THEORETISCHE UND EXPERIMENTELLE GRUNDLAGEN...

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Freiberger Forschungsforum 66. Berg- und Hüttenmännischer Tag vom 18. bis 19. Juni 2015 KOLLOQUIUM 4 – „Bohrlochintegrität – Voraussetzung für erfolgreiche Bohr-, Förder- und Speichertechnik“ Abdel Haq, Amer (UGS Untergrundspeicher- und Geotechnologie-Systeme GmbH) THEORETISCHE UND EXPERIMENTELLE GRUNDLAGEN FÜR EIN NEUES TESTVERFAHREN ZUM NACHWEIS DER TECHNISCHEN INTEGRITÄT VON GASKAVERNEN WÄHREND DES SPEI- CHERBETRIEBES Da die geografische Verteilung des natürlichen Vorkommens von Erdöl und Erdgas weltweit mit den Energieverbraucherländern nicht übereinstimmt, ist die Sicherung der kontinuierli- chen Energieversorgung insbesondere für die Industrieländer von großer Bedeutung. Aus diesem Grund wurden Mitte der 60er-Jahre die ersten Salzkavernen für die Speicherung von Erdöl und Erdgas zur Sicherung einer stabilen Energieversorgung errichtet oder umgerüstet. Im Jahr 2012 lag der weltweite Erdgasverbrauch bei etwa 3,5 10 3 Milliarden m 3 i. N. Die Prognose für das Jahr 2030 geht von etwa 5 bis 5,5 10 3 Milliarden m 3 i. N. aus. Aus die- sem Grund wird ersichtlich, dass die Notwendigkeit, Erdgasspeicher zur Sicherung der konti- nuierlichen Energieversorgung auszubauen und weiterhin zu entwickeln, immer mehr an Bedeutung gewinnt. Mit dem wachsenden Bedarf an Speicherkapazität steigen auch die si- cherheitstechnischen und wirtschaftlichen Anforderungen an die Gasspeicherkavernen, so- dass trotz der rasanten Wachstums- und Alterungsprozesse sowohl die Sicherheit von Mensch und Umwelt als auch die Wirtschaftlichkeit dieser Speicherart gewährleistet werden muss. Die natürliche Dichtheit des Steinsalzes ist eine wichtige Voraussetzung für eine technisch sichere und wirtschaftlich rentable Speicherung von Erdöl und Erdgas. Das Steinsalz ist durch seine petrophysikalischen und geohydrodynamischen Eigenschaften sowohl hydraulisch als auch pneumatisch als dicht anzusehen. Die Permeabilität des Steinsalzes ist sehr gering und liegt zwischen 10 −21 m 2 und 10 −23 m 2 . Durch die Langzeitbelastung der Kaverneninstallation (Ein- und Ausspeisebetrieb) können signifikante technische und gebirgsmechanische Änderungen in der Zugangsbohrung bezie- hungsweise in der bohrlochnahen Zone stattfinden. Bis zum heutigen Tag wird der techni- sche und gebirgsmechanische Zustand eines gasgefüllten Kavernenspeichers nur durch die vorhandenen technischen Angaben der Zugangsbohrung beziehungsweise durch gebirgsme- chanische Rechenmodelle in Abhängigkeit von der Betriebsart und der Betriebsdauer simu- liert und bewertet. Dies lässt natürlich Interpretationsvarianzen und entsprechende Ergeb- nisunschärfen zu, die letztendlich bei der Bewertung des technischen Bohrungszustandes große Sicherheitsmargen erfordern. Aus den oben genannten Gründen ergibt sich die Not- wendigkeit, die Gasdichtheit dieses Kavernenspeichers durch geeignete Testmethoden wie- derholt zu überprüfen, sodass die technische Integrität und somit die technische Sicherheit nach längerer Betriebszeit erneut nachgewiesen werden kann.

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  • Freiberger Forschungsforum 66. Berg- und Hüttenmännischer Tag vom 18. bis 19. Juni 2015

    KOLLOQUIUM 4 – „Bohrlochintegrität – Voraussetzung für erfolgreiche Bohr-, Förder- und Speichertechnik“

    Abdel Haq, Amer (UGS Untergrundspeicher- und Geotechnologie-Systeme GmbH)

    THEORETISCHE UND EXPERIMENTELLE GRUNDLAGEN FÜR EIN NEUES TESTVERFAHREN ZUM NACHWEIS DER TECHNISCHEN INTEGRITÄT VON GASKAVERNEN WÄHREND DES SPEI-CHERBETRIEBES

    Da die geografische Verteilung des natürlichen Vorkommens von Erdöl und Erdgas weltweit mit den Energieverbraucherländern nicht übereinstimmt, ist die Sicherung der kontinuierli-chen Energieversorgung insbesondere für die Industrieländer von großer Bedeutung. Aus diesem Grund wurden Mitte der 60er-Jahre die ersten Salzkavernen für die Speicherung von Erdöl und Erdgas zur Sicherung einer stabilen Energieversorgung errichtet oder umgerüstet.

    Im Jahr 2012 lag der weltweite Erdgasverbrauch bei etwa 3,5 ∙ 103 Milliarden m3 i. N. Die Prognose für das Jahr 2030 geht von etwa 5 bis 5,5 ∙ 103 Milliarden m3 i. N. aus. Aus die-sem Grund wird ersichtlich, dass die Notwendigkeit, Erdgasspeicher zur Sicherung der konti-nuierlichen Energieversorgung auszubauen und weiterhin zu entwickeln, immer mehr an Bedeutung gewinnt. Mit dem wachsenden Bedarf an Speicherkapazität steigen auch die si-cherheitstechnischen und wirtschaftlichen Anforderungen an die Gasspeicherkavernen, so-dass trotz der rasanten Wachstums- und Alterungsprozesse sowohl die Sicherheit von Mensch und Umwelt als auch die Wirtschaftlichkeit dieser Speicherart gewährleistet werden muss.

    Die natürliche Dichtheit des Steinsalzes ist eine wichtige Voraussetzung für eine technisch sichere und wirtschaftlich rentable Speicherung von Erdöl und Erdgas. Das Steinsalz ist durch seine petrophysikalischen und geohydrodynamischen Eigenschaften sowohl hydraulisch als auch pneumatisch als dicht anzusehen. Die Permeabilität des Steinsalzes ist sehr gering und liegt zwischen 10−21 m2 und 10−23 m2.

    Durch die Langzeitbelastung der Kaverneninstallation (Ein- und Ausspeisebetrieb) können signifikante technische und gebirgsmechanische Änderungen in der Zugangsbohrung bezie-hungsweise in der bohrlochnahen Zone stattfinden. Bis zum heutigen Tag wird der techni-sche und gebirgsmechanische Zustand eines gasgefüllten Kavernenspeichers nur durch die vorhandenen technischen Angaben der Zugangsbohrung beziehungsweise durch gebirgsme-chanische Rechenmodelle in Abhängigkeit von der Betriebsart und der Betriebsdauer simu-liert und bewertet. Dies lässt natürlich Interpretationsvarianzen und entsprechende Ergeb-nisunschärfen zu, die letztendlich bei der Bewertung des technischen Bohrungszustandes große Sicherheitsmargen erfordern. Aus den oben genannten Gründen ergibt sich die Not-wendigkeit, die Gasdichtheit dieses Kavernenspeichers durch geeignete Testmethoden wie-derholt zu überprüfen, sodass die technische Integrität und somit die technische Sicherheit nach längerer Betriebszeit erneut nachgewiesen werden kann.

  • Freiberger Forschungsforum 66. Berg- und Hüttenmännischer Tag vom 18. bis 19. Juni 2015

    KOLLOQUIUM 4 – „Bohrlochintegrität – Voraussetzung für erfolgreiche Bohr-, Förder- und Speichertechnik“

    Bei allen konventionellen Testverfahren und -technologien wird immer vorausgesetzt, dass die Kavernenbohrung beziehungsweise die Kaverne zur Zeit der Testdurchführung noch mit Sole gefüllt ist. Dadurch kann der zu testende Bereich mithilfe des Testgases genau definiert werden. Aufgrund des Aggregatzustandes und somit des extremen Dichteunterschiedes wird die Trennung zwischen dem Testgas und der in der Kaverne befindlichen Sole ermöglicht. Somit kann eine Massenbilanz des Testgases und dementsprechend eine Verlustrate ermit-telt werden, ohne Rücksicht auf Ergebnisverfälschung durch unkontrollierte Vermischung des Testgases mit der in der Kaverne befindlichen Sole.

    Das Ziel der durchgeführten Untersuchungen bestand darin, mithilfe von Versuchsmodellen und Modellrechnungen die theoretischen und experimentellen Grundlagen für ein neues Testverfahren zu schaffen, das den Nachweis der Gasdichtheit einer Gaskavernenbohrung während des Speicherbetriebes ermöglicht.

  • 66. Berg- und Hüttenmännischer Tag, Freiberger Forschungsforum, 18. und 19. Juni 2015

    Theoretische und experimentelle Grundlagen für ein neues Testverfahren zum Nachweis der technischen Integrität von

    Gaskavernen während des Speicherbetriebes

    Dr.-Ing. Amer Abdel Haq Untergrundspeicher und Geotechnologie-Systeme GmbH Berliner Chaussee 2 15749 Mittenwalde/Mark

  • © Untergrundspeicher- und Geotechnologie-Systeme GmbH

    Aufgabenstellung und Ziele

    Festlegung der theoretischen und experimentellen Grundlagen für ein neues Testverfahren, das den Nachweis der Gasdichtheit einer Kavernenbohrung während des Speicherbetriebes ermöglicht

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  • © Untergrundspeicher- und Geotechnologie-Systeme GmbH

    Beschreibung des neuen Testverfahrens

    CH

    H

    H

    H

    He

    N2

    NaCl

    Konventionelle Testverfahren

    Neues Testverfahren

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    mkg/1,250 ρ 3N2 =

    mkg/1.200 ρ 3NaCl =

    mkg/ 0,1785ρ 3He =

    mkg/0,7200 ρ 3CH4 =

  • © Untergrundspeicher- und Geotechnologie-Systeme GmbH

    Beschreibung des neuen Testverfahrens

    mmm BeginnEndeVerlust -=

    tmm VerlustVerlust Δ=

    C

    HH

    H H

    He

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  • © Untergrundspeicher- und Geotechnologie-Systeme GmbH

    Diffusion

    He

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  • © Untergrundspeicher- und Geotechnologie-Systeme GmbH

    Konvektion

    He

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    C

    HH

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  • © Untergrundspeicher- und Geotechnologie-Systeme GmbH

    Numerische Modellierung Reale Kavernengeometrie

    min 15=t h 1,5=t

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  • © Untergrundspeicher- und Geotechnologie-Systeme GmbH

    Experimentelle Untersuchung

    PIPIC

    PIC

    PIC

    FIC

    PI FIC QIR

    QIRFICPI

    FIC QIR

    QIR

    PIC

    FIC

    100 1 bar bar

    200 100 bar bar

    DP 100

    Regelventil

    Kugelhahn

    VentilDruckregelung

    Mengenregelung

    100 1 bar bar

    100 1 bar bar

    200 100 bar bar

    200 100 bar bar

    ZuleitungEntlastungsleitungPermanententlastungsleitung

    Legende

    Gaskonzentrations-messung

    Sicherheits-abblaseventil

    Ausblas-einrichtungen

    FlaschenbatterieStickstoff

    FlaschenbatterieMethan

    FlaschenbatterieHelium

    S12

    S5

    S4S1

    He

    CH4

    N2

    Versuchsaufbau

    1. Testgase

    2. Druckregler und V-System

    3. Versuchskörper

    4. Konzentrations- messung

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  • © Untergrundspeicher- und Geotechnologie-Systeme GmbH

    Versuchsreihe 3: Hemmung der konvektionsbedingten Vermischung

    CH4

    Konvektionszellen

    Transportweg

    Aluminiumschaum-ScheibePVC-Scheibe

    Rohrschuh

    Konvektionszellen

    He

    y

    z

    Experimentelle Untersuchung

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  • © Untergrundspeicher- und Geotechnologie-Systeme GmbH

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    S12-He S5-He S4-He S1-He

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    0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75

    S12-He S5-He S4-He S1-He

    C [1 = 100 %]

    t [h] t [h]

    C [1 = 100 %]

    K 298,15=T OK 299,65=T U

    K 298,15=T OK 299,65=T U

    K 1,5=ΔTbar 90=p

    Ohne Konvektionssperre Mit Konvektionssperre S12

    S5

    S4S1

    Experimentelle Untersuchung

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  • © Untergrundspeicher- und Geotechnologie-Systeme GmbH

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    K 298,15=T OK 299,65=T U

    bar 90 =p

    t [h]

    C [1

    = 1

    00 %

    ]

    Diffusionskoeffizienten mit Konvektionssperre K 1,5=TΔ min

    Experimentelle Untersuchung

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    10121416182022242628303234363840

    0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200 220 240 260 280 300

    He-

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    ]

    Zeit [min]Kumulierte He-Menge (mit Verlust) Systemdruck (mit Verlust)Kumulierte He-Menge (ohne Verlust) Systemdruck (ohne Verlust)Delta kumulierte He-Menge Temperatur (ohne Verlust)Temperatur (mit Verlust) Volumenkonzentration He (mit Verlust)Volumenkonzentration He (ohne Verlust)

    ∆V He 2,1 m³

    Experimentelle Untersuchung

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  • © Untergrundspeicher- und Geotechnologie-Systeme GmbH

    Zusammenfassung und Schlussfolgerung

    Die Erstellung einer Massenbilanz des Testgases (He) bei Vorhandensein eines gasförmigen Speichermediums (CH4) unter den thermodynamischen

    und geometrischen Bedingungen einer Gasspeicherbohrung konnte mit einer relativen Abweichung von 5 % messtechnisch

    nachgewiesen werden.

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  • Dr.-Ing. Amer Abdel Haq Untergrundspeicher und Geotechnologie-Systeme GmbH

    Berliner Chaussee 2 15749 Mittenwalde/Mark

    Foliennummer 1

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    Foliennummer 14