Telemedizin 2020 - DSCK: STARTSEITE · Monitoring von Herzfunktionen kardiale Ereignisse durch...

37
Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Seminararbeit in der speziellen Betriebswirtschaftslehre Strategisches Technologiemanagement Abschlussbericht der Szenarioanalyse Telemedizin 2020 in Zusammenarbeit mit der Deutschen Stiftung für chronisch Kranke Dr. Bettina Zippel-Schultz Forschungsseminar „Szenarioanalysen für technologiebasierte Dienstleistungen“ Dr. Frank Tietze 28.01.2013 Wintersemester 2012/2013 Stephan Kucharczik Stefan Schumacher Jens Friedrich Björn Scharfschwerdt

Transcript of Telemedizin 2020 - DSCK: STARTSEITE · Monitoring von Herzfunktionen kardiale Ereignisse durch...

Page 1: Telemedizin 2020 - DSCK: STARTSEITE · Monitoring von Herzfunktionen kardiale Ereignisse durch frühzeitiges Erkennen und Intervenieren verhindert werden können. Der potenzielle

Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät der

Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Seminararbeit in der speziellen Betriebswirtschaftslehre

Strategisches Technologiemanagement

Abschlussbericht der Szenarioanalyse

Telemedizin 2020

in Zusammenarbeit mit der Deutschen Stiftung für chronisch Kranke

Dr. Bettina Zippel-Schultz

Forschungsseminar „Szenarioanalysen für technologiebasierte Dienstleistungen“

Dr. Frank Tietze

28.01.2013

Wintersemester 2012/2013

Stephan Kucharczik

Stefan Schumacher

Jens Friedrich

Björn Scharfschwerdt

Page 2: Telemedizin 2020 - DSCK: STARTSEITE · Monitoring von Herzfunktionen kardiale Ereignisse durch frühzeitiges Erkennen und Intervenieren verhindert werden können. Der potenzielle

I

Gliederung

I Abbildungsverzeichnis.............................................................................................. S. II

II Tabellenverzeichnis................................................................................................... S. III

1 Prozess der Informationsgewinnung, -verarbeitung und

Entscheidungsfindung............................................................................................... S. 1

2 Statusbeschreibung der Telemedizin......................................................................... S. 2

2.1 Beschreibung des Anwendungsfeldes................................................................. S. 2

2.2 Forschungsstand.................................................................................................. S. 2

2.3 Lebenszyklusstatus.............................................................................................. S. 3

2.4 Geschäftspotentiale............................................................................................. S. 4

2.5 Akteure................................................................................................................ S. 5

3 Beschreibung der Einflussfaktoren........................................................................... S. 6

4 Entwicklung der Einflussfaktoren............................................................................. S. 8

5 Durchführung der Szenarioanalyse........................................................................... S. 10

6 Beschreibung der Szenarien……….......................................................................... S. 13

6.1 Prä-Kollaps – Auf dem Weg nach unten............................................................ S. 13

6.1.1 Handlungsempfehlungen............................................................................ S. 15

6.2 Telemedizin 2.0 – My Health, Our Business...................................................... S. 16

6.2.1 Handlungsempfehlungen............................................................................ S. 18

6.3 Grauer Star – Fehlt der Durchblick?................................................................... S. 20

6.3.1 Handlungsempfehlungen............................................................................ S. 22

7 Zusammenfassung und Empfehlungen..................................................................... S. 23

III Anhang...................................................................................................................... S. IV

IV Quellenverzeichnis.................................................................................................... S. VIII

Page 3: Telemedizin 2020 - DSCK: STARTSEITE · Monitoring von Herzfunktionen kardiale Ereignisse durch frühzeitiges Erkennen und Intervenieren verhindert werden können. Der potenzielle

II

I Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Publikationen pro Jahr aus der Datenbank Medline über Telemedizin

und die thematisierten chronischen Krankheiten................................................................... S. 3

Abbildung 2: Einordnung des Lebenszyklusstatus der Telemedizin.……...…………......... S. 4

Abbildung 3: Die Short-List aus 20 Einflussfaktoren und ihren bewerteten

Wechselwirkungen untereinander. Blaue Felder illustrieren einen positiven

und rote einen negativen Einfluss; mit der Bewertungsskala: 0 = keine Wechselwirkung,

1 = schwache/indirekte Wechselwirkung, 2 = starke Wechselwirkung................................. S. IV

Abbildung 4: Um eine ähnliche Ebene der 20 Einflussfaktoren zu demonstrieren,

werden diese auf einem Kreis angeordnet und ihre Wechselwirkungen durch blaue Pfeile

(positiver Einfluss) oder rote Pfeile (negativer Einfluss) dargestellt..................................... S. V

Abbildung 5: Die Aktiv/Passiv-Matrix illustriert den Grad der Beeinflussung bzw.

Beeinflussbarkeit der bewerteten Einflussfaktoren................................................................ S. VI

Abbildung 6: Konsistenzmatrix mit Bewertungen der Konsistenzen zwischen den

Mikroszenarien auf einer Skala von -3 bis 3.......................................................................... S. VI

Abbildung 7: Cluster-Ansicht der von EIDOS kombinierten Mikroszenarien. Die drei

ausgewählten Szenarien sind farblich markiert...................................................................... S. VII

Page 4: Telemedizin 2020 - DSCK: STARTSEITE · Monitoring von Herzfunktionen kardiale Ereignisse durch frühzeitiges Erkennen und Intervenieren verhindert werden können. Der potenzielle

III

II Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Übersicht der drei gewählten Szenarien.............................................................S. 12

Tabelle 2: Die sechs enthaltenen Mikroszenarien des Szenarios 1 (Konsistenzwert nach

EIDOS: 1,67)....................................................................................................................... S. 13

Tabelle 3: Die sechs enthaltenen Mikroszenarien des Szenarios 2 (Konsistenzwert nach

EIDOS: 1,60)....................................................................................................................... S. 16

Tabelle 4: Die sechs enthaltenen Mikroszenarien des Szenarios 3 (Konsistenzwert nach

EIDOS: 1,33)....................................................................................................................... S. 20

Tabelle 5: Handlungsempfehlungen für die aktiv involvierten Akteure bei der

Durchsetzung der Telemedizin............................................................................................ S. 24

Page 5: Telemedizin 2020 - DSCK: STARTSEITE · Monitoring von Herzfunktionen kardiale Ereignisse durch frühzeitiges Erkennen und Intervenieren verhindert werden können. Der potenzielle

1

1 Prozess der Informationsgewinnung, -verarbeitung und

Entscheidungsfindung

Zum Aufbau einer Wissensbasis bezüglich der Telemedizin wurde die Einstiegsliteratur, die Frau

Zippel-Schultz zur Verfügung stellte, genutzt. Davon ausgehend fanden hauptsächlich elektronische

Medien wie das Internet Verwendung. Mit Hilfe von Google hat jedes Gruppenmitglied Quellen

gesucht und sich in die Thematik der Telemedizin eingearbeitet.

Nachdem ein grundsätzlicher Überblick über die Thematik geschaffen worden war, galt es genauere

Informationen bezüglich der Telemedizin und ihren Anwendungsfeldern, dem aktuellen

Forschungsstand und dem Lebenszyklus der Technologie zu sammeln sowie Geschäftspotentiale zu

erkennen. Weiterhin wurden Daten hinsichtlich relevanter Akteure im Markt der Telemedizin und

deren Aktivitäten und Rollen zusammengetragen, sowie Einflussfaktoren und Treiber.

Über Google und Google Scholar konnten Informationen über Schlagwörter wie „Telemedizin“,

„Telemonitoring“, „eHealth“ und „telemedicine“ gesammelt werden. Darüber hinaus wurden die

Hinweise von Frau Zippel-Schultz aufgenommen und Informationsquellen von Akteuren der

Telemedizin wie die Homepages von Krankenkassen, Bundesärztekammern, Bundesministerien,

Institut Arbeit und Technik, vitaphone usw. genutzt. Dies war von entscheidender Bedeutung, um

Informationen zu gewinnen und das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten zu können.

Um Schlüsseltreiber der Telemedizin zu identifizieren, machte sich jeder individuell Gedanken und

sammelte Informationen, bevor es in einem Gruppentreffen zum Informationsaustausch kam. Während

des Gruppentreffens kam es zu kontroversen Diskussionen, innerhalb derer die wichtigsten

Schlüsseltreiber identifiziert wurden.

Die Kommunikation innerhalb der Gruppe fand größtenteils über E-Mail und persönliche Treffen statt.

Zum Austausch von Quellen, Vorbereitung auf Gruppentreffen und Koordinierung der Arbeit konnte

das Programm Dropbox genutzt werden, wodurch es möglich war, nahezu in Echtzeit Dateien und

Ideen zu teilen. Das erste Gruppentreffen wurde per E-Mail arrangiert. Die weiteren Termine für

Gruppenmeetings konnten am Ende des jeweiligen Meetings abgestimmt und nur bei kurzfristigen

Änderungen per E-Mail angepasst werden. Anlass der Gruppentreffen waren der Austausch von Ideen

und Informationen, kontroverse Diskussionen, die Klärung von Fragen und die Einigung bezüglich der

oben genannten Themen.

Die Entscheidungen innerhalb der Gruppe wurden demokratisch gefällt. Jedes Mitglied hatte die

Möglichkeiten, Meinungen oder Einwände vorzubringen und die Gruppe davon zu überzeugen. Der

Entscheidungsprozess konnte durch den intensiven Meinungsaustausch gefördert werden. Bei

unüberwindbaren Differenzen kam es zu demokratischen Abstimmungen. Das am kontroversesten

diskutierte Thema waren die Einflussfaktoren und die Schlüsseltreiber der Telemedizin.

Page 6: Telemedizin 2020 - DSCK: STARTSEITE · Monitoring von Herzfunktionen kardiale Ereignisse durch frühzeitiges Erkennen und Intervenieren verhindert werden können. Der potenzielle

2

2 Statusbeschreibung der Telemedizin

2.1 Beschreibung des Anwendungsfeldes

In Kanada verband Albert Jutra mithilfe eines Teleradiologiesystems 1959 erstmals zwei

Krankenhäuser miteinander (vgl. Jutra (1959), S. 1099). Seitdem integriert die Telemedizin in

steigendem Maße in einem innovativen Prozess Informations- und Kommunikationstechnologien

(IKT) in das Gesundheitswesen. Das sogenannte Telemonitoring ermöglicht dabei die kontinuierliche,

orts- und zeitunabhängige Datenerfassung und -übertragung von Vitalparametern. Diagnose, Therapie,

Prävention und Nachsorge bilden hierbei die Hauptanwendungsfelder. Speziell chronische

Erkrankungen wie kardiovaskuläre Erkrankungen, Diabetes und Atemwegserkrankungen stehen im

Zentrum, da sie mit rund 80 % den größten Anteil der Kosten im Gesundheitswesen verursachen (vgl.

Perlitz (2010), S. 5). Weil bei chronisch kranken Menschen häufig Komorbiditäten auftreten, stellt die

Vernetzung verschiedener Fachärzte, u.a. Kardiologen, Orthopäden, Neurologen, im Sinne der

ganzheitlichen Medizin ein erstrebenswertes Ziel dar, das die Telemedizin als Barriere-reduzierendes

Instrument in der Kommunikation, Versorgung und Verwaltung innerhalb des Gesundheitswesens

maßgeblich befördert und in Zukunft in Deutschland so stark befördern kann, wie in den USA (vgl.

Ashish (2010), S. 1709 f.) und Skandinavien (vgl. Lang (2005)) schon seit mehr als einem Jahrzehnt.

2.2 Forschungsstand

Gemessen an der Zahl internationaler Publikationen (Abb. 1), lässt sich erkennen, dass dem Thema

Telemedizin und chronische Krankheiten innerhalb der letzten acht Jahre eine zunehmende

Aufmerksamkeit gewidmet wird. Hinsichtlich der Verbreitung und Durchdringung der Telemedizin

haben besonders Kosten-Wirksamkeits-Analysen einen wachsenden Stellenwert eingenommen. Im

Auftrag der zum US-amerikanischen Gesundheitsministerium zugehörigen Agency for Healthcare

Research and Quality führten Hersh et al. 2006 (vgl. Hersh et al. (2006), S. 3 f.) ein zweites,

aktualisiertes systematisches Review zur Evidenzbasis der Telemedizin durch. Ihre Selektion aus 597

Publikationen, die sich mit den Wirksamkeitskriterien „Qualität der Diagnose und

Therapieentscheidung“, „Zugang zur Versorgung in Abhängigkeit davon“ und „messbarer klinischer

Outcome (Gesundheitsstatus, Verbesserung klinischer Parameter)“ befassten, enthielt 28 Studien aus

dem Anwendungsbereich eHomecare/Telemonitoring. Hieraus konnten fünf randomisierte

kontrollierte Studien eine eindeutige Verbesserung oder aber klare Gleichwertigkeit der Telemedizin

im Hinblick auf klinische Outcomegrößen belegen. Es fiel auf, dass die Rehospitalisierungsrate und

Verweildauer der Patienten und damit die Inanspruchnahme kostenintensiver stationärer Leistungen

geringer waren als in den Kontrollgruppen. Es konnten ebenfalls positive Effekte auf die Zahl der

erforderlichen Notfalleinsätze sowie der Vitalparameter als auch der Lebensqualität der Patienten

nachgewiesen werden. Zum gleichen Ergebnis kam der 2006 veröffentlichte HTA(Health Technology

Page 7: Telemedizin 2020 - DSCK: STARTSEITE · Monitoring von Herzfunktionen kardiale Ereignisse durch frühzeitiges Erkennen und Intervenieren verhindert werden können. Der potenzielle

3

Assessment)-Bericht „Monitoring von Herzfunktionen mit Telemetrie“ des Deutschen Instituts für

Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI). Die im HTA-Bericht enthaltenen sechs

randomisierten und kontrollierten Studien sowie fünf nicht randomisierten Studien belegen, dass beim

Monitoring von Herzfunktionen kardiale Ereignisse durch frühzeitiges Erkennen und Intervenieren

verhindert werden können. Der potenzielle Nutzen der Telemedizin ist inzwischen anerkannt, weil

diese die Effizienz im Gesundheitswesen durch rationellere Behandlungsabläufe und höhere

Behandlungsqualität steigern könnte, so das Fazit der Autoren (vgl. Heinen-Kammerer et al. (2006)).

Obwohl Studien den Nutzen und die Kosteneinsparungen durch Telemonitoring bestätigen und die

zugrundeliegende Technologie schon weit entwickelt ist, hat sich in Deutschland der Einsatz von IKT

im Gesundheitssystem aufgrund diverser Barrieren jedoch noch nicht durchsetzen können (vgl.

Berger et al. (1998)). Eine wichtige Rolle spielt hier die Akzeptanz der medizinischen

Leistungserbringer, vor allem der Ärzte, die die IKT zur Effizienzsteigerung einsetzen und in ihren

Alltag integrieren sollen. In ihrer Untersuchung zur Telemedizinakzeptanz im Doc2Doc-Bereich

fanden Schultz und Kock heraus (vgl. Schultz u. Kock (2005), S. 276 f.), dass aus Sicht der Ärzte

eigene Erfahrungswerte, Informiertheit und besonders der wahrgenommene Wert für den

Behandlungsprozess und die wahrgenommene Integrierbarkeit wichtige Treiber der Akzeptanz

darstellen. Trotz gewisser methodisch bedingter Einschränkungen in der Aussagekraft der Ergebnisse,

liefern sie mögliche wichtige Ansatzpunkte, die Akzeptanz und damit die Diffusion der Telemedizin

im Gesundheitswesen zu erhöhen.

Abbildung 1: Publikationen pro Jahr aus der Datenbank Medline über Telemedizin und die

thematisierten chronischen Krankheiten. (Quelle: Wootton (2012), S. 212)

2.3 Lebenszyklusstatus

Beim Lebenszyklusstatus (Abb. 2) der Telemedizin in Deutschland ergibt sich für die

Nachfragesituation eine zunehmende Durchdringung trotz vorhandener Diffusionsbarrieren (z. B.

Gesetze, Kostenübernahme, Akzeptanz). Der Grad der technischen Diffusion besteht in der Produkt-

und Prozessinnovation. Die hergestellten und vertriebenen Produkte weisen eine große Varianz im

Page 8: Telemedizin 2020 - DSCK: STARTSEITE · Monitoring von Herzfunktionen kardiale Ereignisse durch frühzeitiges Erkennen und Intervenieren verhindert werden können. Der potenzielle

4

Zuge einer geringen Standardisierung auf (z. B. länderspezifische Übertragungsfrequenzen),

wenngleich die Herstellung der nicht telematischen Basisgeräte der Massenproduktion entspricht. Der

Wettbewerb im Anwendungsfeld „Telemedizin“ kann als technologiegetrieben und mit vermehrten

Markteintritten charakterisiert werden. Die Kernkompetenzen bilden sowohl die Produktinnovationen

als auch die Prozesstechnologien. Die Telemedizin befindet sich im Lebenszyklusstatus „Wachstum“,

während sie vor allem wegen zu geringer Standardisierung der Produkte wie auch deren immer noch

beständiger Innovation und einem technologiegetriebenen Wettbewerb zum Teil den

Lebenszyklusstatus „Entstehung“ erst endgültig verlassen muss (vgl. Perlitz (2010), S. 12).

Abbildung 2: Einordnung des Lebenszyklusstatus der Telemedizin.

(Quelle: In Anlehnung an Sommerlatte und Deschamps (1986), S. 52)

2.4 Geschäftspotentiale

In Anbetracht der steigenden Anzahl chronischer Volkskrankheiten und dem gleichzeitig wachsenden

Kosten- und Wettbewerbsdruck im Gesundheitswesen ist davon auszugehen, dass für Produkt- und

Prozessinnovationen, die sich gerade dieser Probleme annehmen, große Wachstumschancen bestehen.

Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems führen in Deutschland, wie auch in anderen

Industrieländern, unverändert die Liste der häufigsten Todesursachen an (vgl. Statistisches Bundesamt

(2010)), während zudem die Anzahl chronisch herzkranker Patienten altersübergreifend ansteigt.

Infolgedessen könnte das Telemonitoring besonders im Bereich der kardiologischen

Funktionsdiagnostik präventive Hilfe leisten und die Einschränkungen in der Lebensqualität der

Patienten sowie Kosten im Gesundheitssystem mindern. In Deutschland ist die Telemedizin zwar noch

eine junge Branche, in der vorwiegend kleine und mittlere Medizintechnikunternehmen aktiv sind,

doch langfristig gesehen ist hier von einem Marktpotential für Telemonitoring-Leistungen von rund

1,5 Milliarden Euro auszugehen (vgl. Häcker (2009)).

Das Geschäftspotential für Telemonitoring-Leistungen ist in der Bundesrepublik Deutschland jedoch

nicht nur auf die Bewältigung der nationalen Kapazitätsengpässe im Gesundheitswesen beschränkt,

sondern würde durch einen weltweiten Bedarf der zugrundeliegenden Medizin-, Informations- und

Kommunikationstechnologien weiter expandieren. Importeure solcher Technologien könnten sowohl

andere Industriestaaten mit ähnlichen Gesellschaftsstrukturen und Morbiditätsraten sein als auch

Länder mit einer geringen Bevölkerungsdichte oder medizinisch schwachaufgestellten Infrastruktur.

Auch für Opfer in Krisen- oder Katastrophengebieten wären durch ein satelliten- oder

breitbandgestütztes Telemonitoring eine schnelle Ferndiagnose und daraus abgeleitete

Page 9: Telemedizin 2020 - DSCK: STARTSEITE · Monitoring von Herzfunktionen kardiale Ereignisse durch frühzeitiges Erkennen und Intervenieren verhindert werden können. Der potenzielle

5

Behandlungsstrategien möglich, ohne dass medizinische Spezialisten direkt vor Ort sein müssten.

Dieses Prinzip der räumlichen und zeitunabhängigen Trennung von Arzt und Patient bietet

offensichtlich auch aufkommende Einsatzmöglichkeiten für Luft-, See- oder zukünftige Raumfahrten.

Schon allein für den weltweiten Flugverkehr schätzen Experten die stark schwankende Zahl

medizinischer Notfälle auf rund 200.000 pro Jahr (vgl. Nößler (2010)). Telemonitoring könnte hierbei

durch eine umfassende und interaktive Ferndiagnose die Notwendigkeit einer teuren Zwischenlandung

abwenden und somit Kosten von bis zu 100.000 Euro für die jeweilige Airline einsparen (vgl.

Richthofen (2009)). Gleicherweise hat sich der Einsatz und die Unterstützung durch Telemonitoring

schon für Expeditionen in entlegene Gebiete und insbesondere bei militärischen Einsätzen etabliert

(vgl. Otto et al. (2003), S. 99 f.).

2.5 Akteure

Patienten als, neben den medizinischen Leistungserbringern, wichtigste Akteure in der Telemedizin

sind gefordert, für eine erfolgreiche Behandlung sowohl Ärzten eine umfassende Auskunft über ihre

Symptome zu geben (vgl. Ong et al. (1995), S. 913 f.) als auch die Eigeninitiative beim Umgang mit

ihrer chronischen Erkrankung und deren Therapie zu erhöhen (vgl. Friedenberger et al. (2009), S. 87).

Der selbstständige Gebrauch der telemedizinischen Geräte durch die Anwender bzw. Nutzer steht im

Vordergrund, wodurch Patienten auch zu Diffusionstreibern der Telemedizin werden, wenn sie z. B.

regelmäßige Gesprächsangebote von Selbsthilfegruppen wahrnehmen, um Erfahrungen auszutauschen.

Die medizinischen Leistungserbringer wie z. B. Ärzte, Krankenhäuser, Notfalldienste,

Pflegedienste, Apotheken oder Labors spielen eine wichtige Rolle für die Diffusion der Telemedizin,

da sie die IKT für ihre Gesundheitsdienstleistungen mit dem Ziel einer Effizienz- und

Qualitätssteigerung einsetzen sollen. Durch ihr medizinisches Fachwissen fokussiert sich die Aktivität

der medizinischen Leistungserbringer, im Rahmen ihrer vorher genannten Zielsetzung, neben dem

Informationsaustausch untereinander (Doc2Doc) und mit den Patienten (Doc2Patient), auf die

Kontrolle, Verantwortung und Entscheidungsgewalt von Behandlungsstrategien. Somit dienen sie

sowohl als entscheidende betriebswirtschaftlich orientierte Nutzer als auch als wichtige

Kommunikatoren und Promotoren in dem Innovationsprozess der Telemedizin.

Die Krankenkassen bzw. Krankenversicherungen haben die Rolle des Kostenträgers inne, in der sie

die Abrechnung und Erstattung der Kosten im Gesundheitswesen vollziehen. Darüber hinaus obliegt

ihnen die Verwaltung der Versichertendaten, die im Rahmen der Telemedizin effizienter und deutlich

kostensenkend genutzt werden sollen (vgl. Perlitz (2010), S. 4 f.). Insbesondere aufgrund der

angestrebten Kostenreduktion treten die Versicherer im Gesundheitssystem – zurzeit nur vereinzelt –

als Promotoren der Telemedizin auf.

Die Technischen Versorger wie die vitaphone GmbH, aipermon GmbH oder getemed AG betreiben

die Forschung und Entwicklung der für Telemonitoring-Leistungen notwendigen Technologien und

konkurrieren daher in einem Innovationswettbewerb miteinander, um eigene Wettbewerbspositionen

Page 10: Telemedizin 2020 - DSCK: STARTSEITE · Monitoring von Herzfunktionen kardiale Ereignisse durch frühzeitiges Erkennen und Intervenieren verhindert werden können. Der potenzielle

6

zu sichern und/oder auszubauen. Durch die Dynamik des Wettbewerbs tragen sie maßgeblich zur

Standardisierung und Qualitätssteigerung der Produkte bei. Die Kernkompetenzen der Aipermon

GmbH und getemed AG liegen in der Herstellung von Produkten für die Telekardiologische

Funktionsdiagnostik und für das Monitoring von Vitalparametern. Das Unternehmen vitaphone

hingegen definiert sich als weltweit führender global aufgestellter Telemedizin-Provider und hat sein

Spektrum von reinen Produktinnovationen auf ein Versorgungs- und Qualitätsmanagement

ausgedehnt, indem es alle angebotenen Dienstleistungen und Produkte durch den Aufbau eines

Telemedizinischen Service Centers für Patienten und Leistungserbringer vernetzt.

Die EU sowie in Deutschland Bund und Länder initiieren maßgeblich die Forschung und

Pilotprojekte, die die Implementierung der IKT im Gesundheitswesen vorantreiben. Außer Initiator

und Geldgeber zu sein kommt der Politik die prägende Rolle des Gesetzgebers zu, sodass der

rechtliche Rahmen für die Telemedizin innerhalb bestehender Gesetze zumeist mittels Lösen von

Gesetzeskonflikten geschaffen wird (vgl. Vorberg (2012)). Die EU und Deutschland übernehmen die

ganzheitliche Planung über das Etablieren der Telemedizin in Kooperation mit den

Krankenversicherungen, medizinischen Leistungserbringern, Patienten, Herstellern und Anbietern

telemedizinischer Geräte und Dienstleistungen sowie Hoch- und Berufsschulen.

Die Hoch- und Berufsschulen stehen zur Aus-, Fort- und Weiterbildung zur Verfügung. Dadurch

verankern sie im zukunftsorientierten Bereich der Bildung die Selbstverständlichkeit der Telemedizin

und den Umgang mit ihr (vgl. Krüger-Brand (2011)). Des Weiteren erarbeiten Hochschulen

Grundlagen in puncto Technologie und Entwicklung, gleichsam werden zu Themen wie

beispielsweise „Akzeptanz der Telemedizin“ [Schultz et al. (2005)] Studien erhoben, die Politik,

Wirtschaft und weiteren Entscheidern wertvolle Informationen geben, um flächendeckende

Einführung, Betrieb und Ausbau der Telemedizin in Deutschland optimal zu gestalten.

3 Beschreibung der Einflussfaktoren

Die Altersstruktur der Gesellschaft in Deutschland verändert sich in den kommenden Jahrzehnten

signifikant. Ein doppelter Alterungsprozess (niedrige Geburtenrate und steigende Lebenserwartung)

führt dazu, dass die Bevölkerung im Mittel deutlich älter sein wird. Die geburtenstarken Jahrgänge

der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts treffen auf relativ schwachbesetzte Jahrgänge der 80er

und 90er Jahre, die zukünftig als überschussbringende Einzahler im Gesundheitssystem für den

Ausgleich der Umverteilung verantwortlich sind. Für die gesetzlichen Krankenversicherungen

bedeutet dies zunehmend, dass der schwächer werdenden Einnahmeseite eine immer stärker

beanspruchte Ausgabenseite gegenüber steht. Für ältere Patienten steigen deren Kosten für

Gesundheitsleistungen mit dem Alter immer mehr an. Die Ausgaben für eine heute 65-69 Jahre alte

Person ist im Vergleich zu der Altersgruppe der 0-14-Jährigen um den Faktor 4 höher (bei über 80-

Jährigen um das Sechsfache). Diese Entwicklung wird sich durch eine zahlenmäßig stärkere Gruppe

der (erwerbslosen) über 65-Jährigen fortsetzen (vgl. Ulrich (2003)).

Page 11: Telemedizin 2020 - DSCK: STARTSEITE · Monitoring von Herzfunktionen kardiale Ereignisse durch frühzeitiges Erkennen und Intervenieren verhindert werden können. Der potenzielle

7

Durch die Möglichkeiten der Datenerfassung vor dem Arztbesuch ist durch Telemedizin eine

effizientere und effektivere Behandlung vor Ort möglich. Der Zeitaufwand für Basisuntersuchungen

und Ursachenfindung wird durch den Einsatz technischer Geräte und der möglichen Datenübertragung

im Vorwege verkürzt. Somit kann die Behandlungszeit bei den Ärzten vor Ort verkürzt bzw.

intensiver genutzt und die Behandlungsstrategie differenzierter erarbeitet werden. Weiterhin werden

Doppeluntersuchungen verschiedener Fachärzte durch die zentrale Datenerhebung und -bereitstellung

vermieden. In Krankenhäusern können durch die Überwachung der Patienten mittels Telemonitoring

deren Liegezeiten verkürzt werden und somit die Auslastung verbessert werden. Diese telematische

Umsetzung trägt sich durch die Effizienzsteigerung somit selbst (vgl. Schmidt (2011)).

Exemplarisch stehen die beiden oben genannten Punkte für den steigenden Kostendruck im

Gesundheitssystem. Mehrere Evaluationsstudien belegen, dass der Einsatz von telemedizinischen

Leistungen einen positiven Kosten- und Zeiteffekt besitzt. Deutlich wird auch, dass eine kritische

Masse an Patienten erreicht werden muss, um eine ausreichende Verteilung der Fixkosten zu

ermöglichen (vgl. Salomo und Schultz (2005)).

Die rasante Entwicklung technischer Geräte im Zuge der Miniaturisierung durch Mikro- und

Nanotechnologien in der Halbleiterherstellung ermöglicht den Einsatz der IKT über vielerlei

Anwendungsfelder hinweg. So fand auch die Verwendung dieser Techniken und Prozesse Einzug in

die Medizin. Die kontinuierliche Datenerfassung und -übertragung durch telemedizinische Geräte

eröffnen neue Behandlungsmethoden und mittel- bis langfristig Einsparungen im Gesundheitssektor.

Nach einem Bericht der Bundesärztekammer (BÄK) besitzen 92% der Krankenhäuser und 80% der

niedergelassenen Ärzte einen Internetanschluss in ihren Praxen, jedoch tauschen sich Ärzte

untereinander nur zu 14% via Email über Patientendaten aus. Die befragten Ärzte sehen Potentiale der

Telemedizin vorwiegend in den Bereichen der Teleradiologie, Telekonsultation und des

Telemonitorings (vgl. Institut für Demoskopie (2010)).

Ein konkreter technologischer Bereich stellt die, unter dem Begriff „Ambient Assisted Living“ (AAL)

zugefasste, individuelle Unterstützung durch Assistenzsysteme von Patienten dar. Vorwiegend

chronisch kranken und pflegebedürftigen Patienten wird dadurch die Möglichkeit eröffnet,

medizinische sowie Pflegeleistungen in häuslicher Umgebung zu nutzen und somit stationäre

Aufenthalte in Krankenhäusern oder Pflegestätten zu minimieren (vgl. T-Systems (2010)).

Im Weiteren ist die Rolle des Datenschutzes für die Telemedizin zu untersuchen. Diesem

Einflussfaktor kommt aufgrund der hohen Sensibilität der persönlichen Daten im Gesundheitswesen

eine außerordentliche Bedeutung zu. Aus diesem Grund müssen bei der Anwendung der Telemedizin

die allgemeinen datenschutzrechtlichen Anforderungen des Bundes und der EU besondere Beachtung

finden, damit es zu keiner rechtlichen oder faktischen Verschlechterung der Patientenrechte kommt.

Zu solchen Sicherheitsanforderungen gehören u.a. die Vertraulichkeit, Validität, Revisionsfähigkeit,

Nutzungsfestlegung und die Rechtssicherheit der Daten, die einen Einfluss auf mögliche Formen der

Datenhaltung innerhalb der Telemedizin haben (vgl. Bultmann et al. (2002), S. 3 f., 10 ff.).

Page 12: Telemedizin 2020 - DSCK: STARTSEITE · Monitoring von Herzfunktionen kardiale Ereignisse durch frühzeitiges Erkennen und Intervenieren verhindert werden können. Der potenzielle

8

4 Entwicklung der Einflussfaktoren

Die Entwicklung der Einflussfaktoren entstand durch intensive Gruppendiskussion auf der Grundlage

der Literaturrecherche. Dabei wurde für jeden Einflussbereich ein Brainstorming durchgeführt, um

möglichst alle Aspekte abzudecken. Im weiteren Verlauf wurden diese Punkte in der Gruppe

verifiziert und deren Bedeutung für das Anwendungsfeld erarbeitet.

Demographisch:

Veränderung der Altersstruktur Rückläufige Geburtenrate und höhere Lebenserwartung

Urbanisierung Vermehrte Landflucht

Anzahl chronisch Kranker Altersübergreifender Anstieg

Politisch-rechtlich:

Elektronische Gesundheitskarte Symbol- und kostenträchtiger Initiator der Telemedizin

Moderation des Aufbaus,

Ausbaus und Betriebes der

Telemedizin

Ganzheitliche Planung und Schaffung der Infrastruktur sowie der

Diffusion landesweit

Rechtliche Standards EU-weit uneinheitliche rechtliche Rahmenbedingungen

Verbraucherzentralen,

Patienten- und

Versichertenvereinigungen

Anlaufstellen bei Unregelmäßigkeiten und Fragen auf

Patientenseite

Prüfung und Zertifizierung Medizinische und technische Überwachung zur Wahrung

rechtlicher Standards und Normen

Datenschutz Gewährleistung sicherer Datenspeicherung, -verwaltung und

-übertragung patientenbezogener Daten

Haftung für medizinisches

Handeln Klare Zuweisung und Abgrenzung von Verantwortungsbereichen

Ökonomisch:

Bereitschaft zum Eigenanteil Unterschiedliche Finanzierungsmodelle

Höhe der Eintrittskosten Hohe spezifische Investitionen in IKT nötig

Serviceorientierung Aufbau vermehrter Servicedienstleistungen

Kosten der Industrie Rohstoff- und Herstellungskosten

Verbreitungsgrad des

Breitbandnetzwerkes Schon vorhandene Infrastruktur

Kosten des Gesundheitssystems Steigender Kostendruck durch veränderte Altersstruktur

Entlohnung Bezahlung zusätzlicher Akteure

Effizienz und Effektivität Qualität der patientenspezifischen Behandlung

Marktstruktur Diffusionsbarrieren, Zersplitterung des Marktes, Wettbewerb

Technologisch:

Innovationswettbewerb Förderung der Entwicklungsgeschwindigkeit

Cloudcomputing Stabile Datenverfügbarkeit

Page 13: Telemedizin 2020 - DSCK: STARTSEITE · Monitoring von Herzfunktionen kardiale Ereignisse durch frühzeitiges Erkennen und Intervenieren verhindert werden können. Der potenzielle

9

Benutzerfreundlichkeit Handhabung und intuitive Bedienbarkeit

Haltbarkeit Technische und materielle Langlebigkeit

Kompatibilität Leichte Integration neuer Technologien in vorhandene

Infrastruktur

Zuverlässigkeit Genaue und verlässliche Datenerhebung

Länderspezifische

Übertragungsfrequenzen Verschiedene Übertragungsstandards

e/mHealth Mobile und elektronische Plattform der Kommunikation

Langzeitkontrolle Einfache langfristige Überwachung

Videokonferenzsysteme Neue Möglichkeiten der Kommunikation zwischen Arzt und

Patient und Arzt zu Arzt, höheres Vertrauen

Leistungsfähigkeit und

Konvergenz von Technologien

Technologische Annäherung und Eingliederung sowie

fortschreitende fachfremde technologische Entwicklung

Sensortechnik Ambient Assisted Living und Möglichkeiten der häuslichen

Kontrolle

Industrienormen Einheitliche Entwicklungsstandards

Sozio-kulturell:

Gesundheitsbewusstsein Gesellschaftliche Veränderung zur gesunden Lebensweise

Entpersonalisierung Befürchtung eines leidenden Arzt-Patienten-Verhältnisses

Medien Informationskanal

Anzahl von Digital Natives und

Digital Immigrants Intuitive, vertraute Handhabung technischer Geräte

Persönliche technologische

Einstellung Aversion älterer Menschen, Vertrautheit jüngerer

Eigenverantwortung Bereitschaft zur Kommunikation und Information bzgl. neuer

Behandlungsmethoden

Lobbyismus Einfluss ethischer und moralischer Institutionen

Akzeptanz bei medizinischen

Leistungserbringern

Integration und Nutzenerkennung durch Informiertheit und

Erfahrungswerte

Akzeptanz bei Patienten Einstellung und Bereitschaft zur Integration in den Alltag

Medizinisch:

Individualisierte Medizin Patientenspezifische Behandlung

Ganzheitliche Medizin Disziplinübergreifende Anwendung

Entwickeln neuer Kompetenzen Fort- und Weiterbildungen zum Kompetenzausbau der

medizinischen Leistungserbringer

Qualitätsmanagement Sicherstellung qualitativ hochwertiger Behandlungen

Fachärzteverteilung Fachärztemangel in ländlichen Gebieten

Als Quellen für die Ausarbeitung der Einflussfaktoren wurden sowohl medizinische als auch

ökonomische Studien und Papers herangezogen. Abgesehen von der Einstiegsliteratur dienten sowohl

weitere wissenschaftliche Publikationen als auch industrielle Berichte sowie Leitfäden zur

Abgrenzung einzelner Einflussfaktoren.

Page 14: Telemedizin 2020 - DSCK: STARTSEITE · Monitoring von Herzfunktionen kardiale Ereignisse durch frühzeitiges Erkennen und Intervenieren verhindert werden können. Der potenzielle

10

5 Durchführung der Szenarioanalyse

Im Rahmen eines Seminars wurde in Kooperation mit der Deutschen Stiftung für chronisch Kranke

eine Szenarioanalyse über die Zukunft der Telemedizin 2020 in Deutschland durchgeführt. Auf

Grundlage des Szenario-Ansatzes nach v. Reibnitz (vgl. v. Reibnitz (1991)) erfolgte die Analyse in

einer Gruppenarbeit mithilfe der Software EIDOSTM

8.2 (vgl. Parmenides Foundation© (2005-2012)).

Gemäß den ersten beiden Schritten des Szenario-Ansatzes wurde nach der Definition des

Anwendungsfeldes, der Identifikation der relevanten Akteure und dem Erstellen einer Long-List der

Einflussfaktoren die gegenwärtige Situation der Telemedizin in Deutschland analysiert. Die Long-List

aus über 40 Einflussfaktoren wurde anschließend durch die Diskussion der Gruppenteilnehmer zu

einer Short-List aus 20 Einflussfaktoren (Abb. 3) verdichtet, sodass möglichst dezidierte

Einflussfaktoren definiert und gegenseitige Überschneidungen weitestgehend reduziert wurden. Um zu

erfahren, welche der 20 Einflussfaktoren die zukünftige Entwicklung der Telemedizin maßgeblich

beeinflussen, wurden gegenseitige Wechselwirkungen dieser Faktoren jeweils aufeinander bewertet.

Im Falle einer starken oder auch schwachen/indirekten Wechselwirkung zweier Einflussfaktoren

untereinander, wurde diese entweder als positiver oder negativer Einfluss entsprechend einer Skala

von +2 bis -2 bewertet. Zur grafischen Veranschaulichung wurden die 20 Einflussfaktoren in

EIDOSTM

8.2 auf einem Kreis angeordnet und die Wechselwirkungen durch Pfeile dargestellt (Abb. 4).

Auf Grundlage des durch Recherche zum Anwendungsfeld erworbenen Wissens ergab die Bewertung

eine Unterteilung der Einflussfaktoren in vier Gruppen. Die erste Gruppe beeinflusst die restlichen

Einflussfaktoren sehr stark und wird selbst kaum beeinflusst; diese Gruppe besitzt hohe Aktiv- und

geringe Passivsummen. Die zweite Gruppe verzeichnet sowohl hohe Aktiv- als auch hohe

Passivsummen; sie ist prägend für die anderen Einflussfaktoren, wird aber auch selbst stark

beeinflusst. Die Einflussfaktoren der dritten Gruppe, mit geringen Aktiv- und hohen Passivsummen,

befinden sich zum Teil noch im relevanten Spannungsfeld der Einflüsse, wohingegen die vierte

Gruppe, mit geringen Aktiv- und Passivsummen, abseits von Beeinflussung und Beeinflussbarkeit, in

der Regel irrelevant ist. Anschließend wurde die Lage der Einflussfaktoren in einer Aktiv/Passiv-

Matrix illustriert (Abb. 5). Anhand dieser Darstellung konnten die wichtigsten Einflussfaktoren der

ersten beiden Gruppen ausgewählt werden. Dies sind: „Anzahl chronisch Kranker“, „Urbanisierung“,

„Kosten im Gesundheitswesen“, „Rechtliche Rahmenbedingungen“, „Qualität der Behandlung“ und

„Akzeptanz bei Patienten“.

Der Einflussfaktor „Lobbyismus“ zeigte zwar eine hohe Aktivsumme, wurde jedoch nicht selektiert,

weil er eine zu geringe Passivsumme aufwies und im Gegensatz zu der „Anzahl chronisch Kranker“

und der „Urbanisierung“ keine direkte Pro- oder Kontra-Charakteristik gegenüber der Telemedizin

besaß. Unter „Lobbyismus“ wurden Inhalte versammelt wie z. B. die Beeinflussung der

Rechtsvorschriften durch die Lebensmittelindustrie, die über eine erhöhte Anzahl chronisch kranker

Menschen Einfluss auf die Telemedizin nähme. In der Diskussion stellte sich aber heraus, dass ein

Page 15: Telemedizin 2020 - DSCK: STARTSEITE · Monitoring von Herzfunktionen kardiale Ereignisse durch frühzeitiges Erkennen und Intervenieren verhindert werden können. Der potenzielle

11

Einflussfaktor mit direktem Bezug zur Telemedizin zum Wohle der eindeutigen Abgrenzung der

Einflüsse gewählt werden sollte. Hierzu wurden die Einflussfaktoren an der Grenze zwischen der

zweiten und dritten Gruppe betrachtet. Alle wiesen eine relativ hohe Passivsumme sowie nur geringe

Unterschiede bei den Aktivsummen auf. Der Einflussfaktor „Qualität der Behandlung“ setzte sich in

der Diskussion gegen die ebenso relevante „Entpersonalisierung“ durch, da die Qualität der

medizinischen Behandlung fortwährend die Telemedizin beeinflusst, wobei die befürchtete

Entpersonalisierung der Behandlung die Telemedizin nur kurzfristig beeinträchtigen würde. Die

Entpersonalisierung zeichnet sich eher als ein übergreifendes und allgemeines Phänomen in der

Gesellschaft ab, sodass Patienten sich bei der medizinischen Betreuung an den Umgang und die neu

übernommene Eigenverantwortung gewöhnen werden, wie auch in anderen Bereichen des Lebens

(Fahrkartenautomat, Hotlines, Online-Banking).

Dem dritten Schritt des Szenario-Ansatzes nach v. Reibnitz entsprechend wurden für die insgesamt

sechs gewählten Einflussfaktoren jeweils drei bis fünf Mikroszenarien entwickelt, die möglichst

plausibel und unterschiedlich sein sollten. Ein Mikroszenario bzw. Deskriptor beschreibt eine

eindeutige oder auch alternative Entwicklung des jeweiligen Einflussfaktors. Dass Herzkrankheiten

bei Berufstätigen zunehmen, ist eine Zukunftsprojektion für den Einflussfaktor „Anzahl chronisch

Kranker“. Dass die „Anzahl chronisch Kranker“ sinkt, weil Diabetes in Zukunft heilbar wäre, stellt

eine weitere Projektion dieses Einflussfaktors dar. Zur Ausgestaltung eines Mikroszenarios wurden

Überlegungen basierend auf dem Wissensstand, aktuellen Themen oder auch möglichst kreativen

Denkansätzen formuliert. Bei dem Einflussfaktor „Urbanisierung“ kann z. B. eine Stadtflucht

aufgrund günstigerer Mieten auf dem Land einsetzen oder Küstenbewohner müssen ihren Lebensraum

wegen steigender Meeresspiegel verlassen. So wird in einem Mikroszenario ein Einflussfaktor

gestärkt, geschwächt oder bleibt unverändert. Wenn z. B. Patienten den Nutzen der Telemedizin aus

verschiedenen Gründen partout nicht erkennen, dann verändert sich folglich die „Akzeptanz bei

Patienten“ nicht. Gleichwohl kann die Akzeptanz zunächst auf demselben Niveau verharren und erst

ab einem bestimmten Zeitpunkt steigen. Wie plausibel die Entwicklung eines Einflussfaktors

gemeinsam mit der Entwicklung eines anderen Einflussfaktors ist, wurde in einer sogenannten

Konsistenzmatrix bewertet; der vierte Schritt des Szenario-Ansatzes. Die Bewertung erfolgte hierbei

nach dem Grad der gemeinsamen Konsistenz oder des gegenseitigen Widerspruchs, den die jeweils

paarweise Zusammensetzung zweier Mikroszenarien zur Folge hätte. Auf Grundlage dieser

Konsistenzanalyse wurden im fünften Schritt jeweils sechs Mikroszenarien mittels EIDOSTM

8.2 zu

möglichen Szenarien kombiniert und nach absteigendem Konsistenzwert aufgelistet. Zunächst wurde

aus der resultierenden Cluster-Ansicht (Abb. 6) das Szenario mit dem höchsten Konsistenzwert, also

Szenario 1, ausgewählt. Wie Szenario 1 sollte auch Szenario 2 die Bedingung erfüllen, inhaltlich über

eine schlüssige Kombination von Mikroszenarien zu verfügen. Darüber hinaus sollte das

nächstgewählte Szenario 2 in der Cluster-Ansicht einen möglichst großen Abstand zu Szenario 1

besitzen. Das zuletzt gewählte Szenario 3 wurde schließlich ausgesucht, da es durch seine

Page 16: Telemedizin 2020 - DSCK: STARTSEITE · Monitoring von Herzfunktionen kardiale Ereignisse durch frühzeitiges Erkennen und Intervenieren verhindert werden können. Der potenzielle

12

ausgeprägten Unterschiede zu den anderen beiden Szenarien inhaltlich neue und interessante Aspekte

anbietet. Die sechs Mikroszenarien, aus denen die drei gewählten Szenarien (Tabelle 1) jeweils

bestehen, wurden im Anschluss inhaltlich miteinander verknüpft und zu einem Gesamtbild eines

Szenarios verdichtet und interpretiert. Aus den unterschiedlichen Verflechtungen der jeweils sechs

Projektionen entstanden somit drei unterschiedliche Szenarien, anhand derer sich etwaige

Konsequenzen für das Anwendungsfeld Telemedizin analysieren und entsprechende

Handlungsempfehlungen für ihre bisherigen und zukünftigen relevanten Akteure ableiten lassen.

Tabelle 1: Übersicht der drei gewählten Szenarien.

Szenario 1

Prä-Kollaps

Auf dem Weg nach unten

Szenario 2

Telemedizin 2.0

My Health, Our Business

Szenario 3

Grauer Star

Fehlt der Durchblick?

Page 17: Telemedizin 2020 - DSCK: STARTSEITE · Monitoring von Herzfunktionen kardiale Ereignisse durch frühzeitiges Erkennen und Intervenieren verhindert werden können. Der potenzielle

13

6 Beschreibung der Szenarien

6.1 Szenario 1: Prä-Kollaps – Auf dem Weg nach unten

In den Trümmern des deutschen Gesundheitswesens glimmt ein Funke auf: Telemedizin.

Nach dramatisch angestiegenen Zahlen der Herzkrankheiten bei Berufstätigen müssen weniger

Beitragszahler höhere Kosten schultern und die ländliche medizinische Infrastruktur ist überlastet.

Dann erst wird sich die Politik auf eine Anpassung des Fernbehandlungsverbotes zubewegen; die

Telemedizin setzt sich von da an nicht alleine durch, sondern muss von den Ärzten und dem am

eigenen Leib erfahrenen Nutzengewinn der Patienten getragen werden (Tabelle 2). Die hohen

finanziellen Aufwendungen zur Installation der telemedizinischen Voraussetzungen (z. B. System für

den ID-Zugriff auf elektronische Patientendaten) schrecken nur noch die Wenigsten ab, weil die

Erkenntnis, dass das Gesundheitswesen eine tiefgreifende Reform benötigt, allgegenwärtig wird.

Tabelle 2: Die sechs enthaltenen Mikroszenarien des Szenarios 1 (Konsistenzwert nach EIDOS: 1,67).

Im Jahr 2020 führt das ständig voran schreitende Ökonomisieren des Lebens dazu, dass die

sogenannte „Manager-Krankheit“ endgültig zur Volkskrankheit wird (vgl. Kivimäki et al. (2012)).

Der von Unternehmen auf Privatpersonen übertragene Wettbewerbsdruck, der immer größere

Leistungen in immer kürzerer Zeit verlangt, lässt den Zustand des „Dauerstresses“ eintreten. Die

Schlaf- und Ruhezeiten werden kürzer, auch u. a. weil das Anpassen an ungesunde Trends in Form

von Fitnesswahn, ökonomisch-effiziente Selbstoptimierung und selbstverordnete bzw. unterhaltende

Dauerbeschäftigung die Freizeitgestaltung bestimmen – „Survival of the Fittest“ wird solange

betrieben, bis der Körper als der Klügere nachgibt. Die neu hinzugekommenen Herzinsuffizienz-

Patienten füllen zusätzlich die Wartezimmer der insbesondere auf dem Land demographisch bedingt

seltener werdenden Spezies „Arzt“, die der steigenden Patientenzahl Rechnung tragen und für viele

Patienten die Behandlungszeiten kürzen müssen.

•Herzkrankheiten nehmen bei Berufstätigen zu Anzahl chronisch Kranker

•Stadtflucht aufgrund günstigerer Mieten auf dem Land Urbanisierung

•Steigende Kosten aufgrund weniger Beitragszahler Kosten im Gesundheitswesen

•Anpassung des Fernbehandlungsverbotes lockert die Rahmenbedingungen

Rechtliche Rahmenbedingungen

•Qualität sinkt, weil ein Arzt mehr Patienten behandeln muss

Qualität der Behandlung

•Akzeptanz steigt ab einem bestimmten Zeitpunkt, wenn mehr Ärzte Telemedizin nutzen

Akzeptanz bei Patienten

Page 18: Telemedizin 2020 - DSCK: STARTSEITE · Monitoring von Herzfunktionen kardiale Ereignisse durch frühzeitiges Erkennen und Intervenieren verhindert werden können. Der potenzielle

14

Unter knappen Sprechstunden wird die Qualität der medizinischen Behandlung leiden, weil

geschilderte Symptome mit den erstbesten Therapien behandelt werden, aber die eingehende

Beschäftigung mit Komorbiditäten und ganzheitlicher Betrachtung des Krankheitsbildes eines

Patienten in unzureichendem Maße erfolgt. Um von einem Arzt zufriedenstellend behandelt zu

werden, ist es in der Stadt noch überwiegend möglich, den für sich besten Arzt auszuwählen. Die

Zentralisierung von Ärzten in Städten steht im Gegensatz zu einer einsetzenden Stadtflucht, die den

weniger werdenden Landärzten noch mehr Patienten beschert. Die stark gestiegenen städtischen

Mieten und stetig erhöhte Krankenkassenbeiträge, verursacht durch chronisch Kranke, lassen mit dem

ÖPNV vom Land in die Stadt mehr Berufspendler fahren, die das Warten an der Haltestelle schon aus

den Wartezimmern der Ärzte gewöhnt sind.

Trotz eines Anstiegs chronischer Patienten sowie eines Renteneintritts ab 70 Jahren werden die

Menschen in Deutschland älter und nehmen die Rentenauszahlung länger in Anspruch. Von dieser

gegenüber ihrem Arbeitslohn bzw. ihres Arbeitsgehalts deutlich reduzierten Rente zahlt die beständig

wachsende Bevölkerungsschicht der Rentner weniger Krankenkassenbeiträge. Darüber hinaus

erzeugen mehr und mehr prekäre Beschäftigungsverhältnisse eine kleiner werdende Menschengruppe,

die permanent und in relativ hohem Maße in die gesetzlichen Krankenkassen einzahlt. Die Bedeutung

der privaten Krankenversicherungen fällt kaum ins Gewicht, wenn sich das Ungleichgewicht zwischen

Einzahlungen in das Gesundheitswesen und Inanspruchnahme der Leistungen einstellt. – Das deutsche

Gesundheitssystem wackelt bedrohlich; es steht vor dem Kollaps.

Eine sich verteuernde und auf dem Land aus Kapazitätsgründen schlechter werdende medizinische

Versorgung zwingt die Politik, das Fernbehandlungsverbot für den Einsatz der „leisen und nicht

gehörten“ Telemedizin anzupassen, damit vor dem Kollaps des Gesundheitswesens die rettende

Telemedizin eingeführt wird. Das wird der Startschuss der bundesweiten flächendeckenden

Telemedizin sein, der weitere rechtliche Regelungen nach sich zieht, z. B. wenn es darum geht, die

neue Kompetenzverteilung beim Aufbau und Betrieb von Telemedizin-Zentren rechtlich abzusichern.

Der schlechte Zustand des Gesundheitssystems wird zur besten Empfehlung für die Telemedizin. Die

Kostenträger haben nur die Wahl gehabt, der Spirale des deutschen Gesundheitswesens nach unten,

weiter bergab zu folgen, oder die Telemedizin einzuführen.

Wohingegen die Wichtigsten im Gesundheitswesen, die Patienten, erst noch überzeugt werden wollen.

Ihre Akzeptanz ist der unter Zwang eingeführten Telemedizin nur dann sicher, wenn sie den

Nutzenzuwachs erkennen, ihre Daten sicher sind und die für sie Vertrauenswürdigsten im

Gesundheitswesen, die Ärzte, ihnen die Telemedizin mit gesammelten guten Erfahrungen empfehlen.

Weil mit der Zeit die Patienten zum einen ihren individuellen Nutzen erkennen und zum anderen

zudem merken, wie das deutsche Gesundheitssystem durch Kostenersparnis und wieder längere

Sprechstunden förmlich aufatmet, liegt am Ende des Weges des deutschen Gesundheitswesens nach

unten – gerade hier durch massiven Handlungsbedarf – das fast schon unverhoffte Geschäftspotential

der Telemedizin.

Page 19: Telemedizin 2020 - DSCK: STARTSEITE · Monitoring von Herzfunktionen kardiale Ereignisse durch frühzeitiges Erkennen und Intervenieren verhindert werden können. Der potenzielle

15

6.1.1 Handlungsempfehlungen

Mehr chronisch Kranke vergrößern die Bedarfslücke im deutschen Gesundheitswesen. Weniger

Beitragszahler, die mehr Kosten tragen müssen; Ärzte, die ihre Sprechstunden optimieren müssen, um

den Patientenzulauf zu bewältigen, und Stadtflucht, die zu einer Überlastung der ländlichen

medizinischen Infrastruktur führt, stellen Probleme dar, die einer Auseinandersetzung mit den

Gegebenheiten und Beteiligten bedürfen. Gespräche sollten eine Bestandsaufnahme der

Schwierigkeiten verursachenden Entwicklungen sowie Lösungsaussichten enthalten. Dass die

Telemedizin die gegebene Problemstellung auflösen kann, muss stärker vermittelt werden.

Ebenso sollte erst einmal in der breiten Öffentlichkeit über die Existenz der Telemedizin z. B. mittels

Werbung, Broschüren und Schwerpunktdiskussionen informiert werden. Künftig ergäbe sich ein

Bewusstsein, dass mit der Telemedizin eine Lösung für die Kapazitätsengpässe im Gesundheitswesen

bereitsteht. Bei der Einführung und dem Betrieb der Telemedizin muss dann weiterhin die

Kommunikation ein wichtiger Bestandteil sein, damit sich nicht wieder Probleme parallel aufbauen,

die gemeinsam von Politik, medizinischen Leistungserbringern, Kostenträgern und Unternehmen

bewältigt werden müssen.

Die Kooperation innerhalb der medizinischen Leistungserbringer bewirkt in der Folge einen Abbau

der Barrieren zwischen der ärztlichen Versorgung und dem Pflegebereich, um außerdem gestiegene

Patientenzahlen zu bewältigen. Die sogenannten Disease-Management-Programme, die strukturierte

Behandlungen chronischer Erkrankungen vorgeben, können als Brückenkopf benutzt werden, um die

Telemedizin in vorhandene Abläufe und Strukturen zu integrieren; sie beweisen schon jetzt, dass eine

erhöhte und behandlungsübergreifende Transparenz das Qualitätsmanagement sowie die Versorgung

der Patienten verbessert. Die angestrebte intensive Zusammenarbeit der medizinischen

Leistungserbringer erfordert den Austausch der Patientendaten – auch in Hinblick auf eine sinnvolle

Verwendung der Telemedizin. Dabei müssen die Kompatibilität der Datensysteme und ebenso – ganz

wichtig – ihre Sicherheit gewährleistet sein; von diesen Voraussetzungen wird überdies die Akzeptanz

der Telemedizin beeinflusst.

Als letzte wichtige Empfehlung ist die Anpassung des Fernbehandlungsverbots auszugeben. Um in

Deutschland eine flächendeckende Telemedizin mit telemedizinischen Zentren betreiben zu können,

sodass niedergelassene Ärzte entlastet werden, besteht die Notwendigkeit, das Fernbehandlungsverbot

rechtlich so zu gestalten, dass die telemedizinische Behandlung eines Patienten durch einen Arzt nicht

zuerst vis-à-vis erfolgen muss – was die Telemedizin, die „Behandlung aus der Ferne“, bisher unnötig

erscheinen lässt.

Die gegebenen Empfehlungen stehen relativ weit am Anfang des flächendeckenden Aufbaus der

Telemedizin in Deutschland. Zu späterer Zeit empfiehlt sich, der Datensicherheit mit wachsender

Wachsamkeit – erneut ausführlich wie bei der Einführung – zu begegnen, weil eine Datenbank, deren

Bestand der Datensätze in den Bereich von mehreren zehn Millionen vorstößt, für Hackerangriffe

zunehmend attraktiver wird.

Page 20: Telemedizin 2020 - DSCK: STARTSEITE · Monitoring von Herzfunktionen kardiale Ereignisse durch frühzeitiges Erkennen und Intervenieren verhindert werden können. Der potenzielle

16

6.2 Szenario 2: Telemedizin 2.0 – My Health, Our Business

Im folgenden Szenario wird die Telemedizin nicht aus einer vorangegangenen unausweichlichen

kapazitiven Not im Gesundheitswesen entspringen, sondern sich vielmehr über ein stärker gewordenes

Gesundheitsbedürfnis und dem damit einhergehendem Markt verbreiten. Dieses neuartige

Gesundheitsbedürfnis konzentriert sich in einem trendgewordenen Bewusstsein aktiv an der Erhaltung

der eigenen Gesundheit mitzuwirken, diese auf unkomplizierte Art und Weise mittels moderner IKT

eigenständig überwachen zu können und möglichen Krankheiten durch eine gesündere Lebensweise

schon präventiv vorzubeugen. Der wachsende Stellenwert der eigenen Gesundheit wird in der

Bevölkerung zu einer intensiveren Auseinandersetzung und Entscheidungsfindung führen,

insbesondere in Bezug auf die Ernährung und den Konsum, der Freizeitgestaltung oder der Wohnort-

und Berufswahl. Dieses Phänomen bildet in Synergie mit weiteren Deskriptoren (Tabelle 3) das

Szenario Telemedizin 2.0, in dem sich sowohl Märkte innerhalb und außerhalb des Gesundheitswesens

als auch regionale und gesellschaftliche Strukturen verändert haben.

Tabelle 3: Die sechs enthaltenen Mikroszenarien des Szenarios 2 (Konsistenzwert nach EIDOS: 1,60).

Durch gesunde Ernährungsformen und die daraus resultierende gewachsene Nachfrage werden

Bioprodukte und Lebensmittel ohne künstliche Farb- und Konservierungsstoffe im Jahr 2020 den

größten Marktanteil eingenommen haben. Der hohe Zuckeranteil in vielen Lebensmitteln wird durch

den Einsatz des natürlichen und kalorienfreien Süßungsmittels Stevia zunehmend substituiert und so

die Verbreitung von Adipositas und Diabetes in der Gesellschaft nachhaltig reduziert. Neben dem

Bedürfnis gesunde Nahrungsmittel zu konsumieren und sich durch sportliche Ertüchtigung körperlich

fit zu halten, wird das starke Gesundheitsbewusstsein die Gesellschaft auch in der Wahl des

Wohnortes zunehmend beeinträchtigen. Im Vergleich zur Großstadt bieten ländlichere Regionen ein

attraktiveres Umfeld für den gesundheitsbewussten Bewohner, da die Schadstoff- und

Feinstaubelastungen oder auch stressfördernde Umweltfaktoren wie Lärm- und Lichtbelästigungen

dort in der Regel geringer sind. Die vermehrte funktionale Urbanisierung wird dazu führen, dass sich

•Steigendes Gesundheitsbewusstsein verringert die Anzahl chronisch Kranker

Anzahl chronisch Kranker

•Bei vermehrter funktionaler Urbanisierung sinkt die physische Urbanisierung

Urbanisierung

•Steigender Wettbewerbsdruck verringert die Kosten Kosten im Gesundheitswesen

•Anpassung des Fernbehandlungsverbotes lockert die Rahmenbedingungen

Rechtliche Rahmenbedingungen

•Qualität steigt durch neue Therapieansätze und alternative Behandlungsmethoden

Qualität der Behandlung

•Akzeptanz steigt durch mediale Omnipräsenz Akzeptanz bei Patienten

Page 21: Telemedizin 2020 - DSCK: STARTSEITE · Monitoring von Herzfunktionen kardiale Ereignisse durch frühzeitiges Erkennen und Intervenieren verhindert werden können. Der potenzielle

17

die Strukturen in ländlichen Gebieten und das Leben der Landbewohner nachhaltig verändern. Durch

die Verflechtung zwischen Stadt und Land wird sich die städtische Produktion ausbreiten und somit

zunehmend moderne Mobilitäts- als auch Kommunikations- und Informationsnetze schaffen. Anstatt

vom Land in die naheliegende Stadt zu ziehen, wird der Ausbau eines Stadt-Land-Kontinuums die

städtische Lebensweise in ländlichen – gesünderen – Regionen ermöglichen.

Die Trendentwicklung innerhalb dieses Szenarios wird von einer informativen als auch kommerziellen

medialen Omnipräsenz begleitet und das Interesse der Gesellschaft hinsichtlich des Themas

Gesundheit somit kontinuierlich geschärft. Werbung und Produktplatzierungen werden dazu führen,

dass die Aufmerksamkeit und Akzeptanz gegenüber modernen IKT enorm ansteigt, um mit deren

Hilfe die erstrebenswerte gesunde Lebensweise sowohl orts- und zeitunabhängig als auch

eigenständig organisieren und kontrollieren zu können. Insbesondere in der Ernährungsberatung bzw.

Gewichtskontrolle sowie im Fitnessbereich und professionellem Leistungssport wird bis 2020 das

Telemonitoring fest verankert sein. Auf dem Grundprinzip eines Schrittzählers könnten die in

Textilien eingebauten Sensoren kontinuierlich Vitalparameter wie beispielsweise den Puls, Blutdruck,

Wasser-, Fett- oder Muskelgehalt erfassen und dem Träger dieser Kleidung effektiv helfen seine

Energiebilanz zur Gewichtskontrolle oder zu Trainingszwecken zu optimieren (vgl. Härter (2012)).

Auch Hersteller von Spielkonsolen könnten schon bald durch optional erhältliches Zubehör die

Möglichkeit des Telemonitorings in diverse Sport-Videospiele implementieren. Ein QR-Code (vgl.

Yokota (2009)) auf allen Lebensmittelverpackungen und Speisekarten würde es zudem ermöglichen

die aufgenommenen Kalorien und Inhaltsstoffe einer Mahlzeit bequem über das Smartphone zu

erfassen (vgl. Fleischhauer (2011)), um diese in einem sogenannten Ernährungstagebuch überwachen

und gegebenenfalls Defizite oder auch mögliche Allergien vorzeitig signalisieren zu können.

Aufgrund der gesünderen Ernährung und Lebensweise wird die Häufigkeit chronischer Krankheiten

wie Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems oder Diabetes rückläufig sein. Zugleich werden sich

zukünftig in einem steigenden Wettbewerbsdruck um die Bedürfnisse der gesundheitsbewussten

Beitragszahler neue Dynamiken in Bezug auf die Kosten im Gesundheitswesen abzeichnen. Das

Auslaufen einiger Patente für Pharmazeutika (vgl. Reuters (2010)) wird den Markt für Hersteller

günstiger Generika öffnen und dazu führen, dass die Kosten der Krankenkassen für

verschreibungspflichtige Medikamente erheblich sinken. Die Krankenkassen werden ihre Leistungen

der großen Varianz bezüglich des Gesundheitsstatus ihrer Beitragszahler anpassen und mehr

Leistungen zu geringeren Preisen anbieten. Überdies wird eine transparentere Abrechnung durch das

Ausstellen individueller Kostenauflistungen für jeden Patienten das Bewusstsein für qualitative

medizinische Behandlungen schärfen, sodass Patienten selbst stärker darauf achten, welche

Untersuchungen sie durchführen lassen und abgerechnet werden. Dieses offene Preis-Leistungs-

Verhältnis bezüglich medizinischer Leistungen würde die Patienten in die Lage versetzen, gezielter die

für sie besten Behandlungen auszuwählen und folglich eine Bereitschaft erzeugen, für bessere Qualität

auch mehr zu zahlen. Während das Qualitätsmanagement innerhalb des Gesundheitswesens an

Page 22: Telemedizin 2020 - DSCK: STARTSEITE · Monitoring von Herzfunktionen kardiale Ereignisse durch frühzeitiges Erkennen und Intervenieren verhindert werden können. Der potenzielle

18

Bedeutung gewinnen wird, können bestimmte Märkte außerhalb des Gesundheitswesens mittels

telemedizinischer Prinzipien, wie dem Telemonitoring, wachsen, indem ihre primären

Anwendungsmöglichkeiten wie z. B. Ernährung, Fitness oder Unterhaltung nicht allzu strengen

rechtlichen Rahmenbedingungen unterliegen. Die Sicherheit personenbezogener Daten liegt nämlich

vorwiegend in der Eigenverantwortung des Nutzers der telemonitorischen Applikationen, zudem

beschränken sich etwaige Haftungsrichtlinien im Wesentlichen auf Garantie- und

Gewährleistungsansprüche hinsichtlich dieser Geräte, weniger auf womöglich schwerwiegende Folgen

einer daraus abgeleiteten medizinischen Behandlung. Im Paragraph 7 Absatz 3 der

Musterberufsordnung für Ärzte ist gefordert, dass Ärztinnen und Ärzte individuelle ärztliche

Behandlung, insbesondere auch Beratung nicht ausschließlich über Kommunikationsmedien oder

Computerkommunikationsnetze durchführen dürfen. Die Anpassung dieses sogenannten

Fernbehandlungsverbotes an die derweil fortgeschrittene Technologie, ihr Potential und auch ihr

Verbreitungsgrad wird letztendlich dazu führen, die orts- und zeitunabhängigen Diagnosemethoden

zur Behandlung chronisch kranker Patienten rechtlich zu legitimieren. Durch die kontinuierliche

Erfassung ihrer Vitalparameter wird chronisch kranken Patienten eine gewisse Sicherheit und

Unabhängigkeit im Umgang mit ihrer Krankheit zurückgegeben. Der Erfolg der neuen

telemedizinischen Therapieansätze wird sich nicht nur in der gesteigerten Lebensqualität, sondern

auch in einem gesunkenen Risiko, insbesondere bei Herzkranken, widerspiegeln (vgl. Heinen-

Kammerer et al. (2006)).

6.2.1 Handlungsempfehlungen

Aus den Charakteristika des Szenarios Telemedizin 2.0 lassen sich gewisse Folgen für das

Anwendungsfeld Telemedizin und mögliche Handlungsstrategien für bisherige und zukünftige

relevante Akteure ableiten. Da sich die Telemedizin durch einen Trend etabliert, der in erster Linie auf

einer gesunden Ernährung und Lebensweise aufbaut, sollten bereits vorhandene Technologien in ihren

Anwendungsmöglichkeiten ausgeschöpft werden, um primär dieses Bedürfnis zu befriedigen.

Hersteller der benötigten Technologie sollten dementsprechend weniger F&E-intensive radikale

Innovationen und Spezifikationen auf einzelne Krankheiten verfolgen, sondern eine einfache

Produktpalette anbieten, die besonders für telemonitorische Anwendungen im Ernährungs- und

Fitnessbereich nützlich sind. Die qualitativen Eigenschaften der Geräte sollten sich besonders durch

ihr Design, ihre Bedienbarkeit und ihre Haltbarkeit auszeichnen, anstatt in Hinblick auf eventuelle

Haftungsansprüche durch ihre medizinische Anwendung. Solche Produkte würden somit weniger von

Unternehmen aus der sehr spezialisierten Medizintechnik stammen, sondern viel eher aus Märkten in

den Bereichen Fitness, Unterhaltung, Textilien oder Ernährung. Unternehmen aus diesen Märkten

sollten die Anwendungsmöglichkeiten und Chancen des Telemonitorings berücksichtigen, um sich

von ihrer Konkurrenz zu differenzieren und rechtzeitig Marktsegmente zu etablieren. Für die sehr

spezialisierten Unternehmen F&E-intensiver Medizintechniken ist es besonders wichtig

Page 23: Telemedizin 2020 - DSCK: STARTSEITE · Monitoring von Herzfunktionen kardiale Ereignisse durch frühzeitiges Erkennen und Intervenieren verhindert werden können. Der potenzielle

19

Kooperationsnetze zu anderen Branchen aufzubauen und Konvergenzen zu erkennen, damit einfache

Medizintechniken und telemedizinische Anwendungsprinzipien ihren Weg in alltägliche Produkte

finden. Neben dem Transfer von Wissen über Technologie, Design und vorstellbaren Applikationen

könnten die Synergieeffekte auch durch gemeinsame Fertigungsanlagen zustande kommen.

Nichtsdestotrotz sollten Medizintechnik Unternehmen aber ihre Kernkompetenzen nicht

vernachlässigen und sich auf der Suche nach innovativen Heilungs- und Behandlungsmethoden

weiterhin explorativ verhalten.

Die medizinischen Leistungserbringer und Krankenkassen könnten durch eine zunehmende

Transparenz das Bewusstsein ihrer Patienten und Beitragszahler hinsichtlich der Qualität

medizinischer Behandlung weiter schärfen. Ärzte sollten das Potential des Telemonitorings im Bereich

Sport und Ernährung frühzeitig erkennen, Erfahrungen sammeln und durch die Kommunikation mit

vorantreiben. Die Krankenkassen sollten ihr Qualitätsmanagement ausbauen und individuelle und sehr

qualitative Leistungen anbieten. Sie könnten zusätzliche Anreizsysteme für ihre Kunden schaffen,

indem sie beispielsweise Kunden, die nachweislich regelmäßig Sport treiben und gesünder leben, mit

Prämien belohnen oder ihre Beiträge entsprechend senken. Der Nachweis wäre hierbei durch das

Telemonitoring und/oder ein digitales Ernährungstagebuch denkbar.

Page 24: Telemedizin 2020 - DSCK: STARTSEITE · Monitoring von Herzfunktionen kardiale Ereignisse durch frühzeitiges Erkennen und Intervenieren verhindert werden können. Der potenzielle

20

6.3 Szenario 3: Grauer Star – Fehlt der Durchblick?

Die Entwicklung der Telemedizin in Deutschland wird in den kommenden Jahren maßgeblich davon

abhängen, welche Einflüsse die Gesellschaft prägen werden. Ein schon einsetzender demographischer

Strukturwandel ändert gerade im Gesundheitssektor die ohnehin schon strapazierte Balance zwischen

Einzahlern und Beanspruchenden. Eine weitere Herausforderung stellt der Trend der Urbanisierung

dar. Ländliche Gebiete sind zunehmend schwächer besiedelt, sodass sich auch die wirtschaftliche

Infrastruktur dort ausdünnt und vermehrt zentriert in städtischen Gebieten ansiedelt (Tabelle 4). Daher

ist es eine Gefahr aber auch eine Chance für die Medizin und die Menschen neue, effizientere

Möglichkeiten für sich zu entdecken.

Tabelle 4: Die sechs enthaltenen Mikroszenarien des Szenarios 3 (Konsistenzwert nach EIDOS: 1,33).

Bis 2020 wird sich die gesellschaftliche Struktur derart ändern, dass in unserer Leistungsgesellschaft

der Alltag vorwiegend unter Druck und starker nervlicher Belastung bewältigt werden muss. Für

Arbeitnehmer wird es dadurch immer schwieriger sich körperlich in Balance zu halten und auf eine

ausgewogene Ernährung zu achten. Die Zukunft wird durch eine ökonomisierte Nahrungsaufnahme

geprägt sein, bei der Mahlzeiten vermehrt als unproduktiver Zeitfaktor gesehen werden. Die

Lebensmittelindustrie und Großgastronomen werden dies mit einem weiter ausgebauten

Fastfoodangebot, was irreführend als „cheap-smart-food“ vermarktet wird, befeuern. Das Aufflackern

des heutigen Slowfoodtrends wird schnell wieder im Keim erstickt werden.

Diese berufliche Entwicklung in der Leistungsgesellschaft geht einher mit dem generellen Willen zur

Karriere und nicht mehr vorrangig zu privatem Glück mit einer Familie. Der Geburtenrückgang wird

anhalten und es werden noch weniger Menschen zukünftig versicherungspflichtig beschäftigt sein und

Krankenkassenbeiträge zahlen. Die Überalterung unserer Gesellschaft nimmt immer drastischere

Formen an. Das Rentner-Beitragszahler-Verhältnis wird von heute 1:3,25 weiter fallen. (vgl. Hanse

Merkur (2010))

•Diabetesfälle nehmen aufgrund schlechterer Ernährung zu

Anzahl chronisch Kranker

•Rentner zieht es in die Städte, da dort die medizinische Versorgung besser ist

Urbanisierung

•Steigende Kosten aufgrund weniger Beitragszahler Kosten im Gesundheitswesen

•Schwankend durch Legislaturperioden Rechtliche Rahmenbedingungen

•Qualität sinkt, weil ein Arzt mehr Patienten behandeln muss

Qualität der Behandlung

•Akzeptanz fällt aufgrund eines nicht wahr-genommenen Nutzenzuwachses

Akzeptanz bei Patienten

Page 25: Telemedizin 2020 - DSCK: STARTSEITE · Monitoring von Herzfunktionen kardiale Ereignisse durch frühzeitiges Erkennen und Intervenieren verhindert werden können. Der potenzielle

21

Für Rentner wird sich bis dahin noch mehr verändern und fordert aktiv Veränderungen in ihren

Lebensgewohnheiten. Die medizinische Versorgung auf dem Land wird sich ausdünnen und nur noch

auf Basisleistungen reduziert werden. Um sich im Alter eine gerechte Versorgung zu gewährleisten,

sind Ruheständler angewiesen in Städte zu ziehen. Entsprechende Wohnanlagen für altersgerechtes

und betreutes Wohnen werden mit einem erheblichen finanziellen Aufwand gebaut und zu

entsprechend hohen Preisen vermietet oder verkauft werden. Dies wird die finanziell ohnehin schon

angespannte Situation im Alter noch verstärken. Für die Telemedizin wäre dies ein fataler Trend.

Diese Entwicklungen geschehen im Kontext unklarer politischer Vorgaben. In Zukunft werden immer

mehr Splitterparteien im Parlament sitzen und es somit erschweren eine stabile politische Mehrheit zu

schaffen. Elementare Entscheidungen, die die Telemedizin nachhaltig auf den Weg bringen und

durchsetzen werden, sind auf Basis parteipolitischer Profilierungen nicht möglich. Mit den

Legislaturperioden wechselnde Regierungskoalitionen können keine über diese 4-Jahreszyklen

hinausgehenden Planungen im Bundestag mehrheitsfähig etablieren und versinken in schwammigen

Entscheidungen mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner. Dies ist aber Grundvoraussetzung für die

Medizin, diese radikale Innovation in der breiten Gesellschaft zu etablieren. Für Unternehmen wäre

dies ein wegweisendes Signal, sonst werden diese das Risiko unklarer Vorgaben scheuen und sich

vom Markt entfernen.

Auch für Patienten fehlt eine klare Richtungsvorgabe, da sie im Alltag mit zu geringen Kapazitäten

und damit einhergehender, qualitativ schlechter medizinischer Behandlung konfrontiert sind. Die

steigenden Patientenzahlen können von den Ärzten nicht ohne drastische Qualitätseinbußen

aufgefangen werden. Die Entwicklung der Gesamtanzahl der Ärzte ist in diesem Jahrzehnt stark

rückläufig, da die etablierten Ärzte zunehmend in Ruhestand gehen und von unten wenig nachkommt.

Vor allen Dingen auf dem Land haben die Kommunen schwer zu kämpfen einen niedergelassenen

Allgemeinmediziner zu halten, bei Fachärzten ist dies kaum mehr möglich.

Als Folge dieser Einflüsse wird sich die Telemedizin nur schwer etablieren können. Patienten

erkennen deren Nutzen nicht, da unklare Vorgaben, überforderte Ärzte und eine zu teure

telemedizinische Behandlung kein geschlossenes System bieten können.

Doch besteht aus heutiger Sicht in dieser Entwicklung auch eine Chance für die Telemedizin. Treiber

können hierbei sowohl die medizinischen Leistungserbringer als auch die Patienten sein.

Die jetzt nachkommende Ärztegeneration ist sich der Tatsache bewusst, dass Kapazitätsengpässe

entstehen werden. Aus dem eigenen Antrieb heraus qualitativ hochwertige Arbeit zu liefern kann sich

die junge Ärztegeneration mit den ihnen ohnehin schon vertrauten Möglichkeiten der modernen

Technik auch von Berufs wegen her auseinandersetzen und die Einführung und Durchsetzung der

Telemedizin aktiv vorantreiben, um für die Zukunft in diesem Sektor gerüstet zu sein.

Weiterhin besteht auch für Patienten die Chance diese Entwicklung aktiv zu fördern. Es ist heute

schon zu erkennen, dass die lange etablierten Strukturen der Medizin zu Einschränkungen in der

Page 26: Telemedizin 2020 - DSCK: STARTSEITE · Monitoring von Herzfunktionen kardiale Ereignisse durch frühzeitiges Erkennen und Intervenieren verhindert werden können. Der potenzielle

22

Lebensqualität der Patienten bedeuten. Lange Wartezeiten in den Arztpraxen und auch nur eine

eingeschränkte Freiheit bei der Arztwahl (Vorteil für Privatversicherte!) können in Zukunft durch die

Öffnung zu modernen Technologien vermindert und verhindert werden. Diese offene Einstellung ist in

der jungen Gesellschaft durchaus vorhanden, wie der Boom des unpersönlichen E-Commerce gezeigt

hat.

6.3.1 Handlungsempfehlungen

Als Handlungsempfehlung kann man der Organisation Deutsche Stiftung für chronisch Kranke als

Folgerung aus diesem Szenario geben, dass sie ihre Moderatorenrolle noch stärker wahrnimmt und

frühzeitig die Kommunikation zwischen den medizinischen Leistungserbringern, Patienten und Politik

herstellt und fördert. Dies ist nötig, um vorhandene Barrieren, die oftmals auf Informationsdefizite

zurückzuführen sind, abzubauen und allen Parteien die Möglichkeit zu geben einem gemeinsamen

Leitfaden zu folgen.

Angesichts aktueller Sparpläne sollten die handelnden Parteien im Bundestag trotz steigender Kosten

und Schulden davon überzeugt werden, staatliche Subventionen einzusetzen, um die einmalig zu

leistenden Eintrittskosten der Telemedizin zu senken und die derzeitige Aktionsstarre dahingehend zu

lösen. Ferner können von der Stiftung in Zusammenarbeit mit den Krankenkassen Kostenpläne erstellt

werden, die musterhaft zeigen, worauf es chronisch kranken Patienten ankommt und welche

Voraussetzungen die Krankenkassen benötigen, um dauerhaft und zufriedenstellend medizinische

Versorgung zu gewährleisten.

Ebenfalls sollte man schon jetzt präventiv im Bereich der Wohnstätten für Ältere tätig werden. Da

insbesondere Altersheime und Anlagen für betreutes Wohnen in der Stadt zukünftig stark ausgelastet

sind, sollte hier frühzeitig der Kontakt gesucht werden, um gemeinsam Möglichkeiten zu finden,

telemedizinische Prinzipien in die Architektur dieser Anlagen zu integrieren. Man könnte durch die

Installation von Video-Konferenz-Systemen beispielsweise zur Kommunikation mit ihren

Familienangehörigen die IKT der Telemedizin rechtzeitig an pflegebedürftige Senioren herantragen

und dadurch dem nicht wahrgenommenen Nutzenzuwachs einer späteren telemedizinischen

Diagnosemethode vorbeugen.

Eine weitere Folgerung dieses Szenarios ist die tragende Rolle der Ärzte bei der Durchsetzung und der

Akzeptanz für die Telemedizin. Ihnen sollte aktiv die Zukunftsentwicklung ihrer Branche erläutert

werden und sie sollten in den Entstehungsprozess mit einbezogen werden.

Page 27: Telemedizin 2020 - DSCK: STARTSEITE · Monitoring von Herzfunktionen kardiale Ereignisse durch frühzeitiges Erkennen und Intervenieren verhindert werden können. Der potenzielle

23

7 Zusammenfassung und Empfehlungen

Abschließend können aus dieser Szenarioanalyse für das Anwendungsfeld „Die Entwicklung der

Telemedizin bis 2020“ drei differente Szenarien identifiziert werden. Aus diesen gehen sowohl die

Gefahren und Risiken aber auch die Chancen für eine nachhaltig positive Entwicklung hervor.

Das radikal innovative Produkt der Telemedizin befindet sich derzeit noch in seiner Einführungsphase

und ist noch mit vielen Widerständen konfrontiert. Doch sind die Chancen und Möglichkeiten schon

deutlich erkennbar und können dazu beitragen, die im Gesundheitswesen involvierten Personen zu

entlasten, die medizinische Behandlung zu verbessern und Kosten zu reduzieren.

Dazu ist es aber nötig in naher wie in ferner Zukunft aktiv zu werden und nötige Weichen zu stellen.

Für die nachhaltige Durchsetzung sind vier relevante Akteure maßgeblich verantwortlich. Die Politik

ist für die rechtlichen Rahmenbedingungen zuständig. So ist es essentiell, dass in naher Zukunft das

Fernbehandlungsverbot gelockert und zeitgemäß angepasst wird. Um den Patienten aber auch den

Ärzten, Krankenkassen und Unternehmen das nötig Vertrauen geben zu können, ist es die Pflicht des

Gesundheitsministeriums Gesetze auf den Weg zu bringen, die dieser noch weitestgehend

unbekannten Neuerung innerhalb der Medizin die nötige rechtliche Stabilität gibt. Dabei soll auch

speziell das Augenmerk auf den Datenschutz gelegt werden.

Für Unternehmen, sowohl aus dem medizinischen Bereich als auch aus der Unterhaltungsbranche, gilt

es rechtzeitig die Verzahnung von Medizin und gesundem Lifestyle zu erkennen und mit Produkten zu

fördern. Dabei sollten ebenfalls der für Anwender wichtige Datenschutz und auch die Kompatibilität

derer Beachtung finden. Mit fortschreitender Etablierung der Produkte kann das Produktportfolio den

Kundenbedürfnissen angepasst und entsprechend erweitert werden.

Weiterhin müssen die Krankenkassen in den Entstehungsprozess eingebunden werden. Sie können in

Zukunft als Vermittler zwischen den Akteuren agieren und müssen vor allen Dingen gemeinsam mit

den medizinischen Leistungserbringern einen Kostenplan entwickeln, um für Patienten und sich selbst

eine Absicherung zu schaffen. Die Finanzierung soll so über die Einführungsphase hinweg in die

Zukunft transparent dargestellt werden.

Für die medizinischen Leistungserbringer ist es wichtig sich zu informieren und diese Informationen

untereinander zu verbreiten. Die Zukunft zeigt, dass Kapazitätsengpässe auf sie zukommen werden

und so ist es nötig sich frühzeitig mit neuen, unterstützenden und/oder substituierenden Technologien

vertraut zu machen. Ihre Meinung hat Gewicht in der Debatte rund um die Telemedizin und somit sind

sie angehalten die Kommunikation zwischen den Akteuren herzustellen und die Entwicklung positiv

zu unterstützen. Wenn von Ärzteseite ein deutliches Signal der Akzeptanz kommt, kann dies den Stein

endgültig ins Rollen bringen und als Initialzündung verstanden werden. Es ist zu empfehlen schon

frühzeitig Kooperationsnetzwerke zu frühen Innovatoren auf dem Gebiet der Telemedizin zu schaffen,

um die derzeitigen Kleinprojekte in den medizinischen Ablauf zu integrieren (Tabelle 5).

Page 28: Telemedizin 2020 - DSCK: STARTSEITE · Monitoring von Herzfunktionen kardiale Ereignisse durch frühzeitiges Erkennen und Intervenieren verhindert werden können. Der potenzielle

24

Tabelle 5: Handlungsempfehlungen für die aktiv involvierten Akteure bei der Durchsetzung der

Telemedizin.

Politik

Unternehmen

Krankenkassen

Medizinische

Leistungserbringer

Datenkompatibilität

Kooperationsnetzwerke

Ko

mm

un

ikat

ion

Dat

ensc

hu

tz

Mo

der

ato

r, z

entr

ale

Ste

lle

Rechtliche Rahmenplanung Fernbehandlung

Breite

Produkt-

palette

Kost

enp

lan

Aufklärung, Werbung

Kooperationsnetzwerke

Fernbehandlung

Heute 2020

Page 29: Telemedizin 2020 - DSCK: STARTSEITE · Monitoring von Herzfunktionen kardiale Ereignisse durch frühzeitiges Erkennen und Intervenieren verhindert werden können. Der potenzielle

IV

III Anhang

Abbildung 3: Die Short-List aus 20 Einflussfaktoren und ihren bewerteten Wechselwirkungen

untereinander. Blaue Felder illustrieren einen positiven und rote einen negativen Einfluss; mit der

Bewertungsskala: 0 = keine Wechselwirkung, 1 = schwache/indirekte Wechselwirkung, 2 = starke

Wechselwirkung.

Page 30: Telemedizin 2020 - DSCK: STARTSEITE · Monitoring von Herzfunktionen kardiale Ereignisse durch frühzeitiges Erkennen und Intervenieren verhindert werden können. Der potenzielle

V

Abbildung 4: Um eine ähnliche Ebene der 20 Einflussfaktoren zu demonstrieren, werden diese auf einem

Kreis angeordnet und ihre Wechselwirkungen durch blaue Pfeile (positiver Einfluss) oder rote Pfeile

(negativer Einfluss) dargestellt.

Page 31: Telemedizin 2020 - DSCK: STARTSEITE · Monitoring von Herzfunktionen kardiale Ereignisse durch frühzeitiges Erkennen und Intervenieren verhindert werden können. Der potenzielle

VI

Abbildung 5: Die Aktiv/Passiv-Matrix illustriert den Grad der Beeinflussung bzw. Beeinflussbarkeit der

bewerteten Einflussfaktoren.

Abbildung 6: Konsistenzmatrix mit Bewertungen der Konsistenzen zwischen den Mikroszenarien auf

einer Skala von -3 bis 3.

Page 32: Telemedizin 2020 - DSCK: STARTSEITE · Monitoring von Herzfunktionen kardiale Ereignisse durch frühzeitiges Erkennen und Intervenieren verhindert werden können. Der potenzielle

VII

Abbildung 7: Cluster-Ansicht der von EIDOS kombinierten Mikroszenarien. Die drei ausgewählten

Szenarien sind farblich markiert.

Page 33: Telemedizin 2020 - DSCK: STARTSEITE · Monitoring von Herzfunktionen kardiale Ereignisse durch frühzeitiges Erkennen und Intervenieren verhindert werden können. Der potenzielle

VIII

IV Quellenverzeichnis

Ashish, K. (2010): Meaningful Use of Electronic Health Records – The Road Ahead; In: The Journal

of the American Medical Association; Vol. 304, No. 15, 1709-1710.

Berger & Partner GmbH, R., (1997): Telematik im Gesundheitswesen – Perspektiven der Telemedizin

in Deutschland; Studie für das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und

Technologie und Bundesministerium für Gesundheit; München.

Bultmann, M.; Wellbrock, R.; Biermann, H.; Engels, J.; Ernestus, W.; Höhn, U.; Wehrmann, R. und

Schurig, A. (2002): Datenschutz und Telemedizin – Anforderungen an Medizinnetze; Konferenz der

Datenschutzbeauftragten des Bundes und der Länder; Stand 10/02; Via: http://www.datenschutz-

mv.de/datenschutz/publikationen/informat/telemedi/telemedi.pdf (Zugriff: 14.11.2012).

Fleischhauer, R. (2011): Phänomen Pixelquadrat; In: Lebensmittelpraxis; Via:

http://www.lebensmittelpraxis.de/handel/management/3398-phaenomen-pixelquadrat.html

(Zugriff: 25.01.2013).

Friedenberger, M.; Kottmair, S.; Philipp, R. und Weihrauch, A. (2009): Telemedizin bei chronischer

Herzinsuffizienz; In: Goss, F./Mengden, T./Middeke, M./Smetak, N. (Hrsg.): Praktische Telemedizin

in Kardiologie und Hypertensiologie; Stuttgart/New York; Georg Thieme Verlag; S. 86-90.

Härter, H. (2012): Schlaues T-Shirt – Vitalwerte von Patienten überwachen; In: Elektronik Praxis;

Vogel Business Media; Via: http://www.elektronikpraxis.vogel.de/medizintechnik/articles/381074/

(Zugriff: 25.01.2013).

Heinen-Kammerer, T.; Wiosna W.; Nelles S. und Rychlik R. (2006): Monitoring von Herzfunktionen

mit Telemetrie; HTA-Bericht 30; 1.Auflage; Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und

Information.

Page 34: Telemedizin 2020 - DSCK: STARTSEITE · Monitoring von Herzfunktionen kardiale Ereignisse durch frühzeitiges Erkennen und Intervenieren verhindert werden können. Der potenzielle

IX

Häcker, J. (2009): Eine SMS vom Onkel Doc; In: economag.de; Oldenbourg Wissenschaftsverlag;

Via: http://www.economag.de/pdf/274_economag_Haecker_Nov2009.pdf (Zugriff: 10.11.2012).

Hersh, W.; Hickham, D.; Severance, S.; Dana, T.; Pyle Krages, K. und Helfand, M. (2006): Diagnosis,

access and outcomes: update of a systematic review of telemedicine services; In: Journal of

Telemedicine and Telecare; Vol. 12, No. 2, 3-31.

Jutra, A. (1959): Teleroentgen diagnosis by means of videotape recording; In: The American Journal

of Roentgenology, Radium Therapy and Nuclear Medicine; Vol. 82, No. 6, 1099-1102.

Kivimäki, M.; Nyberg, S. T.; Batty, G. D. et al. (2012): Job strain as a risk factor for coronary heart

disease: a collaborative meta-analysis of individual participant data; In: The Lancet; Vol. 380,

No. 9852, 1491-1497.

Krüger-Brand, H. E. (2011): Telemedizin: In der Ausbildung verankern; In: Deutsches Ärzteblatt;

Vol. 108, No. 47, 2526-2527; Via: http://www.aerzteblatt.de/archiv/114208 (Zugriff: 30.10.2012).

Lang, M. (2005): Skandinavien ist der Telemedizin-Pionier; In: Pictures of the Future Frühjahr 2005;

Via:

http://www.siemens.com/innovation/de/publikationen/zeitschriften_pictures_of_the_future/pof_fruehj

ahr_2005/remote_services_beitraegen/interview_mit_siri_birgitte_uldal.htm (Zugriff: 30.10.2012).

Nößler, D. (2010): Für medizinische Notfälle über den Wolken setzt Lufthansa jetzt auf die

Telemedizin; In: Ärzte Zeitung; Via:

http://www.aerztezeitung.de/praxis_wirtschaft/telemedizin/article/597543/medizinische-notfaelle-

wolken-setzt-lufthansa-jetzt-telemedizin.html (Zugriff: 10.11.2012).

o. V. (2012): Gesundheit – Todesursachen in Deutschland; In: Statistisches Bundesamt Deutschland

Fachserie 12 Reihe 4.

Page 35: Telemedizin 2020 - DSCK: STARTSEITE · Monitoring von Herzfunktionen kardiale Ereignisse durch frühzeitiges Erkennen und Intervenieren verhindert werden können. Der potenzielle

X

o. V. (2010): Der Einsatz von Telematik und Telemedizin im Gesundheitswesen; Institut für

Demoskopie Allensbach.

o. V. (2010): Der Generationenvertrag im Wandel; Hanse Merkur; Via:

http://www.hansemerkur.de/c/document_library/get_file?folderId=2126&name=Generationenvertrag.

pdf (Zugriff: 15.01.2013).

o. V. (2010): Gesundheitswesen im Wandel – Innovative Versorgungsformen und Geschäftsmodelle;

In: T-Systems White Paper; Frankfurt am Main.

Ong, L. M. L.; De Haes; J. C. J. M.; Hoos A. M. und Lammes, F. B. (1995): Doctor-patient

communication – A review of the literature; In: Social Science & Medicine; Vol. 40, No. 7, 903-918.

Otto, C.; Weber, T. und Thömmes, A. (2003): Telemedizin im Sanitätsdienst der Bundeswehr: Das

Ziel ist ein Telematikverbund; In: Deutsches Ärzteblatt; Vol. 100, No. 3, 99-102.

Parmenides Foundation© (2005-2012): EIDOSTM

8.2 – International Version; Pullach im Isartal.

Perlitz, U. (2010): Telemedizin verbessert Patientenversorgung; In: Deutsche Bank Research Aktuelle

Themen 472; Via: http://www.dbresearch.de/PROD/DBR_INTERNET_DE-

PROD/PROD0000000000253251.PDF (Zugriff: 30.10.2012).

v. Reibnitz, U. (1991): Szenario-Technik, Instrumente für die unternehmerische und persönliche

Erfolgsplanung; Wiesbaden.

Reuters (2010): Medikamente – Auslaufende Patente setzen Pharmalobby unter Druck; In: Die Welt;

Axel Springer AG 2013; Via: http://www.welt.de/wirtschaft/article8793360/Auslaufende-Patente-

setzen-Pharmalobby-unter-Druck.html (Zugriff: 12.01.2013).

Page 36: Telemedizin 2020 - DSCK: STARTSEITE · Monitoring von Herzfunktionen kardiale Ereignisse durch frühzeitiges Erkennen und Intervenieren verhindert werden können. Der potenzielle

XI

v. Richthofen, D. (2009): Notfallmedizin per Internet; In: Handelsblatt; Via:

http://www.handelsblatt.com/technologie/forschung-medizin/forschung-innovation/luftfahrt-

notfallmedizin-per-internet/3202308.html (Zugriff: 10.11.2012).

Salomo, S. und Schultz, C. (2005): Relevanz der Telemedizin – Ergebnisse ausgewählter Meta-

Analysen; In: Akzeptanz der Telemedizin; Berlin, Minerva; S. 43-60.

Schmidt, D. (2011): Unterstützung der medizinischen Versorgung durch Telematik – Möglichkeiten

und Grenzen, Arbeitspapier des AOK-Bundesverbands; Berlin.

Schultz, C. und Kock, A. (2005): Telemedizin im Doc2Doc Bereich; In: Akzeptanz der Telemedizin;

Berlin, Minerva; S. 277-303.

Sommerlatte, T. und Deschamps, J.-P. (1986): Der strategische Einsatz von Technologien – Konzepte

und Methoden zur Einbeziehung von Technologien in die Strategieentwicklung des Unternehmens; In:

Arthur D. Little International (Hrsg.): Management im Zeitalter der strategischen Führung; 2. Auflage;

Wiesbaden.

Ulrich, P. D. V. (2003): Demographische Effekte auf Ausgaben und Beitragssatz der GKV;

In: Die GKV zwischen Ausgabendynamik, Einnahmeschwäche und Koordinierungsproblemen;

Frankfurt am Main; Lang-Verlag.

Vorberg, S. (2012): Kein Fernbehandlungsverbot in Deutschland – Die Internetmedizin kommt!; In:

Medizinanwalt Blog; Via: http://www.medizinanwalt.de/2012/04/kein-fernbehandlungsverbot-in-

deutschland-die-internetmedizin-kommt/ (Zugriff: 14.11.2012).

Wootton, R. (2012): Twenty years of telemedicine in chronic disease management – an evidence

synthesis; In: Journal of Telemedicine and Telecare; Vol. 18, No. 4, 211-220.

Page 37: Telemedizin 2020 - DSCK: STARTSEITE · Monitoring von Herzfunktionen kardiale Ereignisse durch frühzeitiges Erkennen und Intervenieren verhindert werden können. Der potenzielle

XII

Yokota, S. (2009): QR Code Overview & Progress of QR Code Application; GS1 Japan; Via:

http://www.gs1jp.org/pdf/001.pdf (Zugriff: 21.01.2013).

Symbolbilder der Szenarien:

Szenario 1: http://www.h-its.org/deutsch/presse/images/AGN_unified_model.jpg

Szenario 2: http://www.gesundheitsstadt-berlin.de/uploads/tx_news/hirntumor-informationstag-2.jpg

Szenario 3: http://www.clker.com/cliparts/T/k/J/h/1/T/outlined-star-grey-hi.png