Über Eklampsie

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KLINISCHE WOCHENSCHRIFT x. JAHRGANG. Nr. 48 25. NOVEMBER :922 ~Die 0BERSICHTEN. OBER EKLAMPSIEx). pathologisch-anatomischen Vefiinderungen der Niere und Leber bei der Eklampsie.) Von Prof. Th. FAHR. AUS dem pathologischen Institut des allgemeinen Krankenhauses tt~imburg-Barmbek. Bei der Ekiampsie muB man in der Geschichte.der ana- tomischen Forschungen zwei Perioden unterscheiden. Die erste von. LEVER inaugurierte, bei der die Niere im Vorder: grund des Interesses stand und eine zweite, die an die Unter- s uchungen von PILLIET und Ji3RGENS und namentlich an die yon SCHMORL und LUBARSCH ankniipft, und bet der sich die Aufmerksamkeit des anatomisehen Untersuchers v0rwiegend auf die Leber konzentrierte. Auf die Niere wiesen yon jeher klinische Symptome .und die Lehre dab die Ursache der Eklampsie fn.Nierenver/~.nderun- gen zu suchen set, dab es )ich bet der Eklampsie um eine Retentions- toxikose handele, wie tJei der ur/~mie irn Ver]auf der Neptditis, ist in Deutschland, nainentlich gestfitzt durch die Atitorit/it yon FRE~ICES, lange, zeit herrsehend gebheben. Die Nierenver/inderun- gen, die man als morphologische Grundlage des Leidens ansah, wurden allerdings -yon den verschiedenen Beobachtern in recht verschiedener Weise charakteris~ert. LEVER u n d ROSENS~EIN !aBten. die Nierenvergnderungen als Stauungserscheinunge n auf, bedingt dutch den Druck des schwangeren Uterus ant die Nieren- venen, BARRELSwies das irrige dieser Ansicht nach 'und rec.hnet ~lie Nierenver/~nderunge n bet der Eklampsie zur parenchymatb.'sen Nephritis, auch LEYDEN 'biingt die fragliche Vefg.ndefung beim Morbus Brightii unter, will ihr aber eine ausgesprochene Sonder: stellungzuerkannt wissen. HALBERTSM_ A- Und KUNDRAT wiederum sprechen eine Ureterenkompression wb~hrend Schwangerschaft and Geburt als das ausl6sende Moment fiir die Nierenst6rung an. Einen V611igen Vc~a~ndelder Anschauungen bra&hten dann die Ar- beiten von LUBARSCH und SCHMORL. Schon vorher batten PILLIET und Jt3RC, ENS auf eigentiimliche LeberverS.nderungefl, Blutungen und Nekrosen, hingewiesen. Diese Beobachtungen ~vurden yon SCHMORL und LUBARSeHweiter i~usgebaut und namentlich ScItMORL gebfihrt das Verdienst, durch ~eine aus dem Jahre i893 stammende Monographie an Stelle der ~rfiheren, recht unsicheren histologischen Angaben die EMampsie .auf eine solide anatomische. Basis gestel!t zu haben. LUBARSCH ~nd SeHMORL brachen v611ig mit der his dahin gflltigen Ansicht, dab den Nierer~verb.nderungen eine dominierende Rolle im Bilde ~ler Eklampsie zukb.me, sie fassen Leber- nnd Nierenver/inderungen ~ls koordinierte .Erscheinungen auf die bedingt sind dutch Zirku- tationssterungen. An Stelle der seither bet der Niere lJesdhriebenen degenerativen Kan/~lchenver~ndetungen stellten die beiden Autoren bier d~e yon ihnen gefundenen Thr0mbosen, Blu~ungen und Nekrosen in den Vordergrund. Die Zirku!ationsst6rungen wieder ftihren sie ant 'eine endogene Toxikose zurfick,.-deren Quelle SC~IMORL in der Placenta sucht, w~hrend LUBAllSCH sich fiber diesen Punkt "r 5uBert. Trotz einiger in der Folgezeit noch .unter- nomrhener Versuche, .primS.re Nierenver/inderungen wieder als das :urs/ichliche and 'ausschlaggel~ende Moment bet der Eklampsie hinzflstellen (PELS-LEusDEN WINKLER), hat sich die Lehre yon LiJBARSCH und SC'H~0RL mehr and mehr durchgesetzt und der SchWerpunkt der anatomischen Untersuchung wurde yon tier Niere jmmer :meb2r in die Leber verlegt, wo die yon "Sell,ORE und Lu- ~ARSCI~ SO sehr in den Vordergrund gestellten Verb.nderungen: Thrombosen, Blutungen, Nekrosen in viel auff~lligerer 'Weise in iErseheinung treten .wie in der Niere, In den in der Folgezeit ver, ~bffentlichten anatomischen Arbeiten fiber das Thema, bet denen in erster Linie die Abhandlungen vdn KONSTANTtNOWiTSCH und 'CEELEN zu nennen sind; wird demgemb.B die Leber v6111g in den -Vordergrund gestellt.-Bet den ~ Zuletzt genann~celi .Ailtoren hat gich indessen tier Star/dpunkt yon ScH~oRI: und L~JBARSCH ins0fern et~vas -versehoben, als-hier angenommen wird, dab die. Verb.nde- rungen sich nicht durchweg an primbre Zirkulatioasst6rnngen-an- schliel3en soncier n. dab es sichzum Teil auch um eine direkte Ein- ~i'Nach einemam ~3. Mat x922im ,~ztlichen Verefn Hamburg gehaitenen Voftt'ag: Klinische Wochenschrift, x. Jahrg. wirkung des frag!ichen Toxins auf das Par enchym handelt, ei~ Standpunkt, mit dem sich, wie wit gleich sehen Werden, die yon mir gemachten Erfahrungen deckeia. Meine eigenen Beobachtun- gen, bet denen ich, yon der' Niere ausgehend, mehr und mehr a~ch die Leber in den IZreis meiner Untersuchungen zog, sind ausffihlli~h niedergelegt inether vom -K011egen HII~SELMa2r in Bonn heraus- gegebenen Sammelmonographie, auf die-ich~ namentlicl~ auch was die hier nut- gestreiften Eklampsietheorien und die sonstige Literatur an!angt, ausdrficklich verweise. Meine Beobachtungen gingen, wie gesagt; aus yon der Niere. Ich War auI dieEklampsieniere hingelenkt worden durch meine Studien fiber die Nephrose, die prim/ir degenera- riven Formen des Morb.us :Brightli. Ich wurde dabei framer mehr auf diejenigen Artelf: tier Nephrose aufmerksam, bet derien, wie beim Amyl0id,-die Degeneration sich nicht nur an den Kan~Ichenepithelien, sondern :in ausgedehntem Mage auch an den Glomerulis abspielt, ich bezeichnete diese Formen im Gegensatz zu den reinen Epitheldegenerationen zu der Tubulonephrose als Glomerulonephrose und erkanr/te metir und. mehr, dab bet den F/illen, 'bet denen die Nephrdse chronisch wird, immer Glomerulusvergnderun.gen im Spiele Sind. Da nun auch bet der Eklampsie bzw~ Schwangersctiaftsniere gelegenflich immer wieder F/ille :ifi der Literatur mitgeteilt wurden (WOLFF und Z~DE m a.), ' bei. denen die Affekfion chr0nisch geworden war,: so richtete ich auch hier meine AflP. merksamkeit ganz besonders ant die Glomeruli, an denen ich die Ver/tnderungen land,' iiber die ich v0r 2 jahreri schon in einer kurzer/ Mitteilung berichtete ur/d die anch LeHLEIN unabhgngig Yon mir beschrieben ha~c~ Es handelt sich am'Glomerulus in tier Hauptsache um eine Verbreitlerung und Quellung der Capil!arwand, wobei xton Fall zu Fall Schwankungen in sehr verschiedenen Intensitgtsgraden vorkommen. :Die Ver~nderung ist mar/chmal nur gering, kaum angedeutet " die Ffillung der Schlingen kann dabei wechselnd sein -- in anderen F~llen sehr erheblich; so dab mehrere Schlingen zu einer fast kernlosen Masse zusammenflieBen, die keine seharfen Zellgrenzen mehr erkennen 1/t13~. Eine Kernvermehrung besteht dabei, yon Ausnahmen, ant die hier nicht n/iher eingegangen werden soil, abgesehen,, in der Be.qel n~cht, im Gegenteil Wenn die Ver~tnderung sehr ausgespr0chen ist, nimmt der Kerngehalt des Glomerulusab und auch die Kerne erfahren allm~hlich degenetAt{ve Ver~nderungen, die GIomeruli sind in diesen F/illen blutarm. Hyalinisierungenmancher Glomerulusschlingenhat schoh Se~IMORL beschrieben, ohne ihnen allzu grol3eBedeutung beizumesseil; Aut3er dieser .Quellung Iindet man an den G.!omerulis die schon vgn LEy- DEN geschilderte Fettbestb.ubung, die.man~hmat ganz-fein, kaum sichtbar ist, vielfach fibel:haupt fetflt, manchmal abet auch starker in Erscheinung tritt. Vorbedingung ffir den Nachweis der fraglichen Ver/inderungen an den Glomeruluscapi!laren ist', wie. ich frfihe~r schon betonte, auf3erordentlich schonende Fixierung Und EinbettUlig des. Materials. An den Gef~13enfinder man, allerdings nur in: manchen Fgllen,, und auch da wieder keineswegs diffus, sondern nut !~erdweise Ver, iinderungen, die auf die Arteriolen beschrb.nkt .sind und die bes.tehen in Verdickungen und Quellnngen der vg~and...stetfenweisevergesell- schaftet mit Kernvermehrungen, namenflich am Vas. aft. " Im fibrigen sind die Capillaren. ungleichmiiBig, gefiillt,: steiien-' weise linden sich Stasen An den Epithelien der Haupts~ticke bestehtalbumin6se- Degenefat!0nl Fiir sehr bemerkensv~ert hare ich Ierner in def Nier6 das Vorkomrhen von HiimOflobinzylindern, die ich bet meinen Beobadhtnngen~h~nfiger, /fig das seither i~ der Literatur angegeben wurde, n~imlich in 18 von 33 daraufhin nnter, suchten Fallen, angetroffen .hal?e~ atlerdings avarem die Zylinder in manchen F/illen nut. ganz vereinzelt und nut naeh i~ngeremSnchen aufzufinden, auffallenderweise sltzen sie in derarifigen FS.11en vor- nehmlich in den ScJaa!tstfieken . Thrombenbiidung iri den iGlomeruluscapiitaren babe icli auch bdobachtet, abeinieht so oft ilnd So ~.usgedeh'nt wie Scn~dRL und LUBAltSCtt. In den F/illen; wo die Thirombefl vorhanden Sind, lassen sie sich gegen die h3~alin verbi~eiterten Sct~ngenwandnn.gen 6ehr gi~t abgrenzbn DaB a;ber mit~nter die schwersten u~d ausgedehn- 154

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KLINISCHE WOCHENSCHRIFT x. J A H R G A N G . N r . 48 25. N O V E M B E R :922

~Die

0BERSICHTEN. OBER EKLAMPSIEx).

pathologisch-anatomischen Vefiinderungen der Niere und Leber bei der Eklampsie.)

Von

Prof . Th. FAHR. AUS dem pathologischen Institut des allgemeinen Krankenhauses tt~imburg-Barmbek.

Bei der Ekiampsie muB man in der Geschichte.der ana- tomischen Forschungen zwei Perioden unterscheiden. Die erste von. LEVER inaugurierte, bei der die Niere im Vorder: grund des Interesses stand und eine zweite, die an die Unter- s uchungen von PILLIET u n d Ji3RGENS und namentlich an die yon SCHMORL und LUBARSCH ankniipft, und bet der sich d ie Aufmerksamkeit des anatomisehen Untersuchers v0rwiegen d auf die Leber konzentrierte.

Auf die Niere wiesen yon jeher klinische Symptome .und die Lehre �9 dab die Ursache der Eklampsie fn.Nierenver/~.nderun- gen zu suchen set, dab es )ich bet der Eklampsie um eine Retentions- toxikose handele, wie tJei der ur/~mie irn Ver]auf der Neptditis, ist in Deutschland, nainentlich gestfitzt durch die Atitorit/it yon FRE~ICES, lange, zeit herrsehend gebheben. Die Nierenver/inderun- gen, die man als morphologische Grundlage des Leidens ansah, wurden allerdings -yon den verschiedenen Beobachtern in recht verschiedener Weise charakteris~ert. LEVER u n d ROSENS~EIN !aBten. die Nierenvergnderungen als Stauungserscheinunge n auf, bedingt dutch den Druck des schwangeren Uterus ant die Nieren- venen, BARRELS wies das irrig e dieser Ansicht nach 'und rec.hnet ~lie Nierenver/~nderunge n bet der Eklampsie zur parenchymatb.'sen Nephritis, auch LEYDEN 'biingt die fragliche Vefg.ndefung beim Morbus Brightii unter, will ihr aber eine ausgesprochene Sonder: stellungzuerkannt wissen. HALBERTSM_ A- Und KUNDRAT wiederum sprechen eine Ureterenkompression wb~hrend Schwangerschaft and Geburt als das ausl6sende Moment fiir die Nierenst6rung an. Einen V611igen Vc~a~ndel der Anschauungen bra&hten dann die Ar- beiten von LUBARSCH und SCHMORL.

Schon vorher batten PILLIET und Jt3RC, ENS auf eigentiimliche LeberverS.nderungefl, Blutungen und Nekrosen, hingewiesen. Diese Beobachtungen ~vurden yon SCHMORL und LUBARSeH weiter i~usgebaut und namentlich ScItMORL gebfihrt das Verdienst, durch ~eine aus dem Jahre i893 stammende Monographie an Stelle der ~rfiheren, recht unsicheren histologischen Angaben die EMampsie .auf eine solide anatomische. Basis gestel!t zu haben. LUBARSCH ~nd SeHMORL brachen v611ig mit der his dahin gflltigen Ansicht, dab den Nierer~verb.nderungen eine dominierende Rolle im Bilde ~ler Eklampsie zukb.me, sie fassen Leber- nnd Nierenver/inderungen ~ls koordinierte .Erscheinungen auf die bedingt sind dutch Zirku- tationssterungen. An Stelle der seither bet der Niere lJesdhriebenen degenerativen Kan/~lchenver~ndetungen stellten die beiden Autoren bier d~e yon ihnen gefundenen Thr0mbosen, Blu~ungen und Nekrosen in den Vordergrund. Die Zirku!ationsst6rungen wieder ftihren sie ant 'eine endogene Toxikose zurfick,.-deren Quelle SC~IMORL in der Placenta sucht, w~hrend LUBAllSCH sich fiber diesen Punkt "r 5uBert. Trotz einiger in der Folgezeit noch .unter- nomrhener Versuche, .primS.re Nierenver/inderungen wieder als das :urs/ichliche and 'ausschlaggel~ende Moment bet der Eklampsie hinzflstellen (PELS-LEusDEN WINKLER), hat sich die Lehre yon LiJBARSCH und SC'H~0RL mehr and mehr durchgesetzt und der SchWerpunkt der anatomischen Untersuchung wurde yon tier Niere jmmer :meb2r in die Leber verlegt, wo die yon "Sell,ORE und Lu- ~ARSCI~ SO sehr in den Vordergrund gestellten Verb.nderungen: Thrombosen, Blutungen, Nekrosen in viel auff~lligerer 'Weise in iErseheinung treten .wie in der Niere, In den in der Folgezeit ver, ~bffentlichten anatomischen Arbeiten fiber das Thema, bet denen in erster Linie die Abhandlungen vdn KONSTANTtNOWiTSCH und 'CEELEN zu nennen sind; wird demgemb.B die Leber v6111g in den -Vordergrund gestellt.-Bet den ~ Zuletzt genann~celi .Ailtoren hat gich indessen tier Star/dpunkt yon ScH~oRI: und L~JBARSCH ins0fern et~vas -versehoben, als-hier angenommen wird, d a b die. Verb.nde- rungen sich nicht durchweg an primbre Zirkulatioasst6rnngen-an- schliel3en soncier n. dab es sichzum Teil auch um eine direkte Ein-

~i'Nach einem am ~3. Mat x922 im ,~ztlichen Verefn Hamburg gehaitenen Voftt'ag:

Klinische Wochenschrift, x. Jahrg.

wirkung des frag!ichen Toxins auf das Par enchym handelt, ei~ Standpunkt, mit dem sich, wie wit gleich sehen Werden, die yon mir gemachten Erfahrungen deckeia. Meine eigenen Beobachtun- gen, bet denen ich, yon der' Niere ausgehend, mehr und mehr a~ch die Leber in den IZreis meiner Untersuchungen zog, sind ausffihlli~h niedergelegt inether vom -K011egen HII~SELMa2r in Bonn heraus- gegebenen Sammelmonographie, auf die-ich~ namentlicl~ auch was die hier nut- gestreiften Eklampsietheorien und die sonstige Literatur an!angt, ausdrficklich verweise.

Meine Beobachtungen gingen, wie gesagt; aus yon der Niere. Ich War auI d i eEk lamps ien ie re hingelenkt worden durch meine Studien fiber die Nephrose, die prim/ir degenera- r i ven Formen des Morb.us :Brightli. Ich wurde dabei framer mehr auf diejenigen Artelf: tier Nephrose aufmerksam, bet derien, wie beim Amyl0id,-die Degeneration sich nicht nur an d e n Kan~Ichenepithelien, sondern :in ausgedehntem Mage auch an den Glomerulis abspielt, ich bezeichnete diese Formen im Gegensatz zu den reinen Epitheldegenerationen zu der Tubulonephrose als Glomerulonephrose und erkanr/te metir und. mehr, d a b bet den F/illen, 'bet denen die Nephrdse chronisch wird, immer Glomerulusvergnderun.gen i m Spiele Sind. Da nun auch bet der Eklampsie bzw~ Schwangersctiaftsniere gelegenflich immer wieder F/ille :ifi der Literatur mitgeteilt wurden (WOLFF und Z~DE m a.), ' bei . denen d i e Affekfion chr0nisch geworden war,: so richtete ich auch hier meine AflP. merksamkeit ganz besonders ant die Glomeruli, an denen ich die Ver/tnderungen land, ' iiber die ich v0r 2 jahreri schon in einer kurzer/ Mitteilung berichtete ur/d die anch LeHLEIN unabhgngig Yon mir beschrieben ha~c~

Es handelt sich am'Glomerulus in tier Hauptsache um eine Verbreitlerung und Quellung der Capil!arwand, wobei xton Fall zu Fall Schwankungen in sehr verschiedenen Intensitgtsgraden vorkommen. :Die Ver~nderung ist mar/chmal nur gering, kaum angedeutet " die Ffillung der Schlingen kann dabei wechselnd sein - - in anderen F~llen sehr erheblich; so dab mehrere Schlingen zu einer fast kernlosen Masse zusammenflieBen, die keine seharfen Zellgrenzen mehr erkennen 1/t13~. Eine Kernvermehrung besteht dabei, yon Ausnahmen, ant die hier nicht n/iher eingegangen werden soil, abgesehen,, in der Be.qel n~cht, im Gegenteil Wenn die Ver~tnderung sehr ausgespr0chen ist, nimmt der Kerngehalt des Glomerulus ab und auch die Kerne erfahren allm~hlich degenetAt{ve Ver~nderungen, die GIomeruli sind in diesen F/illen blutarm. Hyalinisierungen mancher Glomerulusschlingen hat schoh Se~IMORL beschrieben, ohne ihnen allzu grol3eBedeutung beizumesseil; Aut3er dieser .Quellung Iindet man an den G.!omerulis die scho n vgn LEy- DEN geschilderte Fettbestb.ubung, die.man~hmat ganz-fein, kaum sichtbar ist, vielfach fibel:haupt fetflt, manchmal abet auch starker in Erscheinung tritt. Vorbedingung ffir den Nachweis der fraglichen Ver/inderungen an den Glomeruluscapi!laren ist', wie. ich frfihe~r schon betonte, auf3erordentlich schonende Fixierung Und EinbettUlig des. Materials.

An den Gef~13en finder man, allerdings nur in: manchen Fgllen,, und auch da wieder keineswegs diffus, sondern nut !~erdweise Ver, iinderungen, die auf die Arteriolen beschrb.nkt .sind und die bes.tehen in Verdickungen und Quellnngen der vg~and...stetfenweise vergesell- schaftet mit Kernvermehrungen, namenflich am Vas. aft. "

Im fibrigen sind die Capillaren. ungleichmiiBig, gefiillt,: steiien-' weise linden sich Stasen An den Epithelien der Haupts~ticke bestehtalbumin6se- Degenefat!0nl Fiir sehr bemerkensv~ert hare ich Ierner in def Nier6 das Vorkomrhen von HiimOflobinzylindern, die ich bet meinen Beobadhtnngen~h~nfiger, /fig das seither i~ der Literatur angegeben wurde, n~imlich in 18 von 33 daraufhin nnter, suchten Fallen, angetroffen .hal?e~ atlerdings avarem die Zylinder in manchen F/illen nut. ganz vereinzelt und nut naeh i~ngeremSnchen aufzufinden, auffallenderweise sltzen sie in derarifigen FS.11en vor- nehmlich in den ScJaa!tstfieken

. Thrombenbiidung iri den iGlomeruluscapiitaren babe icli auch bdobachtet, abeinieht so oft ilnd So ~.usgedeh'nt wie Scn~dRL und LUBAltSCtt. In den F/illen; wo die Thirombefl vorhanden Sind, lassen sie sich gegen die h3~alin verbi~eiterten Sct~ngenwandnn.gen 6ehr gi~t abgrenzbn DaB a;ber mit~nter die schwersten u~d ausgedehn-

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testen Thrombosierungen vorkommen, zeigen die Fglle y o n HERZOG. GEII, XI- u. a., bet denen es im AnschluB an diese Thrombosierung zu former Rindennekrose kam.

Ehe ich reich mit der Frage nach der Ursache dieser Ver- gnderungen beseh/iftige, m6chte ich kurz auf das pathologisch- anatomische Bild der et~lamptischen Leber eingehen. Makro- skopisch bietet die Leber in den leichtesten F/illen das Aus- sehen yon Stauung und Verfettung, in schweren F/illen sieht man eigentfimlich angeordnete Blutflecken, die yon den Autoren als landkartenartig, pinselspritzerartig bezeichnet werden, in den schwersten FNlen finden sich groBe h/imorrha- gische und an/imische Nekrosen.

Mikroskopisch bemerkt man Ver/inderungen, die in der Peri- pherie der Lgppchen lokalisiert sind und die bestehen im Auftreten yon Fibrinthromben in den Pfortadercapillaren, in Capillarektasien (Stasen) mit Bildung gr6Berer Blutr/iume und Hs sowie aflschlieBendem Zelluntergang in den betroifenen Partien, daneben selbsffindig auitretende Degenerationen in Form yon Hyalinisierung, Verfettung usw.

Betrachten wir zun/iehst die Ents tehung dieser so h/iufig studierten Leberver/inderungen, so haben, wie oben schon erw/ihnt, SCHMORL und LUBARSCH als die prim/ire und wesent- liche Ver/inderung die Thromben angesprochen, mit denen sie alle anderen Prozesse in urs/ichliche Verbindung bringen. SCHStORL speziell hat die Theorie aufgestellt, dab die Eklampsie hervorgerufen werde durch gerinnungserregende Stoffe, die in der Placenta gebildet, in die Blutbahn eingeschwemmt wur- den. Wo das fragliche Gift bet der Eklampsie gebildet wird, darauf m6chte ich mich bier nicht n/iher einlassen. DaB dieser hypothetische Stoff aber gerinnungserregende Eigenschaiten besitzt, m6chte auch ich glauben und mit SCHMORL und LUBARSCH annehmen, dab die Stasen, Blutungen und Nekrosen in weitem AusmaB yon der Thrombenbildung abhgngig stud, andererseits bin ich freilieh mit KONSTANTINOWlTSCH und CEELEN der Meinung, dab man neben dieser indirekten Wir- kung des fraglichen Toxins auI dem Umweg fiber die Throm- bosen such eine direkte Beeinflussung des Parenchyms all- nehmen muB. Einmal n/imlich sieht man in der Leber Nekro- sen, bet denen ein Zusammenhang mit Thromben auch in Serienschnitten nicht nachweisbar ist, und zweitens sieht man gelegenflich degenerative Ver/inderungen, bet denell schon ihrem Charakter nach -- Hyalinisierungen, Verfettullgen -- ein urs/ichlicher Zusammenhang mit Ge{/igverstopfungen nicht angenommen werden kann. Andererseits sieht man die Stasen, Blutungen und Nekrosen auch unter dem Einflul3 an- derweifiger toxischer Stoffe ohne vorherige Thrombenbildung, wie bet der Diphtherie, z. t3. in der Leber auftreten und im Hinblick auf diese Analogie ist jedenfMls die M6glichkeit ether direkten toxischen Beeinflussung der Leber durch das Eklamp- siegift ohne weiteres gegeben.

Nun mug aber such noch die M6glichkeit in Betracht ge- zogen werden, dab neben Ge~/il3verstopfungen nnd direkt toxischer Beeinflussung Ms drittes urs/ichliches Moment ein Geldiflkramp] fiir die Leberver/inderungen in Betracht komrat. DaB bei der Eklampsie Gef/iBspasmen auftreten, haben KR6Nm und Ft~TH schon vor Jahren aus dem pr/imonito- rischen Auftreten ether Blutdrucksteigerung bet der E!dampsie erschlossen, neuerdings haben HINSELMANN und NEVERMANN das Bestehen dieser Gef/igspasmen durch direkte Capillar- beobaehtung nach M~3LLER und WEIss iestgestetlt. Anderer- seits habe ich bet Kaninchen, die Kollege HBYNE~ANN mit hohen Adrenalindosen behandelt hatte, ebenfalls an der Leber Stasen, Blutungen und Nekrosen -- ohne Thromben -- feat- gestell4c, freilich muB man bier auBer der vasotonstriktorischen Eigenschaft des Adrenalins auch seine toxische i n Betraebt ziehen.

JedenfaUs glaube ich aber, dab man 3 Komponenten ffir die Ents tehung der angegebenen Leberver/inderungen verant- wortlich maehen kann.

Einmal die Gef/iBverstopfungen mit ihren Folgen, die ihrerseits wieder auf blutalterierende gerinnungserregende Eigenschaften des Eklampsiegifts zurfiekzuffihren stud, zwei- tens eine direkte toxische Beeinflussung der Gef/il3w/inde und Leberzellen in analoger Weise wie beispielsweise bet der Di-

phtherie nnd 3- Gef~Bkr~mpfe. DaB diese 3 Komponenten sich in verschiedener Weise kombinieren k6nnen und kombinieren, ist selbstverst~ndlich.

Setzen ~4r nun die N@renver~nderungen zu denen der Leber in Beziehung, so kann ich, was die yon mir selbst beob- achteten F/~lle anlangt, zun~Lch~t einmal sagen, dab im ganzen die Ver~nderungen in der Leber st/irker hervortreten, und zwar auf Kosten der Thrombosen mit ihren Folgen, die in der Leber ill viel gr6Berem Ausmag zu finden sind wie in der Niere; die Degenerationen dagegen, die u~abhd/~gig yon den ThromboserL auftreten, sind in der Regel in der Niere starker ausgepr/igt wie ill der Leber. Die Grfinde ffir das unterschiedliche Ver- halten in den beiden Organen sind meines Erachtens Iolgende: Dal3 der zur Eklampsie fiihrende krankhafte Prozel3 yon der Schwangerschaft abh~ngig ist, erscheint vSltig sicher und der Gedanke naheliegend, dab innerhalb des schwangeren Uterus, set es in der Placenta oder sonstwo die Quelle des fraglichen die Eklampsie ausl6senden Stoifs zu suchen ist. Dieses frag- liche Toxin kann nun, worauf CEZLEX zuerst aufmerksam gemaeht hat, auI dem Weg dureh die Vena haemorrhoidMis superior direkt in die Pfortader und damit in die Leber ge- langen, und CEELEN meint, dab bet Eldamptischen mit aus- gedehnten Lebersch/idigungen die Kommunikat ion besonders gut ent~4ckelt set Ich bill mit CEEt-E~ der Meillung, dab das Bestehen dieser direkten Verbindung zwischen dem Venen- plexus des weiblichen Genitals und der Pfortader yon be- sonderer ]3edeutung ffir die Leberver/inderung ist, nnd ich glaube, mall kann die Folgen dieser Verbindnng noch sch/irfer dahin eharakterisieren, dab speziell die Entstehung der libri- n6sen Ca/pillarthromben, die in die Leber und, wie hier be- merkt sein mag, in der Lunge (ScHNORL), die das Gift ja aueh auf direktem Wege erh/ilt, so besonders hervortreten, auf diese direkte Zufuhr des Giftes zurfickzufiihren ist. DaB diese Capil~ larthromben in der Leber andere Ver/inderungen zeitigen wie in der Lunge, ergibt sich aus den verschiedenen Zirkulations- bedingungen in den beiden Organen; in der Leber ffihrt die Verstopfung der kleinsten Pfortader/istchell dazu, dab das Blur aus den sogenannten inneren Pfortaderwurzeln nicht ab- flieBen kann, es kommt so zu Stasen und Blutungen im arteriel- len Capillargebiet, in der Lunge mit ihrem idealen Anasto- mosennetz brauchen die Capillarthromben keineflei Folgen zu zeitigen. DaB die Thrombenbildung ill der Leber sts auf- t r i t t wie in der Niere, ist also begreiflieh. Die Leber bekommt dell gerinnungserregenden Stoff aus erster Hand und dazu auf dem Weg eines ven6sen Gef/iBes, in dem sich die Gerinnung der langsameren Str6mung wegen natiirlich leichter etablieren kann wie in der arteriellen Bahn. Andererseits ist es wieder plausibel, dab die Niere zu den Organen gehSrt, die besonders h/iufig und regelm/iBig Ver/inderungen bet der Eldampsie auf- weisen. Die Niere ist das Hauptausseheidungsorgan des K6rpers; wie alle blut~remden Substanzen muB such das Eklampsiegift hier ausgeschieden werden und wenn auch in der Leber die Thrombenbildung aus den angeffihrten Grfinden h/iufiger angetroffen wird wie in der Niere, so bilden Nieren- ver/inderungen ~berl~aup~ -- die Einzelheitell babe ich oben kurz angegeben -- doch einen so gut wie regelm/iBigen Befund bet der Eklampsie. Welche yon den Ver/inderungen dabei mehr toxisch, welche mehr vasokonstriktorisch bedingt stud, das ist natfirlich sehr schwer zu entscheiden; dab es sieh dabei nicht um rein vasokonstriktorisch bedingte Ver{inderungen handeln kann, halte ieh aber ffir sicher. AnI toxische Ein- flfisse, die nicht auf dem Umweg fiber Gef/iBspasmen angreifen, weist die H/imoglobinurie, es weist da rauf auch ein anderes, alterdings nur seIten zu beobachtendes 7gorkommnis. Man sieh• ab und zu in der Niere neben den schon erw/ihnten Yer- fet• auch richtige l~ettembolien, auf die VIRCHOW zuerst die Aufmerksamkeit gelenkt hat. Die Quelle dieses Fett~ m6chte ich in der Leber suchen und glauben, dab es durch toxische Sch/idigung der Leber zu ether St6rung des Stoff- wechsels, dadurch gelegentlich zur Lip/irate und weiterhin zur Bildung Meiner Fettembolien -- analog manchen Lip- /imien:'mit Xantholnbildung -- in der Niere kommt.

Wit vermuten also bei der Eklampsie e~n Gi#, dem wi~* neben der F~thigl~eit, 4as Pa.renchym .~m degenerativen Sinne z~

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seMidigen auch gerinnungserrege~ute, hiimo~ytische und va~okon- striktorische Eigenscha]ten zuschreiben.

DaB bei der Eldampsie ein Toxin im K6rper kreist, hat man von jeher angenommen, ZWEIFEL bezeictmet diesen Satz als eine ,,Binsen- wahrheit", neuerdings sind aber ~egen diese Annahme yon maB- gebender Seite yon VOLHARD und ZANGEMEISTER sehr ernst zu- nehmende Einw~nde erhoben worden. Beide Autoren stehen der toxischen Tbeorie sehr skepfisch gegenfiber. VOLHARB will alles auf Gef/tBkr/tmpfe, die er in der Hauptsache ffir reflektorisch be- dingt h/tit, zuriickzuffihren, f/it ZANGEMEISTER ist das SVesentliche bei der Eklampsie das 0dem der Schwangeren, das er dutch Sauer- stoffmangel infolge Eiwachstums mit anschlieBender Capillar- sch/tdigung erkl/tren Will. Einig sind sich beide Autoren in der An- nakme, dab das ausl6sende Moment ffir die Muskelkr/tmpfe, die ja das Minische Bild durchaus beherrschen, in einem ~dem des Ge- hirns zu suchen ist.

Ich bin mit VOLHARn darin einig, dab bei der EMampsie Gef/tg- spasmen eine sehr erhebliche Rolle beim Zustandekommen der bier zu beobachtenden anatomischen Ver/tnderungen spielen, doch kann ich diesen Spasmen nicht die g/tnzlich dominierende Rolle zuerkennen, wie WOLHARD dies getan hat, auch bin ich der Meinung0 dag sie nicht reflektorisch, sondern toxisch bedingt sind. Ebenso- wenig kann ich zugeben, dab die Annahme eines prim/tren 0dems imstande ist, all die mannigfaltigen, im einzelnen oben kurz erw/thn- ten, histologischen Ver/~nderungen an den parenchymat6sen Or- ganen, speziell Leber und Niere, zu erldfi~ren.

Auch die Entstehung der Muskelkr/~mpfe stelle ich mir etwas anders vet als die beiden genannten Autoren. DaB die Muskel- krfixnpfe veto Gehirn her ausgel6st werden, seheint aueh mir sicher; manche Autoren denken dabei an eine direkte toxische Beeinflus- sung der Hirnsubstanz, doch halte ich es wie ~7OLHARD - - bei dem an/allsweisen Auftreten der Muskelkr/tmpfe - - f/it sehr wahrschein- lich, dab bier der ausl6sende Faktor in der Hauptsache in Kr/tmpfen der HHirngef/tBe zu suchen ist, nut glaube ieh, dab der springende Punkt weiterhin in der Erndhrungsstdrung des Gebirns, nicht abet in dem Odem zu sehen ist. Der Gei/tBkrampI Ifihrt zur Hirnangmie und damit zum Muskelkrampf, str6mt das Blut nach L6sung des Gef/tBkrampfes wieder in die Hirngef/~ge ein, so kann es bei ent- sprechender Schgdigung der Capillaren zum Austritt ser6ser Flfissig- keit zum 0dem, gelegenflieh bei noeh sehwererer Sch/idigung zu den Blutungen kommen, die wit ja nicht selten im Gehirn Eklamptischer finden; beide Ereignisse k6nnen abet auch bei kfirzerer Krampf- dauer, bei geringerer Gef/tBsch/tdigung ausbleiben. Unter Zugrunde- legung dieser Annahme k6nnen wit sehr gut die weehselnden Be/unde erklfixen, die wit am Gehirn nach den ausdrficklichen Angaben so namhafter Autoren, wie OLSHAUSEN U. a. beobachten. Bald ist nach diesen Aussagen das Gehirn anfixnisch, bald hyper/tmisch, h/iufig besteht 0dem, manchmal abet auch bestimmt nicht, wie mir auch Herr FRAENKEL Ifir rnanche yon ihm sezierteu F/~lle, bei denen gerade auI diesen Punkt genau geachtet wurde, versichert. Mifunter sehen wir endlich Blutungen, die unter Umst/tnden grebe Ausdeh- nung erlangen k6nneu. Die entyciekelte Vorstelluug deckt sieh mit der von PAL. PAL meint, der Gef/tBkrampI der cerebralen Arterien erzeuge nur unter Umstdinden bei besonderer Intensit/tt die eMamp- tischen Anf/tlle mit oder ohne Gehirnblutungen, es sei jedoch nicht unbedingt notwendi~, dab die pressorische Gef/tBkrise diese Folgeerscheinungen ausl6se.

Ich will indes keineswegs leugnen, dab es im Verlauf der Schwan- gerschaftstoxikose sehr h/tufig zum Hirn6dem kommt, uud ich m6chte in diesem Zusammenhang daxauf hinweisen, dab ich nicht selten bei Kindern, die im Verlauf you Infektionskrankheiten Krfimpfe bekamen, als einzige Ver/tnderung im Zeniralnerven- system 0dem der weichen Hirnh~ute und der Hirnsubsfanz gefunden habe.

E inen P u n k t m6chte ich noch kurz streifen, das is t das Chronisehwerden der ek lampt i schen OrganverS.nderungen, yon denen meine Unte r suehungen ja urspri ingl ich ihren Ausgang genomrnen haben. 13bet das Chronischwerden der Leber- ver / inderungen is t bis j e t z t nichts bekannt , dagegen scheint es nach den in der L i t e ra tu r n iedergelegten Angaben, auf d i e ieh bier im einzelnen n ich t e ingehen will, immerb in wahr- scheinlieh, dab sich ein chronisches Nierenle iden an die E M a m p - sie ansehlieBen kann. In der Regel gehen ja mi t Beendigung der Schwangerschaf t e inschl iegl ich der ersten Wochenbe t t s - rage alle Ver / inderungen im K6rper zuriick, da j e t z t die Quelle ffir die P roduk t ion der i ragl iehen Sch~dl ichkei t wegf/ i l l t ; wenn in der Niere zter Ver lan i yon dieser kRegel abweicht , wenn bier ein chronischer Zus tand sich an die aku te Sch~di- gung w/ihrend der Schwangerschaf t anschlieBt, so kann natf if l ich die ursprfingliehe w/~hrend der Schwangerschaf t

R I F T . i. J A H R G A N G . Nr . 48 2363

wirkende Sch/~dlichkeit bier n ich t in B e t r a c h t kommen, und wir mfissen uns die Sache anders vorstel len.

I ch m6chte glauben, dab der wei tere Gang der Ereignisse sich bier in der Weise abspie l t wie bei der Glomerulonephr i t i s , die, wie wi t sagen, mi t Defek t ausgehei l t i s t und infolgedessen in ein chronisches S t ad ium iibergeht . Hie r wie d e f t is t das Gift, das ursprf inglich die E r k r a n k u n g hervorr ief , n ich t mehr wirksam, daffir k6nnen aber in dem durch h inre ichende Glo- merulussch~digung , ,empf indl ich" gewordenen Organe die zur Ausseheidung be s t immten Sebiacken als en tz f indungs - erregendes Agens wirken (s. meine diesbezfiglichen Ausfiih- rungen im H a n d b u c h yon HENCE und LUBARSCH). I n dem gesch/~digten Organ spielen, wie LUBARSCH sagt, die nor- malen Stoffwechselvorg/ inge die Rol le pathologischer Reize und es kann auf diese Weise eine chronische En tz i indung an die aku te - - auch degenera t ive -- Sch~digung sich anschl iegen.

Doch sind diese chronisch werdenden F~lle s icher die Ausnahmen, fiir gew6hnlich bi lden sich auch die Nieren- ve rgnderungen so v611ig zuriick, dab das Organ wieder yel l Iunkt ionsfghig wird.

Kehren wir noch e inmal zu der wich t igs ten Frage nach der Ursaehe der Ek lamps ie zurfick, so m6chte ich daran fes thal ten , dab in der Schwangerschaf t en t s tehende tox isch wi rkende Stof iwechselprodukte , die in den Kre is lauf der Mut te r ge- langen, die Ursache darstel len. Leider b le ib t die F rage nach H e r k u n f t und genauer Def in i t ion dieses fragl ichen Toxins immer noch often. Die his tologischen U n t e r s u c h u n g e n ge- s t a t t en wobi, gewisse oben chaxakter is ier te E igenschaf fen des Gifts aus seinen W i r k u n g e n zu erkennen, aber n ich t es chemisch zu definieren, es is t das ia leider eine Frage~ die fiber die Grenzen der morphologischen Forschung, in der sieh meine Studien ledigl ich bewegten, b inausgeht .

E K L A M P S I E 1 ) .

Klinische Beobachtungen und Untersuchungen.

Von

Prof . Th . HEYNE~AN~. Aus der U~iversit~ts-Frauenklinik zu Hamburg. Eppendorfer Krankenhaus.

Die io lgenden Ausff ihrungen stel len das Ergebnis Mini~ scher Beobach tungen und Un te r suchungen am K r a n k e n b e t t dar.

Die Anwendung neuer und die Verfeinerung /ilterer Unter- suchungsmethoden haben Tatsachen zutage gef6rdert, die fiir die Auffassung uud dm Klinik der Eklampsie nicht ohne Belang sind.

Die Deutung und Yerwertung dieser Fests tel lungen st6Bt allerdings noch vielfach auf Schwierigkeiten. Sichere Schlfisse sind noch nicht immer m6glich. Ich habe mir daher in diesem Punkte weitgehende Beschr/inkung auferlegt.

Die I~r~ahrung, dab fast jede neue Un te r suchungsme thode ge rade auch bei der Ek lamps ie zu neuen 13efunden ifihrt , h a t sich besonders Wieder bei der Capillarraikroskopie best~t igt .

Dutch sie haben HINSELMANN an der Bonnet und NEVER- MANN an unserer Klinik bei der Eklampsie und ihren Vorstadien Ver/tnderungen an den Hautcapillaren festgestellt, die sich in erster Linie auf die Str6mung, daneben aber auch auf die Form erstrecken.

Es zeigt sich eine ausgesprochene Verz6gerung der Capillar- str6mung, die zu v611igem Stillstand, zur Stase ifihrt. Meist wechseln Stase und Str6mung ziemlich sehnell miteinander ab, in anderen F/tUen bestehen die Stasen 1/tngere Zeit, es kommt zu sog. Dauer- stasen.

Aul3erdem sind die Capillarschlingen verl/tngert, ihre venSsen Schenkel h/tufig mehr oder weniger erweitert.

Bei vielen Eklampsien 1/iBt sich beobachten, wie der arterielle Schenkel einer Capillare pl6tzlich verschwindet und diese Erschei- hung dann, wie in einer peristaltischen Welle, auf d e n venSsen Schenkel iibergreift. Allem Anschein nach handelt es sich bier um Spasmen, eine Feststellung, die ffir die Deutung und Erkl/ixung auch der iibrigen Capillaxver/tnderungen bei der Eklampsie wichfig ist. Auch das Uberwiegen der Str6mungsver/tnderungen gegen/iber den Formver/inderungen weist darauf hin, dab es sieh urn vaso- motorische St6rungen handelt.

*) Vortrag, gehalten im ~rztlicheu Verein zu Hamburg am 23. Mai 1922.

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