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syntax2/2012
DAS ÖSTERREICHWEITE MAGAZIN FÜR KRITISCHE SCHÜLER_INNEN
FÜR EINE STARKE WAHL - DAMIT JEDE STIMME ZÄHLT!
Bald finden österreichweit die Wahlen zur Landesschüler_innenvertretung statt. Als Schulsprecher_in bzw.
Schüler_innenvertretungsmitglied hast du die Chance mitzuentscheiden, wer dich kommendes Jahr vertritt.
Seite 6
AKTION KRITISCHER SCHÜLER_INNEN | AKS.AT | MAI 2012A
CO
VE
RST
OR
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aks.at
Die AKS hat eine Bürger_inneninitia-tive für die LSV/BSV Direktwahl ge-startet, mehr Infos auf aks.at
SCHONGEWUSST?
Für diese Ausgabe haben wir ein Inter-view mit dem ehemaligen AHS Direktor Erwin Greiner geführt.
HIGHLIGHT DIESER AUSGABE:
S. 6
SV
Special!
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Raise your voice
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syn
tax INHALT & EDITORIAL
Liebe_r Leser_in!
Die sonnigen Tage werden mehr und auch der Schul-
schluss rückt endlich näher. Das bedeutet einerseits,
dass du vielleicht noch ein paar stressige Prüfungen zu
bewältigen hast, andererseits neigt sich auch das SV-Jahr
dem Ende zu. Am Ende jedes Jahres stehen die Wahlen
zur Landesschüler_innenvertretung (LSV) auf dem Pro-
gramm, für die alle Schulsprecher_innen aus ganz Öster-
reich für ihr jeweiliges Bundesland wahlberechtigt sind.
Diese wählen die landesweite Vertretung der Schüler_in-
nen für das kommende Jahr. Deswegen beschäftigt sich
auch unsere Titelstory auf Seite 6 und 7 damit!
Außerdem findest du auf Seite 4 Informationen zu der
Kampagne „Sei wählerisch – Direktwahl jetzt“.
Auf Seite 8 und 9 findest du ein spannendes Interview
mit Erwin Greiner über aktuelle Bildungspolitik.
Bei Fragen, Anregungen, Kritik oder Lob gilt wie immer:
Einfach schreiben an [email protected]!
Viel Spaß beim Lesen wünscht Dir
deine Redaktion
EDITORIAL
IMPRESSUMMHV: AKS-Bundesorganisation | Chefinnenredaktion: Valerie Buttler | Layout: Franz Wilding | Redaktion: AKS Bundesorgani-sation Alle: Amtshausgasse 4, 1050 Wien, Österreich
Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz: Syntax ist eine Zeit-schrift der AKS-Bundesorganisation und steht zu 100% in deren Ei-gentum | Grundsätzliche Richtung: Das Syntax ist die Organisationzeitung der Aktion kritischer Schüler_innen. Inhaltich den Werten der aks verpflichtet, ihr journalistischer Auftrag die Aufarbeitung gesellschaftlicher Themen aus einer Perspektive, die nicht von ökonomischen und gesellschaftlichen Ver-pflichtungen und Normen eingeengt ist.
ZVR: 27 0 200 209 | Kontakt 01/523 12 43, [email protected] | Druck: Wilhelm Bzoch Gesellschaft m.b.H. | Industriegebiet Kupferschmiedg 7 | 2201 Hagenbrunn
SCHÜLER_INNENVERTRETUNG
Sei wählerischDirektwahl jetzt!...................................................................................................
Speaker´s CornerSag uns deine Meinung................................................................................
Für eine starke WahlDeine Stimme zählt..........................................................................................
BILDUNGStillstand im BildungssystemInterview mit Erwin Greiner..........................................................................
Fix the classrooms not the girlsMathematik hat (k)ein “Mädchen Problem”?..................................
FEUILLETONSchulrechtsfragenSchulrechtsnotruf der AKS..........................................
Seite 4
Seite 5
Seite 6/7
Seite 8/9
Seite 10
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INHALTSVERZEICHNIS
KOMMENTARDER
VORSITZENDEN
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Seite 3syntax
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taxKOMMENTAR DER VORSITZENDEN
“REIF FÜR DIE REIFEPRÜFUNG?”
Die neue Matura kommt in großen Schritten
näher und das mit lautem Getöse. Die Dis-
kussionen rund um die Neue Reifeprüfung
nehmen kein Ende. Fakt ist, dass die Neue
Reifeprüfung mit dem Schuljahr 2013/2014
eingeführt wird, beziehungsweise im Jahr da-
rauf für die BHS.
Dabei ist festzuhalten, dass wohl fast jede_r
Schüler_in Angst vor der Matura hat – da
noch einmal Öl ins Feuer zu gießen und so
kollektive Panik auszulösen, ist wohl der kon-
traproduktivste Weg, mit dieser Reform um-
zugehen.
WARUM EINE NEUE MATURA?Die neue Reifeprüfung kommt, sie soll für
mehr Fairness und Vergleichbarkeit sorgen.
Trotzdem muss Platz für individuelle Un-
terrichtsschwerpunkte, sein und den ver-
schiedenen Schultypen Rechnung getragen
werden, soviel steht fest. Ob das mit dem
aktuellen Vorschlag des Bundesministeriums
der Fall ist, kann hinterfragt werden. Auch die
Unsicherheit, die es bei Neuerungen dieser
Form immer gibt, sind mehr als verständlich.
Diese Ängste allerdings zu instrumentali-
sieren und sich, ohne jedes wenn und aber,
gegen alles Neue stellen, zeugt nicht gerade
von einem konstruktiven Umgang mit Inno-
vationen.
SCHÜLER_INNEN MÜSSEN INFORMIERT WERDENWährend manche Lehrpersonen nur Däum-
chen-drehen und sich aus der Verantwortung
ziehen, sollten alle betroffenen Schüler_in-
nen das Recht auf Information haben. Die
Neuerungen, die durch die standardisierte,
kompetenzorientierte Reifeprüfung eingefüh-
rt werden, müssen auch tatsächlich an die
Schüler_innen weitergegeben werden.
INFOBOX:
Reif für die Reifeprüfung?!
Die AKS versanstaltet in ganz Österreich In-
formationsveranstaltungen zur Zentralmatu-
ra. Die genauen Termine sowie Infos zur neu-
en Reifeprüfung findest du unter www.aks.at
KOMMENTARDER
VORSITZENDEN
Eleonora Kleibel, Vorsitzende der AKS
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tax SCHÜLER_INNENVERTRETUNG
Sei wählerischIn Diskussionen rund um Bildungspolitik kommen die wirklich Betroffenen und wahren Expert_innen meist kaum vor - nämlich die Schülerinnen und Schüler.Die AKS setzt sich seit Jahren für die Direktwahl der LSV und BSV und Erneuerung des Schüler_innenvertretungsgesetz ein.
Direktwahl jetzt!
ES WAR EINMAL...Bevor die BSV in ihrer heutigen Form
geschaffen wurde, gab es ab dem Jahr
1972 einen bundesweiten Schüler_in-
nenbeirat. Dieser setzte sich aus Ver-
treter_innen der Bereiche AHS, BMHS,
BSn und verschiedener Jugendorga-
nisationen zusammen. Aus den Struk-
turen des Schüler_innenbeirats wurde
dann die gesetzliche überschulische
Vertretung geschaffen.
Die AKS forderte als erst Schüler_in-
nenorganisation bereits 1987 das di-
rekte Wahlrecht für die Schüler_innen-
vertretung. So wurde erreicht, dass alle
Oberstufenschüler_innen das Recht
haben ihre SV (Schüler_innenvertre-
tung) selbst zu wählen. Davor waren
nur die Klassensprecher_innen berech-
tigt ihre Stimme für dn_die Schulspre-
cher_in abzugeben.
Mit der letzten Novelierung des SchVG
im Jahr 1990 wurde die Landes- und
Bundesschüler_innenvertretung in der
Form geschaffen, in der sie heute noch
existiert. Dabei hat das Schüler_in-
nenvertretungsgesetz einige Änderung
schon lange notwendig!
EINE VETRETUNG OHNE RECHTEDa die BSV nicht den Status einer
Körperschaft öffentlichen Rechts hat,
besitzt sie auch keine eigene Rechts-
persönlichkeit. Sie ist somit in vielen
Punkten durch das Ministerium einge-
schränkt.
So ist es der BSV zum Beispiel nicht er-
laubt, Öffentlichkeitsarbeit zu leisten
oder eine eigenständige Homepage zu
betreiben. Weil es aber wichtig ist, dass
Schüler_innen eine Stimme bekommen
und sich von niemandem den Mund
verbieten lassen müssen, ist wichtig die
Möglichkeiten und Rechte der BSV zu
erweitern.
Um optimale Vertretungsarbeit zu ga-
rantieren ist es auch zentral, dass die
BSV nicht nur in ihrer Öffentlichkeits-
arbeit frei agieren kann, sondern dass
der Schüler_innenvertretung auch
sonst mehr Rechte eingestanden wer-
den.
DIREKTWAHL JETZT!Schüler_innen sollen das Recht haben,
ihre Vertretung selbst zu wählen und
auch zu kennen. So kann nicht nur der
Bekanntheitsgrad der BSV, sondern
auch ihre Möglichkeiten und Rechte ge-
stärkt werden.
Eine direkt gewählte LSV/BSV ist ein
zusätzliches Mittel um Schüler_innen
Demokratie näher zu bringen und hat
mehr Gewicht gegenüber der Politik
und ist in der Öffentlichkeit präsenter.
Im Herbst 2010 hat die Aktion kriti-
scher Schüler_innen ein Konzept zur
Direktwahl ausgearbeitet, das auf der
Homepage www.aks.at als Download
bereit steht.
Tatjana Gabrielli, die Autorin besuchte das
PG Riedenburg und ist jetzt Bundesfrauen-
sprecherin der AKS
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taxSCHÜLER_INNENVERTRETUNG
Sag uns deine Meinung
SPEA
KER’S
CORN
ER
Viel zu oft werden die Meinungen von Schüler_innen in bildungspolitischen Diskussionen überhört oder ignoriert. Dabei sind es gerade wir Schüler_innen, die schulische Entscheidun-gen in erster Linie betreffen, somit sind wir die eigentlichen Expert_innen in diesem Bereich. Im „Speaker’s Corner“ des Syntax bekommen Schüler_innen regelmäßig die Möglichkeit, ihre ei-gene Meinung zu aktuellen Themen zu äußern. Hast du auch ein Statement abzugeben oder ein Projekt an deiner Schule realisiert, das du gern mit anderen Schüler_innen aus ganz Österreich teilen würdest? Dann melde dich einfach unter [email protected]
Die Zentralmatura schafft eine gleiche Basis für alle angehenden
Studierenden.
Maturantinnen und Maturanten können nicht mehr nach der
besuchten Schule beurteilt werden und haben so alle die gleiche
Ausgangssituation für ihren weiteren Berufsweg.
Patricia Egger, 16 Jahre, KORG Kettenbrücke, Tirol
Nur so kann gewährleistet werden, dass alle Schüler_innen den
gleichen Wissenstand haben, und damit auch mehr Vergleichbar-
keit geschaffen wird. Auch, dass die gewissen Grundkompetenzen
bei der Zentralmatura einen hohen Stellenwert haben, finde ich sehr
sinnvoll, denn so wird eine gute Basis für den weiteren Bildungsweg
geschaffen.
Larissa Nenning, 17 Jahre, Schulsprecherin BORG Egg, Vorarlberg
Die Zentralmatura ist für mich wichtig, um unseren
Unterricht zu verbessern. Zurzeit können Lehrpersonen
ihre „Standards“ selbst setzen, wodurch Schüler_innen
bei der einen Lehrperson deutlich mehr lernen als bei
der anderen.
Paul Schmid, 17 Jahre, BG/BRG Pestalozzi, Steiermark
Die Zentralmatura ist, für viele Leute, eine lang ersehnte Reform des
österreichischen Bildungssystems. Es freut mich, dass auch Öster-
reich es mittlerweile verstanden hat, dass es wichtig ist, eine einheit-
liche und national vergleichbare Reifeprüfung zu haben. Sie ermög-
licht es Schwächen des Schulsystems schneller aufzudecken und zu
verbessern.
Jakob Stadler, 17 Jahre, BG für Slowen_innen, Kärnten
“Warum ist die neue Reifeprüfung ein wichiger Schritt für unser Bildungssystem?”
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tax SCHÜLER_INNENVERTRETUNG
Für eine starke WahlZu Schulschluss hast du die Möglichkeit, die landesweite Interessenvertretung für Schüler_innen zu wählen.
Deine Stimme zählt
Die Wahlen der Landesschüler_innenvertretung (LSV) finden jedes Jahr am Ende des Schuljahres statt, wobei die Vertre-
tung, anders als bei den Schulsprecher_innenwahlen, für das kommende Jahr gewählt wird.
LSV – DU HAST DIE WAHLDie LSV besteht aus drei Bereichen: Allgemein Höhere Schulen
(AHS), Berufsbildende mittlere und höhere Schulen (BMHS)
und Berufsschulen (BS), wobei jeder Bereich – je nach Bun-
desland – vier bis acht Mitglieder hat. Die Aufgabe der LSV ist
es zum einen, die Interessen der Schülerinnen und Schüler vor
dem Landesschulrat zu vertreten und zum anderen, die einzel-
nen Schüler_innenvertretungen in ihrer Arbeit zu unterstüt-
zen. Bei der LSV-Wahl sind grundsätzlich nur die Schulspre-
cher_innen wahlberechtigt, um die landesweite Vertretung zu
wählen und können auch selbst kandidieren. Die anderen SGA-
Mitglieder hingegen haben nur passives Wahlrecht, das heißt
sie können auch für die LSV kandidieren, haben aber selbst
kein Wahlrecht.
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tax
Für eine starke Wahl
SCHÜLER_INNENVERTRETUNG
DEINE STIMME ZÄHLTAufgrund dessen, dass eine sehr kleine Gruppe an Menschen über die Interessen der Schüler_innen entscheidet, ist es umso
wichtiger, dass du wählen gehst, denn deine Stimme zählt!
Je mehr Wahlberechtigte bei der Wahl sind, desto mehr Gewicht bekommt die Wahl der Landesschüler_innenvertretung.
Im weiteren Sinne bedeutet das, mehr Möglichkeiten für die LSV durch mehr Bekanntheit. Wir hoffen wir sehen dich bei der
Wahl.
In jedem Bundesland wird es vor der Wahl Veranstaltungen geben, wo du dich mit anderen SVen vernetzen kannst. Für mehr
Informationen oder wenn du noch Fragen zu Wahl hast, dann melde dich einfach bei den oben stehenden Kontaktpersonen.
Oberösterreich28.06.2012Tarek [email protected]
Steiermark28.06.2012Veronika [email protected]
Salzburg05.07.2012Amelie [email protected]
Wien22.06.2012Camilla [email protected]
Kärnten02.07.2012Johanna [email protected]
Tirol04.07.2012Christina [email protected]
Vorarlberg
03.07.2012
Tess Herrmann
Niederösterreich
21.06.2012
Valerie Kalnein
Burgenland
21.06.2012
Louis Reumann
Alle Wahltermine im Überblick
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Seite 8syntax
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tax BILDUNG
Stillstand im Bildungssystem
Erwin Greiner ist ehemaliger Direktor einer AHS und hat an seiner Schule den Schulversuch Gesamtschule durchgeführt. Jetzt engagiert er sich bei Bildung grenzenlos.
Interview mit Erwin Greiner
Syntax: Was denken Sie, sind die drei
großen Probleme im österreichischen
Bildungssystem?
Erwin Greiner: Das größte strukturel-
le Problem sehe ich darin, dass die Re-
gierung vor mittlerweile 50 Jahren be-
schlossen hat, dass Gesetze nur mit einer
zwei Drittel Mehrheit verändert werden
können. Daraus folgt der totale Stillstand
im Bildungssystem und solange sich das
nicht ändert, wird sich wenig bis gar
nichts verändern.
Ein weiteres Problem ist, dass die Ele-
mentarpädagogik, also Kindergärtner_
innen und Volk- und Hauptschulleh-
rer_innen, nicht universitär ausgebildet
werden.
Der nächste große Punkt ist die Päd-
agog_innnenausbildung, die verein-
heitlicht gehört. Also eine gemeinsame
AHS-, BMHS-, Hauptschul- und Grund-
schullehrer_innenausbildung mit we-
sentlich mehr Praxisanteilen während
der Ausbildung.
Syntax: Warum halten Sie eine Gesamt-
schule für wichtig? Was muss bei der
Einführung der Gesamtschule bedacht
werden?
Erwin Greiner: Es ist absurd, im Alter
von 10 Jahren entscheiden zu müssen,
in welche Richtung der weitere Bildungs-
weg gehen soll. Mit der Gesamtschule
wird auch der Vererbbarkeit von Bildung
ein Ende gesetzt. Gewisse Gesellschafts-
schichten bzw. Parteien, wie die ÖVP,
sprechen sich klar gegen die Gesamt-
schule aus, um ihr Klientel zu schützen
und eine Elite zu bilden.
Bei der Umsetzung der Gesamtschule ist
es extrem wichtig, dass sie bundesweit
durchgesetzt wird, und dass zuerst ein
Konzept ausgearbeitet wird und sie dann
erst eingeführt wird. Als Beispiel für eine
Gesamtschule, bei der ein gutes Konzept
dahinter steckt, ist die IGS Göttingen, die
auch als beste Schule Deutschlands aus-
gezeichnet worden ist. Abiturient_innen
dieser Schule zählen jedes Jahr zu den
Besten und auch die Ausfallquote von
Schüler_innen liegt unter 1%, was gut
zeigt, dass eine Gesamtschule das Bil-
dungsniveau auf keinen Fall senkt.
Von heute auf morgen kann die Gesamt-
schule nicht eingeführt werden, aber
wenn man sich die Zeit nimmt, und die
Konzepte von anderen Ländern, in denen
es die Gesamtschule schon gibt, mit ein-
bezieht, steh der Einführung nichts im
Weg.
Syntax: Die neue Oberstufe soll 2013/14
eingeführt werden. Was halten Sie von
diesem Konzept bzw. was würden diese
ändern?
Erwin Greiner: Die Grundidee finde ich
gut, jedoch würde ich den Pflichtunter-
richt auf ein Minimum reduzieren, so
dass die Zugangsberechtigung zu den
Studien auf jeden Fall erhalten bleibt.
Stattdessen sollte es viel mehr Wahl-
möglichkeiten geben. Wichtig bei dem
modularen System ist es auch, die Leh-
rer_innenausildung mehr auf Coaching
auszurichten.
Syntax: Der Unterricht an Österreichs
Schulen ist hauptsächlich frontal. Was
muss an der Unterrichtsart verändert
werden?
Das jetzige Bildungssystem erk-ennt und fördert keine Talente und ermöglicht es nicht, dass Schüler_innen, die in gewissen Bereichen nicht so gut sind, zumindest gewährleistet wird,
dass sie bestehen.
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taxBILDUNG
Erwin Greiner: Lehrpersonen müssen
ihre Rolle neu definieren und zwar von
dem_der reinen Wissensvermittler_in
weg zu einem_einer Lernbegleiter_in
hin. Vor allem durch Gruppenlernen
wird der Stoff viel schneller aufgenom-
men, denn wie man in der Gehirnfor-
schung schon herausgefunden hat, Er-
klären ist die beste Möglichkeit etwas
zu Lernen. Beim Frontalunterricht
erklärt die Lehrperson, und es kann
nicht der Zweck von Schule sein, dass
Lehrpersonen durch Erklären selbst am
meisten lernen.
Syntax: Finden Sie, dass die neue Rei-
feprüfung ein wichitger Schritt ist?
Erwin Greiner: Ja, denn Unterricht
und Bildungsstandards müssen ver-
gleichbar sein, auch auf internationaler
Ebene. Auch dass es externe Beispiele
gibt, die zentral ausgerichtet sind, ist
gut. Ich würde mir nur wünschen, dass
die Beispiele auch extern beurteilt wer-
den. Denn Lehrpersonen vermitteln das
Wissen und beurteilen es, ohne dass sie
dabei Rückschlüsse auf ihren eigenen
Unterricht ziehen können. Dies ruft
auch ein anderes Verhältnis zwischen
Schüler_innen und Lehrpersonen her-
vor.
Syntax: Sie engagieren sich bei Bil-
dung.grenzenlos. Worum geht es bei
dieser Initiative?
Erwin Greiner: Bildung.grenzenlos ist
ein Initiative, die von Pädagog_innen
vor 12 Jahren ins Leben gerufen wur-
de, mit dem Zweck bildungsrelevante
Themen, abseits vom parteipolitischen
Programm, präsenter zu machen. Wir
veranstalten Expert_innengespräche
zu verschiedenen bildungspolitischen
Themen und wollen damit Themen, die
oft unter den Tisch gekehrt werden, an-
sprechen und wollen somit eine Platt-
form schaffen.
Das Interview führte Valerie Butt-
ler. Die Autorin besuchte das WRG
Salbzurg und ist im Bundesteam der
AKS tätig.
INFOBOX:
Für mehr Informationen über die Ini-
tiative Bildung grenzenlos gehe auf die
Hompage www.bildunggrenzenlos.at
Es ist absurd, im Alter von 10 Jahren entscheiden zu müssen, in welche Richtung der weitere
Bildungsweg gehen soll.
Erwin Greiner
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tax BILDUNG
Fix the classrooms – not the girls
FIX THE CLASSROOMS – NOT THE GIRLSAuf den ersten Blick scheint diese Theorie aufzugehen. Ob-
wohl Mädchen die gleichen Leistungen wie Burschen in der
Mittel-und Oberschule erbringen, schließen sie, so schnell
wie es geht mit dem Thema ab. Auch ist es bei Frauen sehr
viel unwahrscheinlicher, dass sie später Karrieren die mathe-
matikbelastet sind, verfolgen.
(K)EIN „MÄDCHEN-PROBLEM“Gender-Forscher_innen haben gezeigt, dass die dieses „Mäd-
chen- Problem“ kein angeborener Unterschied zum anderen
Geschlecht ist, sondern dass es gerade die Kontexte, in denen
wir Mathe lernen, Mädchen wenig Ermutigung und weniger
Vertrauen in ihre mathematischen Fähigkeiten geben.
Jo Boaler, eine Professorin für Mathematische Bildung, er-
klärte kürzlich in einem Vortrag, warum traditionelle Wege
des Unterrichts in Mathematik, wie zum Beispiel Auswendig-
lernen allgemein einfach nicht funktionieren. Ihre Forschung
zeigt, dass durch einfache Änderungen der Art und Weise wie
gelehrt wird, die Unterschiede zwischen den Geschlechtern
in Mathematik und den erbrachten Leistung verschwinden.
SIND ES DIE GENE?Boaler wird oft gefragt, ob das „Mädchen Problem“ ein „Gen-
Problem“ sei. Durch jahrzehntelange Forschung erweist sich
diese Annahme als falsch. Zum einen sind geschlechtsspezi-
fische Unterschiede bei mathematischen Leistungen im ver-
gangenen Jahrhundert weit gesunken. Darüber hinaus sind
die geschlechtsspezifischen Unterschiede länderspezifisch:
In einigen europäischen Ländern, erbringen Burschen und
Mädchen dieselben Leistungen. In Ländern wie Island über-
treffen Mädchen ihre Mitschüler. Wenn also Unterschiede
zwischen den Geschlechtern vom Schulsystem und der Un-
terrichtsform abhängig sind, können dann diese Unterschie-
de wirklich genetisch bedingt sein?
Auch andere Wissenschaftler_innen fanden keine nennens-
werten Unterschiede in der Fähigkeit an sich, sobald die Zahl
der Mathematik-Kurse, die Burschen und Mädchen besuch-
te, konstant gehalten wurde. Das heißt also, wenn beide Ge-
schlechter sich gleich intensiv mit dem Thema beschäftigen,
verringert sich der Unterschied auf ein Minimum.
DIFFERENZIALRECHNEN IST KEINE GABEEs ist interessant, dass Politiker_innen den Fehler noch im-
mer in den Genen und nicht in der Erziehung suchen. Es sind
die Mathematik Klassenzimmer, und nicht die Mädchen, die
eine Veränderung brauchen. Die Präferenzen von Mädchen
sind nicht genetische bedingt sind, sondern viel mehr von der
Art und Weise, wie Mädchen von Lehrenden, Pädagog_innen
und Eltern im Bezug auf Mathematik behandelt werden.
Tatjana Gabrielli, die Autorin besuchte das PG Riedenburg und ist
jetzt Bundesfrauensprecherin der AKS
Der Mythos hält sich weiterhin: Mädchen würden ein natürliches Defizit in naturwissen-schaftlichen Fächern aufweisen.
Mathematik hat ein „Mädchen- Problem“?
A
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Seite 11syntax
syn
tax
#
vorname, nachname
adresse, plz, ort
telefon
geb. dat., datum, schule, klasse
ICH BIN
AN DIE
Aktion kritischer Schüler_innenAmtshausgasse 4, 1050-Wien
FÜR DIE SCHÜLER_INNENVERTRETUNG:SV-Toolbook (allgemeine SV-Broschüre)123 Fragen an das SchUG (Schulrechtsbroschüre)Sozial-Broschüre (Beihilfen und Förderungen)zu einem SV-Vernetzungstreffen kommenUnterstützung bei einem SV-ProjektSchüler_innenzeitungsbroschüreBerufsschul-Broschüre
AKS-STUFFAKS-Wandkalender 11/12WeltfriedenAuf das Sommer Seminar fahren! siehe RückseiteEin kostenloses Syntax-Abo
GET ACTIVE!Infos über eure laufenden Aktivitäteneinen Workshop an meiner Schuleauf ein Seminar mitfahrenaktiv werden
ICH WILL
MATERIALIENzur Antirassismus Arbeitzu feministischer Arbeitzu Globalisierungzum Thema Homophobiezu Schule & SchulpolitikFolder „Sei wählerisch“Plakate „Sei wählerisch“Pickerl „Sei wählerisch“
FEUILLETON
Kleb mir eine (Tetschn)! (Falls Marke zur Hand, sonst zahlen wir)
Häufig gestellte Schulrechtsfragen
Wann kann eine mündliche Prüfung (nicht) stattfinden?
Du kannst in jedem Pflichtgegenstand einmal pro Semester, in Berufsschulen einmal im Unterrichtsjahr, eine mündliche Prüfung verlan-
gen. Die Anmeldung zur Prüfung hat rechtzeitig zu erfolgen, sodass die Durchführung der Prüfung möglich ist. Auch deine Lehrperson
kann dies für eine sichere Beurteilung, wenn dies nötig ist, verlangen.
Mündliche Prüfungen dürfen nur in der Unterrichtszeit stattfinden und dürfen nicht unmittelbar nach drei, aufeinanderfolgenden schul-
freien Tagen durchgeführt werden.
ANNA, 16, BRG NONNTAL, SALZBURG:
0699 / 12 14 81 20SCHULRECHTSNOTRUF
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syntax.aks.atDAS ÖSTERREICHWEITE MAGAZIN FÜR KRITISCHE SCHÜLER_INNEN
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DAS AKS SOMMERGEWINNSPIELMach mit beim AKS-Sommergewinnspiel und hol dir deinen AKS Cross the Borders Pullover, eine gratis Teilnahme an einem AKS-Seminar oder Büchergutscheine! Ein-fach diesen Rücksender ausschneiden, ausfüllen und du bist dabei! (Falls Marke zur Hand freuen wir uns, ansonsten übernehmen wir das Porto!)
FRAGE:
Wie hoch ist die Drop-Out Quote in die Oberstufe?
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DEINE ANTWORT: ZU GEWINNEN GIBT ES:
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen
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