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Freistaat Thüringen T KVV 20 Jahre Kataster und Landesvermessung im Freistaat Thüringen - ein Rückblick Gunter Franke 20 Jahre Liegenschaftsvermessung Seite 5 in Thüringen Alfred Heger Bodenmanagement im Rückblick Seite 7 Gerd Müller Gedanken zum Grundbuch als Bestandteil Seite 9 des Liegenschaftsdienstes der DDR Eckhard Pecher Von der analogen Auskunft zum ONLIKA Seite 11 Ulrich Reimann Gedanken zum Thema »Ungetrennte Seite 12 Hofräume und Hausgärten« in Thüringen Cornelia Vincenz Erfahrungen mit der Führung eines großen Seite 15 Katasterbereiches Frank Stübner Stationen des Katasterbereiches Seite 18 Zeulenroda-Triebes Dr. Andreas Richter Vom Kartenvertrieb über das Service-Center Seite 23 zum GIZ und Kompetenz-Zentrum GDI Thüringen Wolfgang Conrad 20 Jahre Fundus Seite 43 Thüringer Kataster- und Vermessungsverwaltung Mitteilungsheft Nr. 31 (2011)

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FreistaatThüringen

TKVV

20 Jahre Kataster und Landesvermessung im Freistaat Thüringen - ein Rückblick

Gunter Franke 20 Jahre Liegenschaftsvermessung Seite 5 in Thüringen

Alfred Heger Bodenmanagement im Rückblick Seite 7

Gerd Müller Gedanken zum Grundbuch als Bestandteil Seite 9 des Liegenschaftsdienstes der DDR

Eckhard Pecher Von der analogen Auskunft zum ONLIKA Seite 11

Ulrich Reimann Gedanken zum Thema »Ungetrennte Seite 12 Hofräume und Hausgärten« in Thüringen

Cornelia Vincenz Erfahrungen mit der Führung eines großen Seite 15 Katasterbereiches

Frank Stübner Stationen des Katasterbereiches Seite 18 Zeulenroda-Triebes

Dr. Andreas Richter Vom Kartenvertrieb über das Service-Center Seite 23 zum GIZ und Kompetenz-Zentrum GDI Thüringen

Wolfgang Conrad 20 Jahre Fundus Seite 43

Thüringer Kataster- und VermessungsverwaltungMitteilungsheft Nr. 31 (2011)

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Impressum

HerausgeberThüringer Ministerium für Bau, Landesentwicklung und Verkehr (TMBLV)Abt. Strategische Landesentwicklung, Kataster- und Vermessungswesen

DruckLandesamt für Vermessung und Geoinformation (TLVermGeo), Erfurt

SchriftleitungAndreas Minschke, Ulrich Püß, Uwe Köhler

RedaktionAnke Timmermann, Wolfgang Conrad

Für den Inhalt namentlich gekennzeichneter Beiträge übernimmt die Redaktion keine Verantwortung.Das Mitteilungsheft ist für die Bediensteten der TKVV bestimmt.

Redaktionsschluss: 31. Mai 2011

Inhaltsverzeichnis

Fachartikel

Gunter Franke 20 Jahre Liegenschaftsvermessung in Thüringen Seite 5

Alfred Heger Bodenmanagement im Rückblick Seite 7

Gerd Müller Gedanken zum Grundbuch als Bestandteil des Seite 9 Liegenschaftsdienstes der DDR

Eckhard Pecher Von der analogen Auskunft zum ONLIKA Seite 11

Ulrich Reimann Gedanken zum Thema »Ungetrennte Hofräume und Seite 12 Hausgärten« in Thüringen

Cornelia Vincenz Erfahrungen in der Führung eines großen Katasterbereiches Seite 15

Frank Stübner Stationen des Katasterbereiches Zeulenroda-Triebes Seite 18

Dr. Andreas Richter Vom Kartenvertrieb über das Service-Center Seite 23 zum GIZ und Kompetenz-Zentrum GDI Thüringen

Zeitablauf der Strukturen zur Bildung und Änderung des Seite 25 des Liegenschaftskatasters und der Landesvermessung

Lizenz zum Arbeiten – ATKIS®, DLM & Co. Seite 26

Dokumente der Zeit Seite 29

Anke Timmermann 10 Jahre Öffentlichkeitsarbeit im TLVermA und TLVermGeo Seite 37

Wolfgang Conrad 20 Jahre Fundus Seite 43

Wolfgang Conrad 20 Jahrer Monatskalender der TKVV Seite 49

Rückblicke & Ausblicke Seite 52

Nachgefragt Seite 55

Rezensionen Seite 57

Durchgeblättert Seite 60

Personalien Seite 62

Gefunden & erfunden Seite 65

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Vorwort

Sehr geehrte Damen und Herren,liebe Kolleginnen und Kollegen,

dieses Heft ist in großen Teilen einer Rückschau gewidmet. Einer Rückschau auf 20 Jahre Thüringer Kataster- und Vermessungsverwaltung, die jeder Einzelne von Ihnen – von Anfang an oder erst seit kurzer Zeit – erfolgreich mit gestaltet hat.

Dieses Jubiläum wird auch der Katasterbereich Gotha zum Thüringentag mit einem Tag der Offenen Tür würdigen. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Gotha und Erfurt, die diesen Tag so professionell vorbereiten, sei an dieser Stelle herzlich gedankt.

Dass Thüringen heute auf eine moderne und leistungsfähige Kataster- und Vermessungsverwaltung blicken kann, ist natürlich auch dem Engagement des Freistaats bei der Förderung von Investitionen im Kataster- und Vermessungswesen zu verdanken. Die größten Herausforderungen – finanziell und technisch – wurden dabei in den letzten beiden Jahrzehnten erfolgreich gemeistert.

Zukünftige Herausforderungen werden in den Bereichen Bodenmanagement, Digitales Geländemodell, 3D-Ge-bäudeobjekte, Umsetzung der neuen Thüringer Verwaltungsvorschrift für das Liegenschaftskataster und nicht zuletzt beim Aufbau des digitalen Rissarchivs auf uns zukommen. Aber auch die äußeren Bedingungen, auf die wir fast keinen Einfluss haben, zwingen uns zum Handeln. Das bedeutet: Die Kataster- und Vermessungsverwal-tung wird auch im investiven Bereich Einsparungen vornehmen müssen. Trotzdem werden wir auch künftig ent-sprechend den Rahmenbedingungen anspruchsvolle Produkte des Kataster- und Vermessungswesen bereitstel-len. Das, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ist natürlich nur mit dem gemeinsamen Engagement aller in der Kataster- und Vermessungsverwaltung Tätigen und Verantwortlichen zu schaffen.

Ich werde mit Ihnen an der weiteren erfolgreichen Entwicklung der Kataster- und Vermessungsverwaltung in Thü-ringen arbeiten und wünsche mir das Landesamt für Vermessung und Geoinformation auch künftig als in der Sache streitbaren, aber stets kompetenten und konstruktiven Partner.

Andreas MinschkeLeiter der Abteilung Strategische Landesentwicklung, Kataster- und Vermessungswesen

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20 Jahre Kataster und Landesvermessung in ThüringenEin Rückblick

Vorwort

Uwe KöhlerPräsident des TLVermGeo

Zwanzig Jahre sind fast eine Generation, ein hal-bes Arbeitsleben. Die Thüringer Kataster- und Vermessungsverwaltung (TKVV) hat sich seit 1991 verändert und Meilenstei-ne bewältigt. Schon weni-ge Schlagworte machen das deutlich: ONLIKA, Geoproxy®, BORIS-TH, ALK, ATKIS®, ALKIS®, AFIS®, ETRS89/UTM. Geoinfor-mationssysteme wurden

aufgebaut. Nach 20 Jahren existieren wieder flächendeckende einheitliche Landeskartenwerke. Es gibt farbige Orthophotos von der gesamten Fläche des Freistaats. Luftbild und Karte werden zur Ansicht kostenfrei über den Geoproxy® im Inter-net bereitgestellt. Mit dem Sprung in die digitale Welt kamen immer wieder neue Anforderung und Aufgaben, z. B. die geo-referenzierten Gebäudeadressen oder die dreidimensionalen Gebäudemodelle, auf die TKVV zu. Derzeit stehen wir mit der Einführung des AAA-Modells (ATKIS®, ALKIS®, AFIS®) und der da-mit gebotenen Datenmigration, der notwendigen Einführung neuer Soft- und Hardware wieder an einem Scheidepunkt. Die nächsten Jahre werden wir uns intensiv mit AAA beschäftigen müssen.

Blicken wir zurück. Vor 20  Jahren wurde eine dreistufige Ver-messungsverwaltung mit dem Innenministerium, dem Landes-vermessungsamt und 35 Katasterämtern im Freistaat Thüringen geschaffen. Die Struktur der Katasterämter entsprach der An-zahl der Landkreise. Seit 2005 ist unsere Verwaltung zweistufig organisiert. Die Katasterämter und das Landesvermessungsamt wurden 2005 zum Landesamt für Vermessung und Geoinforma-tion verschmolzen. Nach sechs Jahren haben wir uns als Thürin-ger Landesamt für Vermessung und Goeinformation etabliert.

Geobasisdaten, dieser Begriff war vor 20 Jahren noch nicht in aller Munde. Gerade mit den Navigationssystemen, die mittler-weile weitverbreitet sind, werden Geobasisdaten von einer gro-ßen Bevölkerungsschicht genutzt und nachgefragt. Routenpla-

ner ersetzen mancherorts die analoge Karte, die der Autofahrer früher bei sich führte. Fördermittelbescheide in Landwirtschaft und Umweltschutz und anderen Verwaltungen müssen mit Flä-chennachweisen versehen werden. Lärmschutz und Katastro-phenschutz sind Bereiche, die in Wissenschaft und Verwaltung erforscht und gewährleistet werden. Überall werden Geobasis-daten gebraucht. Ein Ende ist nicht abzusehen.

Die INSPIRE-Richtlinie der EU fordert die Schaffung einer Geo-dateninfrastruktur innerhalb der Europäischen Union. Schon daran sieht man, dass unsere Datenerhebung und -aktualisie-rung zukunftsträchtige Aufgaben sind.

Wir haben in diesen 20  Jahren Vieles bewegt und geschafft, dafür möchte ich den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern inner-halb der TKVV ganz herzlich danken. Es war und ist nicht immer leicht, was durch Veränderungen auf Sie zukam und kommen wird. Ich bin mir aber sicher, dass wir auch die zukünftigen Her-ausforderungen gemeinsam meistern werden.

Wo werden wir in zehn oder gar in zwanzig Jahren stehen? Es wird vermutlich eine weitere Reduzierung auf unsere Kernauf-gaben im Bereich der Geobasisdaten stattfinden. Wie viel Perso-nal der Gesetzgeber uns zubilligt, können wir heute noch nicht wissen. Die Wiederbesetzung von künftig wegfallenden Stellen wird vermutlich nach wie vor schwierig sein, obwohl wir schon allein aufgrund der Altersstruktur unseres Personals dringend junge Fachkräfte benötigen. Aufgrund der sich ändernden Rahmenbedingungen wird es immer wichtiger, dass wir unsere Aufgaben unter Verwendung der modernen Technologien so effizient wie möglich gestalten. Wir werden auch in der Zukunft daran gemessen, dass unsere Geobasisdaten flächendeckend und mit hoher Aktualität und Vollständigkeit bereitgestellt werden.

Peter Ustinov fasste den Lauf der Zeit mit nachfolgendem Satz in ein scheinbares Paradoxon: »Jetzt sind die guten alten Zeiten, nach denen wir uns in zehn Jahren zurücksehnen werden.« In diesem Sinne bin ich gespannt, wo wir in zehn Jahren stehen werden. Doch ich bin gewiss, dass in Erfurt und Thüringen eine Kataster- und Vermessungsverwaltung existieren wird, die sich engagiert und mutig den aktuellen Aufgaben stellt.

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Gunter FrankeDezernatsleiter Katasterbereich Saalfeld

Ende der 1980er Jahre waren die Liegenschaftsdienste der Be-zirke nur sehr unzureichend mit Vermessungs- und Rechen-technik ausgestattet. Vorhanden waren vereinzelt Diagrammta-chymeter Dahlta 010 A/B, Basisreduktionstachymeter BRT 006 oder auch das Doppelbildreduktionstachymeter Redta 002. Bei der sog. »Operativen Gruppe« des Liegenschaftsdienstes Gera war auch das elektronische Tachymeter RETA im Einsatz.

Fortführungsvermessungen wurden im Polarverfahren in loka-len Systemen (einfache Koordinatensysteme in der Ebene), bei größeren Vermessungsobjekten auch in örtlichen Systemen ausgeführt. Das Orthogonal-/Linienverfahren mit Winkelpris-ma und Messband war noch weit verbreitet. An Rechentechnik waren Taschenrechner vom Typ MR 610, der programmierbare Geoprom  610, der Robotron  K1003 (mit Magnetkarte) sowie auch Personalcomputer vom Typ PC 1715 vorhanden. Überwie-gend wurden damit einfache geodätische Berechnungen wie Koordinatentransformationen und Flächenberechnungen aus-geführt. In Einzelfällen wurde auch bei größeren Vermessungs-objekten das Kartier- und Auswertezentrum (KAZ) des Kombi-nates VEB Geodäsie und Kartographie in Leipzig genutzt.

Ab 1990 konnte auch die damals moderne Mess-, Rechen- und Kartiertechnik der Produktionsbereiche des Staatsbetriebes Geodäsie und Kartographie für Katastervermessungen mit ge-nutzt werden. Beispielhaft genannt sind hier: das elektronische Tachymeter RECOTA, der Personalcomputer A 7150 mit eigens entwickelter geodätischer Software oder der Digitalzeichen-tisch DZT 90 x 120. Die Messungen wurden jetzt vorzugsweise nach dem Polarverfahren mit dem Dahlta 010 A/B, BRT 006 und RETA ausgeführt. Polygonierungen erfolgten mittels RETA und RECOTA bzw. auch noch mit dem Redta 002.

Nach Bildung der Thüringer Kataster- und Vermessungsverwal-tung wurde frühzeitig mit der Beschaffung neuer Mess- und Rechentechnik begonnen, um den sprunghaft gestiegenen Anforderungen an das Katasterwesen durch Automatisierung der Mess- und Auswerteverfahren gerecht zu werden. Hier ein Auszug aus einem Erlass des Thüringer Innenministeriums vom 29. Mai 1991 zur Beschaffung von geodätischen Instrumenten für die Thüringer Katasterämter:

Zur möglichst wirtschaftlichen Erledigung von Katastervermessun-gen sollen schrittweise alle Katasterämter mit modernen Theodo-liten und elektrooptischen Distanzmessern ausgestattet werden. In einem ersten Schritt wurden 20 Theodolite, Wild Theomat T  602 sowie 20 Wild Distomaten DI 1001 nebst Zubehör beschafft…Im Auftrag Dr. Brüggemann

Durch Online-Verbindung zwischen T 1602 / DI 1001 und den von der bayerischen Vermessungsverwaltung zur Verfügung gestellten ersten Feldrechnern EPSON HX-20 wurde der »elek-tronische« Transport von Koordinaten zwischen Innendienst und Außendienst ermöglicht.

Ab dem Jahr 1992 erfolgte zusätzlich die Beschaffung von Ins-trumenten vom Typ ZEISS ELTA 14 T. Als Feldrechner wurde der EPSON  HX-20 mit dem bayerischen Vermessungsprogramm landesweit weiter eingeführt.Redta 002, Dahlta 010 A mit Karti 250 und BRT 006 (v.l.n.r.)

WILD T 1602 mit DI 1001 ZEISS ELTA 14 T

20 Jahre Liegenschaftsvermessung in Thüringen

EPSON HX-20

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Zur Nutzung der neuen Generation an Mess- und Rechen-technik waren umfangreiche Schulungen erforderlich. Auch mussten alle Mitarbeiter mit den neuen Rechtsvorschriften des Thüringer Kataster- und Vermessungswesens vertraut ge-macht werden. Begleitet und unterstützt wurde dies durch die Verwaltungshilfen aus den Partnerländern Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz.

Zum Anschluss der Katastervermessungen an das amtliche La-gebezugssystem PD83 (Potsdam Datum 1983, Gauß-Krüger-Ko-ordinaten) in Thüringen war es dringend notwendig, in großer Anzahl Katasterfestpunktnetze anzulegen. Mit eigenen Kräften des Thüringer Landesvermessungsamtes und der Katasteräm-ter war dies aber nicht zu bewältigen. Vermessungsunterstüt-zung bekam Thüringen hierzu ab 1993 durch Messtrupps der Bundeswehr. Die Messungen wurden hier erstmals mittels GPS (Globales Satellitennavigationssystem, NAVSTAR) ausgeführt. Gemessen wurde mit Trimble 4000-SSE in Blöcken mit mehre-ren Geräten gleichzeitig. Die Vermessungsunterstützung ende-te in Thüringen im November 1998.

Aus wirtschaftlichen Gründen wurde es erforderlich, den Arbeitsablauf der Katastervermessungen effektiver zu gestal-ten. Mit Beginn der Arbeiten zur Erstellung der Automatisierten Liegenschaftskarte (ALK) bestand nun auch die Möglichkeit, den Datenfluss (Vorbereitung, Messung, Innendienstbearbei-tung) zu optimieren. Ab 1996 erfolgte die Beschaffung und schrittweise Ausstattung der Messtrupps mit den grafikfähigen Feldrechnern Husky  FC-486/586, der Software GEOi-PEN[top] und dem Grafikmodul »GEOgraf«. Zum Einsatz kam der Feld-rechner mit den bereits vorhandenen Tachymetern in den Ka-tasterämtern bzw. auch mit Neubeschaffungen, wie z. B. dem Geodimeter 510N. Der Datenfluss erfolgte mit Datenkabel über eine RS 232 Schnittstelle.

Mit dem Abschluss des flächendeckenden Aufbaus des Satelli-tenpositionierungsdienstes SAPOS® in Thüringen 1997 konnten nun Katastervermessungen effektiver an das amtliche Landes-bezugssystem angeschlossen werden. In den Katasterämtern kam u.  a. auch das Trimble  4000-SSE im Postprocessingver-fahren zum Einsatz. Schrittweise erfolgte die weitere Moder-nisierung der Messtechnik sowie die zusätzliche Beschaffung von GPS-Ausrüstungen für die Katasterämter, später für die Katasterbereiche.

Mit der Umstellung des amtlichen Lagebezugsystems PD83 auf das Europäische Terrestrische Referenzsystem 1989 (ETRS89, UTM-Koordinaten) 2010 in Thüringen musste auch die Feldre-chentechnik erneuert und ein neues Vermessungsprogramm beschafft werden. Die Entscheidung für die neue Software fiel auf die Außendienst-Fachschale VPR (Vermessungspro-gramm Riemer) des Programms David der Firma ›ibR‹. Als Feld-rechner werden heute der FSC  ST5111 WP sowie der Panaso-nic CF 19 eingesetzt. Die Messtrupps der Katasterbereiche sind mit den Tachymetern TOPCON (GPT 3003N, 3103N) und Leica (TC(R)302/403, TCRP1202, TS02) ausgerüstet. Der Datenfluss er-folgt ausschließlich über Bluetooth. Der Anschluss der Liegen-schaftsvermessungen an das Lagebezugssystem ETRS89 / UTM erfolgt mit GPS-Technik von Leica, TOPCON und Trimble im Postprocessing- und RTK-Verfahren.

Durch die Komplexität der neuen Verfahren im Liegenschaftska-taster und den Regelungen zur Ausführung von Liegenschafts-vermessungen nach dem Thüringer Vermessungs- und Geoin-formationsgesetz sowie der neuen Feldrechentechnik ist der Schulungsbedarf für die Mitarbeiter gestiegen. Auch sind nach wie vor – auf Grund der Erfahrungen des praktischen Einsatzes der Software – Anpassungsprogrammierungen erforderlich.

Mit der weiteren Modernisierung des SAPOS®-Dienstes, der Nutzung alternativer GNSS-Positionierungssysteme wie z.  B. GLONASS und zukünftig auch GALILEO sowie der Vervoll-kommnung der Empfangs- und Auswertetechnik können Lie-genschaftsvermessungen zur Einrichtung des geforderten Koordinatenkatasters in Thüringen flächendeckend wirtschaft-licher bearbeitet werden.

Die Ausführungen zeigen, wie rasant in den letzten 20 Jahren die technischen Entwicklungen in der Kataster- und Vermes-sungsverwaltung des Freistaats Thüringen vollzogen wurden. Dies war nur möglich durch ein großes Engagement der Mit-arbeiter, teilweise auch außerhalb ihrer Dienstzeit. In den letzen Jahren ist aber aufgrund der Verschlechterung der Rahmen-bedingungen, wie z.  B. der geringeren Haushaltsmittel, unzu-reichender Fachkräfteneueinstellungen und zu starrer Verwal-tungsregelungen ein Sinken der Motivation zu verzeichnen. Diese Zeichen sollten erkannt werden, um auch zukünftig den an uns gestellten Anforderungen gerecht zu werden.

Husky FC 586 PX5 Geodimeter 510 N

Messtrupp mit Feldrechner Panasonic CF 19, Leica TCRP 1202 und TOPCON GRS1

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Bodenmanagement im RückblickAlfred HegerDezernatsleiter Katasterbereich Gotha

Mit dem Beitritt der neuen Bundesländer zur Bundesrepublik Deutschland am 03.10.1990 erhielt das Baugesetzbuch auch in Thüringen Gesetzeskraft. Die Aufgaben der Bodenordnung und der Grundstückswertermittlung wurden der Thüringer Ka-taster- und Vermessungsverwaltung zugewiesen. Mit wertvol-ler, dankenswerter Unterstützung aus Rheinland-Pfalz und in Anlehnung an dessen Rechtsvorschriften begannen nach der Herausgabe der Umlegungsausschuss- und der Gutachteraus-schussverordnung im Jahre 1991 die ersten Arbeiten in diesen neuen Aufgabengebieten.

Bodenordnung

Durch die Aufstellung von Bebauungsplänen sollten im großen Umfang Gewerbe- und Wohngebiete entstehen. Die Erwar-tungshaltung für eine schnelle Bereitstellung von Bauland war sehr hoch. Grundstücke waren selten im Eigentum der Gemein-de. Die Zuordnungsmodalitäten für ehemaliges Volkseigentum, das geringe Interesse der Eigentümer privater Grundstücke zu DDR-Zeiten nach Erbfällen das Grundbuch berichtigen zu lassen und spekulative Preisvorstellungen für den Grund und Boden verhinderten privatrechtliche Regelungen. Nicht selten wehrten sich Eigentümer von Grundstücken gegen jegliche planerische Veränderungen. In vielen Siedlungsgebieten wur-den Eigenheime auf Grund von Nutzungsrechten errichtet, die hierfür vermessenen Grundstücksgrenzen hatten für die später gebildeten Besitzstandsgrenzen ihre Bedeutung bei den Eigen-tümern verloren. Getrenntes Grund- und Gebäudeeigentum kannte das neue Baurecht nicht.

All diese Konflikte ließen sich durch das Engagement der Be-schäftigten in den Katasterämtern durch Baulandumlegungen und Grenzregelungen lösen. Der Aufklärungsbedarf bei Ge-meindevertretern, Eigentümern und sonstigen Berechtigten war enorm, was natürlich zu Verzögerungen führte. Viel Sach-verstand in Sachen Vermessung, Grundstücksbewertung und Planungsrecht, aber vor allem Verhandlungsgeschick waren nötig, um den Grund und Boden neu zu ordnen, um bestehen-de Rechte abzulösen und neu zu begründen und Pachten neu zu regeln.

Es gelang, große Verfahren wie zum Beispiel das Güterverkehrs-zentrum Erfurt, Wohngebiete in Erfurt-Windischholzhausen, Erfurt-Niedernissa oder den Thüringenpark Erfurt innerhalb weniger Jahre abzuschließen. Vorwegnahmeentscheidun-gen ermöglichten es, den großen Bedarf an Grundstücken für Dienstleistungen und Märkte sowie von Abschreibungsobjek-ten, vermietet oder als Wohnungs- und Teileigentum angebo-ten, zu erfüllen.

»Wer wird denn da umgelegt?« Die scherzhafte Frage mit einem nachvollziehbaren Hintergrund wurde von Bürgermeistern,

Unternehmern, Bank- und Immobilienkaufleuten schnell mit der wertvollen Arbeit für die Weiterentwicklung in der Gemein-de verbunden. Die Schaffung von Werten –  in Form von Bau-land  –  bereitete den Weg für Investitionen in Millionenhöhe. Die Teilnahme am 1.  Spatenstich, der Grundsteinlegung oder dem Richtfest waren hierfür die Anerkennung.

Wertermittlung

Immobilien – unbebaute und bebaute Grundstücke – wurden nach der Wende zu einem Marktobjekt. Dieser Grundstücks-markt musste auf eine neue marktwirtschaftliche Grundlage gestellt werden. Für die Teilnehmer des Immobilienmarktes, ob Privatleute, Baugesellschaften oder juristische Personen ist es von Interesse zu wissen, zu welchem Preis Grundstücke gehan-delt werden können. Immobilienwerte und ihre Veränderungen bilden aber auch die Grundlage für vielfältige Sachverhalte im Bereich von Steuern, Beiträgen und Gebühren sowie bei admi-nistrativen Eingriffen in das Eigentum.

Mit dem Bestehen gesetzlicher Grundlagen war es im August 1991 möglich, selbstständige Gutachterausschüsse einzurich-ten und eine Kaufpreissammlung aufzubauen. Die gesetzliche Verpflichtung der beurkundenden Notare zur Vorlage der Kauf-verträge lief nur schleppend an. Nach und nach verfügten die Geschäftsstellen der Gutachterausschüsse über eine vollstän-dige und objektive Sammlung bewertungsrelevanter Daten. Die gesetzliche Aufgabe, Bodenrichtwerte zu ermitteln und sie zu publizieren, konnte erstmals zum Stichtag 31.12.1992 erfüllt werden. Die im Herbst  1991 hergeleiteten vorläufigen Bodenrichtwerte orientierten sich an den Bodenrichtwerten vergleichbarer Städte und Gemeinden in den benachbarten westlichen Bundesländern. Durch die Sonderabschreibungen stiegen die Preise für den Grund und Boden besonders in grö-ßeren Städten und deren Einzugsbereich sehr stark an. Den Sachverständigen war klar, dass diese Kaufpreise gemessen an der Wirtschaftskraft keinen realen Hintergrund hatten, sie wür-digten diese Kaufpreise sachverständig.

Die Arbeiten im ersten Jahrzehnt des Bestehens der Gutachter-ausschüsse waren geprägt von der Erstellung von Verkehrswert-gutachten. Mit den verbesserten Auswertemethoden der auto-matisierten Kaufpreissammlung waren die Geschäftsstellen in der Lage, erste Grundstücksmarktberichte vorzubereiten. Der Grundstücksmarktbericht 2001 für den Landkreis Gotha war noch ein Gemeinschaftswerk von vier Gutachterausschüssen, die jeweils für den Amtsbezirk eines Katasteramtes zuständig waren. Seit der Neustrukturierung der Katasterämter  2003 ist für jeden Landkreis bzw. jede kreisfreie Stadt ein Gutachteraus-schuss eingerichtet. Seit der Erbschaftsteuerreform von 2009 und der Diskussion über eine Grundsteuerreform verlagert sich das Aufgabenspektrum der Gutachterausschüsse auf die Er-

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mittlung von Bodenrichtwerten und die Ableitung sonstiger für die Wertermittlung erforderlicher Daten sowie auf die Heraus-gabe von Grundstücksmarktberichten. Mit der digitalen Füh-rung der Kaufpreissammlung und der Bodenrichtwerte wurden die Voraussetzungen geschaffen, im Wertermittlungsinforma-tionssystem BORIS-TH die Datenbestände mit sonstigen geore-ferenzierten Informationen, z. B. Luftbildern zu verknüpfen. Die Auskunft und Beratung im Bereich Bodenrichtwerte gewinnt damit an Effizienz, da alle verfügbaren Daten visualisiert und maßstabsunabhängig präsentiert werden können.

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Gerd MüllerDezernatsleiter Katasterbereich Apolda

1. Referate Kataster/Grundbuch

Bis etwa 1952 herrschte auch in der DDR die traditionelle Sys-tematik von Grundbuch und Kataster vor. Lediglich für volks-eigene Immobilien und für das im Ergebnis der Bodenreform an Private verteilte Eigentum wurden – neben den bekannten Fällen nach rechtsgeschäftlichen Erwerb – neue Grundbücher angelegt.

Nach 1952 kam es zu einer Annäherung von Grundbuch und Kataster. Als Ursache hierfür kann die Verordnung über die Übertragung der Angelegenheiten der freiwilligen Gerichts-barkeit vom 15.12.1952 angesehen werden. Danach ging die Grundbuchzuständigkeit auf die Räte der Kreise bzw. Räte der Städte über. Die ehemaligen Grundbuch- und Katasterämter wurden das Referat Kataster/Grundbuch bei der Abteilung In-nere Angelegenheiten im jeweiligen Rat des Kreises.

Anfang Juli  1952 proklamierte die II.  Parteikonferenz der SED den Aufbau des Sozialismus in der DDR. Im Zuge dieser Ent-wicklung wurde beschlossen, den Staatsaufbau nach sowjeti-schem Vorbild umzugestalten, um eine bessere Kontrolle zu er-reichen (Demokratischer Zentralismus) und die Länder als Reste der föderalen Ordnung aufzulösen. Durch das »Gesetz über die weitere Demokratisierung des Aufbaus und der Arbeitsweise der staatlichen Organe in den Ländern in der Deutschen Demo-kratischen Republik« vom 23.07.1952 wurde den Ländern auf-erlegt, in ihrem Gebiet die Kreise neu zu gliedern und mehrere Kreise zu Bezirken zusammenzufassen. Anschließend sollten die Landesregierungen ihre Aufgaben auf die neuen Bezirke übertragen.

Im Ergebnis wurden neue Verwaltungsorgane in den Bezirken und Kreisen aufgebaut. Durch eine Gerichtsneuorganisation und auf der Grundlage der »Verordnung über die Übertragung der Angelegenheiten der Freiwilligen Gerichtsbarkeit« wurde die Führung der Grundbücher den Räten der Kreise (Kataster-behörden) übertragen. Damit lagen die Entscheidungen über Grundbuchanträge nicht mehr in der Zuständigkeit der Gerich-te, sondern unterlagen als Verwaltungsaufgaben organisato-risch den Räten der Kreise bzw. der zentralen fachlichen Aufsicht des Ministeriums des Innern (Prinzip doppelte Unterstellung).

Infolge dieser Zuständigkeitsänderung wurde eine gemein-same Verfügung des Innen- und des Justizministers am 30.01.1953 erlassen. Danach traten an die Stelle des Bestands-verzeichnisses im Grundbuchblatt nun die Bestandsblätter des Liegenschaftskatasters, um die Gefahr eines möglichen Dop-pelnachweises der einzelnen Flurstücke zu umgehen. Die dazu im Widerspruch stehenden Bestimmungen in der Grundbuch-verfügung wurden außer Kraft gesetzt.

Gedanken zum Grundbuch als Bestandteil des Liegenschaftsdienstes der DDR

Nach einer Anweisung vom 25.07.1962 wurde für den Nachweis von volkseigenen Grundstücken das gesamte Grundbuchblatt aufgegeben. Sämtliche Grundbuchblätter von volkseigenen Grundstücken wurden mit einer Ausnahme geschlossen. Diese betraf alle Grundstücke, die in der Abteilung II des Grundbuchs belastet waren. Diese belasteten Grundstücke wurden auf einem Extra-Grundbuchblatt je Eigentümer pro Grundbuch-bezirk geführt. Somit hatten beispielsweise die kommunalen Rechtsträger von volkseigenen Grundstücken regelmäßig zwei Eigentumsnachweise (Grundbuchblätter): Zum einen für die unbelasteten Grundstücke – für die allein das Bestandsblatt des Liegenschaftskatasters als rechtlicher Nachweis galt – und zum anderen für die belasteten Grundstücke ein Grundbuchblatt, wo auch die Abteilung II angelegt war.

1959 kam auf das Grundbuch- und Katasterwesen eine neue Aufgabe hinzu: Das Genehmigungsverfahren zum Grund-stücksverkehr bei nicht landwirtschaftlich genutzten Grund-stücken. Bis zu diesem Zeitpunkt bestand eine Genehmigungs-pflicht nach baurechtlichen Vorschriften, für die die Bauämter zuständig waren. Mit der neuen Grundstücksverkehrsverord-nung wurden die Räte der Kreise, Abteilung Innere Angelegen-heiten Genehmigungsorgan und hier natürlich die Referate Kataster/Grundbuch. Im Umlaufverfahren waren dazu die ein-zelnen Stellungnahmen – u. a. von dem Stadtplanungsamt, der Abteilung Landwirtschaft, der Abteilung Wohnungspolitik und der Grunderwerbsstelle – einzuholen. Die Mitarbeiter mussten sich erst daran gewöhnen, dass sie nicht nur für die grundbuch-rechtliche Prüfung, sondern auch für die bodenpolitische Ent-scheidung verantwortlich waren.

2. Liegenschaftsdienst

Seit dem 01.01.1964 wurde im Bezirk Gera die neue Struktur »Liegenschaftsdienst« erprobt. Bereits Jahre vorher hatte sich eine Arbeitsgruppe von Leitern der Referate Kataster/Grund-buch gebildet, um eine bessere Lösung gegenüber der vorhe-rigen dezentralen Organisation mit Zuordnung zu den Räten der Kreise zu finden. Entsprechend den positiven Ergebnissen gingen ab Dezember  1964 die Referate Kataster/Grundbuch bei den Räten der Kreise in die gemeinsame Führung durch den Liegenschaftsdienst bei den Bezirken – auf Grundlage des Be-schlusses des Ministerrates über die Veränderung der Leitung, Organisation und Arbeitsweise des Liegenschaftswesens vom 08.12.1964  –  über. Damit war die alte Grundbuchordnung in der DDR bereits 1964 faktisch außer Kraft gesetzt worden! Die-ses wurde erst Jahre später mit dem Zivilgesetzbuch der DDR (ZGB) vom 19.07.1975 und durch die Grundstücksdokumen-tationsordnung vom 06.11.1975 sanktioniert. Gemäß § 15 des Einführungsgesetzes zum Zivilgesetzbuch (EGZGB) trat gleich-zeitig das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) zum 31.12.1975 außer Kraft.

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Mit der fachlichen und auch politischen Leitung in der Hand eines Leiters im Maßstab eines Bezirkes sollte der Abwärtsbe-wegung des Kataster- und Grundbuchwesens entgegenge-wirkt werden. Im Liegenschaftsdienst, der eine zentrale Leitung beim Rat des Bezirkes sowie Außenstellen bzw. Arbeitsgruppen in jedem Kreis hatte, gab es einerseits den Arbeitsbereich Bo-deneigentumsdokumentation und Grundstücksverkehr und zum anderen den Arbeitsbereich Bodennutzungsdokumenta-tion und Liegenschaftsvermessung.

Ende der 70er Jahre entstand beim Liegenschaftsdienst Halle die Idee, die jährliche Aufbereitung des Wirtschaftskatasters für die Planung und Abrechnung der Landwirtschaft mit Hilfe der elektronischen Datenverarbeitung (EDV) zu erledigen. Dazu wurde zusammen mit dem VEB Maschinelles Rechnen in Halle das EDV-Typenprojekt »COLIDO« (Computergestützte Liegen-schaftsdokumentation) konzipiert. COLIDO war dabei vorder-gründig auf die Nutzungsverhältnisse der Landwirtschaft aus-gerichtet (Wirtschaftskatataster), die insbesondere nach den LPG-Bildungen vollständig von den Eigentumsverhältnissen des Liegenschaftskatasters abwichen.

Mit diesem EDV-Projekt sollten die Flurstücke des Liegen-schaftskatasters unabhängig von den Eigentumsverhältnissen zu Nutzungseinheiten und Betriebsflächen der Landwirtschafts-betriebe zusammengestellt und zu Gemeinde-, Kreis- und Be-zirksnachweisen zusammengefasst werden (Nutzungsgrund-buch). Das zeigte sich auch in der politischen Intention:Der Beschluss des Ministerrates vom 26. Februar 1981 zum Schutz des land- und forstwirtschaftlichen Bodens und zur Sicherung der sozialistischen Bodennutzung hat die Liegenschaftsdienste der Räte der Bezirke die Aufgabe gestellt, durch schrittweise Vervoll-kommnung und Aktualisierung der Bodennutzungsdokumenta-tion, entsprechend den Rechtsvorschriften die Voraussetzungen für die staatliche Planung und Bilanzierung des land- und forst-wirtschaftlichen Bodens zu schaffen.COLIDO war als EDV-Projekt im Stapelbetrieb auf Basis der 80-spaltigen Lochkarte konzipiert. Das bedeutet aber, dass nur

eine jährliche (in der Umsetzung dann halbjährliche) Aktuali-sierung der Flurstückszusammenstellung der bis dahin zu sam-melnden Veränderungsmeldungen auf Papier vorgesehen war.

Voraussetzung für COLIDO war die vorherige Integration der Daten des Wirtschafts- mit denen des Liegenschaftskatasters, wobei der Aufstellung, Aufbereitung und Fortführung des so genannten Integrationsregisters als die Liegenschaftsdoku-mentation das Hauptaugenmerk galt.

Im Ergebnis dieser Aufstellung erfolgte die Sortierung des Inte-grationsregisters – neben dem Integrationsregister (COLM 01) und dem Nutzungsgrundbuch (COLM  03) auch nach dem »Grundbuchblatt, Bestand« (COLM  02). Die zuletzt genannte Sortierung war Grundlage für die Erstellung der neuen Be-standsblätter entweder im Verfahren des Mainzer Automati-sierten Grundbuches (MAGB) oder SOLUM für die später ge-bildeten Grundbuchämter. Später erfolgte die halbjährliche Ausgabe der Aktualisierung der Flurstückszusammenstellung auf Mikrofiche, während Ende der 80er Jahre Disketten (5¼-Zoll) beschrieben und mittels PC  1715 – hergestellt beim VEB ROBOTRON Sömmerda – sichtbar gemacht wurden.

Nach der Einführung von COLIDO waren entsprechend der dann gültigen Grundbuchanweisung 4/87 »über Grundbuch und Grundbuchverfahren unter Colidobedingungen COLIDO – Grundbuchanweisung« vom 27.10.1987 sowohl das Flurbuch als auch das Eigentümerverzeichnis und die Bestandsblätter außer Führung zu nehmen, was den lückenlosen Nachweis bei den notwendigen Recherchen im Zuge der Eigentümerrück-verfolgung erheblich erschwert.

Mit der Neubildung der Grundbuchämter bei den Amtsgerich-ten zum 01.04.1991 war die Zeit der gemeinsamen Führung der beiden registerführenden Stellen  – Kataster und Grund-buch – in einer Behörde, um die uns viele Fachleute des Liegen-schaftsrechts in den alten Bundesländern beneideten, beendet.

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Von der analogen Auskunft zum ONLIKA

Eckhard PecherDezernatsleiter Katasterbereich Leinefelde-Worbis

1991 existierten die Katasternachweise in Thüringen noch überwiegend in analoger Form. Auskünfte konnten ausschließ-lich die 35 Katasterämter erteilen. Das Kartenwerk wurde i. d. R. in Form der Mutterpausen in „schwarz“ und zusätzlich der Füh-rungskarten in »rot« fortgeführt. Der Zahlennachweis erfolgte in transparenten Rissen. Lediglich das Buchwerk lag bereits seit 1989 in digitaler Form (COLIDO) vor. Durch die Ergänzung der Eigentümerdaten aus den Grundbüchern entstand 1992 das Automatisierte Liegenschaftsbuch (ALB). Anschließend waren sogar einige Kataster- und Grundbuchämter zeitweise mitein-ander vernetzt.

Die Karten lagerten in Schubfächern gestapelt, die Risse waren i. d. R. in Kästen archiviert. Auszüge aus transparenten Origina-len wurden per Lichtpausmaschine (Rollenlichtpaus-, später Planlichtpausmaschine) erstellt. Mit der Einführung der Kopier-technik wurde es möglich, auch nicht transparente Originale ef-fektiv zu vervielfältigen. Da die Mutterpausen sehr verschlissen waren, mussten sie flächendeckend repariert, retuschiert und umkopiert werden. Sie wurden danach hängend archiviert, eine wesentlich schonendere und effektivere Methode der Lagerung.

Die turnusmäßige Mikroverfilmung bot neben der Datensiche-rung die Möglichkeit, entsprechende Lesegeräte für die tägli-che Auskunft zu nutzen. Damit war u. a. auch die bauliche Tren-nung von Auskunft und Archiv möglich. Die Auszüge mussten weiter per Lichtpause erstellt werden und die Auslieferung dauerte meist mehrere Tage. Erst mit der Speicherung der Kar-tendaten auf Datenträger (Bänder) konnten Kartenauszüge bis DIN A3 über Drucker erzeugt und sofort den Kunden ausgehän-digt werden. Größerformatige Auszüge und Beglaubigungen dauerten entsprechend länger. Mit der schrittweisen Erstellung der Automatisierten Liegen-schaftskarte (ALK) und der Nutzung des ALB wurde die Auskunft auf digitaler Basis ab 1995 in den Katasterämtern zunehmend zum Standard. Ab 2005 wurden schließlich infolge der Umstruk-turierung der Thüringer Kataster- und Vermessungsverwaltung und der z. T. damit verbundenen weiteren Anfahrtswege der Kunden interessierte Öffentlich bestellte Vermessungsingeni-eure (ÖbVI) und Kommunen ermächtigt, z.  B. Kartenauszüge zu erteilen. Voraussetzung dafür war der Online-Zugriff auf die aktuellen Daten des Liegenschaftskatasters. Die Erzeugung digitaler Daten schreitet ständig voran und wird neben dem ALB, der ALK, der Koordinatendatenbank auch bald die gescannten und georeferenzierten Risse umfassen. Davon profitieren vor allem die ÖbVI, aber auch die Kommunen, die Planer und indirekt ebenfalls die Bürger. Die direkten Kunden-

Ausschnitt einer Liegenschaftskarte auf Folie mit späteren Ergänzungen (oben/unten rechts)

beziehungen in den Katasterbehörden reduzieren sich zuneh-mend auf Problemfälle, Widersprüche und Recherchen. Vieles wird bereits jetzt online erledigt.

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Schlussfolgernd ergibt sich, dass für die betroffenen Grund-stücke im unvermessenen Hofraum eine unzulängliche Eigen-tumssicherung bestand. Der Umfang dieser Probleme wird daraus ersichtlich, dass im Freistaat Thüringen noch im Jahre 1990 mehr als 8000 Grundstücke in ca. 100 Gemarkungen als »Anteile an den Ungetrennten Hofräumen und Hausgärten« existierten. Besonders die Kernbereiche von Städten und Dör-fern im Nord- und Mittelthüringer Raum waren davon betroffen (Anlage 1).

Durch klassische Katastervermessungen auf Antrag der Grund-stückseigentümer und im Rahmen von Flurbereinigungsver-fahren wurden von 1990 bis zum Jahre 2009 ca. 4000 Anteile beseitigt. Die Fläche des verbleibenden »Ungetrennten Hofrau-mes« betrug zum 01.01.2009 aber immer noch ca. 364 ha und war auf 88 Gemarkungen des Freistaats Thüringen verteilt.

Bedingt durch die Tatsache, dass durch die Verordnung über die grundbuchmäßige Behandlung von Anteilen an Hofräumen (Hofraumverordnung  -  HofV) vom 24.09.1993 (BGBl.  I  S.1658) die rechtliche Gleichstellung mit vermessenen Grundstücken befristet hergestellt wurde und somit die Risiken für die betrof-fenen Grundstückseigentümer dämpfte, war eine Auflösung

Ulrich ReimannDezernatsleiter Katasterbereich Artern

20 Jahre Thüringer Kataster- und Vermessungsverwaltung sind Anlass, auch den Umgang mit historisch bedingten Be-sonderheiten im Liegenschaftskataster zu betrachten. Bereits Generationen von Vermessern und Grundstückseigentümern in den ehemals östlichen Provinzen Preußens beschäftigte das Problem der »Ungetrennten Hofräume und Hausgärten« (UH). Entstanden als Folge der preußischen Grund- und Gebäude-steuergesetzgebung vom 21.05.1861 und durch diverse Folge-gesetzgebungen aus Gründen fehlender Zeit- und Finanzres-sourcen sanktioniert, blieb dieses Phänomen bis in das 20. Jh. in Teilen der ostdeutschen Bundesländer allgegenwärtig.

Natürlich gab es in den vergangenen 150 Jahren stets Ambi-tionen, die fehlende vermessungstechnische Erfassung die-ser Gebiete und somit eine eindeutige katastermäßige Nach-weisführung sämtlicher Grundstücke nachzuholen. Doch die politischen Umstände zu Beginn des 20.  Jh. (Wirtschaftskrise, Weltkriege) und eine permanente Finanzknappheit des Staa-tes ermöglichten keine komplexen Veränderungen. Auch die Bestrebungen in den Fünfziger Jahren des 20. Jh., diesen Miss-stand durch Katasterneuvermessung im Zusammenhang mit der Umsetzung von Plänen zur Erstellung einer Deutschen Grundkarte für das Gebiet der ehemaligen DDR zu beheben, endeten ohne einen nennenswerten Lösungsansatz. Später führte der politisch motivierte Vorrang der Bodennutzung gegenüber dem Bodeneigentum zu einer stillschweigenden Duldung vergangener preußischer Rechtsvorschriften im Lie-genschafts- und Grundbuchrecht.

Es gab auch zu jeder Zeit Einzelinitiativen, die Lösungsansätze und entsprechende Technologievorschläge erarbeiteten und testeten. Zu einer flächendeckenden, konsequenten Aufarbei-tung dieses Liegenschaftskatastermangels kam es auf dem Ge-biet der ehemaligen DDR jedoch nicht.

Mit der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahre 1990 und der damit einhergehenden einheitlichen Anwendung des bun-desdeutschen Rechts auf ganz Deutschland trat das teilweise bereits verdrängte Problem der »Ungetrennten Hofräume und Hausgärten« erneut und akut zutage.

• DiebestehendenNachweisesolcherGrundstückewiderspra-chen den grundlegenden Anforderungen an ein amtliches Verzeichnis im Sinne der geltenden Grundbuchordnung.

• AnteileanUHverfügtenüberkeineGrundbuchfähigkeit,ihreBelastbarkeit und Realkreditfähigkeit waren eingeschränkt.

• Die Nachweisführung der UH-Gebiete widersprach denAnforderungen eines modernen Liegenschaftskatasters als Grundlage für alle amtlichen grundstücksbezogenen Geoinformationssysteme.

Gedanken zum Thema »Ungetrennte Hofräume und Hausgärten« in Thüringen

Anlage 1

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zur Verbesserung der Rechtssicherheit für die Eigentümer von Grundstücken im ungetrennten Hofraum und stärkt die Hand-lungssicherheit bei der Auflösung der unvermessenen Anteile. Festgestellte größere Spannungen zwischen den verwende-ten Luftbildauswertungen und der Liegenschaftskarte werden durch zusätzliche Passpunktbestimmungen minimiert. Einzel-ne markante Punkte, mit erheblicher Auswirkung auf die Qua-lität der künftig festzulegenden Grenzen, können bei der Ge-legenheit ebenfalls vermessungstechnisch bestimmt werden.

2. Bürgerinformation und Einleitung des Verfahrens

Durch spezielle Informationsveranstaltungen sowie die Über-gabe von Informationsmaterial an die beteiligten Eigentümer wird zwischen den Bürgern und dem TLVermGeo das erforder-liche Vertrauensverhältnis aufgebaut und das Interesse der Bür-ger an einer aktiven Mitwirkung am Verfahren geweckt. Durch die öffentliche Bekanntgabe der Einleitung der Maßnahmen werden auch bisher nicht bekannte Rechteinhaber innerhalb der UH-Gebiete aufgefordert, Eigentums- oder Rechtsansprü-che durch Vorlage entsprechender Nachweise und Indizien zu begründen.

3. Entwurfserstellung Aufteilungsplan

Im Entwurf des Aufteilungsplanes werden alle erfassten Anteile an den ungetrennten Hofräumen vorab den im Luftbild erkenn-

sämtlicher Anteile am ungetrennten Hofraum auf Initiative der Eigentümer nicht zu erreichen. Neben der unterschiedlich mo-tivierten, fehlenden Einsicht einiger betroffener Grundstücks-eigentümer waren auch die aufzubringenden Vermessungs-kosten ein Grund für die Zurückhaltung.

Die entscheidende Grundlage für eine umfassende und end-gültige Bewältigung des Problems in Thüringen wurde mit der Novellierung des Thüringer Vermessungs- und Geoinforma-tionsgesetzes (ThürVermGeoG) vom 16.12.2008 (GVBl.  S.  574) gelegt. Erstmalig wurde der historisch bedeutsame, gesetzli-che Auftrag erteilt, für sämtliche im Grundbuch als Anteile an dem ungetrennten Hofraum nachgewiesenen Grundstücke das Liegenschaftskataster von Amts wegen neu aufzustellen. Gleichzeitig wurde für die Auflösung der Anteile eine Liegen-schaftsvermessungsmethode mit geringeren Genauigkeitsan-forderungen zugelassen. Dies eröffnet die Möglichkeit, abwei-chend von der bisherigen klassischen Katastervermessung, die Auflösung mit anderen technologischen Abläufen anzugehen. Das gewählte Verfahren, kurz als »vereinfachtes Verfahren zur Auflösung des ungetrennten Hofraums in Thüringen« bezeich-net, bedient sich dabei vorhandener, für die Aktualisierung des Gebäudebestandes speziell ausgewerteter Orthophotos einer Befliegung aus dem Jahre 2008.

Als Zeichen eines bürgernahen Verwaltungshandelns ist die Teilnahme am Verfahren zur Auflösung der unvermessenen Anteile für die betroffenen Grundstückseigentümer freiwillig. Dadurch wird deutlich gemacht, dass es sich bei der Überwin-dung dieses historisch bedingten Makels um ein gemeinsames Anliegen der Eigentümer und des Staates handelt.

Die Nachteile des Verfahrens• geringeGenauigkeitderGrenzpunktegegenübereinerklas-

sischen Katastervermessung,• GeneralisierungdesGrenzverlaufes,• keineAbmarkungeninnerhalbdesVerfahrenswerden durch die wesentlichen Vorteile• schnellerVerfahrensablauf• geringererRechercheaufwandbeiunklarenEigentumsver-

hältnissen,• VerzichtaufdieaktiveTeilnahmesämtlicherBeteiligterund• KostenfreiheitfürdieGrundstückseigentümermaßgeblich aufgehoben.

Das vereinfachte Verfahren gliedert sich in die sieben folgen-den Hauptarbeitsschritte:

1. Vorbereitende Maßnahmen

Eine wesentliche und entscheidende Bedeutung kommt dem Abgleich der erfassten »Anteile am ungetrennten Hofraum«– im Liegenschaftskataster (ALKIS/1),– in den zugänglichen historischen Archivunterlagen (z. B. Ge-

bäudesteuerrolle, Mutterrolle),– im Grundbuchund deren erstmalige, komplexe, räumliche Zuordnung in das entsprechende Orthophoto mit hinterlegter amtlicher Liegen-schaftskarte zu. Diese Vorgehensweise ist ein wichtiger Beitrag Anlage 2

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baren Besitzverhältnissen zugeordnet. Auffällige Differenzen und offensichtliche Fehler werden gesondert geprüft oder wei-tergehend recherchiert.

4. Erörterung des Grenzfeststellungsentwurfes mit den Eigentümern

Die örtliche augenscheinliche Überprüfung des Planentwur-fes und deren Erörterung mit den Eigentümern ist das Kern-stück des vereinfachten Verfahrens. Das persönliche Gespräch und die konkreten Erläuterungen zum geplanten Grenzverlauf schaffen das erforderliche Vertrauen zwischen Bürger und Be-hörde und entscheiden maßgeblich über einen reibungslosen Ablauf sowie letztendlich auch den Erfolg des vereinfachten Verfahrens. Die örtliche Begehung wird auch dazu genutzt, die bei der Gebäudeerfassung festgelegten Gebäudegrenzen, so-fern diese gleichzeitig die Besitzstandsgrenze bestimmen, mit den tatsächlichen Gegebenheiten zu vergleichen. Bei Wider-sprüchen werden die aus den Luftbildern abgeleiteten Gebäu-dedarstellungen an die tatsächlichen Verhältnisse angepasst.

5. Aufstellung des Grenzfeststellungsplans

Alle Festlegungen und Absprachen zum Ortstermin werden im Grenzfeststellungsplan (Anlage 2) und der entsprechenden Grenzniederschrift dokumentiert. Daneben werden die dazu-gehörigen Fortführungsrisse als Punktübersichten mit weiteren wesentlichen Einzelinformationen erstellt.

6. Offenlegung des Grenzfeststellungsplanes und der Grenzniederschrift

Eine vorab durchgeführte Offenlegung des Grenzfeststellungs-planes und der Niederschrift wird favorisiert, da der Aufwand zur Abhilfe von Widersprüchen bzw. andernfalls ein erforderli-cher Ausschluss von Beteiligten zu einem späteren Zeitpunkt einen erheblichen Arbeitsaufwand nach sich zieht. 7. Neuaufstellung des Liegenschaftskatasters auf der Grund-

lage der Ergebnisse der Grenzfeststellung und Bekanntga-be der Ergebnisse

Die Neuaufstellung des Liegenschaftskatasters (Anlage  3) be-ansprucht auf Grund der Komplexität und Menge der Übernah-medaten einen erheblichen Arbeitsaufwand. Die Ergebnisse werden durch Offenlegung den Beteiligten bekanntgemacht. Die Offenlegung erfolgt regelmäßig im zuständigen Kataster-bereich des TLVermGeo. Um den betroffenen Bürgern die Ein-sichtnahme in die Unterlagen zu erleichtern, wird zusätzlich eine Kopie der offen zu legenden aktualisierten Liegenschafts-karte und des Katasterbuchwerkes in der jeweiligen Verwal-tungsgemeinschaft bzw. Gemeinde ausgelegt. Nach Fristablauf wird das zuständige Amtsgericht um Berichtigung des Grund-buches ersucht.

Die bisherigen Erfahrungen bei der Durchführung des verein-fachten Verfahrens zur erstmaligen Aufstellung des Liegen-schaftskatasters »für Anteile an den ungetrennten Hofräumen und Hausgärten« sind durchweg positiv. Die Zielstellung des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation ist sehr an-spruchsvoll. Der Arbeitsplan sieht vor, die Neuaufstellung des Liegenschaftskatasters für sämtliche freiwillige Verfahrensteil-nehmer bis zum 31.12.2011 zu vollziehen. Das Mitwirkungs-interesse und die Resonanz bei den betroffenen Grundstücks-eigentümern sind erwartungsgemäß groß. Die Erfahrungen zeigen, dass weniger als 5 % der Beteiligten die Teilnahme am jeweiligen Verfahren ablehnen, sich über einen gemeinsamen Grenzverlauf nicht einigen können oder aus anderen Gründen vom Verfahren ausgeschlossen werden müssen. Im letzteren Fall wird den Grundstückseigentümern nach Beseitigung der objektiven Ausschlussgründe die Teilnahme an einem späteren, partiellen Nachtragsverfahren eingeräumt.

Die verbleibenden restlichen UH-Anteile könnten zeitversetzt über das förmliche Verfahren nach dem Gesetz über die Son-derung unvermessener und überbauter Grundstücke nach der Karte (Bodensonderungsgesetz - BoSoG) vom 24.12.1993 (BGBl. I Nr. 70 S. 2215) abschließend aufgelöst werden. Ein ent-sprechendes staatliches und kommunales Interesse ist unzwei-felhaft gegeben.

Anlage 3

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Cornelia VincenzDezernatsleiterin Katasterbereich Pößneck

Die Entwicklung eines großen Katasterbereiches beginnt für mich Ende 1990, als die ehemaligen Amtsbezirke Altenburg und Schmölln von Sachsen nach Thüringen zugeordnet wur-den, um ab 1991 zur Thüringer Kataster- und Vermessungsver-waltung zu gehören.

Nach der Wende entwickelte sich ein riesiger Bauboom, Voraus-setzung dafür waren aber geordnete Grundstücksverhältnisse. Aufgrund der vernachlässigten Katasterführung zu DDR-Zeiten und der sehr niedrigen Personalausstattung stiegen die Warte-zeiten für Katastervermessungen in Größenordnungen bis zu vier Jahren an. Auch in den folgenden Jahren riss der Ansturm von Antragstellern auf die Katasterämter nicht ab.

So viele Hürden wurden genommen, mag es 1991 der Zusam-menschluss von Geodäsie und Kartographie mit dem Liegen-schaftsdienst gewesen sein, 1997 die Gründung des Landes-betriebes, die Gründung der Katasterämter in Thüringen 1991 und die Abschaffung derer durch zwei Reformen (2003; 2005) kurz hintereinander. Die 35 Katasterämter wurden auf acht re-duziert. Mit der Bekanntgabe der neuen Amtssitze der Kataster-ämter am 19.02.2003 waren die Weichen gestellt. Damit stand definitiv fest, die Anfahrtswege für viele werden weiter.

Mit Inkrafttreten der Anordnung über die Errichtung und den Sitz der Katasterämter am 01.07.2003 wurde die Strukturände-rung bei den Katasterämtern eingeleitet. Jetzt verantwortlich für die ehemaligen Katasterämter Eisenberg, Jena, Lobenstein, Pößneck, Schleiz und Stadtroda hieß es nun aus sechs mach eins. Da es nicht möglich war, alle 125 Bedienstete im Dienstge-bäude des Hauptamtes Pößneck in der Gerberstraße unterzu-bringen, wurden die Dienstgeschäfte an vier alten Standorten bis zur Schaffung der räumlichen Voraussetzung weitergeführt.

Wegen der räumlichen Zwänge blieb die Organisationsstruktur in den verbliebenen vier Dienststellen zum Teil erhalten, aber die Verwaltung, die ALK-Bearbeitung und der Bereich Boden-management wurden an einzelnen Standorten konzentriert und die Auskunftsstellen außer am Standort Pößneck geschlos-sen. Dadurch konnten unterschiedliche Bearbeitungsweisen abgebaut und schon erste positive Effekte in den Arbeitsabläu-fen erreicht werden.

Das Behördenstandortkonzept wurde für den Katasterbereich Pößneck im Dezember 2006 mit dem Einzug in ein gemeinsa-mes Gebäude in der Rosa-Luxemburg-Straße 7 umgesetzt. Die Zusammenführung von sechs ehemaligen Dienststellen zu einem großen Katasterbereich hat gezeigt, dass die Konzentra-tion von Aufgabenbereichen zu einer Optimierung der Arbeits-organisation, Arbeitserledigung und zur Vereinheitlichung der Arbeitsweisen in jedem Dezernatsbereich führt.

Katasteramt Altenburg, Hospitalstraße 7

Katasteramt Pößneck, Gerberstraße 65

Katasterbereich Pößneck, Rosa-Luxemburg-Straße 7

Erfahrungen mit der Führung eines großen Katasterbereiches

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Durch die räumliche Einheit aller Mitarbeiter an einem Ort sind eine engere und konstruktive Zusammenarbeit der Kollegen und eine schnelle Reaktion bei Ausfall von Mitarbeitern mög-lich. Der Qualifizierungsstand unter den Mitarbeitern konnte angeglichen werden und die kürzeren Dienstwege in einem Gebäude begünstigen einen schnelleren Durchlaufprozess. Positiv wirkte sich auch die zentrale Unterbringung der Archi-ve und die Nutzung der schnelleren IT- Technik am Arbeitsplatz aus.

Im Zuge der Konzentration in einem Gebäude von Personal und Ausstattung wurde eine bessere Organisation des Außen-diensteinsatzes, effiziente Nutzung der Kraftfahrzeuge und Messgeräte und eine höhere Flexibilität bei der Zusammen-stellung der Messtrupps erreicht. Allerdings sind nun längere Anfahrtswege zum Messort vorhanden. Maßnahmen – wie die Aufrechterhaltung je einer Auskunftsstelle im Kataster und je einer Geschäftsstelle Gutachterausschüsse und Umlegungs-ausschüsse  –  wirken sich positiv aus. Ein reibungsloser Mes-sungsdurchlauf in einem Haus und ein konstantes Niveau der Abarbeitung von Übernahmeanträgen führte zur Verringerung der Übernahmerückstände und -zeiten.

Altenburg

LK Altenburger Land

flächenmäßiger Größenvergleich der Arbeitsgebiete von 1991 und 2011

Pößneck

kreisfreie Stadt Jena

Saale-Holzland-Kreis

Saale-Orla-Kreis

1991 2011

GebäudeAnschrift Katasteramt Altenburg Katasterbereich Pößneck Hospitalplatz 7 Rosa-Luxemburg-Straße 7Vermieter Stadtverwaltung Altenburg Sparkasse Saale-OrlaFläche 380 m² 3250 m²Baujahr 1910 1908Besonderheiten denkmalgeschützt denkmalgeschütztAnzahl Büros 9 50

PersonalAnzahl Bedienstete 23 75Durchschnittsalter 43 49

AmtsbezirkLandkreise Altenburg Kreisfreie Stadt Jena Saale-Holzland-Kreis, Saale-Orla-KreisFläche Amtsbereich 345 km² 2070 km²Katastersysteme 3 8Städte u. Gemeinden 35 168Gemarkungen 143 433Fluren 482 2216Flurstücke ca. 45.000 ca. 330.000

AufträgeKatastervermessungen 525 858 beigebrachte, 35 eigeneRückstand Katastervermessungen 399 197 beigebrachte, 91 eigeneAuszüge Katasternachweise 1320 2246Anzahl Gutachten 30 41Anzahl Kaufverträge 980 3522Auszüge Grst.wertermittlung / Jahr ca. 120 ca. 200Bodenordnungsverfahren 1 (1994) 19Einnahmen 220.400 DM 542.000 EUR

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Kolleginnen und Kollegen des Katasteramtes Altenburg am 2. Mai 2002 vor ihrem Gebäude

Kolleginnen und Kollegen des Katasterbereichs Pößneck am 1. Februar 2008 am Amtsgebäude

Die Tabelle enthält Angaben über Gebäude, Personal und Grö-ße des Amtsbezirkes der Jahre 1991 und 2011. Betrachtet man die statistischen Zahlen zur Auftragslage, spiegeln diese den immensen Berg von Arbeit wieder, den die Mitarbeiter in der Katasterverwaltung, egal ob nun kleines oder großes Amt, be-wältigen mussten.

Eine arbeitsreiche und bewegte Zeit liegt hinter uns. Die ge-meinsame Arbeit in all den Jahren unter den schwierigen Ver-hältnissen schweißte uns zusammen. Rückblickend waren die 20 Jahre Jahre geprägt durch große Anstrengungen, Hoffnun-gen, aber auch durch Ängste, Veränderungen im persönlichen Leben und Hoch- und Tiefpunkte bei der Bewältigung der Arbeitsaufgaben. Besonders die Umsetzung des Reformvorha-bens in der TKVV ab dem Jahr 2003  –  insbesondere die Bün-delung der personellen Ressourcen und die Reduzierung der Standorte der Dienststellen – verlangt ein hohes Maß an Mobi-lität und Flexibilität von jedem Einzelnen.

Das Erreichte und Geschaffene gibt uns Mut, auch in Zukunft neue Herausforderungen anzunehmen.

Im Dezernatsbereich Bodenmanagement wurde die Bearbei-tung von Bodenordnungsverfahren und Unschädlichkeitszeug-nissen zentralisiert und im Bereich Wertermittlung die Auswer-tung von Kaufverträgen optimiert. Die Arbeitsbedingungen haben sich durch das sanierte Bürogebäude wesentlich verbes-sert, welches durch die Kollegen dankbar angenommen wurde. Allerdings war nicht jeder erfreut, bringt doch eine Zusammen-legung von Dienststellen für eine Vielzahl von Beschäftigten zu-sätzliche Belastungen mit sich. Heute kann ich sagen, dass sich die Mehrheit der Bediensteten mit diesem Umstand arrangiert hat. Allerdings ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie nicht immer leicht.

Bei aller Konzentration und Zentralisierung stoßen wir heute schon aufgrund des Personalabgangs unter den Zwängen der terminlichen Vorgaben an unsere Grenzen zur Erfüllung aller Aufgaben. Aber eine leistungsfähige Behörde, motivierte Mit-arbeiter, störungsfreie Abläufe und ein flexibles Arbeiten sind entscheidende Faktoren auf dem Weg zum Erfolg. Wir brauchen auch in Zukunft unsere Fachleute, die frühestmöglich und um-fassend in Änderungsprozesse mit einbezogen werden sollten.

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1. April 1991 räumliche Trennung von Kataster und Grundbuch im

Dienstobjekt fachliche Regelung von Zuständigkeiten und Rückgliederung

des bisher beim Liegenschaftsdienst angesiedelten Grund-buchwesens in die Zuständigkeit der Justiz

Mai bis Oktober 1991 umfangreiche Verwaltungshilfe durch die Bundesländer

Bayern und Rheinland Pfalz zum Aufbau der Organisa-tionsstrukturen und Mitwirkung bei der Bearbeitung von Katastervermessungen erster VW-Messbus, vom VA Neumarkt bereitgestellt, löst das

bisherige Dienstfahrzeug der Marke »Trabant« ab erster Einsatz von moderner Mess-, Rechen- und Auswerte-

technik (z. B. Wild-Tachymeter, Feldrechner Epson HX 20, Plotter, Drucker)

Sommer 1991 Arbeitsbesuche verantwortlicher Leiter der im Rahmen der

Verwaltungshilfe unterstützenden Dienststellen umfangreicher Erfahrungsaustausch mit Abteilungsdirekto-

ren der Bezirksfinanzdirektionen Ansbach und München

1. Juli 1991 offizielle Gründung der 35 Thüringer Katasterämter per Erlass Bildung des Katasteramtes Zeulenroda

12. Juli 1991 Verabschiedung des Thüringer Katastergesetzes und des

Thüringer Abmarkungsgesetzes (Inkrafttreten 10.08.1991) durch den Landtag

17. Juli 1991 Thüringer Innenministerium oberste, Thüringer Landesver-

messungsamt obere, Katasterämter untere Katasterbehörden

Amtshilfe durch Kollegen aus Hof im August 1991

Stationen desKatasterbereiches Zeulenroda-TriebesFrank StübnerDezernatsleiter Katasterbereich Zeulenroda-Triebes

Das nachfolgende Beispiel vom Katasterbereich Zeulenroda-Triebes gibt in sehr detaillierter Weise einen Überblick über den Werdegang im Zeitraum 1990-2011, der sicherlich in ähnlicher Form in den anderen Katasterämtern/Katasterbereichen auch so abgelaufen ist.

Frühjahr 1990 Dienststelle mit 7 Mitarbeitern als Außenstelle Zeulenroda

des Liegenschaftsdienstes Gera, zuständig für den Landkreis Zeulenroda erste fachliche Kontakte noch auf privater Ebene zum Staat-

lichen Vermessungsamt Hof/Bayern

Juli / August 1990 erste Einstellung von zwei Mitarbeitern zur Bewältigung der

zunehmenden Arbeitsaufgaben

24.-26. Oktober 1990 erster offizieller Fortbildungslehrgang »Kataster- und Ver-

messungswesen in Hessen« an der Verwaltungsfachhoch-schule in Rotenburg/Fulda

November 1990 Umzug der Dienststelle (Kataster/Grundbuch) aus dem

Rathaus von Zeulenroda in das ehemalige SED-Kreisleitungs-gebäude Heinrich-Heine-Straße 41 (Dienststelle 38 Jahre im Rathaus)

31. Dezember 1990 Auflösung der Bezirksverwaltung Gera; Eingliederung des

Liegenschaftsdienstes Gera mit der Außenstelle Zeulenroda in den Haushalt des Landes

Letzte Beratung im Liegenschaftsdienst Gera im Juli 1991

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1991 Einstellung von 7 Mitarbeitern aus berufsfremden Bereichen

1992 Einstellung von drei ABM-Kräften zur Bewältigung von zeit-

lich befristeten Arbeitsaufgaben später Übernahme in unbefristete Arbeitsverhältnisse

April 1992 gemäß Staatsvertrag zwischen dem Freistaat Sachsen und

Thüringen über die Änderung der gemeinsamen Landes-grenzen vom 23.03.1992 Übergabe der Unterlagen des Liegenschaftskatasters zu 7 Gemarkungen an das Staatliche Vermessungsamt Oelsnitz, Außenstelle Plauen

1. Mai 1992 bis 14. Oktober 1995 Integration des Landesvermessungsamtes in das Thü-

ringer Landesverwaltungsamt (Weimar) als Abteilung »Landesvermessungsamt« ab Oktober 1995 wieder »Thüringer Landesvermessungsamt«

als eigenständige Behörde

August 1991 Übergabe des ersten elektronischen Tachymeters

T 1602 Di 1000 an das Katasteramt Zeulenroda

3. September1991 erstes neues Dienstfahrzeug (Mercedes-Messbuss) dem

Katasteramt Zeulenroda zur Verfügung gestellt

September 1991 Möglichkeit zur mehrwöchigen Hospitanz im rheinland-

pfälzischen Katasteramt Simmern für eine Mitarbeiterin (Grundstücksbewertung und Aufbau der Geschäftsstelle des Gutachterausschusses)

24. September 1991 Bildung des Gutachterausschusses für Grundstückswerte für

den Bereich des Landkreises Zeulenroda mit der konstituie-renden Sitzung und Verpflichtung von acht ehrenamtlichen Gutachtern

23. Oktober 1991 erste gemeinsame Beratung der Katasteramtsleiter in Gotha

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Zusammenkunft zur Neubestellung der Mitglieder der GutachterausschüsseGera am 07.01.2004

4. April 2001 Bildung der Geschäftsstelle des Lenkungsausschusses für die

Untersuchung der TKVV Übertragung der Untersuchung an Beratungsfirma WIBERA

17. Dezember 2002 umfassende Maßnahmen zur Umsetzung des Reform-

vorhabens im Kataster- und Vermessungswesen durch Kabinettsbeschluss

30. Juni 2003 Auflösung des »Landesbetrieb Thüringer Katasterämter«

1. Juli 2003 mit der »Anordnung über die Errichtung und den Sitz der Ka-

tasterämter und der Thüringer Verordnung zur Bestimmung der örtlichen Zuständigkeit« vom 3. Juni 2003 Auflösung der 35 Katasterämter zum 1. Juli 2003 Errichtung von 8 Katasterämtern mit 9 Stützpunkten als

Dienststellen Katasteramt Zeulenroda mit Sitz in Zeulenroda und Stütz-

punkt in Schmölln

1. Oktober 2003 Ernennung der Sachgebietsleiter

7. Januar 2004 Neubestellung der Gutachterausschüsse Berufung und Verpflichtung der Vorsitzenden, Stellvertreter

und ehrenamtlichen Gutachter der Gutachterausschüsse für den Landkreis Altenburger Land, Greiz und die Kreisfreie Stadt Gera in der Dienststelle Gera

1. März 2004 Errichtung der Fachprojektgruppe Pößneck an den Standor-

ten Altenburg und Gera ALK-Erstellung als Arbeitsschwerpunkt für die Gebiete der

Katasterämter Saalfeld, Pößneck und Zeulenroda

1993-1995 Überstunden und Wochenendeinsätze durch viele Mitarbei-ter des Amtes zwecks Abbau von Arbeitsrückständen

1. Juli 1994 Gebietsreform mit Wegfall des Landkreises Zeulenroda und

Bildung des Großkreises Greiz Katasteramt Zeulenroda zuständig für das Gebiet des

Katasteramtsbereiches

15. Januar 1996 neuer PKW »Ford Escort« zum allgemeinen Gebrauch in der

Dienststelle

1. Januar 1997 Einrichtung der wirtschaftlichen Führung der Katasterämter

in Form eines Landesbetriebes Einrichtung von Koordinierungsamtsbezirken zur Verbesse-

rung der Organisationsstruktur Zugehörigkeit des Katasteramtes Zeulenroda zum Koordinie-

rungsamtsbezirk Altenburg

März bis Oktober 1997 umfangreiche Hilfe durch die Vermessungsunterstützungs-

gruppe Thüringen der Bundeswehr bei der Anlage von Katasterfestpunktfeldern

Mai 1997 Einrichtung eines grafischen Arbeitsplatzes Beginn erster Arbeiten zur Erstellung der Automatisierten

Liegenschaftskarte (ALK)

März bis Oktober 1998 Fortführung der Vermessungsunterstützung durch die

Bundeswehr Schaffung von Festpunktnetzen für 22 Gemarkungen

24. August 1998 Übernahme eines GPS-Gerätes »ZeissGePosRM 24« Punktbestimmung im eigenen Katasteramtsbereich und

Messungshilfe für die Nachbarämter

31. März 1999 Abschluss des ersten Werkvertrages mit dem Thüringer

Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt (TMLNU) zur Erstellung und Nutzung der Automatisierten Liegenschaftskarte für das Forstgebiet »Pöllwitzer Wald«

ab Frühjahr 1999 Maßnahmen zur Auswahl eines neuen Dienstobjektes zur

Verbesserung der Unterbringung der Dienststelle

12.+13. Januar 2000 Umzug in das neue Dienstgebäude »Ernst-Thälmann- Allee 3 a» Installation eines Netzwerkes und Serverbetrieb; umfassende

Zugriffsmöglichkeiten auf den Datenbestand des Amtes von jedem Arbeitsplatz aus

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Arbeitstreffen mit Kollegen aus Bayern und Sachsen zwecksGrenzregelungsangelegenheiten am 18.11.2004 in Gera

25. April 2005 Freischaltung von ALKIS/1 zur Nutzung im Katasterbereich Fortführung des ALB mit ALKIS/1 Programmsystem der Datenbestand der MX 300 steht nicht mehr zur

Verfügung

6./7. Juni 2005 Räumung und Schließung des Dienstgebäudes Altenburg Übertragung des Dienstgebäudes Altenburg in den Zustän-

digkeitsbereich der Polizeidirektion Gera Beauftragung des Katasterbereiches Zeulenroda mit der

Wahrnehmung der vorbereitenden Maßnahmen zur Räu-mung des Dienstgebäudes Unterbringung der Mitarbeiter der ALK-Fachprojektgruppe II

im Dienstgebäude in Schmölln

10. Juni 2005 Berufung der 25 Dezernatsleiter im TLVermGeo Bestellung und Zuweisung der Mitarbeiter zu den neuen

Dezernaten ab 20. Juni 2005

20. Juli 2005 Übertragung der Dienstposten für Datenerhe-

bung, Datenführung und Bodenmanagement an die Dezernatsbereichsleiter

14. Dezember 2005 1. Personalversammlung im Landesamt für Vermessung und

Geoinformation in Erfurt

19. / 20. April 2004 Zusammenlegung der Dienststellen Altenburg und Schmölln

im Stützpunkt Schmölln mit der gesamten Katasterführung für den Landkreis Altenburger Land

1. September 2004 Beginn den Arbeiten für das Digitale Rissarchiv (Katasteramt

Zeulenroda Pilotamt)

22. November 2004 Schließung der Dienststelle Greiz und Umzug nach Zeulen-

roda und Gera am 24./25.11.2004

1. Dezember 2004 Beginn der Schulungsmaßnahmen zur ALKIS/1-Einführung bereits Anfang Oktober 2004 Vorarbeiten zur Datenmigration 17. März 2005 Verabschiedung des »Thüringer Gesetzes zur Neuorgani-

sation des Kataster- und Vermessungswesens« durch den Thüringer Landtag

1. April 2005 Einführung der neuen Behördenstruktur in der TKVV auf

Grundlage der »Anordnung über die Auflösung der Ka-tasterämter und des Landesvermessungsamtes sowie die Errichtung des Landesamtes für Vermessung und Geoinfor-mation« und der »Thüringer Verordnung zur Anpassung von Rechtsverordnungen an die Organisation des Kataster- und Vermessungswesens« vom 22. März 2005 Zusammenführung der bisherigen 8 Katasterämter als orga-

nisatorisch unselbstständige Katasterbereiche im Landesamt für Vermessung und Geoinformation (TLVermGeo) mit Sitz in Erfurt (zweistufiger Verwaltungsaufbau) Anträge zur Durchführung von Katastervermessungen von

privatrechtlichen Antragstellern, kommunalen Körperschaf-ten und Trägern der Bundesverwaltung sind ausschließlich durch die Thüringer ÖbVI zu bearbeiten gleiches gilt für Anträge der unter der Aufsicht des Landes

stehenden Körperschaften, Anstalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts auf Grundlage des § 8 ThürKatG

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und Zeulenroda zu einer Punktdatenbank (integrierte DAVID-Punktdatei DAVIDPunktDB) ausschließliche Verwendung des Programms DAVID, Ver-

sion 4.7x, als Ersatz für die Programme GEOi-DESK[top] mit GEOgraf und DAVID, Version 4.27, als Grafikanbindung

22. Oktober 2008 Arbeitsbesuch des Staatssekretärs Roland Richwien

1. Dezember 2008 Einführung der produktbezogenen Zeitaufschreibung

16. Februar 2009 Einführung des neustrukturierten Intranet-Service des

TLVermGeo als Informationsportal für die Bediensteten

17. August 2009 Fertigstellung der ALK, Stufe 2, flächendeckend für den Ka-

tasterbereich ZR-T in amtlicher Führung durch die ALK-PG 2

29.09.-01.10.2009 Auflösung der Dienstgebäude in Schleiz und Schmölln und

Umsetzung der Mitarbeiter der ALK-PG 2 zum 01.10.2009 in die KB PN, SLF und ZR-T Zeulenroda als Arbeitsplatz für 15 Mitarbeiter und

2 Gebietstopographen

1. Januar 2010 Neues Fachrecht und Kostenrecht Einführung des Koordinatenreferenzsystems ETRS89/UTM in

Thüringen als amtliches System

4. Oktober 2010 Installation des Programms »Digitales Rissarchiv« (Tool) Beginn der Georeferenzierung der Katasterunterlagen

ab Januar 2011 Einrichtung des ersten Telearbeitsplatzes im TLVermGeo

7. März 2011 Abschluss der Gebäudeerfassung in der ALK aus der

Befliegung Mai 2008 (ca. 140 Tsd. Gebäude/Veränderungen) weitere Unterstützung des KB Artern mit der Bearbeitung des

LK Nordhausen

LK WEIMARERLAND

LKSCHMALKALDEN-

MEININGEN

UNSTRUT-HAINICH-KREIS

LK EICHSFELDKYFFHÄUSER-

KREIS

LK NORDHAUSEN

WARTBURG-KREIS LK GOTHA

LK SÖMMERDA

SAALE-HOLZLAND-KREIS

LKSONNEBERG

SAALE-ORLA-KREIS

LKSAALFELD-

RUDOLSTADT

LK HILDBURG-HAUSEN

LKALTENBURGER

LANDLK GREIZILMKREIS

HIGWBS

NDH

SDHART

MHL

LSZ

SLZ

ESA GTH EF

SÖM

WE

APD

JSRO

EIS

G

ZR

SCZ

PN

RU

SLF

ARN

IL

SON

NH

HBN LBS

MGN

SM

SHL

GRZ

SLN

ABG

2005

26. Februar 2007 Mitteilung über einen 10-jährigen Mietvertrag ab 01.11.2007

zwischen dem Freistaat Thüringen, vertreten durch den Landesbetrieb Thüringer Liegenschaftsmanagement, und der TLG Immobilien zur Unterbringung des Katasterbereiches Zeulenroda-Triebes in der Heinrich-Heine-Straße 41

1. Juni 2007 Umbenennung des Katasterbereiches Zeulenroda in »Katas-

terbereich Zeulenroda-Triebes« (KB ZR-T)

Ende Mai 2007 Beginn der Sanierungsarbeiten im Gebäudekomplex

Heinrich-Heine-Straße 41

5. November 2007 Übergabe des sanierten Gebäudekomplexes Heinrich-Heine-

Straße 41 an den Katasterbereich ZR-T

19.-30. November 2007 Umzug der Altstandorte Gera, Schmölln und Zeulenroda in

das neue Dienstgebäude das Umzugsgut umfasst ca. 5.000 Umzugskartons, ca. 40.000

Liegenschaftskarten und Mobiliar 64 Mitarbeiter erhalten einen neuen Arbeitsplatz

6. Dezember 2007 Weiternutzung des Dienstgebäudes in Schmölln durch die

Mitarbeiter der ALK-Fachprojektgruppe II

11.-13. Februar 2008 Schulungsmaßnahme zur Einführung der neuen Feldrechner

und des Außendienstprogramms DAVID-Feldsystem in Erfurt Bereitstellung einer zweifachen Ausrüstung von Feldrechner/

Tachymeter Leica TCR 403

April 2008 Beginn der kontinuierlichen Erstellung des Digitalen Rissar-

chivs mit einem Mitarbeiter

26. Juni 2008 erster gemeinsamer Wandertag am neuen Standort mit einer

Wanderung um die Talsperre Zeulenroda

8. Juli 2008 Präsentation des Geodatenserver »Geoproxy« während der

Regierungspressekonferenz in der Thüringer Staatskanzlei durch Minister Wucherpfennig einheitlicher Zugang zu den Geoinformationen des Freistaats

für Thüringer Landesbehörden, Landkreise und Kommunen

7.-11. Juli 2008 Schaffung des automatischen Datenaustausches mit dem

Grundbuchamt Altenburg und Wegfall der Datenübertra-gung mittels Veränderungsliste

12.-17. September 2008 Zusammenführung der bisherigen 5 Sammeldatenbanken

(Koordinatenarchive) von Altenburg, Gera, Schmölln, Greiz

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Dr. Andreas Richter

Vom Kartenvertrieb über das Service-Center zum GIZund Kompetenz-Zentrum GDI Thüringen

Mit der gesellschaftlichen Wende Ende 1989 zeigt sich die besondere Bedeutung amtlicher Geobasisdaten als Grund-lage für Wirtschaft, Umwelt, Recht und Verwaltung mehr als anschaulich.

Die bis 1989 hergestellten analogen Karten (Ausgabe Sicher-heit  »AS«  mit Geheimhaltungsgrad und Ausgabe Volkswirt-schaft »AV«) werden in der Hohenwindenstraße 10 in den Räu-men der ehemaligen Geodätisch-Kartographischen Inspektion (GKI) verkauft. Armeebestände werden aufgelöst. Die Karten liegen auf großen Stapeln und finden reißenden Absatz. Der über 40 Jahre währende Entzug des Zugriffs auf vertrauens-würdige und maßhaltige amtliche Karten erzeugt eine kaum zu befriedigende Nachfrage, gepaart mit Neugier bei den privaten Kartennutzern sowie in der Wirtschaft. Die einzelnen Maßstäbe werden häufig flächendeckend für Thüringen verkauft. Bis zu sechs Bedienstete sind mit dieser Vertriebsaufgabe komplett ausgelastet.

1990 erfolgt der Umzug zum Schmidtstedter Ufer 7. Dort ver-fügt der Kartenvertrieb, der im Erdgeschoss eingerichtet wird, über vergleichsweise große Lagerräume, einen Verkaufsraum, ein Büro und die Geldannahmestelle. Ein Außenlager mit um-fangreichen Kartenbeständen (AS-Karten aller Maßstäbe) in Kisten befindet sich in einem Garagenkomplex in der Mittel-häuser Straße.

Die vorhandenen Karten wurden in den Folgejahren systema-tisch auf bundeseinheitliche Vorgaben umgestellt. Damit ver-bunden war die Einführung der Kennfarben gelb (später braun) für die TK10, grün für die TK25, blau für die TK50 und rot für die TK100. Begonnen wurde mit der TK25. Ende 1992 erscheinen die ersten Karten im neuen Blattschnitt. Für viele Jahre erfolgt eine schrittweise Umstellung des Blattschnittes mit parallel lau-fender Aktualisierung und dem Verkauf in zwei Systemen. Das ist nicht ganz unkompliziert  –  sowohl für die Kundschaft als auch für das Vertriebspersonal.

In der Folge werden neue Karten eingeführt wie die Topogra-phische Kreiskarte 1:100 000 TKK100, Thüringer Übersichtskarte ÜKTh200, Gemeindegrenzenkarte GTh350, ÜKTh350 V. Ab 1992 erscheinen erste Wanderkarten, z. B. »Rennsteig«, »Mittleres El-stertal«. Für kurze Zeit gibt es die TK U 50V Umgebungskarten für Heiligenstadt, Ilmenau, Stadtroda und Zeulenroda. Histori-sche Karten im Maßstab 1:25 000, welche aus dem Bestand des Bundesamtes für Kartographie und Geodäsie zurück gegeben wurden, kommen in den Vertrieb (Urmesstischblätter).

In den folgenden Jahren veranlasst der damalige Vertriebsleiter, Herr Steinbrück, nach Bestandsaufnahme verschiedener Archi-ve (z. B. Staatsbibliothek Berlin – Stiftung preußischer Kulturbe-sitz) die Reproduktion weiterer historischer Kartenwerke. Diese

Reproduktionen, die »Reymannsche Spezialkarte«, die Ausgabe »Wahrhaffter Abriss der Herrschaft Schmalkalden«, die »Dar-stellung der Festung Erfurt 1813«, Unterlagen zur »Preußischen Landvermessung durch den Freiherrn von Müffling« sowie Feld- und Urmesstischblätter werden mit Erfolg vor allem an historisch interessierte Kartennutzer verkauft.

Der Verkauf der analogen Produkte erfolgt überwiegend am Tresen des Landesvermessungsamtes, aber auch über schriftli-che Bestellungen, die größtenteils zentral entgegengenommen und bearbeitet werden. Weiterhin werden die Karten im VLB, dem Verzeichnis lieferbarer Bücher, gelistet und können durch den Buchhandel mit den entsprechenden Rabatten bezogen werden. Die Abrechnung erfolgt über ein Datenverarbeitungs-programm von ROBOTRON und enthält lediglich Aussagen zu Maßstab und Stückzahl. Zur monatlichen Datensicherung wer-den Disketten genutzt.

Ab 1993 hält die digitale Welt in zarten Anfängen Einzug im Vertrieb. Vereinzelte Datenabgaben werden auf Nachfrage und nach Auftragseingang durch Scannen der gewünschten Unter-lagen, Komprimieren der Daten (Packprogramm für Disketten) und das Schreiben auf Diskette bearbeitet. Die Abgabe erfolgt nur blattweise und ohne Geobezug.

1994-1995 werden die Sammeldruckkopiervorlagen (SDKV) der Maßstäbe 1:25 000 bis 1:100 000 (nach Fertigstellung des Regelblattschnittes) im Schichtbetrieb (Früh- und Spätschicht) gescannt, da die Nachfrage nach digitalen Daten rasant steigt. Die Intergraph Software I/RAS  B ermöglicht das Erstellen von Designfiles (Blattübersicht in Gauß-Krüger-Abbildung, 4. Strei-fen) und die Übernahme der »gescannten« Blätter durch Ein-passen im Designfile. Zeilen und Spalten werden geprüft und ggf. »korrektgerechnet«.

Die Datenabgabe erfolgt nun mit Geobezug (Gauß-Krüger-Ab-bildung), jedoch weiterhin blattweise und layerweise (keine Kombinationen) bzw. mit großem, dem Kunden in Rechnung gestellten Aufwand; Blätter werden zusammengepasst und in die gewünschte Auflösung »gerechnet«. Der Einzug der CD als Datenträger bringt einen großen Fortschritt im Versand.

Es gab bis Mitte der 1990er Jahre kein Warenwirtschaftspro-gramm, daher waren weder modernen Ansprüchen genügen-de Buchungen noch statistische Auswertungen möglich. 1995 erfolgt daher die Ausschreibung eines Warenwirtschaftssys-tems für den Kartenvertrieb und es wird im Oktober 1996 das System »Olymp« in der Praxis eingeführt.Ab 1995 bis März 2001 wird ein erstes Rasterdatensystem mit Hilfe des Bayerischen Landesvermessungsamtes aufgebaut (bayerische Programme werden für Thüringen angepasst und teilweise mit eigenen Programmierungen – Shell-Scripts – er-

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weitert). Die Abgaben können blattschnittfrei sowie als farbige Kombination in einer gewünschten grafischen Auflösung erfol-gen, eine Abgabe ist jetzt auch im 3. Streifen der Gauß-Krüger-Projektion (GK) und für das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (BKG) mit Bezug »linke Ecke unten = 0, 0« möglich.

Im Dezember 1998 erscheint bundesweit und damit auch in Thüringen die CDTop50 in der Version 1, welche es ermög-licht, die digitalen Daten der TK50 für eine Vielzahl auch priva-ter Nutzer zugänglich zu machen. Im Jahr 2000 folgt die Ver-sion 3 – eine Version 2 wurde nicht aufgelegt –  im August 2004 die Version 4 und im Mai 2008 die Version 5.

Im Jahr 1999 zieht der Kartenvertrieb vom Schmidtstedter Ufer 7 in die Hohenwindenstraße 14 um und wird dort im Erd-geschoss eingerichtet.

Ab Mitte der 1990er Jahre wird eine Vielzahl von Ressortverein-barungen abgeschlossen, bei denen die Abgabe von DTK-Da-ten wesentlicher Inhalt ist. Führend in der Nutzung ist dabei das Umweltressort. 2005 wird schließlich ein Geodatenvertrag mit den kommunalen Spitzenverbänden unterzeichnet, der allen Kommunen in Thüringen den de facto gebührenfreien Bezug von digitalen Daten, auch der DTK, zusichert. Dadurch erhält der Verbreitungs- und Nutzungsgrad der DTK einen entschei-denden Schub.

2004 wird das neue Rasterdatensystem »RasDaMan« einge-führt, Daten werden blattschnittfrei in 800  dpi Auflösung in Gauß-Krüger-Abbildung, 4. Streifen, abgelegt. Die Abgabe ent-spricht den Vorgaben des BKG, eine Abgabe in anderen Koordi-natenreferenzsystemen wie z. B. ETRS89/UTM ist möglich.

Im Januar 2007 geht der Online-Shop, ein elektronisches Inter-net-Bestellsystem für Produkte und Leistungen des Landesam-tes für Vermessung und Geoinformation, an den Start. Seitdem wird er hinsichtlich des Inhalts und der Funktionalität ausge-baut. Er ist 24 Stunden täglich sowie 7 Tage je Woche erreichbar und erfreut sich zunehmender Beliebtheit.

Im Laufe des Jahres 2007 wird das Kartenlager im Druckereige-bäude schrittweise in Betrieb genommen. Die Lagerbestände in Kellerarchiven können dadurch aufgelöst werden. Das Lager im Vertriebsbereich wird auf die operativ benötigten Karten- und Produktexemplare reduziert und dadurch übersichtlicher. Ende des Jahres wird das Rasterdatensystem »novaFACTORY« zur Nutzung freigegeben. Zunächst werden die Daten im Koor-dinatenreferenzsystem PD83/GK4 gehalten. Ab 2011 erfolgt die Datenhaltung im Koordinatenreferenzsystem ETRS89/UTM mit einer Auflösung von 508 dpi, dies entspricht dem Technischen Regelwerk der AdV.

Ab Mitte 2008 werden die DTK-Daten, aber auch eine Vielzahl weiterer darstellbarer Geo(basis)daten zum Anschauen im Internet und zum Ausdrucken jedermann zugänglich gemacht. Mit Freigabe des Systems »Geoproxy« können diese Daten im freien oder im autorisierten Zugriff von jedem internetfähigen PC aus erreicht werden.

An dieser Chronologie zur Entwicklung bei den Topographi-schen Kartenwerken wird in eindrucksvoller Art und Weise und beispielhaft deutlich, wie in den letzten 20 Jahren die digitale Welt Einzug in all unsere Fachbereiche gehalten hat. Neben der Absicherung des Grundbedarfs an analogen Erzeugnissen wird unsere Arbeit zweifellos darauf ausgerichtet sein, die Formen der Bereitstellung digitaler Daten von den aktuell noch über-wiegenden Offline-Verfahren in Richtung des Internetsektors weiter zu entwickeln.

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Zeitablauf der Strukturen zur Bildung und Änderung des Liegenschaftskatastersund der Landesvermessung in Thüringen ab 1990

2008

2011

2009

2010

2007

2006

2005

01.07.2003

14.10.1995

01.01.1997

bis 1989

01.04.2005

01.08.2004

01.05.1992

17.07.1991

01.07.1991

01.05.1991

01.07.1990

51°

11°

LK WEIMARERLAND

LKSCHMALKALDEN-

MEININGEN

UNSTRUT-HAINICH-KREIS

LK EICHSFELD KYFFHÄUSERKREIS

LK NORDHAUSEN

WARTBURG-KREIS

LK GOTHA

LK SÖMMERDA

SAALE-HOLZLAND-

KREIS

LKSONNEBERG

SAALE-ORLA-KREIS

LKSAALFELD-

RUDOLSTADT

LK HILDBURG-HAUSEN

LKALTENBURGER

LAND

LK GREIZILMKREIS

LF-WBS

ART

EF

J

WEESA

G

GTH

APD

ZR-TRPNSLF

SM

2011

Liegenschaftsdienst beim Rat des Bezirkes (Erfurt, Gera, Suhl) mit seinen Außenstellen in den Kreisstädten

Liegenschaftsdienste EF, G, SHL

Trennung von Kataster und Grundbuch(01.04.1991)Bildung der 35 Katasterämter in den Thüringer LandkreisenTIM oberste Behörde, TLVermA mittlere Behörde, KÄ untere Katasterbehörden

Katasterämter als Landesbetrieb

Bildung von 8 Katasterämtern mit Stützpunkten

TMBLV oberste Katasterbehörde

VEB Geodäsie und Kartographie Erfurt mit seinen Außenstellen in Gotha, Heibad Heiligenstadt, Mühl-hausen, Nordhausen, Sondershausen, Worbis, Halberstadt

Staatsunternehmen Geodäsie und Kartographie Erfurt

Einrichtung des Landes ThüringenGeodäsie und Kartographie

Thüringer Landesvermessungsamt (TLVermA)

Thüringer LandesverwaltungsamtAbt. Landesvermessungsamt

Thüringer Landesvermessungsamt (TLVermA)

Landesamt für Vermessung und Geoinformation(TLVermGeo); obere Katasterbehörde

Auflösung der Stützpunkte GRZ, LSZ, LBS, MGN, NH

Auflösung der Stützpunkte ABG, ARN, SRO, WE

Auflösung der Stützpunkte EIS, HBN, J

Auflösung der Stützpunkte ESA, G, HIG, MHL, RU,SDH, SON, SHL, SLZ

Auflösung der Stützpunkte SCZ, SLN

Auflösung des Stützpunktes SÖM

Auflösung des Standortes NDH

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Lizenz zum Arbeiten – ATKIS®, DLM & Co.

Gabriela Lenz (im Foto links) und Ramona Kurstedt beantragten im April 1992 eine Dienstreise, um in Halle im dortigen Landes-vermessungsamt an einer dreiwöchigen Schulung über das Amtliche Topographisch–Kartographische Informationssystem (ATKIS®) teilzunehmen. Gemäß der Inhaltsübersicht sollten theoretische und technologische Grundlagen, Methoden der Objektbildung, Randanschlussverfahren und die Bearbeitung eines ganzen Kartenblattes vermittelt werden. Mitzubringen waren u. a. »Ordner ›Bearbeitungshinweise‹; 1 Hefter für Lehr-gangsmaterial; Farbstifte ›Stabilo‹; Radierstifte; kleines und gro-ßes Lineal; Folienstifte, Spitzer, Deckfolien ›Herculene‹; 2  Paß-stifte und Schreibmaterial«.

Seit 1989 existiert der ATKIS®-Objektartenkatalog der Arbeits-gemeinschaft der Vermessungsverwaltungen der Länder der Bundesrepublik Deutschland (AdV). Die AdV hatte zuvor meh-rere Jahre am ATKIS®-Konzept gearbeitet. In der DDR wird erst-mals im Februar 1989 in der »Information für Leitende Kader«, herausgegeben vom VEB Kombinat Geodäsie und Kartogra-phie, der 1988 in den »Nachrichten der Niedersächsischen Ver-messungs- und Katasterverwaltung« erschienene Artikel »Der Weg zum ›Amtlichen Topographisch-Kartographischen Infor-mationssystem (ATKIS)‹« vollständig veröffentlicht. Die zukünf-tige Chefin unserer beiden Ingenieurinnen, Frau Dr.  Steinich, kannte den Artikel aus Niedersachsen vermutlich und befür-wortete die Dienstreise. Der oberste Chef lehnt die dreiwöchige Fortbildung jedoch erst einmal ab. Nach intensiver Diskussion mit ihm kann die Fahrt schließlich angetreten werden. Es wird und ist eine Reise ins Ungewisse und eigentlich bis heute ein Abenteuer.

Bis Ende des Jahres werden entscheidende Weichen gestellt sein. Noch im November  1992 wird der Zuschlag an das kos-tengünstigste Angebot, ca. 1,8  Mio.  DM, zur Beschaffung der notwendigen Hardware für ATKIS® und die Photogrammetrie

erfolgen. Thüringen macht damit den ersten Schritt in Richtung digitale Photogrammetrie deutschlandweit. Damit ist das Thü-ringer 8-Monats-Kind ATKIS® aus der Taufe gehoben. Dass diese Fortbildungsreise, die man mit Buntstiften antrat, so eine Dyna-mik entwickeln sollte, verwundert bis heute.

»Wir hatten ein bisschen Erfahrung mit DOS sammeln können«, sagt Ramona Kurstedt, »Das war’s! Wir hatten keine PC’s. Wir kannten keine Software.«»Wir kannten den Trabi und stiegen Ende des Jahres auf den Mercedes um«, ergänzte Gabriela Lenz.

Ab Dezember  1992 sind es insgesamt 4  Kolleginnen im RB 350/2, die sich mit der Einführung von ATKIS® beschäftigen sollen. Die bestellte Software TIGRIS ist in der Lage, die Belan-ge des ATKIS® zu erfüllen. Im Januar und Februar 1993 ist man häufig im Landesrechenzentrum in Erfurt zu Gast. Dort verfüg-te man über eine sog. Workstation, um die zukünftige Software kennenzulernen. Ab März  1993 sind die Weichen gestellt, um im Landesvermessungsamt richtig loszulegen.

»Die hektischste Zeit war das Jahr 1992«, so Gabriela Lenz. »Ra-monas Sohn weinte z. B. ins Telefon: ›Ich will zwei Eltern haben.‹«»Wir hatten damals beide kleine Kinder und waren nach Halle noch auf vielen weiteren Dienstreisen«, erinnert sich Ramona Kurstedt. »Wir wurden sehr von den Kollegen in Hessen und Bayern unterstützt. Die Hessen richteten mit uns eine Pflege-stelle ATKIS® ein und stellten die Grundlagen für die Datenerfas-sung für uns zusammen.«»Sie schrieben für uns auch wichtige Prüfprogramme, da wir über das Know How noch nicht verfügten«, ergänzt Gabriela Lenz.

Gearbeitet wurde an großen Digitalisiertischen mit Doppelbild-schirmen, wo zur Ersterfassung die sog. MZK (Mehrfarbige Zu-sammenkopie) der DDR genau einzupassen und nach vorgege-benen Inhalten und Regeln, z. B. der ACD 12 Zeichenvorschrift, zu übernehmen war. Es mussten redaktionelle Hinweise für die

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Erstellung der Aufbaustufe  1 angefertigt werden. Die Daten-erhebung erfolgte zu 99  % durch Firmen, die nach erfolgter Ausschreibung Lose zugeteilt bekamen. Die Firmen benötigen genaue Anleitungen und redaktionelle Betreuung. Zunächst werden Verkehr und Gewässer erfasst, in einem zweiten Schritt dann Siedlungen, Vegetation und Gebiete unter Mitarbeit von Kolleginnen der Kartographie, die die sog. Wald- und Sied-lungsfolien herstellten.

1996 wird die Erfassung der Aufbaustufe 1 abgeschlossen. Aber neben den Vorbereitungen zur Erstellung des Digitalen Land-schaftsmodells Aufbaustufe 2 (DLM/2) kommen immer wieder neue Anforderungen hinzu. 1998 muss der gesamte Blatt-schnitt der Ausgabe Sicherheit (AS) an den bundesdeutschen Regelblattschnitt angepasst werden. 256 Dateien müssen neu strukturiert, zusammengefügt und zu 168 neuen Dateien auf-geteilt werden. Das ist nicht ohne aufwändige Randanpassun-gen möglich und kostet viel Zeit und Arbeitskraft. Dann kommt 1998 auch noch eine neue AdV-Vorgabe: Spitzenaktualität für den Objektbereich Verkehr, Windräder und Gebietseinheiten wird eingeführt, d. h. von der Erhebung vor Ort bis zur Übernah-me in den Datenbestand dürfen je nach Objektart nur 3, 6 oder 12 Monate vergangen sein.

Außerdem müssen die Ausschreibungen für die 2.  Aufbaustufe vorbereitet werden. Die Bundesländer, welche die gleiche Software nutzen, treffen sich zu Anwendertreffen, um einen Wissens- und Erfahrungsaustausch zu gewährleisten. Da die Bundeswehr die Soft-ware, die Thüringen eingeführt hat, ebenfalls nutzt, ist das Amt für Geoinformationswesen der Bundeswehr (AGeoBw) auch bei den Be-ratungen dabei. Durch die Zusammenarbeit entstehen natürlich wieder neue Anforderun-gen. Redaktionelle Harmonisierungen werden 1999 eingeführt und sind über die Arbeits-gruppen der AdV seither ständiger Begleiter. Der Abschluss einer Aufbaustufe (Beendigung der 2. Aufbaustufe  2003) geht immer Hand in Hand mit den Vorbereitungen für die nächste Aufbaustufe. 2004 beginnt Thüringen mit der Modellierung der 3.  Aufbaustufe. Die Model-lierung der zusätzlichen Objektarten bedeu-tete einen immensen Aufwand. Es soll 6 Jahre dauern, bis diese Hürde genommen ist. Im Fe-bruar 2009 ist es geschafft.

Zwischenzeitlich ging es um komplizierte fachliche Fragen, die diskutiert und entschie-den werden mussten. Umstrukturierungen im Amt, die Einführung der 17  Gebietstopogra-phen über einige Etappen und deren Ausbil-dung für das komplizierte Regelwerk beschäf-tigt uns bis heute. Zusammengefasst bleibt festzuhalten: von 1992 arbeitete man 17 Jahre an dem Aufbau des digitalen Landschafts-modells mit seinen drei Aufbaustufen. In den letzten zwei Jahren ergaben sich die ersten

Synergieeffekte. Jetzt kommt die Einführung des AAA-Modells. Die Daten werden neu modelliert und man weiß noch nicht ge-nau, welche Probleme insgesamt zu bewältigen sein werden. Es ist eine Rechnung mit vielen Unbekannten. Die Einführung des Amtlichen Topographisch-Kartographischen Informations-systems ist abgeschlossen und auch wieder nicht. Gerade wo sich eine Effektivitätssteigerung auch in der kartographischen Bearbeitung ergeben hätte, kommt das neue Datenmodell.

Ist die AAA-Einführung mit dem Beginn von ATKIS® vergleichbar? »Ja und nein«, meint Frau Lenz. »Wir haben in den 19  Jahren viel geschafft, z. B. wurde erstmals der 4-Jahres-Zyklus für das Basis-DLM erreicht. Unsere Daten liegen alle in einem digitalen Informationssystem vor und sind in der Grundaktualität höchs-tens vier Jahre alt. Vor 19 Jahren lagen die Geoinformationen analog vor und waren viel heterogener als heute. Jetzt müssen wir auch AAA bewältigen. Das wird nicht leicht werden und wir sind mehr denn je darauf angewiesen, dass alle an einem Strang ziehen und dieses Modell gemeinsam zum Laufen bringen.«

Etappen zur Erfassung von ATKIS® in Thüringen

Basis –

DLM

1B

asis –D

LM 2

Basis –

DLM

3

Zusatzmaterialanalog

Zusatzmaterialanalog

MaßnahmenInvestitionenSchulungen

AusschreibungenSupport vom HLVA

Zusatzmaterialdigital + analog

Digitales Orthophoto (DOP)

TK 10 (AS), MZK als Grundlage

Digitales Orthophoto (DOP)TOP-LO, Info-Folien, SN-Folien

Erfassung in zwei Etappen1992 – 1993 OB 3000 und 50001994 – 1995 OB 2000, 4000 und 7000

zusätzlich Waldfolien und Bebauungsfolien in Arbeitsgruppe erstellen lassenErfassungseinheit TK 25 (256 Dateien)ausschließliche Vergabe, 3. und 4. Streifen

MaßnahmenAktualisierung 25/1Erweiterung 25/2

BlattschnittänderungSupport durch BLVA

Blattschnittumstellung (168 Dateien)geometrische Korrektur mit DOPEinführung der Spitzenaktualitätausschließliche Vergabe, 3. und 4. StreifenUmstellung von UNIX auf Windows NTFührung von Entstehungsnachweisen

MaßnahmenAktualisierung 25/2Erweiterung 25/3SpitzenaktualitätStraßenschlüssel

AAA Maßnahmen

Migration der DatenTrans to ETRS 89

TIS, GT, Metadaten

EQK von AED-SICAD, DHK von IbRMigration des DLM nach 3A mit Transformationnach ETRS 89Nachmigration, Mergetool, Fortführung

Systemwechsel

Topographisches Informationssystem (TIS)neue ErfassungsoberflächeEinsatz von Gebietstopographenblattschnittfreie Datenbank (ELDB) Transformation in den 4. Meridianstreifeneigene Erfassung der Daten

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Dokumente der Zeit

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Anke Timmermann

10 Jahre Öffentlichkeitsarbeit im TLVermA und TLVermGeo

hilfsbereiter Ansprechpartner, was für die Kolleginnen in der »Howi 14« ebenso gilt wie heute für die MitarbeiterInnen des GIZ!

Für die Katasterämter koor-diniert Thomas Lagemann die Öffentlichkeitsarbeit, bis er 2002 die Leitung der Projektgruppe »Hausnum-mern« übernimmt und dann 2003 ins Thüringer Umweltministerium wech-selt. Außerdem ist er für die Erstellung von Faltblät-tern und Produktverzeich-nissen zuständig.

Die Homepage der TKVV wird durch Faltblätter und

ein einteiliges Produktverzeichnis ergänzt. 2002 wird dann das achtbändige Leistungsverzeichnis gedruckt, welches das ein-bändige Produktverzeichnis ablöst. Die 15 Faltblätter bildeten eine grundlegende erste Information für Bürgerinnen und Bür-ger zu den Arbeitsbereichen der TKVV. In einer AdV-Sitzung wird diese Einheitlichkeit ausdrücklich gelobt.

So wie jedes gedruckte Produkt schon veraltet ist, wenn es er-scheint, so kommt das Lob der AdV erst, als das Ende der »grü-nen Periode« bereits eingeleitet ist. Das Thüringer Innenminis-terium überträgt dem TLVermA die Betreuung der Homepage. Das Corporate Design der Landesregierung wird seit 2000 nach und nach im Freistaat eingeführt. Die Leitfarbe des jeweiligen Ministeriums sollte auch für den nachgeordneten Bereich gel-ten. Die Leitfarbe des Thüringer Innenministeriums ist Rot und dementsprechend werden die neuen Internetpräsentatio-nen für das TLVermA und für die Katasterbereiche konzipiert. In der Karwoche 2003 genehmigt Amtsleiter Manfred Bauer die Entwürfe für das Internet. Die Internetpräsentationen des TLVermA und der Thüringer Katasterämter werden anschlie-ßend freigeschaltet.

Als ich vor zehn Jahren im damaligen Landesvermessungsamt (TLVermA) meinen Dienst antrat, kannte ich zwar die Thüringer Medienlandschaft, aber weder das Katasterwesen geschweige denn die Landesvermessung. Nun hatte ich zum Glück bereits im Innenministerium die Erfahrung sammeln dürfen, dass man kein Jurist sein muss, um juristische Arbeitsfelder und Problem-stellungen zu kommunizieren. Es hatte sich sogar als Vorteil erwiesen, den Journalisten als »Nichtjurist« entgegenzutreten. Warum sollte das in der Vermessungsverwaltung nicht ebenso funktionieren? Ohne Furcht vor dem Genie des Dipl.-Ing. mach-te ich mich auf in den Erfurter Norden.

Zwei Aspekte waren für mich sehr hilfreich: Eine der ersten langfristigen Aufgaben war die Mitarbeit bei der Vorbereitung und Durchführung des zehnjährigen Bestehens des TLVermA im Juli 2001. Des Weiteren waren die Fußballleidenschaft und deren Folgen für Frank Fuchs, der damals in der Vermessungs-abteilung des Thüringer Innenministeriums arbeitet, ein Glück für mich: während sein Bein wieder zusammengewachsen war, hatte er im Krankenstand den ersten Internetauftritt der Thü-ringer Kataster- und Vermessungsverwaltung (TKVV) program-miert. Das Glossar dieser Homepage wurde meine Lieblingseite.

Zu den Aufgaben des Dezernats 64 im TLVermA gehören neben der Öffentlichkeitsarbeit auch Vertrieb und Marketing. Bis 2001 hat sich Hans-Jürgen Steinbrück in erster Linie um die Öffent-lichkeitsarbeit gekümmert und sehr intensiv und engagiert an der Erstellung und Verbreitung von Ausstellungen über Thürin-gen und die Vermessungsverwaltung gearbeitet. Vehement hat er sich für den Reprint der Feld-Originale und der Urmesstisch-blätter der preußischen Landesaufnahme in Thüringen1:25 000, die in der Staatsbibliothek zu Berlin aufbewahrt werden, durch das Landesvermessungsamt eingesetzt. Bis heute sind diese historischen Kartenausgaben mit jeweils ca. 120  Kartenblät-tern gut nachgefragte Produkte. Hans-Jürgen Steinbrück leitet ab 2001 das Sachgebiet 642 und ist ein sehr kompetenter und

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Neben dem Plakatwettbewerb 2001 werden weitere Wettbe-werbe ausgelobt. Am Logowettbewerb aus dem Jahr 2005 be-steht reges Interesse. Ein Fotowettbewerb zur Ausgestaltung des Kalenders 2009 scheitert, weil nur 5 Kolleginnen und Kolle-gen Beiträge einreichen.

Die klassische Öffentlichkeitsarbeit richtet sich an Journalisten und Bürgerinnen und Bürger. Neben Pressemitteilungen und Pressekon-ferenzen sind es ›Tage der offenen Tür‹ unseres Hauses, die Teilnahme an ›Tagen der offenen Tür‹ anderer, z.  B. des Thüringer Landtages, und die Internetpflege, die einen großen Bereich der Arbeit der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit ausmachen. Dazu kommt die Teilnahme an Mes-sen und weiteren Veranstaltungen, bei denen sich das Amt mit seinen Produkten präsentieren kann. Im-mer wieder werden aber auch Be-

suchergruppen aus nah und fern im TLVermGeo begrüßt. Diese bestehen aus Schülern, Studenten oder Fachkollegen. Wolf-gang Conrad, der als Nachfolger von Hans-Jürgen Steinbrück seit September 2003 im Dezernat 64 arbeitet, hat einige Fotos aus diesem Arbeitsbereich zusammengestellt.

Wolfgang Conrad ist der »Haus-Designer« des TLVermGeo. Als das TLVermA 2004 zum neu gegründeten Ministerium für Bau und Verkehr kommt, erstellt er die drei neuen Produktverzeich-nisse und alle anderen Broschüren der »curryfarbigen Periode« sowie das Faltblatt und die Flyer. Er hat auch sämtliche Aus-stellungstafeln für unsere Präsentationsstände, z. B. des GIS-Fo-rums, und vielfältige Darstellungen am Erfurter Standort sowie in den Katasterbereichen gestaltet. Und hier heißt gestalten nicht nur zuordnen, sondern auch schneiden, kleben, bohren, nähen, basteln und tüfteln!

Was könnte besser laufen? Die Erwartungshaltung der Kollegen und Kolleginnen ist manchmal sehr groß, obwohl deren eigene Kommunikationsbereitschaft gar nicht so groß ist. Wenn der Weihnachtsgruß der Amtsleitung nur 358mal abgerufen wird,

also weniger als die Hälfte der Kolleginnen und Kollegen ihn lesen, passt dies nicht zu der fordernden Haltung, die häufig zu erkennen ist. Natürlich weiß ich, dass ich persönlich mit Erfurt als Wohn- und Arbeitsort ideale Bedingungen habe und dass viele Kolleginnen und Kollegen lange Fahrwege zu bewältigen haben. Dennoch passen manchmal Anspruch und eigenes Han-deln nicht zusammen. Leider ist manchmal auch das Interesse an allem, was jenseits des eigenen Arbeitsbereiches liegt, sehr gering. Wann haben Sie das letzte Mal auf unsere Internetseite geschaut? Wann haben Sie sich einmal mit einer Idee für den ISTL oder einem Themenvorschlag für das TKVV-Mitteilungs-blatt an die Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit gewandt? Seit der Neugestaltung des Mitteilungsheftes ist der Redaktion nur ein-mal ein ausführlicher Fachbeitrag angeboten worden. Dabei gilt auch hier, dass es für alle Mitarbeiter wichtig ist zu erfahren, welche wichtigen Arbeitsaufgaben bewältigt wurden. Generell wünsche ich mir mehr Informationen an die Stabsstelle mit Hinweisen zu einem erreichten Arbeitsstand und der Frage: Wie kann man das bekannt machen?

Ein herzlicher Dank muss an dieser Stelle aber auch an die Mit-arbeiterinnen und Mitarbeiter gehen, die unser Amt auf Aus-stellungen und anderen Präsentationen vertreten. Dass es Spaß macht, die eigene Arbeit der Öffentlichkeit vorzustellen, haben bereits viele von Ihnen erlebt. Es wäre sehr schön, wenn wir ge-meinsam das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken könnten. Das gilt natürlich auch für die Zusammenarbeit mit den Kolle-ginnen und Kollegen im Ministerium.

Die alte Frage, was zuerst da war: das Huhn oder das Ei, wurde vor gut 10 Jahren nicht entschieden. Man feierte 10 Jahre TKVV und 10 Jahre TLVermA mit einem ›Tag der offenen Tür‹ im No-vember 2000 und einem ›Tag der offenen Tür 2001‹. In diesem Jahr findet der Thüringentag in Gotha vom 8. bis 10. Juli statt. So ergibt sich die günstige Situation, dass wir im Katasterbe-reich Gotha mit einem ›Tag der offenen Tür‹ am 9. Juli 2011 auch an die 20  Jahre Kataster und Landesvermessung im Freistaat Thüringen erinnern können. In fünf oder zehn Jahren sollten wir daraus wieder eine gemeinsame Festveranstaltung im Som-mer machen. Ein Kollege des TMBLV hat dazu einmal treffend formuliert: »Man feiert eher die Geburt eines Kindes als seine Zeugung.«

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Thüringentag in Saalfeld am 01.10.99

Ausstellung auf der Landesgartenschau am 01.08.2000 in Pößneck

Festansprache anlässlich 10 Jahre TLVermA am 13.07.2001

Tag der offenen Tür am 13.07.2001 in Erfurt

TLVermA-Ausstellung im KA Pößneck im Jahr 2000

Tag der offenen Tür des TLVermA am 13.07.2001

Stand auf der INTERGEO am 18.09.2001 in Köln

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Pressekonferenz am 12.11.2001 im TLVermA

Thüringentag in Erfurt am 03.10.2004

GirlsDay in Gotha am 27.03.2005

Vorbereitungen des MDR-Beitrages zur Anwendung der CDTop50 / PDA am 04.07.2006

Restaurierung des Lapidarium im Juni 2001

Studenten der FSU Jena am 08.05.2008 in Erfurt

Pressekonferenz in der Staatskanzlei zum Geoproxy am 08.07.2008

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Informationsveranstaltung für Thüringer Pressestellen am18.02.2009

Festlegung des Mittelpunktes Thüringen bei Rockhausen am 17.08.2008

Das TLVermGeo zum Tag der offenen Tür im Landtag am 08.06.2007

Schüler-Info-Veranstaltung im TLVermGeo am 16.08.2008

Pressekonferenz zur zmk100 am 21.04.2009

Fachdelegation auch China im TLVermGeo am 26.05.2009

Presse-Interview zu BORIS-TH am 09.06.2009

Pressekonferenz in der Staatskanzlei zu BORIS-TH am 02.02.2010

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Besuch von Waldorf-Schülern am 03.05.2010 im TLVermGeo

Eröffnung der Landesgrenzenausstellung des TLVermGeo in Probstzella am 31.03.2011

Luftbildausstellung im Thüringer Innenministerium im Mai 2010

Information für den MDR zum Thema Passpunktbestimmung am 17.02.2011

GIS-Forum am 08.11.2009 in Erfurt

Pressekonferenz zur TK50 W im LRA Sömmerda am 01.03.2010

Thüringer Immobilientag am 03.11.2010

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Wolfgang Conrad20 Jahre Fundus

bringen, die heute nicht mehr Bestandteil unserer täglichen Arbeit sind. In den letzten 20 Jahren wurden im Vermessungs- und Verwaltungsapparat der »TKVV« Investitionen getätigt, deren Gesamtsumme sicherlich mehrstellige Millionenbeträge umfasst. Was wurde aber aus den Dingen, die entweder tech-nisch defekt, materiell verschlissen oder technologisch über-holt sind? Gerade im Vermessungs- und Kartenwesen wurden durch die Umstellung auf neue digitale Technologien Gegen-stände ausgesondert und auch entsorgt, die ihren »Altersren-tenbeginn« durch »fristgemäße Kündigung« oder »vorzeitigen Ruhestand« ersetzen mussten. Es betrifft also nicht nur den Mitarbeiter.

Der Fundus des TLVermGeo wurde nach der Wende offiziell so genannt und hat seitdem einen festen Platz im Bereich Öffent-lichkeitsarbeit, wenn auch die Barcodeaufkleber zur Inventari-sierung aus dem Bereich D11 kommen. Als ich 1995 von Gotha nach Erfurt kam, stapelten sich im Keller des Schmidtstedter Ufers  7 schon eine Menge Instrumentenkisten. Hans-Jürgen Steinbrück hatte bereits als Leiter der Kartografie-Ausbildung

Der Fundus(lat. Grundstock, Bestand) ist eine Sammlung von Gegenständen (Kulissen, Requisiten und Kostüme), die für die Realisierung von Aufführungen oder Ausstellungen der darstellenden Kunst benö-tigt werden. Im übertragenen Sinne bezeichnet man auch deren Aufbewahrungsraum als Fundus.

TheaterFür Aufführungen auf Bühnen (Theater, Musiktheater) werden stil-genaue Requisiten aus der Epoche benötigt, in der die Aufführung spielt. Der Requisiteur greift dafür zunächst auf den Bestand an Re-quisiten aus früheren Produktionen zurück, die im eigenen Thea-terfundus wohlgeordnet nach Zeiträumen und/oder Themenkrei-sen eingelagert sind.

FilmJede größere Filmgesellschaft besitzt einen eigenen Fundus an großen Requisiten wie Fahrzeuge, Einrichtungen oder Bauteile. Eine große Kostümsammlung gehört ebenso zum Fundus eines Filmateliers wie Waffenimitationen jeder Art. Kleinrequisiten hin-gegen werden oft von Theatern ausgeliehen. Einige kommerzielle Fundus haben sich spezialisiert und verleihen zum Beispiel seltene Automobile, historische Flugzeuge oder Schiffe.

MuseumIm Fundus eines Museums werden die derzeit nicht ausgestellten Objekte eingelagert und sind damit der Allgemeinheit nicht zu-gänglich. Bei Sonder- und Themenausstellungen gelangen sie dann in die Ausstellungsräume oder werden auch für einen be-stimmten Zeitraum an andere Museen oder Wanderausstellungen ausgeliehen.

KostenAnlage und Unterhaltung eines Fundus verursachen Kosten für Lagerhaltung (Miete, Energie), Pflege (Reinigung, Reparatur) und Verwaltung (Personal, Katalogisierung). Um diese Kosten zu min-dern, werden Teile des Fundus vermietet oder veräußert.

VerkaufIn der Natur eines Fundus liegt es, dass er durch ständige Neuzu-gänge immer größer wird. Wenn eine räumliche Erweiterung nicht möglich ist, bleibt neben der Auslagerung in ortsfremde Gebäude nur der Verkauf eines Teils der Sammlung. Dies geschieht in der Re-gel durch Auktionen.

Umgangssprachlich werden alle selten benutzten Gegenstände des Hausrats oder der Arbeitsmittel, die irgendwo verstaut sind, oft etwas abwertend als Fundus bezeichnet.

Wozu nun diese Begriffsbestimmungen aus »wikipedia«? Die-ser Beitrag möchte sich eingliedern in das Schwerpunktthema »20  Jahre Kataster und Landesvermessung«. Denn bei einer Rückschau ist es unerlässlich, auch die Dinge in Erinnerung zu

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in Gotha viel kartografisches »Handwerkszeug« gesammelt, welches seit Jahren seinen Platz in den Vitrinen im »Kartenver-trieb« hat. Die Kundschaft hat diese historischen Gerätschaften stets aufmerksam betrachtet. Seit einem halben Jahr können wir auch auf vier Vitrinen im 2. OG des »Haupthauses« in der Ho-henwindenstraße 13 a verweisen, welche ältere Gerätschaften aus der Vermessung und auch der Datenverarbeitung der letz-ten 30 Jahre dokumentieren. Gerade hier vollzieht sich täglich ein Wandel, den jeder persönlich erfährt: heute gekauft – schon gibt es morgen etwas Neues.

Nun zurück zu den Anfängen des Sammeleifers. Bis zu den Strukturänderungen lagerten in den 35  Katasterämtern die Winkelprismen, Messbänder, Fluchtstangen, Feldbuchrahmen, Schnurlote u. Ä. vor Ort. Wurde jedoch der Standort aufgelöst und die Menge von Gegenständen nicht mehr benötigt, so stellte sich die Frage, was mit den nicht mehr benötigten Din-gen werden sollte. Zum Glück hatte es sich herumgesprochen, dass es in Erfurt einen Fundus gibt, der die ausgedienten Gerät-schaften aufnimmt. Einen Dank möchte ich an dieser Stelle al-len Kolleginnen und Kollegen aussprechen, welche aus berufli-chem Ethos oder Interesse am Erhalt historischer Gegenstände bei den »Entrümpelungen« an die Sammelstelle dachten und denken. Das betrifft nicht nur verrostete Zählernadeln oder elektrische Leitungs-Suchgeräte, deren Batterien – weil verges-sen zu entfernen – längst ausgelaufen sind. Auch Warnjacken aus weißem Stoff oder »Ratio-Mittel« zur Kranbahnabsteckung, Signalscheinwerfer aus der »alten Trig« oder eine Holzkiste mit einem Pantographen aus der Zeit vor 1900 (!) konnten gerettet werden.

Mit der Gründung des TLVermGeo und dem Zusammenschluss bzw. der Auflösung der Katasterämter 2005 erhöhte sich der Bestand des Fundus merklich. Ein großer Lagerraum im Gebäu-de der Druckerei des TLVermGeo und die restlichen Regalteile aus den Kellerräumen der »Howi 14« bilden nun den Sammel-ort. Die Inventarliste beinhaltet mittlerweile mehrere hundert Gegenstände, wobei hier die kartografischen Instrumente nur als Ganzes gezählt sind. Wert wird natürlich darauf gelegt, den Inhalt der Instrumente und Geräte vollständig zu übernehmen. Bei den optischen Vermessungsinstrumenten sind einige Be-dienungsanleitungen noch vorhanden, was der Folgegenera-tion bei Bedarf evtl. nützlich sein kann. Es kam auch schon eine Anfrage vom MDR, welcher für eine filmische Dokumentation ältere Vermessungsinstrumente suchte. Allerdings konnten wir nur mit einem Feldtisch aus den 50er Jahren helfen. Zugehörige Holzstative waren »zu frisch«.

Im Jahr 2007 wurde der Fuhrpark in der Erfurter Salzstraße auf-gelöst und es war eine interessante Aufgabe, die dort unterge-brachten Gerätschaften aus dem Bereich Landesvermessung (aus vier Jahrzehnten) aufzuteilen in »brauchbar«, »Fundus« und »bloß weg damit«. Das Problem bestand darin, den Schmutz vor Ort zu lassen. Die schweren Arbeitswerkzeuge wie z. B. Brech-eisen und Hacken oder Kiloware Vermarkungsmaterial, welches heute schon aus DIN-Vorschriften-Gründen nicht mehr ver-wendet wird, mussten entsorgt werden. Wenn es heute heißt: »Alles rund ums Auto«, so war das damalige Thema: »Alles rund um den TP«. Dazu gehörte z. B. auch ein Holzkasten mit einer

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schrott, der wird ordentlich gesammelt und dann entsorgt. Gleichzeitig bekommt man aber auch Gewissensbisse, denn es gibt Gegenstände, die liegen in mehrfacher Anzahl vor einem und man muss sich entscheiden, maximal zwei Stück davon zu übernehmen. Die anderen müssen gehen. Genauso war es auch bei den kartografischen Gerätschaften, bei denen vorher festgelegt wurde, von jeder Spezies zehn Stück aufzuheben. Dank der Unterstützung »älterer« Kollegen wurden die Kästen im Vorhinein auf Vollzähligkeit und Typenreinheit (»maßstabs-gerecht«) überprüft und ergänzt.

Zeitschaltuhr, die in ihrem aktiven Leben die Aufgabe hatte, bei nächtlicher Beobachtung mit Theodolit den Signalscheinwerfer auf einem anderen TP ein- und auszuschalten. So etwas kann man wahrlich nicht wegwerfen, oder?

Wie oben schon erwähnt, sammeln sich seit zwanzig Jahren auch elektronische Teile an. Sensibilisierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rufen an und fragen, ob ich an dem einen oder anderen Teil für den Fundus interessiert bin. Natürlich bin ich. Vom einfachen Taschenrechner »Minirex 75« aus Mühlhäuser Produktuionszeit, dem ersten »Taschen-PC« »geoprom« mit Steckkarte, dem »1715«, dem »1835« bis hin zum Mini-Server, wobei auch die dazugehörigen Monitore nicht entsorgt wer-den. Allerdings ist der Fundus keine Vorstufe für Elektronik-

»An den Großherzogl. Geometer Herrn Hohmann zu Jena Hohe Straße 3. 1 Treppe«

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Was noch so alles bei den Kollegen im und am Schrank steht ...

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Wolfgang Conrad20 Jahre Monatskalender der TKVV

»Kinder - wie die Zeit vergeht« ist eines der Sprichwörter, wel-che den Menschen an die Vergangenheit erinnern. Kaum sind die Feiertage an Weihnachten vorüber und das Jahr hat mit guten Vorsätzen begonnen, schon werden die Brückentage im Arbeitskalender mit den Urlaubswünschen kombiniert. Die Temperaturen lassen die Winterjacke zuhause, der Garten wird bepflanzt und das Zweirad aktiviert. Der Arbeitsplaner in Form eines austauschbaren Wochenkalenders hat sogar ein paar Symbole für die Schulferien, damit die Pendler zum Arbeitsplatz wissen, wann es etwas ruhiger wird auf den Straßen ...

Seit 1992 gibt es ihn, den Monatskalender für die Beschäftig-ten der TKVV. Anfangs in mühseliger Kleinarbeit zusammen-gestellt, nunmehr digital für den Druck in einer Auflage von 1700 Stück vorbereitet, verrichtet er sein Dasein als Merkhilfe in jedem Arbeitsraum. Er hat seinen festen Platz in den Druck-erzeugnissen der TKVV gefunden und besitzt stets einen fach-lichen Bezug. So ist es an der Zeit, die Titelblätter noch einmal zu präsentieren.

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Die Vorbereitungen für den Monatskalender des Folgejahres beginnen bereits spätestens Februar. Dazu muss zuerst ein Thema gefunden werden, welches fachbezogen, technisch machbar und in seinem Inhalt noch nicht vorhanden war. Nach zwanzig Jahren nicht so einfach, denn z.  B. Luftbilder wur-den bereits mehrfach vorgestellt. Der Fachbezug ist ebenfalls grafisch nicht immer leicht zu machen, denn die Palette z.  B. an Karten im TLVermGeo ist zwar groß, jedoch für diejenigen, welche damit täglich zu tun haben und ihre Produkte an den Zimmerwänden präsentieren, keine wirkliche Abwechselung. Urmesstischblätter sind in ihrer Art sehr interessant, aber über 130 Stück für Thüringen schlecht auf zwölf Monate verteilbar. Da freut es den Vermesser, auch einmal wirklich historische Ins-trumente 2009 vorstellen zu können!

Hat man also ein Thema, dann kommt das Sammeln an Informa-tionen, wobei das Internet gute Dienste leistet - vorausgesetzt, es werden die Urheberrechte an Bild und Wort nicht verletzt. So ging es der Redaktion 2010, als Sagentexte verwendet werden

?

sollten und erst ein Buch aus dem Jahr 1927 die Urhebernach-weis-Sperrfrist von 70 Jahren überschritt.

Was gibt es sonst noch? Die Einhaltung der Orthografie, richti-ges Datum in entsprechender Farbe und der Dank an die Mit-arbeiter in der Druckerei bei der Herstellung des Kalenders, denn Ringbinden ist eine kräftezehrende manuelle Tätigkeit. Übrigens: Ärgerlich, wenn man eine vermessungstechnische Formel verwendet, die im Fachbuch falsch angegeben ist. Sorry.

Bemerkung am Rande:Bei der Verwendung von Beiträgen zum TKVV-Mitteilungsheft (»Durchgeblättert«, »Rezensionen«) gilt ebenfalls das Einholen der Veröffentlichungsgenehmigung beim jeweiligen Verlag bzw. Autor. Darum bin ich bestebt, Fotos selbst zu »machen« und die Bildrechte verbleiben beim TLVermGeo. Fotos von Ver-anstaltungen mit kleinen Personengruppen dürfen nur veröf-fentlicht werden, wenn die Erlaubnis der abgebildeten Perso-nen (zum Glück auch mündlich) vorliegt.

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Rückblicke & Ausblicke

Die Ruhe trügt - noch 50 Minuten bis zur Öffnung der Messetore

Immer ein interessantes Lockmittel: die Rot-Grün-Brille für das Anaglyphenbild,generiert aus Daten der CD Top50

Dr. Werner Haupt, Leiter des GeoSN, beim Standbesuch am Samstagim Gespräch mit Ariane Roth, Mitarbeiterin des TLVermGeo

Der Gemeinschaftsstand kurz vor Öffnung der Messe

Leipziger Buchmesse 2011

Alle Jahre wieder - so könnte man die Teilnahme der drei Lan-desvermessungsbehörden von Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen bezeichnen. Vom 17.-20.  März waren sie wieder mit einem Gemeinschaftsstand in Halle 3, Stand F103 (schon Legende) vertreten, um neue Produkte vorzustellen. Das TLVermGeo hatte seine Übersichtskarte 1:250  000 mit dem Titel »Geologische Besonderheiten in Thüringen«, der Staats-betrieb für Geobasisinformation und Vermessung Sachsen (GeoSN) präsentierte seine zwei CDs unter dem Titel »TopMaps« mit historischen Messtischblättern 1:25  000 und Topographi-schen Karten 1:10 000 aus DDR-Zeiten und das Landesamt für Vermessung und Geoinformation Sachsen-Anhalt (LVermGeo) stellte seinen GeoViewer (in Thüringen: Geoproxy) vor. Zudem gab es einige Neuauflagen von Verwaltungs-Übersichtskarten und Freizeitkarten.

In den letzten Jahren wuchs die Besucherzahl so an, dass die Messe auf die fünf Hallen erweitert wurde. Unter der gemeinsa-men Überschrift »Geodaten analog und digital« versammelten sich wieder vielfältig Interessierte am Gemeinschaftsstand. Vor allem der Samstag war, sicher auch durch das gute Wetter be-dingt, sehr gut besucht. Leider haben die Standbetreuer keine Gelegenheit, sich auch einmal selbst auf der Leipziger Buch-messe umzuschauen. Da hatten es einige Kollegen aus dem TLVermGeo, die als Privatperson die Messe besuchten, schon einfacher. Nett, dass sie bei uns am Stand mal reinschauten.

Im Nachfolgenden ein paar Impressionen.

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Lesezeichen mit Luftbildmotiven oder Kartenausschnitten sind ein beliebtes »Mitnimmsel«

Der Drache auf dem Titel der Übersichtskarte »Porzellanland Thüringen 1:250 000«fand auf der Leipziger Buchmesse schnell seinesgleichen

Senioren auf dem Weg in das neue Computerzeitalter

Thüringens Innenminister Jörg Geibert informierte sich am Samstagam Gemeinschaftsstand der mitteldeutschen Länder

Zum zweiten Mal besuchte am 25.05.2011 eine Delegation der Stadtverwaltung Erbil (Nordirak) das Landesamt für Vermes-sung und Geoinformation. Ein mittelständisches Ingenieurbü-ro aus Erfurt erstellt für Erbil Luftbildvermessungen und einen Masterplan Abwasser und hatte die Kolleginnen und den Kol-legen eingeladen. Die Städteplaner stehen dort vor großen Herausforderungen, um mit dem rasanten Wachstum der Stadt Schritt zu halten. Besonderes Interesse zeigten die Besucher da-her an der Automatisierten Liegenschaftskarte (ALK) und deren Fortführung. Es wurde eine rege Fachdiskussion geführt. Die Kolleginnen nahmen interessiert auf, dass in Deutschland jedes Stück Land einen Eigentümer hat. Grund und Boden bieten im Irak immer wieder Anlass zu Auseinandersetzungen, da große Flächen »Niemandsland« sind. Der lückenlose Eigentümernach-weis des deutschen Liegenschaftskatasters beeindruckte die Gäste sehr.Ein Landsmann der Besucher (2. v. l.), welcher seit 2003 in Berlin als Bäcker tätig ist, war Dolmetscher. Er gab sich sichtlich Mühe, die Fachbegriffe inhaltlich richtig umzusetzen.

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20 Jahre Sektion Thüringen der DGfK

Fast auf den Tag genau 20 Jahre später wurde am 16. April 2011 der zwanzigste Jahrestag der Sektion Thüringen der Deutschen Gesellschaft für Kartographie (DGfK) im Gründungsort Gotha festlich begangen. Als Gäste konnten der Präsident der DGfK Herr Dr. Peter Aschenberner, der langjährige Vorsitzende und jetzige Ehrenpräsident der Sektion Hessen, Herr Dr. Werner-Francisco Bär, und der Vorsitzende des Landesvereins Thü-ringen des DVW Herr Michael Osterhold begrüßt werden. Im Grußwort erinnerte der Präsident der DGfK an seine schon aus dem Jahr 1990 herrührenden Kontakte mit den späteren Grün-dungsmitgliedern der Sektion (siehe auch Aufsatz von R. Jahn und P.  Aschenberner in Heft 6/2010 der KN). Ein besonderer Gruß galt dem Vorsitzenden des Landesvereins Thüringen des DVW, der mit seiner Anwesenheit insbesondere auch die Ver-bundenheit von Kartographie und Geodäsie herausstellen wollte. Dr. W.-F. Bär erinnerte an die Patenschaft zwischen den Sektionen Hessen und Thüringen während seiner Amtszeit. Vie-le damals geknüpfte Kontakte haben sich im Laufe der Jahre zu Freundschaften gefestigt.

In Anwesenheit von fast zwei Dritteln der Mitglieder beschrieb der Sektionsleiter Peter Roland den Weg von der Gründung der Sektion bis zur Jetztzeit. Er dankte in seinem Rückblick auf die 20 Jahre der Sektion besonders Rainer Jahn, dem Gründer der Sektion, für seinen Einsatz in den ersten außerordentlich schwierigen Jahren. Damals belastete vor allem die Unsicher-heit im beruflichen Bereich die Kollegen sehr. Wann wird ein Landesvermessungsamt gebildet? Werde ich übernommen? Werde ich versetzt und muss eine andere Aufgabe überneh-men? Fragen, die die Kartographen in dieser Zeit bewegten. Nicht nur im behördlichen, sondern auch im gewerblichen Be-reich gab es viele negative Entwicklungen. Insbesondere war das Wegbrechen des traditionsreichen und weltbekannten Ver-lagshauses Perthes (VEB Herrmann Haack) zu befürchten. Nach einer etwas turbulenten Entwicklung ist das ehemalige Verlags-haus Perthes nun in den Klett-Verlag eingegliedert worden. Da-her war es umso positiver, dass sich in dieser schweren Zeit die Kartographen Thüringens trotzdem zusammenschlossen, um den fachlichen Austausch zu pflegen.

Der Rückblick auf die vielfältigen Aktivitäten der Sektion wurde mit einer Fotopräsentation untermalt. Abschließend drückte Peter Roland aber auch seine Sorge wegen des ständig steigen-den Altersdurchschnitts in der Sektion aus und warb um Mit-arbeit in dem 2012 neu zu wählenden Vorstand.

Im zweiten Teil der Veranstaltung gab es die Premiere zweier historischer Filme mit kartographischen Inhalten: »Vom Bild zur Karte« (eine DEFA-Produktion) und die »Kartenherstellung im Topographischen Dienst Erfurt« - eine Eigenproduktion der Kollegen aus Thüringen. Beide Filme entstanden in den 50er Jahren. Die alten DEFA-Filmrollen wurden erst kürzlich bei Aufräumarbeiten in der Ausbildungsstätte entdeckt und mit finanzieller Unterstützung der Kommission Angewandte Karto-graphie der DGfK von einer Fachfirma digital aufbereitet. Der

45-minütige Film »Vom Bild zur Karte« zeigt ausführlich die alten kartographischen Techniken Kupferstich, Lithographie, kartographisches Zeichnen und die Schichtgravur auf Glas. Der zweite Film, vertont von Peter Roland, dokumentiert eindrucks-voll vor allem die in den 50er Jahren angewandte kartographi-sche Zeichentechnik inklusive reprotechnischer Arbeiten, wie z. B. das Herstellen von kaschiertem Zeichenkarton, Einsatz des Kopierrahmens und Druckplattenherstellung. Das 8 mm-Film-original wird von Herrn Hans-Jürgen Steinbrück verwahrt und wurde ebenfalls von der Fachfirma auf Kosten der Sektion digi-talisiert. Zwei wirklich hochinteressante Filmdokumente, die es so kein zweites Mal gibt, konnten ihre »digitale Uraufführung« erleben.

Das Jubiläum wurde am Nachmittag mit einer Stadtführung durch Gotha abgerundet. Alle waren sich einig, dass es eine sehr gelungene Veranstaltung war.

Peter Aschenberner Peter Roland

Hans-Jürgen Klein, Dr. Werner-Francisco Bär, Roland Hauptmann, Sylke Kaul,Frau Bär, Hubertus Kaul, Kurt Ziesing, Heidi Jahn, Ellen Seidel, Peter Roland, Ina Mirow,

Diana Heise, Carola Nicht, Hardy Nicht, Norbert Mirow, Rainer Jahn (v.l.n.r.)

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Nachgefragt

digkeiten eine weitgehende Einheitlichkeit erreicht wird, hat sich 1949 die Arbeitsgemeinschaft der Vermessungsverwaltungen der Länder der Bundesrepublik Deutschland – kurz AdV – gegründet. In der AdV ist neben den 16 Ländern übrigens auch der Bund mit drei Ministerien vertreten, nämlich dem Innenministerium, dem Verteidigungsministerium sowie dem für Verkehr, Bau und Stadt-entwicklung zuständigen Ministerium.

Die AdV ist der Innenministerkonferenz angegliedert und ihr Auf-gabenspektrum ist, wie gesagt, auf die Einheitlichkeit im Kataster- und Vermessungswesen ausgerichtet.

Können Sie das an einigen Beispielen deutlich machen?

Da könnte ich eine ganze Reihe an Beispielen nennen, aber ich werde mich hier auf die wichtigsten beschränken, zunächst einmal auf die klassischen Beispiele.

Wir haben ein in ganz Deutschland einheitliches Kartenwerk. Ob Sie nun eine TK25 aus Niedersachsen oder aus Sachsen verwen-den, die Karten sind im Blattschnitt, im Koordinatensystem, in der Farbgebung und in der Darstellung der Landschaftsobjekte im-mer gleich. Für die Nutzer dieser topographischen Karten ist das immens wichtig, denken Sie beispielsweise an Katastrophenfälle, bei denen schnell von unterschiedlichsten Helfern zum Teil lebens-wichtige Informationen gewonnen werden müssen.

Ein weiteres klassisches Gebiet ist die Grundlagenvermessung. Hier hat die AdV Empfehlungen für einheitliche Lage-, Höhen- und Schwerenetze gegeben, die in allen Bundesländern umgesetzt wurden. Immer eng am Puls der technischen Entwicklung hat die AdV die strategischen und konzeptionellen Grundlagen für den Sa-tellitenpositionierungsdienst SAPOS® geschaffen, der nunmehr die klassischen Festpunktfelder ablöst.

Auch auf dem Gebiet der Geobasisdaten kamen die wichtigen Im-pulse und Konzeptionen aus der AdV. Hier sind an erster Stelle si-cherlich die »Flaggschiffe« ALK und ATKIS® zu nennen. In neuerer Zeit sind diese dann durch die AdV weiter entwickelt worden zum sogenannten AAA.

Was die Bereitstellungskonditionen zu den Geobasisdaten betrifft, so hat die AdV hierzu eine Gebührenrichtlinie entwickelt, die nun sukzessive in den Ländern umgesetzt wird.

Wie groß ist der Einfluss der AdV auf die Arbeit der Kataster- und Vermessungsverwaltungen in den Ländern und auf die politisch Handelnden?

Ein häufig angeführtes Manko der AdV ist sicherlich, dass sie schlussendlich keine bindenden Vorgaben machen kann – wegen der Zuständigkeit der Länder – sondern nur Empfehlungen gibt. Gleichwohl denke ich, dass die AdV ganz erheblichen Einfluss auf die Arbeit der Kataster- und Vermessungsverwaltungen der Län-

Herr Püß, mit Beginn des Jahres 2010 haben Sie den stellver-tretenden AdV-Vorsitz übernommen, welche Aufgaben sind nun zusätzlich zu Ihrer Tätigkeit als Referatsleiter und stellv. Abteilungsleiter im TMBLV zu bewältigen?

Die Hauptaufgaben kommen erst auf mich zu, wenn ich in den Jahren 2012/2013 den AdV-Vorsitz übernehme. Aber auch als stell-vertretender AdV-Vorsitzender habe ich schon ein paar Aufgaben übernommen, so z.  B. die Leitung der AdV-BDVI-Eckwertekom-mission oder die Teilnahme am DeCOVER-Managementboard*. Daneben fallen dann noch die Sitzungen der Arbeitskreisleiter und natürlich auch die Vertretung des AdV-Vorsitzenden im Abwesen-heitsfall an. So durfte ich beispielsweise an einer Podiumsdiskus-sion zur hessischen ALKIS-Einführung auf der Cebit teilnehmen. Im Übrigen versuche ich aber schon jetzt – und das habe ich auch mit dem aktuellen AdV-Vorsitzenden, Herrn Draken, so vereinbart – einen möglichst tiefen Einblick in die Geschäfte des AdV-Vorsit-zenden zu bekommen, damit der Übergang im Amt reibungslos verläuft.

Die AdV ist ja für all diejenigen, die nicht direkt durch einen Arbeitskreis oder eine Projektgruppe mit ihr in Kontakt kom-men, eine sehr abstrakte und ferne Einrichtung. Was kann die AdV eigentlich bewegen?

Das Kataster- und Vermessungswesen ist in Deutschland ja Sache der Länder, das bedeutet, dass die Länder im Kataster- und Ver-messungswesen grundsätzlich frei entscheiden können, welche Aufgaben sie in welcher Form wahrgenommen, welche Produkte sie hergestellen und wie und zu welchen Konditionen die Produkte an die Nutzer bereitgestellt werden. Damit trotz der Länderzustän-

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der hat. Hierzu muss man sich nur einmal die großen Projekte an-schauen, die unsere Verwaltung umtreiben: Die Einführung des Koordinatenkatasters, die Umstellung auf das europaweit einheit-liche ETRS89, SAPOS®, Migration von ALK und ALB nach ALKIS® – um nur einige zu nennen – bauen direkt auf den AdV-Empfehlun-gen und -Konzeptionen auf.

Bei allem, was die AdV für ein einheitliches Kataster- und Vermes-sungswesen geleistet hat, so sind ihr der empfehlende Charakter ihrer Beschlüsse und die damit verbundenen Nachteile doch stets bewusst. Auch wenn weitgehende Einheitlichkeit bereits erreicht ist, so gibt es auch viele Dinge, die in den Mitgliedsverwaltungen unterschiedlich angegangen werden und zu Unterschieden in den Projekten führen. Gerade bei einer länderübergreifenden Nutzung von Geobasisdaten tritt dies offen zu Tage. Ich habe übrigens den Eindruck, dass das »Auseinanderdriften« der Vermessungsverwal-tungen in dem Maße zunimmt, wie die Konsolidierung der öffentli-chen Haushalte die Rahmenbedingungen setzt.

Um trotzdem eine höhere Verbindlichkeit der Beschlüsse zu er-zielen, haben im vergangenen Jahr die Länder eine Verwaltungs-vereinbarung abgeschlossen, mit der sie eine engere Zusam-menarbeit auf dem operativen Gebiet des Vermessungswesens bekunden. Diese Zusammenarbeit soll u. a. nach dem Prinzip »ei-nige für alle« das Qualitätsmanagement, die Geodatenbereitstel-lung sowie gemeinsame Entwicklungsprojekte betreffen. Hierzu ist ein Lenkungsausschuss Geobasis gebildet worden, dem die Chefs der oberen Vermessungsbehörden angehören. Zukünftig sollen die strategischen Entscheidungen durch das AdV-Plenum getroffen und die Umsetzung der strategischen Beschlüsse durch den Len-kungsausschuss Geobasis vorangetrieben werden.

Bezüglich Ihrer Frage nach dem Einfluss der AdV auf die politisch Handelnden möchte ich mich jetzt nicht zu sehr hinauslehnen. Ich habe es eben schon gesagt: In dem Umfang, wie die Konsolidie-rung der öffentlichen Haushalte die Rahmenbedingungen setzt, wird es vermutlich auch die Kataster- und Vermessungsverwal-tung schwerer haben, fachliche Notwendigkeiten durchzusetzen. In der Vergangenheit ist es uns zumeist gelungen, der Politik die wichtige Rolle der Kataster- und Vermessungsverwaltung, insbe-sondere auch der Geobasisdaten für die Entwicklung des Landes verständlich zu machen. Für die Zukunft wird es wichtig sein, die Kräfte zu bündeln, um schwerpunktmäßig bedeutsame Projekte durchzuführen.

Bei dem Diskussions- und Abstimmungsverhalten auf den AdV-Plenumstagungen, sieht man ja nur immer die mehr-heitlich einstimmig erzielten Ergebnisse. Wird da auch kon-trovers diskutiert insofern, als die Ländervertreter ihre eige-nen Interessen erst mal im Blick haben oder sehen da alle auf das große Ganze?

Ich kann Ihnen versichern, dass teilweise sehr kontrovers und mit-unter auch bis in die Nacht diskutiert wird. Dies mag Eigeninteres-sen geschuldet sein. Viel häufiger ist es aber so, dass der Blick auf das große Ganze schon von allen verfolgt wird, leider manchmal aus unterschiedlichen Blickrichtungen.

Noch eine Frage zum Schluss: Wo sehen Sie die Schwerpunk-te für den Zeitraum Ihres AdV-Vorsitzes?

Da gibt es eine ganze Reihe an Schwerpunkten. Zunächst sehe ich mich dem Nutzer der Geobasisdaten gegenüber verpflichtet; bei der Bereitstellung der Geobasisdaten, insbesondere über einheit-liche Geodatendienste besteht dringender Handlungsbedarf. Die Aufgaben des Lenkungsausschusses Geobasis möchte ich gerne vorantreiben mit dem Ziel, dass gemeinsam Aufgaben des Vertrie-bes, des Qualitätsmanagements und der Entwicklung angegan-gen werden, um die knapper werdenden Ressourcen zu schonen. Wichtig ist mir ebenfalls die Rolle der Vermessungsverwaltungen in der Geodateninfrastruktur Deutschland sowie eine gute Zusam-menarbeit mit dem Bund.

Die Fragen stellte Christine Gallander vom TMBLV.

* Leitungsgremium innerhalb des Verbundvorhabens DeCOVER, das Methoden zur Aktualisie-rung und Ertweiterung bestehendet Landbedeckungsinformationen entwickelt. Außerdem werden in DeCOVER angepasste Verfahren für den Informationsbedarf nationaler und interna-tionaler Fachbehörden erarbeitet (Anm. d. Red.).

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Rezensionen

Geschichte der Geodäsie in DeutschlandProf. (em.) Dr.-Ing. Wolfgang TorgeWalter de Gruyter GmbH & Co. KG, BerlinISBN 978-3-11-019056-4Preis: 128 EUR

Auf der Suche nach Büchern mit historischem Bezug auf die Vermessung in der Bibliothek des TLVermGeo hielt ich ein Buch in der Hand, dessen inhaltliche Darstellung sofort zum Lesen anregt. Das im Verlag »Walter de Gruyter (Berlin, New York)« im Jahr 2007 erschienene Buch wird durch den Autor folgender-weise beschrieben:

Die Geodäsie hat in den letzten fünfzig Jahren einen radikalen Umbruch erfahren, der durch den technologischen Fortschritt ausgelöst und von ihm bestimmt wurde. Modellbildung, Daten-erfassung, Datenverarbeitung und Darstellung der Ergebnisse ha-ben sich wesentlich verändert und zu einer weitgehenden Abkehr von den klassischen Methoden des Vermessungswesens geführt. Der heutige Wandel lässt sich durchaus mit der Umbruchszeit des 17.  und 18. Jahrhunderts vergleichen, in der nach einer rund 2000-jährigen Entwicklung eine »moderne« Geodäsie entstand. Der Autor hat den gegenwärtigen Umbruch seit den 1950er Jah-ren miterlebt und in Praxis und Wissenschaft auch mitgestalten können. Dabei wuchs auch sein Interesse an der Geschichte der Geodäsie, das bereits durch seinen Lehrer Professor Großmann geweckt worden war; es verstärkte sich in den vergangenen zehn Jahren anlässlich zahlreicher geodätischer Jubiläen. Die vorliegen-de »Geschichte der Geodäsie« soll die lange Entwicklung dieser al-ten Geo- und Ingenieurwissenschaft bis zu den Mitte des 20.  Jahr-hunderts einsetzenden Veränderungen zusammenfassen und sie in das gesellschaftliche Umfeld einbinden. Sie konzentriert sich auf die geodätischen Arbeiten und ihre Nutzungen in Deutschland, bei angemessener Berücksichtigung der von außen wirkenden Einflüsse.

Im nächsten Abschnitt heißt es:

Das Buch wendet sich an geschichtlich interessierte Studierende, Wissenschaftler und Praktiker des Vermessungs- und Geoinfor-mationswesens, der Kartographie und der Geowissenschaften, aber auch an wissenschaftshistorisch Interessierte. Es soll zum Ver-ständnis einer alten Erd- und Technikwissenschaft beitragen, die sich heute in einem grundlegenden Wandel befindet.

Das Buch gliedert sich in folgende Kapitel:

- Schaffung der Grundlagen: Altertum- Überlieferung und Weiterentwicklung: Mittelalter und frühe

Neuzeit- Umbruch des Weltbildes und neue Messmethoden: Grundla-

gen für eine moderne Geodäsie

- Neue Erdfigur und staatliche Landesaufnahme: Die Geodäsie entsteht

- Militärische Aufnahme und systematische Landesvermessung: Die Napoleonische Zeit

- Gradmessung und Landesvermessungen in den deutschen Ländern: Die Entstehung geodätischer Systeme bis zur Reichsgründung

- Organisierte internationale Zusammenarbeit: Der deutsche Beitrag

- Preußens Einfluss auf die Landesvermessung: Systematischer Aufbau und Qualitätssteigerung

- Vereinheitlichungsbestrebungen ab 1919: Auf dem Weg zu einem deutschen Vermessungswesen

- Elektronik und künstliche Erdsatelliten: Die radikale Verände-rung des Vermessungswesens in der zweiten Hälfe des 20. Jahrhunderts

Das Buch ist von Prof. Wolfgang Torge in einer sehr persönlichen Art geschrieben und am Ende seines Vorwortes erklärt er, dass dieses Werk ohne die von ihm genannten Personen so nicht hätte entstehen können – das große Verständnis seiner Frau stets inbegriffen. Auch über 300 Literaturangaben auf 25 Seiten zeugen von einem enormen Aufwand an wissenschaftlicher Kleinarbeit und 296 Abbildungen illustrieren die 380 Seiten auf sehr angenehme Weise. Im Kapitel 11 verweist Prof. Torge auf seine Abhandlungen bis zum Jahr 1945. Diese acht Seiten en-den mit den Worten:

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die technologische Entwicklung in den letzten 50 Jahren einen radikalen Umbruch in den klassischen Ansätzen der Geodäsie und des Vermessungswe-sens bewirkt hat. Die zukünftige Entwicklung wird sehr stark von der Integration der geodätischen Produkte in das interdisziplinäre »Monitoring« des Systems Erde bestimmt werden. Damit wird auch die mehrjahrtausendjährige Geschichte der Geodäsie sich in einem größeren thematischen und räumlichen Rahmen fortsetzen.

Schnell hat man sich an die Art der Textgliederung gewöhnt. Querverweise sind zwar notwendig, stören aber nicht das Le-sen. Lässt sich die Seite nicht durch eine kleine Abbildung auf-lockern, so hilft sich die Textgestaltung durch unterschiedliche Schriftgröße und –art selbst.

Ein wesentliches Augenmerk wird auf die Beschreibung von Personen gelegt. Kaum ein Ereignis aus der jahrtausendelan-gen Zeit der Arbeit der Erforschung der Erde ist nicht mit einem entsprechenden Wissenschaftler verbunden. Die Personen-daten sind in Klammern gesetzt, was eine schnelle Zeitzuord-nung ermöglicht.

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Ein großer Teil der Geschichte der Vermessung gilt der »Grad-messung und Landesvermessungen in den deutschen Ländern: Die Entstehung geodätischer Systeme bis zur Reichsgründung«. In sechs Unterabschnitten geht der Autor sehr detailliert auf die Landesvermessung im deutschsprachigen Raum ein. Auszü-ge von Schriftwechseln, Übersichten von Dreiecksnetzen und Katenausschnitte der Ergebnisse durchgeführter Landesver-messungen sind gut verteilt und animieren zum Weiterlesen. Interessant sind auch die Fotos von Vermessungsinstrumenten.

Eine Anzahl von Kolleginnen und Kollegen in unserem Amt ha-ben ihr Studium an der Universität in Hannover absolviert. Ih-nen wird Prof. Wolfgang Torge noch in Erinnerung sein. Wer also vom ehemaligen Professor wieder etwas lesen möchte, sollte auf das Buch zurückgreifen. Im Nachfolgenden ein paar kleine Beispiele, welche nicht das Lesen des Buches ersetzen sollen. Ein Dank an dieser Stelle an den Verlag Walter de Gruyter für die Genehmigung zur Veröffentlichung der Buchauszüge.

Wolfgang Conrad

Ein paar Daten zur Person Wolfgang Torge

• 1931 in Sachsen geboren• 1951-1955 Studium des Vermessungswesens an der Leibniz-

Universität Hannover• 1966 Promotion zum Dr.-Ing.• 1969 Berufung zum Hochschulprofessor• Ordinarius für Theoretische Geodäsie am Institut für Erdmes-

sung (IFE) der TU Hannover• ab 1975 Veröffentlichung verschiedener Lehrbücher• IAG Honorary President; Träger der Helmert-Gedenkmünze in

Gold des Deutschen Vereins für Vermessungswesen• seit 1969 Mitglied der deutschen Geodätischen Kommission

bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften• 1971-2002 Schriftleiter »Zeitschrift für Vermessungswesen

(ZfV)«• 1991-1995 Präsident der Internationalen Assoziation für

Geodäsie (IAG)• seit 1997 Vorsitzender des Kuratoriums »Förderkreis Vermes-

sungstechnisches Museum Dortmund e.V.«

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Warum es himmelblaue und tiefblaue Augen gibt

Forscher entdecken drei Gene, die für die individuellen Nuan-cen bei der Augenfarbe mitverantwortlich sind.

Früher war die Sache mit den Augenfarben – zumindest aus wissenschaftlicher Sicht – ganz einfach: Es gab blaue und brau-ne Augen sowie ein paar Übergangsfarben, vor allem grün und grau. Der Unterschied, so die damals herrschende Lehr-meinung, besteht lediglich in den unterschiedlichen Mengen eines einzigen Farbstoffs, des Pigments Melanin, in der Iris des Auges. Viel Melanin heißt braune Augen, wenig blaue, und alles dazwischen bringt die anderen Farben hervor. Doch mittler-weile zeigt sich: Ganz so einfach ist es nicht, denn auch andere Faktoren spielen wesentliche Rollen. Folglich muss auch das Ensemble der genetischen Hauptdarsteller bei der Prägung der Augenfarbe größer sein als angenommen und hinzu kommt noch eine ganze Reihe Nebendarsteller und Statisten. Drei die-ser Mitspieler konnten Forscher jetzt identifizieren.

Als entscheidend für die Augenfarbe gilt seit jeher die vor-derste Schicht der Iris, das sogenannte Stroma. Denn während das dahinter liegende Pigmentepithel bei allen Menschen un-abhängig von der Augenfarbe etwa gleich aufgebaut ist, ent-hält das Stroma unterschiedlich viele Pigmente. Die lange Zeit gängige Vorstellung war daher ebenso einfach wie logisch: Sind im Stroma viele schwarz-braune Melanin-Teilchen eingelagert, erscheinen die Augen braun. Sind es nur wenige, entstehen grüne Augen, fehlen sie ganz, schimmert das Pigmentepithel blau durch.

Doch was ist mit wasserhell, himmelblau, milchigblau, veilchen-blau, steingrau, dunkelgrau, hellgrün, smaragdgrün, bernstein-, karamell-, gold- oder haselnussfarben, mit schokobraun, stahl-grau oder schwarz? Wie entstehen diese und die unzähligen anderen Farbtöne, die in menschlichen Augen zu finden sind? Diese Frage beschäftigt Wissenschaftler bereits seit geraumer Zeit. Klar ist mittlerweile, dass es nicht nur die Melanin-Men-ge ist, die die Augenfarbe prägt. Wichtig ist auch, um welche Melanin-Variante es sich handelt – das bräunlich-schwarze Eumelanin oder das rötlich-gelbe Phäomelanin – und wo die Pigmentteilchen genau sitzen.

Auch die Struktur der Iris ist immens wichtig. Denn blaue Au-gen sind mitnichten deswegen blau, weil das Pigmentepithel durchschimmert. Das Licht wird vielmehr an den nahezu farblo-sen Kollagenfasern der oberen Irisschichten gestreut und dabei wird das kurzwellige blaue Licht zurück zur Oberfläche reflek-tiert. Welchen Blauton man im Endeffekt sieht, hängt dabei von der Stärke und auch der Dichte der Iris sowie von der Anzahl und Dicke der Kollagenfasern ab.

Schon allein dieses Beispiel zeigt: Auch die Genetik hinter den Augenfarben muss komplizierter sein als lange angenommen.

Denn die vielen unterschiedlichen Augenfarben können un-möglich das Werk eines einzelnen Augenfarben-Gens sein, wie in den Anfängen der Genetik Ende des 19. Jahrhunderts noch vermutet wurde. Es muss sich bei der Augenfarbe vielmehr um ein kompliziertes Zusammenspiel einer ganzen Reihe von Ge-nen handeln, das nicht nur die Melanin-Menge bestimmt, son-dern auch dessen exakte Beschaffenheit, seine Verteilung und die Struktur der Iris.

Die Suche nach den genetischen Darstellern dieses Spiels ge-staltet sich allerdings ziemlich schwierig – davon kann auch das Genetiker-Team um Manfred Kayser von der Erasmus-Uni-versität in Rotterdam ein Lied singen. Das Hauptproblem dabei: Die meisten beteiligten Gene haben nur geringe und häufig auch indirekte Auswirkungen auf die Augenfarbe. Trotzdem ist es den Niederländern bereits vor gut einem Jahr gelungen, sechs Erbgutbereiche zu identifizieren, die offenbar tragende Rollen bei der Bestimmung der Augenfarbe spielen. Allein mit-hilfe dieser sechs Marker können die Wissenschaftler mit über 90-prozentiger Trefferquote voraussagen, ob jemand braune oder blaue Augen hat. Die Mischfarben dagegen sind schwieri-ger – »da spielen noch andere Gene eine Rolle«, war sich Kayser bereits damals sicher.

Genau nach diesen anderen Genen suchten er und seine Kolle-gen daher jetzt mit einem neuen Ansatz. Ihre Idee: Sie sortier-ten die Augenfarben ihrer knapp 6.000 Testobjekte nicht nach den klassischen Kategorien Braun, Blau und Grün, sondern ord-neten sie vielmehr in ein kontinuierliches Spektrum ein, abhän-gig vor allem von zwei Eigenschaften – dem Farbton und der Farbsättigung. Anschließend suchten sie nach Erbgutabschnit-ten, bei denen bestimmte Varianten überdurchschnittlich häu-fig bei charakteristischen Augenfarbtönen oder spezifischen Sättigungswerten vorkamen.

Trotz der immensen Vielzahl an möglichen Genen wurden sie fündig: auf Chromosom  1, Chromosom  17 und Chromo-

Durchgeblättert

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som  21. Der Abschnitt auf Chromosom  1 ist dabei sogar ein alter Bekannter: Er spielt bei der Fellfärbung von Rindern und auch bestimmten Maus-Arten eine Rolle. Beim Menschen ist er ebenfalls bereits in Erscheinung getreten, und zwar im Zusam-menhang mit einer Erbkrankheit namens Chediak-Higashi-Syn-drom. Eines ihrer Symptome: Die Augen der Betroffenen ähneln denen von Albinos.

Etwas weniger klar ist die Rolle der beiden anderen neu ent-deckten Genabschnitte. Der Bereich auf Chromosom  17 bei-spielsweise konnte nicht exakt eingegrenzt werden. Dennoch lässt sich ein möglicher Einfluss auf die Beschaffenheit des Au-ges und damit die Augenfarbe erklären, glauben die Forscher: Er liegt in der Nähe eines Gens, das, wenn es verändert ist, die Krankheit Retinitis pigmentosa mitverursacht – eine Erbkrank-heit, bei der die Netzhaut des Auges zerstört wird. Etwas ähnli-ches gilt für den dritten Abschnitt: Er liegt auf Chromosom 21 in einer Region, die beim Down-Syndrom vervielfältigt ist – und bei dieser Erkrankung treten besonders häufig Pigmentstörun-gen im Auge auf, sogenannte Brushfield-Iris-Sprenkelungen, bei denen am äußeren Rand der Iris helle Flecken zu sehen sind.

Es ist übrigens kein rein akademisches Interesse, das Kayser und seine Kollegen bei der Suche nach den Augenfarben-Genen vo-rantreibt, sondern auch ein praktisches: Ihre Erkenntnisse sollen in Zukunft bei der Fahndung nach Verbrechern helfen. Hinter-lassen diese nämlich DNA-Material an einem Tatort, könnten Forensiker darin gezielt nach den Augenfarben-Markern su-chen – und auf diese Weise herausbekommen, ob der Täter nun steingraue oder eher haselnussbraune Augen hat (Dr. Ilka Lehnen-Beyel).

Dieser Artikel wurde der Internetseite www.farbimpulse.de entnommen. »Das Onlinemagazin für Farbe in Wissenschaft und Praxis« untergliedert sich in die Bereiche »Farbe am Bau«, »Farbe und Kultur« und »Farbe und Wissenschaft« (siehe Arti-kel) und wird zudem vom Farbhersteller Brillux unterstützt. Wir bedanken uns hiermit für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung dieses Artikels, einer von sehr vielen populär-wissenschaftlichen Dokumentationen.

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Gefunden & erfunden

Die Redaktion freut sich darüber, dass der Aufruf zur Foto-Ak-tion »TLVermGeo - orange weltweit« immer wieder seine Unter-stützer findet. Im Sommer 2010 war ein Mitarbeiter-Team in Deutschland unterwegs und hat den Urlaub auch zur Weiterbil-dung genutzt. Kein Wunder - bei diesem Navigationsgerät auf dem Wohnmobil (die orangefarbige Absicherung nach hinten war ja gegeben).

Ein Männlein steht im Walde ganz still und stumm,Es hat von lauter Moosen ein Mäntelein um.Sag, wer mag das Männlein sein,Das da steht im Wald alleinMit dem grünen Mäntelein?

Ein Männlein steht im Walde im Erdreich tief.Und auf die Brust gemeißelt ´ne Zahl man sieht.Darf’s auch noch ein Wappen sein –Dass die Zahl nicht ganz alleinMuss nun unterm Moose sein.

Das Männlein dort auf einem BeinMit seinem grünen MänteleinUnd seinem hellen KäppeleinKann nur ein alter Grenzstein sein.

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Gesendet: Mittwoch, 9. März 2011 20:13An: TLVermGeo, ...Betreff: Anforderung von Auszügen aus dem LiegenschaftsbuchWichtigkeit: Hoch

Sehr geehrter Herr ...,

ich habe bereits mehrfach Unterlagen (Auszug Liegenschaftskar-te und/oder Liegenschaftsbuch) beim Landesamt für Vermessung und Geoinformation angefordert und bis einfach begeistert vom Service und der Schnelligkeit, wie Sie auf Bürgeranfragen reagie-ren!!!!! Einfach ein dickes Lob!!!!! Schade das nicht alle Behörden so sind!!!! ;-)[...]Mit freundlichen Grüßen[...]

Anm. der Red.: Das mussten wir veröffentlichen.

Mitteilung des Thüringer Landesrechenzentrums (TLRZ) an alle Mitarbeiter/innen des Thüriner Ministeriums für Bau, Landes-entwicklung und Verkehr (TMBLV):.  .  . Die alten Adressen sind nicht mehr gültig, ein Bug von Micro-soft, da kein SMTP-Routing stattfindet, sondern die UID aus dem AD gespeichert wird.

Alles klar?

»Meine Ellenbogen schmerzen schon seit Wochen.«»Geht eigentlich bei mir. Nur die Fersen machen mir zu schaffen.«

»Mach´doch mal ein Fußbad, das hilft.«

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Die Jahreszahlen zum Vortrag von Amtsleiter Manfred Bauer am 17. Juli 2001

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