Über die Ausscheidung von Koproporphyrin III bei Bleivergiftung

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9. JANUAR 1937 KLINISCHE \VOCHENSCHRIFT. 16. JAHRGANG Nr. 2 Hoppe-Seylers Z 49, 5 ~ (I9O6). -- 3 BELFANTI, CONTARDI U. ERCOLI, Erg. Enzymforsch. 5, 213 (1936). -- 4 FIESlNGER, C. r, Soc. Biol. Paris 165, 73o (1917). -- 5 PIGHINI, Biochem. Z. 33, 19o (1911). -- 6 FREUND U. KAMINER, Bioehemische Grundlagen der Dispomtion far das Carcinom. Wien: Julius Springer 1925. -- 7 Abderhalden- sche Reaktion. Berlin: Julius Springer 1932. -- s E. FREUND, Wlen. klin. Wschr. x933, 1574. -- " SIMON, Hoppe-Seylers Z. 72, 463 (1911). -- 10 GIRl u. ])ATA, Current Sci. 4, 324 (I935), zit. nacil C. II. 314 (I936). -- 11 THANNHAUSER U. ~EICHEL, J. of biol. Chem. 113, 311 (1936). UBER DIE AUSSCHEIDUNG VON KOPR0- PORPHYRIN III BEI BLEIVERGIFTUNG. Von ~ELISABETH ~V~ERTEN S. Aus der Physlologisch-Chemischen Abteilung der Hansischen Umversltht, Hamburg (Leiter: Prof. Dr. O. SCHUMM). Als eines der Hauptanzeichen yon Bleivergiftung wird heute die vermehrte Porphyrinausscheidung im Harn an- erkannt 1. Sic ist bei Bleivergiftungen zuerst yon ]3INNEN- DIJK und STOCKVlS 2, spater auch Yon GARROD 3 beobachtet worden. Diese ersten Angaben wurden yon Nachunter- suchern tells best~ttigt, tells aber auch angezweifelt. Heute mfissen wir wohl annehmen, dab die Unterschiede in den Befunden auf die Unzul~tnglichkeiten der damaligen Unter- suchungstechnik bzw. der benutzten Apparate ffir die spektro- skopische Beobachtung zurfickzuffihren sind. Nachdem zun~chst yon einer H~tmatoporphyrinausschei- dung gesprochen worden war, konnte SCHUMM 4 auf spektro- chemischem Wege nachweisen, dab das ausgeschiedene Por- phyrin ein Koproporphyrin ist. Damit wurde die Bleiporphy- rinurie in Gegensatz gestellt zur chronischen kongenitalen Porphyrinurie, der Sulfonal-Porphyrinurie nnd anderen Formen yon Porphyrinurie, bei denen in vermehrter Menge vorwiegend oder ausschliel31ich ein ~therunl6sliches Uro- porphyrin mit dem Harn ausgeschieden wird. SCHUMM (1. C.) sowie SCHWARZ5, wiesen nachdrficklich auf die HdiuJigkeit des Vorkommens der gesteigerten Koproporphyrinausscheidung bei Bleiwirkung him FRANKE und LITZNER e kamen neuer- dings auf Grund eigener Erfahrungen sogar zu der Ansicht, dab die vermehrte Porphyrinausscheidung ein Frfihzeichen beginnender Bleiwirkung sei, das an Feinheit, Empfind- lichkeit und Zuverl~ssigkeit die fibrigen Symptome noch fibertreffe. Da durch H. FlSCHERS 7 Porphyrinsynthesen klargelegt worden war, dab die Porphyrine in verschiedenen isomeren Formen auftreten -- vom Koproporphyrin gibt es 4 Isomere, die Ms Koproporphyrin I--IV bezeichnet werden ~0 -- ent- stand die Frage, welche der isomeren Formen bei den Por- phyrinurien vorkommen, d. h. ob Porphyrine der Reihe III ausgeschieden werden, zu der die Farbkomponente des norma- len Blutfarbstoffs geh6rt, oder ob nut Porphyrine der Reihe I vorkommen, wie sie H. FISCHER bei dem bekannten Fall PETRY feststellte. Porphyrine der Reihen II und IV sind in biologischem Material noch nicht gefunden worden. Bisher liegt nut eine kleinere Zahl yon Arbeiten vor, die sich mit der Frage der Isomerie der ausgeschiedenen Kopro- porphyrine beiassen. Das im normalen Harn in geringer Menge vorkommende Koproporphyrin geh6rt nach den Untersuchungen, die FINK und HOERBURGER 8 mit Hilfe der pa-Fluorescenzkurven ausfiihrten, der Reihe I an. l~ber das Vorkommen von Koproporphyrin III im Harn berichten HIJMANS VAN DEN BERGH, REGNIERS und ~ULLER ~ FISCHER, PLATZ und MORGENROTH 1~ sowie FISCHER und I)UESBERG 11 bei kongenitaler Porphyrie, terrier SCHREUS 12 bei Salvar- sanbehandlung. Bei einem Fall yon gewerblicher t31ei- vergiftung identifizierte GROTEPASS 13 das ausgeschiedene Porphyrin in Form seines krystallisierten Esters als Kopro- porphyrin III. Ober experimentelle Bleivergiftungen berichten FISCHER und DUESBERG 11, die im Harn bleivergifteter Kaninchen Koproporphyrin III Ianden. HUMANS VAN DEN BERGH 14 sowie VIGLIANIis haben Versuche an Menschen angestellt, 6i denen sie Bleiacetat bzw. -oxyd per os gaben; sie erzeugten dadurch eine Porphyrinurie, machen aber keine Angaben darfiber, welches der isomeren Koproporphyrine ausgeschieden wurde. Die yon ihnen zugeffihrten Bleimengen waren nur gering; sie beliefen sich auf insgesamt bis zu o,8 bzw. o,56 g. Fine willkommene Erg~nzung dieser experimentellen Blei- vergiftungen bot uns ein Fall der hiesigen II. Medlzmischen Klinik, der sich dutch die sehr groBe Menge (5~ gl) des absichtlich per os zugeftihrten Bleioxyds auszeichnet. Es handelt sich um eine Frau, die als Abortmittel ein Pulv~r eingenommen hatte und wegen eines Ikterus yon der Frauenklinik auf die Medizinische Klinik fiberwlesen wurde. Die Untersuchung ergab neben ,,vermehrter basophiler Punktierung" der Erythro- cyten eine gesteigerte Ausscheidung yon Koproporphyrin inl Ham. Das eingenommene Pulver erwies sich als Bleioxyd, yon dem die Pat. t~glich w~hrend einer Woche etwa 6--8 g gegessen hatte Klinisch wird der Fall als ,,Folgezustande einer schweren akuten Bleivergiftung 16'' beschrieben. Bemerkenswert ist, dab das Koproporphyrin in dem un- behandelten Ham in Form des zweibandigen sog. metallischen Spektrums (Streifen I etwa 574 m/~, II 538 mlt ) zu beobachten war, fihnlich wie es teilweise ffir die Uroporphyrinurien be- 7~]g. 10. ?ooo 7000 fi Is 20. 25,~.35 Abb. I. schrieben wird*. Bekanntlich kann dieses ,,metalhsche Spek- trum" bei oberfl~tchlicher t3eobachtung leicht mit dem des Oxyh~tmoglobins verwechselt werden. Die Unterscheidung ist dadurch m6glich, dab das metallische Spektrum auf Zusatz yon Salzs~ure umschl~gt in das Porphyrin-S~ure- spektrum. Die ausgeschiedenen Porphyrinmengen betrugen im vorliegenden Falle in der ersten Zeit bis zu 5 mg am Tage (s. Abb. I); die vermehrte Ausscheidung erstreckte sich fiber viele Wochen. Um den ,,physiologischen" Koproporphyrin- gehalt des I-lames m6glichst niedrig zu halten, wurde die Pat. etwa 4 Wochen auf fieischfreie Kost gesetzt. Der Harn dieser Zeit wurde gesammelt und das Porphyrin daraus nach der fiblichen Methode isoliert. Der gewonnene Koproporphyrin- methylester zeigte den Schmelzpunkt des Koproporphyri~ 11I (157 ~ bzw. i42~ ,,mikro") bei geringer Krystallisations- freudigkeit. Der Schmelzpunkt der Kupferverbindung des Esters (192 ~ ,,mikro") stimmt auch auf Koproporhyrin III. Trotz der betr~chtlich erh6hten Porphyrinausscheidung konnte im Serum des vorliegenden Falles keine spektro- skopisch nachweisbare Menge Porphyrin gefunden werden. Dieser Befund steht im Gegensatz zu VIGLIANI ls, der allerdings das Plasma untersuchte, und darin bei schweren F~llen auch spektroskopisch das Vorkommen yon Protoporphyrin festge- stellt hat. Der Nachweis einer sehr geringen Menge Porphyrin gelang mit Hilfe der Fluorescenzmethode und der Spektro- graphie. Bei der Untersuchung yon 48 ccm Serum wurde im salzsauren Auszug, der etwa IO % HC1 enthielt, spektrographisch ein zwar schwacher, aber deutlicher Porphyrinviolettstreifen nachgewiesen (s. Abb. 2). Gewinnung des salzsauren Anszuges : Das Serum mit der gleichen Menge destillierten &tilers versetzt, die gleiche Menge destillierten Elsessig zugeffigt, geschfittelt, naeh nochmaligem Zusatz der gleichen Menge &tiler kfitftig geschl~ttelt, filtriert. Die Flocken im Seileidetrichter mehrfacil mit ~ther gesciliittelt, filtriert; das ge- samte Filtrat 4real mit wenig W'asser gewaschen, mit 3 ccm 25proz. HC1 (p. a.) ausgezogen, filtriert. * Vergl..,Warmespektrunl" bei H. GONTHER: Erg. Path. 20 i, 626 (I922); Ierner DERRIEN u. CRISTOL C. r. Soc. Biol. Paris 130, 126 (193o).

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9. JANUAR 1937 K L I N I S C H E \ V O C H E N S C H R I F T . 16. J A H R G A N G Nr . 2

Hoppe-Seylers Z 49, 5 ~ (I9O6). -- 3 BELFANTI, CONTARDI U. ERCOLI, Erg. Enzymforsch. 5, 213 (1936). - - 4 FIESlNGER, C. r, Soc. Biol. Paris 165, 73o (1917). - - 5 PIGHINI, Biochem. Z. 33, 19o (1911). - - 6 FREUND U. KAMINER, Bioehemische Grundlagen der Dispomtion far das Carcinom. Wien: Julius Springer 1925. -- 7 Abderhalden- sche Reaktion. Berlin: Julius Springer 1932. -- s E. FREUND, Wlen. klin. Wschr. x933, 1574. -- " SIMON, Hoppe-Seylers Z. 72, 463 (1911). -- 10 GIRl u. ])ATA, Current Sci. 4, 324 (I935), zit. nacil C. II. 314 (I936). -- 11 THANNHAUSER U. ~EICHEL, J. of biol. Chem. 113, 311 (1936).

UBER DIE AUSSCHEIDUNG VON KOPR0- PORPHYRIN III BEI BLEIVERGIFTUNG.

Von

~ELISABETH ~V~ERTEN S. Aus der Physlologisch-Chemischen Abteilung der Hansischen Umversltht, Hamburg

(Leiter: Prof. Dr. O. SCHUMM).

Als eines de r H a u p t a n z e i c h e n yon B le ive rg i f t ung w i rd h e u t e die v e r m e h r t e P o r p h y r i n a u s s c h e i d u n g im H a r n an- e r k a n n t 1. Sic is t bei B le ive rg i f t ungen zue r s t y o n ]3INNEN- DIJK u n d STOCKVlS 2, s p a t e r auch Yon GARROD 3 b e o b a c h t e t worden. Diese e r s t en A n g a b e n w u r d e n yon N a c h u n t e r - suche rn tells best~ttigt, tells abe r a u c h angezweife l t . H e u t e mfissen wir wohl a n n e h m e n , dab die U n t e r s c h i e d e in den B e f u n d e n auf die Unzul~tngl ichkei ten de r d a m a l i g e n U n t e r - s u c h u n g s t e c h n i k bzw. de r b e n u t z t e n A p p a r a t e ffir die spek t ro - skopische B e o b a c h t u n g zurf ickzuff ihren sind.

N a c h d e m zun~chs t y o n e iner H ~ t m a t opo r phy r inaus sche i - d u n g gesprochen w o r d e n war , k o n n t e SCHUMM 4 auf spek t ro - c h e m i s c h e m Wege nachweisen , d a b das ausgesch iedene Po r - p h y r i n ein K o p r o p o r p h y r i n ist. D a m i t w u r d e die B l e i p o r p h y - r inur ie in Gegensa tz ges te l l t zur c h r o n i s c h e n k o n g e n i t a l e n Po rphy r inu r i e , der S u l f o n a l - P o r p h y r i n u r i e n n d a n d e r e n F o r m e n yon P o r p h y r i n u r i e , bei d e n e n in v e r m e h r t e r Menge vorwiegend oder ausschliel31ich e in ~ the run l6s l i ches Uro- p o r p h y r i n m i t d e m H a r n ausgesch ieden wird. SCHUMM (1. C.) sowie SCHWARZ 5, wiesen nachdr f i ck l i ch au f die HdiuJigkeit des V o r k o m m e n s de r ges te ige r t en K o p r o p o r p h y r i n a u s s c h e i d u n g bei B le iw i rkung h i m FRANKE u n d LITZNER e k a m e n neue r - d ings auf G r u n d eigener E r f a h r u n g e n sogar zu de r Ans ich t , d a b die v e r m e h r t e P o r p h y r i n a u s s c h e i d u n g ein F r f ihze ichen b e g i n n e n d e r B le iwi rkung sei, das an Fe inhe i t , E m p f i n d - l ichkei t u n d Zuver l~ss igkei t die f ibr igen S y m p t o m e noch f ibertreffe.

D a d u r c h H. FlSCHERS 7 P o r p h y r i n s y n t h e s e n k la rge leg t w o r d e n war , d a b die P o r p h y r i n e in v e r s c h i e d e n e n i someren F o r m e n a u f t r e t e n - - v o m K o p r o p o r p h y r i n g ib t es 4 I somere , die Ms K o p r o p o r p h y r i n I - - I V beze i chne t w e r d e n ~0 - - en t - s t a n d die Frage , welche de r i someren F o r m e n bei den Por - p h y r i n u r i e n v o r k o m m e n , d. h. ob P o r p h y r i n e de r Re ihe I I I ausgeschieden werden, zu de r die F a r b k o m p o n e n t e des n o r m a - len B lu t f a rbs to f f s geh6r t , oder ob n u t P o r p h y r i n e de r Re ihe I v o r k o m m e n , wie sie H. FISCHER bei d e m b e k a n n t e n Fa l l PETRY fests te l l te . P o r p h y r i n e de r R e i h e n I I u n d I V s ind in b io logischem Mate r i a l noch n i c h t ge funden worden .

B i she r l iegt n u t eine kle inere Zah l yon A r b e i t e n vor , die sich m i t de r F r a g e de r I somer ie de r ausgesch iedenen Kopro- p o r p h y r i n e be iassen . Das im n o r m a l e n H a r n in ger inger Menge v o r k o m m e n d e K o p r o p o r p h y r i n geh6r t n a c h den U n t e r s u c h u n g e n , die FINK u n d HOERBURGER 8 m i t Hilfe de r p a - F l u o r e s c e n z k u r v e n ausf i ih r ten , de r Re ihe I an. l~ber das V o r k o m m e n v o n K o p r o p o r p h y r i n I I I im H a r n b e r i c h t e n HIJMANS VAN DEN BERGH, REGNIERS u n d ~ULLER ~ FISCHER, PLATZ u n d MORGENROTH 1~ sowie FISCHER u n d I)UESBERG 11 bei kongen i t a l e r Po rphyr i e , terr ier SCHREUS 12 bei Sa lvar - s a n b e h a n d l u n g . Bei e inem Fal l yon gewerb l icher t31ei- ve rg i f t ung ident i f iz ie r te GROTEPASS 13 das ausgeschiedene P o r p h y r i n in F o r m seines k rys t a l l i s i e r t en Es t e r s als Kopro- p o r p h y r i n I I I .

O b e r experimentelle Ble ive rg i f tungen b e r i c h t e n FISCHER u n d DUESBERG 11, die im H a r n b le ive rg i f t e t e r K a n i n c h e n K o p r o p o r p h y r i n I I I I anden . HUMANS VAN DEN BERGH 14 sowie VIGLIANI is h a b e n Versuche a n Menschen anges te l l t ,

6i

d e n e n sie B l e i a c e t a t bzw. -oxyd pe r os g a b e n ; sie e r z e u g t e n d a d u r c h eine P o r p h y r i n u r i e , m a c h e n abe r ke ine A n g a b e n darf iber , welches der i someren K o p r o p o r p h y r i n e ausgesch ieden wurde . Die yon i h n e n zugef f ih r t en B l e i m e n g e n w a r e n n u r ger ing; sie bel iefen s ich au f i n s g e s a m t bis zu o,8 bzw. o,56 g.

Fine willkommene Erg~nzung dieser experimentellen Blei- vergiftungen bot uns ein Fall der hiesigen II. Medlzmischen Klinik, der sich dutch die sehr groBe Menge (5 ~ gl) des absichtl ich per os zugeftihrten Bleioxyds auszeichnet.

Es handel t sich um eine Frau, die als Abortmit te l ein Pulv~r eingenommen hat te und wegen eines Ikterus yon der Frauenkl inik auf die Medizinische Klinik fiberwlesen wurde. Die Untersuchung ergab neben , ,vermehrter basophiler Punkt ie rung" der Erythro- cyten eine gesteigerte Ausscheidung yon Koproporphyrin inl Ham. Das eingenommene Pulver erwies sich als Bleioxyd, yon dem die Pat. t~glich w~hrend einer Woche etwa 6--8 g gegessen ha t te Klinisch wird der Fall als , ,Folgezustande einer schweren akuten Bleivergiftung 16'' beschrieben.

B e m e r k e n s w e r t ist, d a b das K o p r o p o r p h y r i n in d e m un- b e h a n d e l t e n H a m in F o r m des zwe iband igen sog. m e t a l l i s c h e n S p e k t r u m s (Streifen I e twa 574 m/~, I I 538 mlt ) zu b e o b a c h t e n war , f ihnl ich wie es tei lweise ffir die U r o p o r p h y r i n u r i e n be-

7~]g. 10.

?ooo

7000

fi Is 20. 25,~.35 Abb. I.

schr ieben wird*. B e k a n n t l i c h k a n n dieses , ,me ta lh sche Spek- t r u m " bei oberfl~tchlicher t 3 e o b a c h t u n g le ich t m i t d e m des Oxyh~tmoglobins v e r w e c h s e l t werden . Die U n t e r s c h e i d u n g is t d a d u r c h m6gl ich, d a b das me ta l l i s che S p e k t r u m auf Zusa t z yon Salzs~ure u m s c h l ~ g t in das P o r p h y r i n - S ~ u r e - s p e k t r u m . Die ausgesch iedenen P o r p h y r i n m e n g e n b e t r u g e n im vo r l i egenden Fa l le in de r e r s t en Zei t bis zu 5 m g a m Tage (s. Abb . I ) ; die v e r m e h r t e A u s s c h e i d u n g e r s t r eck t e s ich f iber viele Wochen . U m den , , phys io log i schen" K o p r o p o r p h y r i n - geha l t des I - lames m6g l i chs t n iedr ig zu h a l t e n , w u r d e die Pa t . e twa 4 W o c h e n auf f ieischfreie K o s t gesetz t . De r H a r n dieser Zei t wurde g e s a m m e l t u n d das P o r p h y r i n d a r a u s n a c h der f ibl ichen M e t h o d e isoliert . Der gewonnene K o p r o p o r p h y r i n - m e t h y l e s t e r zeigte den S c h m e l z p u n k t des Koproporphyri~ 11I (157 ~ bzw. i42~ , ,mikro" ) be i ge r inger K r y s t a l l i s a t i o n s - f reudigke i t . Der S c h m e l z p u n k t de r K u p f e r v e r b i n d u n g des Es t e r s (192 ~ , ,mik ro" ) s t i m m t a u c h auf K o p r o p o r h y r i n I I I .

T r o t z der b e t r ~ c h t l i c h e r h 6 h t e n P o r p h y r i n a u s s c h e i d u n g k o n n t e im Serum des v o r l i e g e n d e n Fal les ke ine spek t ro - skopisch n a c h w e i s b a r e Menge P o r p h y r i n ge funden werden . Dieser B e f u n d s t e h t im Gegensa tz zu VIGLIANI ls, de r a l l e rd ings das P l a s m a u n t e r s u c h t e , u n d d a r i n bei s chweren F~l len a u c h spek t ro skop i s ch das V o r k o m m e n y o n P r o t o p o r p h y r i n festge- s te l l t ha t . De r Nachweis e iner seh r ge r ingen Menge P o r p h y r i n gelang m i t Hilfe der F l u o r e s c e n z m e t h o d e u n d de r Spek t ro - graphie . Bei der U n t e r s u c h u n g y o n 48 ccm S e r u m w u r d e im sa lzsauren Auszug, de r e twa IO % HC1 en th ie l t , s p e k t r o g r a p h i s c h ein zwar schwacher , abe r deu t l i che r P o r p h y r i n v i o l e t t s t r e i f e n nachgewiesen (s. Abb. 2).

Gewinnung des salzsauren Anszuges : Das Serum mit der gleichen Menge destillierten &tilers versetzt, die gleiche Menge destillierten Elsessig zugeffigt, geschfittelt, naeh nochmaligem Zusatz der gleichen Menge &tiler kfitftig geschl~ttelt, filtriert. Die Flocken im Seileidetrichter mehrfacil mi t ~ t h e r gesciliittelt, f i l tr iert ; das ge- samte F i l t ra t 4real mi t wenig W'asser gewaschen, mi t 3 ccm 25proz. HC1 (p. a.) ausgezogen, fi l tr iert .

* Vergl..,Warmespektrunl" bei H. GONTHER: Erg. Path. 20 i, 626 (I922); Ierner DERRIEN u. CRISTOL C. r. Soc. Biol. Paris 130, 126 (193o).

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62 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 16. J A H R G A N G . N r . 2 9. JANUAR 1937

Die sa lzsaure L 6 s u n g wurde m i t d e m Zefl3schen Quarzspek t ro - g r aphen a u f g e n o m m e n , der t tC1-Gehal t des Anszuges d u r c h eine M i k r o - C I - B e s t i m m u n g n a c h RI~SZNIAK ermi t t e l t .

D i e U n t e r s u c h u n g d e r g e s a m m e l t e n ~ a e c e s e r g a b k e i n e n n a c h w e i s l i c h p a t h o l o g i s c h e n P o r p h y r i n g e h a l t . E s w u r d e be i

Abb. 2. HC1-Auszug aus Serum vom 6. Dezember 1935.

t l e i s ch f r e i e r I ( o s t d ie A u s s c h e i d u n g e i n e r g e r i n g e n M e n g e K o p r o p o r p h y r i n u n d e i n e r e t w a h a l b so grol3en M e n g e H ~ i m a t e r i n s ~ i u r e b e o b a c h t e t . F f i r e i ne K r y s t a l l i s a t i o n w a r d ie a u s g e s c h i e d e n e M e n g e n i c h t a u s r e i c h e n d , so d a b f ibe r d ie i s o m e r e :Form k e i n e A n g a b e g e m a c h t w e r d e n k a n n .

Z u s a m m e n ] a s s u n g : B e i e i n e m F a l l e y o n B l e i v e r g i f t u n g n a c h E i n n ~ h n l e v o n B l e i o x y d w i r d b e i m M e n s c h e n d ie A u s s c h e i d u n g v o n K o p r o p o r p h y r i n I I I i m H a m f e s t - g e s t e l l t , d . h . d e r j e n i g e n i s o m e r e n F o r m , d ie i n i h r e r S t r u k t u r d e r ] ? ' a r b k o m p o n e n t e d e s n o r m a l e n B l u t f a r b s t o f f e s e n t s p r i c h t .

L i t e r a t u r : ~ SCHMID'r U. WEYRAUCH, l~lber die D iagnos t i k der Ble iverg l f tung . J e n a 1933. - - e t3INNENDIJK, Yerh. v. her ge- n o o t s c h a p t o t b e v o r d m g yon N a t u u r - Genese- en Hee lkunde . 1883; - - STOCKVlS, Z. kl in. Med. 28,1 (I895). - - ~ GARROD, J. oi Phys io l . 13, 589 (1892). - - 4 SCHUNM, Hoppe-Seyle rs Z. I19, 139 (1922) ; 1~6, 178 (1923) ; 153, 234 (1926). - - ~ L. SCHWARZ U. H. HEF- KE, Dtsch . med. W s c h r . 1923, 212. - - ~ FRANKE U. LITZNER, Z. klin. Med. I29, 115 (1935). - - ~ FISCHER U. HIERNEIS, Hoppe-Sey le r s Z. 196 , 155 (1931 ) - - FISCHER, H. Liebigs Ann. 45 ~ , 2Ol (1926); 462, 253 (1928) ; 466, 147 (1928). - - s FINK U. HOERBURGER, N a t u r - wiss. 1934, 292. - - 9 HIJMANS VAN DEN BERGH, REGNIERS n. I\/XULLER, Arch . Verdgskrkh . 42, 3o2 (1928). - - 10 FISCHER, PLATZ U. MORGEN- ROTH, Hoppe-Sey le r s Z. 182, 265 (1929). - - i t FISCHER U. DUES- BERG, Arch. f. exper . P a t h . 166, 99 (1932). - - le SCI~REUS, Klin. Wsch r . I935, 1717. - - ~a GROTm~ASS, Hoppe-Seyle rs Z. 205, 193 (1932) ; vgl. HOERBURGER n t;INK, Hoppe-Sey le r s Z. 236, 136 (1935). _ 14 HIJMANS VAN DEN BERGH U. HYMAN, Dtsch . reed . -Wschr . 1928 , 1492 . _ 1~ VIGLIANI, Rass . med. Ind . Nr 4, V, (I934), X I I . - - 16 KRAUEL, e r sche in t d e m n A c h s t in : Ft3HNER, S a m m l u n g y o n Ver- g i f tungsfa l len . - - ~ NEU~AUER-HuPPER~, Ana lyse des H a r n s 2, 1331 (1913). - - MERTEIgS, Zbl. inn. Med. 1934, 459. - - as VIGLIANI, Kl in . W s c h r . 1936, 700.

B E N C E - J O N E S S C H E E I W E I S S K O R P E R IM B L U T E .

Yon

J. VIGNATI u n d M. RAUCHENBERG. Aus der Bakteriologiseh-Serologischen Abtellung des Landeskrankenhauses in Uh.-

Hradlste, CSR. (Vorstand: Dr. J. VIGNATI).

]~ine g roBe R e i h e yon P u b l i k a t i o n e n i s t d e m B e n c e - J o n e s s c h e m E i w e i B k 6 r p e r ( B J E . ) i m H a r n e g e w i d m e t . D a - g e g e n e x i s t i e r e n n u t 12 A r b e i t e n , m e i s t e n s n u r k a s u i s t i s c h e Beitr~ige, d i e s i c h m i t d e s s e n V e r h a l t e n i m 13lute b e f a s s e n .

h i l e t z t e r Z e i t b a t t e n w i r G e l e g e n h e i t , be i e i n e m F a l l e e i n e s g e n e r a l i s i e r t e n M y e l o m s , u n s n~iher m i t d i e s e m i n t e r - e s s a n t e n E i w e i l 3 k 6 r p e r zu besch~ i f t i gen u n d d a s u m so m e h r , a l s es u m so grol3e M e n g e n g ing , d ie b is j e t z t n o c h n i c h t be - s c h r i e b e n w o r d e n s i n d . E s h a n d e l t e s i ch u m e ine 52j~ihr . P a t i e n t i n , w e l c h e n a c h K o n s u l t a t i o n m e h r e r e r N r z t e in d a s h i e s i g e K r a n k e n h a u s a u f g e n o m m e n w u r d e . Z u r s e r o l o g i s c h e n U n t e r s u c h u n g a u f L u e s u n d T b c . w u r d e B i u t in u n s e r L a b o - r a t o r i u m e i n g e s a n d t . ]3ei d e r I n a k t i v i e r u n g i m W a s s e r b a d e be i 560 e r s t a r r t e d a s S e r u m b i n n e n i o M i n u t e n v o l l k o m m e n . D i e s e s ~ iuge r s t u n g e w 6 h n l i c h e P h i i n o m e n lieB u n s g l e i ch a n f a n g s d ie A n w e s e n h e i t d e s B J E . v e r m u t e n , w a s s i c h a u c h i m V e r l a u f e u n s e r e r A r b e i t a l s r i c h t i g e rwies . D a s S e r u m a ls G a n z e s w ie s e i ne R e i h e y o n i n t e r e s s a n t e n p h y s i k a l i s c h e n

u n d c h e m i s c h e n E i g e n s c h a f t e n auf, die w i r h i e r k u r z a n - f f i h r e n .

]~hysikalische Eigenseha]ten. Koagulationstemperatur: bei 48~ leichte Opalescenz, bei 49 ~ Koagulation, bei 51 ~ Tr t ibung u n d Un- du rchs i ch t i gwerden des Koagu la tes . Bel wei terenl ErwArmen bis zu 7 ~ t r a t keine n e n n e n s w e r t e V e r g n d e r u n g m e h r ein. I m Ver- hAltnis von 1:IO m i t phys io log ischer Kochsa l z l6 sung v e r d h n n t e s S e r u m koagul ie r te n i ch t mehr , sonde rn es b i lde te s ich n a c h I s tf in- d iger El"w~rmung bei 55 ~ eine dichte , f lockige Tr f ibung aus. Nach Zen t r i fuga t ion und I ) e k a n t a t m n wurde die Mare Ftf lss igkei t ini W a s s e r b a d e wel ter bis zu 7 ~ e rw~rmt , ohne das e ine & n d e r u n g e inge t re ten ware ; e in Beweis, dab das h i t z e u n b e s t a n d i g e Pro te in bere i t s bei 55 ~ q u a n t i t a t i v aus~iel. N a c h Zusa t z yon e in igen Tropfen ve rd t inn t e r TrichloressigsAure zu dieser Flfissigkeit , erfolgte augen- bl ickl ich eine k o m p a k t e Trf ibung, was die A n n a h m e bes t a t ig t , dab die Flf iss igkei t noch re ich an Eiweil3stoffen ist. Dasse lbe Se rum im Verhfi l tnis yon 1 :1o m i t des t . W a s s e r ve rd f inn t wies n a c h Er- h i t z u n g auf 55 ~ n u r eine kolloidale Tr f ibung auf, die s ich weder aus sch l eude rn noch abf i l t r ie ren lieB. Viscositht: 4,41 n a e h HEss . Ober]lachenspannung: 54,2 Dyn , gemessen nl i t d e m D u N o u y s c h e n Tens iomete r . ]~eJraktion: 1,36259 gemessen m i t d e m E i n t a u c h - r e f r a k t o m e t e r Zeiss- Ikon. Wassersto]]ionenkonzentration: Pn 7, 8, p o t e n t i o m e t r i s c h festgesfel l t . Titrationsk.urve: Die Messu n g des PH erfolgte s t e t s n a c h Zugabe yon o, i c cm ~/100-HC1 zu I ccm Serum. Die T i t r a t i o n s k u r v e weis t im ganzen e inen ly t i sehen Abfal l auf, der n u r an 2 Stellen, u n d zwar zwischen PH 6,8 u n d 6. 4 yon e iner k le inen s tu fen~6rmigen K n i e k u n g u n t e r b r o e h e n wlrd.

Labi~it~tsreaktionen. Mate]y: + + + . Daranyi : + + + . Takata- Ara: + + + (in Mlen R 6 h r c h e n grobflockige Prhc lp l ta t ion) . Welt- mama: io G (fiber der vol lkonamen k la ren Flf iss igkei t ein der Glas- wand a n h a f t e n d e r d i ch t e r Niedersch lag in allen R6hrchen) . Sedi- mentation der Erythrocyten nach Westergreen: 172 m m b i n n e n 2o Minu- ten , nach I S tunde 176 m m (trotz der u n g e m e i n hoh en Viscos l ta t ~). Vernessche Resorcinreaktior,: Mit dem Pul f r i chschen P h o t o m e t e r 1 i, au f das Vernessche u m g e r e c h n e t 33. Dieser niedr ige W e r t is t d u r ch den n iedr igen E u g l o b u l i n g e h a l t bed ing t . Alle hier a n g e f u h r t e n A n g a b e n bez iehen s ich au f die S e r u m p r o b e v o m 29. Mai.

Die Mengenverhdltnisse der einzelnen J~iweifl]ra.(:tionen des Serum. Die B e s t i m m u n g des Globul ins u n d des A l b u m i n s erfolgte d u r c h Mikrok jeh lda l i sa t ion n a c h HOWE 1 in der Modi f ika t ion yon PIETTRE 2 und VILA. Das Eug lobu l in wurde du rch Verd f innung des Se rums m i t dest . W a s s e r im VerhAltnis yon i : 1o un d d u t c h t ropfen- weise Zugabe yon "/es0-Essigs~iure ausgeffil l t , abzen t r i i ug ie r t u n d im Sed imen t n a c h D u r c h w a s c h u n g m i t dest . W a s s e r der St ickstoff b e s t i m m t . I m ganzen w u r d e n 5 S e r u m p r o b e n q u a n t i t a t i v ana lys ie r t .

Gesamt- Alb min Pseudo- Eu- Dat . . . . . . iTil~ : globulin gIobulhl g

29. IV. 1936 . 167,77 3. V. 1936 145,49

12. V. 1936 . iii28,67 ~7. VI. 1936 ' 121,94 25. VI . 1936 134,66

23,84 139,63 4,3 22,88 119,11 3,5 16,64 lO9,53 2,5 11,85 lO7,49 2,6 13,7o 118,36 2,6

RN Index A/G g

0.57 o,14 0,73 o, I8 o,65 o,I4 0,55 O, lO o,64 o, I2

Alle angef t ih r t en W e r t e bez iehen s ich au f I 1 Sermn. AuffMlig s ind die s u b n o r m a l e n W e r t e des Eug lobu l in s u n d die

groBe Menge des GesamteiweiB, welches besonders bei der ers ten Se rumprobe so hohe W e r t e erreicht , wie sie bis n u n noch n ich t beschr ieben worden s ind. U m e inen evtl.Arbeits~*ehler bei der azoto- me t r i s chen ] 3 e s t i m m u n g auszuscha l t en , kont ro l l i e r ten wir den e rha l t enen W e r t noch n l i t Hilfe der G e w i c h t s b e s t i n l m u n g u n d bekameI1 annAhernd dasse lbe Ergebnis - -161 g pro Li ter . Diese n n g e h e u r e EiweiBmenge is t haup t sAchl ich du rch V e r m e h r u n g der Globul ine ve ru r s ach t . Die Vermehrung der Globuline ist #doeh nu,r elne 8cheinbare, da der gr6flte Tel l derselben gerade dutch ]ene hitze- ~*nbestdndige Frakt ion dargestellt wird, welche gleichzei t ig m i t den Globul inen du rch N a t r i u m s u l f a t ausfal l t . -Wit f f ihr ten d ah e r noch eine weitere Di f t e renz ie rung zwischen den Globul inen u n d j en em h i t zeunbes tAnd igen Eiweil3kOrper durch .

Se rum m i t phys io log i scher Kochsa l z l6sung im VerhAltnis yon I : IO verdf innt , wurde t S tunde bei 55 ~ W a s s e r b a d e belassen. Die n a c h dieser Zei t au f f r e t ende weiBe, f lockige Tr f ibung wurde ausgesch leuder t , die fiber d e m Sed imen t s t ehende Mare Flf iss igkei t in ein ande res GefAB umgegossen , u n d h6he ren T e n l p e r a t u r e n aus- gesetz t . Da bei 6o ~ keine _'s der Flf iss igkei t m e h r e in t ra t , wurde da s S e d i m e n t n a c h W a s c h u n g m i t des t . W a s s e r u n d die Flf iss igkei t m i t d e m R e s t der Serumeiwei{~k6rper n a c h H o w e azoto- me t r i s ch ve ra rbe i t e t . Diese ]3e s t immung wurde bei der l e tz ten Se rmnprobe v o m 25. VI . durchgef f ihr t . S t i cks to f fgeha l t des S e r u m n a c h H o w E : GesamteiweiB 2o,o2 g, A l b u m i n 1,971 g, Pseudog lobu l in + h i t z eunbes t . F r a k t i o n 17,4o 5 g, Eug lobu l in