Trauma und Demenz 13.11.14 - allgaeu-akademie.de · Eisbergmodell Nach einem traumatischen Ereignis...

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„Wenn die Erinnerungen wieder lebendig werden“ Trauma und Demenz 11. Fachtag in der Gerontopsychiatrie – allgäu akademie Kaufbeuren – 13.11.2014 - Martina Wittmann © Herzlich willkommen zum 11. Fachtag in der Gerontopsychiatrie der allgäu akademie Kaufbeuren 13.11.2014 Martina Wittmann

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„Wenn die Erinnerungen wieder lebendig werden“ Trauma und Demenz

11. Fachtag in der Gerontopsychiatrie – allgäu akademie Kaufbeuren – 13.11.2014 - Martina Wittmann ©

Herzlich willkommen

zum 11. Fachtag in der Gerontopsychiatrie der allgäu akademie

Kaufbeuren

13.11.2014

Martina Wittmann

„Wenn die Erinnerungen wieder lebendig werden“ Trauma und Demenz

11. Fachtag in der Gerontopsychiatrie – allgäu akademie Kaufbeuren – 13.11.2014 - Martina Wittmann ©

Inhalte •  Definitionen zu Trauma •  Der Traumaprozess •  Unterscheidung Stress und Trauma •  Psychische Notfallmechanismen •  Traumaarten •  Traumasymptome •  Merkmale der gespaltenen Anteile •  Umgang mit dementiell veränderten Menschen

„Wenn die Erinnerungen wieder lebendig werden“ Trauma und Demenz

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Definitionen

Ein Trauma ist „...ein vitales Diskrepanzerlebnis zwischen bedrohlichen Situationsfaktoren und den individuellen Bewältigungsmöglichkeiten, das mit Gefühlen von Hilflosigkeit und schutzloser Preisgabe einhergeht und so eine dauerhafte Erschütterung von Selbst- und Weltverständnis bewirkt.“ (Fischer und Riedesser, 1999, S. 79)

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Definitionen

Traumadefinition von Onno van der Hart u.a.

„Wie stark ein Mensch traumatisiert wird, hängt von zwei Gruppen interagierender Faktoren ab: von den objektiven Merkmalen des Ereignisses und von den subjektiven Eigenarten, welche die mentale Energie und Effizienz des Betreffenden ausmachen (von den Komponenten der Integrationsfähigkeit).“ (van der Hart, Nijhuis und Steele 2008, S. 42)

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Der Traumaprozess

Die traumatisierende Situation Das Erleben des Traumas Die kurz-, mittel- und langfristigen Folgen der Traumatisierung

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Der Traumaprozess Ein Trauma hat Auswirkungen auf den Körper den Geist (Verstand) die Psyche

und die sozialen Beziehungen

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Der Traumaprozess

Traumatisiert werden: •  Die Opfer •  Die Täter •  Die Zeugen eines traumatischen Ereignisses Betroffen sind •  Einzelpersonen •  Gruppen •  Ganze Beziehungssysteme (Familien,

Stadtgemeinschaften, ethnische Gruppen, Nationen)

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Unterscheidung Stress und Trauma

Stresssituation: Traumasituation: Mobilisierung von Blockade der mobilisierten Energien für Kämpfen Energien, um emotional oder Fliehen einzufrieren oder sich inner- „fight or flight“ lich aufzuspalten

„freeze or fragment“

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Der Traumaprozess

Eine Erfahrung wird zum Trauma „...wenn in einer lebensbedrohlichen Situation all unsere Stressprogramme versagen, diese Programme die Lebensgefahr sogar noch steigern und wir sie deshalb unterdrücken müssen, um zu überleben.“ Prof. Dr. Franz Ruppert, 09.03.2014

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Traumanotfallmechanismen

Erstarren Einfrieren

Dissoziieren Aufspalten

der Identität

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Traumanotfallmechanismen

Diese Mechanismen sind

spontane Bewältigungsformen, mit psychisch unerträglichen Erfahrungen umzugehen.

Ziel ist es, das Überleben zu sichern.

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Einteilung von Traumata nach Prof. Dr. Franz Ruppert

Einfache psychische Traumata Existenztrauma

Verlusttrauma

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Einteilung von Traumata nach Prof. Dr. Franz Ruppert

Komplexe psychische Traumata Bindungstrauma

Bindungssystemtrauma

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Traumasymptome

•  Extreme Angst, Panik •  Müdigkeit, Erschöpfung •  Übererregung (Hyperarousal) •  Erhöhte Wachheit (Hypervigilanz) •  Gefühllosigkeit („Numbing“) •  Wutausbrüche •  Zwanghaftes Grübeln •  Handlungsblockaden •  Sozialer Rückzug •  Stummheit

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Traumasymptome

•  Verwirrtheit •  Derealisationsgefühl •  Depersonalisationserleben •  Flashback, Intrusion •  Halluzination •  Somatisierung •  Vermeidungsverhalten •  Selbstverletzung •  Beziehungsunfähigkeit •  Gefühl der inneren Leere

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Merkmale des traumatisierten Anteils

•  Verharrt auf der Altersstufe zum Zeitpunkt des Traumas

•  Speichert die Erinnerung an das Trauma

•  Sucht noch immer nach einem Ausweg aus dem Trauma

•  Kann „getriggert“ werden Dieser Teil weiß nicht, dass er dieses Ereignis bereits überlebt hat.

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Eigenschaften und Wirkung von Trigger

Unter „Trigger“ (engl. Abzug, Auslöser) versteht man Sinneseindrücke, die Erinnerungen an alte Erfahrungen in einer Art wecken, als ob sie noch einmal aufs Neue gemacht würden. Diese Erinnerung erfolgt meist plötzlich und mit großer Wucht. Die damaligen Gefühle werden unmittelbar erlebt (Flashback). Die reale aktuelle Situation kann dann vom Betroffenen oft nicht mehr wahrgenommen werden. Er reagiert oft so, als würde er sich in der alten, erinnerten Situation befinden.

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Eigenschaften und Wirkung von Trigger

Als Trigger können auch ganz schwache Signale wirken •  ein Datum •  ein Geruch •  eine Geste •  ein Geräusch •  eine Berührung •  ein Laut •  eine Farbe •  ein Wort

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Eisbergmodell

Nach einem traumatischen Ereignis ist nur die Spitze des Eisberges sichtbar. Das ganze Ausmaß ist verborgen.

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Merkmale von Überlebensanteilen

•  Verdrängt und leugnet das Trauma •  Wird zum Wächter der seelischen Spaltung •  Vermeidet •  Kontrolliert •  Kompensiert •  Macht sich Illusionen •  Spaltet sich erneut

Die Überlebensanteile sind das Spiegelbild der traumatisierten Anteile. Je extremer das Trauma desto extremer die Überlebensanteile

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Merkmale von gesunden Anteilen

•  Wahrnehmungsoffenheit •  Grundvertrauen •  Bindungsfähigkeit •  Sich lösen können •  Einfühlungsvermögen •  Sich abgrenzen können •  Fähigkeit zur Gefühlsregulation •  Realitätsorientierung, Wahrheitsliebe •  Hoffnung •  Verantwortungsbereitschaft •  Gute Erinnerungsfähigkeit, Reflexionsfähigkeit

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Spaltung der Psyche nach Traumaerfahrung

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Trigger

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Veränderung bei Demenz

Snoezelen

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Veränderung bei Demenz

Snoezelen

Biografiearbeit

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Umgangsweisen bei Menschen mit Demenz und Trauma

Grundkenntnisse über Trauma und dessen Auswirkungen Genaue Beobachtung Einarbeitung Dokumentation Regelmäßige Fallbesprechungen

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Trauma und Demenz

Ich bedanke mich ganz herzlich und wünsche Ihnen viel Freude beim Ausprobieren

der neuen oder vertieften Kenntnisse in Ihrem Arbeitsalltag