Ueber die im Königreich Bayern während des Herbstes 1854 ausgeführten magnetischen Messungen

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47 6 ches man selten fiudet. Besser durfte es noch seyn, wenn der brechende Winkel noch geringer als vier Grad ist, und wenn man zwei solche prismatisch .geschliffene Glaser iibereinander schiebt, so dafs man jede erforderliche Dicke dadurch hervorbringen kann. XIII. Ueber die irn Konigreich Bayern wahrend des Ncrlstes 1854 ausgefuhrten rnagnetischen Messungen; uon La rn o n t. (Mitgetheilt voni Mm. Verf. aus den Gelehrt. Anzeig. d. K. Bayr. Akad. d. Wissensch. 1855. Nachdein durch meine magnetische Messungen in den Jah- ren 1849 bis 1852 ') die niithige Grundlage zur Verzeich- mug des Laufes der magnetischen Curven hergestellt, und darnach magnetische Karten *) angefertigt waren, stellte sich heraus , dafs in Bayern rerschiedene Landstriche vor- kommen, wo ein anomaler Stand des Erdmagnetismus an- getroffen wird. Da die nshere Untersuchung der vorkommenderi Ano- malien wichtige Resultate hinsichtlich der Natur des Erd- magnetismus zu versprechen schien, so wurde von der k. Staatsregierung genehmigt, dafs weitere Beobachtungen zu solchem Behufe vorgenommen werden sollten. In Folge dessen habe ich mich im verflossenen Herbste zunachst nach dem siidostlichen Theile von Bayern begebeu, uud daselbst eine grofse Anzahl von Stationen magnetisch bestimmt : 1 ) Magnetische Orts-Bestimrnungen an verschiedenen Punkten des K6nig- reichs Bayern und an einigen auswartigen Stationen. I. Theil. Miin- chen 1854. '2) Magnetische Karten von Deutschland und Bayern nach den neuen baye- rischen und Bsterreichischen Messungeu unter Benutzung einiger Plterer Bestimmungen. Miinchen 1854.

Transcript of Ueber die im Königreich Bayern während des Herbstes 1854 ausgeführten magnetischen Messungen

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ches man selten fiudet. Besser durfte es noch seyn, wenn der brechende Winkel noch geringer als vier Grad ist, und wenn man zwei solche prismatisch .geschliffene Glaser iibereinander schiebt, so dafs man jede erforderliche Dicke dadurch hervorbringen kann.

XIII. Ueber die irn Konigreich Bayern wahrend des Ncrlstes 1854 ausgefuhrten rnagnetischen

Messungen; uon L a rn o n t . (Mitgetheilt voni Mm. Verf. aus den Gelehrt. Anzeig. d. K. Bayr. Akad.

d. Wissensch. 1855.

Nachdein durch meine magnetische Messungen in den Jah- ren 1849 bis 1852 ') die niithige Grundlage zur Verzeich- mug des Laufes der magnetischen Curven hergestellt, und darnach magnetische Karten *) angefertigt waren, stellte sich heraus , dafs in Bayern rerschiedene Landstriche vor- kommen, wo ein anomaler Stand des Erdmagnetismus an- getroffen wird.

Da die nshere Untersuchung der vorkommenderi Ano- malien wichtige Resultate hinsichtlich der Natur des Erd- magnetismus zu versprechen schien, so wurde von der k. Staatsregierung genehmigt, dafs weitere Beobachtungen zu solchem Behufe vorgenommen werden sollten. In Folge dessen habe ich mich im verflossenen Herbste zunachst nach dem siidostlichen Theile von Bayern begebeu, uud daselbst eine grofse Anzahl von Stationen magnetisch bestimmt :

1 ) Magnetische Orts-Bestimrnungen an verschiedenen Punkten des K6nig- reichs Bayern und an einigen auswartigen Stationen. I. Theil. Miin- chen 1854.

'2) Magnetische Karten von Deutschland und Bayern nach den neuen baye- rischen und Bsterreichischen Messungeu unter Benutzung einiger Plterer Bestimmungen. Miinchen 1854.

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hierauf bereiste ich den bayerischen Wald von Passau bis Kbtzting, und besuchte diejenigeri Punkte, die zur Be- stiinrnung des Laufes der magnetischen Curven am meisten sich eigneten. Endlich nahm ich eine Bereisung der Ge- gend siidbstlich von Nurnberg vor, wo ebenfalls abnorme Verhaltiiisse sich darstellen

Im Ganzen habe ich auf diesen Excursionen inehr oder weniger vollst~ndige inagnetische Cestimmringen au unge- fahr liuiidert Stationen vorgenommen.

Das auf solche Weise gesaminelte Material hat zunachst d a m beigetragen, die Form der Storungen genauer zu be- stinimen. Die Modification der inagnetischen Curven in- nerhalb eines Storungsbezirkes stellt nebenstehender Holz-

schiiitt dar. In jedern Stdrungsbezirke Iafst sich ein Centralpunkt o nachweisen, +/ in dessen Nahe die beiderseits befindli-

....-+-- -----.----- chen Declinations-Curven a b , a’ b’ und d’ Horizontal - Intensitats - Curven c d , c’ d’

entgegengesetzte Ausbeugungen zeigen ’ ); in dem Centralpunkt selbst laufen die

Curven init geriiiger Ausbeugung durch. Scholi in den herausgegebenen Karten lafst sich diese . Stornngsforin er- kennen, wird aber deutlicher hervortreten, weun die jetzt vorliegenden vollstlndigeren Materialien benutzt werden.

W i r d llun gefragt, durch welche Krafte eine solche Mo- dification der magnetischen Curven hat entstehen konnen, so bietet die Mathernatik die nothigen Hijlfsioittel dar,‘ die Frage zu beantworten, und man gelangt z’u dem ganz pra- cisen Resultate: es murs im Mittelpunkt o ein rnagnetischer Siidpol als wirksam angenommen werden. Dies,e Hypothese erkliirt die Erscheinungen vollkommen, und es giebt gar keine andere Hypothese , welche als geniigend hetrachtet werden kgnnte.

Nun ware weiter in Betracht zu ziehen, in welchem Verhaltnisse die storenden Krafte zu der Gesammtkraft des

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1 ) Die Incliaationscurven stehen in engem Zusammenhange mit den HO- rizontal- Intensitgts - Curven.

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Erdmagnetismus stehen. Nach dem gegenwartigen Stande unserer Kenntnisse sind wir genothigt, den Erdkcrn als einen Magnet uns vorzustellen, dessen nbrdliche HaIfte siidlichen, und dessen siidliche Halfte nardlichen Magne- tisinus enthblt. Zunachst ware die Frage zu entschciden, ob wir die Stiirungen dem Erdkerne zuzuschreibeii haben, oder ob einzelne magnetische Massen anzunehmen seyen, die unmittelbar unter der Erdoberflache sich befinden. Gegen letztere Annahme streiten zwei gewichtige Griinde : erstens uben alle magnetischen Massen, die wir bisher kennen ge- lernt haben, nur in der Nahe einen Einflufs aus, i n gro- €serer Entfernung verschwindet' der Einflufs gsnzlich, und zweitens hatten wir bei magnetischen Massen zu erwarten, dafs bald ein Siidpol, bald ein Nordpol als wirksam her- vortreten wiirde, wshrend dem obigen zufolge alle Stij- rungeii durch siidlichen Magnetismus crzeugt werden. Ich trage demnach kein Bedenken , die Behauptung aufzustcl- len, dafs die Storungen ebensowolil als dic Hauptkraft des Magnetismus voin Erdkerne ausgehen.

Da ferner der Erdkern unter unserm Wohnsitze siid- lichen Magnetismus hat , und die Storungen ebenfalls von siidlichen Magnetismus veranlafst werden , so folgt , dafs die Storungen bei uns nur dadurch entstehen, dafs an ein- zelnen Punkten der sudliche Magnetismus des Erdkerns star- ker heroortritt.

Fragt sich, wie wir uns dieses Hervortreten zu denken haben, so bietet sich von selbst eine so eiufache und na- turgemafse Hypothese dar, dafs kaum ein Zweifel zullssig ist. Es wiirde namlich aller Wabrscheinlichkeit widerstre- ben, wenn wir annehmen wollten, der Erdkern (den wir uns als cine ganz compacte, in seiner Beschaffenheit oder Zusammerisetzuug von den Materialien der Oberflache ver- schiedene Masse denken miissen ') sey von einer glatten

1) Es ist nicht zulBssig, ansunehmen, dafs der Erdkern eino glcielle Be- schaffenheit habe, wie die uns bekannte Oberfljche, und d& im Kerne nur cine stsrkere Compression stattfinde: der Kern ist vielrnelir als 761- lig von den Substmzen der OberflSelic versehieden zu betrachten. Man

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Oberflache begrlnzt , vielmehr werden hie und da Erho- hungen - Berge und Bergziige - vorkommen, die noth- wendig einen starkern Magnetismus aufsern werden. Von diesen wird also das starkere Hervortreten des siidlichen Magnetismus an einzelnen Punkten bedingt.

W i r gelangen demiiach zu folgender Vorstellung der magnetischen Verhiltuisse der Erde: JJ die Erde besteht aus einem kugelformigen, compacten, magnetischen Kern mit mehr oder minder betrachtlichen Erhohungen, dann aus einem dun- nen Ueberauge eon lockerem Gefiige, grijfseren und kleineren Felsenstiicken und fein sertheilten Substanaen, n dereii ushere Charakterisirung in den Bereich der Geologie gehart I),

Wenn eine Bergspitze des Kerns der Erdoberflache nahe Irommt, so ubt sie eineii ihrer Grofse entsprechenden Ein- flufs aus, und andert mehr oder weniger in der oben be- schriebenen Weise den Verlauf der magnetischen Curven.

Da die Unregelmafsigkeiten der maguetischen Curven durch die Berge und Bergziige des Erdkerns bedingt sind, so kann man sagen, dafs eine genaue magnetische Karte gewissemnafsen die aursere Flache des Erdkerns reprasentire.

Die Form des Erdkerns braucht keineswegs mit der Form des Ueberzuges hinsichtlich der Erhohungen uberein- zustimmen : meiue Beobachtungen zeigen, dafs in der That eine solche Uebereinstimmung in mehreren Fallen entschie- deli nicht vorhanden ist. In so fern also blofs die Form der Erdoberfldche in Betraclit kommt, ist eine Beriicksich- tigung der Verhaltnisse des Kerns viillig ohne Bedeutung: will man aber gewaltsame Revolutionell oder allmahliche Uebergange vorzeichnen, wodurch der Ueberzug des Erd-

kann sich den Kern der Erde als metallisch odcr als durchzogen von zahlrcichen Adern von Eisen und andern Metallen denken, etwa so wie es bei mancben Meteorsteinen der Pall ist : Compactheit bleibt aber im- merhin cine nothwendige Bedingung.

1) Einc bndeutung der Art und Weise zu geben, in welcber die Bildung des Kerns stattgefunden haben mag, unterlasse icli absiclitlich, urn nicht in das Gebiet der Gcologie uberzugreifcn. Die von mir PUS der Unter- suehung des Erdmagnetismus abgeleiteten Thatsachen und Bedingungen siiid wit den rnanigfaltigsten geologiscben Hypothesen vereinbar.

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kcrns umgestaltet und auf den gegeawartigen Stand gefuhrt wurde, so wird ein nothwendiger Zusammenhang mit der Form des Kerns anerkannt werden mussen; ich habe des- lialb die Hoffnung, dafs die Herstellung genaoer magneti- scher Karten fur die weitere Ausbildung der Geologie von wesentlichem Nutzen seyn werde.

Die Hypothese, die ich im Vorhergehenden angedeutet habe, steht nicht blofs mit dem Erdmagnetismus, sondern aiich mit vielen anderen Verhaltnissen der Erdc im Zu- sammenhang, uud die Untersuchung dieser Verhaltiiissc wird dazu dienen, eine Bestatigung oder Widerlegung der Hy- pothesc Iierbeizufuhren.

Vor Allem wird hicr die Warme in Betracht kommen. Ein Erdkern, wie icli ihn oben beschrieben habe, wird

eine grofse Leitungsf~higkeit fur die Warme besitzen: des- halb wird die Warme, wenn sie auch ursprunglich in dern Kerne ungleich vertheilt war, sich kingst ausgeglichen haben. Der Kern hat gegenwartig in allen l’heilen gleiche Ternpe- ratur. Da die Warme von der Oberflache der Erde an gegen den Kern zunimmt, so ist der Kern betrschtlich warmer als der aufsere Ueberzug. W e n n demnach der Kern irgendwo eine gro€se Erhohung hat, welche der Erd- oberflache nahe kommt, SO hat die Warme ron dieser Er- hiihung aus eine dunnere Schicht zu durchdringen, uin zur Erdoberflache zu gelangen. Auf solche Weise wird in den magnetischen Stdrungsbezirken eiue grafsere Boden- wiirmc entstehen, deren Einflufs insbesondere an der Vege- tation sich aufsern inufs. Hiemit stimmen die Yegetations- verhaltnisse im siidostlichen Theile Bayerns, in der Um- gegend von Straubing (verglichen mit dem bayerischen Walde, der zwischeii zwei St6rungsbezirken sich befindet), in der Gegend von Bamberg uud in der Vorderpfalz auf eine hiichst uberraschende Weise uberein.

Die Iangst von B r e w s t e r und M u n c k e wahrgenom- mene Aehiilichkeit der magnetischen und Temperatur-Cur- ven erhalt durch das eben Gesagte eine causale Begriindung,

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und liefert ihrerseits eine Bestlitiguiig der im Vorhergehen- den aufgestellten Ansicliten.

Ich breche jedoch hier die weitere Ausfiihrung einer Hypothese ab , welche fur meine ferneren rnagnetischell Untersuchungen eine Grundlage darbieten soll, die ich aber bei gegenwgrtiger Gelegenheit nur als Nebensache habe anfuhren wollen. Der Hauptzweck meines Vortrages geht dahin, anzuzeigen, dais ich in Folge des m;r von der k. Staatsregierung ertheilten Auftrages im verflossenen Herbste eine sehr betrachtliche Anzalil magnetischer Ortsbestiiiimun- gen ausgefuhrt habe, welche, wie ich hoffe, zur Ergrunduug der Verhaltnisse des Erdinagnetisinus einen nicht ganz 1111-

wichtigen Beitrag liefern werden.

XVZ. Ein neuer eiri facher Licht - Iriterf~renzoersuch; von Dr. A d o l p h P o p p e in Frankfurt a. M .

1 v an fiilire von einem Punkte eines Stanniolblattchens ails drei kleine etwa 1 Millimeter lange Schnitte unter Win- keln von 120", biege dann die drei stuinpfwinkligeii Lap- pen vorsichtig zuriick, so d a k sic auf der Ebene des Blatt- chens ungefahr senkrecht stehen, so entsteht eine kleine Oeffnung von der Gestalt eines gleichseitigen Dreiecks. Mit Hulfe eines feinen Pinsels bringe man ein TrBpfchen

. klaren Oeles (oder auch Wassers) uber diese Oeffnung. Ein Theil der Flussigkeit Wird sich vermiige der Capillar- attraction in das Loch ziehen, das Uebrige breitet mau auf der Vorderseite gleichmafsig rings um die Oeffnung der- gestalt nus, daCs die Flussigkeit auf dieser Seite eine ebene oder schwach convexe Flache bildet. Sieht man nun durch die Oeffiiung dieses in eine geeigiiete Fassung eingeschlos- seneii PrSparates nach einein leuchtenden Punkte, so nimmt

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