Über die Einwirkung wässeriger Lösungen von Ferrocyankalium auf Goldcyanür und Goldhydroxyd

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152 E. Beutel. Uber die Einwirkung wasseriger Losungen von Ferrocyan- kalium auf Goldcyaniir und Goldhydroxyd.’ Von ERXST BEUTEL. 111 einem vorhergegangenen Artikel hat der Verfasser gezeigt, daW sicli wasserige Losungen von F e r r o c y a n k d i n r n mit Gold- chlorwasserstoffslure im allgemeinen uiiter Bildung von Kalium- goldcyaniden, Chlorltalium und Ferriferrocya~iid umseizen. Das in dem komplexen Anion AuCI,’ enthaltene Chlor wird bei An- wendung genugender Mengen Ferrocyankalium vollsttindig ionisiert, wandert bei der Elektrolyse an die Anode, eiitweicht daselbst als freies Chlor und ist die Ursache einer Reihe unliebsamer Erschei- nungen bei der Verwendung derartiger Losungen a13 Goldbader. hus cliesem Grunde haben einige altere Autoren empfohlen, die Goldchlorwasserstoffsaure durch Goldcyanur, Goldhydroxyd uiid Knallgold zu ersetzen, ohne daB die sicli hierbei abspielenden Prozesse einem naheren Studium unterzogen wurden, weshalb auch die wissenschaftliche Literatur keinerlei Angaben uber diese Re- aktionen enthalt. Zur Aufkliirung derselben wurden zunlchst eine Reihe voii Vorversuchen angestellt, die folgende Resultate ergs ‘1 b en: 1. Goldcyanur und Goidhydroxyd losen sich in wiisserigerl Losungen von Ferrocyankalium uriter Bildung yon Kalium- goldcyaniden langsam auf. 2. Die durch die Zersprengung des Ferrocyanions frei- gewordenen Yerroionen geheii unter dein EinfiuB des Sauerstoffs in Ferrionen iiber, bilden jedoch im Gegensatz zu dem bei dern fruher untersuchten ProzeR entetandenen Ferriferrocyanid ausschliefilicli Fe rrih y d r o x y tl. Zur quantitativen Uiitersuchung des Vorganges wurden 0.2121 g Goldcyanur (gewonnen durch Zersetzung von Kalium- aurocyaiiid mit verdunnter Salzsaure) mit einem Gehalte von 86.73O/, Gold (gegen 88.35Oj,, fur das chemisch reine) mit 100 ccm Sitzungsberichte der kaiscrl. Skademie der Wissenschafterl in Wien. E. BEOTEL, Uber die Einwirkung von Goldchlorwasservtoff’99urt: auf Mathern.-riaturw. Klasse; Bd. CXIX, Abt. I1 b., Juni 1910. wasserige Losu~igm von Ferrocyankalium.

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152 E. Beutel.

Uber die Einwirkung wasseriger Losungen von Ferrocyan- kalium auf Goldcyaniir und Goldhydroxyd.’

Von

ERXST BEUTEL.

111 einem vorhergegangenen Artikel hat der Verfasser gezeigt, daW sicli wasserige Losungen von F e r r o c y a n k d i n r n mit Go ld - c h l o r w a s s e r s t o f f s l u r e im allgemeinen uiiter Bildung von K a l i u m - g o l d c y a n i d e n , C h l o r l t a l i u m und F e r r i f e r r o c y a ~ i i d umseizen. Das i n dem komplexen Anion AuCI,’ enthaltene Chlor wird bei An- wendung genugender Mengen Ferrocyankalium vollsttindig ionisiert, wandert bei der Elektrolyse an die Anode, eiitweicht daselbst als freies Chlor und ist die Ursache einer Reihe unliebsamer Erschei- nungen bei der Verwendung derartiger Losungen a13 Goldbader.

h u s cliesem Grunde haben einige altere Autoren empfohlen, die Goldchlorwasserstoffsaure durch Goldcyanur, Goldhydroxyd uiid Knallgold zu ersetzen, ohne daB die sicli hierbei abspielenden Prozesse einem naheren Studium unterzogen wurden, weshalb auch die wissenschaftliche Literatur keinerlei Angaben uber diese Re- aktionen enthalt.

Zur Aufkliirung derselben wurden zunlchst eine Reihe voii V o r v e r s u c h e n angestellt, die folgende Resultate ergs ‘1 b en:

1. G o l d c y a n u r und G o i d h y d r o x y d losen sich in wiisserigerl Losungen von F e r r o c y a n k a l i u m uriter B i l d u n g yon K a l i u m - g o l d c y a n i d e n langsam auf.

2. Die durch die Z e r s p r e n g u n g d e s F e r r o c y a n i o n s frei- gewordenen Yerroionen geheii unter dein EinfiuB des Sauerstoffs in Ferrionen iiber, bilden jedoch im Gegensatz zu dem bei dern fruher untersuchten ProzeR entetandenen Ferriferrocyanid ausschliefilicli Fe r r i h y d r o x y t l .

Zur q u a n t i t a t i v e n U i i t e r s u c h u n g des Vorganges wurden 0.2121 g G o l d c y a n u r (gewonnen durch Zersetzung von Kalium- aurocyaiiid mit verdunnter Salzsaure) mit einem Gehalte von 86.73O/, Gold (gegen 88.35Oj,, fur das chemisch reine) mit 100 ccm

Sitzungsberichte der kaiscrl. Skademie der Wissenschafterl in Wien.

E. BEOTEL, Uber die Einwirkung von Goldchlorwasservtoff’99urt: auf Mathern.-riaturw. Klasse; Bd. CXIX, Abt. I1 b., Juni 1910.

wasserige Losu~igm von Ferrocyankalium.

L'bev die Einwirkung wusseriger Liisungen mzc. 153

Wasser und 50 ccm einer l/,,-norm. K a l i u m f e r r o c y a n i d l o s u n g 42.236 g in 1000 ccm) ubergossen und durch 10 Stunden am Ruck- fluBkiihler gekocht, indem von Zeit zu Zeit ein lebhafter Sauerstoff- strom durchgeblasen wurde.

Das eigelbe , schwere Goldcyaniir verschwand nach und nach und wurde durch einen leichten, feinpulverigen, rotbraunen Nieder- schlag von E i s e n h y d r o x y d ersetzt. Die demselben entsprechende Menge . & , e n betrug 0.01971 g (36.52 verbrauchte Kubikzentimeter KMnO,, 1 ccm = 0.0005401 g Eisen).

Eine parallel aufgestellte reine Ferrocyankaliumlosung gleicher Konzentration ergab keinen Eisenhydroxgdniederschlag.

Bei der Annahme, daB die Reaktion zu der Verbindung KAuCy, fiihrt, wurde fur je 2 Mole Goldcyaniir 1 Mol Ferrocyankalium ver- braucht und dementsprechend 1 Mol lEisenliydroxyd gebildet werden. Die angewendete Menge Goldcyaniir wurde somit Eisenhydroxyd mit einem Eiserigehalt von 0.0334 g entsprechen. Entsteht bei der Reaktion jedoch die Verbindung KAuCy,, so benotigen je 4 Mole Goldcyaniir nur je 1 Mol Kaliumferrocyanid und geben zur E'allung vor 1 Mol Ferrihydroxyd AnlaB. Die dem vorliegenden Fall ent- sprechende Menge des letzteren miiBte danii 0.0167 g Eisen ent- halten. L)a die gefundene Eiseninenge nur wenig groBer ist, scheint die Annahme berechtigt, daB sich bei mehrstiindigem Kochen von Qoldcyaniir mit iiberschussigeni Kaliuruferrocyanid nahezu aus- schlie6lich K a l i u m a u r o c y a n i d bildet, welcher Vorgang durch die Gleichung S AuCy + 2K,FeCy, + 5H,O + 0 = S KAuCy, + 2 Fe(OH), + 4HCy vermschaulicht werden kann.

Die vom Eisenhydroxyd abfiltrierte Fliissigkeit L, hatte die Farbe einer schwachen Ferrocyankaliumlosung und gab mit Ferri- chlorid sofort eine Fallung von Berlinerblau. Die Abwesenheit von Ferricyan- und von Eisenionen wurde durch das Ausbleiben der Reaktionen mit Perrosulfat, Rlodansmmon, Kaliumhydroxyd und Ammoniak dargetan. Schweflige Saure gibt mit L, keineii Nieder- schlag von metallischem Gold. Urn dieses nachzuweiseii, dampft man L, niit Schwefelsaure z u r Zeratorung des uberschiissigen Ferro- cyankaliums eiri , wobei das Kaliumaurocyanid UII ter Bildung von Goldcyaniir und schlieBlicli von metallischem Gold zersetzt wird.

Versetzt man L, mit Goldchlorwusserstoffsaure , so treten die in der oben zitierten Abhandlung beschriebenen Erscheinungen auf, indem unter Bildung von Ferriferrocyanid Kaliumgoldcyanide ent- stehen.

154 E. Beudel.

Zur riaheren Untersuchung des V o r g a n g e s zwiscl ien F e r r o - c y a r i k a l i u m l o s u n g e n u n d G o l d h y d r o x y d wurden 50 ccm einer Losung von Goldchlorwasserstoffsaure mit einem Qehnlte von 0.00472 g Gold pro 1 ccm zunilchst rnit Magnesiumoxyd versetzt und langere Zeit erwarmt, bis die gelbe Farbe des Goldchlorions verschwunden war. Hierauf wurde das Magnesiumaurat mit ver- diinnter Salpetersgure zerlegt. wodurch ein tiefdunkelbrauner Nieder- schlag von Goldhydroxyd entstand. Derselbe wurde nun mit 100 ccm Wasser und 50 ccm einer l/lO-iwrm. Kahmferrocyanid- losung ubergossen.

Schon bei gewohrilicher Ternperatur war eine Umsetzung deut- lich zu bemerken, indem das dunkelbrnune, schwere Goldhydroxyd nach und nach verschwand, w&hrend gleichzeitig ein gelbbrauner Niederschlag von Eisenhydroxyd an seine Stelle trat. Beim Kochen ging die Umsetzung verhilltnismiiBig rasch vonstatten.

Der zuruckbleibende N i e d e r s c h l a g bestand aus reinem E i s e n - h y d r o x y d und war vollstandig goldfrei. Die L o s u n g reagierte schwach alkalisch und entliielt uberschiissiges Ferrocyankalium und K a l i u m g o l d c y a n i d . Der ProzeD ist also dem vorhergehenden analog, da das Goldhydroxyd jecloch auch in verdunnter Salpeter- saure nicht uriloslich zu sein scheint, wurde auf die quantitative Be- stimmung des ausgeschiedenen Eisenhydroxyds verzichtet.

Anhangsweise seien einige Bemerkungen iiber die Einwirkuag von K n a l l g o l d a u f F e r r o c y a n k a l i u m l o s u n g e n angefuhrt. Das durch Fallung einer Losung von Goldchlorwasserstoffsaure mit -4m- moniak erzeugte, grundlich gewaschene Knallgold wurde rnit einer stark verdunnten Kaliumferrocyanidlosung digeriert. Das Gemisch reagierte schon bei gewohnlicher Teniperatur, iiidem sich die Fliissigkeit unter Auftreten einer schwachen Gasentwickelung und lebhaften Blausauregeruches smaragdgrun farbte. Beim Erhitzen entstand ein reingriiner Niederschlag , der bei langandauerndern Kochen am RiickfluBkuhler graugrun wurde und schlieBlich in reines, goldfreies E i s e n h y d r o x y d iiberging. Das gesamte in die Renktion eingetretene Gold befand sich als K a l i u m g o l d c y a n i d in der schwach alkalischen Losung; die Aufstellung der Reaktionsgleichung wurde jedoch noch eine eingehendere Untersuchung erfordern.

fi2r yewerbl. Unterrichtsnnstalten. Wien , Labomtormn der Chpnzisch-Teehn. Abtlg. ries k. I$. I ' e ~ r ~ r ~ i ~ ~ p ~ ~ i ~ ~ ~ ~

Bei der Redaktion eingcgangen am 16. Ju l i 1912.