TOTHBORI

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10 BUDAPESTER ZEITUNG DESIGN 9. - 15. DEZEMBER 2011 • NR. 50 Unweit der Metrostationen Arany János utca und Opera ist in der Hajósi utca der zweistöckige helle und geräumige Laden der Desig- nerin Bori Tóth zu finden. Durch die großen, bis zum Boden rei- chenden Schaufenster können die Spaziergänger wunderschöne und elegante Abendkleider, klassische Kostüme und farbenfrohe Blusen bestaunen. N ette Angestellte begrüßen die Kunden beim Eintritt freund- lich, fragen nach ihren Wünschen, helfen bei der Auswahl der Größe und tragen die ausgewählten Klei- dungsstücke in die Umkleideka- binen, die gepolsterte Sitzecken haben. Die im Geschäft verteilten weißen Sofas laden zum Sitzen und Verweilen ein. Über eine stil- volle Treppe führt die Designerin Bori Tóth Interessierte in den et- was ruhigeren zweiten Stock, wo eine weitere Couchecke bereit- steht. „Hier oben unterhalte ich mich meist mit Kundinnen, die Einzelanfertigungen bestellen“, er- zählt sie während sie in die Polster sinkt. Glatter Übergang Die Nähe zur Kunst sei ihr prak- tisch in die Wiege gelegt worden, sagt sie und fügt erklärend hinzu, dass sie aus einer Künstlerfamilie stamme und immer eine Affinität zu Mode verspürt habe. „Eigent- lich habe ich nie etwas anderes ge- macht als Kleidung. Es hat mich immer interessiert und gefällt mir bis heute“, versichert Bori. Erst habe sie ihre Puppen eingekleidet, dann sich selbst und später andere. Dank ihrer Schulausbildung an ei- nem künstlerisch ausgerichteten Gymnasium habe sie die Aufnah- me an die Universität leicht ge- schafft und bereits zwei Jahre nach ihrem Abschluss einen eigenen Laden eröffnet. Dieses erste Atelier unter dem Namen „Toth Bori Studio“ betrieb sie vier Jahre lang. Hier entstand nur Kleidung auf Bestellung. Als sie dann schwanger wurde, ent- schied sie sich für eine Veränderung. „Dieser Laden hier war bereits in Planung, und so hatte ich ein fest- es Ziel, auf das ich hinarbeiten konnte“. Das Konzept des neuen Geschäftes zielte auf Konfektionen ab und entstand noch parallel zum Studio. Da sie beschlossen hatte, die Marke als Ganzes auf neue Grundlagen zu stellen, ließ Bori sich Zeit und eröffnete nach einer fast zweijährigen Pause Ende 2009 den jetzigen Laden mit ihrem Label „TOTHBORI“. Feminin sein Ihr Stil sei klar: Qualität und Weiblichkeit mit einer Spur Raffinesse. Die Kleidungsstücke bauten auf das klassische Schön- heitsideal von Frauen auf, seien immer tragbar und bequem und verstärkten das Selbstbewusstsein der Trägerin. Eine schöne Frau be- sitzt für Bori die klassischen weib- lichen Attribute gepaart mit der Fähigkeit, auch noch Zeit für Fa- milie, Freunde und einen Partner zu haben. „Frauen wollen gefallen, sich selbst und anderen. Dazu soll- ten sie auch stehen“, meint die Designerin. Bori verrät, dass ihre Entwürfe nicht unbedingt den Laufstegmo- dells am besten stehen, sondern Vollblut-Frauen die Größe 38, 40 oder 42 tragen. „Das ist eigentlich ideal, umgekehrt wäre es schlimm“, sagt sie lächelnd. Ihre Kollektionen gingen generell von Größe 34 bis 42, wenn etwas Größeres gefor- dert werde, bekäme sie ein wenig Bauchschmerzen, denn dann müs- se sie eigentlich neu planen und entwerfen. Bis 42, 44 passten die Abnäher und die Form noch, da- nach müssten Anpassungen vorge- nommen werden, damit das Klei- dungsstück richtig sitzt. Das sei sehr viel Arbeit. Kundenwünsche Pro Jahr entstehen zwei Kollek- tionen, die aus etwa 70 bis 80 ver- schiedenen Kleidungsstücken, an- gefangen von Kleidern über Röcke und Hosen bis hin zu Blazern rei- chen. Die Zusammensetzung passe sich stets der Nachfrage an. „In letzter Zeit stelle ich fest, dass immer mehr Kleider und Röcke ge- wünscht werden, deswegen haben wir in der jetzigen Winterkollek- tion auch nur zwei Hosen“, sagt sie. Die Inspiration zum Entwerfen von Kleidungsstücken komme von überall her. „Sie findet mich, springt mich einfach an“. Ei- gentlich sei es meist ein Thema um welches sie dann den Rest aufbaue. Die Farbauswahl, die Form und später auch das Marketing ordne- ten sich immer diesem zentralen Motto unter. Wichtig sei ihr die hohe Qualität der Stoffe. Die Designerin betont, dass sie in er- ster Linie Naturfasern verwende. Angesichts der technischen Ent- wicklung und der steigenden Nach- frage arbeite sie seit einiger Zeit zunehmend mit Mischfasern, diese seien nämlich einfacher zu waschen und verlören weniger die Form. Kundenkreis Ihre Käufer seien zum Großteil Ungarinnen um die 30, die fest im Berufsleben stehen oder eine eigenen Firma leiten und ihre Entwürfe quasi als Arbeitskleidung tragen. Dann gäbe es noch die Touristen und Expats und diejenigen, die sich bei ihr Hochzeits-, Abend- oder Ballkleider anfertigen ließen. Obwohl sie auch für letztere Kol- lektionen entwerfe, wollten die meisten verständlicherweise immer eine Einzelanfertigung. Aber auch bei den Konfektionen nehme sie immer wieder Anpassungen vor. Es gäbe durch die vielen verschie- denen Körperformen selten ein Mittelmaß, das allen passe. Zukunftspläne Da ihr Laden in Budapest inzwi- schen gefestigt sei, sieht sich Bori nun nach Distributoren um, gehe auf Messen und baue sich ein Netz- werk im In- und Ausland auf. „Mei- ne Marke ist noch jung und obwohl ich meine Zukunft in Ungarn sehe, muss ich mich wegen der wirtschaft- lichen Lage Richtung Ausland orien- tieren“, erklärt sie. Außerhalb Un- garns gäbe es eine richtige Design- kultur, die Augen seien anders sozia- lisiert, was heißt, dass Design in dieser Umgebung eine viel größere Chance habe. Deswegen habe sie jetzt auch einen Webshop eingerichtet. Er sei noch in der Testphase, aber sehr wichtig, denn nur so könnten Aus- länder weiter bei ihr bestellen, wenn sie in ihre Heimat zurückkehren. Weitere Läden würde sie gerne in den USA, West oder East Coast, einrichten, weil Amerikaner Quali- tätsware aus Europa zu schätzen wüssten. Russland sei für sie auch interessant. Der Stil der Russen, Einfachheit mit etwas Besonderem zu paaren stehe ihr nahe, außerdem würde sie gerne ein noch „jung- fräuliches Gebiet“ erschließen. INES GRUBER TOTHBORI Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 11 bis 19 Uhr Samstag 11 bis 16 Uhr Tel.: + 36 1 354 1588 VI. Hajós utca 25 www.tothbori.com www.ourstyle.hu Designer aus Ungarn – Teil 40 Bori Tóth und ihr Label „TOTHBORI“ „Weiblichkeit mit Raffinesse“ Weiblichkeit mit Raffinesse. Durch die vielen Körperformen gibt es selten ein Maß für alle. BORI TÓTH machte 2002 nach einem Studienaufenthalt am National College of Dublin ihren Abschluss in Fashiondesign an der Universität für ange- wandte Kunst in Budapest. Bereits zwei Jahre darauf öffnete sie ihr erstes Atelier unter dem Namen „Toth Bori Studio“, das sie für einen neuen La- den mit einem etwas geänderten Konzept 2009 aufgab. Bori stellt seit 2005 zwei Mal im Jahr ihre neuen Haute Couture Kollektionen im Kiscelli Museum bei einer Modeschau vor, war für den „Fashion designer of the Year“ des ungarischen Fashion Awards nominiert und gewann den Cosmo Grand Prix Award. ZUR PERSON Ein Klassiker – immer in Mode. „Ideen springen mich an.“

Transcript of TOTHBORI

  • 10 BUDAPESTER ZEITUNG DDEESSIIGGNN 9. - 15. DEZEMBER 2011 NR. 50

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    lich, fragen nach ihren Wnschen,

    helfen bei der Auswahl der Gre

    und tragen die ausgewhlten Klei-

    dungsstcke in die Umkleideka-

    binen, die gepolsterte Sitzecken

    haben. Die im Geschft verteilten

    weien Sofas laden zum Sitzen

    und Verweilen ein. ber eine stil-

    volle Treppe fhrt die Designerin

    Bori Tth Interessierte in den et-

    was ruhigeren zweiten Stock, wo

    eine weitere Couchecke bereit-

    steht. Hier oben unterhalte ich

    mich meist mit Kundinnen, die

    Einzelanfertigungen bestellen, er-

    zhlt sie whrend sie in die Polster

    sinkt.

    GGllaatttteerr bbeerrggaanngg

    Die Nhe zur Kunst sei ihr prak-

    tisch in die Wiege gelegt worden,

    sagt sie und fgt erklrend hinzu,

    dass sie aus einer Knstlerfamilie

    stamme und immer eine Affinitt

    zu Mode versprt habe. Eigent-

    lich habe ich nie etwas anderes ge-

    macht als Kleidung. Es hat mich

    immer interessiert und gefllt mir

    bis heute, versichert Bori. Erst

    habe sie ihre Puppen eingekleidet,

    dann sich selbst und spter andere.

    Dank ihrer Schulausbildung an ei-

    nem knstlerisch ausgerichteten

    Gymnasium habe sie die Aufnah-

    me an die Universitt leicht ge-

    schafft und bereits zwei Jahre nach

    ihrem Abschluss einen eigenen

    Laden erffnet.

    Dieses erste Atelier unter dem

    Namen Toth Bori Studio betrieb

    sie vier Jahre lang. Hier entstand

    nur Kleidung auf Bestellung. Als

    sie dann schwanger wurde, ent-

    schied sie sich fr eine Vernderung.

    Dieser Laden hier war bereits in

    Planung, und so hatte ich ein fest-

    es Ziel, auf das ich hinarbeiten

    konnte. Das Konzept des neuen

    Geschftes zielte auf Konfektionen

    ab und entstand noch parallel zum

    Studio. Da sie beschlossen hatte,

    die Marke als Ganzes auf neue

    Grundlagen zu stellen, lie Bori

    sich Zeit und erffnete nach einer

    fast zweijhrigen Pause Ende 2009

    den jetzigen Laden mit ihrem

    Label TOTHBORI.

    FFeemmiinniinn sseeiinn

    Ihr Stil sei klar: Qualitt und

    Weiblichkeit mit einer Spur

    Raffinesse. Die Kleidungsstcke

    bauten auf das klassische Schn-

    heitsideal von Frauen auf, seien

    immer tragbar und bequem und

    verstrkten das Selbstbewusstsein

    der Trgerin. Eine schne Frau be-

    sitzt fr Bori die klassischen weib-

    lichen Attribute gepaart mit der

    Fhigkeit, auch noch Zeit fr Fa-

    milie, Freunde und einen Partner

    zu haben. Frauen wollen gefallen,

    sich selbst und anderen. Dazu soll-

    ten sie auch stehen, meint die

    Designerin.

    Bori verrt, dass ihre Entwrfe

    nicht unbedingt den Laufstegmo-

    dells am besten stehen, sondern

    Vollblut-Frauen die Gre 38, 40

    oder 42 tragen. Das ist eigentlich

    ideal, umgekehrt wre es schlimm,

    sagt sie lchelnd. Ihre Kollektionen

    gingen generell von Gre 34 bis

    42, wenn etwas Greres gefor-

    dert werde, bekme sie ein wenig

    Bauchschmerzen, denn dann ms-

    se sie eigentlich neu planen und

    entwerfen. Bis 42, 44 passten die

    Abnher und die Form noch, da-

    nach mssten Anpassungen vorge-

    nommen werden, damit das Klei-

    dungsstck richtig sitzt. Das sei

    sehr viel Arbeit.

    KKuunnddeennwwnnsscchhee

    Pro Jahr entstehen zwei Kollek-

    tionen, die aus etwa 70 bis 80 ver-

    schiedenen Kleidungsstcken, an-

    gefangen von Kleidern ber Rcke

    und Hosen bis hin zu Blazern rei-

    chen. Die Zusammensetzung passe

    sich stets der Nachfrage an. In

    letzter Zeit stelle ich fest, dass immer

    mehr Kleider und Rcke ge-

    wnscht werden, deswegen haben

    wir in der jetzigen Winterkollek-

    tion auch nur zwei Hosen, sagt sie.

    Die Inspiration zum Entwerfen

    von Kleidungsstcken komme von

    berall her. Sie findet mich,

    springt mich einfach an. Ei-

    gentlich sei es meist ein Thema um

    welches sie dann den Rest aufbaue.

    Die Farbauswahl, die Form und

    spter auch das Marketing ordne-

    ten sich immer diesem zentralen

    Motto unter. Wichtig sei ihr die

    hohe Qualitt der Stoffe. Die

    Designerin betont, dass sie in er-

    ster Linie Naturfasern verwende.

    Angesichts der technischen Ent-

    wicklung und der steigenden Nach-

    frage arbeite sie seit einiger Zeit

    zunehmend mit Mischfasern, diese

    seien nmlich einfacher zu waschen

    und verlren weniger die Form.

    KKuunnddeennkkrreeiiss

    Ihre Kufer seien zum Groteil

    Ungarinnen um die 30, die fest im

    Berufsleben stehen oder eine eigenen

    Firma leiten und ihre Entwrfe

    quasi als Arbeitskleidung tragen.

    Dann gbe es noch die Touristen

    und Expats und diejenigen, die

    sich bei ihr Hochzeits-, Abend-

    oder Ballkleider anfertigen lieen.

    Obwohl sie auch fr letztere Kol-

    lektionen entwerfe, wollten die

    meisten verstndlicherweise immer

    eine Einzelanfertigung. Aber auch

    bei den Konfektionen nehme sie

    immer wieder Anpassungen vor.

    Es gbe durch die vielen verschie-

    denen Krperformen selten ein

    Mittelma, das allen passe.

    ZZuukkuunnffttssppllnnee

    Da ihr Laden in Budapest inzwi-

    schen gefestigt sei, sieht sich Bori

    nun nach Distributoren um, gehe

    auf Messen und baue sich ein Netz-

    werk im In- und Ausland auf. Mei-

    ne Marke ist noch jung und obwohl

    ich meine Zukunft in Ungarn sehe,

    muss ich mich wegen der wirtschaft-

    lichen Lage Richtung Ausland orien-

    tieren, erklrt sie. Auerhalb Un-

    garns gbe es eine richtige Design-

    kultur, die Augen seien anders sozia-

    lisiert, was heit, dass Design in dieser

    Umgebung eine viel grere Chance

    habe. Deswegen habe sie jetzt auch

    einen Webshop eingerichtet. Er sei

    noch in der Testphase, aber sehr

    wichtig, denn nur so knnten Aus-

    lnder weiter bei ihr bestellen, wenn

    sie in ihre Heimat zurckkehren.

    Weitere Lden wrde sie gerne

    in den USA, West oder East Coast,

    einrichten, weil Amerikaner Quali-

    ttsware aus Europa zu schtzen

    wssten. Russland sei fr sie auch

    interessant. Der Stil der Russen,

    Einfachheit mit etwas Besonderem

    zu paaren stehe ihr nahe, auerdem

    wrde sie gerne ein noch jung-

    fruliches Gebiet erschlieen.

    IINNEESS GGRRUUBBEERR

    TTOOTTHHBBOORRII

    ffnungszeiten:

    Montag bis Freitag 11 bis 19 Uhr

    Samstag 11 bis 16 Uhr

    Tel.: + 36 1 354 1588

    VI. Hajs utca 25

    www.tothbori.com

    www.ourstyle.hu

    DDeessiiggnneerr aauuss UUnnggaarrnn TTeeiill 4400

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    Weiblichkeit mit Raffinesse.

    Durch die vielen Krperformen gibt es selten ein Ma fr alle.

    BORI TTH machte 2002 nach einem Studienaufenthalt am National Collegeof Dublin ihren Abschluss in Fashiondesign an der Universitt fr ange-wandte Kunst in Budapest. Bereits zwei Jahre darauf ffnete sie ihr erstesAtelier unter dem Namen Toth Bori Studio, das sie fr einen neuen La-den mit einem etwas genderten Konzept 2009 aufgab. Bori stellt seit2005 zwei Mal im Jahr ihre neuen Haute Couture Kollektionen im KiscelliMuseum bei einer Modeschau vor, war fr den Fashion designer of theYear des ungarischen Fashion Awards nominiert und gewann den CosmoGrand Prix Award.

    ZUR PERSON

    Ein Klassiker immer in Mode.

    Ideen springen mich an.