Jahre liegen zwischen den beidenFotos. Links: Der junge Benny,der 1928 nach New York kam,um die Welt des Jazz zu erobern.Unten: der 70-jährige Benny Goodman(1978), der alles erreicht hat, was ersich damals vorgenommen hatte.

    Benny Goodman in der SchweizUnsere Recherchen ergaben 6 Konzerte,2 davon sind auf LPs, resp. CDs veröffentlicht worden:

    � Mai 1950, Zürich: Oktett mit Roy Eldridge und Zoot Sims� Mai 1950, Lausanne: Oktett wie in Zürich

    (CD TCB 02142 «Swiss Radio Days»)� 28. Oktober 1959, Basel: Benny Goodman + Nontett

    mit Flip Phillips und Bill Harris(LP Artistry 108, CD TCB 4301-2)

    � 5. Februar 1970, Zürich: Big Band mit englischen Musikern + Bucky Pizzarelli� 21.August 1970, Ascona: Big Band wie am 5. Februar in Zürich� 9. März 1972, Zürich: Septett mit Zoot Sims und Peter Appleyard

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    Wieni, hatte dein ursprünglicherBeruf etwas mit Musik zu tun? Wie kamst Du zum Jazz?Mein erlernter Beruf hatte gar nichts mitMusik zu tun. Ich absolvierte eine Lehreals Motorradmechaniker im Geschäftmeines Vaters. Doch meine Musikbegeis-terung war damals schon so gross, dassich mir ein Saxofon kaufte, mit dem ichrein autodidaktisch fleissig übte. Späterkam eine Klarinette hinzu. Meine Fähig-keiten reichten bald aus, um in einer Tanz-musik-Band mitzuwirken. Mit dem ver-dienten Geld kaufte ich mir meine erstenSchellackplatten mit Jazz.ProWoche eine.In einer Enzyklopädie steht, die«Tremble Kids» seien 1951 in Baselgegründet worden. Stimmt das?Das Jahr stimmt, doch der Ort nicht. Diemeisten jazzbegeisterten Boys waren wieich Zürcher: z.B. Walter Leibundgut, Po-saune; Rolf Cizmek, Bass; und ErwinMeierhofer, Schlagzeug.An welchen Bands und Musikernhabt ihr euch stilistisch orientiert?Nun, zuerst war unser Vorbild die YerbaBuena Jazz Band, damals spielten wirnoch mit Banjo und Tuba. Als ich aber beieinem Schellack-Kauf auf das Townhall-Konzert von Armstrong mit Jack Teagar-

    den, Sid Catlett und all diesen Grössenstiess, wusste ich, welche Art Musik fürdie «Tremble Kids» die richtige war. Aucheinige Eddie Condon-Bands waren unsVorbilder.Viele Dixieland-Bands spieltennach dem Kriege mit einem Banjo.Warum gab's bei Euch nur in derersten Gruppe ein Banjo, späteraber nie mehr?Als wir unseren Stil gefunden hatten,spielten wir mit einer Swing-Rhythmsec-tion. Das Banjo hatte darin keinen Platz,weil es zu sehr dominiert und die Leich-tigkeit des Grundrhythmus beeinträch-tigt. Das ist auch der Grund, weshalbArmstrong und viele andere Leader nachdem Kriege auf das Banjo verzichtetenund es oft durch eine Gitarre ersetzten.Immer wieder ist man von denvielen amerikanischen Musike-rinnen und Musikern, die mit euchgespielt haben, beeindruckt: LilHardin-Armstrong, Bill Coleman,Albert Nicholas, Bud Freeman,SammyPrice.Waren es nochmehr?Wild Bill Davison. Mit ihm als Kornettis-ten haben wir im November 1958, vormehr als fünfzig Jahren, die erste Stereo-sound-Jazzaufnahme gemacht. Auch spä-

    ter, im August 1975, habe ich mit ihm zu-sammen aufgenommen. Allerdings unterseinem Namen.Wie kam es dazu, dass eineSchweizer Jazzband mit der grossen Columbia einen Exklusiv-vertrag abschliessen konnte?Durch das Zürcher Musikhaus Jecklinhatten wir Mitte der Fünfzigerjahre gutenKontakt mit den Columbia-Leuten. Daswar für unsere Band eine einzigartigeChance, sich sicher im Plattengeschäft zuetablieren. Der Schritt hat sich gelohnt.Habt ihr euch da und dort auch einmal dem Publikum besonders angepasst?Wir haben überall unsere Art von Musikgeboten, die immer gut ankam.Vor allemin Deutschland spielten wir oft in so-genannten Jazzkellern, aber auch an Fes-tivals und in relativ vornehmen Läden. InGstaad, das war 1962, gab's mit uns imGrandhotel ein Nachmittagskonzert; Ein-tritt: 50 Franken. Das war damals ziemlichviel Geld. Doch das Publikum kam ausder ganzen Region, zahlte gerne und warbegeistert.Was hat dich dazu bewogen, dasMusizieren als Professional mit den«Tremble Kids» aufzugeben?Als der Rock and Roll und andere mo-dische Musikarten immer mehr die Szenedominierten, entschloss ich mich zu die-sem Schritt. Es wurde ständig schwieri-ger, bei einem breiten Publikum mit unse-rem Jazz Erfolg zu haben. Das hiessjedoch nicht, dass ich mit dem Spielenaufhören wollte. Mein Mitwirken bei den«Buddha’s Gamblers» macht mir grossenSpass, da die Gamblers einen Stil spielen,der meiner Auffassung von gutem, swin-gendem Jazz sehr entgegenkommt.Du fühlst Dich im Kollektiv einerBand am wohlsten.Warum hast Du deine letzte CD nur mit Bass-Gitarre-Begleitung aufgenommen?

    Werner «Wieni» Keller, 75, jazzbegeistert seit seiner Jugend, Gründer undLeiter der 1951 in Zürich gegründeten «Tremble Kids», widerstand allenVersuchungen, die stilistische Ausrichtung seiner Band zu ändern, und spiel-te über Jahrzehnte hinweg mit Konsequenz einen swingenden Chicagostil,gemäss Ellingtons Devise «It Don't Mean A Thing, if it Ain't Got That Swing».Als er in den Achtzigerjahren die «Tremble Kids» auflöste, stieg er bei den«Buddha's Gamblers» ein, ging aber in den Neunzigern mit der eigenenBand unter dem sehr berechtigten Namen «The Tremble Kids Allstars»wieder ins Studio.

    Werner «Wieni» Keller und seine «Tremble Kids»Vom Jazzkeller bis zumGrandhotel

    �Von links nach rechts: Raymond Droz, trombone;Oscar Klein, trumpet;Charly Antolini, drums; Isla Eckinger, bass;Werner «Wieni» Keller, clarinet;Peter Schmidlin, guitar;Henry Chaix, piano.

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    Hill schaffte weder als Solist noch alsBandleader den Sprung in den «Swing-adel» der Kings, Dukes, Counts oderEarls. Und dies obwohl seine Band, die ervon 1932 bis 1940 leitete, regelmässig imHarlemer Savoy Ballroom auftrat und mitteilweise hervorragenden Musikern be-setzt war. So spielten in seinem Orches-ter einige der wichtigsten Trompeterjener Zeit: Roy Eldridge, Bill Coleman,Dizzy Gillespie und der grosse, fast ver-gessene Frankie Newton. Dizzy ist aufHills Aufnahme des King Porter Stomp von1937 erstmals als Solist zu hören. Aberauch im Posaunen- und Saxofonsatz tau-chen prominente Namen auf. Unter denSchlagzeugern von Hills Orchester findetman auch Kenny Clarke, der dort dasSchlagzeug zu revolutionieren begann;sehr zum Missfallen von Hill, der ihn da-raufhin entliess.

    Up on Teddy's Hill*Fast bekannter ist heute Teddy Hill alseiner der Geburtshelfer der «Wolkeacht», auf der nach bondtscher Logik derBebop anzusiedeln ist. Und zwar nicht alsaktiver Musiker sondern als Manager desHarlemer Jazzklubs Minton's Playhouse.Er leitete diese vom TenorsaxofonistenHenry Minton 1938 eröffnete Spielstättevon 1940 bis 1969. Die um sich greifendeKommerzialisierung und Standardisie-rung des Jazz während der Swing-Ära riefeine musikalische «Untergrundbewe-gung» von mehrheitlich afroamerikani-schen jüngeren Musikern und Musikerin-nen hervor. Sie trafen sich nach getanerBrotarbeit oder an spielfreien Montag-abenden in Harlem zu After Hours Sessi-ons in Klubs wie dem Monroe's UptownHouse oder eben dem Minton's, die sichzu wahren Brutstätten des modernenJazz entwickelten. Dizzy Gillespie: «Dermoderne Jazz wurde nicht von einemMenschen oder einer Menschengruppe insLeben gerufen. Er kam auf alle möglichenArten zustande. Dies war eine davon: Einpaar von uns fingen zu Beginn der 40er-Jahre an, im Minton's Playhouse in Harlemzu jammmen. (...) Da gab es die grösstenJam Sessions und immer eine Menge guterSachen zu essen. Teddy Hill, der Manager,sorgte dafür. Er zahlte den Musikern kaumetwas (ausser der Hausband, A.S.), (...)aber dafür sorgte er für Essen und Trinken.»

    Die von Teddy Hill engagierte «Haus-band» war meist ein Quartett bestehendaus dem Trompeter Joe Guy, dem Pianis-

    Jazzmusiker-Jahrgang 1909 (2)

    Hätte der Tenorsaxofonist und Bandleader Teddy Hill (1909–1978) lediglichauf der bondtschen «Wolke sieben» in der virtuellen All Star Big Band vonJazzgrössen des Jahrgangs 1909 mitgespielt, wäre er heutzutage noch unbe-kannter (vgl. den Artikel von René Bondt im jazzletter Nr. 19).

    Teddy Hill Der Mann,der auf zweiWolken tanzte

    tenThelonious Monk,dem Bassisten NickFenton – und aus dem zuvor von ihmgeschassten Kenny Clarke! Auch bestan-dene Jazzgrössen machten im Minton'sihre gelegentliche Aufwartung und betei-ligten sich an den Battles. Dizzy Gillespiesoll gewisse heissspornige Jüngtürkendavor gewarnt haben, berühmte «Sieben-Wölkler» wie etwa die Saxofonisten Les-ter Young oder Ben Webster allzu sehr zuprovozieren, da diese gefürchtete Jam-Session-Kämpen seien. Mit den Jam Ses-sions versuchten Hill und Minton auch,gewissen Musikern und Musikerinnenüber Zeiten ohne Engagement hinwegzu-helfen. Kenny Clarke: «Er (Teddy Hill, A.S.)entwickelte sich immer mehr zu einer ArtWohltäter, denn die Arbeit war damalsknapp.» Gewerkschaftsrechtliche Prob-leme, die solche Veranstaltungen mit sichbrachten, wurden auf denkbar einfacheArt «gelöst»: Da der Besitzer HenryMinton eine wichtige Persönlichkeit inder Musikergewerkschaft war, nahmen esdie durch die Klubs ziehenden Gewerk-schaftskontrolleure im Minton's nicht sogenau, falls sie dort überhaupt mal auf-tauchten...

    Im Verlauf der 1950er-Jahre verlor dasMinton's – wie übrigens auch Harlem – anBedeutung und wurde zu einem gewöhn-lichen Jazzklub ohne seine frühere Sog-wirkung auf jüngere wichtige Musikerund Musikerinnen. Nach 1969 leitete Teddy Hill den Klub Baron Lounge. 1976erkrankte er und starb zwei Jahre späteran Dickdarmkrebs.

    Das Minton's schloss seine Tore 1974.Im Jahre 2006 wurde es im Zuge der teil-weise fragwürdigen «Restaurierung» Har-lems unter dem Namen Uptown Lounge at Minton's Playhouse wiedereröffnet.

    Albert Stolz

    * Dieses Wortspiel ist der Titel einer Jam, welcheder Jazzfan Jerry Newman im Mai 1941 im Minton'saufnahm. Die Solisten sind der Gitarrist CharlieChristian, der ˙Hausband¨-Trompeter Joe Guy undder Tenorsaxofonist Don Byas.

    Die Teddy Hill-Band, 1935: Sam Allen, piano; John Smith, guitar; Richard Fullbright,bass;Teddy Hill, leader; Bill Beason, drums; Shad Collins, Bill Dillard, Frankie Newton,trumpets; trombone unbekannt;Howard Johnson, Russel Procope,Chu Berry, saxes.

    Irgendwann kam mir die Idee, mit denzwei hervorragenden Buddha's Gamb-lers-Musikern, K.T. Geier am Bass undRoberto Bossard an der Gitarre, Aufnah-men im Trio zu machen. Eine Art EasyListening-Produktion, in der ich haupt-sächlich in tiefen Lagen spielen kann. Undhier ist sie nun, mit dem Titel «Lazy Day».Und bei uns ist sie sorgfältig registriert und eingereiht, wie noch eine ganze Reihe deinerAufnahmen: 15 LPs und 7CDs.

    Interview: Jimmy T. Schmid

    Sie alle spielten mit den «Tremble Kids»:

    Trompete: Eduard Jegge, Bill Coleman, OscarKlein, Wild Bill Davison, Peter Lange, Buck ClaytonPosaune: Walter Leibundgut, Jim Wallace,Raymond Droz, Isla EckingerKlarinette: Werner Keller, Albert NicholasTenorsaxofon: Bud FreemanPiano: Guido Zwicky, Jeanpierre Bionda,Ola Ringström, Henri Chaix, Fritz Trippel,Marco Junod, Lil Hardin-Armstrong, Sammy PriceGitarre: Oscar Klein, Peter SchmidliBass: Rolf Cizmek, Isla Eckinger, Hans Schläpfer,Vinzenz KummerSchlagzeug: Erwin Meierhofer, Charly Antolini,Hanspeter Giger, Rolf Rebmann, Stuff Combe,Klaus Weiss, Gregor Beck

    Diese Angaben wurden der Diskografie «Werner Keller & Tremble Kids» entnommen(SwissJazzOrama B01241). Die Namen sind in derReihenfolge der Zeit der Mitwirkung eingefügt.Amerikanische Musiker sind kursiv markiert.

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    Wer immer eine Sammlung betreuen muss, die laufend wächst, kommtohne einen umfassenden und periodisch aktualisierten Katalog nicht aus.Dass heute auf Computerbasis katalogisiert wird, ist eine Selbstverständ-lichkeit. Im SwissJazzOrama setzte man lange auf eine eigene Datenbank unddie Programm-Software Filemaker.Die Zukunft aber gehört dem JazzIndex,dessen Hauptinitiant Jazztime-Verleger Eduard Keller war.Über www.jazzindex.ch erhalten nun Jazzfans von zuhause aus vielseitigeInformationen über die 17000 LPs des Swissjazzorama.

    Der JazzIndex greift freilich weit über das Ustermer Archiv hinaus. Ein andererNutzer ist der Schweizer Jazzsenderschlechthin: Als Radio Swiss Jazz vor gutzehn Jahren mit minimalem Budget undschmalem Materialkoffer, jedoch guterSRG-Informatik startete, suchte Teamlei-ter Pietro Ribi den Kontakt zu Edi KellersJazztime, vor allem zum respektablen Ad-ressenbestand des Badener. Das war nurüber eine einigermassen nachweisbareQuote an regelmässigen und möglichstinteraktiven Hörern zu schaffen. Edisbreite Kontaktschiene – sein Zugriff aufdie dauerhaft betreute Veranstaltungs-agenda der Schweizer Jazzszene und denunablässig wachsenden Bestand an neuenTonträgern – war da hilfreich. Das Ra-dio legte Wert auf eine aussagekräftigeHomepage, hatte dabei allerdings Bedarfnach einem Musikerverzeichnis, das nichtnur die Namen des eigenen Sendereper-toires umfassen, sondern weit darüberhinaus weisen sollte.

    Die Datenbank der Musiker und TonträgerWeil Eduard Keller mit dem Jazztimeund dem damit verbundenen Musiker-katalog TeleJazz ebenfalls Interesse aneiner zentralen, stichhaltig aufgebautenelektronischen Jazzmusikerdatei in derSchweiz hatte, wurde die Idee in die Tatumgesetzt: Der JazzIndex war geboren –und verschlang erste Investitionen anZeit und Geld. Die zukunftsträchtige Da-tenbank basiert auf einer einfachen, stan-dardisierten Basisstruktur. Alle Musikerwerden mit wenigen Stammdaten defi-niert: mit Geschlechtsname und maximaldrei Vor- beziehungsweise Rufnamen,dazu kommen die von ihnen gespieltenInstrumente und ihre Nationalität. Dasind allerdings schon die ersten Nüsse zuknacken: Die Bezeichnung der Instru-mente samt Kürzeln ist im Jazz allesandere als eindeutig, schon in der deut-schen Sprache nicht, geschweige denn bei der Hinzuziehung anderer Idiome. Al-

    so war ein mehrsprachiger Abgleich derBezeichnungen nötig.

    Die im JazzIndex katalogisierten Musi-ker sind mit den von ihnen eingespieltenTonträgern verknüpft. Dadurch erwei-tert sich das Musikerverzeichnis zumTonträgerkatalog mit detaillierten Anga-ben, die sich etwa aus Plattenhüllen oderCD-Booklets (Mitmusiker, Aufnahmeda-ten, Tracks, Spieldauer), aber auch auselektronischen Zusatzinformationen zuheruntergeladenen Einzeltracks (mp3etc.) gewinnen lassen. UnterschiedlicheBedürfnisse lösen unterschiedliche Nut-zung aus: Während dem Tonträger-Shopdie Pauschalangaben einer Diskografiegenügen, um eine Lieferung ausführen zukönnen, greift das Jazzarchiv auf definier-te, in sich geschlossene Tonträger zu. DasJazzradio seinerseits interessiert sich fürdie einzelne Tracks, und Gleiches gilt fürdie Konsumenten der «Nach-CD-Ära»,die sich auf der heute untersten Erfas-sungsebene von Tonträgern etwa bei iTunes mit Einzeltiteln selektiv eindecken.

    Wie häufig wird der noch jungeJazzIndex heute nachgefragt? – Edi Kellerstellt nicht auf rein quantitative Nut-zungsdaten ab, den in der «Google-Welt»gibt es zu viele roboterisierte und damitwertlose Nutzungskontakte. Er stellt lie-ber auf Leute ab, diedirekt, etwa via Mail,auf ihre individuellenJazzIndex-Erfahrun-gen reagieren, umpräzisierende Anga-ben zu bekommenoder zu liefern. Dader «Vater» des JazzIndex die Bildschirmeder Nutzer nicht mitWerbung zupflasternwill, sind für ihn Aufschaltziffern auchnicht von höchsterPriorität. Um sein In-vestment in Frankenund Mannstunden so-

    wie die laufenden Kosten ganz oder teil-weise abzudecken, rechnet er mit Lizenz-beträgen der nutzenden Partner. DieZürcher Firma CAP Information, welchedie Datenbank JazzIndex entwickelt hatund nun betreut, gehört Edi Keller. Fürdie Aufschaltung ins Internet und dietagtägliche Datensicherung ist der Provi-der Interway zuständig.

    Töne und BilderDem einfachen Nutzer erschliesst sichder JazzIndex kostenfrei.Was er mit we-nigen Clicks aus dem Internet holt, istheute schon nicht wenig – und es wirdmit zunehmender Materialerschliessungimmer mehr. Die 17000 Longplays desSwissJazzOrama sind komplett und mithandlichem Verweis auf mögliche Doub-letten in die Datenbank integriert, aller-dings macht die Übertragung von File-maker auf JazzIndex noch gewisse Nach-bearbeitungen nötig. Via Jazztime sindausserdem 45 000 CDs elektronischgreifbar, dies freilich noch nicht in derangestrebten Vollständigkeit pro Album.Und weil die Digitalisierung mit Tonträ-gern und Bildern vergleichbar umgeht,präsentiert der JazzIndex schliesslichauch eine optische Schatztruhe: EinFundus von rund 2500 Papierbildern hatdas SwissJazzOrama beigesteuert, dasJazztime ist mit rund 60 000 Bildernpräsent – eine Menge, die laufend wächst.

    Nichts ist in unserer Welt des ewigenWandels endgültig, Vollständigkeit kannhöchstens ein seliger Zustand für Augen-blicke sein. Aber Leute, die ein Ohr undein Auge für die Geschichte des (Schwei-zer) Jazz haben und sich zuverlässig überdas aktuelle Jazzgeschehen hierzulandeorientieren wollen, kommen um denJazzIndex nicht herum. Nicht alle Bankenschlagen sich heute gut, dieser Daten-bank und ihren Pionieren aber schuldendie Jazzfans Dank. René Bondt

    Viel besser als «googeln»SwissJazzOrama im Schulter-schluss mit dem JazzIndex

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    Issu d'une famille musicale, Lucas Nigglidébute au piano, puis à la batterie etforme son premier groupe à onze ans.«C'est au lycée que les choses ont vraimentcommencé sérieusement: participation àl'orchestre classique de l'établissement,premier groupe de rock et premier contactavec la musique contemporaine écrite etimprovisée.» Pluralité d'influences, donc,qui se prolonge au conservatoire deZurich. Mais la pratique autodidacte etles groupes avec lesquels il expérimenteparallèlement le séduisent davantage quel'enseignement institutionnel, d'autantqu'à vingt ans il rencontre Pierre Favrequi sera son professeur pendant un lustre. A l'issue de cet apprentissage, lebatteur-percussionniste vétéran l'engagedans sa formation.

    Mais l'intérêt de Niggli pour le rythmeremonte sans doute aux six premièresannées de sa vie passées au Camerounoù il est né, pays dont l'atmoshère mu-sicale l'a profondément influencé. En Suisse, c'est l'approche fortement indi-viduelle de l'instrument caractérisantchaque batteur qui le marque. «C'est unespécificité helvétique difficile à expliquer pardes causes simples, mais qui a sans doute à voir avec la tradition des tambours militaires.» Toujours est-il que le set deNiggli retrace à la fois ses influences rock,contemporaines, jazz... «La pauvreté de labatterie jazz classique au niveau des timbresme posait problème. J'ai donc ajouté diversescymbales, des woodblocks, tout un spectrede couleurs collectées ici ou là, de sons quime plaisaient.Cela me permet de jouer aussibien des grooves que de la musique libre» ...et n'empêche d'ailleurs pas Niggli depratiquer la batterie rock pure et durequand le contexte l'exige, dans des groupes de metal, de noise ou de freecore tels que Steamboat Switzerland.

    Avec Favre – qui ne le considère pluscomme élève mais comme partenaire – larelation de Niggli reste marquée par unprofond respect pour le «Maître», ce quin'exclut ni l'amitié ni une grande proxi-mité affirmée au cours d'innombrablesheures de discussion. «C'était magnifiqued'élaborer mon propre langage à ses côtéscar il a une telle richesse,une telle force d'ex-pression que trouver son propre style dans cecontexte n'était pas facile.» Influencé maispas décalqué, Niggli qui précise: «Nousavons la même façon de penser la musique,le même feeling, le même type de phrasé.

    Notre interaction est à la fois libre et pré-cise, de l'ordre de celle qu'on rencontre ausein d'un quatuor à cordes qui respire àl'unisson.» Belle façon de résumer unecollaboration qui dure depuis des annéesentre deux générations de rythmiciens-mélodistes.

    Quant aux autres formations dont il a fait partie – et qui vont de la musiqueimprovisée, avec Sylvie Courvoisier parexemple, au rock et à la musique contem-poraine – Niggli a fini par souhaiter réaliser une synthèse de cette énormediversité plutôt que de continuer à s'ydisperser. D'où le groupe Zoom – pourlequel Niggli se mettra pour la premièrefois à composer – avec le trombonisteNils Wogram, et le guitariste PhilippSchaufelberger: «Zoom et Big Zoom sontdes véhicules avec lesquels je peux véritable-ment exprimer ce que j'entends. Nils etPhilipp sont avant tout des musiciens quipeuvent jouer du jazz aussi bien qu'im-proviser librement et lire des partitions complexes.» L'ajout de la basse de PeterHerbert et de la clarinette de ClaudioPuntin pour former Big Zoom est d'ailleurs également davantage affaire derencontres et d'empathie que de choixd'instruments...

    Le groupe tourne en Suisse, Alle-magne, Autriche, Canada, USA, moins enFrance. «Ce n'est qu'après coup que j'airéalisé que j'avais formé une sorte de quin-tette bebop, avec une rythmique et deuxsouffleurs», sourit Niggli qu'on auraiteffectivement du mal à imaginer en grandprêtre de l'othodoxie des années 50/60.Si Zoom et Big Zoom accaparent son

    Lucas NiggliBatteur voyageur

    activité de compositeur, le batteur-percussioniste n'en délaisse pas pourautant Steamboat Switzerland, formationqui interprète la musique contemporaineavec l'énergie du rock et commande sesthèmes à des compositeurs extérieurspour ensuite y ajouter ses impros, pasplus qu'un troisième trio – de musiquelibre celui-ci – avec le pianiste JacquesDemière et le bassiste Barry Guy. Beléclectisme pour ce Zurichois qui ne voitdans cette diversité stylistique qu'unesource d'épanouissement musical par-faitement cohérente. Tierry Quenum

    (article paru dans le magazine fran-ais Jazzman)

    IMPRESSUMswissjazzorama jazzletterErscheint: 2 x jährlichRedaktion: Jimmy T. Schmid (J.T.S.) Mitarbeiter dieser Ausgabe: Walter Abry (W.A.),René Bondt, Fernand Schlumpf, Albert Stolz (A.S.),Tierry QuenumLayout: Walter AbryCopyright: SwissJazzOrama, Im Werk 8, 8610 UsterTelefon ++41(0)44 94019 82E-Mail: [email protected], www.jazzorama.ch

    Contact pour la Suisse romande:Téléphone 044 492 48 01E-Mail: [email protected]

    RADIO SWISS JAZZ

    BUNDESAMT FÜR KULTUR

    FACHSTELLE KANTON ZÜRICH

    Anzeiger von Uster

    NOTRE PAGE EN FRANÇAIS

    Diese Institutionen unterstützen das SwissJazzOrama

  • Podiumsgespräche mit Musikern, Veran-staltern und Musikjournalisten. Das Fes-tival findet vom 13. Bis 16. Mai im Kultur-zentrum Kammgarn statt.

    Die Ausstellung «20 Jahre aktuellerSchweizer Jazz» wurde zum 20-jährigenJubiläum des Jazzfestivals Schaffhausenvon Studierende der MusikhochschuleLuzern in Zusammenarbeit mit demSwissJazzOrama in Uster, konzipiert. Siewird während des ganzen Festivals imKulturzentrum Kammgarn gezeigt. W.A.

    SwissJazzOrama GeneralversammlungDie Jahres-Vereinsversammlung des SwissJazzOrama fand am 3.April 2009 im Musikcontainer in Uster statt.

    Das optimistische Motto «Das SwissJazz-Orama auf dem Weg in eine gesicherteZukunft» liess gute Berichte erwartenund trug bereits dazu bei, dass beimApéro im Foyer des Musikcontainerseine festliche Stimmung vorherrschte.Viele Teilnehmer benutzten die gute Ge-legenheit, die Ausstellung von BeatriceSteudler Faces in Jazz zu besichtigen.

    Die Jahresrechnung überraschte miteinem positiven Resultat. Themen derordentlichen Versammlung waren primärdie Steigerung der Professionalität in al-len Sparten sowie die Bildung einer Ge-schäftsleitung mit einer Lastenverteilungauf vier Mitglieder.

    Einer Einladung folgend berichteteJürg Solothurnmann, Musikwissenschaft-ler und ehemaliger Mitarbeiter von RadioBern von seinem Werdegang und seinenEindrücken, die er während der Jahreseiner Radioarbeit gewann. Sein Plädoyerfür viel Freiheit in der musikalischenGestaltung («Eigentlich ist ImprovisationNormalität») stiess auf grosses Interesse.Lieber Jürg, herzlichen Dank für deinenwertvollen Beitrag zum Gelingen unseresGV-Abends. Fernand Schlumpf

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    IN MEMORIAMZwei Jazzfestivals Zwei JubiläenZweiAusstellungen

    Zwei Schweizer Jazzfestivals, die nichtkontroverser sein könnten, feiern diesesJahr Jubiläen: 25 Jahre JazzAscona und 20Jahre Jazzfestival Schaffhausen. Aus denInhalten der beiden Festivals kann gutersehen werden, welche Spannweite dieMusik, die wir Jazz nennen, umfasst.

    Das Jazzfestival in Ascona hiess vor25 Jahren Festa New Orleans Music Ascona.Es begann als richtiges New Orleans Jazz-festival, denn damals in den 80er-Jahrenlebten noch etliche Musiker, die schon inden 20er-Jahren und später beim soge-nannten New Orleans Revival dabei waren.Alljährlich war z.B. der Posaunist Jim Ro-binson mit Musikern der Preservation Hallaus New Orleans an den Gestaden desLago Maggiore. Mit den neuen Organi-satoren blies vor einigen Jahren auch einneuer Wind. Dem Festival wurde ein neu-er Name gegeben. Es heisst jetzt JazzAs-cona – New Orleans and Classic. NebenMusikern des New Orleans Jazz sind ver-mehrt auch Musiker von Swing bis Bebopzu hören,etwa Bob Wilber,WarrenVaché,Byron Stripling oder Harry Allen. NebenSpitzenmusikern aus den USA und Euro-pa treten auch immer wieder renom-mierte Musiker aus der Schweiz auf, wieJürg Morgenthaler, Isla Eckinger u.a. Dasdiesjährige Festival findet vom 26. Juni bis 5. Juli statt. Das SwissJazzOramawird mit seinem Jazz Record Shopund einer Ausstellung «100 JahreBenny Goodman» präsent sein.

    Das Schaffhauser Jazzfestival ist seit20 Jahren ein wichtiges Forum für denaktuellen Schweizer Jazz. Hier trifft sichjedes Jahr die einschlägige SchweizerJazzszene. Das Festival ist jederzeit fürÜberraschungen gut. So wird dieses Jahr,der wohl erfolgreichste Newcomer derletzten zehn Jahre das Festival eröffnen:Mathias Rüegg mit dem Vienna Art Or-chestra. Die neuen Kompositionen vonRüegg sind mehr europäische Kunstmu-sik als Jazz. Auftreten werden auch dasRonin-Quartett von Nick Bärtsch, sowiedie langjährigen Stammspieler des Festi-vals: Der Trompeter Peter Schärli und dieGitarristen Christy Doran und HaraldHaerter. Das Doran-Quintett New Bagspielt zusammen mit dem zehnköpfigenJazzensemble der Musikhochschule Luzern.Ein spezielles Projekt ist auch das «Haus-orchester» des Genfer Musikkollektivs AMR.Bereits am Vorabend des Festivals gibt es

    Gesucht: Crew-Mitarbei-ter für die Erfassung unserer Jazz-LPs

    Datenerfassung im Archiv in Uster oder zuhause via www.jazzindex.chAuskunft und Termin-Vereinbarung beim Sekretariat (Irène Spieler)Tel. 044 940 19 82, [email protected] oder direkt beim Teamleiter Jack HuberTel. 044 975 28 50, 079 326 5215

    Wäre das nicht ein Kulturbeitrag zurErhaltung der Schweizer Jazzgeschichte?

    In unserem Archiv fehlen uns nochdie Festival-Programme des Jazzfestivals Montreux von 1969 und 1972Wer kann uns eines liefern?Herzlichen Dank SwissJazzOrama

    FREDDIE HUBBARDIm Alter von 70 Jahren erlag am 29. Dezember 2008der Trompeter Freddie Hubbard einem Herzinfarkt.Er stammte aus Indianapolis, wo er am 7.April 1938zur Welt kam. In den Fünfziger- und Sechzigerjahrengehörte der stark von Clifford Brown beeinflussteFreddie Hubbard zur Spitze der Hard Bop-Trompe-ter. Besonders gut kam seine grosse Improvisa-tionskunst im Kreise der «Jazz Messengers» von ArtBlakey zur Geltung. Für das Label «Blue Note»spielte er eine ganze Reihe beachtenswerter Albenein.Trotz gelegentlicher Abstecher in Richtung FreeJazz bevorzugte er immer wieder eine Spielart, diesich an vorgegebenen Harmonien orientierte.

    LOUIE BELLSONAm 14. Februar verstarb der am 6. Juli 1924 in RockFalls, Illinois, geborene Schlagzeuger Louie Bellson.Er spielte mit vielen berühmten Swingband-Lea-dern wie Benny Goodman, Tommy Dorsey, HarryJames u.a. In den frühen Fünfzigerjahren sorgte erfür Schlagzeilen im «Down Beat», als er den Drum-mer-Stuhl im Duke Ellington-Orchester übernahm.Als technisch ausserordentlich versierter Drum-mer war er einer der ersten, die mit zwei Paukenspielten. Er verstand es, Schlagzeugkunst auf höchs-ter Ebene zu bieten, als Teamplayer und als Solist.Wir werden Louie Bellson, der auch ein erfolgrei-cher Komponist und Arrangeur war, in unserernächsten Ausgabe mit einem grösseren Beitragwürdigen.