Text Worksongs – Lieder zur · PDF fileQuelle: Aus verschiedensten Quellen* selbst...

1
Quelle: Aus verschiedensten Quellen* selbst zusammengestellt und auf die Mittelstufe adaptiert. *z.B.: Galden, Manfred Paul (1993): Vom Blues zum Rhythm & Blues. Arbeitsbuch für den Musikunterricht in den Sekundarstufen. Oldershausen: Institut für Didaktik populärer Musik. © Eliane Cslovjecsek, Januar 2012 http://www.ph-musik.ch Worksongs – Lieder zur Arbeit 1492 entdeckte Kolumbus Amerika. Nur wenige Jahre nach der Entdeckung begann der Sklavenhandel. Schwarzafrikaner wurden gefangen und angekettet auf Schiffen über den Atlantik nach Amerika transportiert. Dort wurden sie auf Auktionen an Plantagenbesitzer verkauft. Von nun an mussten sie auf den Tabak‐, Bananen‐ oder Baumwollplantagen ihrer weissen Herren arbeiten. Das Leben der Sklaven war sehr hart. Sie hatten keinerlei Rechte ‐ nur die Pflicht, zu arbeiten. Diejenigen Sklaven, die auf den Baumwollfeldern arbeiteten, mussten bei glühender Hitze Unkraut jäten, den Boden lockern, Baumwollsträucher schneiden und die Baumwollkapseln ernten. Die fertig geerntete Baumwolle wurde in Ballen verladen, wobei jeder Ballen etwa 230 kg (das ist etwa so schwer wie drei erwachsene Männer zusammen) wog. Die Arbeit dauerte in der Regel von Sonnenaufgang bis spät in die Nacht hinein. Um ihren harten Arbeitsalltag aushalten zu können und ihre Würde zu behalten, sangen die Schwarzafrikaner bei der Arbeit sogenannte Worksongs (=Arbeitslieder). Weil den meisten Sklaven schon bevor sie in Amerika ankamen alle ihre Sachen und auch ihre Trommeln und Musikinstrumente weggenommen wurden, war das einzige, das noch hatten, ihr Leben und ihre Stimme. Die Plantagenbesitzer erlaubten den Sklaven zu singen, weil zum Rhythmus eines Liedes die Arbeit schneller von der Hand ging. Der Rhythmus der Lieder war eng verbunden mit dem Rhythmus der Arbeit. Oft bestimmte auch ein Vorarbeiter mit seinem Gesang das Arbeitstempo. Er sang einen Satz und die übrigen Sklaven antworteten ihm einstimmig. Solche Worksongs waren überall auf den Plantagen zu hören. In ihrer seltenen Freizeit sangen die Sklaven ebenfalls oft. Dazu spielten sie Rhythmen auf Kisten, Löffeln oder Deckeln und benutzen billige Instrumente wie die Mundharmonika. Später kamen noch einfache Gitarren oder das Banjo dazu. Aus diesen Worksongs der Sklaven entwickelte sich ab 1900 der Blues. Das ist ein Musikstil. Aus dem Blues wiederum entwickelte sich einerseits der Rock ‚n’ Roll und daraus die Rockmusik. Andererseits entstand aus dem Blues auch der Rhythm & Blues (R’n’B), der Soul, der Funk, der Rap und der HipHop... Man kann also sagen, dass die Worksongs der Sklaven die Wurzeln der Musik sind, die wir heute hören. Arbeit auf der Baumwollplantage Sklaven auf dem Weg zur Arbeit auf das Baumwollfeld

Transcript of Text Worksongs – Lieder zur · PDF fileQuelle: Aus verschiedensten Quellen* selbst...

Page 1: Text Worksongs – Lieder zur · PDF fileQuelle: Aus verschiedensten Quellen* selbst zusammengestellt und auf die Mittelstufe adaptiert. *z.B.: Galden, Manfred Paul (1993): Vom Blues

Quelle: Aus verschiedensten Quellen* selbst zusammengestellt und auf die Mittelstufe adaptiert. *z.B.: Galden, Manfred Paul (1993): Vom Blues zum Rhythm & Blues. Arbeitsbuch für den Musikunterricht in den Sekundarstufen. Oldershausen: Institut für Didaktik populärer Musik.

© Eliane Cslovjecsek, Januar 2012 http://www.ph-musik.ch

Worksongs–LiederzurArbeit

1492entdeckteKolumbusAmerika.NurwenigeJahrenachderEntdeckungbegannderSklavenhandel.SchwarzafrikanerwurdengefangenundangekettetaufSchiffenüberdenAtlantiknachAmerikatransportiert.DortwurdensieaufAuktionenanPlantagenbesitzerverkauft.VonnunanmusstensieaufdenTabak‐,Bananen‐oderBaumwollplantagenihrerweissenHerrenarbeiten.DasLebenderSklavenwarsehrhart.SiehattenkeinerleiRechte‐nurdiePflicht,zuarbeiten.DiejenigenSklaven,dieaufdenBaumwollfeldernarbeiteten,musstenbeiglühenderHitzeUnkrautjäten,denBodenlockern,BaumwollsträucherschneidenunddieBaumwollkapselnernten.DiefertiggeernteteBaumwollewurdeinBallen

verladen,wobeijederBallenetwa230kg(dasistetwasoschwerwiedreierwachseneMännerzusammen)wog.DieArbeitdauerteinderRegelvonSonnenaufgangbisspätindieNachthinein.UmihrenhartenArbeitsalltagaushaltenzukönnenundihreWürdezubehalten,sangendieSchwarzafrikanerbeiderArbeitsogenannteWorksongs(=Arbeitslieder).WeildenmeistenSklavenschonbevorsieinAmerikaankamenalleihreSachenundauchihreTrommelnundMusikinstrumenteweggenommenwurden,wardaseinzige,dasnochhatten,ihrLebenundihreStimme.

DiePlantagenbesitzererlaubtendenSklavenzusingen,weilzumRhythmuseinesLiedesdieArbeitschnellervonderHandging.DerRhythmusderLiederwarengverbundenmitdemRhythmusderArbeit.OftbestimmteaucheinVorarbeitermitseinemGesangdasArbeitstempo.ErsangeinenSatzunddieübrigenSklavenantwortetenihmeinstimmig.SolcheWorksongswarenüberallaufdenPlantagenzuhören.

InihrerseltenenFreizeitsangendieSklavenebenfallsoft.DazuspieltensieRhythmenaufKisten,LöffelnoderDeckelnundbenutzenbilligeInstrumentewiedieMundharmonika.SpäterkamennocheinfacheGitarrenoderdasBanjodazu.AusdiesenWorksongsderSklavenentwickeltesichab1900derBlues.DasisteinMusikstil.AusdemBlueswiederumentwickeltesicheinerseitsderRock‚n’RollunddarausdieRockmusik.AndererseitsentstandausdemBluesauchderRhythm&Blues(R’n’B),derSoul,derFunk,derRapundderHipHop...Mankannalsosagen,dassdieWorksongsderSklavendieWurzelnderMusiksind,diewirheutehören.

Arbeit auf der Baumwollplantage

Sklaven auf dem Weg zur Arbeit auf das Baumwollfeld