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Tafilalet, Erg Chebbi Am 14. Februar fuhren wir von Erfoud in das größte zusammenhängende Wüstengebiet Marokkos, in das ehemalige Verwaltungsgebiet Tafilalet mit der längsten, mehrere Hundert Meter hohen Sanddüne Marokkos, dem Erg Chebbi (Erg= Sand). Es befindet sich auf einer Höhe von 756 m. Karte zum Gebiet siehe z. B. unter Todra-Schlucht. Für uns das Interessanteste waren, natürlich, die gelben Sanddünen. Ich muss aber erklären, dass das Gebiet überwiegend aus blau-schwarzer Fels- und Steinwüste besteht. Dieser Typ der Wüste ist weltweit wesentlich verbreiteter als Sandwüsten. Er wird Hammada (von hamid= abgestorben, leblos, erloschen) genannt. So besteht z.B. die Sahara zu 70 % aus Hammada. Unser Aufenthalt begann mit einem Wüstenpizza-Essen im Hotel, in dessen Nähe wir uns aufstellten. Diesmal für zwei Tage und ohne jegliche äußere Versorgung (Wasser, Strom, Klo, Entsorgung). Unsere Wohnmobile sind aber über ca. eine Woche autark, d.h. wir haben Wasser und Strom für eine Woche und sind für diesen Zeitabschnitt auch nicht auf Entlehrung der Toilette angewiesen. Viele versuchten als erstes, die mehrere Hundert Meter hohen Sanddünen neben dem Mobil zu erklimmen. So auch wir beide. Shenja auf der Düne.

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Tafilalet, Erg Chebbi

Am 14. Februar fuhren wir von Erfoud in das größte zusammenhängende

Wüstengebiet Marokkos, in das ehemalige Verwaltungsgebiet Tafilalet mit der

längsten, mehrere Hundert Meter hohen Sanddüne Marokkos, dem Erg Chebbi

(Erg= Sand). Es befindet sich auf einer Höhe von 756 m. Karte zum Gebiet siehe

z. B. unter Todra-Schlucht.

Für uns das Interessanteste waren, natürlich, die gelben Sanddünen. Ich muss

aber erklären, dass das Gebiet überwiegend aus blau-schwarzer Fels- und

Steinwüste besteht. Dieser Typ der Wüste ist weltweit wesentlich verbreiteter

als Sandwüsten. Er wird Hammada (von hamid= abgestorben, leblos, erloschen)

genannt. So besteht z.B. die Sahara zu 70 % aus Hammada.

Unser Aufenthalt begann mit einem Wüstenpizza-Essen im Hotel, in dessen Nähe

wir uns aufstellten. Diesmal für zwei Tage und ohne jegliche äußere Versorgung

(Wasser, Strom, Klo, Entsorgung). Unsere Wohnmobile sind aber über ca. eine

Woche autark, d.h. wir haben Wasser und Strom für eine Woche und sind für

diesen Zeitabschnitt auch nicht auf Entlehrung der Toilette angewiesen.

Viele versuchten als erstes, die mehrere Hundert Meter hohen Sanddünen neben

dem Mobil zu erklimmen. So auch wir beide.

Shenja auf der Düne.

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Nach einigen

Duzend Höhenmetern gab sie aber auf. Hier sitzt sie im Sand und wartet auf

meine Rückkehr von oben. Zu ihr gesellte sich bald ein japanisches Ehepaar.

So sieht unsere Womo-Karawane vom oben aus. Links das Hotel, bei dem wir

standen. Im Hintergrund die Steinwüste.

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Ich

interessierte mich für das Leben in der Wüste. Derzeit blüht noch so manches.

Ich kenne die Namen der Pflanzen nicht.

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Es sind schöne Exemplare darunter.

Eine Wolfsmilchart.

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In größerer Zahl trifft man auf den Scarabäus.

Auch ein Gecko lief uns über den Weg.

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Dort, wo Menschen sind, “ grasen“ auch Dromedare in größerer Zahl.

Am zweiten Tag des Aufenthalts unternahmen wir eine ganztägige

Wüstenrundfahrt mit dem Jeep. Für 200 Dirham pro Person bei 6 Personen pro

Jeep ist man dabei. Die Tour erwies sich als recht interessant.

Ich habe die Route aufgezeichnet. Die blauen Linien sind Flüsse, die in der

Wüste versickern bzw. derzeit einige Seen füllen. Im Sommer trocknet das alles

aus. Der Wasserlieferant ist im wesentlichen der oben erwähnte Ziz-Fluß .

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Die graue Linie am rechten Rand deutet den Verlauf der Grenze zu Algerien an.

Diese Grenze ist seit Jahren geschlossen (nicht nur hier, sondern überall in

Marokko). Wir stießen während unserer Rundfahrt auch auf Militärposten.

Als erstes führte man uns an eine Stelle, wo Steine mit fossilen Einschlüssen

leicht aufzulesen sind. Ich habe mehrere Stücke für meinen Bruder eingepackt.

Im Foto ist eine große Platte zu sehen, welche Belemniten-Einschlüsse haben.

Zum Mitnehmen wegen des Gewichtes nicht geeignet.

Nahe der Ortschaft Khemilya beobachteten wir drei Ortsansässige, die mit

primitiven Werkzeugen (Spitzhacke, Schaufel und einer Haspel zum Hochziehen

des Eimers) ca. 10 m tief in die Erde vordrangen, um wertvolle Steine zu

fördern.

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Früher betrieben die Franzosen hier professionellen Bergbau. Nach deren Abzug

sind die Ortschaft und das Bergwerk verlassen. Nur einige Enthusiasten fördern

das schwarze Gestein weiter.

Eine nomadisierende Berberfamilie war auf unseren Besuch vorbereitet (es

wurde Tee gereicht). Hier die aus Lehm geklebten Wohnquader der Familie.

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So sieht

es innen in einem der Quader aus – Schlafplatz für zwei Personen auf der Erde.

Neben den Gebäuden steht dieser Sonnenschutz. Die Farbe Braun ist typisch für

die Zelte der Berber.

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Die Kamele des Berbers. Im Hintergrund das Waschhaus der Familie. Darin

standen mit Wasser gefüllte Gefäße.

Er hat ein

kleines Radio, das er mit dem Strom dieses Solarpaneels betreibt. Die Frau

kochte den Tee im Küchengebäude auf offenem Feuer, das von brennendem

Strauchwerk gespeist wurde – völlig verrauchter Raum.

Zur Wirtschaft gehörten auch Fahrräder und ein Moped.

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An dieser Stelle möchte ich etwas einfügen, das Beobachtungen während der

langen Autofahrten über die Straßen des Landes zusammenfasst. Ältere Leute

und teilweise auch die mittleren Alters benutzen als Fortbewegungsmittel

überwiegend den Esel. Gar nicht so selten sieht man gut(schwarzer Anzug

westlichen Typs) gekleidete Männer auf dem Esel. Kinder und Jugendliche haben

Fahrräder. Jugendliche ab und zu ein Moped. Mädchen gehen fast nur zu Fuß zur

Schule. Es gibt schrecklich viele Kinder auf den Straßen (Gefahr für uns

Autofahrer). Private Autos sind selten, zumindest auf dem Lande. In den

Städten trifft man durchaus Frauen am Steuer an. Alle genannten

Transportmittel werden ausgiebig zum Transport von Gütern benutzt, z.B. des

Futters für den Esel.

Ende des Einschubs. Nun weiter mit unserer Wüstenfahrt. Wir fuhren auch an

einen der Seen, die das Ende eines Flusses sind.

See in der Wüste mit Ortschaft im Hintergrund und Sanddüne. Zum Sommer hin

verdunstet das Wasser.

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See mit Tafelberg auf algerischem Territorium im Hintergrund. Der

Vordergrund ist typisch für die Steinwüste. Die Farbe rosa entsteht durch

derzeit blühende Pflanzen.

Weißes

Kamel in einer Ortschaft im Erg Chebbi. Am Gebäude hinter dem Kamel kann man

deutlich erkennen, wie die Gebäude entstehen: Ein Kasten wird mit nassem Lehm

gefüllt, der von Strauchwerk durchsetzt ist. Nach dem Austrocknen richtet man

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den Quader an der erforderlichen Stelle auf. So entstehen Wände. Das Dach

formt man, indem man auf dicht geschichtete Balken aus Palmenstämmen

Palmenzweige legt und dann darüber Lehm stampft. Die Zimmerhöhe ist

normaler weise sehr gering.

Zum Abschluss noch zwei Fotos von den Sanddünen des Erg Chebbi.

Ich glaube, hier kann man erkennen, dass die Dünen beachtlich hoch sein können.

Palmen sieht

man in der

Wüste

höchstens dort

wo Wasser ist.

In der Senke

im

Vordergrund

ist der Boden

kurz unter der

Oberfläche

feucht,

weshalb

Sträucher

gedeihen.

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Ansonsten ist das die typische Wüstenlandschaft. Wir trafen Radfahrer aus

Europa, auch einsam sich dahinquälende Ehepaare auf schwer bepackten Rädern.

Tagsüber ist es derzeit (16. Februar) schon recht warm.

Der zweite Tag in der Wüste klang aus mit einem Lagerfeuer, begleitet von

Rotwein und Bier sowie einem Feuerwerk. Zum Glück haben die Algerier

letzteres nicht als Provokation aufgefasst und auf israelische Art reagiert: die

Raketenabfeuerstellungen bombardiert. Shenjas Kopf war vom Durcheinander

aus Bier und Wein verwirrt, so dass sie bereits um 20.30 Uhr ins Bett ging.