Tagungsband der 2. Clusterkonferenz 2019 Innovative … · 2019-09-27 · Ulrich Fischer-Hirchert,...
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Zukunft der Pflege
Tagungsband der 2. Clusterkonferenz
2019
Innovative Technologien für die Pflege
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
Einreichungs- und Begutachtungsprozess
Über die Bekanntmachung des Internetauftritts des PPZ-Berlin wurden Forschende aus dem
deutschsprachigen Raum eingeladen, Abstracts für die „Clusterkonferenz Zukunft der Pflege“
einzureichen.
Adressiert wurden Themen aus den Bereichen:
Technologische Unterstützung für Menschen mit Pflege- und Unterstützungsbedarf
Assistenzsysteme für das Pflegepersonal
Chancen und Risiken von Pflegeinnovationstechnologien
Robotik in der Pflege
„Living Labs“ für die Pflege
Technik in der Pflege im Bildungskontext
Ethische, rechtliche und soziale Fragestellungen beim Einsatz von neuen Pflegetech-
nologien
Praxiserfahrung und Transfermöglichkeiten
Mit dem Eingang der Abstracts über das Konferenz Management System „easychair“ sind diese
in den Reviewprozess eingegangen. Das Team der Reviewer setzte sich aus projekterfahrenen
sowie kongress- und publikationserfahrenen Gesundheits- und Pflegewissenschaftlern der Cha-
rité – Universitätsmedizin Berlin zusammen.
Die Abstracts wurden jeweils von zwei unabhängigen Reviewern nach den folgenden Kriterien
begutachtet: Vorhandensein einer klaren, originellen Fragestellung/Hypothese, Eignung der
Methodik zur Beantwortung der Fragestellung/Hypothese, Nachvollziehbarkeit der Ergebnisse
und Schlussfolgerungen, Relevanz der Implikationen für die Praxis. Für jedes Kriterium verga-
ben die Reviewer zwischen 1 und 5 Punkte. Die Summenwerte aus der Bewertung der Kriterien
wurden in fünf Kategorien von „strong reject“ bis „strong accept“ übersetzt.
Von 69 Abstracts wurden 39 Einreichungen als Konferenzvortrag und 29 als Posterbeitrag zur
„Clusterkonferenz Zukunft der Pflege“ angenommen.
Reviewer
Simone Kuntz, PD Dr. Nils Lahmann, Dr. Anika Steinert, Dr. Sandra Strube-Lahmann,
Nicole Strutz, Forschungsgruppe Geriatrie der Charité – Universitätsmedizin Berlin
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
Innovationswettbewerb
Der Innovationswettbewerb adressiert Start-Ups/Unternehmen, die mit ihren innovativen digi-
talen Lösungen Herausforderungen in der Pflege begegnen. Über den Internetauftritt des PPZ-
Berlin und via E-Mail Verteiler wurden Start-Ups/Unternehmen angesprochen, die mit ihren
Innovationen kurz vor der Marktreife stehen oder diese bereits zur Marktreife entwickelt ha-
ben.
Die Einreichung erfolgte über das Konferenz Management System „easychair“.
Neben Angaben zum Unternehmen wurde auf eine Beschreibung der digitalen Innovation und
der Stand der Entwicklung fokussiert.
Aus den 17 Einreichungen wurden sechs Start-Ups/Unternehmen mit den vorgestellten
digitalen Innovationen durch eine Fachjury ausgewählt. Die Fachjury bestand aus dem
Expertenbeirat des Forschungsprojektes PPZ- Berlin. Die Auswahl erfolgte anhand der
Kriterien:
Originalität der Unternehmensidee
Relevanz der Unternehmensidee für die Herausforderungen in der Pflege
Marktpotential der Unternehmensidee
Um eine Quantifizierbarkeit zu erreichen, wurden den drei Kriterien Punkte von 1 (hervorra-
gend) bis 5 (mangelhaft) zugeordnet.
Das Publikum wählt am 17. September 2019 im Rahmen eines Live-Votings den Sieger. Die-
ser wird sowohl mit einem Unternehmerworkshop durch die Geschäftsführung der Brücken-
köpfe als auch der aktiven Einbindung in das Programm des Deutschen Pflegetages 2020 für
eine der Programmsäulen „Pflege neu“, „Pflege digital“ oder „Pflege interdisziplinär“ gekürt.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
Zukunft der Pflege:
Tagungsband der Clusterkonferenz 2019 September 2019
Einreichungs- und Begutachtungsprozess
Reviewer
Innovationswettbewerb
Pflegepraxiszentrum Berlin - erste Pflegeinnovationstechnologien in der Praxis 1
Anika Steinert, Nils Lahmann, Nicole Strutz, Simone Kuntz, Tina Denninger,
Kathrin Knuth und Tobias Kley
Pflegepraxiszentrum Freiburg- Technische Innovationen für den Einsatz in der
Akutpflege 3
Dr. Johanna Feuchtinger
Pflegepraxiszentrum (PPZ)-Hannover - Die erste Meile 4
Dr. Regina Schmeer, Jörn Krückeberg, Reza Mazhari, Nicole Hechtel, Holger
Hagen, Michael Weiß, Ronny Klawunn, Iris Meyenburg-Altwarg, Sigrun Goll und
Marie-Luise Dierks
Lessons learned - Erste Erkenntnisse aus dem Pflegepraxiszentrum Nürnberg 6
Michael Pflügner und Marlene Klemm
Pflegeinnovationszentrum. Bedarfe und neue Ansätze für eine Zukunft der Pflege 7
Prof. Dr. Susanne Boll, Andreas Hein, Wilko Heuten, Gesa Lindemann, Karin
Wolf-Ostermann, Heinz Rothgang und Frauke Wiedermann
Digitale Technologien für die Pflege: Einstellungen und Erwartungen beruflich
Pflegender 9
Marlen Melzer und Ulrike Rösler
Digitale Technik im Krankenhaus - Querschnittstudie zu den Nutzermerkmalen beruflich
Pflegender 10
Swantje Seismann-Petersen, Michael Sengpiel, Bennet Gerlach und Sascha Köpke
Technologien zur sozialen und emotionalen Unterstützung in der Pflege – Einstellungen
von professionellen Pflegekräften 12
Jan Zöllick, Adelheid Kuhlmey, Johanna Nordheim, Ralf Suhr und Stefan Blüher
Konzeptionierung eines Gesture Games basierend auf, für ältere Menschen
herausfordernde, Multitouch Gesten bei der Verwendung von mobilen Endgeräten 14
Simon Krause
Touch-free Alarm Acknowledgment for Patient Monitoring Systems in ICUs 15
Vanessa Cobus, Thomas Neemann, Sebastian Weiß und Wilko Heuten
Gesture Tutorials for a Novel Interaction Device 16
Jan Patrick Kopetz, Börge Kordts, Nicole Jochems und Andreas Schrade
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
Mobiler Kommunikationsassistent (MobiKa) zur informatorischen Unterstützung älterer
und pflegebedürftiger Personen im häusliche Umfeld 17
Florenz Graf, Çağatay Odabaşı, Theo Jacobs, Birgit Graf und Thomas Födisch
Beteiligung von Menschen mit Demenz und pflegenden Angehörigen in der
Technikentwicklung – Das partizipative Vorgehen am Beispiel „OurPuppet“ 19
Verena Reuter, Andrea Kuhlmann, Renate Schramek und Jana Mertens
Potentiale technikgestützter Betreuung von Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen
im Akutkrankenhaus 21
Stefan Walzer, Johanna Feuchtinger, Elena Biehler, Peter König und Christophe
Kunze
App-basierte, polylinguale Kommunikationsunterstützung zur Reduktion von
Sprachbarrieren – ein Vergleich des Einsatzes im Rettungswesen und in der Gesundheits-
und Krankenpflege 23
Tim Loose, Verena Palzer, Christian Bauer, Peter Bradl, Nadine Heym, Barbara
Plato, Daniela Winter-Kuhn und Tobias Hanzhanz
Evaluation der Machbarkeit und Sicherheit eines patientenzentrierten adaptiven Modells
für ein sozio- technisches System zur Kommunikationsunterstützung und Re-
Orientierung bei beatmeten Patienten in der Akutversorgung: eine Mixed Methods-Studie
25
Adrienne Henkel, Angelika Schley, Björn Hussels, Susanne Krotsetis und Katrin
Balzer
Evaluation des Einsatzes der digitalen Pflegedokumentation in Verbindung mit adaptiver
Spracherkennung 27
Wolfgang Becker, Alexander Schmidt, Dennis Täschner, Jürgen Zerth und Chris-
tian Heidl
Die Perspektive der Basis – Welche Bereiche in der stationären Pflege können von
technischen Innovationen profitieren? 29
Jörn Krückeberg, Maria Rutz, Holger Hagen und Nicole Hechtel
Innovative Technologien in der ambulanten und stationären Pflege – Ergebnisse einer
nationalen Bedarfsanalyse 31
Kathrin Seibert, Dominik Domhoff, Kai Huter, Tobias Krick, Heinz Rothgang und
Karin Wolf-Ostermann
Entwicklung eines intelligenten Rollators für die stationäre Langzeitpflege sowie
Forschungsimplikationen 33
Gerald M.O. Hönig, Barbara Weber-Fiori, Christopher Bonenberger, Benjamin
Kathan, Wolfgang Ertel, Kai Braun, Christian Balster, Thomas Piprek, Kai Storr,
Georg Schlegel, Roland Hund, Joachim Hoppe, Daniel Reiser und Maik Winter
Erster Vergleich von Eingabegeräten für die Telemanipulation im Pflegekontext 35
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
Pascal Gliesche, Max Pfingsthorn, Christian Kowalski, Sandra Drolshagen,
Tobias Krahn und Andreas Hein
Intuitive Interaktion mit kooperativen Assistenzrobotern für das 3. und 4. Lebensalter
(KoBo34): Evaluation von Bedürfnissen und Technikaffinität der Endnutzer/innen 37
Eva Jahn, Julia Krause und Martin Müller
WORK IN PROGRESS - A QUALITATIVE VIEW ON ELDERLY PEOPLE
INTERACTING WITH A HEALTHCARE ROBOT IN THEIR NATURAL
ENVIRONMENT 39
Alina Gasser und Claudia Möller
Praxistransfer Pflegetechnologie: Bildungsbedarfe professionell Pflegender 40
Andrea Paul, Hannah Bongartz, Frauke Wiedermann und Julia Gockel
Pflege 4.0 - Veränderte Arbeitsprozesse und deren Bedeutung für die berufliche Bildung 41
Karoline Malchus, Joscha Heinze und Marisa Kaufhold
Pensionisten-Wohnhaus 4.0 - Unterstützung durch eine eigene Abteilung "Digitale
Entwicklungen" 43
Petra Bittgen
Entwicklung eines telemetrisch multisensorischen Dekubitus-Prophylaxe-Systems unter
Berücksichtigung ethischer, rechtlicher und sozialer Implikationen (ELSI) 45
Sandra Korge, Milena Bister, Natalie Jankowski, Simon Gallinger und Astrid
Trachterna
Technologiebasiertes Kommunikationstraining für Menschen mit erworbenen
Hirnschädigungen: Ethische, rechtliche und soziale Implikationen 47
Felix Tirschmann und Kirsten Brukamp
Risikobeurteilung eines robotischen Assistenzsystems zur Unterstützung von Menschen
mit Amyotropher Lateralsklerose 49
Robert Klebbe, Cornelia Eicher, Silvana Sacco, Jennifer Zeilfelder und Marius
Greuèl
Sensorbasierte Alarmierungssysteme im „Service-Wohnen“ – Chancen und Risiken aus
Sicht von Personal und Bewohner*innen 51
Lilli Bauer, Barbara Weber-Fiori und Prof. Dr. Maik H.-J. Winter
Caring Community Living Lab: ein neuer Ansatz für die Langzeit-Versorgung zuhause 53
Heidi Kaspar, Claudia Müller, Katharina Pelzelmayer und Karin van Holten
BeHome: Für ein selbstbestimmtes und sicheres Wohnen 54
Arno Elmer
Einsatz von Robotik im Gesundheitswesen: Mehrwerte – Einsatzszenarien – Treiber und
Hemmnisse 55
Marija Radic, Agnes Vosen und Birgit Graf
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
Auslegung von Assistenzfunktionen für die robotische Unterstützung älterer Menschen
am Esstisch unter Berücksichtigung ethischer und sicherheitstechnischer
Randbedingungen 57
Florian Jordan, Birgit Graf, Richard Bormann, Jan-Hendrik Worch, Mona Abdel-
Keream, Michael Neumann, Patrick Mania, Michael Beetz, Christian Emmerich,
Raphael Schaller, Michael Suppa, Darko Katić, Florian Aumann, Gabi Blume und
Ronny Martin
Adaptive Robotik in der neurologischen Frühmobilisation: Ethische und soziale Aspekte 59
Verena Buddenberg und Kirsten Brukamp
Effektivität innovativer technologischer Interventionen in der Pflege - Ergebnisse eines
Scoping Reviews 60
Kai Huter, Tobias Krick, Dominik Domhoff, Kathrin Seibert, Karin Wolf-Oster-
mann und Heinz Rothgang
Technikbereitschaft von Pflegenden bei robotischen Systemen - Pädagogische
Konsequenzen zur Implementierung technischer Innovationen in der Pflege 62
Thomas Prescher, Jürgen Zerth, Sebastian Müller, Michael Schneider und Peter
Jaensch
Virtual Reality als Angebot der Sozialen Betreuung in der Altenpflege– ein
Werkstattbericht zu Nutzungserlebnissen und Implikationen des Praxiseinsatzes 64
Verena Palzer, Jacqueline Schroll-Würdig, Tim Loose, Christian Bauer und Peter
Brad
Posterpräsentationen 66
Systematische „Markt- und Nutzerinformation“ in der Pflege – auf dem Weg von der
Technikbereitschaft zur Nachfrage 67
Juergen Zerth, Peter Jaensch, Michael Schneider und Sebastian Müller
Mobiles Notrufsystem mit automatischer Alarmierung 69
Anne Browa und Achim Hager
Rethinking Care Robots - Interdisziplinäre Strategien für robotische Assistenzsysteme im
Pflegekontext 70
Eva Hornecker, Andreas Bischof, Norbert Krüger und Wolfgang Sattler
DigitalCare – Teilbereich Schnittstellenoptimierung zwischen Krankenhaus und
Kurzzeitpflege 72
Simon Weigele und Sandra Hobelsberger
The Multifold Use of Virtual Environments in Nursing 74
Sebastian Weiß, Christian Kowalski, Vanessa Cobus und Wilko Heuten
Schmerz lass nach! Optimierte Schmerzversorgung für Pflegebedürftige im Alter – Die
painAppPlus 75
Sarah Löwe und Nada Ralic
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
Pflegerelevante Outcomes am Beispiel von Kommunikations-Apps im
Pflegepraxiszentrum Nürnberg: zwei Anwendungsbeispiele 76
Michael Schneider, Sebastian Mueller, Peter Jaensch, Nadine Heym, Gabriele
Obser und Juergen Zerth
Einsatz einer neuen Pflegetechnologie (Mobility Monitor) auf der neurologischen und
neurochirurgischen Intensivstation – Erste Ergebnisse der formativen Evaluation 78
Isabelle Hempler, Jonas Schäfer, Sven Ziegler, Dr. Johanna Feuchtinger und
Prof. Dr. Erik Farin-Glattacker
Virtueller Ergonomietrainer in der Pflegeausbildung: Chancen und Herausforderungen
der Anwendung eines Mensch-Technik-Interaktionssystems 80
Mirjam Stephanie Pfahler, Barbara Weber-Fiori und Maik H.-J. Winter
Konfliktmanagement durch eine Augmented Reality gestützte Bedienung von
medizinischen Geräten im Rahmen des Projekts situCare 82
Lukas Kohout und Wilhelm Stork
3-step concept to support the age-appropriate learning of tablet use for seniors 83
Jennifer Zeilfelder, Janine Kreft, Simon Krause, Jeanine Wein, Miriam Brehm und
Wilhelm Stork
Remoteanbindung einer Schmerzpumpe für die Integration in der palliativen Versorgun 85
Matthias Diehl
Innovative Arbeitsgestaltung in der ambulanten Pflege durch den Einsatz technischer
Assistenzsysteme 86
Nadine Voßen und Daniela Janßen
Einsatz einer Bettsensorik zur Bewegungsüberwachung (Mobility Monitor) im
neurologischen und neurochirurgischen Intensivbereich 87
Antje Schepputat, Sven Ziegler, Birgit Grotejohann, Inga Poguntke, Eyere Takem,
Peter König, Christophe Kunze und Johanna Feuchtinger
Die Pflegebrille: Gestaltung der Unterstützung von Pflegepraxis durch Augmented
Reality 89
Michael Prilla, Marc Janßen und Heinrich Recken
Möglichkeiten der Pflegeunterstützung durch intelligente Gebäudetechnik 90
Jonas Schwartze, Harald Schrom, Torsten Voß, Reinhold Haux, Michael
Marschollek und Thomas Deserno
Intuitive human-robot interaction for physical support during nursing activities using
myoelectric signals 92
Christian Kowalski, Pedro Arizpe-Gomez, Sebastian Weiß, Pascal Gliesche und
Andreas Hein
LidarSEE – Digitale Orientierungshilfe und Kollisionsvermeidung für blinde und im
Sehen eingeschränkte Personen 93
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
Friedrich Gauger, Christoph Zimmermann, Michael Springer, Matthias Reichen-
bacher und Sujeethran Savvel
Palliatives Wissen für Altenpflegende – Evaluation einer Schulung und Homepage zur
Versorgung am Lebensende 95
Ulrike Lindwedel-Reime, Lisa Blattert, Jennifer Kuhlberg, David Czudnochowski
und Peter König
Multifunktionale, technikgestützte Mobilisierung in der Pflege 97
Conrad Fifelski, Miriam Peters, Sabine Daxberger, Lena-Marie Wirth, Christian
Kowalski, Andreas Hein und Manfred Hülsken-Giesler
Fast Care - Realtime Telemedical Applications for intelligent Assistance Systems 99
Ulrich Fischer-Hirchert, Sabrina Hoppstock und Peter Kußmann
HealthReality: Rendezvous zweier Welten - Wissenstransfer und
Anwendungsentwicklung erweiternder Realitäten zwischen Kreativ- und
Gesundheitswirtschaft 100
Andre Hellwig, Wolfgang Deiters, Michael Pantförder und Sven Meister
Evaluation eines VR-gestütztes Absaugtraining für professionell Pflegende in
Ausbildung und Praxis 102
Ulrike Lindwedel-Reime, Christian Plotzky, Lisa Blattert, Christophe Kunze und
Peter König
Pflege 4.0: Mit User-Centred Change zur nutzerzentrierten Implementierung neuer
Technologien 104
Annabel Zettl und Angelika Trübswetter
Living Labs als Gestaltungs- und Aneignungsarena IKT-basierter Anwendungen im
Gesundheits- und Pflegekontext: Implikationen partizipativer Entwicklung 106
David Unbehaun, David Struzek, Jutta Jung-Heinrich und Martin Dickel
Mobilitätsanalyse per App: Nutzerakzeptanz im Pflegealltag 108
Diana Heinrichs und Tobias Fleischhut
EXPERTISE 4.0 - Exoskelette für die Pflege 109
Meiko Merda
Konzeptentwicklung eines robotergestützten, kooperativen Kochvorgangs im Smart
Home 110
Marc Schroth
Ethik im Spannungsfeld von Sorge und Technik - Eine ethische Reflexion des
Technikeinsatzes im Projekt PPZ-Freiburg 111
Johanna Pfeil und Florian Wernicke
Aussteller 112
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
1
Pflegepraxiszentrum Berlin – erste Pfle-
geinnovationstechnologien in der Praxis
Anika Steinert Charité, Universitätsmedizin Berlin
Berlin, Deutschland
Nils Lahmann Charité, Universitätsmedizin Berlin
Berlin, Deutschland
Nicole Strutz Charité, Universitätsmedizin Berlin
Berlin, Deutschland
Simone Kuntz Charité, Universitätsmedizin Berlin
Berlin, Deutschland
Tina Denninger Institut Mensch, Ethik und Wissenschaft
(IMEW)
Berlin, Deutschland
Kathrin Knuth Alice Salomon Hochschule (ASH) Berlin
Berlin, Deutschland
Tobias Kley Evangelisches Johannesstift
Berlin, Deutschland
tobias.kley@evangelisches-johan-
nesstift.de
Hintergrund
Im Rahmen des Forschungs- und Entwick-
lungsprojektes PPZ-Berlin werden Pfle-
geinnovationstechnologien (PIT) in den
Pflegealltag integriert. Von der Akutversor-
gung im Krankenhaus bis zur häuslichen
Pflege soll Technik den Pflegeprozess un-
terstützen.
Erfolgte und aktuelle Aktivitäten
Zu Beginn des Projektes wurde eine um-
fangreiche Marktanalyse zu PIT durchge-
führt, die kontinuierlich fortgesetzt und um
neue PIT ergänzt wird. Dabei wurden zahl-
reiche Erfahrungen in der Kommunikation
mit Herstellern und der Anbindung der Lö-
sungen gesammelt. Ein System wurde aus-
gewählt, welches derzeit an das KIS des
Krankenhauses angebunden und von Pfle-
gekräften erprobt wird. Drei weitere Sys-
teme wurden ausgewählt, um in einer ersten
Pilotstudie die Integration von PIT in den
verschiedenen Settings zu evaluieren. Ge-
plant ist, dass die Lösungen über einen Zeit-
raum von 4 Wochen von 5-10 Patienten und
Pflegekräften in der stationären und in der
ambulanten Pflege eingesetzt werden.
Des Weiteren fand eine quantitative Erhe-
bung zur Techniknutzung und Technikbe-
reitschaft mit 97 Pflegekräften im ambulan-
ten und stationären Setting statt. Im Rah-
men einer qualitativen Befragung wurden
Anforderungen an eine elektronische Pfle-
gekurve beim Einsatz intelligenter PIT er-
hoben. Zusätzlich fanden (nicht-) teilneh-
mende Beobachtungen in allen Settings
statt, die u.a. in die Datenerhebung zur Pro-
zess(kosten)analyse einfließen und Teil der
ethischen Reflexion im PPZ-Berlin Projekt
sind.
Implikationen für die Praxis
Die Marktanalyse brachte zahlreiche span-
nende Lösungen hervor, deren Anbindung
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
2
sich jedoch aus verschiedensten Gründen
schwierig gestaltet. Aus der Pilotstudie sol-
len neue Erkenntnisse zur gewinnbringen-
den Integration von PIT generiert werden.
Im Rahmen der Pilotstudie werden zudem
erste Schulungskonzepte für Patienten,
Pflegekräfte und Angehörige entwickelt,
um eine adäquate und effiziente zweckbe-
stimmte Verwendung zu gewährleisten.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
3
Pflegepraxiszentrum Freiburg- Technische
Innovationen für den Einsatz in der Akut-
pflege
Dr. Johanna Feuchtinger
Pflegedirektion, Pflegepraxiszentrum,
Universitätsklinikum Freiburg
Freiburg, Deutschland
Keywords
Pflegepraxiszentrum Freiburg, Bettsenso-
rik, Dekubitusprophylaxe, Demenz, Inno-
vationsmanagement
Hintergrund
Das Pflegepraxiszentrum Freiburg fokus-
siert in seinen Projekten technische Innova-
tionen, welche eine Unterstützung für die
Pflege in der Akutklinik darstellen (kön-
nen). Inhaltliche Schwerpunkte liegen dabei
auf der Dekubitusprophylaxe, der Pflege
von Menschen mit Demenz und kognitiven
Beeinträchtigungen und der Lärmreduktion
auf Intensivstationen. Neben der Erfor-
schung technischer Unterstützungsmög-
lichkeiten in der Pflegepraxis – insbeson-
dere auch unter Berücksichtigung ethischer,
rechtlicher und sozialer Kriterien – erfolgen
konzeptionelle Arbeiten zum Innovations-
management, eine Integration in die Aus-,
Fort- und Weiterbildung sowie ein regiona-
ler und überregionaler Wissenstransfer.
Aktuelle Aktivitäten
Über sechs Monate wurde in einem beglei-
tenden Evaluationsprojekt die Bettsensorik
„Mobility Monitor“ – ein System, das
Mikro- und Makrobewegungen von Patien-
tinnen und Patienten im Bett erfasst und
sichtbar macht – auf zwei Intensivstationen
eingesetzt. Dieses Projekt wird auf der
Clusterkonferenz im Rahmen zweier Poster
(Schepputat et al.; Hempler et al.) ausführ-
licher vorgestellt.
In Pilotprojekten wurden eine Druckmess-
matte (Xsensor OR) zur Auflagedruckmes-
sung während Operationen sowie ein akti-
ves Matratzensystem (Active Mobilisation
System) getestet.
Bezüglich der Pflege von Menschen mit
Demenz und kognitiven Beeinträchtigun-
gen finden umfangreiche Planungen inkl.
Marktanalysen zu Systemen statt, die unter-
stützend bei den Phänomenen „Bettaus-
stiegs- und/oder Lauftendenz“ sein können
und/oder zur Beruhigung, Aktivierung und
Orientierungsgabe der betroffenen Patien-
tinnen und Patienten beitragen.
Implikationen für das weitere Vorgehen
Im Rahmen der bisherigen Aktivitäten im
PPZ-Freiburg zeigt sich die Bedeutung des
Innovationsmanagements. Dies bezieht sich
beispielsweise auf eine notwendige Integra-
tion zahlreicher Schnittstellen im klinischen
Betrieb, die Schaffung einer adäquaten
technischen und personellen Infrastruktur
oder die Entwicklung und Verstetigung ge-
eigneter Algorithmen zum Einsatz techni-
scher Unterstützungssysteme und die In-
tegration in die Aus-, Fort- und Weiterbil-
dung.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
4
Pflegepraxiszentrum (PPZ)-Hannover
Die erste Meile
Dr. Regina Schmeer Medizinische Hochschule Hannover
Hannover, Deutschland
Jörn Krückeberg Medizinische Hochschule Hannover
Hannover, Deutschland
Reza Mazhari Medizinische Hochschule Hannover
Hannover, Deutschland
Nicole Hechtel Medizinische Hochschule Hannover
Hannover, Deutschland
Holger Hagen Hannover University of Applied Sciences
and Arts
Hannover, Deutschland
Michael Weiß Medizinische Hochschule Hannover
Hannover, Deutschland
Ronny Klawunn Medizinische Hochschule Hannover
Hannover, Deutschland
Iris Meyenburg-Altwarg Medizinische Hochschule Hannover
Hannover, Deutschland
Sigrun Goll Hochschule Hannover
Hannover, Deutschland
Marie-Luise Dierks Medizinische Hochschule Hannover
Hannover, Deutschland
Hintergrund
Das vom Bundesministerium für Bildung
und Forschung geförderte Projekt „Pflege-
praxiszentrum Hannover (PPZ)“ hat zum
Ziel, eine „Station der Zukunft“ aufzu-
bauen, auf der technische Innovationen zur
Verbesserung der Arbeitsbedingungen für
Pflegefachpersonen eingesetzt werden, so-
wie die Versorgungssituation der Patienten
durch Technologieeinsatz zu verbessern.
Die Pflegefachpersonen werden von Beginn
in den Forschungsprozess aktiv eingebun-
den (partizipatives Einführungskonzept).
Forschungsfragen
1. Welche Bedarfe und Bedürfnisse beste-
hen von Seiten der Pflegefachpersonen, Pa-
tienten sowie Angehörigen in Bezug auf
technische Unterstützung im stationären
Alltag? (Bedarfsanalyse)
2. Wie ist der Stand der Informations- und
Kommunikationstechnologie-Kompetenz
(IuK) der Pflegefachpersonen der Station?
Methodik
Mixed-Methods-Design im Längsschnitt
mit partizipativen Elementen in der Inter-
ventionsgruppe sowie Kontrollgruppenun-
tersuchung. a) Befragungen, Fragebögen
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
5
und Beobachtungen von Pflegefachperso-
nen, b) Patienten- bzw. Angehörigenbefra-
gung und c) vergleichende Analysen auf
Basis von Routinedaten (Sturzhäufigkeit)
und Ergometrie. In der Basiserhebung
wurde unter anderem die Selbsteinschät-
zung der luK mittels eines Fragebogens er-
fasst.
Ergebnisse
Die ersten partizipativen Workshops konn-
ten erfolgreich durchgeführt werden (siehe
Vortrag J. Krückeberg). Der Bedarf an Un-
terstützung durch Technologie liegt dabei in
sechs Teilbereichen. Dies bildet die Grund-
lage für die Implementierung neuer Tech-
nologien auf der Interventionsstation. Die
IuK wird in einzelnen Items unterschiedlich
und mit einer großen Streubreite einge-
schätzt. Sie wird teilweise von den Befrag-
ten auf der Kontrollstation höher einge-
schätzt.
Fazit für die Praxis
Partizipation mit Pflegefachpersonen im
Forschungsprozess ist möglich und trägt zu
einer konstruktiven Gestaltung von Verän-
derungsprozessen bei. Eine Herausforde-
rung liegt darin, zugelassene Technologien
zu finden, die die Bedarfe und Bedürfnisse
der Pflegefachpersonen adressieren. Die
luK der Pflegefachpersonen ist individuell
unterschiedlich, Schulungsangebote müs-
sen entsprechend angepasst und modular
aufgebaut werden.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
6
Lessons learned - Erste Erkenntnisse aus
dem Pflegepraxiszentrum Nürnberg
Michael Pflügner
Pflegepraxiszentrum Nürnberg/ Nürnberg-
Stift
Nürnberg, Deutschland
Marlene Klemm
Pflegepraxiszentrum Nürnberg/ Nürnberg-
Stift Nürnberg, Deutschland
Hintergrund und Zielsetzung
Das Pflegepraxiszentrum Nürnberg (PPZ
Nürnberg) erprobt neue Technologien und
digitale Produkte im Echtbetrieb in unter-
schiedlichen Pflegesettings. Mit einem brei-
ten Spektrum an Angeboten – von kleineren
Workshops bis hin zu umfassenden Erpro-
bungen – wird der Austausch zwischen
Pflegekräften, Qualitätsmanagement, IT,
Wissenschaft und Hersteller gefördert. Die
dabei generierten markt- und handlungsre-
levanten Informationen bieten dem Herstel-
ler wichtige Rückmeldungen zu Verbesse-
rungspotentialen oder für eine Weiterent-
wicklung. Ziel ist es, technische Innovatio-
nen in die Anwendung zu bringen und mög-
liche Stolpersteine für eine Implementie-
rung in der Praxis zu identifizieren.
Erste Erfahrungen und lessons learned
Mit den ersten Erprobungen im Realbetrieb,
dem Virtual Reality Spiel VIARRO, einer
Angehörigen-Kommunikations-App für
Alten- und Pflegeinrichtungen und einer
polylingualen Kommunikationsapp zur
Verbesserung der organisatorischen Ab-
läufe in der Krankenhausroutine, hat das
PPZ Nürnberg zunächst einige grundsätzli-
che Erkenntnisse zum Einsatz von Technik
und digitalen Produkten in der Praxis und
der Lage auf dem Markt gewonnen.
Hersteller unterschiedlichster Größenord-
nung zeigen ein hohes Interesse, ihre Pro-
dukte unter Realbedingungen erproben zu
können und Feedback aber auch Refe-
renzanwendungen durch die beteiligten Pra-
xiseinrichtungen zu erhalten. Größer als an-
genommen, entwickelte sich bei den Praxis-
partnern des PPZ-Nürnberg die Schaffung
technischer Voraussetzungen zu einer
schwierigen Hürde für die Erprobung inno-
vativer Produkte und Services im Realbe-
trieb. Bauliche Gegebenheiten, IT-Sicher-
heitsanforderungen und die daraus resultie-
renden zusätzlichen Kosten erweisen sich
z.B. für die Implementierung eines flächen-
deckenden WLAN immer wieder als Hin-
dernis. Frühzeitig wurde deutlich, dass ne-
ben ethischen und rechtlichen insbesondere
auch pflegepraktische und ökonomische
Fragestellungen beantwortet werden müs-
sen.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
7
Pflegeinnovationszentrum. Bedarfe und
neue Ansätze für eine Zukunft der Pflege
Prof. Dr. Susanne Boll OFFIS – Institute for Information Technol-
ogy
Oldenburg, Deutschland
Andreas Hein OFFIS – Institute for Information Technol-
ogy
Oldenburg, Deutschland
Wilko Heuten OFFIS – Institute for Information Techno-
logy
Oldenburg, Deutschland
Gesa Lindemann Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Oldenburg, Deutschland
Karin Wolf-Ostermann Universität Bremen, Institut für Public
Health und Pflegeforschung (IPP)
Bremen, Deutschland
Heinz Rothgang Universität Bremen, Forschungszentrum
Ungleichheit und Sozialpolitik (SOCIUM)
Bremen, Deutschland
Frauke Wiedermann Hanse Institut Oldenburg
Oldenburg, Deutschland
Abstract
Im Pflegeinnovationszentrum (PIZ) werden
systematisch Bedarfe aus der Pflegepraxis,
innovative Ansätze aus der Pflegewissen-
schaft sowie neue Technologien kombi-
niert, erforscht und adaptiert.
In einem umfassenden Scoping Review
wurden wissenschaftliche Studien zu Nut-
zung und Nutzen digitaler Technologien in
der Pflege identifiziert und analysiert. Eine
vertiefte Analyse zur Effektivität mit Bezug
auf Pflegebedürftige, Pflegende, Organisa-
tion zeigte vielfältige Technologien mit po-
sitiven Ergebnissen, aber auf niedrigem
Evidenzgrad. In einer Online-Umfrage und
Fokusgruppen wurden darüber hinaus Er-
fahrungen mit Technologien und Bedarfe
an Technologien und Ansatzpunkte für For-
schung & Entwicklung erhoben.
Mit dem Ziel der Qualifikation von Pflegen-
den in einem Masterstudiengang durch neu
entwickelten Modulen zu einer adäquaten
und effektiven Nutzung der Technologien
wurde eine Bedarfsanalyse zur Einschät-
zung von Technikbedarfen und technikrele-
vanten Bildungsaspekten durchgeführt. Ba-
sierend auf Experteninterviews und Doku-
mentanalyse entsteht eine Konzeption für
pflegetechnikbezogene Lerneinheiten für
die Pflegeausbildung und Pflegeweiterbil-
dung und die Entwicklung von Kursmateri-
alien: Feinkonzeptionierung von ausge-
wählten Lerneinheiten incl. zugehörigem
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
8
Lehr-Lernmaterial und eine Pilotierung der
Lerneinheiten.
Aus technologischer Perspektive werden
neue Ansätze der Unterstützung der Kom-
munikation zwischen den Akteuren der
Pflege entwickelt, ein interaktiver Alltags-
begleiter für Pflegepersonal und zu Pfle-
gende sowie körperliche Entlastung in pfle-
gerischen Aufgaben durch robotische Sys-
teme erprobt. Im Pflegeinnovationszentrum
entwickeln wir neue Simulations- und Inter-
aktionskonzepte in der Pflege für die Aus-
bildung und Weiterbildung.
Wichtiger Aspekt ist im Pflegeinnovations-
zentrum die ethische Perspektive der Ent-
wicklung und Einführung von Technolo-
gien in der Pflege. Sowohl die Formen prak-
tischer Techniknutzung als auch das Gelin-
gen oder das Scheitern der Technikentwick-
lung werden in komplexen sozio-techni-
schen Zusammenhängen entschieden. Auf
Basis der ethnografischen Interviews wird
untersucht inwieweit es zu einer Verände-
rung der Aufmerksamkeit auf die Technik
und der Zuwendung für Patienten kommt.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
9
Digitale Technologien für die Pflege: Ein-
stellungen und Erwartungen beruflich Pfle-
gender
Marlen Melzer German Federal Institute for Occupational
Safety and Health (FIOSH)
Deutschland
Ulrike Rösler German Federal Institute for Occupational
Safety and Health (FIOSH)
Deutschland
Keywords
Einstellungen, Nutzenerwartungen, Tech-
nikfolgenabschätzung, Implementierung
Abstract
In den vergangenen Jahren sind zahlreiche
digitale Technologien zur Unterstützung
von Arbeit in der beruflichen Pflege entwi-
ckelt worden (Hülsken-Giesler, 2015; Kehl,
2018). Diese sollen dazu beitragen, physi-
sche und psychische Belastungsfaktoren
pflegerischer Arbeit sowie deren negative
gesundheitliche Konsequenzen (u.a. Jäger
et al., 2015) zu reduzieren.
Die Entfaltung dieser Wirkungen setzt u.a.
voraus, dass die Hilfsmittel von beruflich
Pflegenden (akzeptiert und) genutzt wer-
den. Diese Nutzung wird gemäß der Theo-
rie des geplanten Verhaltens (Ajzen, 1985,
1991) wesentlich von individuellen nut-
zungsbezogenen Einstellungen bzw. Erwar-
tungen bestimmt. Hierzu liegen bislang
kaum Erkenntnisse vor.
Im Rahmen einer bundesweiten Online-Be-
fragung wurden daher 495 Personen (66%
Frauen; 50% stationäre Krankenpflege,
16% stationäre Altenpflege) im Alter von
41 bis 60 Jahren zu ihren Einstellungen und
Erwartungen in Bezug auf Technikeinsatz
in der Pflege (generell sowie in Bezug auf
vier Anwendungsfelder digitaler Technolo-
gien) befragt.
Die Auswertung zeigt, dass der überwie-
gende Teil der Befragten (87%) dem Ein-
satz moderner Technik in der Pflege aufge-
schlossen gegenübersteht. Mehr als 70%
gehen davon aus, dass dieser die Sicherheit
und Gesundheit beruflich Pflegender ver-
bessern kann. Positivere Einstellungen bzw.
höhere Nutzenerwartungen zeigen sich für
den Technikeinsatz bei personenfernen Tä-
tigkeiten (z. B. logistische Aufgaben, Infor-
mationssammlung und -austausch). Weni-
ger Unterstützungspotenzial wird für perso-
nennahe Tätigkeiten (z. B. soziale Interak-
tion mit/ Bewegen von Pflegebedürftigen)
gesehen.
Die Ergebnisse verdeutlichen zudem, dass
bei der Einführung digitaler Technik auch
potenziell schädigende, erwartungskonträre
Wirkungen zu berücksichtigen sind. Künf-
tig sollten daher Bedingungen erfolgreicher
Technikimplementierung anhand betriebli-
cher Interventionsstudien verstärkt unter-
sucht werden.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
10
Digitale Technik im Krankenhaus - Quer-
schnittstudie zu den Nutzermerkmalen be-
ruflich Pflegender
Swantje Seismann-Petersen Institut für Sozialmedizin und Epidemiolo-
gie, Sektion für Forschung und Lehre in
der Pflege
Universität zu Lübeck
Lübeck, Deutschland
Michael Sengpiel Institut für Multimediale und Interaktive
Systeme
Universität zu Lübeck
Lübeck, Deutschland
Bennet Gerlach Institut für Telematik
Universität zu Lübeck
Lübeck, Deutschland
Sascha Köpke Institut für Sozialmedizin und Epidemiolo-
gie, Sektion für Forschung und Lehre in
der Pflege
Universität zu Lübeck
Lübeck, Deutschland
Keywords
Querschnittstudie, Krankenhaus, ambiente
Technologie, Pflegende, Einstellung, Ak-
zeptanz
Hintergrund/Fragestellung
Digitale Technologien haben flächende-
ckend Einzug in Krankenhäuser gehalten.
Die fehlende Partizipation beruflich Pfle-
gender als Nutzer*innengruppe bei der Ent-
wicklung, Implementierung und Evaluation
digitaler Lösungen erschwert deren Akzep-
tanz und Nutzung. Für die erfolgreiche Ent-
wicklung und Einführung digitaler Technik
bedarf es daher der Kenntnis über Einstel-
lungen, Wissen und Bedürfnisse beruflich
Pflegender zur Nutzung digitaler Technolo-
gien.
Methodik
Querschnittstudie in Krankenhäusern in
Schleswig-Holstein und Hamburg sowie
online mittels eines selbst entwickelten Fra-
gebogens auf Grundlage etablierter Instru-
mente auf Basis des Technology Accep-
tance Model (TAM). Erfragt werden wahr-
genommene Nützlichkeit, Benutzerfreund-
lichkeit sowie andere Aspekte wie Kontext-
bedingungen, sozialer Einfluss und Über-
wachungsängste. Die Auswertung erfolgt
deskriptiv.
Ergebnisse
Die Befragung endet im April. Es wurden
75 Krankenhäuser kontaktiert, 20 Kranken-
häuser haben bislang einer Teilnahme zuge-
stimmt. 1.030 Fragebogen wurden ausgege-
ben und bislang 668 zurückgeschickt
(Rücklaufquote 63%). An der Onlinebefra-
gung haben bislang 80 Personen teilgenom-
men.
Von den bisher 343 erfassten Teilnehmen-
den waren 81% weiblich, im Mittel 40 Jahre
alt (SD 11.85) und seit 18 Jahre (SD 11.44)
im Pflegeberuf. 38% gaben an, dass digitale
Technik den persönlichen Kontakt zu Pati-
ent*innen verringert, 40% glauben, dass di-
gitale Technik das Ansehen des Pflegebe-
rufs erhöht. 79% sind der Meinung, dass be-
ruflich Pflegende gut mit digitaler Technik
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
11
umgehen können und 86%, dass sie sich mit
technischen Entwicklungen auseinanderset-
zen müssen.
Schlussfolgerungen/Implikationen für die
Praxis
Die Identifizierung unterschiedlicher Nut-
zergruppen innerhalb der Berufsgruppe er-
laubt die Berücksichtigung wichtiger Ei-
genschaften professionell Pflegender bei
der Entwicklung und Implementierung digi-
taler Technik. Die Ergebnisse sollen u. a.
für die Entwicklung eines von der Arbeits-
gruppe geplanten ambienten Wundraums
genutzt werden.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
12
Technologien zur sozialen und emotiona-
len Unterstützung in der Pflege – Einstel-
lungen von professionellen Pflegekräften
Jan Zöllick Charité, Universitätsmedizin Berlin
Berlin, Deutschland
Adelheid Kuhlmey Charité, Universitätsmedizin Berlin
Berlin, Deutschland
Johanna Nordheim Charité, Universitätsmedizin Berlin
Berlin, Deutschland
Ralf Suhr Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP)
Deutschland
Stefan Blüher Charité, Universitätsmedizin Berlin
Berlin, Deutschland
Keywords
Professionelle Pflegekräfte, Technikakzep-
tanz, soziale und emotionale Unterstützung,
Technik in der Pflege
Hintergrund Technische Hilfsmittel halten vermehrt Ein-
zug in tägliche Routinen der Pflege und
übernehmen Funktionen, die bisher primär
Pflegekräfte ausüben. Dieser Beitrag wid-
met sich dem Einsatz von Technologien zur
sozialen und emotionalen Unterstützung –
ein Kernbereich der beruflichen Identität
von Pflegekräften.
Methoden Professionelle Pflegekräfte (N = 355) be-
richteten in einer Online-Befragung von ih-
rer Kenntnis über, ihrem Zugang zu und der
Nutzung von Technologien wie Hebehilfen
oder Kuschelroboter. Betrachtet wurden die
vier Pflegefunktionsbereiche körperliche
Unterstützung, soziale und emotionale Un-
terstützung, Monitoring sowie Dokumenta-
tion. Mittels ANOVAs mit Messwiederho-
lung wurden Einstellungen zu Technolo-
gien in diesen Bereichen – mit besonderem
Augenmerk auf die soziale und emotionale
Unterstützung – analysiert.
Ergebnisse Über alle ausgewählten Technologien hin-
weg berichtete die Hälfte der Befragten
Kenntnis (51%), aber nur wenige Zugang
(28%). Sofern Zugang gewährleistet war,
nutzte der Großteil die technischen Hilfs-
mittel (63%). Technologien zur sozialen
und emotionalen Unterstützung wurden da-
bei signifikant geringer akzeptiert als jene
in anderen Pflegefunktionsbereichen
(F(3,850)=150.67, p<.001, η²=.30). Der-
selbe Zusammenhang zeigte sich auch in
anderen Einstellungen (z.B. Nützlichkeit)
und in ethischen Überlegungen. In 13 Ein-
stellungsfragen wurden Technologien zur
sozialen und emotionalen Unterstützung
verglichen mit den anderen Bereichen am
kritischsten bewertet (16.64≤F≤176.46,
p<.001, .04≤η²≤.34) .
Schlussfolgerungen Die befragten professionellen Pflegekräfte
bewerteten Technologien zur sozialen und
emotionalen Unterstützung kritischer als
die überwiegend positive Einschätzung in
anderen Pflegefunktionsbereichen. Weitere
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
13
Technisierung und Digitalisierung erscheint
mit einer ausgeprägten Grundakzeptanz
umsetzbar, besonders in den Bereichen der
körperlichen Unterstützung, des Monito-
rings und der Dokumentation. Beim Einsatz
von Technologien zur sozialen und emotio-
nalen Unterstützung sind jedoch kritische
Auseinandersetzungen über Risiken und
Chancen aus unterschiedlichen Perspekti-
ven notwendig.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
14
Konzeptionierung eines Gesture Games ba-
sierend auf, für ältere Menschen herausfor-
dernde, Multitouch Gesten bei der Verwen-
dung von mobilen Endgeräten
Simon Krause FZI Forschungszentrum Informatik
Berlin, Deutschland
Keywords
KommmiT, Serious Games, Gesture
Games, Multitouch Gesten
Abstract
In der Pflege älterer Menschen werden im-
mer mehr digitale Lösungen eingesetzt, um
ein längeres und selbstbestimmteres Leben
in der eigenen Wohnung zu ermöglichen.
Vermehrt setzen diese Lösungen bereits auf
die Verwendung mobiler Endgeräte, wie
Tablets und Smartphones. Zur Steuerung
dieser Geräte werden Multitouch Gesten
(Drag'n'Drop, Pinch to Zoom) verwendet,
welche gerade für ältere Menschen eine mo-
torische Herausforderung darstellen.
Gleichfalls ist es notwendig Kenntnis über
mögliche Gesten zu haben.
Mit Hilfe von Experteninterviews, sowie
mehrerer Probandentests wurden herausfor-
dernde Multitouch Gesten identifiziert. Für
die Tests wurden Aufgaben zu verschiede-
nen Apps (Google Maps, Planes Control,
Wecker App etc.) gestellt, welche anschlie-
ßend durch die Probanden gelöst werden
sollten. Dabei wurde die Methode "Think
Aloud" eingesetzt, um Probleme der Nutzer
zu identifizieren.
Bei den Probandentests stellte sich heraus,
dass die Ausführung der Gesten im Ver-
gleich zur notwendigen Kenntnis über die
Gesten das kleinere Problem darstellte. Zu-
dem ergab die Auswertung, dass die Pro-
banden Probleme damit hatten, etablierte
Metaphern (Burgermenü, Lupe als Zoom
und Suche, etc.) in der grafischen Gestal-
tung von Apps zu verstehen und mit den
entsprechenden Funktionen zu verknüpfen.
Basierend auf diesen Erkenntnissen wurde
ein Spiel konzeptioniert, mit dessen Hilfe
einerseits die verschiedenen Gesten geübt
werden sollen, wobei sich von Level zu Le-
vel die Komplexität der Gesten steigert. An-
dererseits werden auch Metaphern und de-
ren Funktionalität gelernt, wenn zum Bei-
spiel ein Icon per Drag'n'Drop auf eine von
drei Möglichen Funktionsbeschreibungen
gezogen werden muss. Durch den Einsatz
dieses Spiels wird zum einen die technische
Selbstwirksamkeit der Probanden gestei-
gert, zum anderen das Verständnis der
Technik erhöht.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
15
Touch-free Alarm Acknowledgment for
Patient Monitoring Systems in ICUs
Vanessa Cobus OFFIS – Institute for Information Technol-
ogy
Oldenburg, Deutschland
Thomas Neemann University of Oldenburg
Oldenburg, Deutschland
Sebastian Weiß OFFIS – Institute for Information Techno-
logy
Oldenburg, Deutschland
Wilko Heuten OFFIS – Institute for Information Techno-
logy
Oldenburg, Deutschland
Keywords
touchfree interaction, hci, critical care,
wearable computing, PIZ
Abstract
Patient monitoring systems (PMS) play a
prominent role in intensive care units
(ICU), by continuously monitoring pa-
tient’s vital data and the reliability of sensor
measurements. Deviations from preset val-
ues trigger alarms that need to be acknowl-
edged by responsible nurses via a
touchscreen. Since nursing requires a direct
patient contact, and thus contact with poten-
tially bacterial infected body fluids, a touch-
interaction provides a high risk of a bacte-
rial contamination, and moreover, a cross-
transmission of microorganisms by the
hands (Rusotto, 2015).
To address this issue, we explore touch-free
interaction methods to interact with patient
alarms of a PMS.
From a shadowing session of a morning
shift in a local ICU and a follow up expert
interview with three ICU nurses, we derived
requirements and developed a prototype to
investigate possible body positions for a
touch-free alarm interaction device.
In a pilot study with ten participants who
were not the target group, we evaluated the
feasibility of an alarm acknowledgement
gesture on the head, the upper arms and the
ankles during a physically and cognitively
demanding task. This should mimic the
concrete load of nursing tasks.
Regarding the error rate and usability, the
results of this study indicate that feet are a
promising approach to interact with a sys-
tem. Findings from this study will be taken
to a user study with nurses in the future.
In this work, we describe our approach to
acknowledge alarms without using the
hands, as well as the results of a feasibility
study, and finally, an outlook into future
work.
Literatur
Russotto, V., Cortegiani, A., Raineri, S. M.,
& Giarratano, A. (2015). Bacterial contam-
ination of inanimate surfaces and equip-
ment in the intensive care unit. Journal of
Intensive Care, 3(1), 54.
https://doi.org/10.1186/s40560-015-0120-5
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
16
Gesture Tutorials for a Novel Interaction
Device
Jan Patrick Kopetz Universität zu Lübeck
Lübeck, Deutschland
Börge Kordts Universität zu Lübeck
Lübeck, Deutschland
Nicole Jochems Universität zu Lübeck
Lübeck, Deutschland
Andreas Schrader Universität zu Lübeck
Lübeck, Deutschland
Keywords
Intensive Care Unit, Weaning, Human-
Computer Interaction, Human Centered De-
sign, ACTIVATE, Gesture Tutorials, Ball-
shaped Interaction Device
Background
A common problem among mechanically
ventilated patients is the obstruction of ver-
bal communication causing an inability to
impart basic needs adequately. This intensi-
fies the substantial stress experienced by pa-
tients during the weaning phase and may
cause a prolonged weaning process, delir-
ium and complications. Addressing this is-
sue, we provide an interactive system to
support communication, re-orientation as
well as early autonomous control of ambi-
ent devices. The key component of our sys-
tem is a novel ball-shaped interaction de-
vice (BIRDY) tailored to ICU patients’
needs.
Among other components, BIRDY contains
sensors to detect acceleration, orientation
and pressure. In previous work, we identi-
fied a technically realizable set of gestures
to interact with BIRDY, divided into navi-
gation and selection gestures. Specific ges-
tures should be accurately realizable and
easy to be explained to a user. Cognitive im-
pairments caused by condition and medica-
tion require a concept to teach ICU patients
the interaction patterns of BIRDY used to
control the system.
Methods
Following a user-centered design process,
we developed a tutorial with animated inter-
action gestures intended to teach patients
the basic control of our system. The tutori-
als were iteratively developed and evalu-
ated several times, lastly in a user study
(n=26).
Results
Participants of the study confirmed our de-
sign choices and gave promising feedback.
In this paper, we present further insights of
the study.
Conclusion
The study confirmed that visual representa-
tions of the chosen gestures are suitable to
instruct users. A study with actual patients
is the next step to evaluate the suitability in
the ICU context.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
17
Mobiler Kommunikationsassistent
(MobiKa) zur informatorischen Unterstüt-
zung älterer und pflegebedürftiger Perso-
nen im häusliche Umfeld
Florenz Graf Fraunhofer Institut für Produktionstechnik
und Automatisierung, Fraunhofer IPA
Stuttgart, Deutschland
Çağatay Odabaşı Fraunhofer Institut für Produktionstechnik
und Automatisierung, Fraunhofer IPA
Stuttgart, Deutschland
Theo Jacobs Fraunhofer Institut für Produktionstechnik
und Automatisierung, Fraunhofer IPA
Stuttgart, Deutschland
Birgit Graf Fraunhofer Institut für Produktionstechnik
und Automatisierung, Fraunhofer IPA
Stuttgart, Deutschland
Thomas Födisch BruderhausDiakonie
Reutlingen, Deutschland
Keywords
MobiKa, Serviceroboter, Demenz, Kom-
munikation, EmAsIn
Abstract
Durch die alternde Bevölkerung im Zusam-
menspiel mit dem aktuellen Fachkräfteman-
gel sind neue Lösungsansätze gefragt. Eine
Möglichkeit für die Aufrechterhaltung der
Selbstständigkeit im eigenen Zuhause bie-
ten assistierende Serviceroboter.
Mit diesem Ziel hat das Fraunhofer IPA im
Projekt „EmAsIn“ den mobilen Servicero-
boter MobiKa entwickelt, der ältere und
pflegebedürftige Personen informatorisch
unterstützen kann. Im Vordergrund lag die
Abdeckung verschiedener Funktionen, bei
einer gleichzeitig kostengünstigen Herstel-
lung. Erzielt wurde dies unter anderem
durch die Verwendung standardisierter
Hardwarekomponenten. Der Roboter be-
steht aus einer kompakten mobilen Basis,
kombiniert mit einem höhenverstellbaren
Tablet. Im Gegensatz zu anderen Interakti-
onsrobotern hat MobiKa ein funktionales
und bewusst nicht humanoides Design. Dies
soll seine Funktion als Werkzeug des Nut-
zers unterstreichen. Der Serviceroboter
kann autonom in seiner Umgebung navigie-
ren und an Personen zur Interaktion im Ste-
hen, Sitzen und Liegen (z.B. nach einem
Sturz) heranfahren.
Einen ersten Praxiseinsatz hat MobiKa be-
reits absolviert. Im Gruppenraum eines Se-
niorenzentrums wurde er zur Aktivierung
demenzerkrankter Bewohner eingesetzt.
Durch aktive Annäherung und persönliche
Ansprache konnten die teilnehmenden Be-
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
18
wohner erfolgreich zur Interaktion moti-
viert werden. Nach kurzer Einweisung ka-
men sie mit der Bedienung des Servicero-
boters zurecht. Die Bewohner fanden
MobiKa interessant. Das Verhalten, die
Form und Größe wurden positiv bewertet.
Einige der angebotenen Aktivitäten wie
Puzzle, Bilderraten oder Memory führten zu
einer verstärkten Interaktion der Bewohner
miteinander.
Aus der Praxisphase lässt sich schließen,
dass Serviceroboter die Interaktion mit älte-
ren Menschen sinnvoll unterstützen kön-
nen. Voraussetzung ist ein flexibles Leis-
tungsspektrum des Serviceroboters in Ver-
bindung mit einem erschwinglichen Preis.
Beides wird durch die umfangreiche Erwei-
terbarkeit und die kostengünstige Gestal-
tung von MobiKa adressiert.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
19
Beteiligung von Menschen mit Demenz
und pflegenden Angehörigen in der Tech-
nikentwicklung – Das partizipative Vorge-
hen am Beispiel „OurPuppet“
Verena Reuter Forschungsgesellschaft für Gerontologie
e.V. / Institut für Gerontologie an der TU
Dortmund
Dortmund, Deutschland
Andrea Kuhlmann Forschungsgesellschaft für Gerontologie
e.V. / Institut für Gerontologie an der TU
Dortmund
Dortmund, Deutschland
Renate Schramek Hochschule für Gesundheit Bochum
Bochum, Deutschland
Jana Mertens FTK – Forschungsinstitut für Telekommu-
nikation und Kooperation e.V. Dortmund
Dortmund, Deutschland
Keywords
OurPuppet, partizipative Technik-Entwick-
lung, partizipatives Lernen, Demenz, pfle-
gende Angehörige
Hintergrund/Fragestellung
Im interdisziplinären Projekt „OurPuppet –
Pflegeunterstützung mit einer interaktiven
Puppe für informell Pflegende“ erfolgte die
Entwicklung und Erprobung einer roboti-
schen Mensch-Technik-Interaktion (M-T-I)
in Gestalt einer interaktiven sensorbasierten
Puppe zur Unterstützung und Aktivierung
von Menschen mit Demenz (MmD) und
Entlastung pflegender Angehöriger (pfA)
(Beteiligungsgruppen). Der Einsatz der M-
T-I wird durch geschulte PuppetBeglei-
ter*innen psychosozial begleitet. Die Teil-
nehmer-Akquise ist bei den hochbelasteten
pfA und im Hinblick auf eine informierte
Einwilligung der MmD besonders heraus-
fordernd. Der Beitrag reflektiert die Stärken
und Schwächen des angewendeten partizi-
pativen Forschungsansatzes.
Methodik
Die M-T-I wurde aufgrund partizipativ er-
hobener Bedarfe entwickelt und unter Ein-
bezug der Nutzer*innen mehrere Monate in
der Häuslichkeit erprobt (Praxistest). Die
PuppetBegleiter*innen wurden in einem
partizipativ angelegten Curriculum ge-
schult. Sie fungierten zugleich als Co-For-
scherinnen für die Evaluation des Praxis-
tests. Die Praxistest-Teilnehmer*innen
wurden in persönlichen Gesprächen sukzes-
sive über das Vorhaben informiert und in-
volviert. Für die vulnerable Gruppe MmD
sollte stets so viel Beteiligung wie möglich
realisiert werden, ohne zu überfordern.
Ergebnisse
Die „Our-Puppet“-Erfahrungen zeigen,
dass eine frühzeitige, kontinuierliche Betei-
ligung der Nutzer*innen an der Entwick-
lung der M-T-I bzw. die Vertretung ihrer In-
teressen durch eine Schlüsselperson unab-
dingbar ist. Eine bewusste Nutzung neuarti-
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
20
ger Technologien im Alltag ist für die Be-
teiligungsgruppe(n) zeitlich und inhaltlich
sehr voraussetzungsvoll und bedarf vertrau-
engebender Strukturen. Partizipatives Ler-
nen trägt zur Aneignung und Nutzung der
Technik bei. Die voraussetzungsvolle Rolle
der PuppetBegleiter*innen ist kritisch zu
beleuchten und weiterzuentwickeln.
Schlussfolgerungen/Implikationen für
die Praxis
Die Einbindung der genannten Gruppen er-
fordert eine frühzeitige Berücksichtigung
im Projektverlauf. Das vorhandene Vertrau-
ensverhältnis der DRK Alzheimerhilfe Bo-
chum zu potentiellen Praxistest-Teilneh-
menden war für die Akquise essentiell.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
21
Potentiale technikgestützter Betreuung von
Menschen mit kognitiven Beeinträchtigun-
gen im Akutkrankenhaus
Stefan Walzer Hochschule Furtwangen
Furtwangen, Deutschland
Johanna Feuchtinger Universitätsklinikum Freiburg
Freiburg, Deutschland
Elena Biehler Hochschule Furtwangen
Furtwangen, Deutschland
Peter König Hochschule Furtwangen
Furtwangen, Deutschland
Christophe Kunze Hochschule Furtwangen
Furtwangen, Deutschland
Keywords
Demenz, Akutkrankenhaus, Assistive
Technologien, Orientierungsgabe, Kogni-
tive Beeinträchtigungen
Abstract
Der bereits hohe Anteil von Patient*innen
mit einer Nebendiagnose Demenz und an-
deren kognitiven Beeinträchtigungen in
Akutkrankenhäusern dürfte im Zuge des de-
mographischen Wandels weiter ansteigen.
Der ungewohnte Krankenhausalltag, die
fremde Umgebung oder fehlende Bezugs-
personen führen bei diesen Personen häufig
zu Unruhe, Anspannung oder „herausfor-
dernden“ Verhaltensweisen. Dies kann für
das Personal zu großen Belastungen führen
und auch einen weiteren Verlust von (ohne-
hin eingeschränkten) Fähigkeiten begünsti-
gen. Daher gilt es, Konzepte zu entwickeln
und zu prüfen, die eine adäquate Pflege und
Betreuung dieser Personengruppe im Akut-
krankenhaus ermöglichen. Dabei sollten
auch die Potentiale von Technik berück-
sichtigt werden. Qwiek.up ist ein bisher
hauptsächlich in der Langzeitpflege einge-
setztes System zu Unterstützung der Be-
treuung, welches über einen Tageslichtpro-
jektor mit verschiedenen audiovisuellen
Funktionen großflächige Projektionen an
die Wand oder Decke ermöglicht. Mithilfe
dieser Effekte sollen Überreizungen und
Desorientierung Pflegebedürftiger reduziert
und das Wohlbefinden gesteigert werden.
Zielgruppen sind insbesondere Personen
mit kognitiven Beeinträchtigungen und/o-
der Bettlägerigkeit.
In einem Qualitäts- und Entwicklungspro-
jekt am Universitätsklinikum Freiburg der
Stabstelle für Qualität und Entwicklung in
der Pflege wurde Qwiek.up ca. vier Wochen
in unterschiedlichen Bereichen der Pflege
mit dem Ziel getestet, eine erste Einschät-
zung zu Einsatzmöglichkeiten und potenzi-
ellem Nutzen im Akutkrankenhaus zu ge-
winnen. Basis hierfür stellt die Einschät-
zung von Anwender*innen im Pflegedienst
mit Blick auf die Reaktionen von Pati-
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
22
ent*innen und das Handling dar. Diese wer-
den mit Hilfe eines Evaluationsbogens so-
wie semi-strukturierten Interviews erfasst
und inhaltsanalytisch ausgewertet.
Erste Erkenntnisse weisen darauf hin, dass
das System auch im Akutkrankenhaus von
großem Nutzen sein könnte, weshalb eine
größere Implementierungsstudie des Pfle-
gepraxiszentrums Freiburg (PPZ-Freiburg)
geplant ist.
Literatur
Angerhausen, S. (2008). Demenz – eine Neben-
diagnose im Akutkrankenhaus oder mehr?
Maßnahmen für eine bessere Versorgung de-
menzkranker Patienten im Krankenhaus. Zeit-
schrift für Gerontologie und Geriatrie, 41(6),
460-466.
Isfort, M., Klostermann, J., Gehlen, D., & Sieg-
ling, B. (2014). Pflege-Thermometer 2014. Eine
bundesweite Befragung von leitenden Pflege-
kräften zur Pflege und Patientenversorgung von
Menschen mit Demenz im Krankenhaus. Ger-
man Institute of Applied Nursing Research,
Köln.
Schaeffer, D., & Wingenfeld, K. (2008). Quali-
tät der Versorgung Demenzkranker: Struktu-
relle Probleme und Herausforderungen. Pflege
& Gesellschaft, 13(4), 293-305.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
23
App-basierte, polylinguale Kommunikati-
onsunterstützung zur Reduktion von
Sprachbarrieren – ein Vergleich des Ein-
satzes im Rettungswesen und in der Ge-
sundheits- und Krankenpflege
Tim Loose Institut Rettungswesen, Notfall- und Kata-
strophenmanagement (IREM), Hochschule
Würzburg-Schweinfurt
Würzburg & Schweinfurt, Deutschland
Verena Palzer Institut Rettungswesen, Notfall- und Kata-
strophenmanagement (IREM), Hochschule
Würzburg-Schweinfurt
Würzburg & Schweinfurt, Deutschland
Christian Bauer Institut Rettungswesen, Notfall- und Kata-
strophenmanagement (IREM), Hochschule
Würzburg-Schweinfurt
Würzburg & Schweinfurt, Deutschland
Peter Bradl Institut Rettungswesen, Notfall- und Kata-
strophenmanagement (IREM), Hochschule
Würzburg-Schweinfurt
Würzburg & Schweinfurt, Deutschland
Nadine Heym Klinikum Nürnberg, Klinik für Innere Me-
dizin IV (Nephrologie und Hypertensiolo-
gie)
Nürnberg, Deutschland
Barbara Plato Klinikum Nürnberg, Unternehmensent-
wicklung
Nürnberg, Deutschland
Daniela Winter-Kuhn Klinikum Nürnberg, Unternehmensent-
wicklung
Nürnberg, Deutschland
daniela.winter-kuhn@klinikum-nuern-
berg.de
Tobias Hanzhanz Klinikum Nürnberg, Klinik für
Innere Medizin IV (Nephrologie
und Hypertensiologie)
Nürnberg, Deutschland
Keywords
App, Kommunikation, PPZ-Nürnberg, Ret-
tungsdienst, Pflege
Hintergrund
Untersuchungen zeigen, dass in Deutsch-
land Fachpersonal im Bereich der Gesund-
heits- und Krankenpflege bei bis zu zehn
Prozent der Patienten mit Sprachbarrieren
konfrontiert ist (Langer et al., 2017). Die
gleiche Problematik findet sich auch bei
Einsatzkräften im Rettungsdienst und Kran-
kentransport. Da in beiden Bereichen eine
barrierefreie Kommunikation zwischen
Fachpersonal und Patient wichtig ist
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
24
(Borde, 2018), werden Kommunikations-
hilfen benötigt, die direkt verfügbar und
einfach in der Anwendung sind. Eine Lö-
sung für diese Problematik kann der Einsatz
einer App-basierten Kommunikationsunter-
stützung sein.
Methode
Für den Einsatzbereich des Rettungswesens
existiert bereits eine App-basierte Lösung,
welche vor allem bei der Diagnostik und der
Kommunikation von Maßnahmen unter-
stützt und in Bayern auf Einsatzfahrzeugen
des öffentlich-rechtlichen Rettungsdienstes
und Krankentransports verfügbar ist. Tech-
nisch, ergonomisch und inhaltlich an der
existierenden Rettungswesen-App orien-
tiert, wird im Verbund von Praxiseinrich-
tung (Klinikum Nürnberg) und Soft-
warehersteller eine App für die stationäre
Gesundheits- und Krankenpflege entwi-
ckelt und im Echtbetrieb auf Grundlage des
ELSI+-Ansatzes im Pflegepraxiszentrum
Nürnberg (PPZ-Nürnberg) getestet und eva-
luiert (Bauer et al., 2018).
Ergebnisse
Zur Datenerhebung findet eine Befragung
von App-Nutzern im Rettungswesen statt.
Im Setting der Gesundheits- und Kranken-
pflege wird die App auf zwei Normalstatio-
nen der Nephrologie eingeführt und sechs
Monate lang getestet. Eine Datenerhebung
erfolgt hier anhand anonymisierter Logfiles
der App-Nutzung, Fragebögen und Work-
shops. Neben Fragestellungen zu Usability
und User Experience werden auch die Wirt-
schaftlichkeit, der Einfluss auf die (Pflege-
)Prozesse sowie die technischen Anforde-
rungen bzgl. der Implementierung in den
Regelbetrieb betrachtet. Die Ergebnisse
fließen in den weiteren Entwicklungspro-
zess der App und dienen der Untersuchung
des grundsätzlichen Umgangs mit digitaler
Kommunikationsunterstützung im Gesund-
heitswesen.
Literatur
Bauer, C., Bradl, P., Loose, T., Zerth, J.,
Müller, S., Schneider, M., & Prescher, T.
(2018): Entwicklung eines Organisations-
konzepts zur praxisnahen Testung und Eva-
luation innovativer MTI-Lösungen in ver-
schiedenen Pflegesettings. Cluster Zukunft
der Pflege, Tagungsband der 1. Clusterkon-
ferenz 2018, 51. Borde, T. (2018): Kommunikation und
Sprache. Gynäkologische Endokrinologie,
16(1), 3-9. Langer, T., Zapf, T., Wirth, S., Meyer, B.,
Wiegand, A., Timmen, H., Gupta, S. J.,
Schuster, S., & Geraedts, M. (2017): Wie
sind Kinder- und Jugendkliniken in Nord-
rhein-Westfalen auf die Überwindung von
Sprachbarrieren vorbereitet? – Eine Pilot-
studie zur Strukturqualität in der stationären
Gesundheitsversorgung. Das Gesundheits-
wesen, 79(07), 535-541.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
25
Evaluation der Machbarkeit und Sicherheit
eines patientenzentrierten adaptiven Mo-
dells für ein sozio- technisches System zur
Kommunikationsunterstützung und Re-
Orientierung bei beatmeten Patienten in
der Akutversorgung: eine Mixed Methods-
Studie
Adrienne Henkel Institut für Sozialmedizin und Epidemiolo-
gie, Universität zu Lübeck
Lübeck, Deutschland
Angelika Schley Institut für Sozialmedizin und Epidemiolo-
gie, Universität zu Lübeck
Lübeck, Deutschland
Björn Hussels Universitätsklinikum Schleswig-Holstein
(UKSH), Campus Lübeck
Lübeck, Deutschland
Susanne Krotsetis Universitätsklinikum Schleswig-Holstein
(UKSH), Campus Lübeck
Lübeck, Deutschland
Katrin Balzer Institut für Sozialmedizin und Epidemiolo-
gie, Universität zu Lübeck
Lübeck, Deutschland
Keywords
Unterstützte Kommunikation, Intensivsta-
tion, Machbarkeit, BMBF- gefördertes Pro-
jekt: ACTIVATE
Hintergrund
Die Kommunikationsfähigkeit invasiv beat-
meter Patienten in Intensivstationen ist auf-
grund des endotrachealen Zugangs, der
Analgosedierung und der kritischen Erkran-
kung stark eingeschränkt. In der Regel kön-
nen sich die Patienten nicht verbal mittei-
len. Bisher stehen keine bedarfsgerechten
Hilfsmittel zur Kommunikationsunterstüt-
zung bei diesen Patienten zur Verfügung [1,
2]. Im Rahmen des Verbundprojektes AC-
TIVATE (https://projekt-activate.de/)
wurde daher ein sozio- technisches System
zur Unterstützung der Kommunikations-
möglichkeiten, Re-Orientierung und Parti-
zipation beatmeter Patienten insbesondere
im Prozess der Entwöhnung vom Beat-
mungsgerät (Weaning) konzipiert. Grund-
lage des Unterstützungssystems ist ein em-
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
26
pirisch-theoretisch fundiertes Funktions-
modell, das eine dreistufige Anpassung der
Nutzungsmöglichkeiten (z. B. Informati-
onsvermittlung, Begleitmusik, Patientenruf,
Mitteilung Bedürfnissen) entsprechend dem
wachsenden Wachheitsgrad der Patienten
beinhaltet [3].
Methodik
Zur Prüfung hinsichtlich Machbarkeit und
Sicherheit wird eine Mixed Methods-Studie
durchgeführt, bestehend aus (1) einer quali-
tativen Studie und (2) einer quantitativ-qua-
litativen Prä-Post-Studie. Die qualitative
Studie zielt darauf, die Plausibilität und An-
wendbarkeit des ACTIVATE-Systems in-
klusive des zugrundeliegenden Funktions-
modells sowie die Machbarkeit der geplan-
ten Prä-Post-Studie aus der Sicht des pfle-
gerisch-medizinischen Behandlungsteams
und ehemaligen Patienten/innen zu explo-
rieren. Hierfür werden Fokusgruppen und
Einzelinterviews mit einer Stichprobe aus
mindestens 15 Repräsentanten der Teams
und mindestens 3 Patienten/innen durchge-
führt. Die anschließende Prä-Post-Studie
umfasst die prospektive Erhebung quantita-
tiver Daten zum Weaningverlauf und zu pa-
tientenrelevanten, sowie Zielgrößen wie der
Quantität und Qualität der Pflegekraft-Pati-
ent-Kommunikation bei zwei konsekutiven
Stichproben von jeweils 30 Patienten (Beat-
mungsdauer >48 Stunden; Stichprobe 1 vor
und Stichprobe 2 nach Einführung des AC-
TIVATE-Systems).
Ergebnisse
Die Studie erfolgt im Zeitraum Mai bis No-
vember 2019. Im Rahmen dieses Beitrages
sollen das ACTIVATE-Funktionsmodell,
das Studienprotokoll und die Ergebnisse der
initialen qualitativen Studie und der Prä-Er-
hebung präsentiert und zur Diskussion ge-
stellt werden.
Schlussfolgerung/Implikationen für die
Praxis
Es werden Hinweise erwartet, inwieweit
das ACTIVATE-System wie geplant in der
Versorgungspraxis genutzt werden kann
und wie diese Nutzung die Pflegeprozesse
beeinflusst. Die Ergebnisse werden Grund-
lage für Empfehlungen für die Praxisan-
wendung und weitere Forschung bezogen
auf dieses soziotechnische Unterstützungs-
system sein.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
27
Evaluation des Einsatzes der digitalen Pfle-
gedokumentation in Verbindung mit adap-
tiver Spracherkennung
Wolfgang Becker HFH Hamburger Fern-Hochschule
Hamburg, Deutschland
Alexander Schmidt HFH Hamburger Fern-Hochschule
Hamburg, Deutschland
Dennis Täschner Nuance Communications Deutschland
Deutschland
Jürgen Zerth Wilhelm Löhe Hochschule für Ange-
wandte Wissenschaften Fürth
Fürth, Deutschland
Christian Heidl Wilhelm Löhe Hochschule für Ange-
wandte Wissenschaften Fürth
Fürth, Deutschland
Keywords
Digitale Pflegedokumentation, Spracher-
kennung, Deep Learning, Evaluation von
Workfloweffekten, Lern- und Experimen-
tierräume, INAQ-Projekt des BMAS,
Sprachsteuerung und intelligente Vernet-
zung durch Altenpflegedokumentationssys-
teme - Sprint-Doku
Hintergrund / Fragestellung
In der Pflege ist die Dokumentationsarbeit
wichtig, um die Versorgungsqualität sicher-
zustellen. Dokumentationsaufgaben sind
zeitintensiv, Zeit die im Pflegealltag ange-
sichts des akuten Fachkräftemangels ohne-
hin knapp bemessen ist. Daraus resultiert
die Fragestellung, wie der zeitliche Doku-
mentationsaufwand für Pflegekräfte und
Verwaltungsmitarbeitende reduziert wer-
den kann.
Grundbaustein von Digitalisierungsprozes-
sen ist die digitale Informationserfassung.
Die Datenerhebung mittels eines modernen
auf neuronalen Netzstrukturen aufbauenden
Spracherkennungssystems zielt auf eine Ef-
fektivierung von Dokumentationsarbeiten.
Vor diesem Hintergrund wird im Projekt
„Sprint-Doku“, einem INQA-Projekt geför-
dert vom BMAS, der Einsatz einer digitalen
Pflegedokumentation in Verbindung mit
selbstlernender Spracherkennung evaluiert.
Es wird untersucht, wie die Dokumentati-
onsarbeit für Pflegekräfte und Verwaltungs-
personal durch Spracherfassung optimiert
werden kann, gerade im Hinblick auf ver-
besserte Arbeitsbedingungen, Prozessopti-
mierung und Qualitätssteigerungen.
Methodik
Die Workfloweffekte innerhalb der
„Pflege“ (Perspektive Pflegekraft/Patient,
Effektivität, Effizienz von Pflegeprozessen)
werden in drei Lern- bzw. Experimentier-
räumen der Diakonie Ruhr gGmbh (Tages-
pflege, ambulante Pflege, Verwaltung) un-
tersucht. Fokussiert werden Aspekte der Ar-
beitsorganisation, der Arbeitsgestaltung,
der Technikakzeptanz und der Qualifikati-
onsanforderung. Die Beschäftigteninteres-
sen werden über alle Ebenen und Steue-
rungsinstanzen des sozialpartnerschaftlich
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
28
angelegten Projektes mit eingebunden.
Erwartete Ergebnisse
Im Rahmen eines Prä-Post-Vergleichs soll
eine Analyse veränderter Inanspruchnahme
durch die Leistungserbringer sowie des da-
raus resultierenden Nutzens aufzeigen, in
welchem Umfang KI-basierende Spracher-
kennung und Sprachsteuerung in Verbin-
dung mit der digitalen Dokumentation zu
einer Reduzierung der Dokumentationszei-
ten im Pflegebereich führt. Insgesamt sollte
die Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit
des Pflegepersonals verbessert und die In-
novations- und Wettbewerbsfähigkeit von
Pflegeeinrichtungen gestärkt werden.
Schlussfolgerungen/Implikationen für
die Praxis
Für die praktische Umsetzung und Anwen-
dung der Projektergebnisse werden ein
Handlungsleitfaden und Checklisten entwi-
ckelt.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
29
Die Perspektive der Basis – Welche Berei-
che in der stationären Pflege können von
technischen Innovationen profitieren?
Jörn Krückeberg Medizinische Hochschule Hannover
Hannover, Deutschland
Maria Rutz Medizinische Hochschule Hannover
Hannover, Deutschland
Holger Hagen Hannover University of Applied Sciences
and Arts
Hannover, Deutschland
Nicole Hechtel Medizinische Hochschule Hannover
Hannover, Deutschland
Keywords
Pflegepraxiszentrum Hannover, Partizipa-
tion, Pflegetechnologien
Hintergrund
Im Rahmen des BMBF-geförderten Projek-
tes Pflegepraxiszentrum Hannover werden
innovative Technologien zur Unterstützung
von Pflegefachpersonen und zur Verbesse-
rung der Patientenversorgung auf einer un-
fallchirurgischen Normalstation der Medi-
zinischen Hochschule Hannover (MHH) in
den Pflegealltag integriert. Um die Pflege-
fachpersonen von Beginn an mit einzube-
ziehen wurde ein partizipatives Einfüh-
rungskonzept im Sinne der partizipativen
Technikentwicklung erarbeitet [1].
Methodik
Die Grundlage für das partizipative Einfüh-
rungskonzept bildet eine Baseline-Erhe-
bung, um die aktuelle Arbeitssituation auf
der Station zu erfassen und daraus den Be-
darf an technischen Lösungen abzuleiten
[2]. Als ein Instrument wurden Workshops
mit Pflegefachpersonen der Projektstation
durchgeführt. In diesem Rahmen wurden
folgende Themen diskutiert: Arbeitsabläufe
und Arbeitsorganisation (Schwerpunkt phy-
sische und psychische Belastung), Datener-
fassung und Dokumentation, sowie die
Qualität der Patientenversorgung. Die Dis-
kussionsbeiträge wurden in Anlehnung an
die Methode der Qualitativen Inhaltsana-
lyse aufgearbeitet [3].
Ergebnisse
Aus den Diskussionen mit den Pflegefach-
personen konnten insgesamt sechs Prob-
lemfelder identifiziert werden:
• Technische Ausstattung (z.B. Software
und Hardware)
• Patientenklientel (bezüglich Qualifikation
und Zeitaufwand)
• Arbeitsorganisation auf der Station (z. B.
Arbeitsabläufe und Laufwege)
• Arbeitsorganisation in der Klinik
• Bauliche Gegebenheiten
• Kommunikation mit ärztlichem Personal
Schlussfolgerungen
Von den identifizierten Problemfeldern eig-
nen sich für eine Unterstützung durch tech-
nische Innovationen insbesondere die Be-
reiche Technische Ausstattung und Arbeits-
organisation. Der Bereich Patientenklientel
eignet sich für eine technische Unterstüt-
zung in der Qualifikation von Pflegefach-
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
30
personen. Dahingegen muss auch festge-
stellt werden, dass die Bereiche Bauliche
Gegebenheiten und Kommunikation mit
dem ärztlichen Personal nur bedingt durch
technische Innovationen unterstützt werden
können. Aus den identifizierten Problem-
stellungen werden konkrete Pflegetechno-
logien als mögliche Unterstützung abgelei-
tet und im Rahmen von Innovations-
workshops diskutiert.
Literatur
[1] Compagna D, Derpmann S: Verfahren
partizipativer Technikentwicklung. Work-
ing Papers Kultur- und techniksoziologi-
sche Studien; Universität Duisburg-Essen
Campus Duisburg (Ed.). 2009
[2] Rutz M, Schmeer R, Krückeberg Jörn,
Meyenburg-Altwarg I, Dierks ML: PPZ-
Hannover – Methodische Überlegungen zur
Baseline-Erhebung. In: Boll S, Hein A, et
al., eds. Zukunft der Pflege: Tagungsband
der Clusterkonferenz 2018. 2018
[3] Mayring P: Einführung in die qualitative
Sozialforschung. Eine Anleitung zu qualita-
tivem Denken. S. 76f. 5. Auflage, Wein-
heim und Basel, Beltz Verlag. 2002
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
31
Innovative Technologien in der ambulan-
ten und stationären Pflege – Ergebnisse ei-
ner nationalen Bedarfsanalyse
Kathrin Seibert Universität Bremen, Institut für Public
Health und Pflegeforschung (IPP)
Bremen, Deutschland
Dominik Domhoff Universität Bremen, Institut für Public
Health und Pflegeforschung (IPP)
Bremen, Deutschland
Kai Huter Universität Bremen, SOCIUM - For-
schungszentrum Ungleichheit und Sozial-
politik
Bremen, Deutschland
Tobias Krick Universität Bremen, SOCIUM - For-
schungszentrum Ungleichheit und Sozial-
politik
Bremen, Deutschland
Heinz Rothgang Universität Bremen, SOCIUM – For-
schungszentrum Ungleichheit und Sozial-
politik
Bremen, Deutschland
Karin Wolf-Ostermann Universität Bremen, Institut für Public
Health und Pflegeforschung (IPP)
Bremen, Deutschland
Keywords
Pflegeinnovationszentrum, Innovative
Technologien, Bedarfsanalyse
Hintergrund / Fragestellung
Innovative Technologien für den Einsatz in
der pflegerischen Versorgung in Deutsch-
land sind zunehmend Gegenstand von Ent-
wicklungs-, Forschungs- und Fördervorha-
ben. Die Studie geht den Fragen nach, wel-
che neuen Technologien aktuell in Einrich-
tungen der ambulanten und stationären pfle-
gerischen Langzeit- und Akutversorgung in
Deutschland eingesetzt werden und wie
Pflegefach- und Leitungskräfte ihnen be-
kannte neue Technologien hinsichtlich der
Auswirkungen auf ihre tägliche Arbeit be-
werten. Weiter werden Gründe für die
Nicht-Nutzung neuer Technologien erfasst
und Bedarfe, Ansatzpunkte und Entwick-
lungspotenziale für den Einsatz neuer Tech-
nologien im Kontext der pflegerischen Ver-
sorgung ermittelt.
Methodik
In einem explanatorischen sequentiellen
mixed-methods Design wurden PFK in
mehr als 17.000 ambulanten und stationären
Pflegeeinrichtungen und ca. 1.800 Kran-
kenhäusern zur Teilnahme an einer Online-
Befragung eingeladen. Ergebnisse der On-
line-Befragung wurden in Fokusgruppen-
diskussionen vertiefend und kontrastierend
betrachtet.
Ergebnisse
Ergebnisse liegen zum Zeitpunkt des Kon-
gresses vor und werden settingspezifisch,
pflegesituationsspezifisch sowie technolo-
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
32
giespezifisch berichtet. Insbesondere wer-
den Ergebnisse zu Gründen für die Nicht-
Nutzung innovativer Technologien sowie
im Pflegealltag relevanten Problemstellun-
gen als mögliche Entwicklungs- und An-
wendungsfelder von Technologien darge-
stellt.
Schlussfolgerungen
Die Ergebnisse sollen für die Entwicklung
von technischen Lösungen und Implemen-
tierungsstrategien, die sich an den Bedarfen
von Pflegefachkräften und Leitungsperso-
nen orientieren, nutzbar sein.
Der Beitrag entstand im Rahmen des durch
das Bundesministerium für Bildung und
Forschung geförderten Projekts Pflegeinno-
vationszentrum, Förderkennzeichen
16SV7821.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
33
Entwicklung eines intelligenten Rollators
für die stationäre Langzeitpflege sowie
Forschungsimplikationen
Gerald M.O. Hönig TWT GmbH Science & Innovation
Deutschland
Barbara Weber-Fiori Hochschule Ravensburg-Weingarten, Insti-
tut für Angewandte Forschung
Ravensburg & Weingarten, Deutschland
Christopher Bonenberger Hochschule Ravensburg-Weingarten, Insti-
tut für Künstliche Intelligenz
Ravensburg & Weingarten, Deutschland
Benjamin Kathan Hochschule Ravensburg-Weingarten, Insti-
tut für Künstliche Intelligenz
Ravensburg & Weingarten, Deutschland
Wolfgang Ertel Hochschule Ravensburg-Weingarten, Insti-
tut für Künstliche Intelligenz
Ravensburg & Weingarten, Deutschland
Kai Braun
TWT GmbH Science & Innovation
Deutschland
Christian Balster TWT GmbH Science & Innovation
Deutschland
Thomas Piprek TWT GmbH Science & Innovation
Deutschland
Kai Storr TWT GmbH Science & Innovation
Deutschland
Georg Schlegel Liebenau Lebenswert Alter gemeinnützige
GmbH
Liebenau, Deutschland
Roland Hund Liebenau Lebenswert Alter gemeinnützige
GmbH
Liebenau, Deutschland
Joachim Hoppe Telocate GmbH
Deutschland
Daniel Reiser Reiser AG Maschinenbau
Veringenstadt, Deutschland
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
34
Maik Winter Hochschule Ravensburg-Weingarten, Insti-
tut für Angewandte Forschung
Ravensburg & Weingarten, Deutschland
Keywords
Autonomer Rollator, RABE, Indoor Navi-
gation, Mensch-Technik-Interaktion, elekt-
rische Motorunterstützung
Abstract
Ziel des interdisziplinären RABE-Projektes
ist, mit der Entwicklung eines intelligenten
Rollators, individuelle Mobilität und Si-
cherheit von Menschen mit physi-
schen/kognitiven Einschränkungen in stati-
onären Langzeitpflegeeinrichtungen zu
steigern, um zu einer autonomeren Lebens-
führung beizutragen sowie Pflegekräfte zu
entlasten. Insbesondere während betreu-
ungsintensiver Zeiten ist dies für Pflege-
kräfte von wesentlicher Bedeutung.
Bedarfsanalysen mittels verschiedener qua-
litativer Methoden mit Rollator nutzenden
Heimbewohner*innen (N=5), Pflegekräften
(N=12) und Expert*innen (N=2) aus den
Bereichen Rehabilitation und Physiothera-
pie mündeten in einen Anforderungskata-
log, der die erste Grundlage der technologi-
schen Entwicklungen für den RABE-Rolla-
tor darstellte.
Die Rollatorfähigkeit zum Abholen eines*r
Bewohners*in vom Bett dient der Sturzprä-
vention. Eine intelligente Sturzerkennung
und -meldung durch die Rollatorsensorik
verringert im Notfall die Zeit bis zum Ein-
treffen von Hilfe. Navigationshilfen inner-
und außerhalb von Pflegeeinrichtungen sol-
len neuen Bewohner*innen und/oder Nut-
zer*innen mit kognitiven Einschränkungen
dabei helfen, ihre Wege selbstständiger zu
finden. Der an herkömmlichen Rollatoren
nachrüstbare Elektroantrieb unterstützt in
einem den Pedelecs nachempfundenen
Fahrmodus beim Bewältigen längerer Stre-
cken oder Gefälle und Hindernisse. Darüber
hinaus werden Bedarfe von Parkinsonpati-
ent*innen mit einer Erkennung von Freeze-
of-Gait-Situationen adressiert, indem die
Blockade mittels akustischer und optischer
Reizgebung aufgehoben werden soll. Kurze
Strecken kann der RABE-Rollator auf Zu-
ruf durch den Einsatz von Pfadplanungsal-
gorithmen und Umgebungssensorik auto-
nom zurücklegen. Machine-Learning-Ver-
fahren dienen sowohl der Sprachbefehlser-
kennung als auch der Analyse der Verfas-
sung von Benutzer*innen auf Basis von
Sensordaten.
Nach einer Vorstellung der Funktionen des
RABE-Rollators und ihres Entwicklungs-
prozesses, werden in diesem Beitrag die ak-
tuellen Erkenntnisse zur Mensch-Maschi-
nen-Interaktion von Pflegebedürftigen mit
den RABE-Rollatorkomponenten aus er-
folgten Evaluationsstudien dargestellt so-
wie Empfehlungen für die interdisziplinäre
methodische und praktische Umsetzung
vergleichbar gelagerter Technologiepro-
jekte gegeben.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
35
Erster Vergleich von Eingabegeräten für
die Telemanipulation im Pflegekontext
Pascal Gliesche OFFIS - Institut für Informatik
Oldenburg, Deutschland
Max Pfingsthorn OFFIS - Institut für Informatik
Oldenburg, Deutschland
Christian Kowalski OFFIS - Institut für Informatik
Oldenburg, Deutschland
Sandra Drolshagen OFFIS - Institut für Informatik
Oldenburg, Deutschland
Tobias Krahn OFFIS - Institut für Informatik
Oldenburg, Deutschland
Andreas Hein OFFIS - Institut für Informatik
Oldenburg, Deutschland
Keywords
Robotik, Pflege, Pflegeinnovationszentrum,
Assistenzsysteme, Telemanipulation
Hintergrund / Fragestellung
Der Pflegenotstand erfordern innovative
technologische Lösungen, wie z. B. Robo-
teranwendungen.
Völlig autonom agierende Roboter im Be-
reich der Pflege sind in naher Zukunft nicht
realistisch. Daher müssen semiautonome
Systeme betrachtet werden, die von Pflege-
kräften gesteuert werden können.
Es gibt noch keine Erfahrungen mit wel-
chem Eingabegerät Pflegekräfte am besten
einen Manipulator steuern und damit bei
Aufgaben unterstützen können. Hier wer-
den in einer ersten Studie verschiedene im
Handel erhältliche Eingabegeräte vergli-
chen.
Methodik
Der Manipulator und dessen Bediener be-
finden sich in zwei unterschiedlichen Räu-
men. Der Bediener steuert aus der Perspek-
tive des von der Spitze des Manipulators
übertragenen Kamerabildes. Nach einer
Anlernphase bearbeiten die Nutzer zwei
Aufgaben zweimal (Anreichen einer Fern-
bedienung, Einstellen eines bestimmten
Bildes) mit jeweils allen vier Eingabegerä-
ten (Tastatur & Maus, XBOX Controller,
Novint Falcon 3D Haptic Controller und
3DConnexion SpaceMouse) in zufälliger
Reihenfolge. Dabei werden jeweils die Aus-
führungszeiten bestimmt. Gebrauchstaug-
lichkeit und Belastungen werden über Fra-
gebögen abgefragt.
Ergebnisse
Die Ergebnisse der Vorstudie zeigen, dass
mit dem Novint Falcon 3D Haptic Control-
ler die besten Ausführungszeiten erreicht
und die Tastatur & Maus am bedienbarsten
und am wenigsten belastend empfunden
werden. Nicht alle Probanden konnten mit
jedem Gerät jede Aufgabe erfolgreich bear-
beiten.
Schlussfolgerungen
Die Nutzer können nach einer kurzen An-
lernphase einen Manipulator sicher steuern.
Aufgrund der Ergebnisse der Vorstudie,
wird für die Studie geschlussfolgert, dass
die Untersuchung auf die zwei Geräte redu-
ziert wird, die die besten Ausführungszeiten
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
36
(Novint Falcon 3D Haptic Controller) und
die beste Gebrauchstauglichkeit (Tastatur &
Maus) hatten. Diese werden in der folgen-
den Studie näher untersucht.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
37
Intuitive Interaktion mit kooperativen As-
sistenzrobotern für das 3. und 4. Lebensal-
ter (KoBo34): Evaluation von Bedürfnissen
und Technikaffinität der Endnutzer/innen
Eva Jahn Technische Hochschule Rosenheim, Abtei-
lung Forschung und Entwicklung
Rosenheim, Deutschland
Julia Krause Technische Hochschule Rosenheim, Abtei-
lung Forschung und Entwicklung
Rosenheim, Deutschland
Martin Müller Technische Hochschule Rosenheim, Fakul-
tät für Angewandte Gesundheits- und Sozi-
alwissenschaft
Rosenheim, Deutschland
Keywords
Geriatronik, komplexe Intervention, koope-
rative Assistenzrobotik
Hintergrund und Ziele
Robotischen Systemen wird das Potential
zugesprochen, Aufgaben im Alltag älterer
Menschen zu übernehmen und dadurch ein
längeres autonomes Leben zu ermöglichen.
Als Grundlage für die technische Entwick-
lung eines humanoiden kooperativen Assis-
tenzroboters (KoBo) und die Planung von
Nutzerstudien werden die Bedürfnisse aus
Sicht aller Anspruchsberechtigten ermittelt.
Methode
KoBo ist eine komplexe Intervention und
wird gemäß dem Framework des UK-Medi-
cal-Research-Council (MRC) entwickelt
und evaluiert. Bewohnerbezogene Bedürf-
nisse hinsichtlich Einschränkungen in Akti-
vitäten und Teilhabe sowie potentieller Un-
terstützungsbedarf durch Technik wurden
mittels leitfadengestützter Einzel- und
Gruppeninterviews mit Pflegeheimbewoh-
nern/-innen und deren Angehörigen, Be-
schäftigten in Pflegeheimen, sowie Teilneh-
mern/-innen eines Seniorentreffs erhoben.
Datenanalyse der wortwörtlich transkribier-
ten Interviews erfolgte mittels inhaltlich
strukturierender qualitativer Inhaltsanalyse
basierend auf der Internationalen Klassifi-
kation von Funktionsfähigkeit, Behinde-
rung und Gesundheit.
Ergebnisse/ Diskussion
Studienteilnehmer/-innen wurden in zwei
Pflegeheimen und einem Seniorenzentrum
in Oberbayern rekrutiert. Insgesamt wurden
13 leitfadengestützte Einzel- und 10 Grup-
peninterviews mit Bewohnern/-innen
(n=25; 56,0% Frauen; Altersmittelwert 84,3
Jahre; SD 13,0), Angehörigen (n=13; 61,5%
F.; 65,1 J.; SD 12,7), Beschäftigten im Pfle-
geheim (n=14; 71,4% F.; 48,5 J.; SD 9,4)
und Teilnehmer/-innen eines Seniorentreffs
(n=19; 57,9% F.; 76,2 J.; SD 9,0) geführt.
Unterstützungspotenzial wurde insbeson-
dere in den Bereichen Mobilität, Selbstver-
sorgung (Gesundheitserhaltung/ -förde-
rung, Nahrungsaufnahme, Körperhygiene)
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
38
und häusliches Leben identifiziert. Steige-
rung der Mobilität, Unterstützung bei der
Gesundheitserhaltung/ -förderung und Ent-
lastung bei Aufgaben des häuslichen Le-
bens durch Technik sind für die Studienteil-
nehmer/-innen denkbar. Besondere Beden-
ken herrschen beim Einsatz im Zusammen-
hang mit der Körperpflege.
Die Untersuchungsergebnisse stellen die
Grundlage für die Entwicklung von Szena-
rien für die technische Weiterentwicklung,
sowie die Entwicklung von Evaluations-
und Implementierungskonzepten dar.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
39
WORK IN PROGRESS - A QUALITA-
TIVE VIEW ON ELDERLY PEOPLE IN-
TERACTING WITH A HEALTHCARE
ROBOT IN THEIR NATURAL ENVI-
RONMENT
Alina Gasser F&P Robotics
Optikon, Schweiz
Claudia Möller Agaplesion gAG
Frankfurt, Deutschland
Keywords
HRI, anthropomorphism, elderly,
healthcare robot, field study, longterm
Background
The concept of robots in health care has
spread rapidly in the past few years and first
robots are being deployed long-term. The
objective of this study is to investigate the
perception and changes in perception of a
robot called Lio over a time period of at
least three months.
Method
Lio is a flexible robotic arm on a mobile
platform. Project Calliope is starting in June
this year and is planned for six months. Dur-
ing this time interactions with Lio will be
integrated in the everyday life of elderly
people. The effect on anthropomorphism
rating over time will be evaluated with
semi-structured interviews and the God-
speed Questionnaire Series (GQS). The
GQS in the HRI community is used to eval-
uate the perception of social interactions
with robots and consists of five scales that
are relevant to evaluate the perception of
(social) Human-Robot Interaction. The
scales are Anthropomorphism, Animacy,
Likeability, Perceived Intelligence, and Per-
ceived Safety. Six to eight (N=6-8) adults
aged around 85 living at the Agaplesion
Bethanien Diakonie gGmbH will partici-
pate in a between-subject design, taking
place in their natural environment.
Results
This is a follow up to a controlled experi-
ment with a between-subject design from
two years ago, where seventeen (N=17)
adults aged from 70 to 96 years (mean 85),
recruited from local assisted living resi-
dences participated in a controlled experi-
ment with a between-subject design in
which they completed two cooperative
tasks with Lio. Participants saw many ben-
efits and applications for healthcare robots,
but had concerns around such topics as the
loss of personal care.
Implications
Individual attitudes and emotions regarding
robots in general are likely to influence fu-
ture acceptance of their introduction into
health care processes. We would like to pre-
sent a progress report at the conference.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
40
Praxistransfer Pflegetechnologie: Bil-
dungsbedarfe professionell Pflegender
Andrea Paul Universität Oldenburg
Oldenburg, Deutschland
Hannah Bongartz Hanse Institut Oldenburg
Oldenburg, Deutschland
Frauke Wiedermann Hanse Institut Oldenburg
Oldenburg, Deutschland
Julia Gockel Universität Oldenburg
Oldenburg, Deutschland
Keywords
BMBF Pflegeinnovationszentrum (PIZ),
Bedarfsanalyse, Bildungsangebote, Pflege-
technologie, Praxistransfer
Abstract
Technische Unterstützungssysteme und
pflegespezifische Informationstechnolo-
gien sind vielfach im Pflegealltag der unter-
schiedlichen Versorgungssettings ange-
kommen. Um mit der rasanten Technikent-
wicklung Schritt zu halten steht die Praxis
vor der Herausforderung Pflegekräfte lau-
fend im Umgang mit neuen Technologien
zu schulen und weiterzubilden. Diese Stu-
die erhebt den aktuellen Stand an Bildungs-
angeboten sowie den tatsächlichen Bedarf
aus Sicht der Bildungsinstitutionen.
In einer qualitativen Studie wurden Exper-
teninterviews mit Lehrenden und Bildungs-
einrichtungsleitenden im Bereich Pflege ge-
führt und hinsichtlich des aktuellen Stands
und der Bedarfe an Bildungsangeboten be-
züglich Technik in der Pflege ausgewertet.
Aus Sicht der Bildungseinrichtungen sind
die bestehenden Schulungsangebote häufig
zu wenig an die Zielgruppe angepasst oder
fehlen ganz. Weitere Hürden sind die ra-
sante Technikentwicklung, gesetzliche Vor-
gaben und die mangelnde Zeit für (Weiter-
)Bildung. Inhaltlich sollen die Themenbe-
reiche EDV und Dokumentation ausgewei-
tet werden. Auch im Bereich der Pflegein-
formatik, der Technikgrundlagen und der
Ethik werden Bedarfe gesehen. Die fachli-
chen Grundlagen sollten bereits in der Aus-
bildung vermittelt und in Weiterbildung
und Studium vertieft werden. Für die modu-
lar strukturierten und interdisziplinären
Lerninhalte werden zukünftig Lernplattfor-
men, VR und Simulationspuppen bzw. –pa-
tienten gewünscht.
Die schnelle Entwicklung innovativer
Technologien im Bereich Pflege und Medi-
zin erfordert angepasste Bildungsangebote
um den Transfer in die Praxis und einen si-
cheren Umgang mit der Technik zu gewähr-
leisten. Zukünftige Qualifizierungskon-
zepte sollen eine Integration fachthemati-
scher Grundlagen in die Curricula der be-
ruflichen und hochschulischen Bildung be-
inhalten. Vielfältige Angebotsformate wer-
den benötigt, um dieser in ihrer Alters- und
Qualifikationsstruktur heterogenen Berufs-
gruppe der professionell Pflegenden zu ent-
sprechen. Auf die durch Digitalisierung und
Technisierung veränderten Arbeitsprozesse
und professionellen Rollen sollen zuneh-
mend interdisziplinäre Bildungsangebote
vorbereiten.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
41
Pflege 4.0 – Veränderte Arbeitsprozesse
und deren Bedeutung für die berufliche
Bildung
Karoline Malchus Fachhochschule Bielefeld
Bielefeld, Deutschland
Joscha Heinze Fachhochschule Bielefeld
Bielefeld, Deutschland
Marisa Kaufhold Fachhochschule Bielefeld
Bielefeld, Deutschland
Keywords
Digitalisierung, Pflege 4.0, berufliche Bil-
dung, Professionalisierung beruflichen Bil-
dungspersonals, Forschungsprojekt Hu-
manTec
Hintergrund/Fragestellung
Der zunehmende Einsatz digitaler Techno-
logien im Gesundheitswesen verändert die
Arbeitsaufgaben und abläufe des Pflegeper-
sonals. Damit dieses in der Lage ist, zum ei-
nen Aufgaben und Abläufe anforderungsge-
recht durchzuführen und zum anderen Ent-
scheidungs- und Veränderungsprozesse
mitzugestalten, bedarf es entsprechender
Angebote der Aus-, Fort- und Weiterbil-
dung. Für die adäquate Gestaltung solcher
Angebote benötigt das berufliche Bildungs-
personal Kenntnisse darüber, wie die Ver-
änderungen in spezifischen Arbeitskontex-
ten genau aussehen und welche Kompe-
tenzanforderungen an das Personal damit
einhergehen. Hierzu liegen bisher erst in
Ansätzen Forschungserkenntnisse vor. Vor
diesem Hintergrund werden im Projekt Hu-
manTec Fallstudien zu veränderten Arbeits-
prozessen infolge des Einsatzes digitaler
Technologien im Gesundheitswesen durch-
geführt.
Methodik
Es werden zwei Anwendungsfelder digita-
ler Technologien in zwei Einrichtungen der
stationären Altenpflege in den Blick ge-
nommen, von denen anzunehmen ist, dass
deren praktische Relevanz zukünftig weiter
zunehmen wird (mobile elektronische Pfle-
gedokumentation, Televisite). Im Rahmen
der Fallstudien werden leitfadengestützte
Interviews, Arbeitsprozessanalysen und
Workshops durchgeführt.
Ergebnisse
Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass ar-
beitsprozessbezogene Veränderungen und
deren Auswirkungen auf die Anforderun-
gen an die Beschäftigten je nach Anwen-
dungsfeld divergieren. Dies betrifft bei-
spielsweise räumliche und zeitliche As-
pekte sowie die Kommunikation zwischen
den Akteuren.
Schlussfolgerungen/Implikationen für
die Praxis
Dieser Beitrag liefert wichtige Erkenntnisse
in einem bislang wenig erforschten, aber zu-
nehmend bedeutsamer werdenden Hand-
lungsfeld. Darüber hinaus fließen sie im
Projekt HumanTec in die curriculare Aus-
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
42
gestaltung wissenschaftlicher Weiterbil-
dungsangebote für berufliches Bildungsper-
sonal ein.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
43
Pensionisten-Wohnhaus 4.0 - Unterstüt-
zung durch eine eigene Abteilung "Digitale
Entwicklungen"
Petra Bittgen Kuratorium Wiener Pensionisten Wohnhäuser
Wien, Österreich
Keywords
Interdisziplinär, Digitalisierung, Pflege und
Betreuungsplanung, Mensch-Technik-In-
teraktion
Hintergrund/Fragestellung Das Kuratorium Wiener Pensionisten-
Wohnhäuser (KWP) ist mit 8900 Pflege-
und Wohnplätze der größte Anbieter von
Senior*innenbetreuung in Österreich.
Zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen
der Mitarbeiter*innen aus Pflege und Be-
treuung sowie zur Gewährleistung einer
zeitgemäßen Versorgungsqualität wird auf
ein elektronisches Dokumentationssystem,
begleitet durch interne Trainer*innen, um-
gestellt. Es zeigte sich, dass nur durch eine
enge Einbindung der Anwender*innen digi-
tale Veränderungen positiv angenommen
werden können und somit "Arbeit 4.0" in
Pflege und Betreuung ankommt. Diese enge
Zusammenarbeit wird auch für weitere Di-
gitalisierungsvorhaben im Unternehmen
genutzt [1].
Inwieweit kann die Implementierung einer
unternehmensinternen Abteilung zur digita-
len Entwicklung die Mensch-Technik-In-
teraktion aus Mitarbeiter*innenperspektive
unterstützen?
Methodik Seit Anfang 2018 wurden insgesamt über
1.400 Mitarbeiter*innen verschiedener Be-
rufsgruppen wie z.B. Fachsozialbe-
treuer*innen, Heimhilfen, Service- und Kü-
chenpersonal geschult. Zur Anpassung
wurde das Programm von leitfadenbasierten
Interviews begleitet.
Um zukünftige digitale Unterstützungsbe-
darfe herauszufiltern, nahmen 28 Mitarbei-
ter*innen unterschiedlicher Berufsgruppen
an 4 Fokusgruppen teil. Daraus entstande-
nen Transkripte wurden mit einer abgeän-
derten Form des ‚meaning condensation' [2]
analysiert.
Ergebnisse Die Fokusgruppen ergaben, dass eine Vor-
Ort-Unterstützung von unternehmenskun-
digen Trainer*innen, die Inhalte aufgreifen,
den Transfer "vom Alten ins Neue" unter-
stützen und Orientierung bzw. Struktur ge-
ben, essentiell sind. Weiters betonen die
Teilnehmer*innen die Wichtigkeit von Par-
tizipation, Aufwertung und digitaler Kom-
petenzerweiterung durch die neu gegrün-
dete Abteilung.
Schlussfolgerungen/Implikationen für
die Praxis Die Arbeit 4.0 muss in die interaktive Ar-
beitssituation, also in den Arbeitsalltag der
Mitarbeiter*innen hineinpassen und von
dort aus entwickelt werden [3]. Konkret
geht es um die passende Mensch-Technik-
Interaktion [4], mit denen sich die neu ge-
gründete Abteilung auseinandersetzt. Bei-
spielsweise sind Themen wie "Digitale Ein-
bindung von An- und Zugehörigen und ex-
ternen Ärzt*innen sowie Sprachsteuerungs-
funktionen" in dieser Abteilung angesiedelt.
Literatur [1] Kang HJ, Han J, Kwon GH. An Ecolog-
ical Approach to Smart Homes for Health
Care Services: Conceptual Framework of a
Smart Servicescape Wheel. JMIR Mhealth
Uhealth. 2019;7:e12425.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
44
[2] Kvale S. An Introduction to Qualitative
Research Interviewing. California: SAGE
Publications; 2006.
[3] Digitalisierung im Krankenhaus. Mehr
Technik - bessere Arbeit? [Internet]. Hans
Böckler Stiftung. 2017 [cited 05.04.2018].
Available from: https://www.boeck-
ler.de/5248.htm?produkt=HBS-006759.
[4] Hielscher V, Nock L, Kirchen-Peters S.
Technikeinsatz in der Altenpflege. For-
schung aus der Hans-Böckler-Stiftung. Ba-
den-Baden: edition sigma in der Nomos
Verlagsgesellschaft; 2015.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
45
Entwicklung eines telemetrisch multisen-
sorischen Dekubitus-Prophylaxe-Systems
unter Berücksichtigung ethischer, rechtli-
cher und sozialer Implikationen (ELSI)
Sandra Korge Björn Schulz Stiftung
Deutschland
Milena, Dr. Bister Humboldt Universität zu Berlin
Berlin, Deutschland
Natalie Jankowski TU Berlin
Berlin, Deutschland
Simon Gallinger TU Berlin
Berlin, Deutschland
Astrid Trachterna GETEMED
Berlin, Deutschland
Keywords
DekuProSys, ELSI, Dekubitusprophyl-
axesystem
Hintergrund und Problemstellung
Dekubitus-Ulzerationen stellen eine der
häufigsten Begleiterscheinungen im Be-
reich der Palliativversorgung von Kindern
und Erwachsenen dar. Für Pflegende ent-
steht häufig ein Konfliktfeld, wenn sie De-
kubitus vermeiden und die Wünsche und
Bedürfnisse der Patient*innen zur Sicher-
stellung einer möglichst hohen Lebensqua-
lität gleichwertig in den Pflegeprozess in-
tegrieren wollen. Im Projekt „DekuProSys“
wird ein sensorgestütztes Dekubitus-Pro-
phylaxe-System für Pflegende in der ambu-
lanten und stationären Palliativversorgung
entwickelt. Ethische, rechtliche und soziale
Implikationen (ESLI) werden bei der Ent-
wicklung des Systems kontinuierlich be-
rücksichtigt.
Methodik
Basierend auf Ergebnissen der sozialwis-
senschaftlichen Begleitforschung und unter
dem Einsatz verschiedener Methoden wie
teilnehmende Beobachtung, leitfadenge-
stützte Interviews und Fokusgruppen wur-
den innerhalb des interdisziplinären Pro-
jektteams ethische, soziale und technische
Anforderungen für das System diskutiert.
Anschließend wurde ein strukturierter und
unter Prof. Manzeschke angeleiteter Work-
shop nach dem Modell zur ethischen Evalu-
ation soziotechnischer Arrangements
(MEESTAR) durchgeführt. Ziel dieses
Workshops war es, konkrete projektspezifi-
sche Empfehlungen für den Projektverlauf
abzuleiten. Dabei wurden die sieben ethi-
schen Dimensionen der Fürsorge, Selbstbe-
stimmung, Sicherheit, Gerechtigkeit, Pri-
vatheit, Teilhabe und Selbstverständnis auf
den Ebenen des Individuums, der Organisa-
tion und Gesellschaft diskutiert und in den
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
46
Stufen von ethisch unbedenklich bis ethisch
unvertretbar hierarchisiert.
Ergebnisse
Das Dekubitus-Prophylaxe-System soll
professionell und informell Pflegende bei
der Durchführung der Dekubitusprophylaxe
innerhalb der Palliativversorgung unterstüt-
zen, indem Anwender*innen zusätzliche In-
formationen bezüglich des Dekubitusrisi-
kos erhalten und in deren Entscheidungsfin-
dung unterstützt werden. Pflegerische
Kompetenzen sollen gefördert und nicht re-
duziert werden. Das System darf für Pfle-
gende keine Belastung darstellen und kei-
nen Antwortzwang hervorrufen. Qualitäts-
kriterien bezüglich der Anwendbarkeit, Si-
cherheit, Privatheit, Datensicherheit und
Datensparsamkeit sowie Finanzierbarkeit
sind zu erfüllen, damit Pflegende das Unter-
stützungssystem akzeptieren und sinnvoll in
den Pflegealltag integrieren können.
Schlussfolgerung
Die sozialwissenschaftliche Begleitfor-
schung, der Einsatz der verschiedenen Me-
thoden wie teilnehmende Beobachtung,
leitfadengestützte Interviews und Fokus-
gruppen sowie der strukturierte und ange-
leitete MEESTAR-Workshop innerhalb des
interdisziplinären Projektteams, stellen eine
geeignete Vorgehensweise dar, um sich mit
der Thematik der ethischen, rechtlichen und
soziotechnischen Anforderungen im der
Technikentwicklung und –gestaltung.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
47
Technologiebasiertes Kommunikationstrai-
ning für Menschen mit erworbenen Hirn-
schädigungen: Ethische, rechtliche und so-
ziale Implikationen
Felix Tirschmann Evangelische Hochschule Ludwigsburg
Ludwigsburg, Deutschland
Kirsten Brukamp Evangelische Hochschule Ludwigsburg
Ludwigsburg, Deutschland
Keywords
Forschungs- und Entwicklungsprojekt Neu-
roCommTrainer, Gehirn-Computer-
Schnittstelle, Pflege von Menschen mit er-
worbenen Hirnschädigungen, Ethi-
sche/rechtliche/soziale Implikatio-
nen(ELSI), Qualitative Inhaltsanalyse
Hintergrund/Fragestellung
Menschen mit erworbenen Hirnschädigun-
gen können ihre Bedürfnisse weder verbal
noch klassisch nonverbal kommunizieren.
Durch Forschung an Gehirn-Computer-
Schnittstellen als innovativen Neurotechno-
logien soll die Kommunikationsfähigkeit
von Menschen mit erworbenen Hirnschädi-
gungen trainiert werden. Die Anbahnung
von Kommunikation und die Befähigung
zur Teilhabe sind Ziele, die im interdiszip-
linären Forschungs- und Entwicklungspro-
jekt NeuroCommTrainer erreicht werden
sollen. Die ethischen, rechtlichen und sozi-
alen Implikationen, die im Kontext von For-
schung und Training entstehen, sind Gegen-
stand qualitativer Ethikstudien.
Methodik
Im interdisziplinären Verbundprojekt Neu-
roCommTrainer werden qualitative Ethik-
studien zur Lebenssituation von Menschen
mit erworbenen Hirnschädigungen in einer
kooperierenden Pflegeeinrichtung durchge-
führt. Spezifische Ethikrisiken wie mögli-
che Lösungswege werden unter Verwen-
dung inhaltsanalytischer Verfahren sichtbar
gemacht.
Ergebnisse
Die inhaltsanalytische Auswertung der Er-
gebnisse demonstriert, welche ethischen
Prinzipien im Kontext von Forschung und
Training durch die Einhaltung ethischer
Standards berücksichtigt werden und wel-
che ethischen Prinzipien nach spezifischen
Lösungen verlangen. Kodifizierte Verfah-
ren, wie die Prüfung durch Forschungs-
ethikkommissionen und die informierte
Einwilligung, wirken risikomindernd, ins-
besondere im Hinblick auf die Autonomie-
und Gerechtigkeits-Prinzipien. Die Berück-
sichtigung sozialer Aspekte, wie achtsamer
Umgang mit Menschen in soziotechnischen
Settings und Einhaltung individuell abge-
stimmter Ruhephasen, sorgt dafür, dass die
Prinzipien der Fürsorge und des Nicht-
Schadens eingehalten werden.
Schlussfolgerungen/Implikationen für
die Praxis
Die Auswertung qualitativer Ethikstudien
liefert wichtige Informationen zur Wahr-
nehmung von Interaktionsmöglichkeiten
und -fähigkeiten bei Menschen mit erwor-
benen Hirnschädigungen. Diese Informati-
onen können zur Prüfung auf Umsetzung
ethischer Prinzipien im Pflege- und For-
schungskontext genutzt werden. Künftige
Forschungsprojekte mit Menschen mit er-
worbenen Hirnschädigungen können auf
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
48
diesen Untersuchungsergebnissen auf-
bauen. Möglicherweise könnten die aufge-
zeigten Lösungsvarianten gruppenspezifi-
scher Ethikkonflikte auch in ähnlich gela-
gerten Forschungskontexten gelingen.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
49
Risikobeurteilung eines robotischen Assis-
tenzsystems zur Unterstützung von Men-
schen mit Amyotropher Lateralsklerose
Robert Klebbe Forschungsgruppe Geriatrie, Charité - Uni-
versitätsmedizin Berlin
Berlin, Deutschland
Cornelia Eicher Forschungsgruppe Geriatrie, Charité - Uni-
versitätsmedizin Berlin
Berlin, Deutschland
Silvana Sacco Evangelische Hochschule Ludwigsburg
Ludwigsburg, Deutschland
Jennifer Zeilfelder FZI Forschungszentrum Informatik
Karlsruhe, Deutschland
Marius Greuèl Pflegewerk Managementgesellschaft mbH
Berlin, Deutschland
Keywords
Forschungsprojekt ROBINA, Robotik-ge-
stütztes Assistenzsystem, Sicherheitsbeur-
teilung, Mensch-Maschine Interaktion
Abstract
Die rasanten technologischen Fortschritte
im Bereich der Robotik eröffnen dieser viel-
fältige Anwendungsfelder auch außerhalb
des industriellen Bereiches. In der Gesund-
heitswirtschaft werden ihre Potentiale ins-
besondere vor dem Hintergrund des drohen-
den Fachkräftemangels und des gleichzeitig
steigenden Bedarfs an Pflege- und Gesund-
heitsleistungen thematisiert. Insgesamt be-
trachtet befindet sich die Robotikforschung
im Gesundheitswesen noch in einem frühen
Entwicklungsstadium, sodass sich aktuell
die Mehrzahl der Systeme im Konzept-
bzw. Pilotstadium befinden. Eine besondere
Herausforderung besteht dabei in der For-
schung zu menschennahen Anwendungsge-
bieten, in deren Zusammenhang eine zuver-
lässige, unmittelbare körperliche Interak-
tion sowie eine damit verbundene Unver-
sehrtheit der Menschen und involvierten
Gegenstände zentrale Anforderungen bil-
den. Diesem Forschungsschwerpunkt wird
im BMBF-geförderten Projekt ROBINA
nachgegangen, in dem ein Roboterarm zur
Unterstützung von ALS-Patienten bei Akti-
vitäten des täglichen Lebens (ATL) entwi-
ckelt wird. Für die angestrebte klinische Te-
stung des entwickelten Gesamtsystems
wurde eine Risikobeurteilung nach Maß-
gabe der ISO 12100 durchgeführt. Ziel die-
ser Untersuchung war es, potentielle Ge-
fährdungen für den Nutzer zu identifizieren,
hinsichtlich ihres Gefahrenpotentials einzu-
schätzen sowie Maßnahmen zur Minderung
von Risiken festzulegen. Ausgehend von ei-
ner Beschreibung der geplanten Evaluati-
onsszenarien präsentieren wir unsere Vor-
gehensweise im Rahmen der Risikoanalyse
sowie die Implikationen der erarbeiteten
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
50
Lösungsmaßnahmen. Wesentliche Erkennt-
nisse bestanden dabei in dem Detailierungs-
grad der Betrachtung, der über das verwen-
dete robotische System hinausgehend
ebenso Bestandteile und Eigenschaften des
Evaluationskontextes miteinschloss. Als
Implikationen für die Praxis lassen sich so-
wohl die Erkenntnisse aus dem Einsatz des
verwendeten Evaluationstools, relevante
Gefährdungsbereiche bei körpernahen
Funktionen sowie Anforderungen an die
Evaluationsumgebung benennen. Ziel ist es
u.a., für einen verantwortungsvollen Um-
gang mit Robotik zu sensibilisieren und
mögliche Herangehensweisen aufzuzeigen.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
51
Sensorbasierte Alarmierungssysteme im
„Service-Wohnen“ – Chancen und Risiken
aus Sicht von Personal und Bewohner*in-
nen
Lilli Bauer Hochschule Ravensburg-Weingarten, IAF
- Institut für Angewandte Forschung
Ravensburg, Deutschland
Barbera Weber-Fiori Hochschule Ravensburg-Weingarten, IAF
- Institut für Angewandte Forschung
Ravensburg, Deutschland
Prof. Dr. Maik H.-J. Winter Hochschule Ravensburg-Weingarten, IAF
- Institut für Angewandte Forschung
Ravensburg, Deutschland
Keywords
IBH Living Lab AAL, Sensorbasiertes
Alarmierungssystem, Selbstständiges Woh-
nen im Alter, Ambient Assisted Living
Hintergrund/Fragestellung
Die Aufrechterhaltung einer möglichst
selbstständigen Lebensführung gewinnt im
Alter zunehmend an Bedeutung [1]. Dabei
werden AAL-Technologien vielfältige Po-
tentiale zugeschrieben, unabhängig davon,
ob sie in Privatwohnungen oder neuen
Wohn- und Versorgungskonzepten zur An-
wendung kommen.
Neben Chancen birgt der Technikeinsatz je-
doch auch Risiken, die frühzeitig erkannt
werden sollten [2], um nicht intendierte Fol-
gen zu verhindern.
Im Fall des „Service-Wohnens“ im Alter
stellt sich zudem die Frage, wie die zwei
zentralen Nutzer*innengruppen dieser
AAL-Technologie das Chancen-Risiken-
Verhältnis aus ihren je unterschiedlichen
Perspektiven beurteilen.
Methodik
Zur Beantwortung dieser Fragestellung
wurde ein zweistufiges, exploratives Ver-
fahren realisiert: (1) eine Fokusgruppendis-
kussion (n=4) mit Beschäftigten (29-61 J.),
darunter Sozialdienst, Pflegedienstleitung,
Bereichs- und Fachbereichsleitung, sowie
(2) leitfadengestützte Interviews (n=10) mit
Bewohner*innen (77-96 J.; w=8, m=2). Die
Datenauswertung erfolgte inhaltsanalytisch
nach Kuckartz (2010).
Ergebnisse
Es zeigt sich, dass das sensorbasierte Alar-
mierungssystem trotz seltener Notfallsitua-
tionen einen Beitrag zum Sicherheitsemp-
finden der Bewohner*innen leistet und wird
aus Bewohner*innenperspektive insbeson-
dere für das eigenständige Leben im Alter
positiv bewertet. Die künftige Anpassung
der Technik an individualisierte Tagespro-
file der Bewohner*innen wird allerdings
aus Personalperspektive als ethische Grat-
wanderung zwischen Sicherheit, Selbstbe-
stimmung und Kontrolle erachtet.
Schlussfolgerungen
Dem sensorbasierten Alarmierungssystem
werden auch in dieser Studie Potentiale zur
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
52
Sicherung eines möglichst langen, selbstän-
digen Lebens zugeschrieben [3], sodass
Chancen für die Verzögerung einer Über-
siedlung in die stationäre Langzeitpflege
bestehen [4]. In Hinblick auf eine sensiblere
Konfiguration der Technik werden laut Per-
sonal jedoch potentielle Risiken erkannt,
die eine Standardisierung sowie Diszipli-
nierung des Lebens im Alter bedeuten
könnten [5]. Insgesamt werden der AAL-
Technologie aus beiden Perspektiven mehr
Chancen als Risiken zugeschrieben.
Literatur
[1] BMFSFJ (Hg.) (2017): Länger zuhause
leben. Ein Wegweiser für das Wohnen im
Alter. Berlin.
[2] Manzeschke, Arne; Assadi, Galia
(2018): Eine ethische Herausforderung. Die
Technisierung von Medizin und Pflege. In:
Herrmann Löffler, Damaris Schmitt und
France Zimmermann (Hg.): Dr. med. Ma-
buse Zeitschrift für alle Gesundheitsberufe.
Technik (43), S. 22–25.
[3] Piazolo, Felix; Ates, Nesrin; Kathrein,
Judith; Förster, Kristina (2018): Smartes
Wohnen im Alter. Ein Orchester der Ak-
teure. In: Wirtschaftsinformatik & Manage-
ment 10 (4), S. 66–77.
[4] Gersch, Martin; Hewig, Michael (2012):
AAL-Geschäftsmodelle im Gesundheits-
wesen - Eine empirisch gestützte Typologie
relevanter Grundtypen ökonomischer Akti-
vitäten zur Nutzung von Ambient Assisted
Living in sich verändernden Wertschöp-
fungsketten. In: Martin Gersch, Joachim
Liesenfeld und Azadeh Amini (Hg.): AAL-
und E-Health-Geschäftsmodelle. Technolo-
gie und Dienstleistungen im demografi-
schen Wandel und in sich verändernden
Wertschöpfungsarchitekturen. 1. Aufl.
Wiesbaden: Gabler Verlag (Gabler Rese-
arch), S. 3–26.
[5] Kollewe, Carolin (2018): Aktiv im Al-
ter? Wie Ambient Assisted Living das All-
tagsleben älterer und alter Menschen beein-
flusst. In: Dr. med. Mabuse Zeitschrift für
alle Gesundheitsberufe, S. 26–28.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
53
Caring Community Living Lab: ein neuer
Ansatz für die Langzeit-Versorgung zu-
hause
Heidi Kaspar Careum Hochschule Gesundheit
Zürich, Schweiz
Claudia Müller Careum Hochschule Gesundheit
Zürich, Schweiz
Katharina Pelzelmayer Careum Hochschule Gesundheit
Zürich, Schweiz
Karin van Holten Careum Hochschule Gesundheit
Zürich, Schweiz
Keywords
Caring Community Living Labs (CareCom-
Labs), Co-Design, Long-term care, Home
care, participatory research
Abstract
Viele Menschen wollen zuhause wohnen –
auch wenn sie aufgrund von Krankheit, Al-
ter oder Behinderung auf umfassende Hilfe
oder Unterstützung angewiesen sind
(Lamura et al. 2006; Otto et al. 2015). Unter
dem Leitsatz «ambulant vor stationär» trägt
die Schweizer Gesundheitspolitik diesem
Bedürfnis Rechnung. Die Umsetzung ist al-
lerdings lückenhaft und nicht nachhaltig.
Die Sorgearbeit zuhause geht weit über
Pflege hinaus; Haushalt und soziale Teil-
habe sind für die Langzeit-Versorgung zu-
hause essentiell (Wächter et al. 2015). Sie
werden aktuell primär von Angehörigen ge-
leistet, die damit oft ihre eigene Gesundheit
riskieren (van Holten et al. 2013).
Wir stellen in diesem Beitrag einen innova-
tiven Ansatz vor, der zwei aktuelle Lö-
sungsansätze für die technologisch ge-
stützte Langzeitpflege zuhause vereint:
- «Caring Communities» ist ein Konzept,
das Sorgearbeit als Gemeinschaftswerk ver-
steht (Klie 2016). Es bietet Orientierungen
zur Umsetzung von Sorge-Netzwerken, die
verschiedenste Akteur/innen auf lokaler
Ebene zusammenbringen, damit Sorgear-
beit und Menschen, die Unterstützung be-
nötigen, im Zentrum von Gemeinschaften
stehen, statt am Rande.
- «Living Lab» bezeichnet eine Lern- und
Explorationsumgebung, in der sich die Ge-
staltung und Evaluation digitaler Lösungen
mit End-Nutzenden vollzieht (Ogonowski
et al., 2018). Co-Design und Testen im und
am Alltag sind zentrale Elemente.
Beide Ansätze arbeiten mit qualitativ-empi-
rischen und Aktionsforschungs-orientierten
Methoden.
Der Caring Community Living Lab-Ansatz
wird gegenwärtig in einem dreijährigen pra-
xisnahen Forschungsprojekt erprobt. Wir
stellen in diesem Beitrag das geplante Vor-
gehen zur Umsetzung solcher neuer Mo-
delle auf lokaler Ebene vor, erläutern das
Potenzial des Ansatzes zur sozialen und
technischen Innovation für die umfassende
Gesundheitsversorgung zuhause und be-
schreiben Risiken und Hürden.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
54
BeHome: Für ein selbstbestimmtes und si-
cheres Wohnen
Arno Elmer Better@Home Service GmbH
Berlin, Deutschland
Keywords
Digitale Assistenzsysteme, AAL, altersge-
rechtes Wohnen, Vereinbarkeit von Beruf
und Pflege, länger zu Hause wohnen
Abstracts
Bedingt durch Entwicklungen wie
demografischer Wandel,
Mangel an Fachkräften insbesondere Pfle-
gekräften sowie ärztlicher Versorgung,
Singularisierung (immer mehr allein woh-
nende Senioren),
Urbanisierung
weiter steigender Kostendruck für die So-
zialversicherungssysteme,
dem Wunsch älterer Menschen, ihren Le-
bensabend im gewohnten und sozialen
Umfeld
Digitalisierung, d.h. zunehmende Verfüg-
barkeit von leistungsfähiger und
preisgünstiger Hard- und Software sowie
notwendiger Bandbreiten zur
Datenübertragung
zunehmende technische Affinität in der
Bevölkerung
gibt es einen ständig wachsenden Bedarf
und eine Nachfrage nach technikgestützten
Konzepten, die es älteren und hilfs- bzw.
pflegebedürftigen Menschen ermöglichen,
so lange wie möglich sicher und selbstbe-
stimmt in Würde zu Hause
wohnen zu bleiben.
Obwohl der Markt groß ist (es gibt allein ca.
3,4 Millionen pflegebedürftige
Menschen in Deutschland, von denen 75%
zu Hause versorgt werden) und der
Bedarf ständig steigt, gibt es bisher wenig
erfolgreiche Anbieter oder
flächendeckend verfügbare Lösungen.
BeHome bietet eine innovative Komplettlö-
sung, die es älteren und hilfe- bzw.
pflegebedürftigen Menschen ermöglicht,
länger und besser zu Hause zu leben.
BeHome bietet als einziges Unternehmen in
Deutschland eine zuverlässige
Lösungsplattform für altersgerechtes Woh-
nen mit digitalen Assistenzsystemen
inklusive eines umfassenden Dienstleis-
tungsangebotes aus einer Hand. Wir
kombinieren bewährte Produkte und Ser-
vices unserer Partnerunternehmen, die
kundenspezifisch konfiguriert werden kön-
nen. Dies schafft höhere Sicherheit und
vereinfachte Kommunikationsmöglichkei-
ten zwischen Bewohner und dem
sozialen Umfeld, ohne in Notsituationen auf
proaktives Mitwirken des
Pflegebedürftigen angewiesen zu sein. Da-
bei ergeben sich neue und nachhaltige
Geschäfts- und Versorgungsmodelle für
Wohnungsunternehmen, Kranken- und
Pflegekassen, Arbeitgeber, Städte und
Kommunen sowie ambulante oder teil-
/stationäre Pflegeeinrichtungen.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
55
Einsatz von Robotik im Gesundheitswesen:
Mehrwerte – Einsatzszenarien – Treiber
und Hemmnisse
Marija Radic Fraunhofer-Zentrum für Internationales
Management und Wissensökonomie,
Fraunhofer IMW
Leipzig, Deutschland
Agnes Vosen Fraunhofer-Zentrum für Internationales
Management und Wissensökonomie,
Fraunhofer IMW
Leipzig, Deutschland
Birgit Graf Fraunhofer Institut für Produktionstechnik
und Automatisierung, Fraunhofer IPA
Stuttgart, Deutschland
Keywords
Assistenzroboter, ASARob, Pflege, Klinik,
ELSI
Abstract
Der Markt für Assistenzroboter entwickelt
sich sehr dynamisch. Das Gesundheitswe-
sen wird dabei als ein Bereich angesehen, in
dem Roboter zukünftig verstärkt zur Entlas-
tung des Personals eingesetzt werden könn-
ten. Das Ziel der Studie ist es, die Bedürf-
nisse und Anforderungen hinsichtlich des
Einsatzes von Assistenzrobotern im Ge-
sundheitswesen in Kliniken und Pflegeein-
richtungen zu erfassen und damit mögliche
Szenarien, Treiber und Hemmnisse in die-
sem Bereich zu erforschen.
Anhand einer Onlinebefragung wurden
bundesweit über 150 Kliniken und Pflege-
einrichtungen im Zeitraum von Oktober bis
Dezember 2018 befragt. Neben der Ein-
schätzung des Mehrwerts und vorhandener
Erfahrungen wurden auch ethische, rechtli-
che, ökonomische und soziale Aspekte so-
wie Treiber und Hemmnisse analysiert.
Desinfektions- und Reinigungsrobotern
wird aktuell der höchste Mehrwert zuge-
schrieben. Roboter zur Unterstützung der
Körperhygiene werden als wenig nutzbrin-
gend gesehen. Die Mehrzahl der Teilneh-
mer ist nicht besorgt, dass Assistenzroboter
Arbeitsplätze im Gesundheitswesen erset-
zen werden. Insbesondere personalisierte
Kommunikation mit Robotern wird über-
wiegend positiv gesehen. Im Hinblick auf
Datenschutz und die Abnahme des mensch-
lichen Kontakts sind die Teilnehmer geteil-
ter Meinung. Der größte Vorteil von Robo-
terassistenten im Gesundheitswesen wird in
der Entlastung des Personals, der Steige-
rung der Arbeitgeberattraktivität und effizi-
enteren Abläufen gesehen. Als Hindernisse
werden v.a. Finanzierung, Datenschutz und
rechtliche Hindernisse genannt.
Aus den Ergebnissen lässt sich schlussfol-
gern, dass in politischer Hinsicht primär die
rechtlichen Rahmenbedingungen hinsicht-
lich Datenschutz sowie Arbeitsschutz ge-
klärt werden müssen. Für Hersteller ist es
wichtig, auf Datenschutz und Datensicher-
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
56
heit zu achten sowie die Technik in der Pra-
xis aufgrund der signifikanten Korrelation
zwischen Mehrwert und Erfahrung in die
Erprobung zu bringen.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
57
Auslegung von Assistenzfunktionen für die
robotische Unterstützung älterer Menschen
am Esstisch unter Berücksichtigung ethi-
scher und sicherheitstechnischer Randbe-
dingungen
Florian Jordan Fraunhofer Institut für Produktionstechnik
und Automatisierung, Fraunhofer IPA
Stuttgart, Deutschland
Birgit Graf Fraunhofer Institut für Produktionstechnik
und Automatisierung, Fraunhofer IPA
Stuttgart, Deutschland
Richard Bormann Fraunhofer Institut für Produktionstechnik
und Automatisierung, Fraunhofer IPA
Stuttgart, Deutschland
Jan-Hendrik Worch
Universität Bremen
Bremen, Deutschland
Mona Abdel-Keream Universität Bremen
Bremen, Deutschland
Michael Neumann Universität Bremen
Bremen, Deutschland
Patrick Mania Universität Bremen
Bremen, Deutschland
Michael Beetz Universität Bremen
Bremen, Deutschland
Christian Emmerich Roboception GmbH
München, Deutschland
Raphael Schaller Roboception GmbH
München, Deutschland
Michael Suppa
Roboception GmbH
München, Deutschland
Darko Katić ArtiMinds Robotics GmbH
Karlsruhe, Deutschland
Florian Aumann ArtiMinds Robotics GmbH
Karlsruhe, Deutschland
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
58
Gabi Blume Stiftung Evangelische Altenheimat
Stuttgart, Deutschland
Ronny Martin Stiftung Evangelische Altenheimat
Stuttgart, Deutschland
Keywords
Serviceroboter, Nahrungsbereitstellung,
Ethik, Sicherheit, RoPHa
Abstract
Assistenzroboter stellen eine Möglichkeit
dar, den Auswirkungen des Pflegekräfte-
mangels entgegenzuwirken. Zum Beispiel
könnten sie Personen mit motorischen De-
fiziten bei Handhabungsaufgaben im häus-
lichen Umfeld unterstützen. Im Rahmen des
Projektes „RoPHa“ sollen hierfür Wahrneh-
mungs- und Manipulationsfunktionen ent-
wickelt werden. Dabei wird als Use Case
die mundgerechte Bereitstellung von Nah-
rung als technisch umsetzbares und sinnvoll
unterstützendes Szenario betrachtet.
Für die Auslegung der umzusetzenden As-
sistenzfunktionen wurden Anforderungen
aus unterschiedlichen Blickwinkeln erar-
beitet. Zuerst wurden auf Basis von vor-
Ort-Beobachtungen und Diskussionen rele-
vante Aufgaben des Pflegepersonals identi-
fiziert. Darauf aufbauend wurde das umzu-
setzende Roboterszenario weiter ausgear-
beitet. Von den Partnern wurden Anforde-
rungen an technische Komponenten abge-
leitet, zudem wurde für alle Teilaufgaben
eine Risikoanalyse durchgeführt und Maß-
nahmen zur Gefährdungsvermeidung defi-
niert. Im Rahmen eines Ethikworkshops
wurden anhand des MEESTAR-Modells
verschiedene moralische Bewertungsdi-
mensionen diskutiert.
Als relevante Teilaufgaben wurde zwischen
„Vorbereitenden Aufgaben“, „Assistenz am
Tisch“ und „Interaktion“ unterschieden.
Durch die Risikoanalyse wurden besonders
die Risiken durch scharfes Besteck oder
Verbrühen hervorgehoben. Mithilfe einer
Positionserfassung des Nutzers und einer
Temperaturerfassung könnten diese ent-
schärft werden. Im Rahmen des Ethik-
workshops konnten mehrere zentrale Frage-
stellungen hinsichtlich des Robotereinsat-
zes identifiziert werden, beispielsweise die
Frage danach, wer Anspruch auf einen As-
sistenzroboter hätte und dass hierdurch
keine 2-Klassen-Pflege entsteht.
Die Durchführung einer umfangreichen An-
forderungsanalyse bereits zu Beginn der
Entwicklungen hat sich im weiteren Pro-
jektverlauf als sehr vorteilhaft erwiesen.
Insbesondere wurde sichergestellt, dass alle
Partner auf das gleiche Ziel hinarbeiten und
die entwickelten Lösungen den Anforde-
rungen der Praxis entsprechen. Die fort-
schreitenden Arbeiten ergaben auch, dass
nicht alle Randbedingungen direkt absehbar
waren, daher sollten diese kontinuierlich
geprüft und gegebenenfalls erweitert wer-
den.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
59
Adaptive Robotik in der neurologischen
Frühmobilisation: Ethische und soziale As-
pekte
Verena Buddenberg Evangelische Hochschule Ludwigsburg
Ludwigsburg, Deutschland
Kirsten Brukamp Evangelische Hochschule Ludwigsburg
Ludwigsburg, Deutschland
Keywords
Forschungs- und Entwicklungsprojekt, Mo-
bilisation Intensiv-Pflegebedürftiger durch
adaptive Robotik (MobIPaR), Rehabilita-
tion, Neurologie, Ethische / rechtliche / so-
ziale Implikationen
Hintergrund/Fragestellung
Das interdisziplinäre Forschungs- und Ent-
wicklungsprojekt „Mobilisation Intensiv-
Pflegebedürftiger durch adaptive Robotik“
(MobIPaR) intendiert den Einsatz von
adaptiver, robotikgestützter Technik an ei-
nem vertikalisierbaren Pflegebett zur frühen
Mobilisation und Rehabilitation von neuro-
logischen Pflegebedürftigen. Kooperations-
partnerinnen und -partner stammen aus den
Bereichen Technik-, Gesundheits-, Pflege-,
Rechts- und Sozialwissenschaften. Zur em-
pirischen Untersuchung von ethischen und
sozialen Aspekten wurde unter anderem das
Modell zur ethischen Evaluation sozio-
technischer Arrangements (MEESTAR) im
Rahmen eines Workshops eingesetzt, bei
dem es einen strukturieren und moderierten
Diskurs ermöglichte. Zur Fundierung der
empirischen Vorgehensweise wird der the-
oretische Hintergrund aufgezeigt, um rele-
vante ethische Kategorien aufzudecken.
Methodik
Eine theoretische Literaturstudie schließt an
die Inhalte des MEESTAR-Konzepts sowie
die Ergebnisse des entsprechenden Work-
shops an.
Ergebnisse
Das ethische Konzept der Selbstbestim-
mung spielt eine wesentliche Rolle und ist
mit den Aspekten der Individualisierung,
Eigenverantwortung und Selbstoptimierung
verbunden. Erkrankte Patientinnen und Pa-
tienten gelten als vulnerable Personen und
können die Möglichkeiten und Chancen der
Selbstbestimmung oftmals nicht vollständig
nutzen. Alternative Denkansätze reformu-
lieren das Spannungsverhältnis zwischen
Autonomie und Abhängigkeit. Die theoreti-
sche Konstruktion des Subjekts kann (wie-
der) von seiner Leiblichkeit her gedacht
werden.
Schlussfolgerungen/Implikationen für
die Praxis
Empirische Herangehensweisen zeigen
ethische und soziale Aspekte im Rahmen
von interdisziplinären Diskursen auf. Die
theoretischen Hintergründe und philosophi-
schen Denkrichtungen kontextualisieren die
empirischen Ergebnisse und besitzen wie-
derum Auswirkungen auf die folgenden
empirischen Untersuchungen in klinischen
Kontexten.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
60
Effektivität innovativer technologischer In-
terventionen in der Pflege -
Ergebnisse eines Scoping Reviews
Kai Huter Universität Bremen, SOCIUM - For-
schungszentrum Ungleichheit und Sozial-
politik
Bremen, Deutschland
Tobias Krick Universität Bremen, SOCIUM - For-
schungszentrum Ungleichheit und Sozial-
politik
Bremen, Deutschland
Dominik Domhoff Universität Bremen - Institut für Public
Health und Pflegeforschung (IPP)
Bremen, Deutschland
Kathrin Seibert Universität Bremen - Institut für Public
Health und Pflegeforschung (IPP)
Bremen, Deutschland
Karin Wolf-Ostermann Universität Bremen – Institut für Public
Health und Pflegeforschung (IPP)
Bremen, Deutschland
Heinz Rothgang Universität Bremen, SOCIUM – For-
schungszentrum Ungleichheit und Sozial-
politik
Bremen, Deutschland
Hintergrund
Das Forschungsfeld innovativer Technolo-
gien für die Pflege ist inzwischen sehr breit.
Ziel des vorzustellenden Scoping Reviews
ist es, aufzuzeigen, für welche Technolo-
gien Forschungsergebnisse vorliegen, die
(valide) Hinweise auf die Effektivität der
Technologien in Bezug auf patienten-, pfle-
gekraft- oder organisationsrelevante End-
punkte bieten.
Methodik
Eine systematische Literatur- recherche in
den Datenbanken Medline, Scopus, CI-
NAHL, Cochrane Library, ACM Digital
Library, IEEE Xplore, the Collection of
Computer Science Bibliographies, GeroLit
und CareLit wurde durchgeführt. Insgesamt
wurden die Titel von 19.510 wissenschaftli-
chen Publikationen aus dem Zeitraum Ja-
nuar 2011 bis März 2018 gesichtet. In ei-
nem ersten Auswertungsschritt wurden 715
Publikationen extrahiert, die auf Akzeptanz,
Effektivität oder Effizienz der untersuchten
Technologien zielen. Im hier dargestellten
zweiten Auswertungsschritt wurden die Er-
gebnisse derjenigen Studien vertiefend aus-
gewertet, die die Effektivität der Technolo-
gie mit Bezug auf für Patient*innen, Pflege-
bedürftige, Pflegekräfte oder die Pflegeein-
richtungen relevante Endpunkte untersuch-
ten.
Ergebnisse
In die vertiefte Analyse wurden 123 Einzel-
studien, sowie 31 systematische Über-
blicksarbeiten einbezogen. Die Technolo-
giebereiche umspannen ein breites Feld von
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
61
Informations- und Kommunikations- tech-
nologien, Robotik, Sensoren, Monitoring,
Tracking, Virtual Reality, Serious Games,
elektronische Patientenakten, AAL und in-
novative unterstützende Hilfsmittel. Stu-
dien mit einem hohen Evidenzlevel (RCTs)
existieren für fast alle Technologiebereiche
nur wenige. Das Scoping Review zeigt dar-
über hinaus auf, für welche Technologiebe-
reiche Studien mit positiven Ergebnissen
auf niedrigerem Evidenzlevel vorliegen.
Schlussfolgerungen
In Relation zur Anzahl der Publikationen ist
der Anteil von Studien, die für Patient*in-
nen, Pflegekräfte oder Pflegeeinrichtungen
relevante Outcomes untersuchen sehr nied-
rig. Die Ergebnisse des Scoping Reviews
geben Hinweise, welche Bereiche zukünftig
verstärkt durch Studien mit höherem Evi-
denzlevel beforscht werden sollten.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
62
Technikbereitschaft von Pflegenden bei ro-
botischen Systemen - Pädagogische Konse-
quenzen zur Implementierung technischer
Innovationen in der Pflege
Thomas Prescher Wilhelm Löhe Hochschule Fürth/Professur
für Berufspädagogik
Fürth, Deutschland
Jürgen Zerth Forschungsinstitut IDC der Wilhelm Löhe
Hochschule Fürth
Fürth, Deutschland
Sebastian Müller Forschungsinstitut IDC der Wilhelm Löhe
Hochschule Fürth
Fürth, Deutschland
Michael Schneider Forschungsinstitut IDC der Wilhelm Löhe
Hochschule Fürth
Fürth, Deutschland
Peter Jaensch Forschungsinstitut IDC der Wilhelm Löhe
Hochschule Fürth
Fürth, Deutschland
Hintergrund
Im Rahmen des BMBF Projekts Pflegepra-
xiszentrum (PPZ) Nürnberg werden in fünf
Pflegesettings moderne Pflegetechnologien
erprobt und Implementierungsbedingungen
und -hürden untersucht.
Methoden
Ausgangspunkt für die Ableitung organisa-
tionstheoretischer Ansatzpunkte zur Förde-
rung einer erfolgreichen Technologieimple-
mentierung war eine quantitative Erhebung
in den Pflegesettings. Dabei wurde einer-
seits die ungerichtete Technikbereitschaft
erhoben (Neyer et al. 2012) und andererseits
Perspektiven der Dekubitusprophylaxe an-
hand von drei konkreten Anwendungsfällen
(Vignetten) – Sensorik/Sensorik und selbst-
drehende Matratze/Sensorik und Roboter –
mittels drei Konstrukten – Nützlich-
keit/Skepsis/ethische Bedenken – bewertet.
Fragestellungen: Gibt es Unterschiede in
den Bewertungen der Vignetten? Welche
Faktoren bestimmen diese und welche ak-
teursbezogenen Konsequenzen folgen dar-
aus?
Ergebnisse
Die durchschnittliche Nützlichkeitsbewer-
tung nimmt von Vignette 1 (3,71 auf einer
5er Skala) über Vignette 2 (3,46) zu Vig-
nette 3 (2,82) ab. Die Skepsis (2,58; 3,01;
3,66) und ethische Bedenken (2,41; 3,00;
3,91) nehmen über die drei Vignetten zu.
Die Unterschiede zwischen Vignette 2 und
3 hängen signifikant mit dem Konstrukt
Technikkontrollüberzeugung aus dem
Technikbereitschaftsinstrument zusammen.
In der Interpretation der Ergebnisse heißt
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
63
das, dass aus Akteurssicht wesentliche Wi-
derstände zur Implementierung technischer
Innovationen aus der vermuteten Gefähr-
dung, dass die eigene Kontrolle über den
technischen Prozess und den draus folgen-
den Konsequenzen für den pflegerischen
Prozess und den Nutznießer – die gepflegte
Person - verloren gehen könnte, resultieren.
Diskussion
Anhand der Strukturmatrix zur Organisati-
onsanalyse und -entwicklung nach Kühl
(2016) werden Ergebnisse diskutiert und or-
ganisationstheoretische und pädagogische
Ansatzpunkte abgeleitet. Kühl unterschei-
det drei Ebenen der Verhaltensänderung,
aus denen Handlungsempfehlungen bezüg-
lich Anwendung, Einsicht und Prozessin-
tegration abgeleiteten werden können.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
64
Virtual Reality als Angebot der Sozialen
Betreuung in der Altenpflege– ein Werk-
stattbericht zu Nutzungserlebnissen und
Implikationen des Praxiseinsatzes
Verena Palzer Hochschule Würzburg-Schweinfurt
Würzburg & Schweinfurt, Deutschland
Jacqueline Schroll-Würdig Nürnbergstift
Nürnberg, Deutschland
berg.de
Tim Loose Hochschule Würzburg-Schweinfurt
Würzburg & Schweinfurt, Deutschland
Christian Bauer Hochschule Würzburg-Schweinfurt
Würzburg & Schweinfurt, Deutschland
Peter Bradl Hochschule Würzburg Schweinfurts
Würzburg & Schweinfurt, Deutschland
Keywords
ELSI+, Virtual-Reality, Nutzungserlebnis,
Werkstattbericht, PPZ-Nürnberg
Hintergrund und Zielsetzung Aufgabe des Pflegepraxiszentrum Nürn-
berg (PPZ-Nürnberg) ist es, innovative
MTI-Lösungen für den Pflegebereich pra-
xisnah zu testen und zu evaluieren. Eine der
Initialtestungen im PPZ-Nürnberg ist die
Erprobung einer Virtual-Reality-Anwen-
dung (VR-Anwendung). Im Setting der So-
zialen Betreuung des NürnbergStifts, eines
kommunalen Altenpflegeheimbetreibers,
wird hierzu das Jahrmarktspiel VIARRO
hinsichtlich verschiedener Kriterien unter-
sucht. Ein Ziel dabei ist die Analyse des
empfundenen Nutzungserlebnisses der VR-
Anwendung. Darüber hinaus gilt es, die
Kosten sowie mögliche Hürden, welche die
Implementierung der Anwendung als neues
Angebot in der Sozialen Betreuung er-
schweren, zu identifizieren.
Methode Die Testkonzeption erfolgt partizipativ mit
Mitarbeitern der Sozialen Betreuung und
gestützt auf den im PPZ-Nürnberg entwi-
ckelten ELSI+-Ansatz (Bauer et al., 2018).
Die Implementierung technischer Innovati-
onen wird dabei grundsätzlich als Verände-
rung des zugehörigen soziotechnischen
Systems begriffen (Fuchs-Frohnhofen et al.,
2018). Daten zum Nutzungserlebnis werden
durch Befragungen der Bewohner anhand
des User Experience Questionnaire (Laug-
witz et al., 2008) erhoben. Die Messung der
Benutzerfreundlichkeit aus der Perspektive
der Mitarbeiter basiert auf der System Usa-
bility Scale (Brooke, 1996). Die Implemen-
tierungskosten sowie mögliche organisato-
rische und prozessuale Hürden werden
durch eine Gesamtkostenbetrachtung (Total
Cost of Ownership) sowie eine qualitative
Analyse von Selbstaufschreibungen der
Mitarbeiter sowie eigene Beobachtungen
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
65
des Anwendungsprozesses ermittelt.
Ergebnis Ergebnis der hier beschriebenen explorati-
ven Untersuchungen sind Erkenntnisse zum
Einsatz einer VR-Anwendung im Kontext
der Sozialen Betreuung in der Altenpflege.
In Form eines Werkstattberichts sind Erfah-
rungen des praktischen Einsatzes dokumen-
tiert. Neben Aussagen zum Nutzungserleb-
nis, der Benutzerfreundlichkeit und den
Kosten der Technologie, wird dargestellt,
welchen Einfluss die Integration der VR-
Anwendung auf den Betreuungsalltag von
Bewohnern, Mitarbeitern und Einrichtung
hat.
Literatur
Bauer, C., Bradl, P., Loose, T., Zerth, J.,
Müller, S., Schneider, M., & Prescher, T:
Entwicklung eines Organisationskonzepts
zur praxisnahen Testung und Evaluation in-
novativer MTI-Lösungen in verschiedenen
Pflegesettings. Zukunft der Pflege Ta-
gungsband der 1. Clusterkonferenz 2018,
51.
Brooke, J. (1996). SUS-A quick and dirty
usability scale. Usability evaluation in in-
dustry, 189(194), 4-7.
Fuchs-Frohnhofen, P., Blume, A., Ciesin-
ger, K. G., Gessenich, H., Hülsken-Giesler,
M., Isfort, M., ... & Weihrich, M. (2018):
Arbeit und Technik 4.0 in der professionel-
len Pflege.
Laugwitz, B., Held, T., & Schrepp, M.
(2008, November). Construction and evalu-
ation of a user experience questionnaire. In
Symposium of the Austrian HCI and Usa-
bility Engineering Group (pp. 63-76).
Springer, Berlin, Heidelberg.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
66
Posterpräsentationen
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
67
Systematische „Markt- und Nutzerinforma-
tion“ in der Pflege – auf dem Weg von der
Technikbereitschaft zur Nachfrage
Juergen Zerth Forschungsinstitut IDC der Wilhelm Löhe
Hochschule Fürth
Fürth, Deutschland
Peter Jaensch Forschungsinstitut IDC der Wilhelm Löhe
Hochschule Fürth
Fürth, Deutschland
Michael Schneider Forschungsinstitut IDC der Wilhelm Löhe
Hochschule Fürth
Fürth, Deutschland
Sebastian Müller Forschungsinstitut IDC der Wilhelm Löhe
Hochschule Fürth
Fürth, Deutschland
Keywords
Innovationsanalogien, Adoptionsprädik-
tion, Technikkompetenz, Technikkontroll-
überzeugung, Prinzipal-Agenten-Beziehun-
gen
Hintergrund
Der erfolgreiche Einsatz von Pflegetechno-
logien scheitert häufig an der passenden Im-
plementierung in organisatorische Kontexte
und zwar sowohl aus Sicht der Nutzer
(„Agenten“) als auch der Entscheider über
die Implementierung („Prinzipale“). Analo-
gien aus traditionellen Produktmärkten las-
sen sich auf die Pflege nur unzureichend
übertragen und darüber hinaus adressiert
die Innovationstheorie selbst die Bedingun-
gen von Adoption und Diffusion wenig dif-
ferenziert.
Methodische Vorgehensweise
Zur Darstellung einer prädiktiven Bewer-
tungslogik im PPZ Nürnberg wird ein Be-
wertungsansatz (ELSI+-Ansatz) entwickelt,
der sich am Throughput Modell orientiert.
Ein erweitertes Diffusionsmodell im Sinne
von Rogers (2003) findet Verwendung. Da-
rin lässt sich die Adoption innerhalb eines
definierten Settings auf akteursbezogener
Ebene als eine Funktion von (Technik-)Be-
reitschaft, Implementierungsbedingungen
und –fähigkeiten beschreiben. Als erster
Test für die Abschätzung der Adoptionsbe-
reitschaft wurde die ungerichtete Technik-
bereitschaft nach Neyer et al. (2012) bei
Pflegenden (N=347) untersucht.
Ergebnisse
Es lässt sich zeigen, dass der Score der
Technikbereitschaft sowohl zwischen den
Geschlechtern als auch insbesondere im
Faktor pflegenahe Aufgaben überzufällig
unterschiedlich ist. Je pflegenäher die Ak-
teure ihre Tätigkeit sehen, desto stärker ge-
wichten sie zwar eigene Technikkompetenz
(4,2 zu 3,9 auf 5er Skala), schätzen aber ihre
eigene Technikkontrollüberzeugung hin-
sichtlich der Einflussnahme auf den Pflege-
outcome und die Beziehung zum Gepfleg-
ten niedriger ein, was sich in der niedrigeren
Technikontrollüberzeugung widerspiegelt
(3,4 zu 3,6).
Implikationen für die Praxis
Die Unterschiede zwischen akteursbezoge-
ner Technikkompetenz und erwarteter
Technikkontrollüberzeugung mit wachsen-
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
68
der Pflegenähe weist auf Unterschiede zwi-
schen Nutzer- und Entscheiderebene hin.
Ein Abgleich der Zielvorstellungen von
Pflegeakteuren und Investitionsverantwort-
lichen kann ein wichtiger Baustein zur For-
mulierung eines Modells zur Implementie-
rungsprädiktion sein.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
69
Mobiles Notrufsystem mit automatischer
Alarmierung
Anne Browa Vitatel GmbH
Oberkotzau, Deutschland
Achim Hager Vitatel GmbH
Oberkotzau, Deutschland
Keywords
Hausnotruf, digitale Pflege, automatischer
Notruf
Hintergrund
Die Vitatel GmbH hat sich zum Ziel gesetzt,
ein „mobiles Notrufsystem“ auf den Markt
zu bringen. Als Vertriebsorganisation hat
sich die Geschäftsleitung mit dem finni-
schen Hersteller Vivago in Verbindung ge-
setzt. Vivago bietet ein Hausnotrufsystem
an, das neben der Alarmierung auf Knopf-
druck auch die automatische Alarmierung
bei Bewegungslosigkeit ermöglicht. Diese
innovative Lösung sollte nicht nur im häus-
lichen Umfeld funktionieren, sondern auch
unterwegs.
Methodik
Bestandteile der Lösung sind die Vivago
CareWatch und die Anbindung an den Vi-
vagoVistaServer zur Auswertung. Das tra-
ditionelle System überträgt Daten via
Domi-Station. Diese wurde ersetzt durch
die Einbindung eines Smartphones (andro-
idbasiert) und der Chip in der CareWatch
zur Übertragung der Daten wurde mit einem
Bluetooth-Chip ersetzt. Die Pflegeuhr über-
trägt Bewegungsdaten des Nutzers via
Bluetooth an das Smartphone und von dort
werden diese über eine App datenschutz-
konform an den VivagoVistaServer übertra-
gen.
Der Server bietet Auswertungen in Bezug
auf Aktivitäten, Schlafqualität und –quanti-
tät. Diese Auswertungen dienen der Be-
obachtung in der Pflege und zur frühzeiti-
gen Feststellung von Veränderungen im
Verhalten. Diese Veränderungen können
Hinweise auf eine gesundheitliche Ver-
schlechterung oder nach einer Rehamaß-
nahme auch Verbesserung darstellen.
Ergebnisse
Alarmierungen werden aufgrund der verän-
derten „normalen“ Aktivität ausgelöst. Es
wird zwischen Verschlechterungs- und Not-
fallalarm unterschieden.
Schlussfolgerung
Das neue Produkt Vivago MOVE™ basiert
auf den Erfahrungswerten des Vivago Care
Systems. Sicherheit und Mobilität schließen
sich in der Pflege nicht aus, im Gegenteil
wir prognostizieren eine Verbesserung der
individuellen gesundheitlichen Situation.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
70
Rethinking Care Robots - Interdisziplinäre
Strategien für robotische Assistenzsysteme
im Pflegekontext
Eva Hornecker Bauhaus Universität Weimar
Weimar, Deutschland
Andreas Bischof Technische Universität Chemnitz
Chemnitz, Deutschland
nitz.de
Norbert Krüger Mærsk Mc-Kinney Møller Instituttet
Odense, Dänemark
Wolfgang Sattler Bauhaus Universität Weimar
Weimar, Deutschland
Keywords
ReThiCare, Robotik, Pflegetechnologie,
Methoden, Design
Hintergrund
Die Erwartungen an robotische Assistenz-
systeme werden durch kulturelle Bilder des
technologisch Machbaren beeinflusst: So-
wohl in Massenmedien als auch in For-
schungsförderung und sogar in der Robotik-
forschung werden Roboter vorwiegend als
menschenähnliche Erscheinungen darge-
stellt. Dies führt zu problematischen Über-
schätzungen der technischen Leistungsfä-
higkeit von Robotern. Die Diskussion über
Robotiksystemen im Pflegekontext wird
von diesen kulturell geteilten Bildern ge-
prägt – anstatt von den tatsächlichen Be-
dürfnissen und Anforderungen der Nut-
zungssituation Pflege. Hinzu kommt, daß
vorwiegend in die Entwicklung von aus
technologischer Sicht ‘interessanter’ Robo-
ter investiert wird, welche höchstens sehr
langfristig für reale Pflegesituationen nutz-
bringend sein werden.
Methodologie
Unser Ziel ist es, Methoden und Ansätze für
die interdisziplinäre Zusammenarbeit zu
untersuchen, die zu einer angemesseneren
Gestaltung von Robotiksystemen zur Pfle-
geunterstützung führen. Das Projekt ReThi-
Care bringt Experten für Robotik, maschi-
nellem Lernen, Soziologie, Produktdesign
und Human-Computer Interaction sowie lo-
kale Pflegeeinrichtungen in Deutschland
und Dänemark als assoziierte Partner zu-
sammen.
Diese Konstellation soll es uns ermögli-
chen, von Grund auf zu überdenken, welche
Rollen robotiksysteme im Pflegekontext
einnehmen könnten. Dabei liegt der Fokus
auf einfachen robotischen Maschinen, die
nicht als augenscheinliche Roboter interpre-
tiert werden, sondern u.a. in Mobiliar und
andere Gerätschaften integriert sind. Mit
Hilfe partizipativer Designmethoden und
Rapid Prototyping-Strategien wollen wir in
Kooperation mit Pflegeinstitutionen in ite-
rativen Designprozessen neue Konzepte für
robotische Pflegeassistenten entwickeln
und die Praxistauglichkeit der Lösungsvor-
schläge erproben.
Schlussfolgerungen/Implikationen für
die Praxis
Unser Projekt wird neue Möglichkeiten für
robotische Assistenzsysteme in Form kon-
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
71
kreter Szenarien und prototypischer Reali-
sierungen mit hoher Relevanz für Pflege-
praktiken und Lebenswelten älterer Men-
schen aufzeigen, und eine Methodik zur Ge-
staltung von Roboterlösungen/Technologie
für die Pflege erproben.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
72
DigitalCare – Teilbereich Schnittstellenop-
timierung zwischen Krankenhaus und
Kurzzeitpflege
Simon Weigele C&S Computer und Software GmbH
Berlin, Deutschland
Sandra Hobelsberger C&S Computer und Software GmbH
Berlin, Deutschland
Keywords
Forschung, Digitale Plattform, Versor-
gungsengpass, Bayerisches Wirtschaftsmi-
nisterium (Förderung)
Abstract
Der Übergang von Patient*innen von der
stationären Versorgung in weiterführende
Versorgungsarrangements stellt angesichts
des Bedeutungsgewinns chronischer
Krankheiten, der wachsenden Fall-schwere
und der veränderten Versorgungsnetze eine
wichtige gesundheitspolitische Herausfor-
derung dar (vgl. bspw. Schäfer-Walkmann
et al. 2017). Ein wichtiger Prozess zur Ver-
besserung der immer re-levanter werdenden
Patientenverläufe (vgl. Ballsieper et al.
2012) ist die Schnittstelle an der Überlei-
tung zwischen Krankenhaus und Kurzzeit-
pflege, die meist als eingestreute Kurzzeit-
pflege von stationären Einrichtungen ange-
boten wird.
An dieser Stelle herrschen aktuell ein Eng-
pass verfügbarer Versorgungskapazitäten
und die Problematik der Informations-
schnittstellen, mit denen hohe Transakti-
onskosten einhergehen. Die Kernziele des
Projekts sind dabei mithilfe einer digitalen
Plattform die Qualität der Überleitung zu
erhöhen, die Kosten der beteiligten Institu-
tionen zu senken und die Bearbeitung des
Prozesses zu beschleunigen. (Zerth et al.
2018)
Orientiert an einer Workflowanalyse wer-
den sowohl die Informationsnotwendigkei-
ten der Handlungs-akteure als auch die
Kontextinformationen aus dem Interakti-
onsprozess adressiert. Zusätzlich werden
sowohl akzeptanzfördernde und -hindernde
Effekte als auch eine Abschätzung der er-
warteten Effektivitäts- und Effizienzpoten-
tiale auf der Wirkungsebene erfasst. Als
technisches Arbeitsziel wird die Entwick-
lung und Implementierung einer digitalen
Plattform für das Überleitungsmanagement
vom Krankenhaus in die Kurzzeitpflege an-
gestrebt. Die Innovationswirkung zielt vor
allem auf die Verbesserung des Prozesses
durch Matchingverfahren und die Bereit-
stellung weitergehender Informationen ab.
Ziel des Übergeordneten Gesamtprojekts
“DigitalCare – die digitale Infrastruktur für
Pflege, Betreuung und Gesundheit” ist es,
eine Plattform für verschiedene Akteure, In-
stitutionen wie auch Privatpersonen zu
schaffen, die dem Informationsaustausch
dient und auf deren Basis digitale Ge-
schäftsprozesse abgewickelt und neue Ge-
schäftsmodelle etabliert werden können.
Literatur
Ballsieper, K.; Lemm, U.; Reibnitz C.
(2012): Überleitungsmanagement. Praxis-
leitfaden für stationäre Gesundheitseinrich-
tungen. Heidelberg: Springer
Schäfer-Walkmann, S.; Traub, F.; Peitz, A.
(2017): Die hohe Kunst der Steuerung von
Demenznetzwerken in Deutschland – Er-
gebnisse der DemNet-D-Studie. In: Schä-
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
73
fer-Walkmann, S.; Traub, F. (Hrsg.): Evo-
lution durch Vernetzung. Wiesbaden:
Springer-VS, S. 47 ff.
Zerth, J.; Jaensch, P.; Perez Mengual, M.;
Hobelsberger, S.; Weigele, S. (2018):
Schnittstellen optimieren. „DigitalCare“ –
Das Projekt der Mensch-Technik-Interak-
tion. In: Health & Care Management. Aus-
gabe 10/2018. Bad Wörishofen: Holzmann
Medien, S. 30f
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
74
The Multifold Use of Virtual Environ-
ments in Nursing
Sebastian Weiß OFFIS - Institute for Information Techno-
logy
Oldenburg, Deutschland
Christian Kowalski OFFIS - Institute for Information Technol-
ogy
Oldenburg, Deutschland
Vanessa Cobus OFFIS - Institute for Information Technol-
ogy
Oldenburg, Deutschland
Wilko Heuten OFFIS - Institute for Information Techno-
logy
Oldenburg, Deutschland
Keywords
Virtual Reality, Nursing, Research, HCI,
Pflegeinnovationszentrum
Abstract
Virtual reality (VR) is a tool with increasing
use in training and research. It enables users
to train a controllable, time- and safety-crit-
ical scenario in a safe environment, which
is crucial in nursing education. The estab-
lishment of more practical learning environ-
ments to create an intermediate link be-
tween school and practical institutions re-
quires financial and personal effort. VR can
also be used for rapid prototyping cycles of
a range of tools and interaction designs.
This low-cost prototyping can be advanta-
geous compared to other techniques and
may also be used in the design and layout of
environments, for example placement of
medical devices in a patients room, fire es-
cape routes, and other critical environ-
ments.
We propose concepts for the multiple uses
of a VR research environment (VRE) in
health care and nursing to facilitate research
in the corresponding working environ-
ments. Based on interview interviews and
focus groups we gather the requirements for
the environment and possible interactions
with it. Once an environment is digitally
recreated, there are opportunities for a range
of other use cases.
Preliminary results show a good acceptance
from nursing and research communities.
We set up a virtual intensive care unit
(ICU), modeled after a real one, to study im-
mersion effects and research possibilities
during a typical nursing task.
As a cost effective system, VR is superior
to the expensive skills labs used in nursing
education or lab environments used in re-
search. It will be interesting to see how an
immersive environment impact education
and HCI research.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
75
Schmerz lass nach! Optimierte Schmerz-
versorgung für Pflegebedürftige im Alter –
Die painAppPlus
Sarah Löwe Diakonie Düsseldorf
Düsseldorf, Deutschland
Nada Ralic Diakonie Düsseldorf
Düsseldorf, Deutschland
Keywords
Kompetenzentwicklung Pflege, Interdiszip-
linäre Kommunikation, mHEalth Produkt
Hintergrund und Motivation
Die Diakonie Düsseldorf zielt mit dem Ein-
satz des mHealth Produktes „painAppPlus“
auf eine optimierte Schmerzversorgung von
Pflegebedürftigen im Alter im ambulanten
und (teil-) stationären Pflegeeinrichtungen
ab. Somit möchte die Diakonie eine Versor-
gungslücke in der Schmerzversorgung von
älteren und pflegebedürftigen Menschen
nahezu schließen. Mittels der
„painAppPlus“ werden Selbstmanagement-
kompetenzen von Bewohner*innen und Pa-
tienten*innen gestärkt, fachliche Kompe-
tenzen von Pflegenden ausgebaut sowie die
interdisziplinäre Kommunikation zwischen
Hausärzten*innen und Pflegenden verbes-
sert.
Methodik
Die Methode folgt der summativen Evalua-
tionsforschung, mit der aufgezeigt wurde,
welchen Einfluss der Einsatz von digitaler
Technik auf die Schmerzversorgung ge-
nommen hat. Es wurden:
·Mitarbeiterbefragung vor der Umsetzungs-
phase → Schulung der Mitarbeitenden →
Mitarbeiterbefragung nach der Umset-
zungsphase durchgeführt (Quantitativer
Anteil)
· Schmerzerfassung über die painApp Plus
über ein Jahr → Dokumentationsanalyse
der Schmerzdokumentation nach der Um-
setzungsphase
· Interviews mit den beteiligten Hausärzten
(Qualitativer Anteil) durchgeführt.
Ergebnisse
Die Ergebnisse der Prä- und Post-Befragun-
gen bei Mitarbeitenden in Pflegeteams, die
Auswertung der Interviews mit den Haus-
ärzten*innen und der Schmerzdokumentati-
onsanalyse erfolgte zur Einschätzung von
Kompetenzen, der Versorgungskommuni-
kation und –dokumentation. Die Ergebnisse
liegen vor.
Schlussfolgerung/Implikationen für die
Praxis
Die Pflege gewinnt einen Mehrwert durch
eine verbesserte inhaltliche Dokumentation
mit einfacher Handhabung. Die Schnittstel-
len zu den Hausärzten*innen sind ausbaufä-
hig.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
76
Pflegerelevante Outcomes am Beispiel von
Kommunikations-Apps im Pflegepraxis-
zentrum Nürnberg: zwei Anwendungsbei-
spiele
Michael Schneider Forschungsinstitut IDC der Wilhelm Löhe
Hochschule Fürth
Fürth, Deutschland
Sebastian Mueller Forschungsinstitut IDC der Wilhelm Löhe
Hochschule Fürth
Fürth, Deutschland
Peter Jaensch Forschungsinstitut IDC der Wilhelm Löhe
Hochschule Fürth
Fürth, Deutschland
Nadine Heym Klinikum Nürnberg, Klinik für Innere Me-
dizin IV (Nephrologie und Hypertensiolo-
gie)
Nürnberg, Deutschland
Gabriele Obser NürnbergStift
Nürnberg, Deutschland
Juergen Zerth Forschungsinstitut IDC der Wilhelm Löhe
Hochschule Fürth
Fürth, Deutschland
Keywords
Pflegerelevante Outcomes, Kommunika-
tion, Technologie, PPZ Nürnberg, Cluster
Zukunft der Pflege
Hintergrund Pflegetechnologien haben verschiedene
Adressaten. Pflegerelevante Outcomes sind
abhängig vom jeweiligen Pflegesetting (z.
B. Krankenhaus, Langzeitpflege) und der
jeweiligen Evaluationsperspektive (Patien-
ten, Mitarbeiter, Kostenträger). Es existie-
ren kaum standardisierte Instrumente, um
komplexe pflegerische Interventionen zu
evaluieren. Gleichzeitig hat der Gesetzge-
ber jüngst Ansatzpunkte kontext- und ak-
teursbezogener Endpunkte definiert, bei-
spielsweise durch den neuen Pflegebedürf-
tigkeitsbegriff oder den Pflege-TÜV. Im
PPZ Nürnberg werden ab Mai 2019 in ver-
schiedenen Pflegesettings zwei Apps zur
Verbesserung der Kommunikation getestet.
Methodische Vorgehensweise In Klinikum Nürnberg wird eine app-ba-
sierte polylinguale Kommunikation mit Pa-
tienten mit Migrationshintergrund und in ei-
nem Pflegeheim eine App zur Verbesserung
der Kommunikation zwischen Pflegenden
und Angehörigen erprobt. Die Untersu-
chungen folgen einem mixed-method De-
sign.
Zur Identifikation und Systematisierung
von stakeholderbezogenen Outcomes sind
Experteninterviews geplant. Im Kranken-
haus wird durch ein zweistufiges Fall-Kon-
trollgruppendesign quantitativ in vier ne-
phrologischen Stationen mit 106 Betten auf
Unterschiede in den Outcomes getestet.
Endpunkte sind „Information“, „Ad-
herence“, „Vertrauen“ sowie „Patienten-
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
77
souveränität und Teilhabe“. In der Lang-
zeitpflege wird die AngehörigenApp in drei
Pflegesettings (Tagespflege, Kurzzeit-
pflege, vollstationäre Pflege) im Rahmen
eines Prä-Post-Vergleichs erprobt. End-
punkte sind „Information“, „Belastungssi-
tuation“ und „Teilhabe“.
Ergebnisse Geplante Ergebnisse sind:
(1) Generierung systematischer Ansatz-
punkte zur Identifikation von kontext- und
akteursbezogenen pflegerelevanten Outco-
mes
(2) Generierung fallbezogene Ergebnisse
des individuellen Outcome der befragten
Akteure (Pflegende, Gepflegte, Angehö-
rige)
Implikationen für die Praxis
Die Ergebnisse sollen bei zukünftigen Er-
probungen von Technologien in der Pflege
dazu dienen, systematisch stakeholderrele-
vante Ansatzpunkte pflegerelevanter Out-
comes zu identifizieren, um dadurch die
Vergleichbarkeit und die Akzeptanz von
Studienergebnissen zu erhöhen. Am Bei-
spiel der beiden Apps soll der Impact auf
den pflegerelevanten Outcome erfasst wer-
den.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
78
Einsatz einer neuen Pflegetechnologie
(Mobility Monitor) auf der neurologischen
und neurochirurgischen Intensivstation –
Erste Ergebnisse der formativen Evaluation
Isabelle Hempler Sektion Versorgungsforschung und Reha-
bilitationsforschung (SEVERA), Universi-
tätsklinikum Freiburg
Freiburg, Deutschland
Jonas Schäfer Sektion Versorgungsforschung und Reha-
bilitationsforschung (SEVERA), Universi-
tätsklinikum Freiburg
Freiburg, Deutschland
Sven Ziegler Pflegedirektion, Pflegepraxiszentrum, Uni-
versitätsklinikum Freiburg
Freiburg, Deutschland
Dr. Johanna Feuchtinger Pflegedirektion, Pflegepraxiszentrum, Uni-
versitätsklinikum Freiburg
Freiburg, Deutschland
Prof. Dr. Erik Farin-Glattacker Sektion Versorgungsforschung und Reha-
bilitationsforschung (SEVERA), Universi-
tätsklinikum Freiburg
Freiburg, Deutschland
Keywords
Pflegepraxiszentrum Freiburg, Mobility
Monitor, Zukunft der Pflege, formative
Evaluation
Hintergrund
Das Risiko ein Druckgeschwür zu entwi-
ckeln, ist besonders bei kritisch-kranken
Menschen auf Intensivstationen erhöht. Um
auf eine regelmäßige Positionierung hinzu-
weisen, wurden die Betten zweier Intensiv-
stationen (Neurologie und Neurochirurgie)
mit einer integrierten Bettsensorik - dem
Mobility Monitor (MoMo) - ausgerüstet,
welche auf längere immobile Phasen hin-
deutet. Das dargestellte Teilprojekt befasst
sich mit der formativen Evaluation und hat
zum Ziel, die Einschätzungen der Mitarbei-
tenden hinsichtlich des MoMo im Stations-
alltag zu erfassen.
Methode
Die Datenerhebung findet mit Hilfe einer
Schulungsbefragung (T0), Online-Befra-
gungen (T1, T2) sowie Einzelinterviews
(T1, T2) zu drei Erhebungszeitpunkten,
über einen Zeitraum von sechs Monaten
statt. Bereits im November und Dezember
2018, wurden die Mitarbeitenden im An-
schluss an einer initialen Schulung (T0)
zum Umgang mit dem MoMo befragt.
Ergebnisse
Die Ergebnisse der ersten Erhebung (T0)
zeigen, dass die Verständlichkeit der Schu-
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
79
lung von den Mitarbeitenden (n=50, Rück-
laufquote 100 %) insgesamt positiv bewer-
tet wurden, hingegen der erste Eindruck
zum MoMo eher kritischer ausfiel. Über
Freitextangaben wurden u. a. die Erwartun-
gen geäußert ein „genaues patientenindivi-
duelles Lagern“, sowie die „Senkung der
Dekubitusrate“ zu ermöglichen. Weitere
Ergebnisse dieser ersten Erhebung sowie
der nachfolgenden Datenerhebungen kön-
nen im Rahmen der Clusterkonferenz prä-
sentiert werden.
Praktische Implikationen
Wichtig für eine potentielle und nachhaltige
Implementierung in den Arbeitsalltag wird
sein, Ideen sowie Bedenken der Mitarbei-
tenden bezüglich der Konsequenzen des
Einsatzes dieser Technik ernst zu nehmen.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
80
Virtueller Ergonomietrainer in der Pflege-
ausbildung: Chancen und Herausforderun-
gen der Anwendung eines Mensch-Tech-
nik-Interaktionssystems
Mirjam Pfahler Hochschule Ravensburg-Weingarten
Ravensburg & Weingarten, Deutschland
Barbara Weber-Fiori Hochschule Ravensburg-Weingarten
Ravensburg & Weingarten, Deutschland
Prof. Dr. Rer. Cur. Maik H.-J. Win-
ter Hochschule Ravensburg-Weingarten
Ravensburg & Weingarten, Deutschland
Keywords
Rückenschonendes Arbeiten, Gesundheit
und Pflege, Mensch-Maschine-Interaktion,
Muskel, Skelett-Erkrankungen, Rücken-
gesundheit
Hintergrund/Fragestellung
Muskel-Skelett-Erkrankungen Pflegender
sind mit häufigen Transfers von Patient*in-
nen assoziiert (Soylar & Ozer, 2018). Bei
Gesundheits- und Krankenpfleger*innen
verursachen muskuloskelettale Erkrankun-
gen den größten Anteil an Arbeitsunfähig-
keitstagen (Meyer, Wenzel & Schenkel,
2018). Da die Beschwerden bereits bei Pfle-
geauszubildenden und Berufsanfänger*in-
nen auftreten, kann die Implementierung
von Präventionsstrategien im Ausbildungs-
kontext wirksam sein (Lovgren, Gustavs-
son, Melin & Rudman, 2014).
Im Rahmen des interdisziplinären BMBF-
geförderten Verbundprojekts ERTRAG
wurde unter enger Nutzer*inneneinbindung
ein technikgestützter Ergonomietrainer zum
Erlernen rückenschonender Arbeitsweisen
in der Pflegeausbildung entwickelt, in ei-
nem Feldtest mit Pflegeauszubildenden er-
probt sowie hinsichtlich Chancen und Her-
ausforderungen seiner Anwendung evalu-
iert.
Methodik
Das sequenzielle Mixed-Methods-Design
beinhaltete sowohl eine schriftliche Befra-
gung und zwei Fokusgruppendiskussionen
mit Auszubildenden (N=26) beim Feldtest
als auch zwei leitfadengestützte Expert*in-
neninterviews mit Pflegepädagog*innen
(N=2) 4 Wochen nach dem Test. Die quali-
tative Auswertung erfolgte mittels inhalt-
lich-strukturierender Inhaltsanalyse nach
Kuckartz (2010). Zur Analyse quantitativer
Befragungsdaten wurden Lagemaße und
Häufigkeiten ermittelt.
Ergebnisse
In Ergänzung eines Kinästhetik-Grundkur-
ses wird das Lernsystem als sehr nützlich
für die Pflegeausbildung bewertet. Wieder-
holbarkeit, Standardisierung und spieleri-
sche Aufbereitung der Anleitung fördern
die Lernzielerreichung im Vergleich zu her-
kömmlichen Lernarrangements. Dasselbe
gilt für das Nachvollziehen eigener Bewe-
gungsmuster mittels Videoaufnahmen. Ver-
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
81
gleichsweise eingeschränkt sind die Indivi-
dualität systemgenerierter Feedbacks, die
kinästhetische Wahrnehmung durch Kon-
zentration auf das Lernmedium sowie der
Praxistransfer erworbener Handlungsmus-
ter. Lehrpersonen können dies durch eine
ergänzende Rückmeldung, Förderung der
Medien- und Selbstlernkompetenz Lernen-
der sowie praxisphasenbegleitende Refle-
xion im virtuellen Klassenzimmer ausglei-
chen.
Schlussfolgerungen/Implikationen
Die Studie unterstreicht die Bedeutung ei-
ner engmaschigen Verknüpfung von
Mensch-Maschine-Systemen und didakti-
schem Handeln, um Lernprozesse zu reflek-
tieren und pflegeberufliche Handlungskom-
petenz weiterzuentwickeln. Ein zukünftiger
Einsatz im stationären/ambulanten Pflege-
setting ist zu diskutieren.
Literatur
Kuckartz, U. (2010). Einführung in die
computergestützte Analyse qualitativer Da-
ten (3., aktualisierte Aufl.). Lehrbuch.
Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissen-
schaften.
Lovgren, M., Gustavsson, P., Melin, B. &
Rudman, A. (2014). Neck/shoulder and
back pain in new graduate nurses: A growth
mixture modeling analysis. International
Journal of Nursing Studies, 51(4), 625–639.
https://doi.org/10.1016/j.ijnurstu.2013.08.0
09 Meyer, M., Wenzel, J. & Schenkel, A.
(2018). Krankheitsbedingte Fehlzeiten in
der deutschen Wirtschaft im Jahr 2017. In
B. Badura, A. Ducki, H. Schröder, J. Klose,
& M. Meyer (Eds.), Fehlzeiten-Report 2018
(pp. 331–536). Berlin, Heidelberg: Springer
Berlin Heidelberg.
https://doi.org/10.1007/978-3-662-57388-
4_29 Soylar, P., & Ozer, A. (2018). Evalu-
ation of the prevalence of musculoskeletal
disorders in nurses: A systematic review.
Medicine Science | International Medical
Journal, 1.
https://doi.org/10.5455/medscience.2017.0
6.8747
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
82
Konfliktmanagement durch eine Aug-
mented Reality gestützte Bedienung von
medizinischen Geräten im Rahmen des
Projekts situCare
Lukas Kohout FZI Forschungszentrum Informatik
Karlsruhe, Deutschland
Wilhelm Stork Karlsruher Institut für Technologie
Karlsruhe, Deutschland
Keywords
situCare, Augmented Reality, informelle
Pflege, Krisenmanagement
Motivation und Zielsetzung Bedingt durch die steigende Zahl an Pflege-
settings im häuslichen Umfeld, steigt auch
die Verbreitung von medizinischen Geräten
in diesen Umfeldern. Problematisch hierbei
ist, dass den pflegenden Angehörigen die
fachliche Ausbildung bzw. Einweisung in
die plötzlich vorhandenen Gerätschaften
fehlt. Durch häufige, meist akustisch oder
visuell ausgeprägte Fehler- oder Statusmel-
dungen fühlen sich die Angehörigen oft-
mals zum Handeln verpflichtet, bedingt
durch unklare Meldungen und unintuitive
Menüführung der Geräte aber sehr schnell
mit der Situation überfordert. Augmented
Reality (AR) bietet hohe Potentiale den
Nutzer in diesen Konfliktsituationen zu ent-
lasten.
Deshalb wird im BMBF-Projekt situCare
(„situative Unterstützung und Kriseninter-
vention in der Pflege“) ein System entwi-
ckelt, welches dem Nutzer augmentierte
Hinweise zur Bedienung und zur Lösung
häufiger Problemsituationen über eine AR-
Brille zur Verfügung stellt. Diese Hinweise
können einerseits textuell, aber auch durch
virtuelle Marker, wie bspw. Pfeile oder
Kreise dargestellt werden. Die Umsetzung
erfolgt exemplarisch an dem Beatmungsge-
rät „Monnal T50“ der Firma Air Liquide
Medical Systems.
Konzept und Ergebnisse Der erste Schritt zur Umsetzung dieses Sys-
tems, ist die Identifikation des Geräts über
individuelle QR-Codes. Zur weiteren Ver-
einfachung soll diese Variante in Zukunft
durch eine Objekterkennung mittels künst-
licher neuronaler Netze ersetzt werden.
Die Umsetzung der eingeblendeten Infor-
mationen ist in Abbildung 1 dargestellt. Der
Nutzer sieht jederzeit in welchem Arbeits-
schritt er sich gerade befindet. Außerdem
bekommt er die aktuelle Arbeitsanweisung
textuell beschrieben und, wenn möglich,
mit weiteren visuellen Elementen erweitert
(bspw. Einkreisen des zu benutzenden
Knopfes).
Das hier dargestellte System kann dazu bei-
tragen Unsicherheiten bei pflegenden An-
gehörigen zu reduzieren und somit Stresssi-
tuationen vermeiden oder auflösen.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
83
3-step concept to support the age-appropri-
ate learning of tablet use for seniors
Jennifer Zeilfelder FZI Forschungzentrum Informatik
Karlsruhe, Deutschland
Janine Kreft FZI Forschungzentrum Informatik
Karlsruhe, Deutschland
Simon Krause FZI Forschungzentrum Informatik
Karlsruhe, Deutschland
Jeanine Wein MedienKompetenzForum Südwest
Ludwigshafen am Rhein, Deutschland
Miriam Brehm LFK - Landesanstalt für Kommunikation
Baden-Württemberg
Stuttgart, Deutschland
Wilhelm Stork KIT Karlsruher Institut für Technologie
Karlsruhe, Deutschland
Keywords
Tablet, Senior, self-determined learning
Background/problem
Loneliness in old age is omnipresent in a so-
ciety in which digital participation plays an
important role. The KommmiT project fo-
cuses on an app with which the participant
can get to know the digital world using a
tablet PC. The participants are very differ-
ent, some are anxious, others want to pro-
ceed earlier.
The aim of the 3-step concept is to offer the
participant a safe and yet self-determined
learning environment in which the partici-
pant can decide for himself when he wants
to take the next step or not yet. This individ-
uality is intended to maintain and strengthen
the self-determination and self-responsibil-
ity of senior citizens.
Method/approach:
The requirement for the app is a protected
learning environment. For this purpose,
possible dangers were identified for the in-
dividual App modules by means of research
work and expert interviews. Subsequently,
a solution was designed by brainstorming
and implemented in the individual apps.
Results/Solutions
The final concept consists of three stages,
which receive a smooth transition.
The first stage is a protected learning envi-
ronment. In this environment, participants
can get to know the basics of the Tablet-PC
without being influenced from outside. A
launcher is used as the starting point and
only self-developed apps are displayed in
which various restrictions have been imple-
mented.
In the second stage, permissions can be
added individually, allowing the user to
leave the secure learning environment. If
the user feels overwhelmed, the permission
can be disabled again.
Third party apps can also be activated at the
second level. This is done by selecting dif-
ferent apps, which cover different needs and
were selected by experts from different
points of view.
Finally, in the third stage, the participant is
given complete freedom to install additional
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
84
third-party apps and leave the KommmiT
Launcher.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
85
Remoteanbindung einer Schmerzpumpe
für die Integration in der palliativen Ver-
sorgung
Matthias Diehl FZI Forschungszentrum Informatik
Karlsruhe, Deutschland
Keywords
Schmerzpumpe, palliative Versorgung, Si-
tuCare, Remoteanbindung
Abstract
In der spezialisierten ambulanten Palliativ-
versorgung (SAPV) werden zur
Schmerztherapie automatisierte Pumpen
zur Medikation eingesetzt, um den Patien-
ten einen möglichst schmerzarmen Alltag
zu ermöglichen. Mitarbeiter der SAPV
müssen häufig zu den Patienten fahren, nur
um bspw. den aktuellen Füllstand abzulesen
und somit subjektive Krisen der Patienten
auf Grund nichtvorhandener Schmerzmedi-
kamente auszuschließen. Im Rahmen des
BMBF-Projektes situCare („Situative Un-
terstützung und Krisenunterstützung in der
Pflege“) wurde ein Konzept zur Fernable-
sung der aktuellen Pumpendaten erarbeitet
und in ein prototypisches System überführt,
um die SAPV Teams zukünftig in ihrer Ar-
beit durch Statusinformationen zu unterstüt-
zen und eine schnelle Reaktion aus der
Ferne zu ermöglichen und so die Akzeptanz
von Patienten und dessen Angehörigen im
Umgang mit der Pumpe zu steigern. Die
Entwicklung der fernauslesbaren Schmerz-
pumpe erfolgte in Zusammenarbeit mit ei-
nem Hersteller von medizinischen Pumpen
und einem Hersteller von Pflegedokumen-
tationssoftware sowie einem SAPV Team
um die gesamte Kette bis zum Anwender
abzubilden. Das Systemkonzept basiert auf
drei Komponenten, der Schmerzpumpe, ei-
nem Gateway und einem serverseitigen Ba-
ckend mit Schnittstelle zur Dokumentati-
onssoftware. Dabei wurde in jedem Kom-
munikationsschritt die Datensicherheit ge-
sondert betrachtet, um die sensiblen patien-
tenbezogene Daten vor dem Zugriff Dritter
zu schützen. Durch die Kommunikation
über Mobilfunk ist das System nicht auf die
Infrastruktur der Patienten angewiesen.
Dies vereinfacht die Installation und War-
tung erheblich. Austauschbare Daten sind
unter anderem die aktuelle Flussrate, Bolus-
menge, Restlaufzeit oder Bolusanzahl. Die
prototypische Kommunikation zwischen
Pumpe, Gateway und Server konnte bereits
gezeigt werden. Nach der Zulassung der
Pumpe nach MPG soll in einem Feldtest die
angestrebte zeitliche Entlastung der SAPV
im Alltag evaluiert werden.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
86
Innovative Arbeitsgestaltung in der ambu-
lanten Pflege durch den Einsatz techni-
scher Assistenzsysteme
Nadine Voßen Institut für Unternehmenskybernetik an der
RWTH Aachen
Aachen, Deutschland
Daniela Janßen Institut für Unternehmenskybernetik an der
RWTH Aachen
Aachen, Deutschland
Keywords
DigiKomp Ambulant, technische Assis-
tenzsysteme, partizipative Technikentwick-
lung, ambulante Pflege
Abstract
Die Pflegebranche steht angesichts der Zu-
nahme pflegebedürftiger Menschen, eines
überdurchschnittlichen Krankenstandes der
Beschäftigten und eines zunehmenden
Fachkräftemangels vor besonderen Heraus-
forderungen. Entsprechend der politischen
Strategie „ambulant vor stationär“ in
Deutschland wird derzeit daraufgesetzt,
dass pflegebedürftige Menschen so lange
wie möglich in ihrer häuslichen Umgebung
verbleiben können und durch Angehörige
sowie durch professionelle ambulante
Dienste unterstützt werden.
Um die Zukunft ambulanter Versorgung in
Deutschland zu sichern, bieten innovative
Lösungen der Mensch-Technik-Interaktion
(MTI) neue Möglichkeiten, die Selbststän-
digkeit, Selbstbestimmung und die Lebens-
qualität von Pflegebedürftigen zu erhalten
sowie Pflegefachkräfte ebenso wie pfle-
gende Angehörige zu unterstützen und zu
entlasten.
Das Verbundprojekt DigiKomp-Ambulant
verfolgt das Ziel, die Anwender und die
Entwickler von pflegeunterstützender
Technik gleichermaßen einzubeziehen, um
eine bedarfsgerechte Unterstützung ambu-
lanter Pflege durch innovative Techniklö-
sungen zu ermöglichen, welche zu einer
Entlastung der Pflegenden bei einer gleich-
zeitig qualitativ hochwertigen Pflegedienst-
leistung führt.
Im Einzelnen
• wird ein Sensorkit für den Einsatz am Pfle-
gebett entsprechend der Anforderungen von
Pflegekräften weiterentwickelt und als
Nachrüstungssatz nutzbar gemacht,
• werden die von der Sensorik erfassten Da-
ten für verschiedene nutzeroptimierte An-
sichts-Applikationen für Pflegekräfte auf-
bereitet,
• zielt damit das Verbundprojekt auf Lösun-
gen, wie eine neuartige Datenaufnahme
(Sensorkit am Pflegebett) und Datenüber-
gabe (Pflegesoftware), die zwischen-
menschliche Interaktion der Pflegekräfte
mit den Pflegebedürftigen unterstützen
kann.
Das methodische Vorgehen gründet auf
dem Einsatz eines iterativen beteiligungs-
orientierten Technikentwicklungsmodells.
Praxistests, geeignete Fragebögen und In-
terviews mit den Nutzern sind Bestandteile
des Methodenbaukastens. Aus den Praxis-
tests werden einerseits nötige technische
Anpassungen abgeleitet und prototypisch
umgesetzt, andererseits werden neue Quali-
fizierungsbausteine (Technikkompetenz)
für Pflegekräfte entwickelt und neue Ge-
schäftsmodelle für Hersteller und Nutzer
pflegeunterstützender Technik erarbeitet.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
87
Einsatz einer Bettsensorik zur Bewegungs-
überwachung (Mobility Monitor) im neu-
rologischen und neurochirurgischen Inten-
sivbereich
Antje Schepputat Universitätsklinikum Freiburg - Pflegedi-
rektion, Pflegepraxiszentrum
Freiburg, Deutschland
Sven Ziegler Universitätsklinikum Freiburg - Pflegedi-
rektion, Pflegepraxiszentrum
Freiburg, Deutschland
Birgit Grotejohann Universitätsklinikum Freiburg - Zentrum
Klinische Studien
Freiburg, Deutschland
Inga Poguntke Universitätsklinikum Freiburg - Zentrum
Klinische Studien
Freiburg, Deutschland
Eyere Takem Universitätsklinikum Freiburg - Zentrum
Klinische Studien
Freiburg, Deutschland
Peter König Hochschule Furtwangen - Institut Mensch,
Technik und Teilhabe
Furtwangen, Deutschland
Christophe Kunze Hochschule Furtwangen - Institut Mensch,
Technik und Teilhabe
Furtwangen, Deutschland
Johanna Feuchtinger Universitätsklinikum Freiburg - Pflegedi-
rektion, Pflegepraxiszentrum
Freiburg, Deutschland
Keywords
Pflegepraxiszentrum Freiburg, Bettsenso-
rik, Bewegungserfassung, Dekubituspro-
phylaxe, Stepped Wedge Design
Hintergrund und Fragestellung
Patientinnen und Patienten auf neurologi-
schen und neurochirurgischen Intensivstati-
onen sind aufgrund ihrer Erkrankungen und
Therapie häufig bewegungseingeschränkt
und einem hohen Dekubitusrisiko ausge-
setzt. In einem begleitenden Evaluations-
projekt wird eruiert, inwiefern die Bettsen-
sorik Mobility Monitor – ein System, das
Mikro- und Makrobewegungen von Patien-
tinnen und Patienten im Bett erfasst und
sichtbar macht – Pflegende darin unter-
stützt, Patientinnen und Patienten zeitge-
recht und druckentlastend zu positionieren.
Dabei wird erfasst, inwiefern der Mobility
Monitor dazu beiträgt, (I) den inaktiven An-
teil an der Gesamtliegezeit (d.h. Über-
schreitung von zwei Stunden ohne druck-
entlastende Umpositionierung) zu senken
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
88
(primärer Endpunkt), (II) ob sich ein Ein-
fluss auf die Dekubitusinzidenz zeigt und
(III) ob der druckentlastende Anteil der as-
sistierten Umpositionierungen erhöht wer-
den kann (sekundäre Endpunkte). Die Per-
spektive der Mitarbeitenden wird im Rah-
men einer formativen Evaluation erfasst
(vgl. hierzu Hempler et al. in diesem Band).
Methodik
Das Projekt wird über sechs Monate im
„Stepped Wedge Design“ mit zwei Schrit-
ten und zwei Clustern auf einer neurologi-
schen und einer neurochirurgischen Inten-
sivstation durchgeführt (je eine Station pro
Cluster). Die Analyse erfolgt sowohl de-
skriptiv als auch mit gemischten linearen
Modellen.
Ergebnisse
Die Erhebungsphase wurde im Mai 2019
abgeschlossen. Erste vorläufige Ergebnisse
werden im Rahmen der Clusterkonferenz
präsentiert.
Implikationen für die Praxis und Aus-
blick
Der Beitrag fokussiert Herausforderungen
und Strategien der Implementierung einer
innovativen Technologie innerhalb des Re-
gelbetriebs eines Akutkrankenhauses so-
wohl aus pflegepraktischer als auch aus
wissenschaftlicher Perspektive. Basierend
auf den ersten Erkenntnissen werden Ein-
satzmöglichkeiten und –grenzen des Mobi-
lity Monitors in der Akutpflege skizziert.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
89
Die Pflegebrille: Gestaltung der Unterstüt-
zung von Pflegepraxis durch Augmented
Reality
Michael Prilla TU Clausthal
Clausthal, Deutschland
Marc Janßen TU Clausthal
Clausthal, Deutschland
Heinrich Recken Hamburger Fern-Hochschule
Hamburg, Deutschland
Keywords
Projekt Pflegebrille (BMBF), Augmented
Reality, Pflegepraxis
Hintergrund Das Projekt Pflegebrille untersucht aus den
Perspektiven von Pflegewissenschaft, Pfle-
gepraxis und Mensch-Technik-Interaktion
den Nutzen von Augmented Reality (AR)
für die Pflegepraxis in unterschiedlichen
Versorgungssettings. Vorteile von AR lie-
gen für Pflegekräfte in der Nutzung von In-
formationen und Unterstützung während
der von ihnen durchgeführten Pflegetätig-
keiten. Zudem bleiben ihre Hände für die
Pflege des Patienten frei.
Methodik Für die Pflegebrille wurden einem partizi-
pativen Prozess mit Pflegekräften und in der
Pflegepraxis Unterstützungsbereiche für
AR in der Pflegepraxis identifiziert und
konkrete Unterstützung hierfür implemen-
tiert. Darunter fallen u.a. die Unterstützung
für einfache und komplexe Workflows
(bspw. Schmerzmanagement und en-
dotracheales Absaugen), die Telekonsulta-
tion (bspw. Unterstützung durch Experten
aus der Ferne) sowie Funktionen zur Bestel-
lung von Hilfsmitteln und zu Dokumenta-
tion. Nach Kenntnis der Autoren ist die
Pflegebrille der einzige derzeit bekannte
Ansatz der Unterstützung einer Vielzahl
von Pflegetätigkeiten durch Augmented
Reality – ähnliche Ansätze beschränken
sich entweder auf einzelne Funktionen oder
den Bereich der Aus- und Weiterbildung.
Ergebnisse Eine der momentan überprüften Funktionen
ist die Telekonsultation. Hierbei zeigt sich,
dass die Telekonsultation über eine Brille
einen Mehrwert gegenüber anderen techni-
schen Verfahren (bspw. Bildaufnahmen
und Handyvideos) bietet. Anwendungsfel-
der sind bspw. die Anleitung von Auszubil-
denden durch Praxisanleiter/Pflegelehrer o-
der von Pflegenden durch Wund- und
Stomaexperten.
Schlussfolgerungen Erprobungen dieser und anderer Unterstüt-
zungsfunktionen bestätigen die genannten
Vorteile und zeigen Potentiale des Kon-
zepts der Pflegebrille sowie eine hohe Ak-
zeptanz bei Pflegekräften. Gleichwohl las-
sen sich auch Bedarfe zur Weiterentwick-
lung des Konzepts ableiten. Der Beitrag für
die Clusterkonferenz präsentiert Ergebnisse
aus dieser Erprobung und daraus abgeleitete
Gestaltungsmerkmale für den Einsatz von
AR in der Pflegepraxis.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
90
Möglichkeiten der Pflegeunterstützung
durch intelligente Gebäudetechnik
Jonas Schwartze Peter L. Reichertz Institut für Medizinische
Informatik der TU Braunschweig und der
Medizinischen Hochschule Hannover
Braunschweig & Hannover, Deutschland
Harald Schrom Institut für Datentechnik und Kommunika-
tionsnetze der TU Braunschweig
Braunschweig, Deutschland
Torsten Voß Nibelungen Wohnbau GmbH Braun-
schweig
Braunschweig, Deutschland
Reinhold Haux Peter L. Reichertz Institut für Medizinische
Informatik der TU Braunschweig und der
Medizinischen Hochschule Hannover
Braunschweig & Hannover, Deutschland
Michael Marschollek Peter L. Reichertz Institut für Medizinische
Informatik der TU Braunschweig und der
Medizinischen Hochschule Hannover
Braunschweig & Hannover, Deutschland
Thomas Deserno Peter L. Reichertz Institut für Medizinische
Informatik der TU Braunschweig und der
Medizinischen Hochschule Hannover
Braunschweig & Hannover, Deutschland
Keywords
Ambient Assisted Living, Ageing in Place,
Smart Home, BASIS
Hintergrund/Fragestellung
Die eigene Wohnung ist der präferierte Ort
des Alterns [1,2], obwohl sie oft als unge-
nügend adaptiert wahrgenommen wird [3].
Technische Assistenzsysteme können die
häusliche Pflege unterstützen, erfordern je-
doch aktuell eine Vielzahl isolierter Geräte.
Hieraus ergibt sich die Frage, wie die Woh-
nung selbst die Rolle eines Pflegeunterstüt-
zungssystems übernehmen und die Funkti-
onalitäten externer Geräte abbilden kann.
Methodik
Das Projekt "Building Automation by an In-
telligent and Scalable System" (BASIS) in-
tegriert Sensorik und Aktorik von aktuell 18
verschiedenen Gewerken in einer gemein-
sam genutzten, kostengünstigen Bus-Sys-
tem-Infrastruktur: Wärme- und Energie-
technik, Beleuchtung, Gebäudesicherheit
und medizinischen Anwendungen des Am-
bient Assisted Living [4,5]. Ambiente Da-
ten aller Sensoren werden in logisch isolier-
ten und flexibel erweiterbaren Softwarepar-
titionen der Gewerke ausgewertet.
Ergebnisse
Das System ist in einer Laborumgebung
und sechs realen Wohnungen verbaut [4].
Mit über 600 Sensoren und Aktoren stehen
gewerkeübergreifende, ambiente Sensor-
und Aktordaten zu Licht, Tür-/Fenstersta-
tus, Bewegung, Helligkeit, Strom- und
Wasserverbrauch, Temperatur, Luftfeuch-
tigkeit, etc. zur Verfügung. Mit Anwendun-
gen, wie einer optischen Klingel, Inaktivi-
tätswarnung, Herdabschaltung, Luftquali-
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
91
tätsanalyse sowie Sicherheits- und Erinne-
rungsfunktionen [6] kann die Wohnung auf
Problemsituationen reagieren. Zusatzge-
räte, wie ein ballistokardiografischer Herz-
frequenzsensor am Bett, ein kapazitives
EKG im Fernsehsessel sowie die zusam-
mengeführten Daten aller Gewerke dienen
zur Erkennung von Verhaltensänderungen
oder zur Unterstützung medizinischer Diag-
nostik.
Schlussfolgerungen
BASIS ist eine Plattform zur interoperablen
Nutzung gewerkeübergreifender Woh-
nungsdaten. Die permanente bauliche Aus-
rüstung sichert die Etablierung einer nach-
haltigen Infrastruktur mit inhärenter Aus-
fallsicherheit und Datenschutzwahrung. Die
mögliche Integration der Monitoringdaten
in die elektronische Patientenaktte des Be-
wohners ermöglicht weitreichende Perspek-
tiven in der sektorübergeifenden Gesund-
heitsversorgung. Mögliche Unterstützungs-
funktionen für die häusliche Pflege sind aus
den Demonstratoren absehbar und sind in
einer bereits ausgestatteten Wohnpflege-
gruppe sowie weiteren vorgerüsteten Woh-
nungen Gegenstand.
Literatur
[1] Deutsches Zentrum für Altersfragen
(DZA). Siebter Altenbericht der Bundesre-
gierung.
Bundesministerium für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend;
2016 Nov.
[2] Vasunilashorn S, Steinman BA, Liebig
PS, Pynoos J. Aging in Place: Evolution
of a Research Topic Whose Time Has
Come. J Aging Res. 2011;2012:6.
[3] Heinze RG, Klein T, Kruse A, Naegele
G, Pott E, Köcher R, et al. Generali
Altersstudie 2017: Wie ältere Menschen in
Deutschland denken und leben.
Springer Berlin Heidelberg; 2017.
[4] Schrom H, Schwartze J, Diekmann S.
Building Automation by an Intelligent
Embedded Infrastructure: Combining Med-
ical, Smart Energy, Smart
Environment and Heating. Proc int smart
cities conf. 2017. pp. 113–7.
[5] Schwartze J, Schrom H, Wolf K-H,
Marschollek M. Facilitating inter-domain
synergies in ambient assisted living envi-
ronments. Stud Health Technol Inform.
2016;228:476–80.
[6] Schwartze J, Prekazi A, Schrom H,
Marschollek M. Substitution of Assisted
Living Services by Assistive Technology -
Experts Opinions and Technical
Feasibility. Stud Health Technol Inform.
2017;238:116–9.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
92
Intuitive human-robot interaction for phys-
ical support during nursing activities using
myoelectric signals
Christian Kowalski OFFIS - Institute for Information Technol-
ogy
Oldenburg, Deutschland
Pedro Arizpe-Gomez OFFIS - Institute for Information Technol-
ogy
Oldenburg, Deutschland
Sebastian Weiß OFFIS - Institute for Information Techno-
logy
Oldenburg, Deutschland
Pascal Gliesche OFFIS - Institute for Information Techno-
logy
Oldenburg, Deutschland
Andreas Hein Carl von Ossietzky University of Olden-
burg
Oldenburg, Deutschland
Keywords
Human-Robot Interaction, Physical Robot
Support, Pose Detection, Nursing Care In-
novation Center (PIZ)
Abstract
Nurses are exposed to immense physical
strain, which often leads to early retirement
from work. Due to the prevailing care crisis,
it is therefore important to provide support
in this domain to counteract the loss of nurs-
ing staff. A large potential resides in the use
of robotics for physical relief by supporting
during patient positioning activities. In any
form of human-robot interaction with assis-
tance systems, the difficulty lies in the ideal
selection of concepts for initiating actions
on the part of the robot – especially in safety
critical environments. For this reason, the
present scientific work deals with the imple-
mentation of an intuitive interaction con-
cept for non-contact communication with a
robotic manipulator attached to the patient
bed, which can support both patient and
nurse. For such an interaction concept, the
robot needs to gather information about
when and where to move to in order to sup-
port properly. In our case, the communica-
tion of when to move is done by recognizing
a specific gesture based on myoelectric sig-
nals of the nurse’s lower arm using a Myo
wristband. Moreover, the target location is
the nurse's current hand position calculated
in three-dimensional space by using image
data from external cameras. During nursing
activities, the nurse initiates the movement
of the robot arm by using a gesture like fin-
ger spreading. The results show that this
kind of interaction is feasible for position-
ing movements which require little to mod-
erate force – high-force movements are less
likely to be detected reliably with the Myo
wristband.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
93
LidarSEE – Digitale Orientierungshilfe
und Kollisionsvermeidung für blinde und
im Sehen eingeschränkte Personen
Friedrich Gauger FZI Forschungszentrum Informatik
Karlsruhe, Deutschland
Christoph Zimmermann FZI Forschungszentrum Informatik
Karlsruhe, Deutschland
Michael Springer FZI Forschungszentrum Informatik
Karlsruhe, Deutschland
Matthias Reichenbacher FZI Forschungszentrum Informatik
Karlsruhe, Deutschland
Sujeethran Savvel FZI Forschungszentrum Informatik
Karlsruhe, Deutschland
Keywords
Blinde, Hilfsmittel, Navigation, Teilhabe,
Autonomie, Sensor, Feedback, elektroni-
sches System, optisch, Kappe
Abstract
Neue optische Technologien ermöglichen
zunehmend miniaturisierte Sensor-Aktor-
Systeme, welche interessanten Anwendun-
gen für Menschen mit Unterstützungsbedarf
den Weg eröffnen. Blinde und im Sehen
wesentlich eingeschränkte Personen kön-
nen von dieser Entwicklung erheblich pro-
fitieren, wenn Hilfsmittel entstehen welche
einen erhöhten Autonomiegrad ermögli-
chen. Der Blindenstock als etabliertes Hilfs-
mittel zur Navigation und Kollisionsver-
meidung bietet keinen Schutz im Bereich
von Oberkörper und Kopf, so dass hier Be-
darf für eine ergänzende Lösung besteht.
LidarSEE kombiniert eine optische Techno-
logie zur Hinderniserkennung mit hapti-
schem Feedback. Sämtliche Sensor- und
Verarbeitungseinheiten sind in eine Base-
ball-Cap integriert und ermöglichen die
Tiefenwahrnehmung von Objekten. Damit
können Gegenstände im Oberkörperbereich
wie z.B. tiefhängende Äste oder aufste-
hende Kofferraumklappen rechtzeitig er-
kannt werden. Die Sensorpositionierung am
Kopf ermöglicht eine detailliertere Wahr-
nehmung durch Variation der Kopfpose, so
dass Träger zur Erkennung von z.B. Durch-
gangshöhen befähigt werden. Die Signali-
sierung der Ort- und Tiefeninformation er-
folgt kabellos über vibrotaktiles Feedback
an den Fingergliedern der rechten Hand.
Die im Rahmen des BMBF-geförderten
Projektes LidarSEE entstandene prototypi-
sche Lösung wurde nach Erstevaluation im
Rahmen der FZI-Eigenforschung weiterent-
wickelt. Der hierbei entstandene Demonst-
rator wurde konsequent an Nutzeranforde-
rungen orientiert und stellt in Ergänzung zu
klassischen Blindenhilfsmitteln einen we-
sentlichen Orientierungs- und Sicherheits-
gewinn dar. Dabei zeichnet er sich durch
einfaches Handling, Unauffälligkeit und
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
94
Anpassbarkeit an das individuelle taktile
Empfinden des Tragenden aus.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
95
Palliatives Wissen für Altenpflegende –
Evaluation einer Schulung und Homepage
zur Versorgung am Lebensende
Ulrike Lindwedel-Reime Hochschule Furtwangen
Furtwangen, Deutschland
Lisa Blattert Vital Aire
Berlin, Deutschland
Jennifer Kuhlberg Palliativnetz Freiburg
Freiburg, Deutschland
David Czudnochowski Palliativnetz Freiburg
Freiburg, Deutschland
Peter König Hochschule Furtwangen
Furtwangen, Deutschland
Keywords
Palliative Care, Wissensbausteine, Home-
page, Altenpflege, situCare
Abstract
In Deutschland ist eine adäquate Versor-
gung von Sterbenden in Altenpflegeheimen
zumeist sehr unzureichend geregelt. Noch
immer versterben Menschen mit massiven
Schmerzen oder Angst, weil die Altenpfle-
gekräfte, aus verschiedensten Gründen auf
diese Situationen nicht ausreichend vorbe-
reitet sind. Gleichzeitig steigt der Anteil der
Pflegebedürftigen, mit komplexen Symp-
tombelastung in stationären Pflegeeinrich-
tungen stetig an. Hochrechnungen zufolge
ist die Anzahl der Menschen, die im Pflege-
heim versterben von rund 12% im Jahr 2000
auf rund 20% im Jahr 2011 angestiegen. Bei
Menschen mit Demenz liegt dieser Anteil
bei rund 50%.
Im Rahmen des BMBF-geförderten Pro-
jekts situCare [2016 -2019] wurde auf Basis
von Experteninterviews mit Palliativfach-
kräften und Beobachtungen in Altenpflege-
heimen eine Ist-Analyse vorgenommen.
Viele Palliativfachkräfte berichten von
Menschen, die unter diesen schwierigen Be-
dingungen versterben. Vor allem wurde von
massivem - nicht adäquat oder unbehandel-
tem – Schmerzgeschehen, überforderten
Pflegekräften und überlasteten Angehöri-
gen berichtet. Vielen professionellen Pfle-
genden wie auch Angehörigen, ist die Mög-
lichkeit der Unterstützung durch ein SAPV-
Team nicht bekannt.
Auf der Basis dieser Erkenntnisse wurde so-
wohl ein Schulungskonzept als auch eine
Homepage zur niederschwelligen Wissens-
vermittlung für Altenpflegekräfte etabliert
(www.palliativlexikon-freiburg.de). Hier-
bei wurden zunächst die Themen “allge-
meine Grundlagen” sowie “Ernährung am
Lebensende” ausgearbeitet. Die Schulun-
gen fanden durch eine Palliativfachkraft
statt. Die begleitende Pilotstudie zeigte be-
reits auf, dass der Bedarf an palliativem
Wissen in der Altenpflege erheblich ist. Die
Selbsteinschätzung und das tatsächliche
Praxiswissen der Altenpflegenden unter-
scheiden sich stark. Gleichzeitig wünschen
sich 85% der Altenpflegenden weitere Fort-
bildungen zum Thema. Darüber hinaus
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
96
konnten bereits ergänzende Aspekte identi-
fiziert werden, beispielsweise der Umgang
mit Schmerzen und Symptombehandlung.
Eine weiterführende Erhebung und Aus-
wertung findet gerade statt.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
97
Multifunktionale, technikgestützte Mobili-
sierung in der Pflege
Conrad Fifelski Universität Oldenburg
Oldenburg, Deutschland
Miriam Peters Philosophisch-Theologische Hochschule
Vallendar
Vallendar, Deutschland
Sabine Daxberger Philosophisch-Theologische Hochschule
Vallendar
Vallendar, Deutschland
Lena-Marie Wirth Universität Oldenburg
Oldenburg, Deutschland
Christian Kowalski OFFIS - Institute for Information Technol-
ogy
Oldenburg, Deutschland
Andreas Hein Universität Oldenburg
Oldenburg, Deutschland
Manfred Hülsken-Giesler Universität Oldenburg
Oldenburg, Deutschland
manfred.huelsken-giesler@uni-osnab-
rueck.de
Keywords
Robotics, Kinästhetics, Nursing
Abstract
Die Mobilisierung Pflegebedürftiger bringt
Belastungen mit sich, die körperliche Schä-
digungen bei den Pflegenden verursachen
können (Jäger et al., 2014). Pflegehilfsmit-
tel, wie Lifter und Pflegebetten, zielen da-
rauf ab, körperliche Belastungen zu mini-
mieren. Hilfsmittel dieser Art sind im Nor-
malfall für ausgewählte Anwendungszwe-
cke vorgesehen. Für komplexe Pflegesitua-
tionen sind oft mehrere unterschiedliche
Hilfsmittel zu kombinieren, was wirtschaft-
lich fraglich ist, den Pflegekräften ein siche-
res Handling mit unterschiedlich funktio-
nierenden Geräten abverlangt und letztlich
dazu führen kann, dass die zur Verfügung
stehende technische Infrastruktur nicht ge-
nutzt wird.
Im Pflegelabor der Universität Oldenburg
wird auf Grundlage des BMBF geförderten
Projektes ITAGAP ein alternativer Ansatz
gewählt: ein multifunktionaler Roboterarm,
der an einem Pflegebett befestigt wird, leis-
tet Unterstützung in verschiedenen Pfle-
gesituationen. Er unterstützt die von einer
Pflegeperson koordinierte Lagerung von
Klient(inn)en im Bett, die Mobilisation und
den Transfer vom Bett in den Stuhl und ist
in der Lage, Gegenstände für die Kli-
ent(inn)en oder die Pflegepersonen anzu-
reichen oder zu halten. Mit diesem Ansatz
soll eine körperliche Entlastung von Pfle-
genden erreicht und die Unabhängigkeit
von bettlägerigen Klient(inn)en unterstützt
werden. Die Technologieentwicklung er-
folgt mit pflegewissenschaftlicher Beglei-
tung und in Zusammenarbeit mit der Pfle-
gepraxis. Erste Testläufe mit Auszubilden-
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
98
den in der Pflege demonstrieren die Multi-
funktionalität des Systems, belegen die
Machbarkeit und geben Anlass, diesen in-
novativen Ansatz weiter zu verfolgen.
Literatur Jäger, M., Jordan, C., Theilmeier, A., Wort-
mann, N., Kuhn, S., Nienhaus, A. und Lutt-
mann, A. (2014): Analyse der Lumbalbelas-
tung beim manuellen Bewegen von Patien-
ten zur Prävention biomechanischer Über-
lastungen von Beschäftigten im Gesund-
heitswesen. in RiRe - Risiken und Ressour-
cen in Gesundheitsdienst und Wohlfahrts-
pflege, ecoMed Medizin.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
99
Fast Care - Realtime Telemedical Applica-
tions for intelligent Assistance Systems
Sabrina Hoppstock Harz University of Applied Sciences
Wernigerode & Halberstadt, Deutschland
Peter Kußmann Harz University of Applied Sciences
Wernigerode & Halberstadt, Deutschland
Ulrich Fischer-Hirchert Harz University of Applied Sciences
Wernigerode & Halberstadt, Deutschland
Keywords
Pflegeassistenzsysteme, Echtzeitanwen-
dungen, 5G Applikation, Telemedizin
Einleitung, Hintergrund, Problemstel-
lung
Das Projekt fast care forscht an der Konzep-
tion und Entwicklung eines echtzeitfähigen
Sensordaten-Analyse-Frameworks für in-
telligente Assistenzsysteme. Entwicklungs-
ziele sind u.a. medizinisch valide, Echtzeit-
Situationsbilder auf Basis einer ad-hoc ver-
netzten Sensorinfrastruktur mit Latenzen
kleiner 10ms. Fast care schafft die techni-
schen Voraussetzungen dafür, dass medizi-
nische Interaktionen möglich sind, um den
Menschen in seiner natürlichen Umgebung
vor Schaden zu bewahren.
Herangehensweise, Methodik
Assistenzsysteme im AAL-Bereich und der
medizinischen Versorgung müssen rele-
vante Situationen, die eine assistive Inter-
vention erfordern, in Echtzeit erkennen
können. Die Herausforderung einer verteil-
ten, echtzeitfähigen medizinischen Sensorik
und Signalverarbeitung soll mithilfe einer
sensornahen Datenverarbeitung und Sen-
sorhubs, der optischen Sensorik, der hard-
warenahen Systemoptimierung, der Ent-
wicklung verteilter Systeme sowie durch
Interface Netzwerk-Sensorik bearbeitet
werden.
Ergebnis, Praxisimplikationen
Als Lösungsansätze dienen schnelle und in-
telligente Sensorik und Aktorik, eine Ver-
besserung der Bewegungsmustererkennung
und intelligente Algorithmen zur Echtzeit-
Netzwerkintegration. Im fast care Projekt
wird ein Echtzeitnetzwerk mit Demonstra-
toren im MTI-Lab der Hochschule Harz
aufgebaut. Die verschiedenen Teilergeb-
nisse aller Projektpartner werden zu diesem
Zweck im Labor integriert. Die Integration
im MTI-Lab erfolgt mit dem Fokus auf der
Anwenderfreundlichkeit der eingesetzten
Technik.
Anmerkungen
Das Projekt wird gefördert vom Bundesmi-
nisterium für Bildung und Forschung und
ist Teil des Programmes „Zwanzig20 –
Partnerschaft für Innovation“. Das Förder-
kennzeichen ist 03ZZ0519I. Wir danken al-
len fast care Projektpartnern für den Beitrag
zu dieser Veröffentlichung.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
100
HealthReality: Rendezvous zweier Welten
- Wissenstransfer und Anwendungsent-
wicklung erweiternder Realitäten zwischen
Kreativ- und Gesundheitswirtschaft
Andre Hellwig Fraunhofer Institut für Software- und Sys-
temtechnik, Fraunhofer ISST
Dortmund, Deutschland
Wolfgang Deiters Hochschule für Gesundheit HSG
Bochum, Deutschland
Michael Pantförder Fraunhofer Institut für Software- und Sys-
temtechnik, Fraunhofer ISST
Dortmund, Deutschland
Sven Meister Fraunhofer Institut für Software- und Sys-
temtechnik, Fraunhofer ISST
Dortmund, Deutschland
Keywords
Gesundheitsanwendungen, Healthcare, Liv-
ing Lab, Human-centered Design, Interac-
tion Design, Virtual Reality, Augmented
Reality
Abstract
Virtual (VR), Mixed (MR) und Augmented
Reality (AR) sind bereits ein fester Bestand-
teil der Kreativwirtschaft, stehen im Ge-
sundheitswesen jedoch am Anfang. Im Ge-
sundheitssektor gibt es allerdings relevante
Einsatzmöglichkeiten für Anwendungen er-
weiternder und vollständig digitaler Reali-
täten. Heute existieren Oberkategorien zur
Beschreibung von VR/MR/AR-Produkten.
Es fehlt jedoch oftmals eine nutzerzentrierte
Auseinandersetzung, inwiefern die im
Markt verfügbaren technologischen An-
sätze eine Akzeptanz in Therapie und Lehre
der Gesundheitswelt finden können. Das
Verbundprojekt HealthReality möchte an
dieser Stelle unterstützen und hat folgende
Ziele:
1. Wissenstransfer: Bestehendes Wissen der
Kreativbranche zur digitalen Anwendungs-
entwicklung für das Gesundheitswesen er-
schließen.
2. Living Lab: Anforderungsanalyse und
Etablierung eines Labs an der Hochschule
für Gesundheit mit dem Zweck Austausch,
Vernetzung und Innovation zwischen den
Branchen zu fördern.
3. Agile Entwicklung und Erprobung: Me-
thodensettings für die Anwendungsent-
wicklung erweiternder Realitäten im Ge-
sundheitswesen.
Gesundheitsanwendungen haben besonders
hohe Entwicklungsanforderungen. Diese
müssen sinnvoll zu einer gesundheitlichen
Versorgung beitragen. Derzeit fehlt es an ei-
nem strukturierten Methodensetting, um
Kreativunternehmen bei der Translation
von Produkten in das Gesundheitswesen zu
unterstützen. Nutzerzentrierung und agile
Entwicklungsmethoden im Bereich Ge-
sundheit erfordern deshalb ein erfahrbar
machen der jeweiligen Innovation. Es be-
darf eines Living Labs, in dem Akteure aus
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
101
Wissenschaft und Praxis zusammenkom-
men können, um auf Basis eines gemeinsa-
men Problemverständnisses robuste Lösun-
gen zu realisieren. In Zusammenarbeit mit
Akteuren der Gesundheit (Hochschule für
Gesundheit,) und der Kreativbranche
(Fachhochschule Dortmund, 42dp Labs)
wurden in qualitativen Befragungen Anfor-
derungen an ein Methodensetting (u.a. Pro-
zesse, Design Principles erweiternder Rea-
litäten), Einsatzszenarien im Feld Gesund-
heit (u.a. Pflegeinnovationen) sowie ein
Living Lab an der Hochschule für Gesund-
heit erhoben. Im Sinne einer agilen Ent-
wicklung ist ein ständiger Austausch beider
Branchen (u.a. Anwendungsentwicklung
mit direktem Feedback der Zielgruppe, Er-
arbeitung einer gemeinsamen Wissensba-
sis) zur erfolgreichen Produktentwicklung
unabdingbar. Darüber hinaus wünschen
sich Parteien beider Branchen eine Bera-
tung zur Einschätzung in welchem Fall eine
Anwendung als Medizinprodukt eingestuft
wird
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
102
Evaluation eines VR-gestütztes Absaug-
training für professionell Pflegende in Aus-
bildung und Praxis
Ulrike Lindwedel-Reime Hochschule Furtwangen
Furtwangen, Deutschland
Christian Plotzky Hochschule Furtwangen
Furtwangen, Deutschland
Lisa Blattert Vital Aire
Berlin, Deutschland
Christophe Kunze Hochschule Furtwangen
Furtwangen, Deutschland
Peter König Hochschule Furtwangen
Furtwangen, Deutschland
Keywords
VR-gestütztes Lernen, Absaugtraining,
Evaluation, situCare
Abstract
Der demografischen Wandel, die anstei-
gende Anzahl von Menschen mit Pflegebe-
darf und der pflegerische Personalmangel
haben dazu geführt, dass u.a. die Praxisan-
leitung zeitlich komprimiert wird. Dies
kann zu Unsicherheiten, fehlenden Kompe-
tenzen und Fertigkeiten bei Pflegenden füh-
ren. In der außerklinischen Heimbeatmung
haben sich das endotracheale Absaugen so-
wie das Beatmungsmanagement als beson-
ders problematisch herausgestellt. Pfle-
gende Angehörige verlassen das häusliche
Umfeld häufig nicht mehr bzw. sondieren
bei welcher Pflegekraft sie das Haus gefahr-
los verlassen können. Auch professionelle
Pflegekräfte berichteten, dass nicht in aus-
reichenden Maße für dieses Arbeitssetting
qualifizierte Kolleg*innen einen erhebli-
chen Stress und Belastungsfaktor darstel-
len. Dies führt dazu, dass ein Großteil der
Befragten plant, den Beruf innerhalb der
nächsten Zeit zu verlassen oder sich im Be-
rufszweig neu orientiert. Im Rahmen des
Projekts situCare (BMBF, 2016-2019)
wurde ein mehrstufiges Konzept zur Nut-
zung von Mixed-Reality Systemen für das
Skills-Training in der Pflege und eine VR-
Anwendung dazu am Beispiel des en-
dotrachealen Absaugens entwickelt.
Mit Hilfe dieser VR-Anwendung kann das
Absaugen bei einem virtuellen Patienten
geübt werden. Dabei absolvieren die Ler-
nenden durch Unterstützung eines Head-
Mounted-Display und einer Audioanleitung
einzelne Schritte des Absaugvorgangs. Die
Übungen können durchgeführt werden,
ohne dass Gefahr für Patienten besteht. In
ersten Usability-Analysen zeigten die Teil-
nehmenden fast durchweg Begeisterung. Es
wurde u.a. geäußert, dass sich die Simula-
tion sehr real anfühle. Insgesamt sahen die
Teilnehmenden ein hohes Potential der VR
zu Lernzwecken in der Pflege. Aktuell läuft
eine Evaluationsstudie die sich darüber hin-
aus mit der Akzeptanz der VR-gestützten
Anwendung, dem subjektiven Lernerlebnis
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
103
sowie dem (subjektiver) Kompetenzzu-
wachs bei Studierenden und Fachkräften in
der Berufspraxis (n=50) beschäftigt.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
104
Pflege 4.0: Mit User-Centred Change zur
nutzerzentrierten Implementierung neuer
Technologien
Annabel Zettl YOUSE GmbH
Berlin, Deutschland
Angelika Trübswetter YOUSE GmbH
Berlin, Deutschland
Keywords
User-Centred Change, Digitalisierung,
Technikakzeptanz, Transformation, Partizi-
pation
Abstract
Die Digitalisierung schreitet in allen Bran-
chen und Teilen der Gesellschaft immer
weiter voran. Auch für die Pflege stehen
Technologien bereit, die eine Verbesserung
von Abläufen und Versorgungsangeboten
versprechen: Pflegedokumentationssoft-
ware, Pflegelifter, Roboter oder Selbstma-
nagement-Apps sollen Prozesse beschleuni-
gen und vereinfachen [1-2], Pflegepersonal
und pflegebedürftige Personen entlasten,
schützen [3] oder fördern [4].
Viele dieser Technologien sind einsatzbe-
reit, aber nur wenige schon fester Bestand-
teil des medizinischen und pflegerischen
Alltags [5]. Dies ist unter anderem auch auf
eine mangelnde Akzeptanz dieser Techno-
logien seitens der Anwender*innen zurück-
zuführen, die oftmals unzureichend in den
Entwicklungsprozess eingebunden werden
[6]. Nutzerintegration, bspw. User- Centred
Design [7], ist hier eine wichtige Stell-
schraube zur Gestaltung nutzerfreundlicher
Anwendungen. Jedoch zeigt die Implemen-
tierungspraxis immer wieder, dass die Nut-
zerintegration im Entwicklungsprozess al-
lein das Problem der mangelnden Akzep-
tanz nicht ausreichend lösen kann. Daher
stellt sich die Frage nach einem Ansatz zur
akzeptanzfördernden Implementierung
neuer Technologien.
Dieser Beitrag betrachtet digitale Hilfsmit-
tel im Gesundheitswesen als Teil eines so-
zio-technischen Systems. Bei der Imple-
mentierung spielt deshalb nicht nur die
Technikakzeptanz sondern auch die Akzep-
tanz des Veränderungsprozesses eine wich-
tige Rolle. [8] Für eine erfolgreiche Gestal-
tung des Implementierungsprozesses wird
User-Centred Change (UCC) als Ansatz zur
nutzerzentrierten Implementierung neuer
Technologien in der Pflege vorgestellt. Der
Ansatz vereint Prinzipien des User-Centred
Designs mit solchen des Change-Manage-
ments und rückt neben der Technologie-
auch die Veränderungsakzeptanz von Mit-
arbeitenden in den Mittelpunkt. Das vorge-
stellte Phasenmodell soll Organisationen
Orientierung für die Gestaltung von Verän-
derungsprozessen geben und helfen, Tech-
nologieimplementierung bewusst als Ver-
änderungsprozess wahrzunehmen.
Referenzen [1] Dan Produkte GmbH (2019). URL:
https://www.danprodukte.de/software-sta-
tionaer/dantouch/#dtnav-1 (Letzter Zugriff:
28.03.2019)
[2] Connext Communication GmbH (2019).
URL: https://www.connext.de/software/vi-
vendi-pd/pflege.aspx (Letzter Zugriff:
28.03.2019)
[3] ATO FORM GmbH (2019). URL:
https://www.ato-form.com/de/heben-tra-
gen-betten/patientenlifter/ (Letzter Zugriff:
28.03.2019)
[4] MyCyFAPP (2018). URL:
https://www.mycyfapp.eu/index.php/en/
(Letzter Zugriff: 28.03.2019)
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
105
[5] BGW Berufsgenossenschaft für Ge-
sundheitsdienst und Wohlfahrtspflege
(Hrsg.) (2017). Pflege 4.0 – Einsatz moder-
ner Technologien aus der Sicht professio-
nell Pflegender. Hamburg.
[6] BMG Bundesministerium für Gesund-
heit (Hrsg.) (2017). ePflege. Informations-
und Kommunikationstechnologie für die
Pflege.28. Berlin.
[7] DIN EN ISO 9241-110 (2006). Ergono-
mie der Mensch-System-Interaktion – Teil
110: Grundsätze der Dialoggestaltung. Ber-
lin: Beuth.
[8] Meissner, M.; Trübswetter, A., Jenny,
M. (2019). Technikakzeptanz durch User-
Centred Change - Digitale Transformation
für Robotik und Industrie 4.0. In atp-Maga-
zin, 05/2019 [in press].
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
106
Living Labs als Gestaltungs- und Aneig-
nungsarena IKT-basierter Anwendungen
im Gesundheits- und Pflegekontext: Impli-
kationen partizipativer Entwicklung
David Unbehaun University of Siegen
Siegen, Deutschland
David Struzek University of Siegen
Siegen, Deutschland
Jutta Jung-Heinrich University of Siegen
Siegen, Deutschland
Martin Dickel University of Siegen
Siegen, Deutschland
Keywords
Living Lab, Participatory Design,
Co-Design, Care
Abstract
Anwender*innen innovativer Informations-
technologien im Pflegekontext haben unter-
schiedliche Bedürfnisse, Einstellungen und
Erwartungen. Ihre Entscheidungen basieren
auf komplexen individuellen Verhaltens-
mustern, institutionellen Rahmenbedingun-
gen und nicht auf rationalen Prozessen. Zur
Entwicklung von innovativen praxis- und
anwendungsorientierten Produkten ist die
Einbindung von Menschen und das Ver-
ständnis des jeweiligen Kontextes entschei-
dend. Vor diesem Hintergrund werden ver-
mehrt nutzerorientierte Entwicklungsmo-
delle angewendet, die jedoch keine Nut-
zer*innenbeteiligung garantieren. Partizi-
pative Design und Entwicklungsansätze be-
dienen sich, im Sinne des bedarfsorientier-
ten Nutzervorgehen, oftmals sogenannten
Living Labs, in welchen innovative Tech-
nologien mit Nutzer*innen in realen Kon-
texten entwickelt, validiert und verfeinert
werden können. Die partizipative Einbin-
dung nimmt im Sinne des Living Labs, vor
allem im Pflegekontext einen besonderen
Stellenwert ein und eröffnet eine enge Ko-
operation und Interaktion aller Stakehol-
der*innen. Endnutzer*innen können sich
aktiv am Innovationsprozess beteiligen und
so interdisziplinär neue Lösungen entwi-
ckeln. Daraus hervorgehende Ideen, Kon-
zepte und Prototypen werden in Alltagsum-
gebungen zu Alltagsbedingungen getestet
und evaluiert. Dieser Schritt ermöglicht das
frühe Aufdecken kontextspezifischer Nut-
zungsprobleme oder nicht intendierte Nut-
zungsweisen und eine zeitnahe Verbesse-
rung und Weiterentwicklung der IKTbasier-
ten Anwendung.
In diesem Poster werden Ergebnisse mehre-
rer nationaler und internationaler For-
schungs- und Entwicklungsprojekte zu IKT
in Gesundheit und Pflege zusammengetra-
gen und hinsichtlich ihrer Entwicklung in
eingerichteten Living Labs analysiert und
bewertet. Dabei werden Möglichkeiten und
projektübergreifende Aspekte der Generie-
rung eines verbesserten Kontextverständ-
nisses, der gemeinsamen Entwicklung be-
darfsnaher Endnutzerprototypen, perma-
nente kontextrelevante Evaluierung sowie
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
107
eine Konzeptentwicklung im Diskurs mit
Nutzer*innen, Entwickler*innen und For-
scher*innen dargestellt. Gleichzeitig wer-
den Chancen, Herausforderungen und Li-
mitationen thematisiert, die dem Leser als
Handlungsempfehlungen dienen.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
108
Mobilitätsanalyse per App: Nutzerakzep-
tanz im Pflegealltag
Diana Heinrichs Lindera GmbH
Berlin, Deutschland
Tobias Fleischhut Lindera GmbH
Berlin, Deutschland
Keywords
Pflege, Künstliche Intelligenz, Online, Off-
line, Sturzprävention, Expertenstandard,
Sturzprohylaxe, Bewegungsanalyse, Ana-
lyse, MDK
Hintergrund
Zur Unterstützung von Pflegekräften und
Pflegebedürftigen wurde ein App entwi-
ckelt mit welcher der Prozess zur Sturzrisi-
koerfassung und einer individuellen Maß-
nahmenplanung gemäß dem Expertenstan-
dard Sturzprophylaxe optimiert werden
soll. Es erfolgt eine multifaktorielle Erfas-
sung der Sturzrisiken mit einer digitalen
Analyse des Gangbildes und einem App-ba-
sierten Fragebogen.
Methodik
Im Rahmen eines Pilotprojektes (gefördert
durch die AOK Nordost) wurde die Anwen-
dungen in 11 stationären und ambulanten
Pflegeeinrichtungen sowie in zwei Pflege-
beratungen implementiert und gemäß dem
Gesundheitsförderungsprozess evaluiert.
Dabei führten Pflegekräfte die Mobilitäts-
analyse mit 330 Senioren in allen teilneh-
menden Einrichtungen durch. Die Senioren
erhielten eine Analyse mit einer Auswer-
tung ihres Sturzrisikos sowie einem indivi-
duellen Maßnahmenplan. Mittels eines
standardisierten Fragebogens wurden die
Akzeptanz, der Nutzen und die Umsetzung
empfohlener Präventionsmaßnahmen eva-
luiert.
Ergebnis
88 Pflegebedürftige nahmen an der Evalua-
tion teil. Hiervon gaben 88 % an, die Risi-
ken und möglichen Folgen von Stürzen zu
kennen. Durch die durchgeführte Mobili-
tätsanalyse gewannen 83 % der Befragten
neue Erkenntnisse bezüglich der eigenen
Sturzgefahr und geeigneter Präventions-
maßnahmen. Über die Hälfte der Pflegbe-
dürftigen (54 %) begannen mit der Umset-
zung von empfohlenen Maßnahmen. Fast
alle Befragten (98 %) äußerten, die Analyse
erneut durchführen zu wollen.
Schlussfolgerung
Die Anwendung der App zeigt eine hohe
Akzeptanz sowie einen informativen Mehr-
wert bei Pflegebedürftigen. Sie trägt zur
Umsetzung notwendiger Präventionsmaß-
nahmen in den verschiedenen Settings der
Pflege bei. In die Weiterentwicklung sollen
Maßnahmen integriert und evaluiert wer-
den, welche die Adhärenz empfohlener
Sturzpräventionsmaßnahmen steigern kön-
nen. Die digitale Erfassung des Sturzrisikos
vereinfacht die Dokumentation und standar-
disiert die Risikoerfassung.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
109
EXPERTISE 4.0 - Exoskelette für die
Pflege
Meiko Merda MEMe
Eichwalde, Deutschland
Keywords
Exoskelette, Technische Assistenz, Physi-
sche Entlastung, Pflege
Abstract
In Rehabilitation und Industrie werden
Exoskelette, d. h. am Körper getragene Or-
thesen zur Bewegungs- und Kraftunterstüt-
zung, bereits in unterschiedlichen Berei-
chen eingesetzt. Auch für Beschäftigte des
Gesundheitswesens versprechen Exoske-
lette eine Unterstützung bei der Handha-
bung von schweren Lasten und eine Entlas-
tung des Muskel-Skelett-Apparates für die
jeweiligen Anwenderinnen und Anwender.
Zwar sind bereits verschiedene Hersteller
mit eigenen Systemen auf dem Markt. Die
konkreten Potenziale und Gesundheitsrisi-
ken der Nutzung von Exoskeletten im Ar-
beitsalltag sind allerdings noch weitgehend
unklar. Es mangelt sowohl an wissenschaft-
lichen Erkenntnissen als auch an Praxiser-
fahrungen im Präventionsbereich.
Im Beitrag werden die ersten Ergebnisse
des Projektes "EXPERTISE 4.0" unter der
Konsortialleitung der BruderhausDiakonie
mit den Partnern LebensPhasenHaus der
Universität Tübingen und MEMe vorge-
stellt und mit den Teilnehmenden diskutiert.
Im Rahmen von "EXPERTISE 4.0" wird in
einem Experimentierraum des BMAS eine
Laborumgebung geschaffen, um Exoske-
lette modellhaft hinsichtlich einer körperli-
chen Entlastung im pflegerischen Alltag zu
erproben (https://www.arbeitenviern
ull.de/experimentierraeume/gefoerderte-
projekte/inqa-experimentierraeume/exper-
tise-40.html). Es kommen unterschiedliche
aktive und passive Systeme vergleichend
zum Einsatz. In einer praxisnahen, aber ge-
schützten Laborumgebung des LebensPha-
senHauses (https://lebensphasenhaus.de/)
und in einem Showroom der BruderhausDi-
akonie sammeln Pflegende erste Erfahrun-
gen mit der Nutzung der Exoskelette mittels
Lehrvideos und Simulationen des Ar-
beitsalltags. Die Labortest werden durch
passgenaue Qualifizierungsmaßnahmen un-
terstützt, in denen die sachgemäße und si-
chere Nutzung von Exoskeletten vermittelt
wird. Daran anschließend werden die Exos-
kelette im Arbeitsalltag im pflegerischen
Alltag in Einrichtungen der BruderhausDi-
akonie unter wissenschaftlicher Begleitung
eingesetzt.
Parallel und unterstützend dazu wird bei
EXPERTISE 4.0 die Wissensplattform
"WiQQi" einen Beitrag zur weiteren Ver-
netzung der Branche leisten, indem sie den
Austausch zwischen thematisch interessier-
ten Einrichtungen fördert. Auf WiQQi wer-
den die Projektergebnisse begleitend aufbe-
reitet und Pflegenden als Nutzende von
technischen Hilfsmitteln zur Verfügung ge-
stellt.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
110
Konzeptentwicklung eines robotergestütz-
ten, kooperativen Kochvorgangs im Smart
Home
Marc Schroth
FZI Forschungszentrum Informatik
Karlsruhe, Deutschland
Keywords
Roboter, Smart Home, Mensch-Roboter-
Kollaboration, AuRorA
Abstract
Die alternde Gesellschaft in Deutschland
und die sich daraus ergebenden Problem-
stellungen, wie beispielsweise der wach-
sende Bedarf an Pflegekräften und die stei-
gende finanzielle Belastung für das Ge-
sundheitssystem sind eine zunehmende
Herausforderung. Hier wäre es wünschens-
wert, durch Einsatz moderner Technik die
Pflegebedürftigen zu unterstützen, um
ihnen ein möglichst langes, selbstständiges
Leben in der eigenen Wohnung zu ermögli-
chen. Ein zentraler Bestandteil der Selbst-
ständigkeit im eigenen Zuhause stellt das
Kochen dar. Ein Kochvorgang beinhaltet
aber gleichzeitig eine Reihe von Aufgaben,
die für Menschen mit unterschiedlichsten
Bedarfen schnell zur Herausforderung wer-
den: Sei es das Heben von schweren Gegen-
ständen wie Töpfen und Pfannen, das
exakte Dosieren von Zutaten oder die Ein-
haltung der korrekten Reihenfolge der ein-
zelnen Rezeptschritte. Auch birgt die Küche
eine Vielzahl von Risiken, wie z.B. verges-
sene Herdplatten oder ein laufender Was-
serhahn. Um diesen Problemen zu begeg-
nen wurde im Projekt AuRorA ein techno-
logie-gestütztes Konzept entwickelt, wel-
ches auf einem Roboterarm in einer Smart
Home Küche basiert. Im Vordergrund ste-
hen dabei interaktive, proaktive Roboter-
verhalten, um ältere Nutzer oder Nutzer mit
einer leichten kognitiven Einschränkung
(MCI) zu unterstützen. Durch dieses proak-
tive Verhalten des Aurora-Systems gestaltet
sich die Interaktion zwischen Mensch und
Maschine natürlicher, wodurch eine Akzep-
tanzsteigerung auch bei nicht-technik-affi-
nen Nutzern erreicht werden kann. Der Ro-
boter und das Smart Home werden zum
Avatar, welches den Nutzer an vergessene
Zutaten erinnert, einen Topf auf den Herd
stellt, oder auch eine vergessene Herdplatte
selbstständig ausmacht. Durch diese koope-
rative Arbeitsteilung zwischen Mensch und
AuRorA-System findet auch eine Aktivie-
rung des Pflegebedürftigen statt, wodurch
die verbliebene Selbstständigkeit erhalten
bleibt oder sogar gesteigert wird.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
111
Ethik im Spannungsfeld von Sorge und
Technik – Eine ethische Reflexion des
Technikeinsatzes im Projekt PPZ-Freiburg
Johanna Pfeil AGP Sozialforschung
Freiburg, Deutschland
Florian Wernicke AGP Sozialforschung
Freiburg, Deutschland
Keywords
Pflege, Betreuung, Technik, Ethik, Kran-
kenhaus
Abstract
Technische Unterstützungsformen für Men-
schen mit hohem Pflege- und Betreuungs-
bedarf gewinnen besonders in stationären
Versorgungseinrichtungen zunehmend an
Bedeutung. Für Patient*innen versprechen
sie eine Aufwertung der Tagesgestaltung
sowie Diversifizierung von Betreuungs-
und Therapieszenarien unter bestehenden
Bedingungen knapper personeller und zeit-
licher Ressourcen. Dabei erfordert die In-
stallation sozio-technischer Arrangements
gegenüber vulnerablen Personengruppen
eine kontinuierliche ethische Reflexion.
Im Projekt PPZ-Freiburg werden verschie-
dene technische Anwendungen zur Verbes-
serung der Krankenhausversorgung am
Universitätsklinikum Freiburg erprobt.
Hierbei kommt auch ein mobiler Videopro-
jektor mit modular einsetzbaren audiovisu-
ellen Inhalten zum Einsatz. Die Erprobung
erfolgt im Bereich der Normal- und Inten-
sivversorgung. Mögliche Ziele bestehen in
der anregenden, aber auch entspannenden
Wirkung des gezeigten Materials auf Pati-
ent*innen sowie in der Förderung des
Wohlbefindens.
Projektbegleitend sind Interaktionsbe-
obachtungen sowie die theoretische Refle-
xion der gesammelten Daten durch das im
deutschsprachigen Raum etablierte Modell
MEESTAR (Weber 2015) geplant. In An-
lehnung an das Modell werden Spannungs-
felder beschrieben, in denen sich der Tech-
nikeinsatz bewegen kann. Die Ergebnisse
sollen anschließend in die Entwicklung von
Handreichungen, Lehrmaterialien und die
Planung spezifischer Ausbildungscurricula
einfließen.
Bisherige Anwendungsbeobachtungen zei-
gen, dass die ethische Bewertung von der
spezifischen Art der Anwendung und fach-
lichen Begleitung abhängt. Der Projektor
bietet Potenzial, sich Patient*innen zuzu-
wenden und sich intensiv mit Willens- und
Wesensäußerungen zu beschäftigen. Er
kann Anstoß zu menschlicher Interaktion
bieten und helfen, private Räume zu schaf-
fen, verbleibende Fähigkeiten zu erhalten
und Momente sozialer Teilhabe zu ermögli-
chen. Das Poster reflektiert die bisherigen
Projekterfahrungen und diskutiert diese an-
hand bestehender Referenzliteratur.
Literatur
Weber, Karsten (2015): MEESTAR. Ein
Modell zur ethischen Evaluierung sozio-
technischer Arrangements in der Pflege-
und Gesundheitsversorgung
.
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
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Aussteller
Better@Home Better@Home Service GmbH, Events / Unter den Linden 80 / 10117 Berlin / www.bet-
ter-at-home.de
BKK Diakonie BKK Diakonie / Bernauer Str. 118 / 13355 Berlin / www.bkk-diakonie.de
BringLiesel GmbH BringLiesel GmbH / Berliner Allee 112 / 13088 Berlin / www.bringliesel.de
Careview Technologies GmbH CareView Technologies GmbH / Luisenstraße 19 / 65185 Wiesbaden / www.careview.de
cogvis software und consulting GmbH cogvis software und consulting GmbH / Wiedner Hauptstraße 17/1/3a / 1040 Wien /
www.cogvis.at
Connext Vivendi Connext Communication GmbH / Balhorner Feld 11 / 33106 Paderborn / www.con-
next.de
C&S Computer und Software GmbH C&S Computer und Software GmbH / Wolfsgäßchen 1 / 86153 Augsburg / www.ma-
nagingcare.de
Emperra GmbH E-Health Technologies
Emperra GmbH E-Health Technologies, Zeppelinstraße 48a /14471 Potsdam /
https://www.emperra.com/de/
escos automation GmbH escos automation GmbH / Waldenser Straße 2-4 / 10551 Berlin / www.escos-copilot.de
GerroMed Gira Giersiepen GmbH & Co KG / Dahlienstraße 12 / 42477 Radevormwald /
www.gira.de
Gira Giersiepen GmbH & Co. KG Gerromed Pflege- und Medizintechnik GmbH / Papenreye 55 / 22453 Hamburg /
www.gerromed.de
medimObil Imbusch Systemmöbel GmbH – medimObil / Europaring 1 / 49624 Löningen / www.me-
dimobil.com
Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege
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Talk Tools GmbH TalkTools GmbH / Symeonstraße 6c / 12279 Berlin / www.talktools-gmbh.de
terraplasma medical GmbH terraplasma medical GmbH / Lichtenbergstraße 8 / 85748 Garching / www.terraplasma-
medical.com
wissner-bosserhof GmbH wissner-bosserhof GmbH / Hauptstraße 4-6 / 58739 Wichede (Ruhr) / www.wi-bo.de