Überblick über die Vorlesung

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RA Prof. Dr. Andreas Weitbrecht, LL.M. Deutsches und Europäisches Kartellrecht Universität Trier Wintersemester 2011/2012

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RA Prof. Dr. Andreas Weitbrecht, LL.M. Deutsches und Europäisches Kartellrecht Universität Trier Wintersemester 2011/2012. Überblick über die Vorlesung. 1. Einführung: Überblick. 1.1 Grundlagen. 1.2 Geschichte des Kartellrechts. 1.3 Die wichtigsten Rechtsquellen. - PowerPoint PPT Presentation

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RA Prof. Dr. Andreas Weitbrecht, LL.M.

Deutsches und Europäisches Kartellrecht

Universität TrierWintersemester 2011/2012

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24. Oktober 2011 Einführung; Wettbewerbsbeschränkende Vereinbarungen

07. November 2011 Wettbewerbsbeschränkende Vereinbarungen

21. November 2011 Missbrauch marktbeherrschender Stellung

05. Dezember 2011 Missbrauch marktbeherrschender Stellung

19. Dezember 2011 Fusionskontrolle

16. Januar 2012 Fusionskontrolle; Sanktionen und Verfahren

30. Januar 2012 Sanktionen und Verfahren

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Grundlagen • Warum Wettbewerb?• Begriffsbildung• Stellung des Wettbewerbsrechts im Rechtssystem

Geschichte • Anfänge USA• Rezeption seit 1945• Wirtschaftswissenschaft

Rechtsquellen • Deutsches Recht• EU-Recht

Grundformen der Wettbewerbsbeschränkungen

• Wettbewerbsbeschränkende Vereinbarungen• Missbrauch marktbeherrschender Stellung• Unternehmenszusammenschlüsse

Verhältnis zwischen deutschem und europäischem Kartellrecht

• Vorrang des Gemeinschaftsrechts• Anwendungsschwelle EG-Recht• Zwei voll durchgebildete Rechtsordnungen

Verfahren und Sanktionen • Verwaltungsverfahren• Ordnungswidrigkeitenverfahren• Zivilverfahren

1. Einführung: Überblick

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1.1 Grundlagen

Warum Wettbewerb? • Teil des demokratischen Prinzips

• Innovation / Günstige Preise / Sicherheit der Versorgung

Begriffsbildung • Wettbewerbsrecht

• Kartellrecht

• Lauterkeitsrecht

Die Stellung des Wettbewerbsrechts im Rechtssystem

• Wirtschaftsrecht

• Marktordnungsrecht

• Bedient sich zur Durchsetzung

-- Verwaltungsrecht

-- Ordnungswidrigkeitenrecht/Strafrecht

-- Zivilrecht

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1.2 Geschichte des Kartellrechts

Anfänge USA • Sherman Act 1890

• Clayton Act 1914

• Funktionswandel über 120 Jahre

Rezeption seit 1945 • Deutschland

• Japan

• EGKS/EWG/EG/EU

• Weltweit

Wirtschaftswissenschaft • Harvard School

• Freiburger Schule

• Chicago School

• Post Chicago

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1.3 Die wichtigsten Rechtsquellen

Deutschland • Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen

• Zahlreiche Novellen

• 7. Novelle 2005

• Derzeit Diskussion über 8. GWB-Novelle

EU • Art. 101-106 AEUV

• Verordnung Nr. 1/2003: Durchsetzung der Art. 101 und 102 AEUV

• Fusionskontrollverordnung Nr. 139/2004

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1.4 Grundformen der Wettbewerbsbeschränkungen

Wettbewerbsbeschränkende Vereinbarungen / Abgestimmte Verhaltensweisen

Art. 101 AEUV§§ 1 ff. GWB

• Horizontal -- Hard Core Kartelle -- Kooperationen

• Vertikal-- Vertrieb, Franchising, z.B. Preisbindung-- Lizenzverträge

Missbrauch marktbeherrschender Stellung

Art. 102 AEUV§§ 19, 20 GWB

Schwierige Abgrenzung von „normalem“ Verhalten im Wettbewerb• Behinderung von Wettbewerbern• Ausbeutung der Marktgegenseite• Diskriminierungen

Unternehmenszusammenschlüsse

FKVO§§ 35-43 GWB

Kontrollerwerb:• Anteile• Assets (Vermögenswerte)• Gemeinschaftsunternehmen

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1.5 (1) Verhältnis zwischen deutschem und europäischem Kartellrecht – Überblick

Anwendungsschwelle EG-Recht

• Eignung zur Beeinträchtigung des zwischen-staatlichen Handels (Art. 101 und 102 AEUV)

• Fusionskontrolle: Umsatzkriterien (Art. 1 FKVO)

Vorrang des Gemeinschaftsrechts

• Allgemein: Costa./.Enel, Slg. 1964, S. 1141

• Kartellrecht: Besonderheiten

Zwei voll durchgebildete Rechtsordnungen

• „Zweischrankentheorie“ bis 2004

• Art. 3 VO Nr. 1/2003: Zwei integrierte Systeme

• Sonderfall Fusionskontrolle: sich gegenseitig ausschließend, mit Verweisungsmöglichkeit

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1.5 (2) Verhältnis zwischen deutschem und europäischem Kartellrecht – Einzelheiten Art. 101 und 102

Art. 101 AEUV Art. 3 Abs. 2 Satz 1 Verordnung Nr. 1/2003: Vorrang des EU-Rechts mit faktischer Verdrängung des nationalen Rechts

Art. 102 AEUV Art. 3 Abs. 2 Satz 2 Verordnung Nr. 1/2003: Vorrang des EU-Rechts, aber strengeres nationales Recht kann angewandt werden

Dezentrale Anwendung Netzwerk der europäischen Kartellbehörden(Art. 11-14 VO Nr. 1/2003)

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1.6 Verfahren und Sanktionen (Überblick)

Deutschland EU Sanktionen / Rechtsfolgen

Verwaltungsverfahren • § 54-80 GWB• VwVfG

• VO Nr. 1/2003• FKVO

• Unterlassung • Positives Tun• Genehmigung• Verbot

Ordnungswidrigkeiten-verfahren

• §§ 81-86 GWB• OWiG, StPO

• Keine Trennung zwischen Verwaltungs-verfahren und Bußgeldverfahren

• Bußgelder

Zivilverfahren • §§ 87-89a GWB• ZPO

• Anforderungen annationales Recht

• Art. 267 AEUV• Vorgaben durch

Richtlinie?

Nur nationale Gerichte: • Nichtigkeit• Schadensersatz• Unterlassung• Positives Tun

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2. Wettbewerbsbeschränkende Vereinbarungen- Überblick -

Rechtsquellen und Normenhierarchie

• Art. 101 AEUV; Gruppenfreistellungsverordnungen

• §§ 1 ff. GWB

• Vorrang für EU-Recht

Struktur des Art. 101 AEUV

• Tatbestandsmerkmale Absatz 1

• Tatbestandsmerkmale Absatz 3

• Rechtsfolgen

Falltypen • Abgrenzung zu Art. 102 AEUV / FKVO

• Horizontal

• Vertikal

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Fälle zu Art. 101 AEUV

Horizontal • Hard Core Kartell

-- Aufzüge und Fahrtreppen

-- Zusammenfassung ABl. 2008 C 75, S. 19

• Kooperation

-- Engine Alliance GE/Pratt&Whitney

-- Zusammenfassung ABl. 2000 C 58, S. 16

Vertikal • Grundentscheidung

-- Grundig/Consten

-- EuGH Verb. Rs. 56 und 58/64,

Urteil vom 13. Juli 1966, Slg. 1966, S. 322

• Begriff der Vereinbarung

-- Bayer/Adalat

-- EuG, Rs. T 41/96, Urteil vom 26. Oktober 2000,

Slg. 2000, S. II 3383

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2.1 Wettbewerbsbeschränkende Vereinbarungen- Rechtsquellen und Normenhierarchie -

EG-Recht

Art. 101 AEUV

• Grundnorm des EG-Wettbewerbsrechts• Rechtsfolgen:

-- Art. 101 Abs. 2 AEUV

-- VO Nr. 1/2003

-- Nationales Recht• Gruppenfreistellungsverordnungen

Deutsches Recht

§§ 1, 2, 22 GWB

§§ 32-34a, 81 GWB

• Vollständige Übernahme des europäischen Rechts• Rechtsfolgen einheitlich für deutsches und europäisches Recht

Vorrang für EU-Recht • Eignung zur Beeinträchtigung des zwischenstaatlichen Handels• Art. 3 Abs. 1 Satz 1 VO Nr. 1/2003: Vorrang im Bereich des Art. 101 AEUV

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2.2 Struktur des Art. 101 AEUV- Tatbestandsmerkmale und Rechtsfolgen -

Tatbestandsmerkmale

Absatz 1

• Vereinbarung/abgestimmte Verhaltensweise/Beschluss • zwischen Unternehmen • Eignung zur Beeinträchtigung des zwischenstaatlichen Handels• Zweck oder Wirkung: Wettbewerbsbeschränkung

Tatbestandsmerkmale

Absatz 3

• Innovation mit Effizienzgewinn• Beteiligung der Verbraucher am entstehenden Gewinn• Erforderlichkeit der Beschränkungen • Kein Ausschluss des Wettbewerbs

Rechtsfolgen • Art. 101 Abs. 1 AEUV: Gesetzliches Verbot• Art. 101 Abs. 2 AEUV: Nichtigkeit von Vereinbarungen• Art. 7 VO Nr. 1/2003, § 32 GWB: Abstellungsverfügung• Art. 23 VO Nr. 1/2003, § 81 GWB: Geldbußen• §§ 33 GWB, 823 Abs. 2 BGB: Schadensersatz

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2.2.1 Art. 101 Abs. 1 AEUV- Tatbestandsmerkmale -

Vereinbarung oder abgestimmte Verhaltensweise oder Beschluss einer Unternehmensvereinigung

• Vereinbarung: zumindest moralischer Bindungswille• Abgestimmte Verhaltensweise: Kommunikation mit Wettbewerbern über Wettbewerbs- parameter

Unternehmen • Jede wirtschaftliche Tätigkeit

Eignung zur Beeinträchtigung des zwischenstaatlichen Handels

• Abgrenzung zum nationalen Recht• Veränderung der Warenströme• Bekanntmachung ABl. 2004 C 101, S. 81

Wettbewerbsbeschränkung • Zweck oder Wirkung• Relevanter Markt• Spürbarkeit – Bagatellbekanntmachung, ABl. 2001 C 368, S. 13

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2.2.2(a) Art. 101 Abs. 3 AEUV- Tatbestandsmerkmale -

Verbesserung der Warenerzeugung…

• Innovation• alle Wettbewerbsparameter• Effizienzgewinne

Beteiligung der Verbraucher am entstehenden Gewinn

• alle unmittelbaren und mittelbaren Abnehmer• jeder Vorteil• mindestens teilweise Weitergabe der Gewinne

Erforderlichkeit der Beschränkungen • Notwendigkeit jeder einzelnen Wettbewerbsbeschränkung zur Erreichung der Verbesserung von Warenerzeugung, etc. (geringstmöglicher Eingriff in Freiheit des Wettbewerbs)

Kein Ausschluss des Wettbewerbs • Vergleich ohne / mit• ähnlich Marktbeherrschungstest

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2.2.2(b) Art. 101 Abs. 3 AEUV- Gruppenfreistellungsverordnungen und Leitlinien -

Horizontal und Vertikal Allgemein Leitlinien zu Art. 101 Abs. 3 AEUV, ABl. 2004 C 101, S. 97

Horizontal Hard Core Kartelle

Spezialisierung

Forschung & Entwicklung

Kooperation allgemein

(-)

• VO Nr. 1218/2010

• VO Nr. 1217/2010

• Leitlinien horizontale Zusammen- arbeit, ABl. 2011 C 11, S. 1

Vertikal Allgemein

Automobilvertrieb

Technologietransfer

• VO Nr. 330/2010• Leitlinien vertikale Beschränkun-

gen, ABl. 2010 C 130, S. 1

• VO Nr. 461/2010• Ergänzende Leitlinien Automobil-

vertrieb, ABl. 2010 C 138, S. 16

• VO Nr. 772/2004• Leitlinien Technologietransfer,

ABl. 2004 C 101, S. 2

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2.3 Wettbewerbsbeschränkende Vereinbarungen- Falltypen -

Abgrenzung zu Art. 102 AEUV / FKVO

• Richtet sich gegen zwei oder mehr Unternehmen (sonst Art. 102 AEUV)

• Kein Zusammenschlusstatbestand(sonst Art. 3 FKVO)

Horizontal • Hard Core Kartelle

• Kooperationen

Vertikal • Vertrieb

• Warenbezug

• Franchising

• Technologietransfer

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Aufbauschema Prüfung Art. 101 AEUV (1)Verstößt der Vertrag/das Verhalten gegen Art. 101 AEUV?1. Anwendbarkeit des EG-Rechts:

2. Fällt der Vertrag/das Verhalten unter Art. 101 AEUV:

Ist der Vertrag/das Verhalten geeignet, den zwischenstaatlichen Handel zu beeinträchtigen?

Ja Nein nationales Recht

• Zwischen Unternehmen

• Bezweckt oder bewirkt der Vertrag/das Verhalten eine spürbare Wettbewerbsbeschränkung?

Ja Umfassende Marktanalyse

Zweck Wettbewerbsbeschränkung? Wirkung Wettbewerbsbeschränkung?

Ja

Ja Nein Art. 102 oder FKVO?

Vereinbarung, abgestimmte Verhaltensweise, Beschluss einer Unternehmensvereinigung

Nein

Nein kein Verstoß

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Aufbauschema Prüfung Art. 101 AEUV (2)

3. Erfüllt der Vertrag/das Verhalten die Voraussetzungen des Art. 101 Abs. 3?

Ja kein Verstoß

Erfüllt der Vertrag die Voraussetzungen des Art. 101 Abs. 3 AEUV?

• Bringt die Vereinbarung einen Beitrag zum technischen/wirtschaftlichen Fortschritt oder zur Verbesserung der Warenerzeugung/-verteilung?• Sind die Verbraucher am entstehenden Gewinn angemessen beteiligt?• Sind die in der Vereinbarung enthaltenen Beschränkungen des Wettbewerbs auf das zur Erreichung des Vertragszwecks Notwendige beschränkt?• Bleibt auch bei Durchführung der Vereinbarung Wettbewerb auf dem relevanten Markt bestehen?

Erfüllt der Vertrag die Vorraussetzungen eine Gruppenfreistellungsverordnung?

Ja Nein

Kein Verstoß gegen Art. 101

Nein Verstoß