syntax4/2011
DAS ÖSTERREICHWEITE MAGAZIN FÜR KRITISCHE SCHÜLER_INNEN
GIB VORURTEILEN KEIN DAHEIM!
Schule ist ein wichtiger Faktor für gesellschaftliche Veränderung und sollte auch ein Ort der Integration und des
Miteinanders sein. Rassismus macht aber auch vor der Schule keinen Halt. Seien es diskriminierende Aussagen
in den Geschichtsbüchern oder die Ausgrenzung von Mitschüler_innen aufgrund ihrer Hautfarbe, Religion oder
Herkunft. Seite 10
AKTION KRITISCHER SCHÜLER_INNEN | AKS.AT | SEPTEMBER 2011A
Rassismus darf nicht salonfähig weden
CO
VE
RST
OR
Y
aks.at
Die AKS startet dieses Jahr ge-meinsam mit Zara einen Anti-Rassismus Report an Schulen www.aks.at & www.zara.or.at
SCHONGEWUSST?
Interview mit einer Studentin aus Griechenland, die bei den Protesten dabei war.
HIGHLIGHT DIESER AUSGABE:
S. 6
Seite 2syntax
syn
tax INHALT & EDITORIAL
Lieber Leserin! Lieber Leser!
Willkommen im Schuljahr 2011/2012. Wir hoffen, die Fe-
rien waren nicht allzu kurz und alle Nachprüfungen sind
gut überstanden. Für einen guten Einstieg in den Schu-
lalltag bietet dir das Syntax den besten Zeitvertreib für
langweilige Stunden. Auf den ersten Seiten findest du alle
Infos über die Modulare Oberstufe und ein Interview mit
der stellvertretenden ÖH Vorsitzenden Angelika Gruber
zu Studiengebühren. Um etwas gegen den langweiligen
Schulalltag zu tun, steht auf Seite 8 ein Artikel über die
Wahl zum_zur Schulsprecher_in.
Die Seiten 10 und 11 beinhalten einen Artikel zum Thema
Altagsrassismus und Rassismus an Schulen. Ein span-
nendes Interview zu der Revolution in Griechenland
findest du auf Seite 12 und 13.
Falls du immer schon einmal deine journalistischen
Fähigkeiten testen wolltest oder deinen eigenen Artikel
in Österreichs größter Schüler_inenzeitung lesen willst,
dann melde dich einfach unter [email protected] und du bist
ein Teil dieser Zeitung.
Viel Spaß beim Lesen und einen guten
Start ins neue Schuljahr.
Deine Redaktion
EDITORIAL
IMPRESSUMMHV: AKS-Bundesorganisation | Chefinnenredaktion: Valerie Buttler | Layout: Alexander Obermüller | Redaktion: AKS Bunde-sorganisation Alle: Amtshausgasse 4, 1050 Wien, Österreich
Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz: Syntax ist eine Zeit-schrift der AKS-Bundesorganisation und steht zu 100% in deren Ei-gentum | Grundsätzliche Richtung: Das Syntax ist die Organisationzeitung der Aktion kritischer SchülerInnen. Inhaltich den Werten der aks verpflichtet, ihr journalistischer Auftrag die Aufarbeitung gesellschaftlicher Themen aus einer Perspektive, die nicht von ökonomischen und gesellschaftlichen Ver-pflichtungen und Normen eingeengt ist.
ZVR: 27 0 200 209 | Kontakt 01/523 12 43, [email protected] | Druck: Bzoch GmbH Druck & Verlag, Kupferschmied Gasse 7, 2201 Hagenbrunn
BILDUNGBauen wir die Schule Neu! Oder wollen wir weiter über unsere Köpfe hinweg bestim-men lassen?.............................................................................................................
„Es fehlt nicht das Geld in der Staatskasse, sondern der politische Wille“ Interview mit Angelika Gruber .....................................................................
Raise your voice!Für eine starke Stimme in der Schüler_innenvertretung .........
127 Millionen für NachhilfeDie Nachfrage für Nachhilfe steigt ........................................................
GESELLSCHAFTGib Vorurteilen kein Daheim!Rassismus macht auch vor Schulen keinen Halt ........................
Proteste in GriechenlandDie Reichen sollen zahlen! ...........................................................................
Mythos vom Cyberterrorismus?Hacker_innen greifen an ................................................................................
Töchter jetzt auch in ÖsterreichSPÖ, ÖVP, Grüne sind sich einig: Neue Bundeshymne ab 1. Jänner 2012 ....................................................................................................
Facebook bekommt KonkurrenzGoogle etabliert ein neues Soziales Netzwerk – Google+ .....
Müsen Frauen nackt sein, um ins Museum zu kommen?Feminismus: bunt, frech und voller Überraschungen ................
Rechtsruck extrem populär?Europaskepsis und Islamfeindlichkeit verbinden Rechtsaußenparteien in Europa ....................................................................................................................
FEUILLETONSpeaker’s CornerSag uns deine Meinung ................................................................................
Kunsthalle.Neues vom Markt ..............................................................................................
Spielplatz.Tob dich aus! .......................................................................................................
INHALTSVERZEICHNIS
Seite 4/5
Seite 6/7
Seite 8
Seite 9
Seite 10/11
Seite 12/13
Seite 14
Seite 15
Seite 16
Seite17
Seite 18/19
Seite 20
Seite 21
Seite 22/23
Seite 3syntax
syn
taxKOMMENTAR DER VORSITZENDEN
Sitzenbleiben abschaffen –
Modulares Schulsystem einführen!
Grundsätzlich sollte es der Anspruch der
Schule sein, Schüler_innen bestmöglich zu
fördern und individuell auf jede_n Schül-
er_in einzugehen. Momentan konzentriert
sich das Schulsystem aber vor allem auf die
Schwächen von Schüler_innen. Das wird
vor allem bei dem veralteten Konzept des
“Sitzenbleibens“ offensichtlich. Klassen-
wiederholungen kosten laut Arbeiter_in-
nenkammer (AK) jährlich 888 Millionen
Euro. Den Hauptteil der Kosten müssen
mit 580 Mio. Euro die Familien selbst tra-
gen.
Die Regierung hat vor der Sommerpause
mit der Gesetzesvorlage zur Einführung
einer Modularen Oberstufe einen großen
bildungspolitischen Vorstoß gewagt. Die
Diskussion, die auf die Präsentation des
Entwurfs gefolgt ist, drehte sich aber
weniger um die modulare Oberstufe an
sich, sondern vor allem um die Anzahl der
“Fetzen“, mit denen das Aufsteigen noch
möglich ist.
Schüler_innen sollen nicht mehr durch
das Wiederholen eines Schuljahres demo-
tiviert werden, sondern die Möglichkeit
haben, Fächer, in denen sie gewisse Män-
gel haben, durch individuelle Förderung
nachholen zu können, und nicht mehr den
Stoff eines gesamten Jahres wiederholen
zu müssen. Es macht auch wenig Sinn, das
gesamte Alphabet ständig von vorne zu
lernen, wenn man B nicht verstanden hat.
Das Modulsystem
Was bei der Diskussion um die Anzahl der
Fünfer, mit denen das Aufsteigen möglich
ist, unterging, war, wie die Oberstufenre-
form im Detail aussehen soll. Bei der Ein-
führung eines Modulsystems darf nicht
nur der aktuelle Lehrplan in ein Kurssys-
tem gegliedert werden, wie bisher geplant,
sondern es sollten tatsächliche Wahlmögli-
chkeiten geschaffen werden.
Es ist einleuchtend, dass Schüler_innen
mehr Interesse am Unterricht zeigen,
wenn sie selbst mitreden können, und
wenn Schule nicht bedeutet, ständig Angst
davor haben zu müssen, am Ende des Jah-
res nicht aufsteigen zu dürfen.
Sinnvoll wäre ein langsam ansteigendes
modulares System ab der fünften Schul-
stufe. Die Anzahl der verpflichtenden
Fächer sollte unter dem Gesichtspunkt der
Allgemeinbildung in den ersten Schuljah-
ren noch relativ hoch sein. Schüler_innen
sollten aber dennoch schon die Möglichkeit
dazu haben, individuelle Schwerpunkte zu
wählen. Die Anzahl der frei wählbaren
Module sollte dann mit der jeweiligen
Schulstufe ansteigen. Die AKS hat mit
Schüler_innen aus ganz Österreich ein
Konzept für ein modulares Schulsys-
tem erarbeitet. Wie genau das aussieht,
kannst du dir im AKS-Bildungskonzept
auf www.aks.at ansehen.
Wie die Entwicklungen der Modularen
Oberstufe weitergeht, wird sich im Herbst
klären. Wir dürfen gespannt sein.
KOMMENTARDER VOR-SITZENDEN
Eleonora Kleibel, Vorsitzende der AKS
Seite 4syntax
syn
tax BILDUNG
Bauen wir die Schule neu! Vorgeschrieben zu bekommen, was wir lernen sollen, ohne eigene Interessen einbringen zu können und ein Jahr wiederholen zu müssen – oft nur aufgrund eines einzigen “Nicht Genügend“ – Das ist das österreichische Schulsystem.
Tarek Elsherif
ES IST ZEIT FÜR EIN NEUES BILDUNGSSYSTEMIm Mittelpunkt der Bildungspolitik haben wir Schülerinnen
und Schüler zu stehen. Wir sind die größte Berufsgruppe Ös-
terreichs und haben nahezu keine Möglichkeiten, mitzubestim-
men, was wir lernen wollen. Wenn Ministerin Schmied plant,
das veraltete System des Sitzenbleibens zu reformieren, dann
wäre das ein Meilenstein für eine zeitgemäße Bildungspolitik.
Hier darf jedoch nicht wieder eine unbefriedigende Lösung für
alle gefunden werden, sondern es muss eine grundlegende Ver-
änderung unseres Schulsystems her. Das international etablier-
te Modulsystem ist pädagogisch und ökonomisch eine sinnvolle
Alternative und könnte genau diesen Problemfeldern entgegen-
wirken.
Es ist tatsächlich nicht einzusehen, warum Schüler_innen, die
in einem Fach mit “Nicht Genügend“ beurteilt werden, den
Stoff aller anderen Fächer ebenfalls nachholen müssen.
Unser Bildungssystem muss auf individuelle Stärken eingehen
und diese fördern, denn einzelne Schwächen dürfen nicht wie
bisher als Anlass genommen werden, den Bildungsweg vieler
Schüler_innen zu erschweren.
SITZENBLEIBEN KOSTET JÄHRLICH 888 MILLIONEN EUROSitzenbleiben ist pädagogisch weder sinnvoll noch förderlich
für die Entwicklung der Schüler_innen.
Österreich ist eines der wenigen europäischen Länder, das nach
wie vor am Modell des Sitzenbleibens festhält.
Mit dem Vorstoß der Bildungsministerin sieht sich die aks in
einer langjährigen Forderung bestätigt, die seit Jahren die Ab-
schaffung des Sitzenbleibens einfordert.
MODULARE OBERSTUFE - WHAT‘S THAT?Die Kernidee der modularen Oberstufe besteht darin, einen
Teil der Schulfächer nach Interessen frei wählen zu können.
Schüler_innen können neben Pflichtfächern, wie Deutsch oder
Englisch, selbst entscheiden, welche Gegenstände sie besuchen
und was sie lernen wollen. Diese Fächer werden bei der Modu-
laren Oberstufe jedoch in halbjährigen oder einjährigen Kursen
besucht. Die Modulare Oberstufe verhindert darüber hinaus
das Sitzenbleiben. Es müssen nur jene Kurse wiederholt wer-
den, die “negativ“ abgeschlossen wurden und nicht ein ganzes
Schuljahr. Erhält ein_e Schüler_in in der 6. Klasse beispiels-
weise ein “Nicht genügend“ in Englisch, kann er_sie nächstes
Jahr trotzdem ganz normal alle Gegenstände weiter besuchen,
auch Englisch, da die Kurse nicht aufeinander aufbauend sind.
Er_Sie muss lediglich parallel dazu das Fach Englisch aus der 6.
Klasse zusätzlich besuchen. Die Modulare Oberstufe ermöglicht
es, einen Teil des Stundenplans selbst zu erstellen und indivi-
duelle Schwerpunkte nach Interessen zu setzen. Die Modulare
Oberstufe kann also große Probleme unseres derzeitigen Schul-
alltags beheben.
WIR BRAUCHEN KEIN HALBHERZIGES KONZEPT, SONDERN EIN KONZEPT, DAS DEN SCHULALL-TAG VERBESSERT!Es gibt, jedoch viele verschieden Konzepte der Modularen
Oberstufe und hier müssen wir Schüler und Schülerinnen laut
sein, um der Regierung zu zeigen, dass wir keine halbherzige
Lösung der Modularen Oberstufe wollen, mit der niemand zu-
frieden ist. Stattdessen fordern wir eine Modulare Oberstufe,
die uns unseren grauen Schulalltag verbessert und spannender
gestaltet. Eine Modulare Oberstufe, bei der wir nicht Angst ha-
ben müssen, sitzenzubleiben.
Oder wollen wir weiter über unsere Köpfe hinweg bestimmen lassen?
Seite 5syntax
syn
taxBILDUNG
Bauen wir die Schule neu!
Die Modulare Oberstufe bietet uns Betroffenen die Chance;
Schule selbst zu bauen und zu gestalten und diese Chance müs-
sen wir am Schopf ergreifen.
ÖSTERREICH DARF NICHTSITZENBLEIBEN!Das Sitzenbleiben abzuschaffen kann
jedoch nur die erste Maßnahme zur
Umgestaltung unseres Schulsystems sein. Im Zuge dieser Dis-
kussion ist es auch wichtig, die Sinnhaftigkeit unseres vorherr-
schenden Notensystems zu hinterfragen. Denn was sagt schon
eine Fünf über eine Person aus? Lediglich, dass es in einem
Fach nicht für eine wackelige Vier gereicht hat.
Mit dem neuen System kann man der nichts aussagenden Zif-
fernbeurteilung entgegenwirken. Da die Schüler_innen größ-
tenteils selbst entscheiden können, welche Kurse bzw. Module
sie besuchen wollen, wird nicht mehr nur für eine Note gelernt,
sondern mit Interesse und Engagement für die eigene Weiter-
bildung.
Ein Schulsystem, in dem man sich selbst weiterbilden kann,
nicht durch Ziffern in Schubladen gesteckt wird und neue Mit-
bestimmungsmöglichkeiten hat, ist nicht nur ein Traum, son-
dern auch eine reale Forderung, die es zu verwirklichen gilt.
Der Autor besucht
das Körnergymnasium in Linz.
Oder wollen wir weiter über unsere Köpfe hinweg bestimmen lassen?
„Viele Jugendliche müssen oftmals wegen eines “Nicht-Genügend“ ein ganzes Schuljahr wiederholen.“
Seite 6syntax
syn
tax BILDUNG
Es fehlt nicht das Geld in der Staatskasse, sondern der politische Wille
Die neue Studiengebührenregelung ist für verfassungswidrig erklärt worden und hat in der Politik hitzige Debatten hervorgerufen. Die ÖVP ist für die Wiedereinführung von Studiengebühren und die SPÖ sagt nein. Im folgenden Interview hat die Syntax mit der stellvertretenden ÖH Vorsitzenden Angelika Gruber über die Bedeutung der Aufhebung der Studiengebühren diskutiert.
Syntax: Die neue Studiengebührenregelung ist für verfassungs-
widrig erklärt worden, was ist in der Regelung unklar bzw. wie
widerspricht sich die neue Regelung?
Angelika Gruber: Die Regelung, dass die Studiengebühren
teilabgeschafft werden, besagt, dass die Studierenden für die
Mindeststudiendauer und zwei Toleranzsemester von der Ge-
bühr befreit sind. Im Gesetz ist man damals jedoch noch vom
Diplomstudium ausgegangen, welches durch Studienabschnitte
geregelt ist. Diese gibt es jetzt in den Bolognastrukturen aber
nicht mehr, denn ein Bachelor- oder Masterstudium ist jeweils
ein Studium. Nachdem sich die Studiengebührenregelung aber
nur auf Studienabschnitte bezogen hat, ist das Gesetz hier un-
klar und deswegen ist die Regelung für verfassungswidrig er-
klärt worden. Das erklärte Ziel der Studierenden ist jetzt natür-
lich, dass keine neue Zusatzregelung ausgehandelt wird.
Syntax: Was spricht gegen Studiengebühren allgemein?
Angelika Gruber: Ob für Bildung bezahlt werden muss oder
nicht, ist natürlich eine Grundsatzentscheidung. Meiner Mei-
nung nach ist Bildung ein öffentliches Gut, das öffentlich fi-
nanziert werden muss. Gebühren stellen immer eine finanzi-
elle Hürde da. Was wir aber natürlich brauchen, ist ein klares
Bekenntnis der Regierung, die Hochschulen auszufinanzieren.
Gegen Studiengebühren zu sein, wie die SPÖ etwa, und in der
Praxis aber nicht die nötigen Ressourcen der öffentlichen Hand
zu Verfügung zu stellen, ergibt wie sich bei uns ja zeigt, grobe
Probleme.
Syntax: Haben viele Student_innen Probleme, die Gebühren
zu bezahlen?
Angelika Gruber: Generell ist es sehr schwierig, ein Studium
in der Mindestzeit abzuschließen und es treten aus verschiede-
nen Gründen Verzögerungen auf. In Österreich bekommen bei-
spielsweise nur 18 Prozent aller Studierenden Studienbeihilfe.
Da ist es ganz klar, dass bei der schlechten finanziellen Absi-
Die Unis haben kein Geld und nun sollen Studiengebühren eingeführt werden
Angelika Gruber ist stellvertretende ÖH-Vorsitzende
Seite 7syntax
syn
taxBILDUNG
cherung in Österreich dadurch mehr als zwei Drittel der Studie-
renden neben dem Studium arbeiten müssen. Vor allem sozial
schwächere Studierende werden also wieder zur Kasse gebeten.
Studierende sind auch sehr schnell von der Regelung betroffen,
weil es ihnen auf Grund des schlechten Studienangebots nicht
mal theoretisch möglich wäre, in der vorgesehen Zeit das Stu-
dium abzuschließen. Die Teilabschaffung der Studiengebühren
hat nichts mit sozialer Gerechtigkeit zu tun. Genau deswegen
ist es jetzt besonders wichtig, dass die Politik erkennt, dass die
einzige Lösung ist, dass es gar keine Studiengebühren gibt und
Hochschulen endlich öffentlich ausfinanziert werden.
Syntax: Die ÖVP sagt, dass Studiengebühren notwendig sind,
damit die Budgetlücke der Unifinanzierung nicht noch größer
wird. Ist die Budgetlücke nur ein Vorwand oder gibt es dafür
andere Gründe?
Angelika Gruber: Natürlich handelt die ÖVP bewusst ideo-
logisch. Sie wollen Elitehochschulen, auf denen nur wenige
studieren können. Das sind dann meistens nur die, bei denen
der Kontostand der Eltern stimmt. Das hat nichts mit einer ge-
rechten Hochschulpolitik zu tun. Es geht ganz klar darum, die
Hochschulen dicht zu machen und abzuschirmen, damit sich
eine kleine Elite etablieren kann. Auch die Meinung, dass Stu-
diengebühren das Budgetloch stopfen würden, ist ein Vorwand.
Als es Studiengebühren gegeben hat, ist der öffentliche Anteil
durch den privaten Anteil aus Studiengebühren ersetzt worden
und hat an der Unterfinanzierung der Universitäten nichts ge-
ändert. Mit “Erfolg“ – plötzlich reden alle nur noch darüber,
dass Studiengebühren die einzige Lösung sind, das Finanzie-
rungsproblem zu lösen. Das stimmt so nicht.
Syntax: Was wäre die richtige Lösung um die Budgetlücke auf-
zufüllen?
Angelika Gruber: Es gibt viele Beschlüsse, die auch schon seit
Jahrzehnten existieren. Stichwort – zwei Prozent des BIPs für
Hochschulausgaben. Momentan stehen wir in Österreich bei 1,3
Prozent und wir liegen damit unter dem OECD Schnitt. Aber
Pläne zur Umsetzung gibt es keine. Ich fordere einen nach-
vollziehbaren Finanzierungspfad und klare Konzepte, wie die
Hochschulen finanziell aufgefangen werden. Dazu fehlt nicht
das Geld in den Staatskassen, sondern anscheinend der poli-
tische Wille. Um das Loch zu stopfen, müssten die Studienge-
bühren so immens hoch sein, dass wahrscheinlich 90 Prozent
der Studierenden ihr Studium abbrechen müssten. Studienge-
bühren werden es nicht schaffen, die Finanzierungsprobleme
zu lösen. Für mich stellen sie eine reine Ablenkungsmaßnahme
dar. Sie sollen Leute vom Studieren abhalten.
Das Interview führte Valerie Buttler,
sie ist im Bundesteam der AKS aktiv.
Die Regelung hat den Universitäten im Endeffekt fast mehr
Verwaltungskosten gebracht, als Einnahmen.
Die einzige Lösung ist es, dass es gar keine Studiengebühren
gibt und Hochschulen endlich öffentlich ausfinanziert werden.
Linktipps: www.oeh.ac.at
Seite 8syntax
syn
tax BILDUNG
RAISE YOUR VOICE - WERDE SCHULSPRECHER_IN
Das neue Schuljahr beginnt und alles ist wie immer. Lehrpersonen bringen keine Abwechslung in den Unterricht und du bekommst alles nur frontal eingetrichtert. Was tun?
Alice Baumgartner
IT IS TIME FOR CHANGEAls Schulsprecher oder Schulsprecherin
hast du die Möglichkeit, deine Schule
aktiv mitzugestalten. Die Schüler- und
Schülerinnenvertretung besteht aus
drei Personen, die von den Schülern
und Schülerinnen deiner Schule ge-
wählt werden.
Du kannst deine Mitschüler_innen
dann im Schulgemeinschaftsauschuss,
kurz SGA, vertreten. Der SGA besteht
aus drei Personengruppen, der Eltern-
vertretung, der Lehrpersonenvertre-
tung und der Schüler_innenvertretung.
Im SGA hast du die Möglichkeit, Anträ-
ge zu stellen, um mit konkreten Vor-
schlägen deine Schule zu verbessern.
START YOUR OWN PROJEKT
Du kannst Projekte starten, wie zum
Beispiel eine Schüler_innenzeitung
oder Workshops zu den verschiedens-
ten Themen. Damit du die Schüler_in-
nen deiner Schule gut vertreten kannst
und damit du weißt, was sie denken,
kannst du auch ein Schüler_innenpar-
lament an deiner Schule einführen, bei
dem über die wichtigen Anliegen und
Anregungen deiner Mitschüler_innen
diskutiert wird.
Es gibt noch viele weitere Projekte, mit
denen du deinen Schulalltag abwechs-
lungsreicher gestalten kannst! Nutz
diese Möglichkeit und kandidiere für
die Schüler_innenvertretung.
AKS – WHAT´S THAT?Die AKS ist eine Organisation von und
für Schüler_innen und setzt sich für
eine angstfreie, solzial gerechte und de-
mokratische Schule ein.
Vor der Wahl zur Schulsprecher_in
musst du im Normalfall ein Hearing
halten, das entweder vor der ganzen
Schule stattfindet oder in Klassen oder
Schulzweige unterteilt. Damit du auf
dieses Hearing so gut wie möglich vor-
bereitet bist, bietet die Aks in deinem
Bundesland eine kostenlose Hearing-
schulung an, bei der du wichtige rhe-
torische Tricks lernst, damit dir dein
Hearing auch gut gelingt.
Außerdem veranstaltet die aks regiona-
le Treffen und bundesweite Seminare
für die Schüler_innenvertretungen, bei
denen du dich nicht nur weiterbilden,
sondern auch mit anderen Schulspre-
cher_innen vernetzen kannst!
Die Arbeit in der Schüler_innenver-
tretung ist die beste Möglichkeit, dei-
ne Schule so zu verändern, wie du sie
gerne hättest. Mit der Kampagne “Raise
your voice“ unterstützt dich die AKS bei
allen Anliegen und bei deiner Arbeit in
der Schüler_inenvertretung. Bei Fra-
gen kannst du dich jederzeit an die AKS
in deinem Land wenden. Also: “Raise
your voice!“
Die Autorin besucht das wirtschaft-
kundliche Realgymnasium Nonntal in
Salzburg.
Eine starke Stimme für die Schüler_innenvertretung
Seite 9syntax
syn
taxBILDUNG
127 MILLIONEN FÜR NACHHILFE
Fast ein Viertel der Schüler_innen bezieht Nachhilfe um die Schule zu meistern. Egal ob vor einem Test, einer Schularbeit oder einer mündlichen Prüfung, vielen fällt es schwer, dem Stoff ohne Nach-hilfe folgen zu können. Unser öffentliches Schulsystem wird vom Staat finanziert und trotzdem müssen viele Eltern tief in die Tasche greifen, um ihren Kindern einen positiven Schulabschluss zu ermöglichen. Laut Umfrage der AK geben Österreichs Eltern jährlich ca. 127 Millionen Euro für Nachhilfe aus. Diese große finanzielle Belastung können nicht alle Familien tragen, was vielen Ju-gendlichen den Aufstieg in die nächste Schulstufe erschwert.
Valerie Buttler
DOCH WIESO MÜSSEN SO VIELE SCHÜLER UND SCHÜLERINNEN NACHHILFE NEHMEN, OBWOHL SIE DOCH DEN GANZEN STOFF IM UNTERRICHT LERNEN?Die Schuld liegt laut der Studie der AK nicht an den Schüler_in-
nen sondern an unserem Schulsystem, das den Bedarf an Nach-
hilfe erst hervor ruft. Durch den straffen Lehrplan bleibt wenig
Zeit um auf die individuellen Stärken und Schwächen der Ein-
zelnen einzugehen. Paradoxerweise ist der Lehrplan schon so
konzipiert, dass es sich nicht ausgehen kann, den Stoff inner-
halb eines Schuljahres durchzunehmen. Dadurch stehen Lehr-
personen das ganze Schuljahr unter Druck und haben nicht die
Möglichkeit, den Stoff den Schüler_innen sinnvoll beizubringen.
Dazu kommt noch, dass oftmals nicht die Möglichkeit besteht,
das Gelernte im Unterricht noch einmal zu wiederholen, um
den Stoff zu vertiefen.
Schüler_innen werden sich selbst überlassen und müssen oft-
mals Nachhilfe nehmen um dem Unterricht folgen zu können.
DIE GANZTAGSSCHULE IST DER RICHTIGE SCHRITT Die Lösung dafür ist die Ganztagsschule als neues Schulsystem,
denn so können Schüler_innen in der Nachmittagsbetreuung
nachhaltig lernen.
Die Nachmittagsbetreuung ermöglicht es Schüler_innen, den
Stoff noch einmal mit einer Lehrperson durchzugehen und Fra-
gen zu beantworten. So würde kein Bedarf mehr an Nachhilfe
bestehen. Statt dauernd frontal zu unterrichten, ist es notwen-
dig, mehr Eigenständigkeit durch Arbeitsgruppen und Freiar-
beit zu fördern. Dadurch können Schüler_innen in ihrem eige-
nen Tempo arbeiten und Lehrpersonen können besser auf die
Schwächen und Stärken der einzelnen Jugendlichen eingehen.
KEIN GELD FÜR NACHHILFESTUNDEN, SONDERN FÜR DIE BILDUNGAnstatt das Lernen durch Nachhilfestunden aus der Schule hin-
aus zu verlagern, sollte es das Ziel sein, dass es keine Nachhilfe
mehr geben muss. Weiters ist es für viele Familien finanziell
nicht möglich, Nachhilfestunden zu bezahlen. In Österreich ist
das Schulsystem öffentlich und sollte keine versteckten Kosten
wie Nachhilfe beinhalten. Anstatt Familien extrem hohe Sum-
men für Nachhilfestunden investieren zu lassen, sollte dem
Staat kein Preis zu hoch sein, ein nachhaltiges Schulsystem der
Zukunft zu schaffen, welches Chancengleichheit garantiert und
kein verstecktes Schulgeld beinhaltet.
Die Autorin besuchte das wirtschaftkundliches Gymnasium
Nonntal in Salzburg und ist im Bundesteam der AKS tätig.
Der Bedarf an Nachhilfe steigt und ist eine immense finanzielle Belastung.
Seite 10syntax
syn
tax GESELLSCHAFT
GIB VORURTEILEN KEIN DAHEIM!
So denken viele. Leider ist es noch immer nicht Realität. Rassismus und Diskriminierung sind allge-meine gesellschaftliche Probleme und machen auch vor der Schule keinen Halt.
Valerie Buttler
VORURTEILE SIND WIE BIO-MÜLL - ABBAUBAR!Ausländer_innen senken das Leis-
tungsniveau! Dieses Vorurteil hören
wir öfters, jedoch stimmt es nicht,
denn sogar laut Pisa Studie haben Mi-
grant_innen keinen Einfluss auf das
Leistungniveau in einer Klasse. Jede_r
von uns hat gewisse Vorurteile, um die
Welt einfacher und verständlicher zu
machen. Allerdings sind Vorurteile der
Grundstein für Rassismus. Falsche Tat-
sachen werden durch die Gesellschaft
transportiert und führen dazu, dass
diese unbegründet als wahr angesehen
werden.
Wir finden diese aber nicht nur in un-
serem persönlichen Denken, sondern
es gibt Vorurteile, die ganze Gruppen
teilen, um sich so von anderen Men-
schen abzugrenzen und das eigene
Selbstwertgefühl durch die Abwertung
Anderer zu erhöhen.
Teilweise werden Vorurteile auch ge-
zielt von Politiker_innen dazu einge-
setzt, von innergesellschaftlichen Pro-
blemen abzulenken und führen dazu,
dass Feind_innenbilder produziert
werden.
VORURTEILE SIND BARRIEREN, DIE ANDERE AUSGRENZEN!Vorurteile setzen sich in den Köpfen
fest und schaffen Barrieren, dabei wer-
den andere diskriminiert und ausge-
schlossen. Es ist wichtig, Vorurteile zu
überdenken und nicht vorschnell über
andere zu urteilen. Denn sie werden
sie durch die Gesellschaft transpor-
tiert und dazu benutzt, um anderen die
Schuld für etwas zu geben. Es ist jedoch
wichtig, den wahren Grund in der Po-
litik und Gesellschaft zu suchen und
nicht in einzelnen Gruppen.
Vorurteile müssen daher auch im Un-
terricht hinterfragt werden und es muss
Platz geschaffen werden, diese zu dis-
kutieren. Unser Schulsystem darf sich
nicht der Tatsachen entziehen, dass
Schule und Gesellschaft unweigerlich
miteinander verbunden sind und es da-
her nicht möglich ist, Diskriminierung
als abgesondertes Problem zu sehen.
ALLE ANDERS, ALLE GLEICHVorurteile beeinflussen unser Handeln.
Es fängt damit an, dass Wörter, wie
“Neger“, “Tschusch“, oder “Zigeuner“
durchaus noch Verwendung in unserer
Gesellschaft finden und es geht so weit,
dass Migrant_innen auf der Straße ver-
prügelt und Hakenkreuze an Hauswän-
de gesprüht werden.
Dass eine verstärkte Aufklärung an
Schulen erforderlich ist, zeigt auch der
jährliche Rassismusreport der Organi-
sation ZARA (Zivilcourage und Anti-
„An unserer Schule gibt’s doch keinen Rassismus”
Seite 11syntax
syn
taxGESELLSCHAFT
Rassismus-Arbeit). Rassistische Äußerungen kommen dem-
nach nicht nur von Schülern und Schülerinnen, die es nicht
besser zu wissen scheinen, sondern auch seitens Autoritäts-
personen. Seien es Lehrpersonen, Polizei oder auch Medi-
en. Es ist wichtig, aufmerksam zu sein und nicht untätig zu
bleiben. Denn eine Gesellschaft kann
nicht auf Basis von Vorurteilen und
Diskriminierung funktionieren. Es
braucht Zivilcourage und ein kriti-
sches Denken, um auf Misstände re-
agieren zu können.
RASSISMUS IST ÜBERALL – FÜR EINE SCHULE OHNE RAS-SISMUSSchule ist ein wichtiger Faktor für ge-
sellschaftliche Veränderung und sollte
auch ein Ort der Integration und des
Miteinanders sein. Rassismus macht
aber auch vor der Schule keinen Halt.
Seien es diskriminierende Aussagen in
den Geschichtsbüchern oder die Aus-
grenzung von Mitschüler_innen aufgrund ihrer Hautfarbe, Re-
ligion oder Herkunft.
Das sind leider keine Einzelfälle, sondern Diskriminierung in
der Schule passiert jeden Tag. Viel zu oft werden die sprach-
lichen Barrieren als Argument genutzt, um Kinder aus dem
Schulalltag auszuschließen. Eine Schule oder Klasse mit Mi-
grant_innen wird oft nur als Problem gesehen und nicht als
Chance. Wir sollten uns darauf konzentrieren, wie wir mit und
voneinander lernen können!
RASSISMUS DARF NICHT UNBEANTWORTET BLEIBEN!Um rassistische Vorfälle an Schulen aufzuzeigen, startet die
AKS im kommenden Jahr in Kooperation mit ZARA einen An-
tirassismus-Schulreport. Schüler_innen haben die Möglichkeit,
rassistische Vorfälle an ihrer Schule zu
melden. Die Vorfälle werden doku-
mentiert und in einen, Report zusam-
mengefasst, der die Problematik von
Rassismus speziell an Schulen aufzei-
gen soll.
Schule muss ein angstfreier und sozial
gerechter Ort sein. Deshalb ist es wich-
tig, auch in der Schule gegen Vorurtei-
le und Rassismus vorzugehen. Täglich
kommen Schüler und Schülerinnen
mit Vorurteilen und Diskriminierung
in Kontakt. Nur wenn gezeigt wird,
dass es keine Einzelfälle sind, wird das
Problem wahrgenommen und kann
verändert werden. Kollektive Vorur-
teile gegenüber Minderheiten bilden
geistige Grenzen, die Menschen voneinander trennen. Diese gilt
es zu überwinden und zwar mit möglichst vielen.
Der Autorin besuchte das
wirtschaftkundliche Gymnasium
Nonntal in Salzburg und ist im
Bundesteam der AKS tätig.
Linktipps: www.zara.or.at
Seite 12syntax
syn
tax GESELLSCHAFT
PROTESTE IN GRIECHENLAND
Die Regierung in Athen hat das Sparpaket beschlossen, die EU atmet auf. Doch unter den Demon-strant_innen in der Hauptstadt herrscht große Wut. Scheiben werden eingeworfen, Gebäude an-gezündet, Marmortreppen und Fassaden zerschlagen – auf der Straße tobt der Tumult.
Myriam Wieser
Ein Sparpaket, das alle Rekorde bricht.
Das härteste Sparpaket in der Ge-
schichte Griechenlands. Insgesamt
sollen 13 Milliarden Euro alleine im Öf-
fentlichen Dienst und bei Sozialleistun-
gen eingespart werden. Der Widerstand
gegen die griechische Sparpolitik hat
die Mittelschicht erreicht. Die Massen,
die sich auch am Abend unter Revoluti-
onsaufrufen auf dem Verfassungsplatz
sammeln, repräsentieren eine breite
Bevölkerungsschicht. Sie alle eint die
Wut auf die Politik - und die Angst vor
dem Abstieg.
DIE SCHULD LIEGT BEI DEN REI-CHEN UND DIE BEVÖLKERUNG BEZAHLT DAFÜR!Nachdem in den letzen Jahren die Ban-
ken und Konzerne mit hunderten Mil-
liarden Euro in ganz Europa gerettet
wurden, ist jetzt klar, wer die Kosten
für die Krise zahlt: Studierende, Ar-
beiter_innen, Arbeitslose und Pensio-
nist_innen. Sozialabbau und Massen-
steuererhöhungen wohin man blickt.
Und Europa spricht von den so genann-
ten Hilfspaketen für Griechenland. Mit
Nebelkerzen versuchen uns Europas
Eliten derzeit gerade einzureden, dass
die massiven öffentlichen Budgetde-
fizite die Folge einer sozialstaatlichen
Verschwendungssucht sind, ja dass wir
alle sogar über unseren Verhältnissen
gelebt hätten. Und nicht, dass die glo-
bale Wirtschaftskrise und die Rettung
des kollabierenden Finanzsektors, die
Staaten weltweit ins Defizit gebracht
hat. Wir leben nicht über, sondern un-
ter unseren Verhältnissen, indem der
Einkommensanteil der Lohnabhängi-
gen am gesellschaftlichen Wohlstand
ständig zugunsten der Unternehmens-
gewinne zurückgefahren wird.
Die Autorin besucht das
Europagymnasium Linz-Auhof und ist
stellvertretende AHS Landesschul-
sprecherin in Oberösterreich.
Die Reichen sollen zahlen!
INTERVIEW
Seite 13syntax
syn
taxGESELLSCHAFT
INTERVIEW MIT DER STUDEN-TIN LIBA TINBA AUS GRIECHEN-LAND
Syntax: In Griechenland gibt es nun ein sehr hartes Sparpa-
ket. Was geht dir nun durch den Kopf?
Lida: Es geht mir sehr vieles durch den Kopf. Auf den Straßen sind
tausende Menschen und demonstrieren gegen den harten Spar-
kurs. Vor allem habe ich Angst, wenn ich an die Zukunft denke.
Durch das neue Sparpaket werden mir auch für mein Studium vie-
le Steine in den Weg gelegt. Es war bisher schon nicht leicht, mein
Studium zu finanzieren und nun ist es für uns fast unmöglich.
Noch schlimmer ist es bei Studienrichtungen wie Medizin. Wenn
man hier nicht Millionär_in ist, hat man im Grunde keine Chance,
überhaupt das Studium zu beginnen. Auch die Schullaufbahn ist
ohne teurer Nachhilfe nicht mehr zu schaffen.
Syntax: Die Demonstrationen wurden vor allem von der unteren Schicht ausgelöst. Wie stehst du zu der Sache?
Lida: Das stimmt, aber die Demonstrationen wurden auch von den Jugendlichen in die Wege geleitet. Banken und
Großkonzerne unterstützen diese Proteste natürlich nicht, die haben ja alles was sie brauchen, aber das Feld an
Demonstrant_innen wird immer breiter gefächert. Die Krise hat auch schon längst die Mittelschicht erreicht. Die
Regierung hat versprochen, dass die Reichen zahlen sollen, aber stattdessen nehmen sie es von den Armen und
der Mittelschicht. Es ist diese Politik, die wir bekämpfen, nicht der Versuch, die Krise zu überwinden.
Syntax: Du bist ja auch oft bei den Protesten auf der Straße dabei. Wie sieht es dort aus?
Lida: Es herrscht Chaos. Die Polizei lässt keine friedlichen Demonstrationen zu und die Bevölkerung ist längst
nicht mehr so ruhig, um nur die Straßen entlang zu gehen. Die griechische Polizei schleudert Tränengasgranaten
in die Menge, von links, von rechts, die Menschen laufen los, drehen um, rennen, stolpern, wissen nicht mehr
wohin, reiben sich die Augen. Viele schreien, um Luft ringend, nach ihren Freund_innen, wollen raus, weg, nur
noch in Sicherheit. Und in das Chaos hinein regnen immer weiter Steine, Flaschen und Tränengasgranaten. Es
herrschen bürger_innenkriegähnliche Zustände.
Syntax: Wie denkst du, wird sich Griechenland in Zukunft verändern?
Lida: Schwierige Frage. Ich weiß es nicht. Aber ich hoffe, dass sich die Lage wieder ändern wird und endlich die
Schuldigen der Krise zur Kasse gebeten werden und nicht die Armen. Ich hoffe, dass in Zukunft Bildung für alle
frei zugänglich ist und nicht das Einkommen der Eltern eine Rolle spielt.
Lida Tinba ist 19 Jahre alt, lebt in Griechenland und studiert Biologie an einer Universität in Athen. Auch sie ist stark von der Krise
betroffen, obwohl sie nicht aus einer sozial schwächeren Familie kommt.
Seite 14syntax
syn
tax GESELLSCHAFT
MYTHOS CYBERTERRORISMUS
Schon seit etwa einem Jahrzehnt geistert der Begriff „Cyberterrorismus“ durch die Medien, er wird vor allem verwendet, um die Angriffe meist autonomer Gruppen auf Websites zu beschreiben. Dabei verfolgen die Angreifer_innen meist ein politisches Ziel, wollen auf Missstände aufmerksam machen, Forderungen publik machen oder geächtete Inhalte aus dem Netz entfernen.
Julia Spacil
PARADEBEISPIEL “ANONYMOUS“Das aktuellste Beispiel dafür ist “Anony-
mous“, eine Gruppe, die in den vergan-
genen Wochen zum Beispiel die Seiten
von FPÖ, GIS, SPÖ, Scientology und
Sony gehackt haben. Sie hinterließen
ihr Logo und Maskottchen, ein Pony auf
der Startseite und stahlen Daten, die sie
im Anschluss teilweise veröffentlichten.
Dass diese Angriffe gesetzeswidrig sind,
ist keine Frage, doch nicht alles, was ille-
gal ist, ist gleich Terrorismus. Dennoch
bekommen Cyberattacken pauschal die-
ses zweifelhafte Etikett aufgedrückt.
Es besteht ein qualitativer Unterschied
zwischen virtuellen Attacken auf Rechner
und physischen Angriffen auf Menschen.
ONLINEZENSUR - DIE STAATLI-CHE SEITE DES CYBERTERRO-RISMUSWenn man den Begriff dennoch ver-
wenden möchte, so muss man sich
darüber im Klaren sein, dass seine
Definition nicht von fortschrittlichen
Kräften bestimmt wird. Ein Beispiel:
Warum ist es Terrorismus, wenn Ano-
mymous die FPÖ-Website hackt, nicht
aber, wenn China Google im ganzen
Land sperrt? Wenn solche Angriffe von
staatlichen Organen oder unter staatli-
cher Duldung erfolgen, sprechen selbst
Kritiker_innen von Maßnahmen, poli-
tischen Instrumenten und Steuerungs-
mechanismen. Wer den Begriff verwen-
det, muss sich dessen bewusst sein.
DYSTOPIA – DÜSTERE ZU-KUNFTSVISIONENBis jetzt gab es noch keine einzige Cy-
berattacke, die sich in physischen Schä-
den von Personen manifestierte. Doch
genau das wird von manchen prophe-
zeit, die Rede ist von Horror-Szenarios
wie manipulierten Staudämmen, die
ganze Städte überfluten, Flugzeugab-
stürzen durch einen Eingriff in den Au-
topiloten.
Solche Szenarien sind jedoch unrealis-
tischer als eine Zukunft, in der jeder
Mausklick aufgezeichnet und jegliche
Online-Kommunikation überwacht
wird. Die NATO ist beispielsweise ge-
rade dabei, mit der “Cyber Defense
Authority“ einen Geheimdienst für
Belangen der Internetsicherheit einzu-
richten, über deren genaue Funktion
hüllt man sich in Schweigen. Offizielle
Begründung ist, dass man den techno-
logischen Vorsprung vor den Verbre-
cher_innen wahren wolle. Totale Über-
wachung kann niemals eine Lösung
sein, vielmehr müsste man nach den
Ursachen dieser Angriffe suchen und
an diesem Punkt ansetzen.
Die Autorin besuchte das Polgar
Gymnasium in im 22. Bezirk in Wien.
Real existierende Bedrohung oder doch nur ein weiterer Vorwand, unliebsame Ge-setze hin zum Überwachungsstaat durchzubringen?
Die Gruppe “Anonymous“ hinterlässt ihr Maskottchen – ein Pony – auf jeder gehackten Seite.
Seite 15syntax
syn
taxGESELLSCHAFT
TÖCHTER: JETZT AUCH IN ÖSTERREICH!SPÖ, ÖVP, Grüne sind sich einig: Neue Bundeshymne ab 1. Jänner 2012
Nach jahrelangen Diskussionen ist die Änderung der österreichischen Bundeshymne beschlossen. SPÖ, ÖVP und Grüne haben sich darauf geeinigt, die Textpassage, in der die “großen Söhne” besungen werden, um die “Töchter” zu erweitern. Das erklärten die Frauensprecherinnen der drei Parteien, Gisela Wurm (SPÖ), Dorothea Schittenhelm (ÖVP) und Judith Schwentner (Grüne), und verkündeten am 13. Juli 2011 diese Nachricht. Der Weg bis dahin war steinig und geprägt von starken Protesten und Engstirnigkeit.
Tatjana Gabrielli
GEHEIMAKTION DER VP-FRAUENDas Vorgehen der ÖVP-Frauen, die den
Antrag im Nationalrat in einer „Ge-
heimaktion“ an der Klubführung vorbei
eingebracht hatten, verteidigt die ehe-
malige Bundesministerin für Gesund-
heit und Frauen Maria Rauch-Kallat.
Wenn man „eine lange Diskussion im
Klub und dann mit dem Koalitions-
partner“ geführt hätte, wäre sich die
Einbringung des Antrags in ihrer Par-
laments- Zeit nicht mehr ausgegangen,
sagte sie.
Einige männliche ÖVP-Abgeordnete
hatten am Freitagabend mit Dauer-
reden über Wein, Schweinemast und
neue Süßstoffe einen letzten Auftritt
Rauch-Kallats im Plenum verhindert,
nachdem die ÖVP-Frauen den Antrag
an der Klubführung vorbei mit den Kol-
leginnen von SPÖ und Grünen erarbei-
tet und im Plenum eingebracht hatten.
Die Frage, ob in der Hymne auch das
Wort „Töchter“ vorkommen soll, sei si-
cher nicht die wichtigste, sagte Rauch-
Kallat in mehreren Interviews. Die
Bundeshymne
habe aber „Symbolkraft“. Und daher
ist es wichtig, „diese sprachliche Dis-
kriminierung in der Hymne zu beseiti-
gen“. Gegenüber dem „Standard“ sagte
sie, die Zeit sei diesmal reif gewesen:
„Wann, wenn nicht jetzt?“
FPÖ GEGEN ÄNDERUNGLaut den drei Parlamentarierinnen ist
bei dem Vorhaben auch das BZÖ mit
an Bord. Die FPÖ-Frauensprecherin
Carmen Gartelgruber ist jedoch gegen
eine Änderung der Hymne. In einer
Aussendung sprach sie von „Gender-
Klamauk“.
NACH DER AUSSPRACHE GIBT ES NUN AUCH TÖCHTERNach der Nationalratssitzung hatten
die ÖVP-Männer tagelang zum Thema
geschwiegen. Später gab es eine Aus-
sprache zwischen ÖVP-Chef Michael
Spindelegger, Klubchef Kopf und der
amtierenden Frauensprecherin der
Partei, und man hat sich darauf geei-
nigt, die Hymne um die Töchter zu er-
weitern.
DIE GRENZEN MEINER SPRA-CHE, SIND DIE GRENZEN MEI-NER WELTDass die österreichische Bundeshymne
die österreichische Gesellschaft annäh-
rend realitätsnahe widerspiegelt, kann
wohl als Erfolg verbucht werden. Es gilt
sich bis 2012 zwischen „Heimat großer
Töchter, Söhne“, „Heimat großer Töch-
ter und Söhne“ sowie „Großer Töchter,
großer Söhne“ zu entscheiden.
Der Autorin besuchte das PG Rieden-
burg in Vorarlberg und ist Frauen-
sprecherin der AKS.
Ab 2012 gibt esauch Töchter in der Bundeshymne
Seite 16syntax
syn
tax GESELLSCHAFT
FACEBOOK BEKOMMT KONKURRENZ
Google+ ist das neueste Projekt von Google Incorporated. Es wurde Ende Juni 2011 ins Netz gestellt und ist eine Beta Version. Eine Registrierung ist nur mit Einladung möglich. Google+ ist ein soziales Netzwerk, welches vergleichbar mit Facebook ist, somit hat sich der Konzern auch in diesem Bereich etabliert und steht nun in direkter Konkurrenz zu Facebook.
Von Dara Jochum für die aks Vor-
arlberg
DER ALBTRAUM FÜR DATEN-SCHÜTZER_INNEN
Es fällt schwer zu glauben, dass Google
alle Daten für sich behält. Bei Google+
geht es, wie bei den meisten anderen
sozialen Netzwerken auch, um zielge-
richtete Werbung. Google+ soll also
eine Dienstleistung für die Werbein-
dustrie sein. Eine riesige Datenbank
ist in Planung – ein Albtraum für alle
Datenschützer_innen. Künftig sollen
Werber_innen Adressen kaufen kön-
nen, und das nach Interessen sortiert.
Datenschützer_innen werfen dem
Suchmaschinengigant schon lange vor,
der Konzern würde sich immer mehr zu
einer „Datenkrake“ entwickeln, um da-
mit Geld zu verdienen.
DATENSAMMLUNG NUR FÜR DIE VERBESSERUNG VON DIENST-LEISTUNGEN?Google äußert sich nicht konkret, Ni-
cholas Wong, Leiter der Rechtsabtei-
lung, meint, die Daten werden sehr
vertraulich behandelt und nicht an Un-
befugte weitergegeben. Es werde „an
verschiedenen Initiativen rund um das
Thema Datenmanagement“ gearbeitet
und zwar „zusammen mit verschiede-
nen Kunden und Kundinnen und Part-
ner_innen“.
Sogar in den Nutzungsbedingungen
heißt es, man werde gesammelte Da-
ten über Aktivitäten bei Google+ mög-
licherweise mit Partner_innen oder
anderen Webseiten teilen. Doch so ver-
steckt, dass sie die meisten überlesen.
Diese zu lesen wäre wohl aber an der
Zeit!
GOOGLE+ BIETET VERSCHIEDE-NE FUNKTIONEN AN:
Die Autorin besucht das Privat-
gymnasium Riedenburg in Vorarlberg
Google etabliert eine neue Datenkrake - Google+
andere und beste Freund_innen in
eine eigene.
>> Die Sparks verwalten die Inte-
ressen der User_innen und sucht
neue Artikel oder Videos die sich an
diese anpassen.
>> Die Hangouts sind Chats, zu
denen der_die Benutzer_in über
Video-Chat eine Unterhaltung füh-
ren kann.
>> +1 ist eine Schaltfläche, ver-
gleichbar mit der mit „Gefällt mir“-
Schaltfläche von Facebook, wo
Benutzer_innen über deren Inter-
essen mitteilen können.
>> Nutzer_innen von Google+ kön-
nen beliebig viele Bilder speichern,
da Google Sie automatisch auf eine
Größe von 2048x2048 Pixel ver-
kleinert.
>> Circles helfen dir, deine Freunde
in Gruppen aufzuteilen und somit
bestimmte Informationen nur mit
den richtigen Leuten zu teilen. Zum
Beispiel steckt man Mitschüler_in-
nenin eine Gruppe, Familie in eine
Eine Kampagne der Guerilla Girls
Seite 17syntax
syn
taxGESELLSCHAFT
MÜSSEN FRAUEN NACKT SEIN, UM INS MUSEUM ZU KOMMEN?
Sandra Hochmayr
ES GEHT NICHT UMS GELD- ES GEHT DARUM ZU BEWEGENSo oder so ähnlich könnte das Motto der Guerilla Girls lauten.
Den Künstlerinnen geht es nicht darum in Museen zu hängen
oder Höchstpreise bei Kunstauktionen zu erzielen. Die Gueril-
las bleiben immer Anonym, außer ihnen selbst weiß niemand
genau wie viele aktiv sind und wer die Aktivistinnen sind. Denn
die Guerilla Girls sind eine antiautoritäre Bewegung, die es sich
zum Ziel gesetzt hat, in der Welt der Kunst etwas zu bewegen.
Seit eine Frauendemo 1985 bei einer Ausstellung des Metropo-
litan Museum, bei der nur 13 von 163 Künstler_innen Frauen
waren, treten die Künstlerinnen Bewegung für die Gleichstel-
lung der Frau in Kunst und Gesellschaft ein.
Mit dieser Kampagne „Do women have to be naked to get into
Met Museum“ griff die Künstlerinnen Gruppe zum erstenmal
ein gesellschaftspolitisches Thema auf. Sie bekamen zum ersten
Mal politisches Gewicht und einige amerikanische Politiker_in-
nen äußerten sich zu den Aktivitäten der Gruppe. Sie kritisier-
ten das immer stärker werdende Schönheitsideal der USA und
der Welt, sowie den Zwang, der vielen Frauen auferlegt wird,
das schöne Geschlecht zu sein. Besonders an dieser Kampag-
ne war, dass sie in Nacht und Nebel Aktionen publik gemacht
wurde. Sie prägten durch anbringen der Plakate an öffentlichen
Plätzen, in Straßenbahnen und anderen öffentlichen Verkehrs-
mitteln die aktionistische Arbeit der Kunstwelt.
GUERILLA GIRLS HEUTE- FEMINISTISCHE KUNST IN DER GEGENWARTAuch heute sind die Guerilla Girls noch aktiv und prägen die
feministische Kunst. Längst sind sie keine amerikanische Be-
wegung mehr. Mittlerweile gibt es unzählige autonome Grup-
pierungen. So bieten die Guerilla Girls auch Workshops an, ver-
anstalten Ausstellungen und starten Aktionen unter dem Motto
„reinventing the „f“ word: feminism“. Außerdem gibt es auch
Guerilla Girls on Tour, eine Theatergruppe, geleitet von drei
ehemaligen Guerilla Girls, sowie viele andere Gruppen, die die
Ziele der Guerilla Girls teilen. Die Anzahl der weiblichen Künst-
lerinnen und auch der feministischen Künstler_innen hat sich
durch Vorreiterinnen, wie Lee Lozano, Judy Chicago und nicht
zuletzt den Guerilla Girls immer mehr gesteigert. Denn heute
sind Künstlerinnen nicht mehr eine „lästige Randerscheinung“,
sondern etablieren sich in immer mehr unterschiedlichen
Kunstrichtungen.
Der Autorin besuchte die HTL 1 in Linz
Feminismus: bunt, frech und voller ÜberraschungenBereits in den 80er Jahren stellten sich Guerilla Girls die Frage: Müssen Frauen nackt sein, um ins Museum zu kommen? Nur 3% der Künstler_innen im Metetropolitan Museum waren zu dieser Zeit weiblich. Dafür waren Frauen in einem ganz anderen Teil der Kunst stark vertreten: 83% der Aktportraits zeigten ebenfalls Frauen. Die Guerilla Girls, die sich mit der Kong Maske ein Symbol der männlichen Dominanz zu eigen machten, zeigen als selbsternanntes Gewissen der Kunstwelt, dass man weder nackt sein muss, noch ein Mann, um sich in der Welt der Kunst einen Namen zu machen.
Seite 18syntax
syn
tax INTERNATIONALES
RECHTSRUCK EXTREM POPULÄR?!
„Mehr Mut für unser Wiener Blut – zu viel Fremdes tut niemanden Gut“ mit dieser Kampagne hetzte HC Strache gegen Ausläner_innen. Er will damit ganz klar provozieren und Aufmerksamkeit erregen. Jedoch gibt es solche Kampagnen nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa.
Johanna Kuchling
RECHTSPOPULIST_INNEN AUF DEM VORMARSCHSeit den Achtzigerjahren sind
Rechtspopulist_innen in Europa auf
dem Vormarsch. Denn nicht nur in
Finnland, Frankreich, Italien und Un-
garn konnten rechtspopulistische Par-
teien enorme Wahlsiege feiern. Son-
dern sie gewinnen auch immer mehr
Mandate in regionalen Bereichen, wie
die FPÖ bei den Wien-Wahlen 2010 mit
ihrem Anti-Islam-Wahlkampf. Auch im
Europäischen Parlament gewinnen die
Rechtsparteien immer mehr Stimmen.
Paradoxerweise setzen die teilweise ex-
trem nationalistischen Parteien immer
mehr auf internationale Zusammenar-
beit.
EIN GEMEINSAMES FEIND_IN-NENBILD VERBINDETDenn was alle populistischen Parteien
verbindet ist, dass ein Feind_innenbild
geschaffen wird, um Gruppen auszu-
grenzen. Mit provokanten Kampagnen
bekommen sie Aufmerksamkeit und
sind somit in allen Medien. Dadurch,
dass sie oftmals die Opposition sind
und sich daher von den Fehlern der mo-
mentanen Regierung abgrenzen, stellen
sie sich in die Außenseiter_innenrolle,
wodurch sie umso glaubhafter wirken.
Mit Vorurteilen, wie „ Ausländer_in-
nen nehmen uns die Arbeitsplätze weg“
schaffen Rechte Sündenböcke. Damit
spalten sie das „einheimische“ Volk von
den vermeintlichen Nicht-Zugehörigen
anderer Nationen und Kulturen ab.
Und versuchen damit Meinungen zu
bilden.
EINFACHE SPRACHE FÜR DAS EINFACHE VOLK
Das Auftreten populistischer Parteien
hängt sehr von dem Bewegungscha-
rakter und dem Prinzip der charisma-
tischen Führungsperson ab. Darüber
hinaus wird ein sehr bodenständiger
Kontakt zu den Wählerinnen und Wäh-
lern projeziert. Die einfache Rheto-
rik der Führungspersonen soll das
„Sprachrohr des Volkes“ darstellen, soll
sagen was der „kleine Bürger“, die „klei-
ne Bürgerin“ denkt. Durch Wortwahl
und Diktion wird das Thema auch noch
emotionalisiert und die Stimmung in
der Bevölkerung angeheizt. Außerdem
wird durch den vermehrten Einsatz di-
rektdemokratischer Mittel ein homoge
ner „Wille des Volkes“ propagiert.
DURCH POPULISMUS GRENZEN SIE MINDERHEITEN AUS. Populismus basiert auf der Vorstellung
„des Volkes“ als eine mehr oder weniger
homogene Masse. Nicht zu verwechseln
ist „das Volk“ mit der tatsächlichen Be-
völkerung, es stellt mehr ein Idealbild
dar, das Zugehörigkeit vermitteln und
Identität schaffen soll. Die Vielschich-
tigkeit und verschiedenen Interes-
senslagen der Bevölkerung werden ge-
leugnet. Populistinnen und Populisten
Europaskepsis und Islamfeindlichkeit verbinden Rechtsaußenparteien in Europa.
Ihre Forderungen reichen von “Autorität” und “Ordnung” über Feindlichkeit gegenüber Minder-
heiten, bis hin zu einem “weißen” Europa
HC Strache Bundesparteiobmann der FPÖ
Seite 19syntax
syn
taxINTERNATIONALES
schreiben „dem Volk“ bestimme Moral-
vorstellungen und Eigenschaften zu. So
entstehen die Chiffren vom „anständi-
gen Bürger“ und der „guten Frau“.
„Das gute Volk“ wird von der politi-
schen Elite abgegrenzt. Der General-
verdacht, die Politiker_innen hätten
sich vom eigentlichen Willen des Vol-
kes entfernt, wird auferlegt. Er grenzt
jene aus, die nicht in die kulturellen
Maßstäbe passen.
DAS „GUTE“ UND „BÖSE“ VOLK So werden je nach dem religiöse, se-
xuelle oder kulturelle Minderheiten,
sowie Migrant_innen ausgegrenzt und
in Gegensatz zum „guten Volk“ gestellt,
weil sie die den angeblich „veranker-
ten“ moralen und sittlichen Wertvor-
stellungen widersprechen oder diese
sogar bekämpfen wollen.
Es werden gezielt Ängste kanalisiert und
mit Befürchtungen der Bevölkerung ge-
spielt, indem komplexe ökonomische
und soziale Probleme auf vermeint-
lich Verantwortliche reduziert werden.
Dabei werden gängige Klischees und
Vorurteile aufgegriffen. So werden die
„vielen“ Ausländer_innen für die man-
gelnden Arbeitsplätze verantwortlich
gemacht. Völlig verschiedene Elemente
werden dabei scheinbar plausibel mit-
einander in Zusammenhang gebracht:
Die armen Steuerzahler_innen müssen
für die „Asylanten“, die wie die Maden
im Speck leben und damit den Staats-
haushalt schröpfen, bezahlen.
Damit wird Wut lediglich kanalisiert,
allerdings keine Lösungen aufgezeigt,
außerdem ist dieses politische Vor-
gehen sehr bedenklich, weil dadurch
feindliche Gefühle in der Bevölkerung
geschaffen werden.
Gefährlich wird es wenn rechtspopulis-
tische Parteien über Regierungsmacht
verfügen und ihre fragwürdigen De-
mokratievorstellungen aktiv betreiben
können. Um die gegen die Gefahren des
Rechtspopulismus zu bestehen muss
also eine aufgeklärte Bevölkerung, so-
wie eine starke Gegenposition der an-
deren Parteien bestehen.
Der Autorin besucht die HAK I
Klagenfurt.
HC Strache Bundesparteiobmann der FPÖ
Durch Sündenböcke gewinnen rechte Parteien immer mehr
Wähler_innen.
SPEA
KERS
’ CO
RNER
Seite 20syntax
syn
tax FEUILLETON
SAG UNS DEINE MEINUNG!Viel zu oft werden die Meinungen der Schüler_innen in bildungspolitischen Diskussionen überhöhrt oder ignoriert. Dabei sind es gerade wir Schüler_innen, die schulische Ent-scheidungen in erster Linie betreffen, somit sind wir die eigentlichen Expert_innen in diesem Bereich.
Im „Speakers’ Corner“ des Syntax bekommen Schüler_innen regelmäßig die Möglichkeit, ihre eigene Meinung zu aktuellen Themen zu äußern. Hast du auch ein Statement ab-zugeben oder ein Projekt an deiner Schule realisiert, das du gerne mit anderen Schüler_innen aus ganz Österreich teilen würdest? Dann melden dich einfach unter [email protected]!
„Was wären Maßnahmen gegen Rassismus an deiner Schule?”
„Vorurteile beherrschen die Köpfe der Menschen und auch im Schulalltag spielen sie eine große Rolle. Um gegen Ras-sismus an Schulen vorzugehen, muss es eine gezielte Aufklä-rung geben. Denn wenn Vorurteile keinen Platz mehr haben, kann Rassismus an Schulen bekämpft werden.“
SOPHIA CHRISTALL, 16 JAHRE, STELLVERTRETENDE AHS LANDESSCHULSPRECHERIN SALZBURG, BORG NONNTAL
MORITZ SCHWARZ,17 JAHRE, LANDESSCHULSPRECHER TIROL,
AKADEMISCHES GYMNASIUM INNSBRUCK„Um Rassismus an unseren Schulen zu bekämpfen, muss ein deutlicheres Bewusstsein aller Schüler_innen geschaf-fen werden. Egal ob es die abfälligen Kommentare in der Pause, die Vorurteile in den Köpfen, oder sogar ausschrei-tende Diskriminierungen von Mitschüler_innen im Schulall-tag sind. Erst wenn wieder die Vielfalt wieder im Vorder-grund steht, wird Rassismus Weltoffenheit und Toleranz weichen können.“
PHILIPP STADLER, 18 JAHRE, AHS-LANDES-SCHULSPRECHER OÖ, BORG HONAUERSTRASSE LINZ
„Rassismus macht auch vor Klassenzimmern nicht halt. Um dem entgegen zu wir-ken, braucht es einen ver-pflichtenden Gegenstand „Politische Bildung“, in dem Demokratie und Toleranz früh erlernt werden. Außer-dem müssen fremdenfeind-liche Rollenbilder aus allen Schulmaterialien entfernt werden und Peers, die auf ein vielfältiges Zusammen-leben spezialisiert sind, an jeder Schule verankert wer-den.“
CLAUDIA SATLER, 16 JAHRE, AHS-LANDESSCHUL-SPRECHERIN VORARLBERG, BRG REBBERGGASSE, FELDKIRCH
„Ich denke, dass es wichtig ist, die Fäl-le zu dokumentieren und ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Rassismus tat-sächlich an unseren Schulen passiert. Dann kann auch gezielt darauf re-agiert werden mit zum Beispiel einer Peer-Ausbildung. Ich glaube, dass es sehr wichtig ist, dass sich Schüler_innen unter-einander helfen und stärken und gemein-sam gegen Vorurteil ankämpfen.“
BUCH:
Seite 21syntax
syn
taxFEUILLETON
kunsthalle
MELDA AKBAS - SO WIE ICH WILL
Letzten Sommer ist ihr erstes Buch veröffentlicht worden, was aber
noch lange nicht alles ist. Sie schrieb ihr Abitur, engagierte sich in
der Schüler_innenvertretung und in der „Türkischen Gemeinde
Deutschlands”. Nebenbei stellte sie auch noch ein bundesweites Pro-
jekt auf die Beine, welches sich zum Ziel setzt, insbesondere jungen
Türkinnen und Türken die Integration zu erleichtern.
In ihrem Buch schafft sie es, den Leser_innen ihr Leben (und das
Leben so vieler anderer junger Migrant_innen) mit all seinen Konf-
likten, Bereicherungen und Fragen näher zu bringen.
Alexander Hoor für die aks Vorarlberg
CHINA BLUE porträtiert einen entscheidenden Lebensab-
schnitt der 17-jährigen Jasmin, die von ihrem Dorf in die weit
entfernte Stadt ziehen muss. Ihr Job dort ist es dann, in einer
Jeans Fabrik die Fäden der Hosen abzuschneiden. Dies muss
sie mindestens 15 Stunden am Tag machen, inklusive Übers-
tunden.
Der Regisseur Peled hat in dem Film China Blue das Leben
eines Mädchens dokumentiert, das stellvertretend für rund
130 Millionen Wanderarbeiter_innen in China steht. Somit
bietet der Film einen schockierenden Einblick in das Leben
dieser Menschen. Tatjana Gabrielli
DVD:
MICHA X. PELED -CHINA BLUE
MUSIKTIPP:
BILDERBUCHDie 2005 gegründete Indierock-Band aus Oberösterreich besteht aus
den vier jungen Musikern Maurice Ernst, Michael Krammer, Peter
Horazdovsky und Andreas Födinger. Ihren ersten Erfolg erzielten sie
mit ihrer Single „Calypso“, die sofort auf Platz 4 der Austrian Indie
Charts landete. Von da an folgten größere Auftritte, wie zum Beispiel
am Fm4 Frequency Festival und am Two Days a Week Festival.
Sarah Rossmann
SUDOKUSC
HWER
MITTEL
Seite 22syntax
syn
tax FEUILLETON
DER SCHÜLER_INNENNOTRUF DER AKSSchüler_innen sitzen viel zu oft am kürzeren Ast, unsere Rechte
werden häufig ignoriert oder schlichtweg missachtet. Meistens
wissen wir Schüler_innen auch garnicht über unsere Rechte
bescheid, können uns daher auch kaum gegenüber Lehrer_in-
nen oder Direktor_innen durchsetzen und uns gegen Rechts-
verstöße wehren.
Die AKS bietet deshalb einen Schüler_innennotruf an, bei
dem du kompetente Antworten und Hilfestellungen bei deinen
Schulrechtsfragen erhältst. Du kannst auch unsere Broschüre
„123 Fragen an das Schulunterrichtsgesetz auf www.aks.at gra-
tis bestellen, oder einfach den unteren Rücksender ausfüllen,
und wir schicken dir die Sachen portofrei nach Hause.
0699 / 12 14 81 20
2
47
3
8
7
9 6 4
4
5
71
87
25
9
1
1
8
5
6 1
8
23 5
8
7
5
49
7
LEICHT
5
21
2
9
5
3
45
8
3 79
3
24
1
4
3
6
8
2
3
7
6
27 5
317
268
36 27
82
4
24 3
9
3
2
159
1
97 5
1
2
8
Seite 23syntax
syn
tax
#
WUSSTEST DU SCHON,
DASS?
... jede Sekunde werden ca. 127 RedBull-Dosen weltweit getrunken, was einer Jahresbilanz von 4,016 Mrd getrunkenen Dosen entspricht. (im Jahr 2008)?
... es auf der Welt mehr Hühner als Menschen gibt?
... der Schmetterling 12.000 Augen hat? ... der Atlantische Ozean salziger ist als der Pazifik? ... das durchschnittliche Stachelschwein 30.000 Stacheln hat?
... der Durchschnittsmensch sieben Minuten, um einzuschlafen braucht?
... das Wort “Manhattan” entstammt einer alten Sprache amerikanis-cher Ureinwohner_innen und bedeutet “der Ort, an dem wir betrunken waren”.
... von insgesamt 45 Tieren auf der Titanic überlebten drei Hunde und ein Kanarienvogel den Untergang?
... wenn im Simpsons-Vorspann Maggie an der Supermarktkasse gescannt wird, leuchtet der Betrag auf, den ein Kleinkind im Monat kostet?
... der Mensch kann als einziges Säugetier lächeln?
vorname, nachname
adresse, plz, ort
telefon
geb. dat., schule, klasse
ICH BIN
AN DIE
Aktion kritischer Schüler_innen BundeskoordinationAmtshausgasse 4, 1050-Wien
Schulsprecher_in werdenEin kostenloses Syntax-Abo
FÜR DIE SCHÜLER_INNENVERTRETUNG:SV-Toolbook (allgemeine SV-Broschüre)123 Fragen an das SchUG (Schulrechtsbroschüre)Sozial-Broschüre (Beihilfen und Förderungen)Schüler_innenzeitungsbroschüre (Schulzeitung ect.)Berufsschulbroschüre (Broschüre für Lehrlinge)
AKS-STUFFAKS-Wandkalender 11/12Schulrechtsnotruf KärtchenStundenplan Sticker
GET ACTIVE!Infos über eure laufenden Aktivitäteneinen Workshop an meiner Schuleauf ein Seminar mitfahreneine Liste aller erhältlicher Materialien aktiv werden
ICH WILLMATERIALIEN
zur Antirassismus Arbeitzu feministischer Arbeitzu Globalisierungzum Thema Homophobiezu Schule & SchulpolitikMaterialien „Reiche Eltern für Alle“Materiaien „Baustelle Schule“Materialien „Nicht genügend Mitbestimmung“
FEUILLETON
Kleb mir eine! (Falls Marke zur Hand, sonst zahlen wir)
syntax.aks.atDAS ÖSTERREICHWEITE MAGAZIN FÜR KRITISCHE SCHÜLER_INNEN
#
DAS AKS SCHULSTART-GEWINNSPIELMach mit beim AKS-Schulstartgewinnspiel und hol dir deinen Ipod-Touch, mehrere Büchergutscheine oder eine gratis Teilnahme an einem AKS-Seminar!Einfach diesen Rücksender ausschneiden, ausfüllen und du bist dabei.(Falls Marke zur Hand, freuen wir uns, ansonsten übernehmen wir das Porto!)
FRAGE:
Wie viele Personen leben in Österreich unter der Armutsgrenze?
1x IPod-Touch10x Teilnahmen am SV StartUp
10x 30€ Büchergutscheine460.00030.000260.000
DEINE ANTWORT: ZU GEWINNEN GIBT ES:
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen
ALLE INFOS UNTER AKS.AT A
Raise your voiceSV Start UPsDer perfekte Start in dein Jahr als Schulsprecher_in. Lerne neue Leute kennen, tausche dich mit Men-schen aus anderen Bundeslänern aus, diskutiere in spannenden Workshops und hab einfach Spaß.
Top Related