Thoughtson swissict [de]_20140817

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Informatik erhält Wohlstand Geschäftsführer und Verwaltungsräte haben oft eine falsche Vorstellung der Wertschöpfung in der Informatik und entscheiden deshalb, auf Basis der Finanzkennzahlen, einen Grossteil derselben in Niedriglohnländer zu verschieben. Was ursprünglich vor allem der finanziellen Optimierung diente hat dazu geführt, dass Innovation in der Informatik heute zuerst in Asien und anderen Offshore-Clustern entsteht und die eigentliche Wertschöpfung auch dort geerntet wird. Zunehmend sind unsere Firmen abhängig von Informatikwertschöpfung, die sie als Standardsoftware oder Dienstleistung zukaufen müssen. Somit können sie auch keine schwer kopierbaren Alleinstellungsmerkmale mehr schaffen. Auch wenn unsere Grosskonzerne (ABB, Credit Suisse, Nestle, Novartis, Roche, UBS, etc.) gute, analystengetriebene Finanzkennzahlen präsentieren, mutieren sie zunehmend zu Markenhülsen, die wenig eigene Werte schaffen und deshalb in den kommenden Jahren obsolet werden könnten, da die eigentliche Leistung auch ohne die Dachmarke erbracht werden kann. PC-Hersteller sind ein gutes Beispiel, um die darunterliegenden Vorgänge und deren Folgen darzustellen. Welche europäische Unternehmen können heute noch einen PC vollständig entwerfen und herstellen? Die grossen Marken vertreiben nur noch Hardware, die von Dritten entwickelt, hergestellt und geliefert wird. Diese Entwicklung schadet langfristig auch klar den Interessen der Aktionäre. Man darf nicht vergessen, dass wir alle über die Pensionskassen Mitbesitzer dieser Firmen sind, die unsere finanzielle Alterssicherung garantieren sollen. Grosser Dank gebührt also all jenen, die eine gesellschaftsfähige und erfolgreiche Informatik in der Schweiz fördern und so einen wichtigen Beitrag an eine Industrie mit hoher Wertschöpfung zugunsten unseres Landes leisten. Eine global tätige Schweizer Softwareindustrie hätte das Potential, die verlorene Wertschöpfung im Offshore-Bankgeschäft zu ersetzen und zu übertreffen. Zudem sollten auch die bestehenden Banken vermehrt zu Softwareunternehmen mutieren, um sich – im Zusammenhang mit der Aufhebung des Bankgeheimnisses – in der neuen digitalen Zeit des Bankengeschäftes neu erfinden und auch in Zukunft eine führende, globale Rolle spielen zu können. Bis auf eine Ausnahme (Gründung der EU) sind alle gesellschaftlich wesentlichen Innovationen in den letzten Jahren direkt oder indirekt im Silicon Valley entstanden. Dies sollten wir ändern und aus der globalen Entwicklung lernen. Wir empfehlen, dass zusätzlich zu den erfolgten und erfolgreichen Initiativen im Bereich der Start-ups und der Ausbildung von Informatikern und -innen das notwendige Knowhow aufgebaut oder angezogen wird, um die bestehenden Unternehmerinitiativen zu unterstützen und die daraus entstehenden Firmen zu globalen Mitspielern weiterzuentwickeln. Heute werden fast alle Technologiefirmen bereits frühzeitig an fremde und meist schon global tätige Firmen veräussert, die dann Wissen und Arbeitsplätze in andere Teile der Welt transferieren. Neben Softwarekompetenz benötigen wir dringend Investoren- und Marketingkompetenz, verbunden mit dem Mut, Grösseres zu wagen. © August 2014

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Gedanken zur Leadership, Informatik und Wohlstand

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Informatik erhält Wohlstand

Geschäftsführer und Verwaltungsräte haben oft eine falsche Vorstellung der Wertschöpfung in der Informatik und entscheiden deshalb, auf Basis der Finanzkennzahlen, einen Grossteil derselben in Niedriglohnländer zu verschieben.

Was ursprünglich vor allem der finanziellen Optimierung diente hat dazu geführt, dass Innovation in der Informatik heute zuerst in Asien und anderen Offshore-Clustern entsteht und die eigentliche Wertschöpfung auch dort geerntet wird.

Zunehmend sind unsere Firmen abhängig von Informatikwertschöpfung, die sie als Standardsoftware oder Dienstleistung zukaufen müssen. Somit können sie auch keine schwer kopierbaren Alleinstellungsmerkmale mehr schaffen.

Auch wenn unsere Grosskonzerne (ABB, Credit Suisse, Nestle, Novartis, Roche, UBS, etc.) gute, analystengetriebene Finanzkennzahlen präsentieren, mutieren sie zunehmend zu Markenhülsen, die wenig eigene Werte schaffen und deshalb in den kommenden Jahren obsolet werden könnten, da die eigentliche Leistung auch ohne die Dachmarke erbracht werden kann.

PC-Hersteller sind ein gutes Beispiel, um die darunterliegenden Vorgänge und deren Folgen darzustellen. Welche europäische Unternehmen können heute noch einen PC vollständig entwerfen und herstellen? Die grossen Marken vertreiben nur noch Hardware, die von Dritten entwickelt, hergestellt und geliefert wird.

Diese Entwicklung schadet langfristig auch klar den Interessen der Aktionäre. Man darf nicht vergessen, dass wir alle über die Pensionskassen Mitbesitzer dieser Firmen sind, die unsere finanzielle Alterssicherung garantieren sollen.

Grosser Dank gebührt also all jenen, die eine gesellschaftsfähige und erfolgreiche Informatik in der Schweiz fördern und so einen wichtigen Beitrag an eine Industrie mit hoher Wertschöpfung zugunsten unseres Landes leisten.

Eine global tätige Schweizer Softwareindustrie hätte das Potential, die verlorene Wertschöpfung im Offshore-Bankgeschäft zu ersetzen und zu übertreffen.

Zudem sollten auch die bestehenden Banken vermehrt zu Softwareunternehmen mutieren, um sich – im Zusammenhang mit der Aufhebung des Bankgeheimnisses – in der neuen digitalen Zeit des Bankengeschäftes neu erfinden und auch in Zukunft eine führende, globale Rolle spielen zu können.

Bis auf eine Ausnahme (Gründung der EU) sind alle gesellschaftlich wesentlichen Innovationen in den letzten Jahren direkt oder indirekt im Silicon Valley entstanden. Dies sollten wir ändern und aus der globalen Entwicklung lernen.

Wir empfehlen, dass zusätzlich zu den erfolgten und erfolgreichen Initiativen im Bereich der Start-ups und der Ausbildung von Informatikern und -innen das notwendige Knowhow aufgebaut oder angezogen wird, um die bestehenden Unternehmerinitiativen zu unterstützen und die daraus entstehenden Firmen zu globalen Mitspielern weiterzuentwickeln. Heute werden fast alle Technologiefirmen bereits frühzeitig an fremde und meist schon global tätige Firmen veräussert, die dann Wissen und Arbeitsplätze in andere Teile der Welt transferieren.

Neben Softwarekompetenz benötigen wir dringend Investoren- und Marketingkompetenz, verbunden mit dem Mut, Grösseres zu wagen. © August 2014