Thesenblatt. Zirfas, J. & Jörissen, B. (2007). Phänomenologien der Identität. human-, sozial- und...

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Thesenblatt zu: Zirfas, J. & Jörissen, B. (2007). Phänomenologien der Identität: human-, sozial- und kulturwissenschaftliche Analysen (1. Aufl). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. S. 7 - 47 I. Idem vs. ipse-Identität A. Idem Identität (Identität von Gegenständen) Mögliche Definition: zwei Gegenstände sind identisch, wenn alle ihre Eigenschaften identisch sind. Assoziationen: - Einheitlichkeit - Abgegrenztheit - Selbständigkeit - Unabhängigkeit - Bestimmbarkeit - Unteilbarkeit - Kohärenz, Konstanz über Zeit und Ort hinweg B. Ipse-Identität (Identität der Person) Mögliche Definition: Personale Identität meint die Frage nach dem Selbst oder Selbstverständnis als Frage nach den “starken Wertungen:” „Ein Selbst ist jemand nur dadurch, daß bestimmte Probleme für ihn von Belang sind. Was ich als Selbst bin - meine Identität -, ist wesentlich durch die Art und Weise definiert, in der mir die Dinge bedeutsam erscheinen, und das Problem meiner Identität wird einer Lösung nur durch eine Sprache der Interpretation zugeführt, die ich im Laufe der Zeit als gültige Artikulation dieser [email protected] 1

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I. Idem vs. ipse-Identität

A. Idem Identität (Identität von Gegenständen)

Mögliche Definition: zwei Gegenstände sind identisch, wenn alle ihre Eigenschaften identisch sind.

Assoziationen:

- Einheitlichkeit

- Abgegrenztheit

- Selbständigkeit

- Unabhängigkeit

- Bestimmbarkeit

- Unteilbarkeit

- Kohärenz, Konstanz über Zeit und Ort hinweg

B. Ipse-Identität (Identität der Person)

Mögliche Definition: Personale Identität meint die Frage nach dem Selbst oder Selbstverständnis als Frage nach den “starken Wertungen:”

„Ein Selbst ist jemand nur dadurch, daß bestimmte Probleme für ihn von Belang sind. Was ich als Selbst bin - meine Identität -, ist wesentlich durch die Art und Weise definiert, in der mir die Dinge bedeutsam erscheinen, und das Problem meiner Identität wird einer Lösung nur durch eine Sprache der Interpretation zugeführt, die ich im Laufe der Zeit als gültige Artikulation dieser Fragestellungen akzeptiert habe.” (Taylor, Ch. (1996). Quellen des Selbst. F.a.M: Suhrkamp. S. 67)

Assoziationen:

- “womit identifizierst du dich?”

- “wie willst du sein?”

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- “woran hängst du dein Herz?”

- “wofür schämst du dich?”

- “was müsstest du verlieren, um dich selbst zu verlieren?”

- “wer bist du?”

II. Die ungeklärte “Identität” der Identität

Identität ist allesumfassender Begriff, der vieles bezeichnet.Zirfas 2007, 7

Versprechen die damit verbunden werden: Haltbarkeit, Unverwechselbarkeit, Fundamentales, Zuverlässigkeit, Konstanz, Kontinuität, raum/zeit-übergreifender Gesichtspunkt, liegt Veränderunsprozessen zugrunde.Zirfas 2007, 7

Gilt in ihrer “Substanz” als Gefühl, Emotion, Bewusstsein, Reflexionsgeschehen, Gedanke, Phantasie, Bild, Wunsch, Begehren, konstant, fluktuierend, präker.Zirfas 2007, 7

Dem einen ist sie wichtig, anderen Verhängnis, Einspurung in Rollenschemata.Zirfas 2007, 7

Kurz: Die “Identität” der Identität bleibt einigermaßen ungeklärt.Zirfas 2007, 8

Für Wittgenstein ist Identität das kriterium für Antwort auf Frage, inwieweit wir es mit einem einzigen Gegenstand zu tun haben.Zirfas 2007, 9

Es gibt gar noch mehr Kriterien der Identität der Person: denn was macht nun Identität hier aus? Erinnerungsidentität, Charakteridentität, räumlich-zeitliche Identität?Zirfas 2007, 10

Schmerz ist Kriterium von Identität, da doch nicht ein anderer “diesen” Schmerz haben kann.Zirfas 2007, 10

Doch Wittgenstein: mit dem gesagten “diesen” ist kein Kriterium der Identität definiert, als private Definition ist damit letztlich nichts über Identität gesagt.Zirfas 2007, 10

III. Ein phänomenologischer Zugang zu Identität

A. Anthropologische Phänomenologie

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Es wird versucht werden, über die Kontexte zu sprechen, in denen Identität diskutiert wurde.Zirfas 2007, 11

Bisherige Thematisierungen zu Identität orientieren sich an Mead, Erikson, Goffmann, Habermas u.a.Zirfas 2007, 11

Damit rücken andere Perspektiven aus dem Fokus, die spannend sind, etwa Körper, Bild, Technik, Fremdes, Mimetisches, pragmatischer Umgang usw.Zirfas 2007, 11

Darum wollen die Autoren einer anthropologischen und v.a. phänomenologischen Betrachtung des Identitätsgedankens nachgehen.Zirfas 2007, 11

Phänomenologie= Wissenschaft von dem Bewusstsein der Sachen selbst.Zirfas 2007, 13

“Die Phänomenologie zielt nun darauf, den Weg zu den Erscheinungen ‘selbst’ freizusetzen, die quasi-natürlichen Intentionen und Einstellungen des Bewusstseins aufzuheben, die Einstellungen der Vorurteile aufzubrechen, die oftmals genau das verstellen, was den Dingen ‘eigentlich’ zukommt. Die Phänomenologie versucht, sich auf die Sachverhalte in ihren umfassend erscheinenden Qualitäten einzulassen.”Zirfas 2007, 13

Das ist weniger eine Phänomenologie, die nach dem “Wesen” fragt, im Sinne Husserls, mehr an die “anthropologische Phänomenologie” von Lippitz angelehnt.Zirfas 2007, 14

Husserls “Epoché” wird nur im Sinne der Urteilsverweigerung über Gegenstände übernommen.Zirfas 2007, 14

“Eine Phänomenologie der Identität zu betreiben heißt dementsprechend, eine Analytik (der Kontexte) der Selbstbeschreibungen vorzulegen, indem Gewinne und Verluste der diversen Identitätskonzeptionen bilanziert, deren Verschiebungen und Transformationen skizziert, Bedingungen und Implikationen offen gelegt und normative Ansprüche zurückgewiesen werden.”Zirfas 2007, 15

“Eine Phänomenologie der Identität spricht nicht im Namen des wahren prinzipiellen Ichs. Sie stellt lediglich den Versuch dar, die Strukturen und Binnenlogiken der diversen Identitätskonstruktionen zu eruieren. Es geht also nicht darum, die Identität zu entdecken, sondern sie [die Identität? M.S.], so gut es geht, zu elaborieren, indem man ihre [der Identität ihre? M.S.] Sinndimensionen expliziert.”Zirfas 2007, 15

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B. Historizität von Identität

Identität nicht ein Phänomen sondern Fülle heterogener Selbst- und Fremderfahrungsformen liegen dem zugrunde.Zirfas 2007, 20

Erfahrungsformen hier nicht überzeitliche Wesensformen wie Husserls, sondern kulturell ermöglicht und historisch gewachsen.Zirfas 2007, 20

D.h. sie stehen im Spannungsfeld von Tradierung- bewusst wie unbewusst - und Transformation.Zirfas 2007, 20

Sie sind lebensweltliche Optionen, deren Grammatik i.S. sinnerzeugender Struktur auf komplexe historische Adaptions- Aufhebungs- und Verwerfungsprozesse verweist.Zirfas 2007, 21

Sie stehen im Spannungsfeld von Tradierung und Transformation.Zirfas 2007, 20

Begriff der Identität muss in Chaos führen, weil sofern nicht die logisch-bewusstseinstheoretische Behandlung des Themas, sondern erfahrbare Problemlagen gemeint sind Pluralität herrscht.Zirfas 2007, 21

Komplexität diverser Identitätsbegriffe einer Matrix von Subjektivierungsformen und -praktiken geschuldet.Zirfas 2007, 21

Einige größere Bocken aus dem Steinbruch menschlicher Selbstverhältnise sollen vorgestellt werden.Zirfas 2007, 21

IV. Formen der ipse-Identität, der Selbstverhältnisse

1. Ethno-politische Identität (z. B. Altägypten)

Das individualisierte Selbstverhältnis ist nicht Grundlage von Kollektivierungsprozessen sondern setzt diese schon voraus.Zirfas 2007, 22

Frühe Hochkulturen mussten Stabilität ihrer sozialen und politischen Strukturen stiften.Zirfas 2007, 22

Gesteigerte Form kollektiver Identität in Altägypten.Zirfas 2007, 22

Basiert auf Teilhabe an Objektivationen des kulturellen Gedächtnisses und Einbindung in kulturelle Praxen.Zirfas 2007, 22

Gemeinsamkeit wird durch allerlei Zeichen kodiert: Lieder, Speisen, Kleider, Ornamente, Wegmarken.Zirfas 2007, 22-23

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Identität der identitätsstiftenden Zeichen ist gesichert, Gleiten der Signifikate wurde unterbunden.Zirfas 2007, 23

“Die Tempel und monumentalen Bauwerke bilden nicht nur ein steinernes, sondern geradezu ein versteinertes kulturelles Gedächtnis. Sie repräsentieren - als dessen Kristallisationspunkt - einen ganzen Kosmos, der sich den Individuen einschreibt, indem sie seine Gesetze in ritualisierten Alltagspraxen fortschreiben.”Zirfas 2007, 23

Institutionen, nicht mehr die Eltern verwalten das kulturelle Wissen.Zirfas 2007, 23

2. Identität als Einzigartigkeit (z. B. Odysseus)

Adorno liest Odyssee als Geschichte der Genese des Subjekts.Zirfas 2007, 24

Odysseus entzieht sich dem Zugriff der Götter und unterwirft sich der List eigener Vernunft.Zirfas 2007, 24

Institutionell geschaffene Individualisierungsmöglichkeiten wie Gastmähler.Zirfas 2007, 24

Individualisierung auch in Ritualen: Bestattungen, Eingravierung der Namen Verstorbener.Zirfas 2007, 24

Im Strafrecht wird das Verbrechen in ein persönliches Schuldverhältnis gewandelt, ersetzt Verständnis von Verbrechen als Kollektivmakel.Zirfas 2007, 25

Schriftliches Testament erhält individuellen Charakter, man selbst entscheidet über das, was man besitzt.Zirfas 2007, 25

Heroskult: “Was den Heros charakterisiert, sind ‘die Einzigartigkeit seines Schicksals, das außerordentliche Prestige seiner Taten, der von ihm erworbene und durchaus nur ihm gehörende Ruhm, sein über die Jahrhundere hinweg im kollektiven weiterlebender Ruf.’ (Vernant 1998, 29)”Zirfas 2007, 25

Der Weise ist von Masse der Namenlosen abgehoben, hat Rolle des Gesetzgebers inne, verkündet institutionelle und religiöse Regelungen.Zirfas 2007, 25

Foucault: dreifacher Individualismus im antiken Griechenland: a. absoluter Wert des Individuums, b. Hochschätzung des Privatlebens, c. Streben nach Selbstverbesserung.Zirfas 2007, 25

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3. Identität als Selbstsorge (z. B. Sokrates)

Materielle Welt im antiken Griechenland unterliegt steter Veränderung, dem chronos, dagegen ist die Zeitlichkeit der idealen Welt, aion, überzeitlch und unveränderlich.Zirfas 2007, 26

Ähnlich die Seele: Das Zentrum der Seele gehört dem Unveränderlichen, Überzeitlichen, Göttlichen und notwendigerweise Vernünftigen an und ist deshalb für Sinneswesen unerkennbar.Zirfas 2007, 26

Es gibt eben die Möglichkeit der anamnesis unter rechter Anleitung.Zirfas 2007, 27

Begierde und Impulsivität sind die beiden niederen sterblichen Seelenteile und untrennbar mit dem höheren Seelenteil verbunden.Zirfas 2007, 27

Bild der Seele als Reiter eines gut (mutartiger Teil, Motivation, Antrieb) und eines schlecht gebauten Rosses (Begehren).Zirfas 2007, 27

Der göttliche Teil herrscht und regiert, vom Schöpfer geschaffen, die anderen dagegen von Demiurgen.Zirfas 2007, 27

Untere Seelenteile kommen dem Körperlichen zu: Unvernunft, Vielgestaltigkeit, Sterblichkeit, sie sollen beherrscht werden.Zirfas 2007, 28

Seelenteile sind miteinander verwachsenes Wesen.Zirfas 2007, 29

Seele gleichzeitig kosmologisch eingebunden, Epiphenomen eines überzeitlichen Allgemeinen.Zirfas 2007, 29

Identität als Form der Teilhabe am Idealen denkbar.Zirfas 2007, 29

“Dieses Ideal des Individuums liegt in seiner Einheit, Selbstgleichheit und Vernunft - seiner Identität in diesem Sinne des Begriffs, demgegenüber das Körperlich-Sinnliche als das nicht Identische beschrieben wird.”Zirfas 2007, 28

Foucault: Imperativ der Selbstsorge hat diesen anfänglichen Rahmen überschritten in Praktiken der Selbstverbesserung.Zirfas 2007, 29

4. Identität als Rolle (z.B. Cicero)

In griechischer Antike keine Trennung von privatem eigentlichen Selbst und öffentlich aufgeführten Rollen.Zirfas 2007, 30

Im antiken Rom scheiden sich drei Entwicklungslinien des Personbegriffs:

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a. Persona meint einerseits das Unveränderliche oder Typische, das in der Öffentlichkeit steht und vom eigentlichen Selbst angezogen wird, oder abgelegt wird.Zirfas 2007, 30

Cicero etwa übersetzt prosopon der Griechen, die Maske, als persona.Zirfas 2007, 30

Persona stünde für das, was im Kontext einer bestimmten Rolle unter pragmatischen aspekten geboten ist.Zirfas 2007, 31

b. Zweite Linie verweist auf Persona als Gewissensinstanz.Zirfas 2007, 31

Personalität schließt Bewusstsein des Guten und Bösen ein, bezeichnet moralisch autonomes wie auch verantwortliches Individuum.Zirfas 2007, 31

Conscientia= Mitwissen oder Zeugenschaft; späte Stoa wird Persona dann Beobachter und Wächter des Guten und Schlechten im eigenen Geist.Zirfas 2007, 31

Zunehmende Praxis der Selbstbeobachtung und Selbstzugnisses wird hier sichtbar.Zirfas 2007, 31

Das findet bei Augustinus Ausdruck, geht weit über atike Selbstsorgepraktiken hinaus.Zirfas 2007, 31

Diese Entwicklung zur Innerlichkeit wird nicht mehr an Vorstellung der Rolle als Rechtsperson gekoppelt.Zirfas 2007, 31

c. In Spätantike & Mittelalter wird Personbegriff Gegenstand abstrakter theologischer Spekulationen.Zirfas 2007, 31

5. Identität als Innerlichkeit (z. B. Augustinus, Platon)

Taylor: Augustinus hat die Innerlichkeit radikaler Rexletät ins Spiel gebracht; heute ist dieser Standpunkt der ersten Person sehr wichtig geworden.Zirfas 2007, 32

Führt auch zur Überzeugung, es gäbe Bereich innerer Gegenstände, die nur von diesem Standpunkt aus zugänglich sind.Zirfas 2007, 32

Erkundung innerer Beweggründe dient, wo es in der Antike nicht nutzlos angesehen wird, höchstens dazu, diese zu objektivieren und reglementierenden Praxen (Dieät, Askese, Zügelung) zugänglich zu machen.Zirfas 2007, 32

Mit Christlichem Weltbild ändert sich das, die Wahrheit wohnt nun im

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Innern des Menschen.Zirfas 2007, 33

Diese Idee bewirkt Wendung im individuellen Selbstverhältnis.Zirfas 2007, 33

“Die antike Selbsterkenntnis ist ein Blick in einen hochgradig unpersönlichen göttlichen Kosmos (allenfalls in der abstrakten Form einer Ideenschau); sie folgt einer Logik des Sehens, nach dem sich das Handeln nachträglich richten kann.”Zirfas 2007, 33

Die anamnesis ist bei Augustinus eine persönliche Schau Gottes im Innen, nicht abstrakter Ideen.Zirfas 2007, 34

Zugleich wird die Welt des Körpers rigider abgewertet als bei Platon.Zirfas 2007, 34

Was Augustinus “er- funden hat” ist nicht nur inneres Selbst sondern v.a. privates Selbst.Zirfas 2007, 34

“Augustinus schafft hiermit die Voraussetzung zur Institutionalisierung einer Instanz, die gleich für beide dominanten Identitätsfigurationen der Neuzeit, das cartesianische Ich (ego cogito) wie auch für die romantische Vorstellung der verborgenen inneren Natur, maßgeblich ist.”Zirfas 2007, 34

Es geht hier nicht nur um Schau sondern v.a. - und hier liegt Augustinus in einer Linie mit Platon - Überwindung dieses Selbst.Zirfas 2007, 34

Die Innerlichkeit ist eine vermittelnde Instanz zum Göttlichen.Zirfas 2007, 35

“Deshalb stellt die augustinische Innerlichkeit zu ihrer Zeit nicht bereits im eigentlichen Sinne eine Form der Identität dar, denn sie ist Selbstverhältnis nur als Verhältnis zu Gott.”Zirfas 2007, 35

Zwischenbeobachtung: Diskutierte Identitätskonzeptionen ordnen das “Individuum” in kosmischer Ordnung ein

Wir sahen, dass Ientität an die Ordnungen des Wissens, Kosmos, der Gesellschaft, Institutionen einer Zeit gebunden ist.Zirfas 2007, 35

Die Gültigkeit von Selbst- und Weltbildern bleibt stets kulturell und historisch begrenzt.Zirfas 2007, 35

Bisherige Selbstverhältnisse waren immer auf ein Göttliches angewiesen.Zirfas 2007, 36

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Im Mittelalter wie antiken Hochkulturen spielen Kosmologien unverzichtbare Rolle für Selbstverortung, denn sie verbinden das Göttliche mit der sichtbaren Welt und den Einzelnen.Zirfas 2007, 36

Dies hatte gesellschaftliche Ordnung zu Folge, eine Komplettinklusion die mit Zugehörigkeit zu einer Schicht identisch sei.Zirfas 2007, 36

6. Identität als ego cogito (z. B. Descartes)

Aufstieg der Wissenschaft und Künste, Spaltung der kirche, Erosion mittelalterlich-christlichen Weltbildes.Zirfas 2007, 38

Neues Selbstverständnis artikuliert sich im ego-zentrischen Weltentwurf von Descartes.Zirfas 2007, 39

Zeitalter der Repräsentation (Foucault) zeigt sich daran, dass Ordnung der Dinge ins Innere des denkenden Subjekts verlegt wurde.Zirfas 2007, 39

Herausbildung der Zentralperspektive.Zirfas 2007, 39

Descartes verlegt die ganzen Grund der Ordnung von Welt in das Denken.Zirfas 2007, 39

Teilte welt in denkende Substanz und ausgedehnte Substanz auf.Zirfas 2007, 39

Das cogito ergo sum beweist sich seine Existenz selbst.Zirfas 2007, 39

Preis des ego-cogito ist die Trennung von Körper und Sinnlichkeit.Zirfas 2007, 39

Descartes: ich setze voraus, alles sei Trug, habe keine Sinne, Körper, Gestalt, Ausdehnung, Bewegung und Ort sind nur Chimären.Zirfas 2007, 39

Körper wird bei Descartes zur Gliedermaschine degradiert und schließt auch Sinne und Empfindungen aus (denn diese kommen ohne Körper nicht zustande).Zirfas 2007, 39

Das Denken bleibt als nicht zu leugnende Tatsache übrig. sum res vera et vere existens, bin existierndes und denkendes Ding.Zirfas 2007, 39

“Die cartesianische Seele ist von der Welt wie auch der leibgebundenen Erfahrung vollkommen getrennt; sie besteht aus nichts anderem mehr als einer rational gestifteten Selbstbeziehung.”Zirfas 2007, 40

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7. Identität als “punktförmiges Selbst” (Descartes, Locke, Kant)

Die ab dem 17. Jh. im Militär, Spitälern, Schulen und Gefängnissen entwickelten Disziplinartechniken wirkten subjektivierend, dokumentierten Indivduen, stellen diese erst gar her.Zirfas 2007, 40-41

Individuen sind einem allgegenwärtigen Disziplinarblick ausgesetzt.Zirfas 2007, 41

Nicht Ehre vor Gott hält Individuen im Inklusionsbereich ihrer Gesellschaft, sondern Rationalität im Sinne selbstkontrollierender Selbstreflexion.Zirfas 2007, 41

Sowie Bereitschaft ihr Selbstbild als auch Organisation ihrer alltäglichen sozialen Praxen dieser zu unterwerfen.Zirfas 2007, 41

Neuzeitliches Individuum muss seine Identität stets von neuem herstellen und beweisen (siehe Webers “protestantischer Charakter”).Zirfas 2007, 41

“Identität wird zu einer sozial organisierten Zumutung und damit zu persönlichen, biographischen Aufgabe, in der es darum geht, ‘sich selbst durch methodisches und diszipliniertes Handeln neu zu schaffen.’”Zirfas 2007, 41

Locke: das Selbst ist in jeder Hinsicht unabhängig von den es tragenden Substanzen oder Organismen.Zirfas 2007, 41

Person ist bei Locke reines Selbstbewusstsein, dieses stiftet Identität durch reflexive Konstitution eines self.Zirfas 2007, 41

“Die Identität der Person besteht in nichts anderem mehr als in ihrer eigenen Identifizierung mit dieser Fähigkeit der radikalen, auf Umgestaltung abzielenden Haltung des Desengagements.”Zirfas 2007, 41

Dieses punktförmige Selbst ist qualitativ durch nichts anderes mehr bestimmt.Zirfas 2007, 41

Es ist nirgends als in seinem Vermögen, Dinge als Objekte zu fixieren.Zirfas 2007, 41

Es ist Instanz absoluter Selbstbeherrschung, schafft alte habits ab, neue her.Zirfas 2007, 42

Selbstkontrollierend und ent-emotionalisierende Pflichtethik.Zirfas 2007, 42

8. Identität als romantisches Selbst (z. B. Herder, Rousseau)

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A. Das Gewissen als Moralquelle

Mit Rousseau finden wir zeittypische Aufwertung des Gefühls.Zirfas 2007, 43

Er geht von der Vernunft des natürlichen Gefühls aus.Zirfas 2007, 43

Die Natur ist bei Rousseau vom göttlichen Willen durchzogen.Zirfas 2007, 43

Moralquellen liegen in dieser göttlich bestimmten inneren Natur (im Gewissen) und nicht in den deformierten Konventionen bürgerlicher Gesellschaft.Zirfas 2007, 43

Cassirer: Von hier ist der Weg zu Kants moralischem Subjekt kurz.Zirfas 2007, 43

Moralisches Gesetz wird bei Kant selbst auferlegt.Zirfas 2007, 44

“Dieser Weg führt zu einer prozeduralen, vollkommen inhalsfreien Ethik, die dann allerdings gerade auf dem Ausschluss emotionaler Einschätzungen beruht, die also das Raunen der Gewissensstimme durch die Form einer Prozedur ersetzt.”Zirfas 2007, 44

B. Die Untiefen des Selbst

Doch gibt es im Innern für Rousseau auch ein Selbst, das moi seul, das moralisch unzugänglich ist, nicht gut oder schlecht, sondern “anders” ist.Zirfas 2007, 44

“Die innere Natur als innere Gewissensstimme ist in der Weise unergründbar, wie Gott unergründbar ist. Das ‘moi seul’ hingegen ist unergründbar, weil es verborgen ist und nur im bekenntnishaften Ausdruck an den Tag gebracht werden kann; es trägt die Signatur des Irrationalen, Amoralischen, aber dennoch Wirksamen.”Zirfas 2007, 44

Doch kann dieses “moi seul” in der Artikulation entborgen und transformiert werden, dieser Expressivismus war zentrales Movens der Frühromantik (so Taylor).Zirfas 2007, 44

Diese expressivistische Individuation ist Eckpfeiler des modernen subjektiven Selbstverständnisses.Zirfas 2007, 44

“In der Artikulation entsteht etwas Neues: Mimesis, auch Selbstmimesis, wird zur Poiesis.”Zirfas 2007, 44

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“Das neue Gefühl der Tiefe ist anders als bei allen vorherigen Kulturen: es weist nicht auf eine außen liegende, ontologische Ordnung wie noch bei Augustinus, sondern es weist aus der Tiefe der subjektiven Natur lediglich auf das spiegelnde Subjekt selbst zurück, aber nicht, indem sie es dezisionistisch als Geist oder Vernunft vom Körper, der Natur, der materie trennt, sondern indem sie es gerade an diesen unauslotbaren Instanzen gewinnt. In dieser Selbstspiegelung entsteht eine Untiefe, die beinahe kein Außen mehr kennt - daher erscheinen die romantischen Naturschilderungen so oft wie Ausgestaltungen des Unbewussten selbst -, und die einen nicht versiegenden Quell darstellt:”Zirfas 2007, 44

Das Individuum beginnt sich im Fluss seines Sprechens zu er- finden.Zirfas 2007, 44

Siehe die Fortsetzung dieses Projekts in der Technik der “talking cure.”Zirfas 2007, 44

Wirkt noch heute weiter in Verfallsform des geschwätzigen Selbst, das in talks, Interviews, seine Gefühlslagen über das Publikum ergießt.Zirfas 2007, 45

9. Identität als anerkanntes Selbstbewusstsein (z. B. Hegel, Mead)

Das Ich, disziplinierte und punktfömige Selbst und auch das romantische Selbst sind Ausdruck individualistischen Selbstbildes.Zirfas 2007, 45

Das Individuum wird bei Leibniz als hermentisch geschlossen verstanden und steht in einem Getriebe der Welt.Zirfas 2007, 46

Innen und Außen vermitteln sich bei Leibniz nicht.Zirfas 2007, 46

“Genau diese Einstellung erodiert mit dem Aufstieg der bürgerlichen Gesellschaften. Während in Feudal- und Ständegesellschaften soziale Positionen sich großenteils in der vertikalen Orientierung auf entsprechende (zumeist lokale) Autoritäten herstellen lassen (Einsetzung in öffentliche Ämter, Aufnahme in Gilden etc.), ist die bürgerliche Gesellschaftsform, wie auch immer hierarchisch organisiert, grundsätzlich durch horizontale Orientierung geprägt: in dem Maße, wie die Stellung dem Einzelnen nicht mehr von Obrigkeiten und Autoritäten nach ihrem Gusto zugewiesen (oder aberkannt) wird, verdankt sie sich der Bedeutung des Einzelnen innerhalb des gesellschaftlichen Kooperationszusammenhangs, sprich: die Zuweisung sozialer Positionen stellt vom Prinzip der Gnade auf das der Anerkennung um. Damit wird es für die Individuen erstens konkret erfahrbar, dass ihre Stellung in

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der Gesellschaft alleine von der Bedeutung oder Wertschätzung (auch im ökonomischen Sinn), die andere ihnen zuweisen, abhängt. Die Geschlossenheit und Autonomie des Individuums etwa in Form des Lockeschen Selbstbewusstseins kann aus dieser Perspektive kaum mehr plausibel erscheinen.”Zirfas 2007, 46

Bei Hegel haben wir sich in komplementärem Verhältnis erkennende Individuen anstelle des geschlossenen Selbstbewusstseins.Zirfas 2007, 46

Individuum ist nicht als Punkt oder Singularität zu begreifen sondern in der Vermittlung von Einzelnem und Allgemeinem.Zirfas 2007, 46

Im Anschluss daran ist Individualität nicht mehr Gegenrpinzip zu Gesellschaft, sie stellt sich in der Teilnahme an Gesellschaft her.Zirfas 2007, 47

10. Das Ich in der Moderne und Postmoderne

A. Das Ich der Moderne

Identitätsdiskussionen Begleiterscheinungen kulturellen Wandels, Folgen einer Temporalisierung von Lebens- Sozialformen.Zirfas 2007, 16

Reflexion um Identität hat die Metaphysik sowie die Suche nach dem Sein des Menschen abgelöst, kompensiert.Zirfas 2007, 16

“Die Selbstreflexion und die mit ihr verbundene Vorstellung des Subjekts von sich selbst bilden das fundamentum inconcussum der Neuzeit.”Zirfas 2007, 16

Identität ist Vergewisserung darüber, bei sich zu sein, nicht vollends von Strukturen manipuliert zu werden.Zirfas 2007, 16

Die Pluralisierung von Biographien führt nicht zum Vergessen der Identitätsmodelle sondern der Verpflichtung auf die Idee der Identität.Zirfas 2007, 16

“So findet man natürlich diejenigen, die die Identität für die bunte Erlebnisvielfalt und den unendlichen Reichtum der Erfahrungen öffnen wollen, wobei gleichzeitig die Idee der Identität als Maßstab und Integral eben jener Erlebnisse, Erfahrungen und Lebensformen dienen soll.”Zirfas 2007, 16

“Das Begehren nach Identität gleicht dem Versuch, ein Gesetz zu befragen, dass sich durch die Suche erst konstitutiert - und von dem man doch glaubt oder hofft, dass es der Suche eine Richtung gibt.”Zirfas 2007, 17

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B. Das Ich der Postmoderne

Egologische Maximen reichem von “gnothi seauton” bis zum “be yourself.”Zirfas 2007, 17

Gab es einst Ästehtik der Existenz als Ideal, ist das moderne Ich vergleichbar einer Umkleidekabine, die vom “Self-Fashioning” lebt.Zirfas 2007, 17

Kurz: es gibt radikal verschiedene Identitätskonzeptionen, vom ideal des kohärenten Lebens zu jenem des ewig Neuen.Zirfas 2007, 17

Identitätsproblematik vor allem das Andere der Moderne, Geschlechtlichkeit, Kulturalität, Fremdheit, Medialität und Ästhetik verknüpft.Zirfas 2007, 17

Fragen um die individuelle, geschlechtliche, kollektive und kulturelle Identität haben an Bedeutung gewonnen.Zirfas 2007, 17

V. Fragen zum Text

1. Was meint idem- und was dagegen ipse-Identität?

2. Was sind “starke Wertungen?”

3. Warum kann man nach Wittgenstein Identität nicht über Schmerz definieren?

4. Wie unterscheidet sich die “anthropologische Phänomenologie” Lippitz’ von jener Husserls?

5. Worin liegt der Unterschied einer “Wissenschaft von den Sachen” und einer “Wissenschaft vom Bewusstsein der Sachen?”

6. Was ist die Rolle von Institutionen sowie Objektivationen des kulturellen Gedächtnisses für ethno-politische Identität?

7. Wie kann die Odyssee als Geschichte der Genese des Subjekts gelesen werden?

8. Was macht die Identität des Heros und was die des Weisen aus?

9. Der dreifache Individualismus im antiken Griechenland nach Foucault.

10. Inwiefern hängen in antiken Selbstvorstellungen Selbst und Kosmos

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zusammen?

11. Was meint “Selbstsorge?”

12. Wofür stehen Reiter und die zwei Rosse in Platons Bild der Seele?

13. Welche Rolle hat die Sinnlichkeit bei Platon für die Identität?

14. Was sind die drei Deutungslinien von “persona?”

15. Was meint der Standpunkt “erster Person?”

16. Worin unterscheidet sich die anamnesis Platons von jener Augustinus’?

17. Die Beziehung von Selbst und Gott bei Augustinus.

18. Die Rolle des Körpers bei Augustinus.

19. Inwiefern sind das “punktförmige Selbst” und das “romantische Selbst” bei Augustinus angelegt?

20. Was meint das Zeitalter der Repräsentation?

21. Was meint das ego-cogito bei Descartes?

22. Inwiefern ist das ego-cogito auf den Leib angewiesen?

23. Inwiefern ist das ego-cogito auf Tradition angewiesen?

24. Woran liest Foucault eine zunehmende Selbstdisziplinierung im MA ab?

25. Was meint “punktförmiges Selbst” und “Desengagement?”

26. Die Beziehung von Gefühl, Natur und Gott bei Rousseau.

27. Die Moralquelle nach Rousseau.

28. Die Moralquelle nach Kant.

29. Inwiefern ist der kategorische Imperativ “prodzedural” oder “erfarhungs-” oder “inhaltsunabhänigig?”

30. Was meint die “Untiefe” des Selbst im Expressivismus?

31. Wie wird im Expressivismus die Beziehung von Artikulation und Emotion gedacht?

32. Wie ist zu verstehen, dass das Individuum sich im Fluss seines Sprechens er-findet?

33. Welche Rolle hat Anerkennung für Identitätsbildung?

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34. Was meint die “Pluralisierung von Biographien” in der Spätmoderne?

35. Was mein “Performativität” von Identität?

VI. Fragen die noch offen bleiben

1. Wie könnten die obigen Selbstverhältnisse prinzipiell kritisiert werden?

2. Was wären Kriterien dafür, eines dieser Selbstverhältnisse zu übernehmen oder verwerfen?

3. Was ist mit der obigen Skizze der Selbstverständnisse erreicht, wenn anzunehmen ist, dass sie unterkomplex sind?

4. Worin, wenn überhaupt, unterscheidet sich die Methode “anthropologischer Phänomenologie” der Autoren von einer großen Erzählung?

5. Wenn die Autoren mit einer großen Erzählung aufgefahren sind, wie kann diese in der Postmoderne noch legitimiert werden?

6. Welche der hier diskutierten Selbstverhältnisse “integriert” ein spät- postmodernes Identitätsverständnis, welche dagegen verwirft es?

7. Wie erklären die Autoren, dass Descartes “cogitare” weiter definiert, als bloßes Denken, nämlich als Bewusstseinsinhalte im weitesten Sinne?

8. Wie erklären die Autoren, dass gerade jene Autoren (Descartes, Locke, Kant), denen sie eine von der “Leiblichkeit” fragmentierte Selbstkonzeption unterstellen, zugleich gerade dafür herangezogen werden können, um die “Rechte” des Leibes stark zu machen (Idee der Menschenrechte, Idee dass das Individuum zu wahrende Interessen hat, die Idee des Selbstzwecks)?

9. Was könnte Achtung des Individuums als Selbstzweck noch bedeuten, wenn Kant tatsächlich eine rein “formale” Ethik vertreten sollte?

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