theorieLANDSCHAFT

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VL Theorie der Freiraumplanung (L3/L4) Script zur Vorlesung (Auszüge) Prof. Dr. Sören Schöbel-R. TU München LAREG Fachgebiet für Landschaftsarchitektur regionaler Freiräume Stand: 06/2009 weitere Scripte zu den Vorlesungen: textLANDSSCHAFT (erhältlich im Sekretariat) planLANDSCHAFT (in Vorbereitung)

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Schöbel: Theorie der Freiraumplanung WS0809 - SS2009

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VL Theorie der Freiraumplanung (L3/L4) Script zur Vorlesung (Auszüge)

Prof. Dr. Sören Schöbel-R.TU MünchenLAREG Fachgebiet für Landschaftsarchitektur regionaler FreiräumeStand: 06/2009

weitere Scripte zu den Vorlesungen:textLANDSSCHAFT (erhältlich im Sekretariat)planLANDSCHAFT (in Vorbereitung)

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t1 FREI und FLEXIBEL

t2 RAUM und RELATION

t3 NATUR und KULTUR

t4 LANDSCHAFT und REGION

t5 STADT und LAND

t6 INDUSTRIE und GROßSTADT

t7 REFORM und SIEDLUNG

t8 URBANITÄT und SUBURBANISIERUNG

t9 INDIVIDUUM und BEDÜRFNIS

t10 GESELLSCHAFT und VERHÄLTNISSE

t11 GRUPPEN und LAGEN

t12 DIFFERENZEN und KONFLIKTE

t13 ERHOLUNG und ERLEBNIS

t14 ZIELE und AUFGABEN

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t15 STAAT, MARKT und BÜRGER

t16 FINANZIERUNG und PFLEGE

t17 GESETZE und ORDNUNGEN

t18 EIGENTUM und VERFÜGUNG

t19 UTOPIE und LEITBILD

t20 ANALYSEN und VERFAHREN

t21 MASZNAHMEN und STRATEGIEN

t22 QUALITÄT und QUANTITÄT

t23 STRUKTUR und TYPOLOGIE

t24 WISSENSCHAFT und THEORIE

t25 BAUSTEIN und GRENZE

t26 SICHERUNG und WIDERLAGER

t27 ERSATZ und AUFLÖSUNG

t28 REKONSTRUKTION u. DEKONSTRUKTION

WINTERsemester

GRUNDBEGRIFFE

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STADT

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GESELLSCHAFT

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Zwischenfazit

SOMMERsemester

SYSTEM

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INSTRUMENTE

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HALTUNGEN

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INHALT

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Freiraumplanung ist eine Teilaufgabe von Landschafts-architektur. Ihre Leistungen bestehen in der Planung ästhetisch, ökologisch und sozial konsistenter Frei-raumstrukturen im impliziten Zusammenhang mit urbanen und suburbanen Strukturen. Sie ist damit ein Teil der Stadtplanung. Ihre gesetzliche Aufgabe wird durch die Ziele der Raumordnung und der Bau-leitplanung unter Berücksichtigung des Natur- und Umweltschutzes begründet. Historisch beruht sie auf der städtischen Grünplanung (künstlerischer Städte-bau und rationalistische Stadtplanung) und der regi-onalen Landschaftsentwicklung (Landesverschönerung und Landschaftsplanung). Mitunter wird der Begriff der Freiraumplanung auch synonym zu „Landschafts-architektur in der Stadt” verwendet.

(wikipedia/ LAREG)

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t1| FREI und FLEXIBEL

Umgestaltung barocker Gärten in englische Land-schaftsparks als Symbol der Freiheit: F. L. Sckell, Garten-plan vom Nymphenburger Schlossgarten, um 1802 (u.)

zum Weiterlesen:

von Buttlar, A.: Der Landschaftsgarten ¬Sennett, R.: Der flexible Mensch ¬

Grzimek, G. u. R. Stephan: Die Besitzergreifung des Ra-sens. München 1983

Der Begriff des Freiraums geht, seit er Gegenstand systematischer Planung ist, über die Beschreibung von ‚nach oben hin offenen‘ Räumen hinaus son-dern bezieht sich auf eine Sphäre der Freiheit. Was aber bedeutet Freiheit? In der Geschichte hat sich der Freiheitsbegriff stetig gewandelt, und von jeder historischen Bedeutung gingen Teile in unser heu-tiges Freiheitsverständnis ein. In der antiken grie-chischen Polis ist der Begriff des Freien unmittel-bar mit der Teilnahme am öffentlichen, politischen Leben verbunden. Im neuzeitlichen Bürgertum verkörperte es zunächst die Unabhängigkeit von feudaler Herrschaft, schließlich eine anonyme, dis-tanzierte, bindungs- und kontrollarme und indivi-dualisierte, nämlich die urbane Lebensweise. Für die modernen Sozialreformer bedeutete das Freie Kritik an gesellschaftlichen Zwängen und zugleich den ökonomischen Verhältnissen des Marktes. In den aktuellen Gesellschaftsanalysen wird Freiheit als Bedingung für kulturellen und ökonomischen Reichtum einer Gesellschaft angesehen – und um-gekehrt: ohne Wohlstand seien freie Individuen und Gesellschaften nicht denkbar. Freiheit entsteht aber nicht nur als Folge des Modernisierungsprozesses, sondern auch als Nebenfolge. Nicht erwünschte Freiheiten überfordern den zur totalen Flexibilität gezwungenen Menschen, lösen Bindungen inner-halb der Gesellschaft auf. (vgl. t7)

Georg Simmel, 1903: „Die geistige Haltung der Großstäd-ter zu einander wird man in formaler Hinsicht als Reser-viertheit bezeichnen dürfen. (...) Sie gewährt nämlich dem Individuum eine Art und ein Maß persönlicher Freiheit, zu denen es in anderen Verhältnissen gar keine Analogie gibt (...) In dem Maß, in dem die Gruppe wächst numerisch, räumlich, an Bedeutung und Lebensinhalten - in eben dem lockert sich ihre unmittelbare innere Einheit, (...) und zu-gleich gewinnt das Individuum Bewegungsfreiheit (...) (aus: Die Grossstädte und das Geistesleben)

Werner Nohl, 1984: Produktive Bedürfnisse (Aneig-nung, Kontrolle der Umwelt) und reproduktive Bedürfnisse (Bedürftigkeit, Einverleibung) sollen in einer ‚erweiterten Reproduktion’ zusammengeführt werden, die über den einfachen Erhalt der Arbeitskraft in Richtung voraus-sorgender und selbstverwirklichender Qualifikation hin-ausgehe. Produktive Bedürfnisse seien die selbstbestimmte Aneignung von ‚Freiraummaterial‘ und Verhaltensweisen, die Infragestellung und Ausweitung sozialer Normen und damit die Veränderung der äußeren wie der inneren Natur des Menschen. (aus: Städtischer Freiraum und Reprodukti-on der Arbeitskraft)

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t2 | RAUM und RELATION

Raum hat sich in der Geschichte von der Vorstel-lung eines Behälters zu einem relativen, von Ver-hältnissen, Perspektiven und der Zeit beeinflussten Raum entwickelt. Raum ist eine gesellschaftlich produzierte Vorstellung: in den Urgesellschaften als analoges Nebeneinander von Orten, in der Antike als kosmologische, im Mittelalter als sym-bolische Ordnung. Der perspektivische Raum der Renaissance wurde vom logischen und homogenen Raum der kapitalistischen Industrialisierung, die-ser vom nicht-euklidischen Raum der Moderne abgelöst. Getragen wurde diese Entwicklung der Vorstellung sowohl von Geistes- wie von Natur-wissenschaftlern, sie beeinflussten sich gegenseitig und auch Architekten und Raumplaner.

Freiraumplanung befasst sich mit Hilfe der Ge-ografie und Raumplanung einerseits mit funktio-nalen Systemen im Raum, wie die Verteilung von sozialer Infrastruktur (Wagner, Christaller). Heute stehen die Pole boomender „Metropolräume“ und verlassener, von „Raumpionieren“ neu zu erschlie-ßender Regionen im Vordergrund. Andererseits werden mit der Stadtsoziologie Beziehungen von Individuum, Gesellschaft und Raum betrachtet: die Auflösung gesellschaftlicher Bindungen gehe mit räumlicher einher. Die Folge sind Segregation (die Einteilung des Raumes nach sozialen Gruppen) und Szenenbildung (die Dominanz von Räumen durch bestimmte Lebensstile und Milieus).

Isaac Newton 1687: »Der absolute Raum, der aufgrund seiner Natur ohne Beziehung zu irgendetwas außer ihm existiert, bleibt sich immer gleich und unbeweglich«

Gottfried Wilhelm Leibniz 1715: »Ich habe mehrfach be-tont, daß ich den Raum ebenso wie die Zeit für etwas rein Relatives halte; für eine Ordnung der Existenzen im Bei-sammen, wie die Zeit eine Ordnung des Nacheinander ist«.

Martin Wagner 1915: „Ein Wald muß als überlastet be-zeichnet werden, wenn in einer Sichtweite von weniger als 50 m je 5 Personen gleichzeitig lagern oder promenierend Erholung suchen. Diese Beanspruchung der Wälder würde bedeuten, daß auf jede Person nicht weniger als 500 qm Waldfläche entfallen dürfte.“ (aus: Wagner 1915, 31)

Adolf Hitler 1933/1941: In der NS-Ideologie und im Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion spielte der Begriff des Lebensraumes eine zentrale Rolle. Der ‚Generalplan Ost‘ , an dem auch Landschaftsplaner mitarbeiteten, sah zur Ausdehnung deutscher Siedlungsgebiete für das ‚Her-renvolk‘ die Ausbeutung und Vertreibung von über 30 Millionen slawischen „Untermenschen“ vor.

Das Westberliner Landschaftsprogramm 1988 führt mit der Überschrift ein: „Berlin – Begrenzter Lebensraum“ (Lapro 1989a, 2)“

zum Weiterlesen:

Lefèbvre, H.: Die Produktion des Raumes ¬Kapphan A., H. Häußermann: Berlin: von der geteilten zur ¬gespaltenen Stadt?Schulze, G.: Milieu und Raum ¬

Walter Christaller 1933: Die zentralen Orte in Süd-deutschland

Martin Wagner 1915: Freiflächenbedarf auf den Kopf der Bevölkerung

Relativistische Raumvorstellungen: Raum als Verhältnis von Menschen, Objekten und Gegebenheiten

Absolute Raumvorstellungen: Raum als Behälter

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t3 | NATUR und KULTUR

Auch der Begriff der Natur wird in Geschichte und Freiraumplanung widersprüchlich verwendet, auch hier ist diese Widerspüchlichkeit nicht auflösbar sondern notwendig: So werden Natur und Kultur als Gegensätze beschrieben, Kultur aber auch als die eigentliche oder zweite Natur des Menschen. In der klassischen Freiraumtheorie wird Natur entwe-der als etwas materielles behandelt, aufgrund eines Selbstwertes zu schützendes, der Freiraumplaner ist ihr ‚Anwalt‘ (vgl. BNatSchG, Andritzky/Spit-zer). Oder sie wird als etwas Ideelles verstanden, das nur jenseits eines materiellen Interesses exis-tiert, der Freiraumplaner ist dann ihr ‚Interpret‘. Da angesicht der Bedrohung der Lebensgrund-lagen die Natur heute vollständig in den Verant-wortungsbereich des Menschen gehört, müssen die widersprechenden Positionen zusammengeführt werden. Dies ist aber nicht mehr in einem fest-stehenden semantischen Bezug möglich (Antonia Dinnebier) sondern nur als ‚problematische‘ Natur (Martin Seel.).

Aristoteles: alles das ist ‚naturbeschaffen‘, das „in sich selbst einen Anfang von Veränderung und Bestand hat“ (aus: Physik)

Henri Lefèbvre 1972: „Von diesem Augenblick an erscheint die Stadt als zweite Natur, Metall und Stein, der Urnatur ... aufgesetzt. (aus: Die Revolution der Städte, 31)

Ingo Kowarik 2005: „Die Unterschiede zwischen den Res-ten der ursprünglichen Naturlandschaft (Natur der ersten Art), der land- und forstwirtschaftlich geprägten ländlichen Kul-turlandschaft (Natur der zweiten Art), den gärtne-risch begründeten Lebensräumen (Natur der dritten Art) und den urban-industriellen Lebensräumen als Natur der vierten Art sind unmittelbar und auch für Nicht-Biologen nachvollziehbar.“ (aus: Ein Plädoyer für ein offenes Natur-schutzkonzept)

Michael Andritzky, Klaus Spitzer 1986: „Freiraum als Raum der Freiheit. Allerdings tritt der Mensch hier als Partner der Natur quasi zur Seite – nicht als Herrscher über sie, sondern als Diener und Lernender neben sie.“ (aus: Das Grün der Stadt, 14f.)

Martin Seel, 1996: „Schwierigkeiten mit der Natur - und ihrer Bestimmung als Natur - zu haben, liegt deshalb in der Natur einer jeden Kultur. Ästhetische Anschauung freilich muß kein Versuch sein, diese Schwierigkeiten bloß zu be-wältigen oder gar zu überwinden, sie kann die Form sein, diese Schwierigkeiten zu - feiern (aus: Eine Ästhetik der Natur, 26)

Christoph Lau, Reiner Keller 2001: „Spätmoderne Gesell-schaften werden lernen müssen, mit Zonen der Ungewißheit zwischen Natur und Gesellschaft, mit pluralen Definitionen von Natürlichkeit zu leben“ (aus: Zur Politisierung gesell-schaftlicher Naturabgrenzungen)

In der Autowerbung steht Natur in Abhängigkeit zur alltagsästhetischen Präferenz der Zielgruppe für Harmonie oder Herausforderung

zum Weiterlesen:

Schiemann, G. (Hrsg.): Was ist Natur? ¬Sieferle, R. P (Hrsg.): Natur. Ein Lesebuch ¬textLANDSCHAFT Kapitel Natur ¬

Die Insel in der Krombacher-Werbung liegt in einer Tal-sperre; eine Regenwald-Kampagne des Brauers (jeder verk-aufte Kasten schützt 1 qm) wurde mehrfach verboten

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t4 | LANDSCHAFT und REGION

im Anblick für einen fühlenden und empfindenden Betrach-ter ästhetisch gegenwärtig ist.“ (Ritter 1963) Als Totale Landschaft verschärft sie „die Zerrissenheit der modernen Welt, statt sie zu versöhnen“ (Sieferle 1997)

8 ... ist veränderlicher Text: Die Alpen werden erst als bedrohlich, dann als schön, später als erlebnis-reich und zunehmend als bedroht gesehen (Ga-damer 1960, Dinnebier 1995)

9 ... ist Struktur, die Idee einer Form, um räum-liche Verhältnisse von Dingen - Objekten und Situ-ationen - zu verstehen (vgl. Peter Latz: Die Syntax der Landschaft). Strukturen basieren auf Differenzen und Macht und werden durch Diskurse verändert (Foucault u. a.; vgl. Lucius Burckhardt)10 ... ist wertvolles Gut: „... auf Grund ihres eigenen Wertes und als Lebensgrundlagen (...) zu schützen, zu pfle-gen, zu entwickeln und, soweit erforderlich, wiederherzustel-len, dass (...) 4. die Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie der Erholungswert von Natur und Landschaft auf Dauer gesichert sind.“ (§ 1 BNatSchG)11 ... als Alltagsbegriff, lesbar in Kompositi-onen wie ‚Medienlandschaft‘, ‚Gefühlslandschaft‘: “‚-landschaft‘ meint: eine räumliche Struktur, ein offenes Ganzes, in dem die Vielfalt, die Unterschiede als Qualität erhalten und ein Zusammenhang konstruiert ist, der nicht beweis-, aber vermittelbar ist.“ (Schöbel 2008)

12 ... als Konzept: Landschaft Eins: veränderliche ver-nakuläre Landschaft des frühen Mittelalters; Landschaft Zwei: statische Landschaft als Supergarten seit der Renais-sance; Landschaft Drei: zeitgenössische mobile Landschaft der Shopping-Malls und Baulücken. Ziel: Entstehung einer wirklich ausgeglichenen Landschaft Drei (Jackson 1984)

K. Witz: Der wunderbare Fischzug (1444) A. Altdorfer» Do-naulandschaft mit Schloss Wörth

(1520-25)

Auch der Begriff ‚Landschaft‘, hat sich in der Kul-turgeschichte gewandelt, mehrere Bedeutungen sind heute noch relevant. Der Geograph Hard unterschied 3 Bedeutungen: 1Landschaft ≈ emoti-onal und ästhetisch getönte alltagssprachliche Bedeutung; 2Landschaft ≈ „région“: etymologisch ursprüngliche, heute nur noch fachsprachliche Bedeutung; 3Landschaft: Szenerie, künstlerische Darstellung einer 1Landschaft. (Hard 1970)

Differenzierter betrachtet bedeutet(e) Landschaft:

1 ... in Urgesellschaften: Natürliche Orte erhalten Namen, Landschaft existierte aber noch nicht als Kategorie: „Die Orte (Topoi) sind in der Natur unmit-telbar vorhanden; die Eigentümlichkeiten des Bodens (...) bieten Namen an.“ (Lefèbvre 1972, 135)

2 ... in der mittelalt. Ständeordnung: Etymologische Basis des Begriffs. Wurde zuerst für die Bevölke-rung einer Region, dann für die in der Region gel-tende Ständeordnung verwendet. „wir, die landschafft des landes in nidern Bayern, grafen, freyen, dienstherrn, ritter, knecht, staett, maerckt“ (Moser 1425, 325)

3 ... als Schönheit der Welt und kontemplative In-nensicht: Szenerie. „Den höchsten Berg dieser Gegend, (...), habe ich (...) bestiegen. Dabei trieb mich einzig die Begierde, die ungewöhnliche Höhe dieses Flecks Erde durch Augenschein kennenzulernen. (...) Dann aber wandte ich, zufrieden, vom Berg genug gesehen zu haben, die inneren Augen auf mich selbst “ (Petrarca 1336)

4 ... als Schönheit oder Erhabenheit in der Empfin-dung des Menschen; ein subjektives Vermögen der Anschauung, Lust oder Unlust unterworfen (Kant 1790)

5 ... ist nicht Natur: nicht immer werdend, sondern seiend: „Ein Stück Boden mit dem, was darauf ist, als Landschaft ansehen, heißt einen Ausschnitt aus der Natur nun seinerseits als Einheit betrachten - was sich dem Be-griff der Natur ganz entfremdet.“ (Simmel 1913)

6 ... entwickelt sich zum umstrittenen Gegen-standsbegriff der wissenschaftlichen Geografie. „Landschaft, ein bestimmter Teil der Erdoberfläche, (...) Neben dem einzelnen, einmaligen Landschaftsindividu-um (Reallandschaft) gibt es Landschaftstypen (Idealland-schaften),(...)“ (Meyer‘sches Lexikon)

7 ... ist ästhetischer Ersatz für die verloren gegan-gene Einheit mit der Natur. „Landschaft ist Natur, die

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t5 | STADT und LAND

zum Weiterlesen:

Benevolo, L.: Die Geschichte der Stadt (1993) ¬Hoffmann-Axthelm, D.: Die dritte Stadt (1993) ¬textLANDSCHAFT Kapitel Stadt ¬

Freiraum ist städtischer Raum: Freiraum entsteht immer als Baustein und zugleich als Widerlager von städtischen Strukturen. In der antiken und mittelalterlichen Stadt liegt der Freiraum außerhalb der schützenden Grenzen. Mit dem Wachstum der Städte wird Freiraum zum strukturierenden Element von Stadt (neben den Bebauungs- und Erschließungsstrukturen). Dieser Prozess, der Freiraum nicht nur als Widerlager, sondern als Strukturierungselement der Stadt beansprucht, wurde in der gründerzeitlichen Stadt auf die Be-grenzung (Schmuck- und Grenzzüge, Grünringe), in der Moderne auf die Auflösung der Stadt in die Siedlung ausgerichtet (Charta von Athen, Stadtland-schaft, Fließgrün; Gartenstadt - Reformsiedlung - Großsiedlung) und soll heute in den Stadtregionen fragmentierte und perforierte urbane Landschaften restrukturieren.

Zur Beschreibung des Phänomens Stadt sind meh-rere Perspektiven erforderlich (Henri Lefèbvre). So gibt es morphologische, soziologische und ästhe-tische Beschreibungen von Stadt. Unter Stadtmor-phologie versteht man die Formprinzipien (Mor-phologie), nach denen Stadtgrundrisse aufgebaut und nach denen sie entstanden sind. Stadtsozio-logie untersucht Stadt als funktionale und soziale Mischung (als Integration und ihre Entmischung als Segregation). Und als urbane Lebensform (als Trennung einer privaten und einer öffentlichen Sphäre). Die ästhetische Perspektive beschreibt die Lesbarkeit und die Schönheit der Stadt.

August Endell 1908: „Man kann beklagen, daß der Städ-ter dem Boden, den Pflanzen, den Tieren immer fremder wird und ihm damit viele Glücksmöglichkeiten genommen sind. Man muß auch eingestehen, daß unsere Gebäude zum größten Teil trostlos langweilig, unlebendig und dabei prot-zig und anmaßend aussehen, (...) Denn das ist das Er-staunliche, daß die große Stadt trotz aller häßlichen Gebäu-de, trotz des Lärmes, trotz allem, was man an ihr tadeln kann, dem, der sehen will, ein Wunder ist an Schönheit und Poesie, ein Märchen, bunter, farbiger, vielgestaltiger als irgendeines, das je ein Dichter erzählte, eine Heimat, eine Mutter, die täglich überreich verschwenderisch ihre Kinder mit immer neuem Glück überschüttet.“ (aus: Die Schönheit der großen Stadt)

Hans-Paul Bahrdt 1961: „Eine Begegnung der Individu-en als Individualitäten ist jedoch dort möglich, wo die Inte-gration unvollständig ist, d. h. wo es kein durchgehendes, lückenloses Geflecht vermittelnder und mittelbar machender Bindungen gibt, d. h. wo sich ständig Menschen begegnen, miteinander in Kommunikation treten und sich arrangieren, ohne daß der eine für den anderen in einer gemeinsamen Ordnung ausreichend verortet ist. Das ist, wie gesagt, auf dem Markt der Fall und überhaupt charakteristisch für das Leben in einer Stadt.“ (aus: Die moderne Großstadt)

Die morphologische Perspektive im Grundriss der Stadt: Schwarzplan von Berlin Potsdamer Platz 1933

August Endell, Architekt der Hackeschen Höfe in Berlin, beschrieb 1908 „Die Schönheit der großen Stadt“

In der soziologischen Perspektive erscheint Stadt als ge-sellschaftlicher Raum, der spezifische Freiheit, eine ur-bane Lebensweise sowie Integration ermöglicht (Abb. aus: Die Berlin Studie)

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t6 | INDUSTRIE und GROSZSTADT

Mit der Industriellen Revolution trat ein tief-greifender Wandel der Städte ein. Dies galt zunächst als künstlerisch-städtebauliches Problem. Peter Joseph Lenné versuchte in Gesamtplänen (München, Berlin) das Stadt-wachstum zu harmonisieren, neue Infrastruk-turen zu integrieren, die Stadtgrenzen neu zu formulieren (Alleen- und Parkringe) und Stadt und Landschaft durch Aussichten und Parks zu verbinden.Der massenhafte Zuzug, die Armut und die Umweltverschmutzung ließen das Leben in den Städten unerträglich werden. „Wenn die ganz planlose Bauart der Gesundheit der Bewohner durch Verhinderung der Ventilation schon sehr nach-teilig war, so ist es diese Art, die Arbeiter in Höfe einzusperren, die nach allen Seiten von Gebäuden um-schlossen sind, noch viel mehr.“ (Engels 1845) Die zuvor künstlerische Aufgabe wurde nun von Ingenieuren angegangen, die Wachstum, Ent-sorgung, Verkehr und Spekulation in den Griff bekommen wollten. Tatsächlich aber führte dies zum Plan einer ‚steinernen‘ Mietskaser-nenstadt: „... der unabsehbare grüne Flächen der Umgebung Berlins für den Bau dichtgepackter großer Mietskasernen mit je zwei bis sechs schlecht beleuchte-ten Hinterhöfen (...) und vier Millionen künftiger Ber-liner zum Wohnen in Behausungen verdammte, wie sie sich weder der dümmste Teufel [...] oder Bodenspeku-lant übler auszudenken vermochte“ (Hegemann 1963, 207) Diese hatte aber auch Vorteile: „Nicht ‚Abschließung‘, sondern ‚Durchdringung‘ scheint mir aus sittlichen und darum aus staatlichen Rücksichten das Gebotene zu sein. (...) In der Mietskaserne gehen die Kinder aus den Kellerwohnungen in die Freischule über den selben Hausflur wie diejenigen des Rats oder Kaufmanns auf dem Weg nach dem Gymnasium.“ (Hobrecht, zit. n. Scarpa) Gleichzeitig entstanden utopische und refor-merische Entwürfe für Städte, die das Land genossenschaftlich nutzen und die Vorteile kleinstädtischen Lebens mit denen des Land-lebens verbinden sollten. Obwohl nur wenige Idealstädte gebaut wurden, prägten sie doch den modernen Städtebau des folgenden 20. Jahrhunderts. „... Six magnificent boulevards - each 120 feet wide - traverse the city from centre to circum-ference, dividing it into six equal parts or wards. In the centre is a circular space containing about five and a half acres, laid out as a beautiful and well- watered garden; and, surrounding this garden, each standing in its own ample grounds, are the larger public buildings - town hall, principal concert and lecture hall, theatre, library, museum, picture-gallery, and hospital. The rest of the large space encircled by the ‚Crystal Palace‘ is a public park, containing 145 acres, which includes ample recreation grounds within very easy access of all the people. (...)“ Howard 1898)

Lenné: Alleen- und Parkring für München 1839 München 1858 - 1883; - 1908; - 1933; - 1958 Hobrecht: Generalbebauungsplan für Berlin 1862

Howard: Garden Cities of To-morrow 1898/1902

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t7 | REFORM und SIEDLUNG

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t8 | URBANITÄT und SUBURBANISIERUNG

Suburbane Funktionsräume zwischen München und Frei-sing: entsorgen, erzeugen, erschließen, erholen, kompensieren, siedeln, beten, renaturieren ...

zum Weiterlesen:

Simmel, G.: Die Großstädte und das Geistesleben (1903) ¬Jacobs, J.: Tod und Leben großer amerik. Städte (1961) ¬Bahrdt, H.-P.: Die moderne Großstadt (1961) ¬Hard, G.: Die ‚Landschaft’ der Sprache und ... (1970) ¬Häußermann, H. u. W. Siebel: Neue Urbanität (1987) ¬

Urbanität war als typische, städtische Lebenswei-se an die gebaute Stadt, ihre Mischung und Dichte und vor allem ihre öffentlichen Räume gebunden (Simmel, Bahrdt, Jacobs uva.). In der postindustri-ellen Gesellschaft sind urbane Lebensformen aber über Medien und Mobilität zunehmend ubiqui-tär möglich (Koolhaas, Studio Basel), wesentliche Teile des städtischen Lebens spielen in suburbanen Räumen (Sieverts). Die sozialen, ökologischen und politischen Potenziale des Urbanen (Häußermann, Siebel, Hoffmann-Axthelm) sind unverzichtbar. Aus der Perspektive der Urbanistik wie der Land-schaftsarchitektur wird daher eine neue Perspekti-ve, „urbane Landschaften“ notwendig.

In der modernen Bauleitplanung - und in den ver-schiedenen Fachplanungen - herrscht das Prinzip der Trennung, nicht der Mischung. Jede Planung versucht, einen eigenen Einflussbereich abzusi-chern und funktional zu optimieren (Verkehr, Sied-lung, Landwirtschaft, Naturschutz, Grünplanung usf.). Räume, die erst in den letzten 50 Jahren gep-lant und bebaut wurden, sind daher strikt in Funk-tionsbereiche gegliedert und sub-urban. Ziel von Freiraumplanung in ‚Urbanen Landschaften‘ sollte es daher weniger sein, exklusive Flächen zu bean-spruchen und zu optimieren, sondern strukturelle Zusammenhänge, Mischungen und Verdichtungen zu schaffen.

Reulecke, J.: Geschichte der Urbanisierung in Dt. (1988) ¬Hoffmann-Axthelm, D.: Die Dritte Stadt (1993) ¬Koolhaas, R.: Die eigenschaftslose Stadt (1996) ¬Sieverts, T.: Zwischenstadt (1997) ¬Studio Basel: Die Schweiz. Ein städtebaul. Porträt (2006) ¬

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t9 | INDIVIDUUM und BEDÜRFNISSE

zum Weiterlesen:

Beck, U.: Die Risikogesellschaft (1986) ¬Sennett, R.: Der flexible Mensch (1998) ¬Schulze, G.: Die Erlebnisgesellschaft. (1992) ¬

Abraham Maslow hat in der Vorstellung eines gu-ten, sich entfaltenden und würdevollen Menschen eine Hierarchie der Bedürfnisse entwickelt:

Körperliche Grundbedürfnisse: Wärme, Licht; Nahrung; ¬Ruhe; Körperpflege, Sexualität; Bewegung; Arbeit Sicherheit: Gesundheit, Unterkunft, Arbeit, Versicherung; ¬Soziale Stabilität, Struktur (Gesetz, Ritual, Moral); Zugehörigkeits- und Liebesbedürfnisse: soziale Integration ¬Gruppenzugehörigkeit; Kommunikation; , Liebe, FürsorgeWertschätzungsbedürfnisse: Stärke, Leistung und Kompe- ¬tenz; Status, Ruhm und Macht; Selbstwertschätzung; Wohl-stand, Geld, Karriere, Siege, StatussymboleWissen und Verstehen: Neues kennen lernen ¬Ästhetische Bedürfnisse („bei einigen Personen”): Schön- ¬heit; OrdnungSelbstaktualisierung: Wachstumsbedürfnis (Talententf.al- ¬tung, Kreativität); Erlebnis, Wechsel; Selbstwerdung, Indi-vidualität, Einheit, Persönlichkeit, „volles Sein“,Transzendenz: Erweiterung des Bewusstseinsraumes; Sinn ¬und Ethik; Kunst, Natur, Philosophie und Glaube

Die Befriedigung mittels Freiraumplanung ist nicht einfach:

1. Bedürfnisse konkurrieren, einige müssen in einem Spannungsverhältnis stehen: Aktivität - In-aktivität; Sicherheit - Wechsel; Freiräume müssen Spannungsfelder organisieren.

2. Die Entfaltung des Menschen führt zur Lösung der Bindungen an die Gesellschaft (Emanzipation, Individualisierung), obwohl Bindung auch ein Be-dürfnis ist (vgl. Wesenwille zur Gemeinschaft)

Individualisierung entspricht und widerspricht den Bedürfnissen des Menschen. Dieser Widerspruch setzt sich auf der gesellschaftlichen Ebene fort:Individualisierung löst das Fortschritts-/ Freiheits-versprechen der Moderne ein, führt aber auch zu Nebenfolgen: zur Auflösung gesellschaftlicher Strukturen (Beck):

Freisetzung der Individuen und Auflösung der gesell- ¬schaftlichen BindungenAblösung der Klassengesellschaft durch einen Kapitalis- ¬mus ohne Klassen Auflösung von Großgruppen und Entstehung temporärer, ¬situationsbedingten oder frei wählbarer und experiment-eller Subkulturen, Millieus und LebensstileAuflösung der traditionellen Familie und Bildung von Ver- ¬handlungsfamilien auf ZeitAuflösung festgefügter Geschlechterrollen, jedoch neues ¬Armutsrisiko Scheidung / Alleinerziehend

Die gesellschaftlichen Ungleichheiten lösen sich aber nicht gleichermaßen auf:

Unscharfwerden von Verteilungsmaßstäben ¬ Neue Armutsformen ¬ Chancen und Risiken von Lebensphasen ¬Verwandlung von Außenursachen in Eigenschuld ¬

Individualisierung führt also nicht nur zum Verlust von Bindungen, sondern auch zur Last, ggf. für das eigene Unglück, aber auch die Chance zum ‚schö-nen Leben‘ voll verantwortlich zu sein. Die Arbeits-welt verlangt nach dem flexiblen Menschen, was zu einer Atmosphäre der Unsicherheit und einer ‚Korrosion‘ von Werten, Tugenden, Verantwor-tung führt. Dies betrifft grundsätzlich jeden, wobei einer kleinen Gruppe von Profiteuren eine große Zahl von Verlierern gegenübersteht (Sennett).

Um diese hohen Anforderung zu bewältigen, ord-nen die Individuen ihren Alltag nach bestimm-ten Schemata, anhand derer sie sich einer (ggf. wechselnden) Gruppe zuordnen können. Indivi-dualisierung führt damit wiederum zu einer Stan-dardisierung von Lebenslagen und kann so neue gesellschaftliche Bindungen schaffen (Beck, Schul-ze)

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t10 | GESELLSCHAFT und VERHÄLTNISSE

Soziale Herkunft ist in der Bundesrepublik noch immer mit großen Ungleichheiten bei den Bildungschancen verbunden.

Der Begründer der dt. Soziologie, Tönnies, unter-schied zwei Willen des Menschen zum Kollektiv: Gemeinschaft und Gesellschaft. Erstere entstehe aus dem ursprünglichen, natürlichen „Wesenswil-len“ des Menschen, in den Formen Blut/Familie, Ort/Nachbarschaft/Bräuche und Geist/Freund-schaft/Kunst. Durch Individualisierung komme es zum Verfall dieser Gemeinschaften, durch ratio-nalen „Kürwillen“ des Menschen entstehe aber ein neues Kollektiv: Gesellschaft in den Formen groß-städtisches Leben/Konvention/Vertrag, nationales Leben/Politik/Satzungen und kosmopolitisches Leben/Öffentlichkeit/Wissenschaft.

Tönnies ordnet die Gemeinschaft zum Mittelalter, die Gesellschaft zur Neuzeit. In der Freiraumpla-nung koexistieren aber beide Kollektivformen, in-dem Planungsziele wie Öffentlicher Raum, Nach-barschaft, Identität, Richtwerte, Verträge oder auch Kunst beliebig Verwendung finden.

Daneben wird aber in der Freiraumplanung vor allem der Begriff der Allgemeinheit verwendet. Dieser beschreibt das Kollektiv als einen Rechtszu-stand, nicht als Ergebnis des individuellen Willens.

Gesellschaften sind durch Unterschiede, und Un-gleichheiten, Verhältnisse und Gruppen geprägt, die eine Sozialstruktur oder soziale Strukturen bil-den (t9) und Konflikte erzeugen (t10).

Jean-Jacques Rousseau 1754: Die natürliche Ungleichheit: „Sie besteht in der Verschiedenheit des Alters, der Gesund-heit, der körperlichen Stärke und der Geistes- und Seelen-stärke.“ Dagegen die politische, menschengemachte Ungleich-heit: „Sie besteht in verschiedenen Freiheiten, welche einige zu anderer Nachteil genießen.“ „Wer am besten singen, wer am besten tanzen konnte, der Schönste, der Stärks-te, der Geschickteste oder der Beredteste wurde am meisten bemerkt. Dieses war der erste Schritt zur Ungleichheit und zugleich der erste Schritt zum Laster ... Der erste, welcher ein Stück Landes umzäunte, sich in den Sinn kommen ließ zu sagen: dieses ist mein, und einfältige Leute antraf, die es ihm glaubten, der war der wahre Stifter der bürgerlichen Gesellschaft.“ (aus: Abhandlung über den Ursprung und die Grundlagen der Ungleichheit unter den Menschen)

Alleinerziehende bilden keine Klasse oder Schicht, aber eine soziale Lage mit einem hohen Armutsrisiko.

Gemeinschaft oder Gesellschaft? Kollektive Freiraum-nutzungen können auf der Basis von Familie, Bräuchen und Freundschaft entstehen, in einer individualisierten Ge-sellschaft unterliegen sie aber zunehmend einem rationalen Willen, ästhetischen Schemata und Erlebnishaltungen.

Unterschied, Ungleichheit oder Klasse? Das Garagentor in einer Plattenbausiedlung ist Zeichen der Unterschiedlich-keit der Menschen; es kann Ausdruck von Individualität, eines klassenspezifischen Geschmacks oder eines bestimmten ästhetischen Schemas sein, aber auch (wie in diesem Fall) ein Hilfsmittel in einer bestimmten Lebenslage (für einen Rollstuhlfahrer).

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Die Verfestigung von gesellschaftlichen Verhält-nissen in Sozialstrukturen führt zur Begrenzung von Lebenschancen (Teilhabe am Wohlstand und Verwirklichung von Lebenszielen) des Einzelnen in seiner Lebenszeit und für seine Nachkommen (soziale Mobilität). Die Sozialstrukturen haben sich im Laufe der Geschichte gewandelt, so dass ver-schiedene Modelle ihrer Beschreibung entwickelt wurden: Klasse, Schicht, Milieu.

Klassen- und Schichtmodelle können „vertikale“ Ungleichheiten zwischen Oben und Unten erklä-ren, aber kaum „horizontale“ Ungleichheiten zwi-schen Männern und Frauen, zwischen Alt und Jung, zwischen verschiedenen Generationen oder auch Regionen, zwischen Verheirateten und Ledigen, Kinderreichen und Kinderlosen. Hierzu sind die strukturellen Bedingungen verschiedener Lebens-lagen oder auch Situationen zu berücksichtigen.

Kompensation, Überwindbarkeit oder Beseitigung von (vor allem strukturell bedingten) Ungleich-heiten sind klassische soziale Ziele auch der Frei-raumplanung. In einer individualisierten und dy-namischen Gesellschaft bestehen diese klassischen Ziele fort, müssen aber auf ‚feine Unterschiede‘ (Bourdieu) und eine ‚Unübersichtlichkeit‘ (Haber-mas) in den Strukturen abgestimmt werden. Zur Kompensation von Benachteiligungen tritt die Auf-gabe, einerseits die individuelle Ausbildung räum-licher Identitäten zu ermöglichen (Pluralisierung) und gleichzeitig den gesellschaftlichen Zusammen-halt zu stärken, d.h. die Integrationspotenziale des Städtischen, gemeinsamer Sphären und Räume zu nutzen (Synchronisierung).

Im Schichtungsmodell verteilt sich der soziale Status (Rang, Prestige) innerhalb der Gesellschaft der Bundesrepublik in Form einer ‚Zwiebel‘

Das Millieu-Modell gruppiert Menschen, die sich in ihrer Lebensauffassung und Lebensweise ähneln (grundlegende Wertorientierungen, Alltagseinstellun-gen zu Arbeit, Familie, Freizeit, Geld und Konsum).

Das soziale Klassenmodell früher und heute

zum Weiterlesen:

Geißler, R.: Die Sozialstruktur Deutschlands (1992) ¬Hradil, S.: Sozialstrukturanalyse ... (1987) ¬

t11 | GRUPPEN und LAGEN

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t12 | DIFFERENZEN und KONFLIKTE

Professionalierung und Privatisierung: Der verpachtete Nymphenburger Stadtkanal. Vollständige Domestizierung ehemals freiraumbezogener Aktivitäten: Eisangeln und Eislauf in der Halle (Abb.: www.forschungsfloss.de)

Ursprünglich freiraumgebundene Tätigkeiten wie Laufen, Ballspiele, das Sonnenbad, Kinderspiel, Eis- und Rollschuhlaufen, Schwimmen, Klettern etc. differenzieren sich in einer kaum mehr zu überschaubaren Vielfalt aus. Sie werden dabei zu-gunsten einer Kommerzialisierung privatisiert und domestiziert und lösen sich so vom öffentlichen Angebot der städtischen Grün- und Freiräume. Die ‚Verhäuslichung‘ findet zunehmend durch Zu-sammenwachsen von Waren- und Erlebniskonsum in kombinierten Einkaufs- und Freizeitzentren, so-genannten Megaplexen statt.

Im Freiraum können Konflikte entstehen, wenn die spezialisierten Nutzungen zur räumlichen Do-minanz von bestimmten Gruppen führen. Wenn Verhaltensregeln in Parks die Verbindlichkeit bür-gerlicher Einheitlichkeit und Wohlanständigkeit verlieren und eine situationsgruppenspezifische, soziokulturelle Vielfalt gewinnen, können Segre-gationsprozesse in großen, Verdrängungsprozesse in kleinen Parks entstehen (Wulf Tessin). Anderer-seits können ‚Partikularkulturen‘, wie die massen-haften Grillfeste asiatischer und türkischer Berliner in den Parks auch eine Basis für gesellschaftliche Integration und die Herausbildung einer ‚Metakul-tur‘ (Detlev Ipsen) sein.

Auch die ‚Aufwertung‘ von Freiräumen, wie des Gärtner-platzes in München, kann zur Verdrängung und Konf-likten führen. (Abb.: www.muenchen.de; www.glockenbach.de; google-earth

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t13 | ERHOLUNG und ERLEBNIS

In den Anfängen der Freiraumplanung werden als Begründung für die systematische Anlage von städtischen Grün- und Freiräumen noch vielfäl-tige soziale, ästhetische und kulturelle Aspekte an-geführt. Im Verlauf der Moderne werden sie auf den Begriff Erholung reduziert, der jeweils ideo-logischen Zielen dient: zur Kriegsvorbereitung, zur Emanzipation, zum Schutz der Natur. In der postindustriellen Gesellschaft wird Erholung frag-würdig („Freizeitstress“) und durch den Erlebnis-begriff ersetzt. Freiraumplanung kann aber keine Erlebnisplanung sein, da Erlebnisse inneren Hal-tungen und ständiger Steigerung unterliegen.

CCL Hirschfeld 1785: „Eine ansehnliche Stadt muß (...) einen oder mehrere große offene Plätze haben, wo sich das Volk in gewissen Zeitpunkten der Freude oder der Noth versammeln und sich ausbreiten kann, wo eine freye und ge-sunde Luft athmet, und die Schönheit des Himmels und der Landschaft sich wieder zum Genuß eröffnet. (aus: Theorie der Gartenkunst. 5. Bd. S. 68/69)Peter Joseph Lenné 1840: „Denn je weiter ein Volk in seiner Kultur und in seinem Wohlstande fortschreitet, desto mannigfaltiger werden auch seine sinnlichen und geistigen Bedürfnisse. Dahin gehören dann auch die öffentlichen Spa-zierwege, deren Anlage und Vervielfältigung in einer großen Stadt nicht allein des Vergnügens wegen, sondern auch aus Rücksicht auf die Gesundheit dringend empfohlen werden muß.“ (aus: Günther 1985, 187ff.)Ludwig Lesser 1910: Als Volkspark kann nur diejeni-ge öffentliche Parkanlage bezeichnet werden, die (...) nicht nur den gelegentlichen Spaziergängen dient, sondern den größeren Volksmassen und allen Kreisen der Bevölkerung zu jeder Jahreszeit Raum und Gelegenheit bietet zum Auf-enthalt im Freien, zum Sichausleben in Spiel und Sport ebenso wie zum beschaulichen Ausruhen.“ (vgl. M. Wagner, t2 RAUM)Adolf Hitler: „Ich will, (...) daß alles geschieht, um (dem Arbeiter) diesen Urlaub sowie seine übrige Freizeit zu einer wahren Erholung werden zu lassen. Ich wünsche das, weil ich ein nervenstarkes Volk will, denn nur allein mit einem Volk, das seine Nerven behält, kann man wahrhaft große Politik machen.“ (zit. n. Frommann 1992, S. 108)Grzimek, G. u. R. Stephan 1983: „Besonders eindrucks-voll aber war ein stilles Aufbegehren gegen nicht einsehbare Verbote in den wenigen Freiräumen, die die Stadt für die wachsende Freizeit der Städter zur Verfügung stellte - Bei-spiel: »Betreten des Rasens verboten« (...) zumal auf diese Weise zuweilen Freizeiterlebnisse zustande kamen, wie sie sich im Großstadtambiente normalerweise nur selten vermit-teln.“ (aus: Die Besitzergreifung des Rasens, 33)Berliner Landschaftsprogramm 1994: „Die Technisierung der Arbeitswelt und Reizüberflutung im privaten Wohnum-feld bei gleichzeitig steigendem Freizeitangebot und erhöhter Nachfrage führen bei einem großen Teil der Bevölkerung zu dem bewußten oder unbewußten Wunsch nach Erholung und Entspannung in naturnaher Umgebung.“ (S. 127).Hans Stimmann 1997: „Die Lebensstile haben sich geän-dert. Jeder von uns fliegt doch nach Mallorca oder Hawaii oder fährt zumindest ins Umland. Jeder geht ins Fitness-Center. Wer braucht da noch wohnungsnahe Grünflächen?“ (beim Stadtforum Berlin, zit. n. taz vom 29.01.97)Gerhard Schulze 1992: Die Anhäufung von Erlebens-wertem führt zu Inflation und Abstumpfung. Erlebni-sorientierung wird zum habitualisierten Hunger. In der Gesellschaft bilden sich Milieus, „große Personengruppen mit ähnlichen subjektiven und situativen Merkmalen (... Unterhaltungsmilieu, Selbstverwirklichungsmilieu, Harmo-niemilieu, Integrationsmilieu, Niveaumilieu.“ (22f.)

Abb.: Berlin, Lustgarten, 19. Jh. W. Liebknecht, Kundgebung im Berliner Tiergarten KdF-Seebad Prora auf Rügen Grzimek: Die Besitzergreifung des Rasens Landschaftsprogramm Berlin VW Touareg-Werbung

zum Weiterlesen:

Schulze, G.: Die Erlebnisgesellschaft ¬Opaschowski, H.: Die Kulissen des Glücks ¬

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t14 | ZIELE und AUFGABEN

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t15 | STAAT, MARKT und BÜRGER

Alle kulturellen, ökonomischen und sozialen Leis-tungen werden von den drei Sektoren Staat, Markt und Bürgergesellschaft getragen. Für den sozialen Bereich und auch für die Freiraumplanung ist seit Beginn des 20. Jh. allein der Staat zuständig.

Sozialstaatliches Handeln dient der Linderung der Not der Bürger, aber auch der politischen Stabili-tät. Es soll die negativen Folgen der Marktprozesse lindern, soziale Gerechtigkeit und Sicherheit her-stellen. Freiraumplanung als Teil des additiven So-zialstaatsystem in Deutschland folgt den Zielen:

Kompensation von Ungleichheit (z.B. Wohnverhältnisse) ¬Kompensation von situativen Benachteiligungen (z.B. eing- ¬schränkte Mobilität von Jugendlichen)Steuerung der Infrastrukturversorgung bestimmter Stadt- ¬teile, um Konflikte zu befrieden (Wohnumfeldverbesse-rung, Alkoholverbote) oder Segregation entgegenzuwirkenEntwicklung von sozialen Bindekräften, der die Gesell- ¬schaft zusammenhält und Menschen einbindet

In der letzten Zeit lässt der staatliche Einfluss auf die Freiraumplanung durch ein verändertes Staatsverständnis und die öffentliche Finanznot nach. Die Freiraumplanung reagiert hierauf mit Versuchen, v.a. finanzielle Beiträge der beiden an-deren Sektoren zu erlangen. Daher treten heute zahlreiche andere Akteure hinzu, wie Stiftungen, Sponsoren oder Vereine, so dass Freiräume künftig zunehmend vom freien Markt sowie der Bürger- oder Zivilgesellschaft geschaffen und unterhalten werden.

Diese können einer ausdifferenzierten, pluralisier-ten Nachfrage u.U. besser entsprechen. Dennoch bleiben Privatisierungen problematisch:

bei öffentlichen (bzw. meritorischen) Gütern ¬bei hoheitlichen Aufgaben (Beleihung an Dritte möglich) ¬wenn sie als kollektives Gut von einer Majorität nachgefragt ¬werden (d.h. gewissermaßen ‚erzwungen’ über Wahlen)wenn sie strategisches Instrument politischer Aufgaben- ¬felder sind (Leitbilder,, Regierungsprogramme etc.)wenn sie eine wirtschaftlich effiziente Leistung der öffentli- ¬chen Hand darstellenwenn durch Eintrittskosten Ungleichheiten drohen ¬(umgekehrt kann aber auch eine staatliche Subvention un-gleich verteilen, indem für bestimmte Bedürfnisse Leistun-gen zur Verfügung gestellt werden, für andere aber nicht).wenn der Markt keine Gewährleistung und Kontinuität ga- ¬rantieren kann (Angebotsänderung, Insolvenz)wenn Stiftungen nur ihrem Satzungszweck verpflichtet sind ¬und nur intern, aber weder über Volks- noch Marktsou-veränität kontrollierbar sind

Gleichzeitig versucht der Staat, in den anderen Sek-toren wirksame Steuerungselemente in das eigene Verwaltungshandeln zu integrieren. So sieht das Neue Steuerungsmodell der KGSt vor, Kommu-nen wie Dienstleistungsunternehmen zu führen. Diese arbeiten nach den Grundsätzen dezentrale Ressourcenverantwortung, Kundenprinzip, Wett-bewerb und Outputorientierung. Sie werden über Zielvereinbarungen, Budgetierung und Produktka-taloge von der Politik gesteuert.

„Eine volle Entwicklung der potentiellen Möglichkeiten des Oberwiesenfeldes wird allerdings nur dann erreicht werden, wenn außer den sportlichen Veranstaltungen auch für die öffentlichen Anlagen ein differenziertes Veranstaltungspro-gramm entwickelt wird. Denkbar wären musische Wettbe-werbe, Tanzveranstaltungen, Modeschauen, Puppenspiele, Lampionfeste, überhaupt Kinderfeste und Theaterauffüh-rungen auf dem See. Zu diesem Programm gehört es auch, den Kindern in der Stadt Kontakt zu Tieren zu geben. Das hieße, die ganze Landschaft in einen lebendigen Spielplatz zu verwandeln, der in sich nicht statisch ist, sondern sich im Sinne eines Happenings ständig erneuert.“ Harbeke, Carl Heinz (Hrsg.): Bauten für Olympia 72. München, 1972

„Die Olympiapark München GmbH - Weltrekord im Veranstalten - Im Olympiapark ist immer was los! Inter-nationales Veranstaltungszentrum, Sport- und Freizeit-park und touristische Attraktion von Weltruf - das ist der Olympiapark München. Rund 166 Millionen registrierte Besucher insgesamt, davon rund 94 Millionen bei 9611 sportlichen, kulturellen und kommerziellen Veranstaltun-gen und über 72 Millionen Gäste in den Freizeit- und Tou-rismuseinrichtungen zählt das Olympische Gelände bislang mit seinen architektonisch so einmaligen Bauten (Stand 31. 12. 2006). Im Geschäftsjahr 2006 waren es allein über 5,1 Millionen Besucher, von denen 3,1 Millionen 325 Ver-anstaltungen (an 545 Veranstaltungstagen) besuchten und über zwei Millionen die Freizeiteinrichtungen nutzten.“ www.olympiapark-muenchen.de, 2007

Freiraumplanung im Spannungsfeld von Staat, Markt und Bürger: Das Beispiel Olympiapark München

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t16 | FINANZIERUNG und PFLEGE

Finanzierung und Verwaltung von städtischen Freiräumen unterliegen einem komplexen System kommunaler Aufgabenbereiche und Gestaltungs-felder. In der Regel wird hinsichtlich der eingesetz-ten Mittel und Verfahren zwischen der Neuanlage und Pflege/Unterhaltung unterschieden.

1. Neuanlage (‚Investitionen‘)

Sicherung bzw. Ankauf von Flächen ¬bauliche Anlage von Freiflächen und zugehöriger In- ¬frastruktur

Die Neuanlage von städtischen Grün- und Freiräu-men ist im 20. Jahrhundert Bestandteil (und Aus-gleich) städtebaulicher Entwicklung (1.1 und 1.2: ) und von Allgemeiner Kommunalpolitik (1.3)

1.1 Abschöpfung von Planungsgewinnen (> Baugesetzbuch)

Städtebaulicher Vertrag ¬Sozialgerechte Bodenordnung (SOBON) München ¬Städtebauliche Sanierungs- und Entwicklungsgebiete ¬

1.2 Ausgleich von Eingriffen (> Naturschutzgesetz)

Ausgleichsmaßnahmen ¬Biotopflächenfaktor / Versiegelungsabgabe ¬

1.3 Umsetzung von Politikzielen

Großprojekte (meist auch mit städtebaulichem Hintergr- ¬und): Olympiade, Gartenschauen, IBAArbeitsbeschaffungsmaßnahmen ¬Gemeinnützige Stiftungen ¬Staatliche Programme (sozial und ökonomisch): Programm ¬soziale Stadt, KonjunkturprogrammStrukturförderprogramme der EU (i.d.R. mit Co-Finan- ¬zierung aus dem kommunalen und Landeshaushalt)angestrebt: Finanzierung durch Abschöpfung von Wertzu- ¬wachs und Erschließungsabgaben (im Bestand)

2. Pflege / Unterhaltung

Verkehrssicherung ¬Pflege (Substanzerhalt - Werterhalt) ¬Entwicklungen und Angebote (Kommunalpolitische Han- ¬dlungsfelder: Sozialpolitik, Wirtschaftspolitik, teilw. Bil-dungspolitik)

Die Unterhaltung von städtischen Grün- und Frei-räumen ist im 20. Jahrhundert freiwillige, kommu-nale Leistung, heute teilweise durch Privatisierung und Ehrenamt / Stiftungen ersetzt (vgl. VL Staat Markt Bürger)

2.1 sogenannter freiwilliger Einsatz kommunaler Mittel

Sach- und Personalmittel der Grünflächenämter ¬

2.2 vertraglicher Einsatz staatlicher Mittel

Denkmäler ¬Landesstiftungen ¬

2.3 Einsatz privater und bürgerschaftlicher Mittel

Sponsoring, Patenschaften ¬PPP ¬

2.4 Finanzierung über Eintrittsgelder, Vermarktungen

Beispiele für Unterhaltungsfinanzierungen:

Betrieb der städtischen Brunnen als Öffentlich-Private-Part-nerschaft (‚PPP‘) durch die Werbefirma Wall in Berlin

Betrieb des ehem. BUGA-Parks in Berlin Britz durch die Grün Berlin GmbH

Beispiele für unterschiedliche Neubaufinanzierungen:

Riemer Park München: finanziert über Städtebaurecht (SOBON) / Prinzip SOBON

Grünanlage am Berlin-Spandauer Schiffahrtskanal: fi-nanziert über Naturschutzrecht (Ausgleichsmaßnahmen Bahnbauten)

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t17 | GESETZE und ORDNUNGEN

Freiraumplanung ist durch Gesetze und Verord-nungen auf verschiedenen Ebenen geregelt:

durch die aufgrund der Gesetze und Verordnungen festge- ¬setzten Pläne (Bsp. Landesentwicklungspläne, Bauleitpla-nung, Gebietsfestsetzungen)durch Regelungen in anderen Gesetzen (FFH-Richtlinie, ¬WasserHG, WaldG, DenkmalSchG etc.)Für die Ausführung gelten weitere Bestimmungen (RAS-, ¬DIN/EU-Normen, AV Feuerwehrflächen, Gestaltungssat-zungen, Baumschutzsatzungen, VersiegelungsVO, Nach-barschaftsrecht)

wichtige Bundesgesetze (GG, ROG, BauGB, BNatSchG)

GG, Artikel 2: Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung ¬seiner Persönlichkeit ...ROG, § 2 Grundsätze der Raumordnung : eine ausge- ¬wogene Siedlungs- und Freiraumstruktur ...BauGB, §1: Bauleitpläne sollen eine geordnete städtebauli- ¬che Entwicklung und eine dem Wohl der Allgemeinheit en-tsprechende sozialgerechte Bodennutzung gewährleisten ...

wichtige Ländergesetze (BauO, NatSchG, Straßengesetz)

BayBauO: Die nicht überbauten Flächen sollen als Grün- ¬flächen oder gärtnerisch angelegt werden ...BayNatSchG, Art. 6: Für Vorhaben, die 1. den Naturgenuss ¬erheblich beeinträchtigen oder 2. den Zugang zur freien Natur ausschließen oder erheblich beeinträchtigen, gelten die Regelungen für Eingriffe ...BayNatSchG, Art 21: Jedermann hat das Recht auf den ¬Genuss der Naturschönheiten und auf die Erholung in der freien Natur. ...BayNatSchG, Art. 23: Jedermann darf auf Privatwegen in ¬der freien Natur wandern ...BayNatSchG Art 28: Jedermann hat das Recht, wild wach- ¬sende Waldfrüchte und Pflanzen anzueignenBayNatSchG Art. 29 -32: Der Grundeigentümer muss für ¬die Allgemeinheit Zugang zur freien Natur dulden ...BayNatSchG Art 33: Freistaat und Gebietskörperschaften ¬haben das Recht nach Art. 21 zu gewährleisten ...BayDSchG: Denkmale können sein gärtnerische Anlagen ¬oder sonstige von Menschen gestaltete Teile von Land-schaften mit ihren Pflanzen, Frei- und Wasserflächen (Gar-tendenkmale)BayStrG, Art. 14: Die Benutzung der Straßen im Rahmen ¬ihrer Widmung für den Verkehr (Gemeingebrauch) ist jedermann gestattet. Es ist kein Gemeingebrauch, wenn jemand die Straße nicht vorwiegend zum Verkehr, sondern zu anderen Zwecken benutzt ...

Ortsrecht (GrünAnlG, FriedhofsG, Bereichssatzungen)

LH München, Altstadtsatzung: Die Sondernutzungserlaub- ¬nis wird insbesondere nicht erteilt: a) für das Nächtigen in den Fußgängerbereichen ...

Abb.: Freizügigkeit in Landschaft und Stadt ist ein bevorzugtes Thema in der Autowerbung

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t18 | EIGENTUM und VERFÜGUNG

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t19 | UTOPIEN und LEITBILDER

Epoche Form Literatur Stadt Landschaft

Renais-sance

Utopie T. Morus: Utopia (1516)

Perspektivische Idealstadt Toskana

Barock Edikt T. Campanella: Son-nenstaat (1602)

Barocke Stadterweite-rungen

G. Nolli: Rom (1748)

Le Nôtre: Jagdstern, Achsen (1661)

Revolu-tion

Experi-ment

M. de Sade: Die Süd-seeinsel Tamoe (1785)

C.-N. Ledoux: Saline Chaux (1773), É.-L. Boullée: Newton Keno-taph (1784)

C. C. L. Hirschfeld: Gar-tenkunst (1785)

Restau-ration

Projekt J. W. v. Goethe: Wahlverwandtschaften (1809)

P. J. Lenné: Schmuck- und Grenzzüge (1840)

P. J. Lenné: Landesver-schönerung (1833)

Mooskolonien Karlsfeld etc. (1802)

Bürger-gesell.

Plan Rationalismus, Idea-lismus

I. Cerdà: Barcelona (1859)

J. Hobrecht: Berlin (1862)

G. Meyer: Volksparke der I. Generation (Volksgär-ten/Bürgerparke) (1869)

Reform Manifest W. Morris: News from Nowhere (1890)

E. Howard: Gartenstadt (1898)

W. Gropius: Bauhaus-Manifest (1919)

L. Migge: Der soziale Garten / das grüne Ma-nifest (1926)

Moder-ne

Charta G. Orwell: 1984 (1948)

A. Huxley: Schöne neue Welt (1932)

Le Corbusier: Charta von Athen (1933)

F. L. Wright: Usonien (1932)

Lennard-Bernadotte: Charta von der Mainau (1961)

Postmo-derne

Strategie M. Foucault / H. Lefèbvre: Heterotopie (1972); E. Callenbach: Ökotopia (1975)

C. Rowe, F. Koetter: Col-lage City (1978)

M. Andritzky, K. Spitzer: Grün in der Stadt (1981)

... heute Vision

Konven-tion

A. Eschenbach: Eine Billion Dollar (2001)

D. Hoffmann-Axthelm: Europäische Stadt (1993)

T. Sieverts: Zwischenstadt (1997)

R. Koolhaas: Die Eigen-schaftslose Stadt (1996)

Europäische Landschafts-übereinkunft (ELC, 2000)

Die Geschichte der Modellvorstellungen von STADT ist mit Modellvorstellungen von GE-SELLSCHAFT verbunden. Beide treffen sich in einer spezifischen Form von LITERATUR.

Die historische Parallelentwicklung von Modell-vorstellungen zur (idealen) Stadt – und, begrenzt, auch zur Landschaft – und (idealen) Modellvorstel-lungen zur Gesellschaft lässt sich anhand folgender Liste zeigen:

Handlung und Institutionalisierung von Freiraum-planung bedarf der Formulierung (Entwicklung, Ableitung) und / oder der Rechtfertigung (Legiti-mation) von Zielen.

Diese Ziele und Rechtfertigungen werden anhand von MODELLhaften Vorstellungen idealer zu-künftiger Verhältnisse entwickelt.

Freiraumplanung ist in der Geschichte zunächst impliziter Bestandteil von Modellen der Stadt und orientiert sich auch heute noch an den jeweils vor-herrschenden Konzepten zur Stadtentwicklung.

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t20 | ANALYSEN und VERFAHREN

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t21 | MASZNAHMEN und STRATEGIEN

In Städtebau und Freiraumplanung wurden zur Umsetzung sozialer Ziele im Lauf der Jahrzehnte verschiedene Strategien entwickelt:

Strategie Erziehung der Massen (Education)

Kaiserzeit: Erziehung des ‘einfachen Volks’ zu sittsamem ¬Verhalten durch das Vorbild der höheren Stände und den Naturgenuss im Park und auf den PromenadenNS-Zeit: Erziehung einer ‘nervenstarken’ ‘Volksgemein- ¬schaft’, mit ‘Kraft durch Freude’-Erholungsangeboten als ‘Vorschuss auf den Siegfrieden’ DDR: Erziehung eines neuen sozialistischen Menschen in ¬Großsiedlungen und ErholungsparksSozialreformerischer: Erziehung der Arbeiter für das ¬‘Reich der Freiheit’ durch erweiterte Reproduktion und Aneignung von Freiraummaterial Naturschutz: Mensch als Lernender neben der Natur durch ¬Schutzgebiete, Brachflächen und UmweltpädagogikModeration der Zwischenstadt: ‘Landschaft Lernen’ (Ur- ¬sula Stein)

Ausgleich von Belastungen (Kompensation)

Industrialisierung: Vergnügen und Gesundheit, Prom- ¬enaden, Volksparks 1. GenerationRationalistischer Städtebau: Sanitäres Grün und Nutzwert, ¬Volksparks 2. Generation, Sport, SpielUrbanität durch Dichte: Freiflächenrichtwerte, Abstands- ¬grün

Umbau der Städte (Dekonstruktion)

Städtebauliche (Kahlschlag-) Sanierung ¬Behutsame Stadterneuerung ¬Revitalisierung, Wohnumfeldverbesserung ¬

Management im Strukturwandel (Konversion)

Montanindustriegebiete: Umnutzung von Brachen, Re- ¬strukturierung von Stadtregionen, Perspektivischer Inkre-mentalismusSchrumpfende Städte: Gestaltung der Extensivierung ¬

Stiftung von Gemeinschaft (Fraternisierung)

Bürgerstadt: Annäherung der Stände ¬Gartenstadt, Reformsiedlungsbau und Stadtlandschaft: ¬Stadtkronen, Grünzüge, NachbarschaftenBehutsame Stadterneuerung: öffentlicher Raum Straße, ¬Platz, Park

Abwendung von Unruhen (Prävention)

Boulevards, Achsen, Blöcke ¬Sportanlagen, Volkparke ¬Quartiersmanagement, Präventionsräte ¬

Partymeilen (Weltmeisterschaft und 1. Mai) ¬Gefährliche Orte, Videoüberwachung ¬

Einbindung an den Rändern (Inklusion)

Nachkriegs-Wirtschaftskrisen: Arbeitsbeschaffungsmaß- ¬nahmenDeindustrialierung: ABM ¬Soziale Stadt: soziale Aktivierung ¬

Aufnahme von ‚Fremden‘ (Integration)

Industrialisierung: Garten- und Landschaftszitate (Zacken- ¬fall Victoriapark Kreuzberg, Berlin)Nachträgliche Integration von ‘Gastarbeitern’: Garten- ¬und Landschaftszitate (Grillzonen, Gärten der Kulturen, interkulturelle Gärten, Pammukkale-Brunnen Kreuzberg, Berlin)

Entwicklung der Wettbewerbsfähigkeit (Promotion)

Stadt- und Regionalmarketing (City-Marketing, Metropol- ¬regionen)Festivalisierung (Gartenschauen, Events, WM) ¬

Sicherung der Ressourcen (Kolonisation)

Wald- und Wiesengürtel, Naherholungsgebiete ¬Stadtgüter und Stadtwälder, Rieselfelder und Gemüsegar- ¬tenStadtnahe Landwirtschaften, Münchner Krautgärten: ¬Betreutes Grabeland zum Aufbau engerer Beziehungen zwischen Landwirten und Stadtbevölkerung

vgl. Ökologische Strategien:

Schutz

Erhöhung der Diversität

Erhöhung der Naturhaushaltswirksamkeit (BFF)

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t22 | QUALITÄT und QUANTITÄT

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t23 | STRUKTUR und TYPOLOGIE

Freiraum restrukturiert urbane Landschaften: Mas-terplan Emscher Landschaftspark 2010

Freiraum begrenzt die wachsende Industriestadt: ein Allee- und Parkring für München von Lenné 1839

Freiraumplanung als Auseinandersetzung mit einer Vielzahl oder der Gesamtheit von Freiräumen be-deutet, sich mit ihrer Struktur zu befassen.

Strukturen sind keine ‚realen’ im Sinne empirisch ‚messbarer’ Phänomene, sondern ihre sinngebende Wahrnehmung. Dieses Ordnen nach Zusam-menhängen geschieht unter der Idee einer Form (Spranger 1950). Menschliche Erkenntnis, d. h. das objektive Verstehen über die subjektive Emp-findung hinaus, benötigt eine solche formgebende Ordnung.

Für die Beschreibung (und Planung) von Stadt- und Freiraumstrukturen sind verschiedene Per-spektiven notwendig: morphologische und soziale (Lefèbvre). In der vormodernen Freiraumplanung hingen beide Perspektiven zusammen: Struktur-vorstellungen des Raumes und der Gesellschaft (Achsen und Grenzen). Die moderne Freiraumpla-nung orientierte sich bei ihren sozialen Struktur-beschreibungen an den Sozialstrukturanalysen des 20. Jahrhunderts und formulierte Kompensations-, Reproduktions- und Emanzipationsmodelle. Die morphologischen Strukturen orientierten sich an den Raumvorstellungen des funktionalen Städte-baus, erzeugten Figuren, Systeme, Raster, Modelle, Module, Serien.

Im Städtebau hat das Scheitern dieser eindimensi-onalen und opportunistischen Strukturvorstellun-gen der Moderne zu widerstreitenden Alternativen geführt (Typus, Rhizom).

So hat Aldo Rossi Stadt als Komposition aus Ty-pen beschrieben, die sich auf die realen Grundphä-nomene stützt und ihnen neue Fakten hinzufügt, wobei die Funktionen sich wandeln, die Form aber erhalten bleibt (Permanenz). Anders als bei einem Modell geht es beim Typus nicht um vollständige Nachahmung oder Kopie, sondern um eine Idee, die als Regel dient. Ziel ist nicht die Produktion ei-ner eigenschaftslosen Stadt, die aus immergleichen Typen zusammengesetzt wäre, sondern die Analy-se und Produktion von verschiedenen Situationen und Besonderheiten.

Obwohl Freiraum und Landschaft heute auch die Aufgabe zugeschrieben wird, die urbanen Räume zu restrukturieren (v.a. Industriebrachen und Zwi-schenstadt) hat sie bislang nur die alten Systeme im Angebot (Grünzüge etc.).

Im Freiraum lesen und formen wir Strukturen

Barock: Strukturierung von Stadt und Landschaft um Pa-ris mittels Garten- und Stadtbaukunst (aus: Benevolo)

Funktionale Stadt: autonome Figuren und Systeme (H. Jansen / Le Corbusier)

zum Weiterlesen:

Rossi, A.: Die Architektur der Stadt (1966) ¬

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t24 | WISSENSCHAFT und THEORIE

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t25 | BAUSTEIN und GRENZE

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t26 | SICHERUNG und WIDERLAGER

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t26 | ERSATZ und AUFLÖSUNG

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t28 | REKONSTRUKTION und DEKONSTRUKTION

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tdF | Literatur

Andritzky, Michael u. Klaus Spitzer (Hg.): Grün in der Stadt. Reinbek bei Hamburg 1981

Bahrdt, Hat ... n zum Städtebau. Hg. Ulfert Herlyn, Opladen 1998

Beck, Ulrich: Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine an-dere Moderne. Frankfurt a. M. 1986

ders.: Die Erfindung des Politischen. Zu einer Theorie refle-xiver Modernisierung. Frankfurt a. M. 1993

ders.: Reflexive Modernisierung. In: arch+ 143, 10/1998, S. 18-19

Becker, Heidede et al. (Hg.): Ohne Leitbild? Städtebau in Deutschland und Europa. Stuttgart u. Zürich 1998, 2. unveränd. Aufl. 1999

Bette, Karl-Heinrich: Die Rückeroberung des städtischen Raums: Straßensport. In: Kursbuch Stadt, Red. Stefan Bollmann, Stuttgart 1999, S. 101-113

Böhme, Gernot: Atmosphäre. Frankfurt am Main 1995 ders.: Natürlich Natur. Über Natur im Zeitalter ihrer technischen Reproduzierbarkeit. Frankfurt a. M. 1992

Bourdieu, Pierre: Die feinen Unterschiede. Kritik der gesell-schaftlichen Urteilskraft. Frankfurt a. M. 1987

Brecht, Bertolt: Herr K. und die Natur. In: Geschichten vom Herrn Keuner (1935-1959), Frankfurt a. M. 1971, S. 23

Bude, Heinz: Die Kunst der Interpretation. In: Qualitative Forschung. Ein Handbuch. Hg. Uwe Flick et al., Reinbek bei Hamburg 2000, S. 569-578

Castells, Manuel: Space flow – der Raum der Ströme. In: Kursbuch Stadt, Red. Stefan Bollmann, Stuttgart 1999a, S. 39-81

Friedrich Engels: Die großen Städte. In: „Lage der arbei-tenden Klasse in England“, 1845

Foucault, Michel: Andere Räume. Übers. v. Walter Seitter. In: Idee Prozeß Ergebnis. Die Reparatur und Rekonstruk-tion der Stadt. Hg. Senator für Bau- und Wohnungswesen, Berlin 1984, S. 337-340

Geuze, Adriaan: ‚Accelerating Darwin‘, Scroope, Cam-bridge Architecture Journal nr. 8 1996 S. 80-84; deutsche Übersetzung von Angelika Schnell, unveröffentlicht, o. J.

Greiner, Johann u. Helmut Gelbrich: Grünflächen der Stadt. Grundlagen für die Planung, Grundsätze, Kenn-werte, Probleme, Beispiele. Berlin 1974

Günther, Harri u. Sibylle Harksen (Bearb.): Peter Joseph Lenné. Katalog der Zeichnungen. Ausstellungskatalog. Hg. Heinz Schönemann, Stiftung Schlösser und Gärten Pots-dam-Sanssouci, Tübingen, Berlin 1993

Hall, Peter u. Ulrich Pfeiffer: Urban 21. Hg. Bundesmini-sterium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen. Stuttgart / München 2000

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