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syntax 4/2011 DAS ÖSTERREICHWEITE MAGAZIN FÜR KRITISCHE SCHÜLER_INNEN GIB VORURTEILEN KEIN DAHEIM! Schule ist ein wichtiger Faktor für gesellschaftliche Veränderung und sollte auch ein Ort der Integration und des Miteinanders sein. Rassismus macht aber auch vor der Schule keinen Halt. Seien es diskriminierende Aussagen in den Geschichtsbüchern oder die Ausgrenzung von Mitschüler_innen aufgrund ihrer Hautfarbe, Religion oder Herkunft. Seite 10 AKTION KRITISCHER SCHÜLER_INNEN | AKS.AT | SEPTEMBER 2011 A Rassismus darf nicht salonfähig weden COVERSTORY aks.at Die AKS startet dieses Jahr ge- meinsam mit Zara einen Anti- Rassismus Report an Schulen www.aks.at & www.zara.or.at SCHON GEWUSST? Interview mit einer Studentin aus Griechenland, die bei den Protesten dabei war. HIGHLIGHT DIESER AUSGABE: S. 6

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Das Magazin für kritische Schüler_innen

Transcript of Syntax_September

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syntax4/2011

DAS ÖSTERREICHWEITE MAGAZIN FÜR KRITISCHE SCHÜLER_INNEN

GIB VORURTEILEN KEIN DAHEIM!

Schule ist ein wichtiger Faktor für gesellschaftliche Veränderung und sollte auch ein Ort der Integration und des

Miteinanders sein. Rassismus macht aber auch vor der Schule keinen Halt. Seien es diskriminierende Aussagen

in den Geschichtsbüchern oder die Ausgrenzung von Mitschüler_innen aufgrund ihrer Hautfarbe, Religion oder

Herkunft. Seite 10

AKTION KRITISCHER SCHÜLER_INNEN | AKS.AT | SEPTEMBER 2011A

Rassismus darf nicht salonfähig weden

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aks.at

Die AKS startet dieses Jahr ge-meinsam mit Zara einen Anti-Rassismus Report an Schulen www.aks.at & www.zara.or.at

SCHONGEWUSST?

Interview mit einer Studentin aus Griechenland, die bei den Protesten dabei war.

HIGHLIGHT DIESER AUSGABE:

S. 6

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tax INHALT & EDITORIAL

Lieber Leserin! Lieber Leser!

Willkommen im Schuljahr 2011/2012. Wir hoffen, die Fe-

rien waren nicht allzu kurz und alle Nachprüfungen sind

gut überstanden. Für einen guten Einstieg in den Schu-

lalltag bietet dir das Syntax den besten Zeitvertreib für

langweilige Stunden. Auf den ersten Seiten findest du alle

Infos über die Modulare Oberstufe und ein Interview mit

der stellvertretenden ÖH Vorsitzenden Angelika Gruber

zu Studiengebühren. Um etwas gegen den langweiligen

Schulalltag zu tun, steht auf Seite 8 ein Artikel über die

Wahl zum_zur Schulsprecher_in.

Die Seiten 10 und 11 beinhalten einen Artikel zum Thema

Altagsrassismus und Rassismus an Schulen. Ein span-

nendes Interview zu der Revolution in Griechenland

findest du auf Seite 12 und 13.

Falls du immer schon einmal deine journalistischen

Fähigkeiten testen wolltest oder deinen eigenen Artikel

in Österreichs größter Schüler_inenzeitung lesen willst,

dann melde dich einfach unter [email protected] und du bist

ein Teil dieser Zeitung.

Viel Spaß beim Lesen und einen guten

Start ins neue Schuljahr.

Deine Redaktion

EDITORIAL

IMPRESSUMMHV: AKS-Bundesorganisation | Chefinnenredaktion: Valerie Buttler | Layout: Alexander Obermüller | Redaktion: AKS Bunde-sorganisation Alle: Amtshausgasse 4, 1050 Wien, Österreich

Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz: Syntax ist eine Zeit-schrift der AKS-Bundesorganisation und steht zu 100% in deren Ei-gentum | Grundsätzliche Richtung: Das Syntax ist die Organisationzeitung der Aktion kritischer SchülerInnen. Inhaltich den Werten der aks verpflichtet, ihr journalistischer Auftrag die Aufarbeitung gesellschaftlicher Themen aus einer Perspektive, die nicht von ökonomischen und gesellschaftlichen Ver-pflichtungen und Normen eingeengt ist.

ZVR: 27 0 200 209 | Kontakt 01/523 12 43, [email protected] | Druck: Bzoch GmbH Druck & Verlag, Kupferschmied Gasse 7, 2201 Hagenbrunn

BILDUNGBauen wir die Schule Neu! Oder wollen wir weiter über unsere Köpfe hinweg bestim-men lassen?.............................................................................................................

„Es fehlt nicht das Geld in der Staatskasse, sondern der politische Wille“ Interview mit Angelika Gruber .....................................................................

Raise your voice!Für eine starke Stimme in der Schüler_innenvertretung .........

127 Millionen für NachhilfeDie Nachfrage für Nachhilfe steigt ........................................................

GESELLSCHAFTGib Vorurteilen kein Daheim!Rassismus macht auch vor Schulen keinen Halt ........................

Proteste in GriechenlandDie Reichen sollen zahlen! ...........................................................................

Mythos vom Cyberterrorismus?Hacker_innen greifen an ................................................................................

Töchter jetzt auch in ÖsterreichSPÖ, ÖVP, Grüne sind sich einig: Neue Bundeshymne ab 1. Jänner 2012 ....................................................................................................

Facebook bekommt KonkurrenzGoogle etabliert ein neues Soziales Netzwerk – Google+ .....

Müsen Frauen nackt sein, um ins Museum zu kommen?Feminismus: bunt, frech und voller Überraschungen ................

Rechtsruck extrem populär?Europaskepsis und Islamfeindlichkeit verbinden Rechtsaußenparteien in Europa ....................................................................................................................

FEUILLETONSpeaker’s CornerSag uns deine Meinung ................................................................................

Kunsthalle.Neues vom Markt ..............................................................................................

Spielplatz.Tob dich aus! .......................................................................................................

INHALTSVERZEICHNIS

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taxKOMMENTAR DER VORSITZENDEN

Sitzenbleiben abschaffen –

Modulares Schulsystem einführen!

Grundsätzlich sollte es der Anspruch der

Schule sein, Schüler_innen bestmöglich zu

fördern und individuell auf jede_n Schül-

er_in einzugehen. Momentan konzentriert

sich das Schulsystem aber vor allem auf die

Schwächen von Schüler_innen. Das wird

vor allem bei dem veralteten Konzept des

“Sitzenbleibens“ offensichtlich. Klassen-

wiederholungen kosten laut Arbeiter_in-

nenkammer (AK) jährlich 888 Millionen

Euro. Den Hauptteil der Kosten müssen

mit 580 Mio. Euro die Familien selbst tra-

gen.

Die Regierung hat vor der Sommerpause

mit der Gesetzesvorlage zur Einführung

einer Modularen Oberstufe einen großen

bildungspolitischen Vorstoß gewagt. Die

Diskussion, die auf die Präsentation des

Entwurfs gefolgt ist, drehte sich aber

weniger um die modulare Oberstufe an

sich, sondern vor allem um die Anzahl der

“Fetzen“, mit denen das Aufsteigen noch

möglich ist.

Schüler_innen sollen nicht mehr durch

das Wiederholen eines Schuljahres demo-

tiviert werden, sondern die Möglichkeit

haben, Fächer, in denen sie gewisse Män-

gel haben, durch individuelle Förderung

nachholen zu können, und nicht mehr den

Stoff eines gesamten Jahres wiederholen

zu müssen. Es macht auch wenig Sinn, das

gesamte Alphabet ständig von vorne zu

lernen, wenn man B nicht verstanden hat.

Das Modulsystem

Was bei der Diskussion um die Anzahl der

Fünfer, mit denen das Aufsteigen möglich

ist, unterging, war, wie die Oberstufenre-

form im Detail aussehen soll. Bei der Ein-

führung eines Modulsystems darf nicht

nur der aktuelle Lehrplan in ein Kurssys-

tem gegliedert werden, wie bisher geplant,

sondern es sollten tatsächliche Wahlmögli-

chkeiten geschaffen werden.

Es ist einleuchtend, dass Schüler_innen

mehr Interesse am Unterricht zeigen,

wenn sie selbst mitreden können, und

wenn Schule nicht bedeutet, ständig Angst

davor haben zu müssen, am Ende des Jah-

res nicht aufsteigen zu dürfen.

Sinnvoll wäre ein langsam ansteigendes

modulares System ab der fünften Schul-

stufe. Die Anzahl der verpflichtenden

Fächer sollte unter dem Gesichtspunkt der

Allgemeinbildung in den ersten Schuljah-

ren noch relativ hoch sein. Schüler_innen

sollten aber dennoch schon die Möglichkeit

dazu haben, individuelle Schwerpunkte zu

wählen. Die Anzahl der frei wählbaren

Module sollte dann mit der jeweiligen

Schulstufe ansteigen. Die AKS hat mit

Schüler_innen aus ganz Österreich ein

Konzept für ein modulares Schulsys-

tem erarbeitet. Wie genau das aussieht,

kannst du dir im AKS-Bildungskonzept

auf www.aks.at ansehen.

Wie die Entwicklungen der Modularen

Oberstufe weitergeht, wird sich im Herbst

klären. Wir dürfen gespannt sein.

KOMMENTARDER VOR-SITZENDEN

Eleonora Kleibel, Vorsitzende der AKS

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tax BILDUNG

Bauen wir die Schule neu! Vorgeschrieben zu bekommen, was wir lernen sollen, ohne eigene Interessen einbringen zu können und ein Jahr wiederholen zu müssen – oft nur aufgrund eines einzigen “Nicht Genügend“ – Das ist das österreichische Schulsystem.

Tarek Elsherif

ES IST ZEIT FÜR EIN NEUES BILDUNGSSYSTEMIm Mittelpunkt der Bildungspolitik haben wir Schülerinnen

und Schüler zu stehen. Wir sind die größte Berufsgruppe Ös-

terreichs und haben nahezu keine Möglichkeiten, mitzubestim-

men, was wir lernen wollen. Wenn Ministerin Schmied plant,

das veraltete System des Sitzenbleibens zu reformieren, dann

wäre das ein Meilenstein für eine zeitgemäße Bildungspolitik.

Hier darf jedoch nicht wieder eine unbefriedigende Lösung für

alle gefunden werden, sondern es muss eine grundlegende Ver-

änderung unseres Schulsystems her. Das international etablier-

te Modulsystem ist pädagogisch und ökonomisch eine sinnvolle

Alternative und könnte genau diesen Problemfeldern entgegen-

wirken.

Es ist tatsächlich nicht einzusehen, warum Schüler_innen, die

in einem Fach mit “Nicht Genügend“ beurteilt werden, den

Stoff aller anderen Fächer ebenfalls nachholen müssen.

Unser Bildungssystem muss auf individuelle Stärken eingehen

und diese fördern, denn einzelne Schwächen dürfen nicht wie

bisher als Anlass genommen werden, den Bildungsweg vieler

Schüler_innen zu erschweren.

SITZENBLEIBEN KOSTET JÄHRLICH 888 MILLIONEN EUROSitzenbleiben ist pädagogisch weder sinnvoll noch förderlich

für die Entwicklung der Schüler_innen.

Österreich ist eines der wenigen europäischen Länder, das nach

wie vor am Modell des Sitzenbleibens festhält.

Mit dem Vorstoß der Bildungsministerin sieht sich die aks in

einer langjährigen Forderung bestätigt, die seit Jahren die Ab-

schaffung des Sitzenbleibens einfordert.

MODULARE OBERSTUFE - WHAT‘S THAT?Die Kernidee der modularen Oberstufe besteht darin, einen

Teil der Schulfächer nach Interessen frei wählen zu können.

Schüler_innen können neben Pflichtfächern, wie Deutsch oder

Englisch, selbst entscheiden, welche Gegenstände sie besuchen

und was sie lernen wollen. Diese Fächer werden bei der Modu-

laren Oberstufe jedoch in halbjährigen oder einjährigen Kursen

besucht. Die Modulare Oberstufe verhindert darüber hinaus

das Sitzenbleiben. Es müssen nur jene Kurse wiederholt wer-

den, die “negativ“ abgeschlossen wurden und nicht ein ganzes

Schuljahr. Erhält ein_e Schüler_in in der 6. Klasse beispiels-

weise ein “Nicht genügend“ in Englisch, kann er_sie nächstes

Jahr trotzdem ganz normal alle Gegenstände weiter besuchen,

auch Englisch, da die Kurse nicht aufeinander aufbauend sind.

Er_Sie muss lediglich parallel dazu das Fach Englisch aus der 6.

Klasse zusätzlich besuchen. Die Modulare Oberstufe ermöglicht

es, einen Teil des Stundenplans selbst zu erstellen und indivi-

duelle Schwerpunkte nach Interessen zu setzen. Die Modulare

Oberstufe kann also große Probleme unseres derzeitigen Schul-

alltags beheben.

WIR BRAUCHEN KEIN HALBHERZIGES KONZEPT, SONDERN EIN KONZEPT, DAS DEN SCHULALL-TAG VERBESSERT!Es gibt, jedoch viele verschieden Konzepte der Modularen

Oberstufe und hier müssen wir Schüler und Schülerinnen laut

sein, um der Regierung zu zeigen, dass wir keine halbherzige

Lösung der Modularen Oberstufe wollen, mit der niemand zu-

frieden ist. Stattdessen fordern wir eine Modulare Oberstufe,

die uns unseren grauen Schulalltag verbessert und spannender

gestaltet. Eine Modulare Oberstufe, bei der wir nicht Angst ha-

ben müssen, sitzenzubleiben.

Oder wollen wir weiter über unsere Köpfe hinweg bestimmen lassen?

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taxBILDUNG

Bauen wir die Schule neu!

Die Modulare Oberstufe bietet uns Betroffenen die Chance;

Schule selbst zu bauen und zu gestalten und diese Chance müs-

sen wir am Schopf ergreifen.

ÖSTERREICH DARF NICHTSITZENBLEIBEN!Das Sitzenbleiben abzuschaffen kann

jedoch nur die erste Maßnahme zur

Umgestaltung unseres Schulsystems sein. Im Zuge dieser Dis-

kussion ist es auch wichtig, die Sinnhaftigkeit unseres vorherr-

schenden Notensystems zu hinterfragen. Denn was sagt schon

eine Fünf über eine Person aus? Lediglich, dass es in einem

Fach nicht für eine wackelige Vier gereicht hat.

Mit dem neuen System kann man der nichts aussagenden Zif-

fernbeurteilung entgegenwirken. Da die Schüler_innen größ-

tenteils selbst entscheiden können, welche Kurse bzw. Module

sie besuchen wollen, wird nicht mehr nur für eine Note gelernt,

sondern mit Interesse und Engagement für die eigene Weiter-

bildung.

Ein Schulsystem, in dem man sich selbst weiterbilden kann,

nicht durch Ziffern in Schubladen gesteckt wird und neue Mit-

bestimmungsmöglichkeiten hat, ist nicht nur ein Traum, son-

dern auch eine reale Forderung, die es zu verwirklichen gilt.

Der Autor besucht

das Körnergymnasium in Linz.

Oder wollen wir weiter über unsere Köpfe hinweg bestimmen lassen?

„Viele Jugendliche müssen oftmals wegen eines “Nicht-Genügend“ ein ganzes Schuljahr wiederholen.“

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tax BILDUNG

Es fehlt nicht das Geld in der Staatskasse, sondern der politische Wille

Die neue Studiengebührenregelung ist für verfassungswidrig erklärt worden und hat in der Politik hitzige Debatten hervorgerufen. Die ÖVP ist für die Wiedereinführung von Studiengebühren und die SPÖ sagt nein. Im folgenden Interview hat die Syntax mit der stellvertretenden ÖH Vorsitzenden Angelika Gruber über die Bedeutung der Aufhebung der Studiengebühren diskutiert.

Syntax: Die neue Studiengebührenregelung ist für verfassungs-

widrig erklärt worden, was ist in der Regelung unklar bzw. wie

widerspricht sich die neue Regelung?

Angelika Gruber: Die Regelung, dass die Studiengebühren

teilabgeschafft werden, besagt, dass die Studierenden für die

Mindeststudiendauer und zwei Toleranzsemester von der Ge-

bühr befreit sind. Im Gesetz ist man damals jedoch noch vom

Diplomstudium ausgegangen, welches durch Studienabschnitte

geregelt ist. Diese gibt es jetzt in den Bolognastrukturen aber

nicht mehr, denn ein Bachelor- oder Masterstudium ist jeweils

ein Studium. Nachdem sich die Studiengebührenregelung aber

nur auf Studienabschnitte bezogen hat, ist das Gesetz hier un-

klar und deswegen ist die Regelung für verfassungswidrig er-

klärt worden. Das erklärte Ziel der Studierenden ist jetzt natür-

lich, dass keine neue Zusatzregelung ausgehandelt wird.

Syntax: Was spricht gegen Studiengebühren allgemein?

Angelika Gruber: Ob für Bildung bezahlt werden muss oder

nicht, ist natürlich eine Grundsatzentscheidung. Meiner Mei-

nung nach ist Bildung ein öffentliches Gut, das öffentlich fi-

nanziert werden muss. Gebühren stellen immer eine finanzi-

elle Hürde da. Was wir aber natürlich brauchen, ist ein klares

Bekenntnis der Regierung, die Hochschulen auszufinanzieren.

Gegen Studiengebühren zu sein, wie die SPÖ etwa, und in der

Praxis aber nicht die nötigen Ressourcen der öffentlichen Hand

zu Verfügung zu stellen, ergibt wie sich bei uns ja zeigt, grobe

Probleme.

Syntax: Haben viele Student_innen Probleme, die Gebühren

zu bezahlen?

Angelika Gruber: Generell ist es sehr schwierig, ein Studium

in der Mindestzeit abzuschließen und es treten aus verschiede-

nen Gründen Verzögerungen auf. In Österreich bekommen bei-

spielsweise nur 18 Prozent aller Studierenden Studienbeihilfe.

Da ist es ganz klar, dass bei der schlechten finanziellen Absi-

Die Unis haben kein Geld und nun sollen Studiengebühren eingeführt werden

Angelika Gruber ist stellvertretende ÖH-Vorsitzende

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taxBILDUNG

cherung in Österreich dadurch mehr als zwei Drittel der Studie-

renden neben dem Studium arbeiten müssen. Vor allem sozial

schwächere Studierende werden also wieder zur Kasse gebeten.

Studierende sind auch sehr schnell von der Regelung betroffen,

weil es ihnen auf Grund des schlechten Studienangebots nicht

mal theoretisch möglich wäre, in der vorgesehen Zeit das Stu-

dium abzuschließen. Die Teilabschaffung der Studiengebühren

hat nichts mit sozialer Gerechtigkeit zu tun. Genau deswegen

ist es jetzt besonders wichtig, dass die Politik erkennt, dass die

einzige Lösung ist, dass es gar keine Studiengebühren gibt und

Hochschulen endlich öffentlich ausfinanziert werden.

Syntax: Die ÖVP sagt, dass Studiengebühren notwendig sind,

damit die Budgetlücke der Unifinanzierung nicht noch größer

wird. Ist die Budgetlücke nur ein Vorwand oder gibt es dafür

andere Gründe?

Angelika Gruber: Natürlich handelt die ÖVP bewusst ideo-

logisch. Sie wollen Elitehochschulen, auf denen nur wenige

studieren können. Das sind dann meistens nur die, bei denen

der Kontostand der Eltern stimmt. Das hat nichts mit einer ge-

rechten Hochschulpolitik zu tun. Es geht ganz klar darum, die

Hochschulen dicht zu machen und abzuschirmen, damit sich

eine kleine Elite etablieren kann. Auch die Meinung, dass Stu-

diengebühren das Budgetloch stopfen würden, ist ein Vorwand.

Als es Studiengebühren gegeben hat, ist der öffentliche Anteil

durch den privaten Anteil aus Studiengebühren ersetzt worden

und hat an der Unterfinanzierung der Universitäten nichts ge-

ändert. Mit “Erfolg“ – plötzlich reden alle nur noch darüber,

dass Studiengebühren die einzige Lösung sind, das Finanzie-

rungsproblem zu lösen. Das stimmt so nicht.

Syntax: Was wäre die richtige Lösung um die Budgetlücke auf-

zufüllen?

Angelika Gruber: Es gibt viele Beschlüsse, die auch schon seit

Jahrzehnten existieren. Stichwort – zwei Prozent des BIPs für

Hochschulausgaben. Momentan stehen wir in Österreich bei 1,3

Prozent und wir liegen damit unter dem OECD Schnitt. Aber

Pläne zur Umsetzung gibt es keine. Ich fordere einen nach-

vollziehbaren Finanzierungspfad und klare Konzepte, wie die

Hochschulen finanziell aufgefangen werden. Dazu fehlt nicht

das Geld in den Staatskassen, sondern anscheinend der poli-

tische Wille. Um das Loch zu stopfen, müssten die Studienge-

bühren so immens hoch sein, dass wahrscheinlich 90 Prozent

der Studierenden ihr Studium abbrechen müssten. Studienge-

bühren werden es nicht schaffen, die Finanzierungsprobleme

zu lösen. Für mich stellen sie eine reine Ablenkungsmaßnahme

dar. Sie sollen Leute vom Studieren abhalten.

Das Interview führte Valerie Buttler,

sie ist im Bundesteam der AKS aktiv.

Die Regelung hat den Universitäten im Endeffekt fast mehr

Verwaltungskosten gebracht, als Einnahmen.

Die einzige Lösung ist es, dass es gar keine Studiengebühren

gibt und Hochschulen endlich öffentlich ausfinanziert werden.

Linktipps: www.oeh.ac.at

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tax BILDUNG

RAISE YOUR VOICE - WERDE SCHULSPRECHER_IN

Das neue Schuljahr beginnt und alles ist wie immer. Lehrpersonen bringen keine Abwechslung in den Unterricht und du bekommst alles nur frontal eingetrichtert. Was tun?

Alice Baumgartner

IT IS TIME FOR CHANGEAls Schulsprecher oder Schulsprecherin

hast du die Möglichkeit, deine Schule

aktiv mitzugestalten. Die Schüler- und

Schülerinnenvertretung besteht aus

drei Personen, die von den Schülern

und Schülerinnen deiner Schule ge-

wählt werden.

Du kannst deine Mitschüler_innen

dann im Schulgemeinschaftsauschuss,

kurz SGA, vertreten. Der SGA besteht

aus drei Personengruppen, der Eltern-

vertretung, der Lehrpersonenvertre-

tung und der Schüler_innenvertretung.

Im SGA hast du die Möglichkeit, Anträ-

ge zu stellen, um mit konkreten Vor-

schlägen deine Schule zu verbessern.

START YOUR OWN PROJEKT

Du kannst Projekte starten, wie zum

Beispiel eine Schüler_innenzeitung

oder Workshops zu den verschiedens-

ten Themen. Damit du die Schüler_in-

nen deiner Schule gut vertreten kannst

und damit du weißt, was sie denken,

kannst du auch ein Schüler_innenpar-

lament an deiner Schule einführen, bei

dem über die wichtigen Anliegen und

Anregungen deiner Mitschüler_innen

diskutiert wird.

Es gibt noch viele weitere Projekte, mit

denen du deinen Schulalltag abwechs-

lungsreicher gestalten kannst! Nutz

diese Möglichkeit und kandidiere für

die Schüler_innenvertretung.

AKS – WHAT´S THAT?Die AKS ist eine Organisation von und

für Schüler_innen und setzt sich für

eine angstfreie, solzial gerechte und de-

mokratische Schule ein.

Vor der Wahl zur Schulsprecher_in

musst du im Normalfall ein Hearing

halten, das entweder vor der ganzen

Schule stattfindet oder in Klassen oder

Schulzweige unterteilt. Damit du auf

dieses Hearing so gut wie möglich vor-

bereitet bist, bietet die Aks in deinem

Bundesland eine kostenlose Hearing-

schulung an, bei der du wichtige rhe-

torische Tricks lernst, damit dir dein

Hearing auch gut gelingt.

Außerdem veranstaltet die aks regiona-

le Treffen und bundesweite Seminare

für die Schüler_innenvertretungen, bei

denen du dich nicht nur weiterbilden,

sondern auch mit anderen Schulspre-

cher_innen vernetzen kannst!

Die Arbeit in der Schüler_innenver-

tretung ist die beste Möglichkeit, dei-

ne Schule so zu verändern, wie du sie

gerne hättest. Mit der Kampagne “Raise

your voice“ unterstützt dich die AKS bei

allen Anliegen und bei deiner Arbeit in

der Schüler_inenvertretung. Bei Fra-

gen kannst du dich jederzeit an die AKS

in deinem Land wenden. Also: “Raise

your voice!“

Die Autorin besucht das wirtschaft-

kundliche Realgymnasium Nonntal in

Salzburg.

Eine starke Stimme für die Schüler_innenvertretung

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Seite 9syntax

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taxBILDUNG

127 MILLIONEN FÜR NACHHILFE

Fast ein Viertel der Schüler_innen bezieht Nachhilfe um die Schule zu meistern. Egal ob vor einem Test, einer Schularbeit oder einer mündlichen Prüfung, vielen fällt es schwer, dem Stoff ohne Nach-hilfe folgen zu können. Unser öffentliches Schulsystem wird vom Staat finanziert und trotzdem müssen viele Eltern tief in die Tasche greifen, um ihren Kindern einen positiven Schulabschluss zu ermöglichen. Laut Umfrage der AK geben Österreichs Eltern jährlich ca. 127 Millionen Euro für Nachhilfe aus. Diese große finanzielle Belastung können nicht alle Familien tragen, was vielen Ju-gendlichen den Aufstieg in die nächste Schulstufe erschwert.

Valerie Buttler

DOCH WIESO MÜSSEN SO VIELE SCHÜLER UND SCHÜLERINNEN NACHHILFE NEHMEN, OBWOHL SIE DOCH DEN GANZEN STOFF IM UNTERRICHT LERNEN?Die Schuld liegt laut der Studie der AK nicht an den Schüler_in-

nen sondern an unserem Schulsystem, das den Bedarf an Nach-

hilfe erst hervor ruft. Durch den straffen Lehrplan bleibt wenig

Zeit um auf die individuellen Stärken und Schwächen der Ein-

zelnen einzugehen. Paradoxerweise ist der Lehrplan schon so

konzipiert, dass es sich nicht ausgehen kann, den Stoff inner-

halb eines Schuljahres durchzunehmen. Dadurch stehen Lehr-

personen das ganze Schuljahr unter Druck und haben nicht die

Möglichkeit, den Stoff den Schüler_innen sinnvoll beizubringen.

Dazu kommt noch, dass oftmals nicht die Möglichkeit besteht,

das Gelernte im Unterricht noch einmal zu wiederholen, um

den Stoff zu vertiefen.

Schüler_innen werden sich selbst überlassen und müssen oft-

mals Nachhilfe nehmen um dem Unterricht folgen zu können.

DIE GANZTAGSSCHULE IST DER RICHTIGE SCHRITT Die Lösung dafür ist die Ganztagsschule als neues Schulsystem,

denn so können Schüler_innen in der Nachmittagsbetreuung

nachhaltig lernen.

Die Nachmittagsbetreuung ermöglicht es Schüler_innen, den

Stoff noch einmal mit einer Lehrperson durchzugehen und Fra-

gen zu beantworten. So würde kein Bedarf mehr an Nachhilfe

bestehen. Statt dauernd frontal zu unterrichten, ist es notwen-

dig, mehr Eigenständigkeit durch Arbeitsgruppen und Freiar-

beit zu fördern. Dadurch können Schüler_innen in ihrem eige-

nen Tempo arbeiten und Lehrpersonen können besser auf die

Schwächen und Stärken der einzelnen Jugendlichen eingehen.

KEIN GELD FÜR NACHHILFESTUNDEN, SONDERN FÜR DIE BILDUNGAnstatt das Lernen durch Nachhilfestunden aus der Schule hin-

aus zu verlagern, sollte es das Ziel sein, dass es keine Nachhilfe

mehr geben muss. Weiters ist es für viele Familien finanziell

nicht möglich, Nachhilfestunden zu bezahlen. In Österreich ist

das Schulsystem öffentlich und sollte keine versteckten Kosten

wie Nachhilfe beinhalten. Anstatt Familien extrem hohe Sum-

men für Nachhilfestunden investieren zu lassen, sollte dem

Staat kein Preis zu hoch sein, ein nachhaltiges Schulsystem der

Zukunft zu schaffen, welches Chancengleichheit garantiert und

kein verstecktes Schulgeld beinhaltet.

Die Autorin besuchte das wirtschaftkundliches Gymnasium

Nonntal in Salzburg und ist im Bundesteam der AKS tätig.

Der Bedarf an Nachhilfe steigt und ist eine immense finanzielle Belastung.

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tax GESELLSCHAFT

GIB VORURTEILEN KEIN DAHEIM!

So denken viele. Leider ist es noch immer nicht Realität. Rassismus und Diskriminierung sind allge-meine gesellschaftliche Probleme und machen auch vor der Schule keinen Halt.

Valerie Buttler

VORURTEILE SIND WIE BIO-MÜLL - ABBAUBAR!Ausländer_innen senken das Leis-

tungsniveau! Dieses Vorurteil hören

wir öfters, jedoch stimmt es nicht,

denn sogar laut Pisa Studie haben Mi-

grant_innen keinen Einfluss auf das

Leistungniveau in einer Klasse. Jede_r

von uns hat gewisse Vorurteile, um die

Welt einfacher und verständlicher zu

machen. Allerdings sind Vorurteile der

Grundstein für Rassismus. Falsche Tat-

sachen werden durch die Gesellschaft

transportiert und führen dazu, dass

diese unbegründet als wahr angesehen

werden.

Wir finden diese aber nicht nur in un-

serem persönlichen Denken, sondern

es gibt Vorurteile, die ganze Gruppen

teilen, um sich so von anderen Men-

schen abzugrenzen und das eigene

Selbstwertgefühl durch die Abwertung

Anderer zu erhöhen.

Teilweise werden Vorurteile auch ge-

zielt von Politiker_innen dazu einge-

setzt, von innergesellschaftlichen Pro-

blemen abzulenken und führen dazu,

dass Feind_innenbilder produziert

werden.

VORURTEILE SIND BARRIEREN, DIE ANDERE AUSGRENZEN!Vorurteile setzen sich in den Köpfen

fest und schaffen Barrieren, dabei wer-

den andere diskriminiert und ausge-

schlossen. Es ist wichtig, Vorurteile zu

überdenken und nicht vorschnell über

andere zu urteilen. Denn sie werden

sie durch die Gesellschaft transpor-

tiert und dazu benutzt, um anderen die

Schuld für etwas zu geben. Es ist jedoch

wichtig, den wahren Grund in der Po-

litik und Gesellschaft zu suchen und

nicht in einzelnen Gruppen.

Vorurteile müssen daher auch im Un-

terricht hinterfragt werden und es muss

Platz geschaffen werden, diese zu dis-

kutieren. Unser Schulsystem darf sich

nicht der Tatsachen entziehen, dass

Schule und Gesellschaft unweigerlich

miteinander verbunden sind und es da-

her nicht möglich ist, Diskriminierung

als abgesondertes Problem zu sehen.

ALLE ANDERS, ALLE GLEICHVorurteile beeinflussen unser Handeln.

Es fängt damit an, dass Wörter, wie

“Neger“, “Tschusch“, oder “Zigeuner“

durchaus noch Verwendung in unserer

Gesellschaft finden und es geht so weit,

dass Migrant_innen auf der Straße ver-

prügelt und Hakenkreuze an Hauswän-

de gesprüht werden.

Dass eine verstärkte Aufklärung an

Schulen erforderlich ist, zeigt auch der

jährliche Rassismusreport der Organi-

sation ZARA (Zivilcourage und Anti-

„An unserer Schule gibt’s doch keinen Rassismus”

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Seite 11syntax

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taxGESELLSCHAFT

Rassismus-Arbeit). Rassistische Äußerungen kommen dem-

nach nicht nur von Schülern und Schülerinnen, die es nicht

besser zu wissen scheinen, sondern auch seitens Autoritäts-

personen. Seien es Lehrpersonen, Polizei oder auch Medi-

en. Es ist wichtig, aufmerksam zu sein und nicht untätig zu

bleiben. Denn eine Gesellschaft kann

nicht auf Basis von Vorurteilen und

Diskriminierung funktionieren. Es

braucht Zivilcourage und ein kriti-

sches Denken, um auf Misstände re-

agieren zu können.

RASSISMUS IST ÜBERALL – FÜR EINE SCHULE OHNE RAS-SISMUSSchule ist ein wichtiger Faktor für ge-

sellschaftliche Veränderung und sollte

auch ein Ort der Integration und des

Miteinanders sein. Rassismus macht

aber auch vor der Schule keinen Halt.

Seien es diskriminierende Aussagen in

den Geschichtsbüchern oder die Aus-

grenzung von Mitschüler_innen aufgrund ihrer Hautfarbe, Re-

ligion oder Herkunft.

Das sind leider keine Einzelfälle, sondern Diskriminierung in

der Schule passiert jeden Tag. Viel zu oft werden die sprach-

lichen Barrieren als Argument genutzt, um Kinder aus dem

Schulalltag auszuschließen. Eine Schule oder Klasse mit Mi-

grant_innen wird oft nur als Problem gesehen und nicht als

Chance. Wir sollten uns darauf konzentrieren, wie wir mit und

voneinander lernen können!

RASSISMUS DARF NICHT UNBEANTWORTET BLEIBEN!Um rassistische Vorfälle an Schulen aufzuzeigen, startet die

AKS im kommenden Jahr in Kooperation mit ZARA einen An-

tirassismus-Schulreport. Schüler_innen haben die Möglichkeit,

rassistische Vorfälle an ihrer Schule zu

melden. Die Vorfälle werden doku-

mentiert und in einen, Report zusam-

mengefasst, der die Problematik von

Rassismus speziell an Schulen aufzei-

gen soll.

Schule muss ein angstfreier und sozial

gerechter Ort sein. Deshalb ist es wich-

tig, auch in der Schule gegen Vorurtei-

le und Rassismus vorzugehen. Täglich

kommen Schüler und Schülerinnen

mit Vorurteilen und Diskriminierung

in Kontakt. Nur wenn gezeigt wird,

dass es keine Einzelfälle sind, wird das

Problem wahrgenommen und kann

verändert werden. Kollektive Vorur-

teile gegenüber Minderheiten bilden

geistige Grenzen, die Menschen voneinander trennen. Diese gilt

es zu überwinden und zwar mit möglichst vielen.

Der Autorin besuchte das

wirtschaftkundliche Gymnasium

Nonntal in Salzburg und ist im

Bundesteam der AKS tätig.

Linktipps: www.zara.or.at

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Seite 12syntax

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tax GESELLSCHAFT

PROTESTE IN GRIECHENLAND

Die Regierung in Athen hat das Sparpaket beschlossen, die EU atmet auf. Doch unter den Demon-strant_innen in der Hauptstadt herrscht große Wut. Scheiben werden eingeworfen, Gebäude an-gezündet, Marmortreppen und Fassaden zerschlagen – auf der Straße tobt der Tumult.

Myriam Wieser

Ein Sparpaket, das alle Rekorde bricht.

Das härteste Sparpaket in der Ge-

schichte Griechenlands. Insgesamt

sollen 13 Milliarden Euro alleine im Öf-

fentlichen Dienst und bei Sozialleistun-

gen eingespart werden. Der Widerstand

gegen die griechische Sparpolitik hat

die Mittelschicht erreicht. Die Massen,

die sich auch am Abend unter Revoluti-

onsaufrufen auf dem Verfassungsplatz

sammeln, repräsentieren eine breite

Bevölkerungsschicht. Sie alle eint die

Wut auf die Politik - und die Angst vor

dem Abstieg.

DIE SCHULD LIEGT BEI DEN REI-CHEN UND DIE BEVÖLKERUNG BEZAHLT DAFÜR!Nachdem in den letzen Jahren die Ban-

ken und Konzerne mit hunderten Mil-

liarden Euro in ganz Europa gerettet

wurden, ist jetzt klar, wer die Kosten

für die Krise zahlt: Studierende, Ar-

beiter_innen, Arbeitslose und Pensio-

nist_innen. Sozialabbau und Massen-

steuererhöhungen wohin man blickt.

Und Europa spricht von den so genann-

ten Hilfspaketen für Griechenland. Mit

Nebelkerzen versuchen uns Europas

Eliten derzeit gerade einzureden, dass

die massiven öffentlichen Budgetde-

fizite die Folge einer sozialstaatlichen

Verschwendungssucht sind, ja dass wir

alle sogar über unseren Verhältnissen

gelebt hätten. Und nicht, dass die glo-

bale Wirtschaftskrise und die Rettung

des kollabierenden Finanzsektors, die

Staaten weltweit ins Defizit gebracht

hat. Wir leben nicht über, sondern un-

ter unseren Verhältnissen, indem der

Einkommensanteil der Lohnabhängi-

gen am gesellschaftlichen Wohlstand

ständig zugunsten der Unternehmens-

gewinne zurückgefahren wird.

Die Autorin besucht das

Europagymnasium Linz-Auhof und ist

stellvertretende AHS Landesschul-

sprecherin in Oberösterreich.

Die Reichen sollen zahlen!

Page 13: Syntax_September

INTERVIEW

Seite 13syntax

syn

taxGESELLSCHAFT

INTERVIEW MIT DER STUDEN-TIN LIBA TINBA AUS GRIECHEN-LAND

Syntax: In Griechenland gibt es nun ein sehr hartes Sparpa-

ket. Was geht dir nun durch den Kopf?

Lida: Es geht mir sehr vieles durch den Kopf. Auf den Straßen sind

tausende Menschen und demonstrieren gegen den harten Spar-

kurs. Vor allem habe ich Angst, wenn ich an die Zukunft denke.

Durch das neue Sparpaket werden mir auch für mein Studium vie-

le Steine in den Weg gelegt. Es war bisher schon nicht leicht, mein

Studium zu finanzieren und nun ist es für uns fast unmöglich.

Noch schlimmer ist es bei Studienrichtungen wie Medizin. Wenn

man hier nicht Millionär_in ist, hat man im Grunde keine Chance,

überhaupt das Studium zu beginnen. Auch die Schullaufbahn ist

ohne teurer Nachhilfe nicht mehr zu schaffen.

Syntax: Die Demonstrationen wurden vor allem von der unteren Schicht ausgelöst. Wie stehst du zu der Sache?

Lida: Das stimmt, aber die Demonstrationen wurden auch von den Jugendlichen in die Wege geleitet. Banken und

Großkonzerne unterstützen diese Proteste natürlich nicht, die haben ja alles was sie brauchen, aber das Feld an

Demonstrant_innen wird immer breiter gefächert. Die Krise hat auch schon längst die Mittelschicht erreicht. Die

Regierung hat versprochen, dass die Reichen zahlen sollen, aber stattdessen nehmen sie es von den Armen und

der Mittelschicht. Es ist diese Politik, die wir bekämpfen, nicht der Versuch, die Krise zu überwinden.

Syntax: Du bist ja auch oft bei den Protesten auf der Straße dabei. Wie sieht es dort aus?

Lida: Es herrscht Chaos. Die Polizei lässt keine friedlichen Demonstrationen zu und die Bevölkerung ist längst

nicht mehr so ruhig, um nur die Straßen entlang zu gehen. Die griechische Polizei schleudert Tränengasgranaten

in die Menge, von links, von rechts, die Menschen laufen los, drehen um, rennen, stolpern, wissen nicht mehr

wohin, reiben sich die Augen. Viele schreien, um Luft ringend, nach ihren Freund_innen, wollen raus, weg, nur

noch in Sicherheit. Und in das Chaos hinein regnen immer weiter Steine, Flaschen und Tränengasgranaten. Es

herrschen bürger_innenkriegähnliche Zustände.

Syntax: Wie denkst du, wird sich Griechenland in Zukunft verändern?

Lida: Schwierige Frage. Ich weiß es nicht. Aber ich hoffe, dass sich die Lage wieder ändern wird und endlich die

Schuldigen der Krise zur Kasse gebeten werden und nicht die Armen. Ich hoffe, dass in Zukunft Bildung für alle

frei zugänglich ist und nicht das Einkommen der Eltern eine Rolle spielt.

Lida Tinba ist 19 Jahre alt, lebt in Griechenland und studiert Biologie an einer Universität in Athen. Auch sie ist stark von der Krise

betroffen, obwohl sie nicht aus einer sozial schwächeren Familie kommt.

Page 14: Syntax_September

Seite 14syntax

syn

tax GESELLSCHAFT

MYTHOS CYBERTERRORISMUS

Schon seit etwa einem Jahrzehnt geistert der Begriff „Cyberterrorismus“ durch die Medien, er wird vor allem verwendet, um die Angriffe meist autonomer Gruppen auf Websites zu beschreiben. Dabei verfolgen die Angreifer_innen meist ein politisches Ziel, wollen auf Missstände aufmerksam machen, Forderungen publik machen oder geächtete Inhalte aus dem Netz entfernen.

Julia Spacil

PARADEBEISPIEL “ANONYMOUS“Das aktuellste Beispiel dafür ist “Anony-

mous“, eine Gruppe, die in den vergan-

genen Wochen zum Beispiel die Seiten

von FPÖ, GIS, SPÖ, Scientology und

Sony gehackt haben. Sie hinterließen

ihr Logo und Maskottchen, ein Pony auf

der Startseite und stahlen Daten, die sie

im Anschluss teilweise veröffentlichten.

Dass diese Angriffe gesetzeswidrig sind,

ist keine Frage, doch nicht alles, was ille-

gal ist, ist gleich Terrorismus. Dennoch

bekommen Cyberattacken pauschal die-

ses zweifelhafte Etikett aufgedrückt.

Es besteht ein qualitativer Unterschied

zwischen virtuellen Attacken auf Rechner

und physischen Angriffen auf Menschen.

ONLINEZENSUR - DIE STAATLI-CHE SEITE DES CYBERTERRO-RISMUSWenn man den Begriff dennoch ver-

wenden möchte, so muss man sich

darüber im Klaren sein, dass seine

Definition nicht von fortschrittlichen

Kräften bestimmt wird. Ein Beispiel:

Warum ist es Terrorismus, wenn Ano-

mymous die FPÖ-Website hackt, nicht

aber, wenn China Google im ganzen

Land sperrt? Wenn solche Angriffe von

staatlichen Organen oder unter staatli-

cher Duldung erfolgen, sprechen selbst

Kritiker_innen von Maßnahmen, poli-

tischen Instrumenten und Steuerungs-

mechanismen. Wer den Begriff verwen-

det, muss sich dessen bewusst sein.

DYSTOPIA – DÜSTERE ZU-KUNFTSVISIONENBis jetzt gab es noch keine einzige Cy-

berattacke, die sich in physischen Schä-

den von Personen manifestierte. Doch

genau das wird von manchen prophe-

zeit, die Rede ist von Horror-Szenarios

wie manipulierten Staudämmen, die

ganze Städte überfluten, Flugzeugab-

stürzen durch einen Eingriff in den Au-

topiloten.

Solche Szenarien sind jedoch unrealis-

tischer als eine Zukunft, in der jeder

Mausklick aufgezeichnet und jegliche

Online-Kommunikation überwacht

wird. Die NATO ist beispielsweise ge-

rade dabei, mit der “Cyber Defense

Authority“ einen Geheimdienst für

Belangen der Internetsicherheit einzu-

richten, über deren genaue Funktion

hüllt man sich in Schweigen. Offizielle

Begründung ist, dass man den techno-

logischen Vorsprung vor den Verbre-

cher_innen wahren wolle. Totale Über-

wachung kann niemals eine Lösung

sein, vielmehr müsste man nach den

Ursachen dieser Angriffe suchen und

an diesem Punkt ansetzen.

Die Autorin besuchte das Polgar

Gymnasium in im 22. Bezirk in Wien.

Real existierende Bedrohung oder doch nur ein weiterer Vorwand, unliebsame Ge-setze hin zum Überwachungsstaat durchzubringen?

Die Gruppe “Anonymous“ hinterlässt ihr Maskottchen – ein Pony – auf jeder gehackten Seite.

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Seite 15syntax

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taxGESELLSCHAFT

TÖCHTER: JETZT AUCH IN ÖSTERREICH!SPÖ, ÖVP, Grüne sind sich einig: Neue Bundeshymne ab 1. Jänner 2012

Nach jahrelangen Diskussionen ist die Änderung der österreichischen Bundeshymne beschlossen. SPÖ, ÖVP und Grüne haben sich darauf geeinigt, die Textpassage, in der die “großen Söhne” besungen werden, um die “Töchter” zu erweitern. Das erklärten die Frauensprecherinnen der drei Parteien, Gisela Wurm (SPÖ), Dorothea Schittenhelm (ÖVP) und Judith Schwentner (Grüne), und verkündeten am 13. Juli 2011 diese Nachricht. Der Weg bis dahin war steinig und geprägt von starken Protesten und Engstirnigkeit.

Tatjana Gabrielli

GEHEIMAKTION DER VP-FRAUENDas Vorgehen der ÖVP-Frauen, die den

Antrag im Nationalrat in einer „Ge-

heimaktion“ an der Klubführung vorbei

eingebracht hatten, verteidigt die ehe-

malige Bundesministerin für Gesund-

heit und Frauen Maria Rauch-Kallat.

Wenn man „eine lange Diskussion im

Klub und dann mit dem Koalitions-

partner“ geführt hätte, wäre sich die

Einbringung des Antrags in ihrer Par-

laments- Zeit nicht mehr ausgegangen,

sagte sie.

Einige männliche ÖVP-Abgeordnete

hatten am Freitagabend mit Dauer-

reden über Wein, Schweinemast und

neue Süßstoffe einen letzten Auftritt

Rauch-Kallats im Plenum verhindert,

nachdem die ÖVP-Frauen den Antrag

an der Klubführung vorbei mit den Kol-

leginnen von SPÖ und Grünen erarbei-

tet und im Plenum eingebracht hatten.

Die Frage, ob in der Hymne auch das

Wort „Töchter“ vorkommen soll, sei si-

cher nicht die wichtigste, sagte Rauch-

Kallat in mehreren Interviews. Die

Bundeshymne

habe aber „Symbolkraft“. Und daher

ist es wichtig, „diese sprachliche Dis-

kriminierung in der Hymne zu beseiti-

gen“. Gegenüber dem „Standard“ sagte

sie, die Zeit sei diesmal reif gewesen:

„Wann, wenn nicht jetzt?“

FPÖ GEGEN ÄNDERUNGLaut den drei Parlamentarierinnen ist

bei dem Vorhaben auch das BZÖ mit

an Bord. Die FPÖ-Frauensprecherin

Carmen Gartelgruber ist jedoch gegen

eine Änderung der Hymne. In einer

Aussendung sprach sie von „Gender-

Klamauk“.

NACH DER AUSSPRACHE GIBT ES NUN AUCH TÖCHTERNach der Nationalratssitzung hatten

die ÖVP-Männer tagelang zum Thema

geschwiegen. Später gab es eine Aus-

sprache zwischen ÖVP-Chef Michael

Spindelegger, Klubchef Kopf und der

amtierenden Frauensprecherin der

Partei, und man hat sich darauf geei-

nigt, die Hymne um die Töchter zu er-

weitern.

DIE GRENZEN MEINER SPRA-CHE, SIND DIE GRENZEN MEI-NER WELTDass die österreichische Bundeshymne

die österreichische Gesellschaft annäh-

rend realitätsnahe widerspiegelt, kann

wohl als Erfolg verbucht werden. Es gilt

sich bis 2012 zwischen „Heimat großer

Töchter, Söhne“, „Heimat großer Töch-

ter und Söhne“ sowie „Großer Töchter,

großer Söhne“ zu entscheiden.

Der Autorin besuchte das PG Rieden-

burg in Vorarlberg und ist Frauen-

sprecherin der AKS.

Ab 2012 gibt esauch Töchter in der Bundeshymne

Page 16: Syntax_September

Seite 16syntax

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tax GESELLSCHAFT

FACEBOOK BEKOMMT KONKURRENZ

Google+ ist das neueste Projekt von Google Incorporated. Es wurde Ende Juni 2011 ins Netz gestellt und ist eine Beta Version. Eine Registrierung ist nur mit Einladung möglich. Google+ ist ein soziales Netzwerk, welches vergleichbar mit Facebook ist, somit hat sich der Konzern auch in diesem Bereich etabliert und steht nun in direkter Konkurrenz zu Facebook.

Von Dara Jochum für die aks Vor-

arlberg

DER ALBTRAUM FÜR DATEN-SCHÜTZER_INNEN

Es fällt schwer zu glauben, dass Google

alle Daten für sich behält. Bei Google+

geht es, wie bei den meisten anderen

sozialen Netzwerken auch, um zielge-

richtete Werbung. Google+ soll also

eine Dienstleistung für die Werbein-

dustrie sein. Eine riesige Datenbank

ist in Planung – ein Albtraum für alle

Datenschützer_innen. Künftig sollen

Werber_innen Adressen kaufen kön-

nen, und das nach Interessen sortiert.

Datenschützer_innen werfen dem

Suchmaschinengigant schon lange vor,

der Konzern würde sich immer mehr zu

einer „Datenkrake“ entwickeln, um da-

mit Geld zu verdienen.

DATENSAMMLUNG NUR FÜR DIE VERBESSERUNG VON DIENST-LEISTUNGEN?Google äußert sich nicht konkret, Ni-

cholas Wong, Leiter der Rechtsabtei-

lung, meint, die Daten werden sehr

vertraulich behandelt und nicht an Un-

befugte weitergegeben. Es werde „an

verschiedenen Initiativen rund um das

Thema Datenmanagement“ gearbeitet

und zwar „zusammen mit verschiede-

nen Kunden und Kundinnen und Part-

ner_innen“.

Sogar in den Nutzungsbedingungen

heißt es, man werde gesammelte Da-

ten über Aktivitäten bei Google+ mög-

licherweise mit Partner_innen oder

anderen Webseiten teilen. Doch so ver-

steckt, dass sie die meisten überlesen.

Diese zu lesen wäre wohl aber an der

Zeit!

GOOGLE+ BIETET VERSCHIEDE-NE FUNKTIONEN AN:

Die Autorin besucht das Privat-

gymnasium Riedenburg in Vorarlberg

Google etabliert eine neue Datenkrake - Google+

andere und beste Freund_innen in

eine eigene.

>> Die Sparks verwalten die Inte-

ressen der User_innen und sucht

neue Artikel oder Videos die sich an

diese anpassen.

>> Die Hangouts sind Chats, zu

denen der_die Benutzer_in über

Video-Chat eine Unterhaltung füh-

ren kann.

>> +1 ist eine Schaltfläche, ver-

gleichbar mit der mit „Gefällt mir“-

Schaltfläche von Facebook, wo

Benutzer_innen über deren Inter-

essen mitteilen können.

>> Nutzer_innen von Google+ kön-

nen beliebig viele Bilder speichern,

da Google Sie automatisch auf eine

Größe von 2048x2048 Pixel ver-

kleinert.

>> Circles helfen dir, deine Freunde

in Gruppen aufzuteilen und somit

bestimmte Informationen nur mit

den richtigen Leuten zu teilen. Zum

Beispiel steckt man Mitschüler_in-

nenin eine Gruppe, Familie in eine

Page 17: Syntax_September

Eine Kampagne der Guerilla Girls

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taxGESELLSCHAFT

MÜSSEN FRAUEN NACKT SEIN, UM INS MUSEUM ZU KOMMEN?

Sandra Hochmayr

ES GEHT NICHT UMS GELD- ES GEHT DARUM ZU BEWEGENSo oder so ähnlich könnte das Motto der Guerilla Girls lauten.

Den Künstlerinnen geht es nicht darum in Museen zu hängen

oder Höchstpreise bei Kunstauktionen zu erzielen. Die Gueril-

las bleiben immer Anonym, außer ihnen selbst weiß niemand

genau wie viele aktiv sind und wer die Aktivistinnen sind. Denn

die Guerilla Girls sind eine antiautoritäre Bewegung, die es sich

zum Ziel gesetzt hat, in der Welt der Kunst etwas zu bewegen.

Seit eine Frauendemo 1985 bei einer Ausstellung des Metropo-

litan Museum, bei der nur 13 von 163 Künstler_innen Frauen

waren, treten die Künstlerinnen Bewegung für die Gleichstel-

lung der Frau in Kunst und Gesellschaft ein.

Mit dieser Kampagne „Do women have to be naked to get into

Met Museum“ griff die Künstlerinnen Gruppe zum erstenmal

ein gesellschaftspolitisches Thema auf. Sie bekamen zum ersten

Mal politisches Gewicht und einige amerikanische Politiker_in-

nen äußerten sich zu den Aktivitäten der Gruppe. Sie kritisier-

ten das immer stärker werdende Schönheitsideal der USA und

der Welt, sowie den Zwang, der vielen Frauen auferlegt wird,

das schöne Geschlecht zu sein. Besonders an dieser Kampag-

ne war, dass sie in Nacht und Nebel Aktionen publik gemacht

wurde. Sie prägten durch anbringen der Plakate an öffentlichen

Plätzen, in Straßenbahnen und anderen öffentlichen Verkehrs-

mitteln die aktionistische Arbeit der Kunstwelt.

GUERILLA GIRLS HEUTE- FEMINISTISCHE KUNST IN DER GEGENWARTAuch heute sind die Guerilla Girls noch aktiv und prägen die

feministische Kunst. Längst sind sie keine amerikanische Be-

wegung mehr. Mittlerweile gibt es unzählige autonome Grup-

pierungen. So bieten die Guerilla Girls auch Workshops an, ver-

anstalten Ausstellungen und starten Aktionen unter dem Motto

„reinventing the „f“ word: feminism“. Außerdem gibt es auch

Guerilla Girls on Tour, eine Theatergruppe, geleitet von drei

ehemaligen Guerilla Girls, sowie viele andere Gruppen, die die

Ziele der Guerilla Girls teilen. Die Anzahl der weiblichen Künst-

lerinnen und auch der feministischen Künstler_innen hat sich

durch Vorreiterinnen, wie Lee Lozano, Judy Chicago und nicht

zuletzt den Guerilla Girls immer mehr gesteigert. Denn heute

sind Künstlerinnen nicht mehr eine „lästige Randerscheinung“,

sondern etablieren sich in immer mehr unterschiedlichen

Kunstrichtungen.

Der Autorin besuchte die HTL 1 in Linz

Feminismus: bunt, frech und voller ÜberraschungenBereits in den 80er Jahren stellten sich Guerilla Girls die Frage: Müssen Frauen nackt sein, um ins Museum zu kommen? Nur 3% der Künstler_innen im Metetropolitan Museum waren zu dieser Zeit weiblich. Dafür waren Frauen in einem ganz anderen Teil der Kunst stark vertreten: 83% der Aktportraits zeigten ebenfalls Frauen. Die Guerilla Girls, die sich mit der Kong Maske ein Symbol der männlichen Dominanz zu eigen machten, zeigen als selbsternanntes Gewissen der Kunstwelt, dass man weder nackt sein muss, noch ein Mann, um sich in der Welt der Kunst einen Namen zu machen.

Page 18: Syntax_September

Seite 18syntax

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tax INTERNATIONALES

RECHTSRUCK EXTREM POPULÄR?!

„Mehr Mut für unser Wiener Blut – zu viel Fremdes tut niemanden Gut“ mit dieser Kampagne hetzte HC Strache gegen Ausläner_innen. Er will damit ganz klar provozieren und Aufmerksamkeit erregen. Jedoch gibt es solche Kampagnen nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa.

Johanna Kuchling

RECHTSPOPULIST_INNEN AUF DEM VORMARSCHSeit den Achtzigerjahren sind

Rechtspopulist_innen in Europa auf

dem Vormarsch. Denn nicht nur in

Finnland, Frankreich, Italien und Un-

garn konnten rechtspopulistische Par-

teien enorme Wahlsiege feiern. Son-

dern sie gewinnen auch immer mehr

Mandate in regionalen Bereichen, wie

die FPÖ bei den Wien-Wahlen 2010 mit

ihrem Anti-Islam-Wahlkampf. Auch im

Europäischen Parlament gewinnen die

Rechtsparteien immer mehr Stimmen.

Paradoxerweise setzen die teilweise ex-

trem nationalistischen Parteien immer

mehr auf internationale Zusammenar-

beit.

EIN GEMEINSAMES FEIND_IN-NENBILD VERBINDETDenn was alle populistischen Parteien

verbindet ist, dass ein Feind_innenbild

geschaffen wird, um Gruppen auszu-

grenzen. Mit provokanten Kampagnen

bekommen sie Aufmerksamkeit und

sind somit in allen Medien. Dadurch,

dass sie oftmals die Opposition sind

und sich daher von den Fehlern der mo-

mentanen Regierung abgrenzen, stellen

sie sich in die Außenseiter_innenrolle,

wodurch sie umso glaubhafter wirken.

Mit Vorurteilen, wie „ Ausländer_in-

nen nehmen uns die Arbeitsplätze weg“

schaffen Rechte Sündenböcke. Damit

spalten sie das „einheimische“ Volk von

den vermeintlichen Nicht-Zugehörigen

anderer Nationen und Kulturen ab.

Und versuchen damit Meinungen zu

bilden.

EINFACHE SPRACHE FÜR DAS EINFACHE VOLK

Das Auftreten populistischer Parteien

hängt sehr von dem Bewegungscha-

rakter und dem Prinzip der charisma-

tischen Führungsperson ab. Darüber

hinaus wird ein sehr bodenständiger

Kontakt zu den Wählerinnen und Wäh-

lern projeziert. Die einfache Rheto-

rik der Führungspersonen soll das

„Sprachrohr des Volkes“ darstellen, soll

sagen was der „kleine Bürger“, die „klei-

ne Bürgerin“ denkt. Durch Wortwahl

und Diktion wird das Thema auch noch

emotionalisiert und die Stimmung in

der Bevölkerung angeheizt. Außerdem

wird durch den vermehrten Einsatz di-

rektdemokratischer Mittel ein homoge

ner „Wille des Volkes“ propagiert.

DURCH POPULISMUS GRENZEN SIE MINDERHEITEN AUS. Populismus basiert auf der Vorstellung

„des Volkes“ als eine mehr oder weniger

homogene Masse. Nicht zu verwechseln

ist „das Volk“ mit der tatsächlichen Be-

völkerung, es stellt mehr ein Idealbild

dar, das Zugehörigkeit vermitteln und

Identität schaffen soll. Die Vielschich-

tigkeit und verschiedenen Interes-

senslagen der Bevölkerung werden ge-

leugnet. Populistinnen und Populisten

Europaskepsis und Islamfeindlichkeit verbinden Rechtsaußenparteien in Europa.

Ihre Forderungen reichen von “Autorität” und “Ordnung” über Feindlichkeit gegenüber Minder-

heiten, bis hin zu einem “weißen” Europa

HC Strache Bundesparteiobmann der FPÖ

Page 19: Syntax_September

Seite 19syntax

syn

taxINTERNATIONALES

schreiben „dem Volk“ bestimme Moral-

vorstellungen und Eigenschaften zu. So

entstehen die Chiffren vom „anständi-

gen Bürger“ und der „guten Frau“.

„Das gute Volk“ wird von der politi-

schen Elite abgegrenzt. Der General-

verdacht, die Politiker_innen hätten

sich vom eigentlichen Willen des Vol-

kes entfernt, wird auferlegt. Er grenzt

jene aus, die nicht in die kulturellen

Maßstäbe passen.

DAS „GUTE“ UND „BÖSE“ VOLK So werden je nach dem religiöse, se-

xuelle oder kulturelle Minderheiten,

sowie Migrant_innen ausgegrenzt und

in Gegensatz zum „guten Volk“ gestellt,

weil sie die den angeblich „veranker-

ten“ moralen und sittlichen Wertvor-

stellungen widersprechen oder diese

sogar bekämpfen wollen.

Es werden gezielt Ängste kanalisiert und

mit Befürchtungen der Bevölkerung ge-

spielt, indem komplexe ökonomische

und soziale Probleme auf vermeint-

lich Verantwortliche reduziert werden.

Dabei werden gängige Klischees und

Vorurteile aufgegriffen. So werden die

„vielen“ Ausländer_innen für die man-

gelnden Arbeitsplätze verantwortlich

gemacht. Völlig verschiedene Elemente

werden dabei scheinbar plausibel mit-

einander in Zusammenhang gebracht:

Die armen Steuerzahler_innen müssen

für die „Asylanten“, die wie die Maden

im Speck leben und damit den Staats-

haushalt schröpfen, bezahlen.

Damit wird Wut lediglich kanalisiert,

allerdings keine Lösungen aufgezeigt,

außerdem ist dieses politische Vor-

gehen sehr bedenklich, weil dadurch

feindliche Gefühle in der Bevölkerung

geschaffen werden.

Gefährlich wird es wenn rechtspopulis-

tische Parteien über Regierungsmacht

verfügen und ihre fragwürdigen De-

mokratievorstellungen aktiv betreiben

können. Um die gegen die Gefahren des

Rechtspopulismus zu bestehen muss

also eine aufgeklärte Bevölkerung, so-

wie eine starke Gegenposition der an-

deren Parteien bestehen.

Der Autorin besucht die HAK I

Klagenfurt.

HC Strache Bundesparteiobmann der FPÖ

Durch Sündenböcke gewinnen rechte Parteien immer mehr

Wähler_innen.

Page 20: Syntax_September

SPEA

KERS

’ CO

RNER

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tax FEUILLETON

SAG UNS DEINE MEINUNG!Viel zu oft werden die Meinungen der Schüler_innen in bildungspolitischen Diskussionen überhöhrt oder ignoriert. Dabei sind es gerade wir Schüler_innen, die schulische Ent-scheidungen in erster Linie betreffen, somit sind wir die eigentlichen Expert_innen in diesem Bereich.

Im „Speakers’ Corner“ des Syntax bekommen Schüler_innen regelmäßig die Möglichkeit, ihre eigene Meinung zu aktuellen Themen zu äußern. Hast du auch ein Statement ab-zugeben oder ein Projekt an deiner Schule realisiert, das du gerne mit anderen Schüler_innen aus ganz Österreich teilen würdest? Dann melden dich einfach unter [email protected]!

„Was wären Maßnahmen gegen Rassismus an deiner Schule?”

„Vorurteile beherrschen die Köpfe der Menschen und auch im Schulalltag spielen sie eine große Rolle. Um gegen Ras-sismus an Schulen vorzugehen, muss es eine gezielte Aufklä-rung geben. Denn wenn Vorurteile keinen Platz mehr haben, kann Rassismus an Schulen bekämpft werden.“

SOPHIA CHRISTALL, 16 JAHRE, STELLVERTRETENDE AHS LANDESSCHULSPRECHERIN SALZBURG, BORG NONNTAL

MORITZ SCHWARZ,17 JAHRE, LANDESSCHULSPRECHER TIROL,

AKADEMISCHES GYMNASIUM INNSBRUCK„Um Rassismus an unseren Schulen zu bekämpfen, muss ein deutlicheres Bewusstsein aller Schüler_innen geschaf-fen werden. Egal ob es die abfälligen Kommentare in der Pause, die Vorurteile in den Köpfen, oder sogar ausschrei-tende Diskriminierungen von Mitschüler_innen im Schulall-tag sind. Erst wenn wieder die Vielfalt wieder im Vorder-grund steht, wird Rassismus Weltoffenheit und Toleranz weichen können.“

PHILIPP STADLER, 18 JAHRE, AHS-LANDES-SCHULSPRECHER OÖ, BORG HONAUERSTRASSE LINZ

„Rassismus macht auch vor Klassenzimmern nicht halt. Um dem entgegen zu wir-ken, braucht es einen ver-pflichtenden Gegenstand „Politische Bildung“, in dem Demokratie und Toleranz früh erlernt werden. Außer-dem müssen fremdenfeind-liche Rollenbilder aus allen Schulmaterialien entfernt werden und Peers, die auf ein vielfältiges Zusammen-leben spezialisiert sind, an jeder Schule verankert wer-den.“

CLAUDIA SATLER, 16 JAHRE, AHS-LANDESSCHUL-SPRECHERIN VORARLBERG, BRG REBBERGGASSE, FELDKIRCH

„Ich denke, dass es wichtig ist, die Fäl-le zu dokumentieren und ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Rassismus tat-sächlich an unseren Schulen passiert. Dann kann auch gezielt darauf re-agiert werden mit zum Beispiel einer Peer-Ausbildung. Ich glaube, dass es sehr wichtig ist, dass sich Schüler_innen unter-einander helfen und stärken und gemein-sam gegen Vorurteil ankämpfen.“

Page 21: Syntax_September

BUCH:

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syn

taxFEUILLETON

kunsthalle

MELDA AKBAS - SO WIE ICH WILL

Letzten Sommer ist ihr erstes Buch veröffentlicht worden, was aber

noch lange nicht alles ist. Sie schrieb ihr Abitur, engagierte sich in

der Schüler_innenvertretung und in der „Türkischen Gemeinde

Deutschlands”. Nebenbei stellte sie auch noch ein bundesweites Pro-

jekt auf die Beine, welches sich zum Ziel setzt, insbesondere jungen

Türkinnen und Türken die Integration zu erleichtern.

In ihrem Buch schafft sie es, den Leser_innen ihr Leben (und das

Leben so vieler anderer junger Migrant_innen) mit all seinen Konf-

likten, Bereicherungen und Fragen näher zu bringen.

Alexander Hoor für die aks Vorarlberg

CHINA BLUE porträtiert einen entscheidenden Lebensab-

schnitt der 17-jährigen Jasmin, die von ihrem Dorf in die weit

entfernte Stadt ziehen muss. Ihr Job dort ist es dann, in einer

Jeans Fabrik die Fäden der Hosen abzuschneiden. Dies muss

sie mindestens 15 Stunden am Tag machen, inklusive Übers-

tunden.

Der Regisseur Peled hat in dem Film China Blue das Leben

eines Mädchens dokumentiert, das stellvertretend für rund

130 Millionen Wanderarbeiter_innen in China steht. Somit

bietet der Film einen schockierenden Einblick in das Leben

dieser Menschen. Tatjana Gabrielli

DVD:

MICHA X. PELED -CHINA BLUE

MUSIKTIPP:

BILDERBUCHDie 2005 gegründete Indierock-Band aus Oberösterreich besteht aus

den vier jungen Musikern Maurice Ernst, Michael Krammer, Peter

Horazdovsky und Andreas Födinger. Ihren ersten Erfolg erzielten sie

mit ihrer Single „Calypso“, die sofort auf Platz 4 der Austrian Indie

Charts landete. Von da an folgten größere Auftritte, wie zum Beispiel

am Fm4 Frequency Festival und am Two Days a Week Festival.

Sarah Rossmann

Page 22: Syntax_September

SUDOKUSC

HWER

MITTEL

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tax FEUILLETON

DER SCHÜLER_INNENNOTRUF DER AKSSchüler_innen sitzen viel zu oft am kürzeren Ast, unsere Rechte

werden häufig ignoriert oder schlichtweg missachtet. Meistens

wissen wir Schüler_innen auch garnicht über unsere Rechte

bescheid, können uns daher auch kaum gegenüber Lehrer_in-

nen oder Direktor_innen durchsetzen und uns gegen Rechts-

verstöße wehren.

Die AKS bietet deshalb einen Schüler_innennotruf an, bei

dem du kompetente Antworten und Hilfestellungen bei deinen

Schulrechtsfragen erhältst. Du kannst auch unsere Broschüre

„123 Fragen an das Schulunterrichtsgesetz auf www.aks.at gra-

tis bestellen, oder einfach den unteren Rücksender ausfüllen,

und wir schicken dir die Sachen portofrei nach Hause.

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WUSSTEST DU SCHON,

DASS?

... jede Sekunde werden ca. 127 RedBull-Dosen weltweit getrunken, was einer Jahresbilanz von 4,016 Mrd getrunkenen Dosen entspricht. (im Jahr 2008)?

... es auf der Welt mehr Hühner als Menschen gibt?

... der Schmetterling 12.000 Augen hat? ... der Atlantische Ozean salziger ist als der Pazifik? ... das durchschnittliche Stachelschwein 30.000 Stacheln hat?

... der Durchschnittsmensch sieben Minuten, um einzuschlafen braucht?

... das Wort “Manhattan” entstammt einer alten Sprache amerikanis-cher Ureinwohner_innen und bedeutet “der Ort, an dem wir betrunken waren”.

... von insgesamt 45 Tieren auf der Titanic überlebten drei Hunde und ein Kanarienvogel den Untergang?

... wenn im Simpsons-Vorspann Maggie an der Supermarktkasse gescannt wird, leuchtet der Betrag auf, den ein Kleinkind im Monat kostet?

... der Mensch kann als einziges Säugetier lächeln?

vorname, nachname

adresse, plz, ort

email

telefon

geb. dat., schule, klasse

ICH BIN

AN DIE

Aktion kritischer Schüler_innen BundeskoordinationAmtshausgasse 4, 1050-Wien

Schulsprecher_in werdenEin kostenloses Syntax-Abo

FÜR DIE SCHÜLER_INNENVERTRETUNG:SV-Toolbook (allgemeine SV-Broschüre)123 Fragen an das SchUG (Schulrechtsbroschüre)Sozial-Broschüre (Beihilfen und Förderungen)Schüler_innenzeitungsbroschüre (Schulzeitung ect.)Berufsschulbroschüre (Broschüre für Lehrlinge)

AKS-STUFFAKS-Wandkalender 11/12Schulrechtsnotruf KärtchenStundenplan Sticker

GET ACTIVE!Infos über eure laufenden Aktivitäteneinen Workshop an meiner Schuleauf ein Seminar mitfahreneine Liste aller erhältlicher Materialien aktiv werden

ICH WILLMATERIALIEN

zur Antirassismus Arbeitzu feministischer Arbeitzu Globalisierungzum Thema Homophobiezu Schule & SchulpolitikMaterialien „Reiche Eltern für Alle“Materiaien „Baustelle Schule“Materialien „Nicht genügend Mitbestimmung“

FEUILLETON

Kleb mir eine! (Falls Marke zur Hand, sonst zahlen wir)

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syntax.aks.atDAS ÖSTERREICHWEITE MAGAZIN FÜR KRITISCHE SCHÜLER_INNEN

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Der Rechtsweg ist ausgeschlossen

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