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syntax 2/2012 DAS ÖSTERREICHWEITE MAGAZIN FÜR KRITISCHE SCHÜLER_INNEN FÜR EINE STARKE WAHL - DAMIT JEDE STIMME ZÄHLT! Bald finden österreichweit die Wahlen zur Landesschüler_innenvertretung statt. Als Schulsprecher_in bzw. Schüler_innenvertretungsmitglied hast du die Chance mitzuentscheiden, wer dich kommendes Jahr vertritt. Seite 6 AKTION KRITISCHER SCHÜLER_INNEN | AKS.AT | MAI 2012 A COVERSTORY aks.at Die AKS hat eine Bürger_inneninitia- tive für die LSV/BSV Direktwahl ge- startet, mehr Infos auf aks.at SCHON GEWUSST? Für diese Ausgabe haben wir ein Inter- view mit dem ehemaligen AHS Direktor Erwin Greiner geführt. HIGHLIGHT DIESER AUSGABE: S. 6 SV Special!

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Das Magazin für kritische Schüler_innen

Transcript of Syntax_Juni

syntax2/2012

DAS ÖSTERREICHWEITE MAGAZIN FÜR KRITISCHE SCHÜLER_INNEN

FÜR EINE STARKE WAHL - DAMIT JEDE STIMME ZÄHLT!

Bald finden österreichweit die Wahlen zur Landesschüler_innenvertretung statt. Als Schulsprecher_in bzw.

Schüler_innenvertretungsmitglied hast du die Chance mitzuentscheiden, wer dich kommendes Jahr vertritt.

Seite 6

AKTION KRITISCHER SCHÜLER_INNEN | AKS.AT | MAI 2012A

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aks.at

Die AKS hat eine Bürger_inneninitia-tive für die LSV/BSV Direktwahl ge-startet, mehr Infos auf aks.at

SCHONGEWUSST?

Für diese Ausgabe haben wir ein Inter-view mit dem ehemaligen AHS Direktor Erwin Greiner geführt.

HIGHLIGHT DIESER AUSGABE:

S. 6

SV

Special!

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Raise your voice

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tax INHALT & EDITORIAL

Liebe_r Leser_in!

Die sonnigen Tage werden mehr und auch der Schul-

schluss rückt endlich näher. Das bedeutet einerseits,

dass du vielleicht noch ein paar stressige Prüfungen zu

bewältigen hast, andererseits neigt sich auch das SV-Jahr

dem Ende zu. Am Ende jedes Jahres stehen die Wahlen

zur Landesschüler_innenvertretung (LSV) auf dem Pro-

gramm, für die alle Schulsprecher_innen aus ganz Öster-

reich für ihr jeweiliges Bundesland wahlberechtigt sind.

Diese wählen die landesweite Vertretung der Schüler_in-

nen für das kommende Jahr. Deswegen beschäftigt sich

auch unsere Titelstory auf Seite 6 und 7 damit!

Außerdem findest du auf Seite 4 Informationen zu der

Kampagne „Sei wählerisch – Direktwahl jetzt“.

Auf Seite 8 und 9 findest du ein spannendes Interview

mit Erwin Greiner über aktuelle Bildungspolitik.

Bei Fragen, Anregungen, Kritik oder Lob gilt wie immer:

Einfach schreiben an [email protected]!

Viel Spaß beim Lesen wünscht Dir

deine Redaktion

EDITORIAL

IMPRESSUMMHV: AKS-Bundesorganisation | Chefinnenredaktion: Valerie Buttler | Layout: Franz Wilding | Redaktion: AKS Bundesorgani-sation Alle: Amtshausgasse 4, 1050 Wien, Österreich

Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz: Syntax ist eine Zeit-schrift der AKS-Bundesorganisation und steht zu 100% in deren Ei-gentum | Grundsätzliche Richtung: Das Syntax ist die Organisationzeitung der Aktion kritischer Schüler_innen. Inhaltich den Werten der aks verpflichtet, ihr journalistischer Auftrag die Aufarbeitung gesellschaftlicher Themen aus einer Perspektive, die nicht von ökonomischen und gesellschaftlichen Ver-pflichtungen und Normen eingeengt ist.

ZVR: 27 0 200 209 | Kontakt 01/523 12 43, [email protected] | Druck: Wilhelm Bzoch Gesellschaft m.b.H. | Industriegebiet Kupferschmiedg 7 | 2201 Hagenbrunn

SCHÜLER_INNENVERTRETUNG

Sei wählerischDirektwahl jetzt!...................................................................................................

Speaker´s CornerSag uns deine Meinung................................................................................

Für eine starke WahlDeine Stimme zählt..........................................................................................

BILDUNGStillstand im BildungssystemInterview mit Erwin Greiner..........................................................................

Fix the classrooms not the girlsMathematik hat (k)ein “Mädchen Problem”?..................................

FEUILLETONSchulrechtsfragenSchulrechtsnotruf der AKS..........................................

Seite 4

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INHALTSVERZEICHNIS

KOMMENTARDER

VORSITZENDEN

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taxKOMMENTAR DER VORSITZENDEN

“REIF FÜR DIE REIFEPRÜFUNG?”

Die neue Matura kommt in großen Schritten

näher und das mit lautem Getöse. Die Dis-

kussionen rund um die Neue Reifeprüfung

nehmen kein Ende. Fakt ist, dass die Neue

Reifeprüfung mit dem Schuljahr 2013/2014

eingeführt wird, beziehungsweise im Jahr da-

rauf für die BHS.

Dabei ist festzuhalten, dass wohl fast jede_r

Schüler_in Angst vor der Matura hat – da

noch einmal Öl ins Feuer zu gießen und so

kollektive Panik auszulösen, ist wohl der kon-

traproduktivste Weg, mit dieser Reform um-

zugehen.

WARUM EINE NEUE MATURA?Die neue Reifeprüfung kommt, sie soll für

mehr Fairness und Vergleichbarkeit sorgen.

Trotzdem muss Platz für individuelle Un-

terrichtsschwerpunkte, sein und den ver-

schiedenen Schultypen Rechnung getragen

werden, soviel steht fest. Ob das mit dem

aktuellen Vorschlag des Bundesministeriums

der Fall ist, kann hinterfragt werden. Auch die

Unsicherheit, die es bei Neuerungen dieser

Form immer gibt, sind mehr als verständlich.

Diese Ängste allerdings zu instrumentali-

sieren und sich, ohne jedes wenn und aber,

gegen alles Neue stellen, zeugt nicht gerade

von einem konstruktiven Umgang mit Inno-

vationen.

SCHÜLER_INNEN MÜSSEN INFORMIERT WERDENWährend manche Lehrpersonen nur Däum-

chen-drehen und sich aus der Verantwortung

ziehen, sollten alle betroffenen Schüler_in-

nen das Recht auf Information haben. Die

Neuerungen, die durch die standardisierte,

kompetenzorientierte Reifeprüfung eingefüh-

rt werden, müssen auch tatsächlich an die

Schüler_innen weitergegeben werden.

INFOBOX:

Reif für die Reifeprüfung?!

Die AKS versanstaltet in ganz Österreich In-

formationsveranstaltungen zur Zentralmatu-

ra. Die genauen Termine sowie Infos zur neu-

en Reifeprüfung findest du unter www.aks.at

KOMMENTARDER

VORSITZENDEN

Eleonora Kleibel, Vorsitzende der AKS

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tax SCHÜLER_INNENVERTRETUNG

Sei wählerischIn Diskussionen rund um Bildungspolitik kommen die wirklich Betroffenen und wahren Expert_innen meist kaum vor - nämlich die Schülerinnen und Schüler.Die AKS setzt sich seit Jahren für die Direktwahl der LSV und BSV und Erneuerung des Schüler_innenvertretungsgesetz ein.

Direktwahl jetzt!

ES WAR EINMAL...Bevor die BSV in ihrer heutigen Form

geschaffen wurde, gab es ab dem Jahr

1972 einen bundesweiten Schüler_in-

nenbeirat. Dieser setzte sich aus Ver-

treter_innen der Bereiche AHS, BMHS,

BSn und verschiedener Jugendorga-

nisationen zusammen. Aus den Struk-

turen des Schüler_innenbeirats wurde

dann die gesetzliche überschulische

Vertretung geschaffen.

Die AKS forderte als erst Schüler_in-

nenorganisation bereits 1987 das di-

rekte Wahlrecht für die Schüler_innen-

vertretung. So wurde erreicht, dass alle

Oberstufenschüler_innen das Recht

haben ihre SV (Schüler_innenvertre-

tung) selbst zu wählen. Davor waren

nur die Klassensprecher_innen berech-

tigt ihre Stimme für dn_die Schulspre-

cher_in abzugeben.

Mit der letzten Novelierung des SchVG

im Jahr 1990 wurde die Landes- und

Bundesschüler_innenvertretung in der

Form geschaffen, in der sie heute noch

existiert. Dabei hat das Schüler_in-

nenvertretungsgesetz einige Änderung

schon lange notwendig!

EINE VETRETUNG OHNE RECHTEDa die BSV nicht den Status einer

Körperschaft öffentlichen Rechts hat,

besitzt sie auch keine eigene Rechts-

persönlichkeit. Sie ist somit in vielen

Punkten durch das Ministerium einge-

schränkt.

So ist es der BSV zum Beispiel nicht er-

laubt, Öffentlichkeitsarbeit zu leisten

oder eine eigenständige Homepage zu

betreiben. Weil es aber wichtig ist, dass

Schüler_innen eine Stimme bekommen

und sich von niemandem den Mund

verbieten lassen müssen, ist wichtig die

Möglichkeiten und Rechte der BSV zu

erweitern.

Um optimale Vertretungsarbeit zu ga-

rantieren ist es auch zentral, dass die

BSV nicht nur in ihrer Öffentlichkeits-

arbeit frei agieren kann, sondern dass

der Schüler_innenvertretung auch

sonst mehr Rechte eingestanden wer-

den.

DIREKTWAHL JETZT!Schüler_innen sollen das Recht haben,

ihre Vertretung selbst zu wählen und

auch zu kennen. So kann nicht nur der

Bekanntheitsgrad der BSV, sondern

auch ihre Möglichkeiten und Rechte ge-

stärkt werden.

Eine direkt gewählte LSV/BSV ist ein

zusätzliches Mittel um Schüler_innen

Demokratie näher zu bringen und hat

mehr Gewicht gegenüber der Politik

und ist in der Öffentlichkeit präsenter.

Im Herbst 2010 hat die Aktion kriti-

scher Schüler_innen ein Konzept zur

Direktwahl ausgearbeitet, das auf der

Homepage www.aks.at als Download

bereit steht.

Tatjana Gabrielli, die Autorin besuchte das

PG Riedenburg und ist jetzt Bundesfrauen-

sprecherin der AKS

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taxSCHÜLER_INNENVERTRETUNG

Sag uns deine Meinung

SPEA

KER’S

CORN

ER

Viel zu oft werden die Meinungen von Schüler_innen in bildungspolitischen Diskussionen überhört oder ignoriert. Dabei sind es gerade wir Schüler_innen, die schulische Entscheidun-gen in erster Linie betreffen, somit sind wir die eigentlichen Expert_innen in diesem Bereich. Im „Speaker’s Corner“ des Syntax bekommen Schüler_innen regelmäßig die Möglichkeit, ihre ei-gene Meinung zu aktuellen Themen zu äußern. Hast du auch ein Statement abzugeben oder ein Projekt an deiner Schule realisiert, das du gern mit anderen Schüler_innen aus ganz Österreich teilen würdest? Dann melde dich einfach unter [email protected]

Die Zentralmatura schafft eine gleiche Basis für alle angehenden

Studierenden.

Maturantinnen und Maturanten können nicht mehr nach der

besuchten Schule beurteilt werden und haben so alle die gleiche

Ausgangssituation für ihren weiteren Berufsweg.

Patricia Egger, 16 Jahre, KORG Kettenbrücke, Tirol

Nur so kann gewährleistet werden, dass alle Schüler_innen den

gleichen Wissenstand haben, und damit auch mehr Vergleichbar-

keit geschaffen wird. Auch, dass die gewissen Grundkompetenzen

bei der Zentralmatura einen hohen Stellenwert haben, finde ich sehr

sinnvoll, denn so wird eine gute Basis für den weiteren Bildungsweg

geschaffen.

Larissa Nenning, 17 Jahre, Schulsprecherin BORG Egg, Vorarlberg

Die Zentralmatura ist für mich wichtig, um unseren

Unterricht zu verbessern. Zurzeit können Lehrpersonen

ihre „Standards“ selbst setzen, wodurch Schüler_innen

bei der einen Lehrperson deutlich mehr lernen als bei

der anderen.

Paul Schmid, 17 Jahre, BG/BRG Pestalozzi, Steiermark

Die Zentralmatura ist, für viele Leute, eine lang ersehnte Reform des

österreichischen Bildungssystems. Es freut mich, dass auch Öster-

reich es mittlerweile verstanden hat, dass es wichtig ist, eine einheit-

liche und national vergleichbare Reifeprüfung zu haben. Sie ermög-

licht es Schwächen des Schulsystems schneller aufzudecken und zu

verbessern.

Jakob Stadler, 17 Jahre, BG für Slowen_innen, Kärnten

“Warum ist die neue Reifeprüfung ein wichiger Schritt für unser Bildungssystem?”

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tax SCHÜLER_INNENVERTRETUNG

Für eine starke WahlZu Schulschluss hast du die Möglichkeit, die landesweite Interessenvertretung für Schüler_innen zu wählen.

Deine Stimme zählt

Die Wahlen der Landesschüler_innenvertretung (LSV) finden jedes Jahr am Ende des Schuljahres statt, wobei die Vertre-

tung, anders als bei den Schulsprecher_innenwahlen, für das kommende Jahr gewählt wird.

LSV – DU HAST DIE WAHLDie LSV besteht aus drei Bereichen: Allgemein Höhere Schulen

(AHS), Berufsbildende mittlere und höhere Schulen (BMHS)

und Berufsschulen (BS), wobei jeder Bereich – je nach Bun-

desland – vier bis acht Mitglieder hat. Die Aufgabe der LSV ist

es zum einen, die Interessen der Schülerinnen und Schüler vor

dem Landesschulrat zu vertreten und zum anderen, die einzel-

nen Schüler_innenvertretungen in ihrer Arbeit zu unterstüt-

zen. Bei der LSV-Wahl sind grundsätzlich nur die Schulspre-

cher_innen wahlberechtigt, um die landesweite Vertretung zu

wählen und können auch selbst kandidieren. Die anderen SGA-

Mitglieder hingegen haben nur passives Wahlrecht, das heißt

sie können auch für die LSV kandidieren, haben aber selbst

kein Wahlrecht.

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tax

Für eine starke Wahl

SCHÜLER_INNENVERTRETUNG

DEINE STIMME ZÄHLTAufgrund dessen, dass eine sehr kleine Gruppe an Menschen über die Interessen der Schüler_innen entscheidet, ist es umso

wichtiger, dass du wählen gehst, denn deine Stimme zählt!

Je mehr Wahlberechtigte bei der Wahl sind, desto mehr Gewicht bekommt die Wahl der Landesschüler_innenvertretung.

Im weiteren Sinne bedeutet das, mehr Möglichkeiten für die LSV durch mehr Bekanntheit. Wir hoffen wir sehen dich bei der

Wahl.

In jedem Bundesland wird es vor der Wahl Veranstaltungen geben, wo du dich mit anderen SVen vernetzen kannst. Für mehr

Informationen oder wenn du noch Fragen zu Wahl hast, dann melde dich einfach bei den oben stehenden Kontaktpersonen.

Oberösterreich28.06.2012Tarek [email protected]

Steiermark28.06.2012Veronika [email protected]

Salzburg05.07.2012Amelie [email protected]

Wien22.06.2012Camilla [email protected]

Kärnten02.07.2012Johanna [email protected]

Tirol04.07.2012Christina [email protected]

Vorarlberg

03.07.2012

Tess Herrmann

[email protected]

Niederösterreich

21.06.2012

Valerie Kalnein

[email protected]

Burgenland

21.06.2012

Louis Reumann

[email protected]

Alle Wahltermine im Überblick

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tax BILDUNG

Stillstand im Bildungssystem

Erwin Greiner ist ehemaliger Direktor einer AHS und hat an seiner Schule den Schulversuch Gesamtschule durchgeführt. Jetzt engagiert er sich bei Bildung grenzenlos.

Interview mit Erwin Greiner

Syntax: Was denken Sie, sind die drei

großen Probleme im österreichischen

Bildungssystem?

Erwin Greiner: Das größte strukturel-

le Problem sehe ich darin, dass die Re-

gierung vor mittlerweile 50 Jahren be-

schlossen hat, dass Gesetze nur mit einer

zwei Drittel Mehrheit verändert werden

können. Daraus folgt der totale Stillstand

im Bildungssystem und solange sich das

nicht ändert, wird sich wenig bis gar

nichts verändern.

Ein weiteres Problem ist, dass die Ele-

mentarpädagogik, also Kindergärtner_

innen und Volk- und Hauptschulleh-

rer_innen, nicht universitär ausgebildet

werden.

Der nächste große Punkt ist die Päd-

agog_innnenausbildung, die verein-

heitlicht gehört. Also eine gemeinsame

AHS-, BMHS-, Hauptschul- und Grund-

schullehrer_innenausbildung mit we-

sentlich mehr Praxisanteilen während

der Ausbildung.

Syntax: Warum halten Sie eine Gesamt-

schule für wichtig? Was muss bei der

Einführung der Gesamtschule bedacht

werden?

Erwin Greiner: Es ist absurd, im Alter

von 10 Jahren entscheiden zu müssen,

in welche Richtung der weitere Bildungs-

weg gehen soll. Mit der Gesamtschule

wird auch der Vererbbarkeit von Bildung

ein Ende gesetzt. Gewisse Gesellschafts-

schichten bzw. Parteien, wie die ÖVP,

sprechen sich klar gegen die Gesamt-

schule aus, um ihr Klientel zu schützen

und eine Elite zu bilden.

Bei der Umsetzung der Gesamtschule ist

es extrem wichtig, dass sie bundesweit

durchgesetzt wird, und dass zuerst ein

Konzept ausgearbeitet wird und sie dann

erst eingeführt wird. Als Beispiel für eine

Gesamtschule, bei der ein gutes Konzept

dahinter steckt, ist die IGS Göttingen, die

auch als beste Schule Deutschlands aus-

gezeichnet worden ist. Abiturient_innen

dieser Schule zählen jedes Jahr zu den

Besten und auch die Ausfallquote von

Schüler_innen liegt unter 1%, was gut

zeigt, dass eine Gesamtschule das Bil-

dungsniveau auf keinen Fall senkt.

Von heute auf morgen kann die Gesamt-

schule nicht eingeführt werden, aber

wenn man sich die Zeit nimmt, und die

Konzepte von anderen Ländern, in denen

es die Gesamtschule schon gibt, mit ein-

bezieht, steh der Einführung nichts im

Weg.

Syntax: Die neue Oberstufe soll 2013/14

eingeführt werden. Was halten Sie von

diesem Konzept bzw. was würden diese

ändern?

Erwin Greiner: Die Grundidee finde ich

gut, jedoch würde ich den Pflichtunter-

richt auf ein Minimum reduzieren, so

dass die Zugangsberechtigung zu den

Studien auf jeden Fall erhalten bleibt.

Stattdessen sollte es viel mehr Wahl-

möglichkeiten geben. Wichtig bei dem

modularen System ist es auch, die Leh-

rer_innenausildung mehr auf Coaching

auszurichten.

Syntax: Der Unterricht an Österreichs

Schulen ist hauptsächlich frontal. Was

muss an der Unterrichtsart verändert

werden?

Das jetzige Bildungssystem erk-ennt und fördert keine Talente und ermöglicht es nicht, dass Schüler_innen, die in gewissen Bereichen nicht so gut sind, zumindest gewährleistet wird,

dass sie bestehen.

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taxBILDUNG

Erwin Greiner: Lehrpersonen müssen

ihre Rolle neu definieren und zwar von

dem_der reinen Wissensvermittler_in

weg zu einem_einer Lernbegleiter_in

hin. Vor allem durch Gruppenlernen

wird der Stoff viel schneller aufgenom-

men, denn wie man in der Gehirnfor-

schung schon herausgefunden hat, Er-

klären ist die beste Möglichkeit etwas

zu Lernen. Beim Frontalunterricht

erklärt die Lehrperson, und es kann

nicht der Zweck von Schule sein, dass

Lehrpersonen durch Erklären selbst am

meisten lernen.

Syntax: Finden Sie, dass die neue Rei-

feprüfung ein wichitger Schritt ist?

Erwin Greiner: Ja, denn Unterricht

und Bildungsstandards müssen ver-

gleichbar sein, auch auf internationaler

Ebene. Auch dass es externe Beispiele

gibt, die zentral ausgerichtet sind, ist

gut. Ich würde mir nur wünschen, dass

die Beispiele auch extern beurteilt wer-

den. Denn Lehrpersonen vermitteln das

Wissen und beurteilen es, ohne dass sie

dabei Rückschlüsse auf ihren eigenen

Unterricht ziehen können. Dies ruft

auch ein anderes Verhältnis zwischen

Schüler_innen und Lehrpersonen her-

vor.

Syntax: Sie engagieren sich bei Bil-

dung.grenzenlos. Worum geht es bei

dieser Initiative?

Erwin Greiner: Bildung.grenzenlos ist

ein Initiative, die von Pädagog_innen

vor 12 Jahren ins Leben gerufen wur-

de, mit dem Zweck bildungsrelevante

Themen, abseits vom parteipolitischen

Programm, präsenter zu machen. Wir

veranstalten Expert_innengespräche

zu verschiedenen bildungspolitischen

Themen und wollen damit Themen, die

oft unter den Tisch gekehrt werden, an-

sprechen und wollen somit eine Platt-

form schaffen.

Das Interview führte Valerie Butt-

ler. Die Autorin besuchte das WRG

Salbzurg und ist im Bundesteam der

AKS tätig.

INFOBOX:

Für mehr Informationen über die Ini-

tiative Bildung grenzenlos gehe auf die

Hompage www.bildunggrenzenlos.at

Es ist absurd, im Alter von 10 Jahren entscheiden zu müssen, in welche Richtung der weitere

Bildungsweg gehen soll.

Erwin Greiner

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tax BILDUNG

Fix the classrooms – not the girls

FIX THE CLASSROOMS – NOT THE GIRLSAuf den ersten Blick scheint diese Theorie aufzugehen. Ob-

wohl Mädchen die gleichen Leistungen wie Burschen in der

Mittel-und Oberschule erbringen, schließen sie, so schnell

wie es geht mit dem Thema ab. Auch ist es bei Frauen sehr

viel unwahrscheinlicher, dass sie später Karrieren die mathe-

matikbelastet sind, verfolgen.

(K)EIN „MÄDCHEN-PROBLEM“Gender-Forscher_innen haben gezeigt, dass die dieses „Mäd-

chen- Problem“ kein angeborener Unterschied zum anderen

Geschlecht ist, sondern dass es gerade die Kontexte, in denen

wir Mathe lernen, Mädchen wenig Ermutigung und weniger

Vertrauen in ihre mathematischen Fähigkeiten geben.

Jo Boaler, eine Professorin für Mathematische Bildung, er-

klärte kürzlich in einem Vortrag, warum traditionelle Wege

des Unterrichts in Mathematik, wie zum Beispiel Auswendig-

lernen allgemein einfach nicht funktionieren. Ihre Forschung

zeigt, dass durch einfache Änderungen der Art und Weise wie

gelehrt wird, die Unterschiede zwischen den Geschlechtern

in Mathematik und den erbrachten Leistung verschwinden.

SIND ES DIE GENE?Boaler wird oft gefragt, ob das „Mädchen Problem“ ein „Gen-

Problem“ sei. Durch jahrzehntelange Forschung erweist sich

diese Annahme als falsch. Zum einen sind geschlechtsspezi-

fische Unterschiede bei mathematischen Leistungen im ver-

gangenen Jahrhundert weit gesunken. Darüber hinaus sind

die geschlechtsspezifischen Unterschiede länderspezifisch:

In einigen europäischen Ländern, erbringen Burschen und

Mädchen dieselben Leistungen. In Ländern wie Island über-

treffen Mädchen ihre Mitschüler. Wenn also Unterschiede

zwischen den Geschlechtern vom Schulsystem und der Un-

terrichtsform abhängig sind, können dann diese Unterschie-

de wirklich genetisch bedingt sein?

Auch andere Wissenschaftler_innen fanden keine nennens-

werten Unterschiede in der Fähigkeit an sich, sobald die Zahl

der Mathematik-Kurse, die Burschen und Mädchen besuch-

te, konstant gehalten wurde. Das heißt also, wenn beide Ge-

schlechter sich gleich intensiv mit dem Thema beschäftigen,

verringert sich der Unterschied auf ein Minimum.

DIFFERENZIALRECHNEN IST KEINE GABEEs ist interessant, dass Politiker_innen den Fehler noch im-

mer in den Genen und nicht in der Erziehung suchen. Es sind

die Mathematik Klassenzimmer, und nicht die Mädchen, die

eine Veränderung brauchen. Die Präferenzen von Mädchen

sind nicht genetische bedingt sind, sondern viel mehr von der

Art und Weise, wie Mädchen von Lehrenden, Pädagog_innen

und Eltern im Bezug auf Mathematik behandelt werden.

Tatjana Gabrielli, die Autorin besuchte das PG Riedenburg und ist

jetzt Bundesfrauensprecherin der AKS

Der Mythos hält sich weiterhin: Mädchen würden ein natürliches Defizit in naturwissen-schaftlichen Fächern aufweisen.

Mathematik hat ein „Mädchen- Problem“?

A

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syn

tax

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vorname, nachname

adresse, plz, ort

email

telefon

geb. dat., datum, schule, klasse

ICH BIN

AN DIE

Aktion kritischer Schüler_innenAmtshausgasse 4, 1050-Wien

FÜR DIE SCHÜLER_INNENVERTRETUNG:SV-Toolbook (allgemeine SV-Broschüre)123 Fragen an das SchUG (Schulrechtsbroschüre)Sozial-Broschüre (Beihilfen und Förderungen)zu einem SV-Vernetzungstreffen kommenUnterstützung bei einem SV-ProjektSchüler_innenzeitungsbroschüreBerufsschul-Broschüre

AKS-STUFFAKS-Wandkalender 11/12WeltfriedenAuf das Sommer Seminar fahren! siehe RückseiteEin kostenloses Syntax-Abo

GET ACTIVE!Infos über eure laufenden Aktivitäteneinen Workshop an meiner Schuleauf ein Seminar mitfahrenaktiv werden

ICH WILL

MATERIALIENzur Antirassismus Arbeitzu feministischer Arbeitzu Globalisierungzum Thema Homophobiezu Schule & SchulpolitikFolder „Sei wählerisch“Plakate „Sei wählerisch“Pickerl „Sei wählerisch“

FEUILLETON

Kleb mir eine (Tetschn)! (Falls Marke zur Hand, sonst zahlen wir)

Häufig gestellte Schulrechtsfragen

Wann kann eine mündliche Prüfung (nicht) stattfinden?

Du kannst in jedem Pflichtgegenstand einmal pro Semester, in Berufsschulen einmal im Unterrichtsjahr, eine mündliche Prüfung verlan-

gen. Die Anmeldung zur Prüfung hat rechtzeitig zu erfolgen, sodass die Durchführung der Prüfung möglich ist. Auch deine Lehrperson

kann dies für eine sichere Beurteilung, wenn dies nötig ist, verlangen.

Mündliche Prüfungen dürfen nur in der Unterrichtszeit stattfinden und dürfen nicht unmittelbar nach drei, aufeinanderfolgenden schul-

freien Tagen durchgeführt werden.

ANNA, 16, BRG NONNTAL, SALZBURG:

0699 / 12 14 81 20SCHULRECHTSNOTRUF

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syntax.aks.atDAS ÖSTERREICHWEITE MAGAZIN FÜR KRITISCHE SCHÜLER_INNEN

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DAS AKS SOMMERGEWINNSPIELMach mit beim AKS-Sommergewinnspiel und hol dir deinen AKS Cross the Borders Pullover, eine gratis Teilnahme an einem AKS-Seminar oder Büchergutscheine! Ein-fach diesen Rücksender ausschneiden, ausfüllen und du bist dabei! (Falls Marke zur Hand freuen wir uns, ansonsten übernehmen wir das Porto!)

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Wie hoch ist die Drop-Out Quote in die Oberstufe?

5x AKS “Cross the borders” Pullover10x Teilnahme an einem AKS-Seminar

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DEINE ANTWORT: ZU GEWINNEN GIBT ES:

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen

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