TAGBLATT 31 AM WOCHENENDE...

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DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2010 ostschweiz TAGBLATT 31 AM WOCHENENDE Jazzquartett Moving Moods in der alten Mühle GAMS. Starke Rhythmen und me- lodiöse Songs stehen übermorgen Samstag in der alten Mühle in Gams auf dem Programm der For- mation «Moving Moods» mit den Musikerinnen und Musikern An- nalise Bereiter-Grob (Piano), Ste- fan Reinthaler (Bass), Miriam Sut- ter (Gesang) und Stefan Greussing (Schlagzeug). Die musikalische Palette ist breit: Sie reicht von Salon-Jazz, Swing, Blues, Latin- J azz, Bossa Nova und Balladen bis hin zu klassischen Elementen. Sa, 20 Uhr Klangzaubereien für Saxophon und Klavier RORSCHACHERBERG. Auf Schloss Wartegg gastieren die bei- den jungen Musikerpersönlich- keiten Remo Schnyder, Saxophon, und Sayaka Sakurai, Klavier. Beide haben bereits an vielen Wettbe- werben überzeugt und sind mit ersten Preisen ausgezeichnet worden. Das Programm baue aus den dichten Farbtönen der Ro- mantik (Schumann und Brahms) eine Brücke zum Anbruch der Moderne, mit dem typisch franzö- sischen Esprit von Debussy und Darius Milhaud bis nach Russland mit Denissows lyrisch-span- nungsreichen Werk, schreiben die V eranstalter. Schnyder erhielt den renommierten Förderpreis für Kammermusik des M-Kulturpro- zentes. Sa, 20 Uhr Jodlerunterhaltung und Theater in Grabs GRABS. In der Mehrzweckhalle Unterdorf in Grabs finden am Wochenende die Jodlerunterhal- tungen des Jodlerklubs Bergfinkli statt. Zusammen mit dem Jodler- klub Schlossgruess Cham und dem Jodlerquartett Chuelauene aus Schangnau bestreiten die Gastgeber den Unterhaltungsteil mit ihren Vorträgen. Auf dem Sonntagsprogramm steht zusätz- lich das Theaterstück «Glatti Hel- de», aufgeführt von der Heimat- bühne Werdenberg. Sa, 20 Uhr / So, 13.30 Uhr Uta Rotermund: 50 Plus! Seniorenteller? KREUZLINGEN. Im Theater an der Grenze in Kreuzlingen gastiert nächsten Samstag Uta Roter- mund mit ihrem neuen Pro- gramm. Der Lack ist ab, die Kinder aus dem Haus, die Zähne über- kront, ihre beste Freundin liegt im Hospiz und ihr Göttergatte schwängert gerade ihre Nachfol- gerin. So hatten sie sich das Leben jenseits der 50 nicht vorgestellt! Ist dies das Plus an 50? Was tun? Botox oder Bärenticket, das ist hier die Frage! Frauen leben län- ger, aber wovon? Eine neue Liebe aus dem Internet oder doch der Bruder der Freundin der Bekann- ten, der ein Haus auf Fuerteven- tura hat? Ein Programm über den demographischen Faktor, die er- neute Frage nach dem Sinn des Lebens, die späten Einsichten und die Gelassenheit, auf die Sie im- mer noch warten. Sa, 20 Uhr Bild: pd Stillframe aus dem Animationsfilm von Michaela Müller. Bild: pd Michaela Müller Alle sieben Jahre entscheidet das Volk – zum Ladenschluss Seit gestern steht fest: Das St.Galler Stimmvolk wird erneut wegen längerer Laden- öffnungszeiten an die Urne gerufen – zum drittenmal innert vierzehn Jahren. REGULA WEIK ST.GALLEN. St. Gallerinnen und St. Galler sollen abends eine Stun- de länger einkaufen können. So wollte es gestern die Mehrheit des Kantonsparlaments – und unter- lag dennoch. Die Gegner längerer Ladenöffnungszeiten – SP, Grüne, Grünliberale, EVP und die Mehr- heit der CVP – ergriffen das Ratsre- ferendum. Mit Erfolg. 46 Parla- mentsmitglieder votierten dafür; 40 Stimmen wären nötig gewesen. Damit kommt das Begehren an die Urne und vors Volk – auf direk- tem Weg. Den Gegnern bleibt das Sammeln von Unterschriften er- spart. So war es 1996 und 2003 Die St.Galler Stimmberechtig- ten dürften noch dieses Jahr über längere Ladenöffnungszeiten ent- scheiden können – nach 1996 und 2003 bereits zum drittenmal. Zweimal hat das Ansinnen bereits Schiffbruch erlitten. 1996 sollten die Geschäfte von Montag bis Freitag von 5 bis 21 Uhr offen hal- ten können; dazu kamen vier Sonntagsverkäufe. Das Stimm- volk verwarf die Vorlage wuchtig mit einer Zweidrittelsmehrheit. Sieben Jahre später war das The- ma erneut auf dem Tisch – leicht moderater. Die neue Vorlage sah während der Woche Öffnungs- zeiten von 6 bis 21 Uhr vor. Eine Sonderregelung war für kleine Lebensmittelgeschäfte, Souvenir- läden, Kioske, Blumengeschäfte vorgesehen: Sie sollten von 5 bis 23 Uhr offen halten dürfen; Tank- stellenshops gar bis 1 Uhr. 6000 Stimmen gaben den Ausschlag – gegen die Ausdehnung der Öff- nungszeiten. Ungelöst war nach dem Nein das Problem der Tankstellen- shops. Regierung und Parlament genehmigten eine «Lex Tankstel- lenshop», wonach die Shops bis 22 Uhr geöffnet sein dürfen. So ist es 2010 Was sieht das neue Gesetz vor? Die Läden sollen von Montag bis Freitag bis 20 Uhr offen halten können; heute ist um 19 Uhr Ladenschluss. Dagegen bleibt am Samstag und vor hohen Feier- tagen alles beim alten: Da stehen Einkaufswillige auch künftig nach 17 Uhr vor zugesperrten Geschäften. Rat hält an Kilometergeld und «Parlamentsgarage» fest Kein Kantonsrats-GA und keine Entschädigung für das Parkieren an Bahnhöfen: Das Parlament lehnte zwei Vorstösse ab, welche den öV-Benutzern unter den Ratsmitgliedern zugute gekommen wären. ADRIAN VÖGELE Die Bahnfahrer im St.Galler Kan- tonsrat hatten gestern das Nach- sehen: Zwei Motionen von Donat Ledergerber (SP, Kirchberg), die den Rat dazu animieren sollten, vermehrt den öffentlichen Ver- kehr zu benutzen, wurden abge- lehnt. Ein Zeichen für die Umwelt Die eine Motion sah vor, für den Kantonsrat ein «Firmen-GA» ein- zuführen. Den Parlamentsmit- gliedern sollte offenstehen, zwi- schen dem GA und der bisher üblichen Kilometer-Entschädi- gung zu wählen. Motionär Leder- gerber räumte gestern in der De- batte ein, dass es nicht sein haupt- sächliches Ziel sei, Reisespesen zu sparen. Vielmehr sollten die Par- lamentarierinnen und Parlamen- tarier ein Zeichen setzen für um- weltbewusstes Reisen. Beim Rat stiess die Idee auf wenig Begeiste- rung. Bereits in einer Umfrage des Ratspräsidiums im vergangenen Jahr hatten sich von 101 Parla- mentariern nur 23 für ein GA aus- gesprochen, die anderen hatten angegeben, weiterhin das Kilo- metergeld zu bevorzugen. Von den Befürwortern stam- men zudem die meisten aus dem Wahlkreis St.Gallen, haben also den kürzesten Reiseweg zur Pfalz – womit das Ratspräsidium Argu- mente genug hatte, ein Nichtein- treten auf die Motion zu empfeh- len. Das Parlament leistete dem gestern Folge – mit 69 zu 38 Stim- men. «Alte Zöpfe abschneiden» In eine ähnliche Richtung zielte Ledergerbers zweite Motion. Die Forderung: Wer von den Ratsmit- gliedern mit dem Auto zum nächsten Bahnhof und von dort mit der Bahn zur Session weiter- reisen wolle, solle eine Entschädi- gung für die Parkgebühren erhal- ten. Zudem stellte die Motion das Gratis-Parkieren für Räte in der St.Galler Brühltorgarage in Frage. «Alte Zöpfe gehören abgeschnit- ten», meinte Ledergerber dazu. Das System verlocke die Ratsmit- glieder ja geradewegs, per Auto bis ins Stadtzentrum zu fahren. Doch auch dieser Vorstoss scheiterte – mit 81 zu 25 Stimmen. Abgewiesene Rekurse kosten ST.GALLEN. Wer gegen kantonale oder kommunale Wahlen oder Abstimmungen Beschwerde führt, muss künftig bezahlen wenn sein Anliegen abgewiesen wird. Die Einführung einer Kos- tenpflicht liegt in der Kompetenz der Regierung; davon will sie künftig Gebrauch machen, denn sie habe «einen Handlungsbe- darf» ausgemacht. Nichts wissen wollte die Regie- rung hingegen davon, die Kosten- pflicht sowie ein beschleunigtes Verfahren bei Wahl- und Abstim- mungsbeschwerden im Gesetz festzuschreiben. So hatte es die CVP-Fraktion mit einer Motion gefordert. Ihr Vorstoss unterlag äusserst knapp mit 54 Ja- gegen 55 Nein-Stimmen. Kostenfrei bleiben Beschwerden auf eidge- nössischer Ebene. (rw) Klares Nein zur Flat Rate Tax ST.GALLEN. Im Kanton St.Gallen wird vorläufig kein proportionaler Einkommenssteuertarif, eine so genannte Flat Rate Tax, einge- führt. Das Kantonsparlament hat gestern eine Motion von Hans- ruedi Spiess (FDP, Rapperswil- Jona) mit 80 zu 26 Stimmen abge- lehnt. Auch die Regierung hatte Nichteintreten beantragt. (sda) 5000 Bilder für acht Minuten Mit «Miramare» gewinnt die in Reute und Zagreb lebende Michaela Müller am Festival des kroatischen Animationsfilmes – die Töne lieferte der Rheintaler Künstler Fa Ventilato, der heute in New York lebt. ROMAN ELSENER REUTE. Vor fünf Jahren zog die in Rorschacherberg aufgewachsene Künstlerin Michaela Müller los, um in Kroatien Animation und Neue Medien zu studieren. Nun wurde ihre Diplomarbeit, der Kurzfilm «Miramare», am ersten Festival, an dem der Streifen ge- zeigt wurde, gleich mit einem Preis ausgezeichnet. Die Juroren des Festivals des kroatischen Ani- mationsfilmes in Zagreb kürten «Miramare» zum besten Studen- tenfilm. Und nicht nur der Jury des Festivals der kroatischen Gruppe der Asifa, der internatio- nalen Vereinigung des Anima- tionsfilmes, gefiel das Werk: Das kroatische Fernsehen interviewte die Macherin des Filmes, der unter den Publikumslieblingen rangierte. Fasziniert von Malerei und Film «Im Animationsfilm sah ich die ideale Möglichkeit, meine Faszi- nation für Malerei und Film zu verbinden», sagt die sympathi- sche Künstlerin per Telefon aus Zagreb. Der Preis freue sie beson- ders, weil ihr solche Anerkennun- gen hoffentlich ermöglichen wür- den, weitere Filme machen zu dürfen – neue Ideen geistern der kreativen Frau bereits durch den Kopf. «Miramare» ist dabei kein leichtverdaulicher, lustiger Trick- film, sondern ein visuelles und akustisches Spektakel ohne spek- takuläres Ende – die Kunst liegt im Detail. Über 5000 Bilder, die Mül- ler in chronologischer Abfolge auf eine Glasplatte malte und zwei Jahre Arbeit stecken in den acht Minuten, in denen der Film «für Erwachsene und Kinder» die ein- fache Geschichte einer Schweizer Familie erzählt, die im Camping- urlaub plötzlich handfest mit glo- balen Problemen wie Migration, Xenophobie und dem Klimawan- del konfrontiert wird. Die Idee zum Film kam der 37jährigen Künstlerin bei der Lektüre von Zeitungsartikeln über Immigran- ten, die versuchen über das Mit- telmeer nach Europa zu gelangen. Strände, die die Animatorin aus ihrer Kindheit kennt, sind heute Aussengrenzen des Schengen- Raumes, zu dem auch die Schweiz gehört. Zwei völlig verschiedene Welten berühren sich an dieser Grenze: Die des verzweifelten Im- migranten, der im Versteckten leben muss und allenfalls Schwarzarbeit leisten kann und der gutbürgerliche Ferientraum des durchschnittlichen Westeuro- päers auf der Suche nach Erho- lung vom Alltag am Meer. Müller erzählt die Geschichte dabei leichtfüssig. Die global be- deutenden Hintergründe, die hin- ter den Erlebnissen der Kleinfami- lie stecken, werden – manchmal nur sekundenschnell – angetönt. Da wird kein lehrmeisterlicher Zeigefinger erhoben – der Reim auf die Geschichte liegt auf der Hand: Die Furcht des Schweizers vor Veränderung. Fast ohne Sprache «Miramare» glänzt besonders im Zusammenspiel von Ton und Bild. Der Film kommt fast ohne Sprache aus, Farben und Geräu- sche erzählen die Geschichte. Zu- sammen mit dem New Yorker Tonkünstler Fa Ventilato gelang es Müller, eine dichte Ambiance auf- zubauen, vor der sich die faszinie- rende Kamerafahrt durchs Cam- pingleben abspielt. Nun hofft die Filmemacherin darauf, das bereits preisgekrönte ebut an möglichst vielen Festi- vals zeigen zu dürfen – auch in der Schweiz. Die Ausserrhodische Kultur- stiftung hat die Produktion des Filmes bereits mit einem Projekt- beitrag unterstützt. Die Kultur- förderung des Kantons St.Gallen hat einen Beitrag zum Transfer des Filmes auf das 35-Millimeter- Format zugesagt. Dann, so freut sich Müller, komme im Kino jeder Pinselstrich zur Geltung.

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DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2010 ostschweiz TAGBLATT 31

AM WOCHENENDE

Jazzquartett MovingMoods in der alten MühleGAMS. Starke Rhythmen und me-lodiöse Songs stehen übermorgenSamstag in der alten Mühle inGams auf dem Programm der For-mation «Moving Moods» mit denMusikerinnen und Musikern An-nalise Bereiter-Grob (Piano), Ste-fan Reinthaler (Bass), Miriam Sut-ter (Gesang) und Stefan Greussing(Schlagzeug). Die musikalischePalette ist breit: Sie reicht vonSalon-Jazz, Swing, Blues, Latin-Jazz, Bossa Nova und Balladen bishin zu klassischen Elementen.Sa, 20 Uhr

Klangzaubereien fürSaxophon und KlavierRORSCHACHERBERG. AufSchloss Wartegg gastieren die bei-den jungen Musikerpersönlich-keiten Remo Schnyder, Saxophon,und Sayaka Sakurai, Klavier. Beidehaben bereits an vielen Wettbe-werben überzeugt und sind mitersten Preisen ausgezeichnetworden. Das Programm baue aus

den dichten Farbtönen der Ro-mantik (Schumann und Brahms)eine Brücke zum Anbruch derModerne, mit dem typisch franzö-sischen Esprit von Debussy undDarius Milhaud bis nach Russlandmit Denissows lyrisch-span-nungsreichen Werk, schreiben dieVeranstalter. Schnyder erhielt denrenommierten Förderpreis fürKammermusik des M-Kulturpro-zentes.Sa, 20 Uhr

Jodlerunterhaltung undTheater in GrabsGRABS. In der MehrzweckhalleUnterdorf in Grabs finden amWochenende die Jodlerunterhal-tungen des Jodlerklubs Bergfinklistatt. Zusammen mit dem Jodler-klub Schlossgruess Cham unddem Jodlerquartett Chuelaueneaus Schangnau bestreiten dieGastgeber den Unterhaltungsteilmit ihren Vorträgen. Auf demSonntagsprogramm steht zusätz-lich das Theaterstück «Glatti Hel-de», aufgeführt von der Heimat-bühne Werdenberg.Sa, 20 Uhr / So, 13.30 Uhr

Uta Rotermund: 50 Plus!Seniorenteller?KREUZLINGEN. Im Theater an derGrenze in Kreuzlingen gastiertnächsten Samstag Uta Roter-mund mit ihrem neuen Pro-gramm. Der Lack ist ab, die Kinderaus dem Haus, die Zähne über-kront, ihre beste Freundin liegt imHospiz und ihr Göttergatteschwängert gerade ihre Nachfol-gerin. So hatten sie sich das Leben

jenseits der 50 nicht vorgestellt! Istdies das Plus an 50? Was tun?Botox oder Bärenticket, das isthier die Frage! Frauen leben län-ger, aber wovon? Eine neue Liebeaus dem Internet oder doch derBruder der Freundin der Bekann-ten, der ein Haus auf Fuerteven-tura hat? Ein Programm über dendemographischen Faktor, die er-neute Frage nach dem Sinn desLebens, die späten Einsichten unddie Gelassenheit, auf die Sie im-mer noch warten.Sa, 20 Uhr

Bild: pd

Stillframe aus dem Animationsfilm von Michaela Müller.

Bild: pd

Michaela Müller

Alle sieben Jahre entscheidetdas Volk – zum Ladenschluss

Seit gestern steht fest: DasSt.Galler Stimmvolk wirderneut wegen längerer Laden-öffnungszeiten an die Urnegerufen – zum drittenmalinnert vierzehn Jahren.

REGULA WEIK

ST.GALLEN. St.Gallerinnen undSt.Galler sollen abends eine Stun-de länger einkaufen können. Sowollte es gestern die Mehrheit desKantonsparlaments – und unter-lag dennoch. Die Gegner längererLadenöffnungszeiten – SP, Grüne,Grünliberale, EVP und die Mehr-heit der CVP – ergriffen das Ratsre-ferendum. Mit Erfolg. 46 Parla-mentsmitglieder votierten dafür;40 Stimmen wären nötig gewesen.Damit kommt das Begehren andie Urne und vors Volk – auf direk-tem Weg. Den Gegnern bleibt dasSammeln von Unterschriften er-spart.

So war es 1996 und 2003

Die St.Galler Stimmberechtig-ten dürften noch dieses Jahr überlängere Ladenöffnungszeiten ent-scheiden können – nach 1996 und2003 bereits zum drittenmal.Zweimal hat das Ansinnen bereitsSchiffbruch erlitten. 1996 solltendie Geschäfte von Montag bis

Freitag von 5 bis 21 Uhr offen hal-ten können; dazu kamen vierSonntagsverkäufe. Das Stimm-volk verwarf die Vorlage wuchtigmit einer Zweidrittelsmehrheit.Sieben Jahre später war das The-ma erneut auf dem Tisch – leichtmoderater. Die neue Vorlage sahwährend der Woche Öffnungs-zeiten von 6 bis 21 Uhr vor. EineSonderregelung war für kleineLebensmittelgeschäfte, Souvenir-läden, Kioske, Blumengeschäftevorgesehen: Sie sollten von 5 bis23 Uhr offen halten dürfen; Tank-stellenshops gar bis 1 Uhr. 6000Stimmen gaben den Ausschlag –gegen die Ausdehnung der Öff-nungszeiten.

Ungelöst war nach dem Neindas Problem der Tankstellen-shops. Regierung und Parlamentgenehmigten eine «Lex Tankstel-lenshop», wonach die Shops bis22 Uhr geöffnet sein dürfen.

So ist es 2010

Was sieht das neue Gesetz vor?Die Läden sollen von Montag bisFreitag bis 20 Uhr offen haltenkönnen; heute ist um 19 UhrLadenschluss. Dagegen bleibt amSamstag und vor hohen Feier-tagen alles beim alten: Da stehenEinkaufswillige auch künftignach 17 Uhr vor zugesperrtenGeschäften.

Rat hält an Kilometergeldund «Parlamentsgarage» fest

Kein Kantonsrats-GA undkeine Entschädigung für dasParkieren an Bahnhöfen:Das Parlament lehnte zweiVorstösse ab, welche denöV-Benutzern unter denRatsmitgliedern zugutegekommen wären.

ADRIAN VÖGELE

Die Bahnfahrer im St.Galler Kan-tonsrat hatten gestern das Nach-sehen: Zwei Motionen von DonatLedergerber (SP, Kirchberg), dieden Rat dazu animieren sollten,vermehrt den öffentlichen Ver-kehr zu benutzen, wurden abge-lehnt.

Ein Zeichen für die Umwelt

Die eine Motion sah vor, für denKantonsrat ein «Firmen-GA» ein-zuführen. Den Parlamentsmit-gliedern sollte offenstehen, zwi-schen dem GA und der bisherüblichen Kilometer-Entschädi-gung zu wählen. Motionär Leder-gerber räumte gestern in der De-batte ein, dass es nicht sein haupt-sächliches Ziel sei, Reisespesen zusparen. Vielmehr sollten die Par-lamentarierinnen und Parlamen-tarier ein Zeichen setzen für um-weltbewusstes Reisen. Beim Ratstiess die Idee auf wenig Begeiste-

rung. Bereits in einer Umfrage desRatspräsidiums im vergangenenJahr hatten sich von 101 Parla-mentariern nur 23 für ein GA aus-gesprochen, die anderen hattenangegeben, weiterhin das Kilo-metergeld zu bevorzugen.

Von den Befürwortern stam-men zudem die meisten aus demWahlkreis St.Gallen, haben alsoden kürzesten Reiseweg zur Pfalz– womit das Ratspräsidium Argu-mente genug hatte, ein Nichtein-treten auf die Motion zu empfeh-len. Das Parlament leistete demgestern Folge – mit 69 zu 38 Stim-men.

«Alte Zöpfe abschneiden»

In eine ähnliche Richtung zielteLedergerbers zweite Motion. DieForderung: Wer von den Ratsmit-gliedern mit dem Auto zumnächsten Bahnhof und von dortmit der Bahn zur Session weiter-reisen wolle, solle eine Entschädi-gung für die Parkgebühren erhal-ten. Zudem stellte die Motion dasGratis-Parkieren für Räte in derSt.Galler Brühltorgarage in Frage.«Alte Zöpfe gehören abgeschnit-ten», meinte Ledergerber dazu.Das System verlocke die Ratsmit-glieder ja geradewegs, per Auto bisins Stadtzentrum zu fahren. Dochauch dieser Vorstoss scheiterte –mit 81 zu 25 Stimmen.

AbgewieseneRekurse kostenST.GALLEN. Wer gegen kantonaleoder kommunale Wahlen oderAbstimmungen Beschwerdeführt, muss künftig bezahlen –wenn sein Anliegen abgewiesenwird. Die Einführung einer Kos-tenpflicht liegt in der Kompetenzder Regierung; davon will siekünftig Gebrauch machen, dennsie habe «einen Handlungsbe-darf» ausgemacht.

Nichts wissen wollte die Regie-rung hingegen davon, die Kosten-pflicht sowie ein beschleunigtesVerfahren bei Wahl- und Abstim-mungsbeschwerden im Gesetzfestzuschreiben. So hatte es dieCVP-Fraktion mit einer Motiongefordert. Ihr Vorstoss unterlagäusserst knapp mit 54 Ja- gegen55 Nein-Stimmen. Kostenfreibleiben Beschwerden auf eidge-nössischer Ebene. (rw)

Klares Neinzur Flat Rate TaxST.GALLEN. Im Kanton St.Gallenwird vorläufig kein proportionalerEinkommenssteuertarif, eine sogenannte Flat Rate Tax, einge-führt. Das Kantonsparlament hatgestern eine Motion von Hans-ruedi Spiess (FDP, Rapperswil-Jona) mit 80 zu 26 Stimmen abge-lehnt. Auch die Regierung hatteNichteintreten beantragt. (sda)

5000 Bilder für acht MinutenMit «Miramare» gewinnt die in Reute und Zagreb lebende Michaela Müller am Festival des kroatischenAnimationsfilmes – die Töne lieferte der Rheintaler Künstler Fa Ventilato, der heute in New York lebt.

ROMAN ELSENER

REUTE. Vor fünf Jahren zog die inRorschacherberg aufgewachseneKünstlerin Michaela Müller los,um in Kroatien Animation undNeue Medien zu studieren. Nunwurde ihre Diplomarbeit, derKurzfilm «Miramare», am erstenFestival, an dem der Streifen ge-zeigt wurde, gleich mit einemPreis ausgezeichnet. Die Jurorendes Festivals des kroatischen Ani-mationsfilmes in Zagreb kürten«Miramare» zum besten Studen-tenfilm. Und nicht nur der Jurydes Festivals der kroatischenGruppe der Asifa, der internatio-nalen Vereinigung des Anima-tionsfilmes, gefiel das Werk: Daskroatische Fernsehen interviewtedie Macherin des Filmes, derunter den Publikumslieblingenrangierte.

Fasziniert von Malerei und Film

«Im Animationsfilm sah ich dieideale Möglichkeit, meine Faszi-nation für Malerei und Film zuverbinden», sagt die sympathi-sche Künstlerin per Telefon ausZagreb. Der Preis freue sie beson-ders, weil ihr solche Anerkennun-gen hoffentlich ermöglichen wür-den, weitere Filme machen zudürfen – neue Ideen geistern derkreativen Frau bereits durch denKopf.

«Miramare» ist dabei keinleichtverdaulicher, lustiger Trick-film, sondern ein visuelles undakustisches Spektakel ohne spek-takuläres Ende – die Kunst liegt imDetail. Über 5000 Bilder, die Mül-ler in chronologischer Abfolge aufeine Glasplatte malte und zweiJahre Arbeit stecken in den achtMinuten, in denen der Film «fürErwachsene und Kinder» die ein-fache Geschichte einer SchweizerFamilie erzählt, die im Camping-urlaub plötzlich handfest mit glo-balen Problemen wie Migration,Xenophobie und dem Klimawan-del konfrontiert wird. Die Ideezum Film kam der 37jährigenKünstlerin bei der Lektüre von

Zeitungsartikeln über Immigran-ten, die versuchen über das Mit-telmeer nach Europa zu gelangen.

Strände, die die Animatorin ausihrer Kindheit kennt, sind heuteAussengrenzen des Schengen-Raumes, zu dem auch die Schweizgehört. Zwei völlig verschiedeneWelten berühren sich an dieserGrenze: Die des verzweifelten Im-migranten, der im Verstecktenleben muss und allenfallsSchwarzarbeit leisten kann undder gutbürgerliche Ferientraumdes durchschnittlichen Westeuro-päers auf der Suche nach Erho-lung vom Alltag am Meer.

Müller erzählt die Geschichtedabei leichtfüssig. Die global be-

deutenden Hintergründe, die hin-ter den Erlebnissen der Kleinfami-lie stecken, werden – manchmalnur sekundenschnell – angetönt.Da wird kein lehrmeisterlicherZeigefinger erhoben – der Reimauf die Geschichte liegt auf derHand: Die Furcht des Schweizersvor Veränderung.

Fast ohne Sprache

«Miramare» glänzt besondersim Zusammenspiel von Ton undBild. Der Film kommt fast ohneSprache aus, Farben und Geräu-sche erzählen die Geschichte. Zu-sammen mit dem New YorkerTonkünstler Fa Ventilato gelang esMüller, eine dichte Ambiance auf-

zubauen, vor der sich die faszinie-rende Kamerafahrt durchs Cam-pingleben abspielt.

Nun hofft die Filmemacherindarauf, das bereits preisgekrönteDebut an möglichst vielen Festi-vals zeigen zu dürfen – auch in derSchweiz.

Die Ausserrhodische Kultur-stiftung hat die Produktion desFilmes bereits mit einem Projekt-beitrag unterstützt. Die Kultur-förderung des Kantons St.Gallenhat einen Beitrag zum Transferdes Filmes auf das 35-Millimeter-Format zugesagt.

Dann, so freut sich Müller,komme im Kino jeder Pinselstrichzur Geltung.