Tennis-Ellbogen: Behandlung mit transkutaner Nervenstimulation (TENS) wirkungslos

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PRAXIS PRAXIS-Journal Club Praxis 2014; 103 (1): 49 50 49 DOI 10.1024/1661-8157/a001501 © 2014 Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern Tennis-Ellbogen: Behandlung mit transkutaner Nervenstimulation (TENS) wirkungslos Frage Wirksamkeit einer transkutanen elekt- rischen Nervenstimulation bei Tennis- Ellbogen, zusätzlich zur üblichen The- rapie? Hintergrund Der Tennis-Ellbogen, auch laterale Epi- kondylitis, oder laterale Epikondylosis genannt, ist die häufigste schmerzhafte Läsion des Ellbogens. Meist ist der Ell- bogen des dominanten Arms betroffen, und die Symptome sind rezidivierend. Verschiedene Therapiemodalitäten kom- men zum Einsatz. Nicht-steroidale An- algetika, Steroidinjektionen und Physio- therapie. Steroide führen zwar zu einer kurzzeitigen Verbesserung der Schmer- zen, erhöhen aber das Risiko für Rezi- dive. Nicht-steroidale Analgetika haben unerwünschte Nebenwirkungen und die Wirksamkeit der Physiotherapie ist klinisch nicht sehr relevant. Wünschens- wert wäre eine schmerzreduzierende Therapie ohne nennenswerte Neben- wirkungen. Die transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) ist eine kos- tengünstige, nebenwirkungsarme In- tervention, die in der Grundversorgung bei Patienten mit muskuloskeletalen Be- schwerden eingesetzt wird. Einschlusskriterien • Patienten älter 18 Jahre, die wegen einem neu aufgetretenen oder einem Rezidiv (allerdings keine Arztkonsul- tation in den vergangenen sechs Mo- naten) eines Tennis-Ellbogens den Grundversorger aufsuchen. (Tennis- Ellbogen definiert als Ruheschmerz, Druckschmerz über dem lateralen Epikondylus, Zunahme der Beschwer- den bei Dorsalflexion des Handge- lenks gegen Widerstand) • Fähigkeit TENS selbständig durchzu- führen Ausschlusskriterien • Behandlung wegen Tennis-Ellbogen in den vergangenen sechs Monaten Kontraindiktion für TENS (Epilepsie und andere) Andere schwere Krankheiten Studiendesign und Methode Randomisierte Studie Studienort 38 Grundversorgerpraxen in England Interventionen Alle Patienten, die bereits Analgetika er- hielten, konnten diese weiter nehmen. Die Ärzte wurden gebeten, während der ersten sechs Wochen keine Steroide zu injizieren und keine Physiotherapie zu verordnen. Gruppe 1: Information, auch schrift- lich verteilt, mit Instruktionen zu Ak- tivitäten, Selbst-Management, inklusi- ve Analgetika und gezielten Übungen. Gruppe 2: Die Patienten erhielten zu- sätzlich zur Intervention der Grup- pe 1 ein TENS-Gerät mit 50×50 mm selbst-klebenden Elektroden und wur- den instruiert, sich 45 Minuten pro Tag, falls sie noch Schmerzen haben, zu therapieren. Bei Bedarf konnten die Patienten auch mehrere Therapien pro Tag durchführen. Outcome Primärer Outcome Schmerzen sechs Wochen nach Ran- domisierung (Schmerzen in den vo- rangegangenen 24 Stunden auf einer Skala zwischen 0 und 10). Sekundäre Outcomes Schmerzen nach sechs und zwölf Mo- naten Funktion (spezifischer Fragebogen) • Arbeitsunfähigkeit wegen Tennis-Ell- bogen in Anzahl Tagen Die Einhaltung der Therapieempfeh- lungen (Adherence) war nicht beson- ders gut. Resultat 422 Patienten wurden gescreent und 241 in die Studie eingeschlossen (121 in die Gruppe mit und 120 in die Gruppe ohne TENS). Das mittlere Alter lag bei 48 Jahren, 55% waren Männer. In beiden Gruppen verbesserten sich die Beschwerden in den ersten sechs Wochen. Ein Unterschied zwischen den beiden Gruppen war für keinen der Outcome-Parameter nachweisbar. Kommentar Eine Therapie mit TENS hat zusätz- lich zur «normalen» Therapie und Beratung durch den Grundversorger keinen zusätzlichen Effekt. Patienten mit einer TENS-Therapie hatten kei- nen besseren Outcome, aber sie wa- ren mit der Behandlung zufriedener als jene ohne TENS.

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PRAXIS PRAXIS-Journal Club Praxis 2014; 103 (1): 49 – 50 49

DOI 10.1024/1661-8157/a001501© 2014 Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern

Tennis-Ellbogen: Behandlung mit transkutaner Nervenstimulation ( TENS) wirkungslos

FrageWirksamkeit einer transkutanen elekt-rischen Nervenstimulation bei Tennis-Ellbogen, zusätzlich zur üblichen The-rapie?

HintergrundDer Tennis-Ellbogen, auch laterale Epi-kondylitis, oder laterale Epikondylosis genannt, ist die häufigste schmerzhafte Läsion des Ellbogens. Meist ist der Ell-bogen des dominanten Arms betroffen, und die Symptome sind rezidivierend. Verschiedene Therapiemodalitäten kom-men zum Einsatz. Nicht-steroidale An-algetika, Steroidinjektionen und Physio-therapie. Steroide führen zwar zu einer kurzzeitigen Verbesserung der Schmer-zen, erhöhen aber das Risiko für Rezi-dive. Nicht-steroidale Analgetika haben unerwünschte Nebenwirkungen und die Wirksamkeit der Physiotherapie ist klinisch nicht sehr relevant. Wünschens-wert wäre eine schmerzreduzierende Therapie ohne nennenswerte Neben-wirkungen. Die transkutane elektrische Nervenstimulation ( TENS) ist eine kos-tengünstige, nebenwirkungsarme In-tervention, die in der Grundversorgung bei Patienten mit muskuloskeletalen Be-schwerden eingesetzt wird.

Einschlusskriterien • Patienten älter 18 Jahre, die wegen

einem neu aufgetretenen oder einem Rezidiv (allerdings keine Arztkonsul-tation in den vergangenen sechs Mo-naten) eines Tennis-Ellbogens den Grundversorger aufsuchen. (Tennis-Ellbogen definiert als Ruheschmerz, Druckschmerz über dem lateralen Epikondylus, Zunahme der Beschwer-

den bei Dorsalflexion des Handge-lenks gegen Widerstand)

• Fähigkeit TENS selbständig durchzu-führen

Ausschlusskriterien • Behandlung wegen Tennis-Ellbogen

in den vergangenen sechs Monaten • Kontraindiktion für TENS (Epilepsie

und andere) • Andere schwere Krankheiten

Studiendesign und MethodeRandomisierte Studie

Studienort38 Grundversorgerpraxen in England

InterventionenAlle Patienten, die bereits Analgetika er-hielten, konnten diese weiter nehmen. Die Ärzte wurden gebeten, während der ersten sechs Wochen keine Steroide zu injizieren und keine Physiotherapie zu verordnen. • Gruppe 1: Information, auch schrift-

lich verteilt, mit Instruktionen zu Ak-tivitäten, Selbst-Management, inklusi-ve Analgetika und gezielten Übungen.

• Gruppe 2: Die Patienten erhielten zu-sätzlich zur Intervention der Grup-pe 1 ein TENS-Gerät mit 50×50 mm selbst-klebenden Elektroden und wur-den instruiert, sich 45 Minuten pro Tag, falls sie noch Schmerzen haben, zu therapieren. Bei Bedarf konnten die Patienten auch mehrere Therapien pro Tag durchführen.

OutcomePrimärer Outcome • Schmerzen sechs Wochen nach Ran-

domisierung (Schmerzen in den vo-rangegangenen 24 Stunden auf einer Skala zwischen 0 und 10).

Sekundäre Outcomes • Schmerzen nach sechs und zwölf Mo-

naten • Funktion (spezifischer Fragebogen) • Arbeitsunfähigkeit wegen Tennis-Ell-

bogen in Anzahl Tagen • Die Einhaltung der Therapieempfeh-

lungen (Adherence) war nicht beson-ders gut.

Resultat • 422 Patienten wurden gescreent und

241 in die Studie eingeschlossen (121 in die Gruppe mit und 120 in die Gruppe ohne TENS).

• Das mittlere Alter lag bei 48 Jahren, 55% waren Männer.

• In beiden Gruppen verbesserten sich die Beschwerden in den ersten sechs Wochen. Ein Unterschied zwischen den beiden Gruppen war für keinen der Outcome-Parameter nachweisbar.

Kommentar • Eine Therapie mit TENS hat zusätz-

lich zur «normalen» Therapie und Beratung durch den Grundversorger keinen zusätzlichen Effekt. Patienten mit einer TENS-Therapie hatten kei-nen besseren Outcome, aber sie wa-ren mit der Behandlung zufriedener als jene ohne TENS.