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Tagung für Diakone(npaare) Diözese Linz, 27.-28. Februar 2009 „Geistlich und verheiratet“ Ehespiritualität als Fundament und Ferment für den Diakonat Thomas Knieps-Port le Roi

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Tagung für Diakone(npaare) Diözese Linz, 27.-28. Februar 2009

„Geistlich und verheiratet“

Ehespiritualität als Fundament und Ferment für den Diakonat

Thomas Knieps-Port le Roi

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Geistlich und verheiratet 1. Warum Laien-/Ehespiritualität not tut

These: in der Kirche ist das Zeitalter der Laien These: in der Kirche ist das Zeitalter der Laien angebrochenangebrochen

• jede Epoche hat besondere Garanten für die Glaubwürdigkeit des christlichen Glaubens: – Märtyrer, Mönchtum, Klerus, … – Laien?

• II. Vatikanum als Seismograph und Weichensteller: von der Klerikerkirche zur Gemeinschaft des Volkes Gottes– Gemeinschaft der Gläubigen als Subjekte der Liturgie– Volk Gottes als zentrale ekklesiologische Kategorie– Berufung aller zur Heiligkeit

→ Die These bedarf der Differenzierung!

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1. Warum Laien-/Ehespiritualität not tut

““Laienspiritualität” im Kontext Laienspiritualität” im Kontext (vgl. K. Waaijman, Handbuch der Spiritualität, 3 Bde., Mainz 2004)

Spirituelle SchulenSitz im Leben: öffentlicher Raum

Zeit: eigene PeriodisierungRaum: Tempel, Kirche, Heiligtum

Orientierung: religiöse Gemeinschaft

Gegenbewegungen Laienspiritualität/primordial

Sitz im Leben: auβerhalb der Ordnung FamilieZeit: ohne Zeiteinteilung GenealogieRaum: Heimatlosigkeit WohnungOrientierung: Ausgesetzheit d. Existenz persönlicher Lebenslauf

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1. Warum Laien-/Ehespiritualität not tut

Nachtrag zur Gestalt des “Laien”Nachtrag zur Gestalt des “Laien”

Ambivalenz von

Emanzipationsgewinn: Innerlichkeit gegen äuβere Ordnung und Autorität

Kompetenzverlust: Unwissenheit im Gegensatz zu Spezialistentum

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1. Warum Laien-/Ehespiritualität not tut

Ehe (und Familie) als Ort und Quelle von Laienspiritualität

Dimensionen von LaienspiritualitätDimensionen von Laienspiritualität

• Geburt, Ursprung und WerdenGeburt, Ursprung und Werden• LebenslaufLebenslauf• Erziehung Erziehung • Wohnung, BeheimatungWohnung, Beheimatung• Partnerschaft, EhePartnerschaft, Ehe• zwischenmenschliche Beziehungen (Barmherzigkeit, Solidarität, zwischenmenschliche Beziehungen (Barmherzigkeit, Solidarität,

VerantwortungVerantwortung• Lebensende, TodLebensende, Tod

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1. Warum Laien-/Ehespiritualität not tut

Ehe (und Familie) als Ort und Quelle von Laienspiritualität

Strukturelemente von Ehespiritualität:• ZEIT

kirchlicher Kalender (heils- familiäre Genealogiegeschichtlich orientiert), (Hochzeits-, Geburts-, Gebetszeiten

Todestage); Lebenslauf

• RAUMabgesonderte Bereiche Lebensraum als Gottesdienst-(Kirche, Kloster, Heiligtum) raum (Wohnung), Hauskirche

• SYMBOLIK, RITUALEZeichen und Rituale (Kuss,

Sakramente und Riten Umarmung, Mahlzeiten, Fotoalben, Souvenirs usw.

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1. Warum Laien-/Ehespiritualität not tut

Impulsfragen:Impulsfragen:

• Wo liegen für mich „primordiale“ Erfahrungen?

• Welche davon situieren sich im Bereich der Partnerschaft bzw. des Familienlebens?

• Was verstehe ich/verstehen wir unter „Laienspiritualität“?

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Geistlich und verheiratetGeistlich und verheiratet2. Warum Ehe und Dienstamt einander fordern2. Warum Ehe und Dienstamt einander fordern

Ziel: sakramentale Ehe verstehenZiel: sakramentale Ehe verstehen

• nicht aus der Gegenüberstellung mit Ehelosigkeit

• sondern in der Parallele mit dem Weiheamt

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2. Warum Ehe und Dienstamt einander fordern2. Warum Ehe und Dienstamt einander fordern

Ausgangspunkt: Sakramentalität der KircheAusgangspunkt: Sakramentalität der Kirche

Vorkonziliare EkklesiologieVorkonziliare Ekklesiologie

Kirche ≠ Verlängerung/Fortsetzung des Heilshandelns Christi mit Kirche ≠ Verlängerung/Fortsetzung des Heilshandelns Christi mit anderen Mittelnanderen Mitteln

Vaticanum II:Vaticanum II:• Kirche = Vergegenwärtigung des Heilshandelns Christi = Kirche = Vergegenwärtigung des Heilshandelns Christi =

HEILSSAKRAMENTHEILSSAKRAMENT• Kein Triumphalismus (“Kirche ist fortlebender Christus”), kein Kein Triumphalismus (“Kirche ist fortlebender Christus”), kein

Funktionalismus (“Kirche verweist auf ein jenseitiges Heil”)Funktionalismus (“Kirche verweist auf ein jenseitiges Heil”)• universalesuniversales Zeichen und Werkzeug des Heils: Kirche fällt nicht Zeichen und Werkzeug des Heils: Kirche fällt nicht

zusammen mit Volk Gotteszusammen mit Volk Gottes

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2. Warum Ehe und Dienstamt einander fordern2. Warum Ehe und Dienstamt einander fordern

Sakramente als Grundvollzüge von KircheSakramente als Grundvollzüge von Kirche

• Wenn die Kirche in ihrem Wesen Sakrament ist, das sind Wenn die Kirche in ihrem Wesen Sakrament ist, das sind die Einzelsakramente ihre Grundvollzügedie Einzelsakramente ihre Grundvollzüge

• Die Kirche ist jene Gemeinschaft, in der das siegreiche Die Kirche ist jene Gemeinschaft, in der das siegreiche Heil auf besondere Weise greifbar wird, weil Menschen Heil auf besondere Weise greifbar wird, weil Menschen es angenommen und sichtbar haben werden lassenes angenommen und sichtbar haben werden lassen

• Die sieben Sakramente bezeichnen Orte menschlicher Existenz, an denen der Einzelne des göttlichen Heilshandelns bedarf und es, sofern er es frei annimmt, tatsächlich in Erscheinung treten lassen kann

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2. Warum Ehe und Dienstamt einander fordern2. Warum Ehe und Dienstamt einander fordern

Ehe- und Weihesakrament im Dienst für die Kirche

• Ehe und Weihe als “Sakramente der Sendung”/des “Dienstes an der Gemeinschaft”

• Der Einzelne empfängt das Sakrament (der Ehe bzw. Weihe) zur persönlichen Heiligung, aber im Hinblick auf die Dienstfunktion an der Gemeinschaft

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2. Warum Ehe und Dienstamt einander fordern2. Warum Ehe und Dienstamt einander fordern

Ordination – Vergegenwärtigung des HeilsgrundesOrdination – Vergegenwärtigung des Heilsgrundes

• Das Amt bezeichnet jene Stelle, die die kirchliche Gemeinde nicht aus sich heraus füllen kann, die sie vielmehr bleibend daran erinnert, dass sie das Heil nicht aus sich selbst heraus hat und dass sie trotz ihrer heilbringenden Sendung nicht selbst das Heil ist.

• Im Amt versichert sich die Kirche des alleinigen Grundes und der einzigen Legitimation ihres Heilsdienstes

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2. Warum Ehe und Dienstamt einander fordern2. Warum Ehe und Dienstamt einander fordern

Ehesakrament – Vergegenwärtigung der Wirkweise des Ehesakrament – Vergegenwärtigung der Wirkweise des HeilsHeils

• Die Ehe-Einheit gründet in der Christus-Kirche-Einheit, und die Einigung Christi mit seiner Kirche vollzieht sich in der Liebeseinheit zweier Menschen

• Die einende Liebe zweier Menschen in der Ehe ist die Art und Weise, in der sich die Vereinigung Gottes mit der Menschheit und der Menschen untereinander vollzieht

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2. Warum Ehe und Dienstamt einander fordern2. Warum Ehe und Dienstamt einander fordern

Schlussfolgerung: Ehe und Amt als komplementäre Schlussfolgerung: Ehe und Amt als komplementäre “Dienstämter”“Dienstämter”

1.1. Im Weiheamt versichert die Kirche sich des Grundes und der Legitimation ihrer Sendung, die darin besteht, ein Heil zu vergegenwärtigen, das durch Christus und im Geist allein von Gott kommt und über das sie nicht einfach selbst verfügen kann.

2. In der Ehe vergegenwärtigt sie sich die Weise des Vollzugs dieser Sendung in der einheitstiftenden und heilbringenden Liebe Gottes bzw. Christi.

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2. Warum Ehe und Dienstamt einander fordern2. Warum Ehe und Dienstamt einander fordern

Impulsfragen:Impulsfragen:

• Verstehe ich die Ehe (meine/unsere Ehe) als einen Dienst an/in der Kirche? Wenn ja, wie drückt sich das aus?

• Gehen Ehe und Amt für mich/uns zusammen? Welche Gründe gibt es dafür?

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Geistlich und verheiratetGeistlich und verheiratet3. Konfliktfelder und Konkretisierungen3. Konfliktfelder und Konkretisierungen

Grundeinsichten:Grundeinsichten:(1) Die eheliche Partnerschaft und der familiäre Lebensbereiche bilden

eigenständige Räume einer Glaubens- und Spiritualitätspraxis und verleihen eine spirituelle Kompetenz; sie stehen gleichrangig und komplementär neben der zölibatär-monastischen Lebensweise.

(2) Die sakramentale Ehe ist ein Dienst in und an der kirchlichen Gemeinschaft, der dem geweihten Dienstamt neben- und zugeordnet ist.

(3) Ebenso wie Laienspiritualität und Schulspiritualität stehen Ehe und Weiheamt ebenbürtig nebeneinander; aber sie unterscheiden sich

fundamental voneinander.

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3. Konfliktfelder und Konkretisierungen3. Konfliktfelder und Konkretisierungen

(1) Verteilte Loyalitäten - Kirche und Verteilte Loyalitäten - Kirche und Partnerschaft in Konkurrenz?Partnerschaft in Konkurrenz?

„Ich habe Bob stets ermutigt mit seiner Berufung,

aber jetzt frage ich mich, was das mit unserer Beziehung machen wird.“

 „Fred ist so im Griff der Kirche; ich denke manchmal,

dass ich leichter damit umgehen könnte, wenn eine andere Frau im Spiel wäre; aber ich weiβ nicht, ob ich was gegen die heilige Mutter Kirche ausrichten kann.“

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3. Konfliktfelder und Konkretisierungen3. Konfliktfelder und Konkretisierungen

(2) Amt – eine Frage der individuellen Berufung oder des kirchlichen Rufs?

 

„Ich frage mich manchmal, ob Joe nicht eigentlich Priester werden wollte und ob er sich diesen Wunsch nicht jetzt erfüllt – und wo ich bei der ganzen Sache bleibe.“

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3. Konfliktfelder und Konkretisierungen3. Konfliktfelder und Konkretisierungen

(3) Verheiratet mit dem Beruf? – ein Dilemma nicht nur für verheiratete Diakone

„Da gibt es jetzt einen Dritten … es ist mehr für Bob als bloβ ein Job, ein Beruf oder ein Hobby … es nimmt ihn so in Anspruch, dass ich auβen vor bleibe.“

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3. Konfliktfelder und Konkretisierungen3. Konfliktfelder und Konkretisierungen

(4) „Messianismus“ – ein Schlupfloch (4) „Messianismus“ – ein Schlupfloch aus dem Ehealltag?aus dem Ehealltag?

 

„Wenn ich Lenny so sehe, im Messgewand am Altar, dann scheint er so weit weg von mir; und ich hab den Eindruck, dass er es genieβt, soviel Aufmerksamkeit zu kriegen – ich frage mich, ob ich ihm nicht mehr genüge.“

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3. Konfliktfelder und Konkretisierungen3. Konfliktfelder und Konkretisierungen

(5) „Exemplarismus“ – die „heilige Familie“ unter sozialem und moralischem Druck

 

„Ich mache mir Sorgen um die Kinder; sie denken jetzt, dass wir eine ‚heilige Familie‘ sein müssen – immer in der Kirche, immer nur freundlich und hilfsbereit sein…nie mehr Streit haben…dass die Leute uns ganz schön komisch finden werden.“