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Trauer – ein individueller Prozess Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Betreuung Trauernder auf einer Palliativstation und nach einem unerwarteten, plötzlichen Todesfall Resilienzfördernde versus schwächende Faktoren AKUTteam Niederösterreich Mag. a Kerstin Peer

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Trauer – ein individueller ProzessUnterschiede und Gemeinsamkeiten in der Betreuung Trauernder auf einer Palliativstation und nach einem unerwarteten, plötzlichen Todesfall

Resilienzfördernde versus schwächende Faktoren

AKUTteam Niederösterreich

Mag.a Kerstin Peer

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Inhalte

• Wer wird betreut und • der Faktor Zeit• Eintritt des Todes• Die peri- und posttraumatische Phase: -> Was passiert, -> was wird erschwerend, -> was trauerfördernd erlebt, -> welche hilfreichen Interventionen lassen sich ableiten?• Die Situation der Helfer und der Umgang mit ihren Belastungen

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Eine Übersicht undWer wird betreut?

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Palliative Care

Eintritt des Todes

Psychosoziale Notfallversorgung

Patient

Angehörige

Hinterbliebene

Beteiligte, Augenzeugen, Einsatzkräfte

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Wer wird betreut?

Palliative Care Unerwarteter Todesfall• „die Hinterbliebenen“

(Familienmitglieder: Eltern, Geschwister, Kinder, Oma, Opa, Partner, Ehepartner; Freunde, Bekannte, Kollegen, Mitschüler,…)

• Beteiligte (z.B. Unfalllenker)

• Augenzeugen

• Einsatzkräfte

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Patient

(Ehe-) Partner Kinder

Eltern

Geschwister

Team

weitere Angehörige

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Der Faktor Zeit

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Palliative Care

Eintritt des Todes

Psychosoziale Notfallversorgung

Patient

Angehörige

Hinterbliebene

Antizipierte Trauer

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Der Faktor Zeit

Palliative Care• „Handeln und sei es ein letztes

Handeln ist möglich und gefordert.“

• Anpassung und Neuorientierung

• Antizipierte Trauer

• Verbleibende Zeit kann aktiv gestaltet werden.

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Der Faktor Zeit

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Palliative Care

Eintritt des Todes

Psychosoziale Notfallversorgung

Patient

Angehörige

Hinterbliebene

Antizipierte Trauer

„Es ist wie es ist…jetzt kann ich nur das Beste daraus machen…“

„Da gibt es so viele Momente, die gut tun, jetzt sehe ich es und erfreue mich daran…“

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Der Faktor Zeit

Palliative Care• „Handeln und sei es ein letztes

Handeln ist möglich und gefordert.“

• Anpassung und Neuorientierung

• Antizipierte Trauer

• Verbleibende Zeit kann aktiv gestaltet werden.

Unerwarteter Tod• Keine Vorbereitung, etwas

passiert, ist da, geschehen, ohne Vorwarnung, ohne Ankündigung.

• Kein Plan, keine Vorstellung, keine Ahnung was gerade und weiter passiert, es reißt den Betroffenen den Boden unter den Füßen weg

• Nichts planbar.

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Eintritt des Todes bzw. die Zeit unmittelbar nach Bekanntwerden des Todes

Erwarteter Tod/Palliative Care

• Meist sehr ruhige Zeit• Oft Familie anwesend• „ähnlich wie Geburt“• „endlich hat er/sie den Kampf

gewonnen“• „jetzt hat er/sie es geschafft“• Oft Erleichterung, dass der Sterbende

endlich Ruhe finden darf• Möglichkeit der Verabschiedung,

Rituale, Raum der Stille• Hinterbliebenen oft sehr erschöpft

„ich kann nicht mehr“, „Erlaubnis“ für den schonenden Umgang mit eigenen Kräften

Unerwarteter Tod

• Sehr laute Zeit • meist starke Sinneseindrücke für die

Beteiligten • starke Bilder, die „nicht mehr aus

dem Kopf gehen“• Bilder für Intrusionen

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Erwarteter Tod/Palliative Care

• Stille und Traurigkeit• Erschöpfung • und häufig Erleichterung

Unerwarteter Tod

• Leise und laute Fassungslosigkeit,

• Akute Trauer, Verzweiflung, • Orientierungslosigkeit

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Eintritt des Todes bzw. die Zeit unmittelbar nach Bekanntwerden des Todes

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Die peritraumatische Phase

• Was passiert in der peritraumatischen Phase?

• Welche Interventionen sind hilfreich?

• Peritraumatische Phasen auch in der Palliative Care?

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Die peritraumatische Phase

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Palliative Care

Eintritt des Todes

Psychosoziale Notfallversorgung

Patient

Angehörige

Hinterbliebene

Peritraumatische Phase

Posttraumatische Phase

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Die peritraumatische PhaseErwarteter Tod/ Palliative Care

• „Ich stehe neben mir…“

• „ Alles, was der Arzt gesagt hat, habe ich nur wie durch einen Hall gehört…“

• „Das bin nicht ich, die diese Krankheit betrifft, das betrifft einen anderen Menschen…“

• „Ich habe das alles noch nicht realisiert.“

• „Ich kann nicht zur Ruhe kommen, alles dreht sich in mir, ich weiß nicht, was ich denken soll, ich glaube, das schaffe ich alles nicht, das kann sich niemand vorstellen…“

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Trauerfördernde Faktoren,hilfreiche Interventionen

Erwarteter Tod/Palliative Care • Halt, Sicherheit

• Orientierung durch verlässliche und sichere Ansprechpartner und Information

• Erlebtes/Gehörtes in Worte fassen; Information, soweit möglich

• Notfallplan für erste Phase, Handlungsfähigkeit (wie/was sage ich den Kindern?)

• Soziales Umfeld miteinbeziehen: jemanden zum Reden haben, sich anvertrauen können

• Information zum Setting, wo kann ich wann Hilfe bekommen, Termine werden vereinbart

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Die peritraumatische Phase

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Palliative Care

Eintritt des Todes

Psychosoziale Notfallversorgung

Patient

Angehörige

Hinterbliebene

Peritraumatische Phase

Posttraumatische Phase

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Trauerfördernde Faktoren, hilfreiche Interventionen

Unerwarteter Tod• Art des Ereignisses: Unterbrechung der unmittelbaren traumatogenen

(sensorischen) Exposition

• Aushalten und Teilen von Sprachlosigkeit, sprachlos machender Trauer, kontinuierliche Präsenz

• Narrativ: Erlebtes in Worte fassen

• Orientierung vermitteln, Handlungsfähigkeit stärken (z.B. Umgang mit Kindern)

• Verabschiedung vom Verstorbenen

• Einbindung der sozialen Ressourcen

• Psychoedukation, Hinweis auf weiterführende BetreuungsmöglichkeitenKI-Tagung Innsbruck, 19.09.2014 Mag. Kerstin Peer 16

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Und danach?

Die posttraumatische Phase, der Prozess der Anpassungund hilfreiche Interventionen in der Akutintervention

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Die posttraumatische Phase

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Palliative Care

Eintritt des Todes

Psychosoziale Notfallversorgung

Patient

Angehörige

Hinterbliebene

Peritraumatische Phase

Posttraumatische Phase

Akute KrisePeritraumat. Anpassungsprozesse

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Der Anpassungsprozess

Erwarteter Tod/Palliative Care

• Ungewissheit, wieviel Zeit noch bleibt

• Hohe psychische und körperliche Belastungen: Depression, Angst, starke körperliche Symptome des Patienten;

Ausnahmesituation für die Angehörigen

• Antizipierte Trauer und Ambivalenz bezüglich Sterben des geliebten Menschen

• Unglaubliche Anpassungsprozesse: Akzeptanz, „Fightung spirit“, Hoffnung auf Verbesserung und Akzeptanz der unveränderbaren gesundheitlichen Situation nicht im Widerspruch, Wunsch, Versterben zu können

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Trauer erschwerende Faktorenund hilfreiche Interventionen

Patient:

• „Ihr wisst alle mehr als ich!“, „Mit mir hat niemand gesprochen“• Wut, Hilflosigkeit, wenn medizinische Fehler geortet werden• Schuldzuweisungen seitens des Umfeldes (nicht alles versucht zu haben,

die falschen Entscheidungen getroffen zu haben)• Starke Trauer, Selbstvorwürfe, Selbsthass, Wut• Schuldig fühlen, jemand zur Last zu fallen• Schuldig fühlen, wenn/weil man nicht mehr kann• Alle musst und sollst Forderungen• Junge Patienten, die Kinder hinterlassen

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Trauer erschwerende Faktorenund hilfreiche Interventionen

Angehörige:

• Druck der auf Angehörige lastet (z.B. immer da sein zu müssen)• Schuldig fühlen, wenn/weil man nicht mehr kann• Ambivalente Beziehung und kein Ventil dafür zu haben• Alle musst und sollst Forderungen

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Trauerfördernde Faktorenund hilfreiche Interventionen

• Intakte Beziehungen, soziales Umfeld: kein Streit, keine Unstimmigkeiten

• „Alle sitzen im selben Boot“: Wahrheit, Klarheit, verlässliche und sichere Ansprechpartner

• Guter, offener Austausch zwischen Patient, Angehörigen, Pflege, Ärzten, dem gesamten Team

• Ein Klima, in dem auch die Angehörigen ihre Bedürfnisse wahren dürfen und ihre Leistung gewürdigt wird

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Trauerfördernde Faktorenund hilfreiche Interventionen

• Platz für „Belangloses“ (kleine/große Verbesserungen „feiern“, lachen, „belanglos reden“, spielen, Musik, ….)

• Offenes Klären und Erledigen

• Gestaltung der letzten Zeit (Was ist nun wichtig, was weniger; was tut uns gut?) und

• des Abschiednehmens (Kinder! Stärkung der kindlichen Kreativität und der elterlichen Intuition)

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„Ich habe der Mama versprochen, dass wir ….noch gemeinsam

machen und das können wir jetzt nicht mehr!“

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Die posttraumatische Phase

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Palliative Care

Eintritt des Todes

Psychosoziale Notfallversorgung

Patient

Angehörige

Hinterbliebene

Peritraumatische Phase

Posttraumatische Phase

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Belastende Faktoren:Trauer erschwerende Faktoren

• Art des Ereignisses

• Offenes, offene Fragen Schuldgefühle

• Schuld:- reale Schuld- Schuldlos schuldig geworden- Offene und verdeckte Schuldzuweisungen

• Forderungen, der Umgebung (Du musst jetzt stark sein!)- • Ist das noch normal?• Als Trauernder als schwach erlebt werden, handlungsunfähig;

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Trauerfördernde Faktorenund hilfreiche Interventionen

Hilfreiche frühe Interventionen:

-> sollen Trauerprozess ermöglichen

-> In die Lage versetzen, mit auftretenden Belastungen konstruktiv umzugehen

-> den Betroffenen vermitteln, dass sie in der Lage sein werden, die nächste Zeit, die nächsten Schritte zu bewältigen

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Hilfreiche Interventionen

• Sicherheit, Selbstwirksamkeit

• Symptome erklären: Umgang mit Angst, Panik, Hyperventilation, Möglichkeiten der Entspannung aufzeigen

• Vorhandene Ressourcen, natürlich auch soziale, aktivieren und nutzbar machen

• Traumabedingte Einschränkungen erweitern

• Dissoziatives Erleben reduzieren

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Hilfreiche Interventionen

• Umgang mit „dem Offenen“, den Schuldgefühlen, Fehlattributionen

• Konfrontation mit den kognitiven und emotionalen Aspekten der traumatischen Erfahrung

• Integration der traumatischen Erfahrung

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Situation der HelferErwarteter Tod/Palliative Care

1. Junge Patienten in ähnlichen Lebenssituationen, gleichaltrige Patienten, Kinder als Betroffene

2. Zeitmangel, Zeitdruck

3. Wenn Krankheit sichtbar ist, entstellt: exulzerierende Wunden, sehr belastende Symptome: Schmerzdurchbrüche, Stuhlerbrechen

4. Belastete Angehörige, Streit und Unstimmigkeiten im Familiensystem

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Situation der Helfer

5. Kollegen, die belastet sind, frustrierte Kollegen, schlechtes Klima,

mangelnde Zusammenarbeit, Kollegen, die unruhig sind,

„unbedingt etwas tun müssen“

6. Situation alleine bewältigen zu müssen (Nachtdienst, Wochenende),

Gefühl, nichts hilft, Hilflosigkeit, Ohnmacht

7. Viele Überstunden, Versterben/Abschied nach langer Begleitung

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Situation der Helfer/Self care

Die Strategien in unserem Team in der Palliative Care…

1. Gespräche im Team

2. Freie Tage, Urlaub, Freizeit, Auszeit

3. Pausen, Durchatmen, Zeit, mich wieder zu sammeln

4. Familie

5. Natur

6. Rituale, Abgrenzen

7. Sport

8. Glaube

9. Positives Feedback, gute Ausbildung, Supervision, Humor

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Situation der Helfer

Unerwarteter Tod

• funktionale Hilfslosigkeit

• Großer materieller Schaden• Lange Dauer des Einsatzes• Kommunikationsschwierigkeiten und Konflikte zwischen den

Einsatzgruppen• Non-standard Einsatz• Starkes Medieninteresse (Morawetz, 2002, zit. nach Hausmann, 2003)

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Resümee

• Der vorbereitete Tod ist nicht einfacher zu bewältigen, es ist eine andere Situation:

• die zeitliche Perspektive ist verschieden und bietet Möglichkeiten, trauererschwerende Faktoren zu bearbeiten und zu verändern. • Der Verlust ist unveränderbar da.

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Resümee

• Trauerfördernde Faktoren sind all jene Faktoren, die den Betroffenen auf dem Weg aus dem Trauma in den Trauerprozess helfen.

• Trauer ist ein sehr individueller Prozess, der nicht linear verläuft und keine zeitlichen Begrenzungen kennt.

• Es ist ein Prozess mit großem Entwicklungspotential, es kann zu Verzögerungen und Beeinträchtigungen kommen, die fachlicher Unterstützung bei der Veränderung erschwerender Faktoren bedürfen.

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Resümee

Was kann – zusammenfassend - hilfreich sein?

• Da sein (peri- und posttraumatische Phase)

• Orientierung, Halt und sichere Information (peri- und posttraumatische Phase)

• Soziales System miteinbeziehen bzw. aktivieren (peri- und posttraumatische Phase)

• Den Betroffenen als Experten für seinen individuellen Trauerprozess anerkennen

• Ressourcen aktivieren, Hilfen zur Selbsthilfe geben

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Resümee

„Trauergefühle sind ein Ausdruck der eigenen Lebendigkeit…zeichne, schreibe, singe, tanze,……!“(Canacakis, 1992)

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit!

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Literaturquellen• Fegg, Gramm & Pestinger (2012). Psychologie und Palliative Care. Aufgaben, Konzepte und Interventionen

in der Begleitung von Patienten und Angehörigen. Stuttgart: W.Kohlhammer GmbH.• Geuenich, K. (2012). Akzeptanz in der Psychoonkologie. Stuttgart: Schattauer.• Gmeiner, V., Mohr, E. & Weber-Schigutt, E. (2014). Das Modell Niederösterreich: Die Herausforderungen

der Vernetzung. In: Höfner, C. & Holzhauser, F. (Hrsg.): Freiwilligenarbeit in der Krisenintervention. Wien: Facultas, 157-176.

• Koch, U., Lang, K., Mehnert, A. & Schmeling-Kludas, Ch. (2006). Die Begleitung schwer kranker und sterbender Menschen. Stuttgart: Schattauer GmbH.

• Krüsmann, M. & Müller-Cyran, A (2005) . Trauma und frühe Interventionen. Stuttgart: Pfeiffer bei Klett-Cotta.

• Van der Kolk, B.A., McFarlane, A.C. & Weisaeth, L. (2000). Traumatic Stress. Grundlagen und Behandlungsansätze. Paderborn: Junfermann.

• Nicht zuletzt alle Betroffene und Angehörige, die wir in sehr intimen Zeiten begleiten durften und uns Einblick in ihr Erleben in einer Ausnahmesituation gewährten.

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