Über Gerinnungsaktive Substanz aus Placentagewebe

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862 REICnEL, Gerinnungsaktive Substanz aus Placentagewebe. Klinische Wochenschrift ausftihrten, kommt es bei dieser schwitcheren Wirkung des Hormons mehr zur T/itigkeit von Osteoblasten und Bildung osteoiden Gewebes, also Ver~inderungen, die bei der Rachitis vorherrschen. Es Iolgt daraus, dab die rachitischen Knochen- vertinderungen im Experiment aus dem Fehlen des Vit- amin D und der dadurch m6glich gewordenen Wirkung des Antagonisten (des EK.-Hormons) in physiologischem und des- halb verh~iltnismttl3ig leichtem MaBe resultieren. In Fortftihrung dieser Gedankeng~nge diirften nun bei EK.-exstirpierten Tieren, die mit rachitiserzeugender Kost erniihrt werden, keine generalisierten rachitischen Knochen- prozesse in der iiblichen Weise entstehen. Dazu ist uns kein Experiment bekanntgeworden, das diese Frage untersucht. Wenn man diese Betrachtungen auf die menschlichen Ver- h~iltnisse tibertrtigt, kommt man zu Iolgenden Ergebnissen. Ein spontanes Fehlen der EK. und eine dadurch bedingte Wirkung des Vitamin D auf die Knochen in physiologischen Mengen kennen wir in der menschlichen Pathologie als be- sonderes Krankheitsbild nicht. Dagegen ist der umgekehrte Fall uns sehr gelttufig: die menschliche Rachitis. Auch bei ihr b.andelt es sich um ein Fehlen des Vitamin D im K6rper, wodurch eine pathogene Wirkung des Antagonisten (des EK.-Hormons) auf die Knochen m6glich wird. Bei Betrach- tung dieser Verhtiltnisse m6chten wit aber nochmals aus- driieklich auf die Punkte hinweisen, die wir oben bei der experimentellen Rachitis ausfiihrten. Wit wollen vorl~iufig nicht soweit gehen und die Ent- stehung der menschlichen rachitischen Knochenver~inde- rungen auf die einiache Formel bringen: Fehlen des einen Antagonisten (Vitamin D), dadurch Wirkung des anderen Antagonisten (EK.-Hormon). Einmal diirfte kein Zweifel sein, dab dabei Zusammensetzung der Nahrung, Umwelt, einfltisse, Konstitution usw. eine Rolle spielen (KOLLATH, GRUB~:k); zum anderen muff die eben entwiekelte Anschauu~q noch weiterhin durch Experimente gesichert werden, um als gut ]undiert gelten zu k6nnen. Wir halten uns aber jetzt schon auf Grund der obigen Experimente und {)berlegung ffir berechtigt zu sagen, dab bei der Gestaltung und Formung der rachitischen KnochenverSnderungen (lie EK. eine betr/icht- liche Rolle spielen. Es wird damit wahrscheinlich gemacht, was KLINKE einmal nebenbei andeutet: ,,Die Verschlech- terung der Calcium- und Phosphorbilanz durch (lie Wirkung der EK. lttgt vermuten, dab Beziehungen zwischen Rachitis und einer l~berfunktion der EK. bestehen." Kurz zusammengeJaflt ergibt sich noch einmal ]olge~des: Fiir die normale Entwicklung des Knochens ist sowohl das EK.-Hormon wie das Vitamin D notwendig. Beide halten sich unter physiologischen Verh/iltnissen in einem Gleich- gewicht der Kr~fte. Das Gleichgewicht kann nun durch das Fehlen oder durch eine iiberln~il3ige Produktion oder Zufuhr des einen Stoffes gest6rt werden. W~thrend im ersten Tall die Knochenver~tnderungen aus dem v611igen Fehlen des einen Stoffes und einer m~i3igen (,,physiologischen") Wirkung des anderen resultieren, sind im zweiten Tall beide Stoffe als Wirkungsfaktoren vorhanden, davon der eine in physiologi- scher Menge, der andere im gewaltigen l~berschul3, so dab dessen EinfluB die Form der Knochenver~nderungen zwar nicht allein, aber fiihrend bestimmt. Ein spontanes Fehlen der EK. oder ein vermehrtes Vor- handensein yon Vitamin D, also eine Vitamin D-Krankheit, kennen wir in der menschlichen Pathologie nicht. Dagegen ist uns der umgekehrte Tall gel/iufig. So ergibt das Fehlen des Vitamin D und die dadurch gleichzeitig erm6glichte Wir- kung des E K.-Hormons eine Rachitis; eine 1)berproduktion des EK.-Hormons, eine dadurch bedingte pathogene Wirkung des Hormons auf den Knochen zusammen mit der physio- logischen des Vitamin D hat aber eine O. f. g. zur Folge. Wir sehen daraus, wie sich ein kontinuierlicher Bogen yon der Rachitis zur O. f. g. spannt und k6nnen nun auch die gelegentliche Ann/~herung des einen Krankheitsbildes an das andere bei histologischer Betrachtung (im Experiment wie beiln Menschen) verstehen. Eine verst~rkte Wirkung des EK.-Hormons bei Rachitis wird zur Markfibrose, zur ver- mehrten Osteoclastent~tigkeit, also zu Resorptionsvorg/ingen ftihren. Es diirfte uns danach nicht mehr so riitselhait er- scheinen, wenn z. B. MAREK und WELLNANN fiber Rachitis mit Osteodystrophia fibrosa bei ein und demselben Tier berichten. Ebensolche l~bergttnge zeigen sich am Menschen bei der sog. renalen lRachitis, wo wires uns nun aus dem Antagonismus des EK.-Hormons und Vitamin D erklfiren k6nnen, dab die histologischen Ver/inderungen einmal der typischen Rachitis, ein andermal sich der O. f. g. zuneigen. Bei der renalen 1Rachitis mtissen aber aul3erdem immer noch der waehsende Organismus und die darin begrfindeten be- sonderen Verh/iltnisse unterhalb der Wachstumsf~ge in der Metaphyse beachtet werden. Durch diese Anschauungen und Ergebnisse erf/ihrt auch die yon POMMER und LANG auf Grund rein morphologischer Untersuchungen gewonnene Vorstellung eine gewisse Recht- fertigung und Erkltirung, aber in ganz anderer Weise. Die Untersucher waren durch ihre histologischen Beobachtungen zu der Meinung gekommen, dab zwischen der O. f. g. und der Raehitis oder Osteomalacie engst e genetische Beziehungen bestiinden. Sie sahen in der generalisierten O.f. eine se- kundttre Folgeerscheinung (Phlegmasiewirkung) ttu/3erer Ein- fliisse beim Vorhandensein von Knochenver~inderungen im Sinne einer Osteomalacie oder Rachitis. Auf Grund der oben dargelegten Verhitltnisse ist es durchaus denkbar und wahr- scheinlich, dab mitunter einer O. I.-Verttnderung aln Knochen rachitisfihnliche Prozesse vorausgehen. Die Entwicklung der O. f. g aus den rachitischen Verttnderungen ist aber dann nicht, wie POMMER und LANG annahmen, durch ttul3ere Ein- wirkung zu erkl~iren, sondern durch eine zunehmende ver- stttrkte Wirkung des EK.-Hormons unter Berticksichtigung einer physiologischen \Virkung des Vitamin D. Literatur: AMMON u. DISCHERL, Fermente,. Hormone, Vit- amine. Leipzig: G. Thieme i938. DEMOLEU. CHRIST, Arch. f. exper. Path. I46, 361 (1929). - EGER, Frankf. Z. Path. 56, H. 2 (1942) -- Mschr. Kinderheilk. 89, 83 (1942). - ERDHEIM, Frankf. Z. Path. 7, 175 (~911) Sitzgsber. Akad. \u Wien, Math.- naturwiss. KI. 90 (i914). -- (;ICUnER, in b:AUFMANN, Spezielle Path. Anatomie. Berlin u. l,eipzig: de Gruyter 1938, HOFF U. HoMANN, Z. exper. Med. 74,258 (193o). - ItOLTZU. RUTISHASSER, Schweiz. med. Wschr. 1938, 1283. ](LINKE, Der Mineralstoff- wechsel. Berlin: Deuticke 1931. KOLLA'rH, Klin. Wschr. 1942, 313. - LAN6, Virchows Arch. 257, 594 (1935). -- LEHNAR'rZ, Chemische l'hysiologie. Berlin: Springer i938. - LENEL, Frankf. Z. Path. 56, H. i (1942). -- MAREK u. WELI.MANN, Die Rachitis. Jena, G, Fischer 193I. -- POMNER, Arch. orthop. Chir. I7, 17 (1919). SCHMIDTMANN, Virchows Arch. 280, I (t931). OBER GERINNUNGSAKTIVE SUBSTANZ AUS PLACENTAGEWEBE. Von CHRISTIAN REICItEL. AUS der Gau KinderklinikPosen (Direktor: Dozent Dr. phil. Dr. Tiled.hahil. F. W|DENBAUER). Von den Substanzen Prothrombin und Thrombokinase, die bei Anwesenheit yon Ca-Ionen zur Thrombinbildung itihren, beansprucht (lie Thrombokinase unser besonderes Interesse. Nach der klassischen Lehre yon der Blutgerinnung soil die Thrombokinase des Blutes durch Zerfall der Thrombo- cyten im extravasalen Blut entstehen. Zwei Tatsachen scheinen die Richtigkeit dieser Annahme zu beweisen. Die Blutpltittchen, die intravasal eine auffallende Stabilitgt zeigen, zerfallen extravasal rasch, und so ist ein Zusammenhang mit dem Phgnomen der Blutgerinnung naheliegend. Aul3erdem ist es wiederholt gelungen, aus den Thrombocyten ein Lipoid zu isolieren, das gerinnungsaktive Wirkung zeigt und eine Thrombokinase darstellt. Und doch sprechen wichtige Tat- sachen gegen die Annahme, dab die Thrombokinase des Blutes aus den Thrombocyten stammt. So ist, wie besonders WOH- LISCH und aueh LENGGENHAGER betont haben, die normale Gerinnungszeit bei dem Krankheitsbild der thrombopenischen Purpura, wo ein sehr weitgehender Pl~ittchenschwund vor- liegt, nicht zu verstehen. Ebenso kann auch ftir die Tatsache,

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8 6 2 REICnEL, Gerinnungsaktive Substanz aus Placentagewebe. Klinische Wochenschrift

aus f t ih r t en , k o m m t es bei dieser schwi tcheren W i r k u n g des H o r m o n s m e h r zur T / i t igke i t v o n O s t e o b l a s t e n u n d B i l d u n g os teo iden Gewebes , also Ver~inderungen, die bei de r Rach i t i s v o r h e r r s c h e n . Es Io lg t da raus , d a b die r a ch i t i s chen K n o c h e n - v e r t i n d e r u n g e n im E x p e r i m e n t aus d e m F e h l e n des Vi t - a m i n D u n d de r d a d u r c h m6gl ich g e w o r d e n e n W i r k u n g des A n t a g o n i s t e n (des E K . - H o r m o n s ) in phys io log i schem u n d des- h a l b verh~iltnismttl3ig l e i ch t em MaBe resu l t i e ren .

I n F o r t f t i h r u n g dieser G e d a n k e n g ~ n g e d i i r f t en n u n bei E K . - e x s t i r p i e r t e n Tieren, die m i t r a c h i t i s e r z e u g e n d e r K o s t e rn i i h r t werden , ke ine gene ra l i s i e r t en r a c h i t i s c h e n K n o c h e n - prozesse in der i ib l ichen Weise e n t s t e h e n . Dazu i s t uns kein E x p e r i m e n t b e k a n n t g e w o r d e n , das diese F r a g e u n t e r s u c h t .

W e n n m a n diese B e t r a c h t u n g e n auf die m e n s c h l i c h e n Ver- h~iltnisse t iber t r t ig t , k o m m t m a n zu Io lgenden Ergebn i s sen . E i n s p o n t a n e s F e h l e n de r E K . u n d e ine d a d u r c h b e d i n g t e W i r k u n g des V i t a m i n D auf die K n o c h e n in phys io log i schen M e n g e n k e n n e n wir in de r m e n s c h l i c h e n Pa tho log ie als be- sonderes K r a n k h e i t s b i l d n ich t . Dagegen is t de r u m g e k e h r t e Fa l l uns sehr gelttufig: die mensch l i che Rachi t i s . A u c h bei i h r b .andel t es sich u m ein F e h l e n des V i t a m i n D im K6rper , w o d u r c h eine p a t h o g e n e W i r k u n g des A n t a g o n i s t e n (des E K . - H o r m o n s ) au f die K n o c h e n m6gl ich wird. Bei B e t r a c h - t u n g dieser Verh t i l tn i sse m 6 c h t e n w i t abe r n o c h m a l s aus- dr i iekl ich auf die P u n k t e h inweisen , die wir oben bei der e x p e r i m e n t e l l e n R a c h i t i s aus f i ih r t en .

W i t wollen vorl~iufig n i c h t sowei t gehen u n d die E n t - s t e h u n g der m e n s c h l i c h e n r a c h i t i s c h e n Knochenver~ inde- r u n g e n auf die e in i ache Forme l b r i n g e n : F e h l e n des e inen A n t a g o n i s t e n ( V i t a m i n D), d a d u r c h W i r k u n g des a n d e r e n A n t a g o n i s t e n ( E K . - H o r m o n ) . E i n m a l di i r f te ke in Zweifel sein, dab dabe i Z u s a m m e n s e t z u n g de r N a h r u n g , Umwel t , einfltisse, K o n s t i t u t i o n usw. e ine Rolle spielen (KOLLATH, GRUB~:k); zum anderen muff die eben entwiekelte Anschauu~q noch weiterhin durch Experimente gesichert werden, um als gut ]undiert gelten zu k6nnen. Wi r h a l t e n uns abe r j e t z t schon auf G r u n d de r ob igen E x p e r i m e n t e und {)ber legung ffir b e r e c h t i g t zu sagen, dab bei de r G e s t a l t u n g u n d F o r m u n g der r a c h i t i s c h e n K n o c h e n v e r S n d e r u n g e n (lie E K . e ine be t r / i ch t - l iche Rol le spielen. Es wird d a m i t wahr sche in l i ch gemach t , was KLINKE e i n m a l n e b e n b e i a n d e u t e t : ,,Die Versch lech- t e r u n g de r Calc ium- u n d P h o s p h o r b i l a n z du rch (lie W i r k u n g de r E K . l t tgt v e r m u t e n , dab B e z i e h u n g e n zwischen Rach i t i s u n d e iner l ~ b e r f u n k t i o n de r E K . b e s t e h e n . "

Kurz zusammengeJaflt ergibt sich noch einmal ]olge~des: Fi i r die n o r m a l e E n t w i c k l u n g des K n o c h e n s is t sowohl das E K . - H o r m o n wie das V i t a m i n D no twend ig . Beide h a l t e n sich u n t e r phys io log i schen Verh / i l tn i s sen in e inem Gleich- gewich t de r Kr~f te . Das Gle ichgewich t k a n n n u n d u r c h das F e h l e n oder d u r c h e ine iiberln~il3ige P r o d u k t i o n oder Z u f u h r des e inen Stoffes ge s t 6 r t werden . W~thrend im e rs ten Tall die K n o c h e n v e r ~ t n d e r u n g e n aus dem v611igen F e h l e n des e inen Stoffes u n d e iner m~i3igen ( , ,phys io logischen") W i r k u n g des a n d e r e n resu l t ie ren , s ind im zwei ten Tall be ide Stoffe als W i r k u n g s f a k t o r e n v o r h a n d e n , d a v o n der eine in physiologi- scher Menge, de r a n d e r e im gewa l t igen l~berschul3, so dab dessen Einf luB die F o r m der K n o c h e n v e r ~ n d e r u n g e n zwar n i c h t al lein, abe r f i ih rend b e s t i m m t .

E i n s p o n t a n e s Feh len der E K . oder ein v e r m e h r t e s Vor- h a n d e n s e i n yon V i t a m i n D, also eine V i t a m i n D - K r a n k h e i t , k e n n e n wir in de r m e n s c h l i c h e n Pa tho log ie n ich t . Dagegen i s t uns de r u m g e k e h r t e Tall gel/iufig. So e rg ib t das Feh len des V i t a m i n D u n d die d a d u r c h gleichzei t ig e rm6g l i ch t e Wir - k u n g des E K . - H o r m o n s eine R a c h i t i s ; eine 1 ) b e r p r o d u k t i o n des E K . - H o r m o n s , e ine d a d u r c h b e d i n g t e p a t h o g e n e W i r k u n g des H o r m o n s au f den K n o c h e n z u s a m m e n m i t de r phys io- logischen des V i t a m i n D h a t a b e r e ine O. f. g. zur Folge.

W i r sehen da raus , wie sich ein kon t i nu i e r l i che r B o g e n yon de r R a c h i t i s zu r O. f. g. s p a n n t u n d k 6 n n e n n u n a u c h die ge legen t l i che Ann/~herung des e inen K r a n k h e i t s b i l d e s a n das a n d e r e be i h i s to log i scher B e t r a c h t u n g (im E x p e r i m e n t wie be i ln Menschen) v e r s t e h e n . E i n e v e r s t ~ r k t e W i r k u n g des E K . - H o r m o n s bei Rach i t i s wird zur Markf ibrose , zur ver- m e h r t e n Os t eoc l a s t en t~ t igke i t , also zu Reso rp t ionsvo rg / ingen

f t ihren. Es di i r f te uns d a n a c h n i c h t m e h r so r i i t s e lha i t er- scheinen, w e n n z. B. MAREK u n d WELLNANN fiber Rach i t i s m i t O s t e o d y s t r o p h i a f ib rosa bei ein u n d d e m s e l b e n Tier b e r i c h t e n . E b e n s o l c h e l~bergt tnge zeigen sich a m Menschen bei de r sog. r ena l en lRachitis, wo w i r e s uns n u n aus d e m A n t a g o n i s m u s des E K . - H o r m o n s u n d V i t a m i n D erklf iren k 6 n n e n , dab die h i s to log i schen V e r / i n d e r u n g e n e inma l der t y p i s c h e n Rachi t i s , e in a n d e r m a l sich de r O. f. g. zuneigen. Bei de r r ena l en 1Rachitis mt issen abe r aul3erdem i m m e r noch der w a e h s e n d e O r g a n i s m u s u n d die da r in beg r f inde ten be- sonde ren Verh/ i l tn isse u n t e r h a l b de r W a c h s t u m s f ~ g e in der M e t a p h y s e b e a c h t e t werden .

D u r c h diese A n s c h a u u n g e n u n d Ergebn i s se er f / ihr t auch die yon POMMER u n d LANG auf G r u n d re in morpho log i sche r U n t e r s u c h u n g e n g e w o n n e n e Vors te l lung eine gewisse R e c h t - f e r t i gung und Erk l t i rung , abe r in ganz a n d e r e r Weise. Die U n t e r s u c h e r wa ren d u r c h ihre h i s to log i schen B e o b a c h t u n g e n zu der Me inung g e k o m m e n , dab zwischen der O. f. g. u n d de r Raeh i t i s oder Os teomalac i e engs t e gene t i sche Bez i ehungen be s t i i nden . Sie s a h e n in der gene ra l i s i e r t en O . f . eine se- kundt t re Fo lgee r s che inung (Ph legmas iewi rkung) ttu/3erer E in- fliisse b e i m V o r h a n d e n s e i n von K n o c h e n v e r ~ i n d e r u n g e n im S inne e ine r Os teomalac ie oder Rach i t i s . Auf G r u n d der oben da rge l eg t en Verhi t l tn i sse i s t es d u r c h a u s d e n k b a r u n d wahr - scheinl ich, dab m i t u n t e r e iner O. I . -Ver t tnderung a ln K n o c h e n rachi t i s f ihnl iche Prozesse vo rausgehen . Die E n t w i c k l u n g der O. f. g aus den r a c h i t i s c h e n V e r t t n d e r u n g e n is t abe r d a n n n ich t , wie POMMER u n d LANG a n n a h m e n , d u r c h ttul3ere E in - w i r k u n g zu erkl~iren, sonde rn d u r c h eine z u n e h m e n d e ver- s t t t rk te W i r k u n g des E K . - H o r m o n s u n t e r Ber t icks ich t igung e iner phys io log i schen \ V i r k u n g des V i t a m i n D.

L i t e r a t u r : AMMON u. DISCHERL, Fermente,. Hormone, Vit- amine. Leipzig: G. Thieme i938. DEMOLE U. CHRIST, Arch. f. exper. Path . I46, 361 (1929). - EGER, Frankf. Z. Path. 56, H. 2 (1942) -- Mschr. Kinderheilk. 89, 83 (1942). - ERDHEIM, Frankf. Z. Path. 7, 175 (~911) Sitzgsber. Akad. \u Wien, Math.- naturwiss. KI. 90 (i914). -- (;ICUnER, in b:AUFMANN, Spezielle Path. Anatomie. Berlin u. l,eipzig: de Gruyter 1938, HOFF U. HoMANN, Z. exper. Med. 74,258 (193o). - ItOLTZU. RUTISHASSER, Schweiz. med. Wschr. 1938, 1283. ](LINKE, Der Mineralstoff- wechsel. Berlin: Deuticke 1931. KOLLA'rH, Klin. Wschr. 1942, 313. - LAN6, Virchows Arch. 257, 594 (1935). -- LEHNAR'rZ, Chemische l'hysiologie. Berlin: Springer i938. - LENEL, Frankf. Z. Path. 56, H. i (1942). -- MAREK u. WELI.MANN, Die Rachitis. Jena, G, Fischer 193I. -- POMNER, Arch. orthop. Chir. I7, 17 (1919).

SCHMIDTMANN, Virchows Arch. 280, I (t931).

OBER GERINNUNGSAKTIVE SUBSTANZ AUS PLACENTAGEWEBE.

Von

CHRISTIAN REICItEL. AUS der Gau Kinderklinik Posen

(Direktor: Dozent Dr. phil. Dr. Tiled. hahil. F. W|DENBAUER).

Von den S u b s t a n z e n P r o t h r o m b i n u n d T h r o m b o k i n a s e , die bei A n w e s e n h e i t yon Ca- Ionen zur T h r o m b i n b i l d u n g i t ihren, b e a n s p r u c h t (lie T h r o m b o k i n a s e unse r besonderes In te resse . Nach der k lass ischen Leh re yon der B l u t g e r i n n u n g soil die T h r o m b o k i n a s e des Blutes du rch Zerfall der T h r o m b o - c y t e n im e x t r a v a s a l e n B l u t e n t s t e h e n . Zwei T a t s a c h e n sche inen die R i c h t i g k e i t dieser A n n a h m e zu beweisen. Die B lu tp l t i t t chen , die i n t r a v a s a l eine auf fa l lende S tab i l i t g t zeigen, zerfal len e x t r a v a s a l rasch, und so is t ein Z u s a m m e n h a n g m i t dem P h g n o m e n der B l u t g e r i n n u n g nahe l iegend . Aul3erdem is t es w iede rho l t ge lungen, aus den T h r o m b o c y t e n ein Lipoid zu isolieren, das g e r i n n u n g s a k t i v e W i r k u n g zeigt u n d eine T h r o m b o k i n a s e da rs te l l t . U n d doch sp rechen wicht ige Ta t - sachen gegen die A n n a h m e , dab die T h r o m b o k i n a s e des Blu tes aus den T h r o m b o c y t e n s t a m m t . So ist, wie besonde r s WOH- LISCH u n d aueh LENGGENHAGER b e t o n t h a b e n , die no rma le G e r i n n u n g s z e i t bei d e m K r a n k h e i t s b i l d de r t h r o m b o p e n i s c h e n P u r p u r a , wo ein sehr w e i t g e h e n d e r P l~ i t t chenschwund vor- liegt, n i c h t zu ve r s t ehen . E b e n s o k a n n auch ftir die Ta t sache ,

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Jg. 21, Heft 39 ~R~ICHEL, Gerinnungsaktive Substanz aus Placentagewebe. 863 26. September 1942

d a b C i t r a tp l a sma , in d e m b e k a n n t l i c h die T h r o m b o c y t e n e r h a l t e n b le iben , p l t i t t chenf re i zen t r i fug ie r t , noeh r e c h t rasch ge f inn t , ke ine e i i l l euch tende Erkl~irung gegeben werden.

I n n e u e s t e r Z e i t h a t n u n LI~NGGENHAG~ER e x p e r i m e n t e l l m i t groBer Wahr sche i i l l i chke i t beweisen k 6 n n e n , d a b die T h r o m b o - k inase des B lu tes n i c h t aus den T h r o m b o c y t e n s t a m m t . E r n i m m t v i e l m e h r an, dab die T h r o m b o k i n a s e des B lu tes e in B lu t e iwe iBk6rpe r ist, de r in e iner i n a k t i v e n Vors tu fe im in t r a - v a s a l e n ]31ut sich f i i ldet u n d e r s t be im Ver las sen de r Gef/il3e du rch Ober f l / i chenwi rkung u n d A b d u i l s t u n g de r Kohlensf iure bei A n w e s e n h e i t yon C a - I o n e n in die a k t i v e T h r o m b o k i n a s e u m g e w a n d e l t wird. WIDENBAI;ER u n d R~.ICltEL is t es auBer- d e m gelungen, aus S e r m n eine eeh te T h r o m b o k i n a s e zu iso- l ieren, die als E iwe iBk6rper a n g e s p r o e h e n werden mul3 und die auch n a c h e r s ch6p fende r L i p o i d e x t r a k t i o n ihre voile W i r k s a m k e i t behiel t . Das P r o b l e m der B l u t t h r o m b o k i n a s e is t also e r n e u t in Fhfl3 g e k o m m e n , u n d es da r f e r w a r t e t werden , d a b es zu e iner wei terei l Kl~trung dieses wich t igen und in ter - e s s a n t e n P r o b l e m s k o m m t .

I n d iesem Z u s a m m e n h a n g g e w i n n e n a u c h die g e r i n n u n g s - a k t i v e n G e w e b s e x t r a k t e , die yon al len T h r o m b o k i n a s e n a m w i r k s a m s t e n sind, e r n e u t In te resse . B e k a n n t l i c h soll das wirk- s ame P r inz ip de r T h r o m b o k i n a s e , besonde r s n a c h den Ar- b e i t e n de r Howel l schen Schule, ein P h o s p h a t i d , und zwar das Cephal in , sein, und die besonde re W i r k s a m k e i t de r Ge- w e b s e x t r a k t e v e r s u c h t m a n d a d u r c h zu erkl / i ren, dab m a n a n n i m m t , das Cepha l in sei in i h n e n d u r c h eine B i n d u n g an Eiwei l3k6rper besonde r s ak t iv i e r t , l~ber die ge r i nnungs - a k t i v e V~'irkung des Cepha l ins s ind in l e t z t e r Zei t Zweifel l a u t geworden. WIDENBAUER u n d REICHEL h a b e n a b e r in a l l e r l e tz te r Zei t e x p e r i m e n t e l l e inwandf re i beweisen k 6 n n e n , d a b das a lkohol l6s l iche Cephal in , sie n a n n t e n es Cepha l in (1), s eh r g a t e g e r i n n u n g s a k t i v e W i r k u n g zeigt und aus P r o t h r o m - b in bei A n w e s e n h e i t von C a - I o n e n T h r o m b i n zu b i lden ver- mag. Es u n t e r l i e g t also ke inem Zweifel, daI3 das Cepha l in (1) e ine ech te T h r o m b o k i n a s e dars te l l t . U n k l a r s ind die Ver- h/ i l tn isse noch bei den G e w e b s t h r o m b o k i n a s e n , d e n n bei de r Howe l l s chen Theor ie des Cepha l in -E iwe iBkomplexes h a n d e l t es sich u m eine A n n a h m e , die e x p e r i m e n t e l l n i c h t bewiesen ist .

E ine e ingehende r e u n d e x a k t e r e U n t e r s u c h u n g de r Ge- w e b s t h r o m b o k i n a s e n sche i t e r t e bis j e t z t d a r a n , d a b es n i c h t ge lnngen ist, das w i rk same P r i n z i p der l ~ x t r a k t e in ge re in ig te r F o r m darzus te l l en . SMITH, ~VARNER und BRINKHAUS h a b e n in neue re r Ze i t e ine T h r o m b o k i n a s e aus L u n g e darges te l l t , die wohl t h r o m b i n - u n d p r o t h r o m b i n f r e i ist, die i ib r igen Eiwei l3k6rper de r Lunge a b e r noch enth~tl t u n d aul3erdem als Suspens ion a i l gewende t w e r d e n muB, w e n n m a n eiile ge- nf igende W i r k s a m k e i t e r re ichen will. Z u d e m is t das Dar - s t e l l u n g s v e r f a h r e n z iemlich schwierig, so d a b sich dieses Ver- f a h r e n zur Da r s t e l l ung e iner ge re in ig ten T h r o m b o k i n a s e n u r beg renz t ve rwe i lden 1/il3t.

I m fo lgenden wird eine Me t hode beschr i eben , m i t de ren Hilfe es gel ingt , e ine hochwi rksame , zellfreie T h r o m b o k i n a s e aus P l a c e n t a g e w e b e darzus te l l en , die w e i t g e h e n d gere in ig t w e r d e n k a n n u n d auf3erdem kein T h r o m b i n u n d kein Pro- t h r o m b i n m e h r enthf i l t .

Daratelluny: Eine frische Placenta wird yon der Nabelschnur aus mit physiologiseher NaC1-L6sung so lange durchstr6mt, bis das Spfilwasser praktisch eiweil3frei ist. Nachdem das Placenta- gewebe von etwa noch anhaf tenden Blutkoagula befreit wurde, wird es im M6rser mit der 2ofachen Menge Aqua dest. kurz ver- rieben trod dann schnell zentrifugiert. Das sedimentierte Placenta- gewebe wird mi t der 3 - -4 fachen Menge physiologischer NaC1- L6sung aufgenommen und gut zerkleinert. Nach einiger Zeit zentrifugieren. Die iiberstehende, zellfreie, hellrote Fltissigkeit ist gereinigte Thrombokinase. Eine noch besser gereinigte Thrombo- kinase erhiilt man, wenn man das Sediment auf diese Weise noch einige Male mit physiologischer NaC1-L6sung auszieht, bis die fiberstehende Flfissigkeit eine gelbliche, Mare kolloidale LOsung darstell t . Vor der letzten Ext rak t ion muB der Placentabrei einige Stunden, am besten im Eisschrank, stehenbleiben, um eine m6gliehst konzentrierte Thrombokinasel6sung zu erhMten.

Die auf diese Weise gewonnene Placenta thrombokinase ist sehon weitgehend yon BegleiteiweiBk6rpern frei, wie man leicht durch die fiblichen Eiweigproben nachweisen kann.

Eine noch weitergehende Reinigung der Thrombokinase kann durch Dialyse gegen Aqua dest. erreicht werden. Der dabei aus- fallende Niederschlag wird abzentrifugiert und in physiologischer NaC1-L6sung aufgel6st. Dabei bleibt meist noch einmal ein ge- ringer unl6slicher Riickstand, der abzentrifugiert wird. Die fiber~ stehende L6s~mg ist eine hochgereinigte Thrombokinase von sehr guter Wirksamkei t und ist frei yon Ca-lonen.

Bei der Dialyse de r T h r o m b o k i n a s e l 6 s u n g gegen A q u a dest . wird die w i r k s a m e S u b s t a n z vollst~indig ausgefii l l t , deni l in d e m zen t r i fug ie r t en D i a l y s a t f i n d e t sich ke ine g e r i n n u n g s - a k t i v e S u b s t a n z mehr . Die P l a c e n t a t h r o m b o k i n a s e muf3 d e n m a c h zu den E u g l o b u l i n e n geztihl t werden .

A. EigenschaJten der gereinigten Ptacentatl~rombot~inase.

P l a c e n t a t h r o m b o k i n a s e ist, genfig-ende K o n z e n t r a t i o n vor- ausgesetz t , auf3erordent l ich s t a r k g e r i n n u n g s a k t i v . Die Ge- r i n n n n g se tz t s ch laga r t ig ein.

Versuch : o , i ccm P lasma , o , i ccm T h r o m b o k i n a s e l 6 s u n g , o,I ccm CaC1, G e r i n n u n g s z e i t 9 Sekunden . L e e r v e r s u c h : Ge- r i n n u n g s z e i t lO 4 Sekunden . Temp. 3 8~

P l a c e n t a t h r o m b o k i n a s e l t tgt sich auf Eis w o c h e n l a n g o h n e Ver lus t de r W i r k s a m k e i t a u f b e w a h r e n . Bei ungei l f igend ge re in ig ten L 6 s u n g e n f/ilK n a c h e inigen Tagen ein Nieder - schlag aus, o h n e d a b d a d u r c h die W i r k s a m k e i t b e e i n t r / t c h t i g t wird.

Be im T r o c k n e n des Niederschlages , der bei de r Dia lyse g e w o n n e n wird, e rweis t sich die T h r o m b o k i n a s e als au f fa l l end wenig s tabi l . Die g e r i n n u n g s a k t i v e Wirku i lg geh t in d e m g e t r o c k n e t e n Nieder seh lag schnel l verlorei l . A u c h d u r c h Ausfi t l lung des g e r i n n u n g s a k t i v e n Eug lobu l i n s d u t c h Koh len - sfiure aus e iner L6sung, die au f das 20fache Volum v e r d f i n n t wurde , lassen sich ke ine besseren T r o e k e n p r f i p a r a t e gewinnen . In den ge t rockne t e i l G e w e b s p u l v e r n is t die g e r i n n u n g s a k t i v e S u b s t a n z vor Z e r s t 6 r u n g besser gescht i tz t .

Durch Acetoi l - ode r Alkoholf i i l lung geh t die g e r i n n u n g s - a k t i v e W i r k u n g ver loren , genau so wie bei den u n g e r e i n i g t e n G e w e b s e x t r a k t e n m i t A u s n a h m e des Gehi rns . W a h r s c h e i n l i c h h / ing t diese E r s c h e i n u n g m i t de r D e n a t u r i e r u n g der wirk- s a m e n E i w e i g k 6 r p e r z u s a m m e n .

P l a c e n t a t h r o m b o k i n a s e is t bei A b w e s e n h e i t von C a - I o n e n Oxa la t - oder C i t r a t p l a s m a gegenf iber u n w i r k s a m , behtt l t , je- doch ihre G e r i n n u n g s a k t i v i t t t t in g a n z e m U m f a n g a u c h bei 24s t f ind igem K o n t a k t m i t P l a sma . Wi rd solches P l a s m a recalcif iziert , so g e r i n n t es genau so r a sch als bei g le ichzei t iger Zugabe yon C a - I o n e n und T h r o m b o k i n a s e zu O x a l a t - ode r C i t r a t p l a s m a .

I n Glasgef/iBen u n d in p a r a f f i n i e r t e n Gef~Ben g e r i n n t recalc i f iz ier tes P l a s m a , d e m T h r o m b o k i n a s e zugese tz t wurde , p r a k t i s e h gleich schnel l . F i i r diese Versuche wurde , u m eine bessere B e u r t e i l u n g de r Versuchse rgebn i s se zu e rm6gl i chen , eine weniger w i r k s a m e T h r o m b o k i n a s e v e r w e n d e t . I n den me i s t en Versuchen w a r e n die Ver suchse rgebn i s se v611ig gleich, in wenigen A u s n a h m e n g e r a n n das P l a s m a in d e m para f f in ie r - t en Gefttg I - - 2 S e k u n d e n sp/ t ter als im Glasgef/il3. Die Ver- h~.ltnisse l iegen also h ie r genau so wie bei V e r w e n d u n g yon unge re in ig t en G e w e b s e x t r a k t e n , d. h. die e rs te P h a s e des G e r i n n u n g s v o r g a n g e s i s t auch bei A n w e s e n h e i t yon ge re in ig t e r T h r o m b o k i n a s e n i c h t k o n t a k t b e d f i r f t i g . D a m i t i s t es w a h r - schein l ich gemach t , d a b zwisehen de r B l u t t h r o m b o k i n a s e , die b e k a n n t l i c h v o n K o n t a k t e i n f l f i s s e n abh / ing ig i s t u n d den G e w e b s t h r o m b o k i n a s e n ein g r u n d l e g e n d e r U n t e r s c h i e d be- s teh t , d e n n die beg l e i t enden E iwe iBk6rpe r de r f ib l ichen Ge- w e b s t h r o m b o k i n a s e n k 6 n n e n als Kon tak t t r~ ige r m i t grot ler W a h r s c h e i n l i e h k e i t ausgesch lossen werden . A m b e a t e n lassen sieh diese Ver suchse rgebn i s se erkl~Lren, w e n n m a n m i t LENC,- GENHAGER a n n i m m t , dab die B l u t t h r o l i l b o k i n a s e i n t r a v a s a l s ich in e iner i n a k t i v e n Vors tu fe f i n d e t und daB, wie we l t e r v o r n schon ausgeff ihr t , die t ( o h l e n s / i u r e a b d u n s t u n g , Ober - f l / i chenak t iv i t / i t u n d A n w e s e n h e i t von C a - I o n e n e r s t zur U m w a n d l u n g de r i nak t ive i l Vors tu fe in die a k t i v e B lu t - t h r o m b o k i n a s e ff ihrt . Ob zwischen G e w e b s t h r o m b o k i n a s e und B l u t t h r o m b o k i n a s e noch wei te re U n t e r s c h i e d e v o r h a n d e n sind, soll d u r c h sp~itere U n t e r s u c h u n g e n geklfir t werden .

Page 3: Über Gerinnungsaktive Substanz aus Placentagewebe

8 6 4 BURTSCHI~R, Diphtheriediagnostik. IZliniscl~e Wochenschrift

Gereinigte P lacen ta th rombok inase ist auffal lend hi tze- stabil . Selbst vier tels t t indiges Erh i t zen im Wasserbad bei i oo ~ sch{idigt sie in ihrer W i r k s a m k e i t kaum.

o, i ccm P la sma + o, i ccm Thrombokinase + o, I ccm CaCI~ Ger innungsze i t 9 Sekunden. Derselbe Versuch mi t e rh i tz te r Thrombok inase : Ger innungszei t 13 Sekunden. Leerversuch: Ger innungsze i t Io 4 Sekunden.

Eine Ausf~llung von E iwe igkbrpern ist be im Kochen n ich t Iestzustellen. P l acen t a th rombok inase ist also noch hitze- s tabi ler als S t ruma- oder Thyreo ideaex t rak te , auf deren HitzestabilitS~t besonders SCHLIDSSMANN, LENGGENHAGER und WIDENBAUER-REICHEL hingewiesen haben. W e n n der Schlul3 e r laubt ist, dab in allen Gewebsex t r ak t en dasselbe gerinnungs- ak t ive Pr inz ip wi rksam ist, dann ist dami t wohl bewiesen, dab die Gewebs th rombokinasen hi tzes tabi l sind. Bei An- wesenhei t von leicht h i tzekoagulablen Eiweil3k6rpern wird die Thrombokinase mi t den dena tu r i e r t en Pro te inen aus- gef~llt.

B. Placentathrombokinase und Lipoide.

U m die Frage zu kl/~ren, ob die V~rirksamkeit der P lacenta- th rombokinase in Zusammenhang mi t ihrem Lipoidgehal t s teht , wurde P lacen ta th rombok inase 24 S tunden lang mi t 2~ther ausgeschfi t tel t . Es darf e rwar t e t werden, dab dann der gr6Bte Tell der Lipoide aus der Thrombokinase l6sung ent- f e rn t ist.

N a c h d e m einige Zeit mi t Nther geschi i t te l t worden war, konn te festgestel l t werden, dab dabei EiweiBkbrper aus- gef/tllt warden. Die Menge der ausgefSllten Pro te ine nahm mi t der Dauer des Schi i t te lns zu.

Un te r such t wurden die ex t rah ie r t e Thrombokinaselbsung, die Lipoide der Ntherf rakt ion und die ausgefallenen Eiweig- k6rper. Dabei wurde fo lgendermagen vorgegangen: Zun~chst wurde das Thrombokinase-Nthergemisch zentr ifugiert . Die ausgef~ll ten FiweiBkbrper kommen dabei in einer di innen Schicht zwischen Ather und Thrombokmase l6sung zur Ab- seheidung. Die ausgefal lenen Proteine, die sich leicht isolieren lassen, wurden mi t A the r nochmals ausgewaschen, l m Vakuum wurde bei allen 3 lCraktionen tier Ather ent fernt .

In der i iblichen Versuchsanordnung warden Thrombo- kinase, die Lipoide, die Athe rex t rak t ion und (tie ausgefMlten g iwe igkSrpe r auf Gerinnungsakt ivi tgt t geprfift.

Die Lipoide, in wenig physiologischer NaCl-L6sung emulgiert , verh ie l ten sich in fast alien Versuchen dem Ge- r innungsablauf gegenfiber indifferent . Nur in e inem Fall konnte eine geringe ger innungsbeschleunigende Wirkung in wiederhol ten Versuchen festgestel l t werden.

Die ursprfingliche Thrombokinase l6sung ha t te zwar durch die _~therbehandlung an GerinnungsaktivitS~t eingebtiBt, wi rk te abe t immer noeh deutl ich ger innungsbeschleunigend.

Die ausgefal lenen Eiweif3k6rper werden in physiologischer NaC1-L6sung, dem Ausgangsvo lumen der Thrombokinase en t sprechend, aufgel6st. Nach einiger Zeit wurde der unl6sliche l<tickstand abzentr i fugier t . M i t d e r klaren L6sung wurden Ger innungsversuche durchgeffihrt . I)abei zeigte sich, dab

sich in dieser F rak t ion die ger innungsak t ivs te Subs tanz f indet .

Versuchsergebnisse. L o,I ccm P l a s m a + o, i ccm Lipoid- emuls ion 4- o , i ccm CaC12: Ger innungsze i t 89, 87 Sekunden . 2. o , i ccm P la sma + o , i ccm Thrombokinase ~itherextr. + o , i ccm CaC12: Ger innungszei t 6I, 64 Sekunden. 3. o , i ccm P l a s m a + o , i ccm Niederschlagl6sung + o,~ ccm CaCI~: Ger innungsze i t 5 o, 51 Sekunden.

Als wicht igstes Ergebnis dieser Versnche zeigt sich, dab die ger innungsbeschleunigende Wirkung der P l acen ta th rombo- kinase auch nach geniigender L ipo idex t rak t ion erhal ten bleibt . Das ak t ive Pr inzip der Gewebs thrombokinasen scheint also, wie WIDENBAUER und REICHEL sehon in einer f r i iheren At- bel t mi tge te i l t haben, ein Eiweif3kbrper zu sein, der auch ohne L ipo idkomponen te wi rksam ist. Der Rf ickgang der A k t i v i t g t nach ~ t h e r b e h a n d l u n g darf wohl als Sch~digung durch die E x t r a k t i o n aufgefafgt werden.

Andererse i t s weis t viel leicht die Tatsache , dab sich die ak t ivs te Substanz in den ausgefal lenen Eiweigk6rpern f indet , darauf bin, dal3 die L6sl ichkei t der Thrombokinase in Zu- s a m m e n h a n g mi t ih rem Lipoidgehal t s teht . An dieser Stelle sei such auf Versuchsergebnisse hingewiesen, die bei der N the rex t r ak t ion yon Oxa la tp l a sma ge tunden wurden. Bei geni igend langer Behand lung ver l ie r t solches Plasma, ~tther- frei gemacht , die F~thigkeit mi t Ca-Ionen in der i iblichen Weise zu gerinnen. Nach vielen S tunden finden sich keine Anzeichen von Gerinnung. W~thrend der Nthe rex t rak t ion fallen, genau wie bei der Thrombokinase , Pro te ine ans, (lie gerinnungs- ak t ive W'irkung zeigen. Die Ahnl ichkei t des Verhal tens ge- r innungsak t ive r Subs tanzen in Gewebsex t rak ten and Plasma. bei 5 , therext rak t ion ve rd ien t Beachtung .

C. ZusammenJassung. 1. Aus P lacen ta wurde eine gereinigte Thrombokinase

dargestel l t , (tie in der ger innungsbeschleunigenden Wirkung allen bisher b e k a n n t e n Gewebs thrombokinasen tiberlegen ist.

2. Die wirksame Komponen te des P lacen taex t rak te s ist eine Substanz, deren \Virkung von ihrem IApoidgehalt un- abhSngig ist. Wahrscheinl ich hande l t es sich um ein Protein .

3. ( ;ereinigte P lacen ta th rombokinase ist hi tzestabi l und in w~iflriger lA}sung sehr gut hal tbar . In ge t rockne tem Zu- s tand geht ihre Ak t iv i tS t raseh ver loren.

4. l )er Ger innungsvorgang ist bei Zugabe von P lacen ta - th rombokinase , im Gegensatz zu der normalen Ger innung, n ieht kontaktbedf i r f t ig . Das d e u t e t darauf hin, dab zwischen der t~ lu t thrombokinase and den Gewebs th rombokinasen Unterschiede bestehen, die noch der Kl~irung bedfirfen.

5. Bei }ktherextrakt ion f indet sich die ge r innungsak t ivs te Subs tanz in dem ausfa l lenden Niederschlag. Auf das Aus- fallen einer ge r innungsak t iven Subs tanz bei gleicher Behand- lung von Oxa la tp l a sma wird hingewiesen.

L i t e r a t u r : W . H . HoWELL, J. Physiol. 31 , t (1912). -- K. LENGGENHAGER, I-Ielvet. med. Acta 7, 2()2 (I940). -- E. W6H- LlSClL Erg. Physiol. 28, 465 (1929); 43,230 (t94o). -- WIDENBAUER- REICHEL, Biochem. Z. 309, too, 415 (I94~) ; Kiln. Wschr. i94 L r ~26.

KURZE WISSENSCHAFTLICHE MITTEILUNGEN.

ZUR BAKTERIOLOGISCHEN DIPHTHERIEDIAGNOSTIK. Von

J. BURTSCH~m ]bag die Clauberg-Nghrb~'>den die bakteriologische Diph-

theriediagnose bedeutend erleichtert haben, wird wohl all gemein anerkannt, l~2s gibt doch kaum ein Institut oder Medizinaluntersuchungsamt, das nicht einen der verschie- denen Clauberg-Nfihrbbden verwende t . Am hiesigen In s t i t u t und Mediz ina lun te r suchungsamt k o m m t derzei t der yon H]~RaMANN t korr igier te und von mir" modif izier te Clauberg I l I m i t gu tem Erfolg zur Verwendung. Der von mi r modif iz ier te N~hrboden un te r sehe ide t sich yon dem yon HERI~NANN korr ig ier ten Clauberg I I I , abgesehen von einigen kleinen 2~nderungen, haupts~chl ich dadurch, dab s t a t t Blu twasser f i l t r ier tes steriles K~lber- o~ler t<inderblutsernm v e r w e n d e t

wird. ('~ber (lie Vorteile, die dieser N~hrboden bietet , babe ich ber ich te t 2. HOLZL :~ v e r w e n d e t s t a t t Blutserum Ascitesfltissig- ke i t und ha t ebenfalls gute Resu l t a t e erzielt .

Leider lassen sich aber mi t diesen modif izier ten N/ihr- b6den die verschiedenen Typen der Diphther iebakter ien n ich t mi t S icherhei t unterscheiden. Es ist also notwendig, eine Re inku l tu r zu gewinnen und diese auI Indica torn~hrb6den ngher zu prfifen.

I n den meis ten FS~llen i s t e s dem Kl in iker jedoch un- wesent l ich zu wissen, um welche T y p e n der Diphther iebak- ter ien es sich handel t . E r will nur wissen, ob echte Diphther ie - baci l len oder Pseudodiphther iebac i l len gefunden wurden .

Diese Un te r suchung er forder t aber im mindes ten Fal le 48 Stunden, meis t abet , da zuerst eine Re inku l tu r der Bak- ter ien gewonnen werden mug, 72 S tunden Zeit.