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Der wahre Preis der Mode The True Cost The True Cost Der wahre Preis der Mode Regie: Andrew Morgan USA 2015, Kurzfassung (39 Minuten) 2017 Kamera: Andrew Morgan, Michael Ross Schnitt: Michael Ross Musik: Duncan Blickenstaff Ton, Sound Design: Michael Flowe Produktion: Untold Creative Sprachen: Deutsch (Voiceover), Englisch-Bengalisch (teilweise Englisch untertitelt) Untertitel: Deutsch, Französisch Begleitmaterial: Birgit Henökl-Mbwisi und Heide Tebbich Alter: ab 14 Jahren Themen: Textil- und Modeindustrie, Mode, Produktion, Arbeitsbedingungen, Konsum, Welthandel Lehrplanbezüge (Schweiz) Die Schülerinnen und Schüler können … WAH 1.3 … die Produktion von Gütern und Dienstleistungen vergleichen und beurteilen. WAH 2.1 … Prinzipien der Marktwirtschaft aufzeigen. WAH 3.1 … Einflüsse auf die Gestaltung des Konsumalltages erkennen. WAH 3.2 … Folgen des Konsums analysieren. WAH 3.3 … kriterien- und situationsorientierte Konsumentscheidungen finden. RZG 3.2 … wirtschaftliche Prozesse und die Globalisierung untersuchen. ERG 2.2 … Regeln, Situationen und Handlungen hinterfragen, ethisch beurteilen und Standpunkte begründet vertreten. Inhalt des Films In den vergangenen zwei Jahrzehnten ist unser Verbrauch an Kleidung stark gestiegen. Gleichzei- tig sanken die Preise für Billigmode kontinuierlich. Regisseur Andrew Morgan hat einen Film über den «wahren» Preis von Mode gedreht. Dafür reiste er einmal um die ganze Welt, besuchte die Modewochen in Paris und London und Textilfabriken in Bangladesch und China. Wo wird Billig- mode hergestellt, welche Arbeitsbedingungen herrschen dort? Die Kurzfassung des Dokumentar- films legt den Fokus auf die wirtschaftlichen und psychologischen Mechanismen der Fast Fashion-Industrie und die Arbeitsbedingungen der Textilarbeiter/-innen in Bangladesch. Der Film

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Der wahre Preis der ModeThe True Cost

The True Cost

Der wahre Preis der Mode

Regie: Andrew Morgan

USA 2015, Kurzfassung (39 Minuten) 2017

Kamera: Andrew Morgan, Michael Ross

Schnitt: Michael Ross

Musik: Duncan Blickenstaff

Ton, Sound Design: Michael Flowe

Produktion: Untold Creative

Sprachen: Deutsch (Voiceover), Englisch-Bengalisch (teilweise Englisch untertitelt)

Untertitel: Deutsch, Französisch

Begleitmaterial: Birgit Henökl-Mbwisi und Heide Tebbich

Alter: ab 14 Jahren

Themen: Textil- und Modeindustrie, Mode, Produktion, Arbeitsbedingungen, Konsum,

Welthandel

Lehrplanbezüge (Schweiz) DieSchülerinnenundSchülerkönnen…

WAH 1.3 …dieProduktionvonGüternundDienstleistungenvergleichenund

beurteilen.

WAH 2.1 …PrinzipienderMarktwirtschaftaufzeigen.

WAH 3.1 …EinflüsseaufdieGestaltungdesKonsumalltageserkennen.

WAH 3.2 …FolgendesKonsumsanalysieren.

WAH 3.3 …kriterien-undsituationsorientierteKonsumentscheidungenfinden.

RZG 3.2 …wirtschaftlicheProzesseunddieGlobalisierunguntersuchen.

ERG 2.2 …Regeln,SituationenundHandlungenhinterfragen,ethischbeurteilen

undStandpunktebegründetvertreten.

Inhalt des Films IndenvergangenenzweiJahrzehntenistunserVerbrauchanKleidungstarkgestiegen.Gleichzei-

tigsankendiePreisefürBilligmodekontinuierlich.RegisseurAndrewMorganhateinenFilmüber

den«wahren»PreisvonModegedreht.DafürreisteereinmalumdieganzeWelt,besuchtedie

Modewochen inParisundLondonundTextilfabriken inBangladeschundChina.WowirdBillig-

modehergestellt,welcheArbeitsbedingungenherrschendort?DieKurzfassungdesDokumentar-

films legt den Fokus auf die wirtschaftlichen und psychologischen Mechanismen der Fast

Fashion-IndustrieunddieArbeitsbedingungenderTextilarbeiter/-inneninBangladesch.DerFilm

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portraitiertaberauchMenscheninnerhalbundaußerhalbderModeindustrie,diedasSystemin

Frage stellen und unterschiedliche Antworten geben, wie die Produktion von Kleidung sozial

gerechter und mit weniger schädlichen Auswirkungen für Menschen und Umwelt gestaltet

werdenkönnte.

Hintergrundinformationen Die Katastrophe von Rana Plaza und die Folgen

DerEinsturzdes«RanaPlaza»,einesachtstöckigenFabrikgebäudesineinemVorortvonDhaka

in Bangladesch, am 24. April 2013 forderte über 1‘200 Tote und ist damit das bisher verhee-

rendsteFabrikunglückinderGeschichtederTextilindustrie.WiedieErmittlungenspäterergaben,

hattedieBaugenehmigungnurfünfStockwerkezugelassen,weildieStrukturdemGewichtund

denVibrationendergroßenMaschinennichtgewachsenwar.DasUnglückreihtsich–wieimFilm

beschrieben – in eine Vielzahl von Fabrikseinstürzen und -bränden in Bangladesch ein. In den

meistenFällenwarenMissachtungenvonBrandschutzoderBauvorschriftendieGründederKata-

strophe.DassdieSicherheitslageinTextilfabrikenvorOrtsokatastrophalwarundist,liegtu.a.

daran, dass Gewerkschaften in Bangladesch schwach sind, weil aufgrund des Arbeitsrechts

betrieblicheGewerkschaftsgruppenerstgegründetwerdendürfen,wenneinOrganisationsgrad

von 30 Prozent der Belegschaft vorliegt. Außerdem sah das Arbeitsrecht bis 2013 vor, dass

GewerkschaftslistenmitdenNamenderArbeiter/-innenandasBetriebsmanagementweiterge-

leitetwerden.WieimFilmvonderFabrikarbeiterinundGewerkschafterinShimaAktherbeschrie-

benwird,werdenArbeiter/-innenhäufigbedroht,misshandeltoderentlassen,wennsieversu-

chensichzuorganisieren,umfürihreRechtezukämpfen.

Die Folgen des Einsturzes von Rana Plaza

Lokale Gewerkschaften haben nach der Katastrophe ein historisches und weitreichendes

Abkommen zwischen lokalen und internationalen Partnern zu Gebäudesicherheit und Brand-

schutz initiiert (Bangladesch-Abkommen ACCORD). Es wurde von mehr als 200 Unternehmen

(z.B. C&A und Tschibo) unterzeichnet und auf dieser Grundlage wurden nach der Katastrophe

vonRanaPlazamehrals1‘700Fabrikeninspiziert.DasAbkommenhatdieStellungderGewerk-

schaftengestärkt,siewerdeninzwischeninmehrals200Fabrikenanerkannt.UnterAndrohung

des Verlusts von Handelsprivilegien mit den USA und der EU wurde von Regierungsseite als

FolgedesUnglücksdasArbeitsrechtdahingehendgeändert,dassdieNamenslistenvonGewerk-

schaftsgruppen nicht mehr ans Management gesendet werden müssen. Zudem wurden neue

Vorschriftenerlassen,diedieGebäudesicherheiterhöhensollen.DieRegierunghatangekündigt,

mehr Inspektor/-innen anzustellen, die die Gebäudesicherheit und Brandschutzmaßnahmen

überprüfen sollen. Die 30-Prozent-Hürde für die Gründung von betrieblichen Gewerkschafts-

gruppenbestehtjedochnachwievor.Weiterhindarfz.B.inFabriken,dieinausländischemBesitz

sindoderinKooperationmitAusländer/-innenetabliertwurden,innerhalbdererstendreiJahre

nachGründungnichtgestreiktwerden.Dermonatliche,gesetzlicheMindestlohnwurdevordem

HintergrunddesFabrikeinsturzesundderimselbenJahrfolgendenmassenhaftenProtesten,von

ca.€ 30 auf ca.€ 64 angehoben. Die Lohnerhöhungen hatten jedoch bereits nach kurzer Zeit

zurFolge,dassTeilederTextilproduktionausBangladesch«abgewandert»sindz.B.indasnoch

billigerproduzierendeMyanmar.

Textilproduktion in Bangladesch und die Situation der Arbeiter/-innen

Bangladesch ist nach China der weltweit zweitgrößte Exporteur von Textilien. In diesem

Wirtschaftszweig sind in Bangladesch mehr als 3,5 Millionen Menschen – 80 Prozent davon

Frauen–beschäftigt.DiemeistenArbeiter/-innensindunverheiratetejungeFrauenzwischen15

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und30Jahren,dievonländlichenGebietenindiegroßenStädteDhakaundChittagongziehen,

umdortGeldzuverdienen.SiearbeitendortunterausbeuterischenArbeitsbedingungen,doch

dieArbeit indenTextilfabrikenermöglicht ihnenmehrfinanzielleUnabhängigkeitalsdieArbeit

inderLandwirtschaft.DerWeltbankbericht2012stelltzudemfest,dassderZugangzumArbeits-

marktjungeFrauendazuermutigt,sichzubilden,weildieArbeitinTextilfabrikenzumindesteine

gewisseGrundbildungerfordert.AußerdemsinktdieWahrscheinlichkeiteinerfrühenHeiratund

alsFolgeauchdieGeburtenrate.AndereQuellenargumentierenhingegen,dassderZugangzum

Arbeitsmarkt kaum etwas zur Verbesserung der Lebensperspektive von Frauen und der Verän-

derungdespatriarchalenSystemsinFamilieundGesellschaftbeiträgt.

EingroßesProblemstellennachwievorsexuelleBelästigung,erzwungenesexuelleKontakteund

physischeGewaltdurchVorarbeiterindenFabrikendar,obwohlsichdieSituationindenletzten

Jahren verbessert haben dürfte. Nach wie vor herrscht ein entsetzlicher Mangel anWohnraum,

die hygienischen Verhältnisse sind oft katastrophal: Es gibt keine Toiletten und kein sauberes

Trinkwasser.DieGesundheitsversorgungistmangelhaft,esgibtkaumKinderbetreuungseinrich-

tungenundöffentlicheSchulen.Dasbedeutet,dassdieFrauenihreKinderzudenGroßmüttern

undTantenaufsLandschickenmüssen,wosiesiemeistnureinmalimJahrbesuchenkönnen.

Quellen:

Elisabeth Fink: Bangladeschs Textilindustrie nach der Katastrophe von Savar – Business as usual oder Nachhaltige

Veränderung?In:FEMINAPOLITICA1/2014,S.129–133

MarianneScholte:GesetzenGeltungverschaffen.In:E+Z2/2015,S.20–21

ShamimaAkther:EndlessMiseryofNimbleFingers:TheRanaPlazaDisaster.In:AJWS1/2014,S.137–147

Fast Fashion

Der Begriff Fast Fashion bezeichnet eine Unternehmensstrategie, deren Ziel es ist, in hoher

FrequenzneueModeindieGeschäftezubringen.InklassischenModesegmentenwiederHaute

Couture,derPret-à-PorterunddermittelpreisigenKonfektionswareumfassteinModejahrzwei

Zyklen (eine Frühjahr/Sommer- und eine Herbst/Winterkollektion). Bei Billiglabels erscheinen

mittlerweile schon 12 Kollektionen im Jahr. Motivation dieser Unternehmen ist es, die Medien

auf sich aufmerksam zu machen und die vor allem jungen Konsument/-innen häufiger in die

Lädenzuziehen.MöglichwirdderschnelleWechseldurchdieBeschleunigunginderProduktion.

Früher dauertees zwischenzweiund drei Monaten, bis ein Produkt in den Handel kam, heute

sind es zwischen 12 und 15 Tagen. Das hat Auswirkungen auf Ökonomie und Ökologie. Durch

den Produktionsdruck werden Lieferfirmen zur Einhaltung immer knapperer Liefertermine

gedrängt. Diese Maßnahmen fördern Lohnkürzungen und ökologisch bedenkliche Praktiken.

Die Fast Fashion verändert das Kaufverhalten. Im Durchschnitt besitzen die Konsument/-innen

heute viermal mehr Kleidung als 1980. Der billige Konsum stimuliert den schnellen Wechsel

und eine kurze Nutzungszeit, und bis zu 20 Kleidungsstücke hängen überhaupt ungetragen

im Kleiderschrank, bevor sie entsorgt werden. Da preiswerte Mode generell nicht auf Langle-

bigkeit ausgelegt ist, geht sie häufig schneller kaputt. Die Fast-Fashion-Hersteller verlocken

ihre Konsument/-innen durch eine gezielt niedrige Preispolitik dazu, mehr Kleidung zu kaufen,

als sie eigentlich benötigen. Diese Marketingtaktik appelliert an die unbewussten Instinkte im

Menschen:SichfüreinvergleichsweisebilligeresAngebotentscheidenzukönnen,täuschteine

Form von Verzicht vor und erhöht die Möglichkeiten für weiteren Konsum. Durch regelmäßige

Sonder-undAusverkaufsaktionenwerdenimmerneueKaufanreizegeschaffen.

Quelle:http://www.fastfashion-dieausstellung.de/content/MKG_Fast_Fashion_Wandtexte.pdf

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Methoden/Impulse Vorbemerkung:

für den Unterricht «Kannichdastragen?»istbeimKleiderkaufinzwischenaucheineGewissensfragegeworden,für

dieesjedochkeineeinfacheLösunggibt:DennKleidungistfürdiemeistenMenschenmehrals

«etwas zum Anziehen». Mode hilft, uns zu identifizieren, uns zu einer Gruppe zugehörig zu

fühlenbzw.unsvonanderenGruppenzuunterscheiden.Dasgilt insbesonderefür Jugendliche.

Durch Kleidung kommunizieren wir – ob wir wollen oder nicht – mit unserer sozialen Umwelt

unsereWertehaltungensowieunserensozialenundkulturellenStatus.Nichtzuletztdeshalbsind

Appelle zum «Konsumverzicht» oft wenig hilfreich. Auch der Hinweis, dass es inzwischen fair

produzierteModegibt, istnurfürbestimmtesozialeGruppeneineechteAlternative,dennFair-

trade-Chic kann die soziale Distinktionsfunktion von Mode für die meisten Jugendlichen nicht

erfüllen. Konsumeinschränkung, Kleidertauschpartys oder der Einkauf im Secondhandladen

helfen zwar den Ressourcenverbrauch zu schonen. Sie sind auch gut für die eigene Geldbörse

undfürdasguteGewissen,aberzurVerbesserungderArbeitsverhältnisseinderTextilindustrie

tragen diese Aktionen wenig bei. Maßnahmen, die von verschiedensten Akteur/-innen – z.B.

engagierten NGOs imWesten – als Problemlösungen vorgeschlagen werden (z.B. Kontrolle der

Lieferketten,BoykottvonBilligkettenoderdasAnprangerneinzelnerUnternehmen),werdenvon

Gewerkschafter/-inneninBangladeschmitunterdeutlichalswenigsinnvollzurückgewiesen.

DieMethodenzielennichtdarauf,die«Verantwortung»andieSchüler/-innenzudelegierenoder

denEindruckzuerwecken,esgäbeeinfacheLösungen.DiedidaktischenImpulsesollenvielmehr

dazu beitragen, Hintergründe und Mechanismen der Modeindustrie verstehen zu lernen und

verschiedeneHandlungsoptionenaufihreKonsequenzenzubeleuchtenundzuhinterfragen.

DerFilmistsehrdichtanInformationen.BeimVorführendesFilmsgiltauchzubedenken,dasses

sichumeineninvestigativen,parteinehmendenDokumentarfilmhandelt.Eslohntessichdaher,

für die Einbettung im Unterricht weitere Informationen heranzuziehen (siehe z.B. extra PF-Do-

kument«DenGesetzenGeltungverschaffen»)undauchdenFilmkritischdaraufanzuschauen,

anwelchenStellenundmitwelchenMittelnerdieMeinungderZuschauer/-innenlenkt.

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Didaktische Impulse Hinweis: Die Impulse beinhalten verschiedene Methoden und unterschiedliche thematische

SchwerpunktefürdieBearbeitungdesFilms.JederImpulsistinsichgeschlossenundkannein-

zelnbearbeitetwerden.

Impuls 1 für Sek I und II: Mode ganz persönlich & Meinungen zum Film

Lernziele: DieSchüler/-innenanalysierenalsEinstimmungaufdasThemaFastFashionihreigenes

VerhalteninBezugaufBekleidungundMode.SiesetzensichmitBegriffenauseinander,dieim

Filmvorkommenundversuchendiesesozuklären,dassalledieseBegriffeverstehenkönnen.

Alter: ab14Jahren

Dauer: 2–3UE(jenachdem,wievielederSchrittedurchgeführtwerden)

Material: Arbeitsblatt«WasistmirbeiKleidungwichtig?»inKopiefürjede/-nSchüler/-in(siehe

Kopiervorlage),Stifte.

Ablauf:

Schritt1:

BevorderFilmangesehenwird:AlsEinstiegbekommtjede/-rSchüler/-indasArbeitsblatt«Was

istmirbeiKleidungwichtig?»mitdemArbeitsauftragundführtdiesendurch.

Vor der Filmsichtung können wichtige Begriffe miteinander besprochen werden, die im Film

vorkommen, damit alle möglichst gut dem Film folgen können (vor allem bei Schüler/-innen

mit nichtdeutscher Muttersprache wichtig). Z.B: Was wird unter FAST FASHION verstanden?

(wir kennen auch den Ausdruck Fast Food usw.)? Was bedeutet der Ausdruck SWEATSHOPS?

WasbedeutetNACHHALTIGHERGESTELLTEKLEIDUNG?WaswirdunterGEWINNMAXIMIERUNG

verstanden?

Schritt2:

FilmwirdangeschautundmitHilfefolgenderFragenkurzbesprochen:

• WelchesBildoderwelcheSzeneausdemFilmistmirbesondersinErinnerungoderhabenmich

besondersbeeindruckt?Warum?

• WelcheGefühlehatderFilminmirausgelöst?

• HabeichdurchdenFilmNeueserfahren?Wennja,was?

• Welche Aussagen über die Bedeutung von Mode und die Funktionsweise der Fast Fashion-

IndustriesindmirinErinnerung?

• Wenn das Arbeitsblatt «Was ist mir bei Kleidung wichtig?» zuvor ausgefüllt wurde: Welche

Verbindungenkann ichzwischenmeinenpersönlichenMeinungenzuModeundModeindustrie

unddenAussagenimFilmherstellen?

• WelcheHandlungsmöglichkeitenwerdenimFilmgezeigtoderangesprochen?

• Es handelt sich um einen investigativen und parteinehmenden Dokumentarfilm: an welchen

StellenimFilmwirddasbesondersdeutlich?

• WoundmitwelchenfilmischenMittelnwirddieMeinungderZuschauer/-innengelenkt?

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Der wahre Preis der ModeThe True Cost Arbeitsblatt

«Was ist mir bei Kleidung wichtig?»

Arbeitsauftrag:

1. SchreibedeinepersönlicheMeinung/GedankenzudenAussagenindierechteSpalte.

2. SuchedireinenPartner,einePartnerinundtauschteureMeinungenmiteinanderaus.

3. HaltetwichtigeErgebnisseaufderRückseitedesABfest.

4. PräsentierteureErgebnisseinderGroßgruppe.

Meine persönliche Meinung

DieseArtvonKleidung,diesenStiltrageichamliebsten/sehrgerne,weil…

InfolgendenGeschäftenkaufeichgerne/häufigein…

DieseGefühlehabeichbeimKleiderkaufen…

DieseSachenhabeichnichtoderwürdeichauchniemalsinmeinemKleiderschrankhaben,weil…

UnterFastFashionversteheich/stelleichmirFolgendesvor…

FolgendeshabeichüberdieProduktionvonKleidungschongehört…

WelcheRollespieltfürmichderPreisbeimKleiderkaufen?

WelchenEinflusshabenBlogger/-innenoderYoutuber/-innenaufmeinKaufverhaltenbeiKleidung?

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Der wahre Preis der Mode 7The True Cost

Impuls 2 für Sek I und II, Interessen & Konflikte in der Welt der Mode

Weiterarbeit für Sek II: Arbeiten mit Zitaten aus dem Film und moderierte Diskussion

Lernziele: Die Schüler/-innen erarbeiten Porträts der im Film vorkommenden handelnden

Personenundanalysieren,wervonihneninderHerstellungskettevonFastFashionwelcheInter-

essen,RollenundFunktionenhatundinwelchenBereicheneszuInteressengegensätzenkommt.

Weiterarbeit für Sek II: Die Schüler/-innen setzen sich mit Veränderungsmöglichkeiten in der

globalenWirtschaftauseinander.

Alter: ab14Jahren,Weiterarbeitab16Jahren

Dauer: 2–4UE

Material: Zitate(Kopiervorlage1),PorträtsderPersonen(Kopiervorlage2),NamenundFunktionen

derPersonen(Kopiervorlage3),ev.Flipchart-PapierfürPorträtcollage,Klebstoff

Ablauf:

Schritt1:

DerFilmwirdgemeinsamangeschaut.

Schritt2:

Die Zitate (Kopiervorlage 1) werden ausgeschnitten und in der Mitte des Raumes aufgelegt.

Ebenfalls werden die ausgeschnittenen Porträtbilder von den Personen dazu gelegt (Kopier-

vorlage 2). Dazu kommen Kärtchen mit den Namen der im Film vorkommenden Personen und

derenFunktionen(Kopiervorlage3).

DieSchüler/-innenwerdennuneingeladen,dieZitate,dieBilderunddieNamenskärtchenpassend

zusammenzulegen,bisalledamiteinverstandensind.DannwerdenBild/Name/Funktion/Zitatauf

einBlattFlipchart-Papierzusammengeklebt,sodassPorträtsentstehen.

Schritt3:

JenachGruppengrößewirdpaarweiseoderinKleingruppenweitergearbeitet.

• JedesPaar/jedeKleingruppebekommtjeweilseinPortraitundüberlegtsichdazuFolgendesbzw.

machtsichNotizenzufolgendenFragen:

• WasmachtdiesePersonundanwelcherStelleimHerstellungsprozessvonBekleidungstehtsie?

• WelcheInteressen/MeinungenwerdenimZitatzumAusdruckgebracht?

• WassinddarüberhinausInteresse,WünscheundZiele,diediesePersonrepräsentiert?

Schritt4:

Danach werden von jedem Paar/jeder Kleingruppe möglichst viele Argumente zusammenge-

tragen: Welche Forderungen, Wünsche und Anliegen könnte diese Person gegenüber anderen

Akteur/-innen (Konsument/-innen, Arbeiter/-innen, Fabrikbesitzer, Internationale Handelsket-

ten/Konzerne, Regierungen usw.) haben? Es können und sollen auch Forderungen gegenüber

Akteur/-innenvorgebrachtwerden,dienichtimFilmvorkommen,z.B.gegenüberderRegierung,

dassdergesetzlicheMindestlohnangehobenwird.

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Schritt5:

Anschließend wird eine Diskussionsrunde (als Runder Tisch) mit allen Akteur/-innen in der

Bekleidungsindustrieinszeniert.ThemaderDiskussion:«WorkStyle:ModemitVerantwortung».

DabeiwirddiejeweiligePorträtpersonvonderKleingruppegespieltundessollenmöglichstdie

Argumenteeingebrachtwerden,diesievorhergemeinsamerarbeitethaben.DieDiskutant/-innen

sollen versuchen, die jeweils andere Porträtperson von den eigenen Argumenten und Forde-

rungenzuüberzeugen.

BegrüßungundFragenfürdieModeration(LehrpersonoderSchüler/-in)analleTNderDiskus-

sionsrunde:

AlsModerator/-indarf ichSiesehrherzlichzudieserRundezumThema«WorkStyle:Modemit

Verantwortung»begrüßen. IchdarfSiekurzvorstellen>vondenPorträtswerdenNamenund

Funktionnochmalskurzvorgestellt(ev.auchKärtchenvorjedePerson,diediskutiert,aufstellen).

Zunächstmöchteichjede/-nvonihnenfragen:

• WasverstehenSieunterdemBegriff«ModemitVerantwortung»

• WelcheProblememüssenausIhrerSichtamdringendstengelöstwerden?

• WelcheForderungenhabenSieandieMitdiskutant/-innenhieramTisch?

• Wie schaut Bekleidungsindustrie Ihrer Meinung nach in 20 Jahren aus? In welche Richtung

wird sich der Umgang mit Kleidung entwickeln?Welche ihrerWünsche von heute sollten dann

unbedingtverwirklichtsein?

Es können auch die Meinungen zu bestimmten Maßnahmen abgefragt werden:Was halten Sie

von Protestaktionen vor Geschäften der Billigketten? Soll man Mode «Made in Bangladesch»

nichtmehrkaufen?KönnenGütesiegelfürfairproduzierteKleidungeineLösungsein?usw.

AbschließendwirdinderGroßgruppekurzreflektiert:

• WieüberzeugendwarendieArgumente?

• WelcheArgumentesindbeiwemsehrgutangekommenundwarum?

• WelcheArgumentehabenwirnichtsogutverstehenoderannehmenkönnenundwarum?

• InwelcherWeisehabenwireineVeränderungsmöglichkeitinderBekleidungsindustriegespürt?

• WelcheVeränderungenkönntenauchindieWirklichkeitumgesetztwerden?

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Der wahre Preis der Mode 9The True Cost

Impuls 2 WeiterarbeitfürSekII:GlobaleWirtschaftverstehen

Schritt1:

Die Schüler/-innen teilen sich in Kleingruppen zu je 4 Personen auf und recherchieren anhand

folgenderFragen,wiedieBekleidungsindustrieweltweitzurzeitfunktioniert(Fragenwerdenpro

Gruppeeinmalausgedruckt/kopiert):

• In welchen Ländern wird Kleidung hauptsächlich produziert und welche Kriterien sind für

Konzerneausschlaggebend,indiesenLändernproduzierenzulassen?

• WasistdasZielderInvestor/-innen?

• WarumgibtesinÖsterreichundinderSchweizpraktischkaumnochBekleidungsindustrie?>

Wiewardasfrüher?

• InwelcherPositionstehendieFabrikbesitzerinLändernwieBangladesch,ChinaoderKambodscha?

• WelcheRollehabendiejeweiligenRegierungenindenKleidungproduzierendenLändern?

• WerprofitiertinderTextilindustrieinwelcherWeise?

DieErgebnissewerdenaufPlakatoderPowerpointfoliesichtbargemacht,vorallemdieZusam-

menhängewerdenaufgezeigt.OptionalkannauchmiteinerWeltkartegearbeitetwerden.

Schritt2:

InderGroßgruppewerdendieErgebnissepräsentiertund indieMittedesRaumesgelegtbzw.

imRaumaufgehängt.

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Zitate aus dem Film

Zitate6:12–6:53und8:52–9:36:ImWestengibtestäglichniedrigerePreise.DadurchschadetmanmirjedenTagundichschademeinenArbeitern,soläuftdas.DieLädenkonkurrieren.WenndieLädenzuunswegeneinerBestellungoderzumVerhandelnkommen,sagensieuns:DiesereineLadenverkauftdiesesShirtfür$5,alsomussichesfür$4verkaufen.Alsomüsstihresbilligermachen.Alsomachenwirdas.DannkommteinandererLadenundsagt:Hey,dieverkaufenesfür$4?DerRichtpreisistalso$3.WennihrdenPreisauf$3macht,dannkommenwirinsGeschäft,ansonstenbekommtihrdenAuftragnicht.WeilwirdenAuftragsosehrwollenundkeineanderenOptionenhaben,stimmenwirzu.JedesMalversuchenwirnur,zuüberleben.Sokannesnichtweiter-gehen.[…]Diese1‘000armenMädchenhabenihrLebenverloren,weilsichniemandeinenverdammtenDreckumsiescherte.EszähltnurderniedrigePreisundderGewinn.Essolltenichtsosein.JedersolltesichfürdiesejungenLeuteverantwortlichfühlen.Sosollteessein.EswirdvielleichtweitereKatastrophengeben.EsistnichtnurderPreisdruck.DasLebenandererwirdmissachtet.Esistnichtrichtig.Wirsindim21.Jahrhundert,ineinerglobalisiertenWelt.UndwirlassendasLebenandererlinksliegen?Warum?

Zitate:10:17–10:41und11:08–11:20Beunruhigtesmich,dassMenscheninFabrikenarbeitenundKleidungfürAmerikaneroderEuropäerherstellen?OderdasssiesoihrLebenverbringen?Istesdas,wasSiewissenmöchten?Nein,siemachenebenihrenJob.DagibtesweitSchlimmeres.[…]EsgibtjaeigentlichnichtwirklichetwasGefährlichesanNäharbeit.WirsprechenalsozunächstmalvoneinerrelativungefährlichenBranche.EsistnichtwieKohlebergbauoderErdgasförderungodervieleandereDinge,dievielgefährlichersind.

Zitate:9:36–10:09,28:43–28:46und18:31–18:45Warumistdieseenorme,habgierigeIndustrie,diesovieleGewinnefürsehrwenigeMenschenerwirt-schaftet,nichtinderLage,MillionenvonihrenArbeiternanständigzuentlohnen?WarumistsienichtimStande,ihreSicherheitzugewährleisten?WirredenhierübergrundlegendeMenschenrechte.WarumistsienichtimStandedieszugewährleisten,obwohlsiedieseenormenGewinneerwirtschaftet?Weilsienichtrichtigfunktioniert?DasistmeineFrage.[…]OhnediebilligenArbeitskräfte,dieweiblichenArbeits-kräfte,würdennichtsolcheGewinneerwirtschaftetwerden.Dasmussanerkanntwerden,manmusssichdamitauseinandersetzen,unddieseMenschenmüssenbelohntwerden,stattausgebeutet.WoistihrStückvomKuchen?Dassolltenwirunsständigfragen.[…]ModesollteniemalsunddarfniemalsalsWegwerfproduktbetrachtetwerden.DieModeindustriemusseigentlichnurmalnachdenkenundihreherkömmlicheArbeitsweiseüberdenkenundinfragestellen.

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Der wahre Preis der ModeThe True Cost Kopiervorlage 1 – 2/2

Zitat15:18–15:31IchwarvoreinpaarTagenshoppen,bindurchgedrehtundhabesovieleSachengekauft!Okay,erstens,ichhabehiereinpaarTeilevonH&M.DanngingichzuForever21.IchhabediesenRockgekauft,knallgelb,für$8,50.UnddiesenwirklichhübschenhellblauenPulli.Ichweißnicht,obichihnwirklichtragenwerde,weilichmirnichtmehrsicherbin,obermirwirklichsogutgefällt.

Zitat19:11–19:37DieUnternehmenhabendurchWerbungderGesellschafteingeredet,dassGlückseligkeitaufDingenbasiert,dasswahreGlückseligkeitnurmiteinerjährlichen,saisonalen,wöchentlichen,täglichenAnhäufunganWertsachenerreichtwerdenkann.WirwollenunsereKundendazuanregen,dieseAnnahmenzuhinterfragen,umzuverstehen,wohersiestammen.UnddurchdiesesVerständniskönnenwirallezusammendenProzessändern.

Zitate:18:49–19:00und19:38–19:49AlsModeschöpferinistdasdieaufregendsteSache,dieichmomentanmache.Vielaufregenderalszusagen:«IchliebedieFarbedieserSaison»oder«DasistderSchnitt,dasistdieRocklänge».EsisteinegrößereHerausforderunginmeinerBranche,wennichsage:«IchwerdeesaufeineArtmachen,dienichtsoschädlichfürdenPlanetenist.»[…]DerKundemussbegreifen,dasserderjenigeist,derdasSagenhat.OhneihnhabenwirkeineJobs.Unddasistwirklichwichtig.Manmussdasallesalsonichtalsgegebenhinnehmen,wennmannichtwill.

Zitate:und13:55–14:34und22:11–23:33IchhabeeineGewerkschaftgegründetundbinseitdemdieVorsitzendederGewerkschaft.WirreichteneineListevonForderungenbeidenManagernein.AlssiedieListeerhielten,gabeseineAuseinandersetzungmitihnen.NachderAuseinandersetzungschlossendieManagerdieTore.Mitihnenattackiertenunsdann30bis40Angestellteundverprügeltenuns.SieverwendetenStühle,Stöcke,WagenundDingewieScheren,umunszuschlagenundsieschlugenunsereKöpfegegendieWände.[…]DieMühenderArbeiterinBangladeschsindgrenzenlos.JedenTagwachenwirfrühamMorgenauf.WirgehenindieFabrikundarbeitendenganzenTagwirklichschwer.UndmitallderhartenArbeitstellenwirdieKleidungher.Unddasistes,wasdieMenschentragen.SiehabenkeineAhnung,wieschweresfürunsist,dieseBekleidungzuproduzieren.Siekaufensienurundtragensie.DieseKleidungwirdmitunseremBlutproduziert.VieleFabrikarbeitersterbenbeiverschiedenenUnfällen.WieletztesJahrbeimEinsturzdesRanaPlaza.VieleArbeitersinddortumgekommen.Esistsehrschmerzhaftfüruns.Ichmöchte,dassniemandetwasträgt,dasmitunseremBluthergestelltist.WirmöchtenbessereArbeits-bedingungen,damitjederdaraufaufmerksamwird.IchmöchtekeinenweiterenBesitzerwiedenvonRanaPlaza,dersovielriskiertundArbeiterzwingt,untersolchenBedingungenzuarbeiten.EssollenkeineArbeitermehrsosterbenundkeineMüttermehrihreKindersoverlierenmüssen.Ichmöchtedasnichtmehr,ichwill,dassdieEigentümeretwasmehraufunsachtgeben.

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Der wahre Preis der ModeThe True Cost Kopiervorlage 3

SHIMA AKTHERArbeiterin&Gewerkschafterin

KATEBALLYOUNGLeiterinBeschaffung

beiderModeketteJoeFresh

RICKRIDGWAYzuständigfürUmweltangelegenheiten

beimModelabelPATAGONIA

ARIF JEBTIKBesitzereinerTextilfabrik

inBangladesch

STELLAMCCARTNYModeschöpferin

YOUTUBERIN

LUCYSIEGLEJournalistin&Autorin

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Der wahre Preis der Mode 15The True Cost

Übersicht

SHIMA AKTHER, Arbeiterin & Gewerkschafterin

STELLA MCCARTNY, Modeschöpferin

RICK RIDGWAY, zuständig für Umweltangelegenheiten beim Modelabel PATAGONIA

LUCY SIEGLE, Journalistin & Autorin

KATE BALL YOUNG, Leiterin Beschaffung bei der Modekette Joe Fresh

YOUTUBERIN

ARIF JEBTIK, Besitzer einer Textilfabrik in Bangladesch

Zitate 6:12 – 6:53 und 8:52 – 9:36:

Im Westen gibt es täglich niedrigere Preise. Dadurch schadet man …

Zitate : 10:17 – 10:41 und 11:08 – 11:20

Beunruhigt es mich, dass Menschen in Fabriken arbeiten und Kleidung für Amerikaner oder

Europäer herstellen? …

Zitate: 9:36 – 10:09, 28:43 – 28:46 und 18:31 – 18:45

Warum ist diese enorme, habgierige Industrie, die so viele Gewinne für sehr wenige Menschen

erwirtschaftet, nicht in der Lage …

Zitat 15:18 – 15:31

Ich war vor ein paar Tagen shoppen, bin durchgedreht und habe so viele Sachen gekauft! …

Zitat 19:11 – 19:37

Die Unternehmen haben durch Werbung der Gesellschaft eingeredet, dass Glückseligkeit auf

Dingen basiert, dass wahre Glückseligkeit nur mit einer jährlichen, saisonalen, …

Zitate: 18:49 – 19:00 und 19:38 – 19:49

Als Modeschöpferin ist das die aufregendste Sache, die ich momentan mache. Viel aufregender

als zu sagen: «Ich liebe die Farbe dieser Saison» oder «Das ist der Schnitt, …

Zitate: und 13:55 – 14:34 und 22:11 – 23:33

Ich habe eine Gewerkschaft gegründet und bin seitdem die Vorsitzende der Gewerkschaft.…

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Der wahre Preis der Mode 16The True Cost

Impuls 3 für Sek I und Sek II: Die Welt ist voller Lösungen. Aber wem nützen sie?

Ziele: Die Schüler/-innen lernen verschiedene Handlungs-/Verhaltensmöglichkeiten in der

BekleidungsindustriekennenunderarbeitenZusammenhänge,welcheAuswirkungendieseauf

verschiedeneInteressengruppen/Lebensbereichehaben.

Alter: ab14Jahren

Dauer: 2–3UE

Material: (Kopiervorlage 1), Flipchartpapier, Stifte, eventuell Smartphones/Computer für die

Recherche,eventuellauchKopiervorlageausdemImpuls2mitdenZitaten,Text:«DenGesetzen

Geltungverschaffen»(sieheExtraPDF-Dokument)

Ablauf:

Schritt1:

DerFilmwirdangeschaut.

Schritt2

Brainstorming: Die Schüler/-innen sammeln, welche Handlungsmöglichkeiten im Film ange-

sprochen werden oder welche ihnen sonst noch einfallen, um die Bedingungen in derTextilin-

dustrie positiv zu verändern. (Mögliche Akteure: die Konzerne, die Politiker/-innen, die Konsu-

ment/-innen,dieArbeiter/-innen.FormenderAktivität/Intervention:Streik,Kampagnen,Boykott,

Gesetze,Gewerkschaftsarbeit,Journalismus,Konsumeinschränkung,internationaleResolutionen

usw.)

Schritt3:ArbeitinKleingruppen

DieSchüler/-innenteilensichingleichgroßeGruppenaufundbekommenjeweilseinKärtchen,

auf dem eine Handlungsmöglichkeit/Maßnahme kurz beschrieben ist (Kopiervorlage 1).

Anschließend wird Gelegenheit zu Fragen und zur Recherche zu den Handlungsmöglichkeiten

gegeben.Hinweis:DiebeidenKärtchenzu«PolitischeMaßnahmenindenLändernEuropasund

derUSA»und«FreiwilligeCodesofConduct»sindfürdieSekundarstufeII.

DieGruppenbekommenjeweilseinFlipchartpapierundStifte.DieSchüler/-innenüberlegendie

ChancenundRisikenihrerMaßnahmefürverschiedeneGruppen/Bereiche,undzwar

1. fürArbeiter/-innen

2. fürdieWirtschaft

3. fürdieUmwelt

4. fürmichalsKonsument/in

Außerdem überlegen sie sich, wer die wichtigsten Akteur/-innen für die Umsetzung dieser

Maßnahmensind.

Wichtige Zusatzinformation für die Schüler/-innen: Es gibt nicht zu allen Bereichen Chancen/

Risiken: z.B. hat die Gründung von Gewerkschaften vermutlich keine Risiken für die Umwelt.

Bei den Chancen/Risiken für mich als Konsument/-in sollen auch psychologische und soziale

Aspektemitbedachtwerden:z.B.:«sichbesser fühlen»,wenn faireKleidunggekauftwirdoder

sozialeKonsequenzeninderPeergroup.

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Der wahre Preis der Mode 17The True Cost

Schritt4:

Die Schüler/-innen gestalten mit den gesammelten Chancen/Risiken einen Flipchart nach

folgendemMusterundpräsentierendieErgebnisseimPlenum(nichtlängerals5Minuten).Ziel:

Zusammenhängesichtbarmachen:

MöglicheErweiterung/ErgänzungfürSekII:NachdemdieSchüler/-innendiePlakatepräsentiert

haben,gehensiepaarweisezusammenundbekommendasInterviewmiteinerGewerkschafterin

ausBangladeschzulesen:

«Den Gesetzen Geltung verschaffen» (siehe Extra PDF-Dokument). Sie überlegen und erzählen

einander,wasdieGewerkschafterinzudenvorgestelltenMaßnahmensagenwürde.Anschließend

werdendieErkenntnissederSchüler/-innenimPlenumgesammeltunddannwirddarüberdisku-

tiert, ob die Aussagen der Gewerkschafterinnen ihre Einschätzung von manchen Handlungsop-

tionenveränderthaben.

+ –

Arbeiter/-innen

Wirtschaft

+ –

Konsument/-in/für mich

+ –

+ –

Umwelt

jeweilige Maßnahme

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Der wahre Preis der ModeThe True Cost Kopiervorlage 1/2

Kärtchen

Gründung/Stärkung von Gewerkschaften in Bangladesch

GewerkschaftensindVereinigungenvonArbeitnehmer/-innenzurVerbesserungder

sozialenundwirtschaftlichenLebensbedingungen.EssindInteressenvertretungengegen-

überdemStaatunddenArbeitgebern.GewerkschaftensetzensichfürdieVerbesserung

derArbeits-undLebensbedingungenein,z.B.fürMindestlohn,Gesundheitsschutz,

Arbeitszeit,Kinderbetreuungetc.InTeilenEuropashabenGewerkschaftenanBedeutung

verloren.ImFilmwirddieGewerkschafterinShimaAkhtervorgestellt,diemisshandelt

wurde,weilsieeineGewerkschaftsgruppeinihrerFirmagründenwollte.

Konsumeinschränkung

VieleMenschenkaufensichwenigoderkeineneueKleidung,sondernsuchenauf

Flohmärkten,wassiebrauchen.MancheorganisierenregelmäßigPartys,wodiebeteiligten

PersonenihreKleidungsstückemitbringen,diesienichtmehrbrauchenodernichtmehr

anziehenwollen,undtauschensiegegenandereKleidungsstücke,diedieanderen

Personenmitbringen.

EsgibtauchKonsument/-innen,diebewusstnichtmehrbeiFast-Fashion-Ketteneinkaufen.

Fair/nachhaltig produzierte Kleidung kaufen

InvielenGeschäftenkannKleidunggekauftwerden,diefairhergestelltwurde,also

umweltschonendundmitfairenLöhnenfürdieArbeiter/-innen.DieArbeitsverträgesind

langfristigerunddaheristdasLebenderArbeiter/-innenauflängereZeithinplanbar.

Kinderarbeitistverboten.

Kampagnen gegen Konzerne/für mehr soziale Verantwortung der Unternehmen

WennMenschennichtzufriedensind,dassArbeiter/-inneninderBekleidungsindustrie

ausgebeutetwerdenodernichtgenugverdienen,könnensiesichandieKonzerneund

Firmenwenden,diedieBekleidungverkaufen.Eskönnenz.B.Unterschriftenaktionen,

KampagneninSocialMedias/imInternetusw.organisiertwerden.Esgibtzahlreiche

InitiativenundOrganisationen(z.B.CleanClothKampagne),diesichindieserFormfürdie

VerbesserungderBedingungeninderTextilindustrieeinsetzen.

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Der wahre Preis der ModeThe True Cost Kopiervorlage 2/2

Ergänzungskarten für Sek II

Politische Maßnahmen in den Ländern Europas und der USA

EsgibtverschiedeneinternationaleInitiativen,z.B.den«GlobalCompact»derUNO,

welcherUnternehmendazuauffordert,Menschenrechte,sozialeRechteundUmweltrechte

zuschützen.EineweiterEmpfehlungvonRegierungenanUnternehmensinddie

«OECD-LeitsätzefürmultinationaleUnternehmen».InzehnKapitelngebendieLeitsätze

EmpfehlungenfürverantwortlichesUnternehmerverhalten.Siebeziehensichausdrücklich

aufinternationaleVereinbarungenwiedieAllgemeineErklärungderMenschenrechte

unddieILO-Kernarbeitsnormen.DieLeitsätzesindallerdingsnichtrechtlichverbindlich,

sondernfürdieUnternehmenfreiwillig.EsgäbeaberauchdieMöglichkeit,rechtlich

verbindlicheinternationaleHandelsverträgesozugestalten,dassz.B.Produkte,dieunter

unmenschlichenBedingungenproduziertwurden,anderGrenzegestopptundnichtins

Landgelassenwerden.

Freiwillige Codes of Conduct

EinCodeofConductbeschreibteinenVerhaltenskodex,nachdemsichUnternehmen,

Partner,SubunternehmenundanderePersonen,diefürdasjeweiligeUnternehmentätig

sind,zuverhaltenhaben.EinVerhaltenskodexdientderfreiwilligenSelbstkontrolle,

diesicheinUnternehmenselbstgibt.InderTextilindustriestehendabeisoziale

MindeststandardsinglobalenProduktions-undLieferkettenimMittelpunkt,zuderen

EinhaltungsichdieUnternehmenverpflichten.

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Der wahre Preis der Mode 20The True Cost

Impuls 4 für Sek II: Fächerübergreifendes Projekt

Ziele: DieSchüler/-innensetzensichfächerübergreifendmitThemenausdemFilmauseinander

undmachendieerarbeitetenErgebnisseimSchulgebäudesichtbar.

Alter: ab16Jahren

Dauer: 8–10UEinnerhalb1Woche(jeweilsindenUEderFächer)odereinesgewähltenlängeren

Zeitraumes

Material: Diverse Arbeitsaufträge für die einzelnen Fächer: Geschichte und Politische Bildung,

Geografie-undWirtschaftskunde,Wirtschaftsfächer,Religion,Sozialkunde,Ethik

Ablauf:

GestartetwirdmiteinerDoppelstundeoderzweinichtzusammenhängendenStundenamersten

Projekttag:DasArbeitsblattvonImpuls1wirdausgefüllt,damitsichdieSchüler/-innenmitihrem

Vorwissen und ihren Einstellungen im Zusammenhang mit Kleidung persönlich auseinander-

setzen.

EinekurzeinhaltlicheEinführungindenFilmkannvoneinerLehrpersonvorgetragenwerden.

DanachwirdderFilmgemeinsamangeschaut.

In den jeweiligen Stunden der genannten Fächer werden in Computersälen oder mit i-Pads die

jeweiligen Zusammenhänge und die Relevanz zum Projekt erarbeitet. Dabei kann die Klasse in

Untergruppen,diejeweilszueinembestimmtenThemaarbeiten,aufgeteiltwerden.

DieErgebnissewerdenentwederalsPuzzle/CollageaufFlipchartpapieroderalsPowerpointfolien

festgehaltenundzueinergemeinsamenDoppelstundeamEndederProjektwochemitgebracht.

GemeinsamwirdamEndeerarbeitet,wiedasProjektimSchulgebäudesichtbargemachtwerden

könnte.

Projektübersicht 1 Woche/ 5 Schultage:

Was/ Inhalt Wer beteiligt Materialien

Tag1 1UE AB«WasistmirbeiKleidungwichtig?»

undKurzinputüberFilminhalt

Schüler/-innen,alle

beteiligtenLehrpersonen

ABinKopie:pro

Schüler/-in1Kopie

1UE Filmwirdgemeinsamangeschaut Schüler/-innen,allebetei-

ligtenLehrpersonen

Film

Tage

2–4

JeweilsdieUE

derbeteiligten

Fächer

AnalyseundRecherchezudiversen

ThemeninGruppenarbeit

Schüler/-innen,alle

beteiligtenLehrpersonen

derUnterrichtsstunden

Arbeitsaufträgefürjedes

Fach,PCs/Computersaal,

i-Pads,Mobiltelefonemit

Internet

Tag5 2–3UE PräsentationderErgebnissevonden

Tagen2–4

Schüler/-innen,alle

beteiligtenLehrpersonen

(oder1–2Lehrpersonen)

danach 1UE SichtbarmachenimSchulhausoderin

anderenKlassen

Schüler/-innenundeine

Lehrperson

ErgebnissevonTag5

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Der wahre Preis der Mode 21The True Cost

Arbeitsauftrag für Politische Bildung und Zeitgeschichte

Thema 1 (Gruppe 1): Industrialisierung und soziale Frage im 18./19. Jh. in Europa

DieLernendenöffnendenLink:https://www.globalisierung-fakten.de/industrialisierung/die-so-

ziale-frage/undsetztensichmitfolgendenFragenauseinander:

• Welche Parallelen gibt es zwischen der Situation von Arbeiter/-innen im 18./19. Jahrhundert

in Deutschland/Europa und der Situation der Arbeiter/-innen in der Bekleidungsindustrie in

Bangladeschheute?WelcheUnterschiedegibtes?

• Stichworte:EntstehungdersozialenFrageninderIndustrialisierung,Landflucht,Wohnungsnot,

Gesundheitetc.

Thema 2 (Gruppe 2): Geschichte der Arbeiter/-innenbewegung, Arbeiter/-innenrechte &

Arbeitsschutz

Die Lernenden öffnen ebenfalls den Link: https://www.globalisierung-fakten.de/industriali-

sierung/die-soziale-frage/undbekommendenText:«DenGesetzenGeltungverschaffen»(siehe

ExtraPDF-Dokument).SiesetzensichmitfolgendenFragenauseinander:

• Wodurch wurde die Situation der Arbeiter/-innen in Europa verändert/verbessert? > Beginn

desArbeitsschutzes:WiekonntenGesetzedamalsdurch-undumgesetztwerden,wiegehtdas

heute?

• WelcheHandlungsmöglichkeitenzurVeränderungzuGunstenderArbeiterinneninderKleidungs-

industriegibtesheute?

• Welche gegensätzlichen Positionen gibt es zur Festlegung und Einhaltung internationaler

Standards?(sieheauchInterviewtext«GesetzenGeltungverschaffen»)

Thema 3 (Gruppe 3): Geschichte der Kleiderproduktion

Im Film wird einiges über die geschichtliche Entwicklung der Bekleidungsindustrie aufgezeigt.

RecherchiertdazuimInternetundbeantwortetfolgendeFragen:

• InwelcherWeisegibtesseitEndedesZweitenWeltkriegeseinenWandelinderTextilindustrie?

• AuswelchenGründenwurdedieBekleidungsproduktionindenUSAinBilliglohnländerausgelagert

(inden1960erJahrenwurdennoch95%indenUSAproduziert)?Wiewarundistdieheimische

Textilindustrie(Österreich,DeutschlandoderSchweiz)vonderGlobalisierungbetroffen?

• WieentstandFastFashion?Seitwanngibtesdasungefähr?

Thema 4 (Gruppe 4): Landflucht

AuswelchenGründenziehen jungeFrauen inBangladeschvomLand indiegroßenStädteund

arbeiten in Fabriken? Inwiefern können sie dadurch ihre Lebenssituation verbessern? Welche

Alternativenhabensiesonstnoch?

• Gab es in der Geschichte Europas ähnliche Bewegungen der Arbeitsmigration vom Land in die

Städte. Was waren die Folgen? (siehe Link: https://www.globalisierung-fakten.de/industriali-

sierung/die-soziale-frage/)

• WersorgtfürdieKinder,währenddieArbeiterinneninderBekleidungsindustrie indenStädten

Geldverdienen?

• InwelcherWeisegibtessolcheSituationenauchineuropäischenLändern(z.B.Pflegerinnenaus

osteuropäischenLändern)?

• WelcheVeränderungenkönntenfürdieVerbesserungderLebensbedingungenvonArbeiter/-innen

indengroßenStädtengemachtwerden?>Z.B.GeschichteundEntstehungvonKindergärten,

sozialerWohnbauoderWohnheime,Gesundheitsversorgung,sanitäreSituationusw.

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Der wahre Preis der Mode 22The True Cost

Thema 5 (Gruppe 5): Für die Verbesserung von Arbeitsbedingungen kämpfen

DieSchüler/-innenlesendenArtikel«DenGesetzenGeltungverschaffen»(InterviewmitGewerk-

schafterin aus Bangladesch, siehe extra Dokument) und beantworten folgende Fragen (Einzel-

oderGruppenarbeit):

• WasbrauchenArbeiterinnenlautNazmaAkterinderBekleidungsindustrieinBangladesch?

• WermusssichlautNazmaAkterdarumkümmern,dassdieArbeiterinnengerechteLöhnebekommen?

• InwelcherWeisehatsichdieSituationvonArbeiterinneninderBekleidungsindustrieinBangla-

deschverbessert?

• WasbedeutetdieSichtweisevonNazmaAkterfürunsundunserHandelnhier?

• WasmöchtedieCCCmitderKampagnefürSaubereKleidungerreichen?(Recherchiertdazu im

Internet)

• WasistdieILO(InternationalLabourOrganisation)undwofürsetztsiesichein?

Arbeitsauftrag für das Fach Geographie- und Wirtschaftskunde

IndenStundendesGeographieundWirtschaftskundeunterrichtswirdderImpuls3(sieheoben)

durchgeführt.

Arbeitsauftrag für Wirtschaftsfächer an Wirtschaftsschulen

(VWL,BWR/BWUB)

Thema 1 (Gruppe 1): Globalisierte Weltwirtschaft

• Welche wirtschaftlichen Begriffe und Prinzipien bestimmen den Diskurs in der Weltwirtschaft?

Z.B.Gewinnmaximierung,Kapitalismus,Konsumorientierung,Nachhaltigkeitetc.

• WelchenStellenwerthatdieBekleidungsindustrieinderglobalisiertenWirtschaft?

• Was sind Mindestlöhne? Was sind existenzsichernde Löhne? Welche positiven und negativen

KonsequenzenhabenLohnerhöhungen?

• Falls noch ausreichend Zeit ist, recherchiert den Begriff Grundeinkommen: Welche Verände-

rungenwürdeeinGrundeinkommenfüralleweltweithervorrufen?Werwürdedavonprofitieren?

Thema 2 (Gruppe 2): Faire Textilproduktion

• WasbedeutetderBegriffFairerHandel?

• WelchepositivenundnegativenAuswirkungenhatFairerHandelinderTextilbranchefürwen?

• WasbedeutetderBegriff«GreenWashing»

• WelcheZertifikate/SiegelzufairerModesindaufdemMarkt?

• WasleistendieseZertifikate/Siegelundwasleistensienicht?

Thema 3 (Gruppe 3): Sweatshops

• RecherchiertdenBegriffSweatshops?

• Waswirddarunterverstanden?

• WelcheVorteile/NachteilehabenArbeiter/-innenvonSweatshops?

• WelcheVorteile/NachteilehabendieTextilunternehmenvonSweatshops?

Thema 4 (Gruppe 4): Großkonzerne, Gewinnmaximierung und freier Handel

• WasbedeutetderBegriffGewinnmaximierung?

• WelcheAuswirkungenhatdiesfürwen?>positive/negative

• WasbedeutetderBegriffFreierHandel?>Vor-undNachteile

• WelcheAuswirkungenhatdiesfürwen?>positive/negative

• WelchenEinflusshabenGroßkonzerneaufdieEinhaltungoderVerlustderMenschenrechte,auf

dieUmwelt,aufArbeitsbedingungenvonMenschen?

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Der wahre Preis der Mode 23The True Cost

Arbeitsauftrag für das Fach Ethik/Religion/Persönlichkeitsbildung

Thema 1 (Gruppe 1): Ethischer Aspekt der Bekleidungsindustrie im Weltwirtschaftssystem

• WasbedeutetderBegriffderMenschenwürde?

• WelcheArgumentefindetihr,wenngefordertwird,dassesallenweltweitgutgehensoll?Recher-

chiertdazuzumsüdamerikanischenKonzeptdes«gutenLebens»(«buenvivir»).

• Welche Rolle spielt der Lohn für Menschen, damit sie und ihre Familie ein Leben in Würde

gestaltenundführenkönnen?

• WelcheVeränderungenmöchtedieArbeiterinShimaAkther inderBekleidungsindustrie, inder

sietätigist,wennsiesagt:EssollkeinBlutfließen,wennKleidunghergestelltwird?

Thema 2 (Gruppe 2): Welchen Wert hat ein Menschenleben in der heutigen Zeit?

• WasisteinMenschenlebenwert?IstesüberallaufderWeltgleichvielwert?

• Wiewirddasgemessen(z.B.Versicherungenusw.)?

• WelcheGründekönnteesgeben,dassdieFabrikennichtgeräumtwurden,obwohlvorEinsturz

schongewarntwurde?

• Wiegehenwirdamitum,dassMenscheninvielenLänderndesglobalenSüdenskeinangemes-

senesGehalterhalten,umdavoninWürdelebenzukönnen?

Thema 3 (Gruppe 3): Menschenrechte und Gewinnmaximierung

• WelcheZusammenhängegibteszwischenMenschenrechtenundBekleidungsindustrie?

• WasbedeutetGewinnmaximierungfürwen?

• WerfordertdieseGewinnmaximierungvondenKonzernenein?>RecherchiertdazuimInternet.

• Ist Gewinn um jeden Preis gerechtfertigt? Welche Argumente können dafür und dagegen

gefundenwerden?

Thema 4 (Gruppe 4): Mode als Wegwerfprodukt

• WelcheDingekaufeich,damitichsie(langeZeit)verwende?

• WelcheDingegibtes,dieichverbrauche?

• In welcher Weise ist Bekleidung zu einem Produkt geworden, das verbraucht statt verwendet

wird?

• WelcheHaltungstecktdadahinterundwerprofitiertdavon?

• Die Journalistin Lucy Siegel sagt im Film, dass Mode niemals ein Wegwerfprodukt sein sollte?

WelcheGründefalleneuchdafürein?

Thema 5 (Gruppe 5): Konsumverhalten und Menschenwürde heute

• Welche Zusammenhänge gibt es zwischen Konsumverhalten und Arbeitsbedingungen in der

Bekleidungsindustrie?

• InwelcherWeisewirdMenschenwürdeinderBekleidungsindustriege-/missachtet?

• Welches Konsumverhalten beim Kleiderkauf könnte den Arbeiter/-innen in der Bekleidungsin-

dustrienützen,welchesschaden?

Abschluss: Präsentation in der Klassen/in der Schule

AmletztenTagbringenalleSchüler/-innenihreErgebnisseindieGesamtklasseein.

Die Schüler/-innen präsentieren die Gruppen-Ergebnisse aus jedem Fach und überlegen

anschließendwieundwosiedieerarbeitetenPlakate,CollagenoderPowerpointfolienimSchul-

gebäudefüranderesichtbarmachenkönnenundsetzendasum.

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Der wahre Preis der Mode 24The True Cost

Links AusführlicheInformationenundHintergründezuFastFashion:

http://www.fastfashion-dieausstellung.de

MaterialderBundeszentralefürpolitischeBildungzumBestellen:EntscheidungimUnterricht

–Mode.DasMaterialenthältaucheinRollenspielzumFilmTRUECOST:http://www.bpb.de/

shop/lernen/entscheidung-im-unterricht/210606/viel-mode-fuer-wenig-geld-ist-das-fair

UnterrichtsmaterialabKlasse7/8überdieTextilproduktioninBangladesch:http://bangla-

desch.org/informieren/bildungsmaterial/bildungsheft/modul-5-made-in-bangladesch.html

UnterrichtsmodulabKlasse7zur«fairenMode»:

http://www.globales-lernen-schule-nrw.de/uploads/media/Gy-Pol-Wi-5-6-Faire-Mode.pdf

Themenheft«ModeundTextil»desUmweltministeriumsBaWü:https://www.baden-wuert-

temberg.de/fileadmin/redaktion/mm/intern/Dateien/Dokumente/2_Presse_und_Service/Publi-

kationen/Umwelt/Nachhaltigkeit/Themenheft_Textil.pdf

InfografikenzurTextilindustrie:

http://atomodesign.nl/clean-clothes-campaign/

http://atomodesign.nl/wp-content/uploads/2014/01/Infographics-CCC2.jpg

EineWebdokuüberdreijungenorwegischeModebloggerundihreErfahrungenalsTextilarbeiter

inKambodscha(sieheauchstilbrise.de/fast_fashion/stories)

http://www.aftenposten.no/webtv/#!/kategori/10514/sweatshop-deadly-fashion

SchweizerAblegerderCleanClothesCampaign

https://www.publiceye.ch/de/themen-hintergruende/konsum/mode/

bzw.

https://www.publiceye.ch/de/kampagnen-aktionen/die-wahrheit-hinter-modemythen/

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Interview

In den Augen der Belegschaften ist Bangladeschs Textilindustrie besser als ihr internationaler Ruf. Nazma Akter, eine führende Arbeitnehmervertreterin, beurteilt die Lage im Interview mit Marianne Scholte.

Seit dem Zusammensturz des Rana-Plaza-Gebäudes

im April 2013 waren Sie öfter in Deutschland und

Europa. Interessiert die Realität von Bangladesch

die Menschen hier?

Ich habe da unterschiedliche Erfahrungen. Manche Leute wollen

sich ernsthaft informieren und meine Sicht kennenlernen. Dann

freue ich mich. Wissen weiterzugeben. Aber oft ist, was europä-

ische Experten über unsere Bekleidungsindustrie sagen, sehr

theoretisch. Sie kennen die Praxis unseres Landes nicht. Das ist

frustrierend, denn wir wissen, was wir brauchen und was zu tun

ist! Es bringt wenig, wenn Europäer oder Amerikaner versuchen,

etwas zu tun, das zwar ihren Vorstellungen, aber nicht unserer

Wirklichkeit entspricht. […] Wir sollten uns darauf konzentrieren,

was die Arbeitnehmer brauchen.

Westliche Firmen werden zunehmend aufgefordert,

die Arbeits- und Umweltbedingungen in der gesam-

ten Lieferkette zu zertifizieren. Bringt das nichts?

Die Lieferkette ist sehr komplex und läuft durch viele Länder. Ich

glaube nicht, dass weitere Prüfungen und Inspektionen die Prob-

leme lösen. […]

Auch öffentliche Kampagnen gegen einzelne westli-

che Marken und Händler haben nichts bewirkt.

Das stimmt. Ich wurde schon oft nach Europa oder Amerika

eingeladen, um mich an Kampagnen gegen bestimmte Firmen

und Marken zu beteiligen. Ich habe das nie getan, weil es den

Arbeitern nicht hilft. Die Firmen steigen einfach auf einen neuen

Zulieferer um, wenn schlechte Arbeitsbedingungen in einem

Werk publik werden, und die Arbeiter verlieren dann ihre Jobs.

Bisweilen haben westliche Beschaffer schlechte Publicity auch

genutzt, um Preise weiter zu drücken – und die Arbeitsbedingun-

gen wurden noch schlimmer. Einzelne Unternehmen anzugreifen

hilft weder unserer Industrie noch ihren Belegschaften. Kampag-

nen greifen oft Billiganbieter an, was nicht fair ist. Schauen Sie

mal, wer Kleidungsstücke von Tazreen und Rana Plaza bezogen

hat: Discounter ebenso wie europäische Edel-Marken. Manchmal

scheint mir, Kampagnen erleichtern es multinationalen Unterneh-

men sogar, Ausbeutung zu verschärfen. Das Problem ist, dass

keiner sich darum schert, was die Belegschaften brauchen.

Was brauchen sie denn?

Unser Arbeitsrecht ist recht gut, aber es wird kaum angewendet.

Es muss umgesetzt werden. Wir akzeptieren die Gesetze sowie

die ILO-Abkommen, die unsere Regierung ratifiziert hat. Wir brau-

chen keine zusätzlichen Regeln. Wer Arbeitnehmern in Banglade-

sch helfen will, muss auf der Geltung unseres Rechts bestehen.

Was soll die Betonung internationaler Standards? Weltweit gilt

fast überall die Fünf-Tage-Woche. Bei uns sind sechs Tage normal.

Das entspricht unserem Gesetz und die Arbeitnehmerinnen

akzeptieren es. Halten Sie sich an unsere Gesetze! Sie enthalten

Regeln für die Abrechnung von Überstunden, Mutterschaftsur-

laub, Kinderbetreuung und so weiter. Den Gesetzen muss endlich

Geltung verschafft werden – genau daran hapert es.

Gesetzen Geltung verschaffen

Nazma Akter

ist Gründerin und Geschäftsführerin der AWAJ-Foudation,

die die Rechte der Arbeitnehmerinnen in Bangladesch

verteidigt. «Awaj» bedeutet auf Bengali «Stimme».

[email protected] http://AWAJ.info

Page 26: The True Cost · Der monatliche, gesetzliche Mindestlohn wurde vor dem Hintergrund des Fabrikeinsturzes und der im selben Jahr folgenden massenhaften Protesten, von ca. € 30 auf

Interview 2

Was ist mit den Löhnen? In Europa und Nord-Amerika werden

existenzsichernde Löhne in Bangladesch gefordert.

Ja, die Löhne in Bangladesch sind sehr niedrig. Aber es hilft nicht,

wenn der Westen existenzsichernde Löhne fordert. Unsere Löhne

werden bei Verhandlungen zwischen Regierung, Unternehmern

und lokalen Gewerkschaften festgelegt – und so muss es auch

sein. […] Die nominalen Löhne sind aber nicht das eigentliche Pro-

blem, denn wenn sie heute steigen, steigen morgen die Mieten

und andere Lebenshaltungskosten. Makler, Großgrundbesitzer,

Lebensmittelhändler, Fabrikbesitzer heben sofort ihre Preise an,

wenn der Mindestlohn steigt. Daher bringen Lohnerhöhungen

meist nur wenig.

Warum frisst Inflation Lohnerhöhungen so schnell auf?

Millionen von Arbeitnehmerinnen sind vom Land nach Dhaka und

Chittagong gezogen. Es herrscht entsetzlicher Mangel an Wohn-

raum, Sanitäranlagen, Gesundheitsversorgung, Kinderbetreuung

und so weiter. Wer Geld hat, gibt es auch aus. Und wenn die

Löhne steigen, tun das alle. Aber das Angebot an den Dingen, die

gebraucht werden, steigt nicht. Die Arbeitgeber bauen Fabriken,

aber niemand errichtet Wohnheime oder erweitert Gesundheits-

einrichtungen. Die hygienischen Verhältnisse sind miserabel; es

gibt keine Toiletten und kein sauberes Trinkwasser. Kinderbetreu-

ung? Fehlanzeige. […] Es gibt nicht ansatzweise genügend gute

öffentliche Schulen. Darum geht es.

Wer muss sich darum kümmern?

Wir brauchen keine ausländischen Zertifizierungen und interna-

tionale Kampagnen für existenzsichernde Löhne. Wir brauchen

konkrete Zusammenarbeit, um die Arbeitnehmer besser uu ver-

sorgen. Bangladesch bekommt viel Entwicklungshilfe, und ein

Teil fließt sogar in die Bekleidungsindustrie. Davon sollten Beleg-

schaften direkt profitieren – durch Wohnraum, Schlafsäle, medizi-

nische Versorgung, Toiletten und Schulbildung. Unsere Regierung

kann nicht alles allein stemmen. Markenhändler und -hersteller

müssen im Rahmen von Corporate Social Responsibility auch

etwas beitragen. All das muss in öffentlich-privaten Partnerschaf-

ten angegangen werden. […] Die Regierung muss Recht durchset-

zen. […] Und die Gewerkschaften müssen darauf achten, dass das

passiert.

Sind die Gewerkschaften nach Rana Plaza dafür

stark genug?

Es gibt Fortschritte. Wegen des Abkommens zu Feuer- und Gebäu-

desicherheit in Bangladesch, einer weitreichenden und histo-

risch wichtigen Übereinkunft internationaler und lokaler Partner,

wurden mehr als 1700 Fabriken inspiziert. Oft waren örtliche

Gewerkschafter und Aktivisten beteiligt. Sie werden auch nötige

Baumaßnahmen überwachen. Das stärkt die Stellung der Gewerk-

schaften in den Betrieben. Seit Rana Plaza werden sie nun in mehr

als 200 Fabriken anerkannt. Das ist enorm. […] Trotzdem gibt es

noch viele Probleme. Manche Gewerkschafter wurden entlassen,

andere beschimpft oder tätlich angegriffen, und es wurden fal-

sche Anklagen erhoben.

Sie wurden vor 30 Jahren Textilarbeiterin und sind

seit 25 Jahren aktive Gewerkschafterin. […] Wie hat

sich die Lage im Laufe der Jahre geändert?

Als ich in der Fabrik anfing, in der auch meine Mutter arbei-

tete, wurde die Belegschaft schlimm behandelt. Frauen wurden

beschimpft, geschlagen und sexuell missbraucht. Das ist zum

Glück kein großes Thema mehr. Es gibt jetzt auch weniger

Überstunden. Früher hat sich niemand an das Gesetzt gehal-

ten. Sieben Tage die Woche und Arbeiten bis Mitternacht waren

üblich. Heute ist vieles besser. Im Schnitt arbeiten Näherinnen

jetzt sechs Mal pro Woche zehn Stunden täglich. Die Schichten

dauern zehn, aber manchmal auch zwölf Stunden. 14 Stunden

gibt es kaum noch. Heute geben 70 Prozent der Betriebe Mut-

terschaftsurlaub und die Bedürfnisse von Schwangeren werden

anerkannt. Das war früher anders.

Warum ist es besser geworden?

Das Bewusstsein der Arbeitnehmerinnen ist gewachsen. Und sie

erhalten rechtliche Unterstützung. Sie erheben ihre Stimme und

fordern Rechte ein. So haben sich die Dinge gewandelt. Heute

sind berufstätige Frauen in Bangladesch stolz auf ihre Unabhän-

gigkeit, ihr Einkommen und auf ihre Beiträge zu Familienhaus-

halt und dem volkswirtschaftlichen Erfolg. Wir hängen von dieser

Branche ab, und wir bestehen darauf, dass unsere Rechte res-

pektiert werden.

Quelle: Marianne Scholte: Gesetzen Geltung verschaffen.

In: E+ Z 2/2015, S.20 – 21 (gekürzte Fassung)