Theatrium ausgabe01 2016
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Transcript of Theatrium ausgabe01 2016
AUSGABE 01.2016
LEITTHEMA
THEATERFESTIVALSFESTIVALKULTUREN * FEEDBACK-KULTUREN
HERAUSGEBER
THÜRINGERTHEATERVERBAND
ZEITSCHRIFT
DER FREIEN THEATERSZENE THÜRINGEN
WEITERE THEMEN:WILDWECHSEL /// TREFF JUNGES THEATER ///
DASARTS FEEDBACK-METHOD /// AVANT ART FESTIVAL 2016/// MADE IN HESSEN /// BASISLAGER /// TOHUWABOHU MEININGEN
Verehrte Leserschaft,
wir üben Verzicht! Wir räumen den
Platz des Editorials für einen leicht ver-
späteten - und deshalb nicht mehr er-
warteten - Beitrag über einen „einsamen
Thüringer“ und seine Kongreßer-
fahrungen in der Großstadt. Somit nur
ein Satz zu dieser Festivalausgabe:
Festivals verbinden Menschen und
Kulturen und das Theater und wir sind
und bleiben weltoffen, dialogbereit und
gastfreundlich.
Ich hatte mir vorgenommen, soviel
wie möglich zu besuchen und mitzu-
nehmen. War ich doch zum ersten Mal
bei a) einem Kongreß dieser Größen-
ordnung und b) einem BuFT-Kongreß
und c) einem Kongreß überhaupt. So
war ich auch einer der ersten Teilneh-
mer vor Ort – erhielt jedoch gleich die
Mitteilung, dass das Arbeitstreffen
„Förderstrukturen in Ländern und
Kommunen“, für das ich mich angemel-
det hatte, derart nachgefragt wäre,
dass beschlossen wurde, dieses nur
dem Kreis derer zu öffnen, die selbst an
der Vergabe von Fördermitteln beteiligt
seien. Also nicht mir. Aha. Alternativen
waren: „Initiative Honoraruntergrenze“
(Anmeldung erforderlich) und „Perfor-
ming Arts in Europe“ (Anmeldung er-
forderlich). Letzteres hätte noch freie
Plätze. Ein Blick in die Seminarhalle
bot eine endlos lange Tafel, proppevoll.
Okay. Ich habe mich dann mit meinem
Stift in eine Ecke verzogen und Kon-
zepte für noch zu beantragende Projek-
te geschrieben. Das klappte. Sehr gut
sogar. Auch ohne Voranmeldung.
Später wurde mir dann erzählt, dass
das von mir ursprünglich gewählte Ar-
beitstreffen doch noch Kapazitäten ge-
habt hätte. Erste Erkenntnis: nicht
überall dort, wo man sich angemeldet
hat, kommt man rein. Zweite Erkennt-
nis: man kommt dorthin, wofür es eine
Anmeldung braucht, auch ohne An-
meldung. Dritte Erkenntnis: nicht alles
glauben. Selber nachsehen. Vierte Er-
kenntnis (nach einem Blick in das 345
Namen umfassende Teilnehmerver-
zeichnis): es sind erstaunlich wenige
Darsteller hier. Weitaus mehr ist der
produzierend-produktions-projektlei-
tende-organisatorische-administrative
Bereich vertreten.
These: Die Darsteller können es sich
zeitlich und finanziell nicht leisten, hier
zu sein. Sie müssen Einnahmen erwirt-
schaften. Erweiterung der These:
Thüringer müssen noch mehr erwirt-
schaften.
Zur Eröffnung wurde dann ab 18 Uhr
in die große Halle gebeten, begrüßt von
Amelie Deuflhard (Intendantin Kamp-
nagel) und Alexander Opitz (bis dato
Vorsitzender des BuFT). Der neue - im
Vorfeld des Kongresses gewählte -
BuFT-Vorstand wurde vorgestellt, dem
alten gedankt. Diverse Redebeiträge,
danach Käse und Wein. Mal preiswert,
weil gratis. Als - wahrscheinlicher -
Ausgleich zu den exorbitanten Preisen
für Getränke und Suppe über die Kon-
greßverköstigung. Aber das sahen Ver-
treter aus Thüringen und dem Saar-
land diametral anders. Fünfte Erkennt-
nis: Ein Capuccino auf Kampnagel
bewegt sich preislich zwischen Thürin-
ger und Saarländer Einkommensver-
hältnissen und Konsumgewohnheiten.
Fünf Erkenntnisse und eine These
und drei Projektkonzepte an einem Tag.
Nicht schlecht.
Zweiter Tag. „Rahmenbedingungen
für Projekte Kultureller Bildung mit
Mitteln der Darstellenden Kunst“ (Ar-
beitsgruppe), moderiert von Prof. Dr.
Gerd Taube. Kurz und schwierig: was
sind denn überhaupt die geeigneten
Rahmenbedingungen und wer legt das
02 24
fest? Letztlich nur die Künstler als die
in ihrem Bereich wahrscheinlich kom-
petentesten Partner selbst. Weiter: „Re-
flektion künstlerischer Verhaltenswei-
sen in der Arbeit mt Kindern und Ju-
gendlichen“ (Workshop) mit Prof. Dr.
Dorothea Hilliger. War glücklicher-
weise viel praktischer, als der Titel ver-
muten ließ. Für mich und meine Arbeit
sehr erhellend. Zum Abschluß eine
Podiumsdiskussion „Theaterstruktu-
ren der Zukunft“, in deren Verlauf Prof.
Dr. Wolfgang Schneider fragte, wann
denn die Freien Gruppen endlich auf-
begehren würden mit dem Verweis auf
kulturpolitische Diskussionen in ande-
ren Ländern, in deren Verlauf auch
schon 'mal Tische zerlegt würden. Nein,
hierzulande geht man lieber diploma-
tisch vor. Später dann Konservenmusik
und Kürbissuppe.
Dritter Tag: „Let's talk about money“
(Workshop) moderiert von Sören
Fenner (theaterjobs.de) mit u.a. Anna
Mareike Holtz vom Büro ehrliche ar-
beit, die ihr Produktionsbüro und des-
sen Arbeitsweise vorstellte. Reges In-
teresse. Sowas geht! Kann funktionie-
ren! Ohne Hierarchie! Mit Transparenz!
Weitere Fragen und Themen: wie kann
man womit an die Öffentlichkeit treten,
um auf die prekären (Finanz-) Situa-
tionen der Freien Szene aufmerksam zu
machen? Einen Tag bundesweit gar
nicht spielen und dies natürlich vorher
oder auch gerade nicht kommunizie-
ren? Nur zur Hälfte spielen? Bis hierher
hat das Geld gereicht? Oder einen Vor-
stellung ohne Text, die andere ohne
Kostüm, eine andere ohne Bühnen-
bild? Mein Zeichenlimit winkt. Daher:
Sehr viele Inhalte für drei Tage und so
viele Teilnehmer. Wichtig: Vernetzen!
Austauschen! Diskutieren! Auch und
gerade kontovers!
Gewonnen: viele Eindrücke und Er-
kenntnisse; und einen schönen Ver-
sprecher erlebt: „So, dann stelle ich
Ihnen 'mal das Publikum vor...“ Ange-
sprochen war das Publikum und ge-
meint das Podium. Aber schön, die Vor-
stellung, das Publikum würde vorge-
stellt und man lernte es endlich
kennen...
... STATT EINES EDITORIALS.
EIN THÜRINGER IN HAMBURGzu Gast auf dem Bundeskongress des BuFT„vielfalt gestalten – frei und fair arbeiten“ 15.-17.10.2015
von Patrick Jech
BUFT-KONGRESS.
FESTIVALARBEIT.
MADE IN HESSEN.
FESTIVALUMSCHAU.
22. TREFF JUNGES THEATER.
IM BILD.
DASARTS.
BASISLAGER.
IM KURZPORTRAIT.
WILDWECHSEL.
FESTIVALAUSSCHREIBUNGEN.
EIN THÜRINGER IN HAMBURG.
MAL SCHAUEN, WAS DIE ANDEREN MACHEN GASTAUTOR CHRISTIAN HOLTZHAUER
EIN FESTIVAL-INTERVIEW
NICE TO HAVEGASTAUTOR STEPHAN SCHNELL
EIN INTEGRATIONSVERSUCH
SZENENKALEIDOSKOP
FEEDBACK-METHODGASTAUTORIN LEILA ANDERSON
WIR WOLLEN MIT EUCH REDENGASTBEITRAG BASISLAGERTEAM
TOHUWABOHU MEININGEN
RETROSPEKTIVE
AVANT ART & AMARENA
FESTIVALLANDSCHAFTEN
AUSGABE 01.2016
02
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07
08
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14
18
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IMPRESSUM
HERAUSGEBER:
REDAKTION: Mathias BaierFelix SchölzelFrank Grünert und Gastautoren
SATZ /LAYOUT:Florian Hohmann
TITELFOTO:Marius Luhn(Vergraben - stellwerk Weimar)
AUFLAGE: 2000
GESCHÄFTSSTELLETHÜRINGER THEATERVERBAND
VORSITZENDER:Frank Grünert
GESCHÄFTSFÜHRER:Mathias Baier
FSJ KULTUR:Felix Schölzel
ANSCHRIFT:Thüringer TheaterverbandStadthaus / Platz der OdF 107407 Rudolstadt
Telefon 03672/412072Telefax 03672/414958info@thueringer-theaterverband.dewww.thueringer-theaterverband.de
SPRECHZEITEN:Mo. bis Fr. von 9 bis 13 Uhr
FÖRDERUNGThüringer StaatskanzleiAbteilung Kultur und Kunst
THÜRINGERTHEATERVERBANDMitglied im Bund Deutscher AmateurtheaterMitglied im Bundesverband Freie TheaterMitglied im Kulturrat Thüringen
INHALT
Festivalarbeit zwischen lokaler Verankerung und überregionalem Anspruch
Ich gebe zu: ich bin befangen. Über
Aufgaben, Besonderheiten und Poten-
tiale von Festivals nachzudenken, lässt
sich für mich nicht davon trennen, die
eigene Arbeit für das Kunstfest Weimar
zu reflektieren. Hinzu kommt: Obwohl
ich seit über zwei Jahren in Thüringen
lebe, habe ich immer noch das Gefühl,
hier neu zu sein. Das mag auch daran
liegen, dass ich nicht viel Zeit vor Ort
verbringe. Zwar bildet die Stadt
Weimar, in der ich wohne, den Bezugs-
rahmen für meine künstlerische Arbeit.
Zugleich versuche ich jedoch, das
Kunstfest in der überregionalen und
internationalen Festivallandschaft zu
positionieren und bin deshalb zwangs-
läufig viel unterwegs. Vielleicht ermög-
lichen es aber gerade diese Reisen, hin
und wieder einen frischen Blick auf die
hiesige Kulturlandschaft zu werfen.
PLATTFORMEN FÜR AUSTAUSCH
UND VERNETZUNG
Die Zahl der Festivals nimmt seit
Jahren zu - nicht nur in Thüringen.
Dafür mag es viele Gründe geben. In
Thüringen, so scheint mir, spielt oft-
mals die Hoffnung eine Rolle, durch die
Einrichtung neuer Kulturangebote die
touristische Anziehungskraft bestimm-
ter Regionen zu erhöhen. Das ist legi-
tim, denn zweifelsohne tragen Festivals
zur Attraktivität ihrer Standorte bei.
Dennoch haben sie für mich zuerst eine
künstlerische Funktion - und eine kul-
turpolitische.
Wie viele andere gesellschaftliche
Bereiche auch, wird die Kulturland-
schaft in Deutschland von starken
(starren?) Institutionen geprägt. So ist
auf dem Feld der darstellenden Künste
das Stadttheater der Regelfall. Diese
Institutionen produzieren vor allem für
den eigenen Bedarf. Der Austausch mit
anderen Produktionsformen nimmt
zwar zu, ist aber immer noch die Aus-
nahme. Auch der internationale Aus-
tausch, den man eigentlich im Zeitalter
der Globalisierung für eine Selbstver-
ständlichkeit halten sollte, findet kaum
statt, da eine geeignete Infrastruktur
(Räume und Geld) oftmals fehlt. Gerade
im Osten der Republik ist dieser Mangel
spürbar. (Ich finde es in diesem Zusam-
menhang bezeichnend, dass es in der
seit dem Sommer 2015 geführten
„Thüringer Theaterdebatte“ nur um die
Stadt- und Staatstheater sowie die
kommunalen Orchester geht. Andere
Produktions- und Präsentationsfor-
men, die ebenfalls unverzichtbar zur
Theaterlandschaft gehören, kommen in
der Diskussion nicht vor.)
Vor diesem Hintergrund wächst
Festivals eine große Bedeutung zu. Wo
sonst kann man internationale Gast-
spiele, weltbekannte Solisten, neu zu
entdeckende Talente oder spartenüber-
greifende Produktionen sehen? In einer
vernetzten Welt gehört die Begegnung
mit anderen als den gewohnten künst-
lerischen Positionen zur kulturellen
Grundversorgung dazu. Davon profi-
tieren nicht nur die Künstler*innen, die
ihre Arbeiten einem größeren Publikum
zugänglich machen können und in der
Begegnung mit anderen Künstler*in-
nen Impulse für ihr eigenes Schaffen
erhalten. Auch das Publikum profitiert
davon. Festivals sind somit gleicher-
maßen Gegenentwurf und notwendige
Ergänzung zu den ganzjährig produ-
zierenden Kulturbetrieben.
Festivals erzeugen einen zeitlich be-
grenzten Ausnahmezustand. Dadurch
gelingt es ihnen Neugier zu entfachen, 04 24
von Christian Holtzhauer
Christian HoltzhauerVorsitzender der Dramaturgischen Gesellschaft und
Künstlerischer Leiter des Kunstfests WeimarFoto: Candy Welz
MAL SCHAUEN, WAS DIE ANDEREN MACHEN
Aufmerksamkeit zu bündeln und
durch die dichte Abfolge verschiedener
Programmpunkte Schwerpunkte zu
setzen und unerwartete Verknüpfun-
gen herzustellen. Ist das Publikum erst
mit dem „Festivalvirus“ infiziert, lässt
es sich auch auf unbekannte, sperrige
und künstlerisch riskante Projekte ein.
Außerdem sind Festivals immer auch
ein soziales Experiment: Sie ermög-
lichen Begegnungen - zwischen den
Künstler*innen selbst, zwischen
Künstler*innen und Publikum, aber
auch zwischen verschiedenen Zu-
schauergruppen.
Zugleich sind Festivals höchst
komplizierte und widersprüchliche Ge-
bilde. Sie versuchen, das Besondere
zum Regelfall zu machen, müssen sich
also ständig neu erfinden. Vernetzung
ist für sie oberstes Gebot, und doch
wollen und müssen sie einzigartig sein.
Sie sind aber auch darauf angewiesen,
in einer an Reizen nicht gerade armen
Kulturlandschaft ihre Wiedererkenn-
barkeit zu bewahren. Da sie stets nur
für einen kurzen Zeitraum sichtbar
sind, müssen sie die Aufmerksamkeit,
die sie brauchen, immer wieder neu
entfachen.
KUNSTFEST WEIMAR - DIE NEU-
ERFINDUNG EINES FESTIVALS
Das Kunstfest Weimar wurde kurz
nach dem Mauerfall von einer illustren
Runde (westdeutscher) Intellektueller
gegründet. Eine ziemlich bildungsbür-
gerliche Veranstaltung muss das in den
ersten Jahren gewesen sein, die den
Geruch, dass es sich um einen reinen
Westimport handelte, der mit der
Lebenswirklichkeit der Einwohner
Weimars nichts zu tun hatte, lange
nicht los wurde. Das einheimische
Publikum freundete sich erst mit dem
Kunstfest an, nachdem Bernd
Kauffmann 1993 die Leitung über-
nahm. Kauffmann brachte vielbe-
achtete Theaterproduktionen und
Tanzgastspiele nach Weimar. Seine
mittelbare Nachfolgerin Nike Wagner
wiederum machte aus dem Kunstfest
ein ambitioniertes Musikfestival, das
sich hoher medialer Aufmerksamkeit
erfreute, allerdings zunehmend den
Kontakt zu großen Teilen des lokalen
Publikums verlor.
2013 wurde ich zum Künst-
lerischen Leiter berufen, im Jahr da-
rauf wurde das Kunstfest als künst-
lerisch eigenständiges Projekt ins
Deutsche Nationaltheater Weimar inte-
griert. Die Aufgaben, die vor uns lagen
bzw. liegen, waren (und sind) nicht
eben klein: die künstlerische Neu-
positionierung des Festivals in einer
mit Kulturangeboten eigentlich über-
versorgten Region, eine sinnvolle
Nutzung der Kooperationsmöglich-
keiten mit dem DNT, der Erhalt und
wenn möglich Ausbau der übrregiona-
len Wahrnehmung, der Aufbau eines
neuen überregionalen Publikumes (die
Fans des Kunstfests von Bernd
Kauffmann waren verschwunden, die
von Nike Wagner vom neuen Konzept
verstört) und zugleich die bessere Ver-
ankerung des Festivals am eigenen
Standort. Denn man kann ein Festival
nicht ohne und schon gar nicht gegen
die eigene Stadt machen. Mich
zumindest würde solch ein Festival
nicht interessieren.
Auch die finanzielle Situation des
Kunstfests - das hat es mit den meisten
anderen Kulturinstitutionen in Thürin-
gen gemein - stellt gelinde gesagt eine
Herausforderung dar. Die nur jährlich
gewährte Projektfinanzierung verhin-
dert langfristige Planung, und obwohl
das Kunstfest aus Thüringer Sicht
geradezu üppig gefördert wird, ist es im
überregionalen Vergleich ein eher
kleines Festival - dafür aber mit großem
Anspruch.
Wir versuchen ein Festival zu ge-
stalten, das die einzelnen Bestandteile
seines Namens - Kunst, Fest und
Weimar - wörtlich nimmt. Es ist ein
Festival für alle Künste, das sich vor der
historischen Kulisse Weimars aus-
schließlich zeitgenössischem Kunst-
schaffen widmet. Zeitgenössisch heißt
für mich dabei: international, sozial
engagiert, spartenübergreifend. Das
Kunstfest versteht sich aber auch als
Fest - als Anlass und als gute Gelegen-
heit also, verschiedene Menschen (etwa
die Einwohner Weimars und die Gäste
der Stadt) miteinander ins Gespräch zu
bringen. Weimar selbst schließlich ist
die Bühne, das Thema und der
Eröffnung Kunstfest Weimar 2015Foto: Candy Welz
05 24
IN EINER VERNETZTEN WELT GEHÖRT DIE BEGEGNUNG MIT ANDEREN ALS DEN GEWOHNTEN
KÜNSTLERISCHEN POSITIONEN ZUR KULTURELLEN GRUNDVERSORGUNG DAZU.
Die enge Zusammenarbeit mit den
verschiedensten Partnern ist uns ein
großes Anliegen - sei es das DNT, sei es
die Bauhaus-Universität, seien es die
vielen alternativen oder soziokulturel-
len Akteure, mit denen wir in den ver-
gangenen Jahren kooperiert haben.
Wir verstehen uns als Partner, nicht als
Konkurrenz zu anderen Thüringer
Kulturinitiativen.
Genau hier müssen wir in Thürin-
gen ansetzen: Wir brauchen mehr Aus-
tausch, mehr Kooperation, mehr ge-
genseitige Kenntnisnahme, weniger
Konkurrenz. Ein erster Schritt könnte
darin bestehen, unsere Kräfte im
Marketing zu bündeln, um auch außer-
halb des Freistaats wahrgenommen zu
werden. Es ist auch an der Zeit, dass
die Thüringer Festivals eine eigene
Interessenvertretung gründen. Und wir
brauchen mehr Selbstbewusstsein. Ja,
wir sind klein, und ja, wir haben wenig
Geld. Aber schließlich kommt es ja
auch noch auf Ideen an. Denn für
bestimmte Fragen könnte Thüringen
tatsächlich zu einer Art Laboratorium
werden: Wie gehen wir mit einer
schrumpfenden und alternden Gesell-
pp
schaft um? Wie steht es
heute um das Verhältnis
von Provinz und Metro-
pole? Stimmt es, dass Ge-
genwartskunst nur in den
großen Städten entsteht
oder gedeiht sie auch im
ländlichen Raum? Wie
können wir mit künst-
lerischen Mitteln die Inte-
gration der neu in dieses
Land kommenden Men-
schen vorantreiben, ohne
die Fehler der Vergangen-
heit zu wiederholen? Zu
diesen (und vielen wei-
teren) Fragen können und
müssen wir uns in un-
serer künstlerischen Ar-
beit verhalten. Über die
Ergebnisse tauschen wir
uns dann auf unseren
Festivals aus.
06 24
Mein Kampf / Rimini Protokoll / Kunstfest Weimar Foto: Candy Welz
2015
Hauptakteur des Festivals. Kunst ist
für mich ein Instrument der Recherche,
mit dem wir die Regeln unseres Zusam-
menlebens untersuchen können. So
nehmen wir mit unseren Produktionen
Weimar unter die Lupe, aber auch die
Themen, für die Weimar steht: Umgang
mit Vergangenheit, Bedeutung von
Geschichte für unsere Gegenwart, Sinn
und Unsinn einer nationalen Identität.
Mit dem Kunstfest wollen wir sol-
chen Kunstformen eine Plattform bie-
ten, die es in Thüringen schwer haben,
wie der zeitgenössische Tanz. Wir laden
überregionale und internationale Gast-
spiele ein, von denen wir glauben, dass
sie sich auf besondere Weise mit
unserem Standort in Beziehung setzen
lassen, und von denen im besten Fall
Impulse für die lokale Szene ausgehen.
Zugleich entwickeln wir mit jungen
Künstler*innen und Initiativen aus der
Region neue Projekte, um zu beweisen,
dass in Thüringen nach wie vor span-
nende Kunst entsteht.
WIR BRAUCHEN MEHR AUSTAUSCH, MEHR KOOPERATION, MEHR GEGENSEITIGE KENNTNISNAHME,
WENIGER KONKURRENZ.
Christian Holtzhauer, geboren 1974
in Leipzig, studierte Theaterwissen-
schaft / Kulturelle Kommunikation
sowie Musikwissenschaft in Berlin und
Toronto. Von 2001 bis 2004 war er
gemeinsam mit Amelie Deuflhard
verantwortlich für das künstlerische
Programm der Berliner Sophiensaele.
Als Dramaturg und Projektleiter
arbeitete er von 2005 bis 2013 am
Schauspiel Stuttgart. Seit 2014 ist er
Künstlerischer Leiter des Kunstfests
Weimar sowie seit 2011 Vorsitzender
der Dramaturgischen Gesellschaft,
einem Netzwerk von Theaterschaffen-
den aus dem gesamten deutsch-
sprachigen Raum.
KUNSTFEST
WEIMAR
19.08. - 04.09.2016 www.kunstfest-weimar.de
Das „Made in Hessen.100% Theater“ ist
eine Art Programmschau des freien pro-
fessionellen Theaters in Hessen. Ihr
nennt es bundesweit einzigartig, womit
ihr auf seinen Gastspielcharakter ver-
weist. Genau genommen ist es dadurch
auch kein Festival im klassischen Sinne.
Was macht es für euch einzigartig und
weshalb habt ihr euch für diese spe-
zielle Präsentationsform entschieden?
Ja, richtig bei „made in Hessen.100%
Theater“ handelt es sich nicht um ein
Festival im übliche Sinne.
Was die Auswahl der gezeigten Pro-
duktionen betrifft - ist es weniger eine
Programmschau, als das Aufzeigen von
„Tendenzen“ - inhaltlicher und ästheti-
scher Art, d.h. mit welchen Themen set-
zen sich die darstellenden Künstler in
Hessen zur Zeit auseinander und in
welcher Ästhetik werden diese umge-
setzt. Immer die Qualität und auch den
Unterhaltungswert dabei im Auge. Um
im nächsten Schritt die passenden Orte
mit dem geeigneten Produktionen zu-
sammen zu bringen.
Auf diese Weise gelingt es das „Thea-
terland Hessen“ besser sichtbar zu ma-
chen, und die Idee von hessischer Iden-
tität mit den darstellenden Künsten zu
schaffen. Diese aufgeführten Aspekte
bilden für uns das Besondere an „made
in Hessen.100% Theater“.
Viele Festivals arbeiten mit komplexen
Rahmenprogrammen,die den Aus-
tausch der Akteure, eine Kultur des
Feedbacks sowie kulturpolitischen Dis-
kurs anregen sollen. Findet ihr hierfür
auch Formate oder spielt dies für euer
Festival keine Rolle?
Der Fokus des Festivals liegt ganz klar
beim Gastspiel. Herausragende Stücke
sollen neuen Zuschauerkreisen zu-
gänglich gemacht werden.
Die intensive kulturpolitische Arbeit ist
während des Festivals nicht so sicht-
bar, aber die Netzwerkarbeit im Hinter-
grund und als Vorbereitung hat einen
enormen Wert. Das Festival bündelt in
einmaliger Weise vielfältige Interessen.
Künstler können on tour gehen und
bekommen angemessene Festgagen.
Veranstalter bekommen neue und gute
Stücke ins Haus, bei einem geringen
finanziellen Risiko. Die Kommunen
und das Land begrüßen den nachhalti-
gen Effekt des Festivals. Besondere -
bereits produzierte - Stücke werden
hier nach der Premiere und den ersten
Spieltagen nochmals ins hessische
Spielprogramm eingebettet. Es sind
z.T. sehr aufwendige Stücke, die ohne
diese Förderung nicht weiter aufge-
führt werden könnten.
Welche Probleme ergeben sich aus dem
Ziel, Stücke möglichst oft an ver-
schiedenen Orten zu zeigen? Gibt es
Kompromisse, die man eingeht oder
auch Verzicht zu Gunsten anderer
Faktoren und Effekte?
Uns geht es darum Abspiel- Strukturen
für die freien Produktionen zu schaffen,
die zur Zeit meist nur 3-4 mal gezeigt
werden und dann im Fundus ver-
schwinden. Es geht darum, dass sich
Orte öffnen, die bis jetzt nicht für freies
Theater zugänglich waren, die aber
einen regelmäßigen Spielplan haben.
Dabei entstehen Probleme, die uns Ab-
stand nehmen lassen, in die Menge zu
gehen. Vielmehr wollen wir an Orte
gehen, die das Stück öfter zeigen wollen
und können oder bereit sind auch un-
terschiedliche Produktionen zu zeigen.
Also fast das Festival im Festival - wo
sich Veranstaltungen bündeln - was
auch regional viel besser beworben
werden kann, als z. B. mit dem großen
Gesamtplakat „made in Hessen“.
An wie vielen Orten habt ihr in diesem
Jahr gespielt? Welche Partnerschaften
geht ihr dafür ein und welche Er-
fahrungen lassen sich darüber teilen?
2015 wurden im Rahmen des Festivals
15 Bühnen bespielt. Eine davon war
das Theaterhaus Jena. Die Partner-
schaften bei diesem Festival sind sehr
umfangreich. Als erstes knüpfen wir
Kontakt zur Intendanz eines Theater-
hauses. Meistens werden wir mit of-
fenen Türen empfangen, denn die Idee
dieser Gastspielreihe ist für alle sehr
einleuchtend. Dann nehmen wir Kon-
takt zur Kulturverwaltung der jeweili-
gen Stadt auf. Es ist uns enorm wichtig,
dass auch die Städte und Gemeinden
von der Veranstaltung wissen und
diese unterstützen. Für 2015 konnten
wir zum ersten mal auch den Thüringer
Theaterverband als Partner gewinnen.
Dies ist eine wunderbare Bereicherung.
Unsere Erfahrungen sind insgesamt
durchweg positiv. Alle Partner sind
gern Teil dieser Gemeinschaft und fin-
den sich auch mit ihren Interessen in
diesem Festval wieder.
Ihr wart 2015 also auch in Thüringen zu
Gast. Das Ensemble von german stage
service, Marburg und unitedOFF pro-
ductions gastierte im Oktober mit „Ei-
gentlich wollte ich nach Finnland!“ im
Theaterhaus Jena. - am Rande bemerkt:
eine großartige und sehr zu empfehlen-
de Darbietung! - aber zurück zum Festi-
val: Expandiert ihr? Oder wird es gar ein
"Made in Hessen - Thüringen"?
Es soll perspektivisch auch über die
Landesgrenzen gehen, deshalb ist die
„Interregionale“ als Untertitel für 2017
angedacht - so wollen wir also auch
2017 Thüringen treu bleiben. Wobei ei-
ne Erweiterung auch noch zu anderen
angrenzenden Bundesländern ange-
dacht ist.
Welche weiteren Perspektiven hat bzw.
plant ihr für das Festival? Gibt es eine
Art Handlungsdruck in Sachen Ver-
änderungen? Welches sind die aktuel-
len und perspektivisch größten Heraus-
forderungen für Euch?
Zunächst einmal muss das Festival als
„Institution“ wachsen und verankert
werden. z.T. gibt es nur ein Gastspiel
pro Kommune. Hier muss eine Verän-
derung bzw. Konzentration stattfinden.
Das Festival soll sich auf bestimmte
Orte konzentrieren, um sein Profil stär-
ker auszubauen und damit auch ein
eigenes Publikum zu generieren. Die
größte Herausforderung ist nach wie
vor: Wie kann man Zuschauer für
Künstler und Stücke begeistern, die
Ihnen nicht bekannt sind?
Gibt es aus euren Erfahrungen in der
Festivalorganisation der vergangenen
Jahre Erkenntnisse mit Blick auf die
grundsätzliche Rolle und Bedeutung
von Festivals?
Die Frage zur grundsätzlichen Rolle
und Bedeutung von „made in Hessen“ -
da sehen wir an 1. Stelle den Aufbau
der Strukturen für Gastspiele, die Be-
fähigung der Gruppen zum Gastieren,
das sich Beweisen der Gruppen bei
anderen Publika und so ein Überleben
von freien Gruppen vor allem durch
Gastspiele national, wie international.
Wann wird das nächste „made in Hes-
sen.100% Theater“ zu erleben sein und
kann man heute schon einen Vorge-
schmack darauf geben?
Wenn alles so läuft wie geplant, wird die
4. Ausgabe des Festivals im Frühherbst
2017 über die Bühnen gehen, als zen-
traler Ort ist das Künstlerhaus Mouson
angedacht. Für 2017 wollen wir ge-
zielter nach inhaltlichen und formalen
Tendenzen in der künstlerischen Arbeit
Ausschau halten und diese auch öf-
fentlich kommunizieren.
Ein Ausblick auf das Festivaljahr 2017
wird es somit erst Ende 2016 geben.
Made in Hessen . 100% TheaterEin Interview mit Katja Hergenhahn und Angelika Sieburg vom Landesverband Professionelle Freie Darstellende Künste Hessen
Eine Festival Umschau
amarena, Wurzelwerk, Theaterwel-
ten Rudolstadt, Kinder-Theater-Fest,
Theatertage am See, Internationales
Theaterfestival Donzdorf, Theatertage
Europäischer Kulturen Paderborn,
Lörrach, Göppingen, Hanau, Bunte
Bühne Fellbach, Baltrum, Wedel,
Lamathea, Avant Art, Sächsische
Amateurtheatertage, Brandenburgi-
sche Amateurtheatertage - diese un-
vollständige, nicht hierarchisch oder
irgendwie wertend gemeinte Auf-
zählung ist das Ergebnis einer spon-
tanen Antwort auf die Frage: Welche
Amateurtheaterfestivals gibt es in
Deutschland? 17 international, na-
tional oder landesweit ausgerichtete
Formate in jährlichem oder zweijähri-
gem Rhythmus durchgeführt mit Wett-
bewerbs- oder Einladungscharakter.
Wer braucht diese und noch mehr
Festivals? Sie kosten (meist) viel Geld,
(in jedem Fall) viel Arbeitszeit und sind
hierzulande vor allem Hochzeiten der
Kritiker und Bedenkenträger. Im Blick
zurück in die Annalen erscheint die
Zahl der Festivals in der Amateur-
theaterlandschaft rückläufig. Ist es,
weil die zeitlichen Spielräume immer
enger werden? Oder ist es eher das
steigende Desinteresse am künst-
lerischen oder kulturellen Austausch?
Die Antwort ist sicherlich verknüpft mit
der Frage nach der Festivalkultur.
Gehören Festivals zum Wesenskern
des Amateurtheaters oder sind sie ein
„nice to have“, ein Ego - booster für die
Macher und im Allgemeinen verzicht-
bar?
Vielleicht hilft ein Blick in die Nach-
barsgärten? In Tschechien dominiert
der repräsentative Wettbewerbs-
charakter. Das organisierte Amateur-
theater ist hierarchisch strukturiert;
alles strebt nach den Weihen, die seit
1931 alljährlich auf dem nationalen
Festival in Hronov verliehen werden.
Das Jiráskův Festival in Hronov bildet
jedoch nicht nur eine künstlerische
Elite ab, es repräsentiert in einer 8 -
tägigen Schau die gesamte Bandbreite
des Theaters. Wer beim großen Finale
in Hronov - beispielsweise in der Kate-
gorie „Theater in Dörfern und Klein-
städten“ mit dem „Goldenen Alois“ aus-
gezeichnet werden will, muss sich bei
mehreren Festivals auf verschiedenen
Levels (lokal und regional) beweisen,
um schließlich auf dem „Halbfinal“-
Festival in Vysoke nad Jizerou von der
Jury für Hronov nominiert zu werden.
Im Verständnis des tschechischen
Amateurtheaters sind Festivals we-
sentlich Wettbewerbe und damit Maß-
stab der künstlerischen Qualität und
zugleich Instrument zur Qualitätsver-
besserung. Dabei ist Hronov mehr als
nur eine Schau der Besten und der
Vielfalt; durch ein umfangreiches Be-
gleitprogramm und zahlreiche Work-
shops ist es Netzwerktreffen und Fort-
bildung zugleich.
Ein anderes Verständnis der Funk-
tion von Festivals prägt die Situation in
Frankreich. Einen nationalen Wett-
bewerb, die Masque d´or, gibt es dort
nur alle 4 Jahre. Im Fokus stehen der
„la fête“ und die Gelegenheit zum Aus-
tausch et „d'aller à la rencontre de
différents publics“. Einer Umfrage aus
dem Jahr 2013 zufolge gibt es in
Frankreich rund 150 Festivals pro
Jahr. Nur wenige dauern eine Woche
oder länger. Die meisten Festivals sind
lokal ausgerichtet: drei, vier Gruppen
aus der näheren Umgebung treffen sich
für ein Wochenende.
Festivals sind mehr als ein nice to
have; sie bilden in vielen Ländern das
zentrale Nervensystem des Amateur-
theaters. In Litauen kommt man gar
auf 200 Festivals; in einem Land mit 08 24
von Stephan Schnell
Stephan SchnellBildungsreferent im Bund Deutscher Amateurtheater (BDAT)
Foto: BDAT
NICE TO HAVE
99 Prozent / spinaTheater - junges ensemble solingen / amarena Festival 2014
Foto: Jörg Sobeck
gerade mal 45 Einwohnern pro km .
Die Relevanz von Festivals hängt also
von der jeweiligen Kulturlandschaft ab.
Festivals sind eine Kommunikations-
form, die das „Andere“ in den Blick
nimmt. Die eigene Perspektive, das ei-
gene Spiel im Verhältnis zur Perspek-
tive anderer, zum Spiel der Anderen zu
erleben, bedeutet für Zuschauer und
Aktive gleichermaßen das potentielle
Ende der Selbstgewissheiten; es birgt
das Risiko der Verunsicherung und ist
damit eben etwas anderes als das sta-
tionäre „Heimspiel“, in dem der Zu-
schauer auf „sein“ Theater und das
Theater auf „sein“ Publikum trifft.
Wie sähe aber ein ideales Festival
aus? Es steht für Vielfalt der Formen
oder rückt eine bestimmte Ausdrucks-
weise in den Vordergrund; es ist Fest
und Wettstreit zugleich. Es ist Reprä-
sentation oder Teilhabe. Es ist Spek-
takel, Diskurs und Aktion. Das ideale
Festival ist immer anders. Idealerweise
gäbe es anstelle eines Festivals das
kontinuierliche Netz einer diversen
Festivallandschaft. Insbesondere für
die Freie und Amateurtheaterszene hat
das Format „Festival“ ein gesteigertes
Potential für künstlerische Innovation
und gesellschaftliche Teilhabe.
Formal und inhaltlich lassen sich
beinahe beliebig viele Festivals „erfin-
den“. Ein Festival setzt mit seinem
Schwerpunkt einen kulturellen und
politischen Akzent, der in seinen Sy-
nergieeffekten die einzelne Aufführung,
das Gespräch oder den Workshop über-
wiegt. Oder um es mit Aristoteles zu
sagen, das Ganze ist mehr als die
Summe seiner Einzelteile.
Eine vielfältige Festivallandschaft ist
auch Ausweis einer aktiven gesell-
schaftlichen, um nicht demokratischen
Teilhabe. Kann es davon ein Zuviel ge-
ben? Oder ist nicht umgekehrt ein
Rückgang von Festivals Ausdruck einer
Übersättigung am Dialog, am Aus-
tausch? Die Reduzierung auf das eige-
ne, das angwöhnte, leicht konsumier-
bare Schauspiel (als Darsteller oder Be-
trachter) kommt damit dem Wunsch
nach Abschottung nahe. Wieviel Welt-
haltigkeit bliebe so noch? Manche
Theaterformen wie das „Mundartthea-
ter“ scheinen für den Austausch jen-
seits der „Scholle“, der eigene Umge-
bung ungeeignet. Wer versteht schon
itzgründisch? Wer das Zwiesler Nieder-
bairisch? Insofern unterscheidet sich
ein Mundart-Festival nicht von einem
internationalen Festival der Weltregio-
nen. Die Angst vor „Unverständnis“ sei
es auf sprachlicher, sei es auf künst-
lerischer Ebene ebnet den Weg zu
einem Unverständnis der Kulturen.
Wer also braucht Festivals? Und
wofür? Auf internationaler Ebene wa-
ren Festivals wie in Hronov, Martin
(Slowenien) oder Kazincbarcika (Un-
garn) lange Jahre Brücken für den Kul-
turdialog zwischen Ost- und Westeuro-
pa. Heute befindet sich Europa in
einem erneuten Transformationspro-
zess. Mit den sozialen und ökonomi-
schen sind es insbesondere die kul-
turellen Verschiebungen, die unsere
Gesellschaften herausfordern. Das
Freie und Amateurtheater als soziale
Kraft darf sich der Suche nach Ant-
worten nicht verweigern; das heißt kon-
kret, es wird neue Wege des kulturellen
Dialogs (er)finden müssen. Das Orga-
nisationsmodell „Festival“ ermöglicht
Freiräume für öffentlichen Dialog, für
Zwischenräume für eine kreative Be-
gegnung, die nicht auf die herkömm-
liche Ordnungsstruktur von Sender
(Theaterschaffender) und Empfänger
(Zuschauer) reduziert bleiben. Diese
Räume zu nutzen, neue zu erfinden
und sichtbar zu machen, wäre ein
Beitrag zu einer offenen Kulturland-
schaft.
KURZ NOTIERT
HERZLICH WILLKOMMEN!
Neumitglieder im
Thüringer Theaterverband
Junge Bühne Hildburghausen
Erst 2015 als kleines, professionelles
Ensemble für Hildburghausen und
die Region gegründet, wurde die
Gruppe bereits im November Ver-
bandsmitglied.www.junge-buehne-hildburghausen.de
Greizer Theaterherbst
Ein wahrhaftes Urgestein der freien
Theaterarbeit repräsentiert dieser
Verein - für seine Region unverzicht-
bar und mit bundesweiter Ausstrah-
lung. Seit 01.01.2016 ist er nun
Mitglied im Landesverband.
www.theaterherbst.de
Helmis Self Theater
Als Pantomime, Clown und Einzel-
künstler ist Clown Helmi (Helmut
Besser) seit 01.01.2016 Verbands-
mitglied
www.helmis-self-theater.de
09 24
FESTIVALS SIND MEHR ALS EIN NICE TO HAVE;
SIE BILDEN IN VIELEN LÄNDERN DAS ZENTRALE NERVENSYSTEM DES AMATEURTHEATERS.
2
Heutzutage kann man ohne zu
übertreiben sagen, dass es nur wenige
Dinge gibt, die mehr als 22 Jahre über-
dauern. Abgesehen von Sandwichkäse
wird alles irgendwann schlecht oder
geht kaputt. Umso mehr freute ich
mich auf ein Event, das schon länger
besteht, als eine durchschnittliche Ehe
in Deutschland. Die Rede ist vom 22.
Treff Junges Theater, der vom 15.10.-
18.10.2015 in der SCHOTTE in Erfurt
stattfand. Ich ging - als Novize - mit ge-
spaltenen Erwartungen in die Veran-
staltung. Einerseits war ich gespannt
auf die jungen Inszenierungen. Ander-
erseits erlebte ich bisher nur größere
Gruppen Jugendlicher, die eher unfrei-
willig aufeinander hockten. Jeder
Schüler, aber auch Pädagoge weiß,
dass das verdammt anstrengend sein
kann. In dieser Hinsicht wurde ich je-
doch überrascht. Einen geselligeren
Umgang mit Fremden des gleichen Al-
ters habe ich selten erlebt. Keine drei
Sekunden nach meiner Ankunft in der
SCHOTTE wurde ich - im bestmög-
lichen Sinne - zwangsintegriert. Das
führte dazu, dass ich mich noch vor der
Eröffnungsveranstaltung sehr aufge-
hoben fühlte.
Der diesjährige Treff stand unter
dem Motto „Schlagschatten“. „Der
Schlagschatten wird auf einem hellen
Hintergrund hervorgerufen, wenn das
Objekt davor von einer nahezu punkt-
förmigen Lichtquelle beleuchtet wird.“
So steht es jedenfalls bei Wikipedia.
Wenn man den näheren Bezug zum
Motto herstellen möchte, ist der näch-
ste Satz im Artikel jedoch aufschluss-
reicher. „Dieser Schatten ist bemer-
kenswert scharf und wird daher vom
Betrachter besonders intensiv wahr-
genommen.“ ... und Gelegenheiten zur
scharfen Wahrnehmung bot das
Theatertreffen einige.
Beworben hatten sich zwölf Insze-
nierungen aus Eisenach, Erfurt, Jena,
Nordhausen, Rudolstadt und Weimar.
Von diesen wurden sechs Stücke von
einer unabhängigen Jury ausgewählt.
Da der Auftritt des „Theater am Markt“
aus Eisenach ins Wasser fiel, waren
„nur“ noch Erfurt, Nordhausen und
Weimar vertreten. Dennoch sorgten die
fünf verbliebenen Stücke für Vielfalt
und Abwechslung. Von eher konven-
tionellem Theater, über Performances
bis hin zu Theaterexperimenten wurde
vieles geboten.
Zu den tradierteren Inszenierungen
zählte bspw. „Liebe Jelena Sergejew-
na“. Mit dem hochaktuellem Thema
und kontroversen Figuren lieferte der
„Theaterjugendclub des Theaters
Nordhausen“ ein tolles Eröffnungs-
stück ab. Den performativen Part
brachte das „stellwerk - junges theater
weimar“ ein. Mit „be|hei|ma|ten er-
schufen die drei jungen Perfor-
merinnen eine wahrhaft heimelige At-
mosphäre im Theatersaal. Die Grenze
zwischen Bühne und Tribüne, zwi-
schen Schauspieler und Publikum
wurde überwunden und der Zuschauer
wörtlich und metaphorisch von Anfang
an in das Stück hineingezogen.
An der zweiten Inszenierung vom
„stellwerk - junges theater weimar“,
schieden sich die Geister. Was die einen
als übertriebene, unnötige Elemente
empfanden, sahen andere als tief-
greifende Symbolik. Spielweise und
Mittel wie bspw. das Geigenspiel mit
Rücken zum Publikum, die rote Farbe
auf weißer Leinwand, die ruckartigen,
unnatürlichen Bewegungen gemischt
mit passender Musik und eindrucks-
vollen Lichteffekten, kreierten eine ver-
störende, leicht manische Atmosphäre.
Die Inszenierung „Winter“ bewirkte so
die stärksten Reaktionen beim Publi-
kum.
Das bildgewaltigste Stück bot die
Inszenierung: „Antigone“, von der
„SCHOTTE aus Erfurt“. Aufgrund der
enormen spielerischen und an das
Publikum übertragenen Energie, wel-
che durch den Chor und die großarti-
gen musikalischen Untermalung trans-
portiert wurde, für mich eines der be-
wegendsten Stücke.
Das witzigste Stück des 22. Treff:
Junges Theater Thüringen bot mit: „Per
Anhalter durchs Theater“ ebenfalls der
Gastgeber aus Erfurt. Eine großartige
Inszenierung, die ihre Zuschauer so
heftig zum Lachen brachte, dass zahl-
reiche Besucher sich wahrhaft zu
Tränen lachten. Auch an dieser Stelle
noch einmal ein großes Lob an die
sieben tollen jungen Schauspieler und
das Inszenierungsteam.
Doch der Treff ist wesentlich mehr
als eine reine Stückeschau: Nach den
einzelnen Aufführungen trafen sich die
Festivalteilnehmer - zu denen ich quasi
ohne Referenzen gehörte - in so ge-
nannten Farbgruppen zusammen, um
über das Gesehene zu sprechen. Im
kleinen Kreis wurden zunächst ver-
schiedene Aspekte, welche einer Farbe
zugeordnet waren, näher beleuchtet
und diskutiert (z.B.: Farbgruppe blau -
über die spielerischen Mittel). In den
Farbgruppen wurden Meinungen,
22. TREFF JUNGES THEATER
Ein persönlicher Integrationsversuch
eines Seiteneinsteigers
10 24
von Felix Schölzel(FSJler im Thüringer Theaterverband)
Hinweise und Kritik zuammengetra-
gen, um damit im großen Insze-
nierungsgespräch (Plenum) bereits
vorreflektiert und themenversiert zu ar-
beiten. Während des Plenums stellen
sich die Darsteller dem Feedback und
der Kritik der jungen Theaterschaf-
fenden und des Publikums. Dieser Aus-
tausch verlief äußerst harmonisch und
konstruktiv. Das Farbgruppenkonzept
funktionierte gut und kürzte den
enormen Gesprächsbedarf auf das Nö-
tige. Dennoch wurden die eingerech-
neten Zeiten ein ums andere Mal über-
zogen.
Wem die Plena dennoch zur Diskus-
sion der Stücke nicht genügten, hatte
die Möglichkeit die Gespräche auf die
Abendstunden auszuweiten. „Die
SCHOTTE“ bot dafür und für weitere
Unterhaltungsbedürfnisse ein all-
abendliches „offenes Foyer“, in dem
man den Tag bei Schnittchen und alko-
holfreien Getränken Revue passieren
lassen konnte.
Am Tage, zwischen Inszenierungen
und Plena, boten Jugendliche der
„SCHOTTE“ Improvisationsspiele an,
welche versiert moderiert wurden und
selbst mir - als Bühnenunerfahrenen -
sehr viel Spaß brachten.
Die Teilnehmer waren also auch
außerhalb des Theatersaals stets
beschäftigt und aktiv. So war der Treff
trotz des Spaßes und der neuen Be-
kanntschaften vor allem ein Podium für
intensiven Gespräche, für Austausch
und fachliche Neueinflüsse. Und
natürlich ein Fest des qualitativ
hochwertigen Theaters von Kindern
und Jugendlichen.
Letztlich war der Treff Junges Thea-
ter auch ziemlich anstrengend und so
entdeckte ich am Samstagabend schon
leichte Schlagschatten unter meinen
Augen. Die vielen Eindrücke in der irr-
witzig kurzen Zeit hatten mich ein
wenig mitgenommen. An das wilde,
schlaflose Theaterleben muss man sich
als Neuling halt erst gewöhnen.
Abschließend bleibt mir zu sagen,
dass mir keine bessere Plattform für
junges Amateurtheater vorstellbar
scheint. Impulse, Meinungen, Ideen
und Kontakte wurden ausgetauscht
und sich auch einfach einmal gegen-
seitig Respekt ausgesprochen. Ich habe
sehr viel erhalten und mitgenommen
und möchte zum 23. Treff in 2017
unbedingt wieder dabei sein.
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/
Schatten #Schlagschatten)
STELLUNGNAHME
Thüringer Theaterverband
zum Treff Junges Theater
Der Treff Junges Theater ist das Netz-
werk- und Arbeitstreffen des Kinder-
und Jugendtheaters in Thüringen. Er
ist somit weit mehr als ein Festival; viel-
mehr eine soziale und integrative Platt-
form. Sein Fortbestehen, seine Inten-
tionen und seine Qualität sind aktuell
und perspektivisch gefährdet.
Bedingt durch eine deutlich ver-
schlechterte Förderung des Projektes
mussten u.a. die Teilnehmerzahlen re-
duziert und Teilnehmerbeiträge erho-
ben werden. In beiden zwangsläufigen
Maßnahmen sehen wir eine Gefähr-
dung der Festivalintention und das
Brechen fundamentaler Grundsätze
der Jugendhilfe bzw. der kulturellen
Jugendbildung. Freiwillig kulturell und
gesellschaftlich engagierte Kinder und
Jugendliche werden latent - auf Grund
finanzieller Möglichkeiten - ausge-
schlossen. Es wird ein monetärer Aus-
grenzungsfaktor geschaffen.
Wir erwarten, dass der Treff Junges
Theater - als zentrales Projekt zur kul-
turellen Bildung - erneut als eigenstän-
diges Vorhaben in den - aktuell in Fort-
schreibung befindlichen - Landesju-
gendhilfeplan für 2017-2021 integriert
und damit in einem zweijährigen Tur-
nus durchgeführt werden kann. Daran
knüpft sich der Wunsch, dass seine Fi-
nanzierung durch das Land Thüringen
mindestens in Höhe des ehemalige
Niveaus (2010) erfolgt. Der Etat des
Kinder- und Jugendtheatertreffens
sollte so auskömmlich gestaltet sein,
dass keine Teilnehmerbeiträge erhoben
werden müssen.
Wir möchten die Fortsetzung des Dia-
logs zwischen den Entscheidungsträ-
gern des Landes und den Akteuren des
Projektes anregen und sind zu einer
Beteiligung daran stets bereit.
11 24
KEINE DREI SEKUNDEN NACH MEINER ANKUNFT IN DER SCHOTTE WURDE ICH
- IM BESTMÖGLICHEN SINNE - ZWANGSINTEGRIERT.
Winter / stellwerk - das junge theater weimarFoto: Marius Luhn
alles beginnt c ch o haotis der wenn wir worte wären (theater der stadt Gotha)
Foto: Bernd Seydel
Bei der Feuerwehr wird der Kaffee kalt (schwarzweissfigurentheater)
Foto: Anja Daniela Wagner
Der kleine Prinz (Junge Bühne Hildburghausen)Foto: Dietmar Hiergeist
Sturm und Zwang(Die Schotte Erfurt)Foto: Lutz Edelhoff
Lysistrata(ReAktionsraum Rudolstadt)Foto: Davide Tremolada
Die lächerliche Finsternis(Theaterhaus Jena)Foto: Joachim Dette
Das besiegelte Labyrinth(stellwerk Weimar)Foto: Marius Luhn
Ein Winter. Ein Märchen. Ein Wunder.(Tohuwabohu Meiningen)Foto: Dietmar Hiergeist
SZENEN.KALEIDOSKOP
Der zweite Schuss (theater-spiel-laden Rudolstadt)
Foto: Alexander Stempelwitz
Der eingebildete Kranke (Theater am Markt Eisenach)Foto: Sascha Willms
Im Land des senkrechten Lächelns (Theater am Markt Eisenach)
Foto: Sascha Willms
Gretchen 89 FF(Die Schotte Erfurt)Foto: Lutz Edelhoff
Der zweite Schuss (theater-spiel-laden Rudolstadt)
Foto: Alexander Stempelwitz
Die Zofen(Theaterhaus Jena)Foto: Joachim Dette
Der Zauberer von Oz(stellwerk Weimar)Foto: Marius Luhn
An introduction
WHAT DO WE WANT FROM FEED-
BACK AND HOW DO WE GET IT?
Giving and receiving feedback is a
crucial part of making theatre. We
make theatre as a way to connect and
communicate with other people - to
share an idea, a feeling, an image or a
story. We make theatre for audiences
some friends and colleagues, some
strangers. In the ephemeral moment of
a performance, thoughts and sensa-
tions are experienced by everyone in-
volved. But how can we communicate
these things to each other afterwards?
How can those who make work gain
insight into their creations through the
response of their audience?
Theatre makers need feedback it in
order to gauge the effect of their work
and develop themselves as artists, but
often the ideal situation of feedback is
difficult to find. It is easier to articulate
what kind of feedback we want than it is
to see how we can create ways to get
there.
The DasArts Feedback Method was
born out of need to look closely at the
essential qualities of feedback: What
do we want from it? How do we
currently experience it? And how can
we bridge the gap between our ex-
pectations and our experience using
practical, actionable strategies? In
collaboration with the philosopher
Karim Benammar, DasArts developed a
system of rhetorical tools to deal with
these questions and to focus feedback
on being a stimulating critical exchange
that has the empowerment of the maker
as its goal.
The Method that was developed is
under constant evolution. It was
created for a dynamic multi-discipli-
nary learning environment, and this is
where it is particularly useful: in a
situation in which the practice of
sharing works-in-progress is crucial to
gathering audience responses and
benefiting from the collective creativity
and criticality of the group. But a
learning environment need not be
confined to the space of a school or an
academy. It can be created autono-
mously by any group of curious and
committed people.
In this article, I will outline a few
important elements of the Feedback
Method and give an idea of its practical
application. The best way to learn and
apply the Feedback Method is to book a
group workshop with a facilitator.
Then, through a detailed explanation
and a series of facilitated Feedback
sessions, the tools of the Method are
fully shared.
WHAT IS THE SHAPE OF A FEED-
BACK SESSION?
Making the decision to allocate a
generous amount of time for a
structured and concentrated feedback
session is an important part of re-
claiming the possibilities of what feed-
back can generate. A feedback session
usually takes between 1.5 to 2 hours. In
this time, one work is discussed. This is
often already an unusual experience for
a practising theatre maker. Besides the
amount of time spent, a feedback ses-
sion is always something that is done
by a group. Instead of relying on a few
individual conversations or waiting for
a written review, the feedback session is
a proposition for communal engage-
ment. Both those who give feedback
and those who receive it have particular
responsibilities.
14 24
by Leila Anderson
Leila Anderson (in front)Performance La Traviata and the Beginning of the End
by Ana Wild
DASARTS BACK METHOD FEED
presentation of the
work. It is a chance for
the maker to decide what
con-textualization of the
work is relevant and what
details of their process
are better left out in an
introduction. It is also an
opportunity to let the
group know what stage
the work is in. For
example, at the beginning
of the process, the sceno-
graphic design of the
work may still be taking
form and it would be use-
ful for the audience to
know this.
The Presenter's Quest-
ion is a chance for the
maker to take control of
her feed-back session,
guiding the experience
and attention of the au-
dience into parts of the
work that she decides are
important. It can take
any form. It could be
With the Presenter's Question fresh
in their minds, the audience watches
the work. After, they immediately begin
with the first format - One on One.
Quickly picking a conversation
partner from the audience, the group
divides into couples, who spend ten
minutes in a private part of the space
giving voice to their immediate
responses. The One on One is a chance
to vent gut reactions, ask stupid
questions or try to articulate initial
responses with a conversation partner.
After ten minutes of open, intimate
discussion, the group convenes.
HOW IS THE SESSION FACILI-
TATED?
Gathered on chairs in a circle, the
feedback group faces each other. Out of
the group, one person leads the
session. This person is the Moderator,
who has a very active role: helping
clarify thoughts, checking that the
maker understands everything that is
said, keeping the conversation on track
and reminding the group about the
structure of each format. The Modera-
tor has an eye on the clock and helps to
keep energy and focus as the group
goes through the steps of the Feedback
Method. He also writes up the entire
session on a series of flip chart pages.
WHAT ROLE DOES THE MAKER
TAKE IN HER OWN FEEDBACK
SESSION?
In a typical unstructured group cri-
tique, the maker often feels that they
need to defend their work and their
ideas. This may be the result of
perceived personal attack or the feeling
that they have been misunderstood. In
the Feedback Method, the maker
spends most of the session in silence.
Many makers find this a relief, enjoying
the chance to listen and let go of the
impulse to reply. The implicit contract
15 24
THEATRE MAKERS NEED FEEDBACK IT IN ORDER TO GAUGE THE EFFECT OF THEIR WORK AND
DEVELOP THEMSELVES AS ARTISTS, BUT OFTEN THE IDEAL SITUATION OF FEEDBACK IS DIFFICULT TO FIND.
Together, the group works through a
series of feedback formats. These for-
mats structure the conversation and
often take the form of rhetorical
exercises, requiring the participants to
'play the game'. Positive responses,
criticisms and constructive thoughts
are all given their own place in the
Feedback Method. During the session,
the group works hard to examine their
own ideas, even as they express them.
Feedback-givers are encouraged to
think about how their contribution can
help realize the vision of the maker.
WHAT DOES THE MAKER DO TO
PREPARE?
For the maker, the responsibility is to
look at where they are in their process
and plan what in particular they will
ask the feedback group to focus their
attention on. This is phrased as a
question - The Presenter's Question -
and it is posed to the group before the
phrased as: “How do you experience
the text of the piece?” or “What potential
do you see in the phy-sical language
being developed by the actors?”
Feedback circle -DasArtsFoto: DasArts
WHAT FORMATS ARE USED?
In every feedback session we begin
with two foundational formats: Affir-
mative Feedback and Perspectives. In
Affirmative Feedback, as the name
suggests, feedback-givers comment on
specific elements of the artwork that
'work'. In contrast to a common
rhetorical impulse in ordinary conver-
sation, there is no negative qualifier to
the statements: there is no 'but…'
following the affirmation. Affirmative
Feedback calls for the feedback-givers
to use a standard phrase: “What
worked…” and from there, make a
statement. These are written up by the
Moderator until a list is of created that
is full of precisely noticed and articu-
lated affirmations.
Often, when a loose discussion is
going on between several people, the
same ideas are restated or rephrased.
In a Feedback Session, if someone says
something that you were thinking or
that you strongly agree with, you can
simply say 'Plus 1'. In this way, a tally is
made of common affirmations and time
is spent adding new ideas, rather than
reformulating thoughts that have
already been voiced. For the maker, to
note 'what works' through the eyes of
the audience and recognize which
points are reaffirmed by several people
gives useful insight into the work.
There are several more formats in the
Feedback Method that build on the
initial fundament: Open Questions
which poses precise questions without
requiring their immediate answer;
Point Reflection - which gives space for
lateral associations and the chance for
the maker to map out ideas that are
central to the work and speak about her
choices; Gossip or Discussion Rounds -
which respectively create a closed
'gossip' circle on which the maker can
eavesdrop, or allow the maker to lead a
discussion that goes into deeper
territory; and Tips and Tricks which
results in a practical list of hints,
references and concrete suggestions.
Every session is rounded off with a
Word from the Maker in which she can
reflect briefly on what came out of the
experience. Finally the entire group
spends a quiet time together, writing
individual letters to the maker, in which
they voice last thoughts, personal
stories and associations or elaborate on
specific points they have already raised.
The maker leaves their feedback
session with a thick roll of flipchart
paper and an envelope full of letters. In
the days to come he can read and re-
read in his own time. The process of
sifting through all of the ideas
generated in a feedback session is the
stage that has the biggest impact on the
maker and their work: noticing what is
really valuable and what ideas open
new paths in the work. Also noticing
which things were intriguing, but
which don't have a place in this
particular project. Feedback sessions
can generate new ways of thinking
about the work in question but also
your entire practice. Insights don't only
occur to the maker, but to everyone who
contributes to an engaged and open
session.16 24
IN A TYPICAL UNSTRUCTURED GROUP CRITIQUE,
THE MAKER OFTEN FEELS THAT THEY NEED TO DEFEND THEIR WORK AND THEIR IDEAS.
DasArts Alumni
by Bojan Djordjev
is that, through re-
flecting on the work in
the presence of the
maker but without his
constant active parti-
cipation, feedback-
givers bear the res-
ponsibility of con-
sciously examining
and articulating their
own thoughts, with-
out relying on the
'authority' of the artist.
The silence of the
maker during the
session makes it even
more important for
him to formulate a
clear and concise Pre-
senter's Question.
Leila Anderson (born
1984) is a South African
performance maker and
educator who completed her
undergraduate degree at
the University of Cape Town
and is a current participant
in DasArts Master of Thea-
tre, Amsterdam. She pre-
sents her work in theatres,
museums and public space.
She is interested is in the in-
tersection between aesthe-
tics and ethics: the use of
live performance to create
conscious new forms of
experience, relation and
reflection.
Get in touch with DasArts
to enquire about a
workshop:
The 'Film about Feedback'
is available here:
http://www.ahk.nl/theaterschool
/opleidingen-theater/dasarts-
master-of-theatre/study-
programme/feedback/a-film-about-
feedback/
17 24
ULTIMATELY, THE METHOD AIMS TO MAKE GIVING AND RECEIVING FEEDBACK
AN ENJOYABLE FORM OF CRITICAL ENGAGEMENT.
The Feedback Method is a model for
talking about work that succeeds
through creative thought and con-
centrated discipline. Ultimately, the
Method aims to make giving and re-
ceiving feedback an enjoyable form of
critical engagement.
Lao Wei
performanc by Leila Anderson
Future Read in Concrete and Stone
Performance by Bojan Djordjev
von Constantin Krell, Jonas Feller, Stephan Mahn, Vincent Kresse und Wilhelm Werner Wittig
Das Basislager-Kollektivauf dem Wildwechsel-Festival 2015 in Weimar
Foto: Candy Welz
Nachgespräche sind immer eine
Wertschätzung. Man nimmt sich die
Zeit über ein ästhetisches Produkt zu
reden. Auch im Verriss liegt ein Er-
kenntnisgewinn für Künstler_innen
und Kritiker_innen. Damit dieser aller-
dings als solcher wahrgenommen wer-
den kann, muss man es schaffen, auf
Augenhöhe miteinander zu sprechen.
Dieser Austausch findet jedoch oft
nicht oder nicht in befriedigender Form
in den „offiziellen“/institutionalisierten
Nachgesprächen statt. Spannende Ge-
spräche findet man allerdings in den
„Lästerrunden“ an der Bar, beim Bier
oder in der Raucherecke. Diese Beo-
bachtung führte dazu, dass wir eines
Abends in unserer WG-Küche das
BASISLAGER ins Leben riefen.
Wir sind fünf Jungs, von denen vier
in Hildesheim und einer in Darmstadt
lebt. Wir mögen und machen Theater
und wir haben in unseren Zuschauer-
und Macher-Biografien den Austausch
gerade auf Festivals - über das Sehen
und Machen als einen wichtigen und
produktiven Teil empfunden.
Wir wollen die Privatgespräche, wel-
che es auf einem Theaterfestival immer
gibt, in die Öffentlichkeit holen. Wir
wollen raus aus den dunklen Ecken, in
denen man ohnehin nur mit den Leuten
spricht, die man mag oder kennt. Wir
wollen Gespräche anstiften, zwischen
Zuschauer_innen jeden Alters, Thea-
termacher_innen und Festivalorgani-
sator_innen. Dabei steht die Zeichnung
der Lieblingsszene gleichberechtigt ne-
ben der ausformulierten Kritik. Wir
wollen das Festival erleben und neben
den eingeladenen Produktionen auch
das Festival selbst unter die Lupe neh-
men, seine Strukturen befragen und
diese mit allen Festivalteilnehmenden
zur Disposition stellen. Wir wollen Ge-
sprächsräume schaffen und bieten uns
als angreifbare Gesprächspartner an.
Wir wollen in einen ehrlichen und sub-
jektiven Austausch über Aufführungs-
und Festivalerlebnisse kommen. Wir
wollen diese Gespräche dokumentieren
und dazu einladen, diese immer weiter
zu ergänzen. Wir wollen mit Dir reden.
GESPRÄCHSORTE BEWUSST
SCHAFFEN
Es gibt auf vielen Theaterfestivals
Orte an denen Gespräche automatisch
geschehen. In der Kneipe vor der Ju-
gendherberge, in der Raucherecke, dort
wo es Kaffee gibt. Als BASISLAGER
wollen wir solche Orte ganz bewusst
schaffen und öffentlich zugängig ma-
chen; Orte an denen man ganz natür-
lich und ohne Vorgaben miteinander
ins Gespräch kommt.
So haben wir unsere Zelte u.a. auf
dem Avant Art 2014 in Rudolstadt und
dem Wildwechsel 2015 in Weimar
aufgeschlagen. Dort errichteten wir je-
weils einen zentralen Ort der Begeg-
nung; einen Ort an dem es Kaffee gegen
Spende und Kekse gab, einen Ort der
zum Verweilen einlud. Die Wände die-
ser Orte waren gespickt mit Papier-
bahnen auf denen jede_r Kommentare
zu den erlebten Aufführungen und Fra-
gen an das Festival hinterlassen konn-
te. Wir selbst boten uns als ständige
Gesprächspartner an. So kam man auf
einen Kaffee vorbei und war plötzlich in
lockerer ungezwungener Atmosphäre
mitten im Diskurs. Gemeinsam mit den
Festivalteilnehmenden wuchs durch
die schriftliche Dokumentation an
diesem Ort ein Archiv der geführten Ge-
spräche. Das BASISLAGER war Auf-
enthaltsort, Gesprächsraum und Dis-
kurs-Installation gleichermaßen.18 24
Wir wollen mit euch reden.
WIR SIND DAS BASISLAGER
Festivals brauchen nicht nur mo-
derierte Gesprächsformate, sondern
Orte die dazu einladen ins Gespräch zu
kommen. Festivals brauchen Ge-
sprächsräume, die ohne Strukturen
vorzugeben Impulse für Gespräche bie-
ten und in denen diese gemeinschaft-
lich dokumentiert und archiviert wer-
den. Festivals brauchen Zentren; Zen-
tren die mehr leisten, als die bloße Ver-
sorgung mit Nahrung und Programm-
heften. Das Zentrum eines Festivals ist
der Ort an dem alle Festivalteilneh-
menden zusammenkommen, es ist der
Ort um Gespräche außerhalb des eige-
nen Bekanntenkreises zu führen.
GESPRÄCHE ANSTIFTEN
Es ist immer am einfachsten mit
Leuten die man kennt und von denen
man weiß, was sie mögen, über Theater
zu reden. So entstehen die typischen
Festival-Lästerrunden. Kritik, Fragen
und konstruktive Anmerkungen ver-
bleiben in diesen Runden. Genau diese
sollten aber einer Öffentlichkeit zu-
gängig gemacht und diskutiert wer-
den. Dies geschieht bedingt in institu-
tionalisierten Gesprächsrunden einzel-
ner Gruppen; Für Lehrer_innen, Ju-
gendliche, Theatermacher_innen etc.
Und mit Letzteren sind häufig nur Dra-
maturg_innen, Regisseur_innen und
im besten Fall noch Schauspieler_in-
nen gemeint. Andere Theaterarbei-
ter_innen (Gewerke, Kassen- und Ein-
lasspersonal, etc.) fehlen in diesen Ge-
sprächen ganz.
Beim Avant Art 2014 haben wir
jugendliche Amateur- und erwachsene
Profi-Darsteller_innen zu einem Ge-
spräch eingeladen um gemeinsam über
die Zukunft des Theaters zu sprechen.
Jugendliche und Erwachsene traten so
in einen befruchtenden Austausch der
ohne ein solches Gesprächsangebot
kaum stattgefunden hätte. Solche Mög-
lichkeiten in denen Menschen mit-
einander reden, die sonst kaum mit-
einander ins Gespräch kommen,
braucht es mehr, um die zumeist ge-
trennt agierenden Gruppierungen in
Austausch zu bringen. Denn gerade die
Menschen außerhalb der eigenen
Wohlfühlzone sind es, die einem neue
Sichtweisen und andere Erlebniswel-
ten näher bringen können.
In Gesprächen über Theater mani-
festieren sich häufig Hierarchien, die
Hemmungen schaffen, sich am Ge-
spräch zu beteiligen. Gespräche zwi-
schen allen Festivalteilnehmenden an-
zustiften bedeutet auch, ein gemein-
sames Sprechen auf Augenhöhe zu er-
möglichen. Essentiell ist hierbei die
Frage worüber eigentlich gesprochen
wird. An dieser Frage entscheidet sich
nämlich auch das Wie des Sprechens.
WORÜBER REDEN WIR EIGENT-
LICH?
Wichtig ist die begriffliche Unter-
scheidung zwischen Inszenierung und
Aufführung. Während Erstere auf
Wiederholbarkeit geprobt und angelegt
ist, entsteht Letztere jedes Mal neu in
einem Beisammensein von Zuschau-
er_innen und Akteur_innen im Hier
und Jetzt . Während man also bei In-
szenierungen über Dramaturgien und
Konzepte sprechen kann, spricht man
bei Aufführungen immer über das Ver-
hältnis des Einzelnen mit der Kunst,
die sich ereignet. Jede Aufführung ist
also ein individuelles Erlebnis, dass
sich aus verschiedenen Faktoren für
jede_n zusammensetzt. Wenn also fünf
Zuschauer_innen Hamlet sehen, haben
sie fünf unterschiedliche Aufführungs-
erlebnisse (und auch die Darsteller_in-
nen machen eine je eigene Aufführ-
ungserfahrung).
Spricht man über die Inszenierung
so kann man fragen: Was wollte die
Performance sagen?; Welche Intentio-
nen stehen hinter ihr?, etc.. Inszenie-
rungsgespräche zu führen ist wichtig
(ebenso wie die Gespräche in der
eigenen Wohlfühlrunde ihren Wert
haben), doch entsteht bei diesen Ge-
sprächen ein Gefälle: Die Experten sind
hierbei die Theatermachenden, alle an-
deren versuchen sich in Interpreta-
tionen und Deutungen die mit den Ant-
worten des Produktionsteams abgegli-
chen werden.
Für den Austausch aller ist es pro-
duktiver danach zu fragen, was die Per-
formance mit den einzelnen Personen
gemacht hat. Was ist dir passiert? Wo-
ran erinnerst du dich? Wie geht es dir
jetzt im Vergleich zu vor der Vorstel-
lung? Wenn man über das individuelle
Erleben von Aufführungen spricht, ist
jeder ein Experte für seine eigenen Er-
fahrungen. Nun lässt sich einwenden,
dass solche Gespräche in Schilderun-
gen von Befindlichkeiten abdriften.
SPANNENDE GESPRÄCHE FINDET MAN ALLERDINGS IN DEN „LÄSTERRUNDEN“
AN DER BAR, BEIM BIER ODER IN DER RAUCHERECKE.
19 241 Vgl. hierzu Erika Fischer-Lichte: Ästhetik des Performativen, Frankfurt am Main 2004. sowie Jens Roselt: Phänomenologie des Theaters, München 2008.
1
BASISLAGERFEUER / auf dem Wildwechsel-Festival 2015Foto: Candy Welz
Dem entgegenzuwirken gilt unser In-
teresse. Statt dem üblichen „Wie hat es
gefallen?”-Urteil interessieren uns Be-
schreibungen und die daraus resultie-
rende Erläuterung von Bewertungen.
Im Fokus steht nicht das Erfragen der
Hintergedanken der Theatermacher_
innen, sondern die jeweils individuelle
Wirkung, die die Aufführung auf die
einzelne Person hatte. Dies wiederum
kann von den Produktionsteams als
konstruktives Feedback aufgenommen
werden indem die eigenen Intentionen
mit dem abgeglichen werden können,
was die Zuschauenden in der Auf-
führung erlebt und erfahren haben.
EHRLICHKEIT
Sowohl in moderierten als auch in
privaten Gesprächen legen wir uns als
BASISLAGER absolute Ehrlichkeit auf.
Dies ist der produktivste aber auch
schwierigste Aspekt unserer Arbeit. Es
ist selten leicht zu sagen, dass einem
eine Aufführung gar nicht gefallen hat
und manchmal muss man auch über
seinen eigenen Schatten springen, um
das Gegenteil zuzugeben. Um mit
Fontanes Worten zu sprechen:
„Schlecht ist schlecht, und es muss ge-
sagt werden.“ Gerade in den Erklärun-
gen des eigenen Urteils kann ein großer
Wert für das Gespräch miteinander
liegen. Wenn man sagt, was man erlebt
hat ohne den Kern auszusparen oder
sich in Allgemeinplätzen zu verlieren,
macht man sich angreifbar und darin
liegt ein großer Gewinn. Diejenigen die
etwas präsentiert haben, haben sich
durch ihre Präsentation ebenso an-
greifbar gemacht. Indem man ehrlich
und offen ein Gespräch führt und sich
nicht scheut, in der eigenen Position
angegriffen zu werden, kommt man zu
einem gleichberechtigtem Gespräch.
Im BASISLAGER haben wir damit
gute Erfahrungen gemacht. Mit Ju-
gendlichen des Jugendtheaters stell-
werk kamen wir deshalb ins Gespräch,
da einige von uns Schwierigkeiten mit
ihrer Aufführung (und Inszenierung)
offen kommunizierten. Es entspannte
UM MIT FONTANES WORTEN ZU SPRECHEN:
„SCHLECHT IST SCHLECHT, UND ES MUSS GESAGT WERDEN.“
20 24
sich ein Gespräch über das eigene In-
teresse der Darsteller_innen und die
Inszenierung von Geschlechterbildern.
Die Ehrlichkeit und Bereitschaft die
eigene Meinung öffentlich zu machen,
fordern wir von allen Festivalbesu-
cher_innen. Lobt, wenn es zu loben gibt
und kritisiert, wenn es zu kritisieren
gibt, doch lasst eure Meinung nicht in
der Privatheit verschwinden. Und liebe
Theatermacher_innen, seid offen für
solche Kritik und versucht ihr auf den
Grund zu gehen. Nur wenn beide Seiten
ehrlich und offen sprechen, kann ein
wirklich produktives Gespräch für alle
Beteiligten entstehen.
Wir erwarten Ehrlichkeit auch von
Seiten der Festivalmacher_innen.
Festivals sind ebenso Inszenierungen
die befragt werden sollten. Als BASIS-
LAGER beginnen wir damit schon
während des Festivals und laden alle
ein, sich zu beteiligen.
Die Transparenz des Festivals, seiner
Strukturen und der Entscheidungen
die für diese getroffen wurden, erleich-
tern Gespräche, die sich konstruktiv
mit dem Festival auseinandersetzen.
Wenn man weiß, warum Gruppen aus-
gewählt wurden, kann man auch darü-
ber reden. Wir wünschen uns also, dass
sich auch Festivaljurys und -kurator_
innen angreifbar machen. Klarheit
über die Kriterien (Region, Altersgrup-
pe, Genre,...) hilft, Stücke im Festival-
diskurs einzuordnen und mündet nicht
- anders als wenn behauptet wird, es
wären die künstlerisch herausragend-
sten Produktionen - in Unzufrieden-
heit, Meckereien und Mutmaßungen.
DAS IDEALE FESTIVAL
Wie kann nun aber ein ideales
Festival aus Sicht des BASISLAGERs
aussehen? Vermutlich kann es dieses
nicht geben, doch versuchen wir hier
einmal eine Utopie zu skizzieren.
Schon die Auswahl der Stücke ist
transparent. Auf einer Website kann
man die Bewerbungen betrachten und
per Livestream die Entscheidung der
Auswahljury mitverfolgen. Diese wird
noch mal prägnant in einem Begrün-
dungstext transparent gemacht.
Das Festival beginnt mit einem Akt
des Kennenlernens, bei Essen und
Getränken sitzt man mit den Teil-
nehmer_innen zusammen und hat Ge-
legenheit über das Theater und die Welt
zu reden. An diese Bekanntschaften
kann man später anknüpfen. Die
Stückauswahl ist so, dass wir uns so-
gar im BASISLAGER nicht einig sind,
ob das jetzt das großartigste Stück
Theater des letzten Jahrhunderts oder
einfach nur Müll war. Aber da man alle
bereits kennt und man sich traut, das
Erlebte ehrlich zu schildern, gibt der
Festival-Diskurs für alle Impulse für
das nächste Theater machen und erle-
ben. Es wird nicht nur über Aufführun-
gen sonder auch über Arbeitsbe-
dingungen gesprochen. Der/die Kul-
tusminister_in ist anwesend und trägt
die Anregungen direkt in die Kulturpo-
litik. Zwischendurch sitzt man beim
Catering (zu moderaten Preisen) bei-
sammen und plant die nächsten Pro-
jekte. Ein Festivalzentrum bietet Raum
für Austausch und bringt alle zusam-
men. Am Abend kann man tanzen oder
am Lagerfeuer zusammensitzen. Das
BASISLAGER ist engagiert und hat
einen GameCube mitgebracht und for-
dert anwesende Intendant_innen auf
eine Runde Mario Kart heraus.
Die anwesenden Künstler_innen
können so bezahlt werden, dass die
Teilnahme am ganzen Festival gewährt
ist. Die Eintrittspreise und Verpfle-
gungskosten sind so gestaffelt, dass
sich alle Interessierten den Besuch
leisten können.
Und die Festival-Organisator_innen
wissen um die Wichtigkeit von Nachge-
sprächen und haben dafür genügend
Zeit, Orte und auch Mittel eingeplant.
Dies ist eine Utopie. Das wissen wir.
Aber versuchen wir doch gemeinsam,
diese zu erreichen.
Als BASISLAGER haben wir uns
unter Anderem an den Feedback-
Methoden des Studiengangs Master
of Theatre der Amsterdam University
of Arts (DasArts) auseinandergesetzt.
Diese Methoden möchten wir als
Nachgesprächsmaterial empfehlen.
AdR: Mehr Informationen auf den Seiten 14-17.
Wie viel Regionalität und Identität steckt
in eurer Arbeit?
Die Regionalität hängt ganz vom
aktuellen Projekt ab. Wir versuchen
aber immer wieder, Geschehnisse und
Probleme der Region anzusprechen. So
bringen wir z.B. mit dem seit einigen
Jahren regelmäßig von uns gezeigten
Holle-Spektakel ein bisschen Meinin-
ger Stadtgeschichte auf die Bühne. In
allen unseren Produktionen findet sich
ganz viel Identität unserer jungen
Spieler, da wir unsere Vorhaben immer
gemeinschaftlich auswählen und die
Wünsche, Ideen, Vorstellungen und
Probleme unseres Ensembles ein-
fließen.
Welches war euer letzter Höhepunkt
und kollektiver Glücksmoment?
Unsere Wintermärchen-Inszenierung
„Ein Winter. Ein Märchen. Ein Wun-
der.“ im Jahr 2014/2015, mit der wir
ca. 1000 Zuschauer begeistern konn-
ten. Die Produktion hat uns beim Inter-
nationalen Jugendtheaterpreis Papa-
geno Award den „Großen Preis der
Jury“ und eine Nominierung für das
Theatertreffen der Jugend in Berlin
eingebracht - ein Erfolg, mit dem wir nie
gerechnet hätten.
Welches war euer letzter Tiefpunkt oder
eure kollektive Katastrophe?
Die einschneidenden Kürzungen der
Fördermittel für unsere 21. Theater-
werkstatt im Jahr 2013, die dafür ge-
sorgt haben, dass die Werkstatt zwi-
schenzeitlich vor dem Aus stand. Dank
zahlreicher Unterstützer und vielen,
vielen privaten Spenden konnte die
Veranstaltung dann aber trotzdem
stattfinden (was im Endeffekt dann
auch wieder ein sehr großer Glücks-
moment war)..
Worauf könntet ihr niemals verzichten?
Auf die TOHUWABOHU-Philosophie.
Unsere Arbeit ist geprägt von Zusam-
menhalt, Respekt voreinander und viel
Ausdauer. Außerdem arbeiten unsere
jungen Ensemblemitglieder mit viel
Hingabe, Ideenreichtum und freudiger
Disziplin. Wir sind eine eingeschworene
Gemeinschaft und erleben so viel mit-
einander, dass eigentlich gilt: Einmal
TOHU - immer TOHU.
Was dürfen wir 2016 von euch er-
warten?
Die 24. Theaterwerkstatt SCHAU-
SPIEL vom 18. - 20. März 2016. Eine
„Struwwelpeter“ - Inszenierung des Ju-
gendensembles zum 35-jährigen Jubi-
läum der Theatergruppe, Premiere: 21.
Mai 2016.
Wo wollt ihr in Zukunft stehen bzw. was
sind eure Pläne und Ziele?
Wir hoffen auf eine dauerhaft sichere
Projektmanager-Stelle, damit TOHU-
WABOHU eine Zukunft hat, auch wenn
unsere derzeitige künstlerische Leiterin
Elke Büchner einmal „in Rente“ geht -
damit wir uns auf die nächsten 35
Jahre freuen können. Außerdem
wünschen wir uns, langfristig vielleicht
doch einmal eine eigene Spielstätte zu
bekommen.
Euer letzte Satz (für heute)?
Vorhang auf,
Klappe zu
TOHUWABOHU!
(Unser Schlachtruf, der nach jeder
Vorstellung skandiert wird)
Beschreibt euer Theater / euren Verein
in einem Satz!
Es gibt eigentlich nichts, was ein
solches Unternehmen rechtfertigt und
genau deshalb machen wir es.
Was bewegt und treibt euch dazu an,
Theater zu machen?
Wir haben in erster Linie Spaß und
Freude am Theaterspielen und sehen
das Theater als eine Möglichkeit, sich
mit dem auseinanderzusetzen, was uns
umgibt und bewegt. Auf der Bühne
können unschöne und Krisensituatio-
nen in einem geschützten Raum durch-
gespielt werden. Dabei sind wir immer
wieder auf der Suche nach neuen
Ausdrucksformen und künstlerischen
Mitteln.
Was ist die Zielsetzung eurer Arbeit?
Wir machen Theater von jungen Leuten
für junge Leute unter professioneller
Anleitung. Dabei haben wir einen
hohen künstlerischen Anspruch und
wollen unseren Ensemblemitgliedern
möglichst viel schauspielerisches
Handwerkszeug mit auf den Weg
geben. Unser Motto: Nach dem höch-
sten streben, um nicht das Nötigste
sondern das Möglichste zu erreichen.
Gründungsjahr: 1981 (seit 1993 unter heutigem Namen)Ort: Meiningen
mobiles Theater (keine eigene Spielstätte)
Mitglieder: 50 www.tohuwabohu.jimdo.com
Die drei Musketiere
Foto: Karla Banz
Foto: Dietmar Hiergeist
Ein Winter. Ein Märchen. Ein Wunder.
Foto: Dietmar Hiergeist
THEATER.STECKBRIEF
Tohuwabohu Meiningen
Unter dem o.g. Motto und Anliegen
kamen Theaterfans und Theater-
schaffende vom 25. bis 30.09.2015 in
Weimar zusammen, um gemeinsam
das zweite „Wildwechsel-Festival“ zu
erleben - ein Festival für das profes-
sionelle Kinder- und Jugendtheater im
Osten Deutschlands.
Für Artenvielfalt (Diversität) sorgte
nicht nur die Zusammenkunft freier
Theater und der Stadt- und Staats-
theater, sondern auch die Vielfalt der
vertretenen Bundesländer. Als Gast-
geber (außerhalb des Wettbewerbs)
präsentierten sich das Deutsche Na-
tionaltheater und das stellwerk - jun-
ges theater weimar mit mehreren
Stücken. Mit dem „Theater Nordhau-
sen“ wurde der Freistaat Thüringen
auch innerhalb des Wettbewerbs ver-
treten. Aus Berlin kamen das „Grips
Theater“ das „Theater an der Parkaue“,
die „Deutsche Oper“ und das „Theater
Strahl“. Eine nicht ganz so lange An-
reise hatten das „Theater Junge Gene-
ration Dresden“ und das „Theater der
jungen Welt Leipzig“ aus Sachsen. Mit
dem „Puppentheater der Stadt Magde-
burg“ war auch Sachsen-Anhalt auf
dem Wildwechsel vertreten. Für die
acht Inszenierungen dieser Bühnen
hatte eine Auswahljury, bestehend aus
Thomas Irmer, Tim Sandweg und Otto
A. Thoss, aus knapp 30 Bewerbern
votiert.
Beim „Wildwechsel-Festival“ 2015
drehte sich alles um das Thema Gren-
zen und deren Überwindung. Unter der
Überschrift „ÜBER_GRENZEN“, inter-
pretierten die ausgewählten Stücke
persönliche und gesellschaftliche
Grenzerfahrungen.
Bei einen Diskurs über Grenzen,
insbesondere über Ausgrenzung,
gelangt man zwangsläufig auch zur
aktuellen Flüchtlingssituation. An
Stelle eines moralischen Statements
entschieden sich die Veranstalter für
die - wenn auch sehr kurzfristige - kon-
krete Arbeit mit einigen Flüchtlings-
kindern in Weimar, die der Theater-
pädagoge des stellwerks Christian
Schröter vorsichtig und pointiert in die
Eröffnung des Festivals integrierte.
Dennoch behält die Chefdramatur-
gin des Deutschen Nationaltheaters
Beate Seidel natürlich Recht.: „Kunst
kann reale Grenzen nicht einreißen,
verschieben oder gar außer Kraft
setzen.“ Dementsprechend wurden im
Rahmen des Festivals eher persönliche
Grenzerfahrungen thematisiert und
auf seinen Gesprächsforen und an des-
sen Rande viel über Grenzen dis-
kutiert.
Doch vielleicht ist der Umbruch in
den Köpfen ein nötiger erster Schritt -
wahrscheinlich vorerst wichtiger als
das Einreißen von physischen Mauern.
Theater und besonders Kinder- und
Jugendtheater hat das Potential zu
diesem Gedankensprung einen Teil
beizutragen.
In der Auftaktinszenierung ging es
um die Grenzen, an die Christopher auf
Grund seines Handicaps stößt.
Christopher ist ein 15jähriger au-
tistisch veranlagter Junge der die
Hauptrolle in dem Stück „SUPERGUTE
TAGE oder Die sonderbare Welt des
Christopher Boone“ einnimmt. Im Lau-
fe der Geschichte schafft Christopher
nicht nur einmal den Sprung über die
Grenzen seiner eigenartigen Zwänge
und bietet uns ganz nebenbei einen
nachvollziehbaren Einblick in eine
völlig andere Sicht der Dinge. Der
Ausflug in den Kosmos von Christopher
Boone ist ein präzises, schnelles und
witziges Stück Theater, welches völlig
zu Recht den Preis der Fachjury und
der Kinder- und Jugendjury mit nach
Berlin nahm.
Bei der Auswahl der Kinder- und
Jugendjury musste sich die Insze-
nierung des „Grips Theater“ den ersten
Platz mit dem „Theater Strahl“ teilen.
Denn deren Inszenierung „Am Ende ist
man immer nur wer anderes - eine
Suche zum Thema Sexualität“ über-
zeugte die Kinder- und Jugendjury in
gleicher Weise. Der Inszenierung
gelang es auf sehr humorvolle Art und
Weise Barrieren im Denken über das
Thema Sex aufzudecken, zu themati-
sieren und einzureißen. Die authen-
tische Mischung aus Recherchema-
terial, O-Tönen von Jugendlichen,
eigenen Erfahrungen und herrlichen
Parodien auf gängige Klischees bot
einen angenehmen Kontrast zur ver-
krampften Aufklärung eines Sexual-
kundeunterrichts. Und auch das Publi-
kum der 20+ hatte hörbare Freude an
der Aufführung.
Der Sonderpreis für „Wolkenbilder“
des TJG Dresden sorgte dafür, dass die
Hauptstädtler die Festivalpreise nicht
im Alleingang abräumten. Die Insze-
nierung bot eine einfache, doch ergrei-
fende Geschichte über Freundschaft
und Veränderung, dargestellt mit liebe-
voll gefertigten Puppen und einem
ästhetischen, maßvollen Einsatz tech-
nischer Hilfsmittel. Gerade für die
jüngsten Zuschauer war diese Darbie-
tung ein Festival-Höhepunkt.
WITTERUNG AUFNEHMEN. KREUZUNGEN
SCHAFFEN. SPUREN HINTERLASSEN.
Eine Wildwechsel Retrospektive
22 24
von Felix Schölzel(FSJler im Thüringer Theaterverband)
Einen weiteren Höhepunkt bot die
Gastgeberaufführung des Weimarer
stellwerks. „Die Räuber“-Inszenierung
belegte, wie professionell junges Ama-
teurtheater für Jugendliche sein kann.
Die Adaption des Klassikers von
Schiller, steckte voller Humor, Energie
und frischer Ideen. Die Inszenierung
verknüpfte Ernsthaftigkeit mit Humor,
Musik mit partizipierenden Elementen,
konventionelles Theater mit einer
Superheldengeschichte basierend auf
dem Material eines klassischen Dra-
mas von 1781.
Auch eine Inszenierung des zweiten
Gastgebers war sehr bemerkenswert.
„Was das Nashorn sah, als es auf die
andere Seite des Zaunes schaute“ vom
jungen DNT berichtet von den Beo-
bachtungen der Tiere eines zoologi-
schen Gartens neben dem Konzentra-
tionslager Buchenwald. Das Theater-
stück stellt sich der Herausforderung
ein abgründiges Thema, einem sehr
jungen Publikum Nahe zu bringen. Die
kontrastreiche Darstellung von schein-
bar harmlosen und gleichsam schreck-
lichen Ereignissen schaffte sehr stim-
mungsvolle Momente in denen im Pu-
blikum eine atemlose Anspannung
herrschte.
Zu den weiteren Höhepunkten des
Festivals gehörten u.a. die Ballettauf-
führung des Theaters Nordhausen,
„Ente, Tod und Tulpe“, „Helden! Oder
warum ich einen Umhang trage und
gegen die Beschissenheit der Welt an-
kämpfe“ vom jungen DNT aus Weimar,
„Gold“ von der Deutschen Oper aus
Berlin, „Patricks Trick“ vom Theater der
jungen Welt aus Leipzig und die
Abschlussinszenierung „Robinson
Crusoe“ vom Theater an der Parkaue
Berlin.
Doch auch außerhalb der Bühnen
und Theaterhallen wurden fleißig
Grenzen ausgereizt. Ob in den Insze-
nierungsgesprächen im Stuhlkreis, am
Lagerfeuer oder beim „Sprachzier-
gang“, Theaterschaffende, Nachwuchs-
kreative sowie Publikum wuchsen zu
einem Forum zusammen, dem es an
Diskussionsstoffen nicht mangelte. Oft
wurde bis tief in die Nacht der Diskurs
und die Annäherung der freien und
institutionellen Theaterszene zele-
briert. Der rege Austausch zwischen
den Veteranen und der „next genera-
tion“, zwischen kleinen und großen
Theatern, zwischen Spezialisten und
Allroundern überwand sowohl Alters-
grenzen als auch Berufsbilder und
gelegentliche Vorurteile mit Leichtig-
keit. Das Theatervolk erschuf über die
Festivaltage einen Mikrokosmos, den
es nur ungern wieder verließ und
dessen einzige Grenze - ganz im Sinne
des Leitthemas - die des persönlichen
Arbeitsalltags war.
Dies war mein erster Besuch des
„Wildwechsel-Festivals“. Ich bin sonst
eher auf Amateurtheaterfestivals zu
Gast. Mich haben zumeist die Büh-
nenbilder und teilweise auch die Kostü-
me sehr beeindruckt. Die Stückaus-
wahl und die damit verbundene The-
mensetzung fand ich sehr interessant
und abwechslungsreich.
Dennoch wurden meine Erwartun-
gen nicht immer erfüllt - hat man doch
einen anderen Qualitätsanspruch an
professionelles Theater. Zudem blieb
bei mir das richtige Festivalgefühl aus,
was damit im Zusammenhang stehen
könnte, dass einige Ensembles aus-
schließlich zu ihrem Auftritt anreisten
und dann schon wieder weg mussten.
Die Produktionen der anderen Teilneh-
mer wurden so nicht miterlebt. Damit
entsteht irgendwie ein Gefühl, dass das
Festival „nur“ ein Auftritt, also ein Job
ist. Das Festivalfeeling hat dabei ir-
gendwie gefehlt, aber vielleicht ist das
auch einfach schwer auf Besucher zu
übertragen die eben nur Besucher sind
und keine Festivalteilnehmer.
Besonders beeindruckt hat mich je-
doch die schauspielerische Leistung
der Spieler des DNT im Stück "Helden",
auch wenn gerade diese Produktion
nicht am Wettbewerb teilnahm und le-
diglich ein Gastgeberbeitrag war. Die
Spieler waren sehr authentisch und
glaubhaft. Als Zuschauer empfand
man sich nicht als Gast eines Schau-
spiels, sondern eher als Zeuge einer
privaten Begegnung, die äußerst über-
zeugend war.
23 24
DAS THEATERVOLK ERSCHUF ÜBER DIE FESTIVALTAGE EINEN MIKROKOSMOS,
DEN ES NUR UNGERN WIEDER VERLIEß ...
Helden II / Deutsche Nationaltheater Weimar / Junges DNTFoto: Candy Welz
BESUCHER
BEFRAGTFranziska Schnauß aus Gotha
Der Thüringer Theaterverband
schreibt 2016 zum dritten Mal den
Thüringer Theaterpreis „Avant Art“ für
die freie professionelle und nichtprofes-
sionelle Theaterszene in Thüringen
aus. Der Preis wird alle zwei Jahre ver-
geben und ist verbunden mit dem No-
minierungsverfahren zum Avant Art
Theaterfestival.
Das Avant Art Festival findet vom
20.10. bis 23.10.2016 im Theater-
haus Jena statt.
Bewerben können sich professionelle
und nichtprofessionellen Theatergrup-
pen in freier Trägerschaft sowie Einzel-
künstler mit einer oder mehreren Thea-
terproduktionen aus jeglicher Sparte
der Darstellenden Künste. Ausgenom-
men sind Produktionen institutioneller
Theater und des Schultheaters.
Bewerbende Ensembles bzw. Künst-
ler müssen ihren Sitz in Thüringen
haben. (Kooperationen über die Lan-
desgrenzen hinaus sind möglich). Ein-
reichbar sind Inszenierungen, die im
Zeitraum vom 08.02.2014 bis zum
26.02.2016 Premiere hatten oder ha-
ben werden.
Die Inszenierung soll während des
Festivals in Jena aufführbar sein. Die
Anwesenheit des Ensembles während
des gesamten Festivalzeitraums ist er-
wünscht.
Voraussetzung zur Teilnahme am
Bewerbungsverfahren ist die Einrei-
chung eines vollständig ausgefüllten
Bewerbungsbogens sowie die vollstän-
dige Einreichung der geforderten Un-
terlagen.
Über die Nominierung zum Festival
und die Fachpreisvergabe entscheidet
eine unabhängige Jury.
Ausschreibung, Bewerbungsunter-
lagen und weitere Informationen
erhält man ab 04.01.2016 unter :
www.avantartfestival.de
Bewerbungsschluss: 26.02.2016
[Poststempel]
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Nachfragen und Bewerbungen an:
Thüringer Theaterverband
Platz der OdF 1
07407 Rudolstadt
Der Bund Deutscher Amateurtheater
(BDAT) schreibt 2016 zum vierten Mal
den bundesweiten, dotierten Deut-
schen Amateurtheaterpreis für fol-
gende Sparten aus:
- Schauspiel
- Kinder- und/oder Jugendtheater
- Seniorentheater
- Musik-, Tanz-, Bewegungstheater
- Offene Theaterformen
Bewerben können sich alle nicht
professionellen Ensembles der Darstel-
lenden Kunst mit Inszenierungen, die
zwischen dem 1. Februar 2014 und 1.
Februar 2016 Premiere hatten oder
haben.
Das Preisträgerfestival findet vom
22. bis 24. September 2016 in
Offenbach (Hessen) statt.
Voraussetzung zur Teilnahme am
Bewerbungsverfahren ist die Einrei-
chung eines vollständig ausgefüllten
Bewerbungsbogens sowie die vollstän-
dige Einreichung der geforderten Un-
terlagen.
Im ersten Schritt werden vom amare-
na Kuratorium maximal drei Bewer-
bungen pro Sparte nominiert. In einer
folgenden Jurysitzung wird je ein Preis-
träger pro Sparte ausgewählt.
Ausschreibung, Bewerbungsunter-
lagen und weitere Informationen
erhält man unter :
www.bdat.info
Bewerbungsschluss: 08.02.2016
[Poststempel]
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Nachfragen und Bewerbungen an:
Bund Deutscher Amateurtheater
Lützowplatz 9
10785 Berlin
2016
THÜRINGERTHEATERFESTIVAL20. bis 23. OKTOBER
in JEN
FESTIVAL ZUM THÜRINGER THEATERPREIS
AUSSCHREIBUNG
amarenaDeutscher
Amateurtheaterpreis
AUSSCHREIBUNG