SWT 2001 Methoden Für Weiße Zähne

3
WEISSE ZÄHNE FOTO: PHOTODISC W eg mit dem Gilb: Zahnreihen weiß wie Neuschnee sind nicht mehr allein den Stars und Sternchen aus dem Showgeschäft vorbehalten. Jeder kann heutzutage zum perfekten Strahlemann werden – mithil- fe der aus den USA kommenden „ästhe- tischen Zahnmedizin“. Voraussetzung ist allerdings ein gut gefülltes Port- monee. Denn für Zahnbehandlungen, die nur der Optik dienen und medizi- nisch nicht notwendig sind, zahlen die Krankenkassen im Allgemeinen keinen Pfennig. Viele stört das wenig: Laut einer Emnid-Umfrage sind immerhin 49 Pro- zent der Deutschen gewillt, mehr Geld als früher für das Aussehen ihrer Zähne auszugeben. Bevor man sich in Unkosten stürzt, so viel vorab: Mitteleuropäer haben nun einmal keine wirklich weißen Zähne. Ihr „Weiß“ ist leicht gelb- gräulich. Zum blassen Ton der Haut sieht das auch natürlicher aus. Viele Menschen wissen zudem gar nicht, wie weiß ihre eigenen Zäh- ne normalerweise sind, weil sie sich im Lauf der Jahre durch Pigment- ablagerungen zum Bei- spiel von Rotwein, Ni- kotin, Kaffee oder Tee verfärbt haben (siehe Kasten S. 82). Ehe man sich dazu entschließt, seine Zähne künstlich aufhellen zu lassen, ist es sinn- voll, erst einmal zu prüfen, ob das Ori- ginalweiß nicht schon schön genug ist. Dazu verhilft eine professionelle Zahn- reinigung (Individualprophylaxe), die heute in immer mehr Zahnarztpraxen angeboten wird. Schon dabei wird ein aufhellender Effekt erzielt, der allein mit Zahnbürste und -pasta nur schwer zu er- reichen ist, auch nicht mit Weißmacher-Zahnpasten (siehe Kasten S. 83). Profireinigung Meist ist es nicht der Zahn- arzt selbst, sondern eine speziell ausgebildete Pro- phylaxehelferin, die die Zäh- ne mit Ultraschallgerät, be- Weiß wie Schnee Zähne sollen nicht nur gesund sein, sondern auch schön aussehen – vor allem weiß. Das wünschen sich viele. Wir sagen Ihnen, was heute machbar ist und worauf Sie achten sollten. 1/2002 t 81 Nach der professionellen Reinigung sind die Zähne sauber und heller.

description

Weiße Zähne

Transcript of SWT 2001 Methoden Für Weiße Zähne

Page 1: SWT 2001 Methoden Für Weiße Zähne

WEISSE ZÄHNEFO

TO:

PHO

TOD

ISC

Weg mit dem Gilb: Zahnreihenweiß wie Neuschnee sindnicht mehr allein den Stars

und Sternchen aus dem Showgeschäftvorbehalten. Jeder kann heutzutage zumperfekten Strahlemann werden – mithil-fe der aus den USA kommenden „ästhe-tischen Zahnmedizin“. Voraussetzungist allerdings ein gut gefülltes Port-monee. Denn für Zahnbehandlungen,die nur der Optik dienen und medizi-

nisch nicht notwendig sind, zahlen dieKrankenkassen im Allgemeinen keinenPfennig. Viele stört das wenig: Laut einerEmnid-Umfrage sind immerhin 49 Pro-zent der Deutschen gewillt, mehr Geldals früher für das Aussehen ihrer Zähneauszugeben.

Bevor man sich in Unkosten stürzt, soviel vorab: Mitteleuropäer haben nuneinmal keine wirklich weißen Zähne. Ihr„Weiß“ ist leicht gelb-gräulich. Zum blassenTon der Haut sieht dasauch natürlicher aus.Viele Menschen wissenzudem gar nicht, wieweiß ihre eigenen Zäh-ne normalerweise sind,weil sie sich im Lauf derJahre durch Pigment-ablagerungen zum Bei-spiel von Rotwein, Ni-kotin, Kaffee oder Teeverfärbt haben (sieheKasten S. 82). Ehe man

sich dazu entschließt, seine Zähnekünstlich aufhellen zu lassen, ist es sinn-voll, erst einmal zu prüfen, ob das Ori-ginalweiß nicht schon schön genug ist.Dazu verhilft eine professionelle Zahn-reinigung (Individualprophylaxe), dieheute in immer mehr Zahnarztpraxenangeboten wird. Schon dabei wird einaufhellender Effekt erzielt, der allein mitZahnbürste und -pasta nur schwer zu er-

reichen ist, auch nicht mitWeißmacher-Zahnpasten(siehe Kasten S. 83).

ProfireinigungMeist ist es nicht der Zahn-arzt selbst, sondern einespeziell ausgebildete Pro-phylaxehelferin, die die Zäh-ne mit Ultraschallgerät, be-

Weiß wie SchneeZähne sollen nicht nur

gesund sein, sondern auch

schön aussehen – vor allem

weiß. Das wünschen sich

viele. Wir sagen Ihnen, was

heute machbar ist und

worauf Sie achten sollten.

1/2002 t 81

Nach der professionellenReinigung sind die Zähnesauber und heller.

Page 2: SWT 2001 Methoden Für Weiße Zähne

82 t 1/2002

ERNÄHRUNG + KOSMETIKWEISSE ZÄHNE

sonderen Handinstrumenten und Zahn-seide penibel reinigt. Dabei entfernt sieauch die Verfärbungen an der Zahn-oberfläche. Im Anschluss werden dieZähne auf Hochglanz poliert. Die etwaeinstündige Prophylaxebehandlung, dieübrigens nicht nur der Zahnschönheit,sondern vor allem auch der -gesundheitdient, kostet – je nach Aufwand – zwi-schen 60 und 125 Euro. Ergebnis: DieZähne glänzen, sind sauber und heller.

Zusätzlich besteht oft die Möglichkeit,mit einem speziellen Pulverstrahlgerätauch noch die letzten hartnäckigen Ver-färbungen aus Zahnzwischenräumen„wegzusprengen“. Bei empfindlichenZahnhälsen kann das allerdings manch-mal unangenehm sein. Kosten pro Kie-fer: rund 30 bis 45 Euro.

Jetzt glänzen die Zähne im natürli-chen Original-Weiß. Nun kann man sichimmer noch entscheiden: Weiter aufhel-len – oder reicht es? Wenn es noch nichtreicht, bietet sich oft das Bleichen an.

Chemisch aufhellenBeim Bleichen, auch „Bleaching“ ge-nannt, werden die Zähne chemisch auf-gehellt (zum Beispiel mit Carbamid-Per-

oxid oder Wasserstoffperoxid). In denUSA ist das Bleichen schon lange an derTagesordnung. Und auch hiesige Zahn-arztpraxen bieten diese Leistung immerhäufiger an. Bleichen ist angesagt, wenninnere Ursachen – zum Beispiel alters-bedingte Farbveränderungen oder dieEinnahme spezieller Medikamente – fürdie störenden Schmelzverfärbungen ver-antwortlich sind.

Neben Bleaching-Methoden mit ver-gleichsweise hoch dosierten Bleichmit-teln, die ausschließlich in der Praxisdurchgeführt werden, bieten Zahnärztehäufig auch das „Home-Bleaching“ an:

Zuerst wird von den Zähnen ein Ab-druck genommen und anhand diesesModells eine perfekt sitzende Gebiss-schiene aus Kunststoff hergestellt. Aufdiese Schiene trägt der Patient – nachAnleitung durch den Zahnarzt – denWirkstoff auf und setzt sie dann entwe-der am Tag oder über Nacht zu Hauseein. Der Wirkstoff durchwandert die Zäh-ne und löst dabei die abgelagerten Farb-pigmente aus dem Schmelz heraus. Ab-hängig vom Grad der gewünschten Auf-

hellung kann die Behandlung zwei bissechs Wochen dauern und muss vomZahnarzt kontrolliert werden.

Voraussetzung für das Bleichen ist,dass Zähne und Zahnfleisch gesund sindund die aufhellenden Wirkstoffe vertra-gen. Bleiben zum Beispiel Stellen mitKaries unentdeckt, können die chemi-schen Substanzen in die Zahnstruktureindringen und sie schädigen.

Die Farbe von Füllungen ändert sichbeim Bleichen übrigens nicht. Das mussder Zahnarzt im Nachhinein möglicher-weise korrigieren.

Die Zähne werden beim Bleaching umein bis zwei Farbtöne heller. Der Effekthält – je nach Ursache der Verfärbung –ein bis drei Jahre lang und lässt sichmeist unkompliziert auffrischen. Für dieBehandlung zahlt man pro Kiefer rund200 Euro. Auch einzelne wurzelbehan-delte „tote“ Zähne können chemischaufgehellt werden. Dazu füllt der Zahn-arzt den Zahn von innen mit demBleichmittel. Kosten: etwa 80 Euro.

Tipp: Auf jeden Fall sollten Sie die Fin-ger von freiverkäuflichen Bleichmitteln

Besonders bei jungen Leutenstehen nicht nur weißeZähne hoch im Kurs, son-dern auch Zahnschmuck –meist „Dazzler“ (Goldfo-

lien in Form von Herzchen,Sternen, Mond oder Sonne) und

„Twinkles“ (glitzernde Schmuckstein-chen). Moderne Zahnarztpraxen schre-cken auch vor dieser Aufgabe nichtzurück und kleben das gewünschteSchmuckstück – ohne unliebsameSpätfolgen – auf den Zahn.Fachgerecht angebracht behindertZahnschmuck weder beim Essen nochbeim Sprechen. Er hält maximal zweibis drei Jahre, lässt sich aber auch vor-her problemlos entfernen. Vorausset-zung ist allerdings stets eine guteMundhygiene, besonders im Bereichdes Schmucks. Die Preise für Zahnschmuck beginnenbei etwa zehn Euro. Das fachgerechteAnbringen kostet noch einmal etwa25 bis 50 Euro.

ZAHNSCHMUCK

Mitteleuropäer haben im allgemeinenkeine wirklich weißen Zähne. Ihr Natur-ton ist leicht gelb-gräulich. Zur hellenHautfarbe sieht dasauch natürlicher aus.Viele individuelle Fakto-ren spielen bei der Ent-stehung von Zahnverfär-bungen eine Rolle, zumBeispiel Lebensgewohn-heiten, Speichelzusam-mensetzung, Mundhy-giene und Ernährung.Äußerliche bräunliche

Verfärbungen werden vor allem durch Pig-mente aus Nahrungs- oder Genussmit-teln verursacht, zum Beispiel durch Rot-

wein, Tee oder Tabak. Zähne können sich auch voninnen heraus verfärben, zumBeispiel durch Verletzungen,durch die Einnahme speziellerMedikamente (zum BeispielTetrazykline) oder einfachdurch den Alterungsprozess.Besonders wurzelbehandelteZähne können mit der Zeitdeutlich nachdunkeln.

ZAHNVERFÄRBUNGEN

Woher kommt der Gilb?

Die Bleichsubstanz wird – genau dosiert– auf die Gebissschiene aufgetragen.

Die Passgenauigkeit der Schiene istmaßgeblich für den Erfolg des Bleichens.

Folien und Glitzer-steinchen

Page 3: SWT 2001 Methoden Für Weiße Zähne

1/2002 t 83

FOTO

S: S

TON

E /

L. H

AU

TEC

OER

, F.

HER

HO

LDT

lassen, die für die Anwendung zu Hause– ohne Kontrolle durch den Zahnarzt –angeboten werden. Sie enthalten zumTeil fragwürdige Inhaltsstoffe in genau-so fragwürdiger Dosierung. Auch sinddie mitgelieferten Gebissschienen oftnicht ausreichend passgenau.

NebenwirkungenBislang gibt es keine Hinweise darauf,dass Bleichsubstanzen Zähnen, Zahn-fleisch und Füllungen schaden – solangedie Behandlung unter ärztlicher Kon-trolle stattfindet.

Nebenwirkungen bei der Behandlungsind allerdings möglich, zum BeispielZahnfleischreizungen oder eine erhöhteEmpfindlichkeit der Zahnhälse. Meistvergehen diese Missempfindungen aberschnell von selbst wieder.

Lieber verzichtenDas Bleichen eignet sich allerdings nichtfür jeden und in jedem Fall:• Menschen mit schweren Krankheitenscheiden als Kandidaten aus. • Wer allergisch auf Bestandteile des

Bleichmittels oder der Kunststoffschie-ne reagiert, muss ebenfalls verzichten. • Ebenso starke Raucher und Tabakkau-er, da sie das Rauchen während der ge-samten Behandlung lassen müssten. • Bei bereits stark zerstörten oder starkgefüllten Zähnen macht die Bleichbe-handlung keinen Sinn. • Wer schon vor dem Bleichen an hyper-sensiblen Zahnoberflächen leidet, alsobeispielsweise bereits auf das Polierender Zähne empfindlich reagiert, solltelieber aufs Bleaching verzichten.

In diesen Fällen sind oft Veneers dieMittel der Wahl.

VeneersEin Veneer (von englisch to veneer = ver-blenden) ist eine dünne Keramikver-schalung, die individuell hergestellt unddurch eine besondere Klebetechnik festmit der Zahnfront verbunden wird. MitVeneers lassen sich nicht nur verfärbteZähne abdecken, sondern auch diverseZahnfehlstellungen korrigieren. DenZähnen geht es dabei allerdings an dieSubstanz. Sie müssen – wenn auch weit

Beim Wunsch nach weißeren Zähnenkönnen einem die speziellen, meist et-was teureren Weißmacher-Zahnpastennicht viel helfen. Das zeigte sich in un-serem Test aus Heft 1/2001: Auch dieSpezialzahncremes könnenvon Natur aus gelblicheZähne nicht weißer ma-chen. Im besten Fall wirddie ursprüngliche Naturfar-be wieder etwas belebt. Getestet wurden insgesamt22 Zahncremes, 7 normaleund 15 Spezialprodukte.

Fazit des Vergleichs: Die besten Putz-ergebnisse lieferten tatsächlich zweiWeißmacher-Zahnpasten, blend-a-medmedicweiss und Colgate Sensation Whi-te. Sie sollten aber nur benutzt werden,

wenn die Zähne kernge-sund sind. Sonst kann es zuSchäden am empfindlichenDentin (Zahnbein) kom-men, da diese Pasten dorteinen recht hohen Abriebaufwiesen. Besondere Vor-sicht also bei frei liegendenZahnhälsen.

Kein Weiß à la Hollywood

ZAHNPASTA

Vorher – nachher: Mit Veneers lassensich Zahnfarbe und -form verändern.

Deutsche Gesellschaft für ÄsthetischeZahnheilkundeBilzstr. 5, 56457 WesterburgTel. 0 26 63/91 67 31www.dgaez.deKassenzahnärztliche Bundesvereini-gung: Universitätsstr. 73, 50931 KölnTel. 02 21/4 0010www.kzvn.deNoch mehr Informationen im Internet:www.zahngesund.dewww.dental-world.dewww.zahn-online.de

Adressen

weniger als bei Herstellung einer Krone– angeschliffen werden.

Mit Veneers lassen sich superweißeZahnfronten herstellen, völlig unabhän-gig von der Ursprungsfarbe der Zähne.Doch Achtung: Die neue Zahnfarbe mussmit den natürlichen Farbtönen des Ge-sichts harmonieren – mit Augen undHaaren, dem Ton der Lippen und derHaut. Lassen Sie sich von Ihrem Zahn-arzt beraten.

Für und widerDiese Keramikverschalungen empfeh-len sich besonders, wenn Bleichmittelaus gesundheitlichen Gründen tabu sind.Oder wenn sich Verfärbungen durchBleichen nicht ausreichend beeinflussenlassen. Zum Beispiel bei wurzelbehan-delten, sehr stark verfärbten Zähnen, diesich nicht mehr besonders häufig che-misch aufhellen lassen.

Wenn ein Zahn in seiner Substanzschon zu stark geschädigt ist, kann aberauch ein Veneer nicht mehr helfen.

Fachlich gut gemachte Veneers halten– obwohl nur einen halben Millimeterdünn – jahrelang allen normalen Belas-tungen stand. Auch auf den Biss in denApfel muss niemand verzichten. Eine Ri-sikogruppe sind allerdings diejenigen,die zu extrem hartem Aufeinander-beißen, Bleistiftkauen oder nächtlichemZähneknirschen neigen. Diese Ange-wohnheiten können die ansonsten guteHaltbarkeit von Veneers beeinträchtigenund den finanziellen Aufwand infragestellen. Schließlich zahlt man für einVeneer stolze 600 Euro.

Muss ein Veneer wieder entfernt wer-den, bleibt aufgrund der stabilen Befes-tigung kein anderer Weg, als das Kera-mikschälchen abzuschleifen. Anschlie-ßend muss der Zahn allerdings wiedermit einem Veneer oder einer Krone ver-sorgt werden. �

Die mit dem Wirkstoff gefüllte Schienewird meist über Nacht getragen.