Über die Angebliche Blutbildende Wirkung des Germaniumdioxyds

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62 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 5. JAHIRGANG. Nr. 2 8. JANUAR 1926 in gleicher \u infizierten Kontrolltieren. Sie halten sich mit geringen Ausnahmen mindestens 4 ~iortate, meist er- heblich l~nger am Leben und bieten nur selten bet der Ob- duktion Andeutungen yon Skorbut dar. Anders gestMtet sich das Bild, wenn man unter sonst ganz gleichen Bedingungen den Versuchstierert nur halb so starken, also I : 2o verdfinrtten Citronensaft reicht. Alsdann erfolgt in den meisten F~llen kurz na,ch dem Beginn der vitaminarmen Ffitterung eine, wenn aueh allm~ihliehe, so doch dauernde Gewichtsabnahme, Die Tiere magern sicht- lich ab, zeigen such sonst mehr oder weniger die oben ge- schilderten Erscheinungen tier Skorbuterkrankung und gehen vim frfiher zugrunde als die nicht tuberkul6sen, mit dem gleichen Citronensaft gefiitierten Kontrolltiere. W~ihrend letztere z. ]3. in der einen Versuehsreihe durchsehnittlieh erst in i4i Tagen starben, gingen die anderen be~eits in durchsehnittlich 73 Tagen zugrunde. Es ergibt sich also, dab die 'Verminderung der ausreichendeu Vitamindosis um die H~lfte das Leben der tnberkul6sen Tiere bereits sehr erheblich ahgekfirzt hat. Diese ungfinstige Wirkung der zur Tuberkulose hinzu- getretenen Avitaminose k6nnte entweder auf einer Steigerung der tuberkul6sen Prozesse durch die Avitaminose oder ant einer Beschleunigung der Avitaminosewirkung dutch den tuberkul6sen Prozel3, oder schlieBlich auf einer doppelt unheilvolten gegenseitigen Begfinstigting beider Erkrankungen beruhen. Eine Beeinfiussung der tuberkul6sen Prozesse dutch die Avitaminose konnten wit bisher nicht feststellen. Jedoch mfissen wir mit dem Urteil hierflber bis zum Abschtnsse der histologischen Verarbeitung nnseres Materials zurfickhalten. Dagegen tritt eine Beschleunigung der skorbuti~chen Er- k~'ankung bei Anwesenheit yon T~be~'kulose deutlieh zutage. W~hrend nicht tuberknl6se Tiere bet ether Ffitterung mit 2ofach verdfinntem Citronensaft etwa 3--5 Monate am Leben b!eiben, halten sich die tuberkul6sen Tiere bei dieser Kost nur etwa halb so lunge und weisen bereits vieI frfiher als jene schwere Skorbuterscheinungen auf. Ob sich vielleicht die Ergebnisse anders gestalten, wenn beim Einsetzen der vitaminarmen Ffitterung die Tuberkulose sehon wetter vorgesehritten ist, werden Weitere Versnche lehren. Es wird sich insbesondere alsdann auch zeigen, ob, wie es uns scheint, die zugleich tuberkul6sen und avitamino- tisehen Tiere noch h~iufiger einer komplizierenden Pneumonie er!iegen, als die nur tuberku16sen oder die nur skorbutisch erkrankten. Die naheliegende Erwartnng, durch die Kombination beider Krankheiten ein bequemes Verfahren zur experimen- teIlen Erzeugung yon Knochen- und Gelenktuberkulose zu gewinnen, hat sich trotz mannigfach variierter Versuchs- bedingungen bisher nicht erffillt. UBER DIE ANGEBLICHE BLUTBILDENDE WIRKUNG DES GERMANIUMDIOXYDS. Von WERNER NELL. Aus dem Physiologisch-Chemischen Institut der Universit~t Wfirzburg. Das Germ.anium wurde im Jahre ~886 yon C~M~-s WINICLmRin dem Mineral Argyrodit entdeekt. Dies bedeutete bekanntlich die Erffillung der yon ~5/IENDELEJEFFstammenden Voraussage, dab ein Element existiere, welches im periodi- schen System seine Stelle zwischen Silieium und Zinn hubert muBte, weshalb ~hm M/ENDELEJEFF vorl~nfig den Namen Ekasilicium erteilte. Das Germanium hat in analytischer Beziehung vim Verwandtes mit dem Arsen. Es komfnt in seinen Verbindungen zwei- und vierwertig, als Germano- und Germaniderivat vor. Um die pharmakologische Wirkung des Germaniums hat man sich lange Zeit nieht gekfimmert, bis erst in neuerer Zeit offenbar die /~hnlichkeit des Elementes mit Arsen dazu anregte. DaB diese Untersuchungen bisher ausschlieglich von amerikanischer Seite in Angriff genommen wurden, mag seinen Grund aueh darin haben, dab den dortigen Forschern dieses seltene Element in ausreichenden Mengen yon dem namhaften Anorganiker L. l~I,D~cNNIS (Cornell-Universitftt) zur Verftigung gestell~ wurde, w~ihrend in Deutschland die vom Entdecker WINKLER stammenden Best~nde sich in Sammlungen aufteilen. Dazu kommt noch, dab in Deutsch- land das germaniumhaltige Mineral Argyrodit seit Jahr- zehnten kaum wieder gefunden wurde. Als erste braehten HAMMI~TT, NO~,VREY und ~UELLER 1) die Mitteilung yon ether Vermehrung der roten Blutk6rper- chen der weiBen Ratte um 1--5 Millionen im Kubik- millimeter Blut. Ihre Gesamtdosis betrug 45 mg bet vier- maliger Verabreichung in Pausen yon 4 Tagen. Es traten dann noch in demselben Jahre KAST, CROLL und SCHmTZ 2) mit einer Verbffentlichung fiber gfinstige Beeinflussung sekund~rer An~mien mit Germaniumdioxyd in 8 yon IO F~llen hervor. MUELL~R nnd ISZARD~) brachten dann sogar Einzel- heiten fiber das Verhalten des Germaniumdioxyds im ar- teriellen gegeniiber dem ven6sen Blut. Die Verbindung smite n~mlich als ein Sauerstofffibertr~ger beim arteriellen Blur im Plasma auftreten, um dann nach Reduktion zu Germanooxyd durch die Gewebe im ven6sen Blur art das H~imoglobin der K6rperchen heranzutreten, worauf bet der Durchlfiftung des Blutes in den Lungen der ganze Yrozel~ wieder rfickg~ngig gemacht wtirde und Germanium- dioxyd erneut im Plasma des arterielIen Blutes auftrete. Eine gewisse Einschr~nkung machte dann Now~zY*) dutch die Angabe, dab ein Erfolg nur erzielt werden konnte, wenn bet der Verabreichung das Germanium als Alkali- germanat vorlag. Bald regten sieh nun Widersprfiche. So gelang es BODANSKY 5) .nieht, bet Phenylhydrazinan~mie yon Kaninchen und Hunden mit Germaniumdioxyd einen Erfolg zu erzielen. AL~X~aND~R6) berichtete feruer yon MiBerfolgen bei 3 F~llen yon pernizi6ser An~mie. Durch das groBe Entgegenkommen der Otavi-Minen- und -Eisenbahnen-Gesellschaftwar ich in den Besitz yon Germanit gekommen, wofiir ieh auch an dieser Stelle meinen Dank zum Ausdrnek bringen mSchte. Es war mir auf diese Weise m6glich, nach dem guten Verfahren .yon IKR~SEL 7) hin- reiehende Mengen reinen Germaniumdioxyds selbst herzu- stellen. Damit konnte ich an die Nachprfifung der amerika- nisehen Angaben gehen. Es wurde eine amphoter reagierende KMiumgermanatlSsung hergestellt, welche einem Gehalt yon 1% Germaniumdioxyd entsprach. Mit dieser L6sung wurden 5 gesunde Kaninchen im Abstande yon je 2 Tagen snbcutan in der GIutaealgegend gespritzt, so dab jedes Tier pro Kilo I<6rpergewieht io mg GeO~ erhieK. Jeden 2. Tag wurde die Erythroeytenzahl (unter Benutzung der Bfirckerschen Z~hl- kammer) nnd etwa jeden 4. Tag der H~moglobingehalt (S.a~LI) der Tiere bestimmt. Die Tabelle zeigt das Ergebnis. Hierc~us kann eine Steigem~g der roten B[u~k6rperchen in keine~n der F~lle abgelesen werden. Dieser Befund steht nun in guter ~bereinstimmung mit den rteuesten amerikanischen Angaben, yon denen ich erst nach Abschlul3 dieser bereits ein Jahr in Gang befindlichen Untersuchungen Kenntnis bekam. So berichtet neuerdings GA~vI~a) fiber Versagen des Germaniumdioxyds in 17 Ffillen yon An~mie. In zwei. weiteren, welche mit Nephritis und infekti6ser Arthritis einhergingen, trat gfinstige Wirkung ant, die abet bei ~hnlich gelagerten Ffillen vermiSt wurde, Erfolglos waren ferner Versuche yon ~/[INOT und SAMPSON 9) sowie yon ST~NaELt~ Ja, es kam nun such noch hinzu, dab BOl).~NsI<v und I-IART- ~ANX~) in ether weiteren Arbeit sogar fiber lx-ierensch~di- gungen (Glomerulonephritis) nach Germardumdioxyd zu berichten wuBten und dab wetter BAILEY, I)AVIDSON und BV~-TIN~ t~) eine eingehende Schilderung der anatomischen Sch~tdigungen nachVerabreiehung d~sMittels gaben. Patho- logiseh-anatomische Untersuchnngen ~mrden an meinem Tiermaterial nicht vorgenommen. Die mit GeO~ gespritzten Tiere hatten an Gewicht zugenommen, fiberstanden den Versuch s~mttich und boten XuBerlich kein ver~ndertes Bild. Obwohl immer dieselbe Gegend ifir die Einspritzungen ver- wende~ wurde, zeigten sieh niemMs Hautnekrosen, auch

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in gleicher \u infizierten Kontrolltieren. Sie halten sich mit geringen Ausnahmen mindestens 4 ~iortate, meist er- heblich l~nger am Leben und bieten nur selten bet der Ob- duktion Andeutungen yon Skorbut dar.

Anders gestMtet sich das Bild, wenn man unter sonst ganz gleichen Bedingungen den Versuchstierert nur halb so starken, also I : 2o verdfinrtten Citronensaft reicht. Alsdann erfolgt in den meisten F~llen kurz na,ch dem Beginn der vi taminarmen Ffitterung eine, wenn aueh allm~ihliehe, so doch dauernde Gewichtsabnahme, Die Tiere magern sicht- lich ab , zeigen such sonst mehr oder weniger die oben ge- schilderten Erscheinungen tier Skorbuterkrankung und gehen vim frfiher zugrunde als die nicht tuberkul6sen, mit dem gleichen Citronensaft gefiitierten Kontrolltiere. W~ihrend letztere z . ]3. in der einen Versuehsreihe durchsehnittlieh erst in i4 i Tagen starben, gingen die anderen be~eits in durchsehnittlich 73 Tagen zugrunde. Es e rg ib t sich also, dab die 'Verminderung der ausreichendeu Vitamindosis um die H~lfte das Leben der tnberkul6sen Tiere bereits sehr erheblich ahgekfirzt hat.

Diese ungfinstige Wirkung der zur Tuberkulose hinzu- getretenen Avitaminose k6nnte entweder auf einer Steigerung der tuberkul6sen Prozesse durch die Avitaminose oder ant einer Beschleunigung der Avitaminosewirkung dutch den tuberkul6sen Prozel3, oder schlieBlich auf einer doppelt unheilvolten gegenseitigen Begfinstigting beider Erkrankungen beruhen.

Eine Beeinfiussung der tuberkul6sen Prozesse dutch die Avitaminose konnten wit bisher nicht feststellen. Jedoch mfissen wir mit dem Urteil hierflber bis zum Abschtnsse der histologischen Verarbeitung nnseres Materials zurfickhalten. Dagegen t r i t t eine Beschleunigung der skorbuti~chen Er- k~'ankung bei Anwesenheit yon T~be~'kulose deutlieh zutage. W~hrend nicht tuberknl6se Tiere bet ether Ffitterung mit 2ofach verdfinntem Citronensaft etwa 3--5 Monate am Leben b!eiben, halten sich die tuberkul6sen Tiere bei dieser Kost nur etwa halb so lunge und weisen bereits vieI frfiher als jene schwere Skorbuterscheinungen auf.

Ob sich vielleicht die Ergebnisse anders gestalten, wenn beim Einsetzen der v i taminarmen Ffitterung die Tuberkulose sehon wetter vorgesehritten ist, werden Weitere Versnche lehren. Es wird sich insbesondere alsdann auch zeigen, ob, wie es uns scheint, die zugleich tuberkul6sen und avitamino- tisehen Tiere noch h~iufiger einer komplizierenden Pneumonie er!iegen, als die nur tuberku16sen oder die nur skorbutisch erkrankten.

Die naheliegende Erwartnng, durch die Kombination beider Krankheiten ein bequemes Verfahren zur experimen- teIlen Erzeugung yon Knochen- und Gelenktuberkulose zu gewinnen, hat sich trotz mannigfach variierter Versuchs- bedingungen bisher nicht erffillt.

UBER DIE ANGEBLICHE BLUTBILDENDE WIRKUNG DES GERMANIUMDIOXYDS.

Von

WERNER NELL. Aus dem Physiologisch-Chemischen Institut der Universit~t Wfirzburg.

Das Germ.anium wurde im Jahre ~886 yon C ~ M ~ - s WINICLmR in dem Mineral Argyrodit entdeekt. Dies bedeutete bekanntlich die Erffillung der yon ~5/IENDELEJEFF stammenden Voraussage, dab ein Element existiere, welches im periodi- schen System seine Stelle zwischen Silieium und Zinn hubert muBte, weshalb ~hm M/ENDELEJEFF vorl~nfig den Namen Ekasilicium erteilte. Das Germanium hat in analytischer Beziehung vim Verwandtes mit dem Arsen. Es komfnt in seinen Verbindungen zwei- und vierwertig, als Germano- und Germaniderivat vor.

Um die pharmakologische Wirkung des Germaniums hat m a n sich lange Zeit nieht gekfimmert, b is erst in neuerer Zeit offenbar die /~hnlichkeit des Elementes mit Arsen dazu anregte. DaB diese Untersuchungen bisher ausschlieglich

von amerikanischer Seite in Angriff genommen wurden, mag seinen Grund aueh darin haben, dab den dortigen Forschern dieses seltene Element in ausreichenden Mengen yon dem namhaften Anorganiker L. l~I, D~cNNIS (Cornell-Universitftt) zur Verftigung gestell~ wurde, w~ihrend in Deutschland die vom Entdecker WINKLER stammenden Best~nde sich in Sammlungen aufteilen. Dazu kommt noch, dab in Deutsch- land das germaniumhaltige Mineral Argyrodit seit Jahr- zehnten kaum wieder gefunden wurde.

Als erste braehten HAMMI~TT, NO~,VREY und ~ U E L L E R 1) die Mitteilung yon ether Vermehrung der roten Blutk6rper- chen der weiBen Ratte um 1--5 Millionen im Kubik- millimeter Blut. Ihre Gesamtdosis betrug 45 mg bet vier- maliger Verabreichung in Pausen yon 4 Tagen. Es traten dann noch in demselben Jahre KAST, CROLL und SCHmTZ 2) mit einer Verbffentlichung fiber gfinstige Beeinflussung sekund~rer An~mien mit Germaniumdioxyd in 8 yon IO F~llen hervor. MUELL~R nnd ISZARD~) brachten dann sogar Einzel- heiten fiber das Verhalten des Germaniumdioxyds im ar- teriellen gegeniiber dem ven6sen Blut. Die Verbindung smite n~mlich als ein Sauerstofffibertr~ger beim arteriellen Blur im Plasma auftreten, um dann nach Reduktion zu Germanooxyd durch die Gewebe im ven6sen Blur art das H~imoglobin der K6rperchen heranzutreten, worauf bet der Durchlfiftung des Blutes in den Lungen der ganze Yrozel~ wieder rfickg~ngig gemacht wtirde und Germanium- dioxyd erneut im Plasma des arterielIen Blutes auftrete.

Eine gewisse Einschr~nkung machte dann Now~zY*) dutch die Angabe, dab ein Erfolg nur erzielt werden konnte, wenn bet der Verabreichung das Germanium als Alkali- germanat vorlag. Bald regten sieh nun Widersprfiche. So gelang es BODANSKY 5) .nieht, bet Phenylhydrazinan~mie yon Kaninchen und Hunden mit Germaniumdioxyd einen Erfolg zu erzielen. AL~X~aND~R6) berichtete feruer yon MiBerfolgen bei 3 F~llen yon pernizi6ser An~mie.

Durch das groBe Entgegenkommen der Otavi-Minen- und -Eisenbahnen-Gesellschaft war ich in den Besitz yon Germanit gekommen, wofiir ieh auch an dieser Stelle meinen Dank zum Ausdrnek bringen mSchte. Es war mir auf diese Weise m6glich, nach dem guten Verfahren .yon IKR~SEL 7) hin- reiehende Mengen reinen Germaniumdioxyds selbst herzu- stellen. Damit konnte ich an die Nachprfifung der amerika- nisehen Angaben gehen. Es wurde eine amphoter reagierende KMiumgermanatlSsung hergestellt, welche einem Gehalt yon 1% Germaniumdioxyd entsprach. Mit dieser L6sung wurden 5 gesunde Kaninchen im Abstande yon je 2 Tagen snbcutan in der GIutaealgegend gespritzt, so dab jedes Tier pro Kilo I<6rpergewieht io mg GeO~ erhieK. Jeden 2. Tag wurde die Erythroeytenzahl (unter Benutzung der Bfirckerschen Z~hl- kammer) nnd etwa jeden 4. Tag der H~moglobingehalt (S.a~LI) der Tiere bestimmt. Die Tabelle zeigt das Ergebnis.

Hierc~us kann eine Steigem~g der roten B[u~k6rperchen in keine~n der F~lle abgelesen werden. Dieser Befund steht nun in guter ~bereinst immung mit den rteuesten amerikanischen Angaben, yon denen ich erst nach Abschlul3 dieser bereits ein Jahr in Gang befindlichen Untersuchungen Kenntnis bekam. So berichtet neuerdings GA~vI~a) fiber Versagen des Germaniumdioxyds in 17 Ffillen yon An~mie. In zwei. weiteren, welche mit Nephritis und infekti6ser Arthritis einhergingen, t ra t gfinstige Wirkung ant, die abet bei ~hnlich gelagerten Ffillen vermiSt wurde, Erfolglos waren ferner Versuche yon ~/[INOT und SAMPSON 9) sowie yon ST~NaELt~ Ja, es kam nun such noch hinzu, dab BOl).~NsI<v und I-IART- ~ANX ~) in ether weiteren Arbeit sogar fiber lx-ierensch~di- gungen (Glomerulonephritis) nach Germardumdioxyd zu berichten wuBten und dab wetter BAILEY, I)AVIDSON und BV~-TIN~ t~) eine eingehende Schilderung der anatomischen Sch~tdigungen nachVerabreiehung d~sMittels gaben. Patho- logiseh-anatomische Untersuchnngen ~mrden an meinem Tiermaterial nicht vorgenommen. Die mit GeO~ gespritzten Tiere hat ten an Gewicht zugenommen, fiberstanden den Versuch s~mttich und boten XuBerlich kein ver~ndertes Bild. Obwohl immer dieselbe Gegend ifir die Einspritzungen ver- wende~ wurde, zeigten sieh niemMs Hautnekrosen, auch

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8. JANUAR I926 K L I N I S C H E W O C H E N S C H

Tabelle.

Tier i Tier 2 'l Tier 3 i Tier 4 Tier 5 ] Tier 6 Datum (2,7 kg) (2,4 kg) ] (2,3 kg} l (2,7 kg) (2,3 kg) i (2,4 kg)

i _ _ 5,03 4,91 5,1o 5,I3 i ' 5,06 5,96 5,08 - - 4,94 I - -

�9 4,54 4,97 5,78 4,8o 4,81 [ 4,83 �9 4'o5 4'02 '72 4'46 4'82 I 4,97

4,96 4,92 ;,o8 4, 82 4,33 5,Ol 4,48 5,19 ,64 4,87 3,76 4,25 4,2o 4,77 ,73 . 4,45 5,Ol 4,76 4,32 4,42 ;,43 4,19 4,75 4,49 4,44 5,09 ;,o6 4,84 4,72 4,97

Ge 4,72 G04,96 ;,14 Ge 4,12 4,94 Ge 5,o 7 ,, 5,o8 ,, 5,28 ;,o6 ,, 5,~ 4,84 ,, 4,73

4,77 4,65 L,96 ,, 4, 61 4,97 ,, 5,I6 5,23 4,72 :,92 5,29 5,21 ,, 4,63 5,o6 ,, 5,I3 5,07 ,, 5,o2 5,38 ,, 5,24 4, 66 5,03 4,99 ,, 5,02 5,09 ,, 5,28 4,98 5,08 5,I5 ,, 5,oi 5,00 ,, 5,2o

,, 4,91 5,2o I 4,85 ,, 5,26 5,14 ,, 5,20 5,06[ 4,86 I 5,05 ,, 5,05 5,09 ,, 5,13 5,281 5,29 I 5'I6 5,18 5,I2 5,Ol 5,O7 I 5,O6 I 5,16 5,19 5,20 5,24 5'I91 5'22 / 5'06 5,I1 5,IO 5,I7 4,55 5'I2 i 5,09 5,3 ~ 5,03 5, 21 5,29 5,I6 ] 5,I9 5,08 5,06 5,21 5,51 I 5,28 [ 5,09 5,36 5,29 5,03 5,I4 [ 5,19 1 5,2I 5,04 5,1o 5,11 5,07 5,27 5,09 5,08 5,IO 5,07 5,27 5,18 5,15 5,17 5,19 5,25

Die Zahlen bedenten Millionen rote Blutk6r )erchen im Kubik- millimeter. Tier 3 ist als Kontrolle nicht gespritzt.

Auf die Wiedergabe der H~moglobinzahlen wnrde verzichtet, da sie ebenso konstant blieben wie die der roten BlutkSrperchen.

h a t t e m a n n i ch t den E indruck , als ob dabe i Schmerzen he rvorge ru fen wi i rden.

Zu einer t h e r a p e u t i s c h e n A n w e n d u n g des Germani i imdi- oxyds k6nnen auch meine Versuche n ich t e rmut igen, yon dem hohen Preise (o,I g = 45 Mark) ganz abgeseheiila).

Die Arbe i t wurde mi t Unfe r s t i i t zung der Notgemei i i schaf t d e a t s c h e r Wissenscha f t ausgef/ ihrt , de r ich auch an dieser Stelle me inen auf r ich t igen D a n k ausspreche.

L i t e r a t u r : ~) F. S. HA~I~ETT, I, E. NOWREY, J. tI. MIJEL- L~R, Journ. oL exp. reed. 35; 173. 1922; Journ. of pharmacol, a. exp. therapeut. 19, Mr. 4, S. 337. 1922; F. S. HAMste r and J. E. NowRzY, Journ. of exp. reed. 35, Mr. 4, S. 5o 7. I922 ; Jonrn. of. biol. chem. 50, Nr. 2. 1922. -- ~) L. KAsr, CROLL and It. W. SCI~5~ITZ, New York Proc. of the soc. f. exp. biol. a. reed. 19, Mr. 8, S. 398. 1922; Journ. of laborat, a�9 clin. reed. 7, Mr. i i , S. 643. 1922. -- a) J. H. MIJXLLER and M. S. Isz&m~, Journ. of metabol{c research. 3, 181, 1923; Americ. journ, of the reed. sciences i63, 364. 1922. -- 4) NowREY, Bull. of the Johns Hopkins hosp. 35, 18o. 1924. -- s) M. BO~ANSKu Proc. of the soc. f exp. biol. a. reed. ~o, Mr. 8, S. 534. 1923. -- *) ALEXANDER, Americ. jonrn, of the reed. sciences I66, Mr. 2, S. 256. 1923; journ, of the Americ. reed assoc. 8, Mr. 13, S. 1141. 1923. -- ~) F. W, KRIES~L, Chemikerzeitung 48, Mr; ~56, S. 961. -- s) j . D. G~RVlN, (Rochester), Minnesota med. St. Paul. 7, S. 4o9. I924. -- ") G. R. MINOT, JJ . S*~PSON (Boston), Boston med. a. snrg. journ. I89, Mr. 18, S. 629. 1923. -- x0) A. S~rEN6EL, Atlantic. reed. journ. 27, 777. 1924. -- n) BOD*NSKY and H. C. HARd,ANN, Journ. of metabolic research. 4, Mr. 5--6, S. 515. 1923. _ 12) BAILEY, DAVIDSON and BUN~rlNG (Boston and Madison), Journ. of the Americ. reed. assoc. 84, Mr. 23, S. 1722. 1925. -- ~a) Vgl. auch I. MBssI~-m~, Zeitschr. f. angew. Chem. 38. 821. 1925.

2 5 , V. 27 .u 29, u

2. VI. 4. u 9. u

12. VI. 15. VI. 17. ~rI. 19. VI. 22. u 26. VI. 3 o. VI. 2. VII. 4. VII. 7. "v'II. 9. VII.

II. VII. 14. ~UI. 16. VII. 20. v i i . 22. VII. 24. Y n . 27. v i i . 29. v n . 31. VII.

3. v i i i .

JODREAKTION DER BLUTPL,~TTCHEN, SPINDEL- ZELLEN UND KNOCHENMARKS-GEBILDE.

NO-on

Dr. GY.. ZOLTAN u ROKAu Assistent des Kgl. Ung. Staatl. Kinderasyls in Budapest.

Aus der I. Medizinischen Universit~itsklinik der Charit6 zu Berlin (Direktor: GeheJmrat Prof. Dr. W. HIS).

Vor ku rzem erschien yon RUDOLF S~*~tL ein Aufsa tz fiber d ie Glykogei i reakt ion der Blutpl~it tchen, Bach welchem sich in d e m gr6Bten Teil der B lu tpEi t t ehen galiz charak te r i s t i sche

R I F T . 5. J A H R G A N G . N r . 2 6 3

sog. , ,Riesenschol len" zeigen sotlen, E r glaubt , iden t i sche Scho]len auch in den Knochei imarksr iesenzet le i i gesehen zu haben und diese ]3efunde f t ihr t er als Beweise ffir die Rich t ig- kei t der W r i g h t s c h e n Theorie an, l lach welcher die T h r o m b o - cy ten yon den Meg ak a ry o cy t en a b s t a m m e n .

Die Arbeit schien uns yon gr613tem Interesse, da es nns aussiehtsvoll erschien, evenfuell auf diesem Wege, wenll auch nicht endgiiltig zu eiitscheiden, so doch gewisserlnal3en zu kliiren, ob die schoii angefiihrte Wrightsche Theorie, oder die Erythrocytenkerntheorie won VIKTOR SCHILLING - - welch ]etztere auch Yon HEIM und PREISICII aufgeworfen wurde, -- das R ich t ige ist. Die Arbe i t gab uns Veranlassung, die Jodo- phil ie der ]31utpl~ttchen nnd ande re r Gebilde des Blu tes u n d des I ( n o c h e n m a r k s n~her zu s tudieren . Wir l l ahmen auch verg le ichende U n t e r s u c h u n g e n bei ve r sch iedenen T ie ra r ten vor, n m in diese l~'rage einei1 Marereii E inb l ick zu gewinnen.

Die Technik der Untersuchnngen war folgende: Wir legten die Ausstrichpr~parate oder durch Knochenmarkpunktion gewonnene Tupfpraparate sogleich noch fencht in die Jodkammer, welche vor- her fiber der Flamme leicht erhitzt wurde, und untersuchten sie zun~chst ill gewissen Intervallen, um die richtige FfLrbezeit aus- zutitrieren. Spi~ter untersuchten wir die Pr~parate stets erst Bach einigen Stunden, meistens am niichsten Tag nochmals. Die F/irbe- zeit yon einigen Minuten erwies sich bei den yon uns angewendeten Jodmengen Ms zu kurz. Die Pr~iparate warden dann, unmittel- bar nach t terausnahme aus der Jodkammer, unter LXvulosesyrup mit 01immersion betrachtet. :Es war notwendig die Untersuehung sofort vorznnehmem da die Praparate sich schnell entfiirbten. Diese Technik war iibereinstimmend mit der yon STAHL angewandten (mit Ausnahme der Fiirbezeit).

Es warden vorerst 3 ~ Patienten untersucht mit verschiedenen Krankheiten.

In deft Blutausstrichen, die tMIweise nach Fonio, teilweise ohne jede Pr~ipafierung bereitet wurden, fanden wir die Blutpl~ittehen ziemlieh gleichmi~Big auffallend heller gef~irbt als die iibrigen Ge- bilde des Blntes. Sehr viele Blutpl~ttchen waren in unseren Pr~i- paraten nicht homogen gei~rbt -- wie es STAHL angab -- , sondern zeigten bei entsprechender F/irbung eine feine Punktierung, andere waren dagegen vollkommen gleichm~Big hell ohne jede Granula- bildung.

Die yon STAHL beschr iebenen Riesenschol len sahen wi r bei m a n c h e n I n d i v i d u e n ganz vereinzel t . Bei e inigen P a - t i en t en fanden wir dagegen diese Gebilde e twas zahlreicher . Ihre Anwesenhe i t g lauben wi t also auf Grund unserer U n t e r - suchungen durchaus bes t~ t igen zu k6niien, so dab wir diese Befunde als gee igneten A u s g a n g s p u n k t zu wei te ren U n t e r - suchungen anerkani i ten . Wir miissen dabei he rvorheben , d a b die Zahl der Riesei ischollen n i ch t besol lders k o n s t a n t zum Vorschein kaln, ja, sie schienen sogar auch T ages schwankungen nn te rwor fen zu sein. Auffalleiid war es, dab die Riesenschol len bei den Fiillen yon myelo ischer Leuk~imie am ausgepr~igtesten zu sehen, dagegen z. t3. bei l y m p h a t i s c h e r Leuk~mie k a u m fes tzuste l len waren.

Bei 4 F~llen yon myeloischer Leuk~mle und in [einem Fall yon unklarenl Ursprung, wo die Riesenschollenbildung in den Thrombo- cyten ganz besonders auffallend war, wurde aus anderen Grtinden die iKnochenmarkpunktion ausgefiihrt. Die angefertigten Tupf- pr~parate haben wit ganz Xhnlich behandelt wie die Blntausstrich- pr~iparate.

Die K n o c h e n m a r k - R i e s e n z e l l e n kamen, wie es auch STAI~L beschrieb, als be inahe vol lkommei i homogene Gebi lde zu Gesicht, an m a n c h e n Stellen dunklere , an ande ren hellere: F~irbung aufweisend. Die Riesenzel len f~irben sich in der J o d k a m m e r g a n z deut t ich dunkler , einige sogar sehr viel dunkle r als die T h r o m b o c y t e n a n d weisell gegen den aus- gesprochenen hellen F a r b e n t o n der Blu tp l / i t t chen eiiie fast: b raunge lbe Fa rbe auf. \,Vo die K n o ch en mark -R ie senze l l en sehr zahlreich v o r h a n d e n waren, konn te m a n sch6n sehen, d a b die e inzelnen Riesenzel len g a n z verschiedei ie Grade der J o d o - philie aufwiesen.

X~3r h a b e n H u n d e r t e yon Riesenzel len gri indlich u n t e r - sucht , welche n ich t e inmal Spuren yon Einschlul3k6rperchen zeigten. Doch I anden wi t in oder aufoeiiizelnen Riesenzelleii mehrere dunklere Punk te , die e twa in ihrer Gr6Be, doch n ich t in ih rem Wesen den Riesenschol len der ThrombocyterL