Tagfalter in Bingen und Umgebung - BUND...

5
W. Düring, Tagfalter in Bingen und Umgebung Fetthennen-Bläuling (Scolitantides orion) Seite 1 / 5 Tagfalter in Bingen und Umgebung (Binger Wald, Soonwald, Rheinhessen, Hunsrück und Rheinland-Pfalz) Der Fetthennen-Bläuling -Scolitantides orion - Inhalt Kurzporträt ..................................................................................................................... 2 Falter ................................................................................................................................ 2 Eier .................................................................................................................................... 3 Raupe ................................................................................................................................. 3 Puppe ................................................................................................................................. 4 Besonderheiten ............................................................................................................... 4 Beobachten / Nachweis ................................................................................................ 4 Zucht / Umweltbildung ................................................................................................. 4 Artenschutz / Gartengestaltung ................................................................................ 4 Literaturverzeichnis...................................................................................................... 5

Transcript of Tagfalter in Bingen und Umgebung - BUND...

W. Düring, Tagfalter in Bingen und Umgebung Fetthennen-Bläuling (Scolitantides orion) Seite 1 / 5

Tagfalter in Bingen und Umgebung (Binger Wald, Soonwald, Rheinhessen, Hunsrück und Rheinland-Pfalz)

Der Fetthennen-Bläuling

-Scolitantides orion -

Inhalt

Kurzporträt ..................................................................................................................... 2

Falter ................................................................................................................................ 2

Eier .................................................................................................................................... 3

Raupe ................................................................................................................................. 3

Puppe ................................................................................................................................. 4

Besonderheiten ............................................................................................................... 4

Beobachten / Nachweis ................................................................................................ 4

Zucht / Umweltbildung ................................................................................................. 4

Artenschutz / Gartengestaltung ................................................................................ 4

Literaturverzeichnis ...................................................................................................... 5

W. Düring, Tagfalter in Bingen und Umgebung Fetthennen-Bläuling (Scolitantides orion) Seite 2 / 5

Tagfalter in Bingen und

Umgebung – der

Fetthennen-Bläuling Autor: Wolfgang Düring Letzte Aktualisierung: 20. Oktober 2014 Dieses Dokument und viele weitere

Artenporträts von Tagfaltern in RLP

wurde vom BUND veröffentlicht unter:

http://schmetterlinge.bund-rlp.de/wissenswertes/artenportraets/

Kurzporträt

Der Fetthennen-Bläuling kommt in Rheinland-Pfalz nur noch an sehr wenigen Stellen vor. Bekannt sind die drei Vorkommen in der Dörrscheider Heide, am Mittelrhein bei Bacharach und an der Mosel bei Cochem vgl. (Schulte, et al., 2007) und (POLLICHIA , 2014)). Der Fetthennen-Bläuling kommt in Rheinland-Pfalz ausschließlich an sehr heißen Südhängen in Flusstälern vor. Er überwintert als Puppe. Ab Mitte April schlüpfen die Falter aus den überwinterten Puppen. Die Hauptflugzeit ist im Mai. Im Juni fliegen in der Regel nur noch vereinzelt Falter. In Rheinland-Pfalz fliegt der Fetthennen-Bläuling im Gegensatz zu Sachsen, Thüringen und Bayern nur in einer Generation pro Jahr. In den anderen Bundesländern erscheint im Juli/August eine teilweise nur partielle zweite Generation (Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie, 1999).

Jan

uar

Feb

ruar

März

Ap

ril

Mai

Ju

ni

Ju

li

Au

gu

st

Sep

tem

ber

Okto

ber

No

vem

ber

Dezem

ber

Ei

Raupe

Puppe

Falter

Jan

uar

Feb

ruar

März

Ap

ril

Mai

Ju

ni

Ju

li

Au

gu

st

Sep

tem

ber

Okto

ber

No

vem

ber

Dezem

ber

Falter

Der Fetthennen-Bläuling gehört zur Familie der Bläulinge. Die Flügeloberseite ist beim Männchen dunkelblau, manchmal auch mit größeren sehr dunklen graubraunen Anteilen. Die Flügelränder sind grau-weiß gescheckt.

Abbildung 1: Männchen des Fetthennen-Bläulings am

in Bacharach am 13.5.2011

Die Weibchen haben dunkelbraune Flügeloberseiten mit Blaubestäubung.

Abbildung 2: Weibchen des Fetthennen-Bläulings am

9.4.2014 im Bacharacher Posten

Die Flügelunterseite ist bei beiden Geschlechtern sehr hell, fast weiß mit schwarzen Punkten und einer orangen Binde am Flügelrand.

Abbildung 3: Flügelunterseite eines Männchens des

Fetthennen-Bläulings in Bacharach am 8.5.2012

W. Düring, Tagfalter in Bingen und Umgebung Fetthennen-Bläuling (Scolitantides orion) Seite 3 / 5

Der Fetthennen-Bläuling lebt an extrem warmen Südhängen von Flusstälern auf von Felsen durchsetzen offenen Flächen, ehemaligen Weinbergslagen, oder am Rande von noch bewirtschafteten Weinbergslagen. Entscheidend ist das Vorkommen der Großen Fetthenne, der Futterpflanze der Raupen. Die ersten Falter erscheinen in warmen Jahren bereits Anfang April. Die jahreszeitlich früheste eigene Beobachtung liegt vor vom 9. April 2014.

Abbildung 4: Männchen des Fetthennen-Bläulings

vom 9.4.2014 in Bacharach

Am 13. Mai 2011 konnte bereits eine fast erwachsene Raupe beobachtet werden, was auf ein Eiablagedatum von Anfang April schließen lässt. Die Falter fliegen bis in den Juni. Die jahreszeitlich späteste eigene Beobachtung stammt vom 13. Mai 2011.

Abbildung 5: Fetthennen-Bläuling beim Blütenbesuch

am 13.5.2011

Eine zweite Generation konnte in Rheinland-Pfalz noch nicht beobachtet werden. Die Männchen fliegen an Wegen entlang auf der Suche nach Weibchen.

Eier

Die Eiablage erfolgt in der Regel ab Ende April. Die Eier werden einzeln, manchmal werden auch zwei, drei oder vier zusammen abgelegt. Die Ablage erfolgt an den Stängeln oder in der Nähe der Stängel auf der Oberseite, manchmal auch auf der Unterseite der Blätter der Großen Fetthenne.

Abbildung 6: Ei des Fetthennen-Bläulings am 1.5.2014

in Bacharach

Die Eier sind weiß, rund und abgeflacht mit schlitzförmigen Vertiefungen (vgl. (Settele, et al., 2005)).

Abbildung 7: Vier Eier des Fetthennen-Bläulings in

Bacharach Steeg am 6.5.2014

Die Raupen schlüpfen nach 14-20 Tagen aus den Eiern (Settele, et al., 1999).

Raupe

Die Raupen sind nach dem Schlüpfen hell transparent. Sie befressen zunächst die Rosette der Fetthenne. Sie haben die für Bläulingsraupen typische Asselform und leben sehr versteckt, oft in Gesellschaft mit Ameisen. Auch bei der Aufnahme des

W. Düring, Tagfalter in Bingen und Umgebung Fetthennen-Bläuling (Scolitantides orion) Seite 4 / 5

folgenden Bildes befanden sich neben der Eiraupe bereits mehrere Ameisen in der Rosette der Fetthenne.

Abbildung 8: Jungraupe neben Ei in Bacharach am

6.5.2014

Mit der ersten Häutung hat sich bereits der artspezifische rot punktierte Rückenstreifen entwickelt.

Abbildung 9: Jungraupe des Fetthennen-Bläulings am

6.5.2014 in Bacharach

Später färbt sich die Raupe hellgrün gelblich. Sie ist wulstig und hat weiterhin den markanten roten Rückenstreifen. Sie miniert als jüngere Raupe zeitweilig in den Blättern und im Stängel der Großen Fetthenne. An den Blättern verursacht sie den verräterischen typischen Fensterfraß.

Abbildung 10: Raupe des Fetthennen-Bläulings bei

Bacharach am 13.5.2011 auf der Großen Fetthenne

mit betreuenden Ameisen

Die Raupen entwickeln sich in ca. 5 Wochen und damit sehr schnell vom Ei bis zur Puppe (Settele, et al., 1999).

Die Raupen leben oft symbiotisch mit Ameisen, diese sind aber nicht obligatorisch für ihre Entwicklung. In Bayern wurden bei 81 von 170 Raupen am gleichen Blatt auch Ameisen nachgewiesen (vgl. dazu (Bräu, et al., 2013)).

Puppe

Die Verpuppung erfolgt in der Zucht am Boden in „Hohlräumen unter Moos“ (Schweizerischer Bund für Naturschutz, 1987). In Rheinland-Pfalz überwintert die Puppe. Bei Simultanentwicklung schlüpft der Falter in anderen Regionen bereits nach 12-14 Tagen (Settele, et al., 1999).

Besonderheiten

Der Fetthennen-Bläuling ist eine sehr standorttreue Art. Eine überlebensfähige Population benötigt nur eine Habitatgröße von ca. 4 Hektar (Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie, 1999).

Beobachten / Nachweis

Der Fetthennen-Bläuling ist am einfachsten als Ei nachzuweisen. Die weißen Eier lassen sich mit etwas Erfahrung zur richtigen Zeit (z.B. Anfang Mai) auf den grünen Blättern und Stängeln der Fetthenne problemlos auffinden. Auch die Raupen sind aufgrund des Fraßbildes gut nachweisen.

Zucht / Umweltbildung

Der Fetthennen-Bläuling ist aufgrund seiner sehr hohen Gefährdung (Rote Liste Status Deutschland: “Vom Aussterben bedroht“) nicht zur Zucht in Umweltbildungsprojekten geeignet. Nach Bundesartenschutzgesetz gilt die Art als „Besonders streng geschützt“.

Artenschutz / Gartengestaltung

Der Fetthennen-Bläuling wird auf der Roten Liste Deutschland mit dem Status „Vom Aussterben bedroht“ geführt. In Rheinland-

W. Düring, Tagfalter in Bingen und Umgebung Fetthennen-Bläuling (Scolitantides orion) Seite 5 / 5

Pfalz gilt er seit 2013 nach der neuen Roten Liste Rheinland-Pfalz nur noch als „Stark gefährdet“. Diese Rücknahme der Einstufung ist nach meiner Einschätzung aufgrund der starken Bedrohung der Art in RLP nicht nachvollziehbar. Die Habitate in Bacharach liegen inmitten von intensiv bewirtschafteten Weinlagen. Dementsprechend ergibt sich eine hohe Gefährdung der Habitate durch Verdriftung von Pflanzenschutzmitteln aus dem Weinbau. In Bacharach werden durch Pflanzenschutzmittel und mechanisches Mähen und Entfernen immer wieder Eiablagepflanzen vernichtet. Der Naturschutz sollte im Dialog mit den Winzern nach Möglichkeiten suchen solche Gefährdungen zu vermeiden. Da vor allem freistehende besonnte Pflanzen zur Eiablage bevorzugt werden, ist nur durch ein möglichst jährliches Freischneiden der Habitate ein dauerhaftes Überleben der Art möglich. Wanderwege sollten besser etwas abseits der Habitate vorbeigeführt werden (vgl. dazu auch (Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie, 1999)). Wie Projekte in Österreich zeigen, kann dem Fetthennen-Bläuling auch geholfen werden, indem die Flächen in geeigneten benachbarten Steillagen durch Ankauf und Aussäen der Fetthenne in potentielle Habitate umgewandelt werden (vgl. dazu (Höttinger, 2008)).

Abbildung 11: Habitat des Fetthennen-Bläulings in

Bacharach am 1.5.2014

Literaturverzeichnis Bellmann, H. 2003. Der neue Kosmos

Schmetterlingsführer - Schmetterling,

Raupen und Futterpflanzen. Stuttgart : Franckh-Kosmos Verlags GmbH & Co., 2003. Bräu, M., et al. 2013. Tagfalter in Bayern.

Stuttgart : Eugen Ulmer Verlag, 2013. Ebert, G. und Rennwald, E. 1991. Die

Schmetterlinge Baden-Würtenbergs. Band

1: Tagfalter 1. Karlsruhe : Ulmer Verlag, 1991. Höttinger, H. 2008. Schutz von Tagfalter-Charakterarten auf Trocken- und Halbtrockenrasen im Leithagebirge, Burgenland (östliches Österreich). Beiträge zur Entomofaunistik. 2008. Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft,

Ernährung, Weinbau und Forsten. 2014. ArtenFinder RLP. [Online] 2014. POLLICHIA . 2014. Datenbank Schmetterlinge Rheinland-Pfalz. [Online] 2014. http://rlp.schmetterlinge-bw.de/. Schön, W. 2014. Portal für Schmetterlinge / Raupen. [Online] 2014. http://www.schmetterling-raupe.de/. Schulte, T., et al. 2007. Die Tagfalter der

Pfalz, Band 1, - Flora und Fauna in

Rheinland-Pfalz Beiheft 37 . Landau : Gnor-Eigenverlag, 2007. Schweizerischer Bund für Naturschutz.

1987. Tagfalter und ihre Lebensräume -

Arten - Gefährdung - Schutz - Band 1 -

Schweiz und angrenzende Gebiete.

Egg/ZH : K. Hollinger, Fotorotar AG, 1987. Settele, J., et al. 2005. Schmetterlinge; Die

Tagfalter Deutschlands. Stuttgart : Ulmer Verlag, 2005. Settele, J., Feldmann, R. und Reinhardt,

R. 1999. Die Tagfalter Deutschlands.

Stuttgart : Ulmer Verlag, 1999. Thüringer Landesanstalt für Umwelt und

Geologie. 1999. Artensteckbriefe Thüringen 2009 - Fetthennen-Bläuling (artensteckbrief_scolitantides_orion_270209). [Online] 1999. http://www.tlug-jena.de.