Synopsis «Der Rosenkavalier»

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Synopsis Der Rosenkavalier

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Der RosenkavalierRichard Strauss

1. AufzugDie Feldmarschallin Fürstin Werdenberg hat die Nacht mit ihrem jungen Geliebten, dem Grafen

Octavian Rofrano, verbracht. Noch ganz überwältigt von seinem heimlichen Glück, will Octavian

den anbrechenden Tag aussperren, der die verheiratete Fürstin mit ihren Alltagspflichten in

Beschlag nehmen wird. Vor der Tür werden Geräusche laut und die Marschallin fordert Octavian

hastig auf, sich zu verstecken. Es ist jedoch nur Mohammed, der kleine Mohrenknabe, der ein Tab-

lett mit dem Frühstück für die Marschallin bringt. Während des Frühstücks schwärmt

Octavian von seinem Glück: er darf hier bei der Geliebten sein, während der Feldmarschall weit

weg auf der Jagd ist. Doch die Marschallin bittet ihn, ihren Mann aus dem Spiel zu lassen, hat sie

doch gerade diese Nacht von ihm geträumt. Die Angst vor einer plötzlichen Rückkehr

erschreckt sie. Erneut dringt aus dem Vorzimmer Lärm herein und Octavian ist wiederum ge-

zwungen, sich zu verstecken. Dann jedoch bemerktdie Marschallin zu ihrer Erleichterung, dass die

Stimme dessen, der Einlass in ihre Gemächer begehrt, nicht die Stimme ihres Mannes ist.

Als sie Octavian auffordert, aus seinem Versteck hervorzukommen, entdeckt sie, dass dieser sich

inzwischen als Kammerzofe verkleidet hat, um auf diese Weise unauffällig aus dem Zimmer ent-

wischen zu können. In diesem Augenblick durchbricht der Besucher die Reihen der Lakaien und

platzt in das Zimmer herein: es ist ihr Vetter vom Land, der Baron Ochs auf Lerchenau. Ihm fällt

sofort der verkleidete Octavian auf, den ihm die Marschallin als ihre Kammerzofe Mariandel vor-

stellt. Der Baron ist von dem hübschen jungen Mädchen sehr angetan und vereitelt ein ums an-

dere Mal, dass Octavian endlich den Raum verlassen kann.

Baron Ochs, ein passionierter Schürzenjäger, erzählt der Marschallin von seiner geplanten Heirat

mit der Tochter eines reichen Neuadeligen, Sophie von Faninal. Den finanziellen Vorteil, den ihm

diese Quasi-Mésalliance mit einer «Bagatelladeligen» einbringt, sieht er durch seinen eigenen alten

Adel mehr als reichlich aufgewogen. Er bittet die Marschallin darum, für ihn einen adeligen jungen

Mann zu finden, der dem Brauch genüge tun und als Rosenkavalier seiner Zukünftigen die silberne

Rose als Zeichen seiner Liebe überbringen könne. Die Marschallin erlaubt sich das Vergnügen,

ihrem Vetter zu diesem Zweck den Grafen Octavian vorzuschlagen. Sie zeigt ihm sein Bild, worauf

Ochs eine frappante Ähnlichkeit mit der Kammerzofe entdeckt.

Er geht davon aus, dass das hübsche Mädchen eine uneheliche Schwester des Grafen ist, da auch

er in seinem Gefolge ein «Kind seiner Laune» als Kammerdiener mitführt und fühlt sich geehrt, dass

ein junger Mann aus so gutem Hause sein Rosenkavalier sein wird.

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Das morgendliche Lever der Marschallin unterbricht die Unterhaltung, sodass sich Octavian end-

lich zurückziehen kann. Ausser dem «üblichen Bagagi», bestehend auseiner adeligen Witwe mit

ihren drei Töchtern, der Modistin, den beiden Intriganten Annina und Valzacchi, dem Tierhändler,

dem Friseur und dem Notar, ist der Marschallin heute auch ein Sänger samt einem Flötisten zum

Geschenk dargebracht worden. Der Gesang wird allerdings von Ochs gestört, der mit dem Notar

lautstark über die juristische Möglichkeiten in seinem Ehevertrag streitet. Valzacchi und Annina

bieten dem Baron ihre Dienste an und dieser beauftragt sie, die hübsche Kammerzofefür ihn aus-

findig zu machen. Unterdessen hat sein Kammerdiener Leopold das Etui mit der silbernen Rose

gebracht. Die Marschallin verspricht dem Baron, Octavian als Aufführer für seinen ersten Bräuti-

gamsbesuch bei Sophie von Faninal aufzubieten.

Nach dem Lever bleibt die Marschallin allein zurück. Die Heiratspläne des Baron Ochs mit der

kaum fünfzehnjährigen Sophie erinnern sie an ihre eigene Vergangenheit; auch sie hat man sehr

jung verheiratet. Das Vorgefühl des Alterns und der Vergänglichkeit bedrückt sie. Auch der zu-

rückkehrende Octavian, nun wieder in Männerkleidern, kann ihre Melancholie nicht vertreiben. Im

Gegenteil: die Marschallin fühlt sich nur umso stärker daran erinnert, dass ihre Liebe zu diesem

jungen Mann nicht ewig dauern kann, da sie ihn früher oder später an eine Jüngere verlieren wird.

Diesem Gedanken steht Octavian jedoch verständnislos gegenüber und er zweifelt an ihrer Liebe.

Am Ende muss sie ihn trösten. In ihrem Kummer wünscht die Marschallin allein zu bleiben und

schickt Octavian weg. Kaum hat er den Raum verlassen, bedauert sie zutiefst, dass sie ihn ohne

einen Kuss hat gehen lassen. Die Lakaien, die sie ihm nachschickt, können ihn nicht mehr einho-

len; so übergibt sie ihrem Mohrenknaben die vergessene Schatulle mit der silberne Rose, damit er

diese zu Octavian bringen kann.

2. AufzugIm Hause Faninals wird der Rosenkavalier mit Aufregung erwartet. Herr von Faninal ist stolz über

die Ehre, die ihm durch die Heirat seiner Tochter mit einem Adeligen widerfährt. Aus Gründen der

Schicklichkeit muss Faninal als Vater der Braut jedoch das Haus verlassen haben, ehe der Ro-

senkavalier vorfährt. Sophie, die im Kloster erzogen wurde, versucht einem solch grossen Augen-

blick mit Demut zu begegnen, ihre kindliche Freude über die bevorstehende Heirat und ihren neuen

gesellschaftlichen Stand sind jedoch stärker. Octavian erscheint prächtig gekleidet und überreicht

Sophie die silberne Rose. Er ist von ihrem Anblick hingerissen und auch sie ist von diesem Au-

genblick wie verzaubert. Wie aus einer anderen Welt zurückkehrend beginnen sie schliesslich eine

anfangs noch etwas verlegene Unterhaltung. Sophie erzählt, dass sie ihn aus dem Ehrenspiegel

Österreichs, in dem alle Stammbäume verzeichnet sind, kennt, und dass sie seine Vornamen

weiss. Sie nennt sogar den Namen, den nur ihm nahestehende Personen kennen: Quinquin.

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Ihr trauliches Gespräch wird von Faninal unterbrochen, der den Baron Ochs hereinführt. Des-

sen ungezwungene Direktheit und aufdringliche Vertraulichkeit stossen Sophie ab; auch Octa-

vian ist über sein Verhalten empört, während sich Faninal vor Glück kaum zu fassen weiss. Er

führt Ochs in ein Nebenzimmer, um mit ihm die Einzelheiten des Ehevertrages zu besprechen.

Vor dem Hinausgehen stellt Ochs fest, dass seine Braut noch ein rechter «Rühr-mich-nicht-an»

ist und fordert Octavian auf, ihr doch ein wenig «schöne Augen» zu machen, da es ihm, dem

Bräutigam, nur zugute käme.

Empört über diesen Verstoss an Sittlichkeit wendet sich Octavian der verzweifelten Sophie zu

und fragt sie, ob sie diesen Wüstling heiraten wolle. Sophie verneint heftig und Octavian ver-

spricht ihr seine Hilfe, wenn sie jetzt stark genug wäre, für sie beide einzustehen. Sophie küsst

ihm vor Dankbarkeit und Glück die Hand und Octavian nimmt sie in seine Arme. Die beiden In-

triganten Valzacchi und Annina haben die Szene jedoch beobachtet und rufen, während sie die

beiden jungen Leute festhalten, den Baron herbei.

Ochs zeigt sich zwar empört, amüsiert sich aber eher über Octavian, der ja wie er augen-

scheinlich keine Gelegenheit auslässt. Die Beteuerungen Sophies, dass sie Ochs nicht heira-

ten will, nimmt er jedoch überhaupt nicht ernst. Das erbost Octavian so sehr, dass er hand-

greiflich wird und den Baron verletzt. Auf dessen Wehgeschrei läuft das ganze Haus zusam-

men. Faninal ist äusserst entsetzt darüber, dass dem vornehmen Bräutigam in seinem Hause

etwas derartiges geschehen konnte und will seine Tochter nicht anhören. Eher sperrt er sie le-

benslang ins Kloster, als dass er sich von ihr seine schönen Plänen durchkreuzen lässt. Octa-

vian kann Sophie gerade noch sagen, dass sie von ihm hören wird, dann wird er auch schon

des Hauses verwiesen. Die Verletzung hat sich indessen als nicht besonders ernst erwiesen

und ein Glas Wein hilft dem Baron über den Schrecken hinweg. Ein bisschen muss er sogar

schmunzeln, da ihn Octavian an seine eigene Jugend erinnert. Sein Zorn verfliegt vollends, als

ihm Annina einen Brief Mariandels überbringt, dass ihn zu einem Stelldichein bittet.

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3. AufzugOctavian hat mit Valzacchi und Annina einen derben Streich für den Baron Ochs vorbereitet und

lässt sich nun, verkleidet als Mariandel, von ihm zum Souper führen. Der Baron ist entzückt von

der Naivität des jungen Mädchens, allerdings erinnert ihr Gesicht ihn immer wieder an den

schmerzhaften Zwischenfall mit Octavian. Octavian spielt ihm indessen das unschuldige Mäd-

chen vor, was den Baron von der Ähnlichkeit ablenkt. Kaum hat er sich beruhigt, wird er von

plötzlich auftauchenden Gestalten erschreckt. Mariandel beteuert jedoch, nichts gesehen zu

haben. Er versucht sich zu beruhigen, wird aber von Annina gänzlich durcheinander gebracht,

die als trauernde Witwe umringt von kleinen Kindern auftritt und vorgibt ihn als ihren Gatten zu

erkennen. Nun verliert Ochs die Nerven. Inmitten der «Papa!» rufenden Kinder und einem Hau-

fen herbeigelaufenen Volkes weiss er sich nicht mehr anders zu helfen und ruft die Polizei.

Der Kommissar erscheint, vernimmt allerdings den Baron wegen des jungen Mädchens an sei-

ner Seite. Ochs flüchtet sich in die Ausrede, dass es sich um seine Zukünftige handele. In die-

sem Moment erscheint der von Octavian herbeigerufene Faninal, sieht den zukünftigen Schwie-

gersohn von einem jungen Mädchen und einer Ehefrau samt Kindern umringt und muss sich

das Mariandel auch noch als seine Tochter vorstellen lassen. Er schickt nach Sophie, die Octa-

vian in seiner Verkleidung erkennt, sich aber um ihren Vater kümmern muss, der einen Schwä-

cheanfall erlitten hat. Ochs will das Weite suchen, wird aber vom Kommissar zurückgehalten,

dem Mariandel etwas zuflüstert und sich dann mit ihm zurückzieht. In diesem Moment erscheint

die Marschallin. Rasch durchschaut sie die Situation und gibt dem Baron zu verstehen, dass

man ein Spiel mit ihm getrieben hat. Octavian, der sich unterdessen der Frauenkleider entle-

digt hat, ist erschrocken über das Erscheinen der Marschallin, das in seinem Plan erst später

vorgesehen war, und auch Sophie ist bestürzt, da sie erkennt, dass zwischen Octavian und

Marschallin mehr ist als blosse Bekanntschaft. Baron Ochs begreift erst langsam die Ausmasse

des Ganzen, will aber weiterhin an seinem Heiratsplan festhalten, bis die Marschallin ihm deut-

lich zu verstehen gibt, dass es an der Zeit ist, sich mit Anstand zurückzuziehen und die Farce

ein Ende habe. Unter dem Spott der an der «Wiener Maskerad’» Beteiligten macht sich der

Baron aus dem Staub.

Octavian steht verwirrt zwischen der mühsam beherrschten Marschallin und Sophie, die nun

auch nicht mehr an ihrem Traum von einer gemeinsamen Zukunft mit Octavian festhalten will.

So muss schliesslich die Marschallin selbst ihren Geliebten dahin schicken, wo sein Herz ihn

hinzieht. Mit ihrem Verzicht gibt sie der jungen Liebe eine Chance.

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