Ueber die zweckmässige Aufbewahrung und die Mittel zur längeren Haltbarkeit der destillirten...

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156 Jonas, Eiweiss mit dem Schaum abgenommen werden kann, und giesse ihn in ein aufrecht stehendes Fasschen, uber des- sen Boden zwei bis drei Zoll ein Hahn gesteckt ist, be- decke es wohl und lasse es im Keller 6 - 8 Wochen ruhig stehen. Die Unreinigkeiten , die anders das Colatoriuni verstopfen, oder fein vertheilt rnit durchgetrieben, sich im Standgefasse coaguliren, sammeln sich an den WBnden und dem Boden des Fasschens, und der Honig kann durch den Hahn klar abgelassen werden. Opodeldoc. Um einen ganz klaren Opodeldoc zu haben, fertige man sich nach Bediirfniss 2 auch 3 Glaser voll an. So- wie man in dem einen Glase keine Vermehrung der Stern- chen mehr bemerkt, lasst man ihn in der moglichst ge- linden Warme flussig werden und halt ihn darin so lange, bis die Sternchen sich abgesetzt haben, worauf man ihn klar in ein anderes Gefass ahgiesst. Wenn nun dieses Gefass leer gebraucht worden, setzt man frischen an, und verfahrt mit einem zweiten, worin die Sternchen sich jetzt alle ausgebildet, wie mit dem vorigen. P Ueber die zweckmassige Aufbewahrung iind die Mittel ziir langeren Haltbarkeit der destillirten Wdsser in den Apotheken; von J o 11 as; Apoihelrer ill Eilenburg. __ Die Aufgabe, welche die allgemeinen Bedingungen und Verhaltnisse, unter welchen die destillirten Wasser Iangere Zeit unveriindert in ihren physischen Eigenschaften aufzubcwahren sind, scheint sich im ersten Augenblicke so einfach, wie der allgemeine Hergang ihrer pharmaceu- tischen Darstellung, losen zu lassen ; - dein ist aber nicht so. Wie das Letztere seine Cautelen hat, so verlangt das Erstere ein tieferes Eingehen in die chemischen Verhalt- nisse ihrer Entstehung.

Transcript of Ueber die zweckmässige Aufbewahrung und die Mittel zur längeren Haltbarkeit der destillirten...

156 Jonas,

Eiweiss mit dem Schaum abgenommen werden kann, und giesse ihn in ein aufrecht stehendes Fasschen, uber des- sen Boden zwei bis drei Zoll ein Hahn gesteckt ist, be- decke es wohl und lasse es im Keller 6 - 8 Wochen ruhig stehen. Die Unreinigkeiten , die anders das Colatoriuni verstopfen, oder fein vertheilt rnit durchgetrieben, sich im Standgefasse coaguliren, sammeln sich an den WBnden und dem Boden des Fasschens, und der Honig kann durch den Hahn klar abgelassen werden.

Opodeldoc. Um einen ganz klaren Opodeldoc zu haben, fertige

man sich nach Bediirfniss 2 auch 3 Glaser voll an. So- wie man in dem einen Glase keine Vermehrung der Stern- chen mehr bemerkt, lasst man ihn in der moglichst ge- linden Warme flussig werden und halt ihn darin so lange, bis die Sternchen sich abgesetzt haben, worauf man ihn klar in ein anderes Gefass ahgiesst. Wenn nun dieses Gefass leer gebraucht worden, setzt man frischen an, und verfahrt mit einem zweiten, worin die Sternchen sich jetzt alle ausgebildet, wie mit dem vorigen. P

Ueber die zweckmassige Aufbewahrung iind die Mittel ziir langeren Haltbarkeit der destillirten

Wdsser in den Apotheken; von

J o 11 as; Apoihelrer i l l Eilenburg.

__

Die Aufgabe, welche die allgemeinen Bedingungen und Verhaltnisse, unter welchen die destillirten Wasser Iangere Zeit unveriindert in ihren physischen Eigenschaften aufzubcwahren sind, scheint sich im ersten Augenblicke so einfach, wie der allgemeine Hergang ihrer pharmaceu- tischen Darstellung, losen zu lassen ; - dein ist aber nicht so. Wie das Letztere seine Cautelen hat, so verlangt das Erstere ein tieferes Eingehen in die chemischen Verhalt- nisse ihrer Entstehung.

u6er die Aufbezoahrung destillirter TVi'sser in Apotheken. I57

Es hat sich namlich herausgestellt, wie sehr auch die Literatur iiber diesen Gegenstand bereits angewachsen ist, dass viele Angaben von Mittelchen, (wenn ich die hieriiber niedergeschriebenen subjectivcn Erfahrungen so nennen darf) die Aufgabe zu erreichen, sich geradezu widersprechcn. Der Gegessland, warum es sich handelt, ist wichtig genug, um von Neuem aufgenommen zu werdcn, nicht allein um den Revisoren der Apothclien einen sichcren Anhaltepunct zu geben, sondern auch weil diesache ein grosses phar- maceutisch - praklisches und wissenschaftliches Interesse hat. Hier ( i n der Versauimlung dcs Vercins der Aerzte und Apotheker des Regierungsbezirks Merseburg, irn Monat Juni) in diesem Zirkel von Kunstgenossen bedarf es nicht der ErwPhnung, welche reissende Fortschritte die organi- sche Chemie, namentlicli in der Erforscliung uber die Constitution der Iiorper ihrer Quantitatsverbindung jenes Ursprungs nacli, geinacht hat. Obgleich allgcmein bekannt, fiihrt mich dennoch meine Aufgabe auf sie zuriick.

Wenn es auf der einen Seitc das Bestreben ist, die Ergriindung allgcmeiner Erscheinungen gewisser Korper- gruppen zu subsumiren und das Ganze systematisch uber- sichtliclier zu machen, so steht auf der anderen Seite die Erfahrung iiber die Ersclieinungen einer Masse isomerer Korper (d. h. Korper von gleichem quantitativem Verhalten in der Zusammensetzung, docb verschieden in ihren Ei- genschaftenf da, die immer Ausnahnien herbeifuhren, all- gemeine Begriffsbestimmungen fur gewisse Gruppen unhalt- bar zu machen, so dass der Begriff von Isomeric immer unklarer wild. Wenn daher ferner die Gruppen der fetten atherischen Oele, Harze, Zucker u. s. w., ja sogar die organischen Sauren und Allialoide, deren letzteren aus- gesprochener chemischer Charakter allen Indifferentismus ablaugnet, hiervon nicht einmal vollig ausgeschlosscn sInd, so beginnt es schwer zu werden, irgend eine positive Generalisirung von dieser natiirlichen Classc der organi- schen Verbindangen einzufuhren. Aus dieseni Grunde ist es daher schon anschaulich unmoglich, fur die Aufbewah- rung der destillirten WPsser, welche neben dem allgemeinen

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Elemente, dem Wasser, so verschiedene atherische Oele oder diesen hhnliche Korper zu Constituenten haben, unbedingt allgemein anwendbare Verhaltnisse, die wir Mittel nennefi, anzugeben, zumal diese Verbindungen ganz besonders dem Cyclus einer immer fortschreitenden unauf- haltsamen Zersetzung unterliegen, jedoch so, dass jedes bekannte destillirte Wasser besondere Erscheinungen ob- schon einer und derselben Metamorphose durchlauft, bevor aus ihm auf dem Wege der Organisation die erste Zelle (Cellulose) einer Pflanze entsteht, d. h. alle sogenanten de- stillirten Wusser sind in ihrem letzten Stadium das Diluvium einer Schopfung von Algen aus der Familie Hygrocrocis und Leptomitus, die nach K u t zi n g amphibiolische Ge- bilde, letztere vielleicht Monadenstocke sind ').

Wenn also so das Wasser als erster Constituent meines zu besprechenden Gegenstandes unter bestimmten, jedoch unbestimmbaren Umstanden, unter Einfluss der Atmosphare immer eine Zcrsetzung herbeifuhrt , deren Endresultat fur alle organischen vegetabilischen Korper gleich ist, Faulniss - Algenhildung (die Cellulose, Protein nach Mu Id er) umfasst, so fragt man sich: Wie verhalt sich der zweite Constituent des destillirten Wassers, der darin gelost oder mit dem atherischen Oele impragnirtes Wasser ist?

Indem ich hier die Darstellung rler destillirten Wasser als bis in ihrem kleinsten Detail bekannt iibergehe, j a selbst dieBedingungen, unter welchen solche dargestellt. werden mussen, um ein auf 1angereZeii sowohl physisch als cheniisch unverandertes destillirtes Wasser zu haben, ubegehe, bemerke ich nur, wie in allen Lehrbiichern der Pharmacie und in dem aufgespeicherten Journalartikeln hieriiber abgehandelt wird, dass in der Art der Dnrstellung der Hauptgrund ihrer Haltbarkeit liege.

Wird in neuester Zeit iiber atherkche Oele vom wis- senschaftlichen Standpuncte aus gesprochen, so versteht

:$) AIulder lint hei Untersuchung von Schirnrnelpflanzen der nie- drigsten Formation stets Protein gefunden und zwar aus stickstoff- freien irn Wnsscr aufgelcisten und der atinosphiirischen Luft ausge- sctzten Stoffcn erzeugt.

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man darunter die durch wasserige Destillationen aus ver- schiedenen riechenden Pflanzentheilen dar~estellten eigen- thumlichen Korper, die theils bereits im Organismus der Pflanze vorgefunden, theils erst durch die Einwirkung des Wassers auf die hesonderen stickstoffhaltigen Bestandtheile der Pflanzenorgane entstanden, ausgeschieden werden. Das dieses Destillat begleitende Wasser, worauf theilweise das atherische Oel schwimmt, oder das erstere uber letzterem im Gefasse steht, oder darin enthalten, - wie beim Flieder, der Lindenbluthe - und durch Aether u. s. w. ausgeschie- den werden kann, ist das vom Pharmaceuten verlangte destillirte Wasser.

Die Untersuchungen von C a h o u r s , G e r h a r d t , V o l - k e l , S tass , D u m a s , fruher E t t l i n g , S e l l e , G r o t e u. s. w., L i e b i g und W o h l e r , letzterer in Bezug auf die Bittermandelol - Bildung , haben die Eintheilung der- selben in sauerstoffhaltige und nichtsauerstoffhaltigc als unzureichend herausgestellt. Man hat neucre Ansichten gewonnen, die ich ubergehen muss, jedoch so vie1 bean- spruche, als ob es sich gezcigt habe, dass dieatherkchen Oele den fetten in dem Verhalten, eine salzartige Verbin- dung auszumachen, gleichen. Man zerlegt sie namlich wie die fetten Oele mittelst atzenden Alkalis in einen basischen Kohlenwasserstoff und eine Saure. Da, wo wie bei den Oelen der Hesperiden und Coniferen das atherische Oel nur ein basischer Kiirpcr ist, CSHB, ein dem Kampher ahnlicher, daher den Namen Kamphen bekommt, ist dasselbe an ein saures Harz Sebunden, dessenTrennung durch die wasserige Destillation statt findet.

Wie bereits gesagt, sind diese so verschiedene Oele enthaltenden Wasser , auch verschiedenen Zersetzungen unterworfen, und um hier nicht weiter zu theoretisiren, sondern der Aufgabe naher zu rucken, werde ich die Erfahrungen Anderer und die meinigen von diesem wissen- schafilichen Standpuncte aus zusammenfassen und die Be- dingungen angeben, gut zubereitete destillirte Wasser mog- Zichst lange aufzubewahren. Bevor diess jedoch gcschieht, habe ich nocli nijihig, im All~enieinen uber den Hergang

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der Zersetzung nach den Ansichten Li e b ig’s zu bemerken was wir hier unter Faulniss verstehen. Wir wissen durch B e r z e l i u s und namentlich nach Hi inefe ld und Andern, dass die einfache aus einem gewohnlichen Destillirapparat dargestellte Aqua fontana destillata stets kohlensaures Ammoniak, mit anderenWorten stickstoffhaltige Bestandtheile mit sich fiihrt, was durch die Schwarzung des salpeler- sauren Silbers angezeigt wird, ja, dass selbst das beste Quellwasser solche enthalt. Nach meiner Beobachtung kann man sich von dem Vorhandensein dieser letzteren Stoffe recht deutlich iiberzeugen, wenn man im Winter dest.illirtes Wasser gefrieren und dann die Krystalle, ohne das Gefass zu schiitteln, der Aufthauung uberlasst. Ein nicht unbedeutender Bodensatz, der in Form gewisser Algen erscheint , und der vollige Indifferentismus eines solclien Wassers gegen salpetersaures Silber, spricht fur die Ab- scheidung, also das Vorhandensein jener Korper *).

Die Zersetzung der sogenannlen destillirten Wasser ist Faulniss, - Verwesung, an welcher der Sauerstoff der Luft keinen Antheil nimmt, werin nicht anders stickstoff- haltige Bestandtlieile in denselben vorhanden, Ammoniak- bildung (nach L i e b i g ) veranlassen. Die in ihnen statt findenden Unisetzungen der Elemente, der sie enthaltenden Substanzen, geschieht auf Kosten des in der Materie selbst enthaltenen Sauerstoffs oder des Wassers, daher die de- stillirten Wasser , unter festem Verschlusse zersetzt, nie sauer werden, (wenn ihnen . nicht Weingeist beigemischt war). Diese Faulnisszersetzung befordert namentlich Licht und Warme, und bei einigen der freie Zu- tritt der Luft. (Siehe Anmerkung nach Mulder.) Es handelt sich also in pharmaceutischer Hinsicbt darum, die Wasser haltbar zu machen, ohne irgend einen Zusatz, beschrankt auf die Beachtung, sie den Einwirkungen der

*) Ebenso deutlich spricht sich das Vorhandensein sticlcstoffhaltiger Kdrper in dem so genannten destillirten Wasser aus, wenn in festverschlossenen weissen gljsernen Gefissen solches llnger dein Sonnenlichte ausgesetzt wird, wo sich bald ein grdnel‘ Ab- saw des Protococcus Kiiteing’e bildet,

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genannten Potenzen zu entziehen. - Hierzu ist, wie bereits hemerkt, als conditio sine qua non, eine sehr langsame, sich gut abkiihlende Destillation nothig, damit dieselben nicht von einer zu grossen, ihnen jedoch nie fehlenden Menge der heim destillirten Brunnenwasser hemerkten Stoffe, beladen werden, was b'ei einer sturmischen oder unter Anbrennung des Destillationsriickstandes, geschieht. Cohobutioti des Destillates triigt bekannter Weise vie], selir vie1 dam bei, das gcsteckte Ziel zu erreichen. Jene stick- stoffhaltigen Stoffe leiten wie ein Ferment die Zersetzung der destillirten Wasser ein. Es bilden sich Zellen und Protein ist in ihnen enthalten.

Alle destillirten Wasser , deren atherische Oele dern Terpentin - , Citronend in ihrer Zusarnmensetzung ent- sprechen, als Aq. Cort. Atirant., - Citii, - Melissae, - Naphue, - Juniperk u. s. w. niiissen, um ihre Haltbarkeit zu sichern, an einem dunkeln, kiihlen Orte in einem un- durchsichtigen Gefasse dicht verschlossen aufbewahrt wer- den. Im verdorbenen Zustande sind sie unangenehm rie- chend, lang-schleirnig. Ihren eigenthiimlichen Geruch haben sie unmittelbar nach der Destillation. Salbei -, die Munz- und das Petersilienwasser dagegen verlangen leicht ver- schlossene Gefasse, einen kuhlen Ort, verderben leicht in dumpfigen Kellern aufbewahrt, besitzen durch Destillation sofort den eigenthiimlichen Geruch. Im verdorbenen Zu- stande sind sie lang, und nehmen einehaune, auch griinliche Farbe an; sie konnen, mit Ausschluss des Petersilienwassers, nach einsetretenem Verderben durch Cohobation gewisser- massen restaurirt werden. Das Petersilienwasser eine trube opalisirende Flussigkeit , die nach mehreren Tagen der Ruhe Krystalle von Petersilienkampher ahsetzt, der nach einiger Zeit wieder verschwindet, hesonders wenn das Licht auf die Flussigkeit, worin sie schwimmen, einwirken kann, Es wird nach einiger Zeit mehr nnd mehr gelb, dann griin, zahe, liefert Algen und wird stinkend. Fenchel- und Aniswasser, das erste verlangt eine mittlere Temperatur v0n 10-12 Grad Reaumiir. Unter Null scheidet sich das Oel ans; iiber diese Temperatur hinaus verdirbt es in

Arch. d. Pharin. XC. Bds. 2. Hft. I4

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schlecht verschlossenen, dem Lichte Preis gegebenen Gla- Sern leicht; haltbarer bleibt es, wenn dcm Wasser ein Ueberschuss von Oel beigelassen wird, was naturlich vor dem Gebrauch zu entfernen ist. Im Winter halt es sich sonst sehr gut. Rosen -, Hollunder-, Lindenbluthen-, Him- beer -, Opiumwasser erlangen erst, nachdern das Destillat einige Zeit der Luft ausgesetzt worden, ihre eigenthum- lichen Geruche. 1st dieser Zeitpunct eingetreten, so niussen sie an dunkeln kuhlen Orten in dicht verschlossenen, un- durchsichtigen Flaschen, (wozu Steingut schr, Glas weniger tauglich) aufbewahrt werden. Sie sind, wie die zuerst abgehandelten Wasser, dern Verderben sehr leicht ausgesetzt. Im verdorbenen Zustande werden sie stinkend, und bilden Algen , Opiumwasser erzeugt schimrnelartige Gewachse. Chamillenwasser, dessen Farbe im ganz frischen Zustande blaulich opalisirend ist, wird durch das Licht so zersetzt, dass sich ein gelber, harzahnlicher Korper in den Flaschen niederschlagt. Es hat seine11 Chamillengeruch unmittelbar nach der Destillation und verlangt zu einer Deponirung einen kuhlen Ort in leicht verschliessbaren dunkeln Ge- fassen. Es wird mit dem Alter lang, schleimig, verliert aber selten vollig seinen Geruch ; eine Algenbildung wurde nicht bernerkt. Calrnus -, Baldrianwasser, deren atherische Oele wahrend der Destillation in Sauren und einen Karnpher zerfallen, sind dem Verderben sehr leicht ausgesetzt, halten sich jedoch sehr lange, wenn das Wasser durch Coho- bation uber die Wurzeln jener Pflanzen vollig mit Oel geschwangert war. Sie verlangen giaserne, dicht ver- schlossene Flaschen, einen dunkeln Ort und niedrige Temperatur zur Haltbarkeit. Die Blausaure, d. h. Benzoyl- wasserstoff und Cyan mit sich fuhrenden Wasser, als Aqua Acaciae, - Laurocerasi - Aniygdalarum u. s. w. sind in gut zu verschliessenden Gefissen, wie alle Lehr- biicher anzeigen, aufzubewahren, da sie leicht verderben. Ihre Zersetzungsproducte sind die der Blausaure, liefern jedoch keine Algen in ihrem letzten Stadium, sondern schimmelartige Gebilde. Senfwasser verhalt sich ahnlich, (es set6& Schwefel ab) und wird ammonialkalisch. Was

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das Zimmtwasser anlangt, so wird solches in nicht gut verschlossenen Gefiissen mit der Zeit sauer und zersetzt dann das Jodkalium. Die mit Weingeist componirten und versetzten Wasser, Aqua uromatica, - vulner. vin, - Cinna- momi winos., - Menth. vinos., miissen, wie es auch iiberall geschieht, in gut verschlossenen Gefassen aufbewalirt wer- den; sie zersctzen sich nicht leicht.

Einen besonderen Versuch iiber Fliederwasser mit- zutheilen, behalte ich mir vor. Wird niimlich der Destilla- tionsriickstand desselben bis zur dunnen Extracldicke ab- gedampft, langere Zeit sich selbst iiberlassen und dann der Destillation unterworfen, so entwickelt dasselbe vie1 freies Ammoniak und ein Destillat , welches gleich von Anfang an schleimig ist, jedoch stark den eigenthiimlichen Geruch der Blumen fiihrt und lange beibehalt *).

*) Die grosse Wichtigkeit dieses Gegenstandes f i r die pralttisclie Bedicin und Pharmacie, welche der geehrte, thatige Hr. Verfasser anfs neue in Erinnernng bringt, ltann es gewiss entschuldigen, wenn ich ahermals mit lturzen Worten meine vieljahrigen Er- fahruugen uber die Aufbewahrung der destillirten aromatischeh Wasser anfahre. Die grosse, erst in nenerer Zeit mehr anfge- ltlirte Verschiedenheit der in den Wassern aufgelosten flachtigen Oele bedingt sicherlich einen Unterschied in den Gefissen zur Aufbewahrung der Wisser und in den Localititen, in denen die Standgefasse aufgestellt sind, vorzuglich aber in der Art der Destillation. Fasst man aber Alles zusammen, so ergiebt sich, dass gut und tadelfrei destillirte aromatische Wlsser in steh rein gehaltenen Glasflaschen, deren KBrke man von Zeit zu Zeit erneuert, unter allen, oftmals sehr unghstigen iussern Ver- hiltnissen in den pharmaceutischen Kellern oder Wasserltammern am besien conservirt werden. In allen Apotheken, in denen auf meine Veranlassung diese Art der Aufbewahrung der destil- lirten Wisser eingefuhrt worden, haben jene Uebelstdnde auf- gehort, welche, besonders in lrieinen Apotheken, so leicht entstehen, dein pralttischen Apothelter sehr lastig uud unangenehm werden, die Apothekenrevisoren in eine schlimme Lage versetzen und die Brztliche Praxis oftmals wesentlich beeintrachtigen. Es unter- liegt wohl lteinem Zweifel, dass ein Specialisiren der destillirten Wisser und ein genaneres Studium der Erscheinungen, welche die Wisser bei ihrer freiwilligcn Zusetzung erleiden, eine erlcleck-

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