über ein Neues Mittel zur Behandlung von Gallenwegserkrankungen auf Organotherapeutischer Grundlage

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I542 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 5- JAHRGANG. Nr. 33 I3. AUGUST I9~-6 ausnahmsweise bei schweren akuten Infektionen, wie Scharlach, Masern, schwache unspezifische Reaktion, dagegen war die Aus- fallsbreite bei Lues latens eine deutlich gr6Bere als mit W.-R. Sitzung vom 8. Juni 1926. WEISSMANN: Demonstration eines 17jAhr. M~dchen mit Pseudo- logia phantasfica und dessen Mutter mit pathologischer Suggestibi- lit~it. Auf die erlogenen Angaben der beiden Patientinnen hin wurde der Vater wegen SchXndnng der Tochter verurteilt, nachdem er selbst ein Ialsches Gest~ndnis abgelegt hatte. Das Hymen des M~dchens erwies sich vollkommen intakt. Ausspraehe: I~OGERER weist auf das Vorkommen falscher Ge- stXndnisse bin. KOGERER: Encephalitis periaxialis. Demonstratiozt der ana- tomischen Pr~parate einer 23jXhr. Patientin, welche 2 Jahre zuvor ziemlich rasch erblindet war und sparer L~hmung der unteren ExtremitXten sowie psychische St6rungen (Moria) aufwies. Im Marklager beider GroBhirnhemisphXren fanden sich multiple Er- weichungsherde, insbesondere in beiden Oecipitatlappen. Auf Grund der histologischen Untersuchung handelt es sieh um das charakteristische Bild der Encephalitis periaxiMis diffusa (SCHIL- DER). STENGEL: Die Formalinreaktion gesch~tdigter Ganglien- zellen in der Umgebung eines Btutungsherdes im Gehirn. Die Gangtienzellen enthalten braune K6rnchen, ~hnlich denen, welche bei Leberblutungen in den Leberzellen nachgewiesen und als Umwandlungsprodukte des in die gesch~digten Zellen ein- gedrungenen gelSsten HEmoglobins gedeutet wurden. Bei Alkohol- und Sublimatfixierung gelingt die Reaktion nicht, sondern bloB bei Formalinfixierung. Die Formalinreaktion erm6glicht die Erkennung einer bestimmten Art yon Ganglienzellsch~digung, welche einer Restitution f~hig ist, und erleichtert das Verst~ndnis der Restitution vertoren gewesener Funktionen des Nerven- systems. FRISCH und FRIED: Calcium und Adrenalinwirkung. Die Vortr. ffihrten bei Epileptikern mit labilem Blutkalkspiegel Parallelbesfimmungen des I42alkspiegels und der Adrenalinwirkung auf den Blutdruck dutch und fanden den nach der herrschenden Lehre zu erwartenden Zusammenhang nur in solchen F~llen, welche aueh klinisch kardio-vascul~r stigmatisiert waren. Sic erkl~tren diese Erscheinung in Ubereinstimmung mit den Er- gebnissen der Experimentalforschung, warnen jedoch vor der klinisehen 13bersch~tzung, welche der pharmakologischen Prfifung des vegetativen Nervensystems zuteil wird. Aussprache: REDLICH: Bei der pharmakologischen Prfifung yon Neurotikern ergeben sich groBe Differenzen im Adrenalinversuch, zuweilen ein rapider Abfall der Blutdruckkurve gefolgt yon einem rapiden Anstieg; zuweilen tritt keine Reaktion ein. Auch die sonstigen Wirkungen des Adrenalins sind verschieden, offenbar in Abh~Lngigkeit vonl Catciumgehalt des Blutes. -- WILDER: Bei der essentiellen Hypertonie finder sich in der Regel erniedrigte oder paradoxe Adrenalinreaktion. -- FRISCH: Die Mannigfaltigkeit der Adrenalinreaktionen wurde bisher durch das Kr~fteverh~ltnis zwischen Vagotonie und Sympathicotonie erklArt. SClt0LLER. THERAPEUTISCHE NOTIZEN. 0BER EIN NEUES MITTEL ZUR BEHANDLUNG VON GALLENWEGSERKRANKUNGEN AUF ORGANO- THERAPEUTISCHER GRUNDLAGE. Won OTTO ADLER und EUGEN GUTTMANN, Berlin-Charlottenburg. Die Zahl der t~iglich anf den Markt gebrachten Pr~parate zur Behandlung yon Gallenerkrankungen beweist, dab noch kein ideales Mittel zur Behebung dieses so hiiufigen Leidens Vorhanden ist. Die meisten Gallenmittel bestehen im allgemeinen aus einer gallentreibenden Komponente in Verbindung mit einem Laxans bzw. Desinficiens. Neuere Forschungen haben nun bewiesen, dab bei den meisten Erkrankungen der Gallenwege eine wesentliche Mitbeteiligung des Leberparenchyms vorliegt. Bei den bisherigen Pr~paraten wurde diesem Umstand nicht Rechnung getragen, es ~ehlte eben bei den jetzt gebr~uchlichen Mitteln die organotrope Komponente, d. h. ein das Leberparenchym mitbeeinflussendes Mittel, welches die in ihrer Stoffwechselfunktion insuffiziente Leberzelle in ihrem Regenerationsbestreben wirksam unterstiitzt. Bei der Kompliziertheit der Gallene'rkrankungen genfigt natfirlich nicht ein organotrop wirkendes Mittel allein, dasselbe muB anch gleichzeitig in der Richtung der Mobilisierung von Staunngen bzw. Konkrementbildungen angreifen. In dieser Beziehung hat man in neuerer Zeit Hypophysenextrakt zur therapeutischen Verwendung herangezogen, und zwar wird dasselbe in dem uns zur Verftigung gestellten Pr~parat ,,Cholasa" in einer Menge and Form verwandt, wie sic schon irt~her yon STRAUSS x) aIs per os und im Tierversuch von I-IAMILL 2) als peroral wirksam erl~annt wurde. Bekanntlich hat REICHER 3) ein Cholereticum mit Hypophysin, eine I~2ombination, die zuerst yon KALK und SCH6NI)UBE aus der Frankfurter Klinik angegeben wurde, per injectionem mit gutem Erfolg verabreicht; die orale Anwendung yon Hypophyse bei GMlenwegserkranknngen wird jedoch zum erstenmal in dem neuen PrXparat ,,Uholasa" in die Therapie eingeffihrt. Hierbei ist yon besonderem Vorteil, dab durch die orale Anwendung die manchmal etwas stfirmische Wirkung der Injektion vermieden wird. ,,Cholasa" diirfte infolgedessen ftir die haupts~chlich ehroniach verlauJenden .Fiille das gegebene Mittel sein. Welter enth~lt ,,Oholasa" im wesentlichen jene Be;tandteile der zahlreich erprobteI1 Choleretica und Cholagoga, welche sich im Experiment und in der Praxis am meisten bewXhrten: ein Cholat, ein Desinficiens, das peristaltikanregende Podophyltin, Magnesium oleinicum, Oleum Menthae. Alle diese einzelnen Faktoren sind ja hinl~nglich bek'annt and ihre Wirksamkeit erprobt, so dab es sich ert~brigen dfirfte, hierflber weitere Ausftihrungen zu bringen'. In dem Pr~parat ,,Uholasa" wurde das Glykochola~c gew~hlt, well nach KXOWNS 4) ausgedehnten Minischen Versuchen dieses sich bei tor- pider gesch~digter Lebersubstanz (Alkohol und chronischer Infek- tion aller Art), wirksam zeigt und die Fettresorption bessert, also bei ersch6pfenden Begleitkrankheiten and in der Rekonvaleszenz indiziert ist, knrz neben der choleretisehen eine wesentlich allgemein funktionssteigernde Wirkung auf das Leberparenchym besitzt Is. auch HILL5) und RICIIARDSON6)]. Als absolut neuen Faktor jedoeh enthMt das Pr~parat ,,Gholasa" ferner ein organotropes, das Leberparenchym beeinflussendes, aus Leberparenehym gewonnenes EiweiBabbauprodukt, eine vOllig neue Kombination, die hiermit zum erstenmal in die Therapie ein- geftihrt wird, dadurch der eingangs erw~hnten pathologisch-physio- logischen Erkenntnis Rechnung tragend. Durch diesen neuen :Bestandteil wird die Tendenz des Pr~parates ,,Cholasa" aul3er auf die Gallenwege und Gallensekretion auch auf die noch wichtigere StoifwechseltAtigkeit der haupts~chlichsten Stoffwechseldrfise akfi- vierend zu wirken, bedeutsam unterstiitzt. Nach diesen theoretischen Vorbemerkungen greifen wir aus einer gr68eren Anzahl yon F&llen, die wir mit ,,Cholasa" behandelt haben, einige pri~gnante heraus. Bemerken m6chten wir hierbei, dab es sich um F~lle yon Cholecysfitis bzw. Cholelithiasis handelte,. also die in der Praxis haupts~chlich vorkommenden Gallenerkran- kungen, z. T. F~lle, bei denen Therapie verschiedenster Art bisher versagt hatte. So sahen wir bei 2 Pafientinnen M. und Sch., die schon seit Jahren an rezidivierender Cholelithiasis auf dem Boden einer alteI1 Cholecysfifis litten, nach Gebrauch des Pr~parates deut- liches Naehlassen des Schmerzes unter gleichzeitiger Besserung des objektiven Befundes, besonders Ri~ckgang der bei beiden bestehenden Leberschwdlung. Bei einer Patientin G., die naeh frfiherer Chole- cystektomie noch immer welter fiber Schmerzen und Druck in der Lebergegend klagte, sind die ]3eschwerden nach l~ngerem Gebrauch des Mittels vOllig geschwunden. Dieser Fall ist insofern besonders interessant, da die zahlreichen vorher gegebenen Gallenmittel g~nz- lich erfolglos gewesen waren. Bei einem weiteren Fall, Frau S., seit 4 Jahren gallensteinleidend (oft w6chentlich 2- 3mal Koliken), in letzter Zeit bettlggerig, hatten schon nach 15 Tabletten die Schmerzen nachgelassen. Die Patientin fflhlte sich, wie sic angab, wie neugeboren. ]3el weiteren 9 FMlen, meist chronische Chole- cystitiden, deren Einzelschilderung zu welt ffihren wfirde, war der Verlauf ein ahnlich gfinstiger, d. h. die Patienten wurden zum grOB- ten Tell beschwerdefrei, zum Tell bestand nut hier und da Auftreten leichterer Druckerscheinungen. Die bei unseren Versuchen erzielten Ergebnisse berechtigen zu dem Schlusse, dab ,,Cholasa" in seiner Zusammensetzung den An- forderungen der modernen Tberapie in jeder Beziehung entspricht. Hervorgehoben sei, dab ,,Cholasa" neben den obligaten Bestand- teilen der Choleretica und Cholagoga zwei neue Faktoren in sich vereinigt, nXmlich: " 1. die Hypophysenwirkung, oral angewandt, als Cholekineticum; 2. das organotrope LebereiweiBabbauprodukt. Parallelversuche haben ergeben, dab eine Cholasa-Komposition, in welcher die organotrope Komponente, also das LebereiweiBabbau- produkt, weggelassen wurde, bei weitem geringere Wirksamkeit

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I542 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 5- J A H R G A N G . Nr . 33 I3. AUGUST I9~-6

ausnahmsweise bei schweren akuten Infektionen, wie Scharlach, Masern, schwache unspezifische Reaktion, dagegen war die Aus- fallsbreite bei Lues latens eine deutlich gr6Bere als mit W.-R.

S i tzung v o m 8. J u n i 1926.

WEISSMANN: Demonstration eines 17jAhr. M~dchen mit Pseudo- logia phantasfica und dessen Mutter mit pathologischer Suggestibi- lit~it. Auf die erlogenen Angaben der beiden Patientinnen hin wurde der Vater wegen SchXndnng der Tochter verurteilt, nachdem er selbst ein Ialsches Gest~ndnis abgelegt hatte. Das Hymen des M~dchens erwies sich vollkommen intakt. Ausspraehe: I~OGERER weist auf das Vorkommen falscher Ge- stXndnisse bin.

KOGERER: Encephalitis periaxialis. Demonstratiozt der ana- tomischen Pr~parate einer 23jXhr. Patientin, welche 2 Jahre zuvor ziemlich rasch erblindet war und sparer L~hmung der unteren ExtremitXten sowie psychische St6rungen (Moria) aufwies. Im Marklager beider GroBhirnhemisphXren fanden sich multiple Er- weichungsherde, insbesondere in beiden Oecipitatlappen. Auf Grund der histologischen Untersuchung handelt es sieh um das charakteristische Bild der Encephalitis periaxiMis diffusa (SCHIL- DER).

STENGEL: Die Formalinreaktion gesch~tdigter Ganglien- zellen in der Umgebung eines Btutungsherdes im Gehirn. Die Gangtienzellen enthalten braune K6rnchen, ~hnlich denen, welche bei Leberblutungen in den Leberzellen nachgewiesen und als Umwandlungsprodukte des in die gesch~digten Zellen ein-

gedrungenen gelSsten HEmoglobins gedeutet wurden. Bei Alkohol- und Sublimatfixierung gelingt die Reaktion nicht, sondern bloB bei Formalinfixierung. Die Formalinreaktion erm6glicht die Erkennung einer best immten Art yon Ganglienzellsch~digung, welche einer Restitution f~hig ist, und erleichtert das Verst~ndnis der Restitution vertoren gewesener Funktionen des Nerven- systems.

FRISCH und FRIED: Calcium und Adrenalinwirkung. Die Vortr. ffihrten bei Epileptikern mit labilem Blutkalkspiegel Parallelbesfimmungen des I42alkspiegels und der Adrenalinwirkung auf den Blutdruck dutch und fanden den nach der herrschenden Lehre zu erwartenden Zusammenhang nur in solchen F~llen, welche aueh klinisch kardio-vascul~r stigmatisiert waren. Sic erkl~tren diese Erscheinung in Ubereinstimmung mit den Er- gebnissen der Experimentalforschung, warnen jedoch vor der klinisehen 13bersch~tzung, welche der pharmakologischen Prfifung des vegetativen Nervensystems zuteil wird. Aussprache: REDLICH: Bei der pharmakologischen Prfifung yon Neurotikern ergeben sich groBe Differenzen im Adrenalinversuch, zuweilen ein rapider Abfall der Blutdruckkurve gefolgt yon einem rapiden Anstieg; zuweilen t r i t t keine Reaktion ein. Auch die sonstigen Wirkungen des Adrenalins sind verschieden, offenbar in Abh~Lngigkeit vonl Catciumgehalt des Blutes. -- WILDER: Bei der essentiellen Hypertonie finder sich in der Regel erniedrigte oder paradoxe Adrenalinreaktion. -- FRISCH: Die Mannigfaltigkeit der Adrenalinreaktionen wurde bisher durch das Kr~fteverh~ltnis zwischen Vagotonie und Sympathicotonie erklArt.

SClt0LLER.

THERAPEUTISCHE NOTIZEN.

0BER EIN NEUES MITTEL ZUR BEHANDLUNG VON GALLENWEGSERKRANKUNGEN AUF ORGANO-

THERAPEUTISCHER GRUNDLAGE. Won

OTTO ADLER und EUGEN GUTTMANN, Ber l in -Char lo t t enburg .

Die Zahl der t~iglich anf den Markt gebrachten Pr~parate zur Behandlung yon Gallenerkrankungen beweist, dab noch kein ideales Mittel zur Behebung dieses so hiiufigen Leidens Vorhanden ist.

Die meisten Gallenmittel bestehen im allgemeinen aus einer gallentreibenden Komponente in Verbindung mit einem Laxans bzw. Desinficiens. Neuere Forschungen haben nun bewiesen, dab bei den meisten Erkrankungen der Gallenwege eine wesentliche Mitbeteiligung des Leberparenchyms vorliegt. Bei den bisherigen Pr~paraten wurde diesem Umstand nicht Rechnung getragen, es ~ehlte eben bei den jetzt gebr~uchlichen Mitteln die organotrope Komponente, d. h. ein das Leberparenchym mitbeeinflussendes Mittel, welches die in ihrer Stoffwechselfunktion insuffiziente Leberzelle in ihrem Regenerationsbestreben wirksam unterstiitzt. Bei der Kompliziertheit der Gallene'rkrankungen genfigt natfirlich nicht ein organotrop wirkendes Mittel allein, dasselbe muB anch gleichzeitig in der Richtung der Mobilisierung von Staunngen bzw. Konkrementbildungen angreifen. In dieser Beziehung hat man in neuerer Zeit Hypophysenextrakt zur therapeutischen Verwendung herangezogen, und zwar wird dasselbe in dem uns zur Verftigung gestellten Pr~parat ,,Cholasa" in einer Menge and Form verwandt, wie sic schon irt~her yon STRAUSS x) aIs per os und im Tierversuch von I-IAMILL 2) als peroral wirksam erl~annt wurde.

Bekanntlich hat REICHER 3) ein Cholereticum mit Hypophysin, eine I~2ombination, die zuerst yon KALK und SCH6NI)UBE aus der Frankfurter Klinik angegeben wurde, per injectionem mit gutem Erfolg verabreicht; die orale Anwendung yon Hypophyse bei GMlenwegserkranknngen wird jedoch zum erstenmal in dem neuen PrXparat ,,Uholasa" in die Therapie eingeffihrt. Hierbei ist yon besonderem Vorteil, dab durch die orale Anwendung die manchmal etwas stfirmische Wirkung der Injektion vermieden wird. ,,Cholasa" diirfte infolgedessen ftir die haupts~chlich ehroniach verlauJenden .Fiille das gegebene Mittel sein.

Welter enth~lt ,,Oholasa" im wesentlichen jene Be;tandteile der zahlreich erprobteI1 Choleretica und Cholagoga, welche sich im Experiment und in der Praxis am meisten bewXhrten: ein Cholat, ein Desinficiens, das peristaltikanregende Podophyltin, Magnesium oleinicum, Oleum Menthae. Alle diese einzelnen Faktoren sind ja hinl~nglich bek'annt and ihre Wirksamkeit erprobt, so dab es sich ert~brigen dfirfte, hierflber weitere Ausftihrungen zu bringen'. In dem Pr~parat ,,Uholasa" wurde das Glykochola~c gew~hlt, well nach KXOWNS 4) ausgedehnten Minischen Versuchen dieses sich bei tor- pider gesch~digter Lebersubstanz (Alkohol und chronischer Infek- tion aller Art), wirksam zeigt und die Fettresorption bessert, also

bei ersch6pfenden Begleitkrankheiten and in der Rekonvaleszenz indiziert ist, knrz neben der choleretisehen eine wesentlich allgemein funktionssteigernde Wirkung auf das Leberparenchym besitzt Is. auch HILL 5) und RICIIARDSON6)].

Als absolut neuen Faktor jedoeh enthMt das Pr~parat ,,Gholasa" ferner ein organotropes, das Leberparenchym beeinflussendes, aus Leberparenehym gewonnenes EiweiBabbauprodukt, eine vOllig neue Kombination, die hiermit zum erstenmal in die Therapie ein- geftihrt wird, dadurch der eingangs erw~hnten pathologisch-physio- logischen Erkenntnis Rechnung tragend. Durch diesen neuen :Bestandteil wird die Tendenz des Pr~parates ,,Cholasa" aul3er auf die Gallenwege und Gallensekretion auch auf die noch wichtigere StoifwechseltAtigkeit der haupts~chlichsten Stoffwechseldrfise akfi- vierend zu wirken, bedeutsam unterstiitzt.

Nach diesen theoretischen Vorbemerkungen greifen wir aus einer gr68eren Anzahl yon F&llen, die wir mit ,,Cholasa" behandelt haben, einige pri~gnante heraus. Bemerken m6chten wir hierbei, dab es sich um F~lle yon Cholecysfitis bzw. Cholelithiasis handel te , . also die in der Praxis haupts~chlich vorkommenden Gallenerkran- kungen, z. T. F~lle, bei denen Therapie verschiedenster Art bisher versagt hatte. So sahen wir bei 2 Pafientinnen M. und Sch., die schon seit Jahren an rezidivierender Cholelithiasis auf dem Boden einer alteI1 Cholecysfifis litten, nach Gebrauch des Pr~parates deut- liches Naehlassen des Schmerzes unter gleichzeitiger Besserung des objektiven Befundes, besonders Ri~ckgang der bei beiden bestehenden Leberschwdlung. Bei einer Patientin G., die naeh frfiherer Chole- cystektomie noch immer welter fiber Schmerzen und Druck in der Lebergegend klagte, sind die ]3eschwerden nach l~ngerem Gebrauch des Mittels vOllig geschwunden. Dieser Fall ist insofern besonders interessant, da die zahlreichen vorher gegebenen Gallenmittel g~nz- lich erfolglos gewesen waren. Bei einem weiteren Fall, Frau S., seit 4 Jahren gallensteinleidend (oft w6chentlich 2 - 3mal Koliken), in letzter Zeit bettlggerig, hat ten schon nach 15 Tabletten die Schmerzen nachgelassen. Die Patientin fflhlte sich, wie sic angab, wie neugeboren. ]3el weiteren 9 FMlen, meist chronische Chole- cystitiden, deren Einzelschilderung zu welt ffihren wfirde, war der Verlauf ein ahnlich gfinstiger, d. h. die Patienten wurden zum grOB- ten Tell beschwerdefrei, zum Tell bestand nut hier und da Auftreten leichterer Druckerscheinungen.

Die bei unseren Versuchen erzielten Ergebnisse berechtigen zu dem Schlusse, dab ,,Cholasa" in seiner Zusammensetzung den An- forderungen der modernen Tberapie in jeder Beziehung entspricht. Hervorgehoben sei, dab ,,Cholasa" neben den obligaten Bestand- teilen der Choleretica und Cholagoga zwei neue Faktoren in sich vereinigt, nXmlich: "

1. die Hypophysenwirkung, oral angewandt, als Cholekineticum; 2. das organotrope LebereiweiBabbauprodukt.

Parallelversuche haben ergeben, dab eine Cholasa-Komposition, in welcher die organotrope Komponente, also das LebereiweiBabbau- produkt, weggelassen wurde, bei weitem geringere Wirksamkeit

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t 3. AUGUST 1926 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 5. J A H R G A N G . N r . 33

zeigt aIs das P r~para t , welches diesen StofI enthXlt l ind bei den oben gesch i lde r ten F'~llen a n g e w e n d e t wurde .

D u r c h le tz tere K o m p o i i e n t e wird z u m e r s t e m n a l in der Therap ie der die G a l l e n w e g s e r k r a n k u n g e n s t e t s beg le i t enden Insuff iziei lz des Lebe rpa re i l chyms , also der Sch~digung der Drfisenzelle w i r k s a m entgegenget re te i l . D a d u r c h dfirf te ,,Cholasa" n i ch t niir ffir den I n t e r n i s t e n yon W e r t sein, sondern a u c h d e m Chi ru rgen hei Vor- u n d N a c h b e h a n d l u n g yon ope ra t i ven F~llen dieser E r k r a n k u n g e i i wer tvo l le Diens te le is ten.

Das Pri~parat, eine gltickliche Vereinigui lg bewXhrter Gallen- Ini t tel m i t e iner neuen O r g a n k o m p o n e n t e , d i i r f te du rch diese in ter- e s san te u n d neua r t i ge Z u s a m m e n s e t z u n g geniigeild V e r a n l a s s u n g zu wei te ren Ve r suchen geben. Das Pr~tparat wird yon den Organo- therapeutischen Werken in Osnabri~clc herges te l l t .

Die Dosis war d re ima l t~gl ich eine T ab l e t t e n a c h d e m Essen . Bei Fhl len, die zu Durch fa l l ne ig ten , genflgte oft eine oder zweimal eine T a b l e t t e pro die.

L i t e r a t u r : 1) STRAUSS, New York reed. journ, 113, 395, 468. 1921. -- ~) HAMILL, Prec. of the roy. soc. of reed. 14, I7. 1921. -- a) REICHER, Therapie d. Gegenw. 1925, Sept. -- KEOWN, Journ. ot the Amerie. reed. assoc. 1912 , 12. Aug. -- ~) HILL, Mercks Arch. I9O3, S. 237. -- ~) RICHARDSON, Med, record 19o3, S. 5.

EIN NEUES ABSAUGEINSTRUMENT*) FOR HALS-, MUND- UND RACHENOPERATIONEN.

Veil Dr . m e d . I-IELMUTH RICHTER,

Assistent an der Universit~ts-Ohrenklinik in Frankfurt a. M. (Direktor: Prof. Dr. O. VOSS).

Z u m Zwecke des A b s a u g e n s bei Operat~onen im Hals , Mund u n d N a s e n r a c h e i l r a u m e bed ien ten wir u n s b isher eiues geraden, an die L e i t u n g der Saug lu f t angesch lossenen Rohres , dessen freies L u m e n ein kleines Meta l lk reuz en thMt , welches das Ansauge i l gr6be- rer Teile ve rh inder t . Dieses I n s t r u m e n t schien mi r au s meh re r en Grf inden n ich t v611ig zweckm~Big zu seiil.

Da es in gerader R i c h t u n g u i lmi t t e lba r in den Sch laueh der Saug lu f t l e i t ung f ibergeht , mi l2 te die es ha l t ende H a n d des Assistei l- t en - - welcher bei u n s zu r l inken Seite des Ope ra t eu r s s i tz t -- Iln- feh lbar uns te r i l u n d d a m i t ffir wei tere Hi l fe le i s tungen ausgescha l t e t werden. Fe rne r war der Ass i s t en t gezwungen , da das R o h r ein gerades war, s ich w~hrend des Absaugei l s m i t seiiler H a n d d a u e r n d in der B l i ck r i eh tung des Ope ra t eu r s zu befindeil . E b e n s o un- a n g e n e h m war die Anwesenhe i t des n i ch t a sep t i schen Seh lauches zwischen Ope ra t e u r u n d Pa t i en t . End l i ch war a u c h die gerade F o r m des Saugrohres z u m Er re ichen des H y p o p h a r y n x Ilnzweck-

1543

nlXl3ig; u m aus der Tiefe a b s a u g e n zu kOnnen, mul3te sein XuBeres E n d e ziemlich weir n a c h .aufwXrts gehoben werden .

Diese T a t s a c h e n bes t i r r lmteu mich , ein neues Absaugeinstrument (Abb. 1) zu kons t ru ie ren . Wie aus der A b b i l d u n g ers icht l ich ist, h a n d e l t es sich u m ein in 3 E b e n e n doppe l t gebogenes Rohr , dessen eines E n d e die F o r m einer Olive z u m Anschl ieBen des Sch lauches der Saugl i l f t le i tung h a t u n d dessert anderes E n d e ein e ingenie te tes Me- ta l lg i t t e r z u m A b h a l t e n gr6berer Teile t r~gt .

Der schlauchw~trts gelegene Schenkel des R o h re s bi ldet m i t d e m Mittel tei le desse lben einen r ech ten Winkel , wXhrend das offene

Gr, rq

--,$chleuchansa/z

Abb. I. Skizze des Absaugeinstrumentes nach RICHTER.

E n d e in r unde r 13iegung v o m Mittel tei le des Roh re s abgeh t . A m sch lauchw~r t s ge legenen E n d e des Mit te l te i les be f inde t s ich ein Y)reiringyrl]], welcher auswechse lba r mi t t e l s e iner Sch raube an- geb raeh t ist.

D i e . A b b i e g u n g des Roh re s e r l aub t es, dab s ich die es h a l t en d e H a n d des Ass i s t en t en s t e t s ai iBerhalb des Gesichtsfe ldes des Opera- t e n t s be f inde t u n d der H y p o p h a r y n x le icht e r re icht wird, ohne das E inf i ih ren andere r I n s t r u m e n t e - - wie Mundspa te l , FaBzaiige usw. - - zu erschweren. Die rech twinkl ige ]3iegung a m sch laueh- w~r ts gelegenen E n d e des Roh re s ve rme ide t das s t6 rende Vorhan- denseii l des Seh lauches im Opera t ions t e r r a in Ilnd, ebenso wie der Dreir inggriff , die Ber f lh rung des Seh lauches du rch die H a n d des Ass i s t en ten . Dieser Griff e rm6gl ich t a u c h einen besonders fes ten H a l t a n d du rch Auswechse lba rke i t die V e r w e n d u n g des Ro h re s in allen Ebenen .

Die H a n d h a b u n g des neuen I n s t r u m e n t e s is t d e n k b a r e in fach u n d a n g e n e h m , besonder s da seine B iegung d e m Ass i s t en t en g u t e Obe r s i ch t des abzusauge i iden Gebietes gewiihrleistet .

ZUM IOO. TODESTAG VON

A m 14. A u g u s t 1926 s ind IOO J a h r e sei t d e m Tode yon LA]~XNEC ve rgangen , der d u r c h zwei Grol3taten seineil N a m e n in der Gesch ich te der Medizin verewig t h a t : e inma l d u r c h den A u s b a u der A u s k u l t a t i o n u n d die ]~infi~hrung des S t e thoskops u n d zwel tens d u r c h die Lehre yon der E i n h e i t der L u n g e n - s chwindsuch t .

A m 17. F e b r u a r 1781 in Qu i mpe r geboreil u n d u n t e r Ilngfin- s t igen wi r t s cha f t l i chen u n d famili~reil Verh~l tn i ssen aufgewachsen , s t ud i e r t e er m i t U n t e r s t f i t z u n g eines Onkels in Par i s Medizin u n d . h a t t e das Gltick, Lehre r wie PINEL u n d n a m e n t l i c h CORVISART u n d m i t s t r e b e n d e be f r eunde t e Zei tgenossen, wie BAYLE, den er fiber- lebte, u n d DUPUYTREN ZU l inden . CORVISART bau te , wie b e k a n n t , die yon AUENBRUGGER 1761 angegebene Pe rkuss ion aus u n d legte groBen W e r t au f die E n t w i e k l u n g der phys ika l i s chen Diagnos t ik . LAENNEC, p a t h o l o g i s e h - a n a t o m i s c h h e r v o r r a g e n d ge schu l t u n d be- miiht , den k l in ischen B e f u n d m i t den F es t s t e l l ungen der pa tholo- gischeil A n a t o m i e in O h e r e i n s t i m m u n g zu br ingen, erg~nzte die his- her igen U n t e r s u c h u n g s m e t h o d e n d u r c h das S t u d i u m der H6rerschei - n u n g e n bei :Erkrankungen der L u n g e n Ilnd des Herzens . E r bed ien te s ich zunAchs t der u n m i t t e l b a r e n A u s k u l t a t i o n u n d m a n erz~hlt , dab ers t ein Zufall , die B e o b a c h t u n g yon Kindern , die du rch ein Papier - roh r den L a u t ve r s t~ rk ten , i h n i m J a h r e 1817 zur m i t t e l b a r e n Ausku l t a t i on , zuers t m i t hoh len Pap ie r r6hren , spa re r m i t fes ten

REN]~-THEOPHILE LAENNEC.

I n s t r u m e n t e n , denen er se lhs t den N a m e n , ,S t e thoskop" gab, f t ihrte. Jedenfa l l s a rbe i te te er se i ther die mi t t e lba re A u s k u l t a t i o n bei L u n g e n - u n d Herze rk rank i ingen mi t te l s des H 6 r r o h r s aus u n d ve r6 f fen t l i ch te seine Beobach tunge i l 1819 in s e inem W e r k : Tra i t6 de l ' au scu l t a t i on m~dia te d a n s les ma lad ie s des p o u m o n s e t du coeilr. Seine T e c h n i k wurde spii ter yon BOOILLAUD, POTAIN, CHAUV]~AIJ U. a. vervol l s t~ndig t .

LAENI;EC war s t e t s schw~chl ich u n d kri~nkelte lange Zeit ; er muBte einige J a h r e d e m A m t fern bleiben, en twickel te aber in den l e t z t en J a h r e n seines Lebens eine rege kl inische T~tigkei t , die i bm in der d a m a l i g e n h e r v o r r a g e n d e n Par i se r mediz in i schen Schule e inen de r e r s ten Pl~tze s icherte . Diese l e tz ten J a h r e bis zu sei i iem Ir t ihen Tode waren besonders d e m S t u d i u m der Kl in ik der L u n g e n s c h w i n d s u c h t gewidmet , der er se lbs t erlag. Die B e d e u t u n g seiner Leh ren Itir die A n f f a s s u n g yon der E in h e i t der L u n g e n s c h w i n d s u c h t u n d ihr nachhMt ige r Einf luB au f die For- s c h u n g e n sp/i terer J a h r z e h n t e s ind in j e d e m L e h r b u c h der Tuber - kulose u n d der Geschich te der Medizii1 gewii rdigt worden . I n LAE~NECS Arbe i ten l inden s ich a u c h schon Lehren , die e rs t eine viel sp~itere Zei t he s t~ t ig t ha t , wie e twa der Hinweis au f die M6g- l ichkei t der He i lba rke i t der Tube rku lose u n d au f die Au ss i ch t en der ]3ehandlung. LAENNECS F o r s c h u n g e n zur E n t s t e h u n g der S c h w i n d s u c h t haben fiir J ah rzeh i i t e die ]Klinik beher r sch t . A . G .

TAGESGESCHICHTE. Der augerorde i l t l i ch g rebe U m f a n g der deu t s chen mediz in i schen

Zei t sehr i f ten h a t die t I e r ausgebe r yon 74 Organen veranlaBt , an die Vors t~nde der de i l t sehen theo re t i s ch -med iz in i schen I n s t i t u t e u n d ~ folgendes Schre iben zu richteii : , ,Die I In terze ichneten Her -

*) Das Instrument wird hergestellt durch die Firma Dr611 in Frankfurt a. I~i.

ausgeber deu t sche r mediz in ischer Ze i t schr i f ten w e n d e n sich an Sie m i t der B i t t e u m Hil fe in einer g e m e i n s a m e n Aiigelegenhei t der d e u t s c h e n mediz in i sehen Wissenscha f t . E s wird I h n e n b e k a n n t sein, dab es ailf l ange Zeit h i n a u s n i ch t m6gl i ch ist, in der A n n a h m e yon wissenschaf t l i chen Arbe i t en so e n t g e g e n k o m m e n d zu sein; wie es vor d e m Kriege m6gl ich war. Die Zeit e r forder t gebie ter isch