Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe€¦ · Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung...

46
Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe Dr. Ing. Dipl. Biol. Mario Blei Privatinstitut für Innenraumtoxikologie – Dr. Blei GmbH Labor- und Geschäftsanschrift Rodatalstraße 8 07751 Jena-Zöllnitz www.blei-institut.de 03641 – 50 48 48 [email protected]

Transcript of Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe€¦ · Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung...

Page 1: Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe€¦ · Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung meistens Mikroorganismen der Risikogruppen 1 und 2 auf. Bei den Mikroorganismen oder Biostoffen

Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe

Dr. Ing. Dipl. Biol. Mario Blei

Privatinstitut für Innenraumtoxikologie – Dr. Blei GmbH

Labor- und Geschäftsanschrift

Rodatalstraße 8

07751 Jena-Zöllnitz

www.blei-institut.de 03641 – 50 48 48 [email protected]

Page 2: Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe€¦ · Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung meistens Mikroorganismen der Risikogruppen 1 und 2 auf. Bei den Mikroorganismen oder Biostoffen

Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur Wohnmedizin WPF Baubiologie SS 2020 / Teil 1 Schimmelpilze

Seite 2 von 46

Inhaltsverzeichnis

Abstract – Schimmelpilze in Innenräumen ......................................................................................... 3

1. Definition und taxonomische Besonderheiten der Schimmelpilze ........................................ 6

2. Lebensbedingungen .............................................................................................................. 7

3. Verbreitung und Vorkommen................................................................................................. 9

4. Nachweismethoden von Schimmelpilzen ............................................................................ 10

4.1. Luftkeimsammlung .............................................................................................................. 13

4.1.1. Filtrationsverfahren ........................................................................................................ 14

4.1.2. Trägheitsabscheideverfahren ........................................................................................ 14

4.2. Partikelsammlungen ............................................................................................................ 15

4.3. Oberflächenuntersuchungen ............................................................................................... 15

4.3.1. Klebefilmpräparate (Nachweis von Oberflächenbewuchs) ........................................... 15

4.3.2. Abklatschproben / Tupferproben auf Nährböden .......................................................... 16

4.4. Staubproben ........................................................................................................................ 17

4.5. ATP- und Biolumineszenzmessungen ................................................................................ 17

4.6. Messung von Mykotoxinen in der Luft ................................................................................. 18

4.7. MVOC Messungen .............................................................................................................. 19

5. Quantitative und qualitative Bewertung der Schimmelpilzsporen-konzentration ................ 19

5.1. Raumluftuntersuchungen .................................................................................................... 19

5.2. Bewertung einer Kontamination von Materialproben .......................................................... 26

5.3. Klebefilmproben ................................................................................................................... 29

6. Einteilung von Räumen in Nutzungsklassen ....................................................................... 29

7. Gesundheitliche Bedeutung von Schimmelpilzen auf kontaminierten Materialien sowie

in der Raumluft .................................................................................................................... 31

8. Geltende Vorschriften und Regelwerke ............................................................................... 34

9. Mikrobielle Schäden – Sanierung und Sanierungsmittel ..................................................... 36

9.1. Chemisch-physikalische Desinfektion mikrobiologischer Schäden durch Fogging-

Verfahren ............................................................................................................................. 37

10. Sanierungserfolg ................................................................................................................. 38

11. Holzzerstörer in Gebäuden - Erkennung und Gefahrenpotential ........................................ 40

Page 3: Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe€¦ · Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung meistens Mikroorganismen der Risikogruppen 1 und 2 auf. Bei den Mikroorganismen oder Biostoffen

Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur Wohnmedizin WPF Baubiologie SS 2020 / Teil 1 Schimmelpilze

Seite 3 von 46

Abstract – Schimmelpilze in Innenräumen

Eine Schimmelpilzsanierung ist eng verbunden mit der Sanierung von Wasserschäden und

den damit einhergehenden Trocknungsmaßnahmen. Gleiches gilt auf Grund von

Löschwassereintrag auch für die Sanierung von Brandschäden. Bereits bei der

Schadensmeldung muss kompetent und qualifiziert entschieden werden, welche

Maßnahmen entsprechend der geltenden Richtlinien und Normvorschriften zu ergreifen sind,

um eine fachgerechte Sanierung des Schadens durchführen zu können.

Bei der Sanierung mikrobieller Schäden in Gebäuden sind, abhängig von der jeweiligen

Schadensursache, vielfältige Schadensbilder wie z.B. Schimmelpilzbildung, Bildung

holzzerstörender Pilze, Wachstum von Bakterien etc., zu beobachten. In der Praxis erfolgt

die Begutachtung von Brand-schäden und mikrobiellen Schäden oft rein sensorisch und

optisch. Nach Einschätzung von Praktikern werden aufgrund des unsicheren Befundes

häufig ohne Notwendigkeit Einrichtungen, Lagervorräte etc. verworfen. Ein besserer

Kenntnisstand würde künftig sicher zu einer zielgerichteteren Sanierung und möglichen

Weiternutzung, beispielsweise von Baumaterialien und Inneneinrichtungen, beitragen.

Grundlagen zur Sanierung von Gebäudeschäden

Unter dem Begriff Gebäudesanierung werden Maßnahmen und Tätigkeiten

zusammengefasst, die zur Schaffung gesunder Lebensverhältnisse in Räumlichkeiten

beitragen. Grundlage hierfür bilden Richtlinien, worin alle zur Sanierung eines Schadens

notwendigen Maßnahmen, unter Berücksichtigung gesetzlicher Regelwerke zu Abfallrecht,

Arbeitsschutz, Umweltrecht, Gefahrstoffen, biologischen Arbeitsstoffen etc. sowie Normen

und andere Vorschriften zusammengefasst sind. Für diese Arbeit sind im Speziellen die

Sanierungsmaßnahmen von Brand- und Brandfolgeschäden nach den Richtlinien der VdS

2357, sowie die Sanierung mikrobieller Schäden an Gebäuden durch die

Gefährdungsbeurteilung nach der Biostoffverordnung von Bedeutung. Beispiele für die bei

solchen Sanierungsmaßnahmen wichtigsten Regelwerke und Richtlinien stellen die

Baustellenverordnung (BaustellV), Biostoffverordnung (BioStoffV), verschiedene TRGS- und

TRBA-Vorschriften sowie das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) dar.

Page 4: Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe€¦ · Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung meistens Mikroorganismen der Risikogruppen 1 und 2 auf. Bei den Mikroorganismen oder Biostoffen

Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur Wohnmedizin WPF Baubiologie SS 2020 / Teil 1 Schimmelpilze

Seite 4 von 46

Sanierung mikrobieller Schäden

Sanierungsarbeiten bei denen man mit Mikroorganismen in Kontakt kommt, müssen nach

Biostoffverordnung in gezielte bzw. nicht gezielte Tätigkeiten eingeteilt werden und sind

entsprechend ihres Infektionsrisikos in die jeweilige Risikogruppe einzugliedern.

Um eine Sanierung solcher Schäden richtig durchführen zu können, ist zusätzlich eine

Einordnung in vier Schutzstufen notwendig, welche alle festgelegten und empfohlenen

technischen, organisatorischen und persönlichen Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz der

Beschäftigten umfasst. Zusätzlich müssen bei der Gefährdungsbeurteilung und der Wahl der

geeigneten Schutzmaßnahmen nach der Biostoffverordnung die toxischen und

sensibilisierenden Wirkungen der biologischen Arbeitsstoffe beachtet werden.

Bei der Sanierung von mikrobiellen Schäden in Gebäuden hat man es in der Regel mit nicht

gezielten Tätigkeiten zu tun, da die Spezies der Mikroorganismen, das Ausmaß des Befalls

oder die Dauer der Sanierungsmaßnahmen nicht bekannt oder nur schwer abzuschätzen

sind. Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung meistens Mikroorganismen der

Risikogruppen 1 und 2 auf. Bei den Mikroorganismen oder Biostoffen der Risikogruppe 1 gilt

es als unwahrscheinlich, dass diese bei Menschen Krankheiten verursachen können. In der

Risikogruppe 2 findet man z.B. Mikroorganismen wie hautbesiedelnde Pilze oder

Darmbakterien wieder, die unter besonderen Voraussetzungen zu Erkrankungen führen

können, bis hin zu Erregern, die grundsätzlich Krankheiten verursachen, gegen die es

allerdings wirksame Therapien oder Impfmöglichkeiten gibt. Mikroorganismen der

Risikogruppe 3 sind bei Gebäudesanierungsarbeiten nicht zu erwarten und die der

Risikogruppe 4 kommen normalerweise in Deutschland nicht vor.

Prinzipiell können sich Mikroorganismen nur etablieren und wachsen, wenn die

Grundvoraussetzungen dafür gegeben sind, also ein wachstumsförderndes Milieu vorhanden

ist. Neben einem geeigneten Nährboden aus organischem Material (Kohlenhydrate, Proteine

etc.) und entsprechenden Temperaturen ist vor allem ungebundenes Wasser im Substrat für

das Wachstum essentiell. Bei einer Sanierung, bei der Mikroorganismen auf Dauer entfernt

werden sollen, muss also zuerst eine auf diese Wachstumsbedingungen ausgerichtete

Ursachenforschung mit anschließender Auswertung und eventueller Behebung des

Problems stattfinden, bevor die sanierungstechnischen Maßnahmen zielführend erfolgen

können.

Page 5: Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe€¦ · Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung meistens Mikroorganismen der Risikogruppen 1 und 2 auf. Bei den Mikroorganismen oder Biostoffen

Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur Wohnmedizin WPF Baubiologie SS 2020 / Teil 1 Schimmelpilze

Seite 5 von 46

Liegt eine Schimmelpilzbelastung im Innenraum bzw. ein Schimmelpilzbefall vor, so müssen

sanierungstechnische Maßnahmen durchgeführt werden, um die mikrobielle Belastung zu

minimieren. Des Weiteren muss bei einer Schimmelpilzsanierung nicht nur darauf geachtet

werden, dass der primäre Befall entfernt, sondern auch die Ursache, welche zu dem Befall

führte, ermittelt und beseitigt wird.

Das Ziel einer Schimmelpilzsanierung muss laut VDB sein, die Feuchtequelle als Ursache für

die Schimmelpilzbelastung festzustellen und zu beseitigen, den Schimmelpilzbefall an der

betroffenen Bausubstanz zu entfernen oder, falls dies nicht möglich ist, einzukapseln bzw.

abzuschotten und die Bausubstanz wiederherzustellen. Dabei muss das Risiko eines

erneuten Schadens minimiert werden.

Allgemein ist eine Schimmelpilzbelastung im Innenraum auf kontaminierte Materialien

zurückzuführen. Zur genauen Bewertung und Beurteilung des Schadensausmaßes muss

eine Probenahme von kontaminierten Materialien erfolgen, damit gezielte

Sanierungsmaßnahmen geplant und in der Folge durchführen werden können.

Page 6: Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe€¦ · Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung meistens Mikroorganismen der Risikogruppen 1 und 2 auf. Bei den Mikroorganismen oder Biostoffen

Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur Wohnmedizin WPF Baubiologie SS 2020 / Teil 1 Schimmelpilze

Seite 6 von 46

1. Definition und taxonomische Besonderheiten der Schimmelpilze

Für die Schimmelpilze werden taxonomische Regeln oft ignoriert. Die unterschiedlichen

Parameter für die Einteilung und Beschreibung dieser extrem heterogenen

Organismengruppe unterscheiden sich erheblich in den Naturwissenschaften (speziell in den

Fachbereichen Medizin und Biologie) und evident in der populären, als baubiologisch

geprägten, technischen Sanierung und gesundheitlichen Bewertung von Schimmelpilzbefall

in Innenräumen.

Der ökologisch geprägte Begriff „Schimmelpilz“ besitzt keine klare Definition, da er keine

systematische Gruppe kennzeichnet. Im Wesentlichen bezieht sich der Begriff auf

makroskopisch (mit bloßem Auge) erkennbare Mycelien (Hyphengeflechte), in denen die

Bildung asexueller (vegetativer) Sporen dominiert. Im typischen Fall besitzen Schimmelpilze

eine ruderale Lebensstrategie, d.h. sie nutzen nährstoffreiche, kurzfristig vorhandene

Substrate, die sie aufgrund ihrer hohen Wachstumsgeschwindigkeit sehr schnell besiedeln

können.

Im Pilzreich existieren verschiedene Modelle, um Schimmelpilze systematisch einzuteilen.

Morphologisch sind makrozytisch wachsende Pilze mit Fruchtkörperbildung z.B.

Basidiomyceten (Hut- oder Ständerpilze) von den einzelligen Hefen und den am häufigsten

in der Natur vorzufindenden filamentös wachsenden Schimmelpilzen z.B. den

Deuteromyceten (imperfekte Pilze), den Zygomyceten (Jochpilze) oder den Ascomyceten

(Schlauchpilze) zu unterscheiden. In vielen Fällen sind einige Arten z.B. innerhalb der

Gattung Aspergillus in der Lage nicht nur asexuelle Sporen (Anamorphe / Nebenfruchtform)

als Konidien, sondern auch sexuelle Sporen als Ascosporen (Teleomorphe /

Hauptfruchtform) zu bilden. In der medizinischen Mykologie ist eine weitere Einteilung in

Dermatophyten (Hautpilze) gebräuchlich.

Eine baubiologische Erweiterung des Begriffes Schimmel oder Schimmelbefall, auf mögliche

im Lebensraum assoziierte oder eingetragene weitere Organismen, wie Milben, Protozoen,

Hefen, Bakterien oder Actinobakterien kann zu Fehleinschätzungen führen. Viele Erreger

invasiver Mykosen wie z.B. Hefen (Candida spp. und Cryptococcus spp.) oder Vertreter der

Abteilung der Actinobakterien, zu denen u.a. die häufig im Boden vorkommenden, häufig

filamentös wachsenden Streptomyceten oder das Mycobacterium leprae (Lepra-Erreger)

gehören, sind systematisch und umgangssprachlich von den oft klinisch relevanten

filamentösen Schimmelpilzen wie z.B. Aspergillus spp. zu trennen. Die in der Praxis häufige

Page 7: Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe€¦ · Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung meistens Mikroorganismen der Risikogruppen 1 und 2 auf. Bei den Mikroorganismen oder Biostoffen

Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur Wohnmedizin WPF Baubiologie SS 2020 / Teil 1 Schimmelpilze

Seite 7 von 46

Gleichsetzung von Schimmel und Schimmelpilz führt damit zu Verwechslungen und sollte

deshalb vermieden werden.

Einheitliche Taxonomien sind daher für die Entwicklung einer wissenschaftlichen

Betrachtung von erheblicher Bedeutung. Sie zwingen zur Klarheit über die Unterschiede

zwischen den Kategorien und führen dadurch zu einem besseren Verständnis des

Untersuchungsbereichs.

2. Lebensbedingungen

Filamentöse Schimmelpilze verbreiten sich hauptsächlich durch die Freisetzung asexueller

Sporen (Sporulation), welche hauptsächlich über die Luft erfolgt. Gelangen die Sporen auf

diesem Wege, z.B. auf eine Raufasertapete, kommt es bei ausreichend feuchten

Bedingungen nach sehr kurzer Zeit zur Auskeimung und in der Folge zum flächigen

Mycelwachstum. Die wesentliche Voraussetzung für das Wachstum ist eine ausreichende

Feuchtigkeit. Die geeignete Temperatur, der Nährstoffgehalt und der pH-Wert des

Substrates sind weitere wichtige Parameter. Unter den geeigneten Bedingungen sind

Schimmelpilze in der Lage, fast alle organischen Materialien zu verwerten.

Gute Wachstumsgrundlagen in Innenräumen bieten z.B. Gipskarton, Gipsputze, Holzstoffe,

Farben, Tapeten, Auslegewaren, Kleidung, Möbel, Bücher und Papier. Auch Materialien, die

grundsätzlich keine Nährstoffgrundlage bieten, können von den Mikroorganismen besiedelt

werden, falls sie mit Nährstoffen beinhaltendem Schmutz- bzw. Staub beaufschlagt sind.

Eine Nährstoffgrundlage für Schimmelpilze ist damit nahezu überall zu finden. Ebenso sind

keimfähige Pilzsporen in der Umwelt und im Innenraum allgegenwärtig und gehören zum

normalen Lebensumfeld.

Die Mehrheit der Schimmelpilze ernährt sich von totem organischem Material. Nur ein

geringerer Teil lebt parasitisch und verstoffwechselt neben Zuckern, Eiweißen und Fetten

auch z.B. Zellulose oder Lignin. Entscheidend ist dabei nicht der reine Wassergehalt des

Substrates, sondern der Gehalt an freiem für die Pilze verfügbarem Wasser. Dieser wird

durch die Wasseraktivität aw angegeben und beschreibt das Verhältnis vom

Wasserdampfdruck des Substrates zum Sättigungsdruck des reinen Wassers bei gleicher

Temperatur.

Page 8: Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe€¦ · Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung meistens Mikroorganismen der Risikogruppen 1 und 2 auf. Bei den Mikroorganismen oder Biostoffen

Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur Wohnmedizin WPF Baubiologie SS 2020 / Teil 1 Schimmelpilze

Seite 8 von 46

Als ungefährdeter Bereich wird derjenige bezeichnet, an dem, über einen langen Zeitraum,

nicht länger als 8 bis 12 Stunden täglich die relative Feuchte von 75 % oder an dem nicht

mehr als 12 Stunden an drei aufeinanderfolgenden Tagen die Grenze von 75 % relativer

Feuchte überschritten wird. Als gefährdend wird ein Zustand beschrieben, der über einen

Zeitraum von mehr als 12 Stunden an fünf aufeinanderfolgenden Tagen diese Grenze

überschreitet. Gleiche oder etwas geringere Werte für die täglich erforderliche Zeit einer

Überschreitung von 75 bzw. 80 % relative Feuchte geben Cziesielski (1999) und Richter

(1999) an. Allerdings wird immer darauf hingewiesen, dass die genannte Bedingung für die

relative Feuchte am Wachstumsort über fünf aufeinanderfolgenden Tagen anhalten muss. –

Gemäß Definition des TOW-Wertes (Time of wetness, Stunden hoher Feuchte pro

Zeiteinheit) von Adan (1994) stellt sich, wenn zunächst auch verzögert, ein Wachstum ein,

wenn eine relative Feuchte von wenigstens 80 % an vier Stunden täglich erreicht wird. Die

Ergebnisse dieser Untersuchungen zeigen, dass je nach hygrothermischen

Randbedingungen mehrere materialspezifisch unterschiedliche Zeitdauern zur Entwicklung

von Schimmelpilzen erforderlich sind. Dies bedeutet, dass das zu entwickelnde

Rechenverfahren zur Vorhersage der Schimmelpilzbildung neben dem Einfluss

verschiedener Substrate von Baustoffen und Verschmutzungen auch instationäre

Randbedingungen berücksichtigen muss.

Tabelle 1: Einteilung der Schimmelpilze in Feuchtebereiche (Senkpiel und Ohgke, 2001)

Spezies

relative

Feuchte

RF (%)

Substrat- oder

Materialfeuchte

(µM) in Mass. %

aw-Wert

(Gleichgewichts

-feuchte)

rel.

Gesamtzahl

1. xerophile (auch als osmophile

oder halophile bezeichnet z. B.

Wallemia sebi)

55-65 13-15 0,65 5 %

2. mesophile (z. B Penicillium-

Arten) 65-85 15-18 0,85 85 %

3. hydrophile (z. B. Alternaria-

Arten) 80-98 > 25 0,95 10 %

Page 9: Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe€¦ · Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung meistens Mikroorganismen der Risikogruppen 1 und 2 auf. Bei den Mikroorganismen oder Biostoffen

Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur Wohnmedizin WPF Baubiologie SS 2020 / Teil 1 Schimmelpilze

Seite 9 von 46

3. Verbreitung und Vorkommen

Schimmelpilze sind weltweit verbreitet. Überall wo organisches Material anfällt und

zumindest zeitweise Temperatur- und Wasserverhältnisse Abbauprozesse ermöglichen, sind

sie nachweisbar. Ihre Sporen werden überwiegend durch den Wind verbreitet und sind somit

ständiger Bestandteil der Außenluft.

Man unterscheidet folgende Arten des Befalls in Innenräumen:

Nicht sichtbarer Befall

Experimentell wurde nachgewiesen, dass Schimmelpilze schon innerhalb von 48

Stunden auf feuchten Stellen anwachsen. Dieses Wachstum ist mit bloßem Auge

schwer erkennbar, da die Hyphen mikroskopisch klein sind (4 - 10 µm).

Verdeckter Befall

Mikrobieller Befall durch Schimmelpilze muss auch deshalb nicht auf Anhieb visuell

erkennbar sein, wenn er z. B. hinter Wand- und Deckenverkleidungen, hinterm

Schrank oder Tapete auftritt und erst nach Entfernung sichtbar wird.

Sichtbarer Befall

Sichtbar wird der Befall erst dann, wenn die Dichte zunimmt und größere,

zusammenhängende myceliale Strukturen entstehen. Ebenso ist die besiedelte

Matrix von Bedeutung. Ein schwarzer Pilz auf weißer Tapete wird eher sichtbar als

helle Pilze in Mineralwolle oder Styropor.

Page 10: Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe€¦ · Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung meistens Mikroorganismen der Risikogruppen 1 und 2 auf. Bei den Mikroorganismen oder Biostoffen

Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur Wohnmedizin WPF Baubiologie SS 2020 / Teil 1 Schimmelpilze

Seite 10 von 46

4. Nachweismethoden von Schimmelpilzen

Durch die Kombination verschiedener Methoden muss ein Bezug zwischen

Schimmelpilzquellen und der von ihnen ausgehenden Raumluftbelastung hergestellt werden.

Außerdem kann nur so der Einfluss der Außenluft und weiterer relevanter Faktoren bewertet

werden.

Weitere Einflussgrößen bei der Erfassung und Beurteilung der Belastung durch

Schimmelpilzschäden sind vorrangig:

• Umfang des Schimmelpilzbefalls,

• Sporenkonzentration in der Luft,

• Schimmelpilzspektrum,

• Geruchsbeeinträchtigung.

Relevant für Gebäudenutzer ist die inhalative Aufnahme. Bei Schimmelpilzschäden in

Gebäuden spielen andere Aufnahmepfade für die Gebäudenutzer eine untergeordnete Rolle.

Zusätzlich zu Raumluftmessungen können Materialproben, z.B. von Polystyrol, KMF,

Schüttungen, Putz oder Estrich, dazu dienen, die Sicherheit einer Aussage über eine

mögliche Schimmelpilzbelastung zu erhöhen. Bei Proben in Innenräumen wird eine Aussage

dadurch erschwert, dass z. B. durch das Reinigungsverhalten Ergebnisse unterschiedlich

stark beeinflusst werden können. Aussagen zur Schimmelpilzbelastung sollten sich daher nie

allein auf eine Untersuchungsmethodik beziehen.

Passivsammler (Sedimentations- oder Expositionsplatten) entsprechen nicht dem Stand der

Technik und werden in allen gültigen Richtlinien zur Bewertung eines Schimmelpilzschadens

abgelehnt. Sie sollten nicht angewendet werden.

Page 11: Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe€¦ · Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung meistens Mikroorganismen der Risikogruppen 1 und 2 auf. Bei den Mikroorganismen oder Biostoffen

Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur Wohnmedizin WPF Baubiologie SS 2020 / Teil 1 Schimmelpilze

Seite 11 von 46

Tabelle 2: Überblick über mögliche Nachweismethoden

Methode

Luftproben Luftkeimsammlung + Kultivierung, Konzentrationsbestimmung und

Differenzierung

Gesamtpartikelsammlung + Direktmikroskopie

MVOC + chemische Analyse*

Materialproben Direktmikroskopie

Kultivierung, Konzentrationsbestimmung und Differenzierung

Bestimmung der Bioaktivität (z. B. Proteingehalt, ATP*)

Oberflächenbeprobung Klebestreifen + Direktmikroskopie

Abdruckprobe + Kultivierung, Konzentrationsbestimmung und

Differenzierung

Bestimmung der Bioaktivität (z. B. Proteingehalt, ATP*)

*Bisher keine Regelmethode, nur ergänzende Untersuchung (Abb. nach VdS 3151)

Page 12: Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe€¦ · Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung meistens Mikroorganismen der Risikogruppen 1 und 2 auf. Bei den Mikroorganismen oder Biostoffen

Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur Wohnmedizin WPF Baubiologie SS 2020 / Teil 1 Schimmelpilze

Seite 12 von 46

Quelle: Leitfaden zur Vorbeugung, Erfassung und Sanierung von Schimmelbefall in Gebäuden (2017)

Der Zeitaufwand für die unterschiedlichen Methoden variiert. Für die Kultivierung der Proben

sind in der Regel 7 bis 10 Tage zu veranschlagen. Die Direktmikroskopie und die

Bestimmung der Bioaktivität können deutlich schneller zu einem Ergebnis führen.

Page 13: Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe€¦ · Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung meistens Mikroorganismen der Risikogruppen 1 und 2 auf. Bei den Mikroorganismen oder Biostoffen

Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur Wohnmedizin WPF Baubiologie SS 2020 / Teil 1 Schimmelpilze

Seite 13 von 46

4.1. Luftkeimsammlung

Das Robert-Koch-Institut schreibt in seiner Mitteilung „Schimmelpilzbelastung in

Innenräumen – Befunderhebung, gesundheitliche Bewertung und Maßnahmen“ (2007) von

der Kommission „Methoden und Qualitätssicherung in der Umweltmedizin“, dass „eine

zuverlässige Quantifizierung der Schimmelpilzexposition in Wohnräumen bislang nicht

möglich ist“.

In der WHO-Leitlinie zur Innenraumluftqualität „Feuchtigkeit und Schimmel“ (2009) steht:

„Die relative Wissenslücke über die Rolle spezifischer Expositionen in Bezug auf

gesundheitliche Probleme, hervorgerufen durch Feuchtigkeit in Häusern, resultiert

hauptsächlich aus einem Fehlen valider, quantitativer Methoden zur Bewertung der

Exposition, speziell Bioaerosolen.“

Je nach Raumnutzung und Gesundheitszustand der Nutzer (z.B. Allergiker,

abwehrgeschwächte Personen) können auch sehr geringe Konzentrationen gesundheitliche

Reaktionen hervorrufen, deshalb ist laut UBA-Leitfaden von 2017 „eine quantitative

Expositions- und Risikoabschätzung hinsichtlich gesundheitlicher Auswirkungen aus den

Messwerten nicht möglich“.

Für den Praxiseinsatz gibt es eine Vielzahl von Methoden zur Erfassung von Schimmelpilzen

aus Luftproben (Senkpiel et al. 1998). Zum quantitativen Nachweis luftgetragener Partikel

wird ein bestimmtes Luftvolumen angesaugt und die darin enthaltenen vitale Bestandteile auf

ein Testnährmedium impaktiert oder über Filter bzw. flüssige Nährmedien abgeschieden.

Die einzelnen Luftkeimsammler weisen unterschiedliche Abscheideleistungen auf, die mit

dem cut-off-Wert bezeichnet werden. Der cut-off-Wert (d50-Wert) ist die

Partikeldurchmesserangabe (in µm) bei 50 %iger Abscheideleistung. Thompson et al. (1994)

bestimmten diese Werte mit definierten Polystyrolkugeln mit Durchmessern zwischen 0,1 – 2

µm. Als Ergebnis zeigte sich eine Abhängigkeit vom Partikeldurchmesser der eingesetzten

Polystyrolkugeln sowie von der Geometrie der Lufteinlassdüsen der Keimsammler. Mit

zunehmender Größe der Schlitzbreite eines Luftkeimsammlers werden hierbei kleinere

Partikel schlechter abgeschieden und umso größer ist der cut-off-Wert.

Page 14: Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe€¦ · Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung meistens Mikroorganismen der Risikogruppen 1 und 2 auf. Bei den Mikroorganismen oder Biostoffen

Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur Wohnmedizin WPF Baubiologie SS 2020 / Teil 1 Schimmelpilze

Seite 14 von 46

4.1.1. Filtrationsverfahren

Zur Untersuchung größerer Luftvolumina und zum Nachweis sehr hoher Pilzkonzentrationen

werden Filtrationssammler eingesetzt. Hierbei werden Membranfilter aus Polycarbonat und

Nitrocellulose bzw. auflösbare Gelatinemembranfilter eingesetzt. Der Vorteil der

Gelatinemembranfilter besteht darin, dass man diese direkt auf Nährböden auflegen bzw.

auflösen und ausplattieren kann.

4.1.2. Trägheitsabscheideverfahren

Bei den Trägheitsabscheideverfahren bestehen folgende Besonderheiten (Senkpiel und

Ohgke, 2001):

• Runddüsen-(Sieb-)Impaktoren (z. B. Anderson-Impaktoren 1-, 2-, 6- und 8-stufig)

gestatten die Bestimmung sowohl der Zahl keimfähiger Sporen als auch des

Sporendurchmessers.

• Bei Schlitzdüsenimpaktoren wird der Luftstrom durch die Düsen geführt und die Sporen

prallen gemäß ihrer Massenträgheit auf den Agar auf und bleiben haften, wobei sich die

Platte bei einem Messzyklus einmal um den Mittelpunkt dreht und damit eine

Überlagerung von angezüchteten Schimmelpilzbestandteilen bei üblichen Keimdichten

nicht erfolgt.

Kombinationsmöglichkeit von Impaktions- und Filtrationsmethode in einem Gerät:

• Bei der Schlitzdüsen-Impaktion auf beschichteten Objektträgern (Burghard-Sampler

bzw. Partikelsammler PS 30 der Fa. Holbach Umweltanalytik) können luftgetragene

lebensfähige und nicht lebensfähige Pilzsporen mikroskopisch nachgewiesen und auf

eine bestimmte Volumeneinheit bezogen werden.

• Beim Impingement (All Glas Impinger [AGI 30]) wird die Luft durch ein gebogenes, dem

menschlichen Atemtrakt nachempfundenes, Sammelrohr in eine Sammelflüssigkeit

eingebracht. Wegen des geringen Volumenstromes (12,5 l/min) sowie des flüssigen

Auffangmediums sind längere Beprobungszeiten möglich und erforderlich.

Page 15: Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe€¦ · Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung meistens Mikroorganismen der Risikogruppen 1 und 2 auf. Bei den Mikroorganismen oder Biostoffen

Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur Wohnmedizin WPF Baubiologie SS 2020 / Teil 1 Schimmelpilze

Seite 15 von 46

4.2. Partikelsammlungen

Über Gesamtpartikelsammlungen können abgestorbene (nicht keimfähige) und keimfähige

Sporen nachgewiesen werden, die ebenfalls als Allergen- und Mykotoxinträger relevant sein

können. Über den Anteil der Basidiosporen kann der Außenlufteinfluss erfasst werden. Im

Gegensatz zur Luftkeimsammlung, bei der neben der Keimzahlbestimmung auch eine

Artdifferenzierung möglich ist, ist bei der Partikelsammlung nur eine Differenzierung nach

Sporentypen einiger Gattungen möglich

4.3. Oberflächenuntersuchungen

Durch die Untersuchung von Materialproben mit mikroskopischen Methoden können – sofort

und ohne Kultivierung – Sporen und Hyphen nachgewiesen werden. Eine Bewertung der

Raumluft ist auf diese Weise jedoch nicht möglich. Die Methode eignet sich daher

besonders, um unterscheiden zu können, ob direktes Wachstum oder eine Kontamination

vorliegt. Ergänzend zu Luftkeimmessungen können Klebefilme auf visuell nicht befallenen

Oberflächen Sekundärkontaminationen durch Anflugsporen nachweisen. Entsprechend der

Vorgaben des UBA zur Auswertung von Direktmikroskopieproben können die

Kontaminationen als gering, mittel oder stark eingestuft werden.

4.3.1. Klebefilmpräparate (Nachweis von Oberflächenbewuchs)

Ein Schimmelpilzbefall kann direkt untersucht werden, indem man z. B. an einem Befallsort

eine Folien- bzw. Klebefilmkontaktprobe nimmt und diese mikroskopisch analysiert. Ebenso

können bei einer Luftprobenuntersuchung die Sporen mit einem Schlitzsammler auf klebrige

Oberflächen (beschichtete Glasplättchen) aufgebracht oder mittels Filtrationssammler auf

Filter gesammelt werden. Zur besseren Auswertung können die Strukturen angefärbt werden

(Fluoreszenzfarbstoff oder andere lichtmikroskopisch sichtbare Farbstoffe).

Um von direkt sichtbaren befallenen Stellen eine schnelle mikroskopische Analyse

durchführen zu können, verwendet man klarsichtige Klebestreifen oder Abrisspräparate. Die

Proben ermöglichen eine Aussage, ob es zur Hyphenbildung, also zum Auskeimen von

Sporen und damit zum direkten Befall des Materials gekommen ist. Ebenso können mit

dieser Methode schwer kultivierbare Arten, wie Stachybotrys sp. differenziert werden. Bei

befallenen Stellen, die im Rahmen der Sanierung vollständig entfernt werden, ist eine

vorherige Probenahme nicht oder nur in begründeten Fällen sinnvoll.

Page 16: Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe€¦ · Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung meistens Mikroorganismen der Risikogruppen 1 und 2 auf. Bei den Mikroorganismen oder Biostoffen

Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur Wohnmedizin WPF Baubiologie SS 2020 / Teil 1 Schimmelpilze

Seite 16 von 46

Im Hinblick auf die Unterscheidung zwischen strukturiertem Schimmelpilzbewuchs,

Kontamination und Verunreinigung kann je nach Qualität des Präparates auch eine

Bestimmung der vorliegenden Schimmelpilzgattungen möglich sein.

Die Probenahme erfolgt durch Aufdrücken eines klartransparenten Klebefilmstreifens mit

leichtem Druck auf die zu beprobende Bauteiloberfläche. Der Streifen ist nach Abnahme auf

eine dicke, transparente Folie oder Glasobjektträger zu kleben und wird anschließend

mikroskopiert.

4.3.2. Abklatschproben / Tupferproben auf Nährböden

Abklatschproben bzw. Tupferproben dienen im medizinischen / lebensmittelhygienischen

Bereich dem Nachweis von mikrobiellen Kontaminationen auf Oberflächen. Diese indirekten,

kulturtechnischen Nachweisverfahren eignen sich jedoch nicht für den bautechnischen

Bereich insbesondere bei primärem Befall durch Schimmelpilze (ohne Wachstum).

Der Einfluss von Anflugsporen und der natürlichen Hintergrundkontamination kann nur im

Rahmen einer Sanierungskontrolle von glatten Oberflächen in abgeschotteten Bereichen

ausgeschlossen werden.

Bei der Beprobung von Oberflächen mittels Abdruckproben handelt es sich ursprünglich um

eine Untersuchungsmethode aus der Hygieneüberwachung. Das nachfolgende

Bewertungsschema dient zur orientierenden Beurteilung einer mikrobiellen Beaufschlagung

sanierter Hausrat- und / oder Gebäudeoberflächen mit vitalen Schimmelpilzbestandteilen.

Eine Differenzierung, ob es sich bei diesen Bestandteilen um aktiven Bewuchs oder

Sedimentation handelt, kann nicht getroffen werden.

Bei einer mikrobiologischen Bewertung von Oberflächen ohne vorangegangene Sanierung /

Feinreinigung ist die natürliche Hintergrundbelastung fallspezifisch mit in die Bewertung

einzubeziehen.

Zur Unterstützung von Raumluftmessungen kann in diesen bestimmten Fällen (z.B.

Sekundärkontamination von Hausrat) eine Kontrolle der aktuellen Oberflächenbelastung

durch sedimentierte, keimfähige Mikroorganismen mit Hilfe von Abklatsch- oder

Abdruckproben auf ein geeignetes Nährmedium (z. B. DG 18, MEA) erfolgen. Eine

Page 17: Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe€¦ · Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung meistens Mikroorganismen der Risikogruppen 1 und 2 auf. Bei den Mikroorganismen oder Biostoffen

Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur Wohnmedizin WPF Baubiologie SS 2020 / Teil 1 Schimmelpilze

Seite 17 von 46

Auswertung in KBE/cm² ermöglicht eine Einstufung in verschiedene Belastungskategorien.

Dabei handelt es sich jedoch in der Regel um laborinterne Orientierungswerte.

4.4. Staubproben

Auch die Altstaubbelastung, das Nutzungs- und Reinigungsverhalten, bauliche

Gegebenheiten (z. B. verschiedene Baustoffe wie Holz, Lehm oder Stroh) sowie die

Einrichtung der Räume haben Einfluss auf die Messungen und müssen bei der Beurteilung

der Messwerte berücksichtigt werden.

Staubproben können dazu dienen, eine Aussage über eine mögliche permanente

Schimmelpilzbelastung in Innenräumen zu treffen. Durch Reinigungsmaßnahmen mit

Reduzierung der Staubkonzentration und somit auch der Schimmelpilzsporen ist eine

Aussage aber sehr erschwert. Oft spielen Kinder dicht über dem Fußboden, so dass sie

besonders aufgewirbelten Staub und Staubinhaltsstoffe einatmen können. Zum Nachweis

von Pilzsporen in Hausstaubproben sind angelegte Suspensionen günstiger als das

Ausspateln von Testproben auf Kulturplatten (Wanner et al., 1993).

4.5. ATP- und Biolumineszenzmessungen

Hierbei wird die Oberfläche z.B. mit einem Tupfer abgewischt, um mittels Lysis-Puffer ATP

aus den Zellen freizusetzen und im lichterzeugendem Substrat mit Enzym (Luciferin,

Luciferase) in Abhängigkeit von den Eigenschaften der Materialoberfläche, die ATP-

Biolumineszenz zu beobachten. Gram-negative Bakterien können auf Grund einer

unvollständigen Lysis der Zelle relativ schlecht nachgewiesen werden (Osimani et al. 2014,

Omidbakhsh, et al. 2014). Durch die geringe metabolische Aktivität der Endosporen ist die

Methode zudem ist kein zuverlässiger Indikator (Turner, 2010) für eine Kontamination von

sporenbildenden Bakterien (z.B. Bacillus spp.).

Oft kommt es zu signifikanten Unterschieden bei den Werten für verschiedene Oberflächen.

Der Grund für diese Inkonsistenz ist noch unklar, es ist jedoch möglich, dass die ATP-

Akkumulation durch Rauigkeit und elektrische Ladung der Materialoberfläche beeinflusst

wird.

Im klinischen Bereich kann ein alleiniger ATP-Test zu einer Fehleinschätzung der

Oberflächensauberkeit führen. Chemische Reinigungsmittel beeinflussen zusätzlich die

messbaren ATP-Werte. Die ATP-basierende mikrobiologische Überwachung wurde für die

Page 18: Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe€¦ · Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung meistens Mikroorganismen der Risikogruppen 1 und 2 auf. Bei den Mikroorganismen oder Biostoffen

Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur Wohnmedizin WPF Baubiologie SS 2020 / Teil 1 Schimmelpilze

Seite 18 von 46

Kontrolle der Hygiene von Ausrüstung und Materialien in folgenden Bereichen entwickelt:

• Lebensmittelproduktion

• Arzneimittelherstellung

• Krankenhäuser

Diese Methode ist aber nicht aussagekräftig für die Validierung einer Desinfektion (Shimoda

et al. 2015). Neben einem signifikanten Unterschied bei der Detektionsgrenze der

verschiedensten Messgeräte, werden Hintergrundbelastungen durch andere ATP- Quellen

nicht berücksichtigt. In Abhängigkeit vom Material, werden verschiedene Akzeptanzgrenzen

bzw. Schwellenwerte benötigt, um eine Erstellung von Bezugswerten und um Grad der

Kontamination zu definieren. Die Korrelation zwischen der mikrobiellen Zählung und der

ATP-Messung werden von verschiedenen Publikationen bestätigt bzw. bestritten, die ATP-

Kontrolle kann aber noch nicht die traditionelle Quantifizierung im Hygienebereich

substituieren.

4.6. Messung von Mykotoxinen in der Luft

Schimmelpilze produzieren gewöhnlich verschiedene toxische Metabolite zur gleichen Zeit.

Außerdem produzieren sie Allergene und biologisch aktive Zellwandkomponenten. In

manchen Fällen ist ein direkter Mykotoxinnachweis nur möglich, wenn ein bestimmter

toxinproduzierender Pilz dominant ist. Mykotoxine können von Kulturen isolierter Pilze, die

auf speziellen die Toxinproduktion fördernden Medien wachsen, mit Lösungsmitteln

extrahiert und nachgewiesen werden. Sie werden ebenso aus Proben von kontaminierten

Materialien des Gebäudes, Hausstaub oder Getreidestaub (Ehrlich und Lee, 1982; Nikulin et

al., 1994) und auch von Glasfaser- oder Polykarbonatfiltern aus Luftpartikelsammlern (Silas

et al., 1987; Pasanen et al., 1993) durch Extraktion gewonnen. Es gibt verschiedene

chromatographische, spektrophotometrische und immunologische Nachweismethoden für

einzelne Mykotoxine. Verschiedene biologische Toxizitätstests (z. B. Zytotoxizitätstest,

Hauttest) sind auch in der Literatur beschrieben, um Umweltproben mit Mykotoxinen auf ihre

Toxizität zu prüfen (Panigrahi, 1993).

Obwohl die biologischen Tests nicht spezifisch für ein einzelnes Toxin sind, stellen sie doch

eine gute Screeningmethode dar, um die Toxizität einer größeren Zahl von Proben zu

untersuchen, bevor man die Toxine chemisch analysiert.

Page 19: Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe€¦ · Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung meistens Mikroorganismen der Risikogruppen 1 und 2 auf. Bei den Mikroorganismen oder Biostoffen

Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur Wohnmedizin WPF Baubiologie SS 2020 / Teil 1 Schimmelpilze

Seite 19 von 46

4.7. MVOC Messungen

MVOC sind gemische flüchtiger organischer Verbindungen z. B. Alkohole, Terpene, Ketone,

Ester und Aldehyde, die von Schimmelpilzen oder Bakterien gebildet werden können. Sie

verursachen den charakteristischen Schimmelgeruch. Die Geruchswahrnehmungsschwellen

einiger MVOC sind sehr niedrig und können zu Belästigungsreaktionen führen. Akute

gesundheitliche Wirkungen der MVOC bei Schimmelbefall sind aufgrund der geringen

Konzentrationen nicht zu erwarten. Über die gesundheitliche Wirkung bei langfristiger

Exposition gibt es bislang keine Erkenntnisse.

Die Anwesenheit von MVOC kann ein Indikator für Schimmelbefall sein. Bei der

Interpretation der Ergebnisse ist zu beachten, dass diese Substanzen teilweise auch durch

Bauprodukte, Reinigungsprodukte, Farben etc. sowie bei bestimmten Aktivitäten (z. B.

Rauchen, Backen) im Raum freigesetzt werden können. Insbesondere in Neubauten oder

nach größerer Sanierung im Bestand kann es bei MVOC-Messungen zu falsch positiven

Ergebnissen kommen. Die nachfolgende Tabelle zeigt mögliche nicht mikrobielle

Innenraumluftquellen der verwendeten Hauptindikatoren.

Ein einheitliches Bewertungsschema für die gemessenen Konzentrationen liegt noch nicht

vor. Bei Geruchsproblemen kann der Nachweis charakteristischer (M)VOC in der

Innenraumluft Hinweise auf die Art der Geruchsquelle geben. Eine Abschätzung der

Exposition gegenüber Schimmel oder eine Beurteilung des gesundheitlichen Risikos kann

aus dem Nachweis von MVOC nicht abgeleitet werden.

5. Quantitative und qualitative Bewertung der Schimmelpilzsporen-

konzentration

5.1. Raumluftuntersuchungen

Es gibt in der Literatur keine genauen Grenzwerte für Schimmelpilzkonzentrationen in der

Innenraumluft. Verschiedene Autoren leiteten daher Orientierungswerte bei

Schimmelpilzexposition ab. In der EUR 14988 EN werden folgende Werte zur Interpretation

der Schimmelpilzkonzentration in der Raumluft gegeben:

Page 20: Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe€¦ · Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung meistens Mikroorganismen der Risikogruppen 1 und 2 auf. Bei den Mikroorganismen oder Biostoffen

Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur Wohnmedizin WPF Baubiologie SS 2020 / Teil 1 Schimmelpilze

Seite 20 von 46

Tabelle 3: Risikoeinschätzung der Schimmelpilzsporenkonzentrationen in Wohnungen in

KBE/m3 (EUR 14988 EN)

Risikoeinschätzung Wohnungen

sehr begrenzt < 50

schwach < 200

mittel < 1.000

hoch < 10.000

sehr hoch > 10.000

Im Leitfaden zur „Vorbeugung, Erfassung und Sanierung von Schimmelbefall in Gebäuden“

des Umweltbundesamtes (2017) ist erfasst, dass es für Schimmelpilzkonzentrationen in der

Innenraumluft keine gesundheitlich begründeten Grenz- und/oder Richtwerte gibt, aus

diesem Grund ist eine „quantitative Expositions- und Risikoabschätzung hinsichtlich

gesundheitlicher Auswirkungen aus den Messwerten nicht möglich“. Das nachfolgend

aufgeführte Beurteilungsschema stellt eine Hilfe dar, um das Vorhandensein einer

Schimmelquelle zu erkennen und die Schwere der Belastung aus hygienischer Sicht zu

beurteilen. Die Bewertungshilfe dient aber nicht dazu, eine quantitative Einschätzung eines

Erkrankungsrisikos abzuleiten. Von einer rein mathematischen Auswertung wird abgeraten.

Es muss jeweils der Einzelfall betrachtet werden. Voraussetzung ist die Probenahme

entsprechend DIN ISO 16000-18 oder -16.

Page 21: Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe€¦ · Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung meistens Mikroorganismen der Risikogruppen 1 und 2 auf. Bei den Mikroorganismen oder Biostoffen

Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur Wohnmedizin WPF Baubiologie SS 2020 / Teil 1 Schimmelpilze

Seite 21 von 46

Tabelle 4: Bewertungs- und Orientierungshilfe für Luftkeimsammlungen (keimfähige

Schimmelpilze) nach UBA-Leitfaden (2017)

Parameter Hintergrund-belastung

(Innenraumquelle unwahrscheinlich)

Innenraumquelle möglich

Innenraumquelle wahrscheinlich

Pilzgattungen, die in der Außenluft erhöhte Konzentrationen erreichen können

Alternaria, Cladosporium, Hefen, Botrytis, sterile Mycelien

Wenn in der Innenraumluft nicht mehr Sporen einer Gattung als in der Außenluft vorliegen

Wenn die Konzentration einer Gattung in der Innenluft über dem ein- und bis zum zweifachen der Außenluft liegt

Wenn die Konzentration einer Gattung in der Innenluft über dem zweifachen der Außenluft liegt

ItypA ≤≤≤≤ AtypA ItypA ≤≤≤≤ AtypA ×2 ItypA > AtypA ×2

Summe der KBE aller untypischen Außenarten

Wenn die Differenz der Konzentration zwischen Innenraumluft und Außenluft nicht über 150 KBE/m3 liegt

Wenn die Differenz der Konzentration zwischen Innenraumluft und Außenluft über 150 und unter 500 KBE/m3 liegt

Wenn die Differenz der Konzentration zwischen Innenraumluft und Außenluft über 500 KBE/m3 liegt

I∑untypA ≤≤≤≤ A∑untypA+ 150 I∑untypA ≤≤≤≤ A∑untypA+ 500 I∑untypA > A∑untypA+ 500

eine Gattung der untypischen Außenluftarten (Summe der KBE aller zugehörigen Arten)

Wenn die Differenz der Konzentration zwischen Innenraumluft und Außenluft nicht über 100 KBE/m3 liegt

Wenn die Differenz der Konzentration zwischen Innenraumluft und Außenluft über 100 und unter 300 KBE/m3 liegt

Wenn die Differenz der Konzentration zwischen Innenraumluft und Außenluft über 300 KBE/m3 liegt

IEuntypG ≤≤≤≤ AEuntypG+ 100 IEuntypG ≤≤≤≤ AEuntypG+ 300 IEuntypG > AEuntypG+ 300

eine Art der untypischen Außenluftarten mit guter luftgetragener Verbreitung (z.B. Aspergillus spp.)

Wenn die Differenz der Konzentration zwischen Innenraumluft und Außenluft nicht über 50 KBE/m3 liegt*

Wenn die Differenz der Konzentration zwischen Innenraumluft und Außenluft über 50 und unter 100 KBE/m3 liegt*

Wenn die Differenz der Konzentration zwischen Innenraumluft und Außenluft über 100 KBE/m3 liegt

IEuntypA ≤≤≤≤ AEuntypA+ 50 IEuntypA ≤≤≤≤ AEuntypA+ 100 IEuntypA > AEuntypA+ 100

eine Art der untypischen Außenluftarten mit schlechter luftgetragener Verbreitung (z.B. Phialophora spp., Stachybotrys chartarum)

Wenn die Differenz der Konzentration zwischen Innenraumluft und Außenluft nicht über 30 KBE/m3 liegt*

Wenn die Differenz der Konzentration zwischen Innenraumluft und Außenluft über 30 und unter 50 KBE/m3 liegt*

Wenn die Differenz der Konzentration zwischen Innenraumluft und Außenluft über 50 KBE/m3 liegt*

IEuntypAS ≤≤≤≤ AEuntypAS+ 30

IEuntypAS ≤≤≤≤ AEuntypAS+ 50 IEuntypAS > AEuntypAS+ 50

Page 22: Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe€¦ · Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung meistens Mikroorganismen der Risikogruppen 1 und 2 auf. Bei den Mikroorganismen oder Biostoffen

Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur Wohnmedizin WPF Baubiologie SS 2020 / Teil 1 Schimmelpilze

Seite 22 von 46

KBE Kolonie bildende Einheiten

A Außenluftkonzentration KBE/m3

I Innenraumluftkonzentration KBE/m3

typA typische Außenluftarten /-gattungen (Cladosporium, sterile Mycelien, ggf. Hefen, Alternaria, Botrytis)

untypA untypische Außenluftarten /-gattungen (Acremonium,, Aspergillus versicolor, A. penicilloides, A. restrictus,

Chaetomium, Phialophora, Scopulariopsis brevicaulis, S. fusca, Stachybotrys chartarum, Tritirachium album,

Trichoderma)

ΣuntypA Summe der untypischen Außenluftarten (andere als typA)

EuntypA eine Art mit guter luftgetragener Verbreitung, untypisch in der Außenluft

EuntypAS eine Art mit schlechter luftgetragener Verbreitung, untypisch in der Außenluft

EuntypG eine Gattung, untypisch in der Außenluft

Page 23: Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe€¦ · Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung meistens Mikroorganismen der Risikogruppen 1 und 2 auf. Bei den Mikroorganismen oder Biostoffen

Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur Wohnmedizin WPF Baubiologie SS 2020 / Teil 1 Schimmelpilze

Seite 23 von 46

Tabelle 5: Bewertungs- und Orientierungshilfe für Luftproben-Gesamtsporensammlungen

(Partikelsammlung) anhand der ermittelten Gesamtsporenkonzentrationen pro Kubikmeter

(kultivierbar und nicht kultivierbar) nach UBA-Leitfaden (2017)

Gesamtpilzsporen

Holbach Objektträger

(C-1.2.5)

Innenraumquelle

unwahrscheinlich

Innenraumquelle nicht

auszuschließen

Innenraumquelle

wahrscheinlich

Sporentypen, welche in der

Außenluft erhöhte

Konzentrationen erreichen

z.B.:

Typ Ascosporen

Typ Alternaria / Ulocladium

Typ Basidiosporen

Cladosporium spp.

Zur Identifikation von Schimmelpilzquellen im Innenraum ist die genaue

Anzahl von Asco- und Basidiosporen typischer Außenluftarten irrelevant.

Die Konzentration lässt jedoch eine Aussage über den Einfluss der

Außenluft und damit eine Aussage zur Plausibilität der angegebenen

Probenherkunft (Außenluft, Innenraum, Lager, Keller) zu.

Aufgrund starker Schwankungen in den Außenluftkonzentrationen,

Depotwirkung von Staubbelägen und schlechter Sporenfreisetzung im

Innenraum ist eine allgemeine Beurteilung für die Gattungen Alternaria /

Ulocladium sowie Cladosporium schwierig. Bei Verdacht auf eine

Cladosporium-Innenraumquelle sollte geprüft werden, ob sowohl Innen

als auch Außen die gleichen Cladosporien-Typen nachgewiesen werden

können.

Typ Penicillium /

Aspergillus

Wenn die Differenz

zwischen

Innenraumluft und

Außenluft nicht über

300 liegt

IΣP+A ≤≤≤≤ AΣP+A + 300

Wenn die Differenz

zwischen Innenraumluft

und Außenluft über 300

und nicht über 800 liegt

IΣP+A ≤≤≤≤ AΣP+A + 800

Wenn die Differenz

zwischen

Innenraumluft und

Außenluft über 800

liegt

IΣP+A > AΣP+A + 800

Andere typische Sporen aus

Feuchteschäden:

Typ Scopulariopsis

Typ Acremonium murorum

Typ Paecilomyces

Typ Microascus

Typ Ascotricha

(Typ Alternaria / Ulocladium)

Wenn die Differenz

zwischen

Innenraumluft und

Außenluft nicht über

100 liegt

IΣtypF ≤≤≤≤ AΣtypF + 100

Wenn die Differenz

zwischen Innenraumluft

und Außenluft über 100

und nicht über 300 liegt

IΣtypF ≤≤≤≤ AΣtypF + 300

Wenn die Differenz

zwischen

Innenraumluft und

Außenluft über 300

liegt

IΣtypF > AΣtypF + 300

Page 24: Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe€¦ · Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung meistens Mikroorganismen der Risikogruppen 1 und 2 auf. Bei den Mikroorganismen oder Biostoffen

Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur Wohnmedizin WPF Baubiologie SS 2020 / Teil 1 Schimmelpilze

Seite 24 von 46

Gesamtpilzsporen

Holbach Objektträger

(C-1.2.5)

Innenraumquelle

unwahrscheinlich

Innenraumquelle nicht

auszuschließen

Innenraumquelle

wahrscheinlich

Typische Sporen aus

Feuchteschäden mit

schlechter luftgetragener

Verbreitung:

Typ Chaetomium

Typ Stachybotrys

Typ Chromelosporium

Typ Pyronema

Wenn in der

Innenraumluft nicht

mehr Sporen als in

der Außenluft

vorliegen

ItypFS ≤≤≤≤ AtypFS

Wenn die Differenz

zwischen Innenraumluft

und Außenluft nicht über

20 liegt*

ItypFS ≤≤≤≤ AtypFS + 20

Wenn die Differenz

zwischen

Innenraumluft und

Außenluft 20

übersteigt*

ItypFS > AtypFS + 20

Mycelstücke

Wenn die Differenz

zwischen

Innenraumluft und

Außenluft der

Mycelstücke nicht

über 150 liegt

IMycel ≤≤≤≤ AMycel + 150

Wenn die Differenz

zwischen Innenraumluft

und Außenluft der

Mycelstücke nicht über

300 liegt

IMycel ≤≤≤≤ AMycel + 300

Wenn die Differenz

zwischen

Innenraumluft und

Außenluft der

Mycelstücke 300

übersteigt

IMycel > AMycel + 300

* Konzentrationen unter 10 Sporen/m3 lassen sich bei einem Probevolumen von 100 l auch bei der Auswertung der

gesamten Spur nicht mit ausreichender statistischer Genauigkeit nachweisen.

A Außenluftkonzentration Sporen/m3

I Innenraumluftkonzentration Sporen/m3

ΣP+A Summe der Sporen von Penicillium und Aspergillus

ΣtypF Summe der anderen typischen Sporen aus Feuchteschäden

typFS Summe der anderen typischen Sporen aus Feuchteschäden mit schlechter luftgetragener Verbreitung

Page 25: Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe€¦ · Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung meistens Mikroorganismen der Risikogruppen 1 und 2 auf. Bei den Mikroorganismen oder Biostoffen

Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur Wohnmedizin WPF Baubiologie SS 2020 / Teil 1 Schimmelpilze

Seite 25 von 46

Zu einer Luftmessung gehört wegen einer möglichen Beeinflussung durch Umweltfaktoren

immer eine Vergleichsmessung. Zur Beurteilung der Innenraumluftqualität ist daher immer

eine Referenzmessung im Außenbereich oder in einem vergleichbaren, nicht geschädigten

Raum durchzuführen.

Außenluftmessungen unterliegen sehr starken tages- und jahreszeitlichen

(Vegetationsperiode), witterungs- (Temperatur, Niederschlag, Luftfeuchtigkeit,

Windgeschwindigkeit) und standortbedingten (z. B. Nähe zu landwirtschaftlich genutzten

Flächen, Parks, Feuchtgebieten etc.) Einflüssen. Deshalb sind die zum Zeitpunkt der

Messung vorliegenden Außenbedingungen zu dokumentieren und zu protokollieren. Da die

Räume vor der Messung längere Zeit nicht gelüftet werden können, ist daher oftmals genau

dieser Vergleich der Außen- mit der Innenraumluft die größte Unsicherheit bei der Bewertung

von Innenraumbelastungen. So sind im Winter und nach Niederschlag in der Außenluft keine

oder sehr wenige Kolonie bildende Einheiten (KBE) pro m³ Luft vorhanden. Im

Sommerhalbjahr kann ein Vielfaches an KBE pro m³ Luft vorhanden sein. Im Wochenverlauf

sind Schwankungen der KBE in der Außenluft von 10³ – 104 KBE/m3 nicht untypisch. In

Räumen mit Außenluftfilterung hat die Außenluft wenig Einfluss und ist deshalb keine

geeignete Referenzprobe für den Innenraum. Nicht nur die Außenluft hat einen wesentlichen

Einfluss auf das Messergebnis im Innenraum und damit auch auf die Sanierungsplanung.

In der Außenluft befinden sich in den Sommermonaten 103 – 104 KBE/m3 (Mücke und

Lemmen, 1999) mit Spitzenwerten bis 106 KBE/m3 (Stix und Grosse-Brauckmann, 1980). Bei

kühleren Temperaturen geht der Sporengehalt zurück und ist im Winter kaum mehr

feststellbar. Ca. 30 – 60% der erfassten Sporen stammen von Schimmelpilzen, die übrigen

Sporen vorwiegend von Basidiomyceten. Die Schimmelpilzsporenkonzentrationen liegen im

Jahresmittel bei 200 KBE/m3. In der warmen Jahreszeit werden zwei- bis dreimal so viel

Sporen gefunden als in der kalten Jahreszeit (Mücke und Lemmen, 1999). Den Hauptanteil

der Schimmelpilze der Außenluft bildet die Gattung Cladosporium. Fusarien, Aspergillen und

Penicillien machen den kleineren Teil der Pilzsporen aus (Krempl-Lamprecht, 1985).

Page 26: Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe€¦ · Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung meistens Mikroorganismen der Risikogruppen 1 und 2 auf. Bei den Mikroorganismen oder Biostoffen

Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur Wohnmedizin WPF Baubiologie SS 2020 / Teil 1 Schimmelpilze

Seite 26 von 46

5.2. Bewertung einer Kontamination von Materialproben

Die nachfolgende Tabelle zeigt verschiedene Veröffentlichungen, in welchen die zum

Erscheinungszeitunkt der Quelle geltenden Eingriffs- bzw. Aufmerksamkeitswerte sowie die

dazugehörige Bewertung für Gesamtkonzentrationen an Schimmelpilzbestandteilen und

Bakterien in Materialproben dargestellt sind. Dabei wird sich hauptsächlich auf die Materialien

Polystyrol und/oder Mineralwolle bezogen, wobei die betreffenden Werte als Orientierung für

die Einschätzung der durch Mikroorganismen verursachten Belastung in Materialien

allgemeingültig angewandt werden können. Für eine abschließende Bewertung des

Sachverhaltes sowie die Herausgabe entsprechender Sanierungsempfehlungen müssen alle

zum Objekt sowie zum Schaden vorliegenden spezifischen Informationen, wie

Schadensursache/n, Schadensalter, Aufbau der betroffenen Konstruktion usw. berücksichtigt

werden. Im Leitfaden zur Vorbeugung, Erfassung und Sanierung von Schimmelbefall in

Gebäuden des Umweltbundesamtes (2017) wird klar formuliert, dass die angegebenen

Eingriffswerte für Materialproben lediglich orientierenden Charakter besitzen. Auch wenn die

Eingriffswerte erreicht werden, ist nicht immer ein Ausbau der betreffenden Materialien bzw.

Konstruktion erforderlich, was die Berücksichtigung aller im Einzelfall vorhandenen

Informationen essentiell macht. Bei Materialproben sind zudem nach Möglichkeit

Referenzproben aus einem nicht vom Leitungswasserschaden betroffenen Bereich zu

entnehmen.

Page 27: Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe€¦ · Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung meistens Mikroorganismen der Risikogruppen 1 und 2 auf. Bei den Mikroorganismen oder Biostoffen

Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur Wohnmedizin WPF Baubiologie SS 2020 / Teil 1 Schimmelpilze

Seite 27 von 46

Tabelle 6: Eingriffs- bzw. Aufmerksamkeitswerte für die Bewertung kontaminierter

Materialproben

Veröffentlichung

Eingriffs- bzw. Aufmerksamkeitswerte

Konzentration keimfähiger

Schimmelpilzbestandteile Bewertung

Blei M., Michaluk

S., Wohnmedizin,

2009

<104 KBE/g akzeptabel

104 – 105 KBE/g Konstruktion

sanierungsfähig

>105 KBE/g

Sanierung nur u.U. möglich

→ Rückbau nicht

ausgeschlossen

b.v.s, Richtlinie,

2014

<104 KBE/g unauffällige Kontamination

104 – 105 KBE/g leichte Kontamination

>105 KBE/g Aufmerksamkeitswert

(deutliche) Kontamination

UBA-Leitfaden,

2017

<104 KBE/g (Alt- und Neubau)

<103 KBE/g (fabrikneues, trockenes Material)

kein Nachweis einer

Besiedlung

104 – 105 KBE/g (Alt- und Neubau)

103 – 104 KBE/g (fabrikneues, trockenes Material)

Nachweis einer geringen

Besiedlung (Hinweise auf

aktives Wachstum)

>105 KBE/g (Alt- und Neubau)

>104 KBE/g (fabrikneues, trockenes Material)

Nachweis einer eindeutigen

Besiedlung

KBE-Konzentrationen der Bakterien liegen eine Zehnerpotenz über den

Schimmelpilzkonzentrationen.

Orientierende

Eingriffswerte

Gesamtkonzentration Schimmelpilze: 105 KBE/g

Gesamtkonzentration Bakterien: 106 KBE/g

KBE/g Kolonie bildende Einheit pro Gramm Material

Page 28: Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe€¦ · Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung meistens Mikroorganismen der Risikogruppen 1 und 2 auf. Bei den Mikroorganismen oder Biostoffen

Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur Wohnmedizin WPF Baubiologie SS 2020 / Teil 1 Schimmelpilze

Seite 28 von 46

Im aktuellen „Leitfaden zur Vorbeugung, Erfassung und Sanierung von Schimmelbefall in

Gebäuden“, herausgegeben durch das Umweltbundesamt (Stand November 2017) wird der

Schimmelpilzbefall weiter in Kategorien eingeteilt.

Tabelle 7: Bewertung des mikrobiellen Befalls von Oberflächen nach UBA-Leitfaden, 2017

Schadensausmaß Kategorie I

(Normalzustand bzw.

geringfügiger

Schimmelbefall)

Kategorie II

(geringer bis mittlerer

Schimmelbefall)

Kategorie III

(großer

Schimmelbefall)

Ausdehnung in

Fläche und Tiefe

geringe

Oberflächenschäden

< 20 cm2

oberflächliche

Ausdehnung < 0,5 m2

tiefere Schichten sind

nur lokal begrenzt

betroffen

große flächige

Ausdehnung > 0,5 m2

auch tiefere Schichten

können betroffen sein

resultierende

Biomasse

keine bzw. geringe

mikrobielle Biomasse

mittlere mikrobielle

Biomasse

große mikrobielle

Biomasse

Um Baustoffe zu beurteilen, muss man auf Bezugswerte (Referenzwerte) zurückgreifen, die

die natürliche Belastung eines Baumaterials mit Schimmelpilzen bzw. Mikroorganismen

wiedergeben. Derartige Werte wurden beim LGA Baden-Württemberg in Stuttgart in den

letzten Jahren im Rahmen eines UBA-Forschungsprojektes erarbeitet und über das UBA und

das LGA Baden-Württemberg 2015 veröffentlicht.

Der Hintergrundwert für Polystyrol im Neubau liegt nach Studien bei einer Konzentration von

bis zu 4 × 104 KBE/g Material. Das bedeutet, dass eine Schimmelpilzkonzentration von mehr

als 105 KBE/g Material als Anzeichen für eine feuchtebedingte Vermehrung von

Schimmelpilzen zu bewerten ist. Man muss allerdings beachten, dass diese Werte durch

eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst werden können. Die Entnahme/Herkunft der Probe

und die Vorgeschichte des Bauwerks bzw. Baumaterials sollte demzufolge bei der

Betrachtung und Bewertung mit einbezogen werden.

Bei der Bewertung der Messergebnisse muss berücksichtigt werden, dass im normalen

Hausstaub aus einer Wohnung ohne Feuchte- oder Schimmelschaden bereits 20.000 KBE/g

von Aspergillus versicolor Komplex natürlicherweise vorkommen können. Für Penicillium-

Arten können diese Werte sogar noch höher liegen. Unter diesem Gesichtspunkt wird

deutlich, weshalb der fachgerechten Probenahme vor Ort eine große Bedeutung zukommt.

Page 29: Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe€¦ · Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung meistens Mikroorganismen der Risikogruppen 1 und 2 auf. Bei den Mikroorganismen oder Biostoffen

Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur Wohnmedizin WPF Baubiologie SS 2020 / Teil 1 Schimmelpilze

Seite 29 von 46

5.3. Klebefilmproben

Finden sich auf der Klebefilmprobe nur vereinzelte Pilzsporen und keine Mycelbruchstücke

oder Sporenträger, so ist davon auszugehen, dass es sich um normalen Sporenanflug

handelt. An der beprobten Stelle besteht kein Pilzbewuchs.

Finden sich auf der Klebefilmprobe mehrere Pilzsporen und keine Mycelbruchstücke oder

Sporenträger, so ist davon auszugehen, dass an der beprobten Stelle kein Pilzbewuchs

besteht, dass aber in der näheren oder weiteren Umgebung eine Schimmelpilzquelle

existiert, die Sporen frei setzt und zu einer Sekundärkontamination auf der beprobten Stelle

führt.

Finden sich auf der Klebefilmprobe sowohl Pilzsporen als auch Mycelbruchstücke und/oder

Sporenträger, so ist davon auszugehen, dass an der beprobten Stelle Pilzbewuchs besteht.

Starker Pilzbewuchs besteht, wenn sehr viele Pilzsporen gemeinsam mit Mycelbruchstücken

und Sporenträgern auftreten. Auch extrem viele Pilzsporen (ohne weitere Pilzbestandteile)

weisen auf starken Pilzbewuchs hin.

6. Einteilung von Räumen in Nutzungsklassen

Im Leitfaden zur „Vorbeugung, Erfassung und Sanierung von Schimmelbefall in Gebäuden“

des Umweltbundesamtes (2017) erfolgt erstmals die Unterteilung von Räumen in

sogenannte Nutzungsklassen (NK). Maßgeblich für die Zuordnung von Räumen zu den

Nutzungsklassen ist dabei neben Art und Dauer der Nutzung, die Tatsache, ob die Räume

innerhalb der Wohnung (oder des Büros) liegen oder außerhalb davon.

Grundsätzlich ist zu berücksichtigen, dass die Zuteilung bestimmter Bereiche in diese

Klassen oftmals fließend ist. Die im Leitfaden aufgeführten Empfehlungen gelten für

Büroräume, Schulen, Kindergärten, Theatersäle und andere öffentliche Räume, sowie für

alle Wohnräume und sonstigen Räume – also innerhalb der Nutzungsebene – mit

dauerhafter oder eingeschränkter Nutzung (NK II). Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass die

Nutzungsklasse II als Standardklasse bezeichnet werden kann. Fußbodenkonstruktionen,

zunächst unabhängig vom Aufbau, gehören in der Regel ebenfalls in die NK II. Die

Nutzungsklassen III und IV beschreiben Räume außerhalb der Nutzungsebene.

Page 30: Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe€¦ · Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung meistens Mikroorganismen der Risikogruppen 1 und 2 auf. Bei den Mikroorganismen oder Biostoffen

Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur Wohnmedizin WPF Baubiologie SS 2020 / Teil 1 Schimmelpilze

Seite 30 von 46

Die Empfehlungen gelten nicht für Großküchen, Gastronomie, Lebensmittelbetriebe und

produktionstechnisch mit Mikroorganismen belastete Arbeitsplätze. In Krankenhäusern und

ähnlichen Einrichtungen (z.B. Alten- und Pflegeheime) gelten besondere hygienische

Anforderungen, welche im Leitfaden nicht behandelt werden (NK I).

Tabelle 8: Einteilung von Gebäuden in Nutzungsklassen nach UBA-Leitfaden (2017)

Nutzungs-

klasse

Anforderungen an die

Innenraumhygiene Beispiel Anmerkungen

I Spezielle, sehr hohe

Anforderungen

Räume für Patienten mit

Immunsuppression

Anforderungen

bedürfen gesonderter

Vereinbarungen

II Normal Innenräume zum nicht nur

vorübergehenden Aufenthalt:

Wohn- oder Büroräume,

Schulen, Kitas etc.

(einschließlich zugehöriger

Nebenräume)

Gleiche Anforderungen

für alle genutzten

Räume (d.h.

einschließlich

Nebenräume)

III Reduziert Nicht dauerhaft genutzte

Räume außerhalb von

Wohnungen, Büros, Schulen

etc., z. B. Keller- und

Abstellräume (ohne direkten

Wohnungszugang), nicht

ausgebaute Dachgeschosse,

Garagen, Treppenhäuser

Verringerte

Anforderungen für

Sanierung; geringe

Dringlichkeit für die

Sanierung

IV Deutlich reduziert bis hin zu

keinen Maßnahmen hinter

der Abschottung

Luftdicht abgeschottete

Bauteile und Hohlräume in

Bauteilen oder Räumen, die

nach DIN 4108-7 mit

geeigneten Stoffen

gegenüber Innenräumen

abgeschottet sind

Bestimmungsgemäß

trockene Bauteile

hinter der Abschottung

müssen trocken bzw.

dürfen nicht dauerhaft

feucht sein

Page 31: Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe€¦ · Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung meistens Mikroorganismen der Risikogruppen 1 und 2 auf. Bei den Mikroorganismen oder Biostoffen

Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur Wohnmedizin WPF Baubiologie SS 2020 / Teil 1 Schimmelpilze

Seite 31 von 46

7. Gesundheitliche Bedeutung von Schimmelpilzen auf kontaminierten

Materialien sowie in der Raumluft

Feuchte-/Schimmelschäden, von denen eine gesundheitlich relevante Exposition und damit

ein potentielles Gesundheitsrisiko für gesunde Personen ausgehen kann, betreffen

(sichtbare oder nicht sichtbare) Schadensfälle mit mikrobieller Besiedlung, insbesondere

Schimmelpilzbefall mit aktivem Schimmelpilzwachstum (vitalen) oder mit abgetrockneten

(letalen) Schimmelpilzen, bei denen eine erhöhte Freisetzung von Schimmelpilzbestandteilen

(Sporen, Mycel, etc.) und anderen Biostoffen (Metaboliten) wahrscheinlich ist.

Da die individuelle Empfindlichkeit und die Exposition gegenüber Schimmelpilzsporen stark

variieren, können keine Richtwerte festgelegt werden. Eine quantitative gesundheitliche

Risikobewertung ist nicht möglich. Allerdings sind aufgrund der potentiellen

Gesundheitsgefährdung von Feuchte-/Schimmelpilzschäden in Innenräumen aus hygienisch-

präventiver Sicht solche Schäden als bedenklich einzustufen und stets sachgerecht zu

sanieren (AWMF-Schimmelpilz-Leitlinie, 2016).

Nach heutigem Kenntnisstand sind von den schimmelpilzassoziierten Gesundheitsstörungen

im Innenraum Schleimhautirritationen von Augen und Atemwegen und allergische

Reaktionen wahrscheinlich am häufigsten.

Die Kernbotschaften der Leitlinie AWMF-Schimmelpilz-Leitlinie „Medizinisch klinische

Diagnostik bei Schimmelpilzexposition in Innenräumen" sind neben einer notwendigen

Versachlichung des Themas u.a.:

• Schimmelpilzbefall in relevantem Ausmaß darf in Innenräumen aus Vorsorgegründen

nicht toleriert werden.

• Die wichtigsten Maßnahmen bei Schimmelpilzexpositionen im Innenraum sind

Ursachenklärung und sachgerechte Sanierung siehe

Schimmelpilzsanierungsleitfäden.

• Schimmelpilzmessungen im Innenraum aus medizinischer Indikation sind selten

sinnvoll. In der Regel kann bei sichtbarem Schimmelpilzbefall sowohl auf eine

quantitative als auch auf eine qualitative Bestimmung der Schimmelpilzspezies

verzichtet werden.

• Schimmelpilzexpositionen können allgemein zu Irritationen der Schleimhäute

(Mucous Membrane Irritation, MMI), Geruchswirkungen und Befindlichkeitsstörungen

führen.

Page 32: Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe€¦ · Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung meistens Mikroorganismen der Risikogruppen 1 und 2 auf. Bei den Mikroorganismen oder Biostoffen

Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur Wohnmedizin WPF Baubiologie SS 2020 / Teil 1 Schimmelpilze

Seite 32 von 46

• Spezielle Krankheitsbilder bei Schimmelpilzexposition betreffen Allergien und

Schimmelpilzinfektionen (Mykosen).

• Besonders zu schützende Risikogruppen sind Personen unter Immunsuppression

nach der Einteilung der Kommission für Krankenhaushygiene und

Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut (RKI), Personen mit

Mukoviszidose (Zystischer Fibrose) und Personen mit Asthma bronchiale.

• Vermutlich sind alle Schimmelpilze geeignet, Sensibilisierungen und Allergien

hervorzurufen. Im Vergleich zu anderen Umweltallergenen ist das allergene Potential

als geringer einzuschätzen.

Infektionen durch Schimmelpilze sind selten und erfolgen am ehesten inhalativ. In der Praxis

ist von den in den Risikogruppen 2 und 3 nach TRBA 460 eingestuften Schimmelpilzen die

Bedeutung von Aspergillus fumigatus als wichtigstem Mykose-Erreger am höchsten.

Betroffen sind ganz überwiegend Personen mit lokaler oder allgemeiner Abwehrschwäche.

Kernelemente der Schimmelpilzinfektionsdiagnostik sind mikrobiologische, immunologische,

molekularbiologische und radiologische Verfahren.

Page 33: Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe€¦ · Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung meistens Mikroorganismen der Risikogruppen 1 und 2 auf. Bei den Mikroorganismen oder Biostoffen

Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur Wohnmedizin WPF Baubiologie SS 2020 / Teil 1 Schimmelpilze

Seite 33 von 46

Die in Räumen mit hoher Luft- bzw. Wandfeuchtigkeit am häufigsten vorkommenden

Schimmelpilzarten sind die Gattungen Aspergillus, Alternaria, Acremonium, Aureobasidium,

Cladosporium, Fusarium, Mucor, Penicillium, Stachybotrys, Stemphylium und Trichoderma.

Die Mykotoxinkonzentration in der Luft wassergeschädigter und schimmelbefallener

Gebäude sind häufig niedrig. Wenn jedoch die mit Schimmelpilzen befallenen Stellen

austrocknen und/oder aufgewirbelt werden (z. B. mechanischer Abrieb), kann die

Konzentration in der Luft steigen.

Das Ausmaß der Gesundheitsgefährdung ist abhängig von der Art des Schadens und der

Empfindlichkeit der Raumnutzer und kann im Einzelfall aufgrund fehlender

wissenschaftlicher Daten meist nicht genau quantifiziert werden.

Auf Grund der Tatsache, dass man sich einer Schimmelpilzexposition nicht entziehen kann,

gehen bereits einige Krankheitsbilder auf das Vorhandensein von Schimmelpilzen und der

damit verbundenen immunologischen Reaktion des Menschen zurück. Im Allgemeinen

werden diese Immunreaktionen in drei Bereiche eingeteilt:

• allergische Reaktionen

• toxische Erkrankungen

• Mykosen

Allergische Reaktionen werden durch das Einatmen von Schimmelpilzsporen meist bei

sensibilisierten Personen hervorgerufen. Als sensibilisierend werden jene Personen

bezeichnet, bei welchen das Immunsystem eine Überempfindlichkeit gegen körperfremde

Substanzen wie Pollen, Bestandteile von Lebensmitteln oder durch Sporen verursacht. Bei

einer Allergie besteht die Bereitschaft gegen einen als fremd erkannten Stoff mit einer

Überreaktion des Immunsystems zu antworten. Symptome einer solchen Reaktion sind meist

Augenjucken und damit verbunden gerötete Augen, Hautausschlag und Quaddelbildung

sowie Fließschnupfen und Niesen. Eine der am häufigsten in der Bevölkerung vorkommende

Allergie, welche auf Schimmelpilze in der Umwelt zurückzuführen ist, ist der Heuschnupfen,

welcher überwiegend durch die Gattung Alternaria hervorgerufen wird.

Page 34: Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe€¦ · Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung meistens Mikroorganismen der Risikogruppen 1 und 2 auf. Bei den Mikroorganismen oder Biostoffen

Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur Wohnmedizin WPF Baubiologie SS 2020 / Teil 1 Schimmelpilze

Seite 34 von 46

Toxische Erkrankungen können durch die von Schimmelpilzen gebildeten Mykotoxine,

welche sowohl pulmonal als auch transdermal aufgenommen werden können, oder durch

sogenannte MVOC (durch Mikroorganismen gebildete flüchtige organische Verbindungen),

welche den charakteristischen Schimmelgeruch verursachen, hervorgerufen werden.

Prinzipiell treten diese Erkrankungen allerdings nur bei einer sehr hohen

Schimmelpilzkonzentration und einer langen beruflichen Schimmelpilzexposition auf.

Mykosen (Infektionen durch Schimmelpilze) kommen nur sehr selten und nur bei stark

immungeschwächten Personen vor. Diese Form der immunologischen Reaktion ist die Folge

der Inhalation von fakultativ pathogenen Schimmelpilzsporen in die Lunge. Eine der

bedeutsamsten Vertreter dieses Krankheitsbildes ist die Gattung Aspergillus (Aspergillose),

da fast alle Arten dieser Gattung u.a. die Fähigkeit besitzen, sich bei einer Temperatur von

37 C (Körperkerntemperatur des Menschen) zu etablieren.

8. Geltende Vorschriften und Regelwerke

Gem. § 3 des Arbeitsschutzgesetzes vom 07.08.1996 - zuletzt geändert am 31.08.2015 -

ergibt sich für den Arbeitgeber die Notwendigkeit, eine Gefährdungsbeurteilung für

Tätigkeiten bei der Sanierung von mit Schimmelpilzen befallenen Objekten vorzunehmen.

Die Gefährdungsbeurteilung muss arbeitsverfahren- und baustellenbezogen erfolgen.

Schimmelpilzhaltige Stäube sind gemäß TRGS (Technische Regeln für Gefahrstoffe) 907

“Verzeichnis sensibilisierender Stoffe“ als Allergen eingestuft. Deshalb muss die

TRBA/TRGS 406 “Sensibilisierende Stoffe für die Atemwege“ beachtet werden. Als

Hilfestellung zur Konzipierung von Sanierungsmaßnahmen allgemein dient die TRGS 524

„Sanierung und Arbeiten in kontaminierten Bereichen“. Sie ist von der Menge und Art

vorhandener Schimmelpilze sowie dem Sanierungsverfahren abhängig.

Wurde der Schimmelpilzschaden durch eine außergewöhnliche Ursache wie z. B.

Hochwasser oder eine Leckage einer Abwasserleitung verursacht, müssen weitere

gesundheitliche Gefährdungen, z. B. auf Grund einer mikrobiellen Belastung durch

Abwasser, berücksichtigt werden (Umweltbundesamt 2005). Die TRBA 220 (Technische

Regeln für biologische Arbeitsstoffe) geht von einer Exposition der Arbeitnehmer bei Kontakt

mit Abwassertechnischen Anlagen durch eine Vielzahl von im Abwasser vorkommenden

Page 35: Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe€¦ · Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung meistens Mikroorganismen der Risikogruppen 1 und 2 auf. Bei den Mikroorganismen oder Biostoffen

Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur Wohnmedizin WPF Baubiologie SS 2020 / Teil 1 Schimmelpilze

Seite 35 von 46

Mikroorganismen aus. Es handelt sich hierbei u. a. um pathogene Bakterien, Viren,

Protozoen und Wurmeier.

Tätigkeiten, bei denen Arbeitnehmer Belastungen mit Schimmelpilzen ausgesetzt sind,

werden als – nicht gezielte – Tätigkeiten mit biologischen Arbeitsstoffen in die Risikogruppe

1 und 2 gemäß Biostoffverordnung eingestuft. Weiterhin liegt eine Gefährdung durch

sensibilisierende Gefahrstoffe vor, da schimmelpilzhaltiger Staub als sensibilisierender

Gefahrstoff eingestuft wird. Aus diesem Grund sind beispielsweise die Anforderungen der

folgenden Regelungen zu berücksichtigen:

- Biostoffverordnung

- BGR 128 (Berufsgenossenschaftliche Regeln für Sicherheit und Gesundheit

bei der Arbeit)

- DGUV-Information 201-028 (Handlungsanleitung – Gesundheitsgefährdungen durch

biologische Arbeitsstoffe bei der Gebäudesanierung)

- VdS 3151 (Richtlinien zur Schimmelpilzsanierung nach Leitungswasserschäden)

- TRBA 400 (Handlungsanleitung zur Gefährdungsbeurteilung bei Tätigkeiten mit

biologischen Arbeitsstoffen)

- TRGS / TRBA 406 (Sensibilisierende Stoffe für die Atemwege)

- TRBA 460 (Einstufung von Schimmelpilzen in Risikogruppen)

- TRBA 500 (Allgemeine Hygienemaßnahmen: Mindestanforderungen)

- TRGS 524 (Sanierung und Arbeiten in kontaminierten Bereichen)

- TRGS 907 (Verzeichnis sensibilisierender Stoffe)

- PPE-Guidelines, 2017 (PSA – Persönliche Schutzausrüstung)

Page 36: Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe€¦ · Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung meistens Mikroorganismen der Risikogruppen 1 und 2 auf. Bei den Mikroorganismen oder Biostoffen

Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur Wohnmedizin WPF Baubiologie SS 2020 / Teil 1 Schimmelpilze

Seite 36 von 46

9. Mikrobielle Schäden – Sanierung und Sanierungsmittel

Bei der Desinfektion wird – aus medizinischer Sicht – laut Deutschem Arzneimittelbuch

(DAB) “totes oder lebendes Material in einen Zustand versetzt, dass es nicht mehr infizieren

kann“. Naturwissenschaftlich gesehen, ist die Desinfektion ein Verfahren zur Reduktion von

Mikroorganismen auf ein bestimmtes Niveau, das der jeweiligen hygienischen Anforderung

entspricht, also weder gesundheitsschädlich ist noch die Qualität von Lebensmitteln

beeinträchtigt.

Verfahren

Physikalisch (vorwiegend Sterilisationsverfahren)- Hitzesterilisation

- Dampfsterilisation

- UV-Strahlung

- Ionisierende Bestrahlung

- Mikrowellen

- (Ultraschallwellen)

Physikalisch-chemische Kombinationsverfahren:

- Chemothermische Verfahren

- Ethylenoxid-Verfahren

- Plasma Sterilisation

- Photodynamische Desinfektionsverfahren

Probleme in der Praxis

Eine geringe Permeabilität für in wässriger Lösung vorliegende Desinfektionswirkstoffe bei

Bakterien mit hydrophober Zellwand ist dabei problematisch. Es besteht ein erheblicher

Einfluss der Auswahl der Hilfsstoffe bei komplexen Rezepturen auf die Wirksamkeit,

bestimmte Bakteriensporen mit einer für Wasser und Desinfektionsmittel kaum durchlässigen

Sporenhülle (hochresistent) und kaum vorhandenem Stoffwechsel abzutöten. Nur sehr

reaktive chemische Verbindungen, wie zum Beispiel stark oxidierende (Peressigsäure, H2O2,

Natriumhypochlorit) oder alkylierende Wirkstoffe (Aldehyde), sind in der Lage diese Sporen

abzutöten.

Page 37: Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe€¦ · Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung meistens Mikroorganismen der Risikogruppen 1 und 2 auf. Bei den Mikroorganismen oder Biostoffen

Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur Wohnmedizin WPF Baubiologie SS 2020 / Teil 1 Schimmelpilze

Seite 37 von 46

9.1. Chemisch-physikalische Desinfektion mikrobiologischer Schäden durch

Fogging-Verfahren

Ein Fogger, auch thermischer Vernebler genannt, macht auf einer heißen Oberfläche die zu

vernebelnde Flüssigkeit zu Gas und presst dieses durch eine Düse hinaus, wobei es zu

feinsten Tröpfchen kondensiert und so den Nebel bildet. Dieses Aerosol verteilt sich

gleichmäßig wie ein Gas und wird von porösen Oberflächen durch Kapillarwirkung wie eine

Flüssigkeit aufgesaugt. Je nach Einsatz arbeiten Fachfirmen mit unterschiedlich trockenen

oder feuchten Nebeln. In einem trockenen Nebel teilt sich ein einziger Milliliter Flüssigkeit auf

fast zwei Milliarden Tröpfchen von etwa zehn Mikrometern Durchmesser auf und vergrößert

so seine Kontaktoberfläche auf 0,6 m2. Um in einem normalen Raum von der Decke bis zum

Boden zu sinken, brauchen diese Tröpfchen ganze 17 Stunden. Da sie so lange schweben

und so weit verteilt werden, können die Teilchen besonders gut in Hohlräume vordringen und

dort Schimmel oder Geruchsmoleküle bekämpfen. Beim Feuchtnebel sind die Teilchen bis

zu 30 µm groß, mit ihnen lassen sich Oberflächen gezielt behandeln: Auf glatten Oberflächen

bilden sie einen nicht wahrnehmbaren Film, von porösen Oberflächen werden sie

aufgesogen.

Vernebelt werden meist Mittel auf Basis organischer Peroxide. Sie sind Allroundtalente, denn

sie töten Mikroorganismen wie Schimmelpilze ab und neutralisieren gleichzeitig

Geruchsmoleküle. Sie überlagern nicht einfach wie ein Parfum mit Duftstoffen den

unerwünschten Geruch, sondern reagieren mit den Geruchsmolekülen und bauen sie durch

diese katalytische Oxidation in geruchsneutrale Moleküle um. Durch die Oxidation werden

sie zu Alkohol umgewandelt und verdunsten dann.

Die Schwebstoffe sind so fein, dass sie leicht in die Atemwege vordringen und in die

Blutbahn gelangen können. Daher sollte man nur mit Atemschutz und Schutzkleidung

foggen. Geeignet sind dafür Firmen, die für Wasserschadenssanierung oder

Schimmelbeseitigung zertifiziert sind. Sie kümmern sich auch darum, vor dem Fogging die

eigentliche Ursache für den Geruch bzw. die Schimmelbildung, z. B. versteckte

Wasserschäden oder Baumängel, zu finden und zu beseitigen, damit das Schimmel- oder

Geruchsproblem nicht nach einiger Zeit erneut auftritt. Außerdem sorgen sie dafür, dass die

Nutzer der betroffenen Räume so wenig wie möglich beeinträchtigt werden. Das Inventar

kann in der Regel vollständig im betroffenen Raum verbleiben. Es reicht, nachdem der Raum

vollständig eingenebelt wurde, ihn 24 Stunden nicht zu betreten. Dann wird gründlich

gelüftet, und der Raum kann wieder uneingeschränkt genutzt werden.

Page 38: Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe€¦ · Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung meistens Mikroorganismen der Risikogruppen 1 und 2 auf. Bei den Mikroorganismen oder Biostoffen

Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur Wohnmedizin WPF Baubiologie SS 2020 / Teil 1 Schimmelpilze

Seite 38 von 46

Wasserstoffperoxid ist neben Ozon eines der stärksten Oxidationsmittel, zudem ätzend und

brandfördernd. Das Peroxid bewirkt – besonders in der extremen Feinverteilung in winzigste

Tröpfchen, dass Gerüche abgebaut werden. Gerüche unterschiedlichster Art vom

Brandgeruch bis zum muffigen Wasserschaden. Als Desinfektionsmittel ist es sehr wirksam

zur Abtötung von Schimmelpilzen und deren Sporen.

Der Chemikaliennebel wirkt schneller als Ozon und dringt in kleinste Ritzen und Poren.

Sinnvollerweise vernebelt man das Wasserstoffperoxid nur dort, wo es keinen Schaden

anrichten kann, am besten in großen Räumen, die frei von Gegenständen sind und wo die

Oberflächen keine sichtbaren Reaktionen mit diesem oxidierenden Medium eingehen. Auf

Mauerwerk, Putz und Beton hinterlässt das Peroxid keine sichtbaren Spuren.

10. Sanierungserfolg

Ein nachhaltiger Sanierungserfolg hängt wesentlich von der Aufdeckung sämtlicher Schäden

und ihrer Ursachen ab. Neben den sichtbaren Schäden ist besonders verdeckter

Schimmelpilzbefall an nicht sichtbaren (verdeckten) Stellen nicht selten.

Für die Beurteilung von Schimmelpilzschäden müssen Erkenntnisse zur

Gebäudevorgeschichte und des individuellen Nutzungsverhaltens durch Befragung der

Nutzer des Gebäudes und eigene Beobachtungen eingeholt werden. Die Befragung des

Nutzers sowie die Gebäude-/Wohnungsinspektion (eigene Beobachtungen wie unzählige

Topfpflanzen, „Kipp-Lüftung“ statt Stoßlüften, Wäschetrocknung, Raumklima) sind für die

Gesamteinschätzung unerlässlich.

Page 39: Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe€¦ · Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung meistens Mikroorganismen der Risikogruppen 1 und 2 auf. Bei den Mikroorganismen oder Biostoffen

Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur Wohnmedizin WPF Baubiologie SS 2020 / Teil 1 Schimmelpilze

Seite 39 von 46

Wichtig für die Ortsbegehung:

• visuelle Schadensermittlung (obligatorisch)

• Entnahme von Oberflächen-Abklatsch-Proben und ggf. Tupferproben zur Anzüchtung

von Schimmelpilzen (obligatorisch, als Sanierungserfolgskontrollmessung für

Oberflächen und Hausrat geeignet)

• Durchführung von quantitativen und qualitativen Messungen der

Luftsporenkonzentration (zweckmäßig)

• Baufeuchtemessungen auf Oberflächen und in der Tiefe des Materials (zweckmäßig)

• Entnahme von Bohrkernen zur Hohlraumuntersuchung sowie Belastung unter Parkett

und Estrich (je nach vermutetem Befall)

• Raumklimamessungen (zweckmäßig)

• Ursachenermittlung des Befalls (baulich bedingt, benutzerbedingt) → obligatorisch

Die Schimmelpilzsanierung ist eng verbunden mit der Sanierung von Wasserschäden und

den damit verbundenen Trocknungsmaßnahmen. Bereits bei der Schadensmeldung muss

fachkompetent und qualifiziert entschieden werden, welche Maßnahmen zu ergreifen sind.

Zweck der chemisch-physikalischen Behandlung ist das Abtöten und der Rückbau der

Schimmelpilze an den befallenen Materialien. Ebenso soll die weitere Verbreitung der

Schimmelpilzsporen in der Raumluft verhindert werden. Darüber hinaus gibt es verschiedene

komplementäre Reinigungsverfahren in der Schimmelpilzsanierung.

Die Maßnahmen einer Sanierung von Schimmelpilzen beinhalten die Beseitigung dieser

bzw. deren Reduktion auf ein normales Hintergrundlevel und das Inaktivieren der

Stoffwechselprodukte (Mykotoxine) durch chemische oder physikalische Verfahren sowie die

anschließende mechanische Reinigung der Oberflächen der befallenen Materialien,

Baustoffe und Bauteile. Mobiliar und andere Haushaltsgegenstände, die einer

Sporenbelastung ausgesetzt waren, müssen ebenfalls gereinigt werden, um eine erneuten

Sporendrift nach der Sanierung des Gebäudes zu vermeiden.

Page 40: Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe€¦ · Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung meistens Mikroorganismen der Risikogruppen 1 und 2 auf. Bei den Mikroorganismen oder Biostoffen

Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur Wohnmedizin WPF Baubiologie SS 2020 / Teil 1 Schimmelpilze

Seite 40 von 46

11. Holzzerstörer in Gebäuden - Erkennung und Gefahrenpotential

Der Abbau von Holz, bestehend aus Lignin (Holzstoff), Zellulose und Hemizellulosen durch

spezifische Enzyme ist im Wesentlichen den Pilzen vorbehalten. Sie sind im besonderen

Maße an dieses Substrat angepasst und die wichtigsten Holzverwerter unter allen

Lebewesen.

Innerhalb des Pilzreiches sind es ausschließlich die höheren Pilze zum Holzabbau befähigt.

Dazu gehören die Ständerpilze (Basidiomyceten), die Schlauchpilze (Ascomyceten) und die

imperfekten Pilze (Deuteromyceten). Basidiomyceten sind die Verursacher der

schadensintensiven Weiß- und Braunfäulen, während Asco- und Deuteromyceten für

Moderfäule und Bläue verantwortlich sind.

Die sogenannte „Bläue“ des Holzes entsteht durch das Einwachsen braun pigmentierter

Hyphen und tritt nur an frisch geschnittenem Holz auf. Im Grunde entspricht es nur einer

Holzverfärbung, da kein nennenswerter Holzabbau stattfindet.

Die Moderfäule ist auf sehr nasses Holz beschränkt. Es erfolgt nur ein Abbau von Zellulose,

der oberflächlich beginnt und zu flachgründig modrig-weichen Hölzern führt. Bei der

Braunfäule werden ebenfalls nur Zellulose und Kohlenhydrate abgebaut. Das verbleibende

Lignin führt zur namensgebenden Verfärbung. Daneben ist der Würfelbruch typisch. Nur

Weißfäule-Pilze sind in der Lage Lignin abzubauen, was sich in einer deutlichen Aufhellung

und der faserigen Struktur des Holzes äußert.

Die wirtschaftlich bedeutendsten, effizientesten Holzzerstörer sind die Weiß- und

Braunfäulepilze. Hauptsächlich werden 4/5 aller Schäden durch die folgenden Arten bzw.

Artengruppen verursacht: Echter Hausschwamm (Serpula lacrymans), Brauner Keller- oder

Warzenschwamm (Coniophora puteana), Weißer Porenschwamm (Antrodia / Oligoporus

spp.), Ausgebreiteter Hausporling (Donkioporia expansa) und Blättlinge (Gloeophyllum spp.).

Der Befall mit einem Holzzerstörer wird natürlich deutlich durch die Zerstörung des Holzes,

d. h. durch dessen Brüchigkeit. Sind die Holzteile versteckt, wird der Schaden erst mit der

Fruchtkörperbildung erkennbar. Um das Gefahrenpotential des Pilzes abschätzen zu

können, ist eine exakte Bestimmung nötig. Wenn vorhanden, bildet Pilzmaterial

Page 41: Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe€¦ · Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung meistens Mikroorganismen der Risikogruppen 1 und 2 auf. Bei den Mikroorganismen oder Biostoffen

Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur Wohnmedizin WPF Baubiologie SS 2020 / Teil 1 Schimmelpilze

Seite 41 von 46

(Fruchtkörper, Mycel, Mycelstränge) die Grundlage der Bestimmung (vgl. Tabelle).

Wesentlich schwieriger und teilweise sogar unmöglich ist die Identifizierung der Art, wenn

nur Holzproben zur Verfügung stehen. Hyphenmorphologie und Fäuleart können oft nur die

in Frage kommenden Arten einschränken (vgl. Tabelle).

Das Gefahrenpotential einer Art wird im Wesentlichen von ihrem Feuchteminimum und von

ihrer Fähigkeit zur Überdauerung bestimmt. Je niedriger das Feuchteminimum und je

ausgeprägter die Fähigkeit zur Überdauerung, desto höher das Gefahrenpotential. In der

Literatur wird 20 % Holzfeuchte als allgemeines Minimum für die Besiedlung mit Pilzen

angegeben. Meist liegt es jedoch deutlich höher (vgl. Tabelle). Der mit Abstand gefährlichste

Holzzerstörer ist der Echte Hausschwamm. Er benötigt nur 30-40 % Holzfeuchte, um sich zu

etablieren und kann von befallenem, feuchtem Holz aus auch auf trockenes Holz

übergreifen. Außerdem bildet er meterlange Mycelstränge im Mauerwerk, mit denen er weite

substratfreie Distanzen überbrücken kann.

Die Holzfäulepilze, zu denen der Echte Hausschwamm und andere holzzerstörende Pilze

zählen, entwickeln sich aus den Pilzsporen, die auf dem Holz und in den Rissen des Holzes

vorhanden sind. Zunächst bildet sich ein Geflecht (Mycel) von unzähligen dünnen Fäden, die

dem Holz locker aufliegen (Oberflächenmycel) oder das Holz verzweigt durchwachsen

(Substratmycel). An der Holzoberfläche wächst dann das Fadengeflecht an einigen Stellen

zu strangartigen Gebilden aus (Mycelstränge). Das Holz muss mindestens eine Holzfeuchte

von 30 % aufweisen, damit die Holzzerstörer wachsen können. Zur Fortpflanzung bildet das

Mycel Fruchtkörper. In ihnen werden unzählige winzige Basidiosporen erzeugt, die von

Wind, Wasser, Mensch und Tier leicht verschleppt werden.

Unter folgenden Bedingungen treten Holzfeuchten in Gebäuden gewöhnlich auf:

• bei baulichen Fehlern (u.a. Verbauen von schlecht abgelagertem Holz,

unzureichender oder fehlerhafter baulicher Holzschutz)

• bei Schäden, z.B. an Dächern und Leitungen (Defekte an Abflüssen, Heizungs-, Kalt-

Brauch- und Regenwasserleitungen)

• Feuchtigkeit, die im Keller und Erdgeschoss aufsteigt, eindringt oder sich

niederschlägt (z.B. drückendes Hangwasser, hohe Grundwasserstände,

Kondensationsfeuchtigkeit oder aufsteigende Feuchtigkeit).

Page 42: Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe€¦ · Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung meistens Mikroorganismen der Risikogruppen 1 und 2 auf. Bei den Mikroorganismen oder Biostoffen

Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur Wohnmedizin WPF Baubiologie SS 2020 / Teil 1 Schimmelpilze

Seite 42 von 46

Bekämpfungsmaßnahmen gegen Pilzbefall nach DIN 68 800 Teil 4:

Liegt ein Befall durch holzzerstörende Pilze vor, sind Oberflächenmycel und Fruchtkörper zu

entfernen. Alle befallenen Holzteile sind ein ausreichendes Stück über den sichtbaren Befall

hinaus zu entfernen, und zwar mindestens um 0,3 m, beim Echten Hausschwamm um

mindestens 1 m. Durchwachsene Schüttungen sind einschließlich eines ausreichenden

Sicherheitsabstandes über den erkennbar durchwachsenen Bereich hinaus zu entfernen.

Putz, Fugenmörtel, Mauerwerk und Hohlräume sind sorgfältig auf Pilzdurchwachsungen zu

untersuchen, gegebenenfalls zu entfernen oder durch chemische Maßnahmen zu

bekämpfen. Die Ursache erhöhter Feuchtigkeit im Holz und Mauerwerk muss festgestellt und

beseitigt werden.

Die Sanierung sollte nach den Vorgaben der DIN 68800 Teil 4 bzw. dem WTA - Merkblatt 1-

2-05/D erfolgen.

Page 43: Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe€¦ · Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung meistens Mikroorganismen der Risikogruppen 1 und 2 auf. Bei den Mikroorganismen oder Biostoffen

Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur Wohnmedizin WPF Baubiologie SS 2020 / Teil 1 Schimmelpilze

Seite 43 von 46

Tabelle 9: Eigenschaften der am häufigsten vorkommenden Holzzerstörer

H

au

ssch

wam

m

(Serp

ula

lacry

man

s)

Warz

en

sch

wam

m

(Co

nio

ph

ora

pu

tean

a)

Weiß

er

Po

ren

sch

wam

m

(An

tro

dia

vailla

nti

i)

Eic

hen

po

rlin

g

(Do

nkio

po

ria e

xp

an

sa)

Blä

ttli

ng

e

(Glo

eo

ph

yllu

m s

pec.)

Fru

ch

tkö

rper

netz

ig-f

altig

, an

liege

nd o

. mit

Hut

kant

e, o

rang

e bi

s ro

stbr

aun

mit

wei

ßem

Z

uwac

hsra

nd,

fleis

chig

glat

t bi

s w

arzi

g, a

nlie

gend

, he

llbra

un b

is d

unke

loliv

brau

n m

it w

eiß

em Z

uwac

hsra

nd

anlie

gend

e o.

sch

wac

h ab

steh

ende

Por

en-s

chic

ht,

wei

ß b

is g

elbl

ich

oder

cre

me-

farb

en

anlie

gend

e P

oren

-sc

hich

t, ju

ng w

eiß

, fle

cken

d, a

lt gr

au-

bis

ocke

rbrä

unlic

h

mit

deut

liche

n H

utka

nten

, mit

Lam

elle

n, z

imt-

bis

du

nkel

brau

n, R

and

oft

leuc

hten

d or

ange

O

berf

läch

en

myc

el

jung

wei

ß,

wat

tig,

z.T

. mit

gelb

en F

leck

en, a

lt hä

utig

, si

lbrig

grau

st

rang

artig

(si

ehe

unte

n)

wei

ß,

sich

eis

blum

en-a

rtig

au

sbre

itend

, ste

ts r

ein

wei

ß

blei

bend

di

ckm

attig

, sty

ropo

rart

ig

Bild

ung

von

Luftm

yzel

nur

in

abge

schl

osse

nen

Räu

men

Myzels

trän

ge

kräf

tig, m

it la

ppig

em

Zw

isch

enm

yzel

, tro

cken

sta

rr,

zerb

rech

en m

it hö

rbar

em

Kna

cken

haar

förm

ige

bis

fein

wur

zela

rtig

e, d

unke

l- bi

s sc

hwar

zbra

une

Str

änge

vorh

ande

n, a

uch

troc

ken

bieg

sam

fe

hlen

fe

hlen

Fäu

lety

p

Bra

unfä

ule

Bra

unfä

ule

Bra

unfä

ule

Wei

ßfä

ule

Bra

ufäu

le (

Inne

nfäu

le)

befa

llen

e H

ölz

er

vorw

iege

nd N

adel

-höl

zer,

ab

er a

uch

Laub

hölz

er

vorw

iege

nd N

adel

-höl

zer,

ab

er a

uch

Laub

hölz

er

über

wie

gend

Nad

el-h

ölze

r,

selte

n La

ub-h

ölze

r

über

wie

gend

Eic

he,

selte

n an

dere

Lau

b- u

nd

Nad

elhö

lzer

fast

aus

schl

ieß

lich

Nad

elhö

lzer

mik

rosko

pis

ch

es

Befa

llsb

ild

im

Ho

lz

Hyp

hen

rege

lmäß

ig m

it S

chna

llen,

Sch

nalle

n ge

naus

o br

eit

wie

die

Hyp

hen

Hyp

hen

ohne

Sch

nalle

n od

er

mit

Wirt

elsc

hnal

len

Hyp

hen

mit

Abz

wei

gung

en u

. kl

. Ver

dick

unge

n,

Sub

stra

thyp

hen

bild

en s

og.

„Med

aillo

ns“

Hyp

hen

mitu

nter

mit

Sch

nalle

n, fa

rblo

s u.

sc

hwer

zu

unte

rsch

eide

n

je n

ach

Art

ver

schi

eden

ge

färb

te F

aser

hyph

en

(far

blos

gel

b, r

otge

lb

bis

bräu

nlic

h)

Vo

rko

mm

en

ty

pisc

her

„Altb

aupi

lz“,

be

sond

ers

in K

elle

r- u

nd

Erd

gesc

hoss

en,

oft n

ach

unsa

chge

mäß

er

Däm

mun

g

typi

sche

r „

Neu

baut

en-p

ilz“,

be

i aus

reic

hend

er F

euch

te im

ge

sam

ten

Geb

äude

, au

ch im

F

reie

n

glei

cher

maß

en in

Alt-

und

N

euba

uten

, au

ch im

Fre

ien

nur

in B

erei

chen

mit

nach

halti

ger

Dur

chfe

ucht

ung

des

Hol

zes

über

läng

ere

Zei

t

an w

itter

ungs

expo

nier

tem

H

olz

(Fen

ster

-höl

zer,

B

alko

ne,

Gar

agen

tore

etc

.)

Feu

ch

teo

pti

mu

m

30–4

0 %

(im

eta

blie

rten

Z

usta

nd s

ogar

ab

20 %

) 50

-60

%

40 %

se

hr h

och

40-6

0 %

Tem

pera

turb

ere

ich

3-

26°C

3-

35°C

3-

36°C

O

ptim

um 2

7°C

5-

44°C

Bem

erk

un

gen

be

sied

elt a

uch

troc

kene

s H

olz

u.U

. T

rock

enst

arre

mög

lich,

se

hr s

chne

llwüc

hsig

zu

läng

erer

Tro

cken

-sta

rre

befä

higt

ge

fähr

lichs

ter

Zer

stör

er

des

Eic

hen-

Ker

nhol

zes

zu lä

nger

er T

rock

en-s

tarr

e be

fähi

gt

Page 44: Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe€¦ · Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung meistens Mikroorganismen der Risikogruppen 1 und 2 auf. Bei den Mikroorganismen oder Biostoffen

Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur Wohnmedizin WPF Baubiologie SS 2020 / Teil 1 Schimmelpilze

Seite 44 von 46

Literaturverzeichnis

Adan, O., (1994): On the fungal defacement of interior finishes. Dissertation, University of Technology, Eindhoven (1994):

Bauphysik, Ernst und Sohn Verlag, Berlin 2009

Ausschuss für Biologische Arbeitsstoffe – ABAS: TRBA 400 (2017): Handlungsanleitung zur Gefährdungsbeurteilung und für

die Unterrichtung der Beschäftigten bei Tätigkeiten mit biologischen Arbeitsstoffen.

Ausschuss für Biologische Arbeitsstoffe – ABAS: TRBA 460 (2016): Einstufung von Pilzen in Risikogruppen

Ausschuss für Biologische Arbeitsstoffe – ABAS: TRBA 500 (2012): Grundlegende Maßnahmen bei Tätigkeiten mit biologischen

Arbeitsstoffen.

Ausschuss für Biologische Arbeitsstoffe – ABAS: TRGS 524 (2011): Schutzmaßnahmen bei Tätigkeiten in kontaminierten

Bereichen.

Ausschuss für Biologische Arbeitsstoffe – ABAS: TRGS 900 (2006): Grenzwerte in der Luft am Arbeitsplatz “Luftgrenzwerte -

MAK- und TRK- Werte” Arbeitsplatzgrenzwerte.

Ausschuss für Biologische Arbeitsstoffe – ABAS: TRGS 905 (2016): Verzeichnis Krebs erzeugender, keimzellmutagner und

reproduktionstoxischer Stoffe.

AWMF-Schimmelpilz-Leitlinie (2016). Medizinisch klinische Diagnostik bei Schimmelpilzexposition in Innenräumen (AWMF-

Register-Nr. 161/001)

b.v.s (2014): Richtlinie zum sachgerechten Umgang mit Schimmelpilzschäden in Gebäuden

Baustellenverordnung BaustellV (1998): Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz auf Baustellen. (BGBl. I S. 1283,

zuletzt geändert durch Art. 27 vom 27.06.2017 BGBI.I.S.1966)

Biostoffverordnung BioStoffV (vom 27. Januar 1999): Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei Tätigkeiten mit

biologischen Arbeitsstoffen

Blei M. (2014): Wohnmedizin - Technisches Merkblatt für die Bewertung von feuchtegeschädigten Dämmstoffen im Hochbau,

Zeitschrift für Wohnmedizin und Bauhygiene (9)

Blei M., Michaluk S. (2009): Wohnmedizin - Bewertungsvorschlag eines mikrobiologischen Befalls im Polystyrol eines

Fußbodenaufbaus, Zeitschrift für Wohnmedizin und Bauhygiene (5)

Böck, R. (2001): Sensorische Wirkungen von flüchtigen Metaboliten (MVOC) in verschimmelten Innenräumen. Umweltmed

Forsch Prax 6:137 – 143

Cziesielski, E. (1999): Schimmelpilz – ein komplexes Thema. Wo liegen die Fehler? wksb – Zeitschrift für Wärmeschutz –

Kälteschutz – Schallschutz – Brandschutz 44, H. 43, S. 25 - 28.

DGUV-Information 201-028 (2006): Handlungsanleitung – Gesundheitsgefährdungen durch biologische Arbeitsstoffe bei der

Gebäudesanierung. (ehemals BGI 858)

DIN EN ISO 16000-1 (2006): Innenraumluftverunreinigungen – Teil 1: Allgemeine Aspekte der Probenahmestrategie.

DIN ISO 16000-17 (2008): Innenraumluftverunreinigungen – Teil 17: Nachweis und Zählung von Schimmelpilzen –

Kultivierungsverfahren.

DIN ISO 16000-19 (2014): Innenraumluftverunreinigungen – Teil 19: : Probenahmestrategie für Schimmelpilze.

DIN ISO 16000-20 (2015): Innenraumluftverunreinigungen – Teil 20: Nachweis und Zählung von Schimmelpilzen – Bestimmung

der Gesamtsporenanzahl.

ECSC-EEC-EAEC (1993): Biological Particles in indoor environments, European Collaborative action, Indoor air quality & ist

impact on man (formerly COST Project 613), Report No. 12

Ehrlich, K. C., Lee, L. S., Ciegler, A., Palmgren, M. S. (1982): Secalonid acid D: Natural contaminant of corn dust. Applied and

Environmental Microbiology, 44: 1007 - 1008

Gravesen, S. (1979): Fungi as a cause of allergic disease. Allergy 34: 135 - 154

Herr, C., Harpel, S. (2001): MVOC - ein relevantes gesundheitliches Problem für die Bevölkerung? Umweltmed Forsch Prax 6:

125 - 126

Holmberg, K. (1987): Indoor mould exposure and health effects. In: Indoor Air ´87, Proc. of the 4th Ijnt. Conference on indoor air

quality and climate. Inst. für Wasser-, Boden- und Lufthygiene, Berlin, 637 - 642

Kreisel H. (1988): Zur Bestimmung des Begriffs Schimmelpilze. Zentralblatt für Mikrobiologie Volume 143, Issue 4: 263 - 267

LGA Baden-Württemberg (2004): Schimmelpilze in Innenräumen – Nachweis, Bewertung, Qualitätsmanagement.

Page 45: Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe€¦ · Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung meistens Mikroorganismen der Risikogruppen 1 und 2 auf. Bei den Mikroorganismen oder Biostoffen

Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur Wohnmedizin WPF Baubiologie SS 2020 / Teil 1 Schimmelpilze

Seite 45 von 46

LGA Baden-Württemberg (2006): Handlungsempfehlung für die Sanierung von mit Schimmelpilzen befallenen Innenräumen.

LGA Baden-Württemberg (2015): Bestimmung von Hintergrundkonzentrationen von Schimmelpilzen in Dämmstoffen und

anderen Materialien im Innenraum im Hinblick auf Sanierungsempfehlungen : Abschlussbericht, G. Fischer.

Miller, J. D., Laflamme, A. M., Sobol, Y., Lafontaine, P., Greenhalgh, R. (1988): Fungi and fungal products in some canadian

houses. Int. Biodeterior. Biodegrad., 24: 103 - 120

Moriske H.-J., Endlicher W., Jendritzky G., Salthammer T. (2009): Handbuch für Bioklima und Lufthygiene, Mensch-Wetter-

Klima-Innenraum- und Außenraumhygiene – Grundlagen – Forschungsergebnisse – Trends, WILEY-VCH Verlag GmbH

& Co. KGaA, Weinheim

Mücke, W., Lemmen, C. (2000): "Schimmelpilze – Vorkommen, Gesundheitsverfahren, Schutzmaßnahmen. ecomed

Verlagsgesellschaft AG & Co. KG, Landsberg

Nikulin, M., Pasanen, A.-L., Berg, S., Hintikka, E.-L. (1994): Stachybotrys atra growth and toxin production in some building

materials and fodder under different relative humidities. Appl Environ Microbiol, 60: 3421 - 3434

Omidbakhsh, N, Ahmadpour F, Kenny N (2014): How reliable are ATP bioluminescence meters in assessing decontamination of

environmental surfaces in healthcare settings? PLoS ONE 9 (6): e99951. doi:10.1371/journal.pone.0099951

Osimani, A., Garofalo, C., Clementi, F., Tavoletti, S., Aquilanti, L. (2014): Bioluminescence ATP monitoring for the routine

assessment of food contact surface cleanliness in a university canteen. Int Environ Res Public Health 11: 10824-10837

Panigrahi, S. (1993): Bioassay of mycotoxins using terrestrial and aquatic, animal and plant species. Food and Chemical

Toxicology 31: 767 - 790

Pasanen, A.-L., Nikulin, M., Tuomainen, M., Berg, S., Parikka, P., Hintikka, E.-L. (1993): Laboratory experiments an membrane

filter sampling of airborne mycotoxins produced by Stachybotrys atra corda. Atmospheric Environment 27: - 13

Reponen, T., Nevalainen, A., Jantunen, M., Pellik, M., Kalliokoski, P. (2004): Proposal for an upper limit of the normal range of

indoor air bacteria and fungal spores in subarctic climate. Proceedings of Indoor Air 2(1): 26 - 31

Reynolds, S.J., Streifel, A.J., McJulton, C.E. (1990): Elevated airborne concentrations of fungi in residential and office

environments. Am Ind Hyg Assos J 51: 601 - 604

Richter, W. (1999): Verhinderung der Schimmelpilzbildung – welche Möglichkeiten bietet die Fensterlüftung? Vortrags-

Manuskript, Rosenheimer Fenstertage 14. - 15. Okt. 1999, S. 89 - 98.

Richtlinien zur Brandsanierung, VdS 2357 (2014): Schadensverhütung im Gesamtverband der Deutschen

Versicherungswirtschaft e.V.

Robert-Koch-Institut (2007): Mitteilung Schimmelpilzbelastung in Innenräumen – Befunderhebung, gesundheitliche Bewertung

und Maßnahmen. Springer-Medizin-Verlag

Samson R., Hoekstra E. S., Frisvad J. C. (2004): A Introduction to food- and airborne fungi. 7th ed. American Society for

Microbiology

Samson, R. A., Flannigan, B., Flannigan, M. F., Verhoeff, Ap. P., Adan, O. C. G., Hoekstra E. S. (1994): Health implications of

fungi in indoor environments. Vol. 2, Amsterdam, Niederlande. Elsevier Air Quality Monographs, 1 edition

Schreiner, H., Wetzel, H., Kirbach, I. (2001): Innenraumbelastungen deutscher Kindergärten mit flüchtigen organischen

Verbindungen (VOC). Umweltmed Forsch Prax 6: 143 - 149

Senkpiel, K. (2001): Nachweis und Bewertung von mikrobiellen Belastungen in Gebäuden. Zeitschrift für Wohnmedizin und

Bauhygiene (39): 3 - 7

Senkpiel, K., Kienast, E., Herbst, M., Ohgke, H. (1998): Bestimmung von luftgetragenen Mikroorganismen - Vergleich und

Bewertung der Abscheideleistungen eines Schlitzimpaktors anhand des cut-off-(d50)-Wertes. Gefahrenstoffe -

Reinhaltung der Luft 58: 473 - 478

Senkpiel, K., Ohgke, H. (1992): Beurteilung der Schimmelpilz-Sporenkonzentration in der Innenraumluft und ihre

gesundheitlichen Auswirkungen, Festlegung eines Erfahrungswertes. Ges.-Ing. 113: 42 - 45

Senkpiel, K., Ohgke, H. (2001): Wohnhygienische Bewertung der mikrobiellen Belastung in feuchten Gebäuden. (III-4.4.4)

Handbuch für Bioklima und Lufthygiene – 5. Erg. Lfg. 4: 1 - 23

Shimoda, T., Yano, R., Nakamura, S., Yoshida, M., Matsuo, J., Yoshimura, S., Yamaguchi, H. (2015) ATP bioluminescence

values are significantly different depending upon material surface properties of the sampling location in hospitals, BMC

Res Notes 8: 807

Sierk, P. (1997): Schimmelpilzbelastungen in Innenräumen, Fachtagung in Fulda, Mai 1997, zitiert nach Richardson, N. (1998)

Page 46: Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe€¦ · Weiterhin treten bei der Gebäudesanierung meistens Mikroorganismen der Risikogruppen 1 und 2 auf. Bei den Mikroorganismen oder Biostoffen

Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur Wohnmedizin WPF Baubiologie SS 2020 / Teil 1 Schimmelpilze

Seite 46 von 46

Silas, J. C., Harrison, M. A., Carpenter, J. A., Roth, I. L. (1987): Airborne aflatoxin in corn processing facilities in Georgia. Am

Ind Hyg Assoc J, 48 (3): 198 - 201

Stix, E., Grosse-Brauckmann, G. (1970): Der Pollen- und Sporengehalt der Luft und seine tages- und jahreszeitlichen

Schwankungen unter mitteleuropäischen Verhältnissen. Flora B 159: 1- 37

Ström, G., West, J., Wessen, B., Palmgren, U. "Quantitative analysis of microbial volatiles in damp swedish houses.

International workshop, Health implications of fungi in indoor environments; Baarn; Niederlande, in air quality

monographs -Amsterdam- Elsevier 2: 291-305

Thompson, M.W., Donnelly, J., Grinshpun, S.A., Juozaitis, A., Willeke, K. (1994): Method and test systems for evaluation of

bioaerosol samplers, J Aerosol Sci 25 :1579 - 1591

Turner, D., E., Daugherity, E. K., Altier, C., Maurer, K. J. (2010): Efficacy and limitations of an ATP-based monitoring system.

JAALAS 49: 190 - 195

Umweltbundesamt (2017): Leitfaden zur Vorbeugung, Erfassung und Sanierung von Schimmelbefall in Gebäuden.

VDB e.V. (2010): Informationsblatt zur Beurteilung und Sanierung von Fäkalschäden im Hochbau.

VdS 3151 (2014): Richtlinie zur Schimmelpilzsanierung nach Leitungswasserschäden.

Wanner, H. U., Verhoeff, A., Colmobis, A., Flannigan, B., Gravesen, S. Mouilleseaux, A., Nevalainen, A., Papadakis, J.,Seidel,

K. (1993): Biological particles in indoor environments, ECA (European Collaborative Action), Indoor Air Quality and its

Impact on Man, Report, No. 12. Commission of the European Communities, EUR 14988 EN, Office Publlication, 1 - 81

WHO-Leitlinie (2009): Feuchtigkeit und Schimmel.

Zöld, A. (1990): Mindestluftwechsel im praktischen Test. HLH – Heizung, Lüftung, Haustechnik Bd. 41, H. 7: 620 - 622.

Krempl-Lamprecht, L. (1985): Bedeutung saisonal auftretender Schimmelpilze als Allergene. Allergologie 8(1): 26-30.

Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) vom 7. August 1996 (BGBl. I S. 1246): Gesetz über die Durchführung von Maßnahmen des

Arbeitsschutzes zur Verbesserung der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes der Beschäftigten bei der Arbeit.

(zuletzt geändert durch Art. 427 v.V.318, 2015)