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Tumortherapie bei Haustieren Arbeitsunterlagen für Tierhalter 2. Ausgabe 2006 G. Staudacher M. Staudacher

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Tumortherapiebei HaustierenArbeitsunterlagen für Tierhalter

2. Ausgabe 2006

G. StaudacherM. Staudacher

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Impressum Dr. Gerhard Staudacher, Fachtierarzt für Kleintiere Dr. Marlies Staudacher Tierärztliche Klinik Dr. Staudacher, Trierer Str. 652-658, D-52078 Aachen Tel. +49/(0)241/92866-0 Fax +49/(0)241/92866-47 EMail [email protected] www.tierklinik-dr-staudacher.de Stand 28. August 2006 VetPunkt Aachen ist eine Fachveröffentlichung der Tierärztlichen Klinik Dr. Staudacher. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen von jedermann benutzt werden dürfen und frei von Rechten Dritter sind. Produkthaftung: Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann keine Gewähr übernommen werden. Derartige Angaben müssen vom jeweiligen Anwender im Einzelfall anhand anderer Literaturstellen oder der Präparateinformationen auf ihre Richtigkeit überprüft werden. Insbesondere wird keine Garantie übernommen, dass die Angaben über ein pharmazeutisches Präparat oder seine Zusammensetzung oder die Anwendung eines Gerätes seit Abschluss der Arbeit am Text des Werkes unverändert geblieben sind. Die Angabe von Krankheitssymptomen und Krankheitsbildern sowie die Interpretation von Befunden kann nicht uneingeschränkt auf andere als die hier geschilderten Fälle übertragen werden. Insbesondere sollte die Einordnung eines Erkrankungsfalles dem betreuenden Tierarzt vorbehalten sein, da auch völlig verschiedene Erkrankungen ähnliche Erscheinungsbilder aufweisen können. Fragen Sie daher stets Ihren Haustierarzt, ob die in dieser Schrift vorgeschlagenen Diagnosen und Behandlungen auch für Ihr Tier zutreffen oder hilfreich sind, bevor Sie tätig werden.

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Tumortherapie bei Haustieren

Arbeitsunterlagen für Tierhalter

Dr. med. vet. Gerhard Staudacher Dr. med. vet. Marlies Staudacher

Tierärztliche Klinik Dr. Staudacher Trierer Str. 652-658

D-52078 Aachen

© Aachen, 2006

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Inhalt Geben Sie dem Krebs keine Chance 6 Was ist eine Chemotherapie? 10 Wie wirken Zytostatika? 10 Chemotherapie-Information im Detail 11 Mögliche Nebenwirkungen 12 Maßnahmen bei Nebenwirkungen 12 Ihr nächster Termin 13 Die Chemotherapie selbst 13 Wie wird es Ihrem Tier während der Therapie gehen? 15 Was können Sie zum Gelingen der Therapie beitragen? 17 Nach der Chemotherapie 17 Drei wichtige Regeln für die Krebsbehandlung 19 1. Der Patient benötigt eine Diagnose 19 2. Behandeln Sie den Patienten – nicht den Tumor 19 3. Keine Behandlung ohne schriftlichen Behandlungsplan 19 Denken Sie vor der Behandlung nach 20 1. Was ist der beste Weg, den Krebs zu besiegen 20 2. Was ist der beste Weg für das Tier 20 3. Was ist der beste Weg für Sie und Ihre Familie 20 Anschriften, Telefon, eMail-Adresse 21 Ein typischer chemotherapeutischer Behandlungsplan 22

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Geben Sie dem Krebs keine Chance 60-80% aller Hunde und Katzen entwickeln im Laufe ihres Lebens einen Tumor. Die Hälfte davon ist bösartig. Letztendlich sterben 20-40% der Haustiere an ihrer Krebserkrankung. Damit sind Krebserkrankungen auch bei unseren Haustieren ebenso oft für den Tod verantwortlich wie beim Menschen. Leider sind davon nicht immer nur Alte betroffen. Unser jüngster Krebspatient war ein 10 Wochen alter Schäferhund mit einem Nierentumor von 1,8 kg Größe. Voraussetzung für das Überleben der Krebserkrankung ist die frühe Diagnose. Hier ist ganz besonders die Zusammenarbeit zwischen Besitzer und Tierarzt gefordert. Anfangs sind die Symptome noch unauffällig. Vor allem Sie als aufmerksamer Tierhalter haben die Chance, einen Knoten in oder unter der Haut Ihres Begleiters, andauernde Beschwerden z.B. bei der Futteraufnahme, eine langsam zunehmende Lahmheit, Leistungsschwäche oder andere unspezifische Symptome zu bemerken.

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Die Auswertungen zeigen, dass fast zwei Drittel aller Tumoren so nahe an der Körperoberfläche gelegen sind, dass sie schon durch sorgfältige Untersuchung der Haut, des Gesäuges oder der Maulhöhle von außen zu bemerken sind. So stellen auch viele Tierhalter ihr Haustier vor, weil sie bei der Fell- oder Zahnpflege oder beim Streicheln eine Besonderheit entdeckt haben. Untersuchen Sie Ihr Tier sorgfältig auch an Stellen, die seltener abgefühlt werden, so die Achseln, die Schwanz- und Aftergegend oder die Gliedmaßen. Die Größe einer Veränderung sagt nicht viel über ihre Bedeutung aus: Jeder Tumor entsteht aus der Entartung (Transformation) einer einzigen Zelle. Nicht selten ist der auf der Körperoberfläche festgestellte Knoten bereits eine Tochtergeschwulst (Metastase) eines an anderer Stelle entstandenen Primärtumors. Von besonderer Bedeutung sind hierbei die Veränderungen der Lymphknoten, von denen Hund und Katze mehrere Hundert aufweisen. Normalerweise sind aber nur 4-8 davon tastbar - der Rest versieht seinen Dienst unauffällig in aller Stille. Haben Sie eine Veränderung festgestellt, kann die klinische Untersuchung durch den Tierarzt das Risiko eingrenzen. Gemeinsam ist zu überlegen, ob weitere Untersuchungen hilfreich sind. Die endgültige Gewissheit gibt es erst durch eine mikroskopische Untersuchung der Zellen. Dies kann häufig aus einer Feinnadelbiopsie geschehen. Zur zytologischen Untersuchung wird dafür eine Probe ähnlich wie bei einer Impfung oder der Chip-Implantation nur mit einer Nadel genommen. In den meisten Fällen ist hierfür noch nicht einmal eine Lokalanästhesie und schon gar keine Betäubung notwendig, weil die Gewinnung von Zellmaterial nicht schmerzt. Leider genügt das aber nicht immer, sodass gelegentlich die Entnahme größerer Anteile des Tumors oder sogar seine Entfernung im Ganzen anzuraten ist. Hierfür wird eine Narkose gemacht. Nach dem Eingriff ist das Tier nicht nur seine Geschwulst los. Sondern das entnommene Material kann anschließend auch zur Untersuchung verwendet werden. In jedem Fall sollte das Ziel die genaue Feststellung der Tumorursache und die Einordnung des Risikos sein. Dafür wird auf die eventuelle Beteiligung anderer Körperregionen (Staging) geachtet. Es geht sowohl um die Frage, ob die Geschwulst wiederkommen kann (Rezidivierung) als auch um das Problem der Ausbreitung auf andere Organe oder Körperregionen (Metastasierung). Deshalb wird bei einer verantwortungsvollen Therapie stets ausreichend weit um vermutlich bösartige Tumore herum geschnitten. Die dabei eingehaltene Sicherheitszone ist lebensentscheidend, wenn eine Metastasierung befürchtet werden muss. Weil das biologische Verhalten der Tumoren nicht immer ausreichend berücksichtigt wurde, konnten sich Gerüchte entwickeln, dass Tumoren sich stärker ausbreiten, wenn Luft daran komme. In Wirklichkeit gibt es zur operativen Entfernung bösartiger Tumorzellen keine ernstzunehmende Alternative: Je früher und gründlicher die Muttergeschwulst entfernt wird, desto seltener sind Rezidive und Metastasen. Was aber, wenn durch die operative Entfernung lebenswichtige Körperstrukturen gefährdet oder gar zerstört werden, z.B. bei Operationen am Kopf, im Gehirn, an wichtigen Organen wie Herz, Niere oder Leber oder in der Nähe wichtiger Nerven, Gefäße, Knochen, Muskeln oder Sehnen? Dann werden Tierhalter und Tierarzt in gemeinsamer Überlegung einen Kompromiss zwischen Überlebenschance und Lebensqualität suchen. Wir wollen durch eine aggressive Tumortherapie keine Behinderungen erzeugen, die die Lebensqualität der Tiere zu stark beeinträchtigen. Schließlich können sich Haustiere nicht in Bett oder Rollstuhl mit einem Roman oder dem Fernseher beschäftigen. Richtschnur des Vorgehens ist die Lebensqualität des Tieres.

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Deshalb ist jede Tumortherapie ein Kompromiss. Er wird zu den besten Ergebnissen führen, wenn die Erkrankung frühzeitig entdeckt und behandelt wird. Diesen Aspekt unterstreicht auch der Giessener Pathologe Prof. Reinacher in seiner nebenstehenden Grafik: Bis ein Tumor mit einem Durchmesser von 2-3 mm erkennbar wird, haben seine Zellen bereits 30 Teilungsschritte durchgemacht. Durch nur 10 weitere Teilungen erreicht er bereits die Masse von einem Kilogramm, was in vielen Organen wie hier z.B. der Lunge lebensbedrohlich wird. Es ist offensichtlich, dass die Entfernung solch großer Geschwülste das umgebende Gewebe zusätzlich schädigen muss. Im Stadium eines klinisch erkennbaren Tumors ist oft die

Mehrheit der Teilungsschritte im Verlauf des Daseins desTumors bereits erfolgt. Durch genetische Instabilität entstehenständig neue Tumorzell-Varianten. In einem Ausleseprozessreichern sich diejenigen Tumorzellen an, die am besten an dieUmgebung angepasst sind. Diese sind den Gegenmaßnahmender verschiedenen Kontrollsysteme des Organismus wie auchder Therapie gegenüber am resistentesten und mit großerWahrscheinlichkeit aggressiver als die ursprünglich entarteteAusgangszelle.

(Reinacher, M.: Neues zu Onkogenese und Metastasierung,Tierärztl Prax 2002; 30 (K): 403-415 - Schattauer, Stuttgart)

Aber nicht nur das Gewicht oder der Platzbedarf eines solchen Tumors spielen eine große Rolle. Von verschiedenen Tumoren werden Stoffwechselprodukte freigesetzt, die ähnlich Hormonen Steuerungsfunktionen wahrnehmen, die Blutbildung beeinträchtigen oder Nervensystem, Knochen oder andere Körperteile schädigen. Nicht zuletzt nehmen die meisten Krebspatienten im Verlauf ihrer Erkrankung erheblich ab und erleiden Kreislaufbelastungen, die Operationen in fortgeschrittenem Stadium erheblich schwieriger gestalten. Nach der Entfernung eines Tumors wird die mikroskopische Untersuchung des entnommenen Gewebes Klarheit über die Eigenschaften des Krebses verschaffen: Gutartige Geschwülste können nach vollständiger Entfernung geheilt sein. Bei bösartigen Tumoren zeigt die Untersuchung eventuell noch vorhandene während der Operation nicht erkennbare Geschwulstreste auf. Von besonderem Interesse ist das Muster, nach dem dieser Tumor metastasieren wird: Meistens gibt es Organe, deren

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Befall im nächsten Stadium besonders wahrscheinlich ist. So metastasieren viele Gesäugetumoren besonders schnell in die Lunge. Fängt ein Hund, der an solch einem Tumor leidet, nach einem halben Jahr an zu husten, wird man nicht nur an eine Erkältung denken. Man wird dann auch nach Lungenmetastasen suchen. Dieses Beispiel zeigt, dass Tumorbehandlungen mit der Operation oft nicht zu Ende sind. Im Rahmen eines angepassten Behandlungskonzeptes können anschließend Immun-, Chemotherapien oder Bestrahlungen stattfinden, um die verbliebenen Krebszellen zu bekämpfen. Maligne Tumoren setzen häufig Hunderte von mikroskopisch kleinen Mikrometastasen frei, die nicht operativ entfernt werden können. Im Laufe der Jahrzehnte wurden für Tiere Therapieschemata entwickelt, die besonders auf die Lebensqualität abgestellt sind. Während z.B. nach einer Chemotherapie die Lebensverlängerung von 5 Jahren beim Menschen unbefriedigend ist, kann eine 8jähringe Hündin mit Gesäugekrebs dadurch ihre normale Lebenserwartung erreichen. Deshalb können Krebsbehandlungen beim Haustier sowohl wirksam als auch verträglich sein. Voraussetzung ist jedoch eine möglichst frühe gewissenhafte Entfernung der Primärgeschwulst, eine gute pathologisch-histologische Untersuchung und ein Behandlungskonzept, das die postoperative Therapie einbezieht.

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Was ist eine Chemotherapie? Unter dem Begriff der Chemotherapie versteht man zunächst lediglich allgemein die Anwendung von Arzneimitteln, die die Entwicklung von Krebszellen stören oder sie abtöten können. Sobald diese Medikamente gegeben werden, verteilen sie sich im ganzen Körper über das Gefäßsystem. Sie eignen sich daher – im Gegensatz zu chirurgischen Maßnahmen – besonders gut, um Krebszellen an fast allen Körperstellen gleichzeitig zu erreichen. Daher wird die Chemotherapie als „systemische“ Therapie aufgefasst. Alleine schon der Begriff „Chemotherapie“ löst bei vielen Menschen Angstgefühle aus. Die Befürchtungen sind angesichts des medizinischen Fortschrittes heute jedoch nicht mehr gerechtfertigt. Die Nebenwirkungen sind deutlich geringer als noch vor Jahren, durch Neu- und Weiterentwicklungen sowohl bei den Präparaten als auch bei ihrer Anwendung lassen sich viele Krebsformen heute deutlich besser kontrollieren, Nebenwirkungen lassen sich deutlich reduzieren. Daher erfreuen sich auch während einer Chemotherapie die meisten Haustiere einer recht guten Lebensqualität. Sie kehren schnell zum gewohnten Leben und Spiel zurück. Die Chemotherapie wird in der Regel (außer bei Blutkrebsformen wie z.B. der Leukämie) in Kombination mit chirurgischen Maßnahmen angewendet. Die Entscheidung, welche chirurgische Maßnahme und welche Chemotherapie in welcher Kombination verschiedener Präparate anzuwenden ist, wird aufgrund der Gewebeuntersuchung des Tumors und seines biologischen Verhaltens getroffen. Leider können lokale Behandlungen wie die Chirurgie nur die im Operationsgebiet liegenden Tumorzellen erreichen. Leider haben jedoch viele Tumoren bereits Zellen in die Lymph- oder Gefäßbahn abgesetzt oder gar im ganzen Körper gestreut. Dann sind auch systemische Maßnahmen zu ergreifen. Diese Behandlung ist eine systemische adjuvante Therapie, die die Zellen im Gegensatz zur Operation überall im Körper erreicht. Sie ist stets zusätzlich zur örtlichen, chirurgischen Behandlung anzuwenden. Je nach Form, Stadium und Wachstumsgeschwindigkeit des Primärtumors („Muttergeschwulst“) kann sie vor (präoperative Therapie), während (intraoperative Therapie) oder nach der Operation (postoperative Chemotherapie) eingesetzt werden. Da die prä- und intraoperative Behandlung die Operation und Narkose deutlich komplizieren kann, wird die Therapie in der Regel postoperativ durchgeführt. In den letzten 15 Jahren werden auch beim Haustier Chemotherapien häufig eingesetzt. Seither ist die Heilungs- und Überlebensrate bei sehr vielen Krebserkrankungen deutlich gestiegen, hat die Lebensqualität von Tumorpatienten erheblich zugenommen. Wird die Chemotherapie als alleinige Behandlung durchgeführt, z.B. bei Blutkrebs, wird sie Primärbehandlung genannt. Diese Behandlung hat sich bei verschiedenen Leukämieformen, Lymphomen und anderen Blutkrebsarten sehr gut bewährt. Gelegentlich wird diese Primärtherapie auch durchgeführt, weil die Muttergeschwulst nicht so operiert werden kann, dass im Anschluss daran ein Weiterleben in ausreichender Qualität möglich ist. Im Gegensatz hierzu ist die Behandlung von metastasierten Tumoren, d.h. Tumoren, die sich von einer Muttergeschwulst ausgehend im Körper ausgebreitet haben, mit Hilfe von Zytostatika eine sekundäre Therapie. Hier ist die Chemotherapie die einzige Chance, die im ganzen Körper verteilten Tumorzellen zu erreichen. Wie wirken Zytostatika? Zytostatika sind speziell zu dem Zweck entwickelt worden, schnell wachsende Tumorzellen in ihrem Stoffwechsel zu hemmen. Diese Medikamente wirken deshalb

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vor allem in schnell wachsenden Zellen, weil sie auf den Eiweißstoffwechsel einwirken, z.B. indem sie die Zellteilung stören. Da sich aber auch einige gesunde Zellarten besonders schnell vermehren, so z.B. Darmschleimhaut-, Blut- und Hautzellen, können auch diese in ihrem Stoffwechsel beeinträchtigt werden. Dadurch können in Abhängigkeit von der Wirkungsweise des Zytostatikums Nebenwirkungen entstehen. Eine besondere Anstrengung galt daher in der Vergangenheit der Beeinflussung dieser Nebenwirkungen, worauf die Lebensqualität von zytostatisch behandelten Patienten deutlich zugenommen hat. Die zeitweise Beeinträchtigung der normalen Körperzellen ist Folge der giftigen Arzneimittelwirkungen. Glücklicherweise kann die Dosis der Arzneimittel so gewählt werden, dass der Schaden nur gering und stets vorübergehend ist. Auch aus diesem Grund wird die Chemotherapie in sogenannten Zyklen gemacht. In der Zeit zwischen den einzelnen Behandlungen erhält der Körper eine Erholungsphase zugestanden. Außerdem wird in den meisten Chemotherapieplänen mehr als ein einzelnes Zytostatikum verwendet – entweder gleichzeitig oder in genau festgelegter zeitlicher Abfolge. Diese Kombinationstherapie wird aus verschiedenen Gründen gemacht: - Während des Wachstums durchlaufen alle Zellen einzelne Stadien der Zellteilung, was als Zellzyklus bezeichnet wird. Verschiedene Zytostatika stoppen das Zellwachstum in verschiedenen Stadien dieses Zellzyklus. Wenn verschiedene Zytostatika angewandt werden, kann der Zellzyklus an mehreren unterschiedlichen Stellen unterbrochen werden, wodurch eine größere Anzahl Tumorzellen getötet werden kann als durch ein einzelnes Zytostatikum. - Verschiedene Zytostatika haben unterschiedliche Nebenwirkungen. Deshalb führt die Kombination mehrere Präparate in niedrigerer Dosierung zu geringeren Nebenwirkungen. - Die Kombinationsbehandlung verringert das Risiko, dass Tumorzellen resistent werden. Zahlreiche Studien zeigen, dass schon aus diesem Grund eine Kombinationstherapie effektiver ist. - Es werden mehrere Behandlungen zu unterschiedlichen Zeiten benötigt, weil sich nicht alle Zellen eines Tumors im Zellteilungszyklus befinden. Selbst in schnell wachsenden Tumoren teilt sich deutlich weniger als die Hälfte der Zellen zum Zeitpunkt einer einzelnen Behandlung. Durch wiederholte Behandlung ist daher eine deutlich größere Anzahl der Zellen teilungsaktiv. Chemotherapie-Information im Detail Fast alle Zytostatika können Nebenwirkungen verursachen. Ihre positiven Wirkungen durch Abtöten der lebensbedrohlichen Tumorzellen übertreffen jedoch bei weitem die möglichen Nachteile. Die langsame intravenöse Behandlung mit Zytostatika kann 2-3 Stunden dauern. In dieser Zeit wird Ihr Tier von der Mannschaft unserer onkologischen Abteilung sorgfältig betreut und überwacht. In Vorbereitung der Behandlung werden ein großes Blutbild erstellt und verschiedene Organfunktionstests durchgeführt. Während der Durchführung der Behandlung werden Ihrem Tier keine Schmerzen zugefügt, es spürt lediglich den Einstich der Nadel für die Probenentnahme und die Infusion. Gelegentlich treten schnell abklingende Kreislaufbeschwerden, Brechreiz oder eine kurze Übelkeit auf. Die Therapie wird alle 2 bis 4 Wochen wiederholt, dazwischen finden sorgfältige Kontrollen des Gesundheitszustandes statt. Einen genauen Therapieplan mit allen Maßnahmen schlägt Ihnen unser Onkologe vor der Behandlung vor. Es steht ausreichend Zeit zur Verfügung, dass er Ihnen alle Ihre Fragen beantwortet. Sie sollen die Behandlung Ihres Tieres verstehen, weil es Ihre Unterstützung bei der Durchführung der Chemotherapie braucht. Die beste

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Voraussetzung hierfür ist die partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Patient, Tierhalter und dem behandelnden onkologisch tätigen Tierarzt. Mögliche Nebenwirkungen Erbrechen, Durchfall und/oder Appetitverlust Diese Nebenwirkungen finden durch die direkte Irritation des Magens statt, weil verschiedene Zytostatika das Brechzentrum im Gehirn stimulieren. In diesem Fall setzt das Erbrechen in der Regel noch in der Klinik ein und dauert wenige Minuten bis wenige Stunden. In solchen Fällen kann das Erbrechen durch Medikamente beeinflusst werden, die das Brechzentrum beruhigen. Das Tier erhält zusätzlich zum Chemotherapieprotokoll dann Arzneimittel wie z. B. Metoclopramid. In anderen Fällen sind Magen-Darm-Beschwerden Folge der gestörten Regeneration der Darmschleimhaut, deren Teilungsrate ja auch reduziert wird. Diese Beschwerden treten nur bei wenigen Patienten nach einigen Tagen auf, dauern 1-3 Tage, sind i.d.R. geringgradig und heilen ohne jede Therapie ab. Bei den meisten Patienten sind dies neben einem etwas stärkeren Haaren die einzigen Beschwerden. Erniedrigte Abwehrzellen und Blutplättchen im großen Blutbild Vor Beginn der Chemotherapie, mehrfach während eines Zyklus und vor jedem neuen Zyklus wird ein großes Blutbild gemacht, damit der Status Ihres Haustieres bekannt ist und überwacht werden kann. Sollten in diesen Untersuchungen kritische Werte erreicht werden, wird die Dosis der Zytostatika neu berechnet. Selbst bei deutlicher Unterschreitung der angestrebten Werte kann mit Hilfe unterstützender Medikamente Schaden von Ihrem Haustier abgewendet werden. Haarverlust Während einer Chemotherapie haaren die Tiere vermehrt. Dennoch tritt zu keinem Zeitpunkt Haarlosigkeit auf. Anders als beim Menschen, dem häufig alle Körperhaare ausfallen, haben wir noch während keiner Chemotherapie einen nackten Hund oder eine nackte Katze beobachtet. Maßnahmen bei Nebenwirkungen

Bitte besprechen Sie alle Umstände, die Sie beunruhigen, mit Ihrem Onkologen. Er kann die Bedeutung der Beschwerden einordnen. Sie erfahren sofort, ob das beobachtete Problem schwerwiegend ist oder werden kann. Er kann Ihnen Hilfsmittel oder Medikamente in die Hand geben, mit denen Sie das Problem lösen können. Übelkeit Füttern Sie Ihr Tier zunächst nicht. Bieten Sie stattdessen mehrmals täglich Speiseeis oder Eiswürfel an. Am darauffolgenden Tag füttern Sie bitte mehrere kleine Mahlzeiten. Fangen Sie zunächst an Futter esslöffelweise anzubieten. Ihr Tier trinkt nicht Sie dürfen – solange kein Durchfall vorliegt oder auftritt – all die Flüssigkeiten anbieten, die Ihr Tier auch früher schon gerne getrunken hat. Unter diesen Umständen sind wir auch mit Milch oder verdünnter Kaffeesahne oder Sahne einverstanden. Viele Tiere trinken gerne Hühner- oder Ringerbrühe, aufgeschwemmten Yoghurt oder im warmem Wasser zerlassene Leberwurst.

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Erbrechen Füttern sie Ihr Tier zunächst nicht. Nach frühestens 12 Stunden können Sie einzelne Happen Hühnerbrust oder Hackfleisch anbieten, zunächst auf einmal nicht mehr als einen Esslöffel voll alle 1-2 Stunden. Erbricht das Tier nicht, dürfen Sie die Tagesration auf 3-4 Gaben aufteilen und langsam auf normales Futter umstellen. Durchfall Füttern Sie Reis mit Huhn oder Lamm fein zerkleinert, vielleicht nimmt Ihr Tier darunter auch eine gequetschte Banane. Vermehrter Durst, häufiges Wasserlassen Diese Nebenwirkungen können bei manchen Chemotherapien völlig normal und harmlos sein, so erhöhen zum Beispiel die in manchen Protokollen enthaltenen Kortisone den Wasserumsatz. Dies sollten Sie mit Ihrem Onkologen besprechen. In anderen Protokollen kommt ein gesteigerter Wasserumsatz an wenigen Tage (4-6) vor, verschwindet dann aber wieder von selbst. Sollten die obigen Probleme länger als 24 Stunden fortbestehen oder das Allgemeinbefinden des Tieres schlecht sein oder wider Erwarten schlechter werden, rufen Sie bitte die Klinik an. Unser Team steht Ihnen gerne jeden Tag und 24 Stunden täglich zur Verfügung. Ihr nächster Termin Der nächste Untersuchungs- oder Behandlungstermin ergibt sich zunächst aus Ihrem Behandlungsplan. Sie können Ihr Tier aber jederzeit vorstellen. Bitte rufen Sie davor kurz an, damit Sie und Ihr Tier nicht unnötig lange warten müssen und wir dafür sorgen können dass Ihr Onkologe auch wirklich für Sie zur Verfügung steht. Die Chemotherapie selbst Vor jeder qualifizierten Chemotherapie steht die Diagnose der Krebsart und des Ausmaßes der Erkrankung. Hierzu gehört eine eingehende Untersuchung Ihres Patienten, möglicherweise eine Operation. Vielleicht ist die Operation bereits erfolgt. Das entnommene Gewebe wird oder wurde untersucht, die Krebsart dabei festgestellt. Diese histologische Diagnose enthält Aussagen dazu, wieweit der Krebs vollständig oder teilweise entfernt werden konnte, welcher Art die Tumorzellen sind, wie bösartig sie sich im Präparat dargestellt haben, ob sie in das Lymph- oder Blutgefäßsystem eingedrungen sind und wie groß das Risiko des Wiederauftretens am Ort der Operation und das Risiko von Fernmetastasen ist. Der Onkologe untersucht das Tier und führt ein sogenanntes Staging durch. Darin werden eine eventuelle Lymphknotenbeteiligung, Metastasen, das Allgemeinbefinden und die Ergebnisse der Blutuntersuchungen berücksichtigt. Unter Einbeziehung dieser Daten, Ihrer Wünsche und Pläne und umfangreicher Erfahrungen aus Therapieprotokollen auch zahlreicher anderer Krebskliniken für Tiere im In- und Ausland wird Ihnen der Onkologe unserer Klinik einen Therapieplan vorschlagen. Diesen Therapieplan können Sie zunächst mit nach hause nehmen. Sie sollten alle Fragen stellen, die Sie im Zusammenhang mit der Krebserkrankung Ihres Tieres beschäftigen. Wir wollen, dass Sie sich voll in die Behandlung Ihres Tieres

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einbringen können. Deshalb kann es unsererseits keine zurückgehaltenen Informationen geben. Wir wünschen uns aber auch, dass Ihrerseits alle Vorbehalte, Ängste und Zweifel offengelegt werden. Wir machen seit über 15 Jahren Chemotherapien bei Hunden und Katzen, inzwischen haben viele hundert Patienten davon profitiert. Es ist uns bisher stets eine Verbesserung der Lebensqualität und die Verlängerung einer lebenswerten Existenz geglückt – aber nur in enger Zusammenarbeit mit dem Tier und dem Tierhalter und seiner Familie. Nach Abwägung der individuellen Umstände wird ein Therapieplan vereinbart. Hierbei kann durchaus für ein und dieselbe Krebsart die Wahl zwischen verschiedenen Plänen bestehen. Wir werden die Vor- und Nachteile mit Ihnen besprechen und uns gemeinsam für den besten Plan entscheiden. Sie erhalten vor Ihrer Entscheidung über die Aufnahme der Chemotherapie mit dem Behandlungsplan auch eine exakte für die Klinik verbindliche Kostenaufstellung. Die Zytostatika werden im typischen Fall in Zyklen verabreicht. Dies sind einige Wochen innerhalb derer die Arzneimittel und Kontrollen einem speziellen, bereits mehrfach bewährten Schema folgen. Die gesamte Therapie besteht aus mehreren dieser Zyklen – in der Regel mindestens drei. Die gesamte Therapie dauert damit mindestens 9 Wochen, manche Tumorarten verlangen nach einer größeren Anzahl Zyklen, bei einigen Tumoren, so z.B. verschiedenen Leukämieformen, wird die Chemotherapie später zeitlebens fortgesetzt. Die Behandlung erfolgt stets ambulant, damit das Tier in seiner gewohnten Umgebung bleibt. Die Häufigkeit der Behandlungen und Kontrollen hängt vom Tumor und dem dafür aufgestellten Therapieplan ab. Während der Zyklen gibt es ganz gezielt auch Erholungsphasen für den Organismus. Unabhängig von der Art der Chemotherapie werden vor Beginn und während der Behandlung in Ihrem Beisein regelmäßige Kontrolle durchgeführt. Sind die Blutwerte im Verlauf der Therapie zu stark verändert, kann der nächste Zyklus verschoben werden. Nur selten führt eine Therapie zu so schlechten Werten, dass sie infolge Unverträglichkeit abgebrochen werden muss. Sollten Sie aufgrund des klinischen Zustandes Ihres Haustieres oder aufgrund von irgendwelchen Nebenwirkungen die Therapie lieber abbrechen wollen, können Sie dies jederzeit beschließen. Wir bitten jedoch darum, die Kontrollen des laufenden Zyklus selbst dann vorzunehmen, wenn weitere Zytostatika abgesetzt werden. Da die Behandlungskosten stets den ganzen Zyklus umfassen, entstehen Ihnen für Kontrollen auch nach Abbruch einer Chemotherapie keinerlei weitere Kosten – es soll keinen wirtschaftlichen Grund geben, auf diese wichtige Sicherheit zu verzichten. Die Dauer der einzelnen Behandlungen hängt vor allem von den angewandten Arzneimitteln ab. Sie können nur 10 Minuten dauern oder einen ganzen Tag. Es ist alleine Ihre Entscheidung, ob Sie während dieser Zeit bei Ihrem Haustier bleiben wollen. Sie dürfen es gerne in die Hände unserer Mitarbeiterinnen geben. Die meisten Zytostatika werden intravenös verabreicht. Hierzu verwenden wir einen dünnen Venenkatheter, gewöhnlich verwenden wir dafür ein Vorderbein (Unterarm). Gelegentlich kann es nötig sein, ein Zytostatikum durch einen zentralen Venenkatheter zu verabreichen, das ist ein dünner Schlauch, der in eine große Körpervene eingeführt wird und dort auch für einige Zeit verbleiben kann. Andere Chemotherapeutika können z.B. als Tabletten oder Saft gefüttert werden, in einen Muskel oder unter die Haut oder auch direkt in die vom Krebs befallene Region oder Läsion injiziert werden. Vor allem Hauttumoren können auch mittels Salben oder Packungen behandelt werden.

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Wie wird es Ihrem Tier während der Therapie gehen? Die meisten Tierhalter sind angenehm überrascht, wie wenig sie ihrem Tier von der Therapie anmerken. Alle Haustiere können auch während der Therapie ihr normales Leben führen. Sie bleiben integraler Teil der Familie. Auch wenn das Tier am Tag einer Behandlung längere Zeit in der Klinik war, kann es sie anschließend bei recht gutem Allgemeinbefinden verlassen. Auf anstrengende Tätigkeiten wie Hundesport, ausgedehnte Ausflüge oder langen Freilauf sollte man jedoch verzichten. Die in den Therapieplänen berücksichtigten Erholungszeiten variieren nicht nur von Tumor zu Tumor und von Zytostatikum zu Zytostatikum sondern auch von Tier zu Tier. Wir haben in den Jahren erhebliche Rasseunterschiede feststellen können. Einzelne Rassen zeigen auf ein Zytostatikum bisweilen gar keine Reaktion, während die Reaktion einer anderen Rasse auf dasselbe Präparat eine längere Erholungszeit oder niedrigere Dosierung erforderlich macht. In allen Fällen verschwinden die arzneimittelabhängigen Nebenwirkungen, sobald die Therapie zu Ende ist. Es gibt in jedem Fall wieder ein glänzendes, dichtes Haarkleid. Manche Tiere haben sogar nach der Therapie ein besseres Fell als zuvor, da sie einen zusätzlichen Haarwechsel mitgemacht haben. Es gibt eine Vielzahl von Zytostatika – und jedes Jahr kommen glücklicherweise weitere hinzu, die gegen heute noch schlechter beherrschbare Tumoren wirksam sind. Sie erhalten von Ihrem onkologisch spezialisierten Tierarzt alle gewünschten Präparateinformationen. Lassen sie sich alle Ihre Fragen beantworten, vor allem aber die folgenden: - Soll die Chemotherapie meines Tieres den Krebs heilen, Metastasen beseitigen oder reduzieren, das Leben verlängern oder die Lebensqualität erhöhen oder mehrere dieser Ziele erreichen? - Welche Arzneimittel sollen eingesetzt werden? Worin liegen die Vor- und Nachteile? - Welche Nebenwirkungen können auftreten? Wie lange werden sie dauern? - Werden Arzneimittel aus der Humanmedizin verwendet? Unterscheiden sich die für mein Tier beschriebenen Nebenwirkungen von denen, die für den Menschen beschrieben wurden? - Gibt es Nebenwirkungen, bei deren Auftreten ich mich sofort melden muss? - Kann ich irgend etwas tun, um Nebenwirkungen zu vermeiden? - Wie lange wird die Behandlung meines Tieres dauern? - Gibt es außerdem andere Maßnahmen, mit denen mein Tier entweder den Krebs besser überwinden oder seine Lebensqualität verbessern kann? - Soll mein Tier während der Therapie Dinge, Tätigkeiten oder Orte meiden oder besondere Dinge unternehmen, z.B. spezielle Diäten fressen, Medikamente zu Prävention anderer Erkrankungen nehmen oder Trainings durchführen? - Soll mein Tier während oder vor der Therapie geimpft werden? Kann oder muss es Vitamine oder ähnliche Medikamente nehmen? - Darf ich während der Zeit der Therapie mit meinem Tier reisen? Soll ich in spezielle Gegenden nicht reisen? Komplikationen der Chemotherapie Krebszellen sind normalen Zellen sehr ähnlich. Deshalb beinhaltet jedes Medikament, das das Wachstum von Krebszellen hemmt, auch ein Risiko, das Wachstum gesunder Zellen zu stören. Deshalb kann jede zytostatische (d.h. das Zellwachstum beschränkende) Behandlung Nebenwirkungen haben, z.B. Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Appetitlosigkeit, Zittern, Blutgerinnungsprobleme, Fieber und Haarausfall.

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Dabei sind Übelkeit, Erbrechen und Appetitmangel die unangenehmsten Nebenwirkungen. Erbrechen und Übelkeit werden sofort nach Anwendung der Medikamente ausgelöst, weil die Zytostatika spezielle Schlüsselregionen im Gehirn reizen. Mit Entwicklung neuer Arzneimittel gegen Erbrechen ist dieses Problem nun bei fast jedem Patienten ohne Beschwerden lösbar. Zytostatika stören aber auch die Regeneration der Darmschleimhaut – vor allem innerhalb der ersten 3-7 Tage nach ihrer Anwendung. Damit werden die Produktion von Verdauungsenzymen und die Aufnahme der Flüssigkeiten und Nährstoff durch die Darmschleimhaut beeinträchtigt. Sobald die Wirkung des Zytostatikums nachlässt erfolgt die Regeneration innerhalb von 1-2 Tagen wieder automatisch. Neben den Darmzellen weisen verschiedene Zellen des Blutes besonders hohe Vermehrungsraten auf. Diese werden ebenfalls stark beeinträchtigt. Ein Blutplättchenmangel ist die Folge der Wachstumseinschränkung der Blutplättchen-bildenden Zellen im Knochenmark. Da die Blutplättchen für die Blutgerinnung zuständig sind, verursacht ein erheblicher Plättchenmangel Blutgerinnungsstörungen. Die Reduktion der Plättchen ist während der Anwendung von Zytostatika normal und solange ungefährlich, wie die Anzahl in Abhängigkeit von der Tumorart, dem Zytostatikum und der Art, Rasse und Verfassung des Patienten kritische Werte in der Größenordnung von 50.000 bis 100.000/µl Blut nicht unterschreitet. Bei nur geringgradigem Abfall der Zellzahl treten überhaupt keine Beschwerden auf. Geht die Zellzahl weiter zurück, können einzelne blutige Stippchen oder kleinere Blutergüsse unter der Haut und auf Schleimhäuten auftreten. Wird der kritische Wert unterschritten, kann es zu unstillbaren Blutungen bis zum Ausbluten kommen. Vor allem größere Blutungen sind – meist lange vor dem Eintreten bedrohlicher Situationen – offensichtlich, vor allem im Fang und an den Gliedmaßen. Wenn Sie Sorgen haben, bei Ihrem Tier könnte eine Blutung auftreten, sollten Sie es sofort in der Klinik vorstellen. Bei der sorgfältigen Überwachung des Krebspatienten im Rahmen des Ihnen vorgelegten Therapieplanes konnten schwerwiegende Blutgerinnungsprobleme bislang stets vermieden werden. Auch die körpereigene Infektabwehr kann während einer zytostatischen Behandlung beeinträchtigt werden. Die dafür verantwortlichen Zellen, sogenannte weiße Blutkörperchen, im speziellen Fall die neutrophilen Granulozyten, werden ebenfalls in ihrer Vermehrung gestört. Auch hier wird nach 3-10 Tagen der Tiefpunkt in der Zellzahl erreicht. Während die Gesamt-Leukozyten-Zahl beim Gesunden bei ca. 10-12.000/µl liegt, sollte unter einer Chemotherapie ein Abfall unter etwa 3.000/µl vermieden werden. Zwischen 3.000/µl und 1.000/µl gibt es keine sichtbaren Beschwerden. Die Schwächung des Abwehrsystems sollte jedoch durch die Einnahme gut verträglicher Antibiotika ausgeglichen werden. Unter 1.000/µl kann es zu Allgemeininfektionen kommen, die je nach infiziertem Organ mit Husten, Durchfall oder anderen Problemen und u.U. mit Fieber einhergehen können. Während die Normaltemperatur des Hundes bei 38,5°C bis 39.0 °C liegt, können dann Temperaturen über 41°C erreicht werden. Jede Infektion, jede Temperaturerhöhung sollte umgehend mit der Klinik besprochen werden. Ist die Störung nur wenige Stunden unbehandelt, kann sie tödlich verlaufen, weil das geschwächte Immunsystem die überbordende Infektion nicht mehr in den Griff bekommt – auch nicht mit Unterstützung durch Antibiotika. Durch die enge Überwachung im Rahmen der Therapiepläne und die Aufmerksamkeit der ist in den letzten Jahren kein Fall solcher Infektionen mehr aufgetreten. Die am häufigsten beobachtete Nebenwirkung ist ein zwei bis drei Wochen nach Beginn der Therapie einsetzender und noch über den letzten Zyklus hinausreichender Haarverlust. Der Umfang und zeitliche Ablauf wird nicht nur vom Zytostatikum und dessen Dosierung beeinflusst sondern auch von der Art und Rasse des Patienten. Nur in Extremfällen treten wirklich haarlose Stellen auf, ein Ausdünnen bis zum

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Sichtbarwerden der Haut wird aber beobachtet. Gelegentlich treten eng begrenzte haarlose Flecken auf – vor allem an Liegestellen oder in der Gegend des Halsbandes, wo die Haare stärkerer mechanischer Beanspruchung ausgesetzt sind. Grundsätzlich kann aber jeder Teil des Körpers betroffen sein. Die meisten Hunde weisen im Ergebnis einen zusätzlichen Haarwechsel auf. Etwa einen Monat nach Ende der Behandlung beginnt das Haarwachstum wieder. Meistens sehen die nachwachsenden Haare exakt aus wie ihre Vorgänger. Bei einzelnen Zytostatika kann die Färbung jedoch intensiver sein, so kann ein älterer, hell gewordener Bobtail hinterher z.B. wieder richtig schwarz und weiß aussehen. Auch die Haarform kann sich etwas ändern, es kann mehr oder weniger stark gewellt, dicker oder dünner nachwachsen. Meistens wachsen sich diese Haarveränderungen nach weiteren 1-2 Haarwechseln aber wieder aus. Was können Sie zum Gelingen der Therapie beitragen? Sie sollten Ihrem Tier vor allem während der Phasen gestörten Allgemeinbefindens Zuspruch, Wärme und Betreuung anbieten. Wenn körperliche Aktivität es nicht zu stark anstrengt, darf das Tier Freilauf bekommen, Spazieren gehen und spielen, soviel es will. Auch bei der Ernährung gibt es keine Einschränkungen, solange alles normal ist. Da die meisten Krebserkrankungen recht anstrengend sind, kann auch etwas mehr Futter nur schaden, wenn Sie eine Gewichtszunahme feststellen. Alle Störungen, die das Tier stark beeinträchtigen, sollten Sie sofort Ihrem Onkologen mitteilen. Bestehen auch leichte Probleme länger als 24 h fort, melden Sie sich bitte. Das Auftreten von Blutungen oder Fieber ist alarmierend. Bitte melden Sie sich dann sofort. Nach der Chemotherapie Von der zytostatischen Behandlung nach hause zurückgekehrt, dürfen Sie Ihrem Haustier eine besonders schmackhafte Mahlzeit anbieten. Sie sollte aber ein Drittel der üblichen Menge nicht überschreiten. Bieten Sie dem Tier Wasser an. Es soll aber keine größeren Mengen aufnehmen, maximal etwa 10 ml/kg Körpergewicht innerhalb der ersten Stunde nach Ihrer Heimkehr und nicht mehr als 30 ml/kg innerhalb von 24h. Am nächsten Tag darf Ihr Tier Futter und Wasser wieder in der gewohnten Weise einnehmen. Möglicherweise werden Ihnen Arzneimittel mitgegeben, um Übelkeit und Erbrechen vorzubeugen. Diese Arzneimittel sollten Sie zuhause angekommen das erste Mal geben, das zweite Mal vor dem Schlafengehen. Sie wirken am besten, wenn Sie sie 20 Minuten vor der Futteraufnahme und vor der Nacht verabreichen. Nicht jedes Tier benötigt wiederholte Dosierungen. Besprechen Sie diese Dinge mit Ihrem Tierarzt. Manche Zytostatika haben spezielle Nebenwirkungen. So werden wegen der Nebenwirkungen auf den Herzmuskel nicht mehr als 5-8 Zyklen mit Doxorubizin vorgenommen. Bei langfristiger Anwendung von Cyclophosphamid ist mit Blasenreizungen zu rechnen, die nach Absetzen wieder abheilen. Manche benötigen spezielle Nahrungsergänzungsstoffe, z.B. weil sie den Verbrauch von Vitamin B12 erhöhen. Diese Dinge werden im Therapieplan bereits vor Beginn der Behandlung vermerkt. Besprechen Sie Ihre diesbezüglichen Fragen mit dem Tierarzt. Verschiedene Protokolle sehen nach der intravenösen Behandlung in der Klinik die Einnahme von Tabletten vor. Den Zeitpunkt der Verabreichung und die genaue Dosis entnehmen Sie bitte dem Therapieplan. Sollten besondere Vorsichtsregeln wie das Tragen von Handschuhen oder Lagerungsbedingungen wie die Aufbewahrung im

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Kühlschrank einzuhalten sein, ist dies im Therapieplan vermerkt. Überzählige Arzneimittel entsorgen Sie bitte auf keinen Fall über den Hausmüll, denn sie könnten extrem giftig sein. Sollten Beschwerden auftreten, die bislang nicht besprochen worden sind oder länger als besprochen andauern, melden Sie sich bitte umgehend in der Klinik. Auch wenn Beschwerden stärker ausfallen als besprochen oder länger anhalten, melden Sie sich bitte sofort. Blutige Ausscheidungen oder blutiges Erbrechen sollten Sie immer zur Kontaktaufnahme veranlassen. Der notdiensthabende Tierarzt der Klinik steht Ihnen gerne sofort zur Verfügung. Dort wird auch alles Notwendige veranlasst.

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Die drei wichtigsten Regeln für die Krebsbehandlung: 1. Der Patienten benötigt eine Diagnose. Diese Diagnose bekommt er nur nach Staging und Gewebeuntersuchung. Sicherlich gibt das klinische Erscheinungsbild und der Befund während einer Operation gewisse Hinweise auf den Charakter eines Tumors. Dennoch kann kein Tierarzt eine Krebserkrankung einordnen und Ihnen brauchbare Aussagen zu den Aussichten machen, solange keine Gewebeuntersuchung vorliegt. Nur wenige Tumoren verhalten sich so speziell, dass schon die äußerliche Untersuchung eine verlässliche Aussage zulässt. Mit dem Wissen, das die Gewebeuntersuchung zur Verfügung stellt, kann der Onkologe sagen, ob der Tumor gut- oder bösartig ist, wie groß die Wahrscheinlichkeit des erneuten Auftretens ist und ob mit Metastasen gerechnet werden muss. Er kann häufig sogar sagen, wo mit Metastasen gerechnet werden muss. Treten später gesundheitliche Störungen bei Ihrem Haustier auf, kann bei bekanntem Gewebebefund überlegt werden, ob es sich hier z.B. um eine Erkältungserkrankung oder eine Lungenmetastase, um einen harmlosen ernährungsbedingten Durchfall oder einen Darmtumor handeln könnte. Schon alleine deshalb ist die Gewebeuntersuchung immer eine wirtschaftliche Maßnahme, da sie später umfangreiche weitergehende Untersuchungen erleichtern oder gar ersparen kann. 2. Behandeln Sie den Patienten – nicht den Tumor! Liegt das Ergebnis der Gewebeuntersuchung vor, können Sie den Tumor einordnen und auf die Erfahrungen aus den zahlreichen vorausgegangenen Krebsbehandlungen zurückgreifen. Dennoch muss berücksichtigt werden, dass nicht der Tumor sondern der ganze Patient behandelt wird. Hierfür ist es von großer Bedeutung, in welchem Zustand der Patient ist. Hierüber geben eine eingehende Laboruntersuchung (großes Blutbild, Organparameter und Organfunktionstests aus dem Labor, Urinuntersuchung), verschiedene Röntgenbilder von Brustkorb und Bauchraum, ggfs. auch der Tumorregion nach der Operation, und u.U. weitere Untersuchungen wie EKG oder Ultraschall Auskunft. Bei der Planung der Behandlung muss berücksichtigt werden, wie sich Tumoren des vorgefundenen Typs biologisch verhalten – und welchen Weg der Tumor schon gegangen ist, z.B. ob bereits Lymphknotenmetastasen oder Gefäßeinbrüche vorliegen. Gegebenenfalls muss in Abhängigkeit von der Krebsart sogar Knochenmark punktiert oder andere spezielle Tests durchgeführt werden. Diese Erkenntnisse benötigen Patientenbesitzer und onkologisch spezialisierter Tierarzt vor der Erstellung des Therapieplanes. Ziel dieser Prozeduren ist es, die Kondition des Patienten festzustellen (nicht zuletzt um zu wissen, welche Belastungen man ihm zumuten kann), das Stadium der Erkrankung festzulegen und mögliche Nebenwirkungen zu vermeiden. Nicht zuletzt bestimmt die saubere Vorbereitung über den Erfolg der Therapie und damit über Lebensqualität und Lebenserwartung Ihres Haustieres. 3. Machen Sie keine Behandlung ohne einen qualifizierten schriftlichen Behandlungsplan. Legen Sie die Behandlungsziele und den Weg dorthin fest. Damit sollte auch entschieden werden, ob Ziel der Therapie die Heilung, eine Lebensverlängerung oder die Verbesserung der Lebensqualität sein soll. Lassen Sie sich den Plan erklären, bis Sie ihn verstanden haben. Der Plan muss auch die Kosten der Behandlung enthalten.

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Drei wichtige Kriterien, über die Sie vor der Behandlung nachdenken sollten: 1. Was ist der beste Weg, den Krebs zu besiegen? Heutzutage sollte sofern möglich zunächst der Tumor chirurgisch entfernt werden, damit die größte Zahl der Zellen soweit als machbar entfernt ist. Zumindest sollte seine Fähigkeit zu wachsen stark eingeschränkt werden, indem er chirurgisch reduziert, seine Durchblutung eingeschränkt oder sein Wachstum durch Zytostatika verringert wird. Es gibt zahlreiche weitere, z.T. noch sehr neue und ungebräuchliche weitere Maßnahmen wie Immunstimulantien, Nutrizeutika, Gefäßwachstumsinhibitoren etc., deren Wirkung noch nicht ausreichend erforscht, teilweise noch gar nicht bewiesen ist. Mit der Bestrahlung steht eine Möglichkeit der lokalen Schädigung zur Verfügung, über die nachgedacht werden kann. Zur Behandlung von Fernmetastasen steht oft eine Chemotherapie zur Verfügung. Häufig wird gefragt, wie ein Tier nach einer Gliedmaßenamputation oder der Entfernung von Teilen des Kiefers weiterleben kann. Diese Fragen sind wichtig. Es muss stets eine Abwägung von Vor- und Nachteilen einer Therapie stattfinden. Holen Sie sich den Rat des onkologisch spezialisierten Tierarztes, wägen Sie die Argumente ab und treffen Sie eine Entscheidung für das Tier, für das Sie sich hier so sehr einsetzen. 2. Was ist der beste Weg für das Tier? Für die meisten Tierhalter ist die Lebensqualität, die ihr Tier bei einer Krebserkrankung hat, viel wichtiger als die verbleibende Überlebenszeit. Krebs ist durch unkontrolliertes Zellwachstum gekennzeichnet. Wenn das unkontrollierte Wachstum nicht unterbunden werden kann, kann der Einsatz von Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensqualität bereits ein großer Fortschritt für das Tier sein. Hierfür gibt es Medikamente gegen den Krebs selbst aber auch Nahrungszusätze oder Medikamente gegen die Schmerzen, gegen Husten oder Erbrechen und Übelkeit. Ziel einer Chemotherapie kann das Abtöten von Krebszellen sein, sie kann aber auch ein langsameres Wachstum bei guter Lebensqualität zum Ziel haben. Auch wenn eine Chemotherapie sehr viele Tumorzellen abtöten wird, kann sie wahrscheinlich nicht die letzte Krebszelle vernichten. Je höher dosiert und je öfter Zytostatika gegeben werden, umso mehr Krebszellen sterben ab. Steht die Lebensqualität des Tieres im Vordergrund, kann es durchaus sinnvoll sein, eine niedriger dosierte Therapie oder eine Therapie mit längeren Erholungsphasen oder eine geringere Anzahl Zyklen durchzuführen. 3. Was ist der beste Weg für Sie und Ihre Familie? Es ist vollkommen in Ordnung, wenn Sie Ihr Tier vielleicht gar nicht behandeln lassen wollen. Insbesondere vor sehr invasiven oder verstümmelnden Maßnahmen schrecken viele Tierhalter zurück. Auch wir kennen eine Reihe von Fällen, in denen wir von einer Krebsbehandlung abraten. In solchen Fällen können wir den Krebs nicht mehr besiegen. Das heißt aber nicht, dass gar keine Behandlung stattfinden kann. Der Fokus ist dann jedoch anders: Wenn wir den Krebs schon akzeptieren müssen, dann versuchen wir zumindest, die Beschwerden des Tieres zu lindern. Aber auch das können wir nicht in allen Fällen versprechen. So bitten wir Tierhalter gelegentlich auch, Ihrem Tier weitere Leiden, Schmerzen und Beschwerden zu ersparen und schlagen vor, dieses Tier einzuschläfern. Wir wollen Sie damit aber weder beeinflussen noch bevormunden. Wir begründen diese unsere Auffassung. Wir begrüßen es, wenn Sie diese Argumente Freunden oder Ihrer Familie vortragen, noch einmal über die Entscheidung schlafen und dann selbständig Ihre Entscheidung treffen. Schließlich ist es Ihr Tier. Und wir wissen, wie wichtig es für Sie ist. Deshalb werden wir Ihnen ein Einschläfern aber ganz sicher nicht leichtfertig oder vorschnell vorschlagen. Wir werden unsere Meinung über die Durchführung einer Behandlung oder ein Einschläfern ausführlich begründen.

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Adressen, Kontaktangaben: Wir wollen Ihnen mit diesen Handzetteln Entscheidungshilfen zur Hand geben und Sie ermutigen und unterstützen, dass Sie sich für Ihr Haustier, das Ihnen lange treu zur Seite gestanden hat, einsetzen. Wir wollen Ihnen im Kampf gegen eine sehr ernste und schwierige Erkrankung jede erdenkliche Unterstützung geben. Und wir wollen Ihnen sagen, wann wir es für angebracht halten, dass Sie Ihren Kampf beenden. Bei allen Bemühungen müssen wir eingestehen, dass letztendlich viele Menschen und Tiere den Kampf gegen den Krebs doch verloren haben. Wir würden uns freuen, wenn Sie und Ihr Tier auf dem noch möglichst langen vor Ihnen liegenden gemeinsamen Weg mit möglichst guter Lebensqualität vorankommen könnten. Für weitere Auskünfte und Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung: Tierärztliche Klinik Dr. Staudacher Trierer Str. 652-658 D- 52078 Aachen Tel. 0241/92866-0 aus Belgien oder den Niederlanden 0049-241-92866-0 Fax 0241/92866-47 aus Belgien oder den Niederlanden 0049-241-92866-47 Notruf 24h/Tag und 365 Tage im Jahr: 0241/92866-20 bzw. 0049/241-92866-20 EMail:

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Beispiel für einen klassischen Chemotherapieplan 2.9.2003

1. Zyklus Blutentnahme (großes Blutbild, Thrombozyten, Hämatokrit, Leber- und Nierenprofil), Herzuntersuchung (Doxorubicin ist kardiotoxisch), ggfs. EKG - Doxorubicin i.v., 30 mg/m2 – 30 mg alle 21 Tage - Cyclophosphamid oral, 50 mg/qm – 50 mg alle 48 Stunden – d.h. am 4., 6., 8., 10., 12.9.

Ca. 30 kg KGW 1 m2 Körperoberfläche

9.9.2003 Blutentnahme (großes Blutbild, Thrombozyten, Hämatokrit, ggfs. EKG)

16.9.2003 Blutentnahme (großes Blutbild, Thrombozyten, Hämatokrit, ggfs. EKG)

EKG bei klin. Beschwerden oder auffälligem Auskultationsbefund

2. Zyklus 23.9.2003

Blutentnahme (großes Blutbild, Thrombozyten, Hämatokrit, Leber- und Nierenprofil), Herzuntersuchung, ggfs. EKG - Doxorubicin i.v., 30 mg/m2 – 30 mg alle 21 Tage - Cyclophosphamid oral, 50 mg/qm – 50 mg alle 48 Stunden – d.h. am 25., 27., 29.9., 1.10., 3.10.

Evaluieren der neuen Dosis evtl. entsprechend der Situation der Thrombozyten- und Leukozytenkurve aus dem letzten Zyklus

30.9.2003 Blutentnahme (großes Blutbild, Thrombozyten, Hämatokrit, ggfs. EKG)

EKG bei klin. Beschwerden oder auffälligem Auskultationsbefund oder bei Steigerung der Dosis gegenüber dem letzten Zyklus

7.10.2003 Blutentnahme (großes Blutbild, Thrombozyten, Hämatokrit, ggfs. EKG)

3. Zyklus 14.10.2003

Blutentnahme (großes Blutbild, Thrombozyten, Hämatokrit, Leber- und Nierenprofil), Herzuntersuchung, ggfs. EKG - Doxorubicin i.v., 30 mg/m2 – 30 mg alle 21 Tage - Cyclophosphamid oral, 50 mg/qm – 50 mg alle 48 Stunden – d.h. am 16., 18., 20., 22., 24.10.

Evaluieren der neuen Dosis evtl. entsprechend der Situation der Thrombozyten- und Leukozytenkurve aus dem letzten Zyklus

21.10.2003 Blutentnahme (großes Blutbild, Thrombozyten, Hämatokrit, ggfs. EKG)

EKG bei klin. Beschwerden oder auffälligem Auskultationsbefund oder bei Steigerung der Dosis gegenüber dem letzten Zyklus

28.10.2003 Blutentnahme (großes Blutbild, Thrombozyten, Hämatokrit, ggfs. EKG)

Der Zeitbedarf für die jeweils erste Behandlung eines Zyklus liegt bei ca. 1-2 Stunden. Die Blutkontrolle in der jeweils 2. und 3. Woche gehen relativ schnell (10-20 Minuten). Sämtliche Blutuntersuchungen sollen innerhalb von spätestens 30-60 Minuten nach der Blutentnahme erfolgen. Aus der Anzahl der Thrombozyten, Granulozyten und Erythrozyten ergibt sich die Wirkung der angewandten Zytostatika. Weitere Informationen stellen das DNA- und RNA-Profil des Buff-Coat zur Verfügung. In Anhängigkeit von der Art und dem Zeitpunkt der Blutuntersuchung innerhalb der Therapie sollen Retikulozyten und kernhaltige Erythrozytenvorläufer vorhanden sein.

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