Thema: Danken - Barmherzige · 2012-07-25 · Thema: Danken · misericordia 8·9/12 3 Nachdenken...

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64. Jahrgang · August·September 2012 · Internet: www.barmherzige.de Thema: Danken

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64. Jahrgang · August· September 2012 · Internet: www.barmherzige.de

Thema: Danken

2 misericordia 8·9/12

Thema: Danken

Dankbare Eltern bei der Harl.e.kin-Nachsorge 4

Zufriedene Patienten in Schwandorf 5

Fördervereine und Freundeskreise 6

Schloss Malseneck: Bank spendiert Auto 8

Kostenz: Spender finanzieren Schaukel 8

Bayerische Ordensprovinz

SchwandorfDr. Martin Baumann neuer Geschäftsführer 9Pakistanis informierten sich 9

Straubing: Fußballturnier der Krankenhäuser 10

Bad Wörishofen: Raphaelflügel gesegnet 11

Serie „Gesichter des Ordens“Schwester Irmgard Poeplau 12

Indienreise mit Besuch Brüder-Einrichtungen 13

Grund zur Dankbarkeit hat der Landwirt auf unserem Titelbild, der offenbar eine ertragreiche Getreide-ernte erwartet.

Provinzversammlung im September 31

Krankenhaus und Gesundheit

Abteilung Schmerztherapie in Regensburg 14

Qualitätsverein kirchlicher Krankenhäuser 16

Regensburger Diabetes- und Stoffwechseltag 18

Arbeits- und Lebenswelt Heime

Europäischer Kongress „Partizipation“ 20

Kirche und Gesellschaft

Hinrichtung von Pater Franz Reinisch 1942 17

Technische Assistenz für das Leben daheim 24

Kapelle im Altenheim St. Raphael, Königstein 26

Entstehen und Wirken der Pflegeorden 28

Rätsel mit ZEP 30

Serie „Mein Gebet“ 32

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

am 11. Juli, dem Fest des heiligen Benedikt, war Abt Notker Wolf, der Abtprimas des Benediktiner-ordens, eine Stunde Gast des Ra-diosenders Bayern 3. Moderator Thorsten Otto hatte für den promi-nenten Benediktiner tiefgründige, ernste, aber auch heitere Fragen parat, auf die Notker Wolf, der sich auch als Rockmusiker einen Namen gemacht hat, in seiner ge-lassenen Art passende Antworten fand.

Auf die Frage, was er auf die Reise ins Jenseits mitnehmen würde, antwortete Abt Notker, er würde seine Gitarre, seine Flöte und den Tauchsieder einpacken, wenn das „letzte Hemd“ doch Taschen hätte.

Abt Notker erzählte in dem Interview von seinen Eltern, denen er seine Lebenseinstellung und die Liebe zu den kleinen Din-gen verdanke, die das Leben so wertvoll machten. Es sei für ihn immer wichtig gewesen, so der 72-jährige Abtprimas, die kleinen und unscheinbaren Dinge zu sehen und für sie dankbar zu sein. Wer schon als Kind gelernt hat, dankbar zu sein und sich an kleinen Dingen zu freuen, wird als Erwachsener das schätzen, was er unverdient sehen, hören und erleben darf.

Besonders behinderte und kranke Menschen haben einen guten Blick für die „Randerscheinungen“ des Lebens, die anderen Menschen aufgrund von Reizüberflutung und Eventsucht nicht mehr auffallen. Hier können wir viel von den Men-schen lernen, die uns anvertraut sind. Auch Abt Notker, der gerne Missionar geworden wäre, was aber aufgrund seiner schwächlichen Gesundheit nicht möglich war, sieht das so. Er hätte vielleicht vieles an sich nicht entdeckt und entfalten können, hätte ihm sein Körper nicht Grenzen gesetzt.

Ich erinnere mich gerne an einen querschnittsgelähmten Heim-bewohner in Algasing, den ich als Novize betreuen durfte. Er hatte aufgrund seiner Lähmung nicht die Möglichkeit, auch nur eine lästige Fliege zu verscheuchen; alle Handgriffe muss-ten andere erledigen. Und doch hatte er einen ganz besonde-ren Blick auf die Dinge, die ihn umgaben. Er hat nicht mit seinem Schicksal gehadert, sondern hat Gott gedankt für die Menschen, die ihm die Bewegung ersetzten. Bewundernswert!

Ihr

Frater Eduard Bauer

misericordia 8·9/12 3Thema: Danken ·

Nachdenken über das DankenDanken hängt ganz eng mit dem Wort Denken zusammen und ist somit in der Mitte des Menschlichen anzusie-deln. Was jedem zutiefst vertraut sein sollte, wird in unserer Zeit aber immer schwerer zugänglich. Wofür sollte man eigentlich dankbar sein? Was bringt es, wenn man sich solche Gedanken macht?

Bis vor einigen Jahren war an einer Hüt-te in der Nähe des Klosters Windberg bei Straubing in Niederbayern ein Spruch auf einem Holzbrett zu lesen, der auf den Waldpropheten Mühlhiasl zurück-geht und sinngemäß so lautet: Wenn sich die Menschen mehr Gedanken machen würden, müsste man sich nicht so viele Gedanken machen. Der Spruch ist der Witterung inzwischen zum Opfer gefal-len, die Wahrheit, die dahinter steckt, bleibt aber aktuell. Es ist einiges aus dem Ruder gelaufen, was das Nachden-ken über unsere Lebensweise betrifft.

Und wie schaut es mit dem Danken aus? Man gehe nur mal durch das Zentrum einer beliebigen Stadt und schaue sich die Gesichter an. Sie sprechen Bän-de! Aber ich möchte nicht über unsere postmoderne Undankbarkeit ins Jam-mern verfallen, sondern anregen, unser Nachdenken wieder aufs Danken zu-rückzuführen. Am 20. Juni war Welt-flüchtlingstag. Danken dafür, dass man nicht zum Millionenheer vertriebener und entwurzelter Menschen gehört, wä-re schon ein Anfang.

Danken, dass es einen gibt

Aber man muss nicht in die Ferne schweifen. Warum nicht dafür danken, dass es einen überhaupt gibt, dass wir leben! Danken heißt dann Aufwachen aus dem Trott der Selbstverständlich-keiten und eintauchen in das Meer voller Lebensüberraschungen: Du bist einmalig und darüber nachzudenken lohnt allemal. Kein Produkt des Zufalls sein zu müssen, sondern in der Liebe Gottes leben zu dürfen und mit diesem Gott auch noch reden zu können, das macht doch das Leben nicht nur zu et-was ganz Besonderem, sondern auch

bahn sein Leben durchziehen und sich wundern, warum alles immer schneller wird, sondern den Dingen und vor allem dem Leben wieder Raum geben, Zeit für Bewunderung und Dankbarkeit lassen.

Ohne Dank verliert das Leben an Wert. Die Farben des Lebens werden vol-ler und die Musik klingender, wenn das Nachdenken in Dankbarkeit um-schwingt. Das kann auch Türen zum so vermissten Vertrauen unter uns öff-nen: Ich bin dem anderen nicht mehr so gleichgültig, muss nicht nur funkti-onieren, sondern darf darauf vertrauen, dass ich als Mensch geachtet und wert-geschätzt bin.

Danken für die kleinen Dinge

Eine Kultur des Dankens wäre Antwort auf viele Fragen unserer Gesellschaft, vor allem eine finanzierbare, und diese Kultur beginnt nicht irgendwann und ir-gendwo, sondern hier und jetzt bei den kleinen Dingen. Wenn die kleinen Dinge des Alltags nichts mehr bedeuten, dann höhlt das die großen Dinge des Lebens aus: Wie schwer tut man sich mit den großen Begriffen wie Freiheit, Liebe, Gerechtigkeit, Frieden, wenn der All-tag in Wert- und Beziehungslosigkeit versinkt?

Wenn ich morgens mit dem Rad in die Arbeit fahre, sehe ich immer wieder Tü-ten einer bekannten Imbisskette mitten auf der Straße liegen, einfach aus dem Autofenster entsorgt. Natürlich ist das für die vergnügten Autofahrer erledigt, aber irgendetwas bleibt zurück. Wir müssen wieder lernen, das Zurückge-bliebene als das Unsrige zu erkennen. Es gibt nur diese eine Welt und die dürfen wir nicht so ohne Weiteres entsorgen. Danken heißt dann auch, dass wir nicht mehr an dem Ast sägen, auf dem wir sitzen. Wer dankt, sichert die Zukunft. Danken wir den „einfachen“ Menschen, die die Kultur des Dankens nicht in Ver-gessenheit geraten lassen!

Gerhard Kaiser, Pastoralreferent, Barmherzige Brüder Straubing

zu dem größten Abenteuer der Liebe. Danken heißt dann das Loblied auf den Schöpfer anstimmen, es wird zum Gebet, das nach Klaus Berger die Welt repariert. Gott zu danken, das macht uns Menschen menschlich und entlässt uns aus der unbarmherzigen Undankbarkeit, die keinen Frieden mit sich selbst findet und nur noch nach „mehr“ und „immer schneller“ trachtet.

Gerade Menschen mit Behinderungen, kranke und alte Menschen haben nicht selten einen ganz tiefen Bezug zum The-ma Dank. Sie können sich über kleinste Dinge freuen und jubeln, wenn sich für sie das Leben von der Sonnenseite zeigt. Damit weisen sie uns den Weg, der auch in eine Langsamkeit führt, die uns gut tut. Nicht auf einer sechsspurigen Auto-

Dieses Paar auf der Sommerwiese - wofür könnte es dankbar sein? Für das gemein-sam Geschaffene, für den schönen Tag im Grünen, dafür, dass es den Partner gibt ...

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Wie dankbare Eltern die Harl.e.kin-Nachsorge sehen

Beistand mit Rat und Tat

Harl.e.kin-Nachsorge

Die Harl.e.kin-Nachsorge bietet Familien mit früh- oder risikogeborenen Kindern eine fachkompetente Beratung und Begleitung während der Zeit des Übergangs von der Klinik nach Hause. Erfahrene Mitarbeiterinnen der Frühförderstelle und durch den Klinikaufenthalt vertraute Kinderkrankenschwestern besuchen die Familien zuhause und beraten in der Pflege und bei Fragen zur Entwicklung des Kindes. Das niedrigschwellige Beratungsangebot ist für die Familien kostenlos.

Die Harl.e.kin-Nachsorge ist ein Kooperationsprojekt in Trägerschaft der Ka-tholischen Jugendfürsorge der Diözese Regensburg e.V. mit dem Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg Klinik St. Hedwig, der Interdisziplinären Früh-förderstelle am Pater-Rupert-Mayer-Zentrum und dem Kinderzentrum St. Martin. Die Harl.e.kin-Nachsorge wird aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen gefördert.

Brief einer betreuten Familie

Meiner Familie und mir ist es ein sehr großes Anliegen, dass unsere Spende dem Projekt Harl.e.kin-Nachsorge zu Gute kommt. Wir wurden selbst ein halbes Jahr von dem Team betreut, nachdem unsere Zwillinge viel zu früh und zu klein geboren wurden. Leider schaffte nur unsere Tochter den Weg ins Leben; unser Sohn ging am zweiten Tag zu den Engeln. Als wir Andrea* dann endlich nach viermonatigem Kranken-hausaufenthalt gesund mit nach Hause nehmen durften, war die Freude sehr groß, jedoch auch die Unsicherheit und Angst, ob alles so klappen würde. Dank der liebevollen und fürsorglichen Bera-tung und Betreuung durch das Team von Harl.e.kin-Nachsorge konnten wir diese Situation sehr gut meistern.

*Name auf Wunsch der Familie geändert

Statements aus der Elternbefragung

Ich wünsche zukünftigen Eltern eine so gute Betreuung von der Harlekin-Nach-sorge, wie ich sie erfahren habe. Danke!

Durch die Gespräche wurden meine Ängste und Sorgen weniger und ich fühlte mich immer sicherer im Umgang mit meinen Zwillingen.

Ich hatte doch schon zwei Kinder – und es ist doch was anderes ein Frühchen zu versorgen!

Gottseidank gibt es Harlekin – wir wüssten nicht, wie wir die Zeit sonst überstanden hätten!

Kompetente Mitarbeiterinnen mit Herz, Mut und Verstand haben unsere Sorgen ernst genommen und sind uns mit Rat und Tat zur Seite gestanden

Andrea kam als Frühchen zur Welt, ihr Zwillingsbruder wurde nur zwei Tage alt, sie ist jetzt drei Jahre. Ihre Eltern waren sehr froh über die Unterstützung durch Harl.e.kin.

misericordia 8·9/12 5Thema: Danken ·

Zufriedene Patienten in Schwandorf

„Gott sei Dank ließ ich es rechtzeitig machen“

Mit Hilfe eines Ultraschallgeräts entdeckte die Gefäßchirurgin Dr. Christine Tabken die gefährliche Engstelle an der Hals-schlagader von Oskar von der Sitt.

Seit Oktober 2010 hat Dr. Christine Tabken am Krankenhaus St. Barbara in Schwandorf rund 2.800 Patienten mit gefäßchirurgischen Erkrankungen versorgt. Zwei von ihnen fühlen sich der Oberärztin für Gefäßchirurgie zu besonderem Dank verpflichtet: Das 83-jährige Schwandorfer Ehepaar So-phie und Oskar von der Sitt brachte Dr. Christine Tabken kurz vor Weih-

nachten gleich doppeltes Vertrauen entgegen.

Sophie von der Sitt kam wegen eines alten Krampfaderleidens zu Dr. Tab-ken. 23 Jahre nach der ersten Operation muss te sie feststellen, dass die Probleme zurückgekommen waren. Mitte Dezem-ber entschloss sie sich zur Operation und ist von der Behandlung und dem

Ergebnis sehr überzeugt. Auch Ehemann Oskar bestätigt: „Dein Bein sieht wieder richtig gut aus.“ Dass Oskar von der Sitt ebenfalls noch vor Weihnachten operiert werden würde, daran dachte damals kei-ner. Aber eine Routinekontrolle seiner Halsschlagadern zeigte eine gefährliche Verengung des Gefäßes durch Kalkab-lagerungen und damit ein hohes Risiko für einen Schlaganfall. Viel Zeit zum Nachdenken brauchte der 83-Jährige nicht: „Die OP sollte sofort durchgeführt werden, denn wir wollten die Feiertage nicht in Unsicherheit verbringen.“

Nur fünf Tage nach der Operation, konn-te von der Sitt die Klinik am Heiligen Abend verlassen. Weihnachten wieder gesund zu Hause zu sein, war für Sophie und Oskar von der Sitt „ein herrliches Gefühl“. Und frisch erholt nach einem anschließenden Reha-Aufenthalt kamen die beiden Senioren nochmals im Kran-kenhaus St. Barbara bei Dr. Christine Tabken vorbei. Die Botschaft, die Oskar von der Sitt für die Ärztin dabei hatte, kam aus tiefstem Herzen: „Gott sei dank ließ ich es rechtzeitig machen.“

Marion Hausmann

Raphael-Schwester Theresia Schranner vom Sebastianeum in Bad Wörishofen

Wer denkt, der danktDankbarkeit ist für mich das Ge-dächtnis des Herzens – wer denkt, der dankt! Dankbarkeit ist der Schlüssel zur inneren Zufriedenheit, dankbare Menschen leben glück-licher und gesünder und halten nicht alles für selbstverständlich. Der Un-dankbare vergisst, was ihm täglich geschenkt wird: Gesundheit, Leben

und Bewegung, Freunde, herrliche Natur, Frieden, Glaube und anderes. Dankbare Menschen sind ange-nehme Leute, freudiger, zufriedener, messen ihren Wert nicht am Besitz, sie jammern und nörgeln nicht, le-ben positiv. Der dankbare Mensch ist zufrieden, der zufriedene Mensch ist dankbar.

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Fördervereine und Freundeskreise in der Bayerischen Ordensprovinz der Barmherzigen Brüder

Danke für die Unterstützung!Die Barmherzigen Brüder sind dankbar dafür, dass Tau-sende von Menschen die Arbeit in den Einrichtungen un-terstützen, indem sie sich ideell und finanziell in Förder-vereinen und Freundeskreisen engagieren. Diese werden hier in der Reihenfolge ihrer Gründung kurz vorgestellt (die Mitgliederzahl wurde für den 1. Mai 2012 abgefragt).

Indienhilfe des Hospitalordens vom heiligen Johannes von Gott e.V.

1. Vorsitzender: Syriac MundackatharappelGründungsjahr: 1979Aufgaben: Der Verein unterstützt die Entwicklungsarbeit des Hospitalordens in Indien. Außerdem hat er sich als Ziele gesetzt, das Kulturland Indien mit seinen vielfältigen Pro-blemen den Menschen in Deutschland näherzubringen, zu solidarischem Handeln anzuregen und Begegnungen zwischen Indern und Deutschen zu fördern.Mitglieder: 210Jahresbeitrag: mindestens 15 EuroKontakt: Indienhilfe-Verein, Unterer Atzemer 7, 60316 Frankfurt/Main, Telefon 069/40 58 60-114, E-Mail: [email protected], Internet: www.indienhilfeev.de

Verein der Freunde und Förderer des Klinikums St. Elisabeth Straubing e. V.

1. Vorsitzende: Brigitte MesserschmittGründungsjahr: 1984 Aufgaben: Ideelle und materielle Förderung des Klinikums St. Elisabeth Straubing, insbesondere Förderung eines mensch-lichen Hauses der Kranken, Förderung der Kommunikation zwischen Bevölkerung, Ärzteschaft und Krankenhaus. Seit 1985: Krankenhausbesuchsdienst „Gelbe Damen“ (13 Da-men), seit 2010: „Straubinger musizieren für Patienten“ Mitglieder: 129 Jahresbeitrag: mindestens 15 Euro, Schüler und Studenten 5 EuroKontakt: www.klinikum-straubing.de („Wir über uns“ – Förderverein)

Verein zur Förderung des Johannes-Hospizes in München e.V.

1. Vorsitzender: Provinzial Frater Emerich SteigerwaldGründungsjahr: 1991Aufgaben: Umfassende Förderung der Palliativstation St. Johannes von Gott am Krankenhaus Barmherzige Brüder

München und des stationären Johannes-Hospizes in MünchenMitglieder: 2045 Mitglieder Jahresbeitrag: 40 EuroKontakt: c/o Provinzialat der Barmherzigen Brüder München, Telefon 089/1793-100, E-Mail: [email protected], Internet: www.barmherzige.de/1733.html

Freunde und Förderer des St. Barbara-Krankenhauses Schwandorf e.V.

1. Vorsitzender: Andreas Wopperer Gründungsjahr: 1993 Aufgaben: Zweck des För-dervereins ist die Unterstüt-zung des Krankenhauses St. Barbara, um es der Stadt und dem Landkreis Schwandorf in kirchlicher Trägerschaft zu erhalten. Dazu werden insbe-sondere medizinische Geräte für den Krankenhausbetrieb angeschafft. – Jüngste Spenden: 18 Pflegewägen im Wert von 26.000 Euro, ein mobiles EKG-Gerät für 10.000 Euro, drei Schmerzpumpen im Wert von 5.000 Euro. Der Förderverein überreicht an jedes Neugeborene ein Fotoalbum Mitglieder: 496Jahresbeitrag: mindestens 20 EuroKontakt: Freunde und Förderer des St. Barbara-Krankenhauses Schwandorf e. V., Steinberger Straße 24, 92421 Schwandorf, E-Mail: [email protected], Internet: www.barmherzige-schwandorf.de/2754.html

Der Indienhilfe-Verein unterstützt unter anderem das Pflegeheim der Barmherzigen Brüder in Kattappana.

misericordia 8·9/12 7Thema: Danken ·

Verein zur Förderung des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder Regensburg und der Palliativarbeit e.V.

1. Vorsitzender: Prof. Dr. Ernst-Dietrich KreuserGründungsjahr: 1997Aufgaben: Zum Gesundwerden gehört mehr als medizinische Hilfe: ein Ambiente, das persönliche Vorstellungen und Be-dürfnisse des einzelnen Patienten berücksichtigt. Der För-derverein möchte Dinge fördern, die von staatlichen Stellen oder von Krankenkassen finanziell nicht getragen werden. So trägt er dazu bei, dass sich die Patienten wohlfühlen können und ein Stück weit ihre Krankheit vergessen. Der Verein will „Farbe ins Krankenhaus bringen“.Mitglieder: 238Jahresbeitrag: 50 EuroKontakt: Verein zur Förderung des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder Regensburg und der Palliativarbeit e.V., Prüfeninger Str. 86, 93049 Regensburg, Internet: www.barmherzige-regensburg.de/foerderverein.html

Freundeskreis der Barmherzigen Brüder Gremsdorf e.V.

1. Vorsitzender: Herbert FiederlingGründungsjahr: 2001Aufgaben: Der Freundeskreis will Menschen mit Behinde-rung umfassend unterstützen sowie einen gesellschaftlichen Beitrag zu deren Integration und Inklusion leisten. Er finan-ziert nur Maßnahmen, die den Menschen mit Behinderung direkt nützen und für die von den Trägern der Einrichtung keine Mittel bereitgestellt werden können. Bisher wurden über 100 Projekte mit einem Volumen von über 120.000 Euro ge-fördert. Dies reichte von der Förderung eines Kunstkurses über die finanzielle Unterstützung von Urlaubsmaßnahmen bis hin zur Bezahlung einer Rollstuhlrampe für einen eigenen Kleinbus. Die „Freunde“ helfen auch ganz praktisch, zum Beispiel mit einem Kuchenstand beim Sommerfest oder durch Besuchsdienste. Mitglieder: 168Jahresbeitrag: mindestens 15 EuroKontakt: Freundeskreis der Barmherzigen Brüder Grems-dorf e.V., Eustachius-Kugler-Straße 1, 91350 Gremsdorf,

Telefon: 09193/627-0, E-Mail: [email protected], Internet: www.barmherzige-gremsdorf.de

Freundeskreis Barmherzige Brüder Straubing e.V.

1. Vorsitzender: Prof. Dr. Martin BalleGründungsjahr: 2005Aufgaben: Der Freundeskreis der Barmherzigen Brüder Straubing e. V. hat sich zur Aufgabe gemacht, den Auftrag der Einrichtung, nämlich Heimat für Menschen mit Behinderung zu sein, zu ermöglichen und zu unterstützen. Derzeit steht eine Spende von 5000 Euro an. Der Verwendungszweck muss aber vom Vorstand/Freundeskreis erst noch genehmigt werden.Mitglieder: 45Jahresbeitrag: mindestens 15 EuroKontakt: Freundeskreis der Barmherzigen Brüder Strau-bing e.V., Äußere Passauer Straße 60, 94315 Straubing, Internet: www.barmherzige-straubing.de/1473.html

Förderverein der Johannes-Grande-Schule in Straubing e.V.:

1. Vorsitzende: Martina MohrGründungsjahr: 2008Aufgaben: Der Förderverein der Johannes-Grande-Schule in Straubing e. V. hat die Aufgabe, die Weiterbildung der Schü-lerinnen und Schüler in der Fachschule ideell und finanziell zu unterstützen. Derzeitige Projekte: Fachtag „Vom HEP zum HEPatroniker, braucht der Beruf einen neuen Namen?“ in Fulda, Unterstützung der Hospitation/des Praktikums von HEP-Schülern in Schenkenfelden bei Linz (Wohn- und Ar-beitsbereich für Menschen mit geistiger Behinderung und Ge-hörlosigkeit). Einnahmen werden auch durch Verkaufsstände beim Sommerfest und/oder Adventsmarkt erzielt.Mitglieder: 45Jahresbeitrag: mindestens 12 EuroKontakt: Förderverein der Johannes Grande-Schule in Straubing e. V., Martina Mohr, Kastanienplatz 3, 94342 Straß-kirchen, Internet: www.barmherzige-straubing.de/1824.html

Freundeskreis der Barmherzigen Brüder Straubing Marienheim e.V.

1. Vorsitzende: Veronika BehrGründungsjahr: 2009Aufgaben: Zweck des Vereins ist die umfassende Förderung des Marienheims der Barmherzigen Brüder in Straubing, das der Pflege alter Menschen dient, besonders durch die Beschaf-fung und Überlassung finanzieller Mittel.Mitglieder: 21Jahresbeitrag: 15 EuroKontakt: Freundeskreis der Barmherzigen Brüder Straubing Marienheim e.V., Dr.-Josef-Keim-Straße 17 b, 94315 Straubing, Telefon: 09421/8 03 95, Internet: www.barmherzige-marienheim.de/1820.html

Die Vorstandsmitglieder des Freundeskreises der Barmherzigen Brüder Gremsdorf

8 misericordia 8·9/12 · Thema: Danken

Kinderheim Kostenz

Sommerfest auf Schloss Malseneck

Bank spendiert Auto

Heimleiter Rudolf Siegmund und Pro-vinzial Frater Emerich Steigerwald drehten gleich mal eine Runde mit dem neuen „VW Up“, den Dr. Mario Voit, Vorstand der Volksbank Raiffeisenbank Mangfalltal-Rosenheim der Behinder-teneinrichtung auf Schloss Malseneck beim Sommerfest am 24. Juni überge-ben hat. Das Auto erleichtert viele Be-sorgungsfahrten, denn beinahe täglich fahren Malsenecker Mitarbeiter mit Be-wohnern zu Ärzten und zum Einkaufen.

Die Übergabe des Fahrzeugs war neben der Darbietung des integrativen Theaters „Moment mal, bitte!“ einer der Höhe-

punkte des Sommerfestes in Malseneck. Aber auch sonst konnte sich das Pro-gramm sehen lassen: Unter anderem erwartete die Kinder eine Hüpfburg, Pferde-Reiten und ein Zauber-Clown, die Garde der Narrengilde Kraiburg trat

auf, Alina Pieroth gab mit Gästen eine musikalische Einlage und der blinde Al-leinunterhalter Franz Kamhuber spielte auf. Und natürlich herrschte Hochbe-trieb am Grill sowie an der Kuchen- und an der Getränketheke.

Spender finanzieren Schaukel und Sandkasten Rechtzeitig zum Sommerfest am 8. Juli konnte als Attraktion auf dem Abenteu-erspielplatz des Kinderheims Kostenz eine sogenannte Tampenschaukel (Fo-to links) errichtet werden. Ein Großteil der Inves tition wurde aus Mitteln des Stiftungszentrums der Barmherzigen

Brüder sowie von Gerhard Gustorf (Lions Club Landshut) bestritten. Mit tatkräftiger Unterstützung durch eini-ge Mitarbeiter der HypoVereinsbank Straubing und finanziellen Mitteln aus dem Sozialfonds der UniCredit wurde außerdem ein neuer Sandkasten für

das Kinderheim angelegt (Foto rechts). Nun haben auch die Jüngsten wieder die Möglichkeit, „Bob der Baumeister“ zu spielen. Allen Spendern und Unterstüt-zern ein herzliches Vergelt’s Gott!

Martin Werner, Heimleiter

Bei der Schlüsselübergabe für das neue Fahrzeug (von rechts): Rudolf Siegmund, Heim-leiter von Schloss Malseneck, Frater Emerich Steigerwald, Provinzial der Barmherzigen Brüder, Dr. Mario Voit, Vorstand der Volksbank Raiffeisenbank Mangfalltal-Rosenheim, und Adolf Goblirsch, stellvertretender Geschäftsstellenleiter in Kraiburg

misericordia 8·9/12 9Bayerische Ordensprovinz ·

Dr. Martin Baumann ist neuer Geschäftsführer in SchwandorfAnfang Juli hat Dr. Martin Baumann seine Tätigkeit als neuer Standort-Geschäftsführer des Krankenhauses St. Barbara in Schwandorf aufgenom-men. Christian Kuhl wird sich als Träger-Geschäftsführer auch weiterhin zusammen mit dem promovierten Ge-sundheitsökonomen um die Belange des Krankenhauses kümmern.

Sein Weg führte Dr. Baumann von seiner Heimat Aschaffenburg zunächst an den Studienort Bayreuth. Nach Abschluss seines Studiums mit den Schwerpunkten „Gesundheitspolitik“ und „stationäre Versorgung“ war er am Lehrstuhl von Professor Peter Oberender und an einer universitätsnahen Unternehmensbera-tung beschäftigt. Dr. Baumann beriet Krankenhäuser in Strategiefragen oder bei der Planung bedarfsgerechter statio-

Schwandorf: Pakistanis informierten sich über Patientensicherheit

In steriler Arbeitskleidung führte Bereichs-leiterin Renate Gaisa (zweite von rechts)

die Besucher aus Pakistan und Estland durch die rund 550 Quadratmeter große Zentrale Sterilgutversorgungsanlage des Krankenhauses St. Barbara Schwandorf.

närer medizinischer Leistungsangebote.

2006 kam der Gesundheitsökonom als persönlicher Referent der Geschäftsfüh-rung zu den Barmherzigen Brüdern nach Regensburg. „Krankenhäuser“, so sagt er, „waren schon immer meine Leiden-schaft. Insofern war ich glücklich, nach den lehrreichen Beraterjahren und den unterschiedlichsten Erfahrungen mit privaten, öffentlichen und frei-gemein-nützigen Krankenhäusern meine Ar-beitskraft ausschließlich für den Kran-kenhausträger einsetzen zu dürfen, der mich am tiefgreifendsten beeindruckt hat: die Barmherzigen Brüder.“

Bis Ende Juni hat Dr. Baumann den Bereich Strategische Unternehmens-planung in Regensburg geleitet. Dabei lagen ihm die Schaffung und der konti-

nuierliche Ausbau eines starken regio-nalen Krankenhausverbunds am Herzen. Nun möchte der 36-jährige Familienva-ter einen Beitrag dazu leisten, dass die Bevölkerung in Schwandorf „heute und in Zukunft eine wohnortnahe qualitativ hochwertige medizinische und pflege-rische Versorgung erhält“.

Dr. Martin Bau-mann an seinem neuen Arbeits-platz

Für den sterilen Aufbereitungsprozess von Medizinprodukten im Krankenhaus St. Barbara Schwandorf interessierten sich jüngst vier Fachleute aus Pakistan und aus Estland. Auf Vermittlung der MMM Group Stadlern kamen sie nach Schwandorf. Die Firma hatte 2009 die modernste auf dem Markt verfügbare Technik für die neu gebaute Zentrale Sterilgutversorgungsanlage (ZSVA) ans Krankenhaus St. Barbara geliefert. Rund zwei Stunden lang ließen sich ein Chefarzt, ein technischer Leiter und ein ZSVA-Leiter aus einem pakistanischen Militärkrankenhaus in Islamabad sowie ein Kollege aus Estland die strengen hie-sigen Hygiene-Abläufe und Arbeitsan-weisungen erklären.

In der Zentralen Sterilgutversorgungs-anlage wird benutztes, kontaminiertes Instrumentarium in einem RDG – Reinigungs-Desinfektions-Gerät – ge-waschen und desinfiziert. Nach der Dekontamination (Entfernen von Ver-unreinigungen) werden alle Medizinpro-dukte nochmals kontrolliert und auf ihre uneingeschränkte Funktionstüchtigkeit hin überprüft, bevor sie verpackt und gekennzeichnet werden. Erst dann er-

folgen die Sterilisation und die akribisch genau dokumentierte Freigabe. Jetzt ste-hen die medizinischen Geräte wie zum Beispiel OP-Besteck für einen neuen Einsatz wieder zur Verfügung. Dieser Kreislauf folgt den stetig steigenden Anforderungen an die Hygiene bei der Aufbereitung von Medizinprodukten und dient der größtmöglichen Patien-tensicherheit. Marion Hausmann

10 misericordia 8·9/12 · Bayerische Ordensprovinz

5. Algasinger „Ihr & Wir“-Fußballturnier

Mit Sekt stießen Robert Glasl (rechts) und Teamkapitän Oliver Hampe auf den Sieg

der „alten Füchse“ beim „Ihr & Wir“-Fußballturnier in Algasing an. Die Spieler

vom Tageszentrum Waldkraiburg (links) konnten sich auf den zweiten Rang vor-

kämpfen. Den dritten Platz sicherten sich die Vorjahressieger aus Eibach.

Fußballturnier der Krankenhäuser in Straubing

Viel Spaß hatten die Mitarbeiter der vier Krankenhäuser der Barmherzigen Brüder bei ihrem ersten standortüber-greifenden Fußballturnier am hochsom-merlichen Samstag, den 30. Juni, auf der VfB-Sportanlage in Straubing. Zwei Ta-ge nach dem Ausscheiden Deutschlands aus der Europameisterschaft traten vier gemischte Mannschaften hoch motiviert zum Vier-Städte-Turnier an. Beim ent-scheidenden Elfmeterschießen bewiesen die Regensburger (Prüfeninger Straße) die besseren Nerven. Während München

drei Mal traf, verwandelten die Regens-burger vier Elfmeter. Als verdienter Meister erhielten sie den Wanderpokal. Die Straubinger Gastgeber belegten den dritten und das Schwandorfer Team den vierten Platz.

Die Idee für das Fußballturnier hatte Prof. Dr. Markus Steinbauer, Ärztlicher Direktor des Regensburger Kranken-hauses, bei einer Chefarztkonferenz. Prof. Dr. Robert Obermaier vom Klini-kum St. Elisabeth Straubing kümmerte

sich um die Organisation und die Ge-schäftsführer der vier Häuser übernah-men die Kosten. Nach dem ebenso fairen wie schweißtreibenden Turnier ließen die Fußballer sich die Brotzeit schme-cken und feierten ihr Sommermärchen bis in die späten Abendstunden. Für den nächsten Sommer hat Professor Stein-bauer als Titelverteidiger zum zweiten standortübergreifenden Fußballturnier nach Regensburg eingeladen.

Ursula Eisenmann

Seit der Eröffnung des Sankt Josefs-Sportplatzes im Jahr 2008 wird in Al-gasing das „Ihr & Wir“-Fußballturnier für Kicker mit und ohne Behinderung ausgetragen. Heuer haben, nach einem heißen und spannenden Turniertag, die „alten Füchse“ den begehrten Wan-derpokal eingeheimst – kein Wunder, spielen doch alleine sieben ehemalige Bayernligaprofis in der Mannschaft mit. Klingt irgendwie unfair? Ist es aber nicht. Ein durchdachter Spielplan sorgt nämlich dafür, dass auch die schwä-cheren Teams eine Chance haben.

Den Siegern aus Niederbayern geht es außerdem auch gar nicht um Pokale: In ihren „dkms“-Shirts machen die „alten Füchse“ Werbung für die Deutsche Kno-chenmarkspenderkartei. Teammitglied Robert Glasl hat sein Leben selbst ei-ner Knochenmarkspende zu verdan-ken. Seitdem engagiert er sich nicht nur ehrenamtlich für Spenderaktionen,

sondern ist auch Ehrentrainer bei den „Algasinger Kickers“. „Sie haben mich damals bei der Suche nach einem Spen-der unterstützt. Das werde ich ihnen nie vergessen“, sagt Glasl und hilft der Al-gasinger Hausmannschaft seitdem, wo er kann.

Susanne Grundner

Die Teilnehmer nach dem Turnier mit ihren Pokalen

in Feierlaune

misericordia 8·9/12 11Bayerische Ordensprovinz ·

Neuer Raphaelflügel des Sebastianeums in Bad Wörishofen gesegnet

Leuchttürme christlicher Gastfreundschaft Mit einem feierlichen Festakt rund um das Motto „Im Wasser ist Heil“ hat das Sebastianeum in Bad Wörishofen am 6. Juli offiziell seinen neuen Raphael-flügel eröffnet (siehe auch misericordia 7/12, Seite 15).

In seiner Predigt beim Festgottesdienst pries Erzabt Jeremias Schröder von St. Ottilien den Geist des Hauses: „Das Sebastianeum ist die Herzkammer Bad Wörishofens – Sendung und Verpflich-tung zugleich.“ Nach dem Gottesdienst und der Segnung wurden die Gäste im neuen Raphaelflügel mit Händels Was-sermusik begrüßt. Christiane-Maria Rapp, Gesamtleiterin der Kneipp’schen Stiftungen, ließ den Bau nochmals Re-vue passieren und lobte die Einhaltung des sportlichen Zeitkorridors vom 15. Oktober bis 30. April. „Unser Be-streben ist es“, sagte Rapp, „dieses wun-derbare Naturheilverfahren – Kneipp – zu verbreiten und vielen Menschen als ‚Healthstyle aus Tradition’ zugänglich

zu machen“. Die Gesamtleiterin bedank-te sich bei den Barmherzigen Brüdern dafür, dass sie „den Mut und die Zuver-sicht haben, an die Kneippidee und an die Kneipp’schen Stiftungen zu glauben, und erlaubten, das Projekt umzusetzen“.

Frater Emerich Steigerwald, Provin-zial der Bayerischen Ordensprovinz der Barmherzigen Brüder, betonte in seiner abschließenden Rede: „Wir ste-hen hier ganz in der Tradition unseres Ordensgründers, des heiligen Johannes von Gott, der mit seinen Innovationen eine neue, hohe Qualität in das Ge-sundheitswesen eingeführt hat, so wie es schließlich auch Pfarrer Kneipp mit seinen Methoden getan hat.“ Er wünschte den Verantwortlichen und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern „Mut, Entschlossenheit und Schaffens-freude, um zeitgemäß auch ungewohnte und neue Wege zu gehen.“ Und weiter: „Wir Barmherzigen Brüder wünschen uns, dass unsere Einrichtungen in der

Nachfolge von Monsignore Kneipp ‚Leuchttürme’ christlicher Hospitalität, christlicher Gastfreundschaft sind und bleiben.“

Lena Schweitzer

Pfarrer Sebastian Kneipp alias Peter Pohl war im Garten mit einem Guss für Erzabt Jeremias (rechts) und Provinzial Frater Emerich Steigerwald zur Stelle.Unten: Erzabt Jeremias bei der Segnung

12 misericordia 8·9/12 · Bayerische Ordensprovinz

Serie „Gesichter des Ordens“

Schwester Irmgard PoeplauSeit 54 Jahren gibt es die Raphael-Schwestern im Sebastianeum in Bad Wörishofen. Eine der ersten Schwes-tern, die 1958 in die vom damaligen Prior Frater Rumald Wünsch ge-gründete Gemeinschaft eintrat, war Schwester Irmgard Poeplau aus Recklinghausen.

Seit 1958 im Sebastianeum

Am 31. Mai kam sie ins „Kurhaus Sebastianeum“ und war von dem „Hünen mit der mächtigen Stim-me“, als der ihr Frater Rumald erschien, sehr beeindruckt. Zwölf Barmherzige Brüder waren da-mals noch im Hause tätig, da-runter profilierte Persönlichkeiten wie die begehrten Heilpraktiker Frater Florus Schrepfer und Fra-ter Desiderius Pammersberger.

Schwester Irmgard wurde als ausgebildete Bürofachkraft in der Verwaltung des Hauses eingesetzt. Später folgte eine Ausbildung als Kneipp- und medizinische Bademeisterin; so arbeitete sie neben ihrer Tätig-keit im Büro als Aushilfe in der Bäderabteilung. Sie war auch als Sprechstundenhilfe, in Küche und Getränkekeller, auf der Station und am Empfang tätig.

Prior Frater Marbold Mayr mu-tete Schwester Irmgard nach ei-nigen Monaten Orgelstunden zu, in der Hauskapelle ein lateinisches Requiem zu spielen, was, so erinnert sie sich, „nach anfänglichem Protest sogar ge-lang“.

Als Provinzial Frater Matthäus Heiden-reich 1969 den Raphael-Schwestern die Leitung des Sebastianeums übertrug,

zustimmte. So gingen die Schwestern eifrig ans Werk, gestalteten als erstes die Hauskapelle um und bauten auf der Hauptempore eine neue, klangvolle Or-gel ein.

Ab 1976 folgten viele Jahre mit großen Umbaumaßnahmen und Umstrukturie-rungen, um das Sebastianeum immer

wieder attraktiv und auf dem neuesten Stand zu halten. Förderer und Berater waren dabei die Provinziale Matthäus Heidenreich, Bernhard Binder und Do-

natus Wiedenmann.

Besonders wichtig war es dabei für Schwester Irmgard, die seit 1982 Oberin der Raphael-Schwes tern ist, immer die Kneipp-Philoso-phie mit ihrer Ganzheitlichkeit hochzuhalten und unverfälscht in die Zukunft zu tragen – so wie es Pfarrer Sebastian Kneipp den Barmherzigen Brüdern in seinem Testament aufgetragen hatte.

30 Jahre Oberin

Seit die Schwesternschaft 1998 die Leitung des Sebastianeums an die Barmherzigen Brüder zurück-gegeben hat, sind die Schwestern – soweit noch möglich – ehren-amtlich tätig. In diesem Jahr sind es „30 Jahre Oberin“ für Schwes-ter Irmgard. Viel wurde in dieser Zeit bewirkt und geschaffen und sie ist nach eigenen Worten froh und dankbar, dass sie dem Orden der Barmherzigen Brüder und vielen Menschen dienen durfte.

Heute wirkt Schwester Irmgard nach wie vor als Organistin in der Hauskapelle, ist Vorsitzende des Pastoralrats und übernimmt spirituelle und diverse andere Tätigkeiten. Beliebt sind ih-

re mitreißenden Ansprachen oder ihr „Faschings-Einsatz“ beim Hausball im Sebastianeum.

Die „Familie des heiligen Johannes von Gott“, sagt die Raphael-Schwester, ist ihr täglich im Bewusstsein und gibt ihr ein erfülltes Leben.

Schwester Irmgard Poeplau, Oberin der Raphael-Schwes-tern in Bad Wörishofen

war es Schwester Cäcilia Geisler – Obe-rin bis 1970 und von 1973 bis 1982 – die mit dem Kommentar „Wir dürfen die Brüder nicht enttäuschen“ sofort

misericordia 8·9/12 13Barmherzige Brüder weltweit ·

Herbst 2013

Indienreise mit Besuch von Brüder-EinrichtungenVom 6. bis 25. November 2013 wird vom Surya Reisedienst in Maintal bei Frankfurt am Main eine Reise nach In-dien angeboten, die touristische Ziele mit der Besichtigung von Einrichtungen und Projekten der Barmherzigen Brüder verbindet. Die Reiseleitung wird Syriac Mundackatharappel übernehmen, der 1. Vorsitzende des Indienhilfe-Vereins des Hospitalordens der Barmherzigen Brüder (siehe Seite 6). Im Reisepreis von 2.650 Euro sind alle Flüge, Besich-tigungen, Übernachtungen mit Halbpen-sion im Doppelzimmer enthalten.

An touristischen Zielen stehen unter an-derem auf dem Programm: Delhi, Taj Mahal, Jaipur, Amber, Mahabalipuram, Madurai, Cochin. Einrichtungen der Barmherzigen Brüder werden besucht in Khandwa (Projekt mit Adivasi/Ein-geborenen), Poonamallee (Provinzialat, Altenheim), Trichy (Hospiz), Kattappa-

na (Krankenhaus, Pflegeheim, Kinder-heim) und Velloor (Behindertenhilfe). Ein Höhepunkt der Reise: Am 21. No-vember, dem achten Todestag von Frater Fortunatus Thanhäuser, dem Begründer der Indienmission der Barmherzigen Brüder, werden die Teilnehmer das Grab in Kattappana besuchen können.

Die Anmeldefrist für diese Reise läuft bis Ende März 2013. Nähere Informa-tionen gibt es bei Syriac Mundacka-tharappel, Limesstraße 36, 63477 Maintal, Telefon 06181/424637, E-Mail: [email protected] .

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Zu den Zielen der Indienreise zählt das weltberühmte Taj Mahal ebenso wie die

Behinderteneinrichtung der Barmherzigen Brüder im südindischen Velloor (Foto unten).

14 misericordia 8·9/12 · Krankenhaus und Gesundheit

Zehn Jahre Abteilung für Schmerztherapie am Krankenhaus Regensburg

Schmerz begegnen und behandelnVor rund zehn Jahren richtete das Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg als erste Einrichtung in der Oberpfalz eine eigene Abteilung zur Versorgung von Patienten mit chronifizierten Schmerzen ein. Heu-te hilft das Team um Leiter Dr. Klaus Hanshans jährlich über 1.000 neuen Schmerzpatienten mit seinem spe-ziellen, fachübergreifenden Ansatz. In Bayern gibt es insgesamt nur drei Einrichtungen, die im Rahmen einer Schmerzambulanz und einer Tages-klinik sowohl tagesstationäre als auch ambulante Patienten betreuen.

Sabine S. ist am Ende ihrer Kräfte: Seit mehr als fünf Jahren hat sie starke Rü-ckenschmerzen und bereits etliche Arzt-wechsel, Therapieversuche und auch Eingriffe hinter sich. Doch obwohl die Fachärzte mit den Operationsergebnis-sen zufrieden sind, leidet sie nach wie vor unter Schmerzen, die ihr Leben mehr und mehr bestimmen. „Oftmals setzen wir mit unserer Therapie an, wo andere aufhören“, erklärt Oberarzt Dr. Klaus Hanshans. Denn beim so-genannten chronifizierten Schmerz ist häufig keine eindeutige Ursache mehr zu finden.

Das Behandlungsteam als Sicherheitsnetz

Heute weiß man, dass die besten Er-gebnisse bei diesem eigenständigen Krankheitsbild über einen fachüber-greifenden Ansatz erzielt werden. Deshalb arbeiten in der Abteilung für Schmerztherapie spezialisierte Ärzte, Psychotherapeuten, Ergo- und Physio-therapeuten sowie der Sozialdienst eng zusammen. „Mittlerweile ist dieses biopsychosoziale Konzept allgemein anerkannt. Vor zehn Jahren aber haben wir hier Pionierarbeit geleistet. Dabei kam uns zugute, dass die Barmherzigen

Für Rückenschmerzpatienten hat das Team um Dr. Hanshans ein spezielles, vierwöchiges Therapieangebot entwickelt, welches das komplexe Krankheitsbild nach neuesten wissen-schaftlichen Erkenntnissen behandelt.

Brüder der ganzheitlichen Medizin sehr offen gegenüberstehen. So hat sich die interdisziplinäre Zusammenarbeit bei uns ganz natürlich entwickelt und wird wie selbstverständlich von allen gelebt“, zeichnet Dr. Klaus Hanshans die Entste-hungsgeschichte nach.

In die Therapieplanung fließen neben

den jeweiligen körperlichen Beschwer-den auch Probleme in Arbeit, Familie und sozialem Umfeld sowie finanzielle Engpässe ein. Im Rahmen einer gemein-samen Visite und Sitzungen bespricht sich das Behandlungsteam täglich und passt den Therapieplan im Laufe der Behandlung immer wieder neu an. „Mit Hilfe dieses Ansatzes werden wir den

misericordia 8·9/12 15Krankenhaus und Gesundheit ·

vielfältigen Gesichtern des Krankheits-bildes ‚Schmerz’ nicht nur am besten gerecht. Wir vermitteln damit auch ein starkes Gefühl des Vertrauens. Man kann sagen, dass unser Team vom Pati-enten als Sicherheitsnetz wahrgenom-men wird“, erläutert Diplompsycholo-gin Renate Reyersbach.

Gruppen für Patienten mit chronischen Schmerzen

Neben der Begleitung im Rahmen von ambulanten Terminen bietet das Team vierwöchige Intensivprogramme an der Tagesklinik an. Diese Gruppenangebote gibt es für Patienten mit chronifizierten Schmerzen und seit 2008 auch als spe-zielles Angebot für Rückenschmerzpati-enten. „Vielen unserer Patienten hilft es bereits zu sehen, dass andere Menschen ähnlich gelagerte Probleme haben und sie nicht alleine sind. Im Laufe der vier Wochen lernen wir unsere Patienten au-ßerdem sehr gut kennen. Und so können wir ihnen ganz gezielt Hilfestellungen gemäß ihrer körperlichen Verfassung,

Dr. Klaus Hanshans, Leiter der Abteilung für Schmerztherapie am Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg.

Hintergrund

Was versteht man unter chronischem Schmerz?Der akute Schmerz tritt nur von Zeit zu Zeit auf. Er schützt unseren Körper vor Gefahren und ist Alarmsignal für bedrohliche äußere Einflüsse oder innere Fehlfunktionen. Patienten mit chronischen Schmerzen hingegen leiden über Monate und Jahre an mehr oder weniger starken Schmerzen. Oftmals lässt sich dabei keine eindeutige Schmerzursache (mehr) finden. Es entsteht ein eigenständiges neues Krankheitsbild, die chronische Schmerzkrankheit.

Gibt es den typischen Schmerzpatienten?Jeder Schmerzpatient ist anders. Trotzdem kann das Team um Dr. Hanshans aus seiner Erfahrung heraus zwei Typen ausmachen: Im Intensivprogramm für Menschen mit chronifizierten Schmerzen finden sich überwiegend Frauen ab Mitte 60, die oftmals körperlich gearbeitet, parallel den Hauptteil der Kindererziehung übernommen haben und jetzt Angehörige pflegen. „Diese Frauen haben ihr Leben lang gerackert, und können jetzt einfach nicht mehr, auch weil sie keine Hoffnung auf Besserung ihrer Situation sehen“, fasst Renate Reyersbach zusammen.

Die Patienten im Gruppenangebot für Rückenschmerz sind durchschnittlich zehn Jahre jünger, auch 20- und 30-Jäh-rige sind keine Seltenheit. Frauen und Männer sind gleichermaßen vertreten. Oftmals arbeiten die Menschen im Schichtdienst oder in Bereichen, die stark von außen getaktet sind. Auch berichten Patienten häufig von der Angst vor betriebsbedingten Kündigungen oder schlechtem Arbeitsklima. „Wenn der Körper sich altersbedingt nicht mehr so schnell regeneriert wie in jungen Jahren und dazu starker Druck am Arbeitsplatz herrscht, äußert sich dies nicht selten in schweren Rückenbeschwerden“, so Dr. Hanshans.

Der Weg in die SchmerztherapiePatienten benötigen für eine Vorstellung in der Schmerztagesklinik einen Einweisungsschein durch ihren Haus- oder Facharzt. Nach Terminvereinbarung unter der Telefonnummer 0941 369-3690 sehen die Patienten bei der Erstun-tersuchung mehrere Spezialisten aus dem fachübergreifend arbeitenden Team, die den Schmerz aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. In einem Abschlussgespräch erhalten die Patienten eine individuelle Therapieempfehlung und werden bei Bedarf in eines der Programme aufgenommen. Informationen gibt’s auch im Internet auf www.barmherzige-regensburg.de/schmerztherapie.html.

aber auch angepasst an ihren Charakter geben: Den Typ des ‚ängstlichen Ver-meiders’ etwa versuchen wir zu motivie-ren, den ‚fröhlichen Durchhalter’ wollen

wir tendenziell eher etwas bremsen“, führt Renate Reyersbach aus.

Einsatz für sprechende Medizin

Leiter Dr. Klaus Hanshans freut sich anlässlich des Zehnjährigen, dass die Schmerztherapie als eigenes Fach im-mer mehr an Bedeutung gewinnt. „Für das vor uns liegende Jahrzehnt wün-schen wir uns, dass unsere Arbeit, bei der die sprechende Medizin eine große Rolle spielt, vom Gesundheitssystem auch dementsprechend honoriert wird. Außerdem sehen wir bei der Prävention und der Frühbehandlung von Schmerzen noch Handlungsbedarf“, so Dr. Hans-hans. Seine Kollegin Renate Reyers-bach fügt hinzu: „Natürlich kämpfen wir bisweilen mit dem System. Doch die Dankbarkeit unserer Patienten und die gemeinsame Suche nach oft unkon-ventionellen Lösungen machen unsere Arbeit jeden Tag aufs Neue spannend.“

Franziska Schiegl

16 misericordia 8·9/12 · Krankenhaus und Gesundheit

Neuer Qualitäts-Verein kirchlicher Krankenhäuser unter Vorsitz von Dr. Christoph Scheu

Vom Projekt zur festen Institution. In Berlin wurde der Verein „Qualitätsindikatoren für Kirchliche Krankenhäuser – QKK“ gegründet. Die Gründungsmitglieder stammen aus dem gesamten Bundesgebiet – Vorsitzender ist Dr. Christoph Scheu (vorne Mitte) vom Klinikum St. Elisabeth in Straubing.

Kirche gegen Down-Syndrom-Bluttest

Am 13. Juni fand in Berlin die Grün-dungsversammlung des Vereins „Qua-litätsindikatoren für Kirchliche Kran-kenhäuser – QKK“ statt. Das seit 2005 bestehende erfolgreiche gleichnamige Projekt QKK tritt mit der Vereinsgrün-dung in eine neue Phase ein. Zum Vorsit-zenden des Vereins wurde Dr. Christoph Scheu, Geschäftsführer des Klinikums St. Elisabeth Straubing, gewählt. Be-handlungsqualität und Patientensicher-

heit in christlichen Krankenhäusern sollen kontinuierlich weiter verbessert werden. Seit 2005 wurden deshalb regel-mäßig Qualitätsindikatoren ausgewertet, also Kennzahlen, die Rückschlüsse auf die Qualität der Behandlung ermögli-chen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den Bereichen, die für christliche Krankenhäuser aus ihrem Selbstver-ständnis und ihrer Werteorientierung heraus prägend sind und bisher nicht

(KNA) Die katholische Kirche warnt da-vor, „Designer-Menschen zum Standard erheben“ zu wollen. Der Vorsitzende der Kommission Bioethik der Deutschen Bi-schofskonferenz, der Rottenburg-Stutt-garter Bischof Gebhard Fürst, betonte am 12. Juli die drohenden ethischen und gesellschaftlichen Folgen eines Bluttests an Schwangeren, mit dem vorgeburtlich Behinderungen erkannt werden können.

Mit dem neuen Down-Syndrom-Bluttest werde die Schwelle „zur gezielten Aus-sonderung unerwünschter Menschen massiv gesenkt“.

Bereits jetzt haben laut Fürst vorgeburt-liche Diagnosemethoden zur Folge, dass möglicherweise behinderte Kinder sys-tematisch abgetrieben würden. Statis-tisch gelte das in neun von zehn Fällen.

Für Menschen mit Behinderung wäre der neue Test eine große seelische Belas-tung, weil sie sich noch stärker ausge-grenzt fühlen müssten. Das Konstanzer Unternehmen „LifeCodexx“ hatte den vorgeburtlichen Bluttest für Juli ange-kündigt. Er soll laut Firma mit einer hohen Wahrscheinlichkeit ein Down-Syndrom beim Kind aus mütterlichem Blut nachweisen.

mit Indikatoren abgebildet wurden. Dazu wurden spezifische Qualitätsin-dikatoren für kirchliche Krankenhäuser entwickelt.

Gründungsmitglieder des QKK e.V. sind zwei Verbände und neun Kran-kenhausträger mit ca. 13.000 Kranken-hausbetten, unter ihnen die Barmherzige Brüder gemeinnützige Träger GmbH. QKK

misericordia 8·9/12 17Kirche und Gesellschaft ·

Vor 70 Jahren wurde Pater Franz Reinisch hingerichtet

Seine Überzeugung war ihm wichtiger als sein LebenEs war der Freiburger Erzbischof Con-rad Gröber, der 1935 einen „übertrie-benen und kraftlosen Pazifismus“ ver-dammte und verwirrte Gläubige beru-higte, die Entscheidung über Krieg und Frieden könnten sie guten Gewissens der staatlichen Obrigkeit überlassen. „Vereidigung ist Gottesdienst“, ließ im Herbst 1938 der katholische Mannhei-mer Militärpfarrer verlauten und für den feierlichen Treueschwur der Rekruten dort im Schlosshof einen Altar aufbau-en: „Du wirst und kannst diesen Schwur dem Führer mit Vertrauen schwören“, schärfte er dem Wehrmachts-Nach-wuchs ein, „er wird nicht spielen mit deinem Leben!“

Gegen den übermächtigen Druck der öffentlichen Meinung

Es schien alles so einfach und klar. Ganz wenige Querköpfe aber waren nicht bereit, sich das selbstständige Denken austreiben und die persönliche Verant-wortung abnehmen zu lassen. Gegen den übermächtigen Druck der öffentlichen Meinung, gegen den Zwang des „man macht das jetzt eben so“ brachten sie es fertig, ihr Gewissen entscheiden zu lassen. Einer von ihnen: der aus Tirol kommende Priester Franz Reinisch, von der Gestapo nach regimekritischen Äußerungen mit einem Predigtverbot belegt. 1942 verweigerte er den Wehr-dienst und den Fahneneid auf den „Füh-rer“. Am 21. August jenes Jahres wurde er im Zuchthaus Brandenburg 39-jährig mit dem Fallbeil hingerichtet.

Franz Reinisch, geboren 1903 als Sohn eines Finanzbeamten, war ein hübscher Kerl, als Jura-Student tanzte er die Nächte durch, bei den Mädchen galt er als Kavalier. Gerichtsmediziner wollte er werden. Doch plötzlich entschloss er sich zum Priesterberuf, schrieb sei-

ner Freundin einen etwas steif formu-lierten Trennungsbrief und trat in den Seelsorgsorden der Pallottiner ein. Am schwersten fiel ihm der im Noviziat vor-geschriebene Verzicht auf die geliebten Zigaretten. Aber als Organist und Diri-

Im März 1938, als Hitler seine österrei-chische Heimat dem Deutschen Reich einverleibte, empörte sich Reinisch: „Was, Österreich ist dazugekommen? Gestohlen haben sie es!“ Die Gestapo versuchte den glänzenden Kanzelredner anzuwerben; als er entrüstet ablehnte, erteilte man ihm Predigtverbot für das ganze Reich.

1942 kam die Einberufung zur Wehr-macht. Er sollte zwar nur in einer Sa-nitätseinheit Dienst tun, aber seit Hitler von allen Rekruten den Eid auf seine Person (und nicht mehr wie früher auf „Volk und Vaterland“) verlangte, war für Franz Reinisch klar: „Auf das deutsche Volk kann ich den Fahneneid leisten, aber auf einen Mann wie Hitler nie!“ Er warf dem Nationalsozialismus vor, mit seinem Prinzip „Gewalt geht vor Recht“ alle moralischen Werte verab-schiedet zu haben, seine Macht „durch Gewalt, Lug und Trug“ auszuüben und das Christentum als „artfremd“ zu be-kämpfen. Gegen eine solche Regierung gebe es ein Recht der „Notwehr“.

Lohn im Himmel

Vergeblich versuchte ein Abgesandter des Pallottiner-Generals den sturen Mitbruder, der sofort nach seiner Eid-verweigerung verhaftet worden war und dem Berliner Reichskriegsgericht über-stellt werden sollte, zum Widerruf zu bewegen. Von allen Seiten bezweifelte man seine Motive, verwies auf das Ja der Bischöfe zur Eidesleistung, baute ihm goldene Brücken zu einem Kompro-miss. Der Gefängnispfarrer ging sogar einmal so weit, ihm die Kommunion zu verweigern, um ihn seinen Ungehorsam büßen zu lassen. Nur seine Eltern stan-den eisern zu ihm. „Bleib stark, Franzl“, schrieb ihm die Mutter ins Gefängnis, „der Himmel ist unser Lohn.“ Christian Feldmann

Buchhinweis: Christian Feldmann: Einen Eid auf Hitler? Nie – Franz Reinisch: Ein Leben für die Menschenwürde. 140 Seiten, Patris-Verlag, 14,80 Euro, Vallendar-Schönstatt 2012, sowie Pallotti-Verlag, Friedberg 2012

gent des Noviziatschors lief er zur Höchst-form auf, und als er mit 27 zum Philoso-phie-Dozenten ernannt wurde, liebten ihn die Studenten. „Wissenschaft ist das achte Sakrament“, pflegte er zu sagen.

Der frisch zum Priester Geweihte be-geisterte sich für die von Joseph Kente-nich gegründete Schönstatt-Bewegung, die für marianisch geprägte Alltags-frömmigkeit und Weltgestaltung durch „freie Charaktere“ steht. Er wurde Wallfahrts- und Männerseelsorger, hielt Einkehrtage und warb für die Weltmis-sion. Er reiste durch ganz Deutschland, um Männergruppen zu betreuen und bestärkte sie darin, sich das Selberden-ken nicht austreiben zu lassen und der Gleichschaltung der Herzen und Hirne zu widerstehen.

Pater Franz Reinisch

18 misericordia 8·9/12 · Krankenhaus und Gesundheit

21. Regensburger Diabetes- und Stoffwechseltag

Sich bewegen verlängert das LebenAm 30. Juni 2012 luden Professor Dr. Thomas Gain, Chefarzt der Me-dizinischen Klinik I am Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg, und seine Mitarbeiterinnen und Mit-arbeiter zum 21. Regensburger Dia-betes- und Stoffwechseltag ein. Der Einladung folgten etwa 350 Besucher.

Die Selbstbestimmung und Selbstver-antwortung des Menschen mit Diabetes stehe im Mittelpunkt seiner Arbeit mit den erkrankten Menschen, betonte der Chefarzt bei seiner Begrüßung. Die Be-fähigung des Patienten, den Alltag wie ein Gesunder zu bewältigen, sei seine ungebrochene Zielsetzung.

Oberarzt Dr. Bernhard Fichtl veran-schaulichte in seinem Vortrag, wie es durch die eingeschränkte Nervenfunk-tion bei Diabetes zur herabgesetzten Wahrnehmung der Füße bei den Be-

troffenen kommen kann. Oberarzt Dr. Michael Winter setzte sich mit der möglichen Auswirkung der chronischen Erkrankung Diabetes mellitus auf die Psyche der Betroffenen wissenschaftlich auseinander. Mit besonderer Aufmerk-samkeit wurden seine Ausführungen zu den Ursachen und Wechselwirkungen von Depression und chronischer Krank-heit verfolgt.

Diabetes-Selbstmanagement unterstützen

Diabetesberaterin Angelika Deml stellte das Verfahren der kontinuierlichen Glu-cosemessung im Gewebe vor. Für die Zuhörer gut nachvollziehbar kommen-

Die Diabetesberaterinnen Birgit Reger, Elke Ploessl und Angelika Deml (von links) sowie Gesundheitspfleger Berthold Brosig berieten die Besucher beim Diabetestag.

Chefarzt Professor Dr. Thomas Gain be-antwortete die Fragen der Interessierten.

misericordia 8·9/12 19Krankenhaus und Gesundheit ·

tierte sie einen beispielhaften Gewebe-zuckerverlauf und erläuterte, wie dieses neue Diagnoseinstrument die ärztliche Therapieentscheidung beeinflussen kann und wie für den Menschen mit Di-abetes eine zielgerichtete Unterstützung seines Diabetes-Selbstmanagements vereinbart werden kann.

Höhere Lebensdauer durch Bewegung

Oberarzt Dr. Gerhard Herzog stellte das Sprichwort „Sich regen bringt Segen“ in den Mittelpunkt seiner Ausführungen. Forschungsergebnisse belegten, wie positiv sich Bewegung auf die Lebens-dauer auswirkt und dass der Weg von der Blutzucker-Toleranzstörung zum Diabetes mellitus Typ 2 verhindert oder zeitlich verzögert werden kann. Untersuchungen zufolge kann das Ri-siko eines Diabetes mellitus Typ 2 um bis zu 58 Prozent vermindert werden, wenn sich Menschen mit Blutzucker-toleranzstörung regelmäßig bewegen und ihren Lebensstil ändern. Schon eine Viertelstunde Bewegung täglich kann die Lebenszeit um drei Jahre verlängern.

Privatdozentin Dr. Ute Hoffmann, Lei-tende Ärztin der Abteilung Nephrolo-gie, setzte sich im letzten Vortrag mit der Komplikation der diabetischen Nie-renerkrankung auseinander. Sie stellte sehr anschaulich deren Behandlungs-möglichkeiten und das Zusammenwir-ken von unterschiedlichen Professionen zur Erreichung eines optimalen Thera-piezieles dar.

Messungen und Geschenke

Nach den Vorträgen konnten die Gäs-te Infostände im Gartenbereich des Mitarbeiterrestaurants besuchen. Die Gelegenheit zur aktuellen Bestimmung des HbA1c-Wertes (sogenanntes Blut-zucker-Langzeitgedächtnis) wurde von mehr als 180 Besuchern gerne genutzt und von den Ernährungsberaterinnen so-wie Gesundheitspfleger Berthold Brosig durchgeführt. Die Besucher ließen sich von den Diabetesberaterinnen auch ih-ren individuellen Tageskalorienbedarf berechnen und erfuhren über vorberei-tete Tabellen, wie viele Kalorien durch unterschiedliche Bewegungsarten in-nerhalb einer Viertelstunde verbraucht

werden. Die Beraterinnen verschenkten Schrittzähler, Therabänder und Nähr-werttabellen als Anregung zur täglichen körperlichen Aktivität und Lebensmit-telauswahl.

Verschiedene Selbsthilfegruppen aus der Region informierten bei der Veranstal-tung über ihre Unterstützungsangebote

Merkmale eines gesunden Lebensstils

Nach den Angaben der Nationalen Verzehrsstudie aus dem Jahr 2003 sind in der Bundesrepublik 66 Prozent der Männer und 50 Prozent der Frauen übergewichtig (das heißt: sie haben einen Body-Mass-Index von mehr als 25*). Keine Krankheit geht mit Übergewicht/Adipositas so eng einher wie der Typ 2 Diabetes mellitus. Die stammbetonte Körperfettverteilung (Ap-felform) spielt in der Ausprägung des Diabetesrisikos eine besondere Rolle. Übersteigt der Taillenumfang bei Männern 107 Zentimeter und bei Frauen 101 Zentimeter, ist die statistische Wahrscheinlichkeit, einen Typ 2 Diabetes zu entwickeln, vier- bis sechsmal höher als bei einem Taillenumfang von weniger als 84 Zentimetern bei Männern und weniger als 76 Zentimetern bei Frauen.

Ein gesunder Lebensstil setzt sich aus einer gesunden vitalen Ernährung, regelmäßiger Bewegung und dem verantwortungsbewussten Umgang mit Nikotin und Alkohol zusammen.

Gesunde und vitale Ernährung ist durch eine abwechslungsreiche Mischkost gekennzeichnet. Die zehn Regeln der gesunden Ernährung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung repräsentieren die Grundsätze dieser Ernährungs-weise. Gemüse und Salat gehören neben Vollkornprodukten und Obst zu den täglichen Hauptbestandteilen. Kalorienfreie Getränke sollten im Umfang von 1,5 bis 2 Litern pro Tag aufgenommen werden. Tierische Lebensmittel wie Milchprodukte, Fleisch, Wurst, Käse müssen auf ihren Fettgehalt überprüft werden. Seefisch sollte zweimal pro Woche gegessen werden, Fleischmahl-zeiten dürften nicht öfter als zweimal die Woche verzehrt werden. Für die Zubereitung der Mahlzeiten sollten gesunde, ungesättigte Pflanzenöle wie Olivenöl und Rapsöl verwendet werden. Der Verzehr von Alkohol, kalori-enhaltigen Getränken, zucker- und fettreichen Lebensmitteln ist im Auge zu behalten.

Körperliche Bewegung sollte regelmäßig (drei- bis fünfmal pro Woche) für mindestens 15 Minuten durchgeführt werden. Dabei kann sich ein Ausdau-ertraining mit einem Muskel aufbauenden Training abwechseln. Die körper-liche Aktivität im Alltag fördert die Energiegewinnung durch Körperfettab-bau und unterstützt damit die Gewichtskontrolle. Ein gesunder Lebensstil mit vitaler Ernährung und ausreichender Bewegung führt zur effektiven Gewichtskontrolle. Nicht der spektakuläre Gewichtsverlust steht im Vorder-grund, sondern das Überdenken von alltäglich praktiziertem Essverhalten. Schon eine geringfügige Veränderung von Ernährungsgewohnheiten kann dazu beitragen, schrittweise und stabil die langfristige Gewichtsreduzierung zu erzielen.

* Der Body-Mass-Index errechnet sich, indem man das Körpergewicht durch die Körpergröße (in Metern) im Quadrat teilt.

und motivierten die Besucher zu mehr Selbstverantwortung im Umgang mit Diabetes.

Birgit RegerDiabetesberaterin Medizinische Klinik IKrankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg

20 misericordia 8·9/12 · Arbeits- und Lebenswelt Heime

Europäischer Kongress „Partizipation“ bei den Barmherzigen Brüdern Straubing für Mitarbeiter in der Behindertenhilfe

Jeder will mal alleine sein, aber nicht einsam. Ob in der Familie, unter Gleich-altrigen, in der Nachbarschaft, im Sport-verein, in der Politik oder in der Pfarr-gemeinde: wir wollen dazugehören, uns beteiligen, teilhaben … Das gilt für Menschen mit und ohne Behinderung in gleicher Weise. Aber wie können wir da-zu beitragen, dass Menschen mit Behin-derung wirkliche Teilhabe – Partizipa-tion – erleben? Das war das Thema des Europäischen Mitarbeiter-Kongresses, der vom 26. bis 28. Juni bei den Barm-herzigen Brüdern in Straubing stattfand.

Eigentlich, meinte Kardinal Reinhard

Christen sollen sich für echte Teilhabe einsetzen

Marx, der mit den Kongress-Teilneh-mern Gottesdienst feierte, sind Be-griffe wie Partizipation oder Inklusion nur „neue Worte für alte Herausfor-derungen“. Schon durch die biblische Schöpfungsgeschichte werde jedem Menschen von Gott Würde zugespro-chen. Jedem Menschen: sei er nun be-hindert oder nicht behindert, krank oder gesund, hetero- oder homosexuell. Alle Menschen seien nach dem Bild Gottes geschaffen, seien Kinder Gottes, Brü-der und Schwestern. Es sei „der Test-fall auch für die Christen“, wie sie sich gegenüber den Armen, Kranken und Schwachen verhalten.

Alter Wein in neuen Schläuchen also? Steht alles schon in der Bibel? Ganz so einfach ist es auch wieder nicht, schließlich gilt es, das als richtig Er-kannte auch hier und heute umzusetzen. Dr. Valentin Aichele vom Deutschen Institut für Menschenrechte in Berlin

Kongress „Partizipation“Barmherzige Brüder Straubing 26. bis 28. Juni 2012

180 Teilnehmer aus über 50 Ein-richtungen der Barmherzigen Brü-der für Menschen mit Behinderung aus Deutschland, Frankreich, Groß britannien, Irland, Italien, Österreich, Polen und Spanien

Weitere Informationen: Die Vor-träge des Kongresses sind auf der Website www.partizipation2012-straubing.de abrufbar. Außerdem finden sich dort in einer Galerie weitere Fotos von der Veranstal-tung.

Kardinal Reinhard Marx begrüßt nach dem Gottesdienst Heimbewohner.

Dr. Carlo Galasso, Leiter des Europä-ischen Büros der Barmherzigen Brüder in Brüssel, beteiligt sich an der Diskussion.

misericordia 8·9/12 21Arbeits- und Lebenswelt Heime ·

Eröffnung mit kreativem SchwungAuf dem Gelände sind europäische Flaggen gehisst, im Vorbeigehen schnappt man internationales Sprachengemisch auf, im Magnobonus-Markmiller-Saal erklingt die Europahymne, virtuos gespielt von den „Bayerischen Löwen“. Und seitlich der Bühne sitzen Simultandolmetscher, die dem Publikum alle Redebeiträge ins Deutsche, Englische, Französische, Spanische, Polnische und Italienische übersetzen.

Die Kongress-Eröffnung, mit nur zwei Rednern, dafür viel Musik, Action, kreativen Ideen und ansteckender Begeisterung ist brillant gelungen. OB Markus Pannermayr, Bezirkstagspräsident Manfred Hölzlein, MdL Reinhold Perlak und MdL Josef Zellmeier werden statt um Grußworte darum gebeten, mit vereinten Kräften ein überdimensionales Europapuzzle aus Würfeln zu-sammenzubauen. Auf die einzelnen Würfel werden die Teilnehmer während der drei Tage Ideen, Erfahrungen, Wünsche und Kommentare schreiben.

Provinzial Frater Emerich Steigerwald heißt Teilnehmer wie Ehrengäste aus Orden, Politik, Hochschule und Behindertenarbeit herzlich willkommen. Er macht deutlich, dass noch viele Anstrengungen nötig sind, um die UN-Behindertenrechtskonvention und damit Teilhabe Wirklichkeit werden zu lassen.

Birgit Fürst vom Bayerischen Rundfunk, die den Kongress moderiert, lädt die Teilnehmer dann auf eine Reise zu den Lebensstationen des heiligen Johannes von Gott ein, der selbst ein Ausgegrenzter war und sein Leben Menschen mit demselben Schicksal verschrieb. Die „Bayerischen Löwen“ steuern virtuos und humorig Musik aus den Ländern bei, die Lebensstati-onen des Ordensgründers waren und Heimat der Teilnehmer sind – vom Radetzkymarsch bis zu „Je t‘aime“, „Carmen“ und einem zünftigen Zwie-fachen. Und die Teilnehmer verteilen Landestypisches im Publikum: die Franzosen Lavendel-Sträußchen, die Bayern Brezen, die Spanier Fächer, die Österreicher Mozartkugeln und die Polen als Gastgeber der Fußball-EM Fanartikel. Zwischendurch gibt es zur allgemeinen Erheiterung bayerischen Sprachunterricht.

Generalprior Frater Donatus Forkan blendet zurück auf das Leben des Or-densgründers Johannes von Gott. Zu seiner Zeit seien Menschen mit Behinde-rung massiv ausgegrenzt worden, weil sie als „nicht komplett“ galten. Dabei hatten sie nur andere Begabungen. Die Einschätzung habe sich geändert: „Wir sind alle nicht komplett.“

Monika Schneider Stranninger

Statt Grußworte zu sprechen durften die Politiker ein überdimensionales Europa-puzzle aus Würfeln zusammenbauen.

erläuterte am ersten Kongresstag, wa-rum es die UN-Behindertenrechtskon-vention braucht, die in den vergangenen fünf Jahren rund drei Viertel der Mit-gliedsstaaten der Vereinten Nationen unterzeichnet haben. Erik Somelar von der Europäischen Kommission fragte in seinem Vortrag nach den Auswirkungen der Konvention auf die Länder der EU. In den Vorträgen am zweiten Kongress-tag ging es insbesondere darum, was diese Vereinbarung für die konkrete Arbeit mit Menschen mit Behinderung bedeutet.

Wohnen: Konzept „Sozialraumorientierung“

Zum Beispiel im Bereich Wohnen: Fast zwei Drittel der Menschen mit Behin-derung, die in Deutschland Eingliede-rungshilfe erhalten, leben in stationären Einrichtungen. Das berichtete Professo-rin Monika Seifert von der Katholischen Hochschule für Sozialwesen in Berlin. Zugleich habe sie in einer eigenen Stu-die herausgefunden, dass die meisten geistig und mehrfach behinderten Men-schen lieber anders wohnen wollten. Sie möchten nicht mehr als „Heimbewoh-ner“ gesehen werden und in Nachbar-schaften leben wie andere auch.

Der Schlüsselbegriff von Professorin Seifert in diesem Zusammenhang heißt „Sozialraumorientierung“ – dieses Fachkonzept sei in der Behindertenhil-fe noch nicht genügend verankert. Das nachbarschaftliche Zusammenleben in sogenannten „Vielfaltsgemeinschaften“ brauche allerdings professionelle Un-terstützung.

Prof. Dr. Monika Seifert bei ihrem Vortrag

Fortsetzung auf Seite 22

22 misericordia 8·9/12 · Arbeits- und Lebenswelt Heime

Wen so freundliche Menschen empfangen wie (von links) Margit Langer, Markus Sos-nows ki und Monika Brunner, kann sich eigentlich nur wohlfühlen bei diesem Kongress - wie die Teilnehmer aus verschiedenen Ländern auf den Fotos unten.

Wird es also die großen stationären Einrichtungen der Behindertenhilfe, wie sie auch die Barmherzigen Brüder in Bayern betreiben, in absehbarer Zeit gar nicht mehr geben? Praktiker aus sta-tionären Einrichtungen berichten, viele Bewohner seien gar nicht in der Lage oder auch nicht willens, in eigenstän-digere Wohnformen zu wechseln. Die Berliner Professorin sprach von Men-schen mit schweren Behinderungen als einer „Restgruppe“ in stationären Ein-richtungen. Kritisch äußerte sie sich ge-genüber den Hoffnungen einger Politi-ker, die stärker ambulante Ausrichtung in der Behindertenhilfe könnte helfen, Kosten zu sparen.

Arbeit: Werkstätten für behinderte Menschen werden noch gebraucht

Neben den Großeinrichtungen werden von einigen auch die Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) in Frage gestellt. In einer inklusiven Gesellschaft hätten gesonderte Arbeits-Einrichtungen für Menschen mit Behinderung keinen Platz mehr, so das Argument. Thomas Umsonst, Geschäftsführer der Landes-arbeitsgemeinschaft der Werkstätten für behinderte Menschen in Rheinland-

Pfalz, hingegen bekannte: „WfbMs werden nach wie vor gebraucht“. Mit der Verabschiedung der Konvention sei ja nicht „von heute auf morgen“ eine Gesellschaft geschaffen worden, „die alle Menschen mit Behinderung und ohne Behinderung als gleichberechtigte Rechtssubjekte“ sieht. Umsonst wies auch hin auf aktuelle Entwicklungen wie etwa ausgelagerte Werkstattarbeitsplät-ze, die Menschen mit Einschränkungen eine stärkere Teilhabe ermöglichen und die Grenzen zum allgemeinen Arbeits-markt durchlässiger machen.

Der Referent aus Rheinland-Pfalz gab eine kurze Übersicht über die Ausrich-tung der Werkstätten in verschiedenen europäischen Ländern. Lediglich in Frankreich sind ähnliche Strukturen wie in Deutschland vorzufinden. In anderen Ländern sind die Werkstätten häufig stärker den Marktmechanismen ausgesetzt, was angesichts der gegen-wärtigen Wirtschaftskrise auch schon zu Entlassungen von Werkstatt-Mitar-beitern geführt hat.

Stamm: Nicht bei den Menschen mit Behinderung sparen

Barbara Stamm, Präsidentin des Baye-rischen Landtags und Vorsitzende der Lebenshilfe in Bayern, weiß natürlich auch, dass gerade in Krisenzeiten ger-ne im sozialen Bereich gekürzt wird. Dennoch forderte sie vehement: An der „speziellen Förderung, Hilfe, Pflege und Begleitung … auch von Menschen mit schweren und schwerst mehrfachen Be-hinderungen … darf nicht gespart wer-den.“ Die Entscheidungsträger in Politik und Verwaltung sollten sich immer fra-gen: „Wie hätte ich es denn gerne selbst? Wie wollte ich leben, wenn ich zu einem Menschen mit Behinderung würde?“

Die Landtagspräsidentin vertrat die Meinung, Menschen mit Behinderung würden „noch viel zu sehr in medi-zinischen Modellen“ betrachtet. Die UN-Behindertenrechtskonvention be-tone, dass Behinderung kein „Defekt“ des betroffenen Menschen sei, sondern entstehe, „wenn Menschen mit Be-einträchtigungen in ihrem Umfeld auf Meinungs- und Verhaltens-Barrieren stoßen.“ Scharf kritisierte Stamm den

Fortsetzung von Seite 21

Teilnehmer aus Polen bieten beim „Markt der Möglichkeiten“ ein Ständchen dar.

misericordia 8·9/12 23Arbeits- und Lebenswelt Heime ·

gesellschaftlichen Druck auf werdende Eltern, ein behindertes Kind nicht zu bekommen. Heute werden bereits neun von zehn Kindern abgetrieben, bei de-nen durch einen Pränataltest das Down-Syndrom diagnostiziert wurde.

Soziales Erklärungsmodell für Behinderung

Ähnlich wie Barbara Stamm ordnete auch Dr. Simone Bell-D’Avis, Leite-rin der Arbeitsstelle Pastoral für Men-schen mit Behinderung der Deutschen Bischofskonferenz, das „medizinische Erklärungsmodell von Behinderung“ der Vergangenheit zu und propagierte ein „soziales Erklärungsmodell“. Dieses führe dazu, dass die Gesellschaft sich in der Weise verändert, „dass Menschen mit Behinderung die Teilhabe am gesell-schaflichen Leben möglich ist“.

Dabei will die Theologin aber nicht das Kind mit dem Bade ausschütten: Zwar fordert sie Selbstbestimmung für alle Menschen, ob ohne oder mit Behinde-rung, aber der Fürsorgegedanke solle dennoch weiterwirken; sonst könnte aus Selbstbestimmung sehr schnell Ver-einsamung werden. Die Kirche müsse Fürsorge als „Assistenz zur selbsbe-stimmten Teilhabe“ verstehen.

Als Kontrastbegriff zur Exklusion (Aus-schluss), sagte Dr. Bell-D’Avis weiter, gebe es in der Kirche die „Communio“, die (Mahl-)Gemeinschaft, die nicht nach Behinderung, Einkommen oder Ge-schlecht frage. Wenn aber Menschen „in ihrer unendlichen Verschiedenheit eins sind in Christus“, dann habe das auch Konsequenzen für die Rolle der Behindertenseelsorge. Konsequent zu Ende gedacht müsste sie sich sogar selbst abschaffen. Ganz im Einklang mit den Predigtworten von Kardinal Marx forderte die Referentin eine Sichtweise, „die Menschen mit und ohne Behinde-rung als Geschöpfe Gottes sieht: Und siehe, es war sehr gut!“

Attrakives Rahmenprogramm

Für die Teilnehmerinnen und Teilneh-mer des Mitarbeiterkongresses gab es nach den insgesamt sieben Vorträgen jeweils genügend Stoff für Diskus-sion und Austausch. Darüber hinaus

informierten die einzelnen Provinzen auf einem „Markt der Möglichkeiten“ über ihre Einrichtungen, Projekte und Produkte. Die Organisatoren erhielten für die hervorragende Vorbereitung des Kongresses von allen Seiten viel Lob und Anerkennung, auch für das Abend-programm: Schon am Vorabend der Er-öffnung hatte es eine Johannifeier gege-ben, am Abend des ersten Kongresstages empfing Oberbürgermeister Markus Pannermayr die Gäste im Historischen Rittersaal des Herzogschlosses und am zweiten Abend hieß es im Magnobonus-Markmiller-Saal: „Der Kongress tanzt“. Die Köche der Einrichtung hatten dafür ein „europäisches Büffet“ mit wahrhaft

Fachtag Epilepsie bei den Barmherzigen Brüdern GremsdorfIm Forum Barmherzige Brüder Gremsdorf findet am 18. Oktober 2012 von 10 Uhr bis 17 Uhr ein „Fachtag Epilepsie bei Menschen mit geistiger und/oder mehrfacher Behinderung“ statt. Dieser richtet sich an Fachleute, Angehörige und Interessierte. Epilepsie ist eine häufige Begleiterkrankung bei Menschen mit geistiger Behinderung. Neben dem Leiter des Epilep-siezentrums Erlangen, Professor Dr. Hajo Hamer, referieren und diskutie-ren weitere Spezialisten über Diagnose und Therapie des Krankheitsbildes Epilepsie sowie über das Leben mit dieser Krankheit. Die Tagungsgebühr beträgt 60 Euro (Ermäßigung für Studenten, Schüler und Menschen mit Behinderung: 50 Euro)

Anmeldeschluss bei den Barmherzigen Brüdern Gremsdorf ist eigentlich schon am 31. Juli 2012, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Brüder-Einrich-tungen können sich aber auch noch später anmelden. Nähere Informationen gibt es im Internet unter www.barmherzige-gremsdorf.de oder bei Marion Wüchner-Fuchs (09193/627-201).

Johannes Salomon

künstlerischen Kreationen vorbereitet, von dem die Gäste begeistert waren.

Beim letzten Vortrag des Kongresses setzte sich Professor Martin Balle, der Verleger des Straubinger Tagblatts, mit dem Thema „Teilhabe als (der) Grund-wert menschlichen Lebens“ auseinan-der. Auch Professor Balle kam auf den „Geist echter Gemeinschaft, also echter Teilnahme“ in christlichem Sinne zu sprechen. In Anlehnung an den Theo-logen Eugen Biser formulierte er: „Der Helfer und Heiler Jesus holt die Men-schen aus ihrem gesellschaftlichen Ab-seits heraus.“ js

Generalprior Frater Donatus Forkan (Mitte) im Gespräch mit Kongressteilnehmern

24 misericordia 8·9/12 · Kirche und Gesellschaft

Elisabeth Rother, Arne Manzeschke, Elisabeth Tafelmeyer, Karsten Weber

Technische Assistenz für das Leben daheimDer überwiegende Teil älterer Menschen in Deutschland lebt zu Hause. Auch bei eintretender Hilfs- oder Pflegebedürf-tigkeit ist die vertraute Umgebung, der eigene Lebensrhythmus und die verblei-bende Handlungsfähigkeit das, was dem bedürftigen Menschen als sinnstiftender Raum zur Verfügung steht. Dieser so-ziale Raum, der sich nicht allein auf

Ein interdisziplinärer Forschungsverbund zwischen Privatdozent Dr. Arne Manzeschke, (LMU München), Prof. Dr. Heiner Fangerau (Uni Ulm) und Prof. Dr. Karsten Weber (Technische Universität Cottbus) führt ein Forschungsprojekt zu ethischen Aspekten altersgerechter Assistenzsysteme durch. Dabei werden im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung ethische, soziale und anthropologische Grundlagen erforscht und konkrete Empfehlungen für den Einsatz solcher Assistenzsysteme erarbeitet. Elisabeth Rother B.A . ist Projektkoordinatorin, Elisabeth Tafelmeyer B.A. wirkt als freie Mitarbeiterin an dem Projekt mit.

ben im eigenen Zuhause zur finanziellen Notwendigkeit wird.

Damit der persönliche Wunsch und die bestehende gesellschaftliche Idealvor-stellung vom Lebensabend im eigenen Wohnumfeld Wirklichkeit werden kann, müssen einige Fragen beantwortet wer-den: Welche Möglichkeit besteht, dem Mangel an qualifizierten Pflegekräften zu begegnen? Welche Auswege gibt es, um den finanziellen Engpass im Pflege- und Gesundheitssystem abzumildern? Wie können wir der steigenden Zahl Hilfs- und Pflegebedürftiger gerecht werden, denen ein Altern in Würde zu-steht? Wie entsprechen wir dem erhöh-ten Betreuungs- und Pflegebedarf, der bei Hochbetagten zu erwarten ist? Diese Fragen sind vor dem Hintergrund der demografischen Verschiebung zu sehen,

die Wohnung beschränkt, kann dazu beitragen, dem Pflegebedürftigen in seiner zunehmend erfahrenen Abhän-gigkeit Elemente der Unabhängigkeit und Selbständigkeit zu erhalten. Etwa 1,6 Millionen Menschen werden in die-sem Zusammenhang auch zu wichtigen Akteuren in gesundheitspolitischen Überlegungen, bei denen das Verblei-

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Caritas erprobt Technik zur Pflegeunterstützung von Senioren

die sich spätestens seit den 1970er Jah-ren mit dem veränderten Verhältnis von Geburten- und Sterberate abzeichnet.

Eine immer häufiger diskutierte Ant-wort auf diese Herausforderungen ist der verstärkte Einsatz von Technik: Pflegebedürftige Menschen sollen mit-hilfe von technischen Arrangements möglichst lange und selbstbestimmt ihr Leben in den eigenen vier Wänden be-streiten können. Hierfür wurden unter-schiedliche Begriffe wie „Smart Home“ entwickelt und mit Beispielen wie der Roboterrobbe Paro oder der Medika-mentenbox mit Erinnerungsfunktion auf ein verständliches Niveau gebracht.

Sicherheit, Selbständigkeit und Entlastung für Pflegebedürftige

Die Systeme sprechen den alten pflege-bedürftigen Menschen an, doch bieten sie weit mehr potenziellen Anwendern Unterstützung: Kranke, hilfebedürf-tige und behinderte Menschen und ihre Helfer sollen mehr Sicherheit, Selbstän-digkeit und Entlastung erfahren. Die hierfür eingesetzten Geräte sind dabei möglichst unauffällig, um den pfle-gebedürftigen Nutzer nicht zu stören oder verändernd in seinen Lebensraum einzugreifen. Auch soll ihre möglichst dezente Gestaltung und Funktion stig-matisierende Effekte vermeiden helfen.

Eine weitere Hoffnung ist, dass über die angestrebte datentechnische Vernetzung der Systeme und die dichtere Datener-fassung eine bessere Gesundheitsbe-gleitung und Notfallerkennung mög-lich wird. Ein Sturz beispielsweise, der über Sensoren im Boden registriert wird, könnte durch ein ergänzendes körper-nah getragenes Gerät, das Bewegungen erkennt, Rückschluss darauf geben, ob die gestürzte Person wieder selbständig aufgestanden ist. Wenn nicht, könnte ein definierter Personenkreis informiert und schnelle Hilfe geleistet werden.

Vermeiden von teuren stationären Unterbringungen

Über den individuellen Nutzen hinaus sollen auf gesellschaftlicher Ebene eben-falls positive Effekte erzielt werden. Die teuren stationären Unterbringungen in

ändern, sondern auch, wie wir uns als Menschen verstehen und mit uns selbst umgehen. Um technische Assistenz-systeme so einsetzen zu können, dass sie, mit besonderer Rücksicht sowohl auf den pflegebedürftigen Nutzer als auch auf die umsorgenden Angehöri-gen, ethisch zu vertreten sind, bedarf es einer gründlichen Erforschung der Möglichkeiten und Grenzen eines sol-chen Einsatzes.

Dabei können die Interessen von An-wendern, Entwicklern und politischen Fürsprechern in verschiedene Rich-tungen gehen. Der Einsatz wird vor allem dort ethisch zur Diskussion ste-hen, wo die Auflösung der Grenzen um den privaten Raum und die nicht überschaubare Vernetzung personen-bezogener Daten mit dem Argument des guten Lebens begründet werden oder wo das selbstbestimmte Leben zu Hause den Einzelnen mit überbordender Eigenverantwortung zurücklässt und die menschliche Ansprache zur Aus-nahme wird. Vor dem angemessenen Einsatz technischer Assistenzsysteme im häuslichen Umfeld steht damit die Aufgabe, nicht nur die Potenziale der Technik, sondern auch die möglichen Konsequenzen für Anwender und Ge-sellschaft zu untersuchen.

Osnabrück (KNA) In einem deutschlandweit ersten Test erprobt die Caritas im Bistum Osnabrück computergestützte Medikamentenspender, die die Betreuung pflegebedürftiger Senioren in der eigenen Wohnung verbessern sollen. Das Gerät zeigt mit einem Piepton den Zeitpunkt für die Einnahme an, dosiert die Pillenration und benachrichtigt im Falle einer Nichteinnahme Angehörige des Patienten. Mit ausgewählten Testpersonen werde auch eine Trinkflasche erprobt, die sich rot einfärbe, wenn die betreffende Person zu wenig trinke. Als Drittes teste man eine Armbanduhr, die das Schlafverhalten überwacht.

An dem Test nehmen nach den Angaben seit einem Jahr Senioren in 15 Haushalten teil. Die überwiegende Mehrheit (82 Prozent) sei bereit, die Geräte auch über die Probephase hinaus anzuwenden. Es gebe immer we-niger Menschen, die pflegen, und gleichzeitig immer mehr Menschen, die pflegebedürftig sind, so die Caritas. Zugleich wollten die Menschen so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden wohnen. Gerade in den ländlichen Gebieten sei deshalb technische Unterstützung wichtig.

Heimen und Krankenhäusern ließen sich verkürzen oder gar umgehen. Der Betroffene könnte so trotz psychischer und/oder physischer Beeinträchtigungen das Leben zu Hause, in der gewohnten Umgebung, fortsetzen.

Zudem sollen Angehörige bei der Pfle-ge ihrer hilfsbedürftigen Verwandten unterstützt werden, damit sich ihr eige-nes Berufs- und Privatleben besser mit ihrer Pflege- und Betreuungstätigkeit vereinbaren lässt. Pflegepersonal soll durch Technik entlastet werden, um sich wichtigeren Pflegeleistungen wie Gesprächen oder emotionaler Fürsorge widmen zu können. Diese Ziele sind sachlich plausibel, erscheinen technisch und ökonomisch überzeugend und er-freuen sich einer hohen gesellschaft-lichen Akzeptanz.

Erforschung der ethischen Grenzen des Technik-Einsatzes

Seit Menschengedenken wird Technik zur Erweiterung oder Kompensation menschlicher Fähigkeiten eingesetzt. Doch könnte der Einsatz von Technik im Bereich menschlicher Fürsorge etwas qualitativ Neues bedeuten: Sie könnte nicht nur die Sorgebeziehungen ver-

26 misericordia 8·9/12 · Kirche und Gesellschaft

Mario Schoßer erläutert die von ihm gestaltete Kapelle im Altenheim St. Raphael in Königstein

Ein heller und warmer Raum

für Gebet und Besinnung

Die etwa 100 Quadratmeter große Kapelle des Altenheim St. Raphael der Barm-herzigen Brüder in Königstein wird bestimmt durch eine Fensterfläche von 2,50 Metern Höhe und 7 Metern Breite. Die Fläche wurde in sieben Einzelscheiben unterteilt, was zu einer klaren vertikalen Gliederung führt.

Von außen wird diese Glasfläche dominiert durch ein vorgehängtes, schräg lie-gendes Eichenkreuz, das den Raum schon von weitem aus dem architektonischen Gesamtkontext heraushebt und betont. Dieses Kreuz erzeugt schattenförmig eine zusätzliche Gliederung im Innenraum.

Die Gestaltung der Glasscheiben (zweimal Verbundsicherheitsglas) ist als Float-glasmalerei in unterschiedlichen Techniken ausgeführt. Die Innenscheibe zeigt die sieben Werke der Barmherzigkeit, eine Muttergottes und den Erzengel Raphael, sandgestrahlt und handmalerisch verfüllt. Die Zwischenscheibe trägt eine handma-lerische Farbfläche von kräftigem Rot zu lichten Gelbtönen in Richtung Altar. Die Außenscheibe zeigt Elemente zum Thema Granatapfel als Sandstrahlung.

Die Innengestaltung des Kapellenraumes beruht auf den Materialien Messing für die liturgische Einrichtung und Ahorn für alle Möbel. Ein im Boden eingelassenes Messingband kennzeichnet den Altarbereich, eine geätzte Messingscheibe mit Chris-tusfigur betont die Altarwand. Es wurde besonderer Wert darauf gelegt, den Raum luftig, hell und atmosphärisch warm zu gestalten.

misericordia 8·9/12 27Kirche und Gesellschaft ·

28 misericordia 8·9/12 · Kirche und Gesellschaft

Entstehen und Wirken der Pflegeorden im Mittelalter

Den „Herren Kranken“ dienen„Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir ge-tan.“ Die im Matthäusevangelium so formulierte Nächstenliebe, die Karitas (lat. caritas = hingebende Liebe, unei-gennütziges Handeln), war bereits in der Urkirche eine der entschei denden christlichen Tugenden, deren Charak-teristika Barm her zigkeit, Geduld und Wohltätigkeit sind. Sie war ausgerichtet auf die Alten- und Kranken pflege sowie auf die Betreuung der Witwen, Waisen und Fremden und bildete auch die christ-liche Grundlage der großen Pflegeorden, die zur Zeit der Kreuzzüge entstanden.

Zwischen dem 7. und 11. Jahrhundert breitete sich der Islam im Nahen Os-ten aus, arabische Stämme besetzten das Heilige Land und verhinderten Pilgerreisen zu den heiligen Stätten der Christenheit. Zwischen dem Ende

des 11. und der Mitte des 13. Jahrhun-derts versuchten christliche Ritterheere mit wechselndem Erfolg Palästina den „Ungläubigen“ wieder zu entreißen. In dieser Zeit entstanden dort zwölf geist-liche Ritterorden. Die Ordensritter, überwiegend adelige Laien, vereinten ein Leben nach den Regeln der älteren Mönchsgemein schaften (Armut, ehelose Keuschheit, Gehorsam) mit Kriegs-dienst, Pilger- und Kranken pflege. Neue Mitglieder der Johanniter zum Beispiel mussten feier lich versprechen, „Diener und Sklaven der Herren Kranken“ zu sein.

Johanniter, Templer und Deutscher Orden

Als erster der drei großen Pflegeorden dieser Zeit entstand der Johanniteror-den. Um 1050 gründeten südita li enische

Kaufleute in Jerusalem ein Hospital für arme und kranke Pilger und weih-ten es Johannes dem Täufer. Aus die-ser Spitalbru der schaft entstand um die Mitte des 12. Jahrhunderts der nach der Augustinusregel lebende geist liche Ritterorden der Johanniter („Ritterlicher Orden Sankt Johannis vom Spital zu Je-rusalem“), die wegen ihrer karitativen Tätigkeit in Hospitälern (Pilgerherber-gen, Armen- und Krankenhäusern) auch als „Hospitaliter“ bezeichnet wurden.

1119 schlossen sich in Jerusalem fran-zösische Ritter zu einer Ordensgemein-schaft zusammen und nannten sich „Arme Ritterschaft Christi und des salomonischen Tempels zu Jerusalem“. Daraus entstand 1128 der Templeror-den. Der Deutsche Orden (auch „Ordo Teutonicus“, „Deutscher Ritter orden“ oder „Deutschorden“ genannt) wurde

Die heilige Elisabeth (1207-1231) führte ein

Leben tätiger christ-licher Nächstenliebe

und gilt deshalb welt-weit als Vorbild und Sinnbild christlicher Nächstenliebe. Das

Relief über dem Ein-gangsportal der Kreuz-kirche (ehemals Spital-

kirche) zu Ochsenfurt zeigt sie bei karitativen Tätigkeiten, denen sich

auch die Ritterorden vornehmlich widmeten: Aufnahme von Pilgern,

Pflege der Kranken undSpeisung der Hungrigen.

misericordia 8·9/12 29Kirche und Gesellschaft ·

während des dritten Kreuzzugs 1190 von Lübecker und Bremer Kaufleuten zu Akkon (Palästina) als Pflegeorden (Hospitalbru der schaft) gegründet und 1198 in einen geistlichen Ritterorden umgewandelt. Wie die Johanniter und Templer sah auch der Deutsche Orden seine wesent lichen Aufgaben im Schutz hilfesuchender Pilger und in der Pflege kranker oder verwundeter Kreuzfahrer.

Der endgültige Verlust des Heiligen Landes zwang die Orden zur Rückkehr nach Europa, wo sie ihre Krankenpfle-getätigkeit fortsetzten. Die Johanniter ließen sich schließlich auf Malta nieder und zur Zeit der Reformation spalte-te sich der Orden in die katholischen Malteser und die protestantischen Jo-hanniter. Der Templerorden wirkte vorwiegend in Frankreich, verlor seine dortigen Besitzungen jedoch zu Be-ginn des 14. Jahrhunderts an den fran-zösischen König Philipp IV. und wurde mit päpstlicher Billigung aufgelöst. Der Deutsche Orden christianisierte und kul-tivierte große Teile des Baltikums und schuf dort im 13. und 14. Jahrhundert einen mächtigen Ordensstaat.

Im 16. Jahrhundert entstanden weitere

religiöse Pflegeorden, die sich im Sinne der christ lichen Nächstenliebe den Pfle-gebedürftigen zuwandten, insbesondere der Orden der Barmher zigen Brüder. Ab 1539 scharte Johannes von Gott in Granada Laien um sich, die ein Hospital für Kranke und Hilfsbedürftige unter-hielten. 1572 wurde seine Gründung ein Orden unter der Augusti nusregel. Neben den drei klassischen Gelübden legen die Mitglieder als viertes das Gelübde der Hospitalität („Gastfreundschaft“) ab, das dem Orden als zentraler Wert gilt.

Pflege auf hohem Niveau

Den Orden gemeinsam waren unabhän-gig vom Ort ihres Wirkens die Kran-kenpflege im Sinne der Karitas und die Bezeugung des christlichen Glaubens. Wie die Pflegeorden ihren Dienst an den „Herren Kranken“ versahen, verdeut-licht exemplarisch die Jerusalemer Hos-pitalsordnung der Johanniter von 1181.

Neben der seelsor gerischen Betreuung erhielten die Kranken Pflege, Zuwen-dung und Wertschätzung in einem Aus-maß, das heute nahezu unvorstellbar ist: Jeder Kranke wurde wie ein Herr behan-delt; er erhielt ein Einzelbett; gelehrte

Ärzte, die auf Kosten des Ordens an südita lienischen Univer sitäten studiert hatten, sowie Pfleger (Ordensbrüder) kümmerten sich intensiv um ihn; Ärzte und Pfleger hielten täglich Visite, den Nachtdienst versahen zwei Pfleger, die sich durch regelmäßige Kontrolle vom Wohlbefinden der Kranken überzeugten.

Die Pfleger wuschen den Kranken Füße und Kopf, reinigten ihre Kleider und die Bettwäsche. Auch die Ernährung ent-sprach dem Status eines Herren: Der Kranke erhielt Brühe, Eier, frisches Obst, Gemüse, Mehlspeisen, Käse, Fisch und an drei Tagen in der Woche Fleischgerichte. Das Essen wurde den Kranken auf einem frischen Tischtuch serviert, das über das Bett gelegt wurde.

Allerdings hatte der intensive Pflege-dienst auch kleinere Vorteile: Wein zum Beispiel wurde als Heilmittel angesehen und täglich verabreicht. Zuvor musste sich jedoch der diensthabende Pfleger von der guten Qualität des Weines über-zeugen.

Dr. Walter GöbelDozent am Historischen Institut der Universität Würzburg

Deutschordensritter versorgen Verwundete während des 3. Kreuz-zugs vor ihrem Behelfs-spital (Miniatur Nr. 59 aus dem Miniaturen-band der Würzburger Bischofschronik des Lorenz Fries)

30 misericordia 8·9/12

Rätsel mitBitte schicken Sie eine Postkarte mit dem Lösungswort des nebenstehenden Rätsels und Ihrer Adresse an

Barmherzige BrüderBayerische OrdensprovinzPostfach 20 03 6280003 München

Zu gewinnen gibt es in diesem Monat Schneidebretter und Glas-Untersetzer aus der St. Josefs-Werkstatt in Algasing.

Einsendeschluss ist der 10. September 2012.

Zweite Chance: Bei der Jahresziehung wird unter allen richtigen Einsendungen des Jahrgangs 2012 ein Gutschein über 200 Euro für einen Einkauf von nütz-lichen Dingen für Ihre Küche in einem Fachgeschäft Ihrer Wahl ausgelost.

· Rätsel

Carola Bernhut, Küchenleitung im Al-tenheim St. Augustin der Barmherzigen Brüder in Neuburg an der Donau, hat den Monatsgewinner des Preisrätsels gezogen. Carola Bernhut ist seit fast 27 Jahren im Altenheim St. Augustin in Neuburg beschäftigt. Bereits mit 18 Jahren hat sie ihren Dienst dort angetre-ten.In ihrer Freizeit stehen ihr Mann und ihre neunjährige Tochter an erster Stelle. Ausgleich findet sie auch im Garten mit ihren Blumen.

Gewonnen hatGerhard Lorz, Gremsdorf.Wir gratulieren!

Die Lösungen aus dem letzten Heft: Erdbeere, Kalorien, Brombeere, Loganbeere, Makrelen, Kanada, Zitronensäure, VitaminC-Gehalt, Cassis, Ernte; Lösungswort: Beerenzeit

Suchrätsel

M T A L A S L E F F O T R A K P K OR E R T Z U M H G I O L P N V C R S T A D F B H Z R N I K L O N H A T E E C D X T Z N M J U I L A E D R T Y G E W Ü R Z G U R K E N M I N Z T K R D F A V B R T Z E N Z E X R O E RE M M E N T A L E R F S E R T B C A A I E W C V G R T Z C N M K L A Z UN E T A M O T O Ä H E R H R N Z B T H C D E R T U O E P D F E C F D N S G E S D C G H N A W E I R T U A Z A F L E Ä E R T U I O B P L F R I T L D E F E Ü T Z I K S S A C Ü B H M A E R B K Ö I L Ä S P O F G H M L N T R K C E R D T A Z H Ö V C B Ö K L OS A N W S A M X C V B L D N E H U K B M A D F R E R T Z N U T I I U T J

Welche Abbildung finden Sie nicht im Suchrätsel? Die Antwort ist das Lösungswort.Die gesuchten Wörter sind waagrecht, senkrecht oder diagonal, vorwärts oder rückwärts in den Buchstaben unten versteckt.

misericordia 8·9/12 31

ImpressumHerausgeber und Verlagsinhaber: Barmherzige Brüder® Bayerische Ordensprovinz KdöR Südliches Schloßrondell 5 80638 München Postfach 200362, 80003 MünchenTelefon: 089/1793-100 Telefax: 089/1793-120 E-Mail: [email protected] Internet: www.barmherzige.de

Redaktion: Frater Eduard Bauer (verantwortlich)[email protected] Johann [email protected] Kerstin [email protected] wie Herausgeber

Redaktion der Hauszeitschriften: Die Mise-ricordia erscheint zum Teil mit den Haus-zeitschriften unserer Einrichtungen, die für deren Inhalt selbst verantwortlich sind. Grund-Layout: Astrid Riege - grafica

Fotos: Marianne Adam (8 unten rechts), altrofoto.de (2, 15, 26-27), Barmherzige Brüder Gremsdorf (7 unten), Bilderbox.com (Titel, 3, 32), Barbara Eisvogel (22 unten), fotolia (14), Fraunhofer IMS (24), Susanne Grundner (10 unten), Markus Hauck, POW (17), Marion Hausmann (5 oben, 9 unten), Frater Alfons Höring (6 oben, 13 unten) Klinikum Straubing (10 oben), Barbara Knoll (11), Karin Kövi (12), Bettina Leuchtenberg (16), Schloss Malseneck (8 oben), MCP Sound & Media (31), Lena Schweitzer (5 unten), Claudia Seitz (9 oben), Johann Singhartinger (20-23), Martin Werner (8 unten links), Wiki-media Commons/Andreas Praefcke (28), Wikimedia Commons/Yann (13 oben), Stephan Zinsmeister (30 links). Verlag: Johann von Gott Verlag Anschrift wie Herausgeber Bayerische Hypo- und VereinsbankKonto Nr. 3 960 071 831Bankleitzahl 700 202 70

Druck: Marquardt Prinzenweg 11 a, 93047 Regensburg

Erscheint zehn Mal jährlich. Jahresabonnement: 15,00 Euro

Barmherzige Brüder in Bayern ·

Provinzversammlung vom 16. bis 19. SeptemberVom 16. bis 19. September findet in Kostenz die Provinzversammlung der Bayerischen Ordensprovinz statt. Dazu kommen Ordensbrüder sowie – zeit-weise – leitende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, vor allem die Geschäfts-führer und Gesamtleiter, zusammen. In den Konstitutionen des Ordens ist vorgeschrieben, dass zwischen zwei Provinzkapiteln (das letzte war 2010, das nächste findet 2014 statt) mindestens eine Provinzversammlung einbe-rufen werden muss.

„Erneuerung“ – so lautet das Leit-Thema der vier Tage in Kostenz. Zu-nächst werden die Brüder sich durch einen Rückblick auf das II. Vatikanische Konzil, das vor 50 Jahren begann, auf die Thematik einstimmen. Unter der Moderation von Dr. Georg Betz, den früheren Leiter der Katholischen Akademie für Berufe im Gesundheits- und Sozialwesen in Regensburg, werden sie dann am zweiten Tag über die Umsetzung der Anregungen aus der Kanonischen Visitation durch Generalrat Frater Rudolf Knopp und aus den beiden Erneuerungskursen sprechen.

Am Abend des zweiten Tages reisen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an und berichten am dritten Tag über die Entwicklung in den Einrichtungen. Am vierten Tag endet die Provinzversammlung unter anderem mit einem Statement von Generalrat Frater Rudolf Knopp, mit Gruppenarbeiten zum Gebet- und Gemeinschafsleben sowie mit einem Schlusswort von Provinzial Frater Emerich Steigerwald. js

Benefizkonzert in Gremsdorf Am 19. August 2012 findet um 15 Uhr ein Benefizkonzert im Forum Barm-herzige Brüder Gremsdorf statt. Den abwechslungsreichen Konzertnachmit-tag eröffnen „Sepp und die Original Oberkrainer Freunde“ mit Stimmungs-musik, im Anschluss beeindruckt „Jod-lerkönig Richard Brandl“ mit geballter Stimmvirtuosität.

Um 16 Uhr tritt die Hauptperson des Festivals, Géraldine Olivier, mit volks-tümlichen Schlagern auf. Die gebürtige Schweizerin ist bereits seit rund 25 Jah-ren erfolgreich im Musikgeschäft tätig, hat insgesamt 16 Alben veröffentlicht und war Gewinnerin des Grandprix der Volksmusik. Im Anschluss an das Kon-zert nimmt sich die Künstlerin noch Zeit für eine Autogrammstunde.

Eintrittskarten können bei den Barm-herzigen Brüder Gremsdorf erworben werden (Telefon 09193-627-0).

Der Erlös kommt der Einrichtung für Menschen mit Behinderung zugute. Preis: 18 Euro / 10 Euro (ermäßigt für Menschen mit Behinderung und Kinder bis 14 Jahre). Einlass ist ab 14:30 Uhr.

Katrin Heinz-Karg

Die bekannte Künstlerin Géraldine Olivier wird am 19. August bei einem volkstüm-lichen Benefizkonzert zugunsten der Barm-herzigen Brüder Gremsdorf auftreten.

32 misericordia 8·9/12 · Arbeits- und Lebenswelt Heime

Serie „Mein Gebet“

Fasziniert vom Vaterunser auf LateinPater noster, qui es in caelis:sanctificetur nomen tuum.Adveniat regnum tuum.Fiat voluntas tua, sicut in caelo, et in terra.Panem nostrum cotidianum da nobis hodie.Et dimitte nobis debita nostra,sicut et nos dimittimus debitoribus nostris.Et ne nos inducas in tentationem,sed libera nos a malo.Quia tuum est regnum et potestas et gloriain saecula.Amen.

Vor 18 Jahren erlernte ich im Unterricht das Vaterunser in der wunderschönen Sprache Latein. Jeden Montagmorgen begannen wir die Schulwoche mit diesem Gebet, das mich von Anfang an faszinierte. Durch das Übersetzen der einzelnen Wörter im Unterricht beschäftigte ich mich intensiver mit dem Gebet, das der Herr uns geschenkt hat, und es bekam eine ganz andere – eine wichtige Bedeutung für mich. Seit dieser Zeit ist das Vaterunser für mich nicht nur ein Gebet, das ich auswendig gelernt herunterspule ohne nachzudenken. Ich spreche die Worte behutsam und bewusst aus und fühle dabei die Nähe zu Gott.

Mittlerweile werden kaum noch Gottesdienste in lateinischer Sprache gehalten. Ich selbst durfte jedoch vor ein paar Jahren einen solchen miterleben, da unser Gemein-depfarrer diesen auf Wunsch der Gemeindemitglieder hielt. Ich muss sagen, es war ein interessantes Erlebnis – und beim Paternoster konnte ich begeistert mitbeten.

Sabine Kaspar Mitglied im Pastoralrat der Barmherzigen Brüder Straubing

Pater-Noster-Initial aus dem St. Albans-Psalter (12. Jahrhundert)

„Unser tägliches Brot gib uns heute“, heißt es im Vaterunser - eine Bitte, die für Menschen zu allen Zeiten und an allen Orten aktuell ist.